Astronauten zur Venus Werke aus der Sammlung Appelt
25. September bis 22. November 2009 | Zentrifuge, Halle 14 Auf AEG
Astronauten zur Venus Werke aus der Sammlung Appelt
N端rnberg 2009
Renate und Wilfried Appelt
INHALT 4 Das Sammler-Ehepaar Renate und Wilfried Appelt von Michaela Moritz
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Die Ausstellung der Sammlung Appelt Auf AEG von Dr. Amelie Himmel
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Abbildungen - Kunstwerke
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Von den Anf채ngen des Rechnens bis zum Computer von Latifa Habib
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Abbildungen - Objekte der Technik
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Welterfindungen und Denkmaschinen von Dr. Annegret Winter
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Die Ostereier-Maschine mit einem Text von Reiner Bergmann
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Verzeichnis - Kunstwerke
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Verzeichnis - Objekte der Technik / Glossar
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Impressum / Dank
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DAS SAMMLER-EHEPAAR RENATE UND WILFRIED APPELT Eigentlich müsste ein solches Tun Stirnrunzeln hervorrufen: hochwertige Kunst auf engstem Raum „zusammengepfercht“ mit billigen Porzellanprodukten, mit Flohmarktartikeln und historischen Rechenmaschinen. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit, so müsste man denken. Doch wer immer nur einen einzigen von Ehepaar Appelt gestalteten Raum betrat, hat ihn in heiter-gelöster Stimmung und mit einem Gefühl der Bereicherung verlassen. Könnte man nicht auch und immer so sehen wie Appelts? „Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“, dichtete einst der Romantiker Joseph von Eichendorff. Es war Anfang der 90er Jahre, da entdeckten der Mathe- und Physiklehrer Wilfried Appelt und die gelernte Chemielaborantin Renate Appelt, dass sie, vielleicht getragen durch eine Schwingung in ihrem Beisammensein, über solche Zauberwörter verfügen. Sie trugen von Kunstausstellungen, Trempelmärkten, Kuriositäten-Auktionen, aus Galerien und tschechischen Haushaltswarengeschäften Gegenstände nach Hause, die manchmal kaum einer beachtete, von denen sie sich aber – in großer Einigkeit – angerührt oder amüsiert fühlten, in denen sie Potenzial ahnten, ein schlummerndes Lied. In ihrem Haus in Leinburg (Nürnberger Land) und später in einer eigens für die wachsende Sammlung angemieteten Acht-Zimmer-Wohnung in Lauf schufen sie aus diesen Dingen Kompositionen, die es so wahrscheinlich nirgends auf der Welt gibt. Eine Arbeit des Nürnberger Installationskünstlers Reiner Bergmann, das „Schießbudenbild“, hängt hier zum Beispiel neben einem Original-Flipperautomaten aus den 70er Jahren, neben einer Druckgrafik des Pop-Art-Vaters Richard Lindner und einem Regal voller mechanischer PC-Vorfahren. 140 „hässlich“-bunte Wandväschen aus den 30er bis 70er Jahren werden, eng aneinander gefügt, zu einem raumhohen viereckigen Relief, das mit einer vielteiligen Malerei-Arbeit korrespondiert. Inmitten einer Reihe von größenmäßig gestaffelten weißen Porzellankatzen macht eine schwarze den Buckel – die weißen sind „Plunder“ aus einem Laden in Eger, bei der schwarzen handelt es sich um eine Skulptur der international renommierten Künstlerin Katharina Fritsch. Vor einer Wand mit Bergund Gebirgsdarstellungen vermag man nicht mehr zu unterscheiden, welche die ironisch-parodistische Arbeit eines bekannten Künstlers und welche ein „kitschiger“ Flohmarktfund ist.
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Könnten die Theoretiker der literarischen Romantik noch einmal auf die Welt kommen und das Appeltsche „Zimmermuseum“ besuchen, sie wären hingerissen: „ Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es“, schrieb Novalis 1798. „Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder.“ Und Friedrich Schlegel im selben Jahr: „Die romantische Poesie ist ein progressive Universalpoesie. (...) Sie will Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegenem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen und durch die Schwingungen des Humors beseelen.“ Es ist eine ganz eigene Kunst also, zu der Ehepaar Appelt durch einen glücklichen Musen- oder Engelskuss gebracht wurde und die es bis zum frühen Tod von Renate Appelt im Dezember 2005 immer weiter – autodidaktisch, wie sonst? - ausbaute: die Kunst der Poetisierung und Potenzierung, die Kunst, schlafende Lieder in unterschiedlichsten Gegenständen zu wecken und sie zu immer neuen Opern, Musicals, Oratorien und Operetten zu kombinieren, die zwar unerhört, aber auf beseelende Weise stimmig sind, weil die Komponisten sie mit den Flügeln der Liebe, des Staunens und des Humors „zusammenromantisiert“ haben. In Künstler- wie in Laienkreisen war die Appeltsche Sammel- und Präsentationstätigkeit bald metropolregionweit hoch geschätzt. Nun ist es Wilfried Appelt allein, der, dem Wunsch seiner Frau entsprechend, die Sache im gemeinsamen Geist fortführt. Die aktuelle Ausstellung „Astronauten zur Venus“ ist nach dem ersten großen Auftritt in der „Galerie im Bernsteinzimmer“ (Herbst 2002) und einem Kammerspiel im Schaufenster von „BlickPunktKunst“ in der Solgerstraße (Herbst 2004) das dritte Nürnberger Auswärtskonzert unter dem Zeichen „A“. Sieht man die Objekte, die Wilfried Appelt in den letzten vier Jahren erstanden und für die Ausstellung ausgewählt hat und sieht man, wie er sie mit Witz und Weisheit zu bereits vorhandenen gesellt, so ist klar: Renate Appelt ist präsent. Michaela Moritz
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DIE AUSSTELLUNG DER SAMMLUNG APPELT AUF AEG Oder: „Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen“ (Durs Grünbein)
Michael Schels, Kulturmanager des „Zentrifuge e.V.“ in den ehemaligen AEG Hallen, sprach Wilfried Appelt an, ob er nicht seine Sammlung in den großzügigen Hallen zeigen wolle, etwa mit dem Schwerpunkt Kunst und Technik. Eine Herausforderung, der sich Wilfried Appelt neugierig stellte. Die gesamte Sammlung auszustellen, war unmöglich. Die Objektnummern hätten eine vierstellige Zahl ergeben. Aber aufgrund der Größe des Ausstellungsareals können zum ersten Mal zwei Pole der Sammlung, die Kunst und die Technik, gezeigt werden. Diese Pole interessieren in ihrer Gegensätzlichkeit, ihren Widersprüchen, ihrer Anziehungskraft und gegenseitigen Durchdringung bzw. Abhängigkeit. Sich stets berührend versprechen sie Synergieeffekte, etwa in Form von Assoziationen. Wer eine Maschine und ihr Innenleben betrachtet und seinen Blick dann auf ein Kunstwerk richtet, wird gewiss auf andere Gedanken kommen, als derjenige, der allein Kunstobjekte beschaut. Als Ausstellungstitel schien „Astronauten zur Venus“ treffend. Ideengeber war ein Bild von Bodo Boden, „Die Rast der Astronauten bei der Venus“. Die stilistisch freien Vorstellungen des Sammlerpaares prägen die Kunstsammlung: Objekte, Fotoarbeiten, Ölbilder, Kreidebilder, Drucke, technische Apparaturen, Installationen – nahezu jede Form des künstlerischen Ausdrucks findet sich bei den Appelts. Die Vielfalt birgt inhaltliche Schwerpunkte, die ohne Reihen- oder gar Rangfolge in sechs lose zusammenhängende Ausstellungsbereiche gegliedert sind. Die jeweiligen Bereiche sind mit Buchtiteln in Worte gefasst, die die jeweilige Thematik der Bilder streifen und deren Lektüre weitere Anstöße garantieren. Die thematischen Schwerpunkte der Sammlung Appelt auf AEG: - „Aufmerksamkeit bitte!“ - „NaturMangement: Natura Naturans und Natura Naturata“ - „Unfrisierte Gedanken“ (Stanislaw Jerzy Lec) - „Tonio Kröger“ (Thomas Mann) - „Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen“ (Durs Grünbein) - „Die Tricks der Diva“ (Brigitte Kronauer)
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„Aufmerksamkeit bitte!“ - Begrüßt wird der Betrachter von einer großformatigen und frech großzügig gemalten Arbeit der Künstlerin Wiedemann. Eine Kunsthistorikerin, belesen und informiert, bittet etwas verzagt und fast besorgt um Aufmerksamkeit für die Kunst. Ironie und Selbstironie enthält dieses mit Komplementärkontrasten spannungsreich aufgebaute Werk, dessen Malduktus emotional überwältigt. Begrüßt wird der Betrachter aber auch von Kapielski. Neben dem Buchstand wird – in klarer Ironie – darauf gedeutet, dass mit alltäglicher Geschlossenheit, ob in metaphorischem oder realistischem Sinne, wenig zu erwarten ist. In diesem Begrüßungsfoyer wird die polare Ausrichtung der Ausstellung deutlich: zum einen auf die Welt der Rechenmaschinen, deren Bilder, obwohl die Maschinen bereits veraltet sind, noch laufen, auch - metaphorisch gesprochen - im Kopfe so manchen Betrachters; zum anderen auf die Welt der Kunst. Kapriziosen gleich, ihrer Werte wegen in Vitrinen geschützt, sind kleinformatige, poetische „Figuren in Booten“ von Huschka-Weinberg, ideologiekritische Arbeiten wie Wanoths „Kuppeln“, Freys phantastische Tierskulpturen sowie Reuters geometrisch und farblich akribisch gearbeiteter blauer „Würfel“ zu sehen. Diesen künstlerischen Arbeiten sind Rechenmaschinen zugeordnet. Analog findet neben den Rechnern der neueren Zeit im Eck des Foyers ein Bild von Karl Zuse seinen Platz. Er, als Computerpionier, war gerne als Maler tätig und hielt „Visionen einer Stadt“ im Bilde fest. Der Vorbereitung auf die grundsätzlich polar ausgerichtete Ausstellung folgt die erste Orientierung - „Naturmanagement: Natura Naturans und Natura Naturata“. Der Titel führt unmittelbar zu Fragen der versammelten Arbeiten von Hauber, Rießbeck und Wrede, Fragen zur Natur und demnach auch zum Menschen: Ist die Natur, komplex aus Energie, Mathematik und Ästhetik gewachsen, zu bändigen, zu formen, zu ordnen? Braucht sie technische Unterstützung, braucht sie einen Maßstab? Oder ist nicht in jedem kleinen Stein ein ganzes Gebirge enthalten? Woher kommt des Menschen Bedürfnis, sich in ein nachvollziehbares und erklärbares Verhältnis zur Natur zu setzen? Geht durch des Menschen Bedürfnis um Einbindung nicht die Natur – und damit auch er selbst – zugrunde? Existiert Natur noch? Umgibt uns nicht stattdessen eine simulierte und suggerierte Natur, in der Sekundär- statt Primärerfahrungen möglich sind? Welche Rolle spielen dabei die bildgebenden Verfahren der Technik, welche spielt die Kunst? Wie weit kann der Mensch Ordnung ins Chaos bringen, wie weit mit eigenen Wirklichkeitsentwürfen gut leben?
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Warum – auch diese Frage wäre zu stellen, wenn es um das Profil einer Sammlung geht – ist dieses Thema Schwerpunkt der Sammlung? Vielleicht, weil die Natur wie der Mensch immer beides ist, geordnet und chaotisch, verschwenderisch und ökonomisch, triebhaft und rituell, reglementiert und entgleisend? (Siehe dazu „Brigitte Kronauer, Die Tricks der Diva. Nachwort“) Der Blick wandert von Rießbecks gestützter Landschaft zu Haubers gestützten Menschen mit dem Titel „Medical World“. Hauber berührt die Grenze zwischen Skurrilität und Ernsthaftigkeit innerhalb des Gefüges Mensch und Technik. Seine Arbeiten beruhen auf Werbeanzeigen in medizinischen Fachzeitschriften. Dieser ursprünglich bildnerische Zusammenhang, der Kontext, wird von Hauber aufgebrochen. Der Betrachter nimmt jetzt, in den großformatigen Werken, nicht nur die Technik wahr, sondern vor allem den glücklich lächelnden Menschen im Korsett der Apparaturen. Das verwirrt und verunsichert. Die Bilder hinterlassen ein befremdliches, skurriles, betroffenes, unwohles Gefühl, obwohl sie doch so alltäglich sind und obwohl doch ein jeder um diese technischen Errungenschaften froh ist, wie es ja auch das Lächeln der Fotomodelle ausdrückt. Aber stimmt es mit unserer Vorstellung überein, dass Menschen im Korsett, trotz des Wissens, durch die Technik die größtmögliche Hilfe zu erfahren, lächeln?
Reduzierter in Form und Farbe, weniger erzählerisch, stiller in der Reflexion über den Alltag, über Wahrnehmung und Bildhaftigkeit des Alltags sind dagegen die kleinen Arbeiten von Bergmann, die Installation „Quader“ von Sterzbach und Jankes Häuserwelten. Sterzbach konzentriert sich auf Materialien des Alltäglichen. Indem sie diese von der üblichen und erwarteten Verwendung befreit, erlangen die simplen Materialien neue Aufmerksamkeit und eine ungeahnte Sinnhaftigkeit. Sterzbach konstruiert Spannungen, indem sie Materialien polar verwendet (Draht und Faden). Dies führt beim Betrachter zu überraschenden Perspektiven und Ansichten. Das Nichts (Luft, Formloses, nicht Greifbares) kann auf einmal auch von ihm ganz selbstverständlich und in bestem Sinne zu einem Etwas (einem imaginären Quader) einbezogen werden. Jankes Häuserwelten, Sinnbilder für Sesshaftigkeit, Sehnsucht, Heimeligkeit, Sicherheit, Fundament und Basis, verschwinden, lösen sich auf, verlieren ihre Konturen. Das Haus als Symbol und Metapher: Auch Janke äußert sich damit zu individuellen als auch gesellschaftlichen Entwicklungen.
Die Arbeiten leiten über zu dem Bereich der „Unfrisierten Gedanken“, so der Titel eines Buches des Autors Stanislaw Jerzy Lec. In diesem Bereich der Ausstellung sind bildnerische Kommentare zum gesellschaftlichen Alltag zusammengebracht. Neben der getragenen und tragischen Arbeit von Franz Vornberger, die das Zerbrechen an der Welt vor Augen hält, hängt das Werk Bergmanns mit dem Titel „Zeitverfahren“. Ein imaginär funktionierender, sich auf uns zu bewegender LKW zeigt auf der Digitalanzeige die rückwärtslaufende Lebenszeit in Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden an.
Inmitten dieser kritischen und nachdenklichen Ansätze zum gesellschaftlichen Tagein/ Tagaus steht das Modell der Eierköpfmaschine. Spielerisch ist hier ein Computerprogramm umgesetzt. Die Befehle, die für ein virtuelles Spiel tauglich wären, sind von dem Tüftler Paul Lenz in ein mechanisches, sichtbar funktionierendes Gerät umgesetzt. Mehrere Stationen des Ostereis, immerhin Sinnbild des Lebens, vom Warmhalten, über die Kontrolle der inneren Konsistenz und die Bemalung, bis zum Köpfen und Würzen sind liebevoll und mit erkennbarer Mühe und Sorgfalt konstruiert. Man könnte fast sagen, durch diese spielerische Apparatur werde beispielhaft ein Leben skizziert und gleichzeitig des Menschen Tun als polar charakterisiert: Einfaches wird verkompliziert, Kompliziertes wiederum fast kindlich – auch farblich – vereinfacht. Auf das Letzte bezogen wirkt dieser Weg des Eis insgesamt erlösend sinnfrei.
Im Bereich der „Unfrisierten Gedanken“ überwiegen aber – daher auch der Titel – eher kleinformatige, leicht wirkende, ironisch-witzige, verdichtete Bilder zum Alltag. Aphorismen gleich, verknappt, zeigen Angermann, Schemm, Kersting, Reeder und Engel mit mal mehr, mal weniger moralischem Zwinkern, mit scharfsinnigem Witz und sicherem Gespür für die Pointe, gesellschaftlich-alltägliche Szenen. Die Künstler decken mit ihren Arbeiten Illusionen und skurrile Zustände auf und fordern durch ihre direkten, ironisch-frechen Bilder den Betrachter zu Stellungnahme und Positionierung heraus.
Erholung von den „Unfrisierten Gedanken“ ist in der Sitzecke und bei Betrachtung der lyrischen Arbeiten Oehlerts möglich. Der Titel der Novelle „Tonio Kröger“ von Thomas Mann steht in Bezug zur Arbeit „Tonio 16“ und kann durchaus als Schlüsseltext für das Verständnis auch seiner anderen Arbeiten in dieser Ausstellung gelesen werden: „Der ist noch lange kein Künstler, dessen letzte und tiefste Schwärmerei das Raffinierte, Exzentrische und Satanische ist, der die Sehnsucht nicht kennt nach dem Harmlosen, Einfachen und Lebendigen ... nach den Wonnen der Gewöhnlichkeit“.
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Oehlert berührt mit seinen Installationen kitschig schöne Klischees und weckt beim Betrachter verborgene Sehnsüchte, zu denen vor allem der ab- und aufgeklärte Bildungsbürger gelernt hat, in kritischer Distanz zu stehen. „Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen“ (Durs Grünbein) Wie Technik, Wissenschaft, Vernunft, Logik doch von Unvorhersehbarem, Zufälligem, Unvernünftigem abhängen, eins das andere durchdringt, eins vom anderen nicht zu trennen ist, thematisieren in diesem Ausstellungsbereich einzelne Werke von Wanoth, Sakowski, Zitta, Boden und Renner. Wanoth erinnert mit seinen politisch aufgeladenen Eichenstädten „25 Eichenblätter“ an national-überspannte Planspiele und Fiktionen. Sakowski ironisiert den Wunsch nach dem eigenen Heim in seiner Arbeit „Nestbau – Anweisung Nr. 216“. Im Design und der Werbeform der 50er Jahre gehalten, ist der übersichtliche, ordentliche Neubau ein kindliches, einfaches Konstrukt. Allerdings wird er empfindlich gestört von einem noch immer nicht getrockneten schwarzen Fleck. Zitta schneidet aus einer Platine eines Unternehmens für Datenverarbeitung mit dem Namen OrgaPlus, ansässig in Nürnberg, einen Fuß aus. Stehen zu den Fußreflexzonen an sich einzelne Organe über Nervenbahnen, also elektrische Strömungen, in Kontakt, kleckst Zitta in Strichmännchenmanier sehr vereinfachte Kommunikationsprozesse auf die Tafel. Eine Ironie auf die in der Datenverarbeitung nach festgelegten Mustern, reflexartig, ohne Bedacht gewählten Kommunikationsformen? Zuletzt kommt der Betrachter in den Raum, der dem weiten Feld der Frauen gewidmet ist. Nach Brigitte Kronauers Buch „Die Tricks der Diva“ ist er benannt. Werke, die den facettenreichen Komplex an Rollen, Abgrenzungen, Wertungen, Emotionen, Strategien von Frauen darstellen, sind hier zusammengestellt. Effner bricht in ihrem Aquarell „Kannibalinnen“ mit bitterer Ironie das Klischee der braven, schüchternen wie auch unbedarften Mädchen. Witz und Wahrheit liegen bei von Platens Zeichnung nahe beieinander. Sofort werden Assoziationsketten beim Betrachter ausgelöst. Sollte sich die Frau nicht eher die Haare schneiden, statt die Finger zu lackieren? Oh? Wie war das mit dem Struwwelpeter? Konservativer Erziehungsstil; alles Wilde, alles Kindliche wird passend gemacht? Dann lieber doch die Fingernägel lackieren, oder? Meindl wiederum demontiert in ihrer Fotoserie traditionell älteste männliche Rollen, indem sie die Protagonisten weiblich besetzt. So geistern weibliche Kentauren durch moderne Straßen und weibliche Minotauren werden geboren.
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Unter den „Tricks der Diva“ fallen vor allem zwei großformatige Arbeiten auf: Bodens „Frau von heute“ und Neuwerts „Der Zaun“. Eine Diva ist ein Phantasma. Sie verkörpert ein mystisches oder ästhetisches Ideal, das in der Popkultur oder in den Massenmedien Verbreitung findet und so sich stets selbst generiert. Bodens Weiblichkeitsstereotype, amerikanisch poppig ausgearbeitet, zeigt eine durchsetzungsstarke Frau, die bis zum Äußersten geht, die in ihrem Begehren in nichts nachgibt: berechnend, aber kaum zu kontrollieren. Gerade entgegengesetzt wirkt Neuwerts Arbeit „Der Zaun“. Sie ist gebrochen, verlassen, Mitleid erregend, hilfsbedürftig. Beziehung, der Partner im Bild, ist eine Leerstelle. Letzten Halt muss ein Pfosten geben. Inszeniert wird mit dieser Hängung ein tief verankertes Gegensatzpaar: die Frau als entschlossener, kühler, männerdominierender Vamp und die emotional empfindsame und an ihren Emotionen zerbrechende Frau als bemitleidenswürdiges Opfer. Bei Sophokles hieß das Gegensatzpaar Antigone und Ismene, bei de Sade Juliette und Justine. Erwähnt seien zuletzt die Zeichnungen von Sellesnick. In verschiedenen Ebenen, nicht Perspektiven, ziehen die Linien über das Blatt und ergeben einen Kosmos aus persönlichen Chiffren, in denen immer wieder schemenhaft figurale Relikte aufscheinen und Halt und Orientierung geben. Nicht die Dinge selbst, nicht die Figuren oder der Raum interessieren die Künstlerin. Sie thematisiert den Entstehungsprozess, die Entwicklung hin zu einem unüberschaubaren Netzwerk von Dingen und Figuren im Raum. Radiert, gelöscht, korrigiert wird hier nichts. Die Künstlerin sieht zwischen der Kunst und der Mathematik Gegensätze in der Vorgehensweise. Die Kunst sei wüstenhaft und komplex, chaotisch und gefühlsbeladen, irrend, mal vernetzt, mal gefangen. Mathematik dagegen sei lösungsorientiert, kontrolliert, vernünftig. Aber dennoch hätten Künstler und Techniker eine Schnittmenge: Beide geben sich auf neues Terrain, beide wollen neue Zusammenhänge entdecken.
Dr. phil. Amelie Himmel Kunsthistorikerin
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ABBILDUNGEN • KUNSTWERKE
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Thomas Kapielski, Heute geschlossen, 1989
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Julia Wiedemann, Sylvia, 2005
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Ensemble, Vorder- und Rßckseite: Fredder Wanoth, St.Petersburg, Peter&Pauls Kathedrale, 1996 Anette Huschka-Weinberg, Weibliche Figuren, (I) – (V), 1995 Anette Huschka-Weinberg, Weibliche Figur, (II), 1995
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Fredder Wanoth, St.Petersburg, Blutkirche, 1996 Fredder Wanoth, Kiew, H.K., 1996
Harro Frey, Springer, 1993
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Konrad Zuse, o.T., 1983 Hans Peter Reuter, Objekt BLAU (849A), 1993
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Fredder Wanoth, Der Kalvarienberg von Saporoschje, 2001
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Konrad Zuse, o.T., (6-teilig), 1965 - 1967
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Peter Hammer, Pay-TV, 1994
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Peter Angermann, Zirkenhain, 2005 Gerhard RieĂ&#x;beck, o.T., 2001
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Thomas Wrede, Vulkanlandschaft, Bottrop-Kirchhellen, 1989 Thomas Wrede, Gebirgssee mit Telefonregal – Toilette am See, 2001
27
Jan Eric Hauber, Landschaft(15), aus Serie „Die Welt ist klein“, 2000
28
Peter Angermann, Preußling, 1999
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Werner Knaupp, Viva, 1983
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Peter Angermann, thermoepistemologisch, 1993
31
Franz Vornberger, Aufklatschen, 1992
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Jan Eric Hauber, Ahnengalerie (3 Teile aus einer Installation), 1995
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Reiner Bergmann, Digital 2000 – Zeitverfahren, 2001
35
Andreas Oehlert, golden shower, 2003
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Andreas Oehlert, heute jedoch nicht, 2003 Andreas Oehlert, ein Windhauch lieĂ&#x; seine Arme länger werden, 2003
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„Der ist noch lange kein Künstler, dessen letzte und tiefste Schwärmerei das Raffinierte, Exzentrische und Satanische ist, der die Sehnsucht nicht kennt nach dem Harmlosen, Einfachen und Lebendigen... nach den Wonnen der Gewöhnlichkeit“. aus „Tonio Kröger“ von Thomas Mann
Andreas Oehlert, Tonio 16, 2006
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Wolf Sakowski, Allgemeine Anleitung Nr.216 (Nest), 2007 links: Fredder Wanoth, Kollektion Unvergessene Heimat, 1989-1992
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Peter Angermann, o.T., 2000
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Gerlinde Pistner, Hampelm채nner, 1997
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Dan Reeder, o.T., 1988 Dan Reeder, Doggy World, 2004
44
Dan Reeder, Samariter (3-teilig), 1995
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Johannes Kersting, Spielplatz, 2006 Peter Engel, Forscher II
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Peter Angermann, Dan Reeder, Hemdendienstbild 28 Harri Schemm, Blindenhund, 1998
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Alfons Janke, o.T. (4, 5, 6), 1992/1993
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Anne Sterzbach, o.T., 1998
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Reiner Bergmann, Ostsee, 1994 Reiner Bergmann, Tor, 1995
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Werner Alt, o.T., 2001
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Reiner Zitta, Schablone 4 Fussreflexmassage, 2007
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Bodo Boden, Besuch der Astronauten bei der Venus, 1967
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Eva von Platen, o.T., 2000
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Kevin Coyne, Fish Wedding, 1992
55
Peter Angermann, Federball-Spiel, 1990
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Anne Meindl, Die Sonne blendet, 2007
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Uschi Neuwert, Der Zaun, 1997
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Cornelia Effner, Kannibalinnen, 2004
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Katzen (Rauchverzehrer), Installation
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Bodo Boden, Frau unserer Zeit, 1969
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Anne Meindl, Kentauren, 2002 Renate Sellesnick, o.T., 1993, (Ausschnitt)
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Anne Meindl, Ăœber dem Schornstein, 2002
Anne Meindl, Faun und Nymphe, 2002 Anne Meindl, Engel, 2002
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VON DEN ANFÄNGEN DES RECHNENS BIS ZUM COMPUTER Die Wundermaschine Fingerrechnen Irgendwann, in der Zeit des Übergangs zu Agrarwirtschaft und Viehzucht, die Zahlen waren schon da, entstand das Bedürfnis nach genauen Rechenmethoden. Vermutlich hat sich das Zehnerzahlensystem aus dem Abzählen mit den Fingern entwickelt. Gerechnet wurde dann auch mit den Fingern. Zweck der Rechnerei war zum Beispiel, die Anzahl der Sippengenossen oder des Viehs festzustellen. Das Fingerrechnen geht gut, man kommt damit bloß nicht besonders weit und es ist sehr flüchtig. Die Verkörperung des Ergebnisses gelang mit Tontafeln. Das Ergebnis wurde eingeritzt, dann kam die Tafel in den Brennofen. Rechenhilfsmittel Der Rechenvorgang selber wurde durch Geräte wie Abakus und Rechenbretter unterstützt. Die Finger wurden durch Platzhalter, zum Beispiel durch Bohnen, ersetzt. Rechenergebnisse konnten nun zwischengespeichert und abgelesen werden. So konnten Rechnungen mit größeren Zahlen bewältigt werden. Das war hilfreich für Handel, Verwaltung und Steuern. Rechenbretter und Rechentische waren in Europa bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in Gebrauch. Der Abakus wird auch heute noch von 40% der Weltbevölkerung verwendet. Japanische Schulkinder lernen noch das Rechnen mit dem Abakus und die Pisa Studie sagt, dass das gut ist. Rechenschieber Im frühen 17. Jahrhundert wurde der Logarithmus entdeckt. Mit seiner Hilfe kann jede Multiplikation auf eine Addition und jede Division auf eine Subtraktion zurückgeführt werden. Logarithmische Zahlenreihen wurden in Tabellen geschrieben und auf Rechenschieber übertragen. Ein höherer Verfestigungsgrad war erreicht, jetzt musste nur noch abgelesen werden. Rechenschieber bzw. Logarithmustafeln ermöglichten es, fehlerfrei mit großen Zahlen zu rechnen, was für die Astronomie sehr vorteilhaft war. Mechanische Rechenmaschinen Das mechanische Rechnen. Schluss mit Verrechnen. Im 17. Jahrhundert, dem mechanistischen Zeitalter, gab es eine große Begeisterung für Automaten. Das sind Geräte, die,
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was auch immer, von alleine tun. Oder zumindest den Eindruck erwecken. In dieser Zeit entstanden die ersten mechanischen Rechenmaschinen. Die drei ersten waren von dem Tübinger Professor Wilhelm Schickard, dem französischen Mathematiker und Philosophen Blaise Pascal und dem deutschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm von Leibniz. Astronomie, nautische und ballistische Berechnungen, Landvermessung aber auch Steuereintreibung profitierten davon. Die Rechenmaschine von Schickard aus dem Jahr 1623 ist die früheste Erfindung. Von ihr existierten angeblich zwei Prototypen, die aber nicht erhalten sind. Die überlieferten Skizzen und Beschreibungen liegen heutigen Nachbauten zugrunde. Die Maschine kann die vier Grundrechenarten mit bis zu sechsstelligen Zahlen ausführen. Multiplizieren und dividieren kann sie nur auf indirektem Weg. Die Rechenmaschine von Pascal aus dem Jahr 1642 heißt Pascaline. Sie ist eine Additionsmaschine, bei der die Zahnräder nur im Uhrzeigersinn gedreht werden können. Sie kann daher lediglich addieren. Subtrahieren kann sie nur indirekt durch Addition des Neunerkomplements. Pascal hat die Maschine für seinen Vater, der Steuereintreiber war, entwickelt, um ihm die Arbeit zu erleichtern. Zum Steuereintreiben reichte damals das Addieren. Von dieser Rechenmaschine sind über 50 Exemplare erhalten. Die Rechenmaschine von Leibniz aus dem Jahr 1673 ist eine Staffelwalzenmaschine mit verstellbarem Schlitten, mit dem man mehrfache stellenrichtige Addition durchführen kann. Sie kann auf direktem Weg multiplizieren und dividieren. Für den Zehnerübertrag sorgt ein Übertragungsmechanismus. Das Verfahren der verkürzten Multiplikation wurde später bei den industriell gefertigten Rechenmaschinen Standard. Einige Exemplare der Leibniz-Rechenmaschinen haben die Zeiten überdauert. Die Rechenmaschinen dieser Ära fanden keine große Verbreitung. Sie hatten noch Probleme mit der Feinmechanik (besonders die von Leibniz).
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Massenhaft gefertigte mechanische Rechenmaschinen Eine höhere Verbreitung erlangten erst Rechenmaschinen mit verbesserter Mechanik. Eine der ersten ist der 1820 patentierte Arithmometer, eine Weiterentwicklung der LeibnizRechenmaschine. Höhepunkt der industriell gefertigten Rechenmaschinen ist die Curta, ein mechanischer Handtaschenrechner. Sie wurde bis 1970 in hohen Stückzahlen produziert, dann aber durch den elektronischen Taschenrechner abgelöst. Differenzenmaschinen Erfinder war der englische Mathematiker Charles Babbage. Durch Anwendung des Differenzenrechnens können Tabellen von Kubikzahlen ohne Potenzrechnen und ohne Multiplikation, allein durch fortgesetztes Addieren erstellt werden. Babbage wollte sich mit dieser Maschine die Berechnung von Logarithmustafeln erleichtern. Lochkartenmaschinen Lochkarten können sowohl zur Steuerung als auch zum Speichern von Daten verwendet werden. Der französische Buchbinder Joseph-Marie Jacquard entwickelte 1801 eine Lochkartensteuerung für den mechanischen Webstuhl. Der US-amerikanische Unternehmer und Ingenieur Hollerith übernahm die Lochkarte von Jacquard, setzte sie aber nicht als Steuerung, sondern als Datenspeicher ein, mit dessen Hilfe die amerikanische Volkszählung von 1890 wesentlich leichter und vor allem schneller durchgeführt werden konnte als frühere Volkszählungen.
1938 baute der deutsche Bauingenieur Konrad Zuse den Zuse Z1, der noch rein mechanisch war. Der erste Computer im heutigen Sinn war der Zuse Z3 von 1941 mit Relais, Dualsystem und einer Programmiersprache mit dem schönen Namen „Plankalkül“. Zuse ist einer der Väter des Computers. Nebenher hat er auch gemalt. Der Computer ist da. Juhuu! Am grundlegenden Konstruktionsprinzip ändert sich nichts mehr. Nur die technischen Abläufe werden weiterentwickelt, es gibt im Wesentlichen nur quantitative Erweiterungen. Die Relais, die Zuse anfangs noch zur Steuerung verwendete, wurden durch Elektronenröhren zuerst ergänzt und dann von ihnen ersetzt. Später wurden die Elektronenröhren durch Transistoren ausgetauscht. Diese schrumpften, wurden schneller und bekamen zur Verstärkung noch Mikroprozessoren dazu. Die Lochkarten, auf denen Programme oder Daten extern gespeichert waren, wurden durch Filmstreifen, dann Magnetbänder und später durch Floppy Disks, Disketten, Festplatten und deren Nachfolger (CD, DVD, Flash-Speicher) ersetzt. Auch die internen Speichermedien wuchsen immer weiter. Aus Relais wurden Elektronenröhren, die von Magnetkernspeichern abgelöst wurden, bis dann Transistoren und integrierte Schaltkreise (ICs) auf den Plan traten. Die Entwicklung des Computers ging über frühe elektromechanische Großrechner (Z3, Z4, Mark I, ENIAC), die in der Zeit des kalten Krieges astronomischen und militärischen Zwecken dienten, hin zum Personal Computer, der heute jeden von uns einzeln fertigmacht. Geschafft, wir sind da, im Jetzt.
Der Computer Die bisherigen mechanischen Rechenmaschinen waren in Mechanik gegossene Algorithmen. Man konnte diese festgelegten Algorithmen mit unterschiedlichen eingegebenen Daten durchführen. Im Unterschied zu diesen Rechenmaschinen, die aufgrund ihrer Konstruktion nur feste Rechenalgorithmen ausführen können, kann ein Computer unterschiedliche Rechenalgorithmen meistern. Den ersten Schritt in Richtung Computer hatte Babbage mit seiner Differenzenmaschine getan. Er hatte auch die ersten Ideen für eine freie, nicht an feste Algorithmen gebundene Rechenmaschine. Mit den damals zur Verfügung stehenden Technologien - Mechanik und Lochkarten - konnte die Idee ihr Potenzial noch nicht voll entfalten. Babbage ging das Geld für seine Entwicklung aus. Im 20. Jahrhundert kam die Elektrotechnik ins Spiel. Damit ging es besser.
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Die Geräte der Sammlung Appelt Die in der Ausstellung gezeigten technischen Geräte dokumentieren wichtige Etappen der Datenverarbeitung. Die Konstruktionsprinzipien und Bauweisen der Exponate verkörpern Ideengeschichte aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Beim äußeren Erscheinungsbild der Geräte wird durch die Zeit hindurch ein wachsender Gestaltungswille sichtbar. Das Design verselbständigt sich von der Funktion und nimmt Bezug auf die unterschiedlichen Umgebungen, in denen die Geräte zum Einsatz kommen. Je nach Interesse kann der Betrachter sich am einen oder anderen oder an beiden Aspekten gleichzeitig erfreuen. Der Sammler selbst spricht von Skulpturen.
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Commodore PET 2001 Series Dieses kleine barfüßige Mädchen mit seinem blauen Pagenschnitt, der hübschen Applikation auf dem kurzen gemusterten Kleidchen und seinen dünnen braungebrannten Beinchen auf dem Weg zum Spielplatz ist ein Commodore PET 2001 Series. Den Oberkörper hat sich Commodore ausgedacht, die Beinchen hat Herr Appelt spendiert. Aus dem Prospekt geht hervor, dass die Einsatzmöglichkeiten des Commodore PET 2001 Series “fast unbegrenzt” sind und dass man mit dem Gerät auch “17 und 4” und sogar “Mondlandung” spielen kann. Prima. Comptometer Der Comptometer ist das Schnell-Rechen-Gerät. Zur schnellen Eingabe von Zahlen hat er sich von der Schreibmaschine die Tasten abgeschaut. Durch Tastendruck wird die Ziffer ohne zeitaufwändiges Kurbeln direkt in das Registerwerk eingegeben. Zudem verfügt der Comptometer bereits über haptisch unterschiedliche Tastenoberflächen (wie beim heutigen “Zehner-Block” ) zum Blindschreiben. All das hat auch den Schuhfabrikanten Bally aus der Schweiz überzeugt, er brachte den ersten Comptometer 1896 aus Amerika mit. Gleichzeitig mit der kleinen Revolution, die der Comptometer in den Büros der Firma Bally in Gang setzte, kam in den Fabrikhallen nebenan neueste industrielle Schuhfertigungstechnik, ebenfalls aus Amerika, zum Einsatz. Die verschiedenen Materialien werden seitdem durch maschinelles „Zwicken“ miteinander verbunden. Über Amerika und die Schweiz und ein paar andere Stationen ist genau dieser Comptometer durch Glück und Geschick in der Sammlung Appelt gelandet. Weltweite Schnellrechenwettbewerbe und Diplomkurse durch “friendly and pleasant instructors” halfen bis in die 70er Jahre bei der raschen Verbreitung des Comptometers. Curta Die kleinste mechanische Rechenmaschine für alle vier Rechenarten. Nicht nur für Ingenieure, auch für Vermesser und andere Profis. Ein Wunderwerk der Feinmechanik. Zwei gegensinnig konstruierte Staffelwalzen auf einer Achse bilden eine Komplementärstaffelwalze, das Herzstück der Curta. Dank dieser neuen Konstruktion kann die Curta sehr bequem bedient werden. Für alle Rechenarten muss nur noch in eine Richtung gedreht werden. Die hochpräzise Komplementärstaffelwalze arbeitet zusammen mit anderen feinmechanischen Bauteilen in dem kleinen Metallgehäuse.
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Mit sehr geringem Spiel gleitet Metall auf Metall. Das Zusammenspiel ist derart fein aufeinander abgestimmt, dass es nicht den kleinsten Eingriff von außen duldet. Zur Veranschaulichung: Ein in der Feinmechanik übliches Verfahren zur Erhöhung der Gleitfähigkeit ist das Brünieren. Dabei wird durch Öl und Hitze eine dünne Schicht auf dem Metall erzeugt, die die Gleitfähigkeit erhöht, das Werkstück aber minimal vergrößert. Der Versuch, die Gleitfähigkeit der Bauteile der Curta durch Brünieren zu erhöhen, schlug fehl. Die minimale Vergrößerung der Bauteile führte dazu, dass die Curta nicht mehr funktionierte. Ab 1948 wurde die Curta gebaut und bis 1970 in großen Stückzahlen verkauft. Dann kam der elektronische Taschenrechner, billig und wartungsfrei, und mit ihm das Ende der Curta. Golden II Der Golden II ist eigentlich ein Klon des Apple II. Er stammt aus der Zeit, in der amerikanische Studenten in Garagen Computer gebastelt haben, nach dem Motto der Halbleiterindustrie: ”Build your own personal computer”. Manche dieser Elektronikbastler waren sehr erfolgreich. Zum Beispiel die US-Amerikaner Paul Allen und Bill Gates. Paul Allen brach sein Studium ab. Bill Gates ließ sich auf unbestimmte Zeit beurlauben. Zusammen entwickelten sie einen BASIC-Interpreter für den Altair 8800. Apple Bei dem US-amerikanischen Collegeabbrecher Steve Jobs und dem Computerbastler und Programmierer Stephan Gary Wozniak reichte das Geld nicht für einen Altair Bausatz. Sie mussten sich einen eigenen Bausatz ausdenken und bauen. Den nannten sie Apple I. Der Apple I hatte noch kein festes Gehäuse, das erste Modell des Apple I befand sich in einer Holzkiste, die Wozniak mit einer schönen Laubsägearbeit verziert hatte. Der Nachfolger, der Apple II, wurde schon zusammengebaut ausgeliefert. Bis 1984 wurden 2 Millionen Exemplare verkauft. 1984 kam „The Lisa“, der erste Personal Computer mit grafischer Benutzeroberfläche, Maus und extern anschließbarer Festplatte (10 MB). Würfelförmig, kompakt und klein mit fünfteiligem Officepaket war sie wirtschaftlich ein Flop. Den kommerziellen Erfolg erzielte ihr Nachfolger, der Apple Macintosh. Nach der großen Niedergangsphase Ende der 90er Jahre hat sich die Linie Apple durch Design gerettet: Transparentes iBook, transparenter iMac 1996, Muschelform, Clamshell 1999. iMac G 5 mit Rechner, der hinter dem Bildschirm verschwindet. Diese innovative Serie reicht bis in die Jetztzeit.
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Portabilität Konstruktionsziel Tragbarkeit, Stichwort „Schlepptop“. In der Anfangseuphorie sollten nicht nur Bildschirm und Speichermedium, sondern auch ein Drucker integriert werden. Der in Indien geborene Journalist und Autor Adam Osborne schrieb erst Computerbücher, bevor er auf die Idee kam, einen tragbaren Computer zu entwickeln. 1981 brachte er den Osborne I auf den Markt. Beim Osborne I befindet sich der Rechner in einem Koffer mit aufklappbarem Deckel, in dem die Tastatur untergebracht ist. Mit 11 Kilo ist der Osborne I tragbar, Strom kann er aus Steckdose oder Autobatterie ziehen. Osborne war Erfinder der Softwarekomplettausstattung. In den folgenden Jahren verkaufte sich der Osborne I gut. 1984 musste die Firma Osborne Computer Corporation aber wegen Streitigkeiten um Copyright-Verstöße Konkurs anmelden. C 64 oder VC 20 kamen tragbar mit Griff (SX 64) oder in der Tennistasche daher. Für Gamer. Zum Rumtragen. Zum gemeinsam Abhängen. Andere Pioniere der Bürohelfer wie der Tandy TRS-80 und der Commodore PET- 2001 bleiben auf dem Schreibtisch stehen. Der Tandy TRS-80 ist die erste Komplettanlage mit Bildschirm, Tastatur, Rechner und Kassettenrekorder (später Floppy Disk). Der Commodore PET-2001 mit seiner Trapezform ist sogar noch kompakter. Magnetkernspeicher Das ist der Teil eines Arbeitsspeichers (RAM) aus den 70er Jahren. Die Ringe speichern gerade mal eine Seite Schreibmaschinentext. Heute besteht der Arbeitsspeicher aus viel mächtigeren und kleineren Bauteilen, Transistoren, in Integrierten Schaltkreisen (ICs). Ein durchschnittlicher Arbeitsspeicher kann heute über zwei Millionen Schreibmaschinenseiten speichern. Olivetti Divisumma Die Divisumma stammt aus den 70er Jahren. Sie wurde in drei Farben gefertigt und arbeitet schon mit Elektronik. Klein und in ihrer äußeren Form ansprechend und frei gestaltet könnte sie auch als Tischschmuck durchgehen. Die Gummimembran, die die gesamte Oberfläche bedeckt, macht die Olivetti Divisumma zusätzlich sympathisch. Schön durch Form, Farbe und Griffigkeit. Gemäß der Firmenphilosophie von Olivetti bringt sie „Freude auf den Büroschreibtisch”. In starkem ästhetischen Gegensatz dazu steht die Millionär, ein mechanisches Ungetüm, das schon fast 100 Jahre früher das Multiplizieren erleichtern sollte.
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Millionär Dieser Dinosaurier macht selbständige Schlittenbewegungen und hat in seinem Inneren einen gegossenen Multiplikationskörper. Aber was ist da eingegossen, in den Multiplikationskörper? Das kleine Einmaleins. Es kann mit einer einzigen Kurbeldrehung ausgeführt werden. Die Millionär hat das Multiplizieren mit großem Aufwand und Materialeinsatz etwas vereinfacht. Drei Tischmaschinen Olivetti divisumma 26, Olympia RAE und Friden 130: Diese drei Tischmaschinen haben ungefähr die gleiche Rechenfähigkeit, die allerdings auf sehr unterschiedlichen Wegen erreicht wird: Die Olivetti divisumma 26 arbeitet rein mechanisch. Zahlen, die in diese umfangreiche Mechanik geraten, werden mit Hebelwirkung und beachtlichem Kraftaufwand neu miteinander kombiniert. Die Wartung dieser Mechanik ist sehr aufwändig. An unterschiedlichen Stellen müssen unterschiedliche Öle verwendet werden. Damit hat sich die Olivetti unter Mechanikern nicht gerade beliebt gemacht. Bei der Olympia RAE ist der Lüfter das einzige mechanische Bauteil. Das Rechnen erledigen bereits schaltende Transistoren. Glimmende Röhren zeigen das Ergebnis sofort an. Lautlos und schnell. Die Friden 130 arbeitet ebenfalls lautlos und schnell und zeigt dem Benutzer sogar an, was sie gerade macht. Die große Besonderheit ist ihr vierzeiliges Display. Dahinter befindet sich eine im Verhältnis zu den anderen Bauteilen etwas überdimensioniert wirkende Fernsehröhre. Jede der vier Zeilen ist einem Speicherplatz zugeordnet. So ist es möglich, Operanden und Ergebnisse zugleich vor Augen zu haben. Eiermaschine Die Eiermaschine ist eine spaßige Anwendung des deutschen Ingenieurs Paul Lenz. Er hat sie 1982 für die Fernsehserie „Mit Schraubstock und Geige“ gebaut. Die Maschine ist ein anschauliches Beispiel für Computersteuerung, bei der ein einfacher alltäglicher Vorgang mit viel Aufwand automatisiert wird. Sie erfreut auch durch ihre etwas trashige, aber liebevolle Ingenieur-Bastel-Ästhetik. Mit ihren fünf Stationen war die Eiermaschine das Highlight der Computermesse Vintage Computer Festival 2000. Sie inspirierte den Nürnberger Künstler Reiner Bergmann zu einem Text über den Spieltrieb, der am Ende dieses Kataloges nachzulesen ist.
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Die Sammler Appelt Die Eheleute Appelt haben gemeinsam eine Sammlung angelegt. Die gesammelten Stücke können unterschiedlichen Lebensbereichen zugeordnet werden - der Bildenden Kunst, der Technik und der Alltagskultur. Auf allen drei Gebieten geht es um Gegenstände, die eine bestimmte Idee verkörpern und eine besondere Gestaltung aufweisen. Diese beiden Aspekte sind das innere Band, das die drei Bereiche mit ihren so unterschiedlichen äußeren Erscheinungsformen zusammen hält.
Latifa Habib
Quellen: Herbert Matis, Die Wundermaschine, 2002 Rechenwunder, Hrsg. Siemens Forum, 1997 www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/subsites/2e-imix-t-01/user_files/mmm/mmm_online/index. htm www.benjaminwrightson.de/abakus/abakus.htm
Commodore PET 2001, 1983
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ABBILDUNGEN • OBJEKTE DER TECHNIK
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Comptometer, Rechenmaschine der Schuh-Fabrik Bally (CH), 1893
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Curta, 1954 – 1970, v.l.: Demonstrationsmodell, Modell II, Schnittmodell, Modell I
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Logarithmische Rechenwalze für Multiplikation, 1870 - 1950 Logarithmische Rechenscheiben für Multiplikation, bis 1972 Faber-Castell, Werbe-Aufsteller - Rechenschieber-Fertigung, 1882 – 1975
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Logarithmischer Rechenschieber für Multiplikation, bis 1975
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Olivetti divisumma 26, elektromechanische Rechenmaschine, ab 1967
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Millionär, mechanische Rechenmaschine für direkte Multiplikation, 1893 – 1935
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Olivetti divisumma 18, divisumma 28, divisumma 280, ab 1972, 1973
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Friden 130, elektronischer Tischrechner, 1965
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Olympia RAE, Elektronischer Tischrechner, 1965
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Ferritkern-Speicher, aus einer Rechenanlage, um 1955
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Dioden-PROM, Festspeicher f端r ein Programm, 1973 (Vorder- und R端ckseite, unten: Details)
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Ensemble: Aspekte der Portabilität, 1977 – 1987
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Ensemble: Die Linie Apple, 1977 – 2004
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WELTERFINDUNGEN UND DENKMASCHINEN Will man sich einer Kunstsammlung annähern, kann dies selbstverständlich aus verschiedenen Perspektiven gelingen. Jedoch artikuliert sich in jeder Sammlung eine ihr eigene Sprache oder Weltanschauung, denn sie bildet den Sammlungswillen ihrer ‚Menschen’ ab. So ist auch die Sammlung von Renate und Wilfried Appelt eine Art Weltschau, in der verschiedene Bestandteile ein Universum verkörpern. Sie konstituieren ein offenes, wachsendes System, dessen Untiefen schwer auszuloten sind und die zugleich ein Ganzes, ein vollständiges Bild ergeben. Wilfried Appelt hat nun aus dieser Sammlung, die nicht nur sehr umfangreich ist, sondern auch sehr disparate Sammlungsgegenstände vereint, ein umfangreiches Kompendium für eine Ausstellung in der ‚Zentrifuge’ herausgelöst. Unter dem Titel ‚Astronauten zur Venus – Werke der Kunst und Technik’ setzt er zahlreiche Werke zeitgenössischer Künstler, technische Geräte wie Rechenmaschinen und ältere Computermodelle sowie Porzellankatzen, die einen weit gefächerten Bestand an Porzellan- und Keramikobjekten stellvertretend repräsentieren, in einen Reflexionsprozess. Um dem Betrachter vor dem vielstimmigen Raunen der Arbeiten und Objekte einen möglichen Zugang bereitzustellen, sei der Ausstellungstitel und die von Wilfried Appelt vorgegebene Ausstellungsstruktur um ein ‚Interpretationsgeländer’ mit der Überschrift ‚Welterfindungen und Denkmaschinen’ ergänzt. Bedrohtheit und Imaginationskraft des Menschen Jede Ausstellung als Akt einer fokussierenden Auswahl und auch die in ihr zusammengetragenen Objekte als Zeugnisse dessen sind per se Welterfindungen.1 Dieses Welterfinden als ein besonderes menschliches Verhalten kommentiert gerade die Sammlung Appelt in der Gegenüberstellung von Kunstwerken mit technischen Geräten. Jedes dieser Objekte bietet optionale - auch äußerst humorvolle - Perspektiven auf die Kartografie der Kultur des Menschen, der seine existentielle Begrenztheit und seine Bedrohtheit durch Natur und Zeit überwinden will. Die Menschheitsgeschichte legt vielfach Zeugnis darüber ab, dass dem Menschen dies durch die Verwendung verschiedener Medien, Erfindungen, Gerätschaften, Maschinen und Kunstformen gelingt. Er nutzt, um seine Begehrlichkeiten und Wünsche zu befriedigen, seine Imaginationskraft. So kann er sich das scheinbar Unmachbare vorstellen und das
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Sehnsuchtsvoll-Traumhafte denken, aber auch Dinge entwickeln, mit denen er sich die Welt aneignet. Er erstrebt, immer neue Lebensräume in vollständiger Weise zu erschließen und auszubeuten. Dazu verwendet er Apparate, in denen er sich ausdehnt, seinen Zugriff vergrößert, gewisse körperliche Mängel ausgleicht. Auch erhält er so Zugriff auf Raum und Zeit oder erweitert seine geistige Existenz. Dies fasst Brigitte Felderer im Grußwort zu dem von ihr herausgegebenen Ausstellungskatalog ‚Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert’ so zusammen: „Der menschliche Wunsch, die Natur nicht allein nachzuahmen, sondern sie auch überflügeln zu können, ist seit jeher mit dem Wunsch nach technischen Mitteln verschmolzen. Vom real-historischen Bau der ägyptischen Pyramiden über den sagenhaften Flug des Ikarus bis zur Mondfahrt war der ‚Stand der Technik’ zugleich auch das Faszinosum eines Mythos, innerhalb dessen die Grenzen des jeweils Möglichen bis zu den Grenzen des jeweils Vorstellbaren erweiterbar sind. Die ‚Wunschmaschine’ als Erfindung ist daher auch immer Resultat einer Projektion, die vom jeweiligen Weltbild bzw. einer in Wechselwirkung mit der Wunschmaschine neu erfundenen Welt ausgeht.“2 Extension und Amputation Schon Marshall McLuhan (gest.1980) hat in seinem 1964 erschienenen Band ‚Understanding Media’ über ‚The Extensions of Man’ ausführlich gearbeitet. Er sah in der Ausdehnung des Menschen eine Reaktion auf eine Überlastung. Die jeweilige Extension in verschiedene Medien, ob nun Rad, Buchdruck, Mikroskop, Telefon, Fernsehen, Flugzeug oder ‚Eierköpfmaschine’ erweitert seine Wirksamkeit, zum Beispiel durch Geschwindigkeit, also auch seine Wahrnehmungsfähigkeit und bewirkt so auch soziale Veränderungen. Da bestimmte Körperfunktionen durch Gerätschaften ersetzt werden, stellt die Entlastung durch diese immer auch eine Amputation dar. Der Mensch verliert Teile seiner Fähigkeiten an Maschinen, die ihm in Schnelligkeit und Wahrnehmungstiefe überlegen sind. So ist der Mensch diesen von ihm geschaffenen Medien und ihren Wirkungen ausgeliefert, innerhalb von komplexen, sein Leben strukturierenden Nutzungsorganigrammen weist die Maschine dem Menschen seine Stellung zu. Er ist geradezu eingekreist von einem System der Ausweitungen und Selbstamputationen, die permanent bedroht sind, weil sie schnell überholt sind und - wie Selbstläufer - immer neue Extensionen erzeugen.
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Verrat an Traum und Hybris Die Geschichte der menschlichen Erfindungen ist auch eine Geschichte der Selbstwahrnehmung, die spätestens seit der Industrialisierung „unter dem Aspekt der Maschine“3 erfolgt. Der menschliche Körper wird an den Leistungen der Maschinen und Apparate gemessen. Jedoch bedeutet die Maschine dem Menschen noch mehr - „Träume sind älter als Erfindungen“.4 „Denn jede technologische Entwicklung entfaltet und beschleunigt sich im Horizont kraftvoller Wunsch- und Sehnsuchtspotentiale, die sie zunächst als eine Art von kulturellem Treibstoff benötigt, anschließend jedoch entzaubert und zerstört.“5 So hat etwa Ikarus´ Sehnsucht zu fliegen nichts mit Flughäfen und Bombern gemein. Ursprünglich „wurde das Fliegen niemals imaginiert als ein Inbegriff von Luxus, Tempo oder Ferntransport; Fliegen sollte vielmehr stets, selbst um den Preis des möglichen Absturzes, bedeuten: den Geist der Freiheit, der Schwerelosigkeit, der Unabhängigkeit und Rebellion, der Erotik und einer (mitunter wenig frommen) Spiritualität.“6 Wann der Zeitpunkt war, an dem der Mensch seinen Traum verraten hat, ist schwer festzustellen: „Der erste Fall des Ikarus ereignete sich über dem Ägäischen Meer; der zweite Fall des Ikarus ereignete sich in jenem Augenblick, in dem vergessen wurde, welcher Wunsch die Menschen bewegt, wenn sie vom Fliegen träumen.“7 Dennoch erzählt schon der erste Sturz des Ikarus von Größen- und Machbarkeitswahn und Allmachtsphantasien, von des Menschen Deformation durch die ihn verschlingende Hybris der ‚Imaginatio’. Unzulänglichkeit und Melancholie Dem entgegen steht, dass der Mensch sich bei der Umsetzung und Realisierung seiner perfekt gedachten ‚Wunschmaschine’ mit ihrer Unzulänglichkeit konfrontiert sieht. Empört stellt er fest, dass er sie reparieren muss oder dass sie technisch überholt ist, ehe er die Vielfalt ihrer Features überblickt. Verschmerzen kann er diese fast wesenhafte Endlichkeit nur, wenn er auf sie eine innere, ja seelische Wirklichkeit projiziert, sie zum Fetisch seiner Schöpferkraft erhebt, sie schließlich auch konserviert und sammelt. Der sentimentalen Bindung an die eigene Herkunft, die sich in Apparaten spiegelt, und dem Bedürfnis Weltkontinuität zu bewahren, entsprechen die Dokumentationen der Kultur der Industrialisierung in Industriemuseen. In manchem zum Kultobjekt erhobenen Apparat, wie etwa dem Citroen DS oder einer Pavoni-Kaffeemaschine, können sich übrigens auch Technik und Kunst verschränken. Allerdings: „Dort, wo das technische Produkt massenbegeisternd und epochenverkörpernd zum Fetisch werden kann, vereinzelt sich die Attraktivität des Kunstproduktes zum
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Prüfstein des individuellen Connoisseurs; es selbst wird im Reich der Geschmacksurteile an den Rand von Exklusivität gedrängt, wo es alsbald vom technischen Kultobjekt erneut in seiner Vorrangstellung bedroht wird.“8 Gewöhnlich werden also Technik und Kunst als Konkurrenten angesehen. Dies war nicht immer so. Während im16. Jahrhundert Künstler und Ingenieur durch die ‚imaginatio’ in ihrem schöpferischen Grundvermögen gleichgestellt waren, treten sie erst ab dem 19. Jahrhundert in Konkurrenz9, was auch an den unterschiedlichen Existenzformen und dem Sozialprestige von Technikern, Wissenschaftlern und Künstlern liegt. Während Techniker und Wissenschaftler auf Seiten des dynamischen Fortschritts stehen, den göttlichen Schöpfungsauftrag in immer neuen – teils erotisch aufgeladenen - Apparaten fortsetzen und mit ihren ‚Geschöpfen’ die Erde bevölkern, ist das Image des Künstlers aus Aspekten des Individualistischen, des von der Norm abweichenden, des Amoralischen, der Verantwortungslosigkeit etc. zusammengesetzt.10 Doch ist angesichts der Sammlung Appelt die Frage, ob der Visionstätigkeit der Techniker und Künstler nicht auch eine Art melancholische Haltung gemein ist, die der fortgesetzten Erkenntnis der vielfältigen Mängel und der flüchtigen Seinsform zwischen Vergangenheit und Zukunft entspringt. Der Wunsch nach Erlösungen von der so bestimmten Welt generiert immer neue Wunschmaschinen und Welterfindungen, ohne jemals erfüllt werden zu können. So kann zum Beispiel der Faktor Geschwindigkeit, der wesentlich ist bei der Bewertung von Maschinen, auch auf die Sehnsucht hinweisen, das Eingeklemmt-Sein zwischen den Zeiten verlassen, die Vergangenheit abschütteln zu können.11 Cyberspace und das verlorene Paradies Schließlich könnte sich diese Sehnsucht im elektronischen Zeitalter erfüllen. Der Computer führt nicht nur die Funktionen verschiedener, ehemals separater Apparaturen zusammen. Durch ihn und die globale Vernetzung sowie weitere wissenschaftliche Entwicklungen kann der Mensch nun Raum und Zeit wenigstens virtuell aufheben. Letztlich trennt sich seine virtuelle Existenz von seiner authentischen, bis er multipel ist, also aus unabhängig voneinander agierenden und unbeherrschbaren Personen besteht. Authentische Individualität verliert sich in der künstlichen Erzeugbarkeit von Menschen. Der menschliche Körper ist in einer wohl narzisstisch zu nennenden Cyberisierung beliebig formbar. Und der Cyberspace ist der neue Lebensraum: „Es ist auffällig, daß Cyberspace als eine immaterielle Sphäre beschrieben wird, die dem Weltzustand entgegengesetzt ist. (…) Ist die Erde zunehmend dem materiellen Elend zugeordnet, so Cyberspace der Sphäre des
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Geistes; ist die Erde mit Schmutz konnotiert, so Cyberspace mit Reinheit; ist die Zeitform der Erde durch Entropiezuwachs, Sterblichkeit und Endlichkeit charakterisiert, so ist die Zeitform von Cyberspace die der instantiellen Omnipräsenz, der Entgrenzung und der Abwesenheit des Todes.“12 Das göttliche Schöpfungsprivileg wird hiermit ebenso gebrochen wie das Gebärprivileg der Frau und auf die (männliche) Maschine übertragen. Sie hat die Möglichkeit, illusionierte Welten zu erschaffen, implizit die Weltherrschaft zu erlangen. Der authentische Mensch wird von potentiell unsterblichen Maschinengeschöpfen verschlungen und ersetzt.13 Sollte das Cyberspace auch von der Sehnsucht des Menschen reden, das verlorene Paradies, die mythische Vollkommenheit der Vergangenheit wieder zu erlangen, so ist auch dies nur eine weitere Täuschung der Maschine. Zwar muss der vergängliche Körper im Dualismus zwischen Mensch und Maschine hinter der Wichtigkeit des Geistes verschwinden. Aber “Den Körper zu verlassen, bietet keine Garantie für eine höhere Geistigkeit, denn nichts ist ärmlicher, oberflächlicher, gebrochener und seichter als die Menschen, Ideen und Ereignisse, die die Matrix bevölkern.“14 Die virtuelle Wirklichkeit kann also weder vor der vielgestaltigen Wirklichkeit unseres Planeten noch vor den Hervorbringungen unserer Imaginationen bestehen. 15 Kunst als Denkmaschine Nun sind Kunstwerke ‚Denkmaschinen’, wie Jehuda Safran sie nennt16, und es kommt mir so vor, als würden die Kunstwerke in der Sammlung Appelt die Geschichte der menschlichen Welterfindungen widerspiegeln. „In den Händen von Künstlern hält sich die Technologie nicht an die Regeln des Spektakulären. Die Imagination verlangt nach der gebrochenen Geraden, dem unfertigen Satz, dem Fehlen präziser Definition, der poetischen Pause.“17 An Kunstwerken lässt sich trefflich die Selbstwahrnehmung des Menschen studieren. So wissen Künstler um die Schönheit der Welt und suchen sie in Bilder zu bannen. Sie berichten darüber, dass der Mensch das Gesicht der Natur so verändert, dass es unkenntlich geworden ist. Es entgeht ihren Schilderungen auch nicht, dass sich der Mensch seinen Extensionen und Apparaten, seinen absonderlichen Geschöpfen und Hirngespinsten, seinen wüsten Städten und Papp-Kulissen ausgeliefert hat. Jedoch reden die Objekte der Sammlung Appelt auch davon, dass in der Endlichkeit alles Irdischen die Authentizität geborgen liegt. Sie ist es, die uns angesichts der Vergeblichkeit menschlichen Treibens und Tuns anrührt und in vielen Facetten wie in
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einem vielstimmigen Reigen in den Objekten der Kunst und Technik aus der Sammlung von Renate und Wilfried Appelt entgegentritt. Nachtrag: Der Kampf der Geschlechter Um den gedanklichen Zirkelschluss zu vollziehen, kehren wir zum rätselhaften Titel der Ausstellung ‚Astronauten zur Venus’ zurück. Er ist einem Bild Bodo Bodens entlehnt und zielt ganz offenbar auf das Gegensatzpaar Mann und Frau, Geist und Materie, Technik und Natur, also auf den Kampf der Geschlechter. Auch in Brigitte Felderers Katalog ‚Wunschmaschine – Welterfindung’ wird wiederholt darauf hingewiesen, dass die Maschine ein männliches Wirken verkörpert, mit dem der Mann die Materie, das Weibliche, überwinden will. In Bodens Bild ‚Die Rast der Astronauten bei der Venus’ (1967) ist die Urkraft der Natur eine schwarze Frau, die die Astronauten an ihrem Busen nährt. Sie ist Planet und Göttin der Liebe zugleich, denn das Kind, das sie trägt, wird ein weiterer Astronaut sein. Die Astronauten dagegen vertreten den „Ingenieur als Vergewaltiger der Natur, der seine kriegerisch-heroische Technik-Imagination erst im Geschlechterkampf gewaltsam dem weiblichen Körper der Natur einschreiben muß.“18
Dr. Annegret Winter
Literatur: Bredekamp, Horst: Antikensehnsucht und Maschinenglaube. Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte. 3. Auflage Berlin 2007. Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. Weibel, Peter (Hrg.): Jenseits von Kunst. Wien 1997. Fußnoten: 1 Felderer, Brigitte: Einleitung. In: Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 2: „Die Objekte sind kein Rahmen, durch den sich gewissermaßen die Welt öffnet, nein, eine Ausstellung bedeutet vielmehr ein enges, alle Aufmerksamkeit forderndes Labyrinth, das die Energie und Kräfte des Besuchers begehrt und verschlingt. (… ) In diesem Sinne sind Ausstellungen Wunschmaschinen und Welterfindungen.“
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Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. V. Im Folgenden abgekürzt: Felderer – Welterfindungen. 3 Siehe hierzu: Weibel, Peter: Neurocinema. Zum Wandel der Wahrnehmung im technischen Zeitalter. In: Felderer – Welterfindungen. S. 168. 4 Macho, Thomas: Die Träume sind älter als die Erfindungen. Am Beispiel der Hofkammermaschinisten Johann Nepomuk und Leonhard Maelzel. In: Felderer – Welterfindungen. S. 45. 5 ebenda. S. 46. 6 ebenda. S. 46. 7 ebenda. S. 45. 8 Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythenproduktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 34. 9 Zum ‚Siegeszug der nützlichen Industrie’ und der ‚begrifflichen und faktischen Lösung der Mechanik aus dem Bereich der Kunst’ am Beispiel der Kunstkammern siehe: Bredekamp, Horst: Antikensehnsucht und Maschinenglaube. Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte. 3. Auflage Berlin 2007. S. 77ff. 10 Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythenproduktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 34. 11 Siehe hierzu: Steiner, Christian Theo: Das Motor Verlangen. Die Avantgarde als Touring-Club. In: Felderer – Welterfindungen. S. 358ff. 12 Böhme, Hartmut: Der technologische Finger Gottes. In: Neue Zürcher Zeitung. 13./14. 4. 1996. S. 69. Zitiert nach: Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythenproduktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 29. 13 Siehe hierzu: Seeßlen, Georg: Träumen Roboter von elektronischen Orgasmen? 13 Anmerkungen zu Sex, Maschinen und Cyberspace. In: Felderer – Welterfindungen. S. 383. 14 LeVitte-Harten, Doreet: Das Verschwinden des Körpers. In: Felderer – Welterfindungen. S. 394. 15 Siehe hierzu: Reichardt, Jasia: Die Paradoxe mechanischen Lebens. In: Felderer – Welterfindungen. S. 472f. 16 Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 40. 17 Reichardt, Jasia: Die Paradoxe mechanischen Lebens. In: Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 473. 18 Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythenproduktion. Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 28. 2
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Paul Lenz, Ostereier-Maschine, 1983 Reiner Bergmann, Brief
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VERZEICHNIS AUSGESTELLTER KUNSTWERKE Werner Alt, o.T., 2001, Modelleisenbahn um Säule, 5 x 55 x 75
Anne Meindl, Engel, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40
Peter Angermann, Federballspiel, 1990, Zeichnung, Acryl auf Karton, 23 x 35
Anne Meindl, Die Sonne blendet... , 2007, Bleistift, Metallfolie/Papier, 17 x 25
Peter Angermann, thermoepistemologisch, 1993, Siebdruck übermalt, 63 x 42
Uschi Neuwert, Der Zaun, 1997, Acryl/Leinen, 80 x 120
Peter Angermann, Preußling, 1999, Öl/Leinen, 140 x 170
Andreas Oehlert, golden shower, 2003, Fotografie auf Dibond, 30 x 25
Peter Angermann, Zirkenhain, 2005, Öl/Leinen, 40 x 50
Andreas Oehlert, heute jedoch nicht, 2003, Metall versilbert, 16 x 5 x 3 (Kette bodenlang)
Peter Angermann, o.T., 6-farbiger Siebdruck, 30 x 21
Andreas Oehlert, blind dot, 2003, Spiegel/Folie/Faden, 38 x 31 x 1
Peter Angermann, Dan Reeder, Hemdendienstbild 28, Acryl/Leinwand, 60 x 80
Andreas Oehlert, ein Windhauch ließ seine Arme länger werden, 2003, Pflanze/Papier, 19 x 15
Reiner Bergmann, Digital 2000 – Zeitverfahren, 2001, Metall, div. Materialien, Flächen-LEDs, Elektronik, 120 x 112
Andreas Oehlert, Tonio 16, 2006, Tusche/Papier, 47 x 36
Reiner Bergmann, Ostsee, 1994, Holz/div. Materialien, 31 x 43 x 6
Gerlinde Pistner, Hampelmänner, 1997, Acryl/Leinen/Holz, 80 x 60
Reiner Bergmann, Tor, 1995, Metall/Holz, 37 x 44 x 10
Eva von Platen, o.T., Tusche/Papier, 28 x 21
Reiner Bergmann, Subway 2007, 2007, Metall/Holz, 58 x 147 x 32
Dan Reeder, Doggy World, 2004, Öl/Hartfaser, 30 x 40
Reiner Bergmann, Für Opa Zuse, 2009, Manuskript, 32x24
Dan Reeder, Samariter, 3-teilig, 1995, Aquarell/Papier, je 32 x 24
Bodo Boden, Besuch der Astronauten bei der Venus, 1967, Zeichnung/Mischtechnik, 44 x 62
Dan Reeder, o.T., 1988, Acryl/Papier, 18x22
Bodo Boden, Frau unserer Zeit, 1969, Öl/Leinwand, 110 x 79
Marcus Renner, bandierina II., 2005, Buntstift/Papier/div. Materialien, 33 x 19
Kevin Coyne, Fish Wedding, 1992, Acryl/Hartfaser, 70 x 80
Hans Peter Reuter, Objekt BLAU (849A), 1993, Pigment auf Leinen/Styrodur, 62 x 60 x 2
Cornelia Effner, Kannibalinnen, 2004, Aquarell/Papier, 24 x 30
Gerhard Rießbeck, o.T., 2001, Öl/Leinen, 35 x 70
Peter Engel, Forscher (II.), Tusche/Papier, 21 x 24
Wolf Sakowski, Allgemeine Anleitung Nr.216 (Nest), 2007, Acryl/Leinen, 60 x 60
Harro Frey, Springer, 1993, Feinsteinzeug oxidierend gebrannt 1280°C, glasiert, 31 x 31 x 9
Harri Schemm, Blindenhund, 1998, Acryl/Leinen, 40 x 30
Harro Frey, Streitross, 1993, Feinsteinzeug oxidierend gebrannt 1280°C, glasiert, 29 x 23 x 10
Renate Sellesnick, o.T., 1993, Bleistift/Papier, 61 x 86
Harro Frey, Ross, 1993, Feinsteinzeug reduzierend gebrannt 1280°C, 37 x 26 x 11
Renate Sellesnick, o.T., 2005, Bleistift/Papier, 52 x 68
Peter Hammer, Pay-TV, 1994, div. Materialien/Musik-Cassette, 53 x 76 x 40
Anne Sterzbach, o.T., 1998, Metalldraht/Wolle, 7 x 8 x 19
Jan Eric Hauber, Ahnengalerie, Auswahl - 3 Teile aus einer Installation, 1995, C-Print
Franz Vornberger, Aufklatschen, 1992, Öl auf Leinwand, 110 x 240
Jan Eric Hauber, Landschaft (15), aus der Serie „Die Welt ist klein“, 2000, C-Print auf Aluminium, 99 x 123
Fredder Wanoth, St.Petersburg: Peter&Pauls Kathedrale, 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 53 x 9 x 5
Anette Huschka-Weinberg, Reisende (5 Figuren in Booten), 1995, Gips, Papiermaché, etwa handgroß
Fredder Wanoth, St.Petersburg: Blutkirche, 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 36 x 7 x 4
(6 x 8 x 5 cm, 5 x 9 x 5 cm, 16 x 4 x 4 cm, 17 x 4 x 4 cm, 5 x 5 x 7 cm)
Fredder Wanoth, Kiew: H.K., 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 32 x 15 x 8
Alfons Janke, o.T. (4.), 1992, Öl/Pappe/Holz, 30 x 25
Fredder Wanoth, Der Kalvarienberg von Saporoschje, 2001, Metallguss lackiert/Holz bemalt, 85 x 50 x 24
Alfons Janke, o.T. (5.), 1993. Öl/Pappe/Holz, 30 x 25
Fredder Wanoth, Kollektion Unvergessene Heimat, 1989-1992, Eichenblätter imprägniert u. bemalt, 128 x 78 x 11
Alfons Janke, o.T. (6.), 1993, Öl/Pappe/Holz, 30 x 25
Julia Wiedemann, Sylvia, 2005, Ölkreide/Ölfarbe auf Leinen, 220 x 162
Thomas Kapielski, Heute geschlossen, 1989, 7 Schilder, Metall/Kunststoff/Pappe, je 18 x 24
Thomas Wrede, Gebirgssee mit Telefonregal, 2001, Farbfotografie, aus Serie Domestic Landscapes, 120 x 94
Johannes Kersting, Spielplatz, 2006, Öl/Hartfaser, 31 x 44
Thomas Wrede, Vulkanlandschaft, Bottrop-Kirchhellen, 1998, Farbfotografie, aus Serie Magic Worlds, 60 x 75
Werner Knaupp, Viva, 1983, Acryl/Zeitungspapier, 56 x 42
Reiner Zitta, 4 Fussreflexmassage - Schablone, 2007, Acryl/Mischtechnik auf Aluminium/Glas, 29 x 39
Anne Meindl, Kentauren, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40
Konrad Zuse, o.T., 1983, Öl/Acryl auf Leinen, 50 x 40
Anne Meindl, Faun und Nymphe, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40
Konrad Zuse, o.T., 6-teilig, 1965-1967, Drucke nach Kreidezeichnungen, je 30 x 21
Anne Meindl, Über dem Schornstein, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40 Maßangaben in cm (Höhe x Breite x Tiefe)
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VERZEICHNIS AUSGESTELLTER OBJEKTE DER TECHNIK Amstrad PPC 512, 1988, Portabler Computer (XT), Betriebssystem MSDOS auf Diskette, 512 KB RAM,
Olivetti divisumma 26, ab 1967, Elektromechanische Rechenmaschine, Zahnstangen-System, mit Duplex-
netzunabhängig durch 10 Batterien (Monozellen)
Rechenwerk, Potenziereinrichtung, automatische Rückübertragung u.a.
Apple II, 1977 – 1980, Computer mit CPU 6502, Betriebssystem Apple-DOS, 8-Bit-Register, 64 KB RAM
Olivetti divisumma 18, ab 1973, Elektronische Rechenmaschine mit Metallpapier-Druckwerk, Gummi-Oberflä-
Apple LISA, 1983 – 1986, Erster professioneller Seriencomputer mit grafischer Benutzeroberfläche und
che, Klicktasten mit magnetischen Reed-Kontakten
Maussteuerung, Takt bis 5 MHz, 16-Bit-Register, max. 512 KB RAM, Software für 6 Büroanwendungen wird
Olivetti divisumma 28, ab 1972, Ähnlich zu divisumma 18
mitgeliefert, Externe Festplatte: 10 MB, Disketten: 400KB
Olivetti divisumma 280 (Underwood), ab 1972, Baugleich mit divisumma 28
Apple Macintosh (‚Würfel’), 1984, Kompakter Computer, 128 KM RAM, Takt 8MHz, Disketten-Laufwerk,
Olympia RAE, 1965, Elektronischer Tischrechner mit Nixie-Röhren-Anzeige, Kernspeicher und Germanium-
Software-Paket. Schriftzug „hello“ auf Startbildschirm
Transistoren, nicht programmierbar
Apple iMac, 1998, G3-Prozessor, erstmalig serienmäßige USB-Schnittstelle, Belüftung ohne Ventilator
Sharp MZ-80, 1979, Ein ‚Clean Computer’: Anwendungen oder Programmiersprachen wurden nach dem
Apple iBook (Clamshell), 1999, Für Privatanwender konzipiert, Power-PC-G3-Prozessor, Takt 300 MHz, 288 MB
Einschalten von Cassette eingelesen, In der Ausstellung als Anwendungs-Beispiel: Hardware-Erweiterung,
RAM, Festplatte 3,2 GB
„Ostereier-Maschine“ (Erbauer Paul Lenz, 1983)
Apple iBook G4 (weiß), ab 2003, G4-Prozessor, Takt 1,2 GHz, Festplatte 30 GB, für Wireless-LAN eingerichtet
Siemens Ferritkern-Speicher (Pufferspeicher, aus einer Rechenanlage), um 1955, [Jeder der 1024 (= 4 x 256) ma-
Apple iMac G5, ab 2004, Rechner befindet sich hinter dem TFT-Display, Takt 1,8 GHz, 256 MB RAM, Festplatte 80 GB
gnetisierbaren Ringe kann die Informationseinheit 1 Bit tragen, die mittels durchgefädelter Drähte abzufragen ist.]
Commodore PET 2001, 1977‚ Personal Computer, zeitgleich mit Apple II
TRS-80 Model II Microcomputer-System , 1979, Kompletter Personalcomputer für mehrere Betriebssysteme
Commodore SX-64, 1984, Der tragbare C-64,. kein Akku, aber eingebautes Netzteil, Farbbildschirm, Grafik,
Tröger (Herst., Mylau/Vogtland), Logarithmische Rechenwalze, für Multiplikation (4-5-stellige Genauigkeit),
Sound, Register 8 Bit, Takt 0,99 MHz
1870 - 1950, Ein ‚Rechenschieber mit langen Skalen’
Commodore VC-20, 1981, ‘Volks-Computer’, Grundlage für den C-64 (1982)
Tröger (Herst.,. Mylau/Vogtland, später Kirchenthumbach/Opf), Logarithmische Rechenscheibe, für Multiplikation
Compaq Portable III, 1987, Prozessor 80286 (AT), 640 KB RAM, Plasma-Bildschirm, stoßsichere Festplatte 40 MB
und Division über Doppelskala mit Läufer, Einsatz im Handel bis 1972
Comptometer (Herst. Felt&Tarrant, USA), erstes Modell, gebaut 1886-1903, Addiermaschine (System Schalt-
Wang (Herst., USA), Dioden-PROM, 1973, Festspeicher für ein Programm, aus einer Groß-Rechenanlage,
schwinge), tastengetrieben, viele technische Besonderheiten ermöglichen u.a. Multiplikation. Dieses Exemplar
[Die 2048 (= 2 x 64 x 32) Dioden legen die möglichen Wege des Stromes eindeutig fest. Ihre Verdrahtung
war nachweislich im Jahre 1893 die erste Rechenmaschine in der Schuh-Fabrik Bally (CH)
bestimmt ein Programm für die zu verarbeitenden Informationen.]
Curta (Herst. Contina, FL), 1954 – 1970, Mechanische Miniatur-Rechenmaschine (Höhe 9cm) für alle 4 Grundrechenarten, System: zentrale Komplementär-Staffelwalze Faber-Castell (Werk Geroldsgrün, Sitz Stein), Rechenschieber-Fertigung 1882 – 1975, Logarithmischer Rechenschieber: analoges Rechengerät für Multiplikation Friden 130 (Herst. USA), 1965, Erster elektronischer Tischrechner mit Anzeige von 4 Registern auf einer Kathodenstrahlröhre, Laufzeitspeicher, Germanium-Transistoren Millionär (Herst. Egli, CH), 1893 – 1935, Mechanische Rechenmaschine für direkte Multiplikation (Multiplikationskörper), 36 kg Nixdorf 8810/25 –CPC Portable, 1985, Takt 4,7 MHz, Register 16 Bit, 640 KB RAM, System MSDOS, Festplatte 10 MB Osborne 1, 1981 Erstmals sind in einem Gehäuse alle Komponenten eines vollständigen Systems transportabel (20 kg), Register 8 bit, System CP/M, mit Software für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation
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GLOSSAR Algorithmus: Lösungsverfahren zur Lösung eines Problems in endlich vielen Schritten. Prozessor: Maschine oder eine elektronische Schaltung, die nach übergebenen Befehlen andere Maschinen oder elektrische Schaltungen steuert. Integrierter Schaltkreis (IC): Elektronische Schaltung, die auf einem Chip untergebracht ist. Mikroprozessor: Prozessor, der auf einem Integrierten Schaltkreis (IC) beruht und damit überwiegend aus sehr kleinen Transistoren besteht. Logarithmus: Der Logarithmus ist eine Hochzahl. Z.B. ist 3 der Logarithmus von 8 zur Basis 2, weil 2 hoch 3 gleich 8 ist. Dualsystem: Zahlensystem, das nur zwei verschiedene Zeichen (z.B. 0 und 1) zur Darstellung von Zahlen verwendet. Die Stellen im Dezimalsystem sind Potenzen von 10 (10, 100, 1000...), im Dualsystem sind die Stellen Potenzen von 2 (2, 4, 8, 16, 32, 64, 128...) Da man im Dualsystem nur zwei Zeichen benötigt, eignet es sich gut, um Zahlen auf einer Lochkarte darzustellen. Lochkarte: Karte aus Holz, Karton oder Papier, mit Löchern, die abgetastet werden. Beim Abtasten der Lochkarte können enthaltene Daten gelesen oder Programme ausgeführt werden.
Marcus Renner, bandierina II., 2005
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IMPRESSUM Katalog zur Ausstellung „Astronauten zur Venus“ Werke aus der Sammlung Appelt Zentrifuge, 25. September bis 22. November 2009
Herausgeber Zentrifuge – Verein für Kommunikation, Kunst und Kultur e.V. www.zentrifuge-nuernberg.de | Vereinsnummer: VR 200589 Jede Art der Vervielfältigung, insbesondere die elektronische Aufbereitung von Texten und Bildern oder der Gesamtheit dieser Publikation, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung durch die Urheber. Ausstellungskonzeption: Wilfried Appelt, unter Mitarbeit von Dr. Amelie Himmel Redaktion: Wilfried Appelt Layout und Grafik: Kerstin Heider | www.kerstinheider.com Texte: Latifa Habib, Dr. Amelie Himmel, Michaela Moritz, Dr. Annegret Winter Fotos: Kerstin Heider, Stefan Hippel, Frank Johannes, Michaela Moritz, Carlheinz Schanzenbach, Dominik Schmid Koordination: Michael Schels | www.kulturbuero-schels.de Druck: Fahner Druck GmbH | www.fahner.de Auflage: 350 Exemplare Erscheinungsjahr: 2009
Die Adresse für Künstler Denn ohne Material keine Kunst.
Das Projekt fand Unterstützung Auf AEG www.aufaeg.de
www.gebaeudedienste.de
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Faserstifte
Dank Die Zentrifuge dankt ihren Förderern, Partnern und Sponsoren: Stadt Nürnberg Kulturreferat, Bezirk Mittelfranken, MIB Fünfte Investitionsgesellschaft mbH, KUNSTRAUM Forum, eggsandbulbs - Gesellschaft für Eventtechnologien mbH, Fahner Druck GmbH, Kulturbüro Schels Auf AEG, Kunstbüro Winter, Derag Hotel Maximilian, Klosterbrauerei Weißenohe, Hausmaxx Facility Management
Wir danken allen, die bei der Entwicklung der Zentrifuge, bei diesem Ausstellungsprojekt sowie bei der Erstellung des Katalogs mitgewirkt haben. Besonderer Dank an Ernst Alexander Bauer, Lambert Herrmann, Dr. Amelie Himmel, Frank Johannes, Frank Lambrecht, Christine Lörincz, Nina Metz-Frank, Marc Robrock, Carlheinz Schanzenbach, Petra Scherer, Volker Schildmann, Bertram Schultze, Stefan Streiß, Dorothea Sturm
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Zeichen-
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boesner GmbH Nürnberg . Sprottauer Str. 37 . 90475 Nürnberg Gewerbegebiet Süd-Ost (Zufahrt Altenfurt) . Tel. 0911-988 62 0