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Neuestes Urner Wasserkraftwerk offiziell eröffnet
Foto: EWA-energieUri
Im Rahmen der Eröffnung konnten sich Interessierte am Tag der offenen Tür selbst ein Bild vom neuen Kraftwerk Erstfeldertal machen. Über 700 Besucherinnen und Besucher nutzten diese Gelegenheit.
KRAFTWERK ERSTFELDERTAL OFFIZIELL ERÖFFNET
Am 21. Mai dieses Jahres fand die offizielle Einweihung des Schweizer Kraftwerks Erstfeldertal statt. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, um das neueste Urner Wasserkraftwerk zu besichtigen. Ein Feiertag auch für die Verantwortlichen. Schließlich ist es gelungen, das Gemeinschaftskraftwerk unter Federführung von EWA-energieUri in nur zweieinhalb Jahren vom ersten Bewilligungsschritt bis zur Inbetriebnahme im Spätherbst 2020 zu realisieren – und das unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie über die Hälfte der Bauphase. Mittlerweile erzeugt das Kraftwerk Erstfeldertal zuverlässig erneuerbaren Strom für 7.200 Haushalte.
Aus der Vision ist Wirklichkeit geworden!“ Mit diesen Worten eröffnete Werner Jauch, Verwaltungsratspräsident der Kraftwerk Erstfeldertal AG, die Einweihung des Kraftwerks Erstfeldertal. Die Verantwortlichen des Projekts können mit Recht zufrieden auf ein höchst anspruchsvolles Projekt zurückblicken, das einen weiteren Meilenstein in der energiewirtschaftlichen Entwicklung des Kantons Uri repräsentiert. Schließlich gab es in der Vergangenheit mehrfach Versuche, ein Kraftwerk an diesem Standort zu errichten, die allesamt scheiterten. Doch die Projektinitiatoren dieser Tage ließen nicht locker. Mehr noch: Es glückte ihnen ein Projekt auf die Beine zu stellen, das in kürzester Zeit realisiert werden konnte, wie Werner Jauch in seiner Eröffnungsrede unterstrich: „Trotz anspruchsvollem Zeitplan und gleichzeitiger Corona-Pandemie gelang es uns, das Kraftwerksprojekt in rekordverdächtiger Zeit erfolgreich zu bauen. Nur zweieinhalb Jahre hat es vom ersten Bewilligungsschritt bis zur Inbetriebnahme des Kraftwerks gedauert. Das ist für ein Projekt in dieser Größenordnung einmalig.“
GROSSER EFFORT ALLER BETEILIGTEN Speziell, wenn man diese zweieinhalb Jahre Revue passieren lässt, wird deutlich, was alle Beteiligten bei diesem Projekt geleistet haben. So gelang es, in gerade einmal 10 Monaten alle erforderlichen Bewilligungen zu erreichen: das Konzessionsgesuch, UVB 1. Stufe, Schutz- und Nutzungsplanung nach Gewässerschutzgesetz (SNP), das Baugesuch, UVB 2. Stufe, Gründung KW Erstfeldertal AG sowie die Genehmigung der Schutz- und Nutzungsplanung SNP durch den Bundesrat. In 20 Monaten konnte die Kraftwerkszentrale und die Wasserfassung gebaut und rund ein Kilometer Fels für den Rohr- sowie den Entsanderstollen ausgebrochen werden. Kurz darauf wurden die technischen Anlagen installiert und in Betrieb genommen und das Kraftwerk ans Netz angeschlossen. Als zusätzliche Herausforderung zu diesem Kraftakt kam die Corona-Pandemie hinzu, die über circa die Hälfte der Bauzeit erschwerte Baubedingungen mit sich brachte. „Es war tatsächlich ein sehr großer Effort von allen Beteiligten nötig, damit das Projekt nicht an dem extrem engen Zeitplan scheiterte. Die Projektmitarbeitenden leisteten unzählige Überstunden und verzichteten auf Ferien und Freizeit im Jahr 2018. Sonst hätte es nicht gereicht“, findet Werner Jauch anerkennende Worte.
KNOW-HOW MACHT SICH BEZAHLT Ein weiterer Erfolgsfaktor für das Projekt war die langjährige Erfahrung und das umfassende Know-how von EWA-energieUri in allen Bereichen des Kraftwerkbaus. „Aus unseren zahlreichen Kraftwerksprojekten kennen wir die einzelnen Schritte der Projektierung und des Bewilligungsverfahrens ganz genau“, führt
Foto: EWA-energieUri Zufriedene Gesichter bei den Verantwortlichen hinter dem Kraftwerksprojekt: Rolf Müller (Verwaltungsrat), Peter Dittli (Vizepräsident), Ruedi Cathry (Verwaltungsrat), Wendelin Loretz (Korporationsvizepräsident Uri), Werner Jauch (Verwaltungsratspräsident), Pia Tresch (Gemeindepräsidentin Erstfeld), Regierungsrat Roger Nager (vl).
Erstfelds Gemeindepräsidentin Pia Tresch im Gespräch mit dem Verwaltungsratspräsidenten der KW Erstfeldertal AG, Werner Jauch, in der Maschinenzentrale.
Foto: EWA-energieUri
Werner Jauch aus. „Wir wissen, wie die Schritte aufeinander folgen, wie viel Zeit sie in Anspruch nehmen oder wer die wichtigen Anspruchsgruppen sind. Bei diesem Kraftwerk kam uns weiter zugute, dass wir mit unserem Projekt aus dem Jahr 2008 schon Vorarbeit geleistet hatten, auf die wir zurückgreifen konnten.“ Beim Kraftwerk Erstfeldertal handelt es sich um ein Gemeinschaftskraftwerk. Es sind EWA-energieUri und die Gemeindewerke Erstfeld mit je 38 Prozent beteiligt, der Kanton Uri mit 16 Prozent und die Korporation Uri mit 8 Prozent.
KONZEPT BEWÄHRT SICH Das technische Nutzungskonzept des Kraftwerks konnte alle anfänglichen Kritiker und Zweifler überzeugen und bewährt sich heute in der täglichen Praxis. Das Triebwasser wird im Gebiet Schopfen auf 730 m Seehöhe gefasst, wobei maximal 5,5 m3/s genutzt werden. Von der Wasserfassung, wo ein HSR-Entsandersystem zum Einsatz kommt, wird das Triebwasser in einer rund 1.000 m langen Stahl-Druckrohrleitung DN1400 zur Maschinenzentrale geführt. Hier sind drei Maschineneinheiten des Südtiroler Wasserkraftspezialisten Troyer AG mit einer Engpassleistung von insgesamt 11,5 MW untergebracht. Konkret handelt es sich um zwei baugleiche, größere Peltonturbinen mit einer Nennleistung von je 5,75 MW und eine kleinere Winterturbine – ebenfalls eine Peltonturbine mit 0,65 MW. Der erzeugte Strom wird auf eine gemeinsame 5,5-kV-Sammelschiene geführt und über einen Reguliertransformator 50/5,5-kV und via 50-kV GIS Schaltanlage ins Netz der EWA-energieUri eingespeist.
BAUSTEIN DER KLIMAWENDE Im Rahmen der Eröffnungsfeier nützte Werner Jauch auch die Gelegenheit, um allen zu danken, die das Projekt erst möglich gemacht haben. Er ist überzeugt, dass Wasserkraftwerke wie das Kraftwerk Erstfeldertal ein wichtiger Pfeiler für die erfolgreiche Energie- und Klimawende in der Schweiz sind: „Durch die erneuerbare Stromproduktion aus lokaler Wasserkraft für rund 7.200 Haushalte werden beim KW Erstfeldertal jährlich um die 40.000 Tonnen CO2 gegenüber einem Kohlekraftwerk eingespart. Gerade die aktuellen Zeiten zeigen, wie wichtig die lokale Stromproduktion ist.“ Anschließend überbrachten Regierungsrat Roger Nager, die Erstfelder Gemeindepräsidentin Pia Tresch und Wendelin Loretz, Korporationsvizepräsident, kurze Grußworte. Über 700 Besucherinnen und Besucher nutzten den Tag der offenen Tür, um das neue Kraftwerk zu besichtigen. Neben einem spannenden Rundgang durch die Kraftwerkszentrale war der Besuch der Wasserfassung beim Alpbach ein besonderes Highlight. Umrahmt wurde der gelungene Anlass mit einer Festwirtschaft und musikalischer Unterhaltung im Festzelt vor der Zentrale. Der Bau kostete rund 37 Millionen Franken, wovon mehr als 75 Prozent in Form von Aufträgen im Kanton Uri blieben. Jetzt im Betrieb sorgen Wasserzinsen, Dividenden und Steuern für weitere Wertschöpfung zugunsten des Kantons Uri, der Korporation Uri und der Gemeinde Erstfeld.
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