Ausgabe 2_2021: glasBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

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Schwerpunkte

Bauen mit Glas Tageslicht + Kunstlicht

glas

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KOMPROMISSLOS VERBINDEND Glas und Stahl, Anmut und Robustheit, eine kostbare Verbindung in MIENA Schalen

PHOTOGRAPHER

BRYAN ADAMS kaldewei.de


editorial

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, die Pandemie ist noch nicht überwunden, aber eines ist bereits jetzt klar erkennbar: Ein Gewinner wird die Digitalisierung sein! Und das betrifft alle Bereiche der Wirtschaft, des Verkehrs, der Verwaltung und des Lebens. Das Bauen, das Produzieren, die Mobilität, das Arbeiten und das Wohnen werden digital. Und die Pandemie beschleunigt diesen Prozess. Wenn wir jetzt noch den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland voranbringen, das betrifft Glasfaser und 5G-Netze, dann wird dieser Prozess noch schneller vonstattengehen. Aufzuhalten ist er ohnehin nicht mehr! Was bedeutet das für das Wohnen? Gebäudeautomation wird in nicht allzu langer Zeit Standard werden. Heute denken wir bei Smart-Living-Lösungen häufig an Entertainmentoder Komfortlösungen. Das eigentliche Potenzial liegt jedoch in der digitalen effizienten Bewirtschaftung von Immobilien, Stichwort „Predictive Maintenance“, aber auch im digitalen effizienten Betrieb, um die Immobilien CO2-optimal steuern zu können. Digitale optimierte Heizungssteuerung, digitaler automatischer regelmäßiger hydraulischer Abgleich und digitale Nutzerunterstützung und -führung werden zum Standard werden. Aber auch Sicherheitsanwendungen werden mittels Gebäudeautomation kommen. Automatisierter Gebäudeund Wohnungszugang, auch über Erkennungssysteme mit biometrischen Funktionen, regelmäßige automatisierte Überprüfungen der Trinkwasserqualität, weitere smarte Komponenten, wie Rauchwarnmelder, die gleichzeitig Bewegungsprofile erkennen und im Zusammenspiel mit anderen smarten Geräten unter Nutzung künstlicher Intelligenz Nutzerprofile erlernen, sind nicht mehr nur Visionen, sondern werden bereits in der Praxis getestet. Irgendwann werden die Gebäude, was den Betrieb anbelangt, autonom werden. Nur so ist ein wirklich effizienter, sicherer und komfortabler Betrieb möglich. Müssen wir uns deshalb Sorgen machen? Was passiert mit unseren Nutzerdaten? Werden wir direkt über „Alexa“ oder ihre Brüder und Schwestern von großen international agierenden Konzernen überwacht und ausspioniert? Sollte das passieren, dann werden die Menschen es nicht akzeptieren, solche smarten Devices zu nutzen. Dies gilt besonders dann, wenn solche Komponenten vom Gebäudeeigentümer

eingebaut werden und die Mieter gar nicht mehr die Möglichkeit haben, die intelligenten Geräte praktisch nicht zu nutzen. Deshalb ist für die Wohnungswirtschaft der Themenkomplex Datenschutz und Datensicherheit extrem wichtig, und niemand darf aus intimen, schützenswerten Nutzerdaten Geschäftsmodelle entwickeln. Die Wohnungswirtschaft engagiert sich darum in einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojekt „ForeSight“, in dem smarte Usecases unter Einsatz künstlicher Intelligenz und unter Realbedingungen in Mehrfamilienhäusern für drei Jahre erprobt werden. ForeSight ist Teil der GAIA-X-Initiative der Bundesregierung zum Aufbau einer sicheren europäischen Daten-Cloud. Was hat das alles mit Baukultur zu tun? Architekten planen Wohngebäude, und diese Gebäude prägen häufig mehrere hundert Jahre unsere Stadtbilder. Allein die zunehmend virtuelle Arbeitswelt erzeugt neue funktionale und technisch bauliche Anforderungen an Wohngebäude. Architekten müssen sich aber künftig auch noch mehr mit der „Software“ der Gebäude auseinandersetzen. Die digitale Steuerungsoption von Gebäuden beeinflusst zunehmend auch deren Nachhaltigkeit. Und: Auch digitale, autonome Gebäude können baukulturell wertvoll sein! Herzlichst Ihre

Ingeborg Esser Hauptgeschäftsführerin des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.


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DAI bundesweit

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Kiel

Pinneberg

DAI Fachexkursion 2021 Infolge der Coronapandemie ist die für das vergangene Jahr nach Dubai geplante DAI Fachexkursion für Architekten und Ingenieure auf dieses bzw. nächstes Jahr verschoben worden. Es werden drei Reisetermine angeboten:

Osnabrück

• 06.11.2021 – 13.11.2021 • 20.11.2021 – 27.11.2021 • 05.02.2021 – 12.02.2022

Leipzig Düsseldorf

Oberhessen

www.dai.org/veranstaltungen Wiesbaden

Aschaffenburg Bamberg

Mainz

Saar

Mannheim

Nürnberg

Folgen Sie dem DAI im Netz: www.dai.org www.facebook.com/baukultur www.twitter.com/baukultur www.instagram.com/ baukultur_dai/

DAI Mitgliedsverein

www.linkedin.com/ company/baukulturplus

kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe AIV Koblenz

AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Marburg AIV Mark Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm AIV Würzburg

AIV zu Magdeburg AIV zu Berlin-Brandenburg Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Rubriken Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wirtschaft + Recht DAI aktuell Aus dem Präsidium

10–26 10–11 12–13 14–15 16–17 18–19 20–21 22–23 24–25 26

Schwerpunkte: Bauen mit Glas | Tageslicht + Kunstlicht sop Architekten: Büro- und Geschäftshaus in Düsseldorf gmp Architekten: Kontorhaus in Hamburg HENN: Zalando-Headquarters in Berlin MetroOffice Architetti: Produktionsstätte in der Toskana ATP architekten ingenieure: Shopping Center in Ljubljana cepezed: Bürogebäude in Delft quadrat+ Architektengesellschaft: Empfangsgebäude in Kevelaer A D Aretz Dürr Architektur: Wohnhaus in Oberberg BBR: Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie in Berlin

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Advertorials | Anzeigen EuroLam GmbH: Intelligente Lamellenfenster Glas Marte GmbH: Glashaus mit Stil feco-feederle GmbH: Transparenz durch Systemtrennwände emsLICHT AG: Vielfältige Lichtszenarien

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Titel: Celine La Manufacture von MetroOffice Architetti (Foto: Marco Cappelletti)

Editorial Ingeborg Esser DAI bundesweit Inhalt

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

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Fakultät Gestaltung der HS Wismar mit studentischen Lichtprojekten (Foto: Georg Hundt)

architecture matters (Foto: Jan Grarup, madebygrarup.com)

Light Symposium Wismar Der Studiengang Architectural Lighting Design der Hochschule Wismar veranstaltet vom 10.–12.3.2021 ein Online-Symposium zum Thema Licht und Gesundheit. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie bei einer ganzheitlichen Planung von Architekturbeleuchtung das Wissen und die Erfahrungen aus den Anwendungen von Licht und Farbe im Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden angewendet werden können. Das Symposium schafft daher ein interdisziplinäres Forum für Lichtplaner, Mediziner, Biologen, Farbpsychologen und Ergonomen aus dem In- und Ausland. Die Konferenzsprache ist Englisch. www.lightsymposium.de

matischen Sessions zu Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, Shopping, kostengünstigem Wohnungsbau und gesellschaftlicher Verantwortung. Die Konferenz findet digital statt. www.architecturematters.eu Architekturfilmreihe „Traumhäuser“ Dienstagabends lohnt es sich, den Fernseher einzuschalten. Dann präsentiert die BR-Serie „Traumhäuser“ in einer neuen Staffel innovative Wohnprojekte aus ganz Bayern. Die Bandbreite reicht von der Sanierung eines historischen Einödhofs in Niederbayern

App „Raus in die Stadt!“ an, die begleitend zur derzeit geschlossenen Ausstellung „Anything Goes? Berliner Architekturen der 1980er Jahre“ entwickelt worden ist. Auf drei alternativen Audiowalks lernen Spaziergänger in Form von Hörbeiträgen die wichtigsten Gebäude und Architekten dieser Zeit kennen. Auf der Website können die Strecken auch virtuell zurückgelegt werden. www.berlinischegalerie.de Ken Adam Archiv digitalisiert Im Jahr 2012 erhielt die Deutsche Kinemathek die Sammlung von Sir Ken Adam, dem fraglos berühmtesten Filmarchitekten seiner Generation. Der Name Ken Adam ist vor allem mit dem Design der James-Bond-Filme verknüpft. Weit über die Filmkunst hinaus beeinflusste sein Schaffen Designer, Künstler und Architekten. Die Deutsche Kinemathek

Entwurf „War Room“ für „Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb“, GB/USA 1964, Regie: Stanley Kubrick, Entwurf: Sir Ken Adam (Foto: © Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archiv) Wohnhaus in Heimertingen von Phase H Architekten (Foto: © Cornelius Bierer)

The Future Envelope Am 30.3.2021 präsentiert die Facade Research Group der TU Delft in einer Online-Konferenz neue integrierte Bau- und Fassadenkonzepte. Dabei liegt der Fokus auf technischen Lösungen für die Interaktion zwischen Fassade und Nutzer. Die Konferenz geht auf aktuelle Trends ein und zeigt darüber hinaus, wie Fassadentechnik von anderen Industriebranchen lernen kann und gelernt hat. Die Konferenzsprache ist Englisch. www.tudelft.nl architecture matters ist eine internationale Konferenz zur Zukunft von Architektur und Stadt, die alle maßgeblichen Akteure – Architekten, Immobilienbranche, Politik – zusammenbringt. Vom 24.–26.3.2021 wirft sie unter dem Motto „The Next Generation – Opportunities, Acceleration, Transformation“ einen schlaglichtartigen Blick auf eine junge, internationale Szene mit the-

über ein kleines Holzhaus an einem Allgäuer Steilhang bis hin zur Stadtvilla mit Pool in München. Und wer eine Sendung verpasst hat, kann sie jederzeit in der BR-Mediathek abrufen. www.br.de/traumhaeuser Raus in die Stadt! Auf ihrer Website bietet die Berlinische Galerie die Web-

Wissenschaftszentrum Berlin von James Stirling, Michael Wilford & Associates, 1979–1988 (Foto: © Robert Göllner Fotografie-Archiv, 1988, Digitalisierung: Anja Elisabeth Witte)

hat den Nachlass nun online zugänglich gemacht, damit das Lebenswerk Ken Adams auch nachfolgenden Generationen als Inspiration dienen kann. www.ken-adam-archiv.de Ich bin ganz von Glas Das Thema des 7. Internationalen Marianne Brandt Wettbewerbs „Ich bin ganz von Glas“ zitiert ein Gedicht der Bauhäuslerin, Gestalterin und Künstlerin. Die Publikation präsentiert nicht nur die 60 Wettbewerbsbeiträge. Begleitende Texte vermitteln Glas als ein in der Moderne utopisch aufgeladenes Materal. In der Spannung aus Poesie und Funktionalität wird deutlich, dass Glas als Idee und Material bis heute fasziniert. www.jovis.de


kolumne

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KONVENT DER BAUKULTUR 2021 Die Bundesstiftung Baukultur veranstaltet alle zwei Jahre den Konvent der Baukultur. Der Konvent tagt öffentlich. Er ist das zentrale Forum der Meinungsbildung zum Planen und Bauen in Deutschland und die fachübergreifende Plattform zur Vorbereitung von Debatten zu baukulturell relevanten Themen. Der nächste Konvent der Baukultur findet am 18. und 19.5.2021 in Potsdam statt. Alle vier Jahre, so auch dieses Jahr, findet die Wahl der Vertreter für den Stiftungsrat und Beirat aus den Reihen der Mitglieder des Konvents statt. Das eigentliche Anliegen des Konvents ist aber inhaltlicher Art. Seine Mitglieder tragen die Themen und Erkenntnisse hochwertigen Planen und Bauens in die Gesellschaft und sind maßgebliche Multiplikatoren im Netzwerk der Baukultur. Sie sehen ihre Aufgabe darin, sich für die Anliegen der Baukultur einzusetzen und entsprechende Debatten zu initiieren. Zu den etwa 300 wahlberechtigen Konventberufenen gehören neben Auslobern und Preisträgern bedeutsamer baukultureller Preise auch Bauherren und Planer aller Disziplinen, auch Hersteller oder Bauausführende sowie Persönlichkeiten, deren außerordentliches Engagement für Baukultur allgemeine Anerkennung findet, und Personen, die Baukultur vermitteln und konstruktiv begleiten. Es trifft sich also beim Konvent so etwas wie die Bundesversammlung der Baukultur, um den langfristigen Kurs der baulichen Gestaltung in Deutschland auszuloten. Das Ziel der Stiftung ist es dabei, das Bewusstsein für Baukultur in der Gesellschaft breit zu verankern. Mit der Möglichkeit, Erfahrungen aus allen Ebenen und Bereichen des öffentlichen und privaten Planens und Bauens in die Arbeit der Stiftung einzubeziehen, wird der Konvent vor allem dazu genutzt, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren und Lösungsansätze zu erarbeiten. Im vergangenen Jahr musste der geplante Wahlkonvent coronabedingt abgesagt und ins Jahr 2021 verlegt werden. Die üblicherweise mit dem Konvent einhergehende öffentliche Erstpräsentation des Baukulturberichts 2020/21 „Öffentliche Räume“ fand bereits 2020 im Rahmen digitaler Präsentationen und analoger Veranstaltungen statt. Schwerpunkte und Handlungsempfehlungen des Baukulturberichts werden dennoch weiterführend auch beim diesjährigen Konvent vorgestellt und vertiefend diskutiert. rechts Impression vom Konvent 2018 am Stiftungssitz in Potsdam (Foto: © Fabian Schellhorn für die Bundesstiftung Baukultur)

Bedingt durch Abstandsregelungen und Hygienevorschriften findet der Konvent (Stand Januar 2021) in diesem Jahr in einer etwas reduzierten Form statt. Im Vordergrund stehen vor allem die Präsenzveranstaltung für die Mitglieder des Konvents und die Wahl des Stiftungsrates und des Beirats. Neben diesen zentralen Elementen setzt sich die zweitägige Veranstaltung aus einem umfassenden Tagungsprogramm zusammen. Das „Basislager der Baukultur“ legt den Schwerpunkt auf offene Foren, Arbeitsformate und Gesprächsrunden. Die Fokusthemen lauten unter anderem „Bodengold“ oder „Baukultur in der Praxis“. Hier wird unter der Moderation der Forenleiter über aktuelle Schwerpunktthemen der Baukultur sowie deren Vermittlung debattiert, und es werden gute Beispiele und Ergebnisse der bis dahin deutschlandweit stattfindenden Praxisgespräche vorgestellt. Außerdem ist eine Entwurfswerkstatt für Studierende zur Erarbeitung von Konzepten und der stegreifmäßigen Umsetzung eigener Ideen zum Thema „Öffentlicher Raum“ im Quartier Schiffbauergasse geplant. Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm wird, soweit möglich, die Formate miteinander verbinden und gleichzeitig eine Verbundenheit für alle Teilnehmenden schaffen. Vor allem aber ist der Konvent der Baukultur, trotz aller gegenwärtigen und vielleicht auch noch im Mai zu erwartenden Widrigkeiten, öffentlich. Und Sie sind herzlich eingeladen! Wir freuen uns, wenn Sie am 18. und 19.5.2021 in Potsdam teilnehmen möchten. Alle Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie auf der Homepage der Bundesstiftung Baukultur. Teresa Deckert www.bundesstiftung-baukultur.de


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wirtschaft + recht

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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.

NEUES AUS DEM... ...Bau- und Architektenrecht

...Vergaberecht

Einstweilige (Leistungs-)Verfügung auf 80%-Vergütung nach Schlussrechnungsreife nicht möglich – LG Berlin, Urteil vom 16.10.2020, Az. 8 O 126/20

Die Tücken bei der Auftragswertschätzung

Der AG, ein öffentlicher Auftraggeber, beauftragte den AN durch drei gesonderte Einheitspreisverträge mit Spachtelund Malerarbeiten an mehreren Wohnhäusern. Die VOB/B ist vereinbart. Im Wege der einstweiligen Verfügung verlangt der AN Abschlagszahlungen in Höhe von 80 % aus Nachtragsforderungen. Während des laufenden Verfahrens erklärt der AG die Abnahme sämtlicher Leistungen, nachdem er Teile dieser Leistungen unmittelbar vorher gekündigt hatte.

Die Schätzung des Auftragswerts hat eine erhebliche praktische Relevanz für jede Vergabe. Denn die Höhe des Auftragswerts entscheidet darüber, ob ein nationales oder ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen ist und somit auch darüber, ob die Vergabe der Kontrolle durch die Vergabekammern unterliegt. Entscheidend ist dabei, ob der vorab ordnungsgemäß geschätzte Nettoauftragswert den für die zu vergebende Leistung maßgeblichen Schwellenwert erreicht bzw. überschreitet.

Die 8. Kammer des Landgerichts Berlin weist den Zahlungsantrag als unbegründet ab! Erstens betont das Landgericht, dass das Regelungsregime der §§ 650b-650d BGB auch auf VOB/B-Bauverträge Anwendung findet. Dies ist nicht ganz unumstritten, dürfte aber der überwiegenden Auffassung entsprechen. Zweitens stellt das Landgericht klar, dass Abschlagsforderungen dann nicht mehr im einstweiligen Verfügungsverfahren verfolgt werden können, wenn die sog. Schlussrechnungsreife eingetreten ist. Denn die Abschlagsforderung ist nur eine vorläufige Forderung, die unter dem Vorbehalt der Schlussabrechnung steht. Schlussrechnungsreife ist gegeben, wenn das Bauvorhaben fertig gestellt ist und die Leistungen abgenommen wurden oder wenn der Bauvertrag gekündigt wurde und die Abnahme der bis dahin erbrachten Leistungen durchgeführt wurde. Dem AN ist es in diesen Fällen – anders als im Hauptsacheverfahren – nicht möglich, die Verfügungsanträge auf Zahlung aus einer (Teil-)Schlussrechnung umzustellen. Denn das Gesetz spricht eindeutig nur von „Abschlagszahlung“. Ein überzeugender Ansatz. Denn der Gesetzgeber schuf die §§ 650b-650d BGB mit dem Ziel, dem AN durch einen schnellen Zahlungsfluss einen Ausgleich für die Vorleistungspflicht zu gewähren. Mit der Schlussrechnungsreife entfällt die Vorleistungspflicht aber.

Doch wie wird der Auftragswert ordnungsgemäß geschätzt? Mit dieser Frage hatte sich kürzlich auch das OLG Schleswig (Beschluss vom 07.01.2021, 54 Verg 6/20) zu beschäftigen. Die Richter mussten entscheiden, was zu dem Auftrag, dessen Wert zu ermitteln ist, gehört. Konkret ging es darum, ob der Auftragswert für die Modernisierung und Erweiterung eines Messegeländes in den Wert des Vorhabens für den Neubau und die Erweiterung eines Kongresszentrums einzubeziehen ist. Grundsätzlich ist bei der Schätzung des Auftragswerts vom voraussichtlichen Gesamtwert der vorgesehenen Leistung ohne Umsatzsteuer auszugehen. Was zu dem Auftrag, dessen Wert zu schätzen ist, gehört, ist anhand einer funktionalen Betrachtungsweise zu ermitteln. Ein einheitlicher Auftrag ist insbesondere dann anzunehmen, wenn der eine Teil ohne den anderen keine sinnvolle Funktion zu erfüllen vermag. Besteht jedoch zwischen zwei Bauvorhaben kein so enger Zusammenhang, dass der eine Komplex nicht ohne den anderen genutzt werden kann, ist von verschiedenen Vorhaben auszugehen. So lag es auch in dem zu entscheidenden Fall – der Schwellenwert wurde somit letztlich nicht erreicht! Rechtsanwältin Sarah Lisa Bohn

Rechtsanwalt Lukas Ritter, LL.M. (TCD)

Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe Tel.: 030–880331–231, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May Tel.: 089–29050–231, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de


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AUS DEM PRÄSIDIUM DAI Festschrift Das DAI Präsidium hat sich bereits Anfang Januar zu seiner ersten Sitzung in diesem Jahr online zusammengefunden und eine Reihe von Punkten beraten. Ganz oben auf der Agenda standen/stehen die Planungen für die DAI Festschrift zum 150-jährigen Verbandsjubiläum. Dafür bauen wir derzeit auf unserer Web-Seite unter www.dai.org/150 eine Materialsammlung auf, die wir gerne um Beiträge aus den Reihen der DAI Mitglieder ergänzen möchten. Einige von Ihnen haben sich aufgrund der Ansprache durch DAI Präsident Arnold Ernst bereits positiv zurückgemeldet, vielen Dank dafür! Das Jubiläum selbst werden wir im Rahmen des DAI Tages am 25.9.2021 in Aschaffenburg feiern. Sollten bezüglich des Programms coronabedingt Umplanungen erforderlich werden, werden wir Sie rechtzeitig informieren. Wahlprüfsteine Wir sehen politisch in diesem Jahr einem Wahljahr entgegen: Bundestagswahl, sechs Landtagwahlen und zwei Kommunalwahlen. Kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe wählen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ihren Landtag. Mit Blick auf die Bundestagswahl wurden seitens der Verbände und Kammern wieder ausführliche Wahlprüfsteine erarbeitet und verabschiedet. Die Themen und Fragen sind zum Zeitpunkt, zu dem Sie diese Zeilen lesen, ggf. schon online unter www.dai.org zu finden. Die Antworten der politischen Parteien werden wir entsprechend später einstellen. Vielleicht werden wir auch in einer späteren Ausgabe der Zeitschrift BAUKULTUR auf das Thema zurückkommen. Veröffentlichung Im Januar hat der DAI einen längeren Beitrag in der Zeitschrift „Karrierestart Young Professionals Bauingenieurwesen WS 2020/21“ veröffentlicht. Zwar können wir den Beitrag nicht einfach so abdrucken, aber auf Anfrage übermitteln wir Ihnen gerne das vierseitige PDF.

GM PAVILLON360 ELEGANZ AUS GLAS

Veranstaltungen Am 24.3.2021 veranstaltet die Beton web.akademie – ein digitales Angebot unseres Premiumpartners InformationsZentrum Beton – ein Online-Seminar zum Thema „Zeitweise fließfähige Verfüllbaustoffe“, bei dem der DAI als Mitveranstalter auftritt. Die DAI Vorsitzenden und DAI Vorstände haben Anfang Februar dazu einen Hinweis inkl. GutscheinCode (10 % auf den Ticketpreis von 105 Euro) erhalten. Wenn Sie ebenfalls Interesse haben, melden Sie sich bitte bei der DAI Geschäftsstelle. Auch verweisen wir gerne schon an dieser Stelle auf den 4. Aschersleber Architekturtag unseres Premiumpartners Megawood/NovoTech am 22.10.2021 in Aschersleben. Udo Sonnenberg


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EINE BÜHNE FÜR DEN BESTAND Büro- und Geschäftshaus in Düsseldorf

Mit dem Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich haben slapa oberholz pszczulny | sop architekten einen 115 m langen Baukörper realisiert, dessen klare, reduzierte Architektur zur Beruhigung des Straßenbildes beiträgt und eine klassizistische Bestandsfassade in den Mittelpunkt rückt. Das Gebäude wurde zudem technisch und energetisch so optimiert, dass eine Zertifizierung nach dem LEED Gold Standard erreicht wurde. Für die opulente Natursteinfassade des historischen Büround Geschäftshauses bestand zwar kein Denkmalschutz, die Bewohner des Viertels nahmen sie aber seit jeher als Identifikationsmerkmal wahr, und auch den Architekten erschien sie als unbedingt erhaltenswert. Entsprechend rahmten sie die historische Fassade mit einer Glasfassade, sodass sie weiterhin als freigestellter Baukörper wahrgenommen wird. Damit erhielt das Relikt der ehemaligen preußischen Rheinprovinz, das die Stadtwappen von Köln, Koblenz, Düsseldorf, Aachen und Trier zeigt, eine ihm angemessene, hervorgehobene Position im Straßenraum. Naturstein neben Glas Der Neubau öffnet sich an der Ecke Friedrichstraße/ Fürstenwall mit großer Geste zum gegenüberliegenden Kirchplatz. Dabei lenkt die von einer massiven Gebäuderechts Im Innern öffnet ein über 17 m hoher Luftraum den Blick auf die Bestandsfassade (Foto: B+E Fotografie)

kante aus hellem Naturstein gerahmte Glasfassade den Blick ins Innere des Gebäudes. Sie hebt die Spannung zwischen Alt und Neu hervor, indem sie einerseits das verbindende Element zwischen Bestands- und Hauptfassade


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links und oben Der klare, reduzierte Bau öffnet sich mit großer Geste und macht die Verbindung von Alt und Neu kontrastreich erlebbar (Foto links und oben links: B+E Fotografie, oben rechts: Helge Mundt Fotografie) rechts Das zurück gesetzte Staffelgeschoss bietet Platz für eine geräumige Dachterrasse (Foto: B+E Fotografie)

bildet, andererseits aber eine bewusste Distanz zwischen beiden aufrecht erhält. Im Bereich des Hauptfoyers besteht die Pfosten-Riegel-Konstruktion aus rund 7,50 m hohen Glaselementen. Eine Ganzglas-Drehtrommeltüre komplettiert den transparenten Gebäudeabschnitt, der sich mit Glasgeländern im Innern fortsetzt. Streng neben verspielt Um einen größtmöglichen Kontrast zur Bestandsfassade herzustellen, präsentiert sich die ebenfalls aus Naturstein gefertigte Hauptfassade in strenger, zurückgenommener Form. Auf Vorsprünge und Gesimse wurde bewusst verzichtet, dagegen erzeugen einseitig angeschrägte Fensterlaibungen Plastizität und eine spannende Tiefenwirkung. Höhenentwicklung Hinsichtlich der Höhenentwicklung orientiert sich das sechsgeschossige Gebäude mit Staffelgeschoss an der Nachbarbebauung. Das Staffelgeschoss ist von den umliegenden Straßen durch eine vorgelagerte, rund 4 m breite Dachterrasse kaum sichtbar. Im Innern öffnet sich hinter der transparenten Außenhaut ein über 17 m hoher Luftraum, der den

Blick auf die Bestandsfassade frei macht. Sein Loftcharakter überträgt sich auf das großzügige Foyer im Erdgeschoss, auf die Panoramaaufzüge und auf die jeweiligen Empfangsbereiche und auskragenden Glasboxen in den Obergeschossen. Bürogeschosse Die Bürogeschosse sind flexibel aufteilbar und beinhalten diverse Arbeitsbereiche von Open-Space-Flächen mit Besprechungsinseln und Rückzugsbereichen über Kombizonen mit transparenten Konferenzräumen bis hin zu Einzeloder Gruppenbüros. Außenterrassen auf mehreren Etagen bieten zusätzliche Aufenthaltszonen an warmen Tagen. Öffentliche Bereiche Das zweigeschossige, rund 500 m2 große Foyer dient auch der Öffentlichkeit als Raum für Begegnungen. Eine Bar, eine Lounge und eine Seating-Area von Design Offices stehen Mietern und Gästen für informelle Meetings, als Erholungsoder Arbeitszone zur Verfügung. Die Gastronomieflächen im Erdgeschoss werden über einen separaten Eingang an der Friedrichstraße erschlossen. Am Eingang am Fürstenwall wurde ein schützenswertes Wandrelief aus dem Bestandsbau angebracht, das zusammen mit anderen erhaltenen Elementen an das vormalige Bestandsgebäude erinnert. sop architekten

links Gastronomieflächen stehen Mietern und Gästen als Erholungsoder Arbeitszonen zur Verfügung (Foto: B+E Fotografie)


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WEITHIN WAHRNEHMBARES GESICHT Kontorhaus in Hamburg

Inmitten der Hamburger Altstadt, an der Flaniermeile Großer Burstah, haben gmp Architekten im Jahr 2020 ein neues Kontorhaus errichtet. Es schließt die Baulücke im Bestandsblock und definiert den Stadtraum zum angrenzenden, neu entstehenden Burstah-Ensemble. Das Kontorhaus bildet den Endpunkt einer vom Rathaus einsehbaren Achse. Vom Rathausmarkt kommend, leitet der Neubau Passanten und Verkehr durch seine geschwungene Form zur Straße Großer Burstah hin. Naturstein und Glas Das Straßenbild rund um den Rathausmarkt ist von hellem Naturstein geprägt. Indem das neue Kontorhaus mit Bändern aus hellem Kalksandstein das Material und die Linien der Nachbarbauten aufnimmt, fügt es sich harmonisch in diese Umgebung ein. Dabei

rechts Der leicht geschwungene Erker harmoniert mit der sowohl horizontal als auch vertikal feingliedrig gestalteten Fassade

wechseln sich Natursteinflächen mit annähernd geschosshohen Fensterbändern ab, die durch schlanke Lüf-

tungsfenster rhythmisiert werden. So erhält das Gebäude ein weithin wahrnehmbares Gesicht. Einen großen Bei-


BAUKULTUR 2_2021 TÜREN ZARGEN PROFILE

links Die Terrasse im Staffelgeschoss wird von einem Ganzglasgeländer gesäumt, das einerseits den Blick auf die Hamburger Altstadt öffnet und andererseits den Materialwechsel von Glas und Naturstein innerhalb der Fassadengliederung nach oben hin fortführt

HOLZ. GLAS. ALUMINIUM.

trag dazu liefert auch der großflächig auskragende Erker, mit dem die Fassade des Kontorhauses markant gestaltet wurde.

wichtiger als eine maximale Wirtschaftlichkeit – heute nimmt die Nutzfläche gegenüber den Erschließungs- und Nebenraumflächen etwa ein Drittel ein.

Blick über die Altstadt Im Erdgeschoss befindet sich der zentrale Empfang, der mit seinem repräsentativen Foyer mit aufwendiger Spezialputzoberfläche eines der Highlights des Gebäudes darstellt. Ergänzt wird das Erdgeschoss durch sechs Regelgeschosse und ein abschließendes, voll verglastes Staffelgeschoss, das mit einem Blick über die Altstadt zu besonderen Meetings und Empfängen einlädt. Die Regelgeschosse kragen mit einer Fläche von 3,20 x 10,00 m über dem Erdgeschoss aus und setzen durch die expressive Fassadenform deutliche Akzente. Mit einer Grundfläche von 225 m² stellt der Neubau die ursprüngliche Kleinkörnigkeit des Quartiers am Großen Burstah wieder her. Die einzigartige Gelegenheit, innerhalb der mittelalterlichen Keimzelle Hamburgs einen Neubau zu errichten, war für die Bauherrschaft

1.000 Jahre zurück Vor dem Start der Baumaßnahme fanden Archäologen auf dem Gelände 1.000 Jahre alte Holzstämme. Sie geben Hinweise auf das Leben in dieser Zeit und zeigen auf, ob bzw. wie dieser Landstrich damals genutzt wurde. Das Archäologische Museum Hamburg wertet die Funde zurzeit aus und prüft, ob die Entstehungsgeschichte der Keimzelle Hamburgs neu geschrieben werden muss. gmp Architekten von Gerkan, Mark und Partner Fotos: Heiner Leiska

unten Schlanke Lüftungsflügel rhythmisieren die geschosshohen Fensterbänder

NEU Individuelle Farbgebung de r Türrahmenkons truktion passend zur Zarge Flächenbündige Glastüren und Glasseitenteile können mit Holztüren und sämtlichen Türzargen aus Aluminium kombiniert werden. Glasverbundelemente mit hygroskopisch stabilisierter Konstruktion in neuem Design. Foto: Baywa Konzernzentrale, München

kueffner.de


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UMLAUFENDE GLASHÜLLE Zalando-Headquarters in Berlin

Für das neue Zalando Hauptquartier in Berlin-Friedrichshain planten HENN ein Ensemble zweier Neubauten, die das Herzstück des neuen Unternehmenscampus bilden. Die siebengeschossigen Gebäude mit insgesamt rund 43.000 m² Bürofläche setzen in ihrer Nachbarschaft zur Mercedes-Benz-Arena und zur East Side Gallery einen markanten Punkt, der die Unternehmensidentität offen und transparent in Erscheinung treten lässt. Die Architekten referenzieren die deutsche Hauptstadt als Heimat des Zalando-Start-ups und interpretieren den traditionellen Berliner Block neu: Die Grundrisse sind diagonal zum Bebauungsplan gedreht und lassen die Form einer Doppel-helix entstehen. So rücken die Innenhöfe an die Außenkanten der Grundstücke, wodurch lebendige Außenräume

mit Plätzen und Terrassen entstehen – Erweiterungen des öffentlichen urbanen Raums. Differenzierte Fassaden Die umlaufende Glashülle, die die Bauvolumen mit ihren Einschnitten wie eine Klammer zusammenfasst, ist elementarer


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rechts Die offenen und transparenten Fassaden in den Höfen stehen im Kontrast zu den geschlossenen opaken Fassaden entlang der Grundstücksgrenzen

Bestandteil des Entwurfs. Dabei maximieren die Fassadenrundungen die Fläche für den natürlichen Lichteinfall. Zwei unterschiedliche Fassadentypen differenzieren zwischen der Gebäudekubatur und den Höfen. Ein zweischaliges Profilit-Glas mit dahinterliegenden Massivwänden prägt die geschlossenen Fassadenseiten an den Grundstücksgrenzen, die als aufgewertete Brandschutzwand funktionieren. Diese weißen opaken Bereiche spiegeln die Rückzugsorte im Inneren wider. Im Kontrast dazu stehen die hofseitigen Fassaden in ihrer eleganten transparenten Erscheinung. Tagsüber strahlen diese Fassadenteile Offenheit und Durchlässigkeit aus. In der Nacht hingegen rücken die milchig weißen Flächen in den Vordergrund und schimmern leuchtend im Laternenlicht. Flexibles Leben und Arbeiten Herzstück des Hauptgebäudes ist das Atrium, das sich über die gesamte Gebäudehöhe öffnet und Tageslicht durch das verglaste Dach bis auf die öffentlichen Flächen im Erdgeschoss lenkt. Die zentrale Lobby wird von einer Treppe mit Sitz- und Lounge-Bereichen flankiert, die auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Im Zusammenschluss mit dem angrenzenden Auditorium entsteht ein Raumkontinuum über mehrere Etagen, was die Flexibilität der Nutzungen erhöht. Konferenz- und Schulungszonen schließen sich neben einem Café und der Kantine an. Der lebendige Marktplatz ist nicht zufällig die Analogie zur digitalen Netzwerkgesellschaft. Von Küchen, Sporträumen bis Kitaflächen – hier finden die Nutzer des Gebäudes alles, was flexibles Leben und Arbeiten möglich und angenehm macht. Die spezielle räumliche Konfiguration des Innenraumes ergibt durch die Verschneidung der verschiedenen Ebenen mit dem Luftraum reizvolle Raumsituationen. Ungleichmäßig verteilt entstehen mehrgeschossige Lufträume oder intimere Rückzugsbereiche, die alle ein Ziel verfolgen: die Durchmischung der Arbeitszonen zugunsten einer agilen, kommunikativen Atmosphäre.

Konzentration und Interaktion Schon im Wettbewerb war gefordert, dass die Architektur eine Bühne für eine vielfältige „Besetzung“ und wandelbare Nutzung des Gebäudes schaffen muss. Nicht das Büro oder der einzelne Arbeitsplatz ist das raumbildende Kriterium, sondern der Weg dorthin ist entscheidend. Bürowelten mit Zukunft bieten flexibel nutzbare Flächen, die Kreativität und Kommunikation fördern. Die räumliche Organisation der Büros in den Obergeschossen ist gezielt darauf ausgerichtet, sowohl mit Konzentrations- als auch mit Interaktionszonen auf die wechselnden Bedürfnisse der Mitarbeiter und auf differenzierte Nutzungsoptionen einzugehen. In Form einer Doppelhelix lagern sich verschiedene Funktionen von der Lobby bis zur Dachterrasse rund um das Atrium an. In den so genannten Livingrooms wird die soziale Interaktion durch Begegnungsorte in vielen Ausprägungen gefördert: Sitzlandschaften in Coworking-Optik, Kitchenettes mit Holztischen und Barhockern, eine Balustrade mit Platz für den Laptop und einen freien Blick durch das ganze Atrium. Der Austausch und die Vernetzung zwischen diesen Gemeinschaftsbereichen in den einzelnen Geschossen werden durch Freitreppen zusätzlich gefördert. HENN Fotos: © HGEsch

unten Die enorme Gebäudetiefe wird durch die geschickte Schichtung der Flächenangebote aufgebrochen


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GESCHWUNGENER SCHUTZSCHILD Produktionsstätte in der Toskana

Die Gemeinde Radda liegt im Zentrum des toskanischen Weinanbaugebiets Chianti. Hier, umgeben von sanften Hügeln, haben MetroOffice Architetti die neue Produktionsstätte „La Manufacture“ des französischen Modeunternehmens Celine entwickelt. Sie gewährt den Mitarbeitern einerseits viel Tageslicht und großzügige Ausblicke. Und filtert andererseits das direkte Sonnenlicht so, dass lichtempfindliche Arbeitsbereiche vor starker Strahlung geschützt sind. Die Architekten nutzten das Projekt, um das Design von Arbeitsplätzen weiter zu entwickeln und neue architektonische Lösungen zu finden, die sowohl den Menschen priorisieren als auch die Natur ringsherum. Das Ergebnis ist eine 5.200 m² umfassende Produktionsstätte für hochwertige Lederwaren, die den dort tätigen 250 Mitarbeitern optimale Arbeitsbedingungen verspricht. Darüber hinaus zeichnet sich der 2019 fertig gestellte Neubau durch hohe Qualitäts-

standards, vergleichsweise niedrige Baukosten und ein identitätsstiftendes Design aus. Natürliches Tageslicht La Manufacture befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Industrieanlage. Die Arbeitsplätze im Haupttrakt und im rechtwinklig dazu angegliederten Seitenflügel sind den natürlichen Lichteinfallswinkeln optimal zugeordnet und


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links Inmitten der toskanischen Weinberge ist eine moderne Produktionsstätte entstanden, die sich harmonisch in die Umgebung einfügt und deren Architektur auch den Ansprüchen eines Luxuslabels gerecht wird

bieten anregende Blickbeziehungen zu den Weinbergen ringsherum. Der Neubau sollte explizit allen Beschäftigten einen Ausblick auf die Landschaft ermöglichen, sodass sie die Tages- und Jahreszeiten direkt verfolgen können. Große Glasflächen lassen daher viel natürliches Licht in die Räume und rahmen die umgebende Natur wie schöne Gemälde ein. Parken, produzieren, administrieren Die untere Ebene des Gebäudes belegt ein 4.000 m² großer Parkplatz. Darüber befinden sich 3.000 m² Produktionsfläche und 1.000 m² Lagerfläche. Im erhöhten rückwärtigen Gebäudetrakt sind die Büro- und Servicebereiche angeordnet. Sie nehmen auf drei Etagen insgesamt 1.200 m² Fläche ein und sind direkt mit dem Produktionsbereich verbunden. Screen aus Glasbausteinen Als Baumaterialien dienen Beton, Stahl, Glas sowie Polycarbonat. Während die Polycarbonatplatten die Lagerflächen vor Sonnenlicht schützen, regulieren die Glasbausteine die in der Fertigung einfallende Lichtmenge. Ein daraus konstruierter Screen verläuft analog zur hügeligen Landschaft ringsherum als leicht geschwungener Schutzschild vor der eigentlichen Glasfläche und spendet den dahinter liegenden Arbeitsbereichen Schatten. Standards für die Zukunft Mit seiner durchdachten Struktur und seinem identitätsstiftenden Design kombiniert La Manufacture funktionsgerechte, effiziente Industriearchitektur mit einer landschafts- und mitarbeitergerechten Bauweise, die positive Standards für die Zukunft setzt. MetroOffice Architetti / Christine Ryll Fotos: Marco Cappelletti unten Ein vorgehängter Screen aus Glasbausteinen umhüllt die Glasfassade und sorgt in den Innenräumen für ausreichend Schatten

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ERLEBNISWELT IM DRACHENPANZER Shopping Center in Ljubljana

Mit dem Shopping Center ALEJA haben ATP architekten ingenieure aus Innsbruck in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana die perfekte Bühne für internationale und nationale Labels geschaffen. Der Neubau wurde 2020 eröffnet und beherbergt auf einer verpachtbaren Fläche von 32.000 m² rund 80 Shops. Mit seiner Freizeit-, Sport- und Erholungszone am Dach und dem trendigem Food-Court hält das Gebäude dem Onlinehandel entgegen. Nach Ansicht der Architekten haben Handelszentren nur dann eine Zukunft, wenn sie Teil der Stadt werden. Mit ALEJA gelang es, hocheffiziente Handelsarchitektur mit den Schönheiten der Stadt zu verweben und im

Quartiersgedanken zu einem multifunktionalen Treffpunkt mit größtem Erlebniswert sowie hoher Aufenthaltsqualität zu verschmelzen. Im Zeichen des Drachen Das Shopping Center ALEJA lässt sich als Hommage an die Stadt Ljubljana lesen, denn architektonischer Höhepunkt des Neubaus ist die Fassade: ATP integrierte in engster Zusammenarbeit mit dem Bauherrn die Gründungsgeschichte der Stadt in die Sprache der Gebäudehülle. Rautenförmige Edelstahlschindeln imitieren die Schuppen eines Drachens, dem Wappentier von Ljubljana. Diese schimmern in unterschiedlichen Farbtönen und Prägungen und lassen die expressive Gebäudehaut mit jedem Blick, jedem Schreiten und jeder Wetterlage dynamisch changieren. Ist eine Schindel von der Vormittagssonne noch aufgewärmt, erscheint sie magenta-farbener als die Schindel daneben – so wird die Haut lebendig. Am Eingang der Mall, dem Drachenkopf, schafft die Fassade durch den Wechsel offener, halboffener

links Der Eingang befindet sich gewissermaßen am Kopf des Drachens


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oben Mit dem Shopping Center ALEJA ist ein multifunktionaler Treffpunkt mit größtem Erlebniswert und hoher Aufenthaltsqualität entstanden

und geschlossener Glasfelder einen zusätzlichen Erlebniseffekt im Inneren: Scheint die Sonne hinein oder ziehen Wolken vorbei, zeichnet der Schatten ein spannendes Bild am Boden der einzelnen Laden- und Verkehrsflächen. Pulsierender Stadtplatz Für die Kunden beginnt das Einkaufserlebnis jedoch schon vorher. Der Weg zum Haupteingang des Gebäudes führt über einen Veranstaltungsplatz, dem eine Brunnenanlage eine lebendige Atmosphäre verleiht. Von hier aus geht es in das Handelszentrum, das sich über zwei Untergeschosse, das Erdgeschoss sowie zwei Obergeschosse erstreckt. Zahlreiche Glasflächen werfen Tageslicht in die mit Naturstein und anderen hochwertigen Materialien gestaltete Mall. Die Verkaufsflächen im 1. Obergeschoss sind durch drei Brücken querverbunden. Pflanzsäulen und ein Baum setzen zwischen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss vertikale Akzente. Punktuelle zusätzliche Bepflanzungen, Wasserspiele, Brunnen, Sitz- und Ruhemöglichkeiten machen das Center für Besucher zum pulsierenden Stadtplatz. Energieeffizient und nachhaltig Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der Gläser und Oberflächen war, dass es keinen Energieverlust nach außen und

rechts Die Mall verfügt dank zahlreicher Glasflächen über viel Tageslicht

keinen zu starken Wärmeeintrag nach innen gibt, der in der Folge überhöhte Heiz- bzw. Kühlleistungen erforderlich gemacht hätte. Dies wurde durch einen bewusst definierten Mix aus stark und weniger stark bedrucktem sowie klarem Sonnenschutzglas erreicht. So ist es trotz der hohen offenen Fassaden- und Glasdachanteile gelungen, einen höchst energieeffizienten Betrieb zu gewährleisten. ATP architekten ingenieure Fotos: ATP/Pierer


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Dank vorgefertigter Bauelemente konnte das Building D(emountable) in etwas mehr als einem halben Jahr errichtet werden

IDEALE KREISLAUFWIRTSCHAFT Bürogebäude in Delft

Wer als Kind Lego gespielt hat, weiß, wie ideale Kreislaufwirtschaft im Bau aussieht: Aufbauen, abbauen und in einer neuen Kombination wiederaufbauen – ganz ohne Qualitätsverlust und CO2-Ausstoß. Im Zentrum der niederländischen Stadt Delft hat das Büro cepezed dieses Prinzip nun in gebaute Realität umgesetzt. Mit dem Building D(emountable) hat sie ein modernes, nachhaltiges und vollständig zerlegbares Gebäude realisiert. Für die Niederlande ist Kreislaufwirtschaft mehr als nur eine leere Worthülse. Spätestens 2050 sollen alle Bauten des Landes nach diesem Prinzip errichtet werden. Das niederländische Architekturbüro cepezed hat sich dem modularen und zerlegbaren Design schon seit geraumer Zeit verschrieben. Und so ist es kein Wunder, dass Menno Rubbens, Direktor von Developer cepezedprojects und Mitglied des nationalen Programmkomitees für die Zirkularitätsziele der Niederlande, mit dem Building D(emountable) nun auch auf dem eigenen Gelände beispielhaft vorführt, wie kreislauffähige Gebäude aussehen. Vom Laborgebäude zum Kreativcluster Platz dafür fand sich auf einem Grundstück, das cepezed 2012 zusammen mit einem historischen Gebäudekomplex aus aufgelassenen Laboren der Technischen Universität Delft erworben hatte. In den folgenden Jahren hatten die Planer die monumentalen Bauwerke saniert und sie in ein Kreativcluster mit Wohnungen, Arbeitsstätten und Büros verwandelt. Nur ein Gebäude musste aufgrund seines schlechten Zustands abgerissen werden. An seiner Stelle steht nun das

für das Thema Kreislaufwirtschaft exemplarische Building D(emountable). Der Neubau kann nach seiner Nutzungszeit komplett zerlegt und zu 100 % wiederverwertet oder einfach wiederaufgebaut werden. Zerlegbar, remontierbar und superleicht Der viergeschossige Neubau nimmt mit einer Länge von 21,5 m und einer Breite von 11 m dieselbe Grundfläche ein wie der abgerissene Vorgängerbau. Auch die Mietfläche des von dem App- und Website-Entwickler 9to5 und dem Spieleentwickler Triumph Studios genutzten Gebäudes ist vergleichbar. Die neue Struktur hingegen unterscheidet sich stark von der ursprünglichen Bauweise. Entsprechend dem Gestaltungsprinzip der höchsten Einfachheit beschränkten die Planer den Materialeinsatz auf ein absolutes Minimum und gewannen dadurch die Möglichkeit einer variablen Grundrisseinteilung mit flexibel gestaltbaren Räumen. Lediglich der Fußboden im Erdgeschoss besteht aus vor Ort gegossenem Beton. Die restliche, modular und trocken aufgebaute Struktur ist hingegen zerlegbar, remontierbar und superleicht.


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rechts Die rahmenlose Verglasung ist direkt auf der Stahlkonstruktion befestigt

Stahl, Holz… Das vorgefertigte Gebäudeskelett kombiniert schlanke Stahlprofile mit Böden und Deckenelementen aus Funierschichtholz. Kabel und sonstige Installationen sind in den kompakten Holzelementen integriert, wobei die Architekten die Furnierschichtholzrippen bewusst sichtbar ließen. Der Estrich ist biobasiert und setzt sich aus einem kiesartigen Granulat in einer Wabenstruktur aus Pappe sowie einer Deckschicht aus Gipsfaserplatten zusammen. Er wurde trocken verbaut und lässt sich leicht wieder abbauen. Die Bodenbeläge bestehen aus recyceltem PVC. …und Glas Die Fassade des Gebäudes ist weitgehend transparent und setzt dabei ganz aufs Glas. Fensterrahmen gibt es nicht. Stattdessen wurde das zweischichtige Isolierglas direkt auf die Stahlkonstruktion montiert. Aus diesem Grunde wurde die Stahlkonstruktion mit geschweißten Schraubenprofilen versehen, wobei der Stahlbauer die engen Toleranzen des Fassadenbauers einhalten musste. Haustechnik und Raumklima Das gesamte Gebäude ist als ein einziger Brandabschnitt gestaltet, sodass nur wenige Brandschutzmaßnahmen erforderlich waren. Lediglich das Treppenhaus erhielt eine feuerfeste Trennwand. Zur natürlichen Belüftung können die vertikalen Lamellenstreifen in der Glasfassade geöffnet werden. Auf jeder Etage sind zudem Klimaanlagen zur Heizung und Kühlung in der Decke integriert. Darüber hinaus ist das Gebäude mit einem Wärmetauscher bzw. mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Und im Sommer bieten Jalousien Sonnen- und Lichtschutz. Bauablauf als integraler Prozess Die gesamten Bauarbeiten konnten dank der vorgefertigten Bauelemente in etwas mehr als einem halben Jahr abgeschlossen werden. Die Stahl- und Holzstruktur wurde binnen

drei Wochen aufgebaut, der Aufzugsschacht in einer Stunde fertig positioniert. Möglich gemacht hat dies ein integrativer Planungs- und Fertigungsprozess in enger Zusammenarbeit zwischen den Projektentwicklern, den Architekten, den Innenarchitekten und den Implementierungskoordinatoren: cepezedprojects entwickelte den Bau, cepezed und cepezedinterior entwarfen ihn, und cepezedbouwteam übernahm die Koordination. cepezed / Christine Ryll Fotos: Lucas van der Wee

unten Das vorgefertigte Gebäudeskelett kombiniert schlanke Stahlprofile mit Böden und Deckenelementen aus Funierschichtholz


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links Offen – verglast – geschlossen: Ein Rahmen aus Sichtbeton unschließt das in drei Zonen untergliederte Eingangsgebäude

KOMMUNIKATION UND KONTEMPLATION Empfangsgebäude für den Solegarten St. Jakob in Kevelaer

Seit 1642 machen sich Pilger regelmäßig auf den Weg in die Marienstadt Kevelaer, die inzwischen zu den wichtigsten Wallfahrtsorten Deutschlands gehört. Jüngst ist mit dem Solegarten St. Jakob im Rahmen eines EU-Förderprojekts ein neuer Anziehungspunkt für Pilger und Touristen gleichermaßen entstanden. Gelegenheit zur Kommunikation wie auch zur Kontemplation bieten hier das Gradierwerk, unterschiedliche Kneipp-Anlagen und ein Bibelgarten. Eine prägnante Adressbildung und zugleich ein angemessenes Entree für Besucher gewährleistet seit dem vergangenen Jahr das neue Empfangsgebäude des Solegartens. Die quadrat+ architektengesellschaft mbH aus Recklinghausen erbrachte für den Neubau mit reduzierter Formensprache die Architekturplanung. Stärke durch Reduktion Das neue Empfangsgebäude ist im östlichen Bereich des Solegartens St. Jakob entstanden und öffnet sich in Form einer Torgeste zur bewussten Lenkung der Besucherströme in Richtung Gradierwerk. Mit seiner klaren Kubatur und reduzierten Architektur-

sprache steht es im Kontrast zur extrovertierten Form des Gradierwerks und setzt auf diese Weise einen puristischen, jedoch markanten Akzent, der als erste Anlaufstelle für Besucher klar erkennbar wird. In der Reduktion liegt die Stärke des Entwurfs, die der gewählte Materialkanon noch belegt.

Sichtbeton, Glas und Lärchenholz prägen die äußere Erscheinung des neuen Baukörpers – eine Kombination, für die sich die Architekten von quadrat+ ganz bewusst entschieden haben, um der dominanten Holzkonstruktion des nahegelegenen Gradierwerks einen Gegenpol zu setzen und dem Empfangsgebäude die notwendige Eigenständigkeit zu verleihen. Gleichwohl ist es über den Materialkanon gelungen, einen spannungsvollen Dialog zwischen Transparenz und Geschlossenheit zu schaffen, der die unterschiedlichen Funktionsbereiche bereits aus der Ferne erahnen lässt. Auf das Wesentliche konzentriert Empfangen werden Besucher und Pilger vom durch Sichtbeton gerahmten Eingangsbereich, der über eine kreisrunde Öffnung im Dach als eine Art biblische Geste einlädt, den Blick gen Himmel zu richten und einen Moment zu verweilen, um innezuhalten. Über eine dreiseitig geöffnete, filigrane PfostenRiegel-Fassade wurde ein lichtes Informationszentrum innerhalb des umlaufenden Sichtbetonrahmens geschaffen,


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rechts Das zu drei Seiten verglaste Informationszentrum wird über einen offenen, überdachten Eingangsbereich erschlossen

rechts Eine kreisrunde Öffnung im Dach lädt dazu ein, den Blick gen Himmel zu richten und einen Moment innezuhalten

das in seiner Funktion der Orientierung und Information der Besucher dient und in seiner Ansicht zwischen vorgelagertem Empfang und rückseitig angeordneten, mit Lärchenholz verkleideten Nebenräumen vermittelt. Glas und hellgrauer Sichtbeton schaffen transparente Flächen neben geschlossenen, die trotz oder gerade wegen des Kontrasts miteinander harmonieren. Die natürlich anmutende, vollständig geschlossene Rhombus-Fassade aus Lärchenholz unterstreicht die essentielle Wirkung des Baukörpers und schafft es dann doch, diesen in unaufgeregter Art und Weise mit dem Gradierwerk zu verbinden. Hinter ihr befinden sich neben den WC-Anlagen Flächen zur Lagerung und Unterbringung der Technik. Über den Einsatz maß-, aber qualitätsvoller Materialien und eine durchdachte Ausgestaltung ist es quadrat+ gelungen, einen sehr akzentuierten und zugleich angemessenen Eingang im Solegarten St. Jakob in Kevelaer zu entwickeln. Das neue Empfangsgebäude beweist, dass über die Reduktion auf das Wesentliche jede gewünschte Intensität hervorgebracht werden kann. Frauke Stroman Fotos: Detlef Podehl

unten Die Fassade des Informationszentrums besteht aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion mit schlanken Profilen zur Schaffung größtmöglicher Transparenz

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TRÄUMEN IM GLASHAUS Wohnhaus in Oberberg

Leben im Einklang mit der Natur: Diesen Wunsch hatten die Bauherren eines Einfamilienhauses im Oberbergischen Land, als sie das Kölner Büro A D Aretz Dürr Architektur mit dem Planungsauftrag betrauten. So sollte der Landschaftsraum fließend in den Wohnraum übergehen. Es sollte überdachte Außenräume für die verregneten Sommertage geben, und nicht zuletzt sollte das Gebäude auch noch nachhaltig sein. In seiner Typologie folgt der Neubau dem traditionellen, einraumtiefen Langhaus. Die Haupträume nehmen die gesamte Breite ein und reihen sich längs aneinander. Die Enden des Hauses sind unterschiedlichen Funktionen zugeordnet: Wohnbereich im Süden, Garage und Abstellräume im Norden. Zum Schutz gegen die Witterung hievt ein für Oberberg typischer massiver Sockel aus Stahlbeton die Wohnräume leicht aus dem gewachsenen Hanggelände heraus. Jahreszeiten geben die Struktur vor Die Auskragung des Giebeldachs ist im Verhältnis zur Traufhöhe an den Sommer- und Wintersonnenständen ausgerichtet. Im Sommer schützt sie den Wohnraum und die ihm längsseitig vorgelagerten Veranden vor Überhitzung. Im Winter lässt die Zweifachverglasung die solaren Gewinne in den Wohn-

raum und aktiviert den schwimmenden Zementestrich als Nachtspeicher. Mit ihrer geringen Masse begünstigt die hinterlüftete Dachhaut den sommerlichen Wärmeschutz und sorgt zusammen mit großformatigen Dachfenstern für eine effektive Nachtauskühlung. Fließende Übergänge Das Spiel aus Licht und Schatten belebt die Dachhaut aus feinstrukturiertem Wellblech und erzeugt eine weiche Fläche als gestalterisches Bindeglied zwischen Weidelandschaft und Himmel. Die großflächige Glasfront wiederum erzeugt eine Anmutung von absoluter Transparenz und lässt den Wohnraum mit dem umgebenden Weideland verschmelzen. Veranden und Dach rahmen die Aussicht, ohne das Gefühl von Weite zu bremsen. Bei Bedarf können innenliegende Rollos als Sichtschutz heruntergefahren werden.

unten Das Giebeldach bildet entlang der Längsseiten einen überdachten Außenraum aus


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rechts Schlanke Stützen tragen die Unterkonstruktion der Veranden und die Holzbalken des Dachüberstandes

Dabei schützt das Glasfasergewebe den Wohnraum zwar vor Einblicken, lässt jedoch weiterhin Ausblicke zu. Auf diese Weise kann Privatheit erzeugt werden, ohne den fließenden Raumeindruck zu stören. Der Wohnraum in der Gebäudemitte reicht bis unter das Dach und bildet den zentralen Gemeinschaftsbereich. Von hier aus werden im Obergeschoss die Schlafräume und das Bad der Kinder sowie das Elternschlafzimmer mit Bad erschlossen. Ein Stahlsteg mit lichtdurchlässigem Gitterrost verbindet die beiden voneinander getrennten Bereiche und mündet in einer gemeinsamen Galerie.

Beschränkung auf das Notwendige Die materialsparende Konstruktion aus Stahl- und Holzskelettbauweise ist durchgehend reversibel gefügt. Die Stützen stehen entlang der Traufe im Achsabstand von 5,40 m. Die Hauptträger sind mit den Stützen verschraubt und dienen der Aufnahme der schlank dimensionierten Holzbalkendecken. Diese durften bewusst sichtbar bleiben, um dem Raum eine wohnliche Atmosphäre zu verleihen. Der geglättete Estrich im Innenraum ist lediglich imprägniert, auf weitere Beläge verzichteten die Bauherren. Die Konstruktion der Veranda orientiert sich an der feineren Metrik der Pfos-

ten-Riegel-Fassade. Schlanke Stützen tragen die Unterkonstruktion des Lärchenholzdecks und die Holzbalken des Dachüberstandes. So entstand eine Architektur, die sich auf das Notwendige beschränkt, um das Bestmögliche zu erreichen.

unten Die Fußböden im Innenraum bestehen aus einem geglätteten, imprägnierten Estrich

unten Die Mischung aus Stahl- und Holzskelett schaffen Leichtigkeit und Offenheit

unten Im Obergeschoss sind die Schlafräume nebst Bädern untergebracht

A D Aretz Dürr Architektur Fotos: Luca Claussen


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DIE HÜLLEN SIND GEFALLEN

Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie in Berlin Im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2016–2020 die denkmalgerechte Sanierung der 1965–1968 durch Ludwig Mies van der Rohe errichteten Neuen Nationalgalerie in Berlin durchgeführt. Mit der Sanierungplanung war das Büro David Chipperfield Architects beauftragt. Einen der Schwerpunkte der bautechnischen Grundinstandsetzung bildete die Beseitigung der Ursachen des Glasbruchs. Glasbruch war seit den 1970er Jahren ein Problem. Ein Grund dafür war u. a. die Stahlkonstruktion der Fassade, die sich durch Temperaturschwankungen verformte und durch die entstehenden Spannungen die 3,40 x 5,40 m großen Glasscheiben oftmals bis zum Bruch beanspruchte. Deshalb musste ein großer Teil der Originalgläser im Laufe der letzten 50 Jahre ersetzt werden. Originalgetreue Wiederherstellung Im Zuge der Grundinstandsetzung des Gebäudes wurde die Stahl-Glas-Fassade komplett erneuert. In einem ersten Schritt wurden die Glashalteleisten demontiert und die Verglasungen mithilfe von Saughebern ausgebaut. Über eine Kranbahn, die temporär am Dach installiert war, wurde jede

Scheibe aus der Stahlkonstruktion herausgehoben und vorsichtig auf dem Boden abgesetzt. Allein für die obere Ausstellungshalle wurden 1.600 m² neues Glas eingebaut. Die neuen Scheiben bestehen aus mehrlagigem Verbundsicherheitsglas, das zweieinhalb Mal so stark ist wie die bisherige Verglasung. Nur so können die aktuellen Anforderungen an die Verkehrssicherheit erfüllt werden. www.bbr.bund.de Fotos: BBR / Thomas Bruns unten Die Wiedereröffnung ist für August 2021 mit einer speziell für die gläserne Halle konzipierten Ausstellung des Bildhauers Alexander Calder vorgesehen


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rechts Das Augustinerkloster in Erfurt wurde für die Be- und Entlüftung mit Lamellenfenstern von EuroLam ausgestattet

INTELLIGENTE LAMELLENFENSTER Wann ist es wieder Zeit zu lüften? Diese Frage stellen sich tagtäglich Menschen besonders da, wo sie sich in großer Zahl zur gleichen Zeit aufhalten, sei es in Büro-, Schuloder Wohngebäuden, in Kindergärten, Arztpraxen, Krankenhäusern oder Einkaufsmeilen. Denn gerade an diesen Orten ist die Qualität der Raumluft maßgeblich. Nicht nur, weil sie erheblichen Einfluss auf die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit hat, sondern weil sie entscheidend für unsere Gesundheit ist. Aus diesem Grund rückt, besonders während der Pandemie, das gesunde Raumklima immer mehr in den Vordergrund. EuroLam hat die Lösung: intelligente Lamellenfenster für einen automatischen, schnellen und effektiveren Luftaustausch mit einem geringeren Wärmeverlust als herkömmliche Fenster – eine kontrolliert natürliche Lüftung nach Maß. Gesundes Raumklima Wenn ein Lamellenfenster leicht oder ganz geöffnet wird, strömt aufgrund der Luftdruckdifferenz unten sofort frische Luft rein und oben verbrauchte Luft raus. Dadurch kann in kürzester Zeit die komplette Raumluft ausgetauscht werden, ohne den Raum stark auszukühlen. An Lamellenfenstern von EuroLam befinden sich auf Kundenwunsch Sensoren, die bei einer hohen CO2-Konzentration die Lamellen automatisch öffnen und bei einer hygienisch unbedenklichen, guten Raumluftqualität wieder schließen.

Im Wesentlichen hängt das Raumklima nicht nur von der Raumgröße, Personenanzahl und Aufenthaltsdauer ab, sondern auch vom Luftwechsel bzw. Außenluftvolumenstrom. Für eine übliche Bürogröße von 30 m² und einer Besetzung von vier Personen kann als Richtwert eine durchschnittliche Lüftung von fünf Minuten pro Stunde angenommen werden. Dieser Wert gilt bei einem Lamellenfenster von 2,5 x 1,5 m. Bei dieser Lüftungsrate kann die CO2-Konzentration zwischen 750 und 900 ppm gehalten werden. „Anhand von Computersimulationen konnten wir nachweisen, dass mittels Lamellenfenstern eine fünfminütige Lüftung pro Stunde ausreicht, um die CO2-Konzentration zu halten, ohne die Raumtemperatur um mehr als 5°C abzusenken,“ so Geschäftsführer Henning Röper. „Somit bleibt der Wärmeverlust durch unsere Lamellenfenster vergleichsweise gering, und die Zeit zum Lüften kann fast um die Hälfte reduziert werden.“ www.eurolam.de

Lamellenfenster von EuroLam sind die intelligenten, innovativen und funktionellen Fassadenlösungen für die natürliche Be- und Entlüftung, Einbruchhemmung und Entrauchung von Gebäuden im öffentlichen, gewerblichen und privaten Raum.

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rechts Um allen Gestaltungswünschen gerecht zu werden, bietet Glas Marte den Pavillon in unterschiedlichen Ausführungsvarianten an

GLASHAUS MIT STIL Um ihren Mitarbeitern ein außergewöhnliches Umfeld zum Arbeiten und Entspannen zu bieten, ließ die Unternehmensführung der Continental Geschäftseinheit Fahrerassistenzsysteme drei Pavillons errichten. Diese stammen aus dem Haus Glas Marte und werden unter dem Namen GM PAVILLON360 angeboten. Dank ihrer minimalistischen Gestaltung sind die Pavillons ein ästhetischer Blickfang. Zudem lassen sie sich mit zahlreichen Extra-Highlights ausstatten. Da die Pavillons weder Pfeiler noch Stützen besitzen, erscheinen sie sehr filigran und zerbrechlich. Doch dank ihrer speziellen Konstruktion halten sie auch großen Beanspruchungen mühelos stand: Sie werden auf einem Betonfundament platziert, wobei Dach und Boden aus feuerverzinkten Stahlkonstruktionen bestehen. Bei jedem Pavillon sind vier Glaselemente paarweise, windmühlenartig angeordnet und tragen die Decke. Diese wirkt aufgrund ihrer Verkleidung wie ein Spiegelbild des Bodens. Mitarbeiter motivieren und Teambildung fördern Alle drei Pavillons haben eine Innenfläche von 3 x 3 m und wurden von dem Hersteller Glas Marte gebaut. Dieser Spezialist im Bereich Flach- und Isolierglas bietet die Glaskuben unter dem Namen GM Pavillion360 an. Sie sind einerseits ein ästhetischer Blickfang und gewähren andererseits dem Nutzer eine vollkommene Rundumsicht. In der Basisversion sind Boden sowie Decke mit IPE-Holz belegt, das äußerst formstabil und splitterarm ist. Um allen Gestaltungswünschen gerecht zu werden, bietet Glas Marte den Pavillon in unterschiedlichen Ausführungsvarianten an. So kann statt dem IPE-Holz beispielsweise auch rötlich schimmerndes Teakholz eingesetzt werden. Für alle, die das Thema Glas auf die Spitze treiben wollen, liefert der Hersteller den Pavillon auch mit einem Boden aus begehbarem Sicherheitsglas, der dank eines Antirutsch-Siebdrucks

gefahrlos betreten werden kann. Die Deckenverkleidung besteht in diesem Fall aus Sicherheitsglas, das mit einer undurchsichtigen Folie beklebt ist. Die Verantwortlichen entschieden sich bei ihren drei Glasbauten für Lärchenholz. Es verleiht diesen ein helles und freundliches Aussehen. Damit die Pavillons ganzjährig genutzt werden können, stattete Glas Marte sie mit einer Infrarotheizung aus. Im Sommer schützen ein großer Dachüberstand, eine vierseitige innenliegende Verschattung und die Möglichkeit, ringsum alle Schiebetüren gleichzeitig zu öffnen, vor zu viel Hitze. Das besondere Extra Auf Wusch baut der Glasspezialist in seine Pavillons einen frei hängenden Designkamin ein. Dieser besitzt eine doppelschalig isolierte Edelstahl-Fanganlage und ist um 360° drehbar. So spendet er in jeder gewünschten Position wohlige Wärme und angenehmes Licht. Ein flächenbündig im Boden versenkbarer Kühlschrank, den der Hersteller gegen Aufpreis installiert, hütet perfekt gekühlte Getränke sowie Snacks und ergänzt damit den Komfort. www.glasmarte.at unten In der Basisversion sind Boden und Decke des Pavillons mit IPE-Holz belegt, das äußerst formstabil und splitterarm ist


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oben und rechts Die hohe Qualität, die der Campus nach außen hin ausstrahlt, wird im Inneren durch den Einsatz von feco-Systemglaswänden fortgesetzt (Fotos: Nikolay Kazakov)

TRANSPARENZ DURCH SYSTEMTRENNWÄNDE Die FC-Gruppe, ein Unternehmen für Ingenieurdienstleistungen, hat mit ihrem Campus am Stammsitz in Karlsruhe eine ideale Arbeitsumgebung geschaffen, um ihre über zwanzigjährige Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Der Systemtrennwandhersteller feco-feederle trägt mit seiner Nurglaskonstruktion fecoplan zum agilen Arbeitsumfeld bei. Der außergewöhnliche Entwurf sorgt in Verbindung mit kluger und fortschrittlicher Technologie für eine Balance zwischen Nutzerkomfort, Energiebedarf und Design. Auf dem winkelförmigen Grundstück stehen zwei zueinander versetzt angeordnete Baukörper auf einem gemeinsamen Sockel. Aus der Entfernung betrachtet verschmelzen die beiden Kuben zu einem skulpturalen Gesamtbild, das großflächig durch bläulich schimmernde Glasöffnungen durchbrochen wird. Transparenz und Leichtigkeit mit feco-Trennwänden Die Transparenz und Leichtigkeit der äußeren Erscheinung setzt sich im Innern mit feco-Systemtrennwänden fort. fecofeederle hat mit der Nurglaskonstruktion fecoplan ein agiles Arbeitsumfeld geschaffen. Die Verglasung wird mit einem 50 mm schlanken dreiteiligen Aluminiumprofil am Boden eingespannt und an der Decke mit einem einteiligen U-Profil teleskopartig gehalten. Damit können Bauteiltoleranzen und Bewegungen aufgenommen werden. Die Glasstöße sind mit transluzenten Glasklebebändern mit passivierten Stirnkanten reversibel in gleichbleibend hoher Ausführungsqualität verklebt. Ausreichend Schallschutz für vertrauliche Gespräche In der Geschäftsleitungsebene im 5. OG von Cube B bietet die Glaswand mit 16 mm VSG-SI und einem Schalldämm-

prüfwert von Rw,P = 42 dB ausreichend Schallschutz für vertrauliche Gespräche. Auch die Türen erfüllen als beidseitig flächenbündige Holz-Türelemente fecotür H105 mit beidseitig verdeckten Zargen den Schalldämmprüfwert von Rw,P = 42 dB. Die Türblattoberflächen und Türseitenteile sind mit Räuchereichefurnier mit horizontalem Furnierverlauf in bildhafter Abwicklung aus der eigenen Produktion belegt. Im 1. OG bietet ein Besprechungsraum mit gebogenen Gläsern Rückzugsmöglichkeit, ohne die Transparenz zu stören. New Work Konzept für die zukunftsfähige Bürolandschaft Als Büromöbelanbieter war feco-feederle auch in die Arbeitsplatzkonzeption eingebunden. Gemeinsam entwickelte man ein New Work Konzept für die zukunftsfähige Bürolandschaft. Dabei wickelte feco-feederle die Möblierung mit Produkten des Büromöbelherstellers Brunner aus Rheinau ab. Auch die Mieter realisieren Räume mit fecoplan Im Cube A sind Büroflächen an verschiedene Nutzer vermietet, die auch individuelle Raumlösungen auf Grundlage der Nurglaskonstruktion fecoplan und der raumhohen, beidseitig zargenbündigen Structural-Glazing-Türen fecotür S70 realisierten. Die Nurglaskonstruktion fecoplan ist hier passend zu den Structural-Glazing-Türen mit 12 mm ESG und einem Schalldämmprüfwert von Rw,P = 37 dB ausgeführt. Der Umzug der FC-Gruppe nach Karlsruhe hat der Stadt nicht nur neue Arbeitsplätze beschert, sondern auch ein Gebäudeensemble entstehen lassen, das Zukunft und Aufbruch signalisiert. feco-Systemglaswände tragen im Innern zu einer offenen und transparenten Unternehmenskultur bei. www.feco.de


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oben Im RGB-Farbwechsel wird die Fassade der EmslandArena mit LEDs von Emslicht stimmungsvoll illuminiert (Fotos: Alfred Bültel)

VIELFÄLTIGE LICHTSZENARIEN

Unter dem Motto „Einfach heller sparen“ unterstützt die Emslicht AG aus dem emsländischen Geeste-Dalum bereits seit zehn Jahren bundesweit Immobilienbesitzer und -betreiber mit smarter LED-Technik. Speziell zugeschnitten auf die Anforderungen der Kunden werden die Leuchten geplant und in eigener Produktion gefertigt. Sowohl in Außenbereichen als auch innerhalb der Gebäude sorgen die Produkte für eine hochwertige Lichtabgabe – und dies zugleich mit deutlich geringeren Energieverbräuchen. Ein leuchtendes Beispiel für den kostensparenden und nachhaltigen Ansatz ist die EmslandArena in Lingen. Als die Event-Location 2013 den Betrieb aufnahm, war der Einsatz von LEDs noch alles andere als selbstverständlich. Doch es zeigte sich sehr schnell, dass die Multifunktionsarena stark von diesen Leuchtmitteln profitiert – und dies nicht nur wegen der deutlich geringeren Stromaufnahme.

Fernsehtauglichkeit: Wie stark ist das Licht, wie wird es von den Kameras verarbeitet, und wie verhält es sich bei Zeitlupen, die vor allem bei Sportveranstaltungen häufig genutzt werden? Die Emslicht AG stellte den Planern und dem Bauherrn neue Lösungen vor. Hierzu wurden die LEDs in den Studios des Norddeutschen Rundfunks (NDR) in Hamburg intensiv getestet und als sehr geeignet bewertet.

Umweltbewusste und stimmungsvolle Illuminierung Bis vor der Corona-Pandemie standen rund 50 bis 60 Veranstaltungen pro Jahr mit jeweils bis zu 5.000 Zuschauern auf dem Programm. Alle innenliegenden Räumlichkeiten, wie die Bühne, Sportflächen, Zuschauerränge, Logen, VIPBereiche, Künstlergarderoben, Sportlerkabinen oder das Foyer, werden ebenso wie der Vorplatz, die Parkplätze und die Betriebshöfe umweltbewusst und effektiv illuminiert. Zudem erstrahlen die Fassaden stimmungsvoll dank RGBFarbwechseln. Ein potenzieller „Knackpunkt“ war dabei die

LEDs einfach dimmen und flexibel steuern Ein weiterer Vorteil der dimmbaren Alu-Lichtbandsysteme von Emslicht: Vielfältige Lichtszenarien lassen sich in der Intensität mühelos mit einem Tablet steuern. Konventionelle Strahler ließen sich nicht dimmen, sondern wurden mit Lamellen abgeschattet, wenn die volle Lichtleistung nicht erforderlich war. Die LED-Bänder und -Flächen können hingegen jederzeit gedimmt und ganz nach Bedarf einfach ein- oder ausgeschaltet werden. Die mit der Steuerung und Wartung der Lichttechnik betrauten Mitarbeiter der Multifunktionsarena sind zudem höchst zufrieden mit der Flexibilität bei der Bedienung der Lichtanlage. Fazit Gegenüber herkömmlichen Leuchtmitteln konnten seit der Inbetriebnahme insgesamt Einsparungen von rund 90 % erzielt werden, wie der Betreiber bestätigte. Florian Krebs, Geschäftsführer der EmslandArena, sieht betriebswirtschaftliche Vorteile durch eine Einsparung von jährlich rund 15.000 Euro ebenso wie den nachhaltigen Effekt einer deutlich geringeren CO2-Belastung. www.emslicht.de


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BAUKULTUR 2_2021

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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 43. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle Albrechtstraße 13, Aufgang A 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30.214 731 74 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Präsident) Dipl.-Ing. Dagmar Schierholz (Vizepräsidentin) Dipl.-Ing. Sven Frederic Andres (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Zur Leiten 11 95517 Emtmannsberg (Lkr. Bayreuth) Telefon: +49 (0)9209.91 86 240 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: kuballa@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: kuballa@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Christine Ryll E-Mail: ryll@vbk-verlag.de Anzeigen Dipl.-BW (FH) Ines Moritz E-Mail: moritz@vbk-verlag.de

Vorschau Ausgabe 3_2021 >> klimaBAUKULTUR

Autoren dieser Ausgabe Sarah Lisa Bohn ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de

Lukas Ritter ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de

Teresa Deckert Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de

Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org

Ingeborg Esser GdW Bundesverband deutscher Wohnungsund Immobilienunternehmen e.V. Hauptgeschäftsführung Berlin www.gdw.de

Frauke Stroman Kuhl|Frenzel GmbH & Co. KG Agentur für Kommunikation Osnabrück www.kuhlfrenzel.de

Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 1.10.2020. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

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BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | März 2021 | Ausgabe 2 | ISSN 1862-9571

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