BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.
2012
5
Schwerpunkte DAI Tag 2012 Bauen in Stuttgart
AIV Magdeburg Neuer Vorstand
AIV Mark-Sauerland Hagen Neuer Vorstand
BAUKULTUR
stuttgarter
www.zueblin.de
BAUEN MIT VISIONÄRER KRAFT
Große Ingenieurleistungen erfordern vor allem eins: einen starken Partner, der anspruchsvolle Bauvorhaben professionell, präzise und kostenbewusst umsetzt. Die Ed. Züblin AG überzeugt seit mehr als 110 Jahren durch bautechnologische Pionierleistungen, die es ermöglichen, visionäre Bauvorhaben auf der ganzen Welt zu realisieren. Stadtbildprägende Architekturen zählen ebenso zu unseren Leistungen wie spektakuläre Brückenkonstruktionen, hochkomplexe Tunnel oder anspruchsvolle Spezialtiefbauten. Wirtschaftliches Denken, partnerschaftliche Zusammenarbeit und ein bewusster Umgang mit Ressourcen gehen bei Züblin Hand in Hand. Das Ergebnis sind Bauleistungen, die sich durch Nachhaltigkeit und hervorragende Qualität weltweit einen Namen machen. Ed. Züblin AG Albstadtweg 3 70567 Stuttgart Tel. +49 711 7883-0 Fax +49 711 7883-390
editorial
BAUKULTUR 5_2012
3
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
das vorliegende Heft der BAUKULTUR beschäftigt sich in überwiegendem Maße mit dem Baugeschehen und der Entwicklung der Stadt Stuttgart, der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg. Es ist seit 1993 das dritte Heft, das zu Stuttgart aufgelegt wird, und an den Beiträgen in den vorangegangenen Heften kann man ablesen, welche rasanten Fortschritte die Stadt und die Region nehmen. Erwähnt seien dabei nur die neue Landesmesse Stuttgart am Flughafen oder auch die spektakulären Museen der in der Region führenden Fahrzeughersteller Mercedes-Benz und Porsche. Auf dem Bausektor wird in Stuttgart aller Voraussicht nach aber auch in Zukunft sehr viel geschehen. Frei werdende Konversionsflächen, z. B. auf dem Gelände des Bahnprojekts Stuttgart 21 oder das ehemalige Messeglände auf dem Killesberg, bieten Möglichkeiten, Wohnungsbau und Gewerbe stadtnah in sinnvollem Miteinander zu installieren. Gleichzeitig versucht man Bausünden, die in der Nachkriegszeit durch allzu raschen Wiederaufbau begangen wurden, zu beheben bzw. nicht wieder zu begehen. Baukultur, dieser Begriff, der inzwischen sehr weit gefasst ist und neben der „Schönheit“ von Gebäuden viele ökologische Aspekte berücksichtigen soll, fordert manchmal die „Quadratur des Kreises“ und von Bauherren viel Verständnis. Unter den heutigen kommerziellen Herausforderungen müssen viele verschiedene Elemente zusammengebracht werden, um Ästhetik, Nachhaltigkeit in ökologischem Sinne und Nutzen zu befriedigen. Die Meinungen gehen meist auseinander, und so gibt es kaum ein größeres Objekt, das nicht unter diesen Gesichtspunkten ausgiebig diskutiert wird. Insofern bin ich sicher, dass die Baukultur in Stuttgart gute Fortschritte macht. Anlass zu diesem „Stuttgartheft“ ist die Ausrichtung des DAI Tages 2012 in Stuttgart (21.–23.9.2012), um den Mitgliedern der anderen Architekten- und Ingenieurvereine in Deutschland die Stadt etwas vor Augen zu führen. Motivation für den AIV Stuttgart, den DAI Tag nach Stuttgart zu holen,
war die Tatsache, dass der AIV in diesem Jahr seinen 170sten Geburtstag feiert. Dazu ist nicht nur ein entsprechender Festakt vorgesehen, sondern es erfolgt im Rahmen des DAI Tages auch die Verleihung des „Großen DAI Preises für Baukultur“ an den in Fachkreisen weltweit bekannten Stuttgarter Bauingenieur Prof. em. Dr.-Ing., Drs. h. c. Jörg Schlaich. Prof. Dr. Schlaich war nicht nur langjähriges Mitglied im AIV Stuttgart, sondern hat diesen als Professor und Direktor des Instituts für Massivbau – später für Entwerfen und Konstruieren – stets tatkräftig unterstützt. Dies galt insbesondere für die vom AIV Stuttgart ausgeschriebenen Ideenwettbewerbe für Teams aus Studenten der Architektur und des Bauingenieurwesens. Da war neben konstruktiven Ratschlägen besonders auch die Motivation der Bauingenieurstudenten, sich aktiv an den Entwurfsarbeiten zu beteiligen, gefragt. Für diese Unterstützung danken wir Prof. Dr. Schlaich seitens des AIV Stuttgart ausdrücklich. Die Laudatio zur Preisverleihung hält der Hamburger Architekt Prof. Dr.-Ing. h. c. Volkwin Marg, Mitbegründer des ebenso weltweit bekannten Büros gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Prof. Dr. Marg hatte den „Großen DAI Preis für Baukultur“ selbst 2006 in Hagen verliehen bekommen. Von Seiten des DAI und des AIV Stuttgart dürfen wir uns sicherlich auf eine gute Veranstaltung freuen. Ihr
Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn Vizepräsident DAI 1. Vorsitzender AIV Stuttgart
4
DAI in deutschland
BAUKULTUR 5_2012
Gremien der Bundesstiftung Baukultur neu gewählt DAI Präsident Prof. Christian Baumgart wurde im Rahmen der diesjährigen Gremienwahlen der Bundesstiftung Baukultur von den rund 300 Berufenen in den Beirat entsandt. Neu gewählt wurden der Stiftungsrat und der Beirat. Der Stiftungsrat entscheidet in Angelegenheiten von grundsätzlicher oder besonderer Bedeutung für die Bundesstiftung, wie das Jahresprogramm und den Haushalt. Der Beirat berät den Stiftungsrat und den Vorstand der Stiftung inhaltlich. www.bundesstiftung-baukultur.de
Kiel
Pinneberg
Osnabrück
Düsseldorf
Wiesbaden Aschaffenburg Mainz
Mannheim
Saar
Folgen Sie dem DAI im Netz:
Nürnberg
Freiburg
www.dai.org www.facebook.com/baukultur
DAI Mitgliedsverein kein DAI Mitgliedsverein
www.twitter.com/baukultur
DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe
DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Dresden AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim
AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Mecklenburg-Strelitz AIV Schweinfurt AIV Stuttgart
AIV Ulm AIV Wetterau AIV Würzburg AIV zu Berlin Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg
inhalt
BAUKULTUR 5_2012
36
3 4 5 6 7 8-9
Titel: Stuttgarter Schlossplatz (Foto: Hans-Günther Friedrich)
16
20
Editorial Gerd Schnitzspahn DAI in Deutschland Inhalt Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur DAI Mitglied im Blickpunkt Hans-Günther Friedrich, 2. Vorsitzender des AIV Stuttgart
10
DAI aktuell Aus dem Präsidium
10 10 10
DAI regional AIV Magdeburg: Neuer Vorstand 2012 AIV Mark-Sauerland: Neuer Vorstand 2012
11–48 11–12 14–15 16–17 18 20–21 22–23 24 25 26 27 28 29 30 30 31 32 33 34–35 36–37 38 38–39 40–41 41–42 42–43 44 46 47–48
Schwerpunkte: DAI Tag 2012 | Bauen in Stuttgart Jörg Schlaich erhält den Großen DAI Preis für Baukultur 2012 Bauen in Stuttgart – Städtebauliche Entwicklungen Areal Kleiner Schlossplatz Staatliche Musikhochschule und Haus der Geschichte Baden-Württemberg Innenministerium Baden-Württemberg Stadtbibliothek Stuttgart Wohnquartier Milaneo am Mailänder Platz Energiekonzern EnBW City Erweiterung der Hochschule für Technik Stuttgart Plusenergiehaus home+ Neue Anlage für afrikanische Menschenaffen in der Wilhelma Wohnstift Augustinum auf dem Killesberg Stadtteilzentrum Think K auf dem Killesberg Wohngebäude Quant auf dem Killesberg Jugend- und Familienzentrum in Bad Cannstatt Mercedes-Benz Museum in Bad Cannstatt Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen Bauten des Unternehmens Trumpf in Ditzingen Museum SCHAUWERK in Sindelfingen Bürohäuser Step 8.1 und 8.2 in Vaihingen Moschee in Leinfelden-Echterdingen Regionalplanung in Stuttgart 50 Jahre Stadtbahnbau Verkehrsmanagement in der Stauregion Stuttgart Airport City am Stuttgarter Flughafen New Office Airport City Neue Messe Stuttgart
49–53 53 54
Advertorials Impressum Autoren | Vorschau
5
6
nachrichten
Wohnen in Siedlungen der 1960er und 1970er Jahre Unter dem Titel „größer, höher, dichter“ ist eine Publikation erschienen, die den Wohnungsbau der 1960er und 1970er Jahre in der Region Stuttgart treffend charakterisiert. Das Buch ist aus einem Rechercheprojekt entstanden, das die HFT Stuttgart im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege durchgeführt hat. Es wurden ein umfassender Überblick über den verdichteten Wohnungsbau im Regierungsbezirk Stuttgar t erstellt und die Besonderheiten in städtebaulicher, architektonischer und bautechnischer Hinsicht dokumentiert. Die damaligen Planungen folgten den Maximen „Urbanität durch Dichte“ und „Autogerechte Stadt“. Neben größeren, zusammenhängend geplanten Stadtteilen mit eigener Infrastruktur und einem hohen Anteil von öffentlich geförderten Wohnungen wurden Wohnanlagen gebaut, die sich durch hohe Dichte und innovative Grundriss- und Erschließungsideen auszeichneten. Karin Hopfner, Christina Simon-Philipp, Claus Wolf (Hrsg.): größer, höher, dichter – Wohnen in Siedlungen der 1960er und 1970er Jahre in der Region Stuttgart, Karl Krämer Verlag, Stuttgart 2012, 288 Seiten, Euro 29,80. www.kraemerverlag.com Fritz-Leonhardt-Preis 2012 Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg und der Verband Beratender Ingenieure würdigen seit 1999 mit dem FritzLeonhardt-Preis herausragende Ingenieurleistungen, die in besonderem Maße Funktion und Ästhetik vereinen. Benannt wurde der Preis zu Ehren des weltweit bekannten Bauingenieurs und Schöpfers des Stuttgarter Fernsehturms. Im Juli 2012 wurde der diesjährige Fritz-Leonhardt-Preis an Prof. Baurat h.c. Dipl.-Ing. Dr. Alfred Pauser aus Wien verliehen. Pauser war wesentlich beteiligt an der Errichtung von mehr als der Hälfte der Wiener Brücken und lehrte über 20 Jahre lang an der Wiener Technischen Universität. Wissenschaftliche Interessen ließen ihn sich früh
BAUKULTUR 5_2012
Rossauer Brücke in Wien von Alfred Pauser
mit neuen Konstruktionsverfahren wie dem Spannbeton befassen, zugleich blieb er in engem Kontakt mit der Praxis und errichtete zahlreiche Bauwerke. Pauser trat seit der Wiederaufbauzeit in Wien und Österreich als Ausnahmeerscheinung hervor. Seine Brücken sind Pionierwerke. www.ingbw.de mut zur stadt Noch bis 30.9.2012 stellt die Stuttgarter Architekturgalerie am Weißenhof die Arbeit von jungen Architekten, Planern und Künstlern vor, die mit temporären oder mobilen Interventionen, spielerisch, improvisierend unter Beteiligung von Bürgern den gesellschaftlichen Raum der Stadt
der Kelten. Zentren der Macht – Kostbarkeiten der Kunst“ in Stuttgart präsentiert. Die wohl größte Keltenausstellung seit 30 Jahren widmet sich der Bedeutung dieser Kultur als eine der prägenden Kräfte der europäischen Geschichte. An zwei zentralen Standorten um den Schlossplatz werden mehr als 1.300 herausragende Originalfunde und in Deutschland zum Teil noch nie gezeigte Einzelstücke in zwei großen Themenblöcken gezeigt. Die Entwicklung der keltischen Zivilisation umfasst der erste Themenblock „Zentren der Macht“ im Stuttgarter Kunstgebäude; auf die keltische Kunst konzentriert sich der zweite Themenblock „Kostbarkeiten der Kunst“ im Stuttgarter Alten Schloss. www.kelten-stuttgart.de Opernhaus Bayreuth Das UNESCOWelterbekomitee hat auf seiner 36. Tagung in St. Petersburg am 30.6.2012 das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen. Das Komitee
David Baur & Phillip Dittus – einer von mehreren Stuttgart PopUp!-Satelliten (Foto: umschichten, Stuttgart)
Seit Juni 2012 ist das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung)
aktivieren: Stadt als Aktionsfeld von Gebautem und Ungebautem, in dem Kräfteverhältnisse immer aufs Neue justiert werden. Beteiligte: atelier lebalto, Berlin/Le Havre; bauchplan, München/Wien; hans venhuizen, Rotterdam; muf architecture art, London; umschichten, Stuttgart. www.weissenhofgalerie.de
würdigte das Opernhaus als „einzigartiges Monument der europäischen Fest- und Musikkultur des Barock“. Es sei eines der wichtigsten architektonischen Zeugnisse der absolutistischen Gesellschaft im 18. Jahrhundert und in seiner ursprünglichen Form und Gestalt unverändert erhalten. Erbaut wurde das Opernhaus Bayreuth von 1746 bis 1750 vom damals europaweit führenden Theaterarchitekten Giuseppe Galli Bibiena. Es ist ein ganz aus Holz gefertigtes Logentheater mit bemalter Leinwand. Wegen seiner stuckierten, geschnitzten und gemalten Dekoration gilt das Opernhaus als weltweit einzigartig. www.unesco.de
Punkt 7 Die Referenten der Vortragsreihe Punkt 7 des Wintersemesters 2012 an der HFT Stuttgart werden sein: Prof. Uwe Schröder (8.11.), Kai-Uwe Bergmann, BIG Architekten (22.11.), Prof. Dietmar Eberle, Baumschlager & Eberle (6.12.) www.hft-stuttgart.de Die Welt der Kelten In einer Koproduktion wird vom 15.9.2012–17.2.2013 die Große Landesausstellung „Die Welt
kolumne
BAUKULTUR 5_2012
7
Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor
KONVENT DER BAUKULTUR 2012 Hamburger Appell will Baukultur und Verkehr versöhnen Fahrrad gegen Auto, Fußgänger gegen Straßenbahn. Städte sind vielfach Kampfzonen des Verkehrs geworden und verlieren dadurch Attraktivität und Aufenthaltsqualität. Welche Wege führen aus dem Dilemma? Wie kann man mit Verkehr Stadt gestalten? Anregungen liefert der „Hamburger Appell“, der auf dem Konvent der Baukultur STATTVERKEHRSTADT 2012 von den rund 300 Berufenen des Konvents am 18.6.2012 verabschiedet wurde. „Neue Ansätze der Verkehrsplanung sind in Deutschland dringend erforderlich. Das zeigt die einstimmige Verabschiedung des Hamburger Appells“, erklärt Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. Höhepunkt des zweitägigen Konvents, den die Bundesstiftung im Rhythmus von zwei Jahren ausrichtet, war die Verabschiedung des Hamburger Appells. Mit 9 konkreten Forderungen richten sich die Konventsberufenen dabei an die Politik, nehmen auch ihre eigene Zunft in die Pflicht. Nachholbedarf formuliert der Appell bei ganzheitlichen Ansätzen der Verkehrsplanung, bei einer kreativen Verknüpfung von Bus, Bahn und Co. sowie bei Möglichkeiten für mehr Partizipation. Auch fordern die Berufenen eine Entschleunigung des Verkehrs, eine Planungskultur, bei der die Interessen aller Verkehrsteilnehmer ausgewogen berücksichtigt werden, sowie eine bessere Verfüg- und Kombinierbarkeit der Verkehrsmittel. Auf administrativer Ebene müsse das Fachpersonal stärker interdisziplinär agieren sowie auch die Aus- und Fortbildung von Ingenieuren, Architekten, Stadtund Landschaftsplanern fachübergreifend angelegt und Ausschreibungsverfahren interdisziplinär gestaltet werden.
„Unser Appell fordert dazu auf, die Interessen der Bürger stärker in den Vordergrund zu stellen“, so Michael Braum. Wie eine Einbeziehung gelingt, zeigt eines der Fallbeispiele, die auf dem Konvent diskutiert wurden. Anregungen für den Rückbau der autogerechten Stadt und mehr Bürgerbeteiligung liefert die Neugestaltung des Sønderboulevards in Kopenhagen durch das Büro des dänischen Landschaftsarchitekten Stig. L. Anderson. Durch einen erweiterten Mittelstreifen mit Spiel- und Grünflächen wurde die ehemals auf Autoverkehr ausgerichtete Straße zum Boulevard. Die Ideen der Anwohner flossen in die Planungen mit ein. Auch Projekte aus Luxemburg und den Niederlanden wurden auf dem Konvent vorgestellt. Als innovative Konzepte, die im Ausland bereits umgesetzt werden, gelten „shared spaces“, in denen Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos den Straßenraum gleichberechtigt nutzen. In Deutschland ist die Umsetzung solcher Projekte bislang nur innerhalb von Modellvorhaben möglich. Immerhin: Konstanz liefert mit der Umgestaltung des Bahnhofsplatzes zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich einen wichtigen Beitrag. Das Projekt wurde neben Fallbeispielen aus Hamburg und Köln auf dem Konvent vorgestellt. Wie vom Verkehr dominierte Orte belebt werden können, zeigten vom 15.–17.6.2012 insgesamt 12 Kunstinterventionen der AKTION_BAUKULTUR, die parallel zum Konvent in 12 Städten stattfanden. In Hamburg sorgten beispielsweise die „Sonntagspolitessen“ mit Belohnungen und guter Laune für Gesprächsstoff. Auf zwei baukulTOURen durch die Hansestadt diskutieren die Teilnehmer des Konvents zudem mit Anwohnern, Experten und Bürgerinitiativen über Chancen und Potentiale von verkehrsdominierten Stadträumen. Die Bundesstiftung dokumentiert den Konvent unter www. bundesstiftung-baukultur.de/aktionen/konvente/konvent-2012/dokumentation.html. Hier ist auch der Hamburger Appell zu finden. Am Potsdamer Stiftungssitz ist noch bis Januar 2013 die Ausstellung „AKTION_BAUKULTUR“ zu besichtigen, welche die Kunstaktionen in Film und Foto darstellt. Julia Ewald
links Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar beim Blindtalk mit einem Akustikforscher (Foto: Kai Müllenhoff für die Bundesstiftung Baukultur)
8
DAI blickpunkt
BAUKULTUR 5_2012
DAI MITGLIED IM BLICKPUNKT Hans-Günther Friedrich Dipl.-Ing. Architekt 2. Vorsitzender des AIV Stuttgart
BFK Architekten Friedrich I Hahn I Kalcher I Weber Trochtelfinger Straße 21 70567 Stuttgart www.bfk-architekten.de Kalcher, Hahn, Weber, Friedrich (v.l.n.r.)
ZUR PERSON 1968 – 1971 Architekturstudium an der HFT Stuttgart 1971 – 1973 Architekturstudium an der Universität Stuttgart 1973 Gründung des Architekturbüros Bertsch|Friedrich|Kalcher 1987 Gründung der Generalplanungsgesellschaft BFK Plan 2000 BFK Architekten Bertsch|Friedrich|Hahn|Kalcher seit 1983 Lehrauftrag an der HFT Stuttgart seit 2005 Mitglied im AIV Stuttgart seit 2009 Mitglied in der DGNB seit 2010 BFK Architekten Friedrich|Hahn|Kalcher|Weber seit 2011 2. Vorsitzender des AIV Stuttgart
Wohnbau Heumaden, 1. Preis (Visualisierung: renderbar)
WETTBEWERBE + AUSZEICHNUNGEN 2011 Hugo-Häring-Auszeichnung – Museum Schauwerk, Sindelfingen 2011 DGNB Zertifikat in Gold – Bürohaus Step 8.2, Stuttgart 2011 DGNB Zertifikat in Gold – Logistikhalle Alnatura, Lorsch 2010 1. Preis – Parc des Sports, Luxemburg, Differdange 1. Preis – Wohnbau Bernsteinstraße, Heumaden 2008 2. Preis – DRK, Radolfzell (Gutachterverfahren) 1. Preis – Schulerweiterung, Korntal-Münchingen 2006 3. Preis – Ganztagesschule, Siershahn 1. Preis – Hölderlin-Haus, Nürtingen 2005 1. Preis – Wohnungsbau Pastoriusstraße, Nürnberg
Volksbank Ravensburg, 2. Preis (Visualisierung: renderbar)
DAI blickpunkt
BAUKULTUR 5_2012
Parc des Sports, Luxemburg, 1. Preis (Visualisierung: renderbar)
Architektonische Grundhaltung Die Architektur des 1973 gegründeten Büros BFK Architekten war und ist das Ergebnis der intensiven Auseinandersetzung mit der Aufgabe und ihrem spezifischen Ort – immer mit Blick auf den Menschen als Nutzer und als Betrachter. Diese Grundhaltung führt zu Ergebnissen, die dem Projekt dienen. Das Team mit 35 Architekten bearbeitet Projekte aus den verschiedensten Aufgabenbereichen: öffentliche Bauten, Verwaltung, Handel, Dienstleistung, Industriebau, Wohnungsbau, Parkhausbau etc. Die Kommunikation ist der Schlüssel zu einem guten und erfolgreichen Projekt. Deshalb legen die Partner von BFK Architekten besonderen Wert darauf, diesen Grundsatz in allen Phasen der Projekte umzusetzen, um diese erfolgreich, kosteneffizient und termingerecht abschließen zu können.
Wohnungsbau, Nürnberg, 1. Preis (Foto: Archigraphie Steffen Vogt)
Schmidtbank, Hauptverwaltung, Hof
Vom Werk zum Schauwerk Das SCHAUWERK Sindelfingen, ein Museum für Moderne Kunst, besteht im Wesentlichen aus drei Teilgebäuden. Ein Gebäudeteil wurde komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das Hochregallager wurde geräumt. Durch eine spindelförmige Rampe wird der hohe Baukörper erfahrbar gemacht und räumlich ausgenutzt. Das Stahlskelett der Shedhalle wurde erhalten. So erfährt man hier noch den Charakter der ehemaligen Industriehalle. Der erlebnisreiche Innenraum wird durch die Abfolge unterschiedlicher Raumdimensionen sehr spannend. Züblin – Z3 Den „Blick ins Grüne“ des denkmalgeschützten Gebäudes Z1 beizubehalten, ist Ziel des Entwurfs. Deshalb wird die dem Z1 zugewandte Fassade als lebende grüne Fassade nach dem Patent von Patrick Blanc gestaltet. Der neue U-förmige Baukörper verwandelt das derzeitig existierende Biotop zu einem introvertierten Quartiersplatz mit einem hochwertigen Aufenthaltswert. Die grüne Fassade und die großen Wasserflächen lassen ein eigenes Mikroklima entstehen. Der entstandene Platz übernimmt die Funktion der Verbindung zwischen Z1 und Z2 – und bietet den Auftakt einer Fußgängerachse, die alle bestehenden und zukünftigen Gebäude der Firma Ed. Züblin GmbH auf diesem Areal verknüpft. links unten Lamy, Produktion und Entwicklung, Heidelberg
rechts unten Züblin – Z3, Stuttgart, 2. Preis (Visualisierung: renderbar)
Museum Schauwerk, Sindelfingen (Foto: Archigraphie Steffen Vogt)
9
10
DAI aktuell | DAI regional
BAUKULTUR 5_2012
AUS DEM PRÄSIDIUM DAI Regionaltreffen Mitte Das DAI Regionaltreffen der Region Mitte/Rhein/Main fand am 29.6.2012 auf Einladung des AIV Koblenz unter Vorsitz von Alexander von Canal statt. Geladen hatte der Gastgeber in das von ihm selbst geplante „Mosellum“, der Fischpass an der Moselstaustufe in Koblenz (www.mosellum.rlp.de). Es fand ein gewinnbringender Austausch zwischen den Vertretern der AIVe und dem DAI Präsidium, vertreten durch DAI Präsident Prof. Christian Baumgart und Geschäftsführer Udo Sonnenberg, statt. Baumgart betonte erneut, wie wichtig die Begegnungen mit den Mitgliedern im Rahmen der Regionalgespräche außerhalb der turnusmäßigen Treffen anlässlich des
DAI Tages oder des DAI Verbandsrates seien. Die gute und erfolgreiche Arbeit des Dachverbandes müsse noch stärker in die Mitgliedsvereine und damit zu den Mitgliedern getragen werden. Es sei immer wieder festzustellen, so Baumgart, dass sich für die planenden und bauenden Berufe nur dann etwas bewege, wenn alle gemeinsam an einem Strang zögen. Nach einem ausführlichen Bericht über die Tätigkeiten im DAI Präsidium war genug Raum, auch über die aktuellen Anliegen der Mitgliedsvereine und ihrer Aktivitäten zu sprechen. Hierbei stehen die Ideen der jeweils anderen mit Blick auf Veranstaltungen, Vereinsleben oder Mitgliederwerbung im Vordergrund.
Natürlich werfen auch große Ereignisse ihre Schatten voraus: So war das Treffen in Abstimmung mit dem Vorstand des AIV Koblenz anberaumt worden, weil der DAI Tag 2013 erneut in Koblenz stattfinden wird (20.–22.9.2013); das letzte Mal war das 2002. Die ersten Vorbereitungen laufen bereits, und ein „Programmrohling“ wird – wie traditionell üblich – auf dem diesjährigen DAI Tag in Stuttgart (21.–23.9.2012) vorgestellt. Nächstes Jahr wird dann wieder turnusgemäß der DAI Literaturpreis verliehen. Das Vorschlagsrecht für den Preisträger gebührt dem gastgebenden AIV Koblenz. Udo Sonnenberg
AIV Magdeburg
NEUER VORSTAND 2012 Am 13.3.2012 fand die Jahreshauptversammlung des AIV Magdeburg statt, auf der turnusmäßig ein neuer Vorstand gewählt wurde. Heinz Karl Prottengeier hat, nach 17-jähriger Tätigkeit, seine Funktion als 1. Vorsitzender zur Verfügung gestellt. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen wurde er zum „Ehrenmitglied des Architekten- und Ingenieurvereins zu Magdeburg e.V.“ ernannt, wegen der Einmaligkeit seines Wirkens wurde ihm der Titel „Ehrenvorsitzender“ verliehen. Karl Heinz Prottengeier führt nun die Geschäftsstelle weiter und wird dem neuen 1. Vorsitzenden des AIV Magdeburg kenntnisreich und tatkräftig zur Seite stehen.
AIV Mark-Sauerland
NEUER VORSTAND 2012 Zentrales Thema der Jahreshauptversammlung 2012 war die Neuwahl des Vorstands, der sich wie folgt zusammensetzt: 1. Vorsitzender: Dr. Stefan Bild 2. Vorsitzende: Jutta Gentgen Geschäftsführer: Walter Schulte-Trux Kassenwart: Dr. Manfred Gropp Kassenprüfer: Prof. Daniel Thulesius, Michael Rabe, Ulrike Brück (Stv.) rechts Neuer Vorstand (v.l.n.r.): Dr. Manfred Gropp, Walter Schulte-Trux, Jutta Gentgen, Dr. Stefan Bild (Foto: Klaus Meyer)
1. Vorsitzender: Friedrich Koop 2. Vorsitzender: Werner Kaleschky Leiter der Geschäftsstelle: Heinz Karl Prottengeier Schatzmeister: Gernot Siewert Schriftführer: Erich Deutschmann
Klassikstadt, Frankfurt am Main
en
böd n g i s e
en D
Der
tfad e Lei
neu
r: nboeden e t n ig nu /des
lle r-beton.de e t s e Be lberg e .heid w w w
CemFlow® – es gibt keinen schöneren Grund
Der Zementfließestrich für höchste Ansprüche
CemFlow – der naturbelassene oder eingefärbte Zementfließestrich mit polierter oder geschliffener Oberfläche – ist der Baustoff für Individualisten. Er bildet die perfekte Basis vom Nassraum bis zum Designboden. Mit CemFlow entstehen exklusive und ebene Oberflächen von unvergleichlicher Intensität und Qualität. www.heidelberger-beton.de www.cemflow.de
12
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
Großer DAI Preis für Baukultur 2012 Im Rahmen des DAI Tages in Stuttgart wird Prof. em. Dr.-Ing. Drs. h. c. Jörg Schlaich der Große DAI Preis für Baukultur 2012 verliehen. Geboren am 17.10.1934 in Stetten/ Remstal, lebte und arbeitete Jörg Schlaich in Stuttgart, bevor er 2009 nach Berlin umsiedelte. 1953–1958 Studium der Architektur und des Bauingenieurwesens an den Technischen Hochschulen Stuttgart und Berlin 1959–1960 Case Institute of Technology in Cleveland, Ohio, USA 1960–1962 Dissertation zum Doktor-Ingenieur 1963–1969 Ingenieur für die Planung von Bauwerken bei Leonhardt und Andrä, Beratende Ingenieure, Stuttgart; Leitender Ingenieur für die Planung und Errichtung des Seilnetzdaches über dem Sportgelände für die Olympischen Spiele 1972 in München 1970–1979 Partner bei Leonhardt und Andrä, Beratende Ingenieure, Stuttgart 1967–1973 Lehrbeauftragter an der Universität Stuttgart, Institut für Massivbau 1974 Professor und Direktor des Instituts für Massivbau, später für Entwerfen und Konstruieren (heute: Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren), Universität Stuttgart (emeritiert Oktober 2000) 1980 Bürogründung Schlaich Bergermann und Partner in Stuttgart, seit 2002 schlaich bergermann und partner mit Büros in Stuttgart, Berlin, New York, São Paulo und Shanghai 1980–2002 Partner bei schlaich bergermann und partner, Stuttgart, seit 2003 Berater 2009 Umzug nach Berlin
oben Fußgängersteg I Rosensteinpark Stuttgart, 1977 (Foto: Gert Elsner) rechte Seite, links Seilnetzsteg Löwentor Stuttgart, 1992 (Foto: Gert Elsner) rechte Seite, rechts Fußgängersteg II Pragsattel Stuttgart, 1992 (Foto: Gert Elsner)
VON STUTTGART IN DIE WELT
Jörg Schlaich erhält den Großen DAI Preis für Baukultur 2012 Person und Umfeld Alles hat seine Wurzeln in Schwaben. Jörg Schlaich, der hier geboren ist, seine berufliche Zukunft hier aufbaute, Lehre und Forschung an der Universität Stuttgart betrieb und natürlich mit Rudolf Bergermann das gemeinsame Büro gründete, ist ein lebender Beweis dafür. Das hat sicher mit seiner charismatischen Persönlichkeit selbst, aber auch mit dem besonderen Umfeld in Stuttgart zu tun. Ob dies nun die unglaubliche Zahl an renommierten Bauingenieuren, unter ihnen Mörsch und Leonhardt, und bekannten Architekten, die der Stuttgarter Schule verbunden sind, ausmacht oder vielmehr die Rahmenbedingungen, die in der Stadt und dem Land seit vielen Jahrzehnten herrsch(t)en, ist nicht zu bestimmen. Meist bedingt eines das andere. Für die Ingenieure von schlaich bergermann und partner bedeutet beides gleichviel und hat dem Büro über all die Jahre spannende Projekte im Raum Stuttgart und in der Folge auf der ganzen Welt beschert.
Fußgängerbrücke Nordbahnhof, Stuttgart, 1992 (Foto: Gert Elsner)
Brücken im Dialog In kaum einer anderen Stadt findet man derart viele und vielfältige Brückenbauwerke. Vornehmlich der Bau von Fußgängerbrücken wird in Stuttgart von jeher geschätzt und gepflegt. Beginnend mit den Brücken rund um den Rosensteinpark aus den ersten Zeiten der Gartenschau (1977) wurden über die Jahre sehr außergewöhnliche und innovative Fußgängerbrücken realisiert. Ihr originäres Merkmal ist die Verbundenheit mit dem jeweiligen Ort. Jede Brücke steht im Dialog mit der räumlichen, landschaftlichen Situation, für die sie erdacht wurde. So kann sie als organisches Band an Seilen aufgehängt, wie im Falle der Max-Eyth-Brücke, nahezu unsichtbar in die Landschaft eingefügt sein oder selbstbewusst, wie an der Heilbronner Straße, einen Ort markieren. Viele der Stuttgarter Brücken sind in das Grüne-U eingewoben bzw. machen diesen zusammenhängenden Grünzug in einem durch Straßen zerschnittenen Stadtraum erst möglich. Ein dankbares Beispiel dafür, dass Ingenieure einen Teil
Glasbrücke Center for the Unknown, Lissabon, 2010 (Foto: Bellapart)
Passerelle de La Défense, Paris, 2007 (Foto: Michael Zimmermann)
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
der gebauten Umwelt positiv beeinflussen können, für andere Städte lehrreich im Umgang mit dem Stadtraum. Dies dient den Kollegen und dem Büro schlaich bergermann und partner seit vielen Jahren als Türöffner in anderen Ländern, sei es für die immer größer werdende Zahl an Fußgängerbrücken in Europa oder aber auch dann, wenn zum Beispiel über Brücken bei der Restrukturierung von Flussparks in Shanghai nachgedacht wird: Attraktive neue Brücken à la Stuttgart besitzen vermittelbare Tugenden! Ideen und Vorteile des Leichtbaus Mit dem neuen Dach der Mercedes-Benz Arena wurde im Jahre 1991 noch ein solches Kapitel aufgeschlagen. Das dort erstmals für ein großes Stadion eingesetzte Ringseildach verbindet alle Ideen und Vorteile des Leichtbaus, für das Stuttgarter Ingenieure – und allen voran Jörg Schlaich – stehen, in sich. Eine innovative Tragwerksidee, die auf hochfesten Seilen und einer hauchdünnen, leichten Membran-
BayArena Leverkusen, 2009 (Foto: Bayer 04 Leverkusen)
13
haut aufbaut, damit ökonomisch wie ökologisch vorbildlich ist, und deren Leichtigkeit und Eleganz in der Lage ist, ein herausragendes, markantes Bauwerk zu schaffen. Längst hat das Stuttgarter Dach auf der ganzen Welt Nachfolger gefunden, die das hierfür entwickelte Prinzip aufgreifen, verfeinern, modifizieren und letztlich zu Neuem weiterentwickeln. Auch hier sind wie bei den Brücken die Orte und lokalen Randbedingungen, wie am Kap von Afrika, in den Metropolen Asiens und im brasilianischen Dschungel am Amazonas entwurfsbestimmend. Die Möglichkeiten des Bauens hinsichtlich Materialverfügbarkeit und handwerklicher Tradition und natürlich auch die kulturellen Eigenheiten eines Landes spielen eine Rolle. Gerade diese Vielfalt an Möglichkeiten weckt das Interesse des Büros. Die Neugier, die auch Jörg Schlaich seit Jugendtagen umtreibt und in alle Welt reisen lässt, ist seine Triebfeder geworden, sie ist auch nach seinem Geschmack. Jantje Bley
Greenpoint Stadium, Kapstadt, 2009 (Foto: Bruce Sutherland)
Olympiastadion Kiew, 2011 (Foto: Marcus Bredt)
14
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
BAUEN IN STUTTGART
URBAN – KOMPAKT – GRÜN Städtebauliche Entwicklungen
Topographische Lage Stuttgart ist Kernstadt einer Region mit 2,7 Mio. Einwohnern. Dieser Raum gehört zu den wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands mit anhaltendem Siedlungsdruck. Mit etwa 50 % besiedelter Fläche und einer hohen Einwohnerdichte hat Stuttgart in seiner besonderen, stark gegliederten topographischen Lage die Grenze des Siedlungsflächenwachstums nahezu erreicht, was die Stadt zusätzlich vor städteplanerische und bauliche Herausforderungen stellt. Unter dem Leitbild „Urban, kompakt, grün“ räumt die Stadt Stuttgart der Innenentwicklung vor einer Inanspruchnahme von Neubauflächen einen deutlichen Vorrang ein. Mit dem „Stuttgarter Innenentwicklungsmodell SIM“ hat die Stadt aktuell ein geeignetes Werkzeug hierfür geschaffen. Innovative Konzepte Unter zunehmender Berücksichtigung des Natur- und Landschaftsschutzes hat sich Stuttgart in den letzten drei Jahrzehnten städtebaulich kontinuierlich weiterentwickelt. Dabei war es Ziel aller städtebaulichen Maßnahmen, das Image Stuttgarts als „Großstadt zwischen Wald und Reben“ auch für nachfolgende Generationen attraktiv zu erhalten bzw. zu gestalten. Den Herausforderungen der Stadtentwicklung begegnet die Stadt heute mit innovativen Konzepten, Planungen und Einzelprojekten, die im Stadtentwicklungskonzept 2006 zusammengefasst wurden. Die Leitprojekte „Urbanes Wohnen und Renaissance des öffentlichen Raums“, „Industriestandort im Wandel“, „Flusslandschaft der Zukunft“ und „Neue Wissenslandschaft“ wurden als Zielmarken für die räumlichen Strategien der Stadtentwicklung formuliert.
„Renaissance“ der Urbanität Immer wichtiger seit den 1980er Jahren erschien die Sanierung bestehender Stadtviertel. Derzeit sind 28 Sanierungsgebiete in allen Bereichen der Stadt oder Verkehrsprojekte wie beispielsweise der Rosensteintunnel sowie Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs projektiert. Die Sanierung des Bohnenviertels hat bundesweit Maßstäbe gesetzt hinsichtlich einer Lebensqualität fördernden, modernen und doch quartiertypischen Bebauung im Innenstadtbereich. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden städtebauliche Entwicklungen durch Veränderungen in der industriellen und politischen Landschaft möglich. Auf dem alten Kasernengelände des Burgholzhofes beispielsweise entstand ein Wohngebiet in Niedrigenergiebauweise für etwa 2.500 Menschen. Mit der Realisierung des Bahn- und Städtebauprojekts Stuttgart 21, der neuen Durchfahrstation am Stuttgarter Hauptbahnhof, werden Gleisflächen von etwa 100 ha Größe frei, die bisher bahnseits genutzt waren. Allein 20 ha sollen nun den Parkanlagen wieder zugeschlagen werden und dadurch die klimatischen Verhältnisse der Innenstadt verbessern. Auf einer Fläche von etwa 80 ha kann neu gebaut werden. Der „Renaissance“ urbanen Wohnens folgt die Wiederbelebung des öffentlichen Raums. Der Bereich innerhalb des City-Rings wird heute nahezu als Fußgängerfläche genutzt; auch die Seitenräume der Hauptverkehrsstraßen sind durch eine florierende Kneipenszene wieder erschlossen. In Bereichen gemeinsamer Nutzung durch alle Verkehrsteilnehmer werden „shared spaces“ – Projekte historischer Nutzungsmischungen – wieder hergestellt, z. B. in den Bereichen vor dem Wilhelmsbau und Tübinger Straße/ Torstraße.
BAUKULTUR 5_2012
stuttgarterBAUKULTUR
15
links Die städtebauliche Weiterentwicklung Stuttgarts wird immer mehr durch den Natur- und Landschaftsschutz begleitet: Es gilt, Stuttgarts Stadtfigur als „Großstadt zwischen Wald und Reben“ zu erhalten (alle Fotos: Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung)
Stuttgarter Innenstadt: Stiftskirche (Bildrand links), Altes und Neues Schloss mit Schlossgarten, Kunstmuseum und Königsbau (Hintergrund)
Eine weitere Neuplanung, die sich derzeit in der Innenstadt im Bau befindet, ist „Das Gerber“ auf dem Areal zwischen Marien-, Sophien-, Paulinen- und Tübinger Straße. Neben Einkaufsflächen in einer 3-geschossigen Mall entstehen auch hier Wohnungen über den Dächern der Stadt. Direkt daneben werden mit dem „Caleido“ am ehemaligen Standort der WGV ebenfalls Büro- und Wohnflächen gebaut. Die Flughafenerweiterung und die neue Messe haben für diese Entwicklung zusätzliche Impulse gegeben. Begleitend kann mit dem Filderpark ein strukturierter Freiraum entstehen, in dem die Landwirtschaft als Kulturlandschaft eine feste Funktion behält. Beispiele für eine nachhaltige Innenentwicklung auf kleineren Flächen sind beispielsweise das „AOK-Areal“ und das „Olga-Areal“ im Stuttgarter Westen oder die Nachnutzung auf dem ehemaligen Gelände der Mercedes-Niederlassung an der Heilbronner Straße. Flusslandschaft der Zukunft Der Neckar soll in Zukunft stärker in das Stadtbild eingebunden werden. Hinsichtlich der starken Fragmentierung des Flusses in die Stadtlandschaft ist vorgesehen, eine Flusslandschaft mit zugänglichen Ufern, gemischten Quartieren für Wohnen und Arbeiten, Freizeit- und Kultureinrichtungen, Produktionsstätten und Forschungsinstituten zu schaffen. Die baulichen Veränderungen sollen eingebettet sein in eine weiträumige Parklandschaft zwischen den Hängen. Mit dem Areal Neckarpark besitzt die Stadt ein großes Planungsgebiet mit zunächst etwa 22 ha Entwicklungsfläche. Wichtige Anziehungspunkte für den Neckarpark sind heute das Mercedes-Benz Museum mit einem hohen Zustrom an nationalen wie internationalen Besuchern, die MercedesBenz Arena sowie die Veranstaltungsstätten Schleyer-Halle, Porsche Arena und der Cannstatter Wasen. Für eine weitere öffentliche Nutzung des Areals ist auf dem Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots ein Science Center vorgesehen. Das MEZ Mobilitäts-Erlebnis-Zentrum soll für Kinder, Jugendliche und Familien ein attraktiver kultureller Lern-und Erlebnisort werden. Auch eine Erweiterung der Mercedes-Benz Welt, u. a. mit Mercedes-Benz Classic Center und Oldtimerausstellung, ist in Planung. Daneben werden das Bestandsgebiet am Veielbrunnen aufgewertet und die Brachflächen des ehemaligen Güterbahnhofs entwickelt. Mit einer Nutzungsmischung aus Wohn- und Arbeitsflächen, umfangreichen öffentlichen und privaten Grünzonen sowie nötigen Infrastruktureinrichtungen soll ein abwechslungsreiches neues attraktives Stadtquartier entstehen. Herbert Medek
Stuttgarter Innenstadt: Bauplätze der beiden neuen Wohn- und Geschäftszentren „Das Gerber“ (links oben) und „Caleido“ (Bildmitte)
Bad Cannstatt: Neues Wohngebiet auf dem alten Kasernengelände des Burgholzhofes
Bad Cannstatt: Neckarpark mit Mercedes-Benz Arena und Mercedes-Benz Museum
16
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
Das Kunstmuseum am Kleinen Schlossplatz wurde 2005 eröffnet (Foto: Roland Halbe)
NEUE ÖFFENTLICHE RÄUME Areal Kleiner Schlossplatz
Der Kleine Schlossplatz bestand ursprünglich aus einem 1968 errichteten Betonplateau, das einen vielbefahrenen Verkehrsknotenpunkt überdeckte. Mit dem Neubau des Kunstmuseums, den Königsbau Passagen und dem neuen Geschäftshaus SCALA wurde die Chance zur städtebaulichen Aufwertung eines wichtigen Zentrums der Stuttgarter Innenstadt genutzt. Neue, klare Gebäudekanten fassen und begrenzen den städtischen Raum und bilden Plätze und Straßenräume, die durchlässig und miteinander verbunden sind. Die Planungen dazu stammen vom Berliner Büro Hascher Jehle Architektur.
Kunstmuseum Der ruhige, gläserne Kubus des Kunstmuseums formuliert zwischen historischem Schlossplatz und höher gelegenem Kleinen Schlossplatz einen neuen öffentlichen Raum, der sich auf mehreren Höhenstufen erstreckt. Treppenkaskaden schaffen einen fließenden Übergang. Im Inneren des Gebäudes befindet sich ein introvertierter Kern, in dem die Museumsräume für Wechselausstellungen angeordnet sind. Der äußerlich schroff und archaisch wirkende Steinwürfel zelebriert die Materialität des bruchrauen Solnhofener Kalksteins und kontrastiert die technische Per-
Kunstmuseum Stuttgart (Foto: Roland Halbe)
Blick in das Atrium der Königsbau Passagen (Foto: Svenja Bockhop)
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
fektion und Immaterialität der gläsernen Gebäudehülle. Die Zone zwischen steinernem Kern und gläserner Hülle vermittelt als Puffer und Schnittstelle zwischen Stadt und Museum. Gleichzeitig fungiert die gläserne Hülle als Kommunikator. Durch Transparenz und typografische Bespielung wirkt sie wie ein Schaufenster der Kunst. Dabei wechselt die Wirkung der Fassade zwischen Tag und Nacht: Am Tag erscheint das Gebäude dank der großflächigen Einzelelemente minimalistisch und elegant, abends löst sich die äußere Glashülle auf, der Steinkubus leuchtet in seiner Naturfarbe und stellt den Bezug zum benachbarten Königsbau her. Der Ausstellungsbereich der ständigen Sammlung befindet sich unter dem Kleinen Schlossplatz in den ehemaligen Autotunnelröhren. Auch das unterirdische Raumkontinuum sucht den Kontakt zur Öffentlichkeit. Über ein großflächiges, in den Boden eingelassenes Lichtband entstehen tagsüber lichte, lebendige Räume, und mit Einbruch der Dunkelheit strahlt das dann künstlich beleuchtete Band von unten nach oben und wird zum poetischen Stadtzeichen. Geschäftshaus SCALA Das 6-geschossige Geschäftshaus SCALA schließt den angrenzenden Häuserblock und begrenzt so den Kleinen Schlossplatz an der nördlichen Längsseite. Ebenso wie das Museum spielt der Neubau mit dem Kontrast von Materiali-
17
tät und Immaterialität, Geschlossenheit und Offenheit. Platzseitig öffnen sich die zweigeschossigen Geschäfte und Cafés mit transparenten, verglasten Fassaden der Stadt, während die oberen Büroebenen hinter einer eher geschlossenen Basaltsteinfassade angeordnet sind. Straßenseitig kehrt sich das Verhältnis um: Um den Straßenlärm abzuwehren, ist den Bürobereichen eine transparente Glashaut vorgelagert, die von der massiven Steinfassade umrahmt wird. Königsbau Passagen Das innerstädtische Ensemble wird durch die Königsbau Passagen – einem neuen Handelszentrum – ergänzt. Unmittelbar hinter dem historischen Königsbau gelegen bezieht der Neubau das denkmalgeschützte Gebäude behutsam mit ein und gibt ihm mit der nach hinten geschwungenen gläsernen Hülle eine angemessene Rahmung. Zwei Passagen führen durch den Königsbau und verbinden die Königsstraße mit dem Atrium, das den Mittelpunkt eines passagengeprägten Wegenetzes bildet. Das Atrium formt einen spektakulären Innenraum, zu dem sich die unterschiedlichen Nutzungen orientieren. Es entstehen attraktive Räume für Büros und Einzelhandel. Das transparente, bogenförmige Dach wird zur zweiten Fassade und bietet den Nutzern einen attraktiven Außenbezug. Simone Jeska
Erfolg ist Teamwork Kooperation zum Nutzen aller ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Dazu zählt das vernetzte Zusammenwirken unterschiedlicher Unternehmensbereiche ebenso wie das partnerschaftliche Zusammenarbeiten mit unseren Kunden. Für Erfolge, über die wir uns gemeinsam freuen können – zum Beispiel bei den Projekten Motel One und Bülow Carré. www.hochbau.bilfinger.com
Niederlassung Stuttgart
18
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
Ähnlich wie bereits die Fassaden der Stuttgarter Staatsgalerie bestehen auch die Fassaden der Musikhochschule und des Hauses der Geschichte BadenWürttemberg aus einer Kombination von verputzten Flächen und einer Sandstein- bzw. Travertinverkleidung (Foto: Roland Halbe)
STUTTGARTER KULTURMEILE Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Die vom Stuttgarter Büro Wilford Schupp Architekten errichtete Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit dem später realisierten 2. Bauabschnitt und dem Haus der Geschichte Baden Württemberg ergänzen die Reihe von Gebäuden und öffentlichen Plätzen entlang der
Stuttgarter „Kulturmeile“. Im konischen Sockel des Turms ist ein 3-geschossiger Konzertsaal mit einer großen Orgel untergebracht, der bei großer Orchesterbesetzung 500 Sitzplätze bietet. Über dem Konzertsaal befindet sich die 2-geschossige Bibliothek mit einem Lichtschacht in der Mitte. Der Senatssaal im obersten Stockwerk ist der repräsentative Raum der Hochschule mit einem großzügigen Blick auf Stuttgart. Eine öffentliche Dachterrasse erlaubt kleine Freiluftkonzerte und bietet ebenfalls einen Rundumblick über die Stadt. Auszeichnungen 1996 BDA Auszeichnung guter Bauten 1997 Beispielhaftes Bauen in Stuttgart, Architektenkammer Baden-Württemberg 1997 Stirling Prize, RIBA bzw. der Sunday Times
Haus der Geschichte Baden-Württemberg und 2. Bauabschnitt Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Der 10-stöckige, zylindrische Turm stellt sich vom Stadtgarten und vom Stadtzentrum aus besonders eindrucksvoll dar (Foto: Roland Halbe)
Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg bildet mit seinen Ausstellungsräumen den zur „Kulturmeile“ hin ausgerichteten Kopfbau. Sein „Rückgrat“ wird durch eine Treppe geformt, die längs durch das Gebäude auf eine Dachterrasse führt: als Schnittstelle zwischen öffentlichem Raum und Museumsbereich. Die im Zuge des 2. Bauabschnitts realisierten Räume der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit Unterrichtsräumen und einem Kammermusiksaal wenden sich dagegen in schwingender Front dem 1. Bauabschnitt der Musikhochschule und dem introvertierten Platz oberhalb der Straße zu. Verbunden sind die Gebäude durch ein Foyer, welches die Konzertsäle im zentralen Turmbau des 1. Bauabschnitts und im Neubau unter der oberen Platzebene erschließt. Simone Bohsung
Milaneo: mehr als ein Quartier – so facettenreich wie das Leben! Das Milaneo bringt südländisches Flair ins Stuttgarter Europaviertel. ECE, STRABAG Real Estate und Bayerische Hausbau wollen die Quartiersentwicklung in der baden-württembergischen Landeshauptstadt bis Sommer 2015 fertigstellen. Nach Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau vereint das Quartier Wohnen, Büros, Hotel, Shopping und Gastronomie. Entstehen werden drei individuelle Baukörper, die durch belebte Plätze und Gassen miteinander verbunden sind. Das Shopping-Center erstreckt sich im Untergeschoss über alle drei Baufelder. Im Erdgeschoss werden die Handelsbereiche über die Platzebene und im ersten Obergeschoss durch vier transparente Brücken zusammengeführt. In den Etagen oberhalb des Shopping-Centers gliedert sich der Bau in insgesamt 17 Einzelhäuser auf, die sich um drei begrünte Innenhöfe gruppieren. Das Milaneo wurde als Pilotprojekt für Quartiers-Zertifizierungen bereits von der DGNB in Gold vorzertifiziert. Investor für das Shopping-Center ist Hamburg Trust. www.milaneo.com
Shopping | Office | Traffic | Industries ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG Heegbarg 30, 22391 Hamburg Telefon: (040) 60606-0, Fax: (040) 60606-6230 www.ece.de, info@ece.de
20
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
GRENZE AM SCHLOSSGARTEN Innenministerium Baden-Württemberg Die Verkleidung aus Glasmosaik verleiht dem Baukörper durch ihre changierende, dezente Farbigkeit eine zurückhaltende Eleganz (alle Fotos: Achim Birnbaum)
Atriumswand aus hellem, sandgestrahltem Sichtbeton mit großen, liegenden Öffnungen, die die äußere Fassadengliederung widerspiegeln Einläufige Treppe aus geschliffenem Beton mit eloxierten Aluminiumlamellen als Absturzsicherung
Architektonisches Konzept Zwischen Neckartor, Willy-Brandt-Straße, Wulle-Steg und Mittlerem Schlossgarten liegt das zukünftige Innenministerium der Baden-Württembergischen Landesregierung. Der vom Berliner Büro Staab Architekten errichtete, 200 m lange Neubau formuliert an dieser prominenten städtischen Situation in Verlängerung der südlich gelegenen „Kulturmeile“ die Grenze zwischen Schlossgarten und Straße. Mit seiner nahezu monofunktionalen Struktur erhält das 6-geschossige Gebäude im Inneren durch unterschiedlich proportionierte Atrien eine unverkennbare Struktur und Gliederung. Die versetzte Anordnung und die unterschiedlichen Breiten der Atrien erzeugen an beiden Gebäudelängsseiten durch Vor- und Rücksprünge eine plastische Gliederung des Baukörpers. Die äußere Erscheinung ist geprägt durch die innere Struktur und umgekehrt soll in den Atrien die äußere Struktur spürbar sein. Erschließung Um die Öffentlichkeit in Empfang zu nehmen, befinden sich im südlichen Kopf mit dem Haupteingang mit Foyer und der Konferenznutzung im Erdgeschoss auf der Ebene der WillyBrandt-Straße und mit der Kantinennutzung im 1. Untergeschoss auf der Ebene des Schlossparks die öffentlichen Bereiche des Gebäudes. Der Konferenzbereich hat gegenüber des Wulle-Stegs einen zusätzlichen, separaten Eingang, was einen von der Ministeriumsnutzung getrennten Betrieb ermöglicht. Über eine Sicherheitsschleuse erreicht man die vertikale Erschließung, über die man in den Leitungsbereich im südlichen Kopf gelangt. Dort befinden sich das Lagezentrum der Landesregierung und der Ministerbereich, die sich um einen in der Höhe gestaffelten Gartenhof gruppieren. Flexibilität der Gebäudestruktur Nach Norden hin organisieren sich um die verschiedenen Atrien die einzelnen Büroräume. Ihre Kommunikationszonen liegen immer an der parkseitigen Erschließung mit Blick durch die zum Flur hin verglasten Besprechungsräume hindurch zum Schlossgarten. So entsteht eine flexible und doch gegliederte Bürostruktur.
BAUKULTUR 5_2012
stuttgarterBAUKULTUR
21
Das 2012 fertig gestellte Baden-Württembergische Innenministerium definiert die Grenze zwischen Schlossgarten und rückwärtiger Williy-Brandt-Straße
Aufgrund der großen Länge hat das Gebäude am Neckartor einen Nebeneingang, der ebenfalls mit einer Sicherheitsschleuse ausgestattet ist. Fassadengestaltung Die Fassade wird durch großformatige, liegende Fensteröffnungen gegliedert, die über ihre Proportion die Kleinmaßstäblichkeit, die die Vielzahl von Einzelbüros mit sich bringt, überspielen. Die Fenster sind als Kastenfenster mit außen liegender Prallscheibe ausgeführt, welche einen
erhöhten Schalldämmwert und zudem eine Fensterlüftung ermöglichen und einen Witterungsschutz für den beweglichen, individuell steuerbaren Sonnenschutz darstellen. Die Verkleidung aus Glasmosaik soll durch ihre changierende, dezente Farbigkeit und ihre Tiefenwirkung dem Baukörper eine zurückhaltende Eleganz verleihen. In den Bereichen, in denen das Gebäude von außen erschlossen wird, ist die Fassade mit dunkelbronze eloxierten Aluminiumblechen verkleidet. Thomas Schmidt
22
stuttgarterBAUKULTUR
Als freistehender, markanter Baukörper überragt die Stadtbibliothek die benachbarte Bebauung (Foto: Stefan Müller)
BAUKULTUR 5_2012
Blick in den Eingangsbereich (Foto: Min Gi Hong)
KÖRPERLICH SPÜRBARE PRÄSENZ Stadtbibliothek Stuttgart
Die durch das Kölner Architekturbüro Eun Young Yi errichtete Stadtbibliothek Stuttgart liegt am Mailänder Platz inmitten des städtebaulichen Planungsgebiets Europaviertel. Der in Form eines Würfels geplante Baukörper mit einer Kantenlänge von fast 45 m wirkt nach außen mit hellgrauem Sichtbeton und mattierten Glasbausteinen durch seine körperlich spürbare Präsenz.
Historische Vorbilder Während das Gebäude mit entschieden klarer, geometrischer Form und fokussiertem Eingang vom „Kenotaph für Newton“ von Etienne Boullée inspiriert wurde, wird mit dem Herzen der Bibliothek der antike Raumtyp „Pantheon“ vor dem Hintergrund unserer veränderten technischen Wirklichkeit neu interpretiert. Die Bibliothek wird gleichsam von einer zweiten Fassade umschlossen und liegt als würfelförmiger Raum in der Mitte des Gebäudes, durch ein zentrales Oberlicht erhellt. Sein „Oculus“ mündet in den darüber liegenden trichterförmigen Lesesaal. Beim Lesesaal handelt es sich ebenfalls um einen jahrtausendealten Raumtyp, wie z. B. den Entwurf Etienne Boullées für die französische Nationalbibliothek von 1785. Jetzt wird er zeitgemäß umgesetzt, allerdings in einer kompakten, quadratischen Form und als 5-geschossiger Raum, dessen Hülle aus Büchern besteht. Die spiralförmig angeordneten Erschließungstreppen sind als fließende Flanierwege konzipiert. Abgetreppte Galerien weiten den Raum trichterförmig nach oben auf. Licht flutet durch das Glasdach, das zum Raum mit einer Gitterrostabhangdecke und nach oben komplett mit Sonnenschutzlamellen abgeschlossen ist.
links Das Gebäude besteht aus Volumen, Hülle und Kern – in der Fuge befinden sich die Erschließungen (Foto: Stefan Müller)
PROJEKTDATEN Wettbewerb: 1999 Baubeginn: November 2008 Fertigstellung: Oktober 2011 Bauherr: Landeshauptstadt Stuttgart, Geschäftskreis Oberbürgermeister Nutzer: Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Kultur, Bildung und Sport, Kulturamt Planung: Architekturbüro Eun Young Yi, Köln (1. Preis) Tragwerksplanung: Boll und Partner, Stuttgart Freiflächenplanung: Gänßle + Hehr, Esslingen
BAUKULTUR 5_2012
stuttgarterBAUKULTUR
23
Das zentrale Oberlicht der Bibliothek mündet in den darüber liegenden Lesesaal (Foto: Günther Marsch)
Abgetreppte Galerien weiten den Lesesaal nach oben trichterförmig auf (Foto: Stefan Müller)
Unterhalb des Herzens befindet sich das Forum. Es dient als Veranstaltungsraum und ist als dritte Variation des quadratischen Raumformats flach und scheibenförmig ausgebildet und in ein dunkles Pastellblau gefärbt. Das Forum ist in zwei Hälften teilbar und verfügt über ca. 300 Sitzplätze.
Zudem befinden sich hier neben Informationstafeln und Videoinstallationen die Warte- und Zeitungslesezonen.
Eingangshalle Die Bibliothek kann von allen 4 Seiten besucht werden. In der ringförmig angeordneten Eingangshalle sind die Medienrückgabeautomaten der Buchsortieranlage installiert, deren Funktionsablauf durch Glaswände betrachtet werden kann.
Fassade Die Fassade besteht aus 9 x 9 Glasbausteinfeldern in hellgrauen Sichtbetonrahmen. Die Gebäudehülle ist als Doppelfassade aus einer Glasbausteinebene und einer inneren Pfosten-Riegel-Fassade als thermischer Gebäudehülle konzipiert. Der Fassadenzwischenraum ist als Flanierweg nutzbar und wird nachts blau beleuchtet. Eun Young Yi
Wir biegen auch die tollsten Formen
BHB · Betonstahlhandel und Biegebetrieb GmbH Benzstraße 9 · 79232 Hugstetten Telefon: 07665-9341966 Telefax: 07665-9341977 E-Mail: info@bhb-stahl.de
24
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
oben und rechts Die Bauarbeiten für das Milaneo haben 2012 begonnen, die Fertigstellung ist für Frühjahr 2015 geplant
MEDITERRANES STADTLEBEN Wohnquartier Milaneo am Mailänder Platz
Durchmischung von Funktionen Der Entwurf von RKW Rhode Kellermann, Wawrowsky Architektur + Städtebau zum Milaneo am Mailänder Platz in Stuttgart verfolgt die Idee zur Realisierung eines gemischt genutzten urbanen Wohnquartiers. Mediterranes Stadtleben ist dabei das Vorbild in der Ausprägung der Fassaden mit Balkonen, Dachgärten und verwinkelten Zonierungen im Spannungsfeld zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereichen. In der Durchmischung vielfältiger Funktionen wird die Voraussetzung für eine lebendige Stadt gesehen. Differenzierte Einzelbauteile Durch die Zersplitterung der großformatigen Baublöcke in differenzierte Einzelbauteile gelingt die Befreiung von der vorgeprägten, preußisch strengen Blockrandbebauung. Überschaubare Wohngruppen formieren sich zu Nachbarschaften in begrünten Wohnwelten mit überraschenden Einund Ausblicken auf Dachgärten und über die Innenstadt. Der Mailänder Platz steht im Mittelpunkt und bleibt – dem Vorbild italienischer Plätze folgend – frei von Möblierung. Ringförmige Einkaufsmall Die 3-geschossige Handelskonzeption mit ihrer ringförmigen Mallführung wird nicht in Frage gestellt. Es erfolgt allerdings eine individualisierte Anpassung der Wegeführung. Sie nimmt Bezug auf die Fassaden, Außen- und Innenwelten finden stimmig zueinander. Das Kauferlebnis soll sich nicht nur nach innen richten. Das Milaneo zeigt weit geöffnete, raumhohe, teilweise 2-geschossige Fassaden. Stadt und Handel bedingen sich gegenseitig und profitieren in dieser wechselseitigen Symbiose zwischen Außen und Innen. Der Fassadenentwurf lässt den Werbeauftritt nur in den Mietflächen selbst hinter den Glasfassaden zu. Werbung befindet sich gezielt an gut ansehbaren, massiven Wandflächen mit integrierter Fassadenbeleuchtung.
Wohnhausgruppen Oberhalb der Handelsflächen sind einzelne Wohnhausgruppen unterschiedlichster Prägung und Größe vorgesehen, was die soziale Durchmischung von unterschiedlichen Haushaltsgrößen fördert. Insgesamt werden mehr als 400 Wohneinheiten erstellt, jeweils über eigenständige Treppenräume erschlossen. Jede Wohnung ist mit einem privaten Gartenanteil versorgt oder besitzt eine Loggia. Grundsätzlich besteht darüber hinaus ein Zugang zu begrünten Innenhöfen, die als halböffentlicher Raum die Nachbarschaft fördern sollen. Fassaden Die Fassadengestaltung lässt das Bauvorhaben in seiner Bedeutung als Ganzes erkennen, aber in ihrer Differenzierung erscheinen die drei Baublöcke mit unterschiedlicher Ausprägung als drei eigenständige Teile. Die gebaute Stadt von morgen ist nach Auffassung von RKW weiterhin massiv und steinern. Die Materialwahl sieht daher hellen Naturstein vor und für transparente Bauteile hoch effiziente Isoliergläser im Wechsel mit witterungsgeschützten Holzelementen. Maria-Sawa Possinke
BAUKULTUR 5_2012
stuttgarterBAUKULTUR
25
STADT IN DER STADT Energiekonzern EnBW City
Der Prestigebau des Baden-Württembergischen Energiekonzerns EnBW setzt ein Zeichen in Sachen klimaschonendes Bauen. Mit intelligenter und effizienter Energienutzung unterschreitet das 2009 fertig gestellte Gebäude die strengen Vorgaben der Energieeinsparverordnung durch eine Kombination aus unterschiedlichen zukunftsweisenden Bau- und Energiekonzepten und spart gegenüber Standard-Bürogebäuden über 50 % an Energie ein. Städtebauliche Komposition Das von den Architekten RKW Rhode, Kellermann, Wawrowsky Architektur + Städtebau realisierte Projekt definiert sich durch seine markante städtebauliche Komposition und durch die klare Geometrie der einzelnen Gebäude. Das 16-geschossige Hochhaus erstreckt sich dabei weithin sichtbar am Horizont. Daneben entstanden drei 6-geschossige Büroriegel und ein Forum mit 7,5 Geschossen. Die zur Straße orientierten Monitorfassaden bilden eine geschlossene Kante. Zum Grün hin eröffnen Riegelstruktur und Freiflächen den fließenden Übergang in die Landschaft. Das rund 35.000 m² große Areal mit steinernen Plätzen und begrünten Freiflächen ist überdies mit einem eigenen Restaurant und Bistro ausgestattet.
oben Das 16-geschossige Hochhaus des Energiekonzerns EnBW City ist am Stuttgarter Horizont weithin sichtbar (Fotos: H. G. Esch) unten Blick in das Foyer mit dem „Netwalk“ im 1. Obergeschoss, der sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt
Gebäudegliederung Der Firmensitz ist abwechslungsreich gegliedert: Um die 445.000 m³ umbauten Raumes nicht zu mächtig erscheinen zu lassen, verteilen sie sich nach dem Prinzip einer Kammstruktur auf parallel angeordnete Riegel. Alle Einzelbauten werden im 1. Obergeschoss durch einen Hauptverbindungsgang miteinander verknüpft: Der „Netwalk“ erstreckt sich über die gesamte Länge des Gebäudekomplexes, ihm ist in jedem Gebäudeteil eine Aufenthaltszone angegliedert, die spontane Begegnungen der Mitarbeiter ermöglicht. Eine vorgelagerte Piazza führt als repräsentativer Bereich zum Haupteingang. Außenanlagen mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen über landschaftlich geprägte Höfe und Gärten die Verbindung zum angrenzenden Naturschutzgebiet Zettachwald. Energiekonzept Für das Hochhaus wurde eine Doppelglasfassade mit zu öffnenden Fenstern entwickelt, die durch eine zweite Ebene eine Durchlüftung auch in den oberen Geschossen zulässt, wodurch auf maschinelle Lüftungsmethoden verzichtet werden kann. Metallgewebe in der äußeren Fassade wirkt als Windschott. Modernste Haustechnik sorgt für sparsamen Umgang mit Ressourcen. Zur Gewinnung von umweltfreundlicher Energie aus der Erde wurden 98 Erdwärmesonden 130 m tief in den Boden eingebracht. Pumpen fördern Flüssigkeit in einem
geschlossenen Rohrleitungssystem hinab, wo sie erwärmt oder gekühlt und anschließend zur Betonkernaktivierung genutzt werden. Dabei leiten Schläuche die temperierte Flüssigkeit durch die Betondecken und -böden. So sollen rund 40 % an Heizenergie und 60 % an Kühlenergie eingespart werden, was etwa dem Ausstoß von 180 PKW, die jährlich jeweils 10.000 km zurücklegen, entspricht. Eine Kombination aus Grund- und Arbeitsplatzbeleuchtung sowie Tageslicht-Optimierung mindern die installierte elektrische Leistung. Maria-Sawa Possinke
26
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
oben Fensterbänder mit unterschiedlich breiten Fensterelementen rhythmisieren die Fassade rechts Alle verwendeten Materialien sind in ihrer natürlichen Beschaffenheit belassen
SPIELERISCHER RHYTHMUS
Erweiterung der Hochschule für Technik Stuttgart Städtebauliche Einbindung Die vom Stuttgarter Architekturbüro berger röcker geplanten Erweiterungsbauten für die Hochschule für Technik Stuttgart greifen die vorgefundene städtebauliche Struktur auf und erweitern sie durch eine in ihren Dimensionen und Abständen variierende Abfolge von Gebäuderiegeln nach Süden hin. Die zur Breitscheidstraße hin komplett geschlossenen Riegel haben alle eine ähnliche Breite und die gleiche Traufhöhe. In diesem kompakten Baufeld wurden der 1. und 2. Bauabschnitt realisiert. Zwei Bauabschnitte Der 1. Bauabschnitt besteht aus drei durch zwei Glasfugen zusammengefasste Riegel, der 2. Bauabschnitt aus weiteren zwei Riegeln mit mittiger Glasfuge. Zwischen den beiden Bauabschnitten verläuft eine „Gasse“, von der aus die neuen Gebäude erschlossen werden. Das Baufeld wird über einen sämtliche Gebäudeteile exakt umreißenden Sockel definiert, der sich infolge des Gefälles entlang der Breitscheidstraße in voller Länge abzeichnet. Die Traufhöhe wird vom bestehenden Gebäude in der Kienestraße übernommen. Hieraus ergab sich eine bis auf 4 Geschosse mögliche Bebauung. Räumliche Organisation In den nach außen klar als Körper zu begreifenden Gebäuderiegeln befinden sich sämtliche Räume – in den Fugen die vertikalen Erschließungselemente sowie ein 4-geschossiger Belichtungshof. Verbunden sind die Bauteile im Erdgeschoss über ein breites Foyer, das wie eine interne Straße funktioniert. Im Erdgeschoss befinden sich die großen Seminarräume und das Lichtlabor. In den Obergeschossen sind in den beiden westlichen Riegeln die Seminar- und im östlichen die
Instituts- und Dekanatsräume untergebracht. Die Werkstätten und Lagerräume im Untergeschoss liegen niveaugleich mit den Lagerräumen im bestehenden Gebäude an der Kienestraße und haben direkten Zugang zum Werkhof. Fassaden und Materialien Gestaltprägende Elemente der Außenfassade sind die in die Betonfassade eingelassenen Aluminium-Fenster-Elemente, deren Längen innerhalb der Bandkonzeption variieren und einen spielerischen Rhythmus produzieren. Als Materialien sind vorzugsweise Glas, Stahl, Aluminium, Beton und Naturstein eingesetzt, die in ihrer natürlichen Eigen- und Beschaffenheit belassen wurden. Der „ehrliche“ Umgang mit den Materialien ist Bestandteil des architektonischen Konzepts. Die einfache Formensprache und Reduzierung auf wenige gestalterische Elemente sowie der wohlüberlegte Einsatz von Materialien führen zu einer beruhigenden Atmosphäre. Konstruktion Die Neubauten sind in Skelettkonstruktion errichtet. Tragende Elemente sind Stahlbetonmassivdecken und Stahlbetonstützen bzw. -schotten. Der Innenausbau ist von der Tragkonstruktion getrennt. Systemtrennwände bzw. Möbeleinbauten mit Aluminium-Glaselementen entlang der Flurzonen prägen das innere Erscheinungsbild. Flexible Trennwände ermöglichen bei Bedarf ein einfaches Zusammenschalten mehrerer Räume. Durch die modulartige Konzeption besteht ein hohes Maß an Flexibilität in Hinblick auf spätere Konzeptanpassungen. Daniel Berger, Peter Röcker
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
27
rechts Die Ost- und die Westfassade sind mit einer zweiten Haut aus neuartigen Photovoltaik-Modulen versehen
Bei der Umstellung der Energieversorgung auf ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept auf Basis einer 100 % Versorgung mit erneuerbaren Energien kommt dem Bauwesen ein besonderer Stellenwert zu: Ein Drittel des weltweiten Gesamtenergieverbrauchs resultiert aus der Beheizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung von Gebäuden. Die Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) hat im Rahmen des ersten internationalen Hochschulwettbewerbs „Solar Decathlon Europe“ gezeigt, wie der Wohnungsbau der Zukunft dieser Verantwortung nachkommen kann: Mit einem prototypischen Gebäude, das durch geschickte Integration von Gebäudehülle, Haustechnik und Energiespeicherung konsequent regenerative Energien nutzt – und zugleich hohe Gestaltungs- und Wohnqualität bietet.
MEHR ENERGIE ALS NÖTIG Plusenergiehaus home+
Mehrfach ausgezeichnet Im Wettbewerb waren prototypische, voll funktionsfähige Häuser mit einer Grundfläche von max. 74 m2 gefordert, die in der Jahresbilanz mehr Energie regenerativ bereitstellen, als sie selbst benötigen. Darüber hinaus spielten Kriterien wie Funktion, Gestaltung, Marktfähigkeit, Qualität der Umsetzung und Kommunikation der Ideen eine entscheidende Rolle. Der HFT-Beitrag home+ überzeugte im Wettbewerb durch innovative Neuentwicklungen im Bereich der Energietechnik und deren Integration in das gestalterische und technische Gebäudekonzept. Am Ende wurden neben dem 3. Platz in der Gesamtwertung weitere Preise in 5 der 10 Einzeldisziplinen errungen. So gingen die 1. Plätze in den Disziplinen „Technik und Konstruktion“ und „Innovation“ an das Stuttgarter Team. Jeweils 2. Plätze wurden in den Disziplinen „Solare Energiesysteme“ und „Haushaltsgeräte und Funktionalität“ erzielt, außerdem ein 3. Platz in der Disziplin „Nachhaltigkeit“. Entwurfskonzept Ausgangspunkt des Entwurfs home+ ist ein kompaktes und sehr gut gedämmtes Volumen, das in einzelne Module aufgeteilt wird, die mit etwas Abstand zueinander angeordnet werden. Die entstehenden Fugen dienen der Belichtung, der Belüftung, der Vorwärmung im Winter und der passiven Kühlung im Sommer. Eine besondere Rolle spielt dabei der gestalterisch und räumlich prägende „Energieturm“, der im Zusammenspiel von Wind, Verdunstungskälte und thermischem Auftrieb die Belüftung und Kühlung der Zuluft des Gebäudes übernimmt, ohne dabei Strom für den Lufttransport oder die Kühlung zu benötigen. Im Innenraum erhöhen Phasenwechselmaterialien (PCM) die thermisch wirksame
Masse der aus Holz gefertigten Module. Um den niedrigen Restenergiebedarf zu decken, wird die gesamte Gebäudehülle solar aktiviert: Das Dach und die Ost- und Westfassaden werden mit einer zweiten Haut aus neuartigen Photovoltaik-Modulen zur Stromerzeugung versehen. Damit wird das Gebäude zum „Plusenergiehaus“. Die Energiehülle erzeugt tagsüber Strom und stellt zusätzlich nachts Kälte bereit. Dazu wird Wasser aus einem Rückkühlspeicher durch Rohre hinter den PV-Modulen auf dem Dach gepumpt. Durch die Abstrahlung gegen den Nachthimmel kühlen die PV-Module aus und entziehen dem dahinter vorbeifließenden Wasser Wärme. Das so gekühlte Wasser wird zur Regenerierung der PCM-Decke im Gebäudeinneren, zur direkten Kühlung des Fußbodens und zur Rückkühlung einer kleinen neu entwickelten reversiblen Wärmepumpe genutzt, die zur Abdeckung von Spitzenlasten vorgehalten wird. Diese neue Kombination aus PV-Modul und „Kälte-Kollektor“ wurde an der HFT Stuttgart selbst für home+ entwickelt. Jan Cremers
28
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
GEBAUTE LANDSCHAFT
Neue Anlage für afrikanische Menschenaffen in der Wilhelma Artengerechte Zonierung Mit den begrünten Dachflächen, die fließend in den Landschaftspark der Stuttgarter Wilhelma und des benachbarten Rosensteinparks übergehen, fügt sich die neue Anlage für afrikanische Menschenaffen harmonisch in die Umgebung ein. Der langgestreckte, S-förmige Neubau beherbergt zwei voneinander getrennte Gehege, die sich scheinbar mit ihrem Rücken unter das Erdreich schieben und so artifizielle Verwerfungen ausbilden, die unterschiedliche Zonen für Gorillas und Bonobos entstehen lassen. Verschobene Baukörper Die neuen Gorilla- und Bonobogehege liegen sich gegenüber und sind entlang des S-förmigen Besucherweges, der die topographische Bruchkante markiert, gegeneinander verschoben. Durch die Verschiebung der Baukörper können sich die Gehege über raumhohe Verglasungen zur angrenzenden Landschaft öffnen, und Tiere sowie Besucher haben den direkten Bezug zum Außenraum. Die Durchdringung
unten Die leichte Stahlnetzkonstruktion mit den schräggestellten Stützen dient den Bonobos als Klettervorrichtung und Ruhestätte (alle Visualisierungen: Hascher Jehle Architektur)
bzw. Überlagerung von Landschaft und Baukörper lässt eine gebaute Landschaft entstehen, die die Wilhelma als Teil des Rosensteinparks stärkt. Innen- und Außengehege Während die lichtdurchfluteten Innengehege mit ihren terrassierten Landschaften den Besuchern optimale Bedingungen zur Beobachtung der Tiere ermöglichen, bieten die Außengehege Rückzugs- und Ruhezonen. Die leichte Stahlnetzkonstruktion des Bonobo-Außengeheges ist mit schräggestellten Stützen, künstlichen Lianen und Schlafnestern ausgestattet. Sie dienen den Bonobos als Klettervorrichtung und Ruhestätte. Der wertvolle Baumbestand im Gorillagehege wurde so weit wie möglich erhalten, sodass das natürliche Blätterdach den Affen Schutz vor der Sonne bietet und den Eindruck einer naturnahen Gehegegestaltung unterstützt. Simone Jeska
Projektdaten Planung: Hascher Jehle Architektur, Berlin Rohbau-/ Sichtbetonkonstruktion: Ed. Züblin AG, Stuttgart Netzanlage Stahlbau: E. Roleff GmbH & Co. KG, Altbach Netzanlage: Carl Stahl GmbH, Süßen Gehegeverglasung: Radeburger Fensterbau GmbH, Radeburg
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
29
rechts Dem exponierten Standort auf dem Höhenrücken des Killesbergs wird das Augustinum durch sein differenziertes Volumen und sein Fassadenkonzept gerecht (Foto: Archigraphie, Steffen Vogt)
WOHNEN FÜR SENIOREN
Wohnstift Augustinum auf dem Killesberg Auf dem Stuttgarter Killesberg, in städtebaulich und topographisch exponierter Lage, errichtete das Stuttgarter Architekturbüro wulf architekten ein Wohnstift mit insgesamt 290 komfortablen Wohnungen für Senioren. Städtebauliche Aspekte Der Entwurf für das Augustinum basiert auf dem Grundgedanken einer durchgrünten Bauweise. Durch Höhenstaffelung der Baukörper wird der maßstäbliche Übergang zur umliegenden Wohnbebauung erreicht. Vorhandene Sichtbeziehungen, insbesondere zur Weißenhofsiedlung, werden durch die Anordnung der Baukörper erhalten und teilweise verstärkt. Dem exponierten Standort auf dem Höhenrücken des Killesbergs wird der Bau durch sein differenziertes Volumen und sein Fassadenkonzept gerecht. Erschließung An der verkehrsberuhigten Oskar-Schlemmer-Straße im Süden befindet sich der Haupteingang. Wirtschaftshof und Tiefgarage sind über die vielbefahrene Stresemannstraße im Nordwesten zu erreichen. Das vorhandene Geländegefälle macht hier aufwändige Rampenanlagen überflüssig. Die zentrale Lage des Haupteingangs hat mehrere Vorteile: Hier ist ein attraktives, Lärm abgewandtes und gut besonntes Vorfeld möglich, das auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Zum anderen ergeben sich im Inneren kurze Wege zu den Treppenhäusern. In den Gemeinschaftsbereichen des Hauses, die in zwei Geländeterrassen untergebracht sind, fällt die Orientierung aufgrund der vielfachen Außenbezüge leicht. Die obere der beiden Gemeinschaftsebenen umfasst Foyer, Saal, Läden, Café, Gesellschaftsräume, Restaurant und Küche. In der unteren Ebene befinden sich das Schwimmbad und der Wellnessbereich sowie Räume für Arzt, Pflege und Haustechnik. Beide Ebenen sind direkt von außen anfahrbar. Wohntürme Die Wohnbereiche sind auf 4 Zwillingstürme aufgeteilt, deren Höhe von 8 auf 5 Geschosse abnimmt. Die ErdgeschossWohnungen erhalten Gärten, die Obergeschoss-Wohnungen sind mit großen Loggien versehen, die geschossweise versetzt angeordnet sind.
Die Aufteilung in einzelne Kuben mit jeweils nur 6 Wohnungen pro Geschoss vermittelt den Bewohnern das Gefühl von Individualität. Die Qualität der Wohnungen ist maßgeblich durch die Beziehung zum Außenraum und zur Umgebung bestimmt. Die Über-Eck-Orientierung der meisten Wohnungen ermöglicht zudem eine gute Querlüftung. Das Gestaltungs- und Materialkonzept ist zurückhaltend, es lebt von einem dezenten Farbkontrast aus hellgrauen Putzfassaden mit weißen Fensterrahmen und weiß gestrichenen Loggien. Freiflächen Der Haupteingang liegt an einem großen Vorplatz, der mit großformatigen Werksteinplatten belegt ist und von einer Baumgruppe verschattet wird. Durch die Eingangshalle gelangt man in den Garten zu einer „Weinbergmauer“, die das Grundstück nach Norden begrenzt. Diese so genannte Stuttgarter Kante ist Gartenmauer und Aussichtspunkt. Die Gartenanlage ist im Stil eines Landschaftsgartens angelegt. Über versetzte Heckenstrukturen erfolgt eine unauffällige Abstufung in öffentliche, halböffentliche und private Freibereiche. Der Park wird im Westen zur Stresemannstraße durch eine Mauer als Teil der Stuttgarter Kante sowie eine doppelte Baumreihe begrenzt. Tobias Wulf
30
stuttgarterBAUKULTUR
Das neue Stadtquartier ist vor allem ein Wohnquartier
BAUKULTUR 5_2012
Die freistehende Bebauung lässt das Grün der Umgebung bis in die Mitte des Quartiers durchdringen
KREATIVITÄT – KLIMA – KONSEQUENZ Stadtteilzentrum THINK K auf dem Killesberg
Anfang Mai 2012 wurden die Rohbauten für das Stadtteilprojekt THINK K auf dem Stuttgarter Killesberg abgeschlossen. Noch vor Weihnachten wird das von Ortner & Ortner Baukunst geplante Stadtteilzentrum eröffnet, das nach seiner Fertigstellung eine Infrastruktur mit Nahversorgung, Gastronomie, Büros und Ärztehaus für ein Einzugsgebiet für bis zu 30.000 Menschen in Stuttgart Nord bereit stellen wird.
Realisiert wird der neue Stadtteil in der architektonischen Tradition der Weißenhof-Siedlung, die sich an den Bedürfnissen zeitgemäßer Lebensmodelle orientiert und zeitlos in der architektonischen Formensprache ist. Die neue Mitte am Killesberg ist eingebettet in die Erweiterung des Höhenparks und bietet so eine besondere Lebens-, Arbeits- und Wohnqualität.
Im ersten Quartal 2013 beziehen die Bewohner ihre Wohnungen am Höhenpark und am Quartiersplatz. Geplant wurden die 110 Wohnungen von den Architekturbüros David Chipperfield, Berlin, KCAP, Zürich, Baumschlager Eberle, Lochau und Ortner & Ortner Baukunst, Berlin, die auch den Masterplan erstellten.
Das neue Stadtquartier THINK K Stuttgart Killesberg wurde von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) mit Gold vorzertifiziert. Dieser Zertifizierung gehen ökologische, ökonomisch-planerische, technische, funktionale und soziokulturelle Qualitätstests voraus. Birgit Greuter
OPTIMISTISCH – MODERN Wohngebäude Quant auf dem Killesberg
Am Fuße des Killesbergs entstand ein zukunftsweisendes Gebäude – in einem Gebiet, das den Übergang zwischen den Institutsbauten der Universität Stuttgart und den Villen der Stuttgarter Honoratioren vollzieht. Das Gebäude, das vormals die Max-Planck-Gesellschaft für ihre Forschungen betrieben hatte, wurde durch das Stuttgarter Büro Wilford
Schupp Architekten zu einem Wohngebäude mit 23 hochwertigen Wohnungen umgebaut. Den Optimismus und die moderne Formensprache des aus den 1950er Jahren stammenden Bestandsbaus zu erhalten und seine wesentlichen architektonischen Elemente weiter zu interpretieren, war der planerische Ansatz. Die bis an den Gehweg reichenden Vordächer an den jeweiligen Baukörpern holen den Bewohner oder Besucher quasi ab. Unterschiedliche Farben und Materialien kennzeichnen die Zugangsbereiche und unterstreichen die angestrebte Individualisierung. Dieses Konzept zieht sich über Bodenund Wandbeläge bis ins Gebäudeinnere hinein und endet erst an den Wohnungstüren. Die Ausformung der Geländeterrassierung und die Verwendung ortstypischer Natursteinmaterialien stellen den örtlichen Bezug zur Stadt her. Simone Bohsung
links Der Umbau des aus den 1950er Jahren stammenden Büro- und Laborgebäudes wurde 2006 abgeschlossen (Foto: LBBW Immobilien, Ralf Grömminger)
BAUKULTUR 5_2012
stuttgarterBAUKULTUR
31
EINHEIT UND VIELFALT
Jugend- und Familienzentrum in Bad Cannstatt Entwurfskonzept Der Standort erzeugt eine Verwandtschaft von Aufgabe und Ort: das Jugend- und Familienzentrum als ein Haus für verschiedene Einrichtungen, offen für Veränderungen – das Grundstück, zentral gelegen, bestimmt von Cannstatter Carrée, Bahnhof und Gleisen, aber in heterogener Umgebung, die sich längerfristig zu einem Stück Stadt mit Straßenräumen und Blockrandbebauung verändern wird. So wie das Haus immer wieder neue Aktivitäten ermöglicht, so muss es selbst auf die unterschiedlichsten Randbedingungen reagieren. Die Fixpunkte des Grundstücks bilden die Grundlage für die Anordnung der Einrichtungen um eine großzügige Freifläche. Das Zentrum ist sowohl in der derzeitigen Umgebung als auch in einer zukünftigen Blockrandbebauung eindeutig als öffentliches Gebäude erkennbar. Jugendherberge Parallel zu den Bahngleisen ist in einem 5-geschossigen Bauteil die Jugendherberge angeordnet: ein markanter Eingang, eine kleine Lobby mit Empfang, Tagungsräume, Speisesaal im 2. Obergeschoss sowie 47 Gästezimmer. Jugendhaus Wegen der auch überregionalen Bedeutung für Jugendliche ist das Jugendcafé zum Cannstatter Bahnhof orientiert. Es ist durch unterschiedliche Höhenlagen in seiner Größe gegliedert, der Spielbereich und der Veranstaltungssaal sind direkt zugänglich. Familienzentrum Ein offener Platz mit Außenbewirtschaftung leitet an der Elwertstraße in das Familien- und Generationenzentrum. Hier befinden sich um einen 2-geschossigen Luftraum herum neben dem Café Räume für Kinderbetreuung, Gruppenräume sowie einige Räume für die Verwaltung. Innenraumkonzept Die Architektur akzentuiert die einzelnen Einrichtungen. Individuelle 2-geschossige Bereiche zusammen mit farbigen Wand- und Bodenflächen bilden die Grundlage für die Innenausstattung durch die Nutzergruppen. Die Holzfassade im Innenraum ist ein konstantes Element aller Einrichtungen. Die vielfältigen Formen und Nutzungen der Häuser werden durch die verbindenden Betonbänder zusammengefügt. Außenraumkonzept Die als öffentlicher Durchgang geplanten Außenflächen sind ein zentrales Entwurfselement: im Westen die Bereiche des Jugendhauses, im Osten die Vorbereiche für Jugendherberge und Nachbarschaftscafé. Die freie Mitte bildet bei Veranstaltungen das Außenfoyer des großen Saals, der von allen Einrichtungen genutzt werden kann. Auer+Weber+Assoziierte
oben und unten In Bad Cannstatt wurde im Jahr 2011 das Jugend- und Familienzentrum CANN fertig gestellt – realisiert hat es das Stuttgarter Architekturbüro Auer+Weber+Assoziierte (Alle Fotos: Roland Halbe)
32
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
Bereits im Vorfeld des Architekturwettbewerbs waren hg merz architekten museumsgestalter als Kuratoren mit der inhaltlichen Konzeption des Museums beauftragt, die eine Aufteilung der Präsentation in Mythos- und Sammlungsbereiche, Rennfahrzeuge und Faszination Technik vorsah. Zusammen mit UNStudio und der Projektgruppe des Auftraggebers wurden der prämierte Wettbewerbsbeitrag und die inhaltliche Konzeption aufeinander abgestimmt.
MYTHOS MERCEDES
Mercedes-Benz Museum in Bad Cannstatt Getrennt, aber ineinander verwoben Eine Ausstellungskonzeption umfasst nicht ausschließlich die Erstellung eines Textes, sondern auch die Arbeit an der Form – der architektonischen wie der graphischen. Sie wird von Anfang an im Beziehungsgeflecht von Dramaturgie, Architektur und Medien entwickelt. Die sich daraus ergebenden vielfältigen Korrelationen und Wechselspiele befruchten einander, schränken ein und modifizieren sich wechselseitig. Für das Mercedes-Benz Museum entstand mit Rücksicht auf die umfangreiche Fahrzeugsammlung die Idee zweier getrennter, aber ineinander verwobener Ausstellungsstränge und Präsentationsmodi: Hier die Szenen des Mythos Mercedes, dort ergänzende Schausammlungen. Mythosräume Die Mythosräume setzen sich aus 4 Elementen zusammen: Illustrierte Chronik, Kernwand, Szene und Werkbank. Die Illustrierte Chronik befindet sich an der Außenwand der Rampe und präsentiert einschlägige Bilder der Historie. Auf der Kernwand am Fuß der Rampe befinden sich die wichtigsten Informationen: Raumtitel und Raumtext geben Auskunft über das Thema und begründen, warum die Fahrzeuge auf der Szene – einer Bühne im Zentrum – besonders wichtig für die Marke Mercedes-Benz waren: Der erste Mercedes von 1901, die berühmten Kompressorfahrzeuge der 1920er und 1930er Jahre oder der legendäre „Flügeltürer“. Der Einsatz
von Stuckmarmor, Art-Deco-Leuchten oder Wandverkleidungen aus einem für die 1950er Jahre typischen Kunstleder schafft Anklänge an vergangene Zeiten und Räume. Jeder Szene ist eine Werkbank zugeordnet, die der Vertiefung technischer Zusammenhänge dient. Collectionen Angelehnt an thematische Schausammlungen der klassischen Museen zeigen die Collectionen eine Fülle von Fahrzeugen und Schaustücken. Im Unterschied zu den Mythosräumen sind sie als Depoträume thematisch nach Nutzungsarten geordnet, z.B. Reisen, Gütertransport oder Hilfe- und Dienstleistungen. Die Collectionen vermitteln ihre Botschaft durch die Stellung der Fahrzeuge im Raum. Durch das Museum zieht sich ein weiterer Erzählstrang: Anhand von Objekten erzählen „33 Extras“ Geschichten der Beziehung zwischen Mensch und Automobil. Faszination Technik In der Ausstellungseinheit Faszination Technik, ganz in Glas, Edelstahl und weißem Kunststoff gehalten, herrscht Laboratmosphäre. Der Besucher wirft einen Blick in Laboratorien, kann den Entstehungsprozess einer aktuellen Marke nachvollziehen und bekommt die Arbeit und enge Kooperation von Forschung, Design, Entwicklung und Produktion erklärt. Patrick Wais
unten Die Ausstellungsbereiche „Mythosräume“, „Collectionen“ und „Faszination Technik“ (v.l.n.r.) (Fotos: Brigida González)
stuttgarter BAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
33
rechts Die Ausstellungsgestaltung des 2009 eröffneten Museums stammt von hg merz architekten museumsgestalter (Fotos: Hertha Hurnaus)
REISE IN DIE WELT VON PORSCHE Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen
Schwebender Körper Das Porsche Museum – geplant von Delugan Meissl Associated Architects, Wien – ist als dynamisch geformter, monolithischer Körper konzipiert, der über der gefalteten Topographie des Bodenniveaus zu schweben scheint. Die Dramaturgie der Reise in die Welt von Porsche nimmt unterhalb dieses losgelösten Elements ihren Anfang. Durch die reflektierende Untersicht geht der schwebende Körper in symbiotischer Beziehung auf seine Umgebung ein und potenziert die Dimension des weitläufigen Vorplatzes. Der akzentuierte Eingangsbereich an der Basis erschließt das Foyer, jenem Verteiler, der zugleich erste Einblicke in den Werkstattbereich und in das Archiv gestattet. Gezielt werden räumliche Qualitäten und Zuweisungen in Bezug auf die internen und externen Funktionen des Gebäudes geschaffen. Museumsrundgang Über einen breiten, zentral gelegenen Aufgang erfolgt der Eintritt in den schwebenden Museumsteil. Der Ort des Zugangs offenbart sich als tiefster Punkt einer Spirale, die als Anordnungsparameter für das gesamte Raumvolumen steht. Hier eröffnet sich der „Kosmos Porsche“. Spiralenförmig durchziehen Ausstellungsebenen und das Wegesystem den Raum und erschließen dem Besucher eine Vielfalt an sinnlichen und visuellen Raumbezügen. Da die Spiralform selbst ihrem Wesen nach zunächst reines Wegesystem ist, wird sie in einer Weise gestreckt und transformiert, die verschiedene Zonen herausbildet – als Plätze und Straßen, Ausstellungsfläche und Wege unterschiedlichen Charakters. Zonen der Ruhe und der Geschwindigkeit wechseln einander das Wechselspiel zwischen Enge und Weite. Geschlossenheit und Offenheit erhöhen die Spannung dieser Raumerfahrung. Gesäumt wird der Innenraum durch Veranstaltungs- und Seminarräume. Die Krönung des Baukörpers bildet eine Dachterrasse, die eine vielfältige Nutzung erlaubt.
Konstruktive Gesichtspunkte Ortbeton formt den Sockelbau des Museums. Ein dreidimensionales Stahlfachwerk bildet die tragende Struktur des schwebenden Baukörpers. Mit einer Länge von ca. 160 m und einer durchschnittlichen Breite von 70 m erreicht der schwebende Oberbau ein Gesamtgewicht von 35.000 t auf drei Pylonen. 60 m beträgt die durchschnittliche Spannweite zwischen den tragenden Kernen, an deren Eckpunkten jeweils etwa 34.000 MN Last einwirken. Die statische und dimensionale Ausformulierung dieses hochkomplexen Trägersystems im Sinne der geometrischen Vorgaben und die Übertragung der Gebäudekräfte in die drei tragenden Kerne erforderten Ingenieurleistungen höchster Präzision und stellten entscheidende Momente während der Planungs- und Bauphase dar. Mit der Tragwerksplanung war das Stuttgarter Büro Leonhardt, Andrä und Partner beauftragt. Materialien Weiß beschichtete Metallelemente ummanteln den Korpus des Museumsbaus, dessen Untersicht mit hochpoliertem Edelstahl verkleidet ist. Das reflektierende Material überträgt die Spiegelung der Glasfront optisch wie atmosphärisch in die großzügige Öffnung des Eingangsbereichs und akzentuiert die Anziehungskraft der Erschließungszone. Eine monochrome Farbgebung kennzeichnet die äußere Erscheinung des Bauwerks, die sich bis in den Ausstellungsbereich fortsetzt. Der Ausstellungsraum wurde mit weißen, fugenlos miteinander verschweißten Platten aus mineralischem Werkstoff versehen. Entscheidungskriterium für die einheitliche Farbgebung war unter anderem die Tatsache, dass etwa 80 Automodelle im Museum präsentiert werden sollten. In Anbetracht ihrer Unterschiedlichkeit in Form und Farbe war das Schaffen eines monochromen Raums eine klare Notwendigkeit. Nora G. Vorderwinkler
34
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
Betriebsrestaurant: Die raumprägende Dachstruktur mit ihren unterschiedlich hohen Holzwaben ermöglicht einen so gut wie stützenfreien Raum und ist in ihrem Aufbau der Figur eines Blattes entlehnt (Foto: Christian Richters)
ARCHITEKTONISCHE VIELFALT Bauten des Unternehmens Trumpf in Ditzingen
Trumpf ist ein weltweit führendes Unternehmen der Fertigungstechnik. Durch die Einführung der Lasertechnologie um 1970 erlebte das Unternehmen ein enormes weltweites Wachstum. Während der letzten 14 Jahre war das Büro Barkow Leibinger damit beauftragt, einen Masterplan für den Stammsitz von Trumpf in Ditzingen zu entwickeln und auf dieser Grundlage zahlreiche Bestandsgebäude umzubauen sowie Neubauten zu errichten. Im Jahr 2010 entstand mit dem fast 35.000 m² großen Entwicklungszentrum der vorerst letzte neue Baustein. Soft Masterplanning Für die notwendigen Erweiterungen entwickelten Barkow Leibinger einen so genannten “Soft Masterplan”, ein planerisches Grundgerüst, das flexibel auf künftigen Erweiterungsbedarf und unterschiedliche Raumprogramme reagieren kann. Jedes Gebäude und jeder Bauabschnitt auf dem Firmenareal hat seine eigenständige architektonische Identität und konnte frei von zwingenden Vorgaben einer “Corporate Identity” entwickelt werden. So entstand ein Campus von hoher architektonischer Vielfalt. Westseite: Produktion, Logistik und Entwicklung Der gesamte Campus ist über ein Tunnelsystem miteinander verbunden, über das Personen und Warenströme wetterunabhängig von Gebäude zu Gebäude geführt werden können. Neu hinzu kommende Gebäude werden jeweils an dieses Infrastruktursystem angeschlossen.
In den Jahren 1996 bis 2000 begann mit dem Bau der Laserfabrik und des Logistikzentrums die Umsetzung des Masterplans. In zwei Bauabschnitten wurden drei Hallengebäude sowie ein Büro- und Empfangsbereich errichtet. Entlang der Entwicklungsachse sind die mehrspännigen Hallen beidseitig in einer Art Kammstruktur angeordnet. Die Achse verbindet Bestand und Neubauten zunächst als Verbindungstunnel unter der Bundesstraße, bevor sie als teilweise zweigeschossige Spange der Erschließung der Produktionshallen dient. Als 2006 für den Unternehmensbereich Laserapplikation und für die Entwicklungsabteilung neue Büro- und Laborflächen sowie weitere Produktions- und Entwicklungsflächen benötigt wurden, folgte der nächste Bauabschnitt. Neue Anforderungen an die Hallengebäude waren eine mit 24 m größere Spannweite und eine mit 7,5 m größere lichte Höhe als in den bestehenden Gebäuden.
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
35
rechts Luftbild Trumpf Campus Ditzingen (Foto: Volker Arnold)
Die strikte Trennung zwischen Produktions- und Bürobereichen sollte aufgehoben werden. Maßgabe für die Bürobereiche war, das zuvor erfolgreich eingeführte Prinzip von offenen Splitlevel-Ebenen in modifizierter Form fortzuführen. Diese Art der Anordnung von Arbeitsplätzen in Großraumbüros auf halbgeschossig zueinander versetzten Geschossen bietet kurze Wege und beste Kommunikationsbedingungen. Ostseite: Service, Kommunikation und soziale Mitte Im östlichen Campusbereich wurde 2005 durch das Freiwerden einer benachbarten Gewürzmühle eine unerwartet dynamische Entwicklung möglich. Hier markiert heute eine neue Hauptpforte den Zugang zum gestalteten Freibereich, der alte und neue Gebäude miteinander verbindet. Die Pforte wurde mit Hilfe der Laser- und Metallverarbeitungstechnologie des Bauherrn entwickelt und ist mit ihrer 20 m weit auskragenden stählernen Dachkonstruktion so etwas wie die „gebaute Visitenkarte“ des Unternehmens. Die Gewürzmühle selbst wurde zu einem Dienstleistungs- und Schulungszentrum umgebaut. Das 2008 fertig gestellte Betriebsrestaurant nimmt als frei stehender Pavillon eine Sonderstellung auf dem Firmengelände ein – übereinstimmend mit seiner besonderen Funktion als Gemeinschaftsraum und „soziale Mitte“. Auf ca. 1.900 m² Restaurantfläche wird hier auf der Hauptebene und einem Mezzaningeschoss in drei „Schichten“ gegessen. Das große Volumen entwickelt sich aus der Landschaft heraus: Mit seinem Sockelbau drückt es sich bis zu 9 m tief ins Erdreich, so bleiben die gesamten, für eine Großküche erforderlichen Funktions- und Technikräume verborgen, und der Bau ist an das Tunnelsystem angebunden. Über dem Gastraum schwebt die weit spannende Stahl- und HolzVerbundkonstruktion des Daches. Die raumprägende Dachstruktur mit ihren unterschiedlich hohen Holzwaben wurde in Kooperation mit Werner Sobek Ingenieure entwickelt. Sie ermöglicht einen so gut wie stützenfreien Raum und ist in ihrem Aufbau der Figur eines Blattes entlehnt. Einige der Holzwaben durchdringen das Dach als Oberlichter, andere sind künstlich beleuchtet oder mit einem hochwirksamen Akustikpaneel belegt. Im Innenraum ergibt sich eine von der Wärme des Materials Holz bestimmte, durch unterschiedlich intensiven Lichteinfall modellierte Untersicht. Barkow Leibinger
oben Hauptpforte als „gebaute Visitenkarte“ des Unternehmens unten Das Entwicklungszentrum wurde 2010 fertig gestellt (Quelle: TRUMPF GmbH + Co. KG, beide Fotos: David Frank)
36
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
links oben Das 2010 eröffnete Museum ist in Teilen in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Industriehalle untergebracht (Foto: Archigraphie Steffen Vogt) links unten Lichthof (Foto: Archigraphie Steffen Vogt)
EINE REISE DURCH DIE ZEIT Museum SCHAUWERK in Sindelfingen
Aufgrund der fortschreitenden Entwicklung des stetig expandierenden Unternehmens entschied der Unternehmer der BITZER Kühlmaschinenbau GmbH, Peter Schaufler, Senator h. c., die Produktion aus Sindelfingen an einen besser geeigneten Standort zu verlagern. Am neuen Standort in Rottenburg-Ergenzingen entstand daraufhin die weltweit größte und modernste Fertigungsstätte für Schraubenverdichter im Klima- und Kältebereich. Forschung und Entwicklung der BITZER Kühlmaschinenbau GmbH wurden ebenfalls dort angesiedelt. Die Hauptverwaltung hingegen verblieb im Stammwerk in Sindelfingen. In den dort frei gewordenen Gebäuden ließ der Unternehmer das SCHAUWERK Sindelfingen, ein Museum für zeitgenössische Kunst einrichten. Der Entwurf berücksichtigt die bestehenden Gebäude: Shedhalle und ehemaliges Hochregallager. Die vorhandenen Raumeinheiten wurden in das neue Konzept integriert. Als räumliche Zäsur und Verbindungsachse zwischen Bestand und Neubau funktioniert das zentrale, linear ausgerichtete Foyer. Der Lichthof, der am Empfang angeordnet ist, bietet hierzu einen vertikalen Kontrapunkt. Blickbeziehungen der Innenräume untereinander sowie nach außen ermöglichen eine gute Orientierung. Die Räume haben unterschiedliche Dimensionen und bieten somit der vielfältigen Kunst eine angemessene Umgebung.
Projektdaten Bauherr: The Schaufler Foundation, Sindelfingen Generalplanung: BFK Plan GmbH, Stuttgart Planung: BFK Architekten, Stuttgart Tragwerksplanung: Ingenieurgemeinschaft Gölkel IGG, Stuttgart Freiflächenplanung: Planungsgruppe Stahlecker, Stuttgart Vorhangfassade: Glaszentrum G.F. Schweikert GmbH, Heilbronn
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
37
Die vorhandene Shedhalle wurde in das Museumskonzept integriert (Foto: BFK Architekten)
Eingangsbereich mit Zugang zu den Ausstellungsräumen (Foto: Archigraphie Steffen Vogt)
Treppenaufgang im Eingangsbereich (Foto: BFK Architekten)
Das Museum besteht im Wesentlichen aus drei Teilgebäuden: Ein Teil wurde komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das Hochregallager wurde geräumt. Durch eine spindelförmige Rampe wird der hohe Raum räumlich erschlossen und erfahrbar. Das Stahlskelett der Shedhalle wurde erhalten. So lässt sich hier noch der Charme der ehemaligen Industriehalle erfahren.
Auf einer Fläche von ca. 6.500 m² zeigt das SCHAUWERK Sindelfingen seit 2010 in wechselnden Ausstellungen eine repräsentative Auswahl an internationaler zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung Schaufler. Das unaufdringliche Gebäude hält für die Vielfalt der Exponate einen neutralen Boden bereit. Nico Weber
Ihr Spezialist für kreative Seil- und Netzlösungen in der Architektur C E : ; H D J H 7 D I F7 H ; D J B 7 D = B ; 8 ? = M7 H J K D = I 7 H C I ? 9 > ; H
Carl Stahl GmbH | Tobelstr. 2 | 73079 Süssen | Tel.: +49 7162 4007 2100 | architektur@carlstahl.com www.carlstahl-architektur.de
38
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
rechts Das Gebäude Step 8.2 ist mit dem DGNB Zertifikat in Gold ausgezeichnet worden
FLEXIBLE RAUMAUFTEILUNG Bürohäuser in Vaihingen
Die beiden Bürogebäude Step 8.1 und 8.2 vom Stuttgarter Büro BFK Architekten sind Teil der Weiterentwicklung des STEP Stuttgarter Engineering Parks in Vaihingen. Sie schließen den in den letzten 10 Jahren entstandenen Büropark nach Westen hin ab und setzen das vor 10 Jahren begonnene Gestaltungsthema „Weiße Stadt“ fort. Dabei wurde ein Gebäudetyp weiterentwickelt, der sich durch hohe Effizienz und Flexibilität in der Nutzung genauso auszeichnet wie durch eine klare Architektursprache. Baukörper Die Baukörper sind sehr plastisch gegliedert und bieten neben unterschiedlichen Grundflächen vor allem den Büros zugeordnete Terrassenflächen – ein von den Mietern hoch geschätzter und viel genutzter „Freiraum“. Die Gliederung ist so angelegt, dass sich beide Baukörper ergänzen. Das noch nicht begonnene Gebäude Step 8.3 wird die Baugruppe dann nach Westen hin abschließen. Erschließung Eine zentrale Halle mit einer offenen Treppenanlage und zwei Aufzügen bildet jeweils das Herzstück der Gebäude und
signalisiert durch die 6-geschossige Glasfront den Zugang und auch die innere Organisation. Galerien umschließen geschossweise diesen imposanten Raum und bilden so das Erschließungssystem für jeweils bis zu 4 Mietflächen je Geschoss. Die rückwärtige Wand, mit kräftigem Farbton hervorgehoben, gibt der lichtdurchfluteten Halle eine besondere Atmosphäre. Raumaufteilung Die Gebäudestruktur ermöglicht eine sehr weitgehende flexible Raumaufteilung. In einem Ausbauraster von 1,35 m sind Trennwände möglich. Unterschiedliche Tiefen der Büroriegel lassen Spielraum für die Büroplanung: Einzel-, Gruppen- oder Kombibüros – alle Varianten sind in den beiden bestehenden Gebäuden bereits umgesetzt worden. Zertifizierung Dass Nachhaltigkeit und energiesparende Bauweisen sich mit den zuvor genannten Aspekten in Einklang bringen lassen, beweist das Gebäude Step 8.2, das mit dem DGNB Zertifikat in Gold ausgezeichnet wurde. Helmut Kalcher
EINHEIT DER KULTUREN Moschee in Leinfelden-Echterdingen
Entwurfskonzept Das Konzept für die im Leinfeldener Stadtteil Oberaichen geplante Moschee ist in seiner Architektur deutschlandweit einzigartig, denn es verbindet traditionelle religiöse Inhalte mit moderner Formensprache. Dem mit der Planung beauftragten Stuttgarter Architekturbüro m3 architekten ist es dabei wichtig, das Gebäude in das Gesamtbild der Stadt Leinfelden-Echterdingen zu integrieren. Es soll keine traditionelle Moschee mit Minarett und Kuppel entstehen, sondern ein „Kulturhaus“, das offen und frei zugänglich wirkt. Die neue Moschee soll den Austausch der Kulturen fördern und als Begegnungsstätte einen offenen Dialog ermöglichen. Nutzungskonzept Der kubische Baukörper beinhaltet nicht nur die Gebets-, Aufenthalts- und Waschräume, sondern im Erdgeschoss auch eine Bibliothek und ein Café. Im Nebengebäude befin-
den sich neben einer Schule, Besprechungs- und Unterkunftsräumen auch eine Kantine und die Verwaltung. Fassadenkonzept Die Fassade der Moschee besteht aus anthrazitfarbenem Sichtbeton und Glas. Das Nebengebäude ist im Kontrast zur dunklen Moschee ganz in weiß gehalten. Erschließung Der Haupteingang liegt auf der Ostseite des Gebäudes und wird über einen Treppenaufgang erschlossen. Ein zweiter Eingang befindet sich auf der Nordseite. Über ihn gelangt man in das Café und die Bibliothek. Symbolisches Minarett An der Grundstücksecke zur Wilhelm-Haas-Straße und zur Raiffeisenstraße ist ein Wasserbecken mit einem symbo-
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
oben und rechts Durch ihre offene Architektur und die frei zugänglichen Außenanlagen fördert die neue Moschee den Dialog zwischen den Kulturen
lischen Minarett geplant. Es wird von drei unterschiedlich langen, vertikal aufgerichteten Cortenstahlträgern gebildet, die von einem Ring zusammengehalten werden. Auf den drei Cortenstahlträgern wird der Gebetsruf jeweils in deutsch, türkisch und arabisch eingefräst. Im Zusammenspiel mit Wasser und Licht können die „Symbolträger“ harmonisch bespielt werden. Auf diese Weise wird die Einheit der Kulturen weithin sichtbar gemacht.
© Yuri Arcurs / Fotolia
Außenanlagen Im Außenbereich werden Grünbereiche, Plätze und Durchgänge entstehen, die sowohl innerhalb des Geltungsbereichs des Moschee als auch außerhalb für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen. Der Geltungsbereich gliedert sich in einen östlichen und in einen westlichen Bereich. Der Innenhof zwischen dem Gebetshaus der Moschee und dem L-förmigen Nebengebäude bildet das Zentrum des östlichen Bereichs. Im westlichen Bereich liegt der Parkplatz, der durch Grünbereiche und Baumreihen entlang der Grundstücksgrenzen als „natürlicher“ Freiraum gefasst wird. Murat Korkmazyürek
Erfolg ist planbar. PMG ist Ihr langjähriger Experte für branchenfokussierte Projekt räume. Mit uns planen, bauen und bewirtschaften Sie Ihr Immobilienvorhaben erfolgreich und nachhaltig sinnvoll. Der Projektraum von PMG, eProjectCare, hilft Ihnen, Bau vorhaben über sichtlich und zeitsparend zu verwalten. Sie arbeiten effektiver und transparenter. PMG Projektraum Management GmbH, Kühbachstraße 7, 81543 München, Telefon 089 / 330 37 82-0, info@pmgnet.de, www.pmgnet.de
39
40
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
Blick über die Schwäbische Alb (Foto: Gottfried Stoppel)
REGIONALPLANUNG IN STUTTGART Verband Region Stuttgart Vor über 50 Jahren schuf der Stuttgarter Bauingenieur Fritz Leonhardt (1909-1999) ein Bauwerk, das bezüglich Funktionalität und Ästhetik Maßstäbe setzte: Heute ist der Fernsehturm Wahrzeichen für Stuttgart und die Region. Und man kann ohne weiteres Fritz Leonhardt – wie auch Jörg Schlaich – in einer Reihe mit Gottlieb Daimler, Robert Bosch oder Manfred Rommel nennen. Sie alle haben geholfen, die Region Stuttgart, das Zentrum Baden-Württembergs, zu der wirtschafts- und exportstarken Innovationsregion zu machen. Der Verband Region Stuttgart, den die Landesregierung im Jahr 1994 per Gesetz aus der Taufe gehoben hat, wirkt mit, diese Position langfristig zu behaupten. Der Verband Region Stuttgart nimmt wichtige Aufgaben im Nahverkehr (S-Bahn), der Regionalverkehrsplanung, der Wirtschafts- und Tourismusförderung sowie Teile der Abfallwirtschaft wahr. Er engagiert sich auch in den Bereichen Sport und Kultur. Die Regionalversammlung verleiht der Arbeit des Verbands Region Stuttgart ein besonderes Gewicht. Alle 5 Jahre bestimmen die Bürger, wer sie im „regionalen Parlament“ vertritt.
Neckar bei Marbach (Foto: Manfred Grohe)
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Der Verband Region Stuttgart und dessen Tochter, die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS), engagieren sich seit über 10 Jahren auf europäischer Ebene. Kern des Europa-Engagements sind das Büro in Brüssel, die Teilnahme an EU-Förderprojekten, Standortmarketing und Netzwerkarbeit. Über 500 Partner zählt die Zusammenarbeit, darunter Regionen, Städte, Unternehmen oder Forschungseinrichtungen. Einige Schlaglichter sollen den Beitrag verdeutlichen, den der Verband Region Stuttgart leistet, um die Region Stuttgart als Wirtschafts- sowie anerkannten Wissenschafts- und Hochschulstandort gut aufzustellen. Er setzt sich dafür ein, dass die Region zukunftsfähig bleibt, offen für Innovation und attraktiv für qualifizierte Menschen. Hochrangige Kultur, ein rundum angenehmes Lebensumfeld und Mobilitätsangebote gehören dazu. Mobile Region Für den Bau der S-Bahn wurde die komplette Stuttgarter Innenstadt aufgegraben. Was wäre gewesen, wenn die S-Bahn nicht gebaut worden wäre? Die Region muss mobil bleiben. Deshalb baut der Verband Region Stuttgart mit seinen Partnern das S-Bahn-Netz konsequent aus. Mit Weitblick hat die Region mit der DB Region AG einen Vertrag über den S-Bahn-Betrieb für die Jahre 2013 bis 2028 geschlossen. Er bringt deutliche qualitative Verbesserungen, darunter neue, hochmoderne, umweltfreundlichere S-Bahn-Fahrzeuge. Diese werden pro Jahr weniger Energie verbrauchen, in der Größenordnung einer Stadt mit 19.000 Haushalten. Das Mobilitätsangebot wird darüber hinaus mit Stuttgart 21 entscheidend verbessert werden. Einige Vorteile dieses weitsichtigen Verkehrs- und Städtebauprojekts sind die direkten Regionalzugverbindungen, die Drehscheibe auf den Fildern oder die neue S-Bahn-Station Mittnachtstraße sowie die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke. Nicht zu vergessen, die städtebaulichen Chancen im Herzen Stuttgarts. Deshalb ist der Verband Region Stuttgart seit der ersten Stunde Partner dieses Zukunftsprojekts.
BAUKULTUR 5_2012
„Schneller und einfacher haben Sie noch nie geplant!“ Unternehmensförderung Die WRS unterstützt mit großem Erfolg Unternehmen in den Schlüsselbranchen wie dem Fahrzeugbau und dem Anlagen- und Maschinenbau, um am Wachstumsmarkt der Umwelttechnologien teilzuhaben. Schon sehr frühzeitig und erfolgreich hat sie ihr Augenmerk auf alternative Antriebstechniken im Automobilbau gelegt. Ökologie und Ökonomie müssen keine Gegensätze sein. Energie- und Klimaschutz ziehen sich als roter Faden durch alle Arbeitsbereiche des Verbands Region Stuttgart: beim Förderprogramm nachhaltige Mobilität oder in der Regionalplanung. Landschaftspark Region Stuttgart Die vielfältige Landschaft der Region Stuttgart ist gekennzeichnet durch Streuobstwiesen, Weinberge und zusammenhängende Waldgebiete. Diese Freiräume sind eine Wohltat fürs Auge, Erholungsgebiete und sichern Lebensgrundlagen. Einen konkreten, planerischen und finanziellen Beitrag zur Freiraumentwicklung leistet der Verband Region Stuttgart mit dem Landschaftspark Region Stuttgart. Seit 2005 wurden über 100 Projekte realisiert, darunter die Neugestaltung von Uferbereichen, Aussichtsplattformen, Landmarken oder Rad- und Wanderwegen. Im Partnerverbund mit Städten und Institutionen konnten zudem einige 100.000 Euro an EUGeldern in Verbesserungen am Neckarufer und Radwege investiert werden. Thomas S. Bopp
Der „Planungsatlas für den Hochbau“ bietet über 750 Planungsdetails mit ca. 7,5 Mio. Variationen und ermöglicht den Entwurf bauphysikalisch optimierter Konstruktionen. Informieren Sie sich gleich unter www.beton.org/planungsatlas
Ihr Beratungsteam vor Ort
www.beton.org
Beton Marketing Süd GmbH Telefon 0711 32732-200 info@betonmarketing.de
50 JAHRE STADTBAHNBAU Stuttgart ist berühmt für seine Täler und Hügel, seine Höhenzüge und Vororte mit mehr als 200 m über der Innenstadt. Diese bewegte Topographie – mit Steigungsstrecken von bis zu 8,5 % für die Stadtbahn – sowie die ständig wechselnde inhomogene Geologie und der Schutz der Mineralwasserquellen stellen außergewöhnliche Anforderungen an Architekten und Ingenieure. Stuttgart ist die einzige deutsche Stadt, der es gelungen ist, ein komplettes Stadtbahnsystem und nur mit Hochbahnsteigen zu erstellen. Von der Straßenbahn zur Stadtbahn Die seit den 1950er Jahren steigende Mobilität der Bevölkerung zwischen Region und Landeshauptstadt führte zunehmend zu Behinderungen im Verkehr, Staus, Störungen und Unfällen. Deshalb beschloss Stuttgart bereits 1961 den Ausbau des kommunalen Schienennetzes entsprechend dem von Lambert / Feuchtinger 1959 vorgeschlagenen „Verkehrsplan für das Öffentliche Nahverkehrsnetz und dessen Eingliederung in das Gesamtverkehrsnetz des Wirtschaftsraumes Stuttgart“. Die 1961 geplante U-Straßenbahn (Unter-Pflaster-Straßenbahn) wurde im Laufe der Jahre zum Stadtbahnkonzept 1976 weiterentwickelt als ein die regionale S-Bahn der Deutschen Bahn ergänzendes flächenbedienendes städtisches Schienenverkehrssystem. Die Stadtbahn integriert sowohl fortschrittliche Elemente der U-Straßenbahn als auch vorteilhafte Elemente einer U-Bahn (Light Rail).
In Stuttgart gibt es heute nur noch das eine funktionierende System Stadtbahn. Die Straßenbahn ist Geschichte. Heute verkehren 13 Stadtbahnlinien – ohne Stadion-/ Volksfestlinie, Zahnradbahn und Seilbahn – auf rund 215 km Linienlänge. Der Betrieb wird über eine zentrale Betriebsleitstelle nach modernsten Kriterien abgewickelt. Das Zusammenspiel aus Fahrweg, Fahrzeug und Betrieb ist optimiert. Durch die baulichen Maßnahmen wurde eine weitestgehende Unabhängigkeit gegenüber dem Individualverkehr erreicht. Wo immer möglich fährt die Stadtbahn heute auf eigenem oder besonderem Bahnkörper. Signalbevorrechtigte niveaugleiche Kreuzungen mit dem Individualverkehr werden in Kauf genommen. Tunnel werden nur gebaut, wo räumlich, städtebaulich oder topographisch ein ebenerdiger Fahrweg nicht möglich ist. Abhängig von planungsrechtlichen, städtebaulichen und finanziellen Möglichkeiten erlaubt das Stadtbahnsystem die Kombination unterschied-
42
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
2007 konnte die letzte Straßenbahn (rechts) ins Museum fahren. Stadtbahnwagen (links) sind seit 1985 in Betrieb. Ab Mitte 2012 stehen 20 neue Wagen mit neuem Design zur Neuauslieferung an.
Stadtbahnnetz Stuttgart: Entwicklung des Streckenausbaus
licher Ausbaumerkmale und -zustände, die ständige Aufrechterhaltung eines in sich geschlossenen und funktionsfähigen Schienensystems. Jeder fertig gestellte Teilabschnitt geht unmittelbar in Betrieb, bewirkt sofortigen Verkehrswert und verhindert – auch befristete – Systemruinen.
Im Jahr 1990 wurde nach seinerzeit modernsten Kriterien die Betriebsleitstelle in der Hauptstätter Straße bei der U-Haltestelle Österreichischer Platz in Betrieb genommen und seither kontinuierlich den neuen technischen Entwicklungen angepasst. Die Bevorrechtigung der Stadtbahn an Lichtsignalanlagen gegenüber dem Individualverkehr ist voll umgesetzt.
Flexibilität des Systems Das Stadtbahnsystem ist wegen seiner Flexibilität für die einmalige Stuttgarter Topographie maßgeschneidert, es erfordert jedoch eine in Stuttgart erreichte gleichwertige Optimierung von Fahrweg – Fahrzeug – Betrieb / Betriebssteuerung. Heute fahren 164 Stadtbahnwagen S-DT 8, weitere 20 mit neuem Design stehen ab Ende des Jahres 2012 zur Neuauslieferung an. Die Fahrzeuge sind in drei Stadtbahnbetriebshöfen beheimatet, ihre Wartung erfolgt in der Hauptwerkstätte in Möhringen. Im letzten – von früher 7 – noch verbliebenen Straßenbahnbetriebshof Bad Cannstatt ist inzwischen das Straßenbahnmuseum untergebracht.
Stuttgart 21 Beim Bau von Stuttgart 21 wird der Kopfbahnhof Stuttgart durch einen um 90° gedrehten unterirdischen Durchgangsbahnhof ersetzt. Mit der Folge, dass der Stadtbahntunnel in der Heilbronner Straße abschnittsweise seitlich und tiefer verlegt, die U-Haltestelle Staatsgalerie vollständig durch eine neue höher liegende ersetzt werden muss. Insgesamt stehen hier einige Jahre den Stadtbahnbetrieb beeinträchtigende Bauarbeiten an. Manfred Müller
SCHICKSAL ODER HERAUSFORDERUNG Verkehrsmanagement in der Stauregion Stuttgart Im Großraum Stuttgart gab es allein im Jahr 2011 auf den Autobahnen 2.500 Staus mit einer Gesamtlänge von 12.500 km. Jeder Stuttgarter steht pro Jahr rund 60 Stunden im Stau. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur hat mit der städtebaulichen Entwicklung in der Region nicht Schritt gehalten. Gewisse Lösungsansätze gibt es schon. Intelligentes Baustellen- und Staumanagement Baustellen und Unfälle sind mit einem Anteil von über 50 % zwei Hauptursachen für die Staubildungen auf den Autobahnen um Stuttgart. Neben der Aufrechterhaltung aller Fahrstreifen bei Ausbauten und Fahrbahndeckenerneuerungen werden mobile Stauwarnsysteme und stationäre Verkehrsbeeinflussungsanlagen eingesetzt, um den Verkehr in Fluss zu halten. Die Arbeiten werden häufig nachts durchgeführt. Ein von der Autobahnpolizei und dem Regierungspräsidium
Stuttgart entwickeltes innovatives Anti-Stau-Konzept hat das Ziel, Unfallstellen mittels qualifizierter Bergemanager möglichst rasch zu räumen. Straßenausbauten Engpässe können durch den Ausbau besonders überlasteter Strecken und Knotenpunkte beseitigt werden. Hierzu gehören die 4. Fahrspur vom Stuttgarter Kreuz bis zum Leonberger Dreieck und der Ausbau der A81 vom Stuttgarter Kreuz bis Gärtringen. Der Abschnitt von Böblingen nach Gärtringen ist derzeit im Bau. In den Verbesserungen einzelner Fahrbeziehungen bei Anschlussstellen und Autobahnkreuzen steckt erhebliches Potenzial. Das bekannteste Beispiel ist der Umbau des „Echterdinger Ei“. Dort gelang nebenbei auch die gute Gestaltung von Straßentrassen und Brückenbauwerken.
BAUKULTUR 5_2012
stuttgarterBAUKULTUR
43
Das „Echterdinger Ei“, die imposante Kreuzungsanlage der A8 mit der B27, im Hintergrund die Neue Messe und der Flughafen Stuttgart
Verkehrsbeeinflussungsanlagen Sind die Strecken bereits ausgebaut, lässt sich ihre Leistungsfähigkeit mithilfe verkehrstelematischer Anlagen steigern. Streckenbeeinflussungsanlagen sind derzeit im Bau an der A8 zwischen Leonberg und Wendlingen und an der A81 zwischen Mundelsheim und Zuffenhausen. Diese Anlagen sollen den Verkehrsfluss harmonisieren und vor Unfällen und Staus warnen. Ein weiteres Beispiel einer telematischen Anlage ist die im Bau befindliche Zuflussdosierung an den Anschlussstellen der B27 im Bereich Filderstadt, die verhindern soll, dass durch den einfahrenden Verkehr auf der Hauptstrecke Staus entstehen.
begrenzungen sind zwar als Ideen formuliert, wurden bisher aber nicht zielführend umgesetzt. Einfluss auf das Mobilitätsverhalten würden stärkere Instrumente wie etwa CityMautsysteme oder zeitabhängige Mautsysteme von Streckenzügen bringen. Fazit Die Verwaltung arbeitet intensiv an Lösungen. Es gibt bereits spürbare Verbesserungen. Trotzdem enthält das Autobahnnetz noch genügend Engpässe. Bis diese verschwunden sind, wird es noch Jahre brauchen. Konradin Heyd
Temporäre Nutzung der Standspuren als Fahrspur Auf der A8 sollen die Standspuren ab 2013 in den Hauptverkehrszeiten als 4. Fahrstreifen genutzt werden können. Dasselbe gilt für den Abschnitt Ludwigsburg-Nord/ StuttgartZuffenhausen der A81 drei Jahre später. Gesteuert wird dies ebenfalls mithilfe der Streckenbeeinflussungsanlagen. Informationstechnik und Verkehrsinformationssysteme Neben den Anbietern von Navigationssystemen und dem Rundfunk stellt die Verkehrsverwaltung nützliche verkehrsträgerübergreifende Informationen zur Verfügung. Hierzu gehören das Baustelleninformationssystem des Landes sowie ein bereits dichtes Netz von Webcams auf den Autobahnen. In diesem Bereich wird sich in den nächsten Jahren einiges bewegen. Beschränkende Maßnahmen Fahrverbote, wie z. B. das LKW-Durchfahrtsverbot in der Umweltzone Stuttgart, oder örtliche Geschwindigkeits-
Verkehrsbeeinflussungsanlage an der A8, eingesetzt als Baustellenstauwarnanlage
44
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
Luftbild des Flughafens Stuttgart mit der projektierten Airport City, im Vordergrund die Neue Messe
VOR DEN TOREN DER STADT Airport City am Stuttgarter Flughafen
Der Flughafen Stuttgart ist fester Bestandteil der Stuttgarter Immobilienlandschaft. Auf 140.000 m² entsteht in den nächsten Jahren ein attraktives Business-Center. Ziel ist es, den Flughafen über den reinen Flugverkehr hinaus weiter zu entwickeln und auch über die Landesgrenzen hinweg als Immobilienstandort zu etablieren. Infrastrukturelle Anbindung Mit knapp 10 Mio. Passagieren im Jahr 2011 gehört der Flughafen Stuttgart zu den bedeutendsten deutschen Flughäfen. Etwa 400 Starts und Landungen am Tag verschaffen den hier angesiedelten Unternehmen einen deutlichen Standortvorteil. Neben zwei S-Bahn-Linien, die den Flughafen direkt mit der Stuttgarter Innenstadt verbinden, wird im Zuge des Bahnprojekts Stuttgart 21 auch eine direkte ICE-Anbindung an den Flughafen geschaffen – der Bahnhof wird nur 180 m von den Terminal-Anlagen entfernt entstehen. Von dort dauert es lediglich 8 Minunten bis in die Stuttgarter Innenstadt. Die bereits vorhandene Infrastruktur in den Terminals sowie eine mehr als ausreichende Anzahl an PKW-Stellplätzen bieten die ideale Grundlage für ein umfangreiches Angebot der geplanten Airport City. Ein weiterer elementarer Vorteil: die direkte Anbindung an die Landesmesse – eine in Deutschland einmalige Nachbarschaft. Internationale Unternehmen Insbesondere international agierende Unternehmen profitieren von den Standortvorteilen im direkten Umkreis der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Die Flughafengesellschaft schafft dafür durch die städtebauliche Neuordnung vor den Terminalanlagen im Rahmen des Masterplans passende neue Bauflächen. Eine attraktive Architektur verbunden mit einem nachhaltigen städtebaulichen Konzept unter Einbindung der bereits vorhandenen Infrastruktur
bieten sowohl den bereits ansässigen Unternehmen und Dienstleistern als auch den zukünftigen Mietern und Investoren optimale Voraussetzungen. Die bereits angelegte grüne Achse setzt das Nachhaltigkeitskonzept der Gebäudearchitektur fort und schafft sowohl für die Passagiere als auch für die Mitarbeiter eine angenehme Atmosphäre. Mit der Ansiedlung der Deutschland-Zentrale der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ist ab 2015 ein „Big Player“ in der Airport City vertreten. 2013 beginnt der Bau des Bürokomplexes nach den Planungen des Berliner Büros Hascher Jehle Architektur, der 1.700 Ernst & Young-Mitarbeitern ein neues Arbeitsumfeld schafft. Die Flughafengesellschaft investiert rund 100 Mio. Euro in den Neubau und vermietet die Büros an das international aufgestellte Unternehmen. Vielfältiges Entwicklungspotenzial Große Flächen und viel Platz sind in der Region Stuttgart rar gesät. Im Gegensatz dazu sind die Möglichkeiten am Flughafen vielfältiger. Die einzelnen Grundstücksflächen sind zwischen 5.000 und 22.000 m² groß und lassen sich unterschiedlich dicht bebauen. Abhängig von der Lage sind bis zu 8 Obergeschosse möglich. Geplant ist, dass die Flughafengesellschaft gemeinsam mit Mietern und Investoren das Entwicklungspotenzial ausschöpft. Zusätzlich wird es am Flughafen in den nächsten Jahren ein weiteres Hotel im Vier-Sterne-Plus-Segment geben. Außerdem wird auch für die Flughafenverwaltung ein neues Gebäude entstehen. Die wachsende Vielfalt der Flughafenimmobilienlandschaft ist eine Bereicherung für die gesamte Region und wird auch dazu beitragen, dass Stuttgart als attraktiver Immobilienstandort stärker wahrgenommen wird. Jasmin Dudda
46
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
links 2013 werden die Baumaßnahmen für das New Office Airport Gebäude – dem Sitz der Deutschland-Zentrale von Ernst & Young – beginnen (Die gezeigten Perspektiven und der Grundriss entsprechen dem Wettbewerbsstand / alle Visualisierungen: Hascher Jehle Architektur)
DYNAMISCH SCHWINGENDE KONTUR New Office Airport Stuttgart
Der markante Solitär des New Office Airport Gebäudes wird von drei ineinandergreifenden, ringförmigen Baukörpern mit unterschiedlichen Höhen und Größen gebildet, die eine dynamisch schwingende Gebäudekontur erzeugen. Die Planung stammt vom Berliner Büro Hascher Jehle Architektur. Raumgliederung Der ausgedehnte repräsentative Vorplatz zur Flughafenstraße führt in eine zweigeschossige, helle Eingangshalle mit Empfangstresen, offenem Wartebereich, einer großzügigen Freitreppe und einer durchlässigen, verglasten Anbindung an den begrünten Innenhof. Von der zentralen Eingangshalle führen die Wege sternförmig in die Sonderbereiche – Seminarräume, Bibliothek, Poststelle und Auditorium. Die Räume sind in den einzelnen Baukörpern ringförmig um begrünte, introvertierte Höfe oder – wie im Konferenzbereich – um ein mehrgeschossiges Atrium angeordnet. Als stille, grüne Oasen oder Pausen- und Eventflächen ergänzen sie die Bürolandschaft. Flexible Strukturen Die Bürobereiche gliedern sich in einen inneren, den begrünten Höfen zugewandten Ring mit kleinen Einzelbüros und nach außen orientierte, offene Bürozonen. Auf diese Weise entstehen flexible, effiziente und großzügige Strukturen.
Blick in das Foyer
Der Konferenzbereich und das Restaurant liegen in einem eigenen Baukörper, der als unabhängige Einheit für Abendund Wochenendveranstaltungen genutzt werden kann. Die in sich geschlossenen Bereiche bilden jeweils über zweigeschossige Lufträume und Galerien mehrgeschossige Raumzusammenhänge. Eine großzügige Panoramaterrasse sowie die lärmgeschützte Außenterrasse im Zentrum des Baukörpers ergänzen die Gastronomiezonen. Nachhaltiges Gebäudekonzept Eine kompakte Bauweise (Minimierung der Hüllflächen mit einem günstigen A/V-Verhältnis von 0,22), thermoaktive Decken, Wasserspeicher, natürliche Baustoffe, die Integration in den E-Verbund des Flughafens, ein effizientes Erschließungskonzept sowie begrünte Dachflächen und Innenhöfe unterstützen den Grundsatz einer primärenergiesparenden, ökologisch nachhaltigen und nutzerfreundlichen Konzeption. Simone Jeska
Grundriss
BAUKULTUR 5_2012
stuttgarterBAUKULTUR
47
BEWEGTE LINIENFÜHRUNGEN Neue Messe Stuttgart
Im Jahr 2007 wurde die vom Stuttgarter Büro wulf architekten geplante Landesmesse Stuttgart fertig gestellt. Durch ihre Ausrichtung in Ost-West-Richtung bildet sie mit dem Flughafen eine zusammenhängende Bebauungsinsel. Auf diese Weise wurden rund 15 ha weniger Landschaftsfläche verplant als vorgesehen. Damit konnten die Maximen des minimalen Landschaftsverbrauchs und der kurzen Wege realisiert werden.
bung mit Blick auf die Silhouette der Stuttgarter Peripherie und den Fernsehturm. Auf der Westseite des Messeplatzes liegt als Sonderbaukörper das Kongresszentrum. Einen zweiten Sonderbaukörper bildet die Hochhalle, die aus zwei gespiegelten Einzelhallen besteht und in der Form einem Zirkuszelt ähnelt. Sie liegt am tiefsten Punkt des Geländes und stört somit am wenigsten das Landschaftsbild.
Landschaftliche Einbindung Die Unverwechselbarkeit der Anlage beruht in erster Linie auf der Einbeziehung der Topographie in das Messekonzept. Das Geländegefälle von ca. 20 m wurde für die innere Messeerschließung genutzt. Das Parkhaus, das sich als „Grünbrücke“ über die A8 und die vorgesehene ICE-Trasse schwingt, ist ein besonderes Kennzeichen des Entwurfs. Die überaus günstige Verkehrslage wird durch ein Wegesystem ergänzt, das die Messe direkt an den Flug-, Schienen- und KFZ-Verkehr anbindet.
unten Luftaufnahme der Neuen Messe Stuttgart (Foto: Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz)
Städtebauliche Einbindung Auf dem kompakten Baufeld von Flughafen und Messe erhält der neue Messeplatz eine zentrale Funktion, da er genau zwischen dem Messeeingang und den Terminals sowie direkt über dem Flughafenbahnhof liegt. Er ermöglicht eine gute Orientierung, auch in Bezug auf die weitere Umge-
48
stuttgarterBAUKULTUR
BAUKULTUR 5_2012
oben Die Reihung der Messehallen bildet ein Wellenprinzip ab, das sich aus den zugbeanspruchten Hängedächern der Hallen und dem leicht gewölbten Parkhausdach zusammensetzt (Foto: Roland Halbe)
Erschließung Neben dem Haupteingang am Messeplatz verfügt die Anlage über einen zweiten Eingang am westlichen Ende, wo unter anderem auch die Busparkplätze angeordnet sind und eventuell ein zusätzlicher S-Bahn-Haltepunkt entsteht. Die LKWErschließung mit großen Stauflächen erfolgt von Norden über eine bestehende Landstraße. Zudem ist ein zweiter Autobahnanschluss geplant, über den auch das Parkhaus erreicht wird. Neben der äußeren Messeumfahrung auf öffentlichen Straßen ist eine innere Umfahrung vorhanden. Zwei Querungen, die sich durch die Geländestufen ergeben, erlauben die Fahrt in verschieden großen Ringen, wodurch eine besonders hohe Flexibilität erreicht wird. Hier findet unterirdisch auch die Anlieferung für die Gastronomie statt. Funktionalität Die topographisch bedingten Höhenstufungen lassen sich nicht nur atmosphärisch, sondern auch funktional nutzen: • Durch die Querungen ist der Beschickungsverkehr schneller abzuwickeln • Jede zweite Halle kann auf einer höheren Ebene betreten werden, wodurch sich nicht nur eine gute Orientierung ergibt, sondern auch räumliche Abwechslung • Die Höhenversätze vermeiden innerhalb der Reihung der Messehallen eine ermüdende Monotonie • Gute Überschaubarkeit der Gesamtanlage und des zentralen Messeparks • Die Unterteilung in Messesegmente ist ablesbar
•
Geringere Erdbewegungen sind erforderlich, was bei dieser Größenordnung 7-stellige Kubikmeterzahlen ausmacht
Der keilförmige Zuschnitt des Messeparks entspricht dem quantitativen Besucheraufkommen. Die Verschwenkung der beiden Messehallenstreifen gegeneinander ermöglicht an jedem Punkt eine gute Orientierung. Die Hochhalle, die auch für Konzerte oder Sportveranstaltungen mit bis zu 15.000 Besuchern dient, liegt in unmittelbarer Nähe des Haupteingangs. Das Hauptfoyer mit zugeordnetem Tiefhof ist ebenfalls für Veranstaltungen oder Ausstellungen nutzbar. Gestaltungsprinzipien Die gestalterische Wirkung der Gesamtanlage besteht darin, dass die klare, rationale Formensprache überlagert und in Beziehung gesetzt wird mit freien, bewegten Linienführungen. Im Längsschnitt bildet sich ein Wellenprinzip ab, das sich aus den zugbeanspruchten Hängedächern der Hallen und dem leicht gewölbten begrünten Parkhausdach zusammensetzt. Großmaßstäbliche Elemente sollen sensibel auf die Streuobstwiesen-Landschaft der Umgebung reagieren. Im Detail wird Leichte und Großzügigkeit suggeriert. Die Innenräume sollen im Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich wie auch im Erschließungsbereich durch gezielte Lichtführung von der Seite und von oben und durch inszenierte Außenbezüge wirken. Tobias Wulf
advertorial
BAUKULTUR 5_2012
Der Heslacher Tunnel in Stuttgart gilt als der meistbefahrene Gegenverkehrstunnel Europas (Foto: Sika Deutschland GmbH)
49
Zeitgleich zur Sanierung des Heslacher Tunnels erhielt auch der B295-Tunnel in Stuttgart-Feuerbach eine neue Wandbeschichtung (Foto: Sika Deutschland GmbH)
HELLE WÄNDE
Neue Oberflächenschutzbeschichtung im Heslacher Tunnel Der in den 1980er Jahren errichtete Heslacher Tunnel in Stuttgart ist mit 2,3 km Länge der längste kommunale Gegenverkehrstunnel Deutschlands und der am meisten befahrene Gegenverkehrstunnel Europas. Täglich fahren etwa 50.000 Fahrzeuge durch den zentral gelegenen Tunnel, der die Bundesstraße 14 in Richtung Stuttgarter Innenstadt führt. Bereits 2005/2006 wurden im Rahmen von Nachrüstungsmaßnahmen zwei zusätzliche Fluchtstollen gebaut und eine Brand- und Fluchtwegbeleuchtung realisiert. Sicherheitstechnische Nachrüstung Auch die zuletzt durchgeführte Baumaßnahme diente der sicherheitstechnischen Nachrüstung: Neben dem Umbau der Lüftungsanlage wurden 38 Rauchabsaugklappen eingebaut, Brandmelde-, Funk- und Lautsprecheranlagen sowie Tunnel- und Verkehrssteuerungen ausgetauscht. Darüber hinaus wurde die Tunnelwandbeschichtung erneuert. Ein Erlass der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) schrieb eine Aufhellung der Tunnelwände vor, um die Sicherheit für die Autofahrer zu erhöhen. Die Maßnahmen sind inklusive Applikation des neuen Oberflächenschutzsystems seit den Sommerferien 2012 abgeschlossen. Qualitätssicherung Der Bauherr – das Tiefbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart – forderte im Vorfeld das Anlegen von Musterflächen zur Begutachtung der Qualität des Oberflächenschutzsystems. Dazu entwickelte die Sika Deutschland GmbH die wässrige 2-K-Polyurethanbeschichtung Sikagard-260 WPU, die alle erforderlichen Prüfungen nach OS 4 und vorgeschriebenem Brandschutz erfolgreich durchlief und in die BASt-Liste aufgenommen wurde. Dabei handelt es sich um eine schmutzabweisende Versiegelung zur farbigen Gestaltung von z. B. Tunnel- und Parkhauswänden. Sie ist sehr gut zu reinigen und besonders nassabriebbeständig, schwer entflammbar, UV-beständig und vergilbungsfrei. Nachdem durch die Prüfung der Musterflächen sichergestellt war, dass der neue Oberflächenschutz einwandfrei auf der Altbeschichtung haftet, stimmte der Bauherr dem Einsatz der wasserdampfdiffusionsoffenen und karbonatisierungsbremsenden Beschichtung aus dem Hause Sika Deutschland zu. Ausführung der Sanierung Als Generalunternehmer der gesamten Tunnelbaumaßnahme beauftragte die OSMO Anlagenbau GmbH & Co. KG die
BIK Uhr GmbH mit der Ausführung der neuen Wandbeschichtung. Zunächst wurde die bestehende Beschichtung mit der Tensidlösung zur Oberflächenreinigung Sika Corwash gereinigt. Bei diesem Vorgang wird der vorgenässte Schmutzfilm auf der Altbeschichtung durch manuelles Einbürsten des oberflächenaktiven, alkalischen Mittels chemisch gelöst und entfernt. Der Reiniger ist trotz seiner hohen Wirksamkeit VOC-frei und biologisch abbaubar. Schadstellen wurden gemäß ZTV-ING vorbereitet und mit dem hydraulisch abbindenden 2-Komponenten PCC Reparaturmörtel Icoment-520 Mörtel instandgesetzt. Der gleiche Feinspachtel kam bei der Vorbereitung der Fugenflanken entsprechend ZTV-ING zum Einsatz. Die Fugen wurden anschließend mit dem 1-komponentigen elastischen Dichtstoff Sikaflex PRO 1 FC ausgefüllt. Die vorbereiteten Flächen erhielten dann in zwei Arbeitsgängen eine Beschichtung mit dem Oberflächenschutzsystem Sikagard-260 WPU in einem hellen, freundlichen Farbton. Insgesamt wurden im Heslacher Tunnel 14.000 m² Wandfläche beschichtet. Hinzu kam, dass die Lüftungsschächte Fugen- und Haarrisse zwischen Wand und Boden aufwiesen. Zur sicheren Abdichtung kam das Sikadur Combiflex SG System mit dem thixotropen, 2-komponentigen Epoxidharzkleber Sikadur-31 zum Einsatz. Im gleichen Zeitraum erhielt auch ein zweiter Stuttgarter Tunnel, der B295-Tunnel in Stuttgart-Feuerbach, eine Wandbeschichtung mit Sikagard-260 WPU.
Sika Deutschland GmbH Kornwestheimer Straße 103-107 70439 Stuttgart www.sika.de
50
advertorial
BAUKULTUR 5_2012
rechts Bürogebäude Z-zwo in Stuttgart-Möhringen Bauherr: Ed. Züblin AG Planung: Eike Becker Gesellschaft von Architekten mbH (Foto: Jens Willebrand)
BETON IST EIN NACHHALTIGER BAUSTOFF Drei Dimensionen Unter Nachhaltigem Bauen versteht man im Allgemeinen die Planung, den Bau, den Betrieb, die Nutzung und den Rückbau von Bauwerken in einer Weise, die den Zielsetzungen nachhaltiger Entwicklung gerecht wird. Bei der Materialwahl werden also nicht nur die ökologischen Aspekte während der Herstellung des Baustoffs, sondern auch die Umweltwirkungen der daraus hergestellten Bauwerke betrachtet. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung zählen nicht nur die Herstellungs-, sondern auch die Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungskosten über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg. Und schließlich spielt bei der sozialen Dimension eine Rolle, ob die funktionalen Anforderungen dauerhaft erfüllt werden und ein Bauwerk über lange Zeit von den Nutzern nachgefragt wird. Baustoff Beton Innerhalb der EU entfallen etwa 40 % des Gesamtenergieverbrauchs auf die Nutzung von Gebäuden. Dieser enorme Anteil hat das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus des Bauens und Entwerfens gerückt. Baustoffe spielen bei Fragen zur Nachhaltigkeit von Bauwerken eine wichtige Rolle, und der meistverwendete Baustoff der Welt ist Beton. Die deutsche Zement- und Betonindustrie sieht sich in der Pflicht, die Frage zu beantworten: Ist Bauen mit Beton Nachhaltiges Bauen? Die Antwort lautet: Ja, Beton ist ein Baustoff, der auf unterschiedlichsten Ebenen Nachhaltiges Bauen möglich macht. Das beginnt bei den Ausgangsstoffen. Beton besteht aus den natürlichen Rohstoffen Wasser, Sand und Kies. Gemischt mit Zement ergeben sie Beton. Sie werden lokal auf kurzen Transportwegen beschafft. Bei der Herstellung in den Betonwerken kommen ressourcenschonende und energieeffiziente Techniken zum Einsatz – wann immer sinnvoll, werden dafür Sekundärrohstoffe aus dem Recycling genutzt. Darüber hinaus bietet der Baustoff Beton viele Nachhaltigkeitsaspekte beim Verbauen: Der Einsatz von Betonfertigteilen und selbstverdichtendem Beton reduziert Lärm auf der Baustelle und sorgt für schnelle Baufortschritte. Forschungsvorhaben Beton wirkt schall- und wärmedämmend. Beton erhöht die Flexibilität bei der Ausgestaltung von Bauten. Und Beton ist ein äußerst beständiger und robuster Baustoff. Um den Beitrag von Beton zu einem nachhaltigen Bau wirklich bewerten zu können, bedarf es fachlich fundierter Analysemethoden. Um solche Methoden zu entwickeln oder die bestehenden
oben Bülowbogen in Stuttgart Bauherr: Bülow AG Planung: bogevischs buero architekten & stadtplaner gmbh (Foto: HANSAINVEST Hanseatische Investment-GmbH)
zu verbessern, wurde unter der Leitung des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton (DAfStb) das Forschungsvorhaben „Nachhaltig bauen mit Beton“ ins Leben gerufen. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter: www. nachhaltig-bauen-mit-beton.de. DGNB Zertifikat Zur Förderung Nachhaltigen Bauens hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB ein Zertifizierungssystem zur Bewertung besonders umweltfreundlicher, ressourcensparender, wirtschaftlich effizienter und für den Nutzerkomfort optimierter Gebäude entwickelt – das DGNB Zertifikat. Die Non-Profit-Organisation zählt mittlerweile mehr als 1.050 Mitglieder aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft in Deutschland sowie eine Reihe von Partnerorganisationen in vielen Ländern. Beton Marketing Süd GmbH Gerhard-Koch-Straße 2+4 73760 Ostfildern www.betonmarketing.de
advertorial
BAUKULTUR 5_2012
GROSSE UND KLEINE PROJEKTE
51
Das Hotel Motel One am Stuttgarter Hauptbahnhof ist seit November 2011 fertig gestellt (Foto: Dietz Würtele Ingenieure)
Seit bald 80 Jahren prägt die Bilfinger Berger Hochbau GmbH mit ihrer Stuttgarter Niederlassung das Stadtbild der Schwabenmetropole mit großen wie mit kleinen Projekten, die von der Büroimmobilie bis zum Einkaufszentrum reichen. Motel One Das neue Haus der Hotelkette Motel One, das zentral am Stuttgarter Hauptbahnhof gelegen ist, wurde im November 2011 eröffnet. Die Bauzeit, in der ein Bestandsgebäude abgebrochen, ein weiteres technisch umgebaut und das Hotel mit 231 Zimmern schlüsselfertig neu errichtet wurde, betrug insgesamt 17 Monate. Eine Besonderheit der Baustelle lag in der aufwändigen Gründung, die nur mit Hilfe von bis zu 26 m langen Großbohrpfählen realisiert werden konnte, da die tragfähige Schicht im Lettenkeuper lag, einer Gesteinsschicht, die unmittelbar an die Mineralquellen von Stuttgart angrenzt. Die Pfähle mussten unter Wasserauflast gebohrt werden. In einem nächsten Schritt wurden die tragenden Stahlbeton-Bauteile für die Außenwände des 8-geschossigen, teilweise unterkellerten Gebäudes erstellt. Die zum Innenhof gelegenen Wände wurden mit einem Wärmedämmverbundsystem, die zur Straße gelegenen Wände mit einer vorgehängten hinterlüfteten Natursteinfassade verkleidet. Den Hotelgästen stehen in den Obergeschossen Übernachtungsräume zur Verfügung, im Untergeschoss befinden sich verschiedene Lager- und Technikräume. Das Erdgeschoss beherbergt neben Empfangsbereich und Büroräumen das eigentliche Herzstück des Hotels – die „One Lounge“, deren Design an die Erfindung des Automobils vor 125 Jahren in Stuttgart erinnert. Passend zum Thema finden sich an den Wänden Bilder legendärer Rennfahrer und historischer Rennautos. In einer ständigen Wandprojektion können die Gäste Filmausschnitte bedeutender Autorennen mitverfolgen, welche die Bedeutung Stuttgarts für die Automobilindustrie wach halten sollen. Bülow Carré Das Projekt Bülow Carré wurde im Juni 2012 abgeschlossen. Für den Handels- und Bürokomplex mit einer Fläche von 25.000 m² erstellte die Niederlassung Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Bilfinger Berger Spezialtiefbau GmbH sowie der eneotech GmbH den Rohbau. Die Arbeiten begannen im August 2010 mit dem Abbruch des Bestandsgebäudes und der Erstellung der rund 100 m
Die Rohbauarbeiten für den Handels- und Bürokomplex Bülow Carré sind im Juni 2012 abgeschlossen worden (Foto: Bilfinger Berger Hochbau)
langen, 60 m breiten und 12 m tiefen Baugrube. Zug um Zug entstanden im Bereich der Untergeschosse 450 Tiefgaragenplätze sowie Technik- und Lagerräume für die Mietbereiche. Das Erdgeschoss ist für den Einzelhandel und die Gastronomie reserviert, Büroflächen finden sich im 1.–6. Obergeschoss. Besonderes Augenmerk verlangte die Baustellenabwicklung, da die Innenstadtlage nur wenig Platz ließ. Mit Hilfe eines durchdachten Konzepts wurde die logistische Herausforderung jedoch von allen Beteiligten problemlos gemeistert. Insgesamt ist es beim Bülow Carré in besonderem Maße gelungen, sowohl architektonische als auch technische Aspekte des Gebäudes intelligent aufeinander abzustimmen und so Qualität und Effizienz nachhaltig zu sichern. In Folge erhielt das Bülow Carré als eine der ersten Immobilien in Deutschland eine Vor-Zertifizierung mit dem Platin-Status nach LEED® des U.S. Green Building Council.
Bilfinger Berger Hochbau GmbH Niederlassung Stuttgart Ernsthaldenstraße 17 70565 Stuttgart www.hochbau.bilfinger.com
52
advertorial
BAUKULTUR 5_2012
GRENZENLOSE PLANERISCHE FREIHEIT Badezimmer sind heute Wohn- und Lebenswelten, die den Lebensstil und die Persönlichkeit ihrer Besitzer widerspiegeln. Dadurch wachsen auch die Ansprüche an die Gestaltung dieser modernen Bäder. Die architekturorientierte Badplanung schließt den ganzen Raum ein. Der gesamte Eindruck entsteht durch die Aufteilung von Flächen, die Harmonie durch deren ausgewogene Proportionierung und klaren Gliederung. Hierfür bietet HANSAMATRIX als Unterputzlösung effektive und leicht umsetzbare Lösungen. Es ist ein modulares und höchst flexibles Produkt-System, dessen Komponenten sich mit Hilfe eines klassisch proportionierten Rasters von 25 mm vielfältig kombinieren lassen: zu individuellen und
gleichzeitig puristischen Armaturenbildern mit einer stets einheitlichen Logik an Waschtisch, Wanne und Dusche. HANSAMATRIX ist über die Formensprache der Bedienhebel und Ausläufe perfekt in die Serien aus dem designorientierten HANSA|LIVING-Segment eingebunden und erweitert so den gestalterischen Spielraum im Bereich anspruchsvoller Unterputz-Lösungen erheblich. Hansa Metallwerke AG Sigmaringer Str. 107 70567 Stuttgart www.hansa.com
advertorial | impressum
BAUKULTUR 5_2012
53
Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 34. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.21 47 31 74 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: info@dai.org www.dai.org Nach einer nur 3-jährigen Planungsphase und der Grundsteinlegung im Jahr 2010 werden die Pariser Höfe als Teil des neuen Europaviertels im Herbst 2012 fertig gestellt sein (Visualisierung: MasterPlan Projektconsulting und -management GmbH)
GROSSPROJEKT PARISER HÖFE Leben und Arbeiten Mit der Fertigstellung der Pariser Höfe wird Stuttgart über ein weiteres Ensemble im neuen Europaviertel verfügen, dessen Architektur auf französischen Vorbildern aufbaut. Die Pariser Höfe werden auf 23.800 m² Wohnbereich und 8.200 m2 Büro- und Gewerbefläche Leben und Arbeiten vereinen. Nach einer nur 3-jährigen Planungsphase und der Grundsteinlegung im Jahr 2010 soll dieser Teil des neuen Stadtviertels zwischen Hauptbahnhof, Schlossgarten und Pragfriedhof bereits im Herbst 2012 fertig gestellt werden. Parkähnliche Atmosphäre Das Wohngebäude wird 242 2- bis 5-Zimmer-Appartements zwischen 50 und 165 m² beherbergen und insgesamt 75 % der Gesamtfläche der Pariser Höfe einnehmen. Das Architekturbüro Maier Neuberger, das für den Entwurf und die Realisierung der Wohn-
Projektdaten Planung Wohngebäude: Maier Neuberger Projekte GmbH, München Planung Bürogebäude: KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt Planung Stadtviertel: Reiß & Co Real Estate München GmbH, München Projektkoordination: PMG Projektraum Management GmbH, München Projektmanagement: MasterPlan Projektconsulting u. -management GmbH, München
gebäude zuständig ist, hat geplant, die Baumasse in einer klassischen Blockrandbebauung und einem quer verlaufenden Mittelriegel zu bündeln, um so im Innenbereich möglichst große Freiräume zu erhalten. Diesen parkähnlichen Innenhöfen sowie der Nähe zum Pariser Platz verdankt das Großprojekt seinen Namen. Damit es trotz der Nähe zum Hauptbahnhof in den Wohnräumen ruhig bleibt, wird der Bürokomplex die Bereiche mit Wohnnutzung gegenüber den Bahngleisen abschirmen. Außerdem sollen die dahinter liegenden Grünflächen mit reicher Bepflanzung, kunstvollen Wasserspielen sowie Sitz- und Spielmöglichkeiten für Entspannung sorgen. Virtuelle Kommunikationsplattform Um das Bauprojekt in kürzester Zeit zu realisieren, muss die Zusammenarbeit der rund 300 Beteiligten zeitsparend und effektiv koordiniert werden. Basis dessen ist die virtuelle Kommunikationsplattform eProjectCare der PMG Projektraum Management GmbH, auf der alle Beteiligten miteinander interagieren und sich gegenseitig abstimmen können. Diese virtuelle Kommunikationsplattform verfügt über ein umfassendes Sicherheitskonzept, das die Vergabe individueller Benutzerrechte beinhaltet. Julia Rummel www.pmgnet.de
DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer (Mitgliederbetreuung und Sonderveranstaltungen) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Redaktion Susanne Kuballa M.A. (Chefredaktion) Dipl.-Ing. Sylvia Jung Anschrift wie Verlag E-Mail: baukultur@dai.org Anzeigen Kathrein Blättler M.A. E-Mail: blaettler@vbk-verlag.de Dr. Eugenia Thummert E-Mail: thummert@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1.10.2011. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.
Druckauflage: 5.300 Exemplare (IVW II/2012)
54
autoren | vorschau
BAUKULTUR 5_2012
Birgit Greuter Fürst Developments GmbH Zweigniederlassung Stuttgart www.fuerstdevelopments.com Konradin Heyd Regierungspräsidium Stuttgart Abt. 4 Straßenwesen und Verkehr Stuttgart www.rp.baden-wuerttemberg.de Simone Jeska Hascher Jehle Planungsgesellschaft mbH Berlin www.hascherjehle.de Helmut Kalcher BFK Architekten Friedrich | Hahn | Kalcher | Weber Stuttgart www.bfk-architekten.de
Vorschau Ausgabe 6_2012 >> lichtBAUKULTUR
Herbert Medek Landeshauptstadt Stuttgart Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung Leiter Abteilung Verwaltung und Recht, Untere Denkmalschutzbehörde www.stuttgart.de
Autoren dieser Ausgabe Auer+Weber+Assoziierte Dipl. Ing. Architekten Stuttgart, München www.auer-weber.de Barkow Leibinger Architekten Frank Barkow | Regine Leibinger Berlin www.barkowleibinger.com Daniel Berger Peter Röcker berger röcker architekten Stuttgart www.bergerroecker.de Jantje Bley schlaich bergermann und partner Beratende Ingenieure im Bauwesen Stuttgart www.sbp.de Simone Bohsung Wilford Schupp Architekten Stuttgart www.wilfordschupp.de
DAI Kooperationspartner
Murat Korkmazyürek m³ architekten Stuttgart www.m3-architekten.com
Thomas S. Bopp Verband Region Stuttgart Vorsitzender Stuttgart www.region-stuttgart.org Prof. Dr.-Ing. Jan Cremers Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) Fachgebiet Gebäudetechnologie und Integrierte Architektur Leitung SDE-Projekt home+ www.hft-stuttgart.de www.sdeurope.de Jasmin Dudda echolot pr GmbH & Co. KG Stuttgart www.echolot-pr.de Julia Ewald Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Berlin www.bundesstiftung-baukultur.de
Manfred Müller Regierungsbaumeister i.R. Stuttgart www.ssb-ag.de Maria-Sawa Possinke RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau Düsseldorf www.rkw-as.de Thomas Schmidt Staab Architekten GmbH Berlin www.staab-architekten.com Nora G. Vorderwinkler Delugan Meissl Associated Architects ZT Gesellschaft mbH Wien, Österreich www.deluganmeissl.at Patrick Wais hg merz architekten museumsgestalter Stuttgart www.hgmerz.com Nico Weber BFK Architekten Friedrich | Hahn | Kalcher | Weber Stuttgart www.bfk-architekten.de Prof. Tobias Wulf wulf architekten GmbH Hochschule für Technik Stuttgart Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion www.wulfarchitekten.com Prof. Eun Young Yi Yi Architects Köln www.yiarchitects.com
Trennwandsysteme von Strähle verbinden und teilen öffnen und schließen schützen und schonen
Strähle Raum–Systeme GmbH | info@straehle.de | www.straehle.de Gewerbestraße 6 | 71332 Waiblingen | T +49 7151 1714-0
BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | September 2012 | Ausgabe 5 | ISSN 1862-9571
DAI Förderpartner
Diese Ausgabe entstand mit besonderer Unterstützung von