Ausgabe 6_2021: umBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

2011 2021

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Schwerpunkte

Umbau + Sanierung Barrierefreies Bauen

BAUKULTUR

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Wir von hier.


editorial

BAUKULTUR 6_2021

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, die Wahl zu einem neuen Bundestag hat in diesem Jahr in besonderer Weise die Kammern und Verbände mobilisiert, um eine Wende in der Klimapolitik, ein nachhaltigeres Wirtschaften und eine soziale und gesunde Gesellschaftspolitik zu fordern. Die Parteien wurden anhand von Wahlprüfsteinen zu ihren Konzepten befragt und haben in ihren Antworten in bemerkenswerter Einmütigkeit die Notwendigkeit des Umsteuerns in der Klimapolitik betont. Das Bündnis Bodenwende, in dem der DAI aktiv mitwirkt, fordert eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik als Grundlage für eine sozial gerechte und nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land. Forderung nach einem eigenständigen Bauministerium Der Bausektor mit einem Anteil von etwa 40 % aller Treibhausgasemissionen muss hier Verantwortung übernehmen beim Neubau, Erhalt und bei der Entwicklung des Bestandes sowie durch einen gedrosselten Flächenverbrauch. Der DAI hat in seiner „Aschaffenburger Erklärung“ (vgl. S. 11) anlässlich des DAI Tages 2021 die zukünftige Bundesregierung zu konkreten Handlungen aufgefordert, die wegen der herausragenden Bedeutung und der übergreifenden Aufgabenstellungen in einem eigenständigen Bauministerium koordiniert werden müssen. Im 20. Jahrhundert wurden die Sanierung und der Umbau über lange Zeit immer als zweitbeste Lösung angesehen. Abriss und Neubau wurden in der Regel bevorzugt. Hier hat nun erfreulicherweise ein Kulturwandel stattgefunden, für den es viele gute Gründe gibt: Innenentwicklung vor Außenentwicklung Für eine verantwortliche Bodenpolitik beabsichtigen die Bundesregierung und die Europäischen Union, bis 2050 eine Flächenkreislaufwirtschaft zu etablieren. Dies bedeutet, dass keine Ausdehnung von Siedlungsräumen mehr ohne gleichzeitige Entsiegelung von bebauten Flächen möglich sein soll. Die Entwicklung der Städte orientiert sich nach innen. Die Konzentration auf den baulichen und infrastrukturellen Bestand ist dabei ein wichtiger Schritt hin zu neuen Mobilitätsformen und einem nachhaltigen, sozialen und ökologischen Lebensraum. Eine neue Qualität entsteht aus der Konzentration auf die Mitten. Leerstehende Ortskerne und Innenstädte können durch Verdichtung und Nutzungsmischungen in neuen Nachbarschaften wiederbelebt werden. Die Identität des Ortes, die nicht zuletzt auch Heimat bedeutet, kann so erhalten werden oder wieder entstehen. Die Gebäude und Quartiere gestalten den Ort unverwechselbar und tragen das kulturelle und materielle Erbe.

Die kulturelle Kraft der Erinnerung, die den ortstypischen Bauten innewohnt, wird heute als „Goldene Energie“ bezeichnet und steht dabei im Kontext der „Grauen Energie“, die den materiellen Wert der Gebäude ausrechenbar macht. Das Bauen in der Mitte lässt Umbau und Neubau in Konkurrenz treten. Dabei ist der Wert der vorhandenen Bauten und Infrastruktur anhand seiner Bedeutung für den Ort zu bemessen. Zusätzlich wird die Qualität der vorhandenen Materialien und Struktur bewertet. Eine nachhaltige Betrachtung ermittelt so die wahren Kosten einer ersatzweisen Neuerstellung anhand der Material- und Umweltkosten. Vor diesem Hintergrund sind das Umbauen und das Weiterbauen im Bestand heute von größter Bedeutung. Lust am Umbau Der äußere Anlass für einen Umbau ist häufig eine notwendige energetische Sanierung. Die Gebäudehülle muss aufgewertet und die technische Gebäudeausstattung meist vollständig erneuert werden. Die Auflagen zur Energieeinsparung werden zunächst als Belastung und Einschränkung wahrgenommen, sie können aber auch den Blick öffnen für eine viel weitgehendere Aneignung eines Gebäudes durch seine Nutzer. Insbesondere bei einem Wechsel der Nutzungsart entstehen aus den notwendigen Veränderungen besondere Gebäude, die zum Teil ganze Quartiere aufwerten. Scheunen, Fabriklofts, Wassertürme, Bahnhöfe, Kasernen und ganze Industrieareale haben neues Leben eingehaucht bekommen und stehen heute als vielbeachtete Architekturikonen selbstbewusst neben den hinzugefügten Neubauten. Für die Planung und zur nachhaltigen Freude am Umbau empfiehlt es sich, erfahrene Architekten hinzuzuziehen. Diese planen und beraten bei den gerade im Umbau besonders vielfältigen Aufgaben und können auch denjenigen zur Seite stehen, die bei der Verwandlung ihres Heims auch mit Eigenleistung ihre Ziele verwirklichen wollen. Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre der vorliegenden umBAUKULTUR Vergnügen und Anregungen. Herzlichst Ihr

Arnold Ernst DAI Präsident


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DAI bundesweit

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Kiel

Pinneberg

DAI Fachexkursion nach Dubai Die diesjährige DAI Fachexkursion für Architekten und Ingenieure nach Dubai war für drei Termine angeboten. Der letzte Termin steht noch bevor, er findet vom 5.–12.2.2022 statt. Interessenten können sich gerne noch anmelden. Die Reiseinformationen erhalten Sie über die DAI Geschäftsstelle:

Osnabrück

Berlin-Brandenburg

Leipzig Düsseldorf

Mail: kontakt@dai.org Telefon: 030 – 214 731 74

Oberhessen

www.dai.org/veranstaltungen

Wiesbaden Aschaffenburg Bamberg

Mainz

Saar

Mannheim

Nürnberg

Folgen Sie dem DAI im Netz: www.dai.org www.facebook.com/baukultur www.twitter.com/baukultur www.instagram.com/ baukultur_dai/

DAI Mitgliedsverein

www.linkedin.com/ company/baukulturplus

kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe AIV Koblenz

AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Marburg AIV Mark Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm AIV Würzburg

AIV zu Berlin-Brandenburg AIV zu Magdeburg Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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3 4 5 6–8 6 7 8 9–11 9 10 11

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Editorial Arnold Ernst DAI bundesweit Inhalt Rubriken Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wirtschaft + Recht DAI aktuell Aus dem Präsidium DAI Tag 2021 in Aschaffenburg Aschaffenburger Erklärung

12–25 12–13 14–15 16–17 18–19 20–21 22–23 24–25

Schwerpunkte: Umbau + Sanierung | Barrierefreies Bauen Müller-Stüler und Höll Architekten: Friedhofskapelle in Potsdam bodensteiner fest Architekten BDA: Wohnhaus in Chemnitz CSMM: Bürogebäude in München noa* network of architecture: Berggasthaus in Südtirol von Gerkan, Marg und Partner: Industriegebäude in Alsdorf a + r Architekten: Industriegebäude in Aalen Hagspiel Stachel Uhlig Architekten: Industriehalle in Kempten

26–38 26–27 28–29 30–31 32 33 34 35 36 37 38

Advertorials | Anzeigen Keimfarben GmbH: Haus der Gestalt in Utting Stiebel Eltron GmbH & Co. KG: Wohnquartier in Grünstadt MC Bauchemie Müller GmbH & Co. KG: Stahlbetonkorrosion im Parkhaus Etex Germany Exteriors GmbH: Sanierung von Wärmedämmverbundsystemen Lindner Group KG: Vom Kloster zum Mehrgenerationenwohnen Küffner Aluzargen GmbH & Co. OHG: Barrierefreie Raumspartür Alumat Frey GmbH: Magnet-Nullschwelle Verband der Fachplaner e.V.: Fachleute für Großküchenplanung Hansa Armaturen GmbH: Smarter Komfort SCIA: Ausgezeichnete Brückenerneuerung

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Titel: Wohngebäude „Casa Rossa“ in Chemnitz von bodensteiner fest Architekten BDA (Foto: Steffen Spitzner)

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

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Christoph Ihrig: Schalen (Foto: Christoph Ihrig) Pavillon Le Corbusier in Zürich (Foto: © Museum für Gestaltung Zürich)

Le Corbusier und die Farbe Der Universalkünstler Le Corbusier beschäftigte sich sein Leben lang intensiv mit der Farbe, ihren räumlichen Eigenschaften und assoziativen Qualitäten. Er machte sie zum integralen Bestandteil seiner architektonischen Konzeptionen und entwickelte darauf abgestimmte Farbklaviaturen. Den Endpunkt seines Schaffens bildet der Zürcher Pavillon. Die noch bis zum 28.11.2021 dauernde Ausstellung zeichnet mit rund 100 Fotografien, Originalen und Plänen die wichtigsten Stationen der Polychromie Le Corbusiers nach. www.museum-gestaltung.ch 37 bäume für Bethang Vor rund 20 Jahren schuf der Konzeptkünstler Karsten Neumann die Kunststadt Bethang. Ihr Name ergibt sich aus der Verschmelzung der Städte NürnBErg, FürTH und ErlANGen. Mit seiner Baumpflanzaktion „37 bäume für B e t hang “ verfolgt er das Ziel, in jedem der 37 Postleitzahlenbezirke von Bethang einen öffentlich zugänglichen Baum Karsten Neumann: 37 bäume für zu pflanzen. Bethang, 2021, Kanister, Kunst- Die Finanstoffmüll, LED (Foto: Nicole Hertle) zierung erfolgt über den Verkauf von 37 vom Künstler aus Kunststoffmüll angefertigten Leuchtkanistern. Das Kunstpalais Erlangen präsentiert noch bis 14.11.2021 eine Auswahl. www.kunstpalais.de Who’s Next? Obdachlosigkeit zeigt sich als ein zunehmendes globales Problem. Wie und mit welchem Beitrag kann die Architektur hier Einfluss nehmen? Dieser Frage geht die Aus-

Privates Zimmer im Wohnprojekt VinziRast-mittendrin in Wien (Foto: © Architektur_gaupenraup, Simon Jappel)

stellung „Who’s Next? Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt“ nach. Sie analysiert Themen wie die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Obdachlosen und zeigt anhand von historischen und zeitgenössischen Architekturprojekten, wie die Krise der Wohnungslosigkeit in Städten wie Tokyo, Mumbai, New York oder Los Angeles bewältigt wird. Sie ist noch bis zum 6.2.2022 im Architekturmuseum der TU München zu sehen. www.architekturmuseum.de Natur Gestalten Das verborgene Museum zeigt bis 17.1.2022 in der Berlinischen Galerie eine Retrospektive der Bildhauerin Louise Stomps. Das menschliche Leid und die schutzlose Kreatur waren ein Leben lang Inspiration ihrer künstlerischen Kreativität. Über fünf Louise Stomps in ihrem Atelier Schillerstraße 21, Berlin 1948, JahrzehnBerlinische Galerie (Foto: Anja te vollzog Elisabeth Witte, © Gerda Schimpf die Beliner Fotoarchiv) Bildhaue rin den künstlerischen Prozess vom klassischen Körperbild zur stark abstrahierten Figuration. www.berlinischegalerie.de Skulpturales heißt der Titel der Ausstellung mit Werken von Walter Hellenthal und Christoph Ihrig, die das Baukunstarchiv NRW vom 12.11.–19.12.2021 zeigt. Hellenthals Werke setzen sich mit den Grundfragen der menschlichen Existenz und den Ursprüngen dieser Welt auseinander. Dabei arbeitet er bevorzugt mit im Steinbruch gefundenem oder ausgesondertem Stein in Kombination mit Eisen, Stahl oder Alu-

minium. Christoph Ihrig verfolgt seine Themen meist über Jahre. Dabei entstehen serielle Abfolgen von Objekten, die sich aufeinander beziehen. Seine bevorzugten Materialien sind schwarzer Kalkstein und heller Marmor. www.baukunstarchiv.nrw Architektur und Film Weltweit sind Metropolen seit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und der Globalisierung der letzten Jahrzehnte regelrecht explodiert. Vielfach ist dabei eine Kluft zwischen Arm und Reich entstanden, die sich niederschlägt im Kontrast zwischen eingefriedetem Luxuswohnen und verwahrlostem Slum. Dieses soziale Gefälle thematisiert die Filmreihe „Die Unsichtbaren – Im Labyrinth der Großstadt“ des Filmmuseums Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer NRW. Erzählt wird von Menschen auf der Suche nach ihrem Platz in Betondschungeln, Elendsvierteln und engen Altstädten. www.aknw.de

Bundeskongress Gebäudegrün Der Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) plant für den 23.–24.11.2021 einen Kongress unter dem Motto „Wo steht Deutschland in Sachen Gebäudebegrünung?“ Er findet in Berlin als Präsenzveranstaltung und gleichzeitig online statt. Mit der Veranstaltung macht der BuGG eine Bestandsaufnahme, zieht ein Fazit zur Umsetzung von Dach- und Fassadenbegrünungen in Deutschland und leitet daraus zukünftige Ausrichtungen und Handlungsempfehlungen ab. www.gebaeudegruen.info


kolumne

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AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN UMBAUKULTUR Lange Zeit wurde der Umgang mit dem Bestand eher als Schwarzbrotaufgabe empfunden, die als bauliche Notwendigkeit vielleicht zur Aufrechterhaltung des Bürobetriebs, aber sicherlich nicht der gestalterischen Selbstverwirklichung dienen mochte. Doch das Bild wandelt sich und mit ihm das Selbstverständnis der Bauschaffenden – zu Befürwortern einer neuen Umbaukultur. Mit dem Klimawandel wächst die Erkenntnis, dass wir nicht weiterbauen können wie bisher. Das Bauwesen ist in Deutschland verantwortlich für ca. 40 % des Rohstoffkonsums, ca. 55 % des Abfallaufkommens und ca. 40 % der Treibhausgasemissionen (bei vollständig sektorübergreifendem Ansatz und unter Einbeziehung aller Emissionsketten). Der immer noch vielerorts praktizierte Automatismus von „Abriss – Neubau“ hilft hier nicht weiter. Im Gegenteil, ein saniertes Bestandsgebäude kann in der Gesamtbetrachtung häufig eine bessere Ökobilanz vorweisen als ein Neubau im Passivhaus-Standard. Es sollten dafür künftig neben den Energieverbräuchen und Emissionen der Betriebsphase auch die zur Herstellung benötigte Primärenergie und dabei entstehende Emissionen mitbetrachtet werden. Die Aufgabe ist also so klar wie umfänglich: Bereits im Baukulturbericht 2018/19 „Erbe – Bestand – Zukunft“ hat die Bundesstiftung Baukultur in einer anschaulichen Gewichthebergrafik (vgl. BAUKULTUR 3_2021) dargestellt, dass wir in Deutschland mit einem Gebäude- und Infrastrukturbestand von über 360 t pro Person arbeiten müssen – oder besser dürfen. Denn diese Materialmenge ist keine undefinierbare graue Masse, sondern unser Lebensraum. Die Bauwerke, die Straßen und Plätze, die gebauten Landschaften, die uns umgeben und unsere Lebensqualität maßgeblich beeinflussen. Der Umgang mit dem Bestand ist demnach keine freudlose Sanierungsaufgabe, sondern eine Chance: Wenn die Veränderung einer bestehenden Situation einen echten Mehrwert generiert, indem sie den Bestand klug optimiert und ästhetisch aufwertet, dann entsteht Baukultur. Und ganz nebenbei wird ein Unikat geschaffen. Doch auch wenn die genannten Aspekte eigentlich bekannt und durchaus akzeptiert sind, die Realität sieht oft noch anders aus: Das Krankenhaus, dessen Ausstattung nach nur 30 Jahren nicht mehr den aktuellen Standards entspricht – abgerissen. Die Wohnsiedlung, deren Grundstück dichter rechts Besichtigung der Forschungshäuser in Bad Aibling beim Baukulturdialog „Auf dem Weg zu einer neuen (Um-)Baukultur“ (Foto: © Bundesstiftung Baukultur)

bebaut werden kann – abgerissen. Die sanierungsbedürftige Brücke, neben der zugunsten des zeitlichen Ablaufs ein Ersatzneubau entsteht – abgerissen. Echte Umbaukultur bedeutet mehr als die Umgestaltung einer alten Scheune zum Wochenenddomizil. Sie bedeutet, näher und genauer hinzuschauen. Sie bedeutet einen Paradigmenwechsel vom „Können wir nicht erhalten, weil…“ zum „Können wir erhalten, wenn…“. Sie bedeutet die Bereitschaft von Bauherrschaft und Nutzenden, sich auf Kompromisse einzulassen. Und sie bedeutet auch, den Neubau von heute als Bestand von morgen zu begreifen. Der Abriss in der Zukunft lässt sich verhindern, wenn alternative Nutzungsoptionen mitgedacht, umbaubare Strukturen geschaffen und hochwertige Materialien und Bauweisen eingesetzt werden, die einen qualitätsvollen Umbau überhaupt erst möglich machen. Einfachere Bauweisen, reduzierte Technik oder sortenreine Trennbarkeit können im Sinne der Nachhaltigkeit, gleichzeitig aber auch für eine bessere Umbaufähigkeit eingesetzt werden. Beim Baukulturdialog „Auf dem Weg zu einer neuen (Um-) Baukultur“ wurden in Bad Aibling die Forschungshäuser des Verbands „Einfach Bauen“ der TU München vorgestellt. Ein gutes Beispiel dafür, wie das Bauen der Zukunft abseits einer Übertechnisierung aussehen kann. Und das darüber hinaus auch noch ästhetisch überzeugt. Denn natürlich gilt: Wenn so beeindruckende und berührende Bauwerke entstehen, dass deren Erhalt und Transformation in die Zukunft selbstverständlich sind, ist einer neuen Umbaukultur am meisten gedient. Inga Glander www.bundesstiftung-baukultur.de


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wirtschaft + recht

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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.

NEUES AUS DEM... ...Bau- und Architektenrecht

...Vergaberecht

Liegt eine stillschweigende nachträgliche Stundenlohnvereinbarung vor, wenn der Auftraggeber Stundenzettel des Auftragnehmers abzeichnet? In der Regel nicht, meint das OLG Köln (Urteil vom 04.01.2021, Az. 17 U 165/19)!

Rüge „ins Blaue hinein“ setzt Nachprüfungsverfahren nicht erfolgreich in Gang!

Der AG hatte den AN durch Nachunternehmervertrag mit Innenputzarbeiten beauftragt. Die Vergütung sollte auf Einheitspreisbasis nach den tatsächlich erbrachten Mengen und Einheitspreisen erfolgen. In den Einheitspreisen sollten alle erforderlichen Nebenleistungen und besonderen Leistungen enthalten sein. Nach Baubeginn kam es zwischen den Parteien zu Unstimmigkeiten hinsichtlich des Ausgleichs von ausgeführten Stundenlohnarbeiten für unvorhersehbare Sonderarbeiten. Das OLG Köln betont, dass Stundenlohnarbeiten nur dann vergütungsfähig sind, wenn eine konkrete Beauftragung vorliegt. Die mit Blick auf die streitigen Stundenlohnarbeiten behauptete nachträgliche Stundenlohnvereinbarung konnte der AN im vorliegenden Fall aber nicht beweisen. Nach Ansicht des OLG Köln kann eine über den Ursprungsvertrag hinausgehende konkludente Beauftragung der Sonderarbeiten nicht aus dem Umstand hergeleitet werden, dass der AG die Arbeiten nicht gestoppt hat, da er zutreffend davon ausgegangen ist, dass die Arbeiten von der ursprünglichen Vereinbarung als Nebenleistungen bzw. besondere Leistungen mit umfasst sind. Ferner liege selbst im Falle der Abzeichnung von Stundenlohnarbeiten in der Regel keine nachträgliche stillschweigende Vereinbarung einer Stundenlohnzahlung vor; dies gilt erst Recht, wenn die Stundenzettel – wie im vorliegenden Fall – gar nicht abgezeichnet worden sind. Rechtsanwalt Lukas Ritter, LL.M. (TCD)

Erkennt ein Unternehmen Fehler im Vergabeverfahren oder sind Fehler aus der Auftragsbekanntmachung oder den Vergabeunterlagen erkennbar, muss das Unternehmen diese zunächst gegenüber dem Auftraggeber rügen und ihm so die Gelegenheit zur Fehlerkorrektur geben. Naturgemäß haben Bewerber und Bieter jedoch nur einen begrenzten Informationsstand hinsichtlich etwaiger Vergaberechtsverstöße. Dennoch müssen Unternehmen – wenn sich der Vergaberechtsverstoß nicht völlig ihrer Einsichtsmöglichkeit entzieht – zumindest Anknüpfungstatsachen oder Indizien vortragen, die einen hinreichenden Verdacht auf einen bestimmten Vergaberechtsverstoß begründen. Es ist also ein Mindestmaß an Substantiierung einzuhalten. Reine Vermutungen zu eventuellen Vergaberechtsverstößen reichen nicht aus. In einem kürzlich vor dem OLG Düsseldorf entschiedenen Fall teilte ein Bieter dem Auftraggeber mit, dass er sich die Frage stelle, ob der für den Zuschlag vorgesehene Bieter überhaupt die geforderten Referenzen vorlegen konnte, weil „soweit ihm bekannt“ sei – dieser keine Anlagen in der als Referenz geforderten Art und Weise betreibe. Der Bieter legte später einen Nachprüfungsantrag ein. Das OLG Düsseldorf stufte den Inhalt der Mitteilung nicht als Rüge i.S.d. § 160 Abs. 3 GWB ein, da keine konkreten Umstände benannt wurden, aufgrund derer der Bieter vom Vorlegen eines Vergaberechtsverstoßes ausgehen konnte. Der Bieter kam damit seiner Rügeobliegenheit nicht nach. Zudem war auch ein „Nachschieben“ der fehlenden Anknüpfungstatsachen für einen Vergaberechtsverstoß im Nachprüfungsverfahren nicht mehr möglich. Bietern und Bewerbern sei deshalb empfohlen, bereits in dem Rügeschreiben alle vorhandenen Erkenntnisse zum Verstoß aufzugreifen. Rechtsanwältin Sarah Lisa Bohn

Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe Tel.: 030–880331–231, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May Tel.: 089–29050–231, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de


DAI aktuell

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AUS DEM PRÄSIDIUM Die Wahlwürfel sind gefallen. Zwar steht die neue Regierung bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht, aber es deutet sich Veränderung an. Im Vorfeld hatten die Verbände und Kammern in ihren Wahlprüfsteinen viele Themen abgefragt. Eine gesonderte Ansprache erfolgte zum Thema Bodenpolitik. Die Dokumentationen sind auf der DAI WebSeite unter www.dai.org einsehbar. Die wichtigsten Punkte hat der DAI im Rahmen des DAI Tages in Aschaffenburg in seiner „Aschaffenburger Erklärung“ (vgl. S. 11) herausgestellt und verabschiedet: Klima- und Ressourcenschutz, soziale Bodenpolitik, resiliente Städte, einheitliche Raumordnung und nicht zuletzt ein für alle diese Belange zuständiges Bundesbauministerium. Neben der Verleihung des Großen DAI Preises für Baukultur an das Architektenehepaar Prof. Ernst Ulrich und Brigitte Scheffler aus Frankfurt/Main stand das 150-jährige DAI Jubiläum im Mittelpunkt der diesjährigen Abendveranstaltung. Den Impuls hat die bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, gegeben. Sie selbst ist Aschaffenburgerin.

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Zudem standen in diesem Jahr turnusmäßig DAI Präsidiumswahlen an. Alle bisherigen Präsidiumsmitglieder wurden für eine weitere Amtsperiode in ihrem Amt bestätigt: • • • •

DAI Präsident: Arnold Ernst DAI Vizepräsidentin: Dagmar Schierholz Schatzmeister: Sven Frederic Andres Presse-/Öffentlichkeitsarbeit: Marion Uhrig-Lammersen

Ein Andruck des Jubiläumsbandes „150 Jahre DAI“ lag in Aschaffenburg ebenfalls aus. Das Buch wird zum Jahresende erscheinen. Alle Architekten- und Ingenieurvereine sind aufgerufen, so viele Exemplare (18 Euro Subskriptionspreis) zu bestellen, wie Mitglieder im Verein aktiv sind. Kurzfristig stehen auch für die DAI Fachexkursion zur EXPO nach Dubai noch Plätze zur Verfügung. Udo Sonnenberg

Von der Natur inspiriert. Fürs Leben gemacht. Fassadensystem Made in Germany


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DAI aktuell

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DAI TAG 2021 IN ASCHAFFENBURG (Fotos: Thomas Göttemann)

DAI Mitgliederversammlung

DAI Präsident Arnold Ernst

DAI Präsidium

Ausstellung der Sponsoren des DAI Tages

DAI Vizepräsidentin Dagmar Schierholz

DAI Schatzmeister Sven Frederic Andres

DAI Ehrenpräsident Christian Baumgart

Bernd Keßler (links) und Dirk Kleinerüschkamp (rechts) vom AIV Aschaffenburg

Empfang im Rathaus durch Oberbürgermeister Jürgen Herzing

Mittagsimbiss im Innenhof des Martinushauses

Prof. Ernst Ulrich und Brigitte Scheffler erhalten den Großen DAI Preis für Baukultur 2021

Festvortrag von Judith Gerlach MdL, Bayerische Staatsministerin für Digitales


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DAI aktuell

ASCHAFFENBURGER ERKLÄRUNG verabschiedet im Rahmen des DAI Tages in Aschaffenburg am 26. September 2021 Der Verband der Deutschen Architekten- und Ingenieurvereine (DAI) setzt sich seit seiner Gründung vor 150 Jahren für die Entwicklung der technischen, wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen unserer Gesellschaft ein. Der DAI vernetzt dabei die planenden Berufe, um eine hochwertige technische und verkehrliche Infrastruktur, qualitätvolle Gebäude, eine nachhaltige und ökologische Ressourcenverwendung und einen lebenswerten öffentlichen Raum mitzugestalten. Der DAI setzt sich ein für: • eine gerechte und nachhaltige Bodenpolitik Das Bündnis Bodenwende fordert gemeinsam mit dem DAI und führenden Organisationen, dass der Flächenverbrauch in der Stadt und auf dem Land deutlich beschränkt wird und bis 2050 in eine Kreislaufwirtschaft überführt wird. Die Ressource Boden muss der Spekulation entzogen werden und somit der Gemeinschaft in ausreichender Menge zur Gestaltung und Teilhabe erhalten bleiben. • die Gestaltung klimagerechter Städte und Regionen Der DAI fordert die Gestaltung resilienter Städte, die besser mit den bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels umgehen können. Zur verbesserten Haltung des Oberflächenwassers und Klimaregulierung sind Dachgärten zu fördern und Flächen zu entsiegeln. Der öffentliche Raum muss grüner und qualitätvoller werden. • eine Klimaneutralität im Bauwesen Die Klimarunde-Bau hat sich mit den Bundesarchitekten- und Ingenieurkammern, den wichtigsten Bauindustrieverbänden selbst verpflichtet, eine Klimaneutralität für den Bausektor bis 2045 zu erreichen. Der DAI empfiehlt den Kommunen, die zahlreichen Fachleute der planenden Berufe bei der Zielplanung einzubeziehen.

Persönlich und engagiert.

• ein digitales Planen und Bauen Die schnell voranschreitende Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt weiter verändern. Die Funktionen der Stadt müssen näher zusammenrücken, um einerseits den ausufernden Flächenverbrauch einzudämmen, den Individualverkehr zu reduzieren und flexibel nutzbare Strukturen zu ermöglichen. Die Kommunen sind aufgefordert, diese Entwicklung durch Infrastrukturangebote zu unterstützen.

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• eine starke öffentliche Bauverwaltung Die Entwicklung unserer Städte und Regionen zu einem nachhaltigen, sozialen und ökologischen Lebensraum ist eine Aufgabe, die insbesondere den Kommunen obliegt. Der DAI fordert seit Jahren die Stärkung der öffentlichen Verwaltung durch die qualifizierte Wiederbesetzung von vakanten Stellen und die Förderung von attraktiven Arbeitsplätzen. Um das Grundbedürfnis auf Wohnen und den Anspruch auf eine lebenswerte Umgebung dauerhaft durchzusetzen, braucht es ein Bekenntnis zum Wert der Planung. Der DAI fordert daher die Politik auf, bei der anstehenden Regierungsbildung ein eigenständiges Bauministerium mit den genannten Aufgaben zu betrauen. Es geht um Wohnungsbau, öffentliche Verkehrsinfrastruktur, Bundesraumordnung u.v.m. – kurz: die Gesamtverantwortlichkeit beim Planen und Bauen.

ZI R N G I B L Rechtsanwälte Partnerschaft mbB www.zirngibl.de

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umBAUKULTUR

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rechts Die heute unter Denkmalschutz stehende Friedhofskapelle Hermannswerder wurde umfassend saniert und zu einem Wohnhaus für eine fünfköpfige Familie umgebaut

WIEDERBELEBT Einst lenkte der Tod die Geschicke in der und um die ehemalige Friedhofskapelle auf der Havelhalbinsel Tornow in Potsdam. Seit der Umgestaltung in ein Wohnhaus hat das Leben das Zepter übernommen. Die Berliner Architekten Müller-Stüler und Höll haben das Projekt geplant. Um das Jahr 1900 herum ließen die Eheleute Clara und Hermann Hoffbauer in Potsdam zahlreiche Bauten im neogotischen Stil errichten, die seit 1901 den Stammsitz der HoffbauerStiftung beherbergen. Zu ihren Projekten gehörte auch eine Kapelle, die 1895 nach den Plänen des Architekten Robert Lembcke auf dem Friedhof der Halbinsel Tornow, dem heutigen Hermannswerder, erbaut wurde. Entweihung der Kapelle In der Kapelle waren einst beheizbare und über Dachfenster belichtete Laborund Sezierräume eingerichtet. Nachdem das Gebiet nach 1945 zum Trinkwasserschutzgebiet erklärt worden war, kam es zur Auflassung des Friedhofs und zur Entweihung der Kapelle, die daraufhin bis Ende der 1970er Jahre leer stand. Wohnen und arbeiten Im Jahr 1979 begannen die Künstler Barbara und Karl Raetsch das inzwischen ruinöse Gebäude zu einem Wohn- und Atelierhaus auszubauen. Sie nutzten es als solches bis 2004. Seit 1997 wird die Kapelle als Einzeldenkmal in der Denkmalliste des Landes Brandenburg geführt. Inzwischen ist sie denkmalgerecht instandgesetzt und zu einem Wohnhaus ausgebaut.

rechts Die Sanierung umfasste die Erneuerung des Daches sowie der Fenster und Türen, die Aufarbeitung der Fassaden, aber auch die Erweiterung um ein Nebengebäude

Sanierung und Ausbau Im Zuge der Sanierung wurden die zu DDR-Zeiten vorgenommenen Einbauten rückgebaut. Das durch Holzschutzmittel kontaminierte Dachgebälk wurden durch eine neue, wärmegedämmte Dachkonstruktion ersetzt, und die Dachflächen wurden wieder mit Schiefer eingedeckt. Zudem wurde eine Stahlbetondecke entfernt, die eine Dachgeschossebene im Langhaus ausbildet hatte. Um im Dachgeschoss der Querhäuser ausreichend Stehhöhe zu gewinnen, wurden die Holzbalkendecken rückgebaut und Ziegeldecken auf niedrigerem Niveau eingebaut. Ein bereits früher erkannter, aber unzureichend behandelter Befall mit echtem Hausschwamm erforderte eine umfassende Schwammsanierung, die letzt-

lich das gesamte Mauerwerk umfasste. Alle zweischaligen Mauerwerkswände wurden mit einem mineralischen Dämmstoff verfüllt. Die bauzeitlichen Fliesenbeläge im Erdgeschoss wurden zur Wiederverwendung geborgen. Auch eine wärmegedämmte Fußbodenkonstruktion mit Fußbodenheizung wurde in das Gebäude eingebracht. Im Langhaus entstand eine Galerieebene als Stahlkonstruktion, die als Wohnbereich und der Erschließung der Räume im Obergeschoss der Querhäuser dient. Großzügige Raumaufteilung Der Zugang erfolgt über das Querhaus. Von hier aus werden der Wohnbereich im Langhaus mit offener Küche und großem Kaminofen sowie der Elternbereich mit Bad, Schlaf- und Arbeits-


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zimmer erschlossen. Zusätzlich zum Wohnbereich verfügt das Gebäude über fünf Zimmer und drei Bäder auf rund 200 m² Wohn-/Nutzfläche. Das neu errichtete Nebengebäude bietet zudem Platz für einen Hauswirtschaftsraum und eine Werkstatt. Die ebenfalls neu errichtete Garage nimmt die Autos, Fahrräder und Boote auf. Müller-Stüler und Höll Architekten Fotos: Tomek Kwiatosz

unten und rechts Im Langhaus ist ein offener Wohnbereich mit einer von den Außenwänden abgerückten Galerieebene entstanden, worüber die Räume in den Obergeschossen der Querhäuser erschlossen werden

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rechts Ruppiges Ziegelmauerwerk steht im Kontrast zu akkuraten Fensterfaschen und filigranen Rahmen

FLAIR DES UNPERFEKTEN Nachdem ein Gründerzeitgebäude in Chemnitz fast 30 Jahre lang leer gestanden hatte und zusehends verfiel, erweckte es ein neuer Besitzer aus dem Dornröschenschlaf. Zusammen mit bodensteiner fest Architekten BDA ließ er das viergeschossige Wohnhaus sanieren und mit zeitgemäßen Wohnungen ausstatten. Während die Wohnhäuser in der Umgebung nach und nach saniert wurden und sich der Chemnitzer Sonnenberg zum beliebten Quartier entwickelte, verliefen die Anstrengungen der Stadt Chemnitz, das in Privatbesitz befindliche Gründerzeitgebäude wiederzubeleben, jahrelang im Sande. Mit der Zeit wurde das Dach undicht, Holzdecken brachen ein, und der Farn wuchs im Gebäude. Erst die Zwangsversteigerung ermöglichte die Rettung des Wohnhauses.

Dach und Decken Aufgrund des maroden Zustands mussten zunächst die Standsicherheit des Gebäudes wiederhergestellt und die Bausubstanz gesichert werden. Die alten Holzdecken wurden schachbrettartig raumweise gegen Ziegel-Einhangdecken ausgetauscht, das Dach gegen Einsturz gesichert. In Zuge des Deckenaustauschs wurden die einst auf den Zwischenpodesten im Treppenhaus gelegenen Toiletten den Bädern der Wohnungen zugeordnet und ihre

Decken auf das Niveau der Wohnungen angehoben. Die Ziegelwände im Treppenhaus und ausgewählte Wände in den Wohnungen wurden behutsam vom Putz befreit, um recycelte Originalziegel ergänzt und hell lasiert. Dasselbe Prinzip bestimmt auch das Erscheinungsbild der Fassade: Akkurate Faschen verstecken die Fensterrahmen und fassen die schmalen Fensterflügel. Sie stehen im Kontrast zur ruppigen Ziegelfassade mit all ihren Unregelmäßigkeiten und den sicht-


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links Das sanierte Gründerzeitgebäude in Chemnitz lebt vom Flair des Unperfekten gleichermaßen wie von einer minimalistischen Ästhetik

bar belassenen Blessuren des letzten Jahrhunderts. Die Tektonik der Fassade wurde weiter herausgearbeitet: Betonstürze, Gesimse und Stahlträger wurden restauriert, das Ziegelmauerwerk mit Kassettierungen und Lisenen wurde neu verfugt und mit einer hellen mineralischen Lasur überzogen und hydrophobiert. Dachgeschoss Im respektvollen Umgang mit der Bausubstanz wurde das Gebäude „weitergebaut“. Die Architekten ließen das Dach komplett abtragen und unter Wiederverwendung von Abbruchziegeln neu aufbauen. Durch Aufklappen der hofseitigen Dachseite entstand zusätzlicher Wohnraum, der sich über eine Schiebetüranlage zur Dachterrasse orientiert. Die restaurierten Wohnungstüren wurden an alter Stelle wiedereingefügt. Alle erhaltenswerten Zimmertüren des Gebäudes wurden gesammelt, restauriert und in der Wohnung „Es war einmal“ im 1. Oberschoss wieder eingebaut. In ihrem unlackierten Zustand zeigen auch sie die Spuren der Vergangenheit.

Individueller Wohnraum Unterteilbare Raumgrößen von bis zu 55 m² und Original-Deckenhöhen von 3 m bestimmen das Raumgefühl in den neuen Wohnungen. In ihrer Ausstattung unterscheiden sich die Wohnungen jedoch voneinander. So wurden beispielsweise im 3. Obergeschoss lediglich die beiden hofseitigen Zimmer und die Bäder verputzt. Der Wohnbereich des „Brick Lofts“ erstreckt sich ohne Zimmertüren bis in den Flur und ist komplett in Sichtmauerwerk gehalten. Die charakteristischen Materialien Ziegel, Holz, Schwarzstahl, Beton und Glas sind naturbelassen, geölt oder lasiert und bleiben in ihrer Materialität spürbar. Energiekonzept Das mit Solarthermie unterstützte Energiekonzept sorgt – gemeinsam mit hohen Dämmstärken – für eine ausgezeichnete Energiebilanz, die der eines Neubaus entspricht und den Standard KfW Effizienzhaus 100 erreicht. Die Schleifen der Fußbodenheizung sind besonders eng gelegt, sodass die Vorlauftemperatur deutlich gesenkt und damit die Heizperiode weiter verkürzt werden konnte. Die Materialien wurden nach ökologischen und baubiologischen Gesichtspunkten ausgewählt.

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DIN barrierefrei 500.000

Öffnungszykle n

Durch den ergonomisch günstigen Öffnungsverlauf bleibt die Türklinke in erreichbarer Nähe und ist von

bodensteiner fest

beiden Seiten selbständig mit Rollator oder Rollstuhl, ohne unfallträchtiges Rangieren, bedienbar.

links Nachdem das Dach komplett abgetragen und unter Verwendung von Abbruchziegeln neu aufgebaut war, entstand im Dachgeschoss eine geräumige Maisonnette-Wohnung

Fotos: Steffen Spitzner

kueffner.de


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rechts Ab voraussichtlich 2022 darf im dann fertig gestellten Bürogebäude „Fritz“ die ästhetisch-inspirierende Arbeitswelt ganz im Sinne von Friedrich Schiller ihre Wirkung entfalten: „Alle Kunst ist der Freude gewidmet“

ANS LICHT GEHOLT

Sanierung eines Bürogebäudes in München Mehr Luft, mehr Raum, mehr Innovation: Zusammen mit den Projektentwicklern von QUEST Investment Partners hat das Architektur- und Beratungsunternehmen CSMM ein aus dem Jahr 1973 stammendes Büro- und Geschäftsgebäude aus den Schatten der Münchner Innenstadt ans Licht geholt. Die Generalsanierung des nach Friedrich Schiller benannten Bürogebäudes „Fritz“ stellt für das südliche Bahnhofsviertel eine mit der Stadt München abgestimmte Novität dar: Die seit Jahrzehnten dort geltende Traufhöhe von sechs Stockwerken entwickelte CSMM weiter und lieferte die passende Lösung für die Nachverdichtungsstrategie der Stadt. Revitalisierung und Erweiterung Die Flächen im Untergeschoss, Erdgeschoss und 1. Obergeschoss werden über eine interne Treppe zu einer Co-Working-Fläche zusammengefasst. Durch die Teilüberbauung des Innenhofes entsteht ein geräumiger Freibereich für die künftigen Mieter. Der gesamte Innenhof bekommt durch seine neuen Balkone, Wintergärten und Terrassen eine besondere Lebendigkeit und schafft durch dieses Konzept ein Maximum an Licht für die Innenräume. Das absolute

Highlight bilden die Maisonette-Büroflächen in den beiden obersten Geschossen. Die neu entwickelte, um 70 Grad geneigte Fassade verwandelt die mit neuester Technik ausgestatteten Flächen zu einem Workspace mit Loft-Charakter. Die Dachterrasse bietet einen wunderbaren Rundumblick. Prototyp Großzügige Fensterfronten, geräumige Freibereiche und zwei neue Stockwerke lassen „Fritz“ zum Prototyp im deutschen Städtebau werden. Das Gebäude mit einer Fläche von insgesamt 4.500 m² erfährt eine vollständige Revitalisierung, wobei nur der Rohbau bestehen bleibt. „Fritz“ ist ein Beispiel unten Auf acht Geschosse verteilen sich 4.500 m² Büroflächen mit neuester Technik und 3 m hohen, flexibel nutzbaren Räumen


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dafür, wie eine urbane und kreative Arbeitswelt mit außergewöhnlicher Architektur funktionieren kann. Das Objekt mit seiner künftig markanten Fassade steht für eine nachhaltige Sanierung und beweist, dass Gebäude ihre äußere Gestalt sowie ihr Innenleben komplett neu definieren können. Ausgezeichnetes Projekt Nachdem CSMM im Jahr 2020 bereits für die Gestaltung der zugehörigen Interims-Marketinglounge den German Design Award gewonnen hatte, wurde das Büro nun auch für die Architektur des revitalisierten Gebäudes insgesamt ausgezeichnet und erhielt dieses Jahr beim Iconic Award den Preis für „Innovative Architecture“ in der Kategorie Office Buildings. Bei der Interims-Marketinglounge hatte sich CSMM dafür entschieden, den klassischen Showroom mit seiner Mustermöblierung aufzugeben und stattdessen auf die Wirkung des Rohbaus in Verbindung mit Skizzen und Installaunten Die Innenräume nehmen mit einer eigens konzipierten Marketinglounge Gestalt vor den Augen möglicher Mieter an

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tionen zu setzen: Eine Linie „spaziert“ durch die Lounge, in der dreidimensional zum Leben erweckte Grundrisszeichnungen das Raumgefüge andeuten, während Materialproben und Mobiliar wie Ausstellungsstücke in der Fläche verortet sind. Die Projektion eines eigens für das Haus gedrehten Kurzschauspiels auf die Wände des Rohbaus rundete die Präsentation des architektonischen Gesamtkunstwerks ab. Mehr Luft – nicht nur zum Atmen Unter dem Projektnamen „Fritz“ wurde der Geist des „Sturm und Drang“ auf ein Bürogebäude übertragen. Hier wird die optimale und großzügige Nutzung von Räumen zum bestimmenden Thema. Mit mehr Luft – nicht nur zum Atmen, sondern auch für die menschliche Innovationskraft. Solche Orte brauchen Menschen mehr denn je, um kreativ leben und arbeiten zu können. Reiner Nowak Visualisierungen: beyond visual arts Fotos: Gleb Polovnykov


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IN DEN HANG GESCHOBEN

Erweiterung eine Berggasthauses in Südtirol Das von noa* network of architecture gestaltete Hotel in Völs am Schlern bietet eine spektakuläre Aussicht. Eine behutsame Hangbebauung und ein neuer Verwendungszweck für die bereits bestehenden Strukturen vermitteln das Gefühl, in der Natur zu leben. Das traditionelle Berggasthaus liegt ruhig an einem Hang mit atemberaubendem Ausblick. Soweit der Blick reicht, nur Kiefernwälder, Weiden und Berge. Als der Bauherr sich entschloss, das Gasthaus mit einem gehobenen Hotelservice zu kombinieren und neue Unterkünfte zu schaffen, die die Einzigartigkeit des Ortes hervorheben, rieten ihm die Architekten von noa* zu einer ungewöhnlichen Lösung: Eine unterirdische Konstruktion mit minimalen Auswirkungen auf die Umgebung, die den Ausblick des bestehenden Gasthauses nicht behindert, sondern vielmehr neue Ausblicke für die neuen Räumlichkeiten schafft. Scheune mit zwei Leben Betreten werden die verschiedenen Einrichtungen des neu entstandenen Hotels durch eine alte Scheune neben dem Gasthaus, die von außen dank sorgfältiger Restaurierung ihr traditionelles Aussehen bewahrt hat. Innen allerdings wurde die Scheune vollständig umgestaltet und nimmt nun die Hotelrezeption, den Frühstücksraum und die Lobby auf. Der Innenraum wird durch große, zum Tal zeigende Fenster von Licht durchflutet. Sie sitzen hinter der Sparrenkonstruktion aus großen Holzbalken, die teilweise nach der örtlichen Bautradition erneuert wurde. Dadurch ist die Atmosphäre eines typischen Südtiroler Bauernhofes erhalten geblieben.

Sogar der Boden, der wie ein einfacher, unbehandelter Estrich aussieht, erinnert an die Spuren der ursprünglichen Scheune. Durch eine spezielle Behandlung konnte die Oberfläche wasser- und schmutzabweisend gemacht werden. Teils offene Holzpaneele schützen vor intensivem Sonnenlicht in den heißen Stunden. Vor dem Gebäude erstreckt sich eine große Terrasse, von der die Gäste den Blick auf das Tal genießen können. Hotel im Souterrain Von der Scheune führt eine Treppe hinunter in das neu geschaffene zweigeschossige Souterrain. Es folgt der natürlichen Neigung des Geländes und integriert dabei 17 Gästezimmer sowie einen Wellnessbereich mit Sauna und Relaxzone. Panoramafenster bieten atemberaubende Ausblicke in die Natur. Terrassen mit Holzböden erweitern die einzelnen Räume und laden zum Ausruhen ein. Gästezimmer Die Möbel und der Bodenbelag der rund 25 m² großen Gästezimmer sind aus Holz gefertigt. Als Kontrast dazu wurden Fliesen mit Steineffekt verlegt. Alle Einrichtungsgegenstände sind Maßanfertigungen und in hellen, natürlichen Farben gehalten. Weiße Aufsatzbecken aus Keramik erinnern an


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rechts Die neue Struktur besteht aus einem zweigeschossigen Souterrain, das der natürlichen Neigung des Geländes folgt

links Die neuen Räumlichkeiten des Hotels werden durch eine alte, restaurierte Scheune betreten

traditionelle Waschschüsseln. Die Polsterungen sind mit Filz bezogen – einfarbig oder mit geometrischen Mustern. Die Gardinen, die die nötige Privatsphäre gewährleisten und den Lichteinfall in den lichtintensiven Stunden verringern, sind aus weich fallendem, feuerfestem Stoff. Wellnessbereich Der Wellnessbereich bietet die gleiche herrliche Aussicht wie die Zimmer. Auf den weiterführenden Holzterrassen kann man sich sonnen und weiter entspannen. Im Innenbereich formen sechs „Boxen“ vollständig mit Holz ausgekleidete Ruhenischen: Sie ermöglichen den Gästen, die sich auf eine in den Boden „eingelassene“ Matratze legen können, Privatsphäre und Ruhe. Dialog mit dem Neubau Der Umbau hat das bestehende Gasthaus nur geringfügig betroffen. Es wurde jedoch mit den neuen Räumen verbunden, und die Hotelgäste können es über einen Aufzug direkt erreichen. Wärmedämmung und Heizung Das neue Hotel wurde mit moderner Dämmtechnik ausgestattet, die einen hohen Temperaturkomfort gewährleistet. Die Heizung und Warmwasserbereitung werden von einem Pelletofen bewerkstelligt und sind folglich CO2-neutral. noa* / Christine Ryll Fotos: Alex Filz unten Für die Ausstattung der Gästezimmer wurden natürliche Materialien und Stoffe ausgewählt: Eichenholz, Filz, Leinen

oben und unten Das stilisierte Blumenmotiv ist als Leitmotiv in der Rezeption, im Frühstücksbereich und sogar im Wellnessbereich zu finden

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KLIMAPUFFER

Sanierung eines Industriegebäudes in Alsdorf In der denkmalgeschützten Kraftzentrale der ehemaligen Zeche Anna, der größten freitragenden Industriehalle Nordrhein-Westfalens, realisierten die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) eine nachhaltige Lösung nach dem Haus-in-Haus-Prinzip: Drei klimatisch und haustechnisch autarke Kuben nehmen die Funktionen Mensa, Aula und Jugendkunstschule auf. Die umgebende Halle fungiert als Klimapuffer. Die Zeche Anna in Alsdorf war über viele Jahre das größte Steinkohlebergwerk im Aachener Revier, der Grubenbetrieb wurde 1992 stillgelegt. Zwei Jahre später verabschiedete die Stadt einen städtebaulichen Rahmenplan zur Umnutzung des innenstadtnahen über 40 ha großen Bergwerkgeländes zum Stadtquartier. Namensgebend für das neue Viertel ist der Annapark: Um dieses grüne Zentrum herum entstehen sukzessive Wohn-, Gewerbe- und Kulturbauten. Weithin sichtbar erinnern der einstige Förderturm des Hauptschachts und die historische Kraftzentrale der Zeche Anna an die Bergbauhistorie.

Haus-in-Haus-Prinzip Das neue Kultur- und Bildungszentrum (KuBiZ) Alsdorf grenzt im Nordwesten an den Annapark und bezieht die denkmalgeschützte Kraftzentrale mit ein. Der 1902 errichtete Industriebau misst in der Länge 145 m bei einer Firsthöhe von über 20 m. Überspannt wird der stützenfreie Innenraum von 33 Dreiecksbindern aus Stahl, die das Satteldach tragen. Eine Besonderheit stellt die ehemalige Gasturbinenhalle dar. Nach dem Haus-in-Haus-Prinzip wurden in das großräumige Volumen zwei haustechnisch und klimatisch autarke, eingeschossige Kuben für die Mensa und die Aula eingestellt. Die Mensa verfügt über 75 Sitzplätze und lässt sich auf 100 Plätze in den Vorraum erweitern. Die Aula ist für 300 Zuschauer ausgelegt. Zwischen den beiden Kuben spannt sich ein Podest als gemeinsamer Außenbereich im Innenraum der Halle auf, der von der Mensa als Erweiterung und von der Aula als Foyer genutzt werden kann. Die Zugänge sind einander gegenüber angeordnet, für Veranstaltungen können die Mensa und die Aula über die Podestfläche zusammengeschaltet werden. Im westlichen Gebäudeteil des Langhauses ergänzt ein dritter, zweigeschossiger Kubus die bestehenden Räume der Jugendkunstschule im ehemaligen Bürotrakt.

links Durch die eingestellten Kuben konnte das denkmalgeschützte Ziegelmauerwerk unangetastet bleiben


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links Das Ensemble aus Alt- und Neubau des Johannes Rau Kultur- und Bildungszentrums bildet die neue kulturelle Mitte zwischen der Alsdorfer Innenstadt, dem Annapark und dem benachbarten Wohnquartier

Kontrast aus Alt und Neu Durch die Haus-in-Haus-Lösung wird der Luftraum zwischen den eingestellten Kuben und der Halle zum Klimapuffer, der weder geheizt noch gekühlt werden muss. Das Konstruktionsprinzip ermöglichte zudem, die denkmalgeschützten Ziegelmauerwerksfassaden unangetastet zu lassen. Im Rahmen einer Grundsanierung wurde das äußere Erscheinungsbild der historischen Kraftzentrale nur geringfügig verändert: Zugemauerte Fensteröffnungen wurden wiederhergestellt

und die vorhandenen Fenster saniert. In Kontrast zum historischen Ziegelmauerwerk sind die Kuben im Inneren mit hochglänzenden Aluminium-Verbundplatten im Farbton White Gold verkleidet. Die hinterlüftete Konstruktion aus vorgehängten Fassadenplatten ist mit sichtbaren Blindnieten befestigt, die Fugen sind hinterlegt ausgeführt. gmp Fotos: Marcus Bredt

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Aus einem ehemaligen Ausbesserungswerk der Bahn ist das neue kulturelle Zentrum KUBAA entstanden

ABGEFAHREN

Sanierung eines Industriegebäudes in Aalen Was dabei herauskommt, wenn sich ein historischer Industriebau mit der Architektur des 21. Jahrhunderts paart, lässt sich am Kulturbahnhof Aalen ablesen. a+r Architekten aus Tübingen haben das durch einen Brand zerstörte Gebäude behutsam saniert, nach historischem Vorbild wieder aufgebaut und mit modernen Architekturbausteinen in ein zeitgemäßes Objekt verwandelt. In der Vergangenheit wurde das heute als Aalener „Stadtoval“ bezeichnete Gelände unter anderem als Gleisareal der Bahn genutzt. Im Rahmen der innerstädtischen Stadterweiterung nimmt der Kulturbahnhof Aalen eine zentrale Stelle ein: Das Gebäude beherbergt nun ein Kino, ein Theater, die Musikschule, hochwertige Veranstaltungssäle für Kulturevents sowie Räumlichkeiten für Gastronomie und soll in der gesamten Region Strahlkraft entfalten. Sanierungskonzept Nach einem Brand im Jahr 2014 befanden sich auf dem Gelände noch die Fragmente einiger historischer Gebäudeteile mit einer markanten Sandsteinfassade und kurzen Querbauten. Dieses Erbe zu erhalten und zu einem zukunftsweisenden Kulturzentrum des 21. Jahrhunderts weiterzubauen, war der Leitgedanke des Entwurfs.

rechts In den Innenraum integrierte Boxen zonieren die Räume für die bisher auf mehrere Standorte verteilten Kulturangebote der Stadt Aalen und stützen gleichzeitig das neue Tragwerk

Sichtbeton statt Sandstein An der in weiten Teilen zerstörten Fassade wurden das noch erhaltene Mauerwerk mit eingefärbtem Sichtbeton ergänzt und der historische Charakter bestmöglich wieder belebt. Nach historischem Vorbild wurden auch die Satteldächer der beiden kurzen Querbauten wiederaufgebaut. Einem anderen Konzept folgt das Dach des Hauptbaus. Dieses wurde durch eine mit gefaltetem Lochblech verkleidete Aufstockung


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oben und rechts Der mit gefaltetem Lochblech verkleidete Aufbau steht im Kontrast zu der historischen Sandsteinfassade

ersetzt, die den räumlichen Bezug zu den städtebaulichen Kanten der südlich angrenzenden Nachbarschaft herstellt. Im Gegensatz zur historischen Sandsteinfassade, die ornamental handwerklich und massiv wirkt, ist die Aufstockung schlicht und zurückhaltend. Zonierung der Räume Die historische Fassade bildet die Hülle für ein vielseitiges Raumangebot. In den vollständig entkernten Innenraum wurden Boxen eingestellt, die ihn für die unterschiedlichen Nutzungen zonieren. Diese Boxen tragen und steifen auch das neue Tragwerk aus. Die großen Säle bzw. die öffentlichen Nutzungen befinden sich im Altbau. Im aufgesattelten Neubau liegen hingegen die Räume der Musikschule und der Theaterwerkstätten. Diese „dienenden“ Räume der Kulturproduktion und der Ausbildung überwölben sinnbildlich die Schaubühnen für das kulturinteressierte Publikum. Wichtig war es, mit historischen Komponenten wie Materialien, Befensterung und sichtbarer Dachkonstruktion ein authentisches und eigenständiges Ambiente für die einzelnen Kulturstätten zu gestalten. Das nun gemeinsame Gebäude für die bisher auf mehrere Standorte verteilten Kulturangebote soll nach Einschätzung der Stadt Aalen zur Ressourcenoptimierung beitragen, Synergien bündeln und langfristig für Kosteneinsparungen sorgen. a + r Architekten Fotos: Brigida González

unten Im Zuge der Sanierung wurde das durch Brand weitgehend zerstörte Gebäude vollständig entkernt

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GELEBTE NACHBARSCHAFT

Sanierung und Umbau einer Industriehalle in Kempten Rund 25 Jahre lang lag ein ehemaliges Spinnereigelände in Kempten brach, bis die Sozialbau Kempten GmbH sich dem Areal annahm und begann, die Gebäude in Zusammenarbeit mit Hagspiel Stachel Uhlig Architekten zu sanieren. Dabei wurden die Sheddachkonstruktion der denkmalgeschützten Weberei neu aufgebaut und das Backsteinmauerwerk saniert. Heute machen 46 neue Wohnlofts den Industriecharakter in drei Wohnungstypen erlebbar. In der Alten Spinnerei stehen auf 4.000 m² Nutzfläche moderne Büro-, Schulungs- und Arbeitsgebäude zur Verfügung. Die so genannte Pförtnervilla bietet auf 450 m² Nutzfläche Platz für zwei Architekturbüros. In der südlich der Sheddachhalle vorgelagerten Schlichterei, die ursprünglich der Optimierung der Garnfestigkeit diente, befindet sich heute das Digitale Gründerzentrum für junge Start-ups. Zudem entstand im Kellergeschoss der Sheddachhalle eine Tiefgarage für 80 Autos. Rund 30 Mio. Euro wurden in die Revitalisierung des neuen Stadtquartiers investiert. Revitalisierung der Sheddachhalle Unter Erhalt des Industriecharakters wurde die ehemalige Weberei mit ihren prägenden Sheddächern zu neuem Leben erweckt. Die historische Stahlkonstruktion wurde bis auf

rechts Durch die aufgearbeitete und sichtbar gebliebene Stahlkonstruktion ist der Industriecharakter der historischen Sheddachhalle auch in den Wohnungen erhalten geblieben

die Bodenplatte rückgebaut, hunderte Stahlstützen und Träger wurden zwischengelagert. Nach Errichtung der neuen Bodenplatte wurde die sandgestrahlte, neu beschichtete Konstruktion aufwändig wiederaufgebaut. Die Rundbogenfenster wurden passend zur denkmalgeschützten Klinkerfassade neu erstellt, die Oberlichter der Sheddächer wieder


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Die denkmalgeschützte Sheddachhalle ist Teil eines alten Textilindustrieareals an der Iller in Kempten

Im Zuge des Umbaus und der Sanierung wurden die Oberlichter der Sheddachhalle wieder geöffnet

geöffnet. Insgesamt wurden 46 Loftwohnungen als Mietwohnungen integriert, darunter 26 hohe, sehr helle 3- und 4-Zimmer-Galeriewohnungen mit Größen zwischen 65 und 135 m². Im Innenbereich liegen 20 „back-to-back“-Wohnungen als 2-Zimmer-Wohnungen mit offenen Galerien. Durch die im Innen- und Außenraum wiederaufgebaute Originalkonstruktion zeigt sich der Industriecharakter auch in den Details im Wohnraum, bei den Stahltreppen und Geländern wieder.

in drei Projekten bei durchschnittlich 8 Euro/m² wie bei den Wohnungen der Sheddachhalle. Damit wird die Marktmiete um etwa 2 Euro/m² verbilligt. So entstehen Mietpreise im Neubau, die sich die Mittelschicht leisten kann. Zugleich werden ca. 200 Wohnungen aus dem gesamten Bestand der Sozialbau, die keinen sozialen Bindungen mehr unterliegen und zu höheren Preisen vermietet werden könnten, vergünstigt zu Mieten von rund 5,50 Euro/m² in Form der „mittelbaren Belegung“ an Wohnungsbewerber mit Wohnberechtigungsschein vermietet. Eine einseitige Belegung und Überforderung einzelner Wohnquartiere wird vermieden.

Hohe Aufenthaltsqualität Wohnen in der Sheddachhalle bedeutet gelebte Nachbarschaft auf den Terrassen und Innenhofflächen. Zusätzliche Aufenthaltsqualität schaffen zwei Quartiersplätze sowie ein Kinderspielplatz. Durch den Bau der großen Tiefgarage und viel Platz für Fahrräder wurden die bisherigen Parkplatzengpässe des gesamten Quartiers beseitigt. Kemptener Modell Um den Mietwohnungsneubau bezahlbar zu gestalten, hat die Sozialbau das „Kemptener Modell“ entwickelt. In diesem liegen die Mietpreise für 135 neu gebaute Mietwohnungen

rechts Die Fenster in den Rundbogenöffnungen wurden neu erstellt unten Um auf dem Dach offene und helle Gemeinschaftsflächen zu schaffen, wurde die Dacheindeckung partiell geöffnet

Sozialbau Kempten Fotos: Sozialbau Kempten


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rechts Besondere gestalterische Elemente sind der umlaufende, farbig abgesetzte Sockel und der grobe Kammputz, die die drei unterschiedlichen Gebäude optisch zusammenfassen

EIN NAME IST PROGRAMM Mit der Sanierung des SteinhauserAnwesens und der Umwandlung in ein „Haus der Gestalt“ gaben SunderPlassmann Architekten in Utting am Ammersee wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Ortsmitte. Der dreiteilige Gebäudekomplex wurde im Jahr 1899 als repräsentative Gastwirtschaft errichtet, nach einem Besitzerwechsel 1913 jedoch zum Kaufhaus umgestaltet. Die seither durchgeführten An- und Umbauten waren nicht immer sachgemäß, und vor allem zeigten sie wenig Gespür für die historische Baustruktur. 1934 wurde das Gebäude um einen flachen Anbau für die örtliche Bankfiliale ergänzt, 20 Jahre später entstand auf der Ostseite ein weiteres Haus mit Ladenfläche im Erdgeschoss. Zur selben Zeit wurde auch der markante Turm am Hauptgebäude rückgebaut. In den 1970er Jahren ersetzte man die farbig lackierten Holzsprossenfenster durch einflügelige Fenster, entfernte die Fensterläden, mauerte Öffnungen zu und riss Balkone und Gauben ab. Zuletzt stand der Gebäudekomplex mehr als 20 Jahre leer und wurde schließlich zu Uttings „Schandfleck“. Bis endlich 2017 Sunder-Plassmann Architekten den Zuschlag bekamen für ihr Vorhaben, das Anwesen zu sanieren und im Erdgeschoss ein Architekturbüro einzurichten. Vom Schandfleck zum Schmuckstück „Für uns stand von Anfang an fest, dass wir die stattliche Gestalt des Gebäudes aus dem Jugendstil wieder-

herstellen wollten“, erklärt Benedikt Sunder-Plassmann. „Solche ortsbildprägenden historischen Bauten haben eine wichtige, identitätsstiftende Wirkung, auch wenn sie nicht unter Denkmalschutz stehen.“ Die Rekonstruktion der Balkone und des Erkers mitsamt dem darauf thronenden Turm war für die Planer, Bauherren, Eigentümer und Nutzer in Personalunion unverzichtbar. Sie orientierten sich dabei an alten Fotos und Plänen, nahmen sich aber auch die Freiheit, Gestalt- und Stilmittel dort in eine moderne Formensprache zu übertragen, wo es ihnen angemessen schien. Auch im Gebäudeinnern waren einige Eingriffe erforderlich. Es galt, die Grundrisse den heutigen Bedürfnissen anzupassen. In den oberen Stockwerken entstanden außer einem Co-Working-Space vier reguläre Wohnungen und eine Ferienwohnung. Am rückwärtigen Hausteil wurde angebaut, hier befinden sich nun der Eingangsbereich und die Bäder. Drei neue Spitzgauben auf der Südseite bringen Licht in die Räume im Dachgeschoss und gewäh-

ren aus einer der Öffnungen sogar exklusiven Seeblick. Zusätzlich zu den alten Balken wurden aus statischen Gründen zwei Stahlträger eingezogen – ein architektonisch reizvoller Dialog zwischen Alt und Neu. Im Erdgeschoss des Haupthauses und des einstöckigen Mittelgebäudes ist neben einem Möbelladen das Architekturbüro Sunder-Plassmann untergebracht. Die großen Schaufenster zur Straße hin wurden bewusst erhalten, Ein- und Ausblicke sind gewünscht. Erneuerung statt Neubau Bauen mit Bestand ist ein Beitrag zu echter Nachhaltigkeit, denn dabei wird nicht nur graue Energie weiterverwendet, auch Flächen- und Ressourcen werden geschont und dazu noch Geschichte und gesellschaftliche Dimensionen freigelegt. In diesem Sinne waren den Planern neben der Wiederherstellung der baulichen Präsenz des Ensembles auch die energetische Ertüchtigung der Gebäude und der ausschließliche Einsatz natürlicher, nachwachsender Rohstoffe ein Anliegen. Die Fassade


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Farbfassungen an Decken und Wänden wurden in mühevoller Handarbeit teilweise mit dem Skalpell freigelegt und anschließend nur partiell ergänzt

Die wandfüllenden Schablonenmalereien mit Schmetterlingsmuster im Obergeschoss wurden an zwei Wänden erhalten und farbig abgestimmt in Blau- und Apricottönen gefasst

In den Büro- und Ladenräumen im Erdgeschoss kamen tiefe, kräftige Farbtöne aus der Farbklaviatur „Polychromie architecturale“ des Architekten Le Corbusier zum Einsatz

wurde mit 8 cm starken Hanf- und Holzfaserplatten gedämmt, armiert und anschließend mit NHL-KalkputzFein von KEIM verputzt. Ein besonderes gestalterisches Element ist der umlaufende, farbig abgesetzte Sockel mit einem für den Jugendstil typischen groben Kammputz, der die drei unterschiedlichen Gebäude optisch zusammenfasst. Die gesamte Fassade bekam einen Anstrich mit der Sol-Silikat-Farbe KEIM Soldalit-ME in altweiß (Wandflächen), sandstein (Sockel und Gesimse) und graugrün (Fensterfaschen). Die neuen, dreifach verglasten Sprossenfenster aus Eukalyptusholz orientieren sich an den alten Fenstern aus den 1930er Jahren, ein Rundbogenfenster aus der Erbauungszeit von 1899 konnte erhalten und ertüchtigt werden, ein weiteres aus den 1930er Jahren wurde zum Kastenfenster umgebaut.

Malerei auch bei der Fassadengestaltung und am Farbkonzept mitarbeitete. „Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz“, erklärt Beate Brettschneider. „Deshalb haben wir je nach Nutzung und Erhaltungszustand entschieden, welche Bereiche in welchen Räumen rekonstruiert und aufgearbeitet werden sollten und welche überstrichen werden.“ Zunächst wurden alle alten Tapeten und Farbschichten entfernt, in besonders sensiblen Bereichen geschah dies in mühevoller Handarbeit mit dem Skalpell. Dabei wurden teilweise wertvolle Malereien freigelegt, ausgeführt in einer Kombination aus Schablonierung und frei gemalten Motiven. Man beschloss, diese Gestaltungen im Originalzustand zu belassen, sie weder zu retuschieren noch aufzufrischen, sondern nur an manchen Stellen zu ergänzen. Entscheidend bei der restauratorischen Detailarbeit ist die Qualität der Farbmittel; dazu Beate Brettschneider: „Als Restauratorin arbeite ich gerne mit Produkten aus dem Hause KEIM, mich begeistern die außergewöhnliche Farbbrillanz, Langlebigkeit und Lichtechtheit. Bei diesem Projekt waren Trockenpigmente und KEIM Fixativ die Mittel der Wahl.“ Im Obergeschoss fanden sich neben Deckenmalereien wandfüllende

Schablonenmalereien im Schmetterlingsmuster. An zwei Wänden wurden diese erhalten und mit farbig abgestimmten Streifen in Blau- und Apricottönen gefasst. Die anderen Wände und Räume wurden mit KEIM Biosil in abgetöntem Weiß beschichtet, gemäß dem Anspruch, aktuelle Nutzung und historischen Bestand zu einem harmonischen Gesamteindruck zu vereinen. In den Büro- und Ladenräumen im Erdgeschoss setzte man auf strahlendes Weiß in Kombination mit tiefen, kräftigen Farbtönen aus der Farbklaviatur „Polychromie architecturale“ des Architekten Le Corbusier. Unter der Bezeichnung „poLyChro®“ sind die Le Corbusier-Farben heute Teil des KEIM Sortiments, natürlich auf mineralischer Basis und besonders hochwertig, farbtonintensiv und von eleganter, samtmatter Oberflächenwirkung. Neben Beratung und Service aus dem Hause KEIM überzeugten die Architekten die Farbechtheit, Langlebigkeit und bauphysikalischen Vorteile der Produkte – Qualitätsmerkmale, die sich über die Jahre nicht nur ästhetisch bewähren, sondern auch wirtschaftlich rechnen.

Patina statt Perfektion Auch im Innern setzte man auf höchste Qualität und angemessene, baubiologische Sanierung. In vielen Räumen waren unter Farb- und Tapetenschichten bauzeitliche Wand- und Deckenmalereien erhalten. Deshalb holten die Architekten die Restauratorin Beate Brettschneider mit an Bord, die neben der Konservierung der historischen

Susanne Mandl www.keim.com


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Das neue Wohnquartier ist neben einer ehemaligen Gesangbuchfabrik entstanden

Die Innenräume zeichnen sich durch klare Formen, viel Tag

UMWELTFREUNDLICH UND KOMFORTABEL Im pfälzischen Grünstadt errichtete das Büro P4-Architekten BDA für eine Bauherrengemeinschaft eine nachhaltig gebaute und hochwertig ausgestattete Wohnanlage, die aus drei Einfamilienhäusern und drei Mehrfamilienhäusern besteht. Während die Einfamilienhäuser mit einer Lüftungsheizung beheizt werden, basiert das Energiekonzept der Mehrfamilienhäuser auf der Wärmepumpentechnologie. Zum Einsatz kamen Anlagen von Stiebel Eltron. Ziel der rund zwanzig Bauherren war es, eine heterogene Zusammensetzung der Bewohner, also Familien und Alleinstehende ebenso wie Berufstätige und Pensionäre, zu erzielen. Dabei war es nicht leicht, den Vorstellungen aller Bauherren gerecht zu werden. Die größte Herausforderung bestand darin, eine Wohnanlage zu schaffen, die für alle Bewohner ein gemeinschaftliches Wohnen im urbanen Raum bietet, allerdings auch genügend Rückzugsmöglichkeiten für jeden lässt. Entstanden sind insgesamt sechs Gebäude. Drei Einfamilienhäuser, die in Holzrahmenbauweise erstellt wurden und mit einer Lüftungsheizung umweltfreundlich und komfortabel beheizt werden. Die drei weiteren Gebäude sind Mehrfamilienhäuser in Massivbauweise. Bauherren und Architekt verfolgten hier ein Energiekonzept basierend auf der Wärmepumpentechnologie, das Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in höchstem Maße vereint. Ensemblewirkung Bei der Ausrichtung der Gebäude bzw. Wohnungen haben die Architekten auf eine spannungsreiche, aber wohlstrukturierte Abfolge der Baukörper gesetzt.

Die Materialkontinuität der Fassaden – einheitlich in hellem Klinker gehalten – unterstützt die Wirkung eines durchgängigen Ensembles. Effiziente Anlagentechnik Sämtliche Häuser sind hochwertig ausgestattet, nachhaltig konzipiert und mit einer Kerndämmung versehen. Auf Dämmeigenschaften nach KfW-Energiestandard wurde bewusst verzichtet, weil die angestrebte Energieeinsparung über eine effiziente Anlagentechnik erzielt werden sollte – mit Warmwassererwärmung über Speicher – sowie später in der Nachrüstung zusätzlich mit PV-unterstützten Stromspeichern. Dezentrale Geräte zur Wohnraumlüftung gewährleisten den Luftaustausch und beugen in der dichten Gebäudehülle Feuchtigkeit und somit Schimmel vor. Außerdem steht so immer ausreichend Frischluft bei minimalem Wärmeverlust zur Verfügung. Diese Kombination bedeutet Selbstbestimmung und Zukunft, zumal Eigenstrom nicht nur Nachhaltigkeit garantiert, sondern auch dauerhaft niedrige Kosten. Zudem sind bereits alle Vorkehrungen getroffen, um später einen Stromspeicher nachzuinstallieren.

Luft-Wasser-Wärmepumpe Um die mehrgeschossigen Wohngebäude wirtschaftlich und energetisch sinnvoll beheizen zu können, kamen drei außen aufgestellte Luft-WasserWärmepumpen WPL 57 von Stiebel Eltron zum Einsatz. Jeweils ein Pufferspeicher SBP 1000 E und ein Wärmepumpenmanager befinden sich pro Gebäude in einem Technikraum. Die Wärmepumpen sorgen für die Erzeugung von Raumwärme, wobei die Wärmeübergabe an Flächenheizungen erfolgt. Aus einer Kilowattstunde Strom Antriebsenergie erzeugt die leistungsstarke Luft-Wasser-Wärmepumpe bis zu vier und mehr Kilowattstunden Heizenergie. Die maximale Heizleistung eines Gerätes liegt bei knapp 30 kW. Dezentrale Warmwasserversorgung Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über 100-Liter-Wandspeicher SHZ LCD von Stiebel Eltron. Jede Wohnungseinheit verfügt über ein Gerät und stellt mit kurzen Wegen zu den Verbrauchsstellen warmes Wasser bereit, konstant, mit hoher Effizienz und bei Bedarf bis 85°C. Drei automatische ECO-Funktionen ermöglichen den Nutzern die individuelle Anpassung der


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geslicht und eine hochwertige Ausstattung aus

Leistung an ihren Warmwasserbedarf. So senkt der Modus ECO COMFORT die Temperatur automatisch auf 60°C. ECO PLUS reduziert den Ladegrad, sodass nur ein Teil des Speicherinhalts auf Temperatur gehalten wird. Dies ist besonders günstig, wenn zeitweise nur wenig warmes Wasser benötigt wird. Die Funktion ECO DYNAMIC ermöglicht eine automatische intelligente Anpassung an das individuelle Zapfverhalten. Modernste Technologie Gerade in Mehrfamilienhäusern gilt eine dezentrale Warmwasserversorgung als besonders effizient, da die Geräte das kalte Wasser direkt an der Entnahmestelle erwärmen. So müssen keine großen Wassermengen zentral vorgeheizt und durch lange Leitungen geführt werden. Denn auf dem Weg zu den Entnahmestellen geht viel Energie verloren. Zudem steigt die Gefahr von Bakterien im vorgewärmten Wasser, je

rechts Vor den Mehrfamilienhäusern ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe WPL 57 von Stiebel Eltron aufgestellt, der Rest der Anlage ist innenliegend in einem Technikraum untergebracht

Einheitliche Natursteinfassaden in einem warmen Farbspiel tragen zur Ensemblewirkung bei

länger warmes Wasser steht. Bei nicht dauerhafter Zirkulation – die wiederum Energie brauchen würde – besteht zudem die Gefahr, dass sich das Warmwasser in den Leitungen abkühlt und somit in Temperaturbereiche gelangt, in denen sich Legionellen vermehren können. All diese Probleme schließen dezentrale Warmwasserbereiter mit modernster Technologie aus. Im Sommer ist die Heizungsanlage komplett abschaltbar, was die Heizkosten reduziert und die Lebenszeit der Wärmepumpen verlängert.

Stiebel Eltron GmbH & Co. KG Dr.-Stiebel-Straße 33 37603 Holzminden www.stiebel-eltron.de

unten Die Mehrfamilienhäuser verfügen über einen Pufferspeicher SBP 1000 E, der die Wärme bevorratet: Über den Wärmepumpenmanager werden alle eingestellten Funktionen automatisch geregelt

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Schematischer Aufbau der Systemlösung MC-KKS/B

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Parkhäuser sind dem Chloridangriff durch Tausalzeintrag ausgesetzt: Dank des kathodischen Korrosionsschutzes mit der Systemlösung MC-KKS/B gelang es, im Parkhaus in Melsungen den geschädigten Stahlbeton vollständig zu sanieren

STAHLBETONKORROSION IM PARKHAUS Systemlösung MC-KKS/B sichert Parkhaus dauerhaft ab

In einem fünfgeschossigen Parkhaus in Melsungen mussten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Zur besonderen Herausforderung wurden dabei die vier unteren Geschosse. Dort war die Bausubstanz des in Stahlbeton-Skelettbauweise errichteten Gebäudes so weit angegriffen, dass über eine Entfernung des chloridbelasteten Betons nachgedacht wurde. Dank der einzigartigen Systemlösung MC-KKS/B gelang die vollständige Sanierung des geschädigten Stahlbetons dauerhaft und wirtschaftlich. Da die 2.500 m² große Fläche des obersten Parkdecks unter dem Asphalt der Fahrbahndecke ausreichend gegen Feuchtigkeitseintrag abgedichtet war, konnte sie problemlos mit Nafufill KM 130 klassisch instandgesetzt werden und dadurch die Betondeckung erhöht werden. Anschließend wurden eine neue Abdichtungslage sowie eine Nutzschicht aus Gussasphalt wieder aufgebaut. Spezielles Harz für wetterunabhängige Abdichtung Um eine normgerechte und dem aktuellen Stand der Technik entsprechende, dauerhafte Abdichtung sicherzustellen, erfolgte der Aufbau gemäß den Vorgaben der ZTV-Ing für Brückenbauwerke. Bei diesem ist der sach- und fachgerecht vorbehandelte Untergrund mit einem so genannten Brückenharz zu behandeln. Üblicherweise kommen hierbei Produkte auf Epoxidharzbasis zum Einsatz. Da diese jedoch nur bei trockenem Untergrund und längerer trockener Witterung verarbeitet werden können, entschied sich der Planer, die SiB Ingenieurgesellschaft mbH aus Ober-Mörlen, für das Brückenharz MC-DUR LF 680 der MC-Bauchemie. Dieses Spezialharz auf Basis der KineticBoost® -Technologie ist eine Innovation im Bereich der Brücken- und Parkdeckabdichtung, da es als einziges derzeit auf dem Markt verfügbares Brückenharz unabhängig vom Taupunkt appliziert werden kann. Selbst leicht feuchte Untergründe stellen kein Problem dar. Zudem reagiert das Produkt mit „Topspeed“ innerhalb kurzer Zeit aus. Grundierung, Kratzspachtelung und Brennen der Schweißbahn lassen sich an einem Tag realisieren. Und das selbst bei einer Außen- und Bauteiltemperatur von nur 2°C. Durch die Auswahl von MC-DUR LF 680 war somit trotz widriger Witterungsverhältnisse ein schneller und sicherer Baufortschritt gesichert.

Schädigungen durch Chloride und Karbonatisierung Als deutlich problematischer erwies sich die Sanierung der unteren vier Etagen. Hier waren bereits Chloride durch eine fehlende Abdichtung unter dem Asphalt in die Stahlbetonkonstruktion eingedrungen. Chloride und Karbonatisierung lösen aggressive Schädigungsprozesse aus. Wenn eine kritische Menge an Chlorid-Ionen überschritten wird, setzt die Korrosion des Stahls ein. Die Chlorid-Ionen wirken als Katalysator und beschleunigen lokal den Korrosionsprozess – man spricht dann auch vom Lochfraß, der von außen nicht erkennbar ist. Meist bleibt dann nur der Abriss der geschädigten Konstruktion. Um dieses Szenario zu verhindern, entschied sich der Planer für eine Sanierung mit der weltweit einzigartigen, patentierten Systemlösung MC-KKS/B der MCBauchemie und der Grillo-Werke AG. Gerd Bott, Fachberater aus dem Service-Center Mitte der MC-Bauchemie, stand dem Planer mit seiner umfassenden Expertise im Bereich des MC-KKS/B-Systems beratend zur Seite. Zeit- und kostengünstige Instandsetzungsmethode Das MC-KKS/B-System basiert auf einem kathodischen Korrosionsschutz (KKS) und bietet die Möglichkeit, bereits geschädigten, aber noch funktionsfähigen Stahlbeton kostengünstiger und schneller als mit konventionellen Methoden instand zu setzen. Denn bei konventionellen Instandsetzungsverfahren muss der chloridbelastete Beton oftmals sehr tief bis hinter die Bewehrung abgetragen werden. Die Systemlösung MC-KKS/B hingegen sichert eine weitestgehend zerstörungsfreie Instandsetzung. Der kathodische Korrosionsschutz (KKS) basiert – ebenso wie die Korrosion selbst – auf elektrochemischen Prozessen. Bei der Systemlösung MC-KKS/B findet das unedlere Metall


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Bei der manuellen Applikation mit Hilfe des Lichtbogenspritzenverfahrens nehmen zwei leitfähige Zink-Drähte elektrische Ladung auf, erzeugen beim Aufeinandertreffen einen Lichtbogen und werden mithilfe eines Luftstromes auf das Bauteil aufgetragen

Die automatisierte Beschichtungseinheit für das Lichtbogenspritzverfahren wurde im Parkhaus in Melsungen großflächig eingesetzt, weil sie eine schnellere Umsetzung, eine höhere Flächenleistung und eine homogenere Zinkschicht ermöglicht

Zink als Opferanode im elektrochemischen Prozess der Korrosion Verwendung und wird als etwa 150 µm dicke Schicht auf den Beton aufgebracht. Diese Schicht ist durch eine Kontaktplatte mit dem Bewehrungsstahl verbunden. Durch das Betonporenwasser werden der elektrische Stromkreis geschlossen und die Eisenauflösung verhindert. Abschließend wird im Normalfall ein organisches Deckschichtsystem auf die Zinkschicht aufgebracht, das für die mechanische Widerstandsfähigkeit sorgt und vor dem weiteren Eindringen von Chloriden sowie Feuchtigkeit schützt. Damit ist dann die Zinkschicht nach oben versiegelt, und es können verschiedene Regelaufbauten folgen.

durchgeführt. Dabei konnte das System MC-KKS/B seine Beständigkeit gegen erhebliche Hitzeeinwirkung erfolgreich unter Beweis stellen. Als Fahrbahnbelag wurde abschließend wieder eine Asphaltschicht aufgebracht. Dabei wurde zugleich die zuvor fehlende Abdichtung unter dem Asphalt mit vorgesehen, sodass in Zukunft keine weiteren Chloride eindringen können und die Stahlbetonkonstruktion für die Zukunft erhalten bleibt.

Ausführung und Instandsetzung In Melsungen begann 2019 der ausführende Betrieb, die Wiedemann & Sohn GmbH aus Wiesbaden, damit, den Asphalt auf der Ebene 4 des Parkhauses rückzubauen. Zur Vorbereitung des Untergrundes für den kathodischen Korrosionsschutz wurde nur der partiell lose Beton entfernt, um diese Bereiche sowie Hohlstellen und Ausbrüche mit einem speziellen Reparaturmörtel zu reprofilieren. Der Chlorid-kontaminierte Beton konnte vollständig verbleiben. Parallel zur Reparatur des Betons wurden die Kontaktierungen gesetzt, die später Zinkschicht und Bewehrung elektrisch leitend verbinden sollten. Nach Abschluss der klassischen Untergrundvorbereitung durch Kugelstrahlen erfolgte die Applikation des MC-KKS/BSystems. Dabei wurde die Zinkschicht durch thermisches Lichtbogenspritzen auf die Betonoberfläche aufgebracht. Das Verfahren ist nicht nur auf Bodenflächen, sondern auch auf Wand- und Deckenflächen anwendbar. Weil in Melsungen das KKS-System erstmalig verdeckt unter einer Schweißbahn und dem Asphalt eingebaut werden sollte, kam das speziell entwickelte, temperaturbeständige 2k Epoxidharz MC-DUR LF KKS zum Einsatz. Damit wurde die aufgebrachte Zinkschicht versiegelt, und Poren und Lunker wurden im Untergrund geschlossen, bevor die abdichtende Schweißbahn aufgebrannt wurde. Um dieses Verfahren nachhaltig abzusichern, wurden im Vorfeld umfangreiche Versuche

Zeit- und Kostenvorteile Die Kostenvorteile des Systems liegen vor allem im Wegfall des finanziell aufwändigen Entfernens des kontaminierten Betons. Dazu kommt die große Zeitersparnis bei der Ausführung des Systems, da auf jegliche Aushärtezeiten, wie sie bei einem Neuaufbau mit Beton und Mörtel zu berücksichtigen wären, verzichtet werden kann. Das System ist vergleichsweise schnell aufgebracht und das sanierte Objekt entsprechend rascher wieder einsatzbereit. Im Falle einer Parkhaussanierung ist dadurch mit geringeren Ausfallzeiten zu rechnen. Darüber hinaus werden die Durchfahrtshöhe und die Traglast nicht reduziert, da lediglich eine im Mittel 150 µm dünne Zinkschicht aufgebracht wird. Ausblick Nach den guten Erfahrungen bei der Instandsetzung der Ebene 4 wurde im Jahr 2020 die Ebene 3 nach gleichem Muster saniert. Ab Mitte Juni 2021 folgten dann die Ebenen 2 und 1. Dank des MC-KKS/B-Systems konnte der Altbau nachhaltig instand gesetzt werden, sodass die bislang sehr ungleichen Brüder nun nebeneinander alt werden können.

MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG Am Kruppwald 1-8 46238 Bottrop www.mc-bauchemie.de


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rechts Im Zuge der Sanierung eines Reihenhauses in OsterholzScharmbeck wurden die roten Cedral-Fassadenpaneele vertikal überlappend als Boden-Deckel-Schalung montiert (Foto: Stefan Schmidbauer)

GESTALTUNG ENERGIEEFFIZIENZ WÄRMESCHUTZ Wer hohe Ansprüche an eine Fassade stellt, ist einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) gut beraten. Die bewährte Bauart bildet ein bauphysikalisch sicheres und langlebiges System, das Wärmedämmung und Fassadenbekleidung durch einen Hinterlüftungsraum trennt. Die stetige Luftbewegung führt Bau- und Nutzungsfeuchte verlässlich ab und sorgt für ein gesundes Raumklima. Auch bei der Sanierung von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) kann das System mit optimal aufeinander abgestimmten Komponenten wirtschaftlich punkten. Mit Cedral Fassadenpaneelen und einer neu entwickelten wärmebrückenfreien Unterkonstruktion lassen sich innovative Gebäudehüllen mit zukunftsorientierten Energiestandards realisieren – auch auf alten WDVS. Wirtschaftlich und ressourcenschonend Abgesehen von optischen Gründen verliert eine in die Jahre gekommene Gebäudehülle auch ihre schützende Wirkung und lässt viel Wärme entweichen, was schnell zu Einbußen beim Komfort und zu steigenden Heizkosten führen kann. Insbesondere wenn ein altes WDVS installiert ist, stellt sich im Hinblick auf die Anforderungen des neuen Gebäudeenergiegesetzes GEG an Wohngebäude die Frage nach der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Für bestehende WDVS ist die energieeffiziente VHF-Sanierung gegenüber einer WDVSKomplettsanierung mit Abriss, Entsorgung und Neuaufbau deutlich wirtschaftlicher und ressourcenschonender. Dazu können die Montagezeiten reduziert werden. unten Um die Unterkonstruktion für die Cedral Fassadenpaneele zu befestigen, wurde durch die Dämmschicht gebohrt und der Wandhalter einklebt (Foto: Cedral/Conné van d Grachten)

Wärmebrückenfreie Fassadenunterkonstruktion Der innovative, passivhauszertifizierte Isolink® der Schöck Bauteile GmbH setzt einen Meilenstein für wärmebrückenfreie Fassadenunterkonstruktionen. Abgestimmt auf den stabförmigen Wandhalter aus Glasfaserverbundwerkstoff wurde mit dem VECO® -Adapter der GIP GmbH eine Fassadenunterkonstruktion entwickelt, die eine einfache Montage ermöglicht und für eine optimale Verbindung zwischen Verankerungsgrund und Unterkonstruktion aus Holz oder Aluminium sorgt. Dauerhafte Schönheit Gestalterisch runden Cedral Fassadenpaneele den nachhaltigen Fassadenaufbau ab. Die Kombinationsvielfalt der Faserzementpaneele aus Farben und Oberflächen ermöglicht es, Fassaden ortstypisch und doch individuell zu gestalten. Beim Neubau wie bei der Modernisierung lassen sich ansprechende, prägnante Fassadenbilder verwirklichen. www.cedral.de

unten Der stabförmige VECO-Isolink® bietet eine wärmebrückenfreie und zugleich montagefreundliche Unterkonstruktionslösung, die bauaufsichtlich zugelassen ist (Foto: Cedral/Conné van d Grachten)


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rechts Das Parkwohnstift Tettenweis vereint Jung und Alt (Fotos: © Lindner Group)

VOM KLOSTER ZUM MEHRGENERATIONENWOHNEN Die ehemalige Benediktinerinnen-Abtei St. Gertrud im niederbayerischen Tettenweis wurde komplett saniert: Nach umfänglichen Umbaumaßnahmen durch die Lindner Group fungiert der Gebäudekomplex nun als modernes Mehrgenerationenhaus. Die Kombination aus Denkmalund Brandschutz sowie altersgerechter Barrierefreiheit stellte dabei die größte Herausforderung dar. Vor der Umnutzung wurde das 38.000 m² große Areal von neun Nonnen bewohnt und bewirtschaftet. Zur Klosteranlage gehörten auch das 1797 erbaute „Joner-Schlösschen“, das bereits in frühen Jahren als Klosterschule genutzt wurde, sowie das im neoromanischen Stil um 1900 errichtete Hauptgebäude. In den 1950er Jahren wurde das Kloster um eine Kirche erweitert. Später folgten noch weitere Neu- bzw. Umbauten. Neues Nutzungskonzept Der Fortbestand des Klosters war schon lange Thema innerhalb der Schwesterngemeinschaft. Dank einer zufälligen Begegnung der Äbtissin mit Hans Lindner, Gründer der Lindner Group, wurde aus den Gedanken Realität. In Zusammenarbeit mit der Hans Lindner Stiftung kam ein überzeugendes Konzept zustande: In den ehemaligen Klosterräumen sollten Appartements für Betreutes Wohnen, eine Tagespflegeeinrichtung, ein ambulanter Pflegedienst und eine neue Kindertagesstätte entstehen. Die Schwesterngemeinschaft blieb natürlich trotzdem bestehen – die sanierten Räume bieten genug Platz, um den Konvent weiterzuführen. Bewahrung des historischen Charakters Die Komplettsanierung und der senioren- und behindertengerechte Umbau des Klosters erfolgten durch die Lindner Group: Die Aufgaben waren vielseitig – neben der Erneuerung des Abwassersystems, dem statischen Abriss, der Gebäudeentkernung und Brandschutzertüchtigung wurden Wohnungen und Aufenthaltsräume sowie ein öffentliches Café, Geschäfts- und Praxisräume altersgerecht ausgebaut. Der historische Charakter des Gebäudes sowie die Prachträume sollten dabei bewahrt bleiben. Neben den Denkmalschutzanforderungen und der Barrierefreiheit spielte bei der Sanierung auch der Brandschutz eine große Rolle: In Kooperation mit der GiB Gesellschaft für innovative Bautechnologie mbH entwickelte Lindner eine spezielle Konstruktion zum brandschutzgerechten Umbau der historischen Geschossdecken in Holzbauweise.

Der historische Charakter des Gebäudes und die Prachträume sollten bei der Sanierung bewahrt bleiben

Die Räumlichkeiten des öffentlich zugänglichen Klostercafés wurden modern und hochwertig ausgestattet

Bauliche Erweiterung Zusätzlich zur Sanierung des ehemaligen Schlossgebäudes und dessen Erweiterungsbau, in dem sich die Kindertagesstätte sowie die Tagespflege für Senioren befindet, wurden drei neue Appartement-Bungalows seitlich der Parkanlage errichtet. Neben umfangreichen Ausbauleistungen und Koordinierung der Nachunternehmerleistungen kamen bei dem Projekt Lindner Holztüren, Parkettböden, Leuchten aus der Lindner Leuchtenfabrik sowie NORIT-Fußbodenheizungen bzw. NORIT-Trockenestrich und -schüttung zum Einsatz. www.Lindner-Group.com


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BARRIEREFREIER BEDIENKOMFORT IM SENIORENHEIM Platzgewinn für großzügige Sanitärbereiche durch barrierefreie Raumspartür

Geöffnet ragt das faltbare Türblatt der Küffner Raumspartür nur maximal 1/3 in den Flur. Es ist vertikal geteilt und sorgt für komfortable Bewegungsabläufe. Der Drücker bleibt beim Rangieren mit dem Rollstuhl oder Rollator immer in erreichbarer Nähe. Vertraute Bedienungsabläufe Um bei der Generalsanierung des evan­ gelischen Pflegezentrums Lore-MalschHaus bei Hohenbrunn in Bayern die hohen Ansprüche an barrierefreie Sani­ tärräume und Nachhaltigkeit zu erfüllen, haben sich die Bauherren und das Archi­ tekturbüro Kammerl + Kollegen für den Einsatz von Küffner Raumspartüren ent­schieden. Es entstehen derzeit moder­ne und barrierefreie Bäder, die von Rol­lator- und Rollstuhlnutzern selbstständig und komfortabel genutzt werden können. Dabei bleibt Bewohnern mit kognitiven Einschränkungen und demenzerkrankten Menschen – im Vergleich zur ungewohn­ ten Nutzung einer Schiebetür – der Bedie­ nungsablauf vertraut. Die Betätigung

Küffner Raumspartür

Drehflügeltür

des Drü­ckers zum Öffnen und Schließen der falt­baren Raumspartür ist vergleichbar mit der einer herkömmlichen Drehflügeltür. Geringer Platzbedarf Der entscheidende Vorteil ist zudem der geringere Platzbedarf, wodurch ein aufwändiges und unfallträchtiges Manövrieren mit Rol­lator oder Rollstuhl entfällt. Der Türdrücker ist bei geöffnetem Türblatt von beiden Seiten des Durchgangs stets er­reichbar. Patentierte Notöffnungsfunktion Das Forschungsinstitut IHD an der Uni­ versität Dresden hat durch praktische Versuche mit Probanden und Messver­ fahren im USEability LAB die Vorteile

Schiebetür

der Küffner-Raumspartür nachgewiesen. In Bezug auf den Kraftaufwand, die be­nötigte Motorik und die erforderlichen Bewegungsflächen schneiden diese bei der Benutzung mit Rollator oder Rollstuhl besser ab als herkömmliche Drehflügel- oder Schiebetüren. Die seit vielen Jahren vom TÜV-Rheinland DIN CERTCO „bar­ rierefrei“ zertifizierte Tür erhielt kürzlich neuartig entwickelte Edelstahl-Dreiroll­bänder mit patentierter Notöffnungsfunkti­ on. Damit bewährt sich die Raumspartür jetzt in offiziellen Dauerfunktionsprüfun­ gen mit über 500.000 Öffnungszyklen. www.kueffner.de

links In Bezug auf den Kraftaufwand, die benötigte Motorik und die erforderlichen Bewegungsflächen hat das Forschungsinstitut IHD die Vorteile der Küffner Raumspartür gegenüber herkömmlichen Drehflügeloder Schiebetüren nachgewiesen


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25 JAHRE MAGNET-NULLSCHWELLE Die weltweit erste schlagregendichte Nullschwelle für Außentüren zeigt bereits seit 1996 zuverlässige Dichtheit. Diese erfolgreiche Langzeiterprobung, die der Marktführer ALUMAT ermöglicht hat, ist bis heute einzigartig. Zahlreiche Magnet-Nullschwellen an Haus- und Fenstertüren belegen seit weit über zwei Jahrzehnten, dass selbst in höchsten Belastungsgebieten und ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie z. B. Rinnen und Vordächer, kein Tropfen Wasser eindringen kann. Deshalb ist die Einplanung von wasserempfindlichen Bodenbelägen, wie z. B. Holzböden, die im Innenbereich direkt an die Magnet-Nullschwelle angrenzen, problemlos realisierbar. Mit dieser barrierefreien Lösung können die zahlreichen bauordnungsrechtlichen Anforderungen nach schwellenlosen Übergängen an Außentüren konstruktiv nachhaltig und systemsicher umgesetzt werden.

Barrierefreiheit für alle

www.alumat.de

25

JAHREN in der Praxis bewährt

Vorteile der Magnet-Nullschwelle von ALUMAT: ✔ Schwellenloser Übergang bei allen Außentüren nach DIN 18040 ✔ Werkseitige Bauwerksabdichtung nach DIN 18531/18533 sowie gemäß Flachdachrichtlinie ✔ Keine Mechanik – kein Verschleiß ✔ Passivhauszertifiziert ✔ Integrierte Entwässerung (ohne vorgesetzte Rinne) ✔ Schlagregensicherheit bis Orkanstärke ✔ Einbruchschutz RC2 und Schallschutz bis 46 dB

ALUMAT Frey GmbH D-87600 Kaufbeuren | Tel.: +49 (0) 8341/4725 | www.alumat.de

Zeitlos edles Erscheinungsbild Die bis ins letzte Detail ausgefeilte Abdichtungstechnik weist mit langlebigen Materialien ein hochwertiges und zeitAluAnzeigen_2021.indd 24 los edles Erscheinungsbild auf, welches für ästhetische und puristische Gestaltungen neue Möglichkeiten eröffnet. Als schwellenlose Innovation hat die ALUMAT-Nullschwelle die Jury des German Design Award überzeugt und wurde 2020 unten mit „Gold“ in der Kategorie Universal Design ausgezeichnet. Tür geöffnet – Magnete liegen komplett eben Die Auszeichnung „Gold“ steht für Spitzenleitungen des inter- im Bodenprofil, sodass sich ein schwellenloser nationalen Designs und wird nur an die Besten der Besten Übergang ergibt (Foto: ALUMAT-Frey GmbH) vergeben. Dichteklassifizierungen – einmalig hohes Niveau Die ALUMAT-Nullschwelle hat als einzige alle technischen Leistungseigenschaften erreicht. Mit der weltweit ersten und bisher beispiellosen Passivhauszertifizierung einer Nullschwelle für Außentüren wurde die letzte technische Herausforderung in diesem diffizilen Konstruktionsbereich erreicht. Diese Bestleistung konnte nur aufgrund des beachtlichen Entwicklungsvorsprungs gelingen. Bereits die bedeutende Schlagregendichtheit hat ALUMAT schon vor über 20 Jahren weit vor allen anderen Herstellern mit der höchsten Klasse 9A nach DIN EN 12208 gelöst. Seither zeigt das Original kontinuierlich durchgehend immer mindestens 9A oder sogar noch höhere Extraklassen bis zu E1200. Mit diesen Dichtewerten kann sie überall eingesetzt werden, egal ob Hochhaus, Hochgebirge oder an der See. Auch bei der Bauwerksabdichtung ermöglicht der Nullschwellen-Marktführer mit einer maximalen industriellen Vorfertigung bereits seit 2003 höchste Dichtheit.

Seit

28.09.2


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links Für die richtige Planung einer gewerblichen Küche in Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung sind zahlreiche spezielle Kenntnisse erforderlich (Foto: GIF ActiveVent)

FACHLEUTE FÜR GROSSKÜCHENPLANUNG In Zusammenarbeit zur Win-Win-Situation

Im Bereich Architektur und/oder Bauingenieurwesen entstehen immer wieder neue Herausforderungen. Das macht den Beruf aus, und es macht ihn auch äußerst spannend. Im Laufe der Zeit entwickelt man dabei gewisse Erfahrungen und eignet sich auch spezifisches Wissen an. Und doch kommt es vor, dass es manchmal ein „erstes Mal“ gibt. So ist beispielsweise bei der Planung einer Küche in Restaurants oder Hotels spezifisches Fachwissen nötig. Viele Planungsbüros arbeiten in solchen Fällen mit den Fachleuten vom Verband der Fachplaner Gastronomie – Hotellerie – Gemeinschaftsverpflegung e. V. (VdF) zusammen. So werden eventuelle Fehler und damit verbundene Kosten vermieden, eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Praxishandbuch Fachplaner des VdF verfügen über weitreichendes branchenspezifisches Know-how. In einer Großküche geht es um viele individuelle Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt. Der VdF ist Herausgeber des Praxishandbuches „Gemeinschaftsgastronomie professionell steuern“, einer LoseBlatt-Sammlung mit drei bis vier Ergänzungslieferungen jährlich. Hier werden von Branchenexperten eine Vielzahl von Themen behandelt, u. a. eben auch die Säulen einer professionellen Küchenplanung. Wie sind die Abläufe in der Küche? Wie ist die beste Art und Weise, ergonomisch zu arbeiten? Wie ist der Conveniencegrad der zubereiteten Speisen? Gibt es Sonderformen

der Speisenzubereitung wie Cook & Chill? Wie sollte eine vernünftige Ausgabe organisiert sein, beispielsweise in einem Betriebsrestaurant? Das alles sind extrem wichtige Fragen, die sich dann in der Auswahl der technischen und baulichen Anforderungen widerspiegeln. Dabei spielt es keine entscheidende Rolle, ob es sich um eine Mensa oder ein Betriebsrestaurant, also Küchen mit einer großen Anzahl an Essen pro Tag, oder um die Planung einer kleineren Restaurant- oder Hotelküche handelt. Anforderungen beispielsweise in Sachen Hygienestandards, Ab- und Zuluft, Fußbodenbeläge oder Müllentsorgung sind in vielen Bereichen ähnlich. Qualifiziertes Wissen Letztendlich geht es auch um Vertrauen, um Wissen und um langjährige Erfahrung. Großküchenplanung ist eine besondere Aufgabenstellung. Im VdF sind ausgewiesene Experten vereint, es gibt dabei unterschiedliche Qualifizierungen. Als ordentliches Mitglied im VdF unterliegt man dabei einem Verhaltenskodex, zusätzlich muss man regelmäßig Kompetenz und aktuelles Wissen nachweisen. Der Fachkunde-

nachweis des VdF ist zur Zeit der einzige aussagefähige Qualifizierungsbeleg für Planer in der Großküchenbranche. Der Fachkundenachweis muss in zweijährigem Rhythmus erneuert werden. Ein zusätzliches Qualitätsmerkmal ist die Einstufung als „Freier Fachplaner im VdF“. Freie Fachplaner sind in der Regel Inhaber, Gesellschafter, Geschäftsführer oder Mitarbeiter von neutralen Beratungs- und Planungsunternehmen. Neutral bedeutet dabei, dass freie Fachplaner im VdF keine unmittelbaren oder mittelbaren Verknüpfungen jeglicher Art mit branchennahen Unternehmen unterhalten, die z. B. Hersteller-, Vertriebs-, Handels-, Provisions- oder sonstige Interessen verfolgen und dadurch eine persönliche Unabhängigkeit beeinflussen könnten. Das Wissen über die verschiedenen Anforderungen in einer Großküche machen Fachplaner des VdF zu einem Partner, mit dem sich jede Zusammenarbeit lohnt. Am Ende profitieren alle – der Bauherr, der Architekt und besonders das Küchenteam. www.vdfnet.de


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rechts Modern, zeitlos, elegant – so präsentiert sich die HANSAMICRA STYLE in Chromoptik

SMARTER KOMFORT Wie nutzen Sie Ihre Dusche? Zur Entspannung, für ein frisches Gefühl nach dem Sport oder um voller Energie in den Tag zu starten? Ebenso vielseitig wie die Anforderungen an ein Duschsystem sind die Möglichkeiten, die sich den Nutzern bieten. Durchdachte Ausstattung Wer Wert auf ein smartes Duschsystem legt, das beim Erholen, Entspannen und Regenerieren hilft, ist mit dem Wellfit-Duschsystem HANSAEMOTION gut beraten. Herzstück ist der WellfitThermostat mit praktischer Ablagefläche und Wellfit-Button, der auf Knopfdruck eines von drei voreingestellten Behandlungs-Programmen aktiviert: Recover, Relax oder Reload. Ganz individuell steuerbar sind die verschiedenen Programme mit der kostenlosen HANSA Connect App. Zeitloses Design Auf die klassischen Funktionen einer Dusche kombiniert mit Funktionalität und Langlebigkeit setzt die neue HANSAMICRA STYLE. Das stylische Duschsystem sorgt durch hochwertige Materialien für ein hohes Maß an Komfort. Die großzügig schwenkbare Kopfbrause verspricht mit einem einzigartigen Regenduschen-Erlebnis echtes Wellness-Feeling in den eigenen vier Wänden. Ergänzt wird das Duschsystem durch die HANSABASICJET STYLE Handbrause – ebenfalls im Design passend zum Duschkopf. Perfektes Duscherlebnis Wie bei den anderen Brausen der HANSABASICJET Serie ist auch die STYLE Variante optional als dreistrahliges Modell erhältlich.

Die drei wohltuenden Strahlarten Relaxing, Refreshing und EcoFlow lassen sich stufenlos und bequem mit nur einer Hand einstellen. Werden die Strahlarten Relaxing und Refreshing genutzt, können diese mit dem beigelegten Durchflussbegrenzer auf eine Wassermenge von maximal 15 Liter pro Minute eingestellt werden. Die EcoFlow-Funktion mit ihrem sanften Strahl unterstützt zusätzlich – ohne Einschränkung des Duschkomforts – einen reduzierten Wasser- und Energieverbrauch, denn der Durchfluss ist hier auf nur neun Liter pro Minute begrenzt. www.hansa.com

rechts Intelligente Technik als smarter Unterstützer beim Wechselduschen: Das HANSAEMOTION Wellfit-Duschsystem startet sein belebendes, entspannendes oder regenerierendes Programm ganz einfach auf Knopfdruck

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oben Erneuerung der Eisenbahnbrücke über dem Hracholusky-Stausee (Foto: © SCIA/Contruss engineering) rechts Simulation der Brückenrotation in SCIA Engineer (Visualisierung: © SCIA/Contruss engineering)

AUSGEZEICHNETE BRÜCKENERNEUERUNG Preis in der Kategorie Civil Structures beim SCIA User Contest 2020

Eine Brücke um die eigene Längsachse drehen? Was im ersten Moment unmöglich scheint, setzte das tschechische Ingenieurbüro Contruss engineering bei der Erneuerung der Eisenbahnbrücke über den Hracholusky-Stausee um – und gewann damit den SCIA User Contest 2020 in der Kategorie Civil Structures. Der SCIA User Contest ist ein zweijährlich stattfindender, internationaler Wettbewerb, der von der deutschen Nemetschek-Tochter SCIA veranstaltet wird und außergewöhnliche Leistungen, technisches Wissen und Professionalität unter Softwarenutzern auszeichnet. Das Siegerprojekt in der Kategorie Civil Structures des User Contests 2020 war die statische Analyse für die Erneuerung der eingleisigen Eisenbahnbrücke über den Hracholusky-Stausee nahe der tschechischen Stadt Pilsen. Die 1901 gebaute Brücke verfügte über fünf Felder, wobei das erste und fünfte Feld Steinbögen und die mittleren Felder identische, einfach abgestützte Stahlbogenbinder mit einem oberen Brückendeck waren. Schwierige Bedingungen erfordern innovative Ideen Aufgrund starker Korrosion mussten die Stahlfachwerke im Jahr 2018 ersetzt werden. Da die Brücke von unten nur schwer zugänglich war, entwickelte das Ingenieurbüro Contruss engineering einen innovativen Ansatz: Die je 57 m langen Spannfelder der Brücke wurden einzeln ersetzt. Für jedes Feld wurde ein neues Fachwerk vormontiert und in umgedrehter Position, also spiegelverkehrt, auf das vorhandene geschoben. Anschließend wurden das neue und das alte Fachwerk zusammengeklemmt und um die Längsachse gedreht. Mithilfe dieser weltweit einzigartigen Technologie wurde die baufällige Brücke innerhalb von nur sechs Monaten erneuert. Die neue Stahlkonstruktion ist ebenfalls ein Stahlfachwerk mit einem oberen Brückendeck, das der ursprünglichen Brücke ähnelt. „Die bestehende Brücke musste den Prozess der Drehung ohne Schaden überstehen, obwohl Brücken nicht für die Last ausgelegt sind, der sie ausgesetzt sind, wenn sie auf die Seite gelegt werden. Auch die

Komplexität der Brückenkonstruktion war eine Herausforderung, da sie mit äußerster Genauigkeit modelliert werden musste, um die Sicherheit während der Drehung zu gewährleisten“, erklärt Ludvík Kolpaský, Geschäftsführer und leitender Bauingenieur des Ingenieurbüros Contruss engineering. Zwei starke Teams und SCIA Engineer Das Strukturmodell wurde aus einer detaillierten TeklaDatei erstellt, die nach einigen Änderungen in SCIA Engineer importiert wurde. Da das Projekt einen sehr engen Zeitrahmen hatte, wurde die Arbeit auf zwei Teams aufgeteilt: Während ein Team die Verbindung zwischen der ursprünglichen und der neuen Brücke entwarf, arbeitete das zweite Team an dem Rotationsmechanismus. Die Ergebnisse beider Teams wurden mithilfe der Tabelleneingabe von SCIA Engineer zusammengeführt. „SCIA Engineer war dank seiner Vielfältigkeit die beste Wahl“, sagt Ludvík Kolpaský, „Wir verwendeten fortschrittliche Funktionen für nichtlineares Verhalten, um den Rotationsmechanismus richtig auszulegen, und führten alle erforderlichen Berechnungen von der globalen Analyse bis zur Bewertung jeder einzelnen Versteifung durch. Der Rotationsprozess wurde mit fast 20 verschiedenen Konstruktionsstufen modelliert.“ „Das Projekt war sehr komplex“, so Lukáš Vráblík, Jury-Mitglied in der Kategorie Civil Structures. „Es war nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch des Zeitrahmens und der Umweltverträglichkeit, da der Stausee während des Baus nicht beeinträchtigt wurde. Contruss engineering hat perfekt gezeigt, wie sie die Software SCIA Engineer nutzen.“ www.scia.net


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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 43. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle Albrechtstraße 13, Aufgang A 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30.214 731 74 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Präsident) Dipl.-Ing. Dagmar Schierholz (Vizepräsidentin) Dipl.-Ing. Sven Frederic Andres (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Zur Leiten 11 95517 Emtmannsberg (Lkr. Bayreuth) Telefon: +49 (0)9209.91 86 240 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: kuballa@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: kuballa@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Christine Ryll E-Mail: ryll@vbk-verlag.de Anzeigen Dipl.-BW (FH) Ines Moritz E-Mail: moritz@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 1.10.2020. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Vorschau Ausgabe 1_2022 >> betonBAUKULTUR

Autoren dieser Ausgabe Sarah Lisa Bohn ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de Arnold Ernst DAI Präsident Berlin www.dai.org Inga Glander Bundesstiftung Baukultur Projektleitung Baukulturbericht Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de

DAI Kooperationspartner

Reiner Nowak CSMM GmbH Geschäftsführende Gesellschafter München www.cs-mm.com Lukas Ritter ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | November 2021 | Ausgabe 6 | ISSN 1862-9571

DAI Premiumpartner

DAI Förderpartner


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