BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.
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Schwerpunkte DAI Tag in Aschaffenburg Großer DAI Preis für Baukultur 150 Jahre DAI
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jubiläums
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SCHÜTZT VOR RIESIGEN RISIKEN: DEUTSCHLANDS BAUSPEZIALVERSICHERER
Es war das größte Bauprojekt auf der Berliner Museumsinsel – der Umbau des unter UNESCO-Schutz stehenden Pergamonmuseums. Deshalb vertrauen die verantwortlichen Architekten und Ingenieure* der VHV, wenn es um die Absicherung großer Haftpflichtrisiken geht. Genauso professionell versichern wir natürlich auch Ihr Bauunternehmen und Ihre Bauprojekte. Denn als Bauspezialversicherer bietet die VHV optimalen Schutz vor Risiken und liefert so die nötige Sicherheit bei Planung und Baudurchführung. Mehr Informationen erhalten Sie unter Tel.: 0180.22 32 100** oder unter www.vhv-bauexperten.de ** Festnetzpreis 6 Cent pro Anruf, aus Mobilfunknetzen höchstens 42 Cent pro Minute.
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editorial
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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, ich freue mich, dass wir in diesem Jahr den DAI Tag, der bereits im letzten Jahr in Aschaffenburg geplant und bestens vorbereitet war, nun als gemeinsame Veranstaltung durchführen können. Leider ist uns die Corona-Pandemie in 2020 dazwischengekommen, und wir werden auch in diesem Jahr weiterhin sorgsam damit umzugehen haben. Wir werden den AIV Aschaffenburg, die Stadt und die Region kennenlernen und gleichzeitig das 10. Jubiläum seiner Wiedergründung im Jahr 2010 feiern (vgl. S. 16–17). Großer DAI Preis für Baukultur Auch werden wir in diesem Jahr die Verleihung des Großen DAI Preises für Baukultur 2020 nachholen. Das Architektenehepaar Brigitte und Prof. Ernst Ulrich Scheffler aus Frankfurt am Main blickt auf eine fast 50-jährige Schaffenszeit zurück, die der DAI mit dieser Auszeichnung würdigt. In einem Interview geben sie einen Einblick in ihren Werdegang und ihren Arbeitsalltag (vgl. S. 14–15). Inzwischen ist die nächste Generation dem gemeinsamen Büro beigetreten. Einige der in den letzten Jahren entstandenen Projekte haben wir bereits in der „aschaffenburgerBAUKULTUR“ im vergangenen Jahr vorgestellt, und auch in der vorliegenden „jubiläumsBAUKULTUR“ werden einige Entwürfe präsentiert. 150 Jahre DAI Der alljährliche DAI Tag steht in der Tradition der „Wanderversammlungen“, zu denen sich jeweils im September seit 1842 die noch jungen Architekten- und Ingenieurvereine der deutschen Länder an wechselnden Orten trafen. Aus diesen Versammlungen heraus wurde im Jahr 1871 der Deutsche Verband der Architekten- und Ingenieurvereine gegründet. Damit feiert der DAI in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum. Während dieser Zeit hat der Verband vieles bewirkt, die wichtigsten Aspekte habe ich vor einiger Zeit schriftlich zusammengefasst (vgl. S. 10–11). Beim Schreiben habe ich festgestellt, dass die Verbandsgeschichte nur sehr wenig dokumentiert ist. Der DAI gibt daher zu seinem 150. Jubiläum eine Festschrift heraus, in der zunächst die Verbandsgeschichte umfassend aufbereitet und dargestellt wird. Dann stellen sich die heutigen Architekten- und Ingenieurvereine
mit ihren zahlreichen Projekten vor. Weitere Beiträge werfen einen Blick in die Zukunft des Verbandes und seiner Aufgaben. Gerne können Sie das Buch heute schon zum Vorzugspreis vorbestellen. Es eignet sich nicht nur zum Schmökern, sondern auch als Präsent für die verschiedensten Anlässe. DAI heute Auch nach fast 150 Jahren zeigt sich, dass die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Ingenieuren ein wichtiges und aktuelles Anliegen des Verbandes und seiner Mitgliedsvereine bleibt. Hier wird auch in Zukunft unser Hauptaugenmerk liegen. Die Themen, denen sich die AIVe und der DAI widmen, verlieren nicht an Bedeutung, auch wenn viele Institutionen in den letzten 150 Jahren hinzugekommen sind. Wir werden uns weiter um eine gute Ausbildung nicht nur an den Hochschulen, sondern auch im Handwerk einsetzen müssen. Die Fragen nach einer Planungskultur, einer angemessenen Honorierung und eines fairen Vertragswesens beschäftigen den DAI und die befreundeten Verbände aktuell wieder in besonderem Maße. Der Stellenwert von Baukultur bleibt in den dicht besiedelten Städten von hoher Bedeutung. Der Schutz der Umwelt und der Erhalt von sozialen Strukturen im Städtebau sind gerade heute besonders zu behandeln und neu zu verhandeln. Im Jahr 2021 feiern wir also zwei Jubiläen, zu denen ich Sie gerne an dieser Stelle noch einmal herzlich einladen möchte. Bitte nutzen Sie die bequeme Anmeldemöglichkeit über die Web-Seite des DAI unter www.dai.org. Es feiert mit Ihnen, herzlichst Ihr
Arnold Ernst DAI Präsident
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DAI bundesweit
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Architektinnen + Architekten ArchitektInnen Architekt*innen Architekt:innen Ingenieurinnen + Ingenieure Kiel
IngenieurInnen Ingenieur*innen
Pinneberg
Ingenieur:innen
Gendergerechte Schreibweise Der DAI adressiert in seinen Schriften und Texten und damit auch in seiner Verbandszeitschrift BAUKULTUR alle Leser gleichberechtigt. Sollte dies in den einzelnen Formulierungen nicht explizit zum Ausdruck kommen, so ist dies bitte mitzudenken.
Osnabrück
Berlin-Brandenburg
Leipzig Düsseldorf
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kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe
DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe AIV Koblenz
AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Marburg AIV Mark Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm AIV Würzburg
AIV zu Berlin-Brandenburg AIV zu Magdeburg Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg
inhalt
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Editorial Arnold Ernst DAI bundesweit Inhalt Rubriken Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wirtschaft + Recht DAI aktuell Aus dem Präsidium
10–33 10–11 12–13 14–15 16–17 18–21 22–23 24–25 26–27 28–29 30–31 32–33
Schwerpunkte: 150 Jahre DAI | DAI Tag in Aschaffenburg 150 Jahre DAI Erinnerungen an einen Preisträger Großer DAI Preis für Baukultur 2021/2021 Geschichte des AIV Aschaffenburg Scheffler + Partner: Stadttheater und Stadtloggia in Aschaffenburg Stadt Aschaffenburg: Sanierung des Rathauses MPP: Hotel in Aschaffenburg Menges Scheffler Architekten: Kindertagesstätte in Aschaffenburg Georg Scheel Wetzel Architekten: Blindenschule in Aschaffenburg Seitz Architektur: Bürogebäude in Aschaffenburg balda architekten und TRAGRAUM Ingenieure: Umweltstation in Würzburg
34–42 34 35 36–37 38 39 40 41 42
Advertorials | Anzeigen May Bauträger GmbH: Magnolien-Carré Dreßler Bau GmbH: Drei Hallenprojekte im Gewerbegebiet Mainaschaff Schüco International KG: Schüco Showroom in Frankfurt Novo-Tech GmbH: Aschersleber Architekturtag 2021 Odenwald Faserplattenwerk GmbH: OWActive Mineralklimadecke Franz Kaldewei GmbH & Co. KG: Auch im Bad auf Plastik verzichten Viessmann Deutschland GmbH: Geringere CO2-Emissionen mit Wasserstoff SCIA: Preis der Jury beim SCIA User Contest 2020
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Titel: Bürogebäude in Aschaffenburg von Seitz Architektur (Foto: Christopher Pfenning)
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Autoren | Vorschau | Impressum
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nachrichten
Foto aus der Bildserie von Oliver Heinl zum Thema Lichtverschmutzung (Foto: Oliver Heinl)
architekturbild 2021 Der Fotograf Oliver Heinl ist Gewinner des Europäischen Architekturfotografie-Preises „architekturbild 2021“, der unter dem Motto „Das Urbane im Peripheren“ stand. Mit seiner Bildserie adressierte Heinl gekonnt das jährlich zunehmende Umweltproblem der Lichtverschmutzung. Zwei weitere Preise gingen an die Fotografen Torsten Andreas Hoffmann und Wolfram Janzer. Zu sehen sind die Werke der drei Preisträger sowie weiterer ausgezeichneter Fotografen bis zum 26.9.2021 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt (DAM). www.dam-online.de Augmented Reality im Bauwesen Gebäude werden zwar mithilfe von CAD-Programmen dreidimensional entworfen, doch für die Baustelle werden die Pläne ausgedruckt und somit wieder in zweidimensionale Darstellungen umgewandelt. Ein unnötiger Arbeitsschritt, bei dem Informationen verloren gehen. Im Forschungsprojekt „OptiPaRef“ prüft die Forschungsgruppe FLEX der Hochschule für Technik,
Datenbrillen projizieren Planinhalte passgenau auf das Werkstück (Grafik: FLEX@HTWK Leipzig, Felix Schmidt-Kleespies)
Wirtschaft und Kultur Leipzig, wie die Anwendung der Datenbrille technologisch umgesetzt werden kann, damit sich im Holzbau komplexe, dreidimensionale Montageinformationen aus der Planung direkt in die Vorfertigung übertragen lassen. www.htwk-leipzig.de Heimaten Mit der Ausstellung „Heimaten. Eine Ausstellung und Umfrage“ widmet sich das Museum für Kunst und
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Blick in die Ausstellung „Heimaten“ (Foto: Henning Rogge)
Gewerbe Hamburg bis zum 9.1.2022 einem Thema, das so kontrovers diskutiert wird wie kaum ein anderes. Jedes der rund 150 Exponate – von der antiken Keramik bis zum Computerspiel – ist einer Frage zugeordnet. Die Besucher sind eingeladen, ihre Antworten per Smartphone zu übermitteln. Über ein eigens für die Ausstellung entwickeltes Modul wird die Umfrage dann umgehend an die Wände projiziert und damit Teil von „Heimaten“. www.mkg-hamburg.de Archicomics Architektur ist in vielerlei Hinsicht konkrete und gebaute Wirklichkeit. Architektur existiert aber auch rein in der Fantasie – etwa im Comic. Die Ausstellung „Archicomics – Architektur und Comic“ setzt sich mit insgesamt zwölf Comics auseinander und zeigt dabei die große Bandbreite dessen, was Architektur in C o m i c Matthias Gnehm: Die kopierte und GraStadt (Foto: Edition Hochparter- phic Novel re, Zürich) b e w i r ke n kann. Sie ist bis 30.10.2021 in der Raumgalerie in Stuttgart zu sehen. www.derraumjournalist.net Die Frauen der Wiener Werkstätte Das Schaffen der Künstler der Wiener Werkstätte, allen voran Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche, genießt weltweites Renommee. Mit der Ausstellung „Die Frauen der Wiener Werkstätte“ lenkt das MAK in Wien bis zum 3.10.2021 den Blick auf die bisher wenig beachteten Gestalterinnen, die das Spektrum der Wiener Werkstätte zwischen Jugendstil und Bauhaus wesentlich erweitert haben. Mehr als 800 Exponate geben Einblick
Die Gestalterinnen Charlotte Billwiller, Mathilde Flögl, Susi Singer, Marianne Leisching und Maria Likarz, 1924 (Foto: © MAK)
in das nahezu unbekannte und bisweilen radikale weibliche Design. www.mak.at Synagogen in Deutschland An der TU Darmstadt werden Synagogen, die in der NS-Zeit zerstört wurden, virtuell rekonstruiert, um den kulturellen Verlust und die Schönheit der einst in Deutschland vorhandenen Synagogen-Architektur vor Augen zu führen. Bis heute wurden die Synagogen aus 21 Städten erfasst. Sie werden bis zum Synagoge in Frankfurt am Main 19.9.2021 Hoechst (Foto: © Marc Grellert, in der AusTU Darmstadt) stellung „Synagogen in Deutschland – Eine virtuelle Rekonstruktion“ in Köln gezeigt. www.museenkoeln.de Tatiana Bilbao Estudio Die mexikanische Architektin Tatiana Bilbao erforscht und interpretiert die Kultur und Bautraditionen ihres Heimatlandes sowie den unmittelbaren Kontext der Projekte. Das Architekturzentrum Wien widmet ihrem Werk bis zum 17.1.2022 eine Ausstellung. Sie gibt einen Einblick in die Arbeitsweise von Tatiana Bilbao und ihres gleichnamigen Büros. www.azw.at
Tatiana Bilbao: Wohnhaus “Los Terrenos”, Monterrey, Nuevo León, Mexiko, 2012–2016 (Foto: Rory Gardiner)
kolumne
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FESTE FEIERN, WIE SIE FALLEN Jubiläen schaffen wichtige Anlässe, um städtebauliche und infrastrukturelle Entwicklungen anzustoßen und umzusetzen. Sie ermöglichen Teilhabe und fördern die Identifikation von Bürgern mit ihrer Stadt – denn Baukultur ist auch Prozesskultur, auf dem Weg zu neuen baukulturellen Zielen. Stadtentwicklung ist ein immerwährender, zyklisch verlaufender Schaffensprozess der Verbesserung unserer Lebensbedingungen. Baukultur ist dabei die Richtschnur unseres Handelns. Sie umfasst die Summe aller Aktivitäten, die gebaute Umwelt möglichst hochwertig zu gestalten. Die Bundesstiftung illustriert diese Erkenntnis in einer aufwärtsgerichteten Spirale, in der die Vorlaufphase Null, aber auch die dauerhafte Betriebsphase Zehn entscheidend für den baukulturellen Erfolg von Baumaßnahmen sind. Natürlich ist dies kein Selbstläufer und schon gar kein Perpetuum Mobile unerschöpflicher Energie. Es braucht immer wieder Impulskräfte und Ladeenergie, um diesen Ablauf zu dynamisieren. (Stadt-)Jubiläen oder Zieljahre wie Gartenschauen können solche Entwicklungsimpulse darstellen, denn sie schaffen einen baukulturellen Ausnahmezustand auf Zeit. Mehr noch als die für viele Städte unerreichbaren Sonderformate wie Europäische Kultur- oder Umwelthauptstadt oder auch Internationale Bauausstellungen (IBA) stellen sie sich gleichzeitig in den Dienst der Stadtentwicklung und schaffen die infrastrukturellen Voraussetzungen für ihre Folgenutzung. Jubiläumsjahre können Meilensteine der Baukultur sein. Sie dienen der Reflexion und der Neuorientierung. Entscheidend sind ein verbindliches Datum und der in die Zukunft geworfene Anker. Damit ist von Anfang an ein klarer Zeithorizont für Planung, Bau und Eröffnung eines strategischen Stadtentwicklungsvorhabens abgesteckt. Oft ergibt sich die Gelegenheit, städtebauliche und infrastrukturelle Entwicklungen gleich mitanzustoßen oder sie im Huckepack-Verfahren zu verwirklichen. Und die Ausstellung selbst ist eine fachliche und öffentlichkeitswirksame Herausforderung, die für viele Jahre Maßstäbe setzt für das, was in kurzer Zeit städtebaulich machbar ist. Auch Jubiläen sind wichtige Anlässe, um baukulturelle Entwicklungen anzustoßen und umzusetzen. Ihre Zieljahre schaffen diejenige Dynamisierung, ohne die im komplexen Alltag von Politik und Verwaltung notwendige Veränderungen häufig zu lange dauern. rechts Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, bei der Baukulturwerkstatt Bremerhaven (Foto: © Bundesstiftung Baukultur / Heiko Sandelmann)
Ein Beispiel aus der Praxis ist die Stadt Bremerhaven. Hier können die Aufwertung öffentlicher Räume und ein daraus resultierender Stadtumbau Motor der Stadtentwicklung sein. In Bremerhaven sind diese Aktivitäten jetzt auf ein bevorstehendes rundes Stadtjubiläum als Zieljahr ausgerichtet – das 200. Gründungsjahr 2027. So kann der baukulturelle Ausnahmezustand eine zusätzliche Dynamik entfalten. Das Bremerhavener Memorandum der Bundesstiftung basiert auf der Baukulturwerkstatt „Öffentliche Räume als Motor der Stadtentwicklung“, die im September 2020 als fachübergreifende Kooperation der Bundesstiftung Baukultur und der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung stattfand. Das Memorandum gibt 10 Handlungsempfehlungen zur Nutzbarmachung öffentlicher Räume für die künftige Stadtentwicklung und zum Abbau baulicher Barrieren. Gelungene Beispiele für mit Stadtjubiläen verknüpfte Vorhaben findet man zum Beispiel in der Stadt Karlsruhe, die ihr 300. Jubiläum mit der Erarbeitung eines räumlichen Leitbilds zum „Masterplan Karlsruhe 2015“ verband, oder in der Stadt Friedrichshafen, die 2011 ihren 200. Geburtstag zum Anlass für einen städtischen Planungskodex nahm. Herzlichen Glückwunsch also dem DAI zum 150. Jubiläum. Wenn möglichst viele Städte, Unternehmen oder Institutionen ihr eigenes Jubiläum mit baukulturellen Zielsetzungen verbinden, ist das sicher für den DAI und die Baukultur das größte Geschenk! Teresa Deckert www.bundesstiftung-baukultur.de
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wirtschaft + recht
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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.
NEUES AUS DEM... ...Bau- und Architektenrecht
...Vergaberecht
Wann liegt ein „individuelles Aushandeln“ einer AGBKlausel vor? Eine relevante Frage, denn sind Vertragsklauseln individuell ausgehandelt, findet eine AGB-Kontrolle nicht statt!
Unwirksamer Vertrag bei Missachtung der „Stillhaltefrist“
Mit dieser Thematik hatte sich jüngst das Kammergericht auseinanderzusetzen (KG, Urteil vom 09.03.2018 – 21 U 61/15; BGH, Beschluss vom 24.03.2021 – VII ZR 76/18, Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen). In einem Rechtsstreit zwischen einem Generalunternehmer und einen Nachunternehmer rechnete der GU u. a. mit Vertragsstrafenansprüchen auf. Der GU vertrat die Ansicht, die Vertragsstrafenklausel sei durch den unstreitigen Klammerzusatz – „etwaige vereinbarte Nachträge werden [Ergänzung durch Verfasser: der Nettosumme als Bemessungsgrundlage] hinzugerechnet“ – nachträglich erweitert und damit individuell ausgehandelt worden. Andere Ansicht, das Kammergericht! Denn das Einfügen solch eines Klammerzusatzes – hier: nur die Berechnung der Bemessungsgrundlage – stelle kein individuelles Aushandeln dar. Dieses erfordere vielmehr, dass die die AGB stellende Vertragspartei den gesetzesfremden Kerngehalt inhaltlich ernsthaft zur Disposition gestellt hat. Dies muss der Klauselverwender darlegen und beweisen. Der Klammerzusatz im vorliegenden Fall betrifft indes nicht den gesetzesfremden Kerngehalt, sondern allein die Höhe der Vertragsstrafe. Damit kann der gesetzesfremde Kerngehalt denklogisch auch nicht zur Disposition gestellt worden sein. Das Kammergericht folgt insoweit der Rechtsprechung des BGH, die sich in zahlreichen Entscheidungen im Sinne des hier besprochenen Urteils des Kammergerichts verfestigt hat. Rechtsanwalt Lukas Ritter, LL.M. (TCD)
Im EU-Vergaberecht gilt: Ein Zuschlag darf erst nach Ablauf der Informations- und Wartepflicht des § 134 Abs. 2 GWB erteilt werden. Ein Verstoß gegen die Pflicht zur Einhaltung der Informations- und Wartepflicht kann in einem Nachprüfungsverfahren festgestellt werden, mit der Folge, dass sich der geschlossene Vertrag als von Anfang an unwirksam herausstellen kann. Gemäß § 134 Abs. 1 GWB haben öffentliche Auftraggeber die Bieter, deren Angebote nicht berücksichtigt werden sollen, über den Namen des Unternehmens, dessen Angebot angenommen werden soll, über die Gründe der Nichtberücksichtigung ihres Angebots sowie über den frühesten Zeitpunkt des Vertragsschlusses unverzüglich zu informieren. Ein Vertrag darf – bei elektronischer Übermittlung der Information – frühestens 10 Kalendertage nach Absendung der Information geschlossen werden. Bei einer postalischen Übersendung beträgt die Informations- und Wartepflicht sogar 15 Kalendertage. In einem vor der Vergabekammer Lüneburg (Beschluss vom 11.01.2021 – VgK-51/2020) entschiedenen Fall hatte der öffentliche Auftraggeber den Zuschlag bereits am Tag nach Übersendung des postalischen Bieterinformationsschreibens erteilt. Der unterlegene Bieter rügte die Nichteinhaltung der Frist und stellte einen Nachprüfungsantrag – mit Erfolg! Öffentlichen Auftraggebern sei geraten, die Informationsund Wartepflicht des § 134 GWB einzuhalten. Ein nicht berücksichtigter Bieter kann den Verstoß gegen § 134 GWB in einem Nachprüfungsverfahren geltend machen. Der Nachprüfungsantrag muss hierzu innerhalb von 30 Kalendertagen nach der Information der betroffenen Bieter durch den Auftraggeber, jedoch nicht später als sechs Monate nach Vertragsschluss gestellt werden. Fristverkürzend wirkt sich die Bekanntmachung des vergebenen Auftrags im EU-Amtsblatt aus. Rechtsanwältin Sarah Lisa Bohn
Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe Tel.: 030–880331–231, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May Tel.: 089–29050–231, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de
DAI aktuell
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AUS DEM PRÄSIDIUM Wahljahr 2021 In diesem Monat häufen sich die Ereignisse: Bundestagswahl und (fast) drei Landtagswahlen parallel – Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Letztere wurde aber bereits im Juli „abgesagt“. Man konnte sich nicht über die Auflösung des Parlaments verständigen. Das zeigt ein Dilemma: Klare Mehrheitsverhältnisse und daraus resultierende, stabile Regierungen werden seltener. Darum ist die demokratische Beteiligung das wichtigste. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe standen die Antworten der Parteien zu planungs- und baupolitischen Fragen mit Blick auf die Bundestagswahl noch aus. Eine Diskussionsrunde dazu wurde geplant für den 2.9.2021. Die Ergebnisse inkl. der Antworten der Parteien können wir folglich erst in der kommenden Ausgabe – dann auch unter möglicher Einordnung des Wahlausganges – weiter erörtern. Aktuelle Hochwasserereignisse Aber nicht nur die Wahlen im Herbst werfen Schatten voraus, sondern auch die aktuellen Ereignisse im Zusammenhang mit den anhaltenden Hochwasserkatastrophen. Gerade die planenden Berufe können (und müssen) Antworten geben auf sinnvolle Anpassungsmaßnahmen. Das betrifft die Stadt-
und Verkehrsplanung genauso wie den Hochwasserschutz. Das Thema Zersiedelung und vor allem damit verbunden die Versiegelung werden zentrale Herausforderungen der Zukunft sein. DAI Tag 2021 in Aschaffenburg Ein anderes Ereignis betrifft den DAI selbst: In Aschaffenburg ist geplant, am Wahlwochenende (25.–27.9.2021) zum DAI Tag zusammenzukommen. Es stehen zudem dieses Jahr wieder turnusmäßig DAI Präsidiumswahlen an, und es wird der Große DAI Preis für Baukultur an das Frankfurter Architektenehepaar Brigitte und Prof. Ernst Ulrich Scheffler verliehen. Damit nicht genug: Der DAI wurde vor 150 Jahren gegründet. Hierauf soll gebührend Bezug genommen werden. Das geschieht u. a. mit der im Druck befindlichen Jubiläumsschrift und im Zusammenhang mit dem Verbandstag, zu dem Sie sich über die DAI Web-Seite anmelden können: www.dai.org/veranstaltungen/verbandstermine. Dort finden Sie auch einen Hinweis auf die drei Reisetermine der geplanten DAI Fachexkursion zur EXPO nach Dubai. Udo Sonnenberg
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jubiläumsBAUKULTUR
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150 JAHRE DAI Als erster Architekten- und Ingenieurverein wurde der AIV zu Berlin im Jahr 1824 gegründet. Schnell entstanden 14 weitere große Landesvereine, die im Jahr 1871 gemeinsam den Deutschen Architekten- und Ingenieurverband als Dachverband ins Leben riefen. Damit jährt sich die Gründung des DAI in diesem Jahr zum 150. Mal. Die Gründung des nationalen Verbandes war nicht etwa eine Folge der Reichsgründung und der Erhebung der Stadt Berlin zur Reichshauptstadt, sondern das Ergebnis einer technikgeschichtlichen Entwicklung, die durch den DAI und seine Vereine vorangetrieben wurde. Der internationale fachliche Austausch umfasste den polytechnischen Verein zu Prag genauso wie den AIV zu Wien. Gäste aus der Schweiz und Österreich waren bei der Gründung des Verbandes zugegen. Ab 1876 wurde über die Zusammenarbeit mit der „American Society of Civil Engineers“ verhandelt. Bereits seit 1842 trafen sich die noch jungen Architekten- und Ingenieurvereine jeweils im September anlässlich von „Wanderversammlungen“ an wechselnden Orten, in deren Tradition heute die alljährlichen DAI Tage stattfinden. Sprache der Technik und Normung Tatsächlich verantwortete der DAI die einheitliche Bezeichnung mathematisch technischer und wissenschaftlicher Größen im deutschsprachigen Raum. Die Einführung des metrischen Systems für Maße und Gewichte war nachhaltig die richtige Entscheidung. Nach der Gründung des Verbandes wurde viel Energie darauf verwendet, die Fachterminologie zu vereinheitlichen und die Begriffe allgemein verständlich zu machen. Bereits 1886 hielt Baurat Sarrazin den Vortrag „Über die Reinigung der technischen Sprachweise von Fremdwörtern“. Er zitierte darin Jakob Grimm, der lebendig formulierte: „Halten Sie uns die um den Gedanken schlotternden Redensarten vom Leib!“. In Zusammenarbeit mit dem VDI wurden u. a. Normen im Stahlbau vorbereitet. 1883 verfasste der DAI im Sinne des Umweltschutzes zudem eine Denkschrift für Maßnahmen hinsichtlich des Gewässerschutzes, die er den deutschen Staatsregierungen vorlegte. Gründung der PTB 1877 forderte eine Denkschrift die Einrichtung von Prüfungsanstalten und Versuchsstationen von Baumaterialien sowie die „Einführung einer staatlichen Klassifikation der Baumaterialien“. Die sich hieraus entwickelnden städtischen Einrichtungen fasste die PTR Physikalisch Technische Reichsanstalt zehn Jahre später zusammen. Als PTB Bundesanstalt wurden sie fortgeführt.
Ausbildung für die Berufe am Bau Im Fokus des DAI standen seit seiner Gründung auch die Anforderungen der akademischen Ausbildung an der Bauakademie und den polytechnischen Schulen sowie die Ausbildung aller im Bauwesen Tätigen, insbesondere auch der Handwerker. Vor diesem Hintergrund gab der DAI 1877 die „Denkschrift über die Ausbildung der Bauhandwerker“ heraus. Gebührenordnung und Verantwortlichkeit Der DAI vertrat die Wahrung von Standesinteressen gleichermaßen für Architekten und Ingenieure. Hierzu gehörten Honorarregelungen, zivilrechtliche Verantwortlichkeit, allgemeine Bestimmungen für Verträge zwischen Auftraggebern und Ingenieuren, die Stellung von Sachverständigen und Prüfern und die Vertretung von Architekten und Ingenieuren in den politischen Gremien. Gemeinsam mit dem befreundeten BDA wurden Regeln für das Urheberrecht und Grundsätze für das Verfahren in öffentlichen Wettbewerben entwickelt. Anfang 1886 wurde nach Abstimmung aller Mitglieder beschlossen: „Der Architekt und Ingenieur haftet dafür, daß die technischen Leistungen, welche er übernommen hat, den allgemein anerkannten Regeln der Baukunst entsprechen. Er haftet nicht dafür, dass seine technischen Leistungen Regeln der Ästhetik entsprechen.“ Baukultur Der Verband setzte sich bereits sehr früh für die Inventarisierung, Aufnahme, Erhaltung und Restaurierung von architektonischen und technischen Denkmalen ein. 1908 legte er in Danzig eine 126 Seiten starke Broschüre vor, die sich mit den Möglichkeiten der Einflussnahme auf die künstlerische Ausgestaltung privater Bauten in Stadt und Land beschäftigte: „Welche Wege sind einzuschlagen, damit bei Ingenieurbauten ästhetische Rücksichten in höherem Grad als bisher zur Geltung kommen?“ Insgesamt 21 Vereine antworten, auch der Internationale Architektenkongress Wien. Die Einzelarbeiten wurden vom DAI unter der Federführung des AIV Dresden zusammengeführt und gaben eine Grundlage für die Lehrtätigkeit, Erlasse und Gestaltsatzungen zur Förderung der Baukultur.
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Ein Verband wie der jetzt gegründete (...) birgt in seinem Innern nicht allein eine so große Fülle geistiger Kraft, sondern dürfte sich nach Außen hin auch als eine so bedeutende Macht hinstellen, dass die nachhaltigsten Erfolge seiner Wirksamkeit unmöglich ausbleiben können. (Deutsche Bauzeitung, Jg. 5, Nr. 44, 1871, S. 345)
Gründerjahre, Krieg und Nachkriegszeit Der Begriff „Gründerjahre“ erhält eine zusätzliche Bedeutung, wenn man bedenkt, wie viele Institutionen seinerzeit umsichtig und erfolgreich gegründet wurden. Viele der Institutionen wurden in den Kriegsjahren stillgelegt, auseinandergerissen, gleichgeschaltet oder aufgelöst. Wie vielen anderen Verbänden fehlte auch dem DAI finanziell die Kraft, um sich zu sammeln. 1936 wurde der DAI durch die „Deutsche Gesellschaft für Bauwesen“ und die „Deutsche Gesellschaft für Bauingenieurwesen“ zwangsweise aufgeteilt. Die traditionelle Zusammenarbeit im DAI zwischen Architekten und Ingenieuren blieb vielfach nur auf der persönlichen Ebene erhalten. Bei der „Neugründung“ des DAI 1949 wurden viele Satzungen neu geschrieben. Architekten- und Ingenieurverbände sollten zusammenarbeiten, um gemeinsam die Standesinteressen zu vertreten. Hierzu gehörten berufsständische und soziologische Aufgaben, die Gestaltung der Ausbildung und wirtschaftliche Fragen. Der DAI und die AIVe hatten wieder zu ihrem ursprünglichen ganzheitlichen Ansatz gefunden. Erst relativ spät wurden auf Betreiben der Verbände, insbesondere durch den DAI, ländereigene Architektenkammern und Ingenieurkammern initiiert. DAI heute Bei seiner Gründung zählte der DAI etwa 5.300 Mitglieder. Heute sind es 4.400. Es zeigt sich auch nach fast 150 Jahren, dass die Zusammenarbeit zwischen Architekten und
Ingenieuren ein wichtiges und aktuelles Anliegen des Verbandes und seiner Mitgliedsvereine sein muss. Hier wird auch in Zukunft das Hauptaugenmerk liegen. Die Themen, denen sich der DAI widmet, verlieren nicht an Bedeutung, auch wenn viele Institutionen in den letzten 150 Jahren hinzugekommen sind. Der DAI wird sich weiter um eine gute Ausbildung nicht nur an den Hochschulen, sondern auch im Handwerk einsetzen müssen. Die Fragen nach einer Planungskultur, einer angemessenen Honorierung und eines fairen Vertragswesens beschäftigen den DAI und die befreundeten Verbände aktuell wieder in besonderem Maße. Der Stellenwert von Baukultur bleibt in unseren immer dichter besiedelten Städten von hoher Bedeutung. Der Schutz der Umwelt und der Erhalt von sozialen Strukturen im Städtebau sind gerade heute besonders zu behandeln und neu zu verhandeln. Die fortschreitende Digitalisierung des Planens und Bauens ist von allen Planern gemeinsam zu gestalten. Es ist erforderlich, dass hierzu die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Architekten und Ingenieure mit einer „verständlichen“ Sprache an einem gemeinsamen digitalen Modell planen und bauen. Wenn uns das alles gelingt – und davon gehen wir aus – steht der DAI wieder bei den Idealen von 1871. Arnold Ernst
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Der Deutsche Pavillon auf der EXPO 1967 in Montreal wurde von Frei Otto gemeinsam mit Rolf Gutbrod und Fritz Leonhardt, den Preisträgern des Großen DAI Preises für Baukultur 1995, gestaltet und konstruiert (Foto: saai I Archiv für Architektur und Ingenieurbau (KIT), Werkarchiv Frei Otto)
ERINNERUNGEN AN EINEN PREISTRÄGER Interview über Frei Otto
Nachhaltigkeit ist eines der drei großen Fokusthemen der bevorstehenden diesjährigen EXPO in Dubai. Das Thema begleitet die Baubranche seit Jahrzehnten. Einer, der seine Konstruktionen neben dem visuellen auch stets unter dem ökologischen Aspekt entwarf, war Frei Otto. Der architektonische Visionär und Preisträger des Großen DAI Preises für Baukultur 1996 entwarf für die EXPO 1967 in Montreal den deutschen Pavillon in nachhaltiger Leichtbauweise. Lange Jahre hat Frei Otto mit dem Stuttgarter Generalübernehmer SL Rasch GmbH zusammengearbeitet. Deren CTO Jürgen Bradatsch, verantwortlich für die Bereiche Design und Engineering, erinnert sich in an die gemeinsame Zeit. Herr Bradatsch, Frei Otto war Ihr Dozent während Ihres Studiums. Was war Ihr erster Eindruck von ihm? Mein erster großer Eindruck von Frei Otto entstand 1980 bei einem seiner legendären Vorträge „Natürliche Konstruktionen“. Großartig einfache Gedanken über ein Bauen, das sich natürliche Prozesse zunutze macht, um mit minimalem Material- und Energieaufwand Formen für effiziente Tragstrukturen zu finden. Gestalt, die nicht vordergründig künstlerischer Willkür folgt, sondern physikalischen Prinzipien. Das war alles höchst vertraut, aber so noch nie erkannt, und mir wurde bewusst, wohin mein Weg gehen soll. Daraufhin habe ich mich bei ihm für eine Mitarbeit in seinem Atelier vorgestellt. Ich habe einen äußerst offenen, interessierten und zugewandten Menschen kennengelernt, der meine Unterstützung willkommen hieß. So hatte ich das Glück, mit Frei Otto meinen Lehrer zu finden.
Welche Charaktereigenschaft zeichnete ihn in Ihren Augen besonders aus? Frei Otto war weltoffen. So konnte er sowohl Menschen unvoreingenommen begegnen als auch unterschiedlichste Aufgabenstellungen annehmen und ganz grundsätzlich hinterfragen. Das war u. a. seine Basis, um mit wachem Blick und mutigem Erfindergeist Bekanntes weiterzuentwickeln. Dadurch konnte er mit großer Kreativität und Forscherdisziplin Neues entdecken und schaffen. Frei Otto hat zu einem späteren Zeitpunkt mit Ihrem Büro zusammengearbeitet. Wie kam es dazu? Frei Otto hatte mich 1985 Bodo Rasch vorgestellt, der damals Unterstützung für die Planung von Schattendachkonstruktionen für die großen Moscheen und Pilgerstätten in Saudi Arabien suchte. Wir haben dann gemeinsam nach der Philosophie und nach den wissenschaftlichen Methoden Frei Ottos Zeltkonstruktionen und wandelbare Schattendachkonstruktionen entwickelt und ausgeführt. Frei Otto wurde dann auch offizieller Berater unseres Architekturbüros, für das er bis zu seinem Tod 2015 tätig war.
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Wir gratulieren zu 150 Jahren DAI – und feiern unsere Projekt-Jubiläen gleich mit.
Seit den 1980er Jahren realisierte Frei Otto (1925–2015) Projekte gemeinsam mit dem Architekturbüro Rasch + Bradatsch, heute SL Rasch GmbH (Foto: SL Rasch GmbH)
1971 1991
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit ihm empfunden? In jedem Falle fruchtbar und kreativ. In der Spanne von begeisternd-inspirierenden Ideenfindungsprozessen bis teilweise sehr strapaziösen Diskussionen über die exakte Ausformung des letzten Details. Frei Otto hat in keiner Phase eines Projektes jemals locker gelassen, bis die klarste Lösung für eine Aufgabenstellung gefunden war – wobei er aber nicht diktiert hat. Wie hat Frei Otto Ihre Arbeit und Sie persönlich geprägt? Von seinen Arbeiten sagte Frei Otto, dass sie Gestalt gewordene Auseinandersetzungen mit der Natur sind. Er achtete kompromisslos darauf, dass wir die einfachsten und objektiv besten Lösungen finden, und erachtete es als Glück, am Ende dieses Prozesses dann auch Schönheit zu finden – ganz im platonischen Sinne: „Das Schöne ist der Glanz des Wahren“. Auf diesem Weg bemühe ich mich weiterzugehen. Welches war das aus Ihrer Sicht bemerkenswerteste Projekt von Frei Otto? Der Deutsche Pavillon auf der EXPO 1967 in Montreal. Frei Otto hat damit der ingenieurmäßigen Membranbauweise zum Durchbruch verholfen. Das seilnetzgestützte Membrandach in natürlicher Minimalflächenform war die effizienteste Bauweise für diesen Pavillon. Die nicht-lineare Geometrie dieses Raumes mit seinem offenen, dynamischen Charakter gehörte nicht einer Stilrichtung oder einer einzigen Kultur an, sondern folgte Naturgesetzen. Ein Raum, in dem sich Menschen aus aller Welt ohne Vorbehalt begegnen konnten. Welchen Einfluss wird Frei Ottos Denkweise noch auf zukünftige Generationen von Architekten haben? In Anbetracht der Ressourcenverknappung, der Klimaerwärmung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen sind Frei Ottos Ansätze aktueller denn je. Unsere Bauten müssen mit geringstem Aufwand an Material und Energie errichtet, unterhalten, entsorgt oder noch besser: wiederverwendet werden. Es müssen verstärkt mobile und wandelbare Strukturen zum Einsatz kommen, deren Nutzung flexibel ist. Wir müssen frei über alle Disziplinen hinweg denken und handeln. Wir wissen wohl, dass wir den Himmel auf Erden nicht bauen können. Aber wir wollen doch alle Anstrengung darauf verwenden, Bauten im Einklang mit einer natürlich-humanen Umwelt zu schaffen. Sehr geehrter Herr Bradatsch, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!
2001 2011
Langlebige Lösungen für den öffentlichen und privaten Bereich.
www.sl-rasch.de
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rechts Prof. Ernst Ulrich Scheffler und Brigitte Scheffler erhalten den Großen DAI Preis für Baukultur 2020/2021 (Foto: Ulrich Exner)
GROSSER DAI PREIS FÜR BAUKULTUR 2020/2021 Bereits im letzten Jahr ist das Architektenehepaar Brigitte und Prof. Ernst Ulrich Scheffler für den Großen DAI Preis für Baukultur nominiert worden. Da jedoch der DAI Tag 2020 infolge der Coronapandemie auf das Jahr 2021 verschoben werden musste, wird auch die Preisverleihung erst in diesem Jahr stattfinden. Der Preis ist eine Auszeichnung für das Lebenswerk der beiden Architekten, die seit fast einem halben Jahrhundert gemeinsam planen und bauen. In einem Interview haben Sie uns einen Einblick gegeben. Sie haben beide an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Ihr Studium absolviert und beide an der Architectural Association School of Architecture in London ein Postgraduiertenstudium angeschlossen. Was haben Sie im Ausland für Ihr späteres Berufsleben gelernt? Inwieweit hat das Auslandsstudium Sie inspiriert? Ernst Ulrich Scheffler Es ist immer gut, den Studienort zu wechseln und andere Meinungen zu hören. Karlsruhe war sehr technisch ausgerichtet. In London ging es auch um gesellschaftliche Aspekte unseres Berufs. Unsere Lehrer waren Ron Herron und Dennis Crompton, Mitglieder der Gruppe Archigram. Durch sie haben wir einen ganz neuen Zugang zur Architektur gefunden. Brigitte Scheffler Wichtig ist auch, dass mit der neuen Sprache ganz neue Themen in den Fokus rückten. Die Internationalität an der Schule hat den Blick geweitet und die Aufnahmebereitschaft erhöht. Es wurden auch Freundschaften geschlossen, die bis heute bestehen. Herr Scheffler, Sie waren später selbst in der Lehre tätig. Welche Empfehlungen würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben? Ernst Ulrich Scheffler Die Studierenden sollten offen sein für alles, was neben der Architektur am Wege liegt – für technische Entwicklungen ebenso wie für gesellschaftliche Veränderungen. Sie sollten auch viel reisen und sich für Soziologie sowie für Kunst- und Baugeschichte interessieren. Sie erwähnten, dass Sie sich bereits zu Studienzeiten kennengelernt haben und dass Ihre Zeichentische seitdem unverrückbar gegenüberstehen. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit aus? Gibt es eine Aufgabenteilung? Diskutieren Sie kontrovers oder sind Sie sich eher schnell einig? Ernst Ulrich Scheffler Ich zeichne viel und versuche zuerst über Bilder eine Lösung für anstehende Aufgaben zu finden. Die Skizzen diskutieren wir immer zusammen und entschei-
den dann, welche Ansätze erfolgversprechend sind und weiterverfolgt werden sollen. Diese Arbeitsteilung hat sich bewährt. Brigitte Scheffler Mein Zugang zum Entwerfen ist rationaler. Wichtig ist uns immer die Frage der Angemessenheit. In unserer Grundeinstellung zur Architektur haben wir jedoch keine großen Differenzen. In Ihrer Familie scheint Architektur in den Genen zu liegen. Frau Scheffler, Ihr Vater war Leiter des Planungsamtes in Karlsruhe. Und Ihre Tochter Eva Menges ist später in Ihre Fußstapfen getreten; mit dem Studium in London und mit dem Einstieg gemeinsam mit ihrem Mann Achim Menges in Ihr Büro, das nun unter dem Namen Menges Scheffler Architekten firmiert. Wie beurteilen Sie diese enge Verbindung zwischen Beruflichem und Privatem? Brigitte Scheffler Das Verhältnis zu unserer Tochter war immer unkompliziert. Wir haben nie versucht, die Berufswahl in eine bestimmte Richtung zu lenken. Als sie nach dem Abitur sagte, Architektur studieren zu wollen, haben wir uns natürlich gefreut. Sie hat in Darmstadt mit dem Studium angefangen, wo sie auch ihren Mann kennengelernt hat. Die beiden haben sich dann entschieden, den zweiten Teil des Studiums ebenfalls nach London zu verlegen, sodass wir von der Ausbildung her einen ähnlichen Hintergrund haben. Seit 2016 arbeiten wir sehr gut in einer Partnerschaftsgesellschaft zusammen. Jeder hat seine eigenen Schwerpunkte. Durch Achim Menges kommen neue spannende Projekte ins Büro. Sie stehen seit fast 50 Jahren im Berufsleben. Inwieweit hat sich der Büroalltag über die Jahre hinweg gewandelt? Ernst Ulrich Scheffler In unsere Zeit ist die Umstellung von der Reißschiene auf den Computer gefallen. Als wir 1996 den Wettbewerb für die Deutsche Schule in Budapest gewonnen hatten, haben wir Computer und ein leistungs-
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rechts Stadttheater in Aschaffenburg: Umbau, Sanierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Theaters, Wettbewerb, 2001–2011, Bearbeitung in ARGE mit Lautenschläger Architekt (Foto: Julia Bergfeld)
fähiges Programm angeschafft. Ich habe es allerdings nie geschafft, das Zeichnen mit dem Computer zu lernen, weil ich wegen der Lehre nie Zeit zum Üben hatte. Ich zeichne nach wie vor mit der Hand, vorzugsweise mit 2B auf DIN A4. Brigitte Scheffler Ich habe in den 1990er Jahren einen Computerkurs belegt und zeichne seitdem mit einer CADSoftware. Im Vergleich zu früher haben die juristischen Implikationen unseres Berufs deutlich zugenommen. Jeder will sich soweit wie möglich absichern. Die Verträge werden immer umfangreicher. Die besten Projekte sind bei einem Vertrauensvorschuss des Bauherrn gegenüber den Architekten entstanden. Sie haben in Aschaffenburg viel gebaut und das Stadtbild mitgeprägt. Welches ist Ihr Lieblingsgebäude in Aschaffenburg? Ernst Ulrich Scheffler In Aschaffenburg haben wir zwei große Wohnungsbauprojekte realisiert und an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen. Zurzeit ist eine Kindertagesstätte im Bau. Unser Lieblingsprojekt ist jedoch das Stadttheater, das wir zusammen mit dem Theaterplatz und der Stadtloggia planen konnten. Der Wettbewerb war im Jahr 2001. Zur 200-Jahr-Feier 2011 ist das Theater wiedereröffnet worden. Sie erhalten in diesem Jahr gemeinsam den Großen DAI Preis für Baukultur. Der Preis ist eine Auszeichnung für Ihr Lebenswerk. Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt? Brigitte Scheffler Wenn man so lange gemeinsam gearbeitet hat, dann gibt es nicht nur eines, sondern mehrere Projekte, die uns sehr am Herzen liegen, gebaute ebenso wie ungebaute. Dazu gehört die Londoner Diplomarbeit genauso wie das Liebieghaus, Frankfurts Museum für alte Plastik, das wir als erstes Projekt im Büro bearbeitet haben. Ernst Ulrich Scheffler Wir hatten das Glück, dass wir in unserem Büro fast nur Projekte hatten, an denen wir gern gearbeitet haben, z.B. die Deutsche Schule in Budapest,
Liebieghaus in Frankfurt am Main: Umbau, Sanierung und Erweiterung eines denkmalgeschützten Gebäudeensembles, Direktbeauftragung, 1985–1990, Bearbeitung Scheffler & Warschauer
Deutsche Schule in Budapest: Neubau, Wettbewerb, 1. Preis, 1996–2001, Bearbeitung Scheffler & Warschauer (Foto: Andrea Haider)
den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, das Aschaffenburger Theater oder die Aufstockung der Fritz-KisselSiedlung mit vorgefertigten Holzmodulen, die gerade vor der Fertigstellung steht. Wie würden Sie den Begriff Baukultur definieren? Brigitte Scheffler Wenn man von Baukultur sprechen will, dann müssen mehrere Dinge zusammenkommen: Nutzer und Bauherr müssen glücklich mit dem Gebäude sein, die Materialen müssen passen, und es muss sich gut in den städtebaulichen Kontext einfügen. Ernst Ulrich Scheffler Ohne einen guten Bauherrn kann nie ein gutes Gebäude entstehen. Sehr geehrte Frau Scheffler, sehr geehrter Herr Scheffler, wir danken Ihnen sehr für dieses Gespräch!
Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main: Umbau und Erweiterung, Wettbewerb, 1. Preis, 2009–2011, Bearbeitung in ARGE mit Dobberstein Architekten (Foto: Julia Bergfeld)
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GESCHICHTE DES AIV ASCHAFFENBURG Der AIV Aschaffenburg setzt sich für die Förderung der Baukultur in Stadt und Region ein. Er bietet freiberuflichen, beamteten und angestellten Architekten und Ingenieuren aller Fachbereiche ebenso wie den Nachwuchskräften eine Plattform zum Meinungs- und Informationsaustausch sowie Beratung und Unterstützung in allen Fragen des Planens und Bauens, insbesondere in Bereichen der interdisziplinären Zusammenarbeit. Seine Aktivität konzentriert sich dabei auf die Stadt Aschaffenburg und die Region bayerischer Untermain. Der 2010 gegründete AIV Aschaffenburg ist nicht der erste AIV, den es in Aschaffenburg gab. Eine Vorgängervereinigung hatte von 1951–1992 gewirkt. Dieser erste AIV war kein eingetragener Verein und wurde von einem kleinen Aktivistenkreis getragen, möglicherweise nur von Dr. F. Vomberg, dem damaligen Tiefbaureferenten der Stadt Aschaffenburg. Unter seiner Führung wurden Fachvorträge und Baustellenbesichtigungen durchgeführt, die auf größere öffentliche Resonanz stießen. Ab Mitte der 1970er Jahre nahmen diese Aktivitäten allerdings kontinuierlich ab, bis sie Anfang der 1990er praktisch völlig zum Erliegen kamen. Ein im Dezember 1992 versandter Rundbrief an die Mitglieder, den DAI und den Bayerischen AIV in München belegt, dass damals keine Interessenten gefunden wurden, die den AIV Aschaffenburg fortführen wollten. In den folgenden Jahren gab es daher weder in der kreisfreien Stadt Aschaffenburg noch in den Landkreisen der Region bayerischer Untermain eine vergleichbare freie Vereinigung von Ingenieuren und Bauinteressierten zur Förderung der Baukultur. Erfolgreiche Neugründung Nach 20 Jahren Pause gründete sich der AIV Aschaffenburg am 1.4.2010 erneut. Das erste informelle Treffen initiierten Claus Kiesel, Leiter des staatlichen Hochbauamtes, Bernd Keßler, Stadtentwicklungsreferent der Stadt Aschaffenburg, und Dirk Kleinerüschkamp, Leiter des Stadtplanungsamtes. Gemeinsam warben sie im Kollegenkreis für ihre Idee. Alle
drei waren überzeugt, dass die Dynamik der städtebaulichen Entwicklung Aschaffenburgs von einer Begleitung durch die Fachöffentlichkeit profitieren würde. Die Gründungsversammlung, die von 14 Ingenieuren aus den Berufsfeldern Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung und Bauingenieurwesen besucht war, gab ihnen Recht. Der Gründungsvorstand des AIV Aschaffenburg bestand aus Bernd Keßler als Vorsitzender, Claus Kiesel und Dr. Stefan Kempf als stellvertretende Vorsitzende, Günter Vogt als Schatzmeister und Dirk Kleinerüschkamp und Dieter Hahn als Schriftführer bzw. stellvertretender Schriftführer. Schon die erste Auftaktveranstaltung zum Neubau des gerade entstehenden Foyers des Stadttheaters lockte mehr als 80 Gäste an. Außerdem berichtete die Lokalzeitung Main-Echo ausführlich und wohlwollend im Feuilleton über den neuen Verein und seine Ziele. Seither gewinnt der Verein kontinuierlich neue Mitglieder aus allen Bereichen des Bauens und Planens. Heute sind im AIV Aschaffenburg über 50 Mitglieder unterschiedlichster Fachrichtungen organisiert. Die Mailingkontakte liegen im doppelten Bereich. Interdisziplinäre Zusammenarbeit Jedes Jahr bietet der AIV Aschaffenburg mindestens vier Veranstaltungen an. Diese stellen das regionale Planen und Bauen in den Fokus, sind immer öffentlich und werden in der Regel von rund 30 Personen besucht. Die Bandbreite der über 40 bisherigen Veranstaltungen umfasst Baustellen-
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links Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, Hintergrundbild der Startseite der vereinseigenen Website mit dem Logo des AIV Aschaffenburg (Foto: Bernhard Keßler)
besichtigungen von Ingenieurbauwerken, Hochbauprojekten sowie Kunst am Bau ebenso wie Diskussionen über Projekte der Stadtplanung und Stadtentwicklung. Dazu kommen Werkvorträge und Veranstaltungen, in denen baugeschichtliche Themen oder die Freiraumplanung behandelt werden. Auch mit Sonderthemen konnte der AIV Aschaffenburg bereits Akzente setzen. 2015 stellten die Büros der Vereinsmitglieder ihre Architekturmodelle einer großen Architekturmodellausstellung im Schloss Johannisburg zur Verfügung. 2016 und 2018 klinkte sich der Verein aktiv in die öffentliche, kontrovers geführte Debatte zum Wohnungsbau in Aschaffenburg ein. Er veranstaltete zwei gut besuchte und breit publizierte „Aschaffenburger Wohnungsbauforen“ mit Vertretern der Wohnungswirtschaft, der Finanzwelt, der Bauträgerschaft und den Bauschaffenden selbst. Dabei wurde jeweils ein Positionspapier verabschiedet mit konkreten Forderungen zur Verbesserung der Situation im Wohnungsbau. Damit hat es der AIV Aschaffenburg endgültig verstanden, in der Stadtgesellschaft, der lokalen Politik und der Architektenschaft als relevanter Akteur wahrgenommen zu werden.
DAI Tag 2020/2021 Zum DAI Tag 2020 sollte der Verein nach zehnjähriger erfolgreicher Arbeit seine bisherigen Aktivitäten einem bundesweiten Fachpublikum vorstellen. Aufgrund der Coronapandemie musste der DAI Tag jedoch auf das nächste Jahr verschoben werden. Für den AIV Aschaffenburg war die Vertagung insofern eine große Enttäuschung, da auch das eigene Vereinsjubiläum mit dieser Veranstaltung verbunden werden sollte. Unabhängig davon stellt sich der Verein schon jetzt den Aufgaben der nächsten Zeit. Ziel des Aschaffenburger AIV ist es, Kontinuität zu wahren und den Verein auch für jüngere Kollegen interessanter zu machen. Im Vorstand wird es einen Generationenwechsel geben, und die fachliche Ausrichtung braucht ebenfalls Erneuerungen. Ein wesentlicher Fokus wird darin liegen, regionale Themen aus dem bayerischen Untermain zu besetzen – ein Ansatz, wie er ausdrücklich in der Vereinssatzung des AIV Aschaffenburg enthalten ist. www.aiv-aschaffenburg.de
AIV Aschaffenburg
Dreßler_Anz_dressconcrete_Baukultur_185x135mm_RZ_II.qxp_Layout 1 09.07.20 10:43 Seite 1
dress concrete Architekturbeton made by Dreßler Maßgeschneiderte Lösungen für Ihr Gebäude, die faszinieren Architekturbeton von Dreßler passt wie angegossen. So auch am „Dreßler Haus“ in Aschaffenburg. 363 Fassadenelemente aus hellem Architekturbeton wurden in Handarbeit hergestellt und sandgestrahlt, um rund 2.060 m2 Fassade zu gestalten. Ausdrucksstark ist die Faltung der vier Meter breiten Elemente im 172- bzw. 188-Grad-Winkel – ähnlich einem Akkordeon. Für die zwei geschachtelten Kuben wurde eine Fassade in Sandwichbauweise erschaffen, die je nach Lichteinfluss von Moment zu Moment neue Ansichten und Eindrücke liefert. Architekturbeton – der Baustoff für kreative Ideen. Dreßler Bau GmbH Niederlassung Fertigteilwerk – Verwaltung Gabriel-Dreßler-Straße 7 (ehem. Aufeldstraße 9) · 63741 Aschaffenburg Telefon 06021 403-420 · ab-nl@dressler-bau.de · www.dressler-bau.de Projekt: „Dreßler Haus“, Aschaffenburg; Fischer Architekten, Mannheim
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Die auf schlanken Stahlstützen ruhenden Flügeldächer verleihen dem Platz eine prägnante räumliche Fassung (Foto: Julia Bergfeld)
KULTURELLER MITTELPUNKT
Stadttheater und Stadtloggia in Aschaffenburg Das Stadttheater und seine direkte Umgebung zeugen wie kaum ein zweiter Ort in Aschaffenburg von der Geschichte der gut 1.500 Jahre alten Stadt. Nachdem Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg die Häuser im dicht bebauten historischen Zentrum in Schutt und Asche gelegt hatten, entstand an ihrer Stelle ein städtischer Platz. Das Theater wurde nach Plänen des Architekturbüros Scheffler + Partner unter behutsamer Einbindung der erhalten gebliebenen historischen Elemente wieder aufgebaut und präsentiert sich seither als eines der kulturellen Zentren der Stadt. Unter den Theaterbauten seiner Zeit nimmt das Aschaffenburger Stadttheater seit jeher eine Sonderstellung ein: Während Theater im frühen 19. Jahrhundert in der Regel als Brennpunkte des gesellschaftlichen Lebens das Stadtbild prägten und ihre aufwendigen Fassaden von der wirtschaftlichen und kulturellen Leistungsfähigkeit ihrer Bauherren kündeten, begnügten sich die Aschaffenburger mit einem Bau im Hof des ehemaligen Deutschen Hauses, der von außen nicht einsehbar war. Lediglich der hinter der Bühne liegende Redoutensaal öffnete sich mit seiner fein proportionierten Fassade zum Karlsplatz hin. Für Feste und Bälle konnte der Saal mit der Bühne und dem Parkett zu einer großen, durchgehenden Fläche zusammengeschlossen werden. Von den Bombenangriffen 1944 blieb nur ein Renaissancegiebel an der Theatergasse verschont. Der Bühnenbereich trug erhebliche Schäden davon. Provisorischer Neubeginn Nachdem im Zweiten Weltkrieg auch weite Teile der historischen Altstadt zerstört worden waren, verwandelte die Stadt das zuvor eng bebaute Areal zwischen Theater und Dalbergstraße in einen großen innerstädtischen Platz. Dieser dient seither als Vorplatz für das neue Rathaus, das mit seinen großvolumigen kubischen Baukörpern einen neuen städtebaulichen Maßstab in die Altstadt einführte. In Verbindung mit dem Karlsplatz und dem Stiftsplatz ergab sich durch die
Neugestaltung des Zentrums eine reizvolle Folge öffentlicher Räume, die seither die Altstadt gliedern. Das Theater wurde als Provisorium schnell wieder aufgebaut und der Spielbetrieb fast unmittelbar nach dem Krieg wieder aufgenommen. Der Theatereingang wurde von der Schlossgasse an den Vorplatz des Rathauses verlegt, sodass eine axiale Beziehung zum Portal des alten Rathauses geschaffen wurde. Das Dach erhielt eine notdürftige Deckung, das Foyer befand sich noch unter freiem Himmel und das Kassenhäuschen stand für sich allein an der Schlossgasse. Erste Baumaßnahmen Erst im Jahr 1960 konnten die Räumlichkeiten zumindest ein wenig optimiert werden: Auf den Grundmauern des zerstörten Deutschen Hauses ließ die Stadt für das Theater ein neues eingeschossiges Foyer errichten. In ihm waren auch alle notwendigen Zusatzräume, wie Kasse, Garderobe und Erfrischungsraum, untergebracht. Der ehemalige Redoutensaal wurde aufgegeben und diente fortan als Hinterbühne und Kulissenlager. Die Südwand des Theaters, die nie als frei stehende Fassade geplant war, blieb unbefriedigend. Die Ostseite des neuen Theaterplatzes erhielt 1999 mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses, dessen Erdgeschoss als Kolonnade ausgebildet ist, eine neue Ausformung. Unter dem Platz wurde in diesem Zusammenhang eine zweigeschossige Tiefgarage angelegt.
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oben und rechts Skizze und Lageplan zum Wettbewerbsentwurf: Die Stadtloggia und das Theater fassen den Platz, auf dem eine Sonnenuhr eingelassen ist
Vom Provisorium zum Wettbewerb Von diesen Neuerungen abgesehen leisteten die Hilfsbauten der Nachkriegszeit noch viele weitere Jahre gute Dienste und bildeten den Rahmen für eine lebendige Theaterszene. Doch obwohl immer wieder Reparaturen vorgenommen und technische Standards angepasst wurden, wurde der Sanierungsstau im Laufe der Zeit unübersehbar, und es traten gravierende Mängel zutage: Das erdgeschossige Foyer war zu klein, um alle Theaterbesucher aufzunehmen, die Bewirtung in den Pausen war schwierig, und es fehlte ein Raum für Vorträge und kleinere Veranstaltungen. Auch die städtebauliche Situation rings um das Stadttheater war nicht endgültig geklärt. Die Stadt entschloss sich deshalb zu einer „großen Lösung“, bei der neben der Neuordnung des städtebaulichen Umfelds auch der Theaterbetrieb selbst entscheidend verbessert werden sollte. Im Zuge eines Wettbewerbs, der 2001 ausgelobt wurde, ging die Stadt Aschaffenburg diese Herausforderungen an. Als Sieger des Verfahrens ging der Entwurf des Büros Scheffler + Partner hervor, auf dessen Basis das Stadttheater umgebaut und erweitert und der angrenzende Platz gestaltet und optimiert wurden. Stadtloggia In einem ersten Bauabschnitt des städtebaulichen Ensembles wurde die Stadtloggia errichtet, die 2005 eingeweiht wurde. Sie begrenzt den Platz auf der Südseite zur Dalbergstraße hin. Der zweigeschossige Baukörper steht vermittelnd zwischen der kleinparzellierten alten Bebauung und den
oben und rechts Stadtloggia mit Blick auf das Wohn- und Geschäftshaus entlang der Ostseite des Theaterplatzes (Foto: Julia Bergfeld)
überwiegend neu hinzugekommenen Großbauten, zu denen das Rathaus, das Wohn- und Geschäftshaus an der Ostseite des Platzes und das Theater selbst gehören. Das Dach ist als aluminiumfarbener Flügel ausgebildet, der von schlanken Stahlstützen getragen wird. Unter seinen Endpunkten sind zwei turmartige Baukörper angeordnet, von denen der westliche, zur Dalbergstraße hin gelegene, massiv gebaut ist. In seinem Erdgeschoss nimmt er die Treppe zur Tiefgarage auf. Im Obergeschoss liegt ein öffentlich zugänglicher Raum, in dem die große Horizontalsonnenuhr erläutert wird, die in den Theaterplatz eingelassen wurde. Der gegenüberliegende Turm ist verglast und beherbergt die Küche des Sommercafés, das sich inzwischen zu einer festen Größe im gastronomischen Leben rings um das Theater etabliert hat. Beide Türme sind über eine Galerie miteinander verbunden, die über zwei Freitreppen erschlossen wird und einen guten Überblick über den Platz und die Sonnenuhr bietet.
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Theaterplatz Als nächster Bauabschnitt folgte 2007 der Theaterplatz, der mit seinen hellen, großformatigen Granitplatten das „Wohnzimmer“ des Dalbergviertels bildet. Am Theaterplatz liegen neben Bürgerhäusern aus verschiedenen Epochen auch die Muttergottespfarrkirche und das Rathaus. Der Durchgang von der Dalbergstraße zum Karlsplatz hin ist durch eine Reihe von Lichtstelen und breiten Bänken markiert. Ein schmaler, steingefasster Wasserlauf unterteilt die ruhige Fläche in einen sonnigen Teil mit südlichen Kübelpflanzen und einen schattigen Bereich mit großen Laubbäumen. Der wassergebundene Bodenbelag und die hochlehnigen Holz-
unten Der zweigeschossige neue Vorbau an der Schlossgasse zieht sich um den Kern des Theaters herum (Foto: Julia Bergfeld)
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bänke vermitteln einen parkartigen Eindruck. So dient die Fläche als Freiraum für die umliegende dichte Wohnbebauung und lädt zum konsumfreien Aufenthalt ein. Zu dieser ruhigen Nutzung passt die horizontale Sonnenuhr des Bildhauers Christian Tobin, deren großflächiges Ziffernblatt in Form einer griechischen Doppelaxt sich am besten von der Galerie der Stadtloggia aus betrachten lässt. Die Sonnenuhr nimmt die schon durch das Pompejanum vorgegebene Idee einer südlichen Landschaft diesseits der Alpen auf. Sie öffnet aber auch ein Fenster in längst vergangene Epochen der Geschichte, in denen die mitteleuropäische Zeit noch nicht das Maß aller Dinge war.
unten Blick vom Café auf den Theaterplatz mit dem Rathaus im Hintergrund (Foto: Rainer Wohlfarth)
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links Das ausladende Vordach schafft eine geschützte Zone vor den Eingängen und überdeckt zugleich einen Teil der Dachterrasse (Foto: Julia Bergfeld)
Theater Bei der Gestaltung des Theaters standen zwei Aspekte im Vordergrund: Die Erweiterung musste sich ohne Brüche in die Umgebung einfügen. Außerdem sollte die wechselvolle Geschichte des Theaters an den Fassaden ablesbar bleiben. Das Theater wendet sich mit seiner neuen verglasten Hauptfassade dem Platz zu. Hier liegen der Haupteingang, der Zugang zur Tiefgarage und der Eingang zur Probebühne. Das neue Theaterrestaurant im 1. Obergeschoss ist über eine breite Freitreppe mit dem Platz verbunden. Alle Eingänge liegen geschützt unter einem Vordach, das sich in seiner Form auf das Dach der Stadtloggia bezieht und ebenfalls von schlanken Stahlstützen getragen wird. Ein Teil der Glasfassade ist als Projektionsfläche ausgeführt, sodass an Sommerabenden auch Aufführungen auf den Platz übertragen und Filme gezeigt werden können. Eine Aufstockung macht das Theater an der Schlossgasse wieder zweigeschossig und schafft Platz für ein zweites Foyer, das besonders von den oberen Rängen gut zu erreichen ist. Mit dem vorhandenen Foyer im Erdgeschoss ist es über eine breite Treppe verbunden. Dieser neue Vorbau zieht sich um den Kern des Theaters herum auf die Platzseite und nimmt dort die neue Theatergastronomie auf. Von der zum Theaterplatz vorgelagerten Dachterrasse führt eine Freitreppe nach unten. Dadurch ist das Restaurant jederzeit frei zugänglich und kann unabhängig betrieben werden. Die Fassade des alten Foyers wurden erhalten und der nördliche Renaissancegiebel wiederhergestellt. Seine Proportionen und das ornamentale Schmuckwerk konnten von dem rückwärtigen Giebel übernommen werden. Das eigentliche Kernstück der Erweiterung bildet die neue Fassade zum Theaterplatz. Das ausladende Vordach schafft eine geschützte Zone vor den Eingängen und überdeckt auch einen Teil der Dachterrasse. Das Restaurant selbst nimmt im Obergeschoss fast die gesamte Breite ein. Vor der Konche des ehemaligen Redoutensaales ist eine Orangerie entstanden, in der die Oleander und Olivenbäume vom Theaterplatz überwintern können – sodass das Flair des Südens seither ganzjährig in Aschaffenburg zuhause ist. Die gesamte Baudurchführung lag in den Händen des Aschaffenburger Architekten Wolfgang Lautenschläger. Scheffler + Partner, Christine Ryll
rechts Bei der Sanierung des Zuschauerraums blieb die klassizistische Grundsubstanz erhalten (Foto: Rainer Wohlfarth)
oben Durch die Aufstockung an der Schlossgasse wurde Raum für ein zweites Foyer geschaffen (Foto: Rainer Wohlfarth)
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rechts Mit dem Bau des Rathauses war es der Stadt Aschaffenburg gelungen, ein selbstbewusstes Zeichen der kommunalen Selbstverwaltung zu setzen (Foto: Menges Scheffler Architekten)
DENKMAL VON NATIONALER BEDEUTUNG Sanierung des Rathauses in Aschaffenburg
In den 1950er Jahren entstanden in Aschaffenburg drei große Gebäude, denen ein besonderer baukultureller und baugeschichtlicher Wert zuzuordnen ist. Das Verwaltungsgebäude der Firma Güldner – heute Linde Material Handling – aus dem Jahr 1957, das Rathaus aus dem Jahr 1958 und das Justizgebäude aus dem Jahr 1960. Alle drei prägen bis heute das Stadtbild und sind wichtige Dokumente aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Grundlage für den Bau des Rathauses war ein Architektenwettbewerb aus dem Jahr 1947. Der erste Preis ging an den Göttinger Architekten Diez Brandi. Das Preisgericht hatte sich für diese Arbeit entschieden, weil „hier in entscheidender und selbstbewusster Form ein Bauwerk des 20. Jahrhunderts neben ein Bauwerk des Mittelalters tritt und aus der kontrapunktischen Auffassung eine überzeugende bauliche Synthese auf dem Stiftsberg wächst.“ Gesamtkunstwerk Das öffentliche Urteil über den prämierten Entwurf war sehr unterschiedlich, Zustimmung und Ablehnung standen schroff nebeneinander. Nach einer langen Überarbeitung, die den Entwurf insbesondere im Inneren funktional deutlich aufwertete, konnte das Gebäude nach gut einjähriger Bauzeit 1958 bezogen werden. Eine Einweihung gab es nicht, was zur Akzeptanz des Gebäudes in der Stadtgesellschaft sicherlich nicht förderlich war. Neben dem Architekten und den Verantwortlichen der städtischen Bauverwaltung waren bei der Ausstattung des Gebäudes eine Reihe von Künstlern beteiligt,
denn der Architekt verstand sein Haus als ein Gesamtkunstwerk. Tradition des Neuen Bauens In Konstruktion und Materialwahl ist das Aschaffenburger Rathaus zweifellos ein Kind der Moderne. Stahlbetonskelett, Metallfenster, vorgehängte Fassade und Flachdach nehmen die Elemente des Neuen Bauens auf. Auch der Anspruch auf die umfassende Durchgestaltung in Ausstattung und Detail mit würdigen, dauerhaften Materialien rührt aus der Tradition der 1920er Jahre. Innovative Grundrissbildung Neu ist Ende der 1940er Jahre aber die Grundrissbildung mit belichteten Fluren, flexibler Raumaufteilung der Büros, Ablesbarkeit des OB-Geschosses im Fassadenbild oder die Herauslösung des Ratssaals als eigenständiger Baukörper, der sich abhebt von dem Verwaltungstrakt. Die innere Piazetta mit ihrem ovalen Oberlicht ist ein seltenes Raumelement, das in der Nachkriegsarchitektur nur vereinzelt auftritt und wofür sich Vorläufer in Skandinavien finden. Insgesamt steht das Aschaffenburger Rathaus in der deutschen
Architekturgeschichte relativ singulär. Es gilt, nicht nur wegen seiner frühen gedanklichen Entstehungszeit, als ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Ein Grund, warum seine Sanierung auch durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt wurde. Sanierungsbedarf Über 60 Jahre lang konnte das Rathaus mit nur relativ geringen baulichen Anpassungen seiner Funktion gerecht werden. Allerdings zeigte sich vor allem an der Fassade und den Dächern ein zunehmend großer Sanierungsbedarf. Die Baumaterialien und Bauteile der 1950er Jahre waren verbraucht und entsprachen außerdem in vielerlei Hinsicht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Umfassende Fassadensanierung Besonders kritisch war die 2018 erkannte Materialermüdung an der Verankerung der Sandsteinplatten an der Fassade. Es bestand die Gefahr, dass sich Platten lösen und abstürzen. Ein Schutzgerüst sicherte für mehrere Jahre die Passanten vor herabstürzenden Teilen. Als Lösung des Problems blieb nur eine umfassende Fassaden-
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oben Der Buntsandstein zur Sanierung der Fassaden stammt aus demselben Steinbruch wie der Stein, der für den Originalbau zum Einsatz gekommen war (Foto: Stadt Aschaffenburg)
sanierung mit neuen Fenstern und zusätzlicher Wärmedämmung. Das Fassadenbild sollte dabei so weit wie möglich erhalten werden. Eine schwierige Aufgabe in der Detailplanung, da der neue Fassadenaufbau wesentlich stärker werden musste, um die heute geforderten Standards erfüllen zu können. Die neuen Fenster greifen die Maße von Profil und Rahmenstärke der zierlichen Bestandsfenster weitgehend auf, sind aber keine Wendefenster mehr. Fensteraufteilung und
oben Die neuen Fenster greifen die Maße von Profil und Rahmenstärke der Bestandsfenster weitgehend auf, sind aber keine Wendefenster mehr (Foto: Stadt Aschaffenburg)
Scheibengrößen sind ebenfalls dem Bestand nachempfunden. Der Sonnenschutz, der im Wettbewerbsentwurf nicht vorgesehen war und daher nachträglich als außenliegende Jalousien angebracht wurde, ist jetzt in den Fensteraufbau integriert. Die Kubatur und Konstruktion der Dächer wurden erhalten und saniert. Auf den bisher ungedämmten nach innen geneigten Pultdachkonstruktionen auf einem Holztragwerk liegt nun statt der bituminösen Abdichtung ein
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Metalldach. Wie bisher wird das Dach mit einem allseits umlaufenden hohen Dachgesims, das mit einer ornamentalen Anordnung der Sandsteinplatten besonders gestaltet ist, kaschiert. Ein glücklicher Umstand für die Restaurierung der Fassade war, dass der Steinbruch im Maintal, der 1958 die Fassadenplatten geliefert hatte, noch in Betrieb war und somit auch optisch ein gleichwertiger Stein für den Fassadenbau zur Verfügung stand. Insgesamt dauerte die Sanierung der Dächer und Fassaden mehr als sechs Jahre und wird erst 2022 vollständig abgeschlossen sein. Blick in die Zukunft Nach Abschluss der umfassenden Fassadensanierung wird das Aschaffenburger Rathaus sicher wieder viele Jahrzehnte seine Funktion erfüllen. Vor allem aber wird es auch weiterhin ein selbstbewusstes Zeichen der kommunalen Selbstverwaltung sein. Dieser Symbolgehalt war für die Aschaffenburger Kommunalpolitik 1949 ein entscheidender Faktor bei der Standortfindung und Preisvergabe. Man wollte im Herzen der Stadt und zwischen den beiden Machtzentren Schloss und Stift, die über fast 1000 Jahre lang das Schicksal der Stadt bestimmt hatten, ein selbstbewusstes Zeichen der kommunalen Selbstverwaltung setzen. Bernd Keßler
Fachkompetenz seit über 130 Jahren Eigene Steinbrüche – Unkomplizierte Abwicklung
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HETEROGENITÄT IM KLEINEN Hotel in Aschaffenburg
In der Aschaffenburger Innenstadt in direkter Nähe zum Hauptbahnhof wurde Ende 2019 ein neues ibis Styles-Hotel eröffnet. Die Planung stammt von dem Hamburger Architekturbüro MPP. Das Designhotel mit 141 Zimmern und einer Gesamtnutzfläche von 5.000 m² ist auf dem Gelände einer ehemaligen Textilfabrik aus dem Jahre 1927 entstanden. Der Hotelbaukörper sorgt durch die Schließung einer Baulücke und der Aufstockung eines Bestandsgebäudes für eine Revitalisierung des Innenhofes. Der Neubau entlang der Hauptstraße dient als Bindeglied zur vorhandenen Baustruktur und schafft vis à vis zum Hauptbahnhof einen neuen Anziehungspunkt in der Aschaffenburger Innenstadt. Städtebauliche Einbindung Der viergeschossige Neubau fügt sich harmonisch in das bestehende städtebauliche Ensemble der Elisenstraße ein. Das Satteldach mit seinen hohen schlanken Gauben interpretiert die Bestandsgebäude der Nachbarschaft in moderner Architektursprache. Schräge Leibungseinschnitte für die hohen Fenster und der eingerückte Eingangsbereich verleihen dem neuen Haus seine Plastizität. Um den Schulterschluss zu den angrenzenden Gebäuden zu schaffen, nimmt der Entwurf die Farbigkeit der traditionellen Mainsandsteinelemente der Nachbarbebauung auf und zitiert die alten Putzfassaden neu durch die Wiederaufnahme einer jahrhundertealten Putztechnik, dem Kammputz.
Fassade mit individueller Handschrift Hier trifft Moderne auf Tradition, wobei die Verbindung von alten Handwerkstechniken und ortstypischen Elementen etwas Vertrautes schafft. Die traditionelle Anwendung des Edelputzes wird nur von wenigen Handwerksfirmen in Deutschland ausgeführt. So war ein enges Zusammenspiel zwischen Planern, Herstellern und Handwerkern nötig, um das ideale Verhältnis des Putzes zu definieren. Immer wieder wurden neue Muster zur Größe und Beschaffenheit der Kammstruktur und der Farbe angefertigt und beurteilt. Die Ausführung dieser jahrhundertealten Handwerkskunst ist so individuell, dass nur ein einziger Handwerker die gesamte Fassade ausführen durfte. Jeder Kammzug wurde über ein individuell für das Bauvorhaben angefertigtes Werkzeug von Hand über die gesamte Fassade „gezogen“. Erst nach dem Trocknungsprozess konnte ein weiterer Kammzug aufgetragen werden. So durchlief die Fassade einen monatelangen Prozess und ist heute Ausdruck handwerklichen Könnens. Sie besticht durch die Präzision ihrer Ausführung und die individuelle Handschrift des ausführenden Handwerkes.
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links Das neue Hotel ist beispielhaft für eine gelungene Nachverdichtung, in der leer stehende Büro- und Ausstellungsflächen einer neuen Nutzung überführt wurden
rechts Durch den Kammputz erhält die streng geometrisch gegliederte Fassade eine Heterogenität im Kleinen, eine Leichtigkeit und Lebendigkeit, die der Betrachter nur unterschwellig und bei genauer Betrachtung wahrnimmt
„Das ibis Styles in Aschaffenburg ist ein gutes Beispiel für eine von Beginn an erfolgreiche Kooperation zwischen Bauherrn, Stadtverwaltung und Planern. Unser Projekt orientiert sich in Höhe und Materialgebung konsequent an der bestehenden Bebauung. Zugleich setzt es durch Einschnitte im Fensterbereich und einen farbigen Kammputz regionale Designakzente. Dank der sehr partnerschaftlichen Zusammenarbeit haben wir ein Hotel geschaffen, das nicht nur eine Lücke im Angebot der Stadt schließt, sondern sich harmonisch in das Aschaffenburger Stadtbild einfügt“, so JanOliver Meding, Geschäftsführender Gesellschafter von MPP. Die unterfränkische Stadt verzeichnet seit Jahren einen stetig wachsenden Anstieg im Tourismussektor. Die Zahl der Übernachtungen 2018 stieg gegenüber dem Vorjahr um über 9 % auf aktuell rund 189.000. Gegenüber 2013 ist dies ein Zuwachs von 45 %. Nachhaltigkeit Was erst auf den zweiten Blick sichtbar wird, ist die Nachnutzung der in der hinteren Hofbebauung leerstehenden und schwer zu vermietenden Gewerbegebäude. Mit der Aktivierung dieser Geschosse und der zusätzlichen Aufstockung um ein Geschoss wurden über die Hälfte der Zimmer im Bestand errichtet. Auch hier erfolgte keine zusätzliche Versieglung. Ebenso nachhaltig im Flächenmanagement ist die Doppelnutzung des im Hof bestehenden Parkhauses. Tagsüber für den Einzelhandel und die Praxen der Umgebung fungierend, dient es nachmittags und nachts den Hotelgästen. Revitalisierung eines kompletten Gebäudeblockes ohne zusätzliche Versieglung bedeutet sowohl umweltbilanziell als auch sozioökonomisch eine nachhaltige Entwicklung. Bauherr ist die K&M Elisenstr. GmbH & Co. KG des Aschaffenburger Unternehmers Martin Stammel. Betreiber ist die Stuttgarter Success Hotel Group als Franchisenehmer der ibis Styles-Marke von Accor. MPP Fotos: Martin Baitinger
rechts Jeder einzelne Kammzug mit einer Höhe von ca. 30 cm wurde von einem einzigen Handwerker über ein individuell für das Bauvorhaben angefertigtes Werkzeug von Hand über die gesamte Fassade „gezogen“
oben und unten Die Farbigkeit des Kammputzes erinnert an roten Mainsandstein – auf den ersten Blick und passend in der Aschaffenburger Altstadt, jedoch monolithischer wirkend und einen Hauch frischer
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rechts Die Nachhaltigkeit des Baus wird durch den Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs Holz gewährleistet
NACHHALTIGE ZUKUNFT Kinderstagesstätte in Aschaffenburg
Aschaffenburg baut für die Zukunft. Im Stadtteil Nilkheim realisieren Menges Scheffler Architekten derzeit eine neue Kindertagesstätte. Der zweigeschossige Baukörper vervollständigt die Bebauung eines neuen Quartierszentrums und setzt dabei einen markanten städtebaulichen Akzent am Übergang zur benachbarten Parkanlage. In einem nichtoffenen Realisierungswettbewerb wurde der Entwurf mit dem 1. Preis bedacht. Die Fertigstellung ist für Anfang 2023 geplant. Nach Nordosten hin öffnet sich auf dem Grundstück ein großer geschützter Freibereich, zu dem alle Gruppenräume und ein Mehrzweckraum orientiert sind. Ein Besprechungsraum steht für kleinere Veranstaltungen bereit, größere können im Mehrzweck- und/oder Essraum stattfinden. Im Erdgeschoss ist zudem ein Familienstützpunkt angegliedert. Erschließung Der Haupteingang liegt zentral am geplanten Quartiersplatz, der Personaleingang ist zu den Stellplätzen hin orientiert. Die Küche hat einen separaten Zugang, über den auch die Anlieferung erfolgt. Der Familienstützpunkt verfügt ebenfalls über einen eigenen Zugang zum Platz.
Der Foyer- und Wartebereich im Erdgeschoss bildet das Zentrum des Neubaus. Er erhält Licht von zwei Seiten und verbindet den Haupteingang mit dem Garten. An ihm liegen die KiTa-Leitung mit ihrem Sprechzimmer für Elterngespräche und der Kinderwagenraum sowie der Ess- und der Mehrzweckraum. Von hier aus werden auch die Gruppenräume für die unter Dreijährigen erschlossen. Eine breite Treppe und ein Aufzug führen zu den Gruppenräumen für die über Dreijährigen im Obergeschoss. Die Gruppenräume sind in beiden Geschossen über breite und gut belichtete Spielflure erschlossen, die bei schlechtem Wetter als zusätzliche Bewegungsfläche genutzt werden können. Alle haben zudem einen direkten Zugang ins Freie.
links Grundriss Erdgeschoss: Die Freianlagen werden naturnah angelegt mit Hügelbildung, robustem Rasen und Spielinseln unten Grundriss Obergeschoss
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oben Ansicht von Süden unten Ansicht von Norden
Im Krippenbereich sind den Gruppenräumen „HausschuhTerrassen“ vorgelagert. Sie können bei Bedarf gegenüber den übrigen Außenanlagen abgetrennt werden. Alle Aufenthaltsräume verfügen über zwei bauliche Fluchtwege. Räumliche Organisation Die integrativen Gruppenräume und die Therapieräume bilden ein Nutzungscluster, dessen Mittelpunkt ein Aufzug markiert. Dies ermöglicht Inklusion im Sinne einer gleichberechtigten Teilhabe – es gibt keine abgesonderten Bereiche. Die Inklusionsgruppen sind an zentraler Stelle angeordnet. Der Multifunktionsraum, der Essraum und das Foyer können bei Bedarf über große zweiflüglige Türen direkt miteinander verbunden werden. Der Familienstützpunkt ist sowohl von außen als auch über einen diskreten Wartebereich von innen her zugänglich. Eine Empore im Mehrzweckraum bezieht das Obergeschoss in das räumliche Geschehen ein. Ein weiterer Raum im Obergeschoss kann flexibel als Werk-/Musikraum oder als Ruheraum mit Bibliothek gruppenübergreifend genutzt werden. Daneben werden im Obergeschoss, zentral am Aufzug gelegen, vier Therapieräume angeboten: Ergotherapie, Snoezelenraum sowie zwei Räume für Logotherapie, die auch von externen Therapeuten für die Kindergartenkinder benutzt werden. Architektur Das nicht unterkellerte Gebäude steht auf einer Bodenplatte, die auf einer kapillarbrechenden Schicht frostsicher gegründet ist. Erd- und Obergeschoss werden in Holzrahmenbauweise errichtet. Die Fassade erhält eine horizontale,
SKATEANLAGEN I PARKOURANLAGEN I KLETTERANLAGEN I FREIZEITANLAGEN
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oben Ansicht von Westen unten Ansicht von Osten
hinterlüftete Stülpschalung aus Lärchenholz sowie Holz-Aluminium-Fenster und Türen mit Dreifachverglasung. Als Sonnenschutz sind seitlich geführte Senkrechtscreens geplant. Das Flachdach wird extensiv begrünt. Auf der Westseite sind flach geneigte Photovoltaik-Paneele vorgesehen. Die tragenden Innenwände werden ebenfalls in Holzrahmenbauweise errichtet und mit Gipskartonplatten verkleidet. In den Gruppenräumen sind großflächige Pinnwandbereiche geplant. Alle Böden erhalten einen Belag aus Kautschuk. Energiekonzept und Barrierefreiheit Die KiTa ist als Passivhaus konzipiert. Die Räume werden über eine Fußbodenheizung erwärmt und gekühlt. In den Duschen und Wickelbereichen gibt es zusätzliche Heizkörper zur Temperaturanhebung. Die Wärmeerzeugung übernimmt eine Grundwasserwärmepumpe. Die Wärmeverteilung erfolgt über die abgehängte Decke des Erdgeschosses zu den einzelnen Heizkreisverteilern. Die Lüftung wird über das Dach verteilt. Die Lüftungsanlagen sind mit Wärmetauschern ausgestattet. Die Warmwassererzeugung übernehmen Kleindurchlauferhitzer. Sämtliche Räume und Außenanlagen sind barrierefrei erschlossen: im Erdgeschoss durch ebenerdige Zugänge und im Obergeschoss über einen Aufzug. Im Außenbereich gibt es zudem einen befestigten Weg zur Bobbycarbahn. Sowohl der Weg als auch die Bobbycarbahn sind für Kinder mit eingeschränkter Mobilität nutzbar. Die Freianlagen wurden von Michael Triebswetter, Kassel, entworfen. Menges Scheffler Architekten
www.x-move.net
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IN DEN FARBEN DER STADT Blindenschule in Aschaffenburg
Die Blindeninstitutsstiftung Würzburg realisiert im Aschaffenburger Stadtteil Nilkheim nach Plänen von Georg Scheel Wetzel Architekten den Neubau einer Schule mit Tagesstätte für seh- und schwer mehrfach behinderte Kinder. Aufgrund der stetig steigenden Schülerzahlen und individuellen Bedürfnisse reichen die derzeit genutzten Räumlichkeiten der Graf-zu-Bentheim-Schule in Elsenfeld bei Aschaffenburg nicht mehr aus. Seitz Architektur, Aschaffenburg, hat die Ausschreibung und Bauleitung der noch im Bau befindlichen Anlage übernommen. Das Grundstück grenzt an den Gewerbepark Verlängerter Ahornweg sowie an ein neu geplantes Wohnquartier am Untermain. Im Norden verläuft die Kleine Schönbuschallee, ein Fuß- und Radweg zwischen der Innenstadt Aschaffenburgs und dem Schönbuschpark. Fingerförmige Anlage Die neue Blindenschule besteht aus einem zweigeschossigen Gebäuderiegel, an den orthogonal in Ost-West-Richtung drei eingeschossige Bauteile anschließen. Der L-förmige Gebäuderiegel nimmt die Verwaltungs-, Versorgungs-, Therapie- und Veranstaltungsräume auf, während sich die Klassenräume in den drei „Fingern“ zwischen begrünten Höfen aneinanderreihen. Dabei vermitteln sie zum Landschaftsraum im Norden bzw. zur künftig angrenzenden Kindertagesstätte im Westen. Dem Eingangsbereich vorgelagert ist ein großzügig dimensionierter Vorplatz, der dazu dient, die täglichen An- und Rückfahrten der Kinder in Kleinbussen vor dem Haus möglichst reibungslos zu organisieren.
Einfache Gebäudegliederung Der gewählte Gebäudetypus verflicht die Schule mit der Tagesstätte und ermöglicht zudem kurze Wege zwischen den schulischen Nutzungsbereichen. Die Klassenbereiche bilden gruppenweise abgrenzbare, individuell gestaltbare Einheiten. Die einfache Gebäudegliederung findet ihre Entsprechung in der orthogonalen Grundstruktur mit durchgehenden Leitwänden und Handläufen und einem darauf abgestimmten Farbkonzept, um den sehbehinderten Schülern die Orientierung im Gebäude zu erleichtern. Innere Organisation Das Gebäude wird an der südlichen Gebäudeflanke zentral über den Pausenraum betreten. Dieser ist als multifunktionaler Verteiler gleichzeitig Eingangs-, Begegnungs- und Warteraum. Der Mehrzweck- und der Musikraum grenzen direkt an den Pausenraum an. Über eine mobile Trennwand bzw. über eine Tür können diese Räume bei Bedarf zusammengeschalten werden. Der Pausenraum kann das ganze Jahr für
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links Die rot-weißliche Klinkerfassade nimmt Bezug auf die für Aschaffenburg typischen roten Sandsteinfassaden
unterschiedliche Veranstaltungen und auch als Sporthallenersatz genutzt werden. Das Therapiebad ist als introvertierter Raum der Ruhe zu einem bepflanzten Patio hin orientiert. Das Edelstahlbecken mit Hubboden wird dreiseitig von Wänden gefasst und von einer Längsseite aus bedient. Fassade Eine Klinkerfassade und eine durchgehende Gestaltung im Inneren des Gebäudes verleihen der Schule innerhalb des neu entstehenden Wohnquartiers eine klare Identität. Der gewählte rot-weißliche Vormauerziegel korrespondiert in seiner Farbigkeit mit dem für Aschaffenburg typischen roten Sandstein. Das Material ist langlebig, mechanisch robust, alterungsbeständig, ökologisch recyclebar und gewährleistet niedrige Lebenszykluskosten. Im Bereich der Fensteröffnungen ergänzen farbig abgestimmte, eingefärbte Betonfertigteile den Vormauerziegel. Geöffnete Bereiche und Einzelfenster sind als Holz-Aluminium-Elemente konzipiert, um die späteren Wartungskosten zu reduzieren. Lüftungskonzept und Nachhaltigkeit Die Konstruktion ist hochwertig wärmegedämmt und weitestgehend wärmebrückenfrei. Um Wartungsaufwände und Betriebsstörungen zu minimieren, gibt es keine konventionelle mechanische Konditionierung für Raumluft. Stattdessen machen baukonstruktive Maßnahmen im Bereich der Klassenbauteile ein alternatives Lüftungskonzept möglich. Zur Gewährleistung einer guten Luftqualität müssen die Klassen- und Gruppenräume kontinuierlich belüftet werden, wobei die erforderliche Luftwechselrate über eine natürliche Be- und Entlüftung erreicht werden kann. Dabei müssen bestimmte Parameter berücksichtigt werden, insbesondere
unten Die in den „Fingern“ angeordneten Klassenräume ermöglichen ein Lernen in enger Verbindung zum Landschaftsraum
die Zugluft- und die Kälteempfindlichkeit der Kinder. Damit die CO2-Grenzwerte über die Aufenthaltsdauer in den Räumen nicht überschritten werden, ist eine regelhaft kontinuierlich eingerichtete Luftzufuhr eingeplant. Sie basiert auf Lüftungsprofilen mit integrierten Wärmetauschern und Ventilatoren im Sturzbereich der Fensterelemente und ist raumweise steuerbar. Auf dem Dach des Hauptbaukörpers ist eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen. Georg Scheel Wetzel Architekten
unten Das Therapiebad ist als introvertierter Raum konzipiert, der sich an seiner Schmalseite zu einem bepflanzten Patio orientiert
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WACHSTUMSPOTENZIAL Bürogebäude in Aschaffenburg
Ein hochwertiges, kompaktes und vor allem wirtschaftliches Gebäude mit 600 m² Bürofläche und 200 m² Lagerfläche, das mit uns weiterwachsen kann – so lauteten die Vorgaben, mit denen ein privater Bauherr das Architekturbüro Seitz Architektur in die Planung seiner Gewerbeimmobilie schickte. Die Architekten nahmen die Herausforderung an und setzten sie in Form eines erweiterbaren Kubus in Stahlbetonbauweise um. Die Antwort der Architekten auf die Bitte ihres Bauherrn war ebenso schlicht wie kompakt: Die Planer entwarfen einen zweigeschossigen Stahlbeton-Massivbau mit vorgehäng-
ter Metallfassade. Um die gewünschte Flexibilität zu garantieren, wurde die Stahlbetonkonstruktion statisch so dimensioniert, dass das Tragwerk eine spätere Aufstockung möglich macht.
Die Größe und Geometrie des Treppenhauses erlauben die Weiterführung der Treppe. Auch der nachträgliche Einbau eines Fahrstuhls ist möglich. Der Platz für Kabine und Technik sowie die not-
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links Die Stahlbetonkonstruktion des 2020 errichteten Bürogebäudes ist auf eine spätere Aufstockung ausgelegt
wendigen Anschlüsse sind im inzwischen realisierten Baukörper bereits vorgesehen. Helle Büroräume, funktionaler Kern Die Büroräume reihen sich rings um den Kern des Gebäudes an der Außenfassade entlang. So dringt viel Tageslicht hinein, was eine flexible Nutzung erlaubt. Die im Gebäudeinneren angeordneten Flächen dienen der Erschließung. Auch die Sanitärräume und Lager sind im Zentrum des Hauses angeordnet. Alle Versorgungsstränge verlaufen zentral, sodass ein aufwändiger Verzug der Leitungen im Gebäude entfällt. Ökologisches Energiekonzept Die Energieplanung der Architekten hat ergeben, dass sich die Energieerzeugung mittels Luft-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit einer PhotovoltaikAnlage bereits nach rund zehn Jahren amortisieren wird. Dem Konzept zufolge liefert die Photovoltaik-Anlage auf dem Gebäudedach den elektrischen Strom für die Klimageräte sowie die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Diese wiederum versorgt die Heizung mit Warmwasser. Alles zusammen summiert sich zu einem ökologischen Energiekonzept, das der Umwelt ebenso wie der Wirtschaftlichkeit dient. Für die notwendigen Einbauten konnten zudem staatliche Fördermittel generiert werden.
Langlebige Materialien Die vorgehängte Metallfassade verleiht dem Gebäude ein markantes Aussehen. Darüber hinaus zeichnet sich die gewählte Konstruktion durch eine gute Demontier- und Recyclingfähigkeit aus: Die Dämmschicht aus Mineralwolle befindet sich hinter der Fassade und lässt sich im Falle des Rückbaus problemlos sortenrein von den anderen Materialien trennen. Um eine lange Lebensdauer des Gebäudes zu garantieren, wurden für dessen Bau hochwertige und langlebige Baustoffe und Produkte verwendet. Die Stahlbetonkonstruktion mit Sichtbetonwänden und Natursteinbelägen im Innenbereich ist dauerhaft und absolut pflegeleicht. Gleiches gilt für die Metallfassade und die großen Aluminiumfenster, die eine ausgezeichnete Belichtung der Büroräume zulassen und damit für eine angenehme Arbeitsatmosphäre sorgen. Seitz Architektur Fotos: Christopher Pfenning
unten Beim Bau und der Ausstattung hatte die Verwendung hochwertiger und langlebiger Materialien Priorität
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INTERAKTION VON INNEN- UND AUSSENRAUM Umweltstation in Würzburg
Ein neues Zuhause für die Umweltstation in Würzburg waren Ziel und Aufgabe des 2015 ausgelobten Realisierungswettbewerbs, da das anlässlich der Landesgartenschau 1990 gegründete Gebäude den Ansprüchen nicht mehr gerecht wurde. Entstanden ist ein transparenter Pavillon, der sich harmonisch in die Grünanlagen des Parks und der denkmalgeschützten Bastionsanlagen einfügt. Der von balda architekten und TRAGRAUM Ingenieure geplante Neubau erfüllt hohe Ansprüche an eine nachhaltige Bauweise und Nutzung. Innere Organisation Geschickt nutzt das neue Gebäude die Topographie, um sowohl Eingangs- als auch Bastionsebene ebenerdig an das umgebende Gelände anzubinden. Das Eingangsgeschoss empfängt den Besucher mit einem großzügig geschnittenen Foyer. Die Dachverglasung über der Foyerbepflanzung sorgt für viel natürliches Licht. Neben Wechselausstellungen und Terrarien, die über die heimische Pflanzen- und Tierwelt informieren, befinden sich hier ein Empfangstresen, Büro- und Teamräume, Lager- und Technikräume. Im Obergeschoss liegen weitere Büros, zwei zusammenschaltbare Seminarräume, ein Medienraum, eine Teeküche und Sanitärräume, die über einen separaten, barrierefreien Eingang auch außerhalb der Öffnungszeiten genutzt werden können. Die niveaugleiche Anbindung des Obergeschosses an die Bastionsebene ermöglicht eine intensive Interaktion von Innen- und Außenraum und eine Ausweitung von Seminaraktivitäten in den Skulpturenpark.
rechts Eine frei gewendelte Treppe verbindet die Eingangsebene mit der Bastionsebene (Foto: Dieter Leistner)
Effizienter Umgang mit natürlichen Ressourcen Das äußere Erscheinungsbild ist geprägt von einem umlaufenden Balkon in Sichtbeton, der mit seinem weiten Dachüberstand für den baulichen sommerlichen Wärmeschutz sorgt. Die neue Umweltstation sollte in seiner technischkonstruktiven Ausführung den Gedanken eines effizienten Umgangs mit natürlichen Ressourcen signifikant wider-
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links Durch die unregelmäßig platzierten Rundhölzer bildet das Gebäude einen markanten Anziehungspunkt am Rand des sich anschließenden Landesgartenschaugeländes (Foto: Stefan Meyer)
spiegeln. So wurde ein hinsichtlich des Energiebedarfs optimierter Gebäudeentwurf mit einer verbesserten Dämmung der Gebäudehülle realisiert, dessen Betonbauteile als Speichermassen mit einfachen Mitteln aktiviert wurden. Diese sind die unverkleideten Sichtbetonflächen der Decken und Wände, die im Deckenbereich der Seminarräume bereichsweise für eine optimierte Raumakustik ohne zusätzliche Abhängungen mit deckengleich integrierten Schallelementen versehen sind. Tragkonstruktion und Einsatz von Sichtbeton Das Gebäude ist als Massivbau in Ortbetonbauweise errichtet, wobei das Erdgeschoss zur Bastion hin halbseitig in das Gelände eingegraben ist. Die Decken liegen linienförmig auf den Stahlbetonwänden der Nebenraumbereiche und in den offenen Bereichen punktförmig auf schlanken Stahlhohlprofilstützen auf. Diese sind in der Fassadenebene sichtbar und im Gebäudeinneren in nicht tragende Bauteile integriert. Der außenliegende, frei auskragende Decken- und Dachrand ist über Einbauteile thermisch von den angrenzenden Deckenbereichen getrennt ausgeführt. Das zentral in der Deckenfläche angeordnete Oberlicht wird von einem Stahlbetonattikabalken versteift und mit einer Holz-Glaskonstruktion überdeckt. Die darunter angeordnete frei geformte gewendelte Stahlbetontreppe liegt auf dem Deckenrand auf. Bereichsweise sind die Stahlbetonwände im Obergeschoss als wandartige Träger ausgebildet, um so die Auskragung über die Außenkanten der Wände im Erdgeschoss zu gewährleisten. Modellierung als BIM-Projekt Das Projekt wurde in der Tragwerksplanung als Pilotprojekt für BIM (Building Information Modeling) angelegt, um die mit der freien Gebäudeform verbundenen Grenzen und Möglichkeiten der geometrischen Generierung und Attributisierung zu testen. Die Schnittstellen im Planungsteam wurden über das 3D-Modell bedient, der Planexport zur Baustelle erfolgte sowohl über zweidimensionale Planableitungen in Papierform als auch digital für die Absteckung der Wandgeometrien und zum Einmessen der gekrümmten Schalungselemente.
Anwendung hoher Nachhaltigkeitsstandards Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat das Bauvorhaben gefördert und zur fachlichen Unterstützung die „Recyclingbeton-Pionierin“ und Umweltpreisträgerin Prof. Dr. Angelika Mettke von der BTU Cottbus-Senftenberg mit ins Boot geholt. Am Ende ist ein Pilotprojekt mit Leuchtturmcharakter entstanden: Erstmalig wurde Recyclingbeton bei einem öffentlichen Gebäude in Bayern eingesetzt. Auch sonst setzt die Umweltstation ein Zeichen in Sachen ökologisches und nachhaltiges Bauen: Eine Eisspeicherheizung – ein kombiniertes Heiz-Kühlsystem – versorgt das Gebäude mit Wärme und Kühlung, der Strombedarf wird über die auf dem Dach integrierte Photovoltaik-Anlage zur Realisierung eines bilanziellen Nullenergiehaus-Konzepts generiert, und ca. 75 % der rund 1.400 t Beton sind Recyclingmaterial, u. a. wurden die Reste einer abgebrochenen Autobahnbrücke verbaut. Der Recyclingbeton mit einem hinsichtlich des CO2-Äquivalents optimierten Zement (CEM III) führte dabei zu einer Reduktion des CO2-Äquivalents in der Herstellung des Gebäudes. Auf die Verwendung von Verbundwerkstoffen wurde weitestgehend verzichtet, sodass die verwendeten Baustoffe rezyklierbar sind. Die konsequente und kontinuierliche Einbindung des ZAE Bayern (Zentrum für Angewandte Energieforschung) und der BTU Cottbus-Senftenberg in den Planungsprozess mit den begleitenden ökologischen Bilanzierungen in allen Planungsentscheidungen stellt dabei einen einmaligen Planungsprozess mit Vorbildcharakter dar. Das ZAE Bayern begleitet die Nutzung seit Fertigstellung mit einem umfangreichen Monitoringprogramm, das einen energieeffizienten Betrieb der Umweltstation sicherstellt. So dient das Gebäude als Anschauungsobjekt für klima- und ressourcenschonendes Bauen und trägt durch seinen Lehr- und Lernbetrieb zur Vermittlung von Themen der Nachhaltigkeit und Ökologie in der Öffentlichkeit bei. balda architekten, TRAGRAUM Ingenieure unten Das Obergeschoss ist barrierefrei an die Bastionsebene angebunden (Fotos: Stefan Meyer)
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rechts “Magnolien-Carré” in Aschaffenburg
URBANER WOHNRAUM Im Herzen von Aschaffenburg entsteht auf dem weitläufigen Areal eines ehemaligen Baustoffhandels derzeit ein neues Wohnensemble. Unter dem Namen „MagnolienCarré“ realisiert die May Bauträger GmbH hier exklusive barrierefreie Eigentumswohnungen. Die Kombination aus moderner Wohnbebauung mit einem denkmalgeschützten Entrée macht das Projekt städtebaulich besonders interessant. Baumeister Adam Schneider zeichnete 1897 verantwortlich für das prachtvolle rote Backstein-Gebäude an der Würzburger Straße, das noch heute durch sein einseitig abgewalmtes Dach sowie seinen Mittelrisalit mit Ziergiebel und Balkon besticht. Seit 1930 war der Baustoffhandel der Aschaffenburger Unternehmerfamilie Geiger in dem historischen Bau ansässig. Auf knapp 4.000 m² Grundstücksfläche wurden hier über Jahrzehnte vor allem Baustoffe vertrieben. Nach der behutsamen Sanierung durch die May Bauträger GmbH bildet das denkmalgeschützte „Magnolien-Palais“ künftig den nördlichen Eingang zum „Magnolien-Carré“. Magnolien-Carré Zwischen der Innenstadt, dem Park Schöntal und dem aufstrebenden Szene-Viertel Brentano entstehen insgesamt 53 Neubauwohnungen, verteilt auf fünf Gebäude. Der Name „Magnolien-Carré“ leitet sich vom gegenüberliegenden Magnolienhain im Park Schöntal ab – einem der größten Magnolienhaine Deutschlands. Zugleich beschreibt er das Zusammenspiel der fünf Wohngebäude, welche als Ensemble eine begrünte Freifläche umschließen. Die Häuser A bis C, die an der Dinglerstraße liegen, verfügen über vier Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss, die innenliegenden Gebäude D und E über drei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss. unten Das denkmalgeschützte “Magnolien-Palais” wird den nördlichen Eingang zum „Magnolien-Carré“ bilden unten rechts Begrünte Außenanlagen und verkehrsberuhigte Erschließungswege sorgen für eine wohnliche Atmosphäre
Im historischen “Magnolien-Palais” entstehen sechs Wohnungen und eine Gewerbeeinheit, die im Bestand des Eigentümers May bleiben und vermietet werden. Zeitgemäßer Wohnkomfort Die exklusiven Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen in den Neubauten sind abwechslungsreich geschnitten und zwischen 45 und 115 m² groß. Alle verfügen über Echtholzparkett, elektrische Rollläden, Video-Gegensprechanlage, Fußbodenheizung sowie sonnige (Dach-)Terrassen oder Balkone. Die Penthouse-Wohnungen haben großzügige Dachterrassen. Allen Bewohnern stehen zudem 61 PKW-Stellplätze in der hauseigenen Tiefgarage oder wahlweise auf den Freiflächen zur Verfügung. Der begrünte Innenhof dient den Anwohnern als Ruheoase mit Rückzugsmöglichkeiten oder als Ort für gesellige Nachbarschaftstreffen. Die Fertigstellung der Wohnanlage ist für das Jahr 2023 geplant – drei Jahre nachdem die Baugenehmigung für das Vorhaben erteilt wurde. www.may-firmengruppe.de
PROJEKTDATEN Bauherr: May Bauträger GmbH, Aschaffenburg Entwurfsplanung: Architekt Stefan Schlauersbach, Aschaffenburg Ausführungs-/Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Schlitt, Seligenstadt TGA-Planung: Planungsbüro Fantur, Rödermark Rohbauarbeiten: W. Trautmann Baugesellschaft mbH & Co. KG
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rechts Zum Logistikzentrum der KISSEL Spedition gehört auch ein hochwertiges Verwaltungsgebäude
FUNKTIONAL GESTALTEN MIT GESTALTUNG, DIE FUNKTIONIERT Neubauachse Mainaschaff – wie an einer 800 m langen Schnur aufgezogen liegen drei große Hallenprojekte im neuen Gewerbegebiet Mainaschaff: das Logistikzentrum der KISSEL Spedition, die Halle 5 von RMD Logistics und die zukünftige Hauptniederlassung von Kaffee Braun. Die konstruktiven Elemente für die Hallen, die Bürogebäude sowie Teile der Bürofassaden wurden im Dreßler Fertigteilwerk in Stockstadt am Main produziert. Gewerbe- und Logistikbauten stellen höchst unterschiedliche Anforderungen an die Ausführung. So soll ein Verwaltungsgebäude repräsentieren und dabei optisch überzeugen. Ein Logistikzentrum hingegen soll funktional, belastbar und weitgehend barrierefrei ausfallen. Gleichzeitig sollen die Herstellungskosten sowie die Betriebs- und Unterhaltskosten möglichst gering bleiben. Der Einsatz von Fertigteilen ist überaus wirtschaftlich. Die materialschonende, wetterunabhängige Produktion plus Just-in-time-Anlieferung verkürzt erheblich die Bauzeit, was wiederum zur Kosteneffizienz beiträgt. Gleichzeitig schafft das Bauen mit Fertigteilen, insbesondere der Einsatz von Architekturbetonfassaden, neue Spielräume für innovative und individuelle Architekturideen. Ästhetische Ansprüche Bauherrenseitig kommen heutzutage mehr und mehr gestalterische Aspekte auch bei Industriebauten und Gewerbehallen zum Tragen. Auf dem 94.000 m² großen Grundstück der KISSEL Spedition sind in schlüsselfertiger Bauweise zwei große Hallen, ein Werkstattgebäude, eine Tankstelle und das hochwertige Verwaltungsgebäude entstanden. Die Sandwichfassade des Verwaltungsgebäudes besteht aus gewaschenem und gesäuertem Architekturbeton. Im Inneren entschieden sich die Bauherren nach Betrachten der Betonwände gegen einen Anstrich und für die Betonoberflächen. Ebenso wurden zahlreiche Rohdecken nicht verkleidet und die Haustechnikinstallationen sichtbar gelassen. Das für Kaffee Braun neu errichtete Verwaltungsgebäude mit Produktionshalle, in der die neue Röstanlage untergebracht wird, verfügt über eine Architekturbeton-Sandwichfassade
Produktionshalle von Kaffee Braun mit vorgelagertem Bürogebäude
in gestrahlter Oberfläche. Kernstück bildet das „Aquarium“: Der knapp 40 m² große Vertriebs- und Verkostungsraum erstreckt sich über zwei Etagen und stellt das Bindeglied zwischen Bürogebäude und Produktionshalle dar. Er wird seitlich durch 6,8 m hohe Sichtbetonwände begrenzt. Eine Pfosten-Riegel-Fassade zur Produktion hin eröffnet einen direkten Panoramablick in die Produktion. Nachhaltiges Bauen Zur Förderung der Nachhaltigkeit wurde auf dem Dach der Halle 5 von RMD Logistics eine Photovoltaikanlage mit 6.150 m² installiert. Zusätzlich wurden 5.350 m² des Hallendachs ökologisch begrünt. Durch die Anlage eines RMD-eigenen Nahwärmenetzes zwischen den Hallen 4 und 5 kann die im eigenen Blockheizkraftwerk gewonnene Energie u. a. für die Fußbodenheizung beider Gebäude genutzt werden. Vorsprung durch Digitalisierung Bauprozesse werden immer digitaler und komplexer. Moderne Planungstechniken wie Building Information Modeling (BIM) und Lean Construction tragen zum Wandel im Bauwesen bei. BIM unterstützt nicht nur eine effizientere Planung und Ausführung unserer Projekte, sondern auch die realistische Einschätzung von Kosten, die Zeitplanung oder auch den nachhaltigen Materialeinsatz. Lean Construction stellt die Stabilität der Planungs- und Bauprozesse sicher und führt so zu einer noch größeren Zufriedenheit unserer Auftraggeber. www.dressler-bau.de
Logistikhalle von RMD – Fertigteilstützen mit angeformten Fundamenten
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links Der Nextower in Frankfurt am Main beherbergt den Schüco Showroom (Foto: Schüco International KG)
INFORMATIV, INTERAKTIV, INSPIRIEREND Im Nextower erhalten Architekten und Bauherren einen Blick auf die Schüco Welt, können Fenster, Türen, Fassaden und Sonnenschutz optisch, haptisch und funktional erleben. Thematisch zeigt der Showroom in Funktion und Design aufeinander abgestimmte Lösungen und Trends – für den gehobenen Wohnungsbau und den Objektbau. Egal, ob es um Neubauten oder energetische Gebäudesanierungen geht, das Schüco Team vor Ort berät kompetent und kreativ. Viele Privatkunden im gehobenen Wohnungsbau haben eine Vision: Ein unverwechselbares Zuhause – individuell gestaltet nach ihren Wünschen. Architekten stehen ihnen bei der Erfüllung dieser Wünsche beratend zu Seite. Sie realisieren diese Version, indem sie einzigartige Gebäude entwerfen
oben und unten Einfamilienhäuser mit Schüco Panorama Design Schiebetüren und Fenstern (Foto oben: www.olafherzog.de)
und gestalten. Bei solchen Bauvorhaben liegen seit Jahren helle, lichtdurchflutete Räume mit großflächigen Schiebesystemen im Trend. Doch welches Schiebesystem in welchem Werkstoff passt zum Baustil? Ist ein Schiebe-, ein Hebeschiebe- oder ein Faltschiebesystem die beste Wahl? Und gibt es dazu auch die passenden Fenster? Der Fachberater Wohnbau im Frankfurter Schüco Showroom ist spezialisiert auf den gehobenen privaten Wohnbau und unterstützt Architekten und Bauherren in der Planungs- und Ausführungsphase ihrer Bauvorhaben. Ein weiterer Vorteil: Die Produktauswahl kann sicht- und fühlbar live vor Ort erfolgen, da Konstruktionsunterschiede, Eigenschaften und Design an großzügig dimensionierten Exponaten gezeigt und die komfortable Bedienung ausprobiert werden können. Barrierefreie Panorama Design Schiebeserien Schüco Panorama Design Schiebeserien sind für alle, die helle Räume und einen uneingeschränkten Blick in die Landschaft schätzen, die barrierefrei die Grenzen zwischen drinnen und draußen auflösen möchten. Denn mehr Transparenz und Glas geht nicht. Maximale Glasflächen vom Boden bis zur Decke bei minimalem Rahmen zeichnen die bündig in Wand, Decke und Boden eingelassenen Schiebetüren aus. Lästige Bodenschwellen und breite Profilansichtsbreiten gehören damit der Vergangenheit an. Die energieeffizienten exklusiven Schiebetüren bieten neben Einbruchhemmung bis Widerstandsklasse RC2 auf Wunsch zudem ein Plus an Komfort: In der automatisierten Ausführung können sie bequem über Tablet, Smartphone oder per Knopfdruck gesteuert werden. Eine Anbindung in Smart Home Systeme ist problemlos zu realisieren. Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit der Werkstoffwahl, denn die Panorama Design Schiebetüren sind sowohl in Aluminium als auch in Kunststoff erhältlich. … das passende Panorama Design Fenster direkt dazu Optisch abgestimmt auf die Panorama Design Schiebetüren ist das neue Schüco Panorama Design Fenster. Es überzeugt ebenfalls mit einem hohen Glasanteil und minimierten
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Profilansichtsbreiten. Durch die innere Flächenbündigkeit und eine umlaufende Schattenfuge weist das energieeffiziente Panorama Design Fenster eine harmonische Designprofilgeometrie auf. Eine rosettenlose Anbindung des Schüco Design Griffs rundet die Optik des Fensters ab. Einbruchhemmung bietet das exklusive Fenster bis Widerstandsklasse RC 2. Es ist für nahezu alle Bauvorhaben geeignet, da es sich vielseitig einsetzen lässt: als Lochfenster, Fensterband oder Fassadeneinsatzelement in Schüco PfostenRiegel-Fassaden.
Vereinbaren Sie Ihren persönlichen Beratungstermin: Lars Andermann Showroom-Manager Tel.: +49–69–989728–100 Mail: Showroom-Frankfurt@schueco.com Niclas Niedermark Fachberater Wohnbau Tel.: +49–151–43118978 Mail: NNiedermark@schueco.com Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
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Beste Aussichten mit Design Schiebetüren von Schüco.
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Fassaden-Paneel KARREE 240 in Varia Grau
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Werksführung bei der NOVO-TECH am 3. Aschersleber Architekturtag 2020
GEMEINSAME VISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT DES BAUENS Die NOVO-TECH lädt zum Aschersleber Architekturtag ein
Seit 2007 stellt die NOVO-TECH in Aschersleben den German Compact Composite (GCC) Holzwerkstoff und die daraus bestehenden megawood® Produkte her. Von der Terrassendiele bis zum Fassadensystem entwickelt und produziert die NOVO-TECH alles unter einem Dach. Die langlebigen Produkte von megawood® ermöglichen ein gesundes und nachhaltiges Bauen auf höchstem Qualitätsniveau. Mit der Cradle to Cradle Certified™ Gold Zertifizierung wird nicht nur die endlose Kreislauffähigkeit, sondern vor allem auch die gesundheitliche Unbedenklichkeit aller Inhaltsstoffe bestätigt. Bei der Materialgesundheit wurde sogar der Status Platin erreicht. GCC von NOVO-TECH ist damit eines der Top 20 unter den C2C-zertifizierten Baumaterialien weltweit und erfüllt die Kriterien für nachhaltiges Bauen und Green Building nach DGNB System, LEED® und BREEAM®. 4. Aschersleber Architekturtag 2021 Die Kombination von Architektur, Werkstoff und Kunst prägen den Aschersleber Architekturtag und bieten Raum, gemeinsame Visionen für die Zukunft des Bauens zu entwickeln. Diskutieren Sie mit beim 4. Aschersleber Architekturtag am 22.10.2021! Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Veranstaltung in Aschersleben richtet sich an Architekten, Planer und Ingenieure. Eingeladen sind ebenso Studierende
Künstler Neo Rauch in der Grafikstiftung Neo Rauch
der Fachrichtungen Architektur/Hochbau und Landschaftsarchitektur, deren Ziel und Motivation es ist, in der Zukunftsplanung ihre vornehmliche Aufgabe zu sehen und diese ressourcenschonend umzusetzen. Die Teilnehmer erwartet ein spannendes Programm. Mit dabei sind u. a. Prof. Arno Lederer, Prof. Jórunn Ragnarsdóttir sowie der Wetterexperte Sven Plöger. Abgerundet wird der Tag mit einem exklusiven Besuch der Kunstausstellung Neo Rauch, in der die neue Jahresausstellung VORDER MITTEL HINTERGRUND zu sehen ist. Diese präsentiert ein Zusammentreffen dreier in Leipzig lebender Künstlergenerationen. Zusätzlich bieten wir zu dieser Veranstaltung einen LiveStream an. Bei Fragen zum Event kontaktieren Sie uns bitte per E-Mail an architekturtag@megawood.com oder rufen Sie uns an: +49 (0) 3473–22 503–568. Weitere Informationen sowie das Formular zur Anmeldung finden Sie unter www.aslarchitekturtag.de. www.megawood.com
Prof. Arno Lederer auf dem 3. Aschersleber Architekturtag 2020
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RAUMKLIMALÖSUNGEN FÜR MEHR SICHERHEIT UND WOHLBEFINDEN Wechselnde Raumnutzungen stellen immer wieder Herausforderungen dar. Für ein hochwertiges, gesamtheitliches Raumkonzept schafft OWA in bestehenden, aber auch in neuen Räumen hochwertige und wirtschaftliche Deckenlösungen. Ob zurückhaltend monolithisch-großflächig oder prägnant mit aussagekräftiger Rasterdecke, jedes Deckendesign hält für unterschiedlichste akustische Aufgabenstellungen eine passende und stilsichere Lösung bereit.
oben und unten OWActive Mineralklimadecke: Akustiklösungen von OWA stellen die Decke in den Fokus und sorgen für ein gesundes und angenehmes Raumklima
OWActive Mineralklimadecken verbinden Akustik- mit Klimalösungen und bieten einen kompletten Systembaukasten mit hoher Wirksamkeit für jeden Objektbereich. Die Klimatisierung ist ebenso behaglich wie energieeffizient, denn das Prinzip der Wärmestrahlung folgt konsequent dem Vorbild der Natur. Vielseitigkeit und Flexibilität Die Klimatechnik befindet sich vollständig im systemtechnisch abgeschlossenen Bandraster. Wasserführende Energieraster ermöglichen die leichte Integration weiterer technischer Einbauelemente und stellen zugleich die umfassende akustische Stärke der Mineralplatten sicher. Jederzeit kann die Raumtemperatur dem individuellen Wunsch des Nutzers entsprechend angepasst werden. Ein unkomplizierter Austausch der vielseitigen Mineralplatten ermöglicht langfristig größte Flexibilität und ist jederzeit einfach realisierbar. Die für OWAcoustic Unterdeckensysteme grundsätzlich geltende sehr gute Revisionierbarkeit bietet auch hier eine hohe Variabilität und Wartungsfreundlichkeit im Praxisbetrieb. Die im Energieraster verbaute Klimatechnik bleibt in diesem Zuge unberührt und erfüllt ihre volle Heiz- und Kühlfunktion unabhängig von den OWAcoustic Mineralplatten. Behagliche Strahlungswärme Eine behagliche Strahlungswärme sorgt für mehr Wohlbefinden im Raum. Eine mitunter starke Konvektion, wie sie typischerweise mit Fußbodenheizungen und Wandheizkörpern einhergeht, entfällt. Damit bietet die OWA Mineralklimadecke einen echten Mehrwert nicht nur für Stauballergiker. Auch sind die oft als unbehaglich empfundenen Zuglüfte im Raum und unangenehmen Störgeräusche durch Betrieb von Klimaanlagen ausgeschlossen. Die Reduktion dieser Stressfaktoren trägt automatisch zu einer höheren Behaglichkeit bei, die sich positiv auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit auswirken kann. Die hohe Qualität und Zeitlosigkeit des Designs, die einen wesentlichen Beitrag zum positiven Ambiente leisten, sind ein weiterer nutzwertsteigernder Aspekt. Wie bei OWA üblich, zeichnet sich die neue Mineralklimadecke durch Wirtschaftlichkeit, Montagefreundlichkeit und hohe Variabilität in der optischen und technischen Gestaltung aus.
Nachhaltigkeit OWActive Mineralklimadecken bieten als Komplettsystem alle Voraussetzungen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Raumgestaltung in Segmenten wie Bildung, Gesundheit, Einzelhandel, Verwaltung, Hotellerie und Gastronomie. Das eigene cradle-to-cradle Recyclingkonzept „OWA green circle“ rundet das Gesamtpaket der Nachhaltigkeit ab. Alle Mineraldecken aus der OWAlifetime collection, die nach dem 1.10.1997 produziert wurden, sind zu 100 % recyclebar, können an OWA zurückgegeben und zur qualitätsgesicherten Produktion neuer Deckenplatten verwendet werden. www.owa.de
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rechts Seit über 100 Jahren produziert das Familienunternehmen Sanitärobjekte aus edler Stahl-Emaille (Foto: Kaldewei)
DER UMWELT ZULIEBE Die Erde hat ein Problem mit Plastikmüll: In den 1950er Jahren haben die Menschen laut Naturschutzbund weltweit etwa 1,5 Mio. Tonnen Plastik pro Jahr produziert. Heute sind es schon 400 Mio. Tonnen. 1 Allein Deutschland produziert etwa 15 Mio. Tonnen Plastikmüll pro Jahr, von denen aber nur 16 % für neue Produkte wiederverwendet werden. 2 Einen großen Anteil haben Plastikprodukte, die täglich im Bad verwendet werden, wie Zahnpastatuben oder Shampooflaschen. 2,075 Mrd. Tonnen solcher Plastikflaschen werden pro Jahr in Deutschland gekauft und weggeworfen. 3 Es schlummern aber ganz unbeachtet weitere große Mengen künstlicher Werkstoffe im Bad – in Form von Badewannen, Duschen und Waschtischen aus Acryl. Dabei gibt es mit dem Werkstoff Stahl-Emaille eine umweltfreundliche Alternative. Denn Stahl-Emaille ist glasierter Stahl, aus natürlichen Rohstoffen gefertigt und zu 100 % kreislauffähig.
Die einzigartige Verbindung von Stahl und Glas wird aus natürlichen Rohstoffen gefertigt und kann später vollständig dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Schon der verwendete Stahl besteht zu 20 % aus wiederverwertetem Stahl – vielleicht aus alten Badewannen. So werden wertvolle Ressourcen geschont und die Umwelt geschützt.
Kaldewei Stahl-Emaille Laut Heinze Sanitär-Haushaltspanel sind in Deutschland allein im Jahr 2019 rund 600.000 Bade- und Duschwannen aus Acryl in Neubauten, bei Modernisierungen und als reine Ersatzbeschaffung im Wohnbau eingesetzt worden. Das sind etwa 12.000 t Plastik, die Jahr für Jahr in den Bädern verbaut werden. Damit bei der Badausstattung für die Badewannen, Duschen und Waschtische erst gar keine künstlichen Werkstoffe zum Einsatz kommen, setzt Kaldewei bei der Herstellung seiner Sanitärprodukte auf ein umweltfreundliches und zu 100 % kreislauffähiges Material: Kaldewei Stahl-Emaille.
Nachhaltig und mit edler Glasur Stahl-Emaille ist nicht nur besonders nachhaltig, sondern überzeugt auch durch ihre edle Optik und überlegene Funktionalität. Im Werkstoff StahlEmaille gehen die jeweiligen Stärken
rechts Laut Heinze Sanitär-Haushaltspanel sind in Deutschland allein im Jahr 2019 fast 300.000 Badewannen und mehr als 300.000 Duschwannen aus Acryl in Neubauten, bei Modernisierungen und als reine Ersatzbeschaffung im Wohnbau eingesetzt worden (Grafik: Kaldewei)
der Bestandteile Stahl und Glas eine ideale Symbiose ein. Stahl steht für Robustheit, Belastbarkeit und Formstabilität. Glas bietet eine hochwertige Optik und Haptik, ist widerstandsfähig, pflegeleicht und hygienisch. Eine 30-jährige Werksgarantie unterstreicht die lange Haltbarkeit der Produkte und ihre hohe Wertbeständigkeit. 1
www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/ muellkippe-meer/muellkippemeer.html 2 www.boell.de/de/plastikatlas 3 www.koelner-wissenschaftsrunde.de/seewhos-green
www.kaldewei.de
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rechts Das neue Kompaktgerät Vitovalor PT2 mit integriertem Gas-Brennwert-Spitzenlastkessel und Warmwasserspeicher (rechts) sowie das Brennstoffzellen-Modul Vitovalor PA2 zur Nachrüstung (links)
GERINGERE CO 2-EMISSIONEN MIT WASSERSTOFF Wer seinen CO2-Fußabdruck deutlich reduzieren und zugleich unabhängiger werden will von der öffentlichen Stromversorgung, für den sind die neuen Vitovalor Brennstoffzellen-Heizgeräte die erste Wahl. Bereits die heutige Generation dieser Hocheffizienz-Technologie reduziert den CO2-Ausstoß eines üblichen Haushalts um fast 50 %. Die nächste Vitovalor Generation geht noch einen Schritt weiter: Sie kann mit einem Anteil von bis zu 20 % Wasserstoff im Erdgas betrieben werden, was die CO2-Emissionen sogar um insgesamt 65 % reduziert. Das neue Kompaktgerät Vitovalor PT2 mit integriertem GasBrennwert-Spitzenlastkessel (11 bis 32 kWth) und 220 l großem Warmwasserspeicher ist für den Neubau von Einund Zweifamilienhäusern ausgelegt. Außerdem gibt es mit Vitovalor PA2 ein Brennstoffzellen-Modul zur Nachrüstung, beispielsweise für Anlagen, die bereits über einen modernen Gas-Brennwertkessel verfügen. Mit einer maximalen Rücklauftemperatur von 50°C können beide Geräte auch im teilsanierten Bestandsbau installiert werden. Längere Lebensdauer und höherer Stromertrag In beiden Geräten, Vitovalor PT2 und Vitovalor PA2, hat die wasserstofftaugliche Brennstoffzelle eine elektrische Leistung von 705 W und eine thermische Leistung von 1.000 W. Ihre Lebensdauer beträgt 85.000 Betriebsstunden. Zu einem höheren Stromertrag trägt die Laufzeitsteigerung bis zur Regeneration des Stacks von 45 auf 120 Stunden bei.
Energie-Management-System Das integrierte Energie-Management-System optimiert die Energieflüsse im Haus. Das heißt, die jeweils günstigste Energiequelle wird als Haushaltsstrom oder zum Laden eines Elektrofahrzeugs genutzt. Ebenso wird der Ladezustand des gegebenenfalls vorhandenen Stromspeichers überwacht und in der ViCare App angezeigt. ViShare Energy Community Falls der erzeugte Strom nicht vollständig verbraucht werden kann, wird der Überschuss bei einer Teilnahme an der ViShare Energy Community anderen Community Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Benötigt man dagegen mehr Strom als Vitovalor erzeugt, bezieht man die Energie wieder aus der ViShare Gemeinschaft. www.viessmann.de
Effizienzsystem für Wärme und Strom Brennstoffzellen-Heizgerät, Stromspeicher und intelligentes Energie-Management Das Brennstoffzellen-Heizgerät Vitovalor PT2 versorgt einen 4-Personen-Haushalt mit Wärme, deckt einen großen Teil des Strombedarfs und spart dabei bis zu 40 Prozent Energie sowie 50 Prozent CO₂ gegenüber separater Wärme- und Stromerzeugung ein.
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oben Funktionsweise des Solarwärmekraftwerk-Turms (Grafik: © SCIA/ALLCONS Industry) links Der 900 t schwere Stahlreceiver – simuliert in SCIA Engineer (Visualisierung: © SCIA/ALLCONS Industry)
AUSGEZEICHNETE STAHLKONSTRUKTION Preis der Jury beim SCIA User Contest 2020
Im weltweit größten Solarpark, 50 km südlich von Dubai, steht der DEWA (Dubai Electricity and Water Authority) Solarwärmekraftwerk-Turm. Mit seinem 222 m hohen Betonsockel und dem 38 m hohen Flüssigsalzreaktor ist er die höchste Concentrated Solar Power Anlage der Welt. ALLCONS Industry s.r.o setzte den Flüssigsalzreaktor – eine 900 t schwere Stahlkonstruktion – um und gewann damit den Preis der Jury beim SCIA User Contest 2020. „Wir waren mit der Strukturanalyse des Stahlreceivers beauftragt“, beschreibt Radek Pošta, leitender Statiker bei ALLCONS, das Projekt. Der 260 m hohe Solarwärmekraftwerk-Turm ist von 70.000 Spiegeln umgeben, die die Sonnenenergie zu den Wärmetauschern in dem Stahlreceiver leiten. „Zu den anspruchsvollsten Aufgaben gehörte zum einen die Analyse von möglichen Klimabelastungen wie Erdbeben und deren Einwirkung auf das Modell, zum anderen der Entwurf des Verankerungssystems des Stahlreceivers“, so Pošta. Die Anker mussten sowohl die thermische Ausdehnung berücksichtigen als auch die 900 t schwere Struktur sicher befestigen, die auf dem Betonsockel installiert wurde. Mit SCIA Engineer alle Herausforderungen meistern Um diese Herausforderungen bewältigen zu können, vertraute ALLCONS auf SCIA Engineer. „SCIA Engineer ermöglichte uns die Erstellung eines 3D-Analysemodells der gesamten Struktur. Obwohl sich unser Unternehmen auf den Entwurf des Stahlaufnehmers konzentrierte, mussten wir auch den Betonturm und die Fundamentplatte in die Berechnung einbeziehen – beide mit der richtigen Steifigkeit. Das war entscheidend, um analysieren zu können, wie die gesamte Struktur auf dynamische Effekte reagiert“, erklärt Pošta. Während des Konstruktionsprozesses tauschte ALLCONS die Ergebnisse aus SCIA Engineer mit Ergebnissen des Unternehmens aus, das sich auf die detaillierte Konstruktion des Betonteils konzentrierte. Die statische Ersatzlast, die das Verwirbelungsphänomen simuliert, wurde mit Windkanalmessungen der Universität Zhejiang verglichen, um die Sicherheit der Struktur zu gewährleisten. Eine weitere Besonderheit: Der gesamte Stahlreceiver wurde auf einer mobilen Plattform am Boden errichtet, durch das Innere des
Betonturms nach oben bewegt und einschließlich der technologischen Installationen als ein Element an seine endgültige Position gehoben. Für den Hebevorgang wurden nichtlineare Berechnungen verwendet, um das Verhalten von Hubseilen und seitlichen Puffern zu simulieren. Intuitive Modellierung und klare Benutzeroberfläche Radek Pošta ergänzt: „Wir haben uns für SCIA Engineer entschieden, weil es Code-Nachweise nach den neuesten amerikanischen Standards anbietet, die vom Kunden gefordert wurden. Meiner Meinung nach sind die Hauptvorteile die einfache und intuitive Modellierung der Struktur und eine klare und übersichtliche Benutzeroberfläche. Da wir oft auch Strukturen mit Platten und Schalen entwerfen, kann ich sagen, dass man mit SCIA Engineer praktisch alles modellieren kann.“ Hohes Maß an Technik in verschiedenen Disziplinen „Das Projekt weist ein hohes Maß an Technik in verschiedenen Disziplinen auf: Anheben, Interaktion mit der Betonstruktur, Windbelastung, Seismizität. Insbesondere die Zusammenarbeit mit verschiedenen Parteien hat dieses Projekt hervorgehoben“, so die Jury des SCIA User Contests 2020. Der zweijährlich stattfindende, internationale Wettbewerb wird von der deutschen Nemetschek-Tochter SCIA veranstaltet und zeichnet außergewöhnliche Projekte, technisches Wissen und Professionalität unter SCIA Engineer Softwarenutzern aus. „Das Ingenieurbüro nutzte mehrere fortschrittliche Funktionen der Software und kombinierte diese zu einem Gesamtmodell“, resümierte die Jury. www.scia.net
autoren | vorschau | impressum
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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 43. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle Albrechtstraße 13, Aufgang A 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30.214 731 74 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Präsident) Dipl.-Ing. Dagmar Schierholz (Vizepräsidentin) Dipl.-Ing. Sven Frederic Andres (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Zur Leiten 11 95517 Emtmannsberg (Lkr. Bayreuth) Telefon: +49 (0)9209.91 86 240 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: kuballa@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: kuballa@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Christine Ryll E-Mail: ryll@vbk-verlag.de Anzeigen Dipl.-BW (FH) Ines Moritz E-Mail: moritz@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 1.10.2020. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.
Vorschau Ausgabe 6_2021 >> umBAUKULTUR
Autoren dieser Ausgabe Sarah Lisa Bohn ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de
Bernd Keßler AIV Aschaffenburg Vorsitzender www.aiv-aschaffenburg.de
Teresa Deckert Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de
Lukas Ritter ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de
Arnold Ernst DAI Präsident KEC Planungsgesellschaft mbH Berlin www.dai.org
DAI Kooperationspartner
Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org
BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | September 2021 | Ausgabe 5 | ISSN 1862-9571
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