A. Baier, S. Hochreiter (Hg_innen): "Inter*geschlechtliche Körperlichkeiten" c Zaglossus eU

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Angelika Baier und Susanne Hochreiter (Hg_innen)

Inter*geschlechtliche KÜrperlichkeiten Diskurs/Begegnungen im Erzähltext

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challenge GENDER Aktuelle Herausforderungen der Geschlechterforschung. Reihe des Referats Genderforschung Band 3 Diese Reihe des Referats Genderforschung der Universität Wien präsentiert aktuelle Theorien, Diskussionen und Forschungsarbeiten der transdisziplinären Gender Studies, u. a. aus Perspektiven der feministischen Epistemologie, der Queer und Postcolonial Studies, der Feminist Science Studies oder der Gender & Science Technology Studies. Im Zentrum der Reihe stehen kritische Reflexionen von Geschlechterverhältnissen und gesellschaftliche Machtstrukturen, deren Wandel im Kontext der Globalisierung, ebenso wie gegenwärtige Versuche, Sex, Gender und Sexualität neu zu denken.

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Angelika Baier und Susanne Hochreiter (Hg_innen)

Inter*geschlechtliche KÜrperlichkeiten Diskurs/Begegnungen im Erzähltext

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Der Druck dieses Buches wurde gefördert vom Austrian Science Fund (FWF) im Rahmen des Projekts „Diskursverhandlungen in Literatur über Hermaphroditismus“ (P 22877-G20).

Gedruckt ebenso mit Unterstützung des Referats Genderforschung der Universität Wien, der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung der Universität Wien, sowie der Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschaftsund Forschungsförderung.

Der Abdruck der Bilder im Beitrag von Skadi Loist erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Archivs der Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg | International Queer Film Festival (S. 157 und S. 158). Der Abdruck der Bilder im Beitrag von Michael Groneberg erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Kunsthistorischen Museums, Wien (S. 168), von bpk/Antikensammlung, SMB/Johannes Laurentius (Pergamonmuseum Berlin) (S. 169) und des Museo Barracco, Rom (S. 170). Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © Zaglossus e. U., Wien, 2014 1. Auflage 2014 Alle Rechte vorbehalten. Das Coverdesign basiert auf dem Konferenzplakat der Tagung Inter*geschlechtliche Körper – Diskurs/Begegnungen im literarischen Text (Universität Wien, Nov. 2012), entworfen von Michaela Lutz für ab-artig.com. Lektorat: Nicole Alecu de Flers Druck: Prime Rate Kft., Budapest Printed in Hungary ISBN 978-3-902902-26-9 Zaglossus e. U., Vereinsgasse 33/25, A-1020 Wien E-Mail: info@zaglossus.eu www.zaglossus.eu

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Inhalt Angelika Baier und Susanne Hochreiter Einleitung

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Alex Jürgen Rache ist süß und windig

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Eveline Kilian Literarische Heterotopien: Ermöglichungsräume für intergeschlechtliche Subjekte

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Kapitel I: Recht und Politik Heinz-Jürgen Voß Intergeschlechtlichkeit. Kreuzungen: Medizin – politische Praxis – generierter Text

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Alex Jürgen Das kleine Ich-bin-es

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Elisabeth Holzleithner Unmögliches Leben. Intergender in Ulrike Draesners Mitgift. Ein Essay Mit Einmischung von Susanne Hochreiter

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Alex Jürgen Gott steh mir bei

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Kapitel II: Bildlichkeiten Marina Rauchenbacher Bilder schießen – Bild sein. Inter*geschlechtliche Körper in Ulrike Draesners Mitgift

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Skadi Loist im Gespräch mit Angelika Baier und Susanne Hochreiter: Selbstbehauptung und Fremderklärung: Filmische Repräsentationen von Inter*geschlechtlichkeit

151

Michael Groneberg Zum Beispiel Hedwig: Über die Aktualität der antiken Narrative von Hermaphrodit und Androgyn

165

Kapitel III: Diskurs/Reflexionen Michaela Koch Das geständige Geschlecht: Selbst- und Fremdpositionierungen im ‚Fall‘ Herculine Barbin

193

Urte Helduser Endzeitmonolog mit HermaphroditIn: Nora Mansmanns postdramatische Freakshow zwei brüder drei augen

215

Angelika Baier und Matthias Egger „heute morgen bin ich aufgewacht und mein geschlecht war weg“: Eine Diskurs/Begegnung mit Nora Mansmanns Theaterstück zwei brüder drei augen 237 6


Kapitel IV: Diskurs/Begegnungen Katinka Schweizer Körper, Geschlecht und Identität in Ulrike Draesners Mitgift: Sexualwissenschaftliche, psychologische und psychodynamische Betrachtungen

263

Sabine Lang Fiktion im Spiegel der Ethnologie: „Multiple Gechlechter“ in indigenen Kulturen Nordamerikas und Tom Spanbauers Roman The Man Who Fell in Love with the Moon

285

Sigrid Schmitz im Gespräch mit Angelika Baier und Susanne Hochreiter: Geschlechterbrüche – Körpergrenzen: Eine feministische Biologin liest Inter*Sex in Middlesex

311

Johanna Dorer und Matthias Marschik Dichotomie der Moderne: Zur Diskursivierung intergeschlechtlicher Körper im System des medialisierten Sports

331

Zu den Mitwirkenden

363

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Angelika Baier und Susanne Hochreiter

Einleitung

„Wo Sehnsucht ist, entsteht eine Geschichte“ (Draesner 2002: 74). „And so I face this text. I must respond to it. But in responding to this text, already mediated by the failed proximity of translation, I cannot fully face this text, I cannot transform the text into a face. I miss it. But, my missing of it, my failure to face up to it, is also an encounter with it, and engagement with it, and a responsibility for it” (Ahmed 2000: 148).

Der vorliegende Band versammelt dreizehn wissenschaftliche Beiträge sowie drei Kurzerzählungen, deren Ziel es ist, aus unterschiedlicher disziplinärer Perspektive intergeschlechtliche Körperlichkeiten, d. h. Körperlichkeiten, die sowohl männlich als auch weiblich konnotierte Geschlechtsmerkmale aufweisen, in den Blick zu nehmen. Er dokumentiert damit die vielfältigen Diskussionen, die im Rahmen der im November 2012 an der Universität Wien abgehaltenen, international sowie interdisziplinär ausgerichteten Tagung Inter*geschlechtliche Körper – Diskurs/Begegnungen im literarischen Text1 stattgefunden haben. Ausgangspunkt der Tagung sowie in weiterer Folge dieses Bandes stellt die Beobachtung dar, dass intergeschlechtliche Körperlichkeiten in einem internationalen Umfeld seit den 1990er9


Jahren Gegenstand zahlreicher Diskussionen geworden sind. Ins Gespräch getreten sind dabei Vertreter_innen verschiedenster wissenschaftlicher Disziplinen, Selbsthilfegruppen und Betroffene, Politik und Kunst. Wie u. a. Heinz-Jürgen Voß betont, liegt der Grund für das vermehrte Interesse darin, dass immer mehr betroffene Personen mit Kritik an den etablierten medizinischen Behandlungsmethoden von intergeschlechtlichen Körperlichkeiten in die Öffentlichkeit traten und so das Thema in den Blick der Gesamtgesellschaft rückten (vgl. Voß 2012: 15-21). Der zentrale Status, den die Medizin in den Debatten um Intergeschlechtlichkeit einnimmt, ist indes kaum verwunderlich, denn spätestens seit dem 18. Jahrhundert ist das Wissen um den vergeschlechtlichten Körper stark von den Naturwissenschaften und in weiterer Folge von der Medizin geprägt (vgl. Laqueur 1992; Voß 2010; in Bezug auf Intergeschlechtlichkeit: vgl. Dreger 2000; Fausto-Sterling 2000; Klöppel 2010). So scheint es auch in den gegenwärtigen westlichen Gesellschaftssystemen, die mehr denn je entlang einer meist biologisch argumentierten, vermeintlich natürlichen Zwei-Geschlechter-Ordnung strukturiert sind, als selbstverständlich, dass Personen, die mit einem Körper geboren werden, der nicht eindeutig einem Geschlecht zuordenbar ist, sofort nach der Geburt oder spätestens ab der Pubertät der Medizin überantwortet werden, der es in weiterer Folge obliegt zu entscheiden, was das „wahre“2 oder „bessere“3 Geschlecht im Sinne der anatomischen Gegebenheiten des Körpers ist. Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts gehört es dabei in der westlichen Welt zur anerkannten medizinischen Praxis, diese Vorstellungen des ‚wahren‘ oder ‚besseren‘ Geschlechts den Körpern im wahrsten Sinne des Wortes chirurgisch auf den Leib zu schreiben. Ausgangspunkt für diese Behandlungspraxen waren psychologisch und sexualwissenschaftlich orientierte Forschungen, die in den USA der 1950er-Jahre durchgeführt worden waren und deren Ergebnisse dem sogenannten Baltimorer Behandlungsprotokoll zugrunde gelegt wurden, das in den Folgejahrzehnten in der gesamten westlichen Welt Verbreitung fand (vgl. Klöppel 2010: 307-336). Zentrale Erkenntnisse dieser radikal-konstruktivistisch geprägten Forschungen, die u. a. vom Psychologen John Money,4 dem 10


wohl ‚berühmt-berüchtigtsten‘ Forscher zu Intergeschlechtlichkeit, durchgeführt wurden, besagten, dass sich das Geschlechtsempfinden (die, so Moneys Terminologie, Gender Role) eines jeden Menschen in den ersten 18 Lebensmonaten unter Rückgriff auf die jeweils richtigen Erziehungsmaßnahmen quasi beliebig in eine männliche oder eine weibliche Richtung formen lasse (vgl. Money et al. 1957). Würde nun ein Mensch mit uneindeutigem Genitale geboren, so müsse nur ein Geschlecht festgelegt werden, das der Person fortan anerzogen werden solle. Die Ausbildung einer stabilen Geschlechtsidentität galt in diesem Zusammenhang als Ziel der Behandlungen, denn diese garantiere ein gelingendes Sozialleben. Die Geschlechtsidentität solle sich in diesem Prozess, so die Forschungen, auf Basis einer eindeutigen Anatomie der äußeren Geschlechtsorgane entwickeln, die es vor allen Dingen den Eltern ermögliche, das Kind überhaupt anzunehmen, sodass sie in der Lage seien, es richtig zu adressieren und zu erziehen. Aus diesem Grund sei es wichtig, die ‚fehl- oder minderentwickelten‘ Organe so schnell wie möglich operativ zu ‚korrigieren‘, d. h. in Richtung des einen oder anderen Geschlechts zu vereindeutigen. Sollten im Rahmen der Eingriffe Gewebe und Empfindungsfähigkeit zerstört werden, galt dies lange Zeit als unerwünschter, aber unabdingbarer Nebeneffekt der alles in allem für eine ,gesunde‘ psychosexuelle Entwicklung notwendigen Eingriffe. Gleichzeitig wurde vom behandelnden Mediziner_innen-Team gemäß dem Baltimorer Behandlungsprotokoll die Strategie verfolgt, den betroffenen Personen so wenig wie möglich darüber mitzuteilen, was mit ihnen geschehen war, um Unsicherheiten in der Ausbildung einer eindeutigen Geschlechtsidentität oder psychische Probleme zu vermeiden (vgl. Voß 2012: 15; Klöppel 2010: 27-28). Generell gilt Intergeschlechtlichkeit bis heute im medizinischen Umfeld als „psychosozialer Notfall“ (Lang 2006: 85), da davon ausgegangen wird, dass Personen mit uneindeutigem Genitale zunächst von den Eltern nicht so gut aufgenommen werden könnten und spätestens im Schulalter von ihrem Umfeld in einem Ausmaß gehänselt würden, das zu schweren psychischen Problemen führen müsse (vgl. Lang 2006: 119). 11


Wie zahlreiche Studien belegen, haben sich die medizinischpsychologischen Behandlungen entlang den Baltimorer Richtlinien als wenig erfolgreich erwiesen (vgl. Richter-Appelt 2008; Schweizer/Richter-Appelt 2012b; Voß 2012: 62-65). Dies betrifft die Zufriedenheit sowohl mit den Ergebnissen der chirurgischen Eingriffe als auch mit dem Behandlungskonzept im Allgemeinen. Als nun die ersten Personen, die dem Protokoll entsprechend behandelt worden waren, an die Öffentlichkeit traten und ihre Erfahrungen publik machten, wurde deutlich, dass sowohl die wiederholten Untersuchungen und die damit einhergehende ständige Entblößung der eigenen Genitalien vor den Blicken von Mediziner_innen als auch der Geheimhaltungszwang, die Tabuisierung des Themas innerhalb der Familie und die daraus resultierende soziale Isolation zu zum Teil traumatischen Erfahrungen aufseiten der Betroffenen geführt hatten (vgl. Preves 2005: 60-86). Die nunmehr öffentlich geäußerte Kritik entzündete sich allerdings nicht nur an den Behandlungsmethoden und -ideologien der Medizin. Im Zuge der sich formierenden Protest-Bewegungen wurde und wird immer noch Kritik geübt an der generellen Pathologisierung von Intergeschlechtlichkeit durch den medizinischen und psychologischen Diskurs; kritisiert wird auch der juristische Diskurs, der nur zwei Geschlechter rechtlich zulässt, während das Recht intergeschlechtlicher Menschen auf unversehrte Körper wenig Beachtung findet; Kritik wird zudem formuliert an einem Gesellschaftssystem, das nur zwei Geschlechter (aner)kennt sowie versucht, Variationen von Geschlechtskörpern und -identitäten unsichtbar zu machen. Ausgehend von den USA formierten sich also ab den 1990er-Jahren Selbsthilfegruppen sowie politisch motivierte Initiativen,5 deren Kampagnen immer mehr Erzählungen publik machten, die den wissenschaftlichen Diskursen entgegentraten und auch politische Debatten um die Rechte intergeschlechtlicher Menschen in Gang setzten. Im deutschsprachigen Raum ist bis ins 21. Jahrhundert vorwiegend in Deutschland und in der Schweiz eine Vielzahl an Gruppierungen und politischen Initiativen aktiv, während in Österreich die gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen für eine dauerhafte Etablierung 12


politisch-aktivistischer Gruppierungen, die im öffentlichen Leben sichtbar sind, bisher nicht ausreichend gegeben waren. Erst im Februar 2014 wurde in einem neuen Anlauf eine Initiative gestartet.6 Während zu Anfang der politisch-aktivistischen Bewegungen die Geschichten betroffener Personen hauptsächlich über Face-to-Face-Kontakte bei Veranstaltungen oder Konferenzen öffentlich gemacht wurden, bot insbesondere das Internet ab der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre vormals ungeahnte Möglichkeiten, in Kontakt mit anderen zu treten. So gingen in diesem Zeitraum zahlreiche wichtige Gruppierungen wie die US-amerikanische ISNA, die Intersex Society of North America,7 oder auch die bundesdeutsche Gruppe der XY-Frauen8 online. Während die ISNA – die mittlerweise in die Accord Alliance9 übergegangen ist – u. a. in ihrem Newsletter persönliche Geschichten weitergab,10 gibt es auf der Homepage der XY-Frauen einen eigenen Link zu „persönlichen Geschichten“.11 Wie Zehnder (2010) eingehend untersucht, bietet das Internet auch über Foren und Blogs die Möglichkeit, sich auszudrücken und mit anderen zumindest auf virtuellem Boden in Kontakt zu treten. In Bezug auf die persönlichen Erzählungen, die nunmehr einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, und die wissenschaftlichen Erzählungen zu Intergeschlechtlichkeit – schließlich sind auch Wissenschaftler_innen damit beschäftigt, ihre Forschungsergebnisse in Texte zu übersetzen und diese dabei entlang etablierter narrativer Muster zu entwerfen12 – ist indes ein starkes Interdependenz-Verhältnis zu beobachten: So orientieren sich zahlreiche wissenschaftliche Diskurse um Intergeschlechtlichkeit seit Jahrhunderten am Genre der sogenannten Fallgeschichte. Insbesondere in früheren Jahrhunderten erstellten Wissenschaftler_innen wie u. a. Mediziner_innen,13 Psychiater_innen oder Sexualwissenschaftler_innen14 und auch Jurist_innen15 regelrechte Sammlungen persönlicher Geschichten, die zwar auf Einzelfälle eingingen, diese aber als beispielhaft für das Allgemeine in den Blick bringen sollten. Wissenschaftliche Fallgeschichten, seien sie nun historisch oder zeitgenössisch, sind per definitionem aus der Perspektive der_s Expertin_en verfasst. Die Stimmen 13


der ‚Betroffenen‘ werden dieser untergeordnet, da sie hauptsächlich dann zu Wort kommen, wenn sie die Autorität der Expert_innenmeinung zu stärken in der Lage sind.16 Auch im umgekehrten Sinne gilt für die wenigen überlieferten frühen Erzähldokumente von intergeschlechtlichen Personen selbst, wie jene von Herculine Barbin (1872-74/1998)17 oder N. O. Body (1907/1993),18 sowie auch für die zahlreichen zeitgenössischen Geschichten intergeschlechtlicher Personen, dass sie auf wissenschaftliche Diskurse wie jenen der Medizin, der Psychologie oder des Rechts Bezug nehmen – wenn auch meist in Form einer Abgrenzungsfolie, von der die_der Erzähler_in die eigene Geschichte abheben will. Dabei wird die persönliche Erzählstimme der Stimme der Expert_innen gegenübergestellt, oftmals in der Absicht, die eigene persönliche ‚Wahrheit‘ hinter der Erzählung der abstrahierenden, mit Autorität auftretenden Expert_innen-Stimme aufzudecken. Seit in jüngerer Zeit immer mehr Geschichten intergeschlechtlicher Personen bekannt werden, die wissenschaftliche Narrative von Intergeschlechtlichkeit einer Kritik unterziehen, sind die Wissenschaften mehr denn je gefordert, diese Zugänge ernst zu nehmen. So ist denn auch in den wissenschaftlichen Spezialdiskursen seit den 1990er-Jahren ein erhöhtes Interesse an Erzählungen von intergeschlechtlichen Personen zu beobachten, wenn es darum geht, sich mit Kritik auseinanderzusetzen, um beispielsweise Behandlungsrichtlinien zu ändern oder alternative juristische Konzeptionen von Geschlecht zu entwerfen. Dementsprechend lässt sich seit den 1990er-Jahren und insbesondere seit dem Jahrtausendwechsel ein immenser Anstieg an wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Intergeschlechtlichkeit beobachten, denen daran gelegen ist, den durch die zahlreichen Diskussionen veränderten Rahmenbedingungen, die nunmehr mehr Offenheit im Umgang mit dem Thema versprechen, Rechnung zu tragen. Dabei ist zu vermerken, dass auch in Bezug auf wissenschaftliche Beiträge zu den Debatten in Österreich Zurückhaltung feststellbar ist – ein Umstand, dem dieser Sammelband entgegentreten möchte. Die folgende Auflistung nennt mit Fokus auf den prägenden anglophonen sowie auf den deutschsprachigen Raum, der für den 14


vorliegenden Band von besonderem Interesse ist, eine Auswahl an Analysen zu Intergeschlechtlichkeit aus verschiedenen Disziplinen, die dem kritischen Standpunkt betroffener Personen auf die eine oder andere Weise begegnen wollen. Publiziert wurden also u. a. Arbeiten aus der Soziologie (vgl. Fröhling 2003; Preves 2005; Zehnder 2010), der Ethnologie (vgl. Schröter 2003; Lang 2006), dem Rechtsdiskurs (vgl. Plett 2003; Kolbe 2010; Greenberg 2012), der Medizin (vgl. Diamond/Sigmundson 1997; Hutson et al. 2012), der Philosophie (vgl. Groneberg 2008), der Medizingeschichte (vgl. Dreger 2000; Mak 2005; Klöppel 2010), den Queer Studies (vgl. Atkins 1998; Holmes 2009; Morland 2009), den Gender Studies (vgl. Butler 2004; Dietze 2006), der Biologie (vgl. Fausto-Sterling 2000; Schmitz 2006; Voß 2010), den Literaturwissenschaften (vgl. Stritzke 2011; Baier 2013) oder den Sexualwissenschaften und der Psychologie (vgl. Schweizer/Richter-Appelt 2012a). Einige Monografien versuchen, der Interdisziplinarität des Themas in ihrem Aufbau Rechnung zu tragen (vgl. Lang 2006; Zehnder 2010). In Sammelbänden wiederum sollten neben den Stimmen von Vertreter_innen verschiedener Disziplinen auch die Stimmen von intergeschlechtlichen Personen sowie deren Eltern eingefangen werden (vgl. Groneberg/Zehnder 2008; Holmes 2009; Morland 2009; Schweizer/Richter-Appelt 2012a). In diesem Kontext können sowohl wissenschaftliche Erzählungen als auch jene von Einzelpersonen den Rezipient_innen als Erfahrungsaustausch und zur kritischen Reflexion dienen. Erzählen kann als Akt des Aushandelns verstanden werden, der die Möglichkeit beinhaltet, die Zukunft anders zu gestalten als die Gegenwart und die Vergangenheit. Gerade was die Möglichkeit der Aushandlung verschiedener diskursiver Ebenen und Felder betrifft, kommt der Kunst eine besondere Bedeutung zu: Mit Blick auf die Literatur fasst Jürgen Link die Kunst als Interdiskurs, was bedeutet, dass sie Elemente aus unterschiedlichsten Umfeldern, aus wissenschaftlichen Spezialdiskursen sowie aus alltäglichen Elementardiskursen, d. h. aus wissenschaftlichen und persönlichen Erzählungen, aufgreifen, sie in ihrer Bedeutung bekräftigen, einer Kritik unterziehen oder neu verknüpfen kann 15


(vgl. Link 2004: 29). Kunst stellt in diesem Zusammenhang, wie Eveline Kilian in ihrem Beitrag zu diesem Band in Bezug auf Foucault und die Literatur ausführt, einen Heterotopos, einen anderen Raum oder auch Möglichkeitsraum, dar, der sich auf etablierte Erzählordnungen in einer bestimmten Gesellschaft beziehen muss, diese aber sowohl einer Kritik unterziehen als auch in ihrer Gültigkeit reifizieren kann – oder beides zugleich. Im Kontext von Intergeschlechtlichkeit lässt sich nun für das ausgehende 20. und das beginnende 21. Jahrhundert eine Zunahme der künstlerischen Produktion beobachten, die sich mit intergeschlechtlichen Körperlichkeiten und ihren vielfältigen sprachlichen oder bildlichen Erzählmodi auseinandersetzt. Das sind zum einen künstlerische Arbeiten von intergeschlechtlichen Personen selbst, die hauptsächlich in autobiografisch orientierten Büchern (vgl. u. a. Hillmann 2008; Völling 2010) und Filmen (vgl. u. a. Erik(A) 2005; Tintenfischalarm 2006; Orchids – My Intersex Adventure 2010) oder auf Bildern, Fotografien oder im Rahmen von Installationen (vgl. u. a. die Arbeiten von Del LaGrace Volcano19 oder Ins A Kromminga20) intergeschlechtliche Körperlichkeiten in Bezug auf sich selbst und andere verhandeln. Im Band von Barth et al. (2013) wiederum werden Selbsterzählung, Diskurskritik und bildende Kunst verbunden. Zudem ist eine große Anzahl an künstlerischen Arbeiten entstanden, die aus Sicht nicht selbst betroffener Künstler_innen Intergeschlechtlichkeit und ihre vielfältigen diskursiven Verflechtungen reflektieren. In Bezug auf die Literatur lassen sich in diesem Kontext beispielsweise die Texte von Jeffrey Eugenides (2002), Ulrike Draesner (2002), Noëlle Châtelet (2002), Franzobel (2005), Amanda Curtin (2008), Kathleen Winter (2010) oder Sybille Berg (2012) nennen; hinsichtlich Film gilt es u. a. Both (2005) oder XXY (2007) zu erwähnen. Als Schlussfolgerung aus den bisherigen Ausführungen lässt sich festhalten, dass es für Erzählungen über Intergeschlechtlichkeit, sowohl historisch als auch zeitgenössisch, als typisch erachtet werden kann, dass hier verschiedene Erzählweisen und -muster einander begegnen. Zum einen können, wie erwähnt, Interdependenzen zwischen wissenschaftlichen Erzählmustern sowie 16


auch persönlichen, autobiografisch orientierten Erzählmustern beobachtet werden. Zum anderen stellt die Kunst im Allgemeinen einen Interdiskurs dar, der sowohl Elemente aus den wissenschaftlichen Spezialdiskursen als auch aus den alltäglichen Elementardiskursen aufnimmt. Schließlich wirken auch künstlerische Arbeiten sowohl auf alltägliche als auch spezialdiskursive Erzählweisen zurück, wie sich dies am wohl bekanntesten Roman zu Intergeschlechtlichkeit, der fiktionalen Autobiografie Middlesex (2002) von Jeffrey Eugenides, illustrieren lässt. Denn die narrative Struktur von Middlesex stellt ein Erzählmuster für nicht-fiktionale, autobiografisch orientierte Erzählungen dar, was u. a. an Aussagen der_s Protagonistin_en des Dokumentarfilms Tintenfischalarm (2006) Alex Jürgen oder an Verweisen in Christiane Völlings Text Ich war Mann und Frau: Mein Leben als Intersexuelle (2010) deutlich wird. Banner wiederum arbeitet in ihrer wissenschaftlichen Untersuchung u. a. die Wirkungsweise des Romans innerhalb des medizinischen Diskursfeldes heraus (vgl. Banner 2010: 860-862). Für diesen Band bedeutet das Zirkulieren verschiedener Erzählungen und Erzählmuster zu intergeschlechtlichen Körperlichkeiten nun, dass es in Weiterführung der Idee zur eingangs erwähnten Konferenz Anliegen der hier vorliegenden Beiträge ist, diese Interdependenzen zwischen unterschiedlich disziplinär verankerten wissenschaftlichen sowie künstlerischen und auch nichtfiktionalen, autobiografisch orientierten Erzählungen zu Intergeschlechtlichkeit explizit zu reflektieren. Dies geschieht, indem die einzelnen Beiträge auf unterschiedliche Weise – wie weiter unten näher zu erläutern ist – ungewöhnliche Begegnungen zwischen verschiedenen Erzählmustern und ‑weisen von Intergeschlechtlichkeit ermöglichen. Um zunächst den Prozess der Begegnung theoretisch näher zu fassen, kann ein Bezug zu Sara Ahmeds und Bernhard Waldenfels’ Überlegungen hergestellt werden. So betont Ahmed: „Encounters involve the production of meaning as a form of sociality. That is, meanings are produced precisely in the intimacy of the ,more than one‘“ (Ahmed 2000: 15). Erst wenn also mindestens zwei Entitäten aufeinander treffen, entsteht die Möglichkeit der Bedeutungsproduktion, indem die zwei im Moment 17


der Begegnung einander berühren, d. h. einander auf die eine oder andere Weise affizieren oder bewegen (vgl. Waldenfels 2002: 7780). Dabei gilt, dass die beiden Entitäten dieser gegenseitigen Affizierung nicht als abgeschlossene, vorab definierte vorausgehen, denn laut Ahmed erfolgt es erst im Rahmen einer Begegnung, dass „die Unterscheidung zwischen innen und außen [...] überhaupt erst bewirkt [wird]“ (Ahmed 2014: 189). Für Erzählweisen zu Intergeschlechtlichkeit bedeutet dies, dass erst in der Begegnung mit anderen Erzählweisen oder -mustern deutlich wird, was das Eigene, das Innen, und was das Andere, das Außen, konstituiert. Jede Entität stellt sich somit von Beginn an als ek‑statische, de‑zentrierte dar, indem sie sich nur über den Kontakt (von lat. contingere)21 mit anderen im etymologischen Sinne des Begriffes herausbilden kann, weshalb die Grenzen zwischen jedweden Entitäten fließend sind bzw. im Moment der Begegnung jedes Mal aufs Neue (wieder)hergestellt – und damit gleichzeitig infrage gestellt werden müssen. Was den Prozess der Bedeutungsgenerierung im Rahmen einer Begegnung betrifft, so definiert Waldenfels diesen als „etwas als etwas fassen“ (Waldenfels 2002: 28; Hervorhebung im Original). In der Begegnung wird also ein Gegenüber gelesen, d. h. es wird in etablierte Zeichen gefasst, denen Bedeutung zugeschrieben wird und die zusammengenommen als Text, d. h. auch als Erzählung, aufgefasst werden. Zeichen und Erzählungen stellen dabei stets Verkürzungen des Gegenübers dar, da sie den Lesefokus auf Bestimmtes legen, während Anderes im Prozess der Bedeutungsgenerierung vernachlässigt wird. Ahmed zufolge erlaubt uns also der Begriff der Begegnung als Prozess des Lesens „to understand how such encounters are always mediated and partial“ (Ahmed 2000: 15). Denn im Prozess des Lesens, in der Begegnung, muss der Bedeutungsüberschuss der_s Anderen, das, was über die Zeichen nicht erfasst werden kann, für den Moment ignoriert werden. In diesem Zusammenhang betont Ahmed: „Encounters involve both fixation, and the impossibility of fixation“ (Ahmed 2000: 8); Begegnungen sind also geprägt von einer momentanen Fixierung des Gegenübers im Leseprozess. Gleichzeitig verdeutlichen sie auch die Unmöglichkeit dieser Fixierung, 18


denn Lektüren und Erzählungen müssen ihren Gegenstand immer verfehlen. Auf diese Weise kommt zum einen zum Ausdruck, dass durch immer neue Begegnungen mit einem Gegenüber auch immer neue Lesarten dieses Gegenübers möglich werden. Denn für Ahmed ist klar:„If encounters are meetings, then they also involve surprise“ (Ahmed 2000: 8). Zum anderen erfolgt aus der Verfehlung eine ethische Verantwortung für das Gegenüber, dem ich versuche, mit jeder neuen Lektüre besser gerecht zu werden. Es stellt nun Ziel dieses Bandes dar, über die Begegnung verschiedener Erzählmuster und ‑weisen auszuloten, welche Möglichkeiten und Begrenzungen es gibt, wenn intergeschlechtliche Körperlichkeiten erzählt werden sollen, denn in der Begegnung von wissenschaftlichen Erzählungen, autobiografisch orientierten, literarischen oder filmischen Erzählungen, historischen und zeitgenössischen Texten, in der Analyse von Bildlichkeiten u. a. sollen neue, unter Umständen überraschende Denk- und Erzählräume in Bezug auf Intergeschlechtlichkeit ausgemacht werden. In der Begegnung können sich die vielfältigen Zugänge und spezifischen Erkenntnisweisen gegenseitig ergänzen, erhellen, infrage stellen oder auch konterkarieren, was auch die jeweilige Offenheit und Kontingenz der einzelnen Erzählmuster zu Intergeschlechtlichkeit illustriert. Denn, wie aus den einleitenden Ausführungen deutlich wurde, stellt es sich gerade in Bezug auf Erzählweisen von intergeschlechtlichen Körperlichkeiten immer wieder als wichtig und notwendig dar auszuhandeln, wer was mit welchem Anspruch erzählt. Für die Beiträge dieses Bandes bedeutet dies den Versuch, einem (wissenschaftlichen) Erzählen entgegenzutreten, das mit einem Wahrheitsanspruch auftritt, der seinen Gegenstand in spezifischer Weise fixiert und damit alternative Erzählungen nicht zulässt. Im Rahmen des Bandes soll der Offenheit jedweder Erzählung auch insofern Rechnung getragen werden, als in den Beiträgen unterschiedliche gendersensible Schreibweisen Verwendung finden. Das Deutsche ist geprägt von grammatikalisch meist eindeutigen maskulinen und femininen Formen, die das Geschlecht eines bestimmten Referenzwortes festlegen; mittels des Einsatzes 19


von Unterstrichen, Asterisken, Binnen-I-Formen oder Schrägstrichen hat sich eine Vielzahl an Möglichkeiten etabliert, dieser Fixierung entgegenzuwirken. Die Entscheidung, in diesem Band verschiedene Lösungen nebeneinander stehen zu lassen, soll dabei verdeutlichen, dass auch diese Lösungsansätze nur Annäherungen an einen komplexen Sachverhalt darstellen, der sich jeder ‚destabilisierenden Fixierung‘ entzieht. Im vorliegenden Band finden Begegnungen von Erzählmustern zu Intergeschlechtlichkeit in drei unterschiedlichen Dimensionen statt: Zunächst wird in den literatur‑ und filmwissenschaftlich orientierten Beiträgen des Bandes (Baier/Egger, Helduser, Kilian, Koch, Loist, Rauchenbacher) dem Umstand von Kunst als Interdiskurs Rechnung getragen. Die Beiträge analysieren mit je spezifischem Fokus Diskurs/Begegnungen innerhalb künstlerischer Texte. Untersucht wird u. a., wie in literarischen Texten, in Filmen oder autobiografisch orientierten Dokumenten zu Intergeschlechtlichkeit spezialdiskursive Elemente aufgenommen werden, welche Wechselwirkungen zwischen Text und Gesellschaft zu beobachten sind, respektive welche Bildlichkeiten für intergeschlechtliche Körperlichkeiten eine Rolle spielen. Dabei analysieren die Beiträge die künstlerischen, interdiskursiven Erzählmodi von Intergeschlechtlichkeit auch auf ihr subversives oder konservatives Potenzial hin, etablierte Erzählmuster zu durchbrechen und alternative Erzählräume vorzustellen – oder aber etablierte Erzählmuster zu reifizieren. In einem zweiten Schwerpunkt des Bandes fokussieren Wissenschaftler_innen verschiedener Disziplinen, bei denen es sich nicht um Literaturwissenschaftler_innen handelt, in ihren Beiträgen (Dorer/Marschik, Groneberg, Holzleithner, Lang, Schmitz, Schweizer, Voß) Lesemuster von Intergeschlechtlichkeit ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin durch die Linse eines Kunstwerks – also eines literarischen Textes, eines Films oder Bildes. Durch diese Fremd/Begegnung mit einem der eigenen Disziplin fernen Untersuchungsgegenstand wird der Blick für die Erzählmuster des Kunstprodukts sowie der eigenen Disziplin geschärft, um so in der Begegnung etablierte Erzählmuster in Bewegung zu bringen. Die Gegenüberstellung von unterschiedlichen 20


disziplinären Lektüren beispielsweise des gleichen Textes (Draesners Mitgift oder Eugenides’ Middlesex) verdeutlicht im Zusammenhang dieses Bandes auch die Kontingenz von Interpretationsprozessen im Allgemeinen. Drittens schließlich begegnen einander im vorliegenden Band wissenschaftliche Beiträge sowie drei Kurzerzähltexte von Alex Jürgen, österreichischer_m IntersexAktivistin_en und Protagonistin_en des Films Tintenfischalarm. Auf diese Weise stehen im Band verschiedene Sprachen und Erzählweisen nebeneinander, die verdeutlichen, dass es zu Intergeschlechtlichkeit viel mehr als eine Geschichte zu erzählen gibt.

Zu den Beiträgen Die verschiedenen Perspektiven, die unterschiedlichen Ausgangsdisziplinen und Zugangsweisen – die Diskursbegegnungen – spiegeln sich auch in der Vielfalt der Textsorten. Neben wissenschaftlichen Aufsätzen sind das Essays und Interviews sowie literarische Texte. Die Beiträge sind thematisch geordnet, nicht nach Genre. Auf diese Weise sollen auch übliche (wissenschaftliche) GenreHierarchien infrage gestellt werden. Alex Jürgen hat drei literarische Texte für diesen Band zur Verfügung gestellt, in denen sehr direkt und zugleich ironisch die gewaltsame Zurichtung des intergeschlechtlichen Körpers thematisiert wird. In der ersten Vignette Rache ist süß und windig geht es um eine der zahlreichen ärztlichen Interventionen und einen seltenen Moment der „Rache“: der Selbstbehauptung in einer Situation der Fremdbestimmung. Wir positionieren diesen Text genau aus diesem Grund an erster Stelle. Er ist für uns auch ein politisches Statement. Eveline Kilians Beitrag, mit dem auch die Konferenz eröffnet wurde, entfaltet die komplexen Bezüge zwischen literarischem Text und Lebenswelt anhand Michel Foucaults Modell der Heterotopie. Unter dem Titel Literarische Heterotopien: Ermöglichungsräume für intergeschlechtliche Subjekte erörtert Kilian „Möglichkeiten der Resignifikation kultureller Muster“ und untersucht mit diesem 21


Fokus Jeffrey Eugenides’ 2002 erschienenen Roman Middlesex im Hinblick auf dessen narrative Ermächtigungsstrategien. Das erste Kapitel, das diesem einleitenden Abschnitt folgt, ist dem Thema Recht und Politik gewidmet. Heinz-Jürgen Voß diskutiert aus der Sicht einer interdisziplinär orientierten Biologie die politischen Dimensionen der Kreuzungen: Medizin – politische Praxis – generierter Text. Voß klärt zentrale Begrifflichkeiten und betont die Gewaltförmigkeit der medizinischen Behandlungen, die bis in die Gegenwart reichen, mit Bezug u. a. auf Michael Reiters Rede Medizinische Intervention als Folter (2000). Die medizinischen und politischen Zurichtungen werden als Machtpraxen im Sinne kapitalistischer Interessen kenntlich gemacht. Das kleine Ich-bin-es ist der zweite literarische Beitrag von Alex Jürgen. Im Kontext dieses Kapitels dokumentiert der Text eindrücklich die Konsequenzen der Ideologie der rigiden Zweigeschlechtlichkeit, des Dogmas vom korrekten Körper. Diese Konstruktion wird um den Preis der Integrität und Unversehrtheit von Menschen bedient. Elisabeth Holzleithner erörtert den juristischen Diskurs zu Intergeschlechtlichkeit anhand und entlang von Ulrike Draesners Mitgift. Sie stellt zunächst das herrschende Paradigma des Intersex Case Management und dessen typischen juristischen Rahmen dar, wie er auch dem Roman zugrunde liegt. Die im Buch durch die Protagonist*in Anita*, eine Juristin, repräsentierte und kritisch befragte Dimension von Recht und Gerechtigkeit ist ein zentraler Aspekt der weiteren Analyse, die auch neuere Bewegungen in Recht, Ethik und Medizin beleuchtet. Alex Jürgens Kurzgeschichte Gott steh mir bei ist nicht bloß eine ironische Kindheitsreminiszenz. Die Frage von Recht und Moral – „lügen tut man nicht!“ – ist verknüpft mit Strafandrohungen durch eine allwissende metaphysische Instanz. Der Logozentrismus ist nicht allein katholisch geprägten Morallehren vorbehalten, sondern die Grundstruktur westlichen Denkens. Dass die existenzielle Angst vor dem Beichtstuhl eine widerständige Wendung erfährt, ist eine klare Absage an den „angeblich lieben Gott“ – und alles, was sich von diesem Zentrum aus ableitet. 22


Unter dem Titel Bildlichkeiten erörtern die Beiträge des zweiten Kapitels Bildtraditionen und Perspektivierungen in literarischen und filmischen Narrativen. Marina Rauchenbacher analysiert das Blick-Bild-System, das in Ulrike Draesners Mitgift etabliert wird. Medialität und Wahrnehmung sind dabei zentrale Aspekte in der Auseinandersetzung mit Fotografien, die als Artefakte und im Sinne einer künstlerischen Reflexionsebene im Roman eine wesentliche Rolle spielen. Im Interview über Intergeschlechtlichkeit im Film skizziert Skadi Loist Entwicklungslinien von Dokumentar- und Spielfilmen, die sich aus verschiedenen Blickrichtungen mit dem Thema auseinandersetzen und entlang politischer Emanzipationsbewegungen beschreibbar sind: u. a. am Beispiel von Tintenfischalarm (2006) und Orchids – My Intersex Adventure (2010). Michael Groneberg erörtert die Aktualität antiker Narrative am Beispiel von Film und Literatur: Er zeigt Formen des Weiterwirkens von Ovids Hermaphroditos-Erzählung und Platons Begriff des ,androgynos‘ u. a. im Film Hedwig and the Angry Inch (2001), in Ulrike Draesners Mitgift (2002) sowie Noëlle Châtelets Roman La tête en bas (2002). Die philosophische und politische Frage nach der Möglichkeit der Überwindung von Gegensätzen wird in diesen Narrativen sehr unterschiedlich beantwortet/gelöst. Diskurs/Reflexionen ist das dritte Kapitel gewidmet. Unter dem Titel Das geständige Geschlecht untersucht Michaela Koch Selbst- und Fremdpositionierungen in den Erinnerungen Herculine Barbins, die zuerst von Michel Foucault 1978 veröffentlicht wurden. Für ihn steht die Auseinandersetzung mit der ‚Wahrheit‘ des Geschlechts in einem spezifischen historischen Diskurszusammenhang im Zentrum. Koch zeigt, wie sich die disparaten ‚Wahrheiten‘ in Barbins Memoiren und deren Rezeption – auch abhängig von den verschiedenen Genres – generieren. Nora Mansmanns „postdramatische Freakshow“ zwei brüder drei augen (2008), die zum Abschluss der Konferenz als szenische Lesung umgesetzt auf die (Wissenschafts-)Bühne gebracht wurde, analysiert Urte Helduser, indem sie die kritischen und subversiven Potenziale des Stücks durchleuchtet, das durch die Mutationen 23


und Anomalien seiner Figuren zu irritieren versteht. Vordergründig als groteske Dystopie gestaltet, zeigt Helduser, dass Mansmanns Stück sowohl die Heilsversprechen biomedizinischer Optimierung als auch kulturpessimistische Untergangsszenarien ironisch ausstellt. Angelika Baier und Matthias Egger entwickeln in ihrem Polylog zu Nora Mansmanns zwei brüder drei augen eine besondere Diskurs/Begegnung – im Sinne eines Meta-Stücks. Sie lassen vier Buchstaben, die Bausteine der DNA, miteinander ins Gespräch kommen und konfrontieren auf diese Weise verschiedene Positionen und Diskurselemente. Immer deutlicher wird, dass dieses Gespräch, das um Geschlecht, Körper, Evolution kreist, nach dem Leben selbst fragt und nachzuspüren sucht, welcher Melodie es folgt. Das abschließende vierte Kapitel ist mit dem Titel Diskurs/Begegnungen überschrieben. Katinka Schweizer widmet sich in ihrem Beitrag sexualwissenschaftlichen, psychologischen und psychodynamischen Betrachtungen zu Intergeschlechtlichkeit. Aus diesen Perspektiven diskutiert sie die Körpergeschichten, die Identitäts- und Geschlechtergeschichten in Ulrike Draesners Mitgift. Im Spiegel der Ethnologie betrachtet Sabine Lang „multiple Geschlechter“ indigener Kulturen Nordamerikas und Tom Spanbauers Roman The Man Who Fell in Love with the Moon (1992). Die komplexen Aspekte von Identität im Zusammenhang der Geschlechtervielfalt betrachtet Lang anhand ethnografischer Dokumente und deren Eingang in den literarischen Text. Jeffrey Eugenides’ Roman Middlesex ist der Referenztext für Sigrid Schmitz im Interview zum Thema Geschlechterbrüche – Körpergrenzen. Mit Fokus auf die Aspekte Determination/Konstruktion sowie Natur/Kultur analysiert sie, welche medizinischen und biologischen Konzepte zu Intergeschlechtlichkeit in das Buch einfließen. Zudem erkundet Schmitz, welches intergeschlechtliche Phänomen Eugenides seiner Figur Cal*liope zuschreibt und welche weiteren Fragen dies evoziert. Johanna Dorer und Matthias Marschik untersuchen aus soziologischer Perspektive die Diskursivierung intergeschlechtlicher 24


Körper im professionalisierten und ökonomisierten Spitzensport. Die Medialisierung von Sportler_innen und deren (Geschlechts-) Körpern machen sie als zentrale Praxen im System Sport mit seinen Verbindungen zu sozialen Feldern wie Politik und Ökonomie kenntlich.

Anmerkungen 1 Für mehr Informationen zur Konferenz siehe die KonferenzWebsite: http://intergeschlechtlichkeit.univie.ac.at/home/ [Stand: 15.07.2013]. Sowohl die Abhaltung der Konferenz als auch die Publikation des Bandes erfolgen im Rahmen des Forschungsprojektes Diskursverhandlungen in Literatur über Hermaphroditismus (P 22877-G20), finanziert vom Austrian Science Fund (FWF). 2 Der Begriff des „wahren Geschlechts“ einer Person geht zurück auf Foucault (1998: 7). Laut Dreger lag der Fokus der Suche nach dem ‚wahren‘ Geschlecht eines intergeschlechtlich geborenen Körpers im 19. Jahrhundert auf den vorliegenden Keimdrüsen; sie sollten das Geschlecht eines Körpers bestimmen (vgl. 2000: 29). Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellt neben den Chromosomen mehr und mehr das Gehirn den Träger des ‚wahren‘ Geschlechts dar, da angenommen wird, dass hormonelle Prägungen im Mutterleib festlegen, zu welchem Geschlecht sich die betroffene Person zugehörig fühlt (vgl. Lang 2006: 106). 3 Für mehr Informationen zu Vorstellungen des „besseren Geschlechts“ im Vergleich zu jenen des „wahren Geschlechts“ im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert vgl. Lang 2006: 105-106. 4 Für mehr Informationen zu John Money und seiner Rolle in den Debatten um Intergeschlechtlichkeit vgl. Klöppel 2010: 307-336. 5 Für einen Überblick über die wichtigsten, sich ab den 1990erJahren formierenden Selbsthilfegruppen sowohl im US-amerikanischen Raum als auch in Europa vgl. Zehnder 2010: 162177. 25


6 In Österreich gab es zunächst 2006 Bestrebungen, einen Verein zu gründen. Die Gruppe konnte laut Aussagen von Initiator_in Alex Jürgen allerdings nicht längerfristig etabliert werden. Anfang 2014 wurde schließlich der Verein Intersexueller Menschen Österreich gegründet. Dessen Homepage ist abrufbar unter: http://vimoe.at/ [Stand: 15.05.2014]. In Österreich tätig sind zudem Selbsthilfegruppen zu spezifischen IntersexDiagnosen wie beispielsweise Klinefelter-Gruppierungen (vgl. http://www.klinefelter-ost-at; Stand: 15.07.2013]. In Österreich lassen sich allerdings im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz kaum politische Debatten um die Rechte von intergeschlechtlichen Personen ausmachen. 7 Vgl. http://www.isna.org [Stand: 15.07.2013]. 8 Vgl. http://www.xy-frauen.de [Stand: 15.07.2013]. 9 Vgl. deren Website http://www.accordalliance.org/ [Stand: 15.07.2013]. 10 Vgl. den ersten Newsletter der ISNA, der 1994 veröffentlicht wurde und nunmehr online zugänglich ist, abrufbar unter: http://www.isna.org/files/hwa/winter1995.pdf [Stand: 15.07. 2013]. 11 Vgl. den Link zu den „persönlichen Geschichten“, unter dem hauptsächlich Geschichten aus den Jahren 2001-2002 zu finden sind, abrufbar unter: http://www.xy-frauen.de/geschich ten/ [Stand: 15.07.2013]. 12 Zum kreativen Potenzial des wissenschaftlichen Schreibens, das gerne vorgibt, auf rein objektive Weise Tatsachen wiederzugeben, vgl. Probyn 2014: 324-325. 13 Berühmtes Beispiel stellt in diesem Zusammenhang der polnische Gynäkologe Franz Ludwig von Neugebauer dar, welcher in seiner zum Standardwerk avancierten Untersuchung zu menschlichem Hermaphroditismus zahlreiche Fallgeschichten versammelte, vgl. Neugebauer 1908. 14 Beispielsweise Magnus Hirschfeld sammelte in seinem zweiten Band der Sexualpathologie Fälle von menschlichem Hermaphroditismus, wie u. a. auch jenen von N. O. Body (1907/1993), vgl. Hirschfeld 1918: 44-48.

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15 Dementsprechend nennt Foucault in seiner unter dem Titel Die Anormalen publizierten Vorlesungsreihe zahlreiche juristische Falldokumentationen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu menschlichem Hermaphroditismus, vgl. Foucault 2007: 95107. 16 Mak betont in diesem Zusammenhang für den Zeitraum um 1900, dass die Stimmen der Betroffenen sehr wohl in der Lage waren, Expert_innenmeinungen über zu veranschlagende Behandlungsmethoden abzuändern, vgl. Mak 2005: 79. 17 Publiziert wurde das Tagebuch in Schäffner/Vogl (1998). Schäffner und Vogl sind die Herausgeber der deutschen Ausgabe der von Foucault 20 Jahre zuvor herausgegebenen französischen Edition des Tagebuchs von Herculine Barbin. Der sogenannte ‚Fall Barbin‘ avancierte u. a. für Foucault oder auch für Dreger zu einem der Beispielfälle schlechthin, die beweisen sollten, wie rigide sich der medizinisch-juristische Apparat im 19. Jahrhundert auf die Existenz eines eindeutigen ‚wahren‘ Geschlechts basierend auf körperlichen Gegebenheiten stützte. Die Ausführungen von Barbin erschienen das erste Mal 1872 resp. 1874, herausgegeben und adaptiert vom Mediziner Tardieu, vgl. Foucaults Dossier in Schäffner/ Vogl 1998: 171; zu den Erinnerungen von Barbin vgl. auch den Beitrag von Koch in diesem Band. 18 Unter dem Pseudonym N. O. Body wurde 1907 erstmals das autobiografische Dokument Aus eines Mannes Mädchenjahren publiziert, das 1993 wieder neu aufgelegt wurde, herausgegeben von Hermann Simon. Da N. O. Body auch Patient_in von Magnus Hirschfeld war, zeigt sich dieser ‚Fall‘ als besonders einflussreich, vgl. Fußnote 14. 19 Siehe dazu die Website von Del LaGrace Volcano, http://www. dellagracevolcano.com/ [Stand: 15.07.2013]. 20 Siehe dazu die Website von Ins A Kromminga, http://www.ab ject.de/ [Stand: 15.07.2013]. 21 Zu den lateinischen Wurzeln des Wortes (con-: mit; tangere: berühren) vgl. Ahmed 2014: 187.

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