BAUKULTUR 3_2014 klimaBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

2014

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Schwerpunkt Energiesparendes Bauen

AIV Magdeburg Bauwerke des Jahres 2012

AIV W체rzburg Neuer Vorstand gew채hlt

AIV zu Berlin Schinkel-Wettbewerb 2014

BAUKULTUR

klima


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editorial

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR,

Städte befinden sich in einem stetigen Transformations- und Aushandlungsprozess. Und Baukultur ist ein Abbild dieser Stadtentwicklung. Baukultur bezieht sich auf Architektur, Ingenieurbau, Stadt- und Regionalplanung, Belange des Denkmalschutzes, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und die Kunst am Bau. Sie ist in den infrastrukturellen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Kontext der Städte und Kulturlandschaften eingebunden. Eine Kultur des Bauens zeigt sich darin, wie soziokulturelle, ökologische, gestalterische, technisch-funktionale und wirtschaftliche Qualitätsbelange zu einer ausgewogenen und nachhaltigen Gesamtqualität zusammengeführt werden. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, lebendige Städte und Gemeinden mit hoher Lebensqualität zu schaffen und zu erhalten. Energiefragen und der Klimaschutz setzen unsere Städte und Landschaften unter großen Veränderungsdruck. Sie werden sich im städtebaulichen und landschaftlichen Zusammenhang in erheblichem Ausmaß niederschlagen. National wollen wir die Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 40 % reduzieren. Windräder, Solarkollektoren, der Biomasseanbau und Hochleistungsnetze sind dabei relevante Gestaltungsfaktoren. Unsichtbar, soviel ist klar, werden die Elemente des neuen energetischen Zeitalters nicht bleiben. Die Bekämpfung des Klimawandels ist daher auch eine enorme Herausforderung an die Gestaltung unserer gebauten Umwelt. Unsere Landschaften und Städte sind per se einem ständigen Wandel unterworfen. Wir müssen uns klarmachen: Energetische Ressourcen zu gewinnen, der Energietransport und -verbrauch wie auch der Klimawandel drücken dem Gebäudebestand, den städtebaulichen Strukturen und den Kulturlandschaften ihren Stempel auf. In den nächsten Jahrzehnten werden wir als Gesellschaft diesen Wandel in einer neuen Dimension zu gestalten haben. Wir kennen die Kritik an überdimensionierten Anlagen, die Sorge vor Eingriffen in Natur und Kulturlandschaft oder einen bedenklichen Umgang mit der historischen Bausubstanz unter den Vorzeichen des Klimaschutzes und der Energieeinsparung. Bislang gibt es keinen „Umbaustil“, keinen eigenständigen und allseits akzeptierten Ausdruck – abgesehen von der Dämmwolle, von der wohl niemand will, dass sie zur ästhetischen Dominante unserer Stadtbilder wird. Trotzdem kann es kein Kokettieren mit dieser Herausforderung, kein Verdrängen des Themas, kein Verschieben auf andere Standorte, Städte oder nachfolgende Generationen

geben. Die Energiewende und der Klimaschutz sind Aufgaben, die wir heute lösen müssen. Der Klimawandel ist real, er ist ein globales Problem, und wir können in Deutschland zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, dem zu begegnen und damit positiv umzugehen. Der Schlüssel für die neuen Anforderungen liegt in einem intelligenten und behutsamen Umgang mit dem Bestand, kombiniert mit einer integrierten Stadtentwicklungsplanung. Klimaschutzziele sind auf der Ebene der Gesamtstadt zu formulieren und auf der Quartiers- und Gebäudeebene umzusetzen. Wir brauchen eine neue Sprache des Umbauens, die sich aus einer veränderten Wahrnehmung unserer gebauten Umwelt mit Blick auf die einzelne Bauaufgabe und ihren städtebaulichen und landschaftlichen Zusammenhang ergibt. Wir brauchen einen grundsätzlichen Denk-, Planungs- und Handlungsansatz, nach dem ökologische Standards, wirtschaftliche Machbarkeit, soziale Folgen und Baukulturanspruch für Stadt und Landschaft zusammengeführt werden. Baukultur ist eine Art Treuhänder der Wünsche der Bürgerinnen und Bürger in ihrer Identifikation mit ihrem Heimatort. Natürlich spielen Kosten eine Rolle, Energiewende und Klimaschutz dürfen gerade Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen nicht überfordern und unsere wirtschaftlichen Stärken nicht beschränken. Aber der Schlüssel für die Energieund Klimawende liegt in ihrer Akzeptanz vor Ort. Und diese Akzeptanz kann nicht über abstrakte Ziele erreicht werden, sondern muss sich über konkrete Projekte herstellen. Lebensqualität bedeutet ein Umfeld, in dem man sich wiederfindet, auch weil man bei dessen Gestaltung einbezogen war. Baukultur allein als technische und ökonomische Aufgabe zu begreifen, wäre seelenlos. Baukultur schafft Identität und erzeugt Akzeptanz. Beides ist notwendig für die Erreichung unserer Ziele und trägt zur Nachhaltigkeit unserer Entscheidungen bei. Die Energiewende und der Klimaschutz werden im wahrsten Sinne des Wortes Gestalt annehmen. Es ist unsere Verantwortung, dass es eine gute Gestalt wird. Ihre

Dr. Barbara Hendricks Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit


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DAI in deutschland

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26. – 28.

SEPT.

Kiel

Pinneberg

DAI Tag 2014 in Augsburg Freitag, 26.9.2014 • DAI Verbandsratssitzung Samstag, 27.9.2014 • DAI Mitgliederversammlung • Vortrag Gerd Merkle, Leiter des Baureferates: Projekt Mobilitätsdrehscheibe, Umgestaltung Innenstadt • Empfang im Rathaus • Grußwort des Bürgermeisters • Rundgang durch Augsburg • Abendliche Festveranstaltung im Annahof • Verleihung des Großen DAI Preises für Baukultur an Gerhard Wittfeld, kadawittfeldarchitektur gmbh, Aachen

Osnabrück

Dortmund

Düsseldorf

Wiesbaden Aschaffenburg Mainz

Mannheim

Saar

Sonntag, 28.9.2014 • Augsburg-Touren: „Konversion, Mobilität, Wasser

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Freiburg

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DAI Mitgliedsverein kein DAI Mitgliedsverein

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DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Ulm

AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Wetterau

AIV Würzburg AIV zu Berlin Dortmunder AIV Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oberrheinischer AIV Freiburg Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Editorial Barbara Hendricks DAI in Deutschland Inhalt

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Nachrichten Kolumne: Bundesstiftung Baukultur Made in Germany: Baukultur Wirtschaft + Recht

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DAI aktuell Aus dem Präsidium

10–13 10–11 12 12–13

DAI regional AIV Magdeburg: Bauwerke des Jahres 2012 AIV Würzburg: Neuer Vorstand gewählt AIV zu Berlin: Schinkel-Wettbewerb 2014

14–24 14–17 18–19 20 21 22 23 24 24

Schwerpunkt Energiesparendes Bauen Nachhaltig bauen für die Zukunft Leuchtturmprojekt der Energieforschung: Sanierung der Kunsthalle Mannheim Hans-Sauer-Preis 2014 Solar-Decathlon 2014 Ressourcenschonende Baukonstruktionen Laube Liebe Hoffnung: Restaurant in Frankfurt am Main Effektive Wärmedämmung mit Holzschaum LED-Lampen: Noch heller und stromsparender

25–30 25 26 27 28 29 30

Advertorials ECB: Industrieller Neubau und Sanierung im Passivhausstandard Schüco International KG: Natur in Technik Schüco International KG: Neuer Showroom Semcoglas Holding GmbH: Mit Klimaglas große Glasflächen optimal gestalten Wilo SE: Neue KNX-Schnittstelle für Wilo-Geniax Hansa Metallwerke AG: Konsequent architektonisch

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Titel: Schinkelpreis 2014 des AIV zu Berlin (Visualisierung: Henning Holk, Julia Müller, Philipp Rösner, Janina Thieme)

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

Jahrbuch Gebäudetechnik Energieeffiziente Gebäudetechnik in Verbindung mit Energie einsparender Gebäudeautomation sind die Themen, die im Mittelpunkt des de-Jahrbuchs Gebäudetechnik 2014 stehen. Hierin werden neue Normen sowie Veränderungen in den Vorschriften und Ge set zen kurz und prägnant erklärt. Wichtige Aspekte sind die optimale Nutzung erneuerbarer Energien durch z. B. Photovoltaik und Solarthermie, oder dezentrale Speichersysteme für Solarstrom. Desweiteren werden Energiemanagementsysteme und energieeffiziente Lichtsysteme erläutert. Das Hauptkapitel Gebäudeautomation befasst sich u. a. mit der Planung von Gebäudeautomationsprojekten, dem Visualisieren von Bussystemen sowie mit Neuheiten des Digitalstrom-Systems. Der Verlag stellt relevante Tabellen und Bilder zum kostenfreien Download bereit. Jörg Veit und Peer Schmidt (Hrsg.): Erneuerbare Energien, Gebäudeautomation, Energieeffizienz, Hüthig & Pflaum Verlag, Heidelberg 2014. www.huethig.de Baudenkmal und Energie Der Betrieb von Gebäuden verursacht 40 % des CO2-Ausstoßes in Deutschland. Durch die energetische Modernisierung speziell von älteren Gebäuden können die Emissionen deutlich verringert werden. Die neue Broschüre „Baudenkmal und Energie“ der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau zeigt, worauf bei der energetischen Modernisierung eines Baudenkmals geachtet werden sollte. Ziel der Publikation ist es, die zentralen Aspekte des behandelten Themengebiets sowohl für den Eigentümer als auch für den Planer verständlich darzustellen. Von der Untersuchung des Bestands bis hin zur Konzeption von Verbesserungen werden die wesentlichen Schritte der energetischen Modernisierung erläutert. Die Broschüre ist unter Mitwirkung der Bayerischen

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Architektenkammer und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege entstanden und kostenfrei erhältlich. www.bayika.de/de/download Kostenfreier Energiecheck Mit Hilfe der Thermografie lassen sich die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen an einem Gebäude messen und Wärmebrücken lokalisieren. Da bei der Messung die Temperaturunterschiede eine große Rolle spielen, ist der Winter die ideale Jahreszeit für die WärmebildAufnahmen. Zwischen den Innenräumen und der Umgebung sollten mindestens 15 0C Unterschied sein.

Das Thermografiebild gibt die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen am Gebäude wieder (Foto: DBU)

Ein professionelles Thermografie-Gutachten kostet in der Regel mehrere hundert Euro. Es kann im Rahmen einer Energiesparberatung – nicht allerdings als separate Maßnahme – vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert werden. Informationen zum energetischen Zustand einer Immobilie kann auch der kostenlose Energiecheck der DBU-Initiative „Haus sanieren – profitieren“ liefern. www.bafa.de www.sanieren-profitieren.de Bedrohtes Weltkulturerbe Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Innsbruck haben für einen Zeitraum von 2.000 Jahren den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg am Computer modelliert und untersucht, in welchen Regionen UNESCO Weltkulturerbestätten in den kommenden Jahrhunderten gefährdet sind. Nimmt die globale Durchschnittstemperatur auf der Erde um 3 0C zu, würden 136 von 700 gelisteten Kulturdenkmälern langfristig unter dem Meeresspiegel liegen. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass Gezeiten und Sturmfluten schon sehr viel früher Folgen für diese Kulturstätten haben könnten. Zu dem betroffenen Weltkulturerbe gehören

etwa historische Stadtzentren in Brügge, Neapel, Istanbul und St. Petersburg und Stätten in Indien und China. www.pik-potsdam.de uibk.ac.at Wärme im Untergrund Die Temperaturen in Großstädten liegen deutlich über denen im ländlichen Umland: Dichte Besiedelung, Flächenversiegelung, Industrie, Verkehr und fehlende Vegetation führen zu einem urbanen Mikroklima mit erhöhten Temperaturen in der Atmosphäre. Aber auch im Untergrund entstehen Temperaturanomalien, die sich lateral und vertikal ausbreiten. Das Grundwasser in urbanen Ballungsräumen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erwärmt. So betrug z. B. in Karlsruhe die durchschnittliche Wärmestromdichte in die oberflächennahen Grundwasserschichten im Jahr 1977 noch 759 mW pro m², im Jahr 2011 waren es bereits 828 mW. Diese Wärmemenge entspricht 1 PJ pro Jahr, somit könnte man mindestens 18.000 Haushalte der Stadt nachhaltig mit Wärme versorgen. Woher die Wärme im Untergrund von Städten genau kommt, haben Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie KIT und der ETH Zürich untersucht. Sie entwickelten ein analytisches Wärmestrom-Modell, um mögliche Faktoren wie Anstieg der Oberflächentemperaturen von versiegelten Flächen, Wärmeabgabe von Gebäuden, Abwasserkanälen und unterirdischen Fernwärmenetzen sowie der Einleitung von Kühlwässern zu untersuchen. Indem sie die vom Menschen verursachten Wärmeströme in den Untergrund der Stadt Karlsruhe modellierten, ermittelten die Forscher langfristige Trends der Wärmestromprozesse. Dabei ergab sich, dass vor allem die erhöhten Oberflächentemperaturen und die Wärmeabgabe von Gebäuden für den Wärmeanstieg im Untergrund verantwortlich sind. Die Energie aus oberflächennahen Grundwasserschichten ließe sich z. B. mithilfe von Erdwärme- und Grundwasserwärmepumpen zum Heizen im Winter und Kühlen im Sommer gewinnen, um einen Teil des wachsenden Energiebedarfs zu decken und die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren. www.kit.edu


kolumne

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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

MADE IN GERMANY: BAUKULTUR Die Bundesstiftung Baukultur hat auch den Auftrag, die hohe Leistungsfähigkeit von Architekten und Ingenieuren international noch besser darzustellen. Auf der MIPIM in Cannes, der größten Immobilienmesse Europas, repräsentierte sie am Gemeinschaftsstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, betrieben vom Netzwerk Architekturexport NAX der Bundesarchitektenkammer (BAK), die Baukultur und war Veranstalterin eines Podiumsgesprächs von Baukulturschaffenden unterschiedlicher Fachkompetenz. Die MIPIM ist nicht nur Europas größte Immobilienmesse, sondern auch der internationale Treffpunkt von Bauherren und Entscheidern, deren Handeln maßgeblichen Einfluss auf die gebaute Umwelt hat. Häufig werden diese Entscheidungen nach mechanischen Renditekriterien getroffen und nicht nach der Dauerhaftigkeit, gestalterischen Qualität oder den Lebenszykluskosten von Gebäuden oder Quartieren. Hier kann die Baukultur auf die Notwendigkeit von erfolgreichen integrierten und interdisziplinären Ansätzen hinweisen. Es geht um das gute Zusammenwirken der am Bau beteiligten Akteure – allein in Deutschland sind dies rund 133.000 Planer und Architekten, davon rund 7.000 Landschaftsarchitekten, 144.000 Bauingenieure, 453.000 Beschäftigte im Grundstücks- und Wohnungswesen und 1.850.000 Beschäftigte im Baugewerbe. Das Bauvolumen in Deutschland betrug 2012 309,4 Mrd. Euro, die gesamten Staatsausgaben beliefen sich im Vergleich dazu auf 311,6 Mrd. Euro. Der Immobiliensektor in Deutschland hat sich, nicht zuletzt infolge der Finanz- und Bankenkrise, zu einem bedeutenden Faktor für die Gesamtwirtschaft Deutschlands entwickelt. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen,

dass im vergangenen Jahr für 270.000 Wohnungen Baugenehmigungen erteilt wurden, so viele wie seit 10 Jahren nicht mehr. Die Steigerung um 12,9 Prozentpunkte zum Vorjahr 2012 untermauert beispielhaft, dass die Immobilien- und Baubranche in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Daher sieht die Bundesstiftung Baukultur es auch als ihre Aufgabe an, die Relevanz der Baukultur in diesen Bereichen zu erhöhen. „Die Entscheider der Immobilienwirtschaft nehmen aus unterschiedlicher Funktion die Verantwortung für die gebauten Lebensräume der Zukunft wahr. Sie sollten deshalb schon aus Eigeninteresse, aber eben auch aus der Sicht der Gemeinwohlorientierung, Baukultur in lebenswerten Quartieren fördern“, sagte Vorstand Reiner Nagel auf der MIPIM in seinem Grußwort. Und auch das von der Stiftung initiierte und von dem Journalisten Christian Brensing moderierte MIPIM-Forumsgespräch mit Diskutanten unterschiedlicher Fachrichtungen, u. a. Elisabeth Merk, Stadtbaurätin München, Eike Becker, Architekt in Berlin, den Immobilienexperten Bernd Heuer und Andreas Schulten, Andrea Haase, Stadt- und Landschaftsplanerin aus München, machte deutlich: Baukultur ist fachübergreifend und diesen Dialog will die Bundesstiftung Baukultur fördern. In der Kolumne der Bundesstiftung „Baukultur ist …“ stellte Tim Rieniets, Geschäftsführer der Landesinitiative StadtBauKultur NRW, heraus, dass man mehr über die gebaute Umwelt reden müsse: die Architektur in unseren Innenstädten oder Gewerbeparks, die Nachhaltigkeit suburbaner Wohngebiete oder leer stehender Büroimmobilien. Häufig sind genau diejenigen Lebensräume, die hier Defizite aufweisen, Ergebnisse professioneller Immobilienwirtschaft. Deshalb thematisiert die Bundesstiftung diese Sachverhalte, auch auf Immobilienmessen, vor allem aber auf bundesweiten Veranstaltungen, wie der nächsten offenen Baukulturwerkstatt „Planungskultur“ am 24.5.2014 in der Akademie der Künste Berlin. Die Qualität von Planungsprozessen entscheidet über die Qualität der baulichen Ergebnisse. Baukultur ist auch Prozesskultur. Denise Junker www.bundesstiftung-baukultur.de

links Eröffnung des „German Pavillon“ am 11.3.2014 auf der MIPIM in Cannes (v.l.n.r.): Ralf Niebergall (BAK), Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Robert Herden (Generalkonsul in Marseille)


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wirtschaft + recht

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§§ Die in Berlin, Frankfurt, München und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Langwieser Rechtsanwälte Partnerschaft ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien- und Baurecht sowie das Vergaberecht.

NEUES AUS DEM... ...Immobilien- und Baurecht

...Vergaberecht

Wie berechnet sich der Honoraranspruch nach Kündigung des Architektenvertrags?

Zulässigkeit von Nebenangeboten bei Preis als einzigem Zuschlagskriterium

Diese Frage hatte das OLG Celle in seinem aktuellen Urteil vom 12.02.2014 (Az.: 14 U 103/13) zu klären. Der Architekt war mit den Leistungsphasen 1–9 für einen Anbau mit Schwimmbad an das Wohnhaus des AG beauftragt. Der AG kündigte und hielt der vom Architekten vorgelegten Schlussrechnung entgegen, dass diese um sämtliche Grundleistungen aus den jeweiligen Leistungsphasen zu kürzen sei, die der Architekt bis dahin nicht erbracht habe.

Ein öffentlicher Auftraggeber (AG) hatte den Umbau einer Bahntrasse europaweit im Offenen Verfahren ausgeschrieben. Einziges Wertungskriterium war der Preis; Nebenangebote waren zugelassen. Bieter A hatte das Hauptangebot mit dem niedrigsten Preis abgegeben. Der AG teilte A mit, den Zuschlag auf ein Nebenangebot eines Konkurrenten zu erteilen. Hiergegen wehrte sich A – mit dem Argument, die Wertung von Nebenangeboten sei unzulässig, wenn der Preis alleiniges Zuschlagskriterium sei. Das angerufene OLG Jena legte wegen früherer divergierender OLG-Entscheidungen die Sache dem BGH zur Klärung vor.

Falsch, entschied das OLG Celle in seiner vorzitierten Entscheidung: Der Architekt schulde ohne ausdrückliche Vereinbarung hierzu nicht alle Grundleistungen aus der jeweils in Auftrag gegebenen Leistungsphase. Ein pauschales Abarbeiten des gesamten Leistungskatalogs nach der HOAI ist sinnvollerweise nicht der vom Architekten geschuldete Leistungserfolg. Der Architekt schulde, unter Berufung auf BGH vom 24.06.2004 (Az.: VII ZR 259/02), regelmäßig nur diejenigen Teilleistungen, die erforderlich sind: um das Bauwerk mangelfrei entstehen zu lassen; damit die Bauunternehmer die Planung des Architekten vertragsgemäß umsetzen können; der AG die Mangelfreiheit der Planung überprüfen und ggf. Gewährleistungsansprüche gegen die Bauunternehmer durchsetzen kann sowie für die Planung von Unterhaltsmaßnahmen und Bewirtschaftung des Bauwerks. Nur hieraus nicht erbrachte Teilleistungen seien vom Honoraranspruch abzuziehen. Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Der Architekt muss sich nicht den Abzug aller erdenklichen in der HOAI vorgesehenen Grundleistungen gefallen lassen, sondern nur derjenigen, die er bei vollständiger Vertragsdurchführung auch tatsächlich hätte erbringen müssen. Welche dies im Einzelnen sind – die Vereinbarung schwieg hierzu in dem vom OLG Celle zu entscheidenden Fall – hängt in erster Linie von dem zwischen den Parteien geschlossenen Vertrag ab. Eine präzise Leistungsumschreibung und ggf. klar umrissene Begrenzung – nur von diesem Leistungssoll können später nicht erbrachte Teilleistungen abgezogen werden – machen sich spätestens bei einer Kündigung und „Abrechnung“ mit dem Auftraggeber bezahlt. Rechtsanwalt David Böse

Der BGH (07.01.2014 – X ZB 15/13) entscheidet, dass Nebenangebote grundsätzlich nicht zugelassen und gewertet werden dürfen, wenn in einem europaweiten Vergabeverfahren der Preis als alleiniges Zuschlagskriterium vorgesehen sei. Dies ergebe sich bereits aus anzuwendendem nationalen Vergaberecht. Verlange das anzuwendende Recht, für Nebenangebote (lediglich) Mindestanforderungen vorzugeben, ohne Regelungen darüber zu treffen, wie Nebenangebote im Verhältnis zu der als Hauptangebot vorgesehenen Ausführung („Amtsvorschlag“) zu werten seien, sei eine wettbewerbskonforme Wertung der Nebenangebote nicht gewährleistet, wenn für den Zuschlag allein der Preis maßgeblich sein solle. Sei beispielsweise ein den Mindestanforderungen genügendes Nebenangebot zwar geringfügig billiger als das günstigste Hauptangebot, bleibe es aber überproportional hinter dessen Qualität zurück und erweise es sich bei wirtschaftlicher Betrachtung deshalb gerade nicht als das günstigste Angebot, müsste es mangels geeigneter Zuschlagskriterien dennoch den Zuschlag erhalten, wenn nur der Preis berücksichtigt werden dürfe. Dies sei aber unvereinbar mit dem vergaberechtlichen Wettbewerbsprinzip (§ 97 Abs. 2 GWB) und mit dem aus § 97 Abs. 5 GWB folgenden Gebot, den Zuschlag auf das wirtschaftlichste Angebot zu erteilen. Rechtsanwalt Michael Werner

Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe, Tel.: 030–880331–231, Fax: 030–880331–100, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May, Tel.: 089–29050–231, Fax: 089–29050–290, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de


wirtschaft + recht

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§§ Die gesamtschuldnerische Haftung des Architekten und die Minimierung des Risikos der Inanspruchnahme durch alternative Sicherheiten Die kritische Betrachtung der Architektenschaft im Hinblick auf die gesamtschuldnerische Haftung wird in der schwierigen wirtschaftlichen Lage der bauausführenden Unternehmen gesehen, d. h. in deren häufigen Insolvenzen. In einem solchen Fall kann der Bauherr die Gewährleistungs- und Schadensersatzansprüche gegenüber dem Bauunternehmen nicht realisieren und sucht daher einen zahlungsfähigen, meist natürlich haftpflichtversicherten Baubeteiligten, nämlich den Architekten. Als Risiko wird gesehen, dass der Architekt aufgrund der gesamtschuldnerischen Inanspruchnahme mit dem Ausfallrisiko des Bauunternehmers belastet wird, mit der Konsequenz, dass er die Innenausgleichsansprüche bzw. dessen Versicherung nicht realisieren kann. Gesetzliche Grundlage ist § 421 BGB Die häufigste Konstellation ist der Ausführungsfehler des Bauunternehmers einerseits und der Planungs- bzw. Überwachungsfehler des Architekten andererseits. Damit ist Haftungsgrundlage gegenüber dem Architekten die Mitverursachung des Mangels durch Planungsfehler oder durch Bauüberwachungsfehler. Beispiel Eine Zwischengeschossdecke wird durch das bauausführende Unternehmen trotz klarer Vorgabe in zu geringer Stärke ausgeführt. Der Architekt bemerkt dies trotz Offenkundigkeit nicht. Es liegt somit ein klarer Fall der Form der Gesamtschuldnerschaft vor. Statt einer weiteren Kommentierung dieser Überlegungen soll hier eine pragmatische Lösung vorgestellt werden, die zwar nicht die gesetzliche Haftung ändert, aber das Risiko der Inanspruchnahme der Architekten wesentlich minimieren kann. Die VHV als Bauspezialversicherer übernahm die Grundidee der französischen Décennaleversicherung und schuf gemeinsam mit Vertretern der Verbände der Bauwirtschaft ein auf die gesetzlichen Vorschriften des BGB und VOB abgestimmtes Deckungskonzept. Damit kann die Bauwirtschaft nunmehr auch in Deutschland Mängel an der Bauleistung, die nach der Abnahme in der Gewährleistungszeit bis zu maximal 5 Jahren erstmals auftreten, absichern.

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Direktanspruch des Bauherrn Die Besonderheit ist, dass dem Bauherrn, falls die Gewährleistungsansprüche beim Auftraggeber nicht mehr realisiert werden können, ein Direktanspruch gegenüber dem Versicherer eröffnet wird. Warum sollte nunmehr der Bauherr immer noch versuchen, diesen Anspruch beim Architekten durchzusetzen, wenn ihm hier die Möglichkeit eröffnet wird, seine Gewährleistungsansprüche durch einen ihm zugesicherten Direktanspruch durchzusetzen? Der Architekt ist also gut beraten, dass er diese Sicherungsform verbindlich in die Ausschreibungsunterlagen aufnimmt. Vereinbarung einer Vorabinanspruchnahme Eines allerdings muss noch in diesem Zusammenhang beachtet werden. Da der Bauherr gleichwohl frei ist, welchen Gesamtschuldner er für gemeinsam verursachte Mängel in Anspruch nimmt – ihm steht ja ein Wahlrecht zu – wäre neben der Anregung seitens des Architekten und der Vereinbarung des Bauherrn mit dem Unternehmer einer Baugewährleistungs-Versicherung es erforderlich, dass im Architektenvertrag eine Vorabinanspruchnahme vereinbart wird. Das heißt, im Falle von gemeinsam verursachten Mängeln und in einer Insolvenz des Bauunternehmens sucht der Bauherr zunächst eine Befriedigung der Mängelbeseitigungskosten aus der Baugewährleistungs-Versicherung. Resümee Die Baugewährleistungs-Versicherung stellt ein geeignetes Mittel dar, Gewährleistungsbürgschaften weitestgehend zu ersetzen. Im Insolvenzfall wird dem Bauherrn ein Direktanspruch gegen den Versicherer eröffnet, falls die Gewährleistungsansprüche beim Auftraggeber durch Insolvenz nicht mehr realisiert werden können. Dann ist nicht nur der Bauherr auf der sicheren Seite, sondern auch der Architekt kann davon ausgehen, dass er wegen der Gewährleistungsansprüche im Hinblick auf die mögliche gesamtschuldnerische Haftung nicht mehr in Anspruch genommen wird. Rechtsanwalt Gerhard Steyer


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DAI aktuell | DAI regional

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rechts DAI Präsidiumssitzung am 14.3.2014 in Berlin

AUS DEM PRÄSIDIUM Das DAI Präsidium traf sich am 14.3.2014 – am Tag nach dem Schinkelfest des AIV zu Berlin in der Spandauer Zitadelle – zu einer weiteren Präsidiumssitzung in diesem Jahr. Es wurde u. a. über die geplanten Veranstaltungen wie Regionaltreffen, über den Stand der politischen Gespräche, die Vorbereitung des nächsten Berliner Verbändegesprächs, für das der DAI als Gastgeber fungieren soll, und die anstehenden Messebesuche gesprochen. Außerdem wurde der Vorschlag des DAI für den Deutschen Preis für Denkmalschutz

erörtert und über die Verleihung der Preise des Schinkelwettbewerbs am Vorabend diskutiert. Die nächste Präsidiumssitzung ist in Verbindung mit dem Parlamentarischen Frühstück am 22.5.2014 vorgesehen. Udo Sonnenberg

AIV Magdeburg

BAUWERKE DES JAHRES 2012 Im November 2013 fand im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg die Verleihung des Magdeburger Architekten- und Ingenieurpreises 2012 statt. Der Preis wurde aufgeteilt in ein Neubau- und in ein Sanierungsvorhaben. Die eingereichten Projekte waren nicht zu vergleichen. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der 1. Vorsitzende des AIV Magdeburg, Friedrich Koop, den Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Thomas Webel, der die Preisverleihung vornahm, gemeinsam mit dem Beigeordneten für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit, Rainer Nitsche, als Vertreter des Oberbürgermeisters der Stadt Magdeburg, und den Vertretern der Sponsoren GETEC und SWM, Rollandy Horvath und Helmut Herdt, die bei der Vorprüfung bereits aktiv mitgewirkt hatten. Als Vertreter des Dezernates für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr war der Amtsleiter des Stadtplanungsamtes, Joachim Olbricht, unter den zahlreichen Gästen. Friedrich Koop dankte den AIV Mitgliedern, die an den Vorbereitungen dieser Preisverleihung beteiligt waren, insbesondere Dr. Ullrich Querfurth, der das gesamte Verfahren koordiniert hatte. Es folgte das Grußwort des Ministers Thomas Webel, der nach seinem Dank an den AIV über die Aufgaben der Architekten im Bereich der Baukultur referierte. Hier bezog er sich auf die Kreativität der Planer, trotz der derzeit schmalen Budgets interessante und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, ließ dabei aber auch die Aufgabe der Bauherrn und schließlich der gesamten Gesellschaft bei der Schaffung einer hohen Baukultur im Land nicht aus. Auch Rainer Nitsche dankte zunächst dem AIV für die Stiftung der Preise, um dann auf die Bedeutung der Kreativwirtschaft und speziell der Architektur einzugehen. Er erläuterte die Bedeutung des Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen, das sich an der touristisch bedeutenden „Straße der Romanik“ befindet. Stolz sei die Stadt Magdeburg auch auf

die Entscheidung der österreichischen Firma GUNZ, ihr für den gesamten Norden Europas zuständiges Logistikzentrum in Magdeburg-Rothensee zu errichten und damit die strategische Bedeutung dieses Standortes zu würdigen. Ausdruck dieser Wertschätzung sei die hochwertige architektonische Gestaltung des Gebäudes ebenso wie eine großzügige Geldspende zur Beseitigung der Hochwasserschäden.

Neubau GUNZ-Logistik-Zentrum Anlässlich der Auszeichnung des Neubaus GUNZ-LogistikZentrum erhielt Werner Gunz, einer der beiden Geschäftsführer, als Bauherr ein speziell angefertigtes Hauszeichen und die Urkunde. Die Vertreter der österreichischen und deutschen Planungs- und Ingenieurbüros erhielten Urkunden für ihre jeweiligen Planungsanteile: Architektur: hammer pfeiffer Architekten, Lindau Projektsteuerung und Bauleitung: Exakt Büro für Bauwesen, Lustenau Tragwerksplanung: pnstatik, Dornbirn Heizung, Klimatisierung, Lüftung, Sanitär: Ender Klimatechnik GmbH / Hörburger GmbH, Altach Elektroplanung: PPC-Planung, Lustenau / Ingenieurbüro Siegling, Magdeburg Außenanlagen: Ingenieurbüro Lange & Jürries, Magdeburg Brandschutz: Dehne Kruse Brandschutzingenieure Gmbh & Co. KG, Gifhorn


DAI regional

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rechts GUNZ-Logistik-Zentrum in Magdeburg-Rothensee

Für den Preisträger GUNZ-Logistik-Zentrum hielt Ralf Pfeiffer von hammer pfeiffer Architekten einen Vortrag über die Planung, wobei er neben gestalterischen und konstruktiven Einzelheiten besonders die Details der „Arbeitswelt“ erläuterte. Die Verbindung zwischen Außenbereich und Gebäudeinnerem zur Straßen- und Anlieferungsseite ist durch die hier schaufensterartig geöffnete Fassade gestalterisch gelungen. Sehr offen in der Gestaltung sind auch die Verbindungen zwischen Bürotrakt und Halle sowie die Abgrenzungen der einzelnen Arbeitsbereiche in der Halle. Tageslicht für jeden Arbeitsplatz und die Auslegung des Mitarbeiterrestaurants mit einer offenen Terrasse sind weitere Zeichen für die Umsetzung der Vorgaben eines sozial denkenden Bauherrn. Natürlich wurden auch die erheblichen gebäudetechnischen Aufwendungen für ein Gebäude mit immerhin 190.000 m³ BRI verdeutlicht. Dass nach 20 Monaten Vorbereitungszeit nur 10 Monate Bauzeit erforderlich waren, spricht ebenfalls für eine gelungene Planung.

unten Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg

Sanierung Kloster Unser Lieben Frauen Den Preis für die Sanierung des Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen nahmen als Bauherr das Kommunale Gebäudemanagement Magdeburg, vertreten durch den Betriebsleiter Heinz Ulrich und seine Abteilungsleiterin für Investitionen, Doris Hinz, sowie die Museumsleiterin Dr. Annegret Laabs entgegen. Für die Planung wurden folgende Büros ausgezeichnet: Architektur: Hartkopf Denkmalarchitektur, Bennungen Tragwerksplanung: Dr. Ing. V. Lind, Halberstadt Heizung, Lüftung, Sanitär: Ingenieurbüro Dr.Lehmann, Möser Elektroplanung: Ingenieurbüro Breitmeier, Burg Brandschutz: IBB Prof. Beilicke, Leipzig Architektin Regine Hartkopf schilderte in ihrem Vortrag die Geschichte des Bauvorhabens, die Vorleistungen ihres Kollegen Reinhard Rüger, der 2006 einen Masterplan erarbeitete, den sie zuerst zusammen in einer Architektengemeinschaft und nach krankheitsbedingtem Ausscheiden von Reinhard Rüger im eigenen Büro umsetzte. Die Planung beinhaltete die bauliche Sanierung und Funktionsoptimierungen sowie dringliche Sicherheitsmaßnahmen, zum Teil zeitlich getrennt. Bei laufendem Betrieb wurden absolut unauffällig ein Aufzug und eine Nottreppe eingebaut, für die bessere Erschließung des Dachgeschosses die Haupttreppe erhöht, das Dach erhielt eine neue Konstruktion unter teilweise widrigen Witterungseinflüssen, ein „Medienlounge“ genannter Ausstellungsort kam hinzu. Die Reihe der baulichen Maßnahmen ließe sich endlos weiterführen, so z. B. die vollständige Barrierefreiheit, das umgestaltete Klostercafé, die neue,

komplizierte, unsichtbare Haus- und Sicherheitstechnik. All dies erforderte besondere Feinfühligkeit bei ständigem operativen Handeln unter laufender Mitwirkung der Museumsleitung. Zum Schluss dieser baulichen Etappen kamen als anschauliche Werbung für ein Bauwerk mit „überraschendem“ Inhalt die vieldiskutierten Spiegelfenster an der Westfassade hinzu. Erich Deutschmann


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AIV Würzburg

NEUER VORSTAND GEWÄHLT Yvonne Beck heißt die neue Vorsitzende des Architekten- und Ingenieurvereins Würzburg. Die Architektin, die seit 2005 Mitglied im AIV Würzburg ist, wurde auf der Hauptversammlung des AIV von den Vereinsmitgliedern einstimmig zur neuen Vorsitzenden für 4 Jahre gewählt. In ihren Antrittsworten machte sie ihre Schwerpunkte für die künftige Vereinsarbeit deutlich: „Der AIV Würzburg wird als lebendiger Verein auch künftig die Interessen von Architekten und Ingenieuren gleichrangig vertreten, die Nachwuchsförderung wie auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern und eine aktive Rolle im Reigen der technisch orientierten Vereinigungen der Region einnehmen“. Yvonne Beck tritt die Nachfolge von Prof. Christian Baumgart an, der seit 1998 über 4 Wahlperioden den Verein als Vorsitzen-

der geführt hat. Baumgart dankte den Vereinsmitgliedern für das langjährige Vertrauen und betonte, sich auch künftig aktiv in die Vorstands- und Vereinsarbeit einbringen zu wollen. Aber, so Baumgart: „Ein Verein mit deutlich über 200 Mitgliedern muss sich nicht nur aktiv um die Nachwuchsarbeit kümmern, sondern auch durch eine junge Führungsstruktur klare Zeichen setzen.“ Auch er betonte in seiner Rückschau die Bedeutung des AIV für die planenden und bauenden Berufe in und um Würzburg sowie die Wichtigkeit einer intensiven, Generationen übergreifenden Zusammenarbeit zwischen Architekten und Ingenieuren unterschiedlichster Fachrichtungen sowie einer intensiven Zusammenarbeit mit den Hochschulen und der Nachwuchsförderung.

Architektin Yvonne Beck ist neue Vorsitzende des AIV Würzburg

Den AIV führen als neuer Vorstand neben Yvonne Beck die Architekten Frank Zumkeller und Barbara Bauner als stellvertretende Vorsitzende, Ingenieur Bernd Starz als Kassenverwalter sowie als weitere Vorstandsmitglieder die Architekten Jens Geisendörfer und Thomas Oechsner, Ingenieurin Elisabeth Balk und Prof. Christian Baumgart. Kassenprüfer sind Stephan van Aaken und Claus Fischer. Yvonne Beck

AIV zu Berlin

SCHINKEL-WETTBEWERB 2014 Mit 5 Spuren in beiden Fahrtrichtungen, so breit wie kaum eine Autobahn, beherrscht der Altstädter Ring das Zentrum von Spandau. Zwischen Bahnhof und Falkenseer Platz zerschneidet die Asphaltpiste den Berliner Bezirk in zwei Hälften. Ein stellenweise unwirtlicher Ort für Passanten, der kaum erahnen lässt, welche urbanen Potenziale sich rechts und links des Altstädter Rings verbergen. Ob und wie ein neues Straßennetz das Zentrum neu erschließen oder wie der stadtnahe Landschaftsraum zugänglich werden könnte, waren Aufgaben des 159. AIV-Schinkel-Wettbewerbs „Spandau bei Berlin“. Jurysitzung Beim diesjährigen Wettbewerb wurden 115 Arbeiten von über 258 Teilnehmern eingereicht. In 7 Fachsparten, zwei Vertiefungsthemen und Kooperationen wurden 16 Preise auf 14 Projekte aufgeteilt. Der mit 2.500 Euro dotierte Schinkelpreis ging an ein Team von der TU Berlin in der Fachsparte Landschaftsarchitektur: Henning Holk, Julia Müller, Philipp Rösner und Janina Thieme. Sie erhielten auch das von der Hans-Joachim-Pysall Stiftung gestiftete Schinkel-Italienreise-Stipendium. Aufgabenstellung Aus gesamtstädtischer Perspektive waren die Eigenständigkeit und Erkennbarkeit des Stadtkerns von Spandau zu stärken – als Ort des Wohnens und Arbeitens, der Wirtschaft

wie auch als Anziehungspunkt für Freizeit, Kunst und Kultur. Spandaus Lage am Wasser bietet eine besondere Chance, Landschaft und Stadt zu verknüpfen. Der Wettbewerb näherte sich dem Ort aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Potenziale der Kernstadt sollten näher untersucht und ihre Qualitäten geschärft werden. Erwartet wurden u. a. Lösungen zur Überwindung der verkehrsbedingten Einschnürung der Altstadt, zur Neuordnung der Verbindung zwischen Bahnhof und Stadteingang sowie zur Qualifizierung des Innenstadtbereichs beidseitig der Havel. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkte sollte ein breites Spektrum an Lösungsansätzen aufgezeigt werden. Neben der Annäherung aus fachdisziplinären Perspektiven war dabei insbesondere das Potenzial interdisziplinärer Ansätze auszuloten.


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Schinkelpreis Der mit dem Schinkelpreis ausgezeichnete Entwurf überzeugte die Jury durch einen gut in vorhandene Strukturen eingefügten Uferweg einschließlich der Brückenschläge über Havel und Spree. Neben einem durchgängig asphaltierten Band wechseln ortsspezifische Materialien sich ab und betonen einzelne Abschnitte. Begründung der Jury Die Arbeit „Promenadenring – Neue Wege am Wasser“ stellt den Flussraum von Spree und Havel ins Zentrum einer künftigen Entwicklung Spandaus zur „Stadt am Wasser“. Der Heterogenität von 5 „Sequenzen“ – Stadträumen am Wasser – wird konzeptionell mit einem „Promenadenring“ begegnet. Zwei durch „Wasserachsen“ verbundene Rundwege gliedern den Uferraum: Der erste führt barrierefrei entlang der Freiräume und Uferkanten von Spree und Havel. Der zweite orientiert sich an bestehenden räumlichen Strukturen der angrenzenden Quartiere und verbindet deren Zentren miteinander, macht vorhandene und neugestaltete Qualitäten sichtbar und erlebbar. Entsprechend ihres Charakters und ihrer Potenziale werden die unterschiedlichen Sequenzen weiterentwickelt. Behutsamen städtebaulichen Ergänzungen in Stresow sowie der Entwicklung der Geschützgießerei zum Kreativzentrum steht die sinnvolle Neuordnung des alten Postgeländes einschließlich der Einrichtung einer Marina sowie des Gewerbegebiets südlich der Zitadelle zum Dienstleistungs- und Wohnquartier gegenüber. Der gut eingefügte Uferweg, einschließlich der Brückenschläge über Havel und Spree, verbindet unterschiedliche Freiräume am Wasser, schafft Blickbeziehungen zwischen den Sequenzen und hebt mit der Schaffung von 4 besonderen Orten rund um die Spreemündung die Bedeutung des Zusammenflusses als Ursprung Spandaus und Zentrum künftiger Entwicklung hervor. Das Preisgericht würdigt die Angemessenheit und umfassende Durcharbeitung des stadträumlichen und freiraumarchitektonischen Konzepts. Graphisch klar präsentiert zeigt die souveräne Übersetzung konzeptioneller Ideen in räumliche Situationen, inklusive deren Detaillierung bis auf die Materialebene, ein hohes Maß an Professionalität. Als besondere Anerkennung erhalten die Preisträger dafür auch das ebenfalls mit 2.500 Euro dotierte Italien-Reisestipendium der Hans-Joachim-Pysall-Stiftung. Jörg Brause

oben Henning Holk, Julia Müller, Philipp Rösner und Janina Thieme von der TU Berlin erhielten den Schinkelpreis 2014 in der Fachsparte Landschaftsarchitektur unten links Sonderpreis für die Kooperation Konstruktiver Ingenieurbau | Architektur unten rechts Sonderpreis für die Kooperation Architektur | Denkmalpflege


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NACHHALTIG BAUEN FÜR DIE ZUKUNFT Bauwerke beanspruchen etwa 40 % des Energieverbrauchs sowie 50 % aller der Natur entnommenen Rohstoffe, sind mit etwa 35 % an den Treibhausgasemissionen beteiligt, und sie produzieren mehr als 60 % aller Abfallmassen. Diese Zahlen belegen, dass im Immobiliensektor große ökonomische und ökologische Potenziale enthalten sind, die es mit den Mitteln des Nachhaltigen Bauens zu erschließen gilt. Eingeleitete Maßnahmen staatlicher Gremien zur Durchsetzung der Klimaschutzziele beeinflussen einerseits die Kosten der Gebäude und verändern die klassische Vorgehensweise des Planungs- und Bauprozesses, andererseits entstehen bedeutende neue Märkte. Mit der Umsetzung von Qualitätsstandards zum Nachhaltigen Bauen und der Integration städtebaulicher und gestalterischer Aspekte sind vor allem Architekten und Ingenieure befasst. Bedeutsam für den Immobiliensektor ist, dass nicht nur Neu- und Bestandsgebäude, sondern auch ganze Stadtquartiere auf Nachhaltigkeit zertifiziert werden. Internationale und nationale Nachhaltigkeitszertifikate entwickeln sich vermehrt als Treiber für die Werthaltigkeit von öffentlichen und gewerblichen Immobilien. Treibhausgasemissionen und Energieeinsparung Der UN-Weltklimarat (IPPCC) stellte in seinem Bericht vom September 2013 fest, dass sich die Erderwärmung nur dann langfristig um 2 0C begrenzen lässt, wenn die Treibhausgasemissionen ab 2020 stark zurückgehen. Durch weiteren ungebremsten Ausstoß werden die Meeresspiegel weiter steigen, die Meere sich erwärmen, die Trinkwasserressourcen durch das Abschmelzen vieler Gletscher ausfallen und die Klimazonen sich verschieben. Deshalb verständigten sich die 28 EU-Mitgliederstaaten darauf, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase und den Energiebedarf im nicht-industriellen Bereich bis 2020 um 20 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung soll im gleichen Zeitraum auf 20 % steigen. Die neue Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) erhöht u. a. bereits zum 1.1.2016 die Effizienzanforderungen für Neubauten um einmalig 25 % des zulässigen Jahres-Primärenergiebedarfs, und der maximal erlaubte Wärmeverlust durch die Gebäudehülle wird um durchschnittlich 20 % reduziert. Die EU-Richtlinien verschärfen auch den Klimaschutz. Gebäude, die nach dem 31.12.2020 realisiert werden, müssen den Energiebedarf im Wesentlichen selbst erzeugen, und bis spätestens 2050 sollen die Treibhausgase um 80 % reduziert werden. Rechtsgrundlagen und Normen Zur Umsetzung der Energie- und Klimaschutzziele wurden auf nationaler und europäischer Ebene gesetzliche Anforderungen und verbindliche Normen eingeführt. Im Baugesetzbuch (BauGB) und in den Landesbauordnungen der Länder sind Vorschriften zum Umwelt- und Naturschutz aufgenommen worden. Ergänzend dazu wurden wichtige Lösungs-

ansätze zur nachhaltigen Entwicklung von Bauwerken in Form von Leitfäden und Datenbanken erarbeitet. Besonders erwähnenswert sind hierbei die Nachhaltigkeits-Zertifizierungen für Neu- und Bestandsbauten sowie die Forschungsinitiativen des Bundes, mit denen zukunftsweisende Lösungen zum Nachhaltigen Bauen realisiert werden. Die Rechtsvorschriften zur Energiepolitik sind jedoch nur unzureichend aufeinander abgestimmt, was zu hohen Kosten und starker Fragmentierung des Marktes führt. Wie bereits vom Bundesrat gefordert, sollten deshalb die betreffenden Rechtsvorschriften vereinfacht und harmonisiert werden. Ziele des Nachhaltigen Bauens Im „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ des BMVBS sind erstmalig Ziele wie Schutz der Umwelt, der Ressourcen, der Kultur und des Kapitals konkretisiert und zusammengeführt worden. Daraus leiten sich drei Kategorien der Nachhaltigkeit wie Ökologie, Ökonomie und sozialkulturelle mit funktionalen Aspekten ab. Außerdem übernehmen technische Qualität und Prozessqualität als Querschnittsqualitäten Einfluss auf alle Aspekte des Nachhaltigen Bauens. Standortmerkmale werden bei Neubauten gesondert betrachtet und bewertet. Die Nachhaltigkeit eines Gebäudes zeichnet sich besonders durch die integrale Betrachtung dieser 6 Qualitäten aus. Gemeinsames Ziel ist die Optimierung des Projekts mit den Phasen Planung, Bauen, Nutzung, Modernisierung und Rückbau über den gesamten Lebenszyklus. Zertifizierungssysteme Nachdem sich die Nachhaltigkeitszertifikate für Neubauten, Bestandsgebäude und Stadtquartiere international und national bereits etabliert haben, werden seit 2008 die Immobilien des Bundes nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) bewertet. Auch Bundesländer und Kommunen

Vereinfachte Darstellung des Lebenszyklus eines Gebäudes (aus: Leitfaden Nachhaltiges Bauen, BMVBS 4/2013)


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Paul-Wunderlich-Haus in Eberswalde: Gebäudebewertung Note 1.2, Gold, Planung: Thomas Winkelbauer, GAP (Foto: Kreisverwaltung Barnim)

Hauptzollamt Rosenheim: Gebäudebewertung Note 1.9, Silber, Planung: Staatliches Bauamt Rosenheim (Foto: Peter Lion)

zertifizieren bereits einen Teil ihrer Immobilien. Weltweit gibt es derzeit etwa 100 Bewertungs- und Zertifizierungssysteme. In Deutschland haben sich für gewerbliche Neubauten drei marktrelevante Varianten durchgesetzt: • DGNB-Zertifikat (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) • BREEAM-Zertifikat (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) • LEED-Zertifikat (Leadership in Energy and Environmental Design)

werden lediglich die vorhandenen Qualitäten dokumentiert, ist der finanzielle Aufwand gering. Sind jedoch zum Nachweis umfangreiche Planungen notwendig und muss auch noch der Gebäudebetrieb optimiert werden, so können die Zertifizierungskosten erheblich ansteigen. Die Kosten für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Bestandsgebäuden können sich je nach Aufwand und Zertifizierungssystem zwischen 30.000 und 200.000 Euro bewegen. Die Kosten für die BNB-Bewertung öffentlicher Neu- oder Bestandsbauten sind noch nicht veröffentlicht worden.

Die Zertifizierungssysteme für Bestandsimmobilien orientieren sich jeweils an der Systematik für Neubauten, jedoch modifiziert und ergänzt. Für öffentliche Neu- und Bestandsbauten steht neben dem bewährten, aber kostenpflichtigen DGNB-Zertifizierungssystem auch das offene Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) zur Verfügung, bei dem alle Informationen, Instrumente und Bewertungsgrundlagen frei zugänglich sind. In dem ergebnisorientierten Verfahren werden keine Einzelmaßnahmen bewertet, sondern ihre nachweisbare Wirkung im Gesamtkonzept. Die Anwendung erfolgt planungsbegleitend und dient damit gleichzeitig der Optimierung des Gebäudes sowie der Qualitätssicherung. Anhand des Erfüllungsgrades (50–100 %) wird eine Note, zugeordnet den Qualitätsstufen Bronze, Silber oder Gold, vergeben. Der Bauherr erhält nach Abschluss des Verfahrens eine Plakette und eine Urkunde, in der die Ergebnisse der Bewertung dargestellt werden.

Gültigkeit der Zertifizierung Um die Werthaltigkeit zertifizierter Bestandsgebäude, aber auch ganzer Stadtquartiere langfristig nachhaltig zu sichern, sind regelmäßige Rezertifizierungen notwendig. Die marktrelevanten Nachhaltigkeitszertifikate für Bestandsgebäude haben alle nur begrenzt Gültigkeit, weil sich besonders die betrieblichen Anforderungen kurzfristig ändern können. Das DGNB-Zertifikat fordert zwar keine Rezertifizierung, es verliert aber seine Gültigkeit nach 5 Jahren, und die LEED-Zertifizierung behält nur dann ihre Gültigkeit, wenn alle 5 Jahre eine Rezertifizierung durchgeführt wird. Die einjährige Gültigkeit des BREEN DE-Zertifikats kann mit Kontrollbegehungen oder einer Bestätigung, dass keine Änderungen erfolgten, weiter verlängert werden. Wird jedoch eine Abweichung von mehr als 5 % gegenüber der Beurteilung des gültigen Zertifikats festgestellt, ist auch hier eine neue Bestandszertifizierung notwendig. Neben den etablierten Zertifizierungssystemen werden sich in Zukunft noch weitere Verfahren, wie z. B. das „Green Rating“, aber auch länderspezifische Systeme in der Immobilienwirtschaft weiter durchsetzen. Die Gültigkeitsdauer der BNB-Bewertung für Bestandsbauten des Bundes ist bisher noch nicht festgelegt worden.

Kosten der Zertifizierung Die Kosten der Nachhaltigkeitszertifizierung für Neubauten und Bestandsgebäude müssen wegen der unterschiedlichen Systeme differenziert betrachtet werden. Obwohl das Nachhaltige Bauen zunächst die Kosten von Planung und Bauinvestition erhöhen kann, führt es bei Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes in der Regel zu niedrigeren Baunutzungskosten. Eine aktuelle Auswertung von gewerblichen Neubauprojekten ergab, dass in Abhängigkeit von den jeweiligen Herstellungskosten die Mehrkosten für eine Nachhaltigkeitszertifizierung bei 1–5 % liegen können. Der finanzielle Aufwand für die Zertifizierung von Bestandsgebäuden ist abhängig vom Zustand des Objekts. Liegt bereits eine verwertbare Bestandsdokumentation vor und

Nachhaltige Entwicklung von Bestandbauten Die nachlassende Neubautätigkeit in Deutschland führt zu größerer Bedeutung der Bestandsbauten. Wichtig für das Nachhaltige Bauen ist, dass bei Bestandsbauten ein großer Teil des Gesamtenergieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen entfallen, weil etwa zwei Drittel der Bestandsgebäude vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 realisiert und seither nicht vollständig energetisch verbessert wurden. Darüber hinaus stellen diese Bauten auch einen beträchtlichen ökologischen und ökonomischen Wert dar.


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oben und unten Das Rathaus im flämischen Oostkamp ist in einer ehemaligen Logistikhalle untergebracht, Planung: Carlos Arroya (Fotos: Hans Wallner)

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Neben der energetischen Verbesserung von Bestandsbauten nach dem aktuellen Stand der Technik sollte deswegen auch ihre Nutzungsdauer, soweit wirtschaftlich vertretbar, durch Weiterverwendung, Umnutzung oder Modernisierung verlängert werden. Während der baukulturelle Wert denkmalgeschützter Gebäude allgemein anerkannt ist, sind so genannte Alltagsbauten oft vom Abriss bedroht, obwohl auch sie nicht nur den städtischen Raum prägen, sondern oft auch eine identitätsstiftende Wirkung haben. Um Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu entlasten, sollten deshalb Ersatzbauten nur in begründeten Fällen realisiert werden. Die nachhaltige Entwicklung von Bestandsbauten ist im Prinzip nach den gleichen Verfahren umzusetzen wie bei nachhaltigen Neubauplanungen. Ein gelungenes Beispiel für eine nachhaltige Entwicklung eines Bestandsgebäudes ist das Rathaus im flämischen Oostkamp. Die Aufgabe eines EU-weiten Wettbewerbsverfahrens war, eine ehemalige Logistikhalle mit einer fast geschlossenen Gebäudehülle in ein Verwaltungszentrum umzubauen. Neben der Umsetzung eines anspruchsvollen Raumprogramms sollte aus Gründen der Nachhaltigkeit die Halle weitgehend erhalten bleiben. Den Wettbewerb gewann der spanische Architekt Carlos Arroya, der die Grundstruktur des Gebäudes erhalten konnte, in die Fassade ideenreich die notwendigen Fenster und Türen schnitt und die neuen Raumfunktionen kreativ auf dem ehemaligen Hallenareal verteilte. Besonders gelungen sind im bürgerfreundlichen Rathaus die prägnant gestaltete Deckenlandschaft aus Gipskarton-Halbkugeln und die damit einhergehende Lichtführung, die dem Rathaus nun eine besondere Atmosphäre verleiht. Qualitätssicherung der Planung Eine integrale, lebenszyklusorientierte Gebäudeplanung ist die Grundlage für nachhaltige Qualität. Die etablierten Bewertungs- und Zertifizierungssysteme beurteilen jedoch systembedingt besonders die Nachhaltigkeit von Gebäuden und klammern Gestaltungsqualität, Gebäudequalität und städtebauliche Einbindung weitgehend aus. Bei einer DGNB-Zertifizierung ist z. B. der Anteil der Gestaltungsqualität (ca. 2 %) bezogen auf die erreichbare Gebäudegesamtnote (100 %) nur sehr gering. Deswegen sind bereits in den ersten Planungsphasen alle qualitätssichernden Bewertungskriterien zu berücksichtigen, wie etwa Gestaltung, Funktion, Komfort und Gesundheit, Ressourcen und Energie sowie Wirtschaftlichkeit. Eine Möglichkeit, die nachhaltigen und gestalterischen Qualitäten in einer integralen Planung zu sichern, ist die frühe Beteiligung eines interdisziplinär besetzten Teams aus Architekten und Fachplanern. Die integrale Planung ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung der komplexen Anforderungen an ein Gebäude und die phasenweise Entwicklung einzelner nachhaltiger und gestalterischer Aspekte im Gesamtkonzept. Bei Wettbewerben zur Planung größerer oder bedeutender öffentlicher und privater Bauwerke haben erfahrungsgemäß nachhaltige Beurteilungskriterien nicht die notwendige Gewichtung. Deshalb wurden in der Systematik der RPW 2013 besondere Leitlinien für nachhaltigkeitsorientierte Wettbewerbe entwickelt.


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Die Stadt Hamburg führte im März 2011 den „Leitfaden Nachhaltigkeitsorientierte Architektenwettbewerbe (LeNA)“ und das ehemalige BMVBS im Mai 2013 die Empfehlungen „Systematik für Nachhaltigkeitsanforderungen in Planungswettbewerben (SNAP)“ für die Bauten des Bundes ein. So sollen optimierte Konzepte für Lösungen von nachhaltigen Planungsaufgaben und geeignete Auftragnehmer für die weitere integrale Planung gefunden werden. In dem standardisierten Auslobungsverfahren bewertet ein interdisziplinär besetztes Preisgericht die Wettbewerbsarbeiten nach den Vorgaben des Auslobers und den festgelegten Bewertungskriterien in mehreren vergleichenden Durchgängen. Bereits in den Auslobungsunterlagen sollte vom Bauherrn auch festgelegt werden, nach welchem Nachhaltigkeitssystem das Projekt zertifiziert werden soll und welche Note – Gold, Silber oder Bronze – es erreichen soll. Märkte Nachhaltiges Bauen ist ein elementarer Teil der Leitmarktinitiative der EU-Kommission, mit der seit 2007 innovationsfreundliche Märkte entwickelt, die Vermarktung von nachhaltigen Produkten erleichtert, die Märkte in Europa gestärkt, ihr Wirtschaftswachstum bis 2020 verdoppelt und zusammen eine Million Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Vor allem wegen ihres hohen Anteils am Endenergieverbrauch (42 %) und an den Treibhausgasemissionen (35 %) sind

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Gebäude hier umfassend beteiligt. Um nur in Deutschland die Ziele der Energiewende zu erreichen, sind nach ersten Schätzungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in den nächsten zwei Jahrzehnten Investitionen von etwa 200–300 Mrd. Euro nötig, diese sollen jedoch bis 2050 wieder erwirtschaftet werden. Die geplante Energiewende kann demnach ein großes Konjunkturprogramm für Architekten, Ingenieure, Bauwirtschaft und Forschung anstoßen und die Möglichkeit eröffnen, nachhaltige Lösungen für Neu- und Bestandsbauten zu entwickeln und die innovativen Produkte weltweit zu exportieren. Renigard Baron

LITERATURVERZEICHNIS Bauwelt 43, 2012 Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen, BMVBS, Stand August 2011 Der Facility Manager, Heft 6, Juni 2013 Leitfaden Nachhaltiges Bauen, BMVBS, Stand April 2013 Leitfaden Nachhaltigkeitsorientierte Architektenwettbewerbe, LeNA, Freie und Hansestadt Hamburg, März 2011 Richtlinie für Planungswettbewerbe, RPW 2013, BMVBS vom 31.1.2013 Systematik für Nachhaltigkeitsanforderungen in Planungswettbewerben, SNAP-Empfehlungen, BMVBS, Mai 2013

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rechts Die Kunsthalle Mannheim wurde im Oktober 2013 nach umfangreicher energetischer Sanierung wiedereröffnet (Alle Fotos: Brigida González)

Die Kunsthalle Mannheim prägt schon seit über einem Jahrhundert das kulturelle Leben der Stadt. In den letzten Jahren wurden jedoch zunehmend gravierende Bauschäden sichtbar. Eine Generalsanierung stand an.

LEUCHTTURMPROJEKT DER ENERGIEFORSCHUNG Sanierung der Kunsthalle Mannheim

Energieeffizienz und Denkmalschutz Die große Herausforderung einer Museumssanierung besteht in erster Linie darin, den primären Energiebedarf des Gebäudes zu senken und ein meist sehr spezielles Raumklima für die Exponate zu schaffen. Gleichzeitig stehen aber auch die Anforderungen an den Denkmalschutz im Raum. Die Generalsanierung des nach Plänen des Karlsruher Architekten Hermann Billing 1907 errichteten Jugendstilgebäudes ist eine Art Etappensieg. Aus technischer Sicht bedurfte die Gebäudesubstanz nach über 100 Jahren einer statischen und bauphysikalischen Sanierung. Zudem war die Substanz unter klimatischen, sicherheitstechnischen und baulichen Aspekten für einen an internationalen Museumsstandards orientierten Betrieb mit seinen hohen konservatorischen Anforderungen nicht mehr geeignet. Die im Oktober 2013 abgeschlossene energetische Sanierung des Museums ermöglicht den uneingeschränkten Anschluss an den Neubau, den die Architektensozietät von Gerkan, Marg und Partner bis 2017 am Friedrichsplatz bauen wird. Räumliche, technische und funktionale Anforderungen an einen modernen Museumsbetrieb sind optimal erfüllt. Sanierungsplanung Der Jugendstilbau wurde seit Januar 2011 für 22 Mio. Euro komplett saniert. Mit der Planung waren das Berliner Büro Pitz & Hoh, Architektur und Denkmalpflege GmbH, und seit Ende 2012 das Heidelberger Büro Walter + Wünsch, Architektur- und Ingenieurgesellschaft, beauftragt. Ziele waren die Wiederherstellung der historischen Schauräume und die Erweiterung der Ausstellungsfläche nach internationalem Standard. Darüber hinaus sollten der Eingangsbereich und die Servicezonen für das Publikum ästhetischer und komfortabler gestaltet werden. Die Planungen wurden vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP und vom Institut für Gebäude- und Solartechnik der Universität Braunschweig wissenschaftlich und konzeptionell begleitet. Denkmalpflegerische Maßnahmen Trotz deutlicher Zunahme an Technik sollten weder die denkmalgeschützte Architektur unnötig belastet noch der histori-

sche Charakter des Gebäudes verändert werden. Denkmalpflegerisch relevante Maßnahmen waren: • Wiederherstellung der historischen Raumfolge und Raumstruktur von 1909 durch Entfernen später eingebauter Wände und Zwischendecken • Unterbringung und Einrichtung der Graphischen Sammlung inkl. Vorlegesaal und Depot im östlichen EG nach Vorbild des kunstwissenschaftlichen Instituts von 1913 • Wiederherstellung der Seiteneingänge • Erweiterung der Ausstellungsfläche im EG um 200 m² • Wiederherstellung der Tageslichtdecken, die in den Oberlichtsälen im OG durch eine Holzverschalung verbaut waren • Öffnung der durch Gipskarton-Vorsatzschalen geschlossenen oder verstellten Fenster Gebäudetechnik und Energieeffizienz Der Energieverbrauch von Museen ist extrem hoch. Aus konservatorischen Gründen muss das Innenraumklima immer konstant sein, und alle Nutzflächen sind ständig mechanisch zu belüften, zu beheizen, zu kühlen und zu be- oder entfeuchten. Konservatorisch vorgeschriebene Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden, um international geltende Leihbedingungen einzuhalten. Bis zur Generalsanierung hatte es nur im Obergeschoss eine Klimatisierung gegeben. Jetzt war das Ziel, in allen Räumen Zu- und Abluftanlagen zu installieren. Aus Gründen des Denkmalschutzes war eine Dämmung der historischen Fassade nicht möglich. Man entschied, die Klimatisierung so weit wie möglich über die Gebäudehülle abzuwickeln. Heizung und Kühlung Die Beheizung und Kühlung der Räume, die bis 2010 über die Luft stattfand, erfolgt zukünftig durch Flächentemperierung in Wänden, Fußböden und Deckensegeln. Auf den Innenwänden sind Mineralschaumplatten (Kalziumsilikat) angebracht, die ein Heizsystem integrieren, das gleichzeitig temperiert und dämmt. Das Gebäude wird über Fernwärme versorgt. Eine Absorptionswärmepumpe (betrieben mit Fernwärme und Solarenergie) sorgt für Kühlung. Das


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Eingangshalle der Kunsthalle Mannheim

Lichtdecke in einem Austellungssaal im Obergeschoss

innovative Heiz- und Kühlkonzept soll nicht nur eine Steigerung der Behaglichkeit und die Einhaltung der internationalen Museumsrichtlinien gewährleisten, sondern auch den Primärenergiebedarf im Vergleich zum unsanierten Gebäude um 60 % reduzieren. Bisher wurde die installierte Kompressionskältemaschine mit Strom betrieben. Die jetzt eingebaute Absorptionskältemaschine benötigt Wärme als Antriebsenergie, die Kollektoren auf dem Dach des geplanten Neubaus liefern werden. Bis zu seiner Fertigstellung sorgt jedoch Fernwärme, mit der das Gebäude auch im Winter beheizt wird, für die benötigte Energie. Es ist gelungen, den Primärenergiebedarf des sanierten Gebäudes auf nun 19 % unterhalb der energetischen Anforderungen für Neubauten nach EnEV 2009 zu senken.

Validierung An der Kunsthalle soll langfristig die Integration modernster Technik in einem öffentlichen Gebäude beispielhaft demonstriert, wissenschaftlich ausgewertet und für zukünftige Sanierungsprojekte nutzbar gemacht werden. Dafür befinden sich 1.912 Fühler nahezu unsichtbar in Wänden und Decken. Die Apparaturen liefern Messwerte über den CO2Gehalt, die Raumtemperatur und Raumfeuchte. Die Daten werden verarbeitet, um Ventile und Pumpen gemäß der klimatischen Anforderungen zu steuern. Die Validierungsphase wird bis Ende 2015 durch das Fraunhofer IBP durchgeführt.

Wärmeschutz und Verglasung Da eine Außendämmung an der Fassade nicht in Frage kam, wurden Kalziumsilikatplatten als Innendämmung verwendet, was den U-Wert der Gebäudehülle verbesserte. Die historischen Bestandsfenster erhielten auf der Innenseite zweifach-wärmeschutzverglaste Vorsatzfenster mit einem thermisch getrennten Stahlrahmen. Die alte Einfachverglasung des Daches wurde durch eine doppelte Spiegelrasterverglasung ersetzt, das übrige Dach sowie das Notdach über der Kuppel mit 200 mm Mineralwolle gedämmt. Lichtplanung Problematisch war vor Beginn der Sanierung die Diskrepanz zwischen Tageslicht und konservatorischem Lichtschutz für Gemälde und Graphik. Es wurde ein Konzept für die moderne und energetisch sinnvolle Kopplung von Kunst- und Tageslicht entwickelt. Der Einsatz von LEDs reduziert zusätzlich den Strombedarf.

Ergebnisse Obwohl die klimatisierte Fläche nach der Sanierung etwa doppelt so groß ist, können die Betriebskosten nahezu konstant gehalten werden. Im Vergleich zu 2009 lassen sich die Kosten für den Betrieb um 10 % pro Jahr reduzieren. Gemessen an der EnEV von 2007 liegt die prognostizierte Einsparung im Bereich Fernwärme und Strom bei mehr als 30 %. Mit der Instandsetzung sind erste Weichen gestellt, um die regionale, bundesweite, bestenfalls sogar internationale Profilierung der Kunsthalle zu erreichen. Zudem wird es möglich sein, die Bestände auf hohem Niveau angemessen zu bewahren. Das Projekt verdient vor allem durch die gelungene Verbindung von Denkmalschutz und energieeffizienter Modernisierung Beachtung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) hat den Innovationsgehalt des Vorhabens gewürdigt, die Generalsanierung als Leuchtturmprojekt der Energieforschung eingestuft und im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Energieoptimiertes Bauen“ (EnOP) gefördert. Janis Eitner


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Kategorie Neubau: Mehrfamilienhaus in Kriens (Foto: Aura Fotoagentur)

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Kategorie Bestand: Wohnanlage in Augsburg (Foto: Eckhart Matthäus)

HANS-SAUER-PREIS 2014 Welche Antworten liefern Bautechnik, Architektur und Stadtplanung, um die negativen Umwelteinflüsse von Gebäuden zu reduzieren und gleichzeitig städtisches Wohnen zu verbessern und für eine Vielfalt von Generationen lebenswerter zu gestalten? Im Zuge des Wettbewerbs „RE:GENERATIONEN. RE:GENERATIV.“ um den Hans Sauer Preis 2014 wurden zwei städtische Wohnungsbauten ausgezeichnet, die in generationeller Hinsicht und mit Blick auf Ressourcenverbräuche vorbildlich sind. Zwei Preisträger In der Kategorie Neubau überzeugte das vom Büro aardeplan, Baar (Schweiz), geplante Mehrfamilienhaus in Kriens im Schweizer Kanton Luzern. Der Preis in der Kategorie Bestand ging an das Büro lattkearchitekten, Augsburg, für die Modernisierung einer Wohnanlage in der Augsburger Grüntenstraße. Mehrfamilienhaus in Kriens Das Mehrfamilienhaus im schweizerischen Kriens verwirklicht durch ein Bauen nach dem Modell der 2000-WattGesellschaft weitreichende Nachhaltigkeitsansprüche. Es kombiniert und integriert eine klimaneutrale Energieversorgung, Holzbau, ein Car-Sharing-Konzept, Recycling- und Demontagefähigkeit, eine Orientierung der Wohnungen zu drei Himmelsrichtungen und intelligente Stromsteuerung mit Aspekten der Barrierefreiheit oder der generationengerechten Nutzungsflexibilität. Die Fassaden sind sorgfältig und ruhig aus Luzerner Weißtanne gestaltet. Der Ausdruck der vertikalen Holzschalung verknüpft die historischen Bauten der Umgebung mit den modernen Bauten, welche in den letzten Jahrzenten entstanden sind. Das Mehrfamilienhaus im MINERGIE-A-ECO®-Standard ist ein Pilot- und Demonstrationsprojekt des Bundesamtes für Energie (BFE) und wird in Zukunft als Forschungsobjekt rund um die intelligente Steuerung und die Nutzung von Solarstrom neue Erkenntnisse für die Energieversorger liefern. Wohnanlage in Augsburg In Augsburg wurde die in den 1960er Jahren errichtete Wohnanlage in der Grüntenstraße im bewohntem Zustand energetisch saniert und generationengerecht modernisiert.

Durch die maximale Vorfertigung von Bauelementen konnten die Bauzeit und damit die Mieterbelastung deutlich reduziert werden. Die Sanierung umfasste eine Wohnraumerweiterung durch Wintergärten, die Erneuerung der Sanitärbereiche und die Schaffung von barrierefreien Zugängen zu den Wohnungen. Die Mieter profitieren darüber hinaus durch den Schallund Lärmschutz der neuen Fenster und der Fassade, durch konstante Zimmertemperaturen und damit verbundene jährliche Kosteneinsparungen in Höhe einer Warmmiete. Im Rahmen des Projekts „TES EnergyFacade“ konnte eine innovative Lösung für die energieeffiziente Gebäudemodernisierung von Bestandsgebäuden gefunden werden. Das modulare System erlaubt eine schnelle Bauzeit, gewährleistet U-Werte gemäß Neubaustandard und berücksichtigt auch die zukünftig immer relevanter werdende Betrachtung des Primärenergiegehalts von Baustoffen („Graue Energie“). Sonderpreis Das Projekt „VinziRast – mittendrin“ in Wien, realisiert vom Wiener Büro gaupenraub +/-, sieht Wohnraum für Obdachlose und Studierende vor. Neben der Berücksichtigung sozialer Belange und barrierefreier Gestaltung war der größtmögliche Bestandserhalt des knapp 200 Jahre alten Biedermeierhauses das zentrale Umbauziel. www.hanssauerstiftung.de

Sonderpreis: Für die Sanierung des Biedermeiergebäudes in Wien wurden alte Baumaterialien wiederverwertet, Türen instandgesetzt und Kastenfenster saniert (Foto: Kurt Kuball)


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Vision für eine nachhaltige Stadtverdichtung: das Haus auf dem Haus des Berliner Teams Rooftop

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Klappbare Fassadenmodule dienen im Sommer der Verschattung und im Winter als Wärmedämmung

SOLAR DECATHLON 2014 Der seit 2002 alle zwei Jahre ausgelobte Solar Decathlon Europe (SDE) ist der weltweit größte studentische Bau- und Realisierungswettbewerb. Er hat zum Ziel, den Komfortstandard eines heutigen Einfamilienhauses ausschließlich durch Solarenergie zu erreichen. Besonders reizvoll bei diesem Wettbewerb ist der Praxisbezug. So entwerfen die Studenten das Haus nicht nur, sie errichten es auch selbst. Aktueller Wettbewerbszyklus Im Wettbewerbszyklus 2014 liegt der Fokus auf den Themen nachhaltige Stadtverdichtung, Mobilität und Mäßigkeit. Ende 2012 standen 20 Projekte fest, die vom SDE mit 100.000 Euro gefördert werden und in die zweite Phase des Wettbewerbs eintreten durften. Austragungsort ist dieses Jahr der Schlosspark von Versailles. Im Juni und Juli werden dort Häuser aus Indien, Taiwan, Japan, USA, Mexiko, Chile etc. im „Solar Village“ aufgebaut und von der Jury unter architektonischen, technischen, ökonomischen und sozialen Aspekten bewertet. Aus Deutschland sind das Team Rooftop, eine Studentengruppe verschiedenster Fachrichtungen der TU Berlin und der UdK Berlin, sowie Teams der FH Erfurt und der FH Frankfurt beteiligt. Projekt Rooftop Unter den Berliner Studenten herrschte schnell Einigkeit darüber, dass ihr Haus niemals auf einer der letzten kostbaren freien Flächen Mitteleuropas gebaut werden dürfe – vor allem nicht, da es exemplarisch sein sollte. Auf der Suche nach Inspiration schaute man in den Himmel und sah: Dachstühle. In der Konsequenz bleiben im Entwurf vom Bestand die Brandwände und der Treppenhauskern erhalten, die klare Geometrie des Hauses gliedert den freien Raum. Vor allem die frühe Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren war richtungweisend für das Konzept, in dem jedes gestalterische Element einen technischen Nutzen und jedes technische Element eine gestalterische Ausarbeitung hat. Entwurfskonzept Es entstehen drei großzügige Terrassen: eine breite Front gen Süden, ein Dachgarten im Osten und ein Refugium im Nordwesten. Der Kern des geradlinigen Innenraums beherbergt die zentralen Funktionen eines modernen Gebäudes: Technikraum, Bad und Küchenzeile. Die Dualität von Winter und Sommer, geschlossen und offen, bildet sich klar in der Wahl der energetischen Anlagentechnik ab.

Modularität Da das Haus dreimal gebaut wird, sollte es leicht auf- und abbaubar sein. Eine stählerne Schwalbenschwanz-Verbindung zwischen Dach und Pfosten ermöglicht es, die Dachmodule an ihren 4 Eckpunkten auf die Holzstützen zu setzen, ohne zeitaufwendiges Schrauben. Jeder der Top-UV-Verbinder bringt 6 kN Vertikalkraft in die Stützen ein und übernimmt max. 0,5 kN Zugkraft, wenn die Fassade einseitig dem Wind ausgesetzt ist. Fassade Die Fassade ist von Dynamik geprägt: 16 mit PhotovoltaikModulen bestückte, hochklappbare Fassaden-Segmente können sich um 90° zur Sonneneinstrahlung ausrichten und im Sommer die Wohnung verschatten. Im geschlossenen Zustand dienen die Paneele als zusätzliche Dämmung. Die nun vertikal stehenden Module fangen die niedrig stehenden Wintersonnenstrahlen optimal ein. Technikkonzept Die auf Dach und Fassade montierte Photovoltaikanlage produziert bei Peak-Leistung von 9,5 kW Überschüsse, die dem Altbau zugeführt werden. Statt einer parasitären Dachstuhlrenovierung entsteht eine Symbiose zwischen Bestand und Ausbau. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe versorgt die Fußbodenheizung konstant mit niedrigen Vorlauftemperaturen und unterstützt bei Bedarf die solare Trinkwarmwassererzeugung. Im Sommer tragen PCM-Module mit Schmelzpunkt 23 °C an der Decke und den opaken Außenwänden die maximale Kühllast von 1,1 kW/s ab. Da der Luftvolumenstrom im Innenraum bei einfacher Nachtlüftung nicht genügt, um die Moleküle bis zum nächsten Morgen wieder vollständig zu entladen, durchströmt die Platten eine Kühlflüssigkeit. Diese zirkuliert durch ein Grauwasser aufbereitendes Schilfbeet auf der Nordterrasse, das als Kältespeicher dient. Raphael Haupt


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Der temporäre Forschungspavillon auf dem Campus der Universität Stuttgart zeigte die Möglichkeiten der robotischen Fertigung im Holzbau: Jetzt werden die Potenziale systematisch ausgelotet (Foto: ICD / ITKE Universität Stuttgart)

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Prototyp des künftigen Demonstratorbaus (Foto: Universität Stuttgart)

RESSOURCENSCHONENDE BAUKONSTRUKTIONEN Wissenschaftler der Universität Stuttgart entwickeln gemeinsam mit Industriepartnern ein Holzleichtbausystem, das die Vorteile der Roboterfertigung mit computerbasierten Entwurfs- und Simulationsverfahren sowie den dreidimensionalen Messtechniken von Architekten und Ingenieuren zusammenführt. Die Untersuchungen betreffen innovative, leistungsfähige und ressourcenschonende Baukonstruktionen aus Holz, die auch aufgrund ihres neuartigen architektonischen Ausdrucks faszinieren. Computerbasierte Planungsverfahren Bei Sonderkonstruktionen im Holzbau standen lange Zeit die handwerkliche Bearbeitung und die serielle Vorfertigung im Vordergrund. Diese Verfahren sind teuer und wenig flexibel. Daher geht der Trend seit einigen Jahren hin zu computerbasierten Planungs- und Fertigungsverfahren und dem Einsatz von Industrierobotern. Letztere ermöglichen eine Ausweitung des Anwendungsspektrums der digitalen Fabrikation und bieten mehr Freiheit für die Entwicklung innovativer, materialgerechter und anpassungsfähiger Konstruktionsprinzipien. Die Universität Stuttgart ist in der Forschung zum konstruktiven Leichtbau führend. So konnten das Institut für Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und das Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) schon im Sommer 2011 einen temporären bionischen Versuchsbau aus Holz realisieren. Der viel beachtete Forschungspavillon zeigte exemplarisch die konstruktiven und architektonischen Potenziale der robotischen Fertigung im Holzbau. Praxisnahes Forschungsprojekt Diese Vorarbeiten sollen jetzt im Rahmen eines von der Europäischen Union und dem Land Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekts mit einem Gesamtvolumen von 425.000 Euro in ein praxisnahes robotisch gefertigtes Holzleichtbausystem überführt werden. Beteiligt sind daran neben dem ICD und dem ITKE auch das Institut für Ingenieurgeodäsie (IIGS) der Universität Stuttgart, der Roboterhersteller Kuka, das Holzbauunternehmen Müllerblaustein, der Landesbetrieb Forst Baden- Württemberg sowie die Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd 2014. Im Zuge des Projekts wird ein Demonstratorbau auf der Landesgartenschau errichtet, der in Holzleichtbauweise durch eine innovative Plattenkonstruktion ausgeführt wird.

Digitale Prozesskette Die Erforschung der Potenziale robotischer Fertigung erfordert auch die Entwicklung und den Einsatz von neuartigen architektonischen Entwurfs-, Planungs- und Simulationsverfahren. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die durchgehende digitale Prozesskette von der Modellierung der Bauwerksgeometrie über die statische Berechnung bis zur computerunterstützten Fertigung sowie der anschließenden Überprüfung von Toleranzen und geometrischen Abweichungen. An der Universität Stuttgart wird deshalb ein integrativer und interdisziplinärer Ansatz verfolgt, der die Eigenschaften und die Bearbeitungsmöglichkeiten des Werkstoffs Holz berücksichtigt. In der universitätseigenen robotischen Fertigungsanlage werden neue praxisnahe Konstruktionsprinzipien entwickelt und zu einem architektonischen System ausgearbeitet. Andrea Mayer-Grenu

Robotisch gefertigter Holzpavillon auf dem Landesgartenschaugelände in Schwäbisch Gmünd (Foto: ICD Universität Stuttgart)


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LAUBE LIEBE HOFFNUNG Restaurant in Frankfurt am Main

Neuer Anziehungspunkt des Frankfurter Europaviertels ist „Laube Liebe Hoffnung“, ein Restaurant mit Besprechungsraum, Terrasse und Aussichtsturm. Das Holzbauwerk, das in der zentralen Grünanlage Europagarten sichtbarer Identifikations- und Treffpunkt sein will, wurde von Franken Architekten entworfen und von Tilman Lange Braun & Schlockermann Architekten ausgeführt. Skulpturale Faltung Die markante raumbildende Gestalt des Pavillons entwickelt sich aus einer kontinuierlichen skulpturalen Faltung, die sich über drei Gebäudeflügel spannt. Der erste Flügel liegt parallel zur Promenade und damit zur Baustelle der Untertunnelung des Europagartens. Er beherbergt das „Laubenesszimmer“ mit zweiseitiger Verglasung, durch die man einen schönen Blick auf das wachsende Quartier und die Außenterrasse hat, die sich an die Promenade anschließt. Im zweiten Flügel befindet sich das „Laubenwohnzimmer“, das als Besprechungsraum dient. Es liegt quer zur Hauptachse und kragt dramatisch über die Baustelle aus. Hier öffnet sich der Blick nach Osten bis zur Skyline und nach Westen auf die Baustelle. Beide Flügel begleitend kragt außerdem ein Balkon nach Südwesten aus. Nach Abschluss der Baustelle kann hier eine weitere geschützte, zum Park orientierte Terrasse entstehen. Am Schnittpunkt beider sich zu den Spitzen verjüngenden Flügel faltet sich der dritte Flügel in die Vertikale und bildet so den 14 m hohen Turm. Er markiert den Pavillon als sichtbares Zeichen und definiert den Haupteingang. Von seiner begehbaren Plattform aus bietet sich ein spektakulärer Rundumblick über das Europaviertel. Anmutung einer Gartenlaube Betritt man das Gebäude, öffnet sich der Blick in die Stadtlandschaft durch ein Horizontalfenster genau im Schnittpunkt der Flügel. Die Bar liegt direkt vor diesem Fenster. Die offene Küche im „Esszimmer“ bildet das Herz des Gebäudes. Als „Feuerstelle“ steht sie symbolisch für Wärme, Licht, Essen und Gemeinschaft. Das „Wohnzimmer“ ist mit moderner Verdunkelungs- und Präsentationstechnik als Veranstaltungsraum professionell nutzbar. Die Struktur des Gebäudes ist eine Holzständerkonstruktion mit Lärchenholzfassade, die inszenatorisch mit der Interpretation einer modernen Gartenlaube spielt. Dieses Motiv wird im Innenraum weiterentwickelt. Dort offenbart sich den Gästen ein heller Gastraum mit viel warmem Holz, alten Lampen und liebevoll zusammengestelltem Gartenhaus- und Küchendekor. Die Lage im Europagarten und das Miteinander stehen auch im gastronomischen Konzept im Mittelpunkt und klingen schon im Namen „Laube Liebe Hoffnung“ an. Nicole Franken

„Die drei Flügel stehen zueinander wie Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger einer Hand. Sie markieren die drei Grundrichtungen im Raum in x-, y- und z-Richtung und damit die Grundvoraussetzung jeder Architektur als eine Ausdehnung im Horizontalen und Vertikalen – Erde und Himmel.“ (Bernhard Franken)

unten Die offene Küche bildet das Herz des Gebäudes (Alle Fotos: Eibe Sönnecken, © Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG)


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BAUKULTUR 3_2014 Dämmplatten aus Holzschaum (Foto: Manuela Lingnau, Fraunhofer WKI)

EFFEKTIVE WÄRMEDÄMMUNG MIT HOLZSCHAUM Forscher des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI in Braunschweig haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich aus Holzpartikeln Schaumstoff herstellen lässt. Dieser Holzschaum lässt sich genauso einsetzen wie klassische Kunststoffschäume, ist dabei aber ein hundertprozentiges Naturprodukt aus nachwachsenden Rohstoffen. Um den Schaum herzustellen, wird das Holz zunächst in feine Partikel zermahlen, bis eine schleimige Masse entsteht. In diese Suspension wird dann Gas geleitet, um sie aufzuschäumen. Anschließend wird der Schaum ausgehärtet, wobei die holzeigenen Stoffe den Härtungsprozess unterstützen. Ein alternatives Herstellungsverfahren basiert auf speziellen chemischen Pro-

zessen. Das Ergebnis ist ein leichter Grundwerkstoff, der sich entweder zu Hartschaumplatten oder elastischen Schaumstoffmatten weiterverarbeiten lässt. Zwar gibt es heute bereits Dämmstoffe auf Holzbasis, etwa Vliese aus Holzfasern oder Holzwolle. Diese haben aber den Nachteil, dass sie fasern und weniger formstabil sind als Dämmmaterialien aus Kunststoff. Oftmals sinken Dämmvliese aus Holzfasern im Laufe der Zeit durch Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit in der Mitte ein. Dadurch geht ein Teil der Dämmwirkung verloren. Der am WKI entwickelte Holzschaum ist nach den Normen, die für Dämmstoffe gelten, analysiert und weist in Hinblick auf die wärmedämmenden,

mechanischen und hygrischen Eigenschaften viel versprechende Werte auf. Derzeit experimentieren die Braunschweiger Wissenschaftler mit verschiedenen Holzarten, um herauszufinden, welche Baumarten sich besonders gut als Grundstoff eignen. Darüber hinaus gilt es nun, geeignete Prozesse zu identifizieren, mit denen sich solche Holzschäume auch im großen Maßstab industriell fertigen lassen. Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten des innovativen Werkstoffs nicht auf Dämmung begrenzt: Auch Verpackungen lassen sich auf Basis von Holzschaum herstellen – diese könnten auf lange Sicht das erdölbasierte Styropor ersetzen. www.wki.fraunhofer.de

rechts Demonstrator einer RetrofitLED-Lampe mit Transistoren aus Galliumnitrid (Foto: Fraunhofer IAF)

LED-LAMPEN: NOCH HELLER UND STROMSPARENDER Bis zum Jahr 2020 wird ein LED-Anteil in der Beleuchtung von bis zu 90 % prognostiziert. Die winzigen Dioden bieten viele Vorteile: Sie sind umweltfreundlich, da sie keine schädlichen Stoffe beinhalten, weniger Energie verbrauchen und eine höhere Lebensdauer als herkömmliche Lichtquellen besitzen. LEDs haben jedoch auch eine Schwachstelle: Sie reagieren sehr empfindlich auf Stromschwankungen und Spannungsspitzen. Um einwandfrei funktionieren zu können, benötigen sie einen Treiber, der ständig für einen konstanten Strom sorgt. Der Treiber, der den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom mit reduzierter Spannung

wandelt, bestimmt maßgeblich die Lichtausbeute und Lebensdauer der gesamten LED-Lampe. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Treiberelektronik. Forscher am Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg setzen auf Spannungswandler mit Transistoren, die auf Galliumnitrid (GaN) basieren. Die Schaltgeschwindigkeit eines GaN-basierten Treibers kann bis zu einem Faktor 10 höher ausgelegt werden als die des Pendants aus Silizium. Die LED-Lampe kann bei gleicher oder höherer Lichtleistung insgesamt kompakter und leichter konstruiert werden. Aufgrund der positiven Eigen-

schaften des neuen Halbleitermaterials ist es gelungen, den Wirkungsgrad des GaN-Treibers auf 86 % zu steigern. Zudem erzielten die Leuchten eine doppelt so hohe Lichtleistung wie derzeit verfügbare LED-Lampen mit Siliziumtransistoren: Während LED-Retrofit-Lampen mit Siliziumbauelementen einen Lichtstrom von etwa 1000 Lumen erreichen, kommen die Forscher vom IAF auf 2090 Lumen. Und je höher die Lichtausbeute bzw. der Wirkungsgrad ausfällt, desto geringer ist der Stromverbrauch. www.iaf.fraunhofer.de


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rechts Firmengebäude der Linzmeier Bauelemente GmbH in Riedlingen (Foto: Ulrich Studios)

INDUSTRIELLER NEUBAU UND SANIERUNG IM PASSIVHAUSSTANDARD Energieoptimiertes Bauen mit schlanken Bauteilquerschnitten demonstriert die Linzmeier Bauelemente GmbH in Riedlingen mit dem Neubau ihres Schulungs- und Ausstellungsgebäudes, das als Passivhaus realisiert wurde. Im Zuge der Baumaßnahme wurde das bestehende Büro- und Verwaltungsgebäude aus den 1970er Jahren zu einem Null-Emissionsgebäude saniert. Schlanke, hocheffiziente Dämmlösungen Die Linzmeier Bauelemente GmbH ist seit vielen Jahren erfolgreich mit Dämmelementen aus PUR/PIR-Hartschaum für Neubau und Sanierung auf dem Markt. Sämtliche Gewerke für die hoch wärmedämmende, luftdichte Gebäudehülle – sowohl für den Neubau als auch für die Modernisierung – wurden mit Dämm- und Bauelementen aus eigener Produktion ausgeführt. Als Partner des EcoCommercial Building Programms (ECB), dem Kompetenznetzwerk für Nachhaltiges Bauen, trägt Linzmeier dazu bei, die steigenden Anforderungen an energieoptimiertes Bauen mit schlanken Bauteilquerschnitten wirtschaftlich und umweltschonend zu erfüllen. Neubau Bei dem zweigeschossigen Neubau kam das Wandbausystem LITEC WBS zum Einsatz, das aus einer PUR/PIRgedämmten Holzrahmenkonstruktion besteht, die wiederum mit einer LINITHERM PAL 2U Außendämmschale kombiniert ist. Der Holzrahmen in 100 mm Stärke wurde nach statischen Erfordernissen dimensioniert, um den Anteil der wärmebrückenfreien Außendämmung am Wandaufbau zu erhöhen. Als Dämmstoff weist PUR/PIR eine extrem niedrige Wärmeleitfähigkeitsstufe bis WLS 023 auf, die von keinem anderen gebräuchlichen Dämmmaterial erreicht wird. Dadurch lässt sich mit schlanken, leichten Bauteilen ein hocheffizienter Wärmeschutz mit für Passivhäuser typischen U-Werten realisieren. Beim Linzmeier Info-Center wurde mit einer 240 mm starken gedämmten Ebene ein U-Wert von 0,10 W/m²K erzielt. Alternative Dämmstoffe wie Mineralwolle würden bei gleichem U-Wert 340 mm Dämmstoffdicke aufweisen. Das flach geneigte Pultdach – eine Leimbinderkonstruktion mit 5 m Rasterabstand, die durch Pfetten und Sparren ergänzt ist – erhielt eine Aufsparrendämmung mit LINITHERM PAL 2UM und erzielt dadurch einen sehr guten U-Wert von 0,09 W/m²K. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes liegt bei lediglich 75,02 kWh/m²a. Für diesen Gebäudetyp wäre nach EnEV 2007 ein Primärenergiebedarf von 179 kWh/m²a üblich.

Sanierung des Altbaus Das alte Bürogebäude wurde bis auf die Stahlbetondecken mit ihren Stützen entkernt. Die Wandflächen sind mit einer Luftdichtheitsschicht versehen und von außen mit 200 mm dicken LINITHERM PAL W Außendämmplatten beplankt (U-Wert: 0,11 W/m²K). Vor der Sanierung lag der Primärenergiebedarf des Gebäudes bei 231 kWh/m²a, das entspricht 23.500 l Heizöl. Die CO2-Emissionen lagen bei 87.071 kg/a. Nach der Sanierung benötigt das Gebäude nur noch 68,28 kWh/m²a bei CO2-Emissionen von 16.713 kg/a. Den minimalen Energiebedarf deckt eine Wärmepumpe, die auch für Lüftung und Kühlung sorgt. Das sanierte Gebäude ist jetzt unabhängig von fossilen Brennstoffen. EcoCommercial Building Programm (ECB) Die Linzmeier Bauelemente GmbH ist Partner des EcoCommercial Building Programms (ECB), das einen ganzheitlichen Ansatz beim Bau energieoptimierter und nachhaltiger Gebäude verfolgt. Das von Bayer MaterialScience initiierte Kompetenznetzwerk, in dem allein im deutschsprachigen Raum rund 20 Industriepartner interdisziplinär zusammenarbeiten, bietet auf das jeweilige Objekt zugeschnittene Unterstützung durch innovative Lösungen, Materialien und Dienstleistungen für Nachhaltiges Bauen. Denn nur im perfekten Zusammenspiel aller Bauteile ist gewährleistet, dass die vorgeschriebene Energiebilanz für das Gebäude erreicht wird – im Wohnungs- und Industriebau ebenso wie im Bürooder Ladenbau. Monika Eher, Rüdiger Utsch Linzmeier Bauelemente GmbH Industriestraße 21 88499 Riedlingen www.linzmeier.de EcoCommercial Building Programm (ECB) Bayer MaterialScience Aktiengesellschaft www.materialscience.bayer.com www.ecocommercial-building-network.com/de


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oben Schüco Fenster AWS 90.SI+ Green rechts Schüco Fassade FW 50+.SI Green

NATUR IN TECHNIK Gebäude sind bei Herstellung und Nutzung die Hauptverursacher beim Ausstoß von Treibhausgasen, und die Gesetzgebung reagiert mit strengeren Richtlinien. Deshalb fordern Architekten und Bauherrn neue, ökologisch sinnvolle Produkte, die ein Maximum am CO2-Einsparpotenzial aufweisen und die natürlichen Rohstoffe schonen. Neue Produktgeneration Wie nach dem Ende des Rohölzeitalters stoffliche Alternativen für Kunststoffmaterialien aussehen können, zeigt Schüco mit seiner „Green“-Produktgeneration. Das Aluminium Fassadensystem FW 50+.SI Green und das Aluminium Fenstersystem AWS 90.SI+ Green integrieren Bauteile, wie z.B. Isolierstege, Dichtungen oder Andruckprofile, mit Anteilen aus nachwachsenden Rohstoffen. Dadurch werden fossile Rohstoffe teilweise substituiert und der Energiebedarf aus der Rohstoffherstellung reduziert. Transfer von Biotechnologie Möglich ist diese Entwicklung z. B. durch die genügsame Pflanzenart Ricinus communis, zu deutsch „Wunderbaum“. Aus den Samen dieses Baumes entsteht am Ende seiner Wertschöpfungskette Sebacinsäure, die zur Herstellung von Polyamiden genutzt wird. Diese so erzeugten Polyamide bilden die Basis für die Andruckprofile des Fassadensystems FW 50+.SI Green und für die „grünen“ Isolierstege, die in das Fenstersystem AWS 90.SI+ Green integriert werden. Für die Schaumstoffe dieser Isolierstege ist sogar das Öl der Samen ohne chemische Umwandlungen eingesetzt. Auch mit den in beiden Profilsystemen eingesetzten Dichtungen leistet Schüco einen Vermarktungsbeitrag für den Transfer von Biotechnologie: mit der Verwendung von EPDM (synthetischer Kautschuk) auf Basis von Zuckerrohr bzw. Bioethanol. Zertifiziertes System Für all diese Materialien gilt: Die anfängliche und danach jährliche Prüfung durch ein unabhängiges Zertifizierungsverfahren (DIN CERTCO) gewährleistet, dass die angestrebten

Inhalte an nachwachsenden Rohstoffen auch erreicht werden. Mit den Systemerweiterungen AWS 90.SI+ Green und FW 50+.SI Green kombiniert Schüco den geprüften Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen mit Wärmedämmung auf Passivhausniveau bzw. darüber hinaus. Denn das Fassadensystem FW 50+.SI Green hat den strengen Passivhaus-Zertifizierungskriterien des Passivhaus Instituts Darmstadt entsprochen und ist seit der BAU 2013 Passivhaus zertifiziert. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz Wärmedämmung ist für die Energiewende der erste entscheidende Schlüsselfaktor. Bereits heute haben sich viele Kommunen verpflichtet, Wärmedämmung auf Passivhausniveau als Standard bei der Errichtung öffentlicher Gebäude zu definieren. Genau diese Anforderungen erfüllt sowohl das Fenstersystem AWS 90.SI+ Green als auch das Fassadensystem FW 50+.SI Green. Beide Konstruktionen verbinden die Vorteile des langlebigen Werkstoffs Aluminium mit Wärmedämmung auf Passivhausniveau, schonen dadurch die natürlichen Ressourcen und reduzieren die CO2-Emissionen. Ausgerüstet mit Kunststoffen, die nachweislich einen signifikanten Anteil an nachwachsenden Rohstoffen erhalten, leisten diese Fenster und Fassaden nun gleich einen doppelten Beitrag zur Reduktion der Treibhausgase, da sie ein reduziertes „global warming potential“ aufweisen. Das bedeutet: Durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen werden bei der Herstellung weniger Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt – und darüber hinaus die natürlichen Ressourcen geschont. www.schueco.de/aws-90si-plus-green


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NEUER SHOWROOM Schüco zum Anfassen

Die Schüco International KG hat am Standort Bielefeld einen 800 m2 großen Showroom errichtet. Dort wird das aktuelle Produktportfolio der Metallbau-Sparte interaktiv präsentiert und in Bezug auf Design, Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz ansprechend in Szene gesetzt. Architekten, Planer, Investoren und Metallbauer haben damit ganzjährig Gelegenheit, neue und bewährte Fenster-, Türen- und Fassaden-Technologien aus Aluminium visuell und haptisch zu erleben. Der Showroom präsentiert z. B. das auf dreidimensionalen Entwürfen und Planungen basierende Schüco Parametric Concept und die unter Schüco SimplySmart zusammengefassten Entwicklungen für effiziente Planung, Fertigung und Montage von Aluminium-Systemen für Fenster, Türen und Fassaden. Hinzu kommen Produkte für mehr Effizienz und Design, wie z. B. LED-Beleuchtungslösungen für Fenster und Fassaden oder das Door Control System mit seinen Komponenten für Zutrittskontrolle, Fluchttürsicherung und Türkommunikation. Wie ältere Gebäude energetisch aufgerüstet und mit zusätzlichem Komfort durch neue Funktionen ausgestattet werden können, zeigt ein weiterer Themenkomplex der Ausstellungsfläche. Auch das mit zwei international renommierten Designpreisen ausgezeichnete Schiebesystem ASS 77 im Panorama Design hat neben den bekannten Fenster-, Türen- und Fassadensystemen von Schüco im Showroom seinen Platz. Die interaktiv gestaltete Ganzjahresausstellung zeigt nutzerorientierte Lösungen für unterschiedliche Themenbereiche, mit denen sich Zukunft gestalten lässt und die bereits heute einsetzbar sind. Denn in den kommenden Jahren werden andere Rahmenbedingungen bei Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, aber auch bei Design und Sicherheit eine Rolle spielen. An diesen komplexen Bedürfnissen orientiert sich Schüco bei seinen Entwicklungen – und unter dieser Prämisse werden die Inhalte der Ausstellung stets aktualisiert.

Neuer Showroom am Standort Bielefeld

Präsentation des auf dreidimensionalen Planungen basierenden „Schüco Parametric Concept“

Blick auf die Themenpräsentation „Schüco SimplySmart“

Der Schüco Showroom ist montags bis freitags von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Die Anmeldung erfolgt entweder beim jeweiligen Schüco Ansprechpartner oder online unter www. schueco.de/showroom-bielefeld.

Schüco International KG Karolinenstraße 1–15 33609 Bielefeld www.schueco.de

Blick auf den Themenbereich „Intelligente Funktionalität“


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Die Natur ins Haus holen: Privathaus, Oldenburg

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Lichtdurchflutete Geschäftsräume mit Klimaglas: Firmensitz Vierol AG, Oldenburg

MIT KLIMAGLAS GROSSE GLASFLÄCHEN OPTIMAL GESTALTEN Natürliches Tageslicht mit seiner wechselnden Dynamik und Intensität steuert den Biorhythmus des Menschen und steigert Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden. Wer viel Sonnenlicht ins Innere eines Gebäudes holt, muss bei der Auswahl der Verglasung eine Reihe von Faktoren berücksichtigen. „Heutzutage werden sehr hohe Anforderungen an den Werkstoff Glas gestellt“, betont Hermann Schüller, geschäftsführender Gesellschafter der Semco-Gruppe. „Mit unseren Funktions-Isoliergläsern sind wir in der Lage, auch bei großen Glasfassaden für ein ausgeglichenes und behagliches Raumklima zu sorgen, selbst bei starker Sonneneinstrahlung oder extremer Kälte. Wir haben die Idee des passiv-integrativen Fassadenkonzepts entwickelt, bei dem wir die Nutzung passiver Solarenergie optimieren und gleichzeitig, durch die Wahl der richtigen Verglasung, für optimalen Schutz vor Überhitzung sorgen.“ Das Ergebnis sind lichtdurchflutete Räume mit großzügigen Fensterflächen, die das ganze Jahr über zum Wohlfühlen einladen.

solare Energie ins Innere, trüben aber den unverfälschten Blick nach außen nicht. Selbst große Fensterformate von bis zu 3,21 x 6 m lassen sich mit den unterschiedlichen Klimagläsern realisieren. Wird die Wärme im Sommer außen vor gelassen, helfen die Gläser dabei, sie im Winter dort zu halten, wo sie hingehört: in die Wohn- und Arbeitsräume. Mit Wärmedämmwerten von bis zu 0,5 W/m²K gehört das Semco Klimaglas zu den Spitzenprodukten im Segment der Wärmedämmgläser und sorgt bei jedem Wetter für ein behagliches Wohnklima.

Ziel moderner Wärmedämmgläser ist es, im Winter Energie und damit Geld zu sparen. Dank hoher Energiedurchlasswerte wird im Winter durch Sonneneinstrahlung Energie hinzu gewonnen. Bei großen Glasflächen kommt im Sommer aber auch entsprechend mehr Sonnenenergie in die Räume, sodass eine Klimaanlage laufen muss, was Kosten verursacht. Deshalb gilt es, bei der Verglasung auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Wärmeabgabe durch das Glas nach außen und Energiedurchlass nach innen, angepasst an die Größe der Fensterflächen, zu achten. „Wir sind heute mit unseren Klimagläsern in der Lage, sommerliche Überhitzung weitgehend zu vermeiden und in der kalten Jahreszeit für perfekt gedämmte Räume zu sorgen, in denen man sich selbst bei widrigsten Außentemperaturen gerne aufhält. Außerdem sind Farbwiedergabe und Lichtdurchlass durch unsere speziellen Beschichtungen sehr hoch“, erläutert Hermann Schüller.

Der erhöhte Lichteinfall bei großen Glasflächen hat nicht nur für den Menschen einen positiven Effekt, er schont auch die Umwelt und spart Kosten, denn durch die maximale Ausnutzung des Tageslichts kann tagsüber teilweise vollständig auf den Einsatz elektrischer Lichtquellen verzichtet werden, was den Energieverbrauch zusätzlich senkt. Semco Klimaglas findet sowohl beim 2-fach-Isolierglas (Semco Klima) als auch beim 3-fach-Isolierglas (Semco Klimastar) seinen Einsatz. Ein Aspekt verdient laut Hermann Schüller aber zunehmend an Beachtung: „Unsere Klimagläser stellen hochfunktionale Premium-Lösungen dar. Wir müssen aber anfangen, Funktions-Isoliergläser als Ganzes zu betrachten. Deshalb gehört im Funktions-Isolierglasverbund zu einem guten Glas auch ein entsprechend hochwertiger Abstandhalter, der dem Standard der „Warmen Kante“ genügen muss. Unser SemcoSpacer BL-System wertet die Fenster durch den homogenen Gesamteindruck optisch auf. Zusätzlich sorgt er mit seiner geringen Wärmeleitung und der verbesserten Fähigkeit, Klimalasten zu verarbeiten, dafür, dass die Fenster selbst bei tiefsten Temperaturen für angenehmes Raumklima sorgen.“

Klassische Sonnenschutzbeschichtungen, bei denen das Glas getönt wirkt, stören den optischen Gesamteindruck und den Blick auf die Außenwelt. Mit ihrer speziell entwickelten transparenten Glasbeschichtung lassen die Semco Klimagläser an Tagen mit starker Sonneneinstrahlung nur wenig

Semcoglas Holding GmbH Langebrügger Straße 10 26655 Westerstede www.semcoglas.com


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oben Der neue Geniax KNX Coupler zur Anbindung von Wilo-Geniax an KNX-Systeme (Foto: Wilo SE) links Auch per BACnet-Modul lässt sich Wilo-Geniax in Gebäudeautomationsnetze einbinden – wie hier bei der Fritz Holter GmbH in Österreich (Foto: Wilo SE)

NEUE KNX-SCHNITTSTELLE FÜR WILO-GENIAX Das Wärmeverteilsystem Wilo-Geniax bietet in Kürze noch flexiblere Anschlussmöglichkeiten: Der Dortmunder Pumpenspezialist Wilo SE bringt im Mai 2014 den neuen „Geniax KNX Coupler“ auf den Markt, der erstmals eine KNXSchnittstelle für die Komplettlösung aus kleinen Pumpen und zentraler Steuereinheit bereitstellt. Auf diese Weise können künftig auch Immobilien mit KNX-Verkabelung von der energiesparenden Form der Wärmeverteilung durch Wilo-Geniax profitieren. Geniax KNX Coupler Mit dem neuen KNX Coupler weitet der Dortmunder Pumpenspezialist die unterstützten Bus-Standards im Bereich der Gebäudeleittechnik für Wilo-Geniax aus. Während das BACnet Module für das System bereits seit 2010 verfügbar ist, sammelte Wilo mit KNX zunächst ausgiebige Erfahrungen: Seit Anfang 2013 führte das Unternehmen mit mehreren Installationen umfangreiche Tests durch. Als Ergebnis kommt jetzt im Mai 2014 der „WiloGeniax KNX Coupler“ auf den Markt, der erstmals die einfache und kostengünstige Anbindung von Wilo-Geniax an KNX-Systeme ermöglicht. Montage Der KNX Coupler ist ein anschlussfertiges Komplettgerät inklusive Gehäuse nach DIN 43880 zur Installation in Verteilerkästen – ganz einfach per Hutschienenmontage auf 35-mm-Tragschienen. Die Anschlussarbeiten sind in wenigen Sekunden erledigt: An der Primärseite wird der Wilo-Geniax-Bus

inklusive 24 V-Spannungsversorgung angeschlossen, an der Sekundärseite der KNX-Bus in Zweidrahttechnik. Konfiguration Mit der Wilo-Software „SysConfigurator“ lässt sich der KNX Coupler danach komfortabel konfigurieren. Zur Konfiguration sind nur einige wenige Angaben nötig: Neben den KNX-Gruppenadressen für die Ist- und Sollwerte für die einzelnen Räume ist auch die Zuordnung der KNX-Raumbezeichnungen zu den Geniax-Raumbezeichnungen einzugeben. Per Mausklick lässt sich dann die Server-Konfigurationsdatei erstellen, die bei der Inbetriebnahme vom Server weiterverarbeitet wird. Pro KNX-Coupler können maximal 15 Räume über das System verwaltet werden. Bediensoftware Auch die Bediensoftware „SysManager“ wurde zur Berücksichtigung des KNX Couplers in verschiedenen Punkten angepasst: unter anderem durch eine Darstellung der KNX Coupler in

Baum- und Listenstrukturen sowie durch übersichtliche Tabellen mit allen relevanten Informationen. Für ServiceFachleute bietet Wilo-Geniax auf diese Weise höchste Transparenz und erstklassige Kontrollmöglichkeiten der Schnittstellenfunktionalität zum KNXSystem. Flexible Anschlussmöglichkeiten „Der neue Wilo-Geniax KNX Coupler ist für uns eine wichtige Ergänzung im Bereich der Gebäudeleittechnik“, erklärt Ulf Heidrich, Leiter Technischer Support für Gebäudeautomation bei Wilo. „Damit unterstützt Wilo-Geniax jetzt alle wichtigen Bus-Standards, sodass der Anschluss des Systems flexibel erfolgen kann – je nach der gewünschten oder bereits vorhandenen Verkabelung.“ WILO SE Nortkirchenstraße 100 44263 Dortmund www.wilo.com


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KONSEQUENT ARCHITEKTONISCH Bäder sind heute individuell gestaltete Lebenswelten, bei denen die Funktionen in die Raumarchitektur integriert sind. Für eine ganzheitliche Badgestaltung benötigt es Lösungen, die dem Wunsch nach neuen und individuell anpassbaren Produkten und Formen gerecht werden. Die Serie HANSALOFT gibt es in zwei formalen Grundtypen, mit denen sowohl kubisch-klar als auch harmonisch-rund geplante Badwelten realisiert werden können. Charakterstarke Formen Die seitenbedienbare HANSALOFT ist speziell für gehobene Badwelten konzipiert und damit eine ideale Ergänzung des HANSA|LIVING-Segments. Die kubische Formensprache macht den eigenständigen Charakter der Armatur aus. Durch ihre großzügige Dimensionierung bietet sie Top-Komfort und passt in Bäder mit klarem architektonischem Gesamtkonzept. Hochglänzende Flächen, exakte Winkel und makellose Kanten verleihen der HANSALOFT mit seitlich bedienbarem Hebel eine außergewöhnliche Präsenz. Elegante Bereicherung Für eine Badplanung mit harmonischrunden Formen ist die HANSALOFT mit zentralbedientem Hebel die ideale Alternative zur kubischen Version. Die Armatur ist in Geometrie und Materialität unübersehbar mit der seitenbedienten HANSALOFT verwandt und stellt zugleich doch einen eigenständigen Typus dar. Das eigentlich klassische Bedienkonzept wird bei der zentralbedienten HANSALOFT durch die gegen-

läufige Ausrichtung der Achsen von Auslauf und Hebel neu interpretiert. Individuelle Badwelten Die Armaturenserie HANSALOFT bietet ein differenziertes Sortiment, das zur Realisierung individueller, badarchitektonischer Vorstellungen geradezu auffordert. Passende Armaturen für Dusche, Wanne und Bidet, 3-Loch-Varianten und elegante Wandarmaturen ermöglichen eine ganzheitliche Badgestaltung im Seriendesign. Wasserverbrauch + Wasserqualität Mit nur 6 Litern pro Minute weist die Waschtischarmatur HANSALOFT einen zeitgemäß geringen Wasserverbrauch auf. Zur Bewahrung der Wasserqualität verwendet HANSA besonders hochwertige Materialien. Der Armaturenkörper ist aus der korrosionsarmen und entzinkungsbeständigen Messinglegierung MS 63 gefertigt. Die Oberflächen mit Wasserkontakt im Inneren der Armatur sind frei von Nickelbeschichtung – für uneingeschränkten Trinkwassergenuss auch im Bad.

Armatur HANSALOFT mit seitenbedientem Hebel

Armatur HANSALOFT mit zentralbedientem Hebel

Hansa Metallwerke AG Sigmaringer Straße 107 70567 Stuttgart www.hansa.de


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BAUKULTUR 3_2014

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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 36. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.400 54 100 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dipl.-Ing. Alexander von Canal (Veranstaltungen und Mitgliederbetreuung) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: baukultur@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: jung@vbk-verlag.de Anzeigen Christina Ahr M.A. E-Mail: ahr@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 1.10.2013. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten. Druckauflage: 5.000 Exemplare (IVW IV/2013)

Vorschau Ausgabe 4_2014 >> fassadenBAUKULTUR

Autoren dieser Ausgabe Prof. Renigard Baron Oberrheinischer AIV Freiburg Mitglied www.oaiv-freiburg.de Yvonne Beck AIV Würzburg Vorsitzende www.aiv-wuerzburg.de David Böse Zirngibl Langwieser Rechtsanwälte Partnerschaft www.zl-legal.de Jörg Brause AIV zu Berlin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.aiv-berlin.de Erich Deutschmann AIV Magdeburg Schriftführer www.aiv-magdeburg.de Janis Eitner Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit www.ibp.fraunhofer.de Nicole Franken Franken Architekten GmbH Frankfurt am Main www.franken-architekten.de

DAI Kooperationspartner

Raphael Haupt Solar Decathlon Europe 2014 Team Rooftop Berlin www.teamrooftop.de Dr. Barbara Hendricks MdB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Berlin www.bundesregierung.de Denise Junker Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.bundesstiftung-baukultur.de Andrea Mayer-Grenu Universität Stuttgart Abt. Hochschulkommunikation www.uni-stuttgart.de/hkom Gerhard Steyer VHV Verbands- und Kooperationsmanagement Bau (VKB) Wiesbaden www.vhv.de Michael Werner Zirngibl Langwieser Rechtsanwälte Partnerschaft www.zl-legal.de


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Mai 2014 | Ausgabe 3 | ISSN 1862-9571

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