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Wie die Natur den Menschen beobachtet

«Könntest du nicht einmal einen Film über Vögel drehen», sagte Elijah zu seinem Vater Martin Schilt, nachdem dieser nach dem höchst erfolgreichen Dokumentarfilm über den Jodlerklub «Die Wiesenberger» (2012) nicht recht wusste, was sein nächstes Projekt sein sollte.

Wir können dankbar sein, dass der Vater auf den Sohn hörte und sich an die Arbeit zu den «Krähen» machte. Krähen sind über all dort, wo es Menschen gibt, seit Jahrtausenden. Der Mensch ist der beste Jäger, der grausamste Krieger, der verschwenderischste Konsument. In unserer Nähe gibt es immer zu Fressen.

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Sohnes entstanden ist. Die lange Produktionszeit ist mitverantwortlich für die hohe cineastische Qualität des Films, von der Kamera über die Musik von Peter Scherer, die Illustrationen von Amadeus Waltenspühl und die Animationen von Dominik Graf bis zum von Elke Heidenreich gesprochenen Erzähltext.

Dabei begannen die Dreharbeiten mit einer erstaunlichen Schwierigkeit. «Wenn wir Krähen filmen, filmen wir eigentlich fast immer Krähen, die eine Filmequipe beobachten», resümiert Martin Schilt die ersten Erfahrungen. «Sie beobachten uns zwar seit Urzeiten, aber sie mögen es gar nicht, wenn man sie beobachtet» – wie Journalisten auch.

Die Krähen kommen mit dem Menschen so gut zurecht, weil sie ausgezeichnet beobachten und ihr Wissen über Generationen weitergeben. Ein Mensch, der in einer Krähenkolonie Schaden anrichtet, wird auch noch nach zehn Jahren von den später geschlüpften Vögeln erkannt. Dies und viel mehr erfährt man in dem wunderbaren Dokumentarfilm «Krähen» von Martin Schilt, der in den neun Jahren seit dem Tipp des

In einmaligen Aufnahmen zeigt der Film eine Krähenfamilie in ihrem Revier, er folgt einem Krähenschwarm übers Land und beobachtet Krähen in Neukaledonien bei der Herstellung von Werkzeugen, mit denen sie sich fette Maden aus den Bäumen angeln. Wir begegnen im Film auch den besten Krähenforschern der Welt, selber höchst originelle Menschen.

Der Film ist eine mittlere Offenbarung und man ahnt, warum der germanische Kriegsgott Odin zwei Krähen auf seinen Schultern trug, die für ihn die Welt beobachteten, Hugin («Gedanke») und Mugin («Erinnerung»). CP

Der sehenswerte Film «Krähen – Nature is Watching You» kommt anfangs März in die Schweizer Kinos. Infos: crows.film

Illustration: Amadeus Waltenspühl

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