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«Zusammen Bauen ist unglaublich gemeinschaftsstiftend»

Beim Mittagessen auf der Baustelle des Gemeinschaftshauses antworten uns Rita Lassen und Silvia Klein über die Entwicklung von Hitzacker Dorf.

Da die beiden im Wechsel geantwortet haben, haben wir ihre Antworten zusammengefasst – nur am Ende getrennt, wo sie persönlich zu ihrem Leben geantwortet haben.

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Wie ist Hitzacker Dorf entstanden?

Rita Lassen und Silvia Klein: Wie jede Gemeinschaft haben wir eine Legende: 2015, als all die Geflüchteten nach Deutschland kamen, sassen drei Freunde bei Rotwein und Käse zusammen und überlegten, wie sie helfen können. Und so entstand die Vision von einem Dorf, wo Geflüchtete und Deutsche zusammenleben. Auf Augenhöhe miteinander. Die drei Männer waren gut vernetzt im Wendland. Sie riefen, und viele kamen. In die Vision nahmen sie viele Aspekte mit hinein: ein nachhaltiges Dorf, ein Zukunftsdorf, gewaltfrei, ökologisch, interkulturell, sozial. Einiges davon wurde umgesetzt, anderes wartet noch darauf.

Einer der drei war Baubiologe, und dieser Aspekt wurde dann auch besonders konsequent umgesetzt, mit hohem Standard. Wenn unsere Häuser einmal wieder abgebaut werden, wird man alles wieder verwenden

(Fotos: können. Es war unser Ziel, für 1250 Euro / qm bauen zu können. Wir haben es fast geschafft: 1400 Euro qm. Das ist sehr günstig für Ökobau. Und das geht nur, weil wir so viel selber machen.

Wir sind mit dem Konzept der 25 Häuser zur GLSBank gegangen. Die sagten: gemach gemach. Macht kleinere Einheiten daraus und baut zuerst die erste. Damit klar ist, dass die Zinsen und die Tilgung von den Bewohnern getragen werden. Im Nachhinein gesehen war das richtig. Wenn wir das ganze Geld erhalten hätten, um alles zu bauen, das wäre überhaupt nicht gegangen.

Auf der anderen Seite sind wir total froh, dass jetzt tatsächlich diese ersten 12 Häuser hier stehen. Wir sind jetzt die Gemeinschaft.

Die Gründer hatten die Vision, dass die Menschen zwei Jahre ihres Lebens in den Aufbau investieren. So wie sonst Häusle bauen. Dann wären wir nach zwei Jahren fertig geworden. Die Realität sah etwas anders aus. Die Menschen waren ja nicht alles solche Handwerker.

Trotzdem: Ich kenne kein anderes Projekt, das so viel Eigenleistung erbracht hat. Wir haben entschieden, dass

Manche Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken.

Isaac Newton

Ökodorf Resilienz +2.5°: Wie bereiten sich

Ökodörfer auf den Klimawandel vor?

GEN – das Netzwerk der globalen Ökodörfer – stellt mit «Ecovillage Resilience +2.5°» die Frage: «Was können Ökodörfer heute tun, um morgen widerstandsfähiger zu sein?»

20 Gemeinschaften aus allen Weltregionen erforschen Wege zur Resilienz, Anpassung und Wandel in einem Szenario mit einer globalen Erwärmung von über 2,5 Grad. Die Leitfragen sind:

● Wie können Ökodörfer sich auf potenzielle Klimawandelszenarien vorbereiten und gleichzeitig ihre kollektive Wirkung und Transformationsfähigkeit verstärken?

● Wie können sie Widerstandsfähigkeit und Gegenseitigkeit innerhalb ihrer sozial­ökologischen Systeme beleben und fördern?

● Wie unterstützen sie andere Zukunftsprojekte?

Das Projekt wird von der V. Kann Rasmussen Foundation finanziert, geht bis Januar 2024 und umfasst internationale Online­Treffen, lokale Fallstudien und Workshops.

Unter anderem macht das Ökodorf Sieben Linden aus Deutschland mit. Christoph Strünke: «Wir wollen nicht nur über den jeweils besten Kompromiss aus Machbarkeit und Nachhaltigkeit nachdenken. Sondern wir wollen unsere Entwicklung und Planung darauf abklopfen, wie sie krisensicherer sein kann. »

Der Umgang mit gesellschaftlichen Unruhen und die Frage, wie eine Gemeinschaft auch in einer instabilen Welt demokratisch bleibt, sind weitere Überlegungen für die Resilienz. Das Ökodorf wird über die Ergebnisse in seiner Bildungs­ und Öffentlichkeitsarbeit berichten.

Mehr Informationen zu dem Projekt: ecovillage.org/resilience

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