PILOT Ausgabe 3, Frühjahr/Sommer 2015

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Ausgabe 3 | Frühjahr–Sommer 2015

Magazin der Zentrifuge

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!

Die Leser unseres Magazins PILOT sind – so wünschen wir es uns jedenfalls – engagiert, weltoffen, reflektiert, begeisterungs- und liebesfähig.

Sie sind Forscher, Erfinder, Künstler, Ingenieure, Entwickler, Freunde, Liebende, Idealisten, Suchende, Transformatoren.


Editorial Liebe LeserInnen des Magazins PILOT, die dritte Ausgabe des Zentrifuge Magazins PILOT erscheint diesmal ausschließlich in digitaler Form – eine Printausgabe war leider nicht finanzierbar. Inhaltlich widmen wir uns in dieser Ausgabe dem Schwerpunktthema „Zeit“ und kooperieren redaktionell erneut mit der Technischen Hochschule OHM, Fachbereich Verbale Kommunikation (Prof. Max Ackermann). Als Ideen-Inkubator, Austauschplattform und gemeinnütziges Kulturprojekt ist die Zentrifuge im intermediären Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft angesiedelt. An unserem neuen Standort in der Nürnberger Ostermayr Passage (nach sechs Jahren Auf AEG) konzentrieren wir uns auf transdiziplinäre Projekte wie Engineering 2050 und Forschende Kunst. Der ästhetische Prozess, wie wir ihn im Laufe der letzten Jahre entwickelt haben, kommt bei all unseren Aktivitäten zur Anwendung, immer weisen wir bei unseren Projekten der Kunst eine wesentliche Bedeutung und Rolle zu. Wir suchen die Auseinandersetzung mit einer Kunst, die sich der Weltwahrnehmung und der Weltgestaltung hingibt und das Gegebene durchdringen und überwinden will. Das ist weniger eine Frage der Technikbeherrschung, es ist eine Frage der Haltung. Erweitern Sie mit der Zentrifuge den Horizont unserer besseren Möglichkeiten!

Herzliche Grüße Ihr Michael Schels

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6 Urbane Nomaden Was hat Kunst mit Obdachlosigkeit zu tun?

10 Loch auf, Loch zu Günter Derleth über Waschmaschinen, Gummistiefel und die Camera Obscura

14 Quantum Kunst Ein Gemeinsames Spiel von Künstlern und Unternehmen?

16 Zeitzone Internet Wie die digitale Welt unsere Zeitwahrnehmung verändert

18 Make the most of now Ein „Noworkingspace“, die Agentur für Zeitverschwendung und unser Verhältnis zur Zeit

20 Noworkingspace Initiator Michael Schels im Interview

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22 ZEIT.ZWANG.LOS Interview mit einer Zwangsneurotikerin

26 Science Fiction in Mittelfranken Von Global Playern in einer kleinen Stadt

28 Nirgendwo ist es so schön wie daheim Europas erstes „Kulturwohnzimmer“: die Weinerei

30 Schäuferle Topping Die Heimat der Inklusion

32 Die „Quelle“ kaufen? Wirklich kein Fake! Ein gigantisches Projekt und wie man auf die idee kam

36 Zentrifuge Termine und Projekte

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Urbane Nomaden Was hat Kunst mit Obdachlosigkeit zu tun? Ein Gespräch mit dem Designer und Künstler Winfried Baumann

Mit einem Ruck ist der Reißverschluss geschlossen. Im Rücken spürt man eine harte Matratze. Besser als der blanke Boden, aber kein Luxus. Man ist umgeben von robustem Aluminium, über dem Kopf wölbt sich eine Art Zelt. Streckt man sich, stößt man mit den Füßen an eine Wand. Die Kälte des Materials kriecht einem in die Beine. Blickt man nach oben, schaut man sich selbst in die Augen: ein Spiegel. In unmittelbarer Reichweite findet man alles, was man für den Notfall braucht: Trillerpfeife, Taschenlampe und Verbandskasten. All das erinnert an Campingausflüge in der

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Kindheit, aber wir liegen in einem Container, wie in einer Mülltonne aus Alu. In zwei Minuten auf- und wieder abgebaut, ist dieser Wohncontainer zugleich stabil und mobil. „Instant“ eben. Ein wichtiger Begriff für den Designer und Künstler Winfried Baumann. Die zwei Meter langen Wohncontainer sind Teil seiner „instant housing“-Reihe. Baumann steht hinter der Marke „urban nomads“ und beschäftigt sich mit Menschen, die kein Zuhause haben. Jedenfalls keines, so wie wir es kennen. Das Label ist benannt nach der gleichnamigen Bewegung und einem Lebensstil.

„Rasant steigende Mieten.“ „Akuter Wohn­raummangel in den Städten.“ Derlei Schlagzeilen haben es in die öffentliche Debatte geschafft. Und sie beschreiben ein Problem in ganz Europa und Teilen der USA. – Besonders beliebte Stadtteile werden gentrifiziert. Dabei werden normale Wohn­ gebäude saniert und zu Luxusappartements umgebaut. Teure Eigentumswohnungen entstehen. Die Folge: Alte, finanzschwache Bewohner verlieren ihre Mietwohnungen. Es gibt aber auch alternative Wohnkon­ zepte. Zum Beispiel hat sich eine junge Bewegung entwickelt – die sogenannten


Urban Nomads. Doch was versteht man darunter? Ganz verschiedene Menschen werden als Urban Nomads bezeichnet, weil sie – aus unterschiedlichen Gründen – in Bewegung sind. Ob aus Arbeits- oder Armutsgründen, spielt dabei keine Rolle. Neben dem Obdach­­­losen kann auch der Wanderarbeiter oder der pendelnde Student als Urban Nomad bezeichnet werden. Sie alle haben gemeinsam, dass sie ständig unterwegs sind. In jedem Fall sind sie nicht die Art Mensch, auf die am Ende des Tages eine große Wohnung oder gar ein Haus wartet.

Wir wollten diesen Trend näher kennen lernen und besuchten deshalb Winfried Baumann im „Kunstraum Sterngasse“ in der Nürnberger Innenstadt. Bereits vor der Tür des Ateliers fiel uns ein umge­bauter Zigarettenautomat auf – statt Glimmstängeln finden sich darin Kunstwerke im Taschenformat. Einen Augenblick später kam auch schon Baumann raschen Schrittes um die Ecke, schloss die Tür auf und bat uns herein; auf seinem T-Shirt prangt das Logo der „instant housing“-Serie. Baumanns Arbeiten sind eine Schnittmenge aus Kunst, Architektur und Design.

Sie behandeln die Grundbedürfnisse des Menschen: Verpflegung („instant cooking“), medizinische Erstversorgung („instant help“), aber ebenso Mobilität und Behausung („instant housing“). Letzteres war auch Baumanns erstes Einzelprojekt. Mobile Wohnsysteme für bedürftige Menschen – der Gedanke dahinter war, einen „wartungsfreien Elementarschutz“ zu schaffen, sozusagen eine „Alternative zum Pappkarton“. Der Auslöser waren Baumanns Beobachtungen auf Reisen. Dabei fiel ihm auf, dass Menschen „immer eine Art Schutzraum suchen“. Dem Künstler ist

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dabei wichtig, ein möglichst vollkommenes und formal schönes Objekt zu produzieren. Denn laut Baumann können seine Arbeiten durchaus als eine Art „Statussymbol“ betrachtet werden. Seine Wohnkonzepte finden auch in der Praxis Verwendung: Für Großstädte wie Berlin, München und Düsseldorf wurden bereits mobile Wohncontainer von karitativen Einrichtungen gekauft und an Obdachlose übergeben. „Dabei handelt es sich aber eher um Einzelfälle“, betont Baumann. Weniger für eine Anwendung gedacht ist sein neuestes Werk: die sogenannte

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„Dresscode“-Kollektion. Baumann sieht die Kollektion nicht als Modedesign, sondern als „wertfreie, figürliche Plastik“. Die fantasievolle Optik erinnert an post-apokalyptische Szenarien. Die Anzüge orientieren sich speziell an den „Jägern und Sammlern“ der Moderne, wie Flaschen- und Lebensmittelsammlern in den Ballungsräumen. Die meisten Modelle bieten daher unzählige Taschen und Befestigungen für mehrere Rucksäcke. Dabei dienen sie gleichzeitig als Schutz gegen schlechtes Wetter. Hinter Baumanns Arbeiten steht die Überzeugung, dass Kunst eine gesellschaftliche

Verantwortung hat. Und: Er selbst sieht sich als politischer Künstler. Seine Werke, so Baumann, könnten keine Probleme lösen, aber Diskussionen zu gesellschaftlichen Themen anstoßen. Mit seinen Arbeiten wolle er zum Beispiel das Thema Obdachlosigkeit in unser Bewusstsein rufen und „die Kunst als solche in der Mitte der Gesellschaft ansiedeln“. Trotzdem erntet der Künstler auch Unverständnis: In Bezug auf seine Arbeiten werde ihm gelegentlich ein „fast schon zynischer“ Umgang mit seiner Zielgruppe vorgeworfen. Manche Kritiker beanstanden, er mache


„Kunst auf Kosten der Obdachlosen“ und anderer Randgruppen. Doch kämen diese kritischen Stimmen nie aus den Reihen der Betroffenen, sondern hauptsächlich aus der „etablierten, politisch korrekten Mittelschicht, die auf keinen Fall mal den Kaugummi ausspucken“. Solange er derartige Kritik nur von dieser Seite erhalte, könne er entspannt damit umgehen, ergänzt Baumann unbeeindruckt und bläst den Rauch seiner Zigarette Richtung Decke. Den Vorwurf der Scheinheiligkeit spielt Baumann an seine Kritiker zurück. Er bemängelt die Geisteshaltung, soziale Einrichtungen

mit dem Problem Obdachlosigkeit alleine zu lassen. Eine Veränderung sei nur denkbar, „wenn die breite Gesellschaft das Problem mitträgt.“ Seine Absicht sei immer noch, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren. Die Bewegung der Urban Nomads sieht Baumann zurzeit noch im Stadium des Anfangs. Eine Sammlungsphase, die hauptsächlich von Einzelpersonen unterstützt wird. Sie werde als Entwicklung wahrgenommen, sei in Europa aber noch kein zentraler Diskussionspunkt. International sieht man die Auswirkungen des Wohnungsman-

gels an den sogenannten „Kapselhotels“ in Tokyo, an besetzten Rohbauten in Rio oder Hongkong. Sie bieten ihrem Bewohner einen ähnlich großen Wohnraum wie Baumanns Wohncontainer. Neben Wohnraummangel führen auch die ständige Mobilität und Flexibilität zu diesem Trend. Dieser sei natürlich auch mit einem Verlust verbunden. „Sicherlich eine sehr fragwürdige Entwicklung!“, so Baumann. Von Sylvia Schörner, Dominik Derow und Christian Wölfel

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Loch auf, Loch zu Der Fotograf G端nter Derleth 端ber Waschmaschinen, Gummistiefel und die Camera Obscura

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PILOT: Eine Camera Obscura. Was ist das eigentlich? Derleth: Der Klassiker: Ein Schuhkarton. Sie können jeden Gegenstand nutzen, der lichtdicht verschließbar ist: Wärmflaschen, Gießkannen, Gummistiefel, Waschmaschinen ... Sie müssen nur eine Vorrichtung bauen, um das Fotomaterial rein zu stecken. Auch die Größe spielt dabei keine Rolle. Das größte Bild der Welt wurde zum Beispiel mit einem Flugzeughangar in den USA gemacht. So ein 25 Meter Bild zu machen, davon träum’ ich auch! Ich habe schon ganze Räume umgebaut, die Nürnberger Stadtmauertürme zum Beispiel: Die Fenster mit schwarzer Pappe zugeklebt, ein winziges Loch rein gestochen und gegenüber Fotopapier aufgehängt. So entstand ein 7,50 m x 1,30 m großes Originalfoto der Nürnberger Altstadt. Einer meiner Workshop-Teilnehmer hat, zum Entsetzen seiner Frau, sein ganzes Wohnzimmer zur Camera Obscura umgebaut. Nur um seinen Garten zu fotografieren. PILOT: Wie kamen Sie zu diesem Oldtimer unter den Kameras? Derleth: Das liegt schon viele Jahre zurück. Es war in einer Unterrichtsstunde, während meiner Ausbildung zum Fotografen oder schon in der Schule, irgendwann ... Diese alte Technik ist der Ursprung der Fotografie schlechthin. Uns Jungfotografen hat das natürlich gelangweilt. Wir wollten die neueste Nikon haben und uns damit schmücken. Somit habe ich die Camera Obscura jahrelang vergessen und bin erst im Jahr 2000 zum zweiten Mal darauf gestoßen. Nach 30 Jahren in der Werbefotografie kam nämlich Frust auf.

Der Mythos „Dunkle Kammer“ Mich hat das ganze Technische eher gelangweilt. Und irgendwann hat es mir völlig die Kehle zugeschnürt. Ich wollte weiter fotografieren, aber die digitale Phase nicht mitmachen. Da fragte ich mich: „Gibt’s nicht was anderes in der Fotografie?“ und erinnerte mich an ihre Wurzeln. Also schraubte ich das Objektiv von meiner teuersten Kamera ab und baute mir eine Camera Obscura – eine „Dunkle Kammer“. Es war eine völlig andere Art des Arbeitens. Ich machte nichts anderes als: Loch auf, Loch zu. Aber die tollen Ergebnisse haben mich überrascht! Ich war fasziniert von dieser völlig reduzierten Fotografie. Das war genau das Gegenteil der Werbefotografie. Und dabei bin ich geblieben. PILOT: Viele Menschen nutzen das Display, die Gesichtserkennung, den Porträt-, Sport- und Silvestermodus oder einfach die Automatik, nur um das perfekte Bild zu schießen. Das können Sie mit Ihrer Holzkiste nicht. Was fasziniert Sie daran? Derleth: Also mit dem, was nicht geht, hab ich mich längst arrangiert. Mich fasziniert die Überraschung: Ich fotografiere komplett blind. Ich nutze keine Hilfsmittel wie Sucher, Bildschirm, Belichtungsmesser oder Wasserwaage. Ich mach das nach Gefühl. Dann muss ich auch aushalten, dass was daneben geht. Denn meine Devise ist: „Es wird, wie‘s wird.“ Aus. Fertig. Erst wenn es entwickelt ist, entscheide ich: „Gefällt’s, oder gefällt‘s nicht.“ Überraschung, Kontrollverlust – und Venedig menschenleer Zum anderen gebe ich die Kontrolle komplett ab. Es ist die totale Entschleunigung,

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nicht nur der Arbeit, sondern auch meines Lebens. Ich mag diese Ruhe. Ich liebe es, dass es oft Stunden dauert, bis ein Bild entsteht. Die Belichtungszeiten schwanken ja gewaltig, je nach Lichtsituation und Fotomaterial. Da wartet man eben bis ein Bild fertig ist: Zehn Sekunden, Stunden, Tage oder sogar Wochen. In einer Viertelstunde macht der digitale Fuzzi neben mir 3000 Fotos. Ich habe noch nie eins zweimal gemacht. Mit der Camera Obscura entstehen ja völlig andere Bilder, als wir mit dem Auge sehen. Venedig menschenleer? Viele Leute fragen mich: „Haben Sie den Platz absperren lassen?“ Aber das kommt nur durch die lange Belichtungszeit.

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PILOT: Und was machen Sie während der langen Wartezeit? Derleth: Na, Kaffee trinken. Oder ein Buch lesen, passend zum Ort. Danach: die Kamera abholen. PILOT: Wie reagieren denn die Leute auf Sie und Ihre außergewöhnliche Kamera? Derleth: Unterschiedlich. Manche ignorieren uns, andere sprechen mich an. Während des Karnevals in Venedig, früh morgens, präsentieren sich immer die Maskierten. Dort stehen dann massenweise japanische Fotografen mit Riesen-Objektiven und ballern wild drauf los. Ich stellte mich mal dazu. Zuerst haben sie komisch geschaut, dann aber angefangen, mich zu fotografie-

ren. Jetzt bin ich sicher in einem japanischen Bildband mit meiner Holzkiste. Probleme und die Zukunft PILOT: Gab es auch mal Probleme? Derleth: Für ein Projekt habe ich einmal mein ganzes Auto zur Kamera umgebaut. Wir standen an der Grenze. Ich saß hinten im Wagen und klebte die Fenster schwarz ab. Das Fotopapier lagerte ich im Kofferraum, in schwarzen Röhren. Plötzlich kam eine deutsch-polnische Polizeistreife. Klar hatte ich Sorge, dass die sagen: „Machen Sie mal die Röhren auf!“ Dann wäre alles vorbei gewesen. Doch bevor es dazu kam, konnte ich ihnen alles erklären.


Café Florian Venedig: Camera obscura-Fotografie mit extrem langer Belichtungszeit (10 Minuten), alle vorbeigehenden Personen werden nicht erfasst.

PILOT: Ob Diana, Lomo oder Polaroidkamera ... Retro boomt, auch in anderen Bereichen. Erlebt vielleicht auch die Camera Obscura ihr Comeback? Derleth: Vor 30 Jahren habe ich ja gedacht, die Schallplatte ist beerdigt. Jetzt ist sie wieder auferstanden. Und die Kids wünschen sich Plattenspieler zum Geburtstag. Wir schmücken uns gerne mit dem Alten, deshalb sammeln manche auch Oldtimer. In der Fotografie ist es nicht anders: Neue Kameras sehen aus wie alte. Alte Techniken leben wieder auf. Die Camera Obscura, denke ich, wird nie eine große Bewegung werden. In den Nischen setzt sie sich aber dennoch fest. In meinen Workshops begeistern sich Er-

wachsene für diesen Schuhkarton, mit dem sie Bilder machen können. Es ist wohl das Machen, das Erleben der Bilder, wie durch Zauberhand im Entwicklungsbad ein Bild entsteht. Digital erleben Sie ja nichts, oder? PILOT: Geht also der Charme der Bilder durch digitale Manipulation verloren? Derleth: Verstehen Sie mich nicht falsch, Digitaltechnik ist ein tolles Medium. Es entstehen dadurch auch sensationelle Arbeiten. Da zieh ich schon den Hut. Aber der Perfektionismus, der betrieben wird, ist schrecklich. Jede Tomate braucht genau zehn Wassertropfen. Und wehe, die sind nicht rund. Schrecklich! Man muss ja am Computer nicht alle Funktionen nutzen.

Man kann doch auch mal etwas Charme drin lassen. PILOT: Wie werden Sie in 20 Jahren fotografieren? Derleth: In 20 Jahren mach ich nix mehr! – Jetzt muss ich erst noch ein Baumhaus bauen. Da will ich mindestens noch einmal drin schlafen. PILOT: Ich dachte, Sie machen eine Camera Obscura daraus? Derleth: Das kann man ja immer noch machen – und dann durch die Bäume fotografieren. Ein Interview von Yvonne Edenharter, Ilona Hoppe und Bernd Ziegler.

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Quantum Kunst Ein Gemeinsames Spiel von künstlern und Unternehmen?

PILOT: Herr van Horn, Sie selbst sind Künstler und haben einmal Diamanten im Wert von 50.000 Euro in Brotteig eingebacken. Wie kam es dazu? Thor van Horn: Ein Juwelier wollte Aufmerksamkeit für sein Geschäft generieren, vermittelte mir aber auch, dass er viel mit Hilfsorganisationen zusammen arbeite. Als Künstler mache ich natürlich keine Werbung, sondern möchte, dass meine Arbeit im gesellschaftlichen Kontext Relevanz hat. Ich erreichte also eine Kooperation mit der Welthungerhilfe. Indem ich „das teuerste Brot der Welt“ geschaffen habe, wollte ich die Symbole für Hunger und Reichtum miteinander verschmelzen. Das wertvollste Brot der Welt ist es natürlich nicht. Denn das wäre stets das, welches ich einem geben kann, der hungert. Aber das war der Leitgedanke, der die ganze Aktion begleitet hat. PILOT: Wie würden Sie „Quantum Kunst“ definieren? Thor van Horn: „Quantum Kunst“ ist eine lebendige Schnittstelle zwischen Kunst und Unternehmen. Mit wissenschaftlichen Methoden schaffen wir es, in einen Dialog zu treten, der am Ende eine Haltung der Achtsamkeit generiert ... und eine Veränderung hervorruft.

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PILOT: Wie ist der Name Quantum Kunst entstanden? Thor van Horn: Quantum bedeutet „wie viel“. Im Bezug auf Kunst ist „wie viel“ ein Widerspruch in sich, denn ich kann Kunst schlecht beziffern. Wie kann ich denn ein Quantum Kunst erschaffen? Es ist also keine Aussage, sondern eine Frage: Wie viel Kunst ertragen wir, wollen wir, brauchen wir?

nichts. Das, was die Gesellschaft derzeit interessiert, dorthin fließt auch das Kapital, und wo Kapital ankommt, findet Förderung statt. Die Vereinigung der beiden Aspekte ermöglicht eine neue Reflexionsebene. Das heißt, wir wollen kulturelle Werte in Unternehmen bringen. Es ist spannend, zwei konträre Dinge, wie Kunst und Unternehmen, zu einer neuen Einheit zusammenzuführen, zu einer Meta-Ebene, die über beiden steht.

PILOT: Was haben sie beruflich gemacht, bevor Sie „Quantum Kunst“ ins Leben gerufen haben? Thor van Horn: Ich habe ursprünglich Filmdramaturgie studiert und war wissenschaftlich tätig im Sonderforschungsbereich „Ästhetik, Pragmatik und Geschichte der Bildschirmmedien“. Dort entstand auch mein Gedanke der Vernetzung. Alles was ich tue, mache ich als Dramaturg. Ob als Künstler, im Filmbereich, in der Aktionskunst oder in einem Unternehmen als Berater. Selbst wenn ich einen Artikel in einem Buch schreibe, bin ich Dramaturg.

PILOT: Wie kommen Sie an Aufträge? Wer sind ihre Kunden? Thor van Horn: Es sind Unternehmen, die für den Bereich Kunst und Kultur offen sind, oftmals IT-Firmen, oder auch sogenannte „ehrbare Kaufleute“, die das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter anstreben und wollen, dass diese sich mit ihrer Arbeit identifizieren können. Andererseits gehen wir auch selbst wie ein Unternehmen vor, das öffentliche Aktionen veranstaltet, um auf sich aufmerksam zu machen.

PILOT: Wie kamen Sie auf die Idee, Kunst und Unternehmen zu vereinen? Thor van Horn: Alles funktioniert im Prinzip auf der Basis von Kapital, sonst bewegt sich

PILOT: Welche Erwartungen und Probleme haben Ihre Kunden? Thor van Horn: Sie wollen meist eine Veränderung. Die Unternehmen sind manchmal der Meinung, dass bei ihnen keine gute Stimmung herrscht, dass sie kreativer sein


müssten oder sie wollen etwas für ihre Unternehmenskultur tun. Das ist nur möglich, wenn man die eigene Haltung verändert, denn Kreativität ist keine Fähigkeit, sie ist eine Haltung. Dazu gehört auch, dass ich meinem Mitmenschen gegenüber achtsam und respektvoll bin. Das ist das Grundprinzip, das Joseph Beuys mit Spiritualität, Kreativität, Fantasie und Offenheit benennt. PILOT: Hatten Sie Angst, dass Ihre Zielgruppe vielleicht gar nicht existiert? Thor van Horn: Es ist ja nicht so, dass ich plötzlich aufstand und sagte: „Heute gründe ich eine Firma und sehe, ob ich Kunden dafür finde“. Es war eine Entwicklung. Während meiner beruflichen Laufbahn knüpfte ich viele Kontakte. Mir fiel auf, was die Unternehmen fordern, und auch diese Lücke, die keine Werbeagentur und kein Berater aufzufüllen vermag. Niemand bietet eine kreative Wertewelt innerhalb eines Unternehmens. PILOT: Was ist der Mehrwert? Lässt sich die Wirkung auf das Betriebsklima beziffern? Thor van Horn: Indirekt wurde mir des öfteren mitgeteilt, dass sich der Umsatz eines Unternehmens gesteigert oder der Krankenstand abgenommen hätte, aber ge-

nau beziffern kann ich das nicht. Das rührt natürlich auch daher, dass ich kein großer Anhänger von Zahlen bin. Mir geht es um Dinge, die oft gar nicht bezifferbar sind, wie der Wert der Menschlichkeit. PILOT: Was war Ihr Plan B? Was hätten Sie gemacht, wenn Quantum Kunst nicht funktioniert hätte? Thor van Horn: Ich habe die „Plan B‘s“ schon alle durchgespielt. Eine Zeit lang war ich innerhalb einer Internationalen Werbeagentur in Frankfurt beschäftigt und habe gemerkt, dass es so nicht geht. Zumindest nicht für mich. Ich habe eine Familie mit zwei Töchtern. Mit meiner Frau bin ich seit 30 Jahren zusammen. Das ist ein Lebensmodell, wo man bereits an den Zahlen ablesen kann, dass es funktioniert. Ich bin ein glücklicher Mensch. PILOT: Wie gehen Sie an einen neuen Auftrag ran? Haben Ihre Kunden spezielle Vorstellungen? Thor van Horn: Es ist enorm wichtig, dass der Kunde das nicht hat. Das Wichtigste an der systemischen Kunst ist der Dialog, dem anderen zuzuhören und ihn nicht zu unterschätzen. Wenn ich etwas abliefere, was dem Unternehmen gar nicht gefällt,

entsteht sofort Unzufriedenheit und das ist das Gegenteil, von dem was ich will. Zeit ist etwas, was das Unternehmen einplanen muss. Es funktioniert nicht nach dem Motto: „Ich hätte gerne eine Schraube in diesem Durchmesser und die bringen Sie mir.“ Es geht um Verständnis und Sympathie füreinander. Sobald es eine Verpflichtung wird, läuft es bereits falsch. PILOT: Sie wissen, was es heißt, Künstler zu sein, welche Tipps würden Sie angehenden Künstlern und Designern mit auf den Weg geben? Thor van Horn: Das einzige, was ich Ihnen wirklich raten kann, ist offen sein. Ich kenne Leute, die sind knapp 90 Jahre alt und schaffen das noch. Ich kenne aber auch Leute, die sind knapp über 20 und schaffen das nicht mehr. Ein Interview von Niklas Ondra, Anna Stadelmaier und Anna Honsa

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Zeitzone Internet Wie die digitale Welt unsere Wahrnehmung verändert

Müssten wir uns vielleicht nicht so gestresst und überfordert fühlen, wenn es die Verlockungen des Internets nicht gäbe? Was wäre, wenn wir unsere Termine nicht mehr so einfach verschieben könnten, weil wir nicht länger mit einem Smartphone verwachsen sind? Oder: Wie wäre es, wenn wir beim Kochen ein Buch mit Rezepten zur Hand nähmen, das nicht die aufregende Nebenfunktion hat, zusätzlich noch ein paar Tabs offen zu haben? Wir haben zwei Menschen gefunden, die ihre ganz eigenen Antworten auf diese Fragen haben. Gaby, eine selbstständige Korbflechterin, die weder ein Handy noch einen eigenen Computer besitzt und Jörg, einen Kunstlehrer, der in einem kleinen Dorf lebt und trotzdem mit der ganzen Welt in Kontakt steht, durch das Internet. Und: Wir haben ihre Antworten zusammengetragen. PILOT: Durch das Internet können wir plötzlich mit der Welt kommunizieren, losgelöst von Ort und Zeit. Ist euer Sozialleben eher „digital“ oder „analog“? Und was ist euch wichtig im Austausch mit anderen? Jörg: Digitale Medien haben mir Karten zugespielt. So kann man wahnsinnig gut den Kontakt zu Menschen halten oder intensivieren. Es ist ein Austausch mit der ganzen Welt möglich. Wenn du das Netz richtig nutzt, ist es eine Schatzkiste. Die digitale und die echte Welt verschmelzen bei mir. Ich brauch’ beides. Ich bin Christopher Columbus, der durchs Internet segelt und neue Sachen entdeckt. Ich bin ein sozialer Mensch. Aber man muss nicht mehr reisen, um alte Bekannte zu sehen. Klar, das mach ich schon auch gern, aber ich hock im Dorf und bin global vernetzt. Leute schicken mir ihre Musik oder Filme, damit ich was dazu sage. Ich find´s ein angenehmes Gefühl, Teil

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der ganzen Menschheit zu sein. Gaby: Mir liegt mehr daran, an dem Ort, wo ich bin, mit den Leuten in Verbindungen zu treten. Ich will die Dinge mehr spüren, mich ganz auf eine Person konzentrieren. Zum Beispiel über skype zu reden, das beschert mir keine ganzheitliche Erfahrung. Wenn ich mir vorstelle, das jeden Tag zu machen, hätte ich irgendwann ein schales Gefühl, eine Art Melancholie. Aber vielleicht gilt das auch nur für mich. Aber ich brauche es auch in einem gewissen Maß, dass ich weiß, was in der Welt so abläuft. Ich bin ein Bürger dieser Welt und für mich gehört es dazu, die Nachrichten zu hören. PILOT: Angenommen ihr habt eine bestimmte Frage, wäre es euch lieber, die Antwort in Büchern zu suchen oder im Internet? Und was geht schneller? Gaby: Für die Gebiete, die mich interessieren, hab ich Bücher. Und es ist mir ein totales Vergnügen, darin zu blättern. Ich hatte mal EDV in der Schule. Das fand ich tierisch interessant. Aber die Vorstellung, damit Zeit zu sparen finde ich pervers. Es stimmt schon, man hat eine Riesenauswahl, aber das ist nicht meine Art. Ich will in mir spüren, was ich brauche. Vor einiger Zeit hab ich mal die Öffnungszeiten für ein Heilbad gebraucht, dann hab ich das in Google eingegeben und Zack waren die da. Wenn ich so eine konkrete Frage habe, finde ich das super, aber aus irgendwelchen Gründen, bleiben andere plötzliche Stunden davor sitzen. Die können nicht damit umgehen oder wollen das nicht. Jörg: Als es noch kein Internet gab, hab ich viele Bücher gekauft. Wir könnten wahrscheinlich einen Überseecontainer damit vollstopfen. Google ist da bequem. Ich koche viel und gern und wenn ich ein Rezept suche, dann blättere ich nicht mehr in mei-

nen Kochbüchern – da wär schnell der halbe Tag vorbei. Ich gebe es ein und habe mein Rezept. Das Internet bedeutet Zeitersparnis, aber gleichzeitig ist es ein Zeitfresser. Man sucht, hat aber gleichzeitig 10 andere Fenster auf. Mein Verhalten hat sich geändert. Mittlerweile brauche ich Multitasking. Früher hat es mich gestresst, aber jetzt bin ich sehr fokussiert dabei. PILOT: Ihr klingt beide sehr glücklich. Wie geht ihr mit eurer Zeit um und wie mit Stress? Gaby: Manchmal bleib ich einfach irgendwo sitzen, wenn es mir gefällt, und warte, bis von innen der Impuls kommt aufzustehen und was anderes zu machen. Ich beobachte stundenlang Vögel und hör auf Geräusche. Mein Körper kann nur an einer Stelle sein und mein Geist sehnt sich danach, sich auf eine Sache voll und ganz zu konzentrieren. Mit den digitalen Medien ist immer was geboten und ich muss mich gar nicht mehr anstrengen, nach innen zu hören, auf das, was ich wirklich will. Ich glaube nicht, dass diese ständige Ablenkung gut ist. Oder wenn ich im Stau stehe und zu spät komme, dann mach ich manchmal einen Witz daraus und „dehne“ die Zeit. Natürlich weiß ich, dass das im Kopf passiert, aber ich bin weniger gestresst. (lacht) Die Zeit, die wir als unverrückbar ansehen, ist nur eine Sichtweise. Zeit hat nur in unserer dreidimensionalen Welt Bedeutung. Es gibt Ebenen, in denen die Zeit nicht existiert. Jörg: Ich bin aktiv. Und in der Aktivität lass ich mich treiben, lass Sachen auf mich zukommen. Aber egal was ich mache, ich verplempere meine Zeit nicht. Manchmal zeichne ich Bilder, dann zerknülle ich sie und schmeiß sie weg. Weil’s mir nur drum geht, dass mir Zeichnen Spaß macht.

PILOT: Und wie denkt ihr, dass kommende Generationen mit dem Internet umgehen werden? Wie wird die digitale, die virtuelle Welt die reale beeinflussen? Jörg: Ich hab mit einem Typen gesprochen, der findet es scheiße, dass Jugendliche nur in ihre Maschinen schauen. „Die kriegen die Natur gar nicht mit!“, hat er gesagt. Aber heute geht beides. Man kann sein Smartphone mit raus nehmen und dann spaziert man an den nächsten Baum hin, macht ein Foto und das Internet sagt dir: „Das ist eine Eiche.“ Die können sich Infos holen, die sie brauchen, in jedem Moment. Früher warst du der Doofe oder der Schlaue. Heute bist du der Schlaue, wenn du die Technik nutzen kannst. Gaby: Mein Enkel liebt es, Bilder am Computer anzuschauen, aber auch Pilze zu sammeln und zu fischen. Ich glaube, solche realen Erfahrungen müssen den Hauptteil ausmachen. Und das seh’ ich schon als Gefahr: Kindern, die den ganzen Tag vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen, denen fehlt später in der Entwicklung was. Ich glaube, sich in den Computer einzuarbeiten, das kann man auch später noch. Aber umgekehrt gibt es so sensible Phasen, wie z.B. Elternliebe, das Draußen-Sein, das ganze Sozialleben. Wenn das fehlt, dann gibt es Defizite. Eine Interview-Collage von Nina Mayer und Tanja Baehr.

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Make the most of now Ein „Noworkingsspace“, die Agentur für zeitverschwendung und unser verhältnis zur Zeit

Endlich einmal Tennissocken in Sandalen tragen, geführte Busfahrten unternehmen, jeden Tag den Rasen pflegen, Schals stricken oder einfach nur auf dem Balkon sitzen und den Nachbarn zusehen. – Das klingt wie ein Mantra auf dem Pfad zur Zeitlosigkeit, doch vielen wird es als „Ruhestand“ bekannt sein. Aber warum nicht vorher mal zu Ruhe kommen – und auf die jeweils eigene Art?

Nürnberger Innenstadt. Vor der Zentrifuge waren dort ein Zauberladen und eine Bank beheimatet. Ein Gang mit leichtem nostalgischem Anklang mündet in einer ovalen Vorhalle, zur Linken: die Räume der Zentrifuge. Schon nach dem Durchschreiten des Eingangsportals hat man das Gefühl, in einer anderen Zeit zu sein.

Wie die Rente ist heute auch das Konzept des „Ruhestands“ gefährdet. 2012 lag das Armutsrisiko der über 65-jährigen schon bei 13,6 Prozent, Tendenz steigend. Und statt Ruhenden gibt es, laut Bundesagentur für Arbeit, rund 31 Millionen Beschäftigte in Deutschland. Dabei arbeitet der Durchschnitts-Deutsche 35,5 Stunden pro Woche. Zwar ist die Wochenarbeitszeit in den letzten Jahren zurückgegangen, doch die psychische Belastung steigt. Denn gleichzeitig wird erwartet, dass man produktiver, effizienter, flexibler und immer verfügbar ist. Die „Work-Life-Balance“ scheint aus dem Gleichgewicht geraten.

Was wäre denn „Alles Mögliche – auSSer Arbeit“?

Jede Sekunde nutzen So endet ein Arbeitstag schon längst nicht mehr im Büro, Arbeit wird auch mit nach Hause genommen. Sie schläft im selben Bett, frühstückt mit uns und sogar unterwegs sitzt sie vielen auf dem Schoß, in Form von Laptops, Handys oder Tablets. Das aktuelle Projekt der Zentrifuge bricht aus diesem Raster aus, will es doch Raum für „Alles Mögliche – außer Arbeit“ schaffen – so das Credo des „Noworkingspace“. Seit Anfang Januar 2015 ist er in Betrieb. Seine Räumlichkeiten liegen ganz unscheinbar neben einer Ramsch-Kette in der Ostermayr-Passage, mitten in der

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Diese Frage können und wollen die zwei Mitbegründer des „Noworkingspace“ Michael Schels und Otmar Potjans nicht beantworten. Denn: „Jeder hat einen anderen Bezug zu etwas, eine eigene Ansicht und Wertung“. Und weitere Informationen lassen sich auch der Homepage nicht entlocken: Wer darf kommen? Absolut jeder! Wann? Jeden Mittwoch von 18:00 – 21:00 Uhr. Wohin? Zur Ostermayr-Passage in Nürnberg. Doch warum sollte man an einem Mitwochabend nach getaner Arbeit noch einmal zum „Nicht-Arbeiten“ gehen? Otmar Potjans sieht das als eine Möglichkeit, sich inspirieren zu lassen und aus seinem Alltag auszubrechen. „Man sollte sich Zeit nehmen, um einmal gezielt nichts zu tun. Vielleicht braucht man eine Gelegenheit, über was anderes zu quatschen, um auf neue Ideen zu kommen oder zu neuen Perspektiven zu gelangen.“ Vor Ort können die Besucher einfach nur den Raum wahrnehmen oder sich mit anderen Gästen unterhalten. Man soll lernen, seine Sinne zu schärfen und der Zeit unvoreingenommen zu begegnen. Der „Noworkingspace“ soll den Besuchern Erholung bieten und sie auf andere Gedanken


bringen. Vielleicht gelangen die Gäste ja zu neuen Erkenntnissen; z.B. dass ihr Job doof ist. Zu Massenkündigungen jedoch soll der „Noworkingspace“ nicht führen. Wie die Abende aussehen, wer kommen wird und ob die Zentrifuge erforschen kann, was „alles – außer Arbeit“ eigentlich ist, steht noch in den Sternen. Doch eins ist jetzt schon sicher: Jeder darf kommen und es herausfinden! Projekte wie der „Noworkingspace“ sollen uns ausbremsen Vor den Türen der Zentrifuge tobt die konsumwütige Fußgängerzone. Unsere Welt scheint sich immer schneller zu drehen. Ein Grund sind die ständigen Veränderungen. Technik soll das Leben einfacher machen, erzieht uns aber zur Schnelllebigkeit. Fortschritte scheinen vor uns weg zu laufen. Und sie sind immer schneller als wir. Ein Beispiel: Allein in Deutschland hat sich, nach der Online-Studie von ARD und ZDF, die mobile Nutzung des Internets zwischen 2009 und 2013 von 11 auf 41 Prozent gesteigert. Man ist immer und überall erreichbar und schreibt nebenbei unzählige berufliche und private Textnachrichten und Mails. So wird der Alltag Arbeit. Und am Abend quillt der persönliche Arbeitsspeicher über und der Akku ist leer. Bei all dem Stress scheint die Möglichkeit, Zeit zu haben, um – ausdrücklich – nicht zu arbeiten, ganz verlockend. Ein vorher gegründetes Projekt mit ähnlicher Zielrichtung wie der „noworkinspace“ ist die Agentur für Zeitverschwendung. Anders als die Zentrifuge, der es um die Abwesenheit von Arbeit geht, wurde hier ein Raum geschaffen, um Zeit zu verschwenden. Die Agentur für Zeitver-

schwendung war angetreten, den Menschen das „Nichtstun“ beibringen. Doch schon kurz nach ihrer Eröffnung schloss sie wieder. Denn sie war einfach zu produktiv. Zuvor jedoch bot sie täglich von 10.00 – 22.00 Uhr so genannte “Zeitverschwendungszeiten”. Und im Sinne einer „Dauerperformance“ servierten Teilnehmer Espresso im Schneckentempo. Das Ziel des Ganzen: Nichtstun aushalten! Denn: Zeit sollte nicht effizient genutzt werden. Ein Leistungsdruck bestand nicht. Und so lockte das sonderbare Gemeinschaftsprojekt des Hamburger Kollektivs “Geheimagentur” und dem Nürnberger Staatstheater viele neugierige Passanten in eine Ruine des Konsums, den mittlerweile leer stehenden Kaufhof am Aufseßplatz.

Privatem verwischen. So wird jede Frage nach einem „Was machst du so?“ automatisch mit: „Ich arbeite als … bei…“ beantwortet, anstatt einfach nur zu sagen, was einen in letzter Zeit so bewegt hat. Und die genannten Projekte sollen genau das verdeutlichen. Denn es ist Zeit, sich auch mal Zeit zu reservieren für „Alles – außer Arbeit“, vielleicht auch dafür, das Leben nicht so ernst zu nehmen. Eine Reportage von Selina Engel, Simon Gubo und Albert Lich

Alles Unsinn, oder was? Oft geschaffen von Idealisten, Künstlern oder Freidenkern sind solche Projekte nur selten ernst zu nehmen oder gar sinnvoll für unsere Gesellschaft. – Doch stimmt das wirklich? Einerseits: Ja. – Sie irritieren. Sie haben oft kein Konzept und tauchen so schnell auf, wie sie wieder verschwinden. – Allerdings soll der „Noworkingspace“, im Gegensatz zur Agentur für Zeitverschwendung, so lange existieren, wie Gäste kommen. Die Macher hoffen sogar, dass ihr Projekt einst zum Selbstläufer wird und sich ebenso verbreitet wie ihr Konzept für den ebenfalls durch die Zentrifuge initiierten „Creative Monday“, der die Kreativwirtschaft der Metropolregion Nürnberg miteinander vernetzt. Andererseits: Nein. – Solche Anlässe sind eine Art Warnruf. Denn in unserer Gegenwart stehen Arbeit und Effizienz an erster Stelle und die Grenzen zwischen Arbeit und

Eine Reportage von Selina Engel, Simon Gubo und Albert Lich

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NOworkingspace -Alles AuSSer Arbeit Initiator Micheal Schels im Interview

Gefühlt jeden Monat eröffnet irgendwo in Deutschland ein Coworkingspace. Das sind Orte der Begegnung und Zusammenarbeit, die insbesondere in der Start-Up-, Künstler-, und IT-Szene beliebt sind. Meist in eine stabile Community eingebettet, bieten Coworkingspaces viele Vorteile, die es im eigenen Büro nicht gibt: Zufälliger und bewusster Austausch mit anderen Coworkern, verschiedene Raumkonzepte, die jeweilige Arbeitssituationen unterstützen, und meist sehr guter Kaffee. Über Twitter bin ich kürzlich auf Deutschlands ersten Noworkingspace gestoßen. Die Idee fand ich so überraschend, dass ich den Initiator Michael Schels um ein paar Antworten bat. Die möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Viel Spaß! Wilkat: Auf Ihrer Website www. noworkingspace.de heißt es: “Die Zentrifuge schafft Raum für alles Mögliche – außer Arbeit”. Was sind Beispiele für “alles Mögliche”? Michael Schels: Alles Mögliche außer Arbeit ist das, was aus dem Noworkingspace heraus erwachsen kann, ohne sich als Arbeit im klassischen Sinn zu verstehen. Das können Gespräche sein, aber auch Projekte und Ideen können ihn diesem Raum ihren Anfang nehmen. Wir wollen aus unserer alltäglichen Getriebenheit das pure Engage-

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ment heraus destillieren – Entfesselung leidenschaftlicher Energie und die Lust, etwas im Austausch zu bewegen. Arbeit, die aus solcher solidarischer Motivation heraus entsteht, ist überwundene Arbeit. Solche Arbeit will der Noworkingspace fördern, er rekurriert dabei auf den von der Zentrifuge entwickelten „ästhetischen Prozess“, ein dezent moderiertes Gespräch, bei dem die Ausklammerung zielorientierten Denkens und die Wahrnehmung ästhetischer Phänomene eine Würdigung des Ereignisses, das die Gegenwart ist, bewirkt. So entfaltet sich ein kontemplativ grundierter Raum, in dem der Kopf frei wird und sich Herz & Hirn phänomenal eingebettet erfahren. Alles geschieht im Jetzt durch mich – welch Reichtum scheint hier auf, welche Kraft ist hier zu spüren! Der Noworkingspace startete am 7. Januar 2015, insofern sind die Ideen und Projekte, die sich bislang in diesem Raum und aus diesem heraus ergeben haben, überschaubar, aber beispielgebend: Das Format „Was wäre, wenn, …“ (www. wwkommaw.de) ist vom Noworkingspace inspiriert und bereichert diesen alle zwei Monate mit einem öffentlichen und offenen Gespräch zu (uns) bewegenden Fragen. Die Initiative „Spirit Architects“ – ein Labor zur Gestaltung spiritueller Prozesse – wurde aus dem Noworkingspace heraus gegründet,

ebenso die Initiative „Offenheit in Stadt und Gesellschaft“, die im Noworkingspace ihre ersten Schritte wagt. Auch wurde eine CoNoperation der Zentrifuge mit der evangelischen Studierendengemeinde durch den Noworkingspace auf den Weg gebracht: Wir zeigen am 13. Mai einen Kurzfilm von Julian Pörksen im Noworkingspace: „’Sometimes we sit and think and sometimes we just sit’. Der Film lief 2012 auf der Berlinale. Pörksen war u.a. Assistent von Christoph Schlingensief. Im Film geht es um einen 50 jährigen, der einfach aus dem Arbeitsleben aussteigt und sich in ein Altenheim zurückzieht und dabei verschiedenste Reaktionen seiner Umwelt provoziert. Wilkat: Was wäre denn, wenn das von Ihnen im Blog erwähnte “Potenzial für ungezwungene und weltbezogene Tätigkeiten” monetären Gewinn zur Folge hat. Würde es sich dann rückwirkend doch um Arbeit handeln? Michael Schels: Es ist eine Frage der Haltung, ob Arbeit als Arbeit realisiert wird. Durch den und im Noworkingspace komme ich auf ungezwungene Weise mit meinen Selbstverständnissen, Potenzialen und Motiven in Berührung. Daraus kann ein Engagement erwachsen, das von außen wie Arbeit aussieht, vom Handelnden jedoch nicht als solche, sondern vielmehr als aus


Freiheit heraus erwachsende Tätigkeit verstanden wird. Wenn ich durch dieses und mit diesem Engagement Aufmerksamkeit erfahre und vielleicht sogar Geld verdiene, werde ich wissen, wie ich mit der Aufmerksamkeit umzugehen und das Geld zu verwenden habe. Verantwortung wandelt sich in Antwortung – das nötigende „ver“ fällt ab und Pflicht wird zu Freude. Als Noworker darf ich In aller Bescheidenheit und bei vollem Bewusstsein geistig und spirituell wachsen. Meine persönlichen Bedürfnisse spielen hierbei eine untergeordnete Rolle, da ich mein Denken, Fühlen und Handeln in einem umfassenden Sinne verstehen und schätzen lerne. Der Noworkingspace ist Trainingsund Übergangsraum für unter den Zumutungen einer Konsum- und Arbeitsgesellschaft leidende Egoisten, die auf dem Weg sind zu einer den Egoismus überwindenden Haltung, die Außen und Innen, Fremdes und Eigenes, Neues und Altbewährtes auf neue, vielleicht sogar liebende Weise zu gestalten und zu integrieren vermag. Hierbei gibt es einiges zu verlieren, noch mehr zu schenken und am meisten zu entdecken.

Wilkat: Inwieweit versteht sich der “Noworkingspace” als Gegenthese zur zunehmenden Anzahl an Coworkingspaces? Michael Schels: Coworkingspaces sind Räume für neue Formen des Zusammenarbeitens – vorwiegend im kultur- und kreativwirtschaftlichen Sektor. Sie dienen gezielt wirtschaftlichen Interessen und sind somit für innovative Entwicklungen über die gegebenen wirtschaftlich und gesellschaftlich konstruierten Realitäten hinaus nur bedingt geeignet. Der Begriff Coworkingspace steht aber auch für eine neue Kultur des Zusammenarbeitens, bei der Prinzipien des Teilens und der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen (Shared Economy, Open Source, Fair Trade etc.). Insofern weist der Coworkingspace auf einen utopischen Ort (besser gesagt in eine uns umgebende, uns durchdringende Sphäre, die es zu entdecken gilt), in die hinein sich der Noworkingspace entfaltet. Der Noworkingspace ist also keine Gegenthese zum Coworkingspace, vielmehr ist er die durch den Coworkingspace erst möglich gewordene Manifestation eines geistigen Anspruchs: Ohne finanzielles Kalkül und mit transzendierendem (wenn schon noch nicht überwundenem, aber an seiner Überwindung arbeitendem) Egoismus menschliche Potenziale schöpfen und für die Zukunft des „Raumschiffs Erde“

gemeinsam Erstrebenswertes in Angriff nehmen. Für solch tugendhafte Erkundungen braucht es Räume wie den Noworkingspace, in denen sich das Leben transzendiert und die Qualität und mit ihr auch der Wert von Arbeit in ihrer – ethisch verstandenen – Güte aufscheint. Wilkat: Vielen Dank für das Interview. Dieses Interview erschien im Weblog „The New Worker“ – hier schreibt Bastian Wilkat über die Entwicklungen in der Arbeitswelt. Dazu stellt er Projekte, Personen, Unternehmen oder Bücher vor, die die Gegenwart und die Zukunft der Arbeit positiv gestalten. Trotz optimistischer Grundausrichtung setzt er sich auch kritisch mit entstehenden Trends und Hypes auseinander. www.the-new-worker.com Twitter: @bastianwi

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ZEIT. ZWANG. LOS. – Zwang los! Die 20-jährige Anna* lebt seit gut fünf Jahren mit ihren unkontrollierbaren Ängsten, Zwängen und Ticks. Sie nimmt uns mit in ihren Alltag und stellt uns ihren Lebensgefährten vor: den Zwang

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Warum läuft jemand jeden Morgen die exakt gleiche Route ab? Warum nimmt jemand jeden Tag das exakt gleiche Frühstück ein? Warum verlieren sich diese Menschen in ihren Plänen und werden oft desolat und depressiv? Die Ursachen für derartige Ticks sind noch weitgehend ungeklärt: Die Erklärungsansätze reichen von genetischen Vorbelastungen über hormonelle Störungen bis hin zu in der Kindheit erlerntem Verhalten. Unbestritten ist jedoch, dass Betroffene wertvolle Lebenszeit und damit ein Stück Lebensqualität an ihre Zwänge verlieren.

kam der Gedanke auf: „Wenn ich meinen Zwängen nicht nachgebe, geschieht etwas Schlimmes“. Eigentlich weiß ich, dass das nicht stimmt – aber mein Kopf weiß das nicht.

Auch für Anna hat Zeit eine andere Bedeutung als für gesunde Menschen. Wir treffen die junge Frau in einem kahlen Zimmer. An der Wand hängen Zettel mit Regeln für Besuchszeiten.

PILOT: Was heißt das für Ihre Zeit, etwa Ihren Alltag, wenn wieder und wieder das „erste Männchen“ gewinnt? Anna: Die Zwänge erstrecken sich über alle Bereiche meines Lebens. Sie sind da: beim Zubettgehen, beim Aufwachen, auf dem Klo, in der Dusche, beim Zähneputzen, beim Hinsetzen, beim Öffnen von Flaschen. Immer! Beim Duschen beispielsweise brauche ich nicht wie ein normaler Mensch zehn Minuten, sondern eben eine halbe Stunde. Das sind dann ganz komische Abläufe. Das Shampoo erst links auf den Kopf, dann rechts, dann von hinten und erst zum Schluss vorne. Dreimal. Auch das Auftragen des Duschgels passiert in einer geordneten Reihenfolge.

PILOT: Sie haben Zwangsneurosen. Wo meinen Sie, könnte der Ursprung dafür liegen? Anna: Das könnte bei mir erblich bedingt sein. Meine Mama, meine Oma und mein Onkel haben ähnliche Probleme. Bei mir hat es ganz einfach damit angefangen, dass ich den Lichtschalter einmal zu oft aus und an machen wollte. Irgendwann hat sich das dann verselbstständigt. Ich selber hab‘ das gar nicht mitbekommen. Als dann auch noch meine Ängste dazugekommen sind,

PILOT: Können Sie erklären, was in Ihrem Kopf vorgeht, wenn Sie einem Zwang nachgehen? Anna: Wenn ich einem Zwang folge, fühlt sich das an, als würden sich zwei Männchen in meinem Kopf streiten. Die eine Seite sagt: „Mach es, bevor irgendetwas passiert“, die andere aber meint: „Totaler Schwachsinn!“

Ein weiteres Beispiel: Bevor ich schlafen kann, muss ich mein Handy einstecken. Erst das Ladekabel nach links, dann zweimal drauffassen, dann das Ladekabel dreimal in die Steckdose und wieder raus. Dann geh ich mit dem Kabel links von mir einmal hoch und stecke es wieder ein. Das, was auf dem Display steht, lese ich laut vor. Kissen dreimal anfassen, Füße gerade auf den Boden stellen, hochheben, wieder auf den Boden... Und so geht das immer weiter. PILOT: Wieso führen Sie alle Zwangshandlungen immer erst auf der linken Seite aus? Anna: Wieso links? Links ist für mich besser. Ich glaub, das habe ich irgendwann mal so eingespeichert, weil links das Herz ist; da muss ich manchmal selber über mich lachen. Ich denke fast durchgehend aktiv über solche Kleinigkeiten nach. PILOT: Macht Sie das ungeduldig? Anna: Ja. Es nervt. PILOT: „Nerven“ Ihre Zwänge auch andere Menschen? Und haben Sie deswegen schon unangenehme Situationen erlebt? Anna: Dass mal jemand schief guckt, kann natürlich passieren, aber ich versuche normalerweise, alle Zwänge in der Öffentlichkeit zu unterlassen. Ich wundere mich selbst darüber, dass das so gut klappt –

* Name geändert

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vielleicht ist es Schamgefühl. Ich wünschte, das würde auch so gut klappen, wenn ich alleine bin. Oft stört mich auch jemand bei der Durchführung oder beim Ablauf meiner Zwänge, dann werde ich manchmal aggressiv. In vielen Situationen macht mir das nichts aus, aber manche Abläufe sind komplexer als andere. Ich muss mich oft richtig konzentrieren. Wenn ich dann mehrmals unterbrochen werde, werde ich wütend und muss manchmal sogar weinen. Wütend ... auf denjenigen, der mich stört, aber vor allem auf mich selbst. Insgesamt bin ich oft wütend und verzweifelt. Wenn ich morgens beim Aufstehen schon so viel Zeit für Zwänge verschwende, bis ich überhaupt erst mal stehe, dann würde ich am liebsten liegen bleiben. Die Zwänge beeinträchtigen mich einfach im Alltag, schon zeittechnisch. Aber ich muss diese Abläufe befolgen. Sonst kommen Anspannung, Druck und Angst. PILOT: Wie viel Zeit „verbrauchen“ Sie denn für die Zwänge? Anna: Vielleicht eine Stunde oder so? Ich kann das nicht einschätzen. Wenn ich um acht aus dem Haus muss, muss ich spätestens um halb sieben aufstehen. Es verzögert einfach alles.

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PILOT: Halten Sie diese Zeit für verschwendet? Oder andersherum: Was ist für Sie wertvoll verbrachte Zeit? Anna: Ja! (zögert) ... Wertvolle Zeit ist für mich, wenn ich das machen kann, was ich will, und nicht das, was der Zwang gerade möchte. PILOT: Nehmen Sie die Zeit anders wahr, wenn der Zwang am Zug ist? Anna: Die Zeit, in der ich Zwänge mache, kommt mir viel länger vor, deshalb sage ich auch „nur eine Stunde Zwang am Tag“, weil es sich für mich viel länger anfühlt. Eigentlich ist es fast ein bisschen so, als ob die Zeit stehen bleibt. Ich bin dann mit meinem Kopf im Konflikt. Zum Beispiel stehe ich an der Treppe und laufe zwei Schritte nach unten, dann wird das andere Männchen zu laut und ich laufe wieder nach oben. PILOT: Laut Psychologe und „Zeitforscher“ Marc Wittmann nimmt man durch Routine Zeit als kürzer wahr. Sind Ihre Zwangsneurosen nicht eigentlich pure Routine? Anna: Jein. – Ich habe ziemlich große Probleme mit Veränderungen. Wenn ich beispielsweise eine Tasse im Zimmer stehen hab‘, kann ich sie tagelang nicht wegräumen, wenn der Tag gut war. Ich habe Angst, dass der nächste Tag dann wieder schlechter

wird, ohne Tasse. Die Zwänge sind auf jeden Fall Routine, in die ich mich manchmal auch ein bisschen flüchte. Aber dass deswegen die Zeit schneller vergeht, habe ich noch nicht bemerkt (lacht bitter). PILOT: Nun ist ja schon einige Zeit seit dem Ausbruch Ihrer Krankheit vergangen. Können Sie sich noch an früher, an die Zeit vor dieser Krankheit erinnern? Anna: Wie das Gefühl ist, keine Zwänge ausführen zu müssen, weiß ich nicht mehr, nein. PILOT: Wie stellen Sie sich dann ein Leben ohne Zwänge vor – Schneller? Freier? Besser? Anna: Die Zeit, die einem einfach so, frei zur Verfügung gestellt wird, sollte man nutzen. Ich würde vieles anders machen, wenn es ginge. Ich wäre einfach freier und entspannter, weil ich nicht mehr auf so vieles Rücksicht nehmen muss: Ob es mir gut geht, ob ich Angst habe, ob ich noch Zwänge vor mir habe etc. Jetzt ist das anders: Denn meine Zwänge sind meine Termine. Ein Gespräch mit Ida Gawlik und Julia Martschinke.


n ehe t s eige arden z n re A katebo h I e nnt oder S รถ k Hier Tanzen r ode 25


Science Fiction in Mittelfranken Von Global Playern in einer kleinen Stadt

Wir sitzen im Bus, fahren vorbei an Industriegebäuden aus Glas und Beton, die aussehen wie Raumschiffe aus einem Star Trek-Film. Alle fahren nach einem langen Arbeitstag nach Hause. Trotz Klimaanlage ist es heiß hier. Zwei modisch gekleidete Frauen unterhalten sich auf Englisch, andere reden Deutsch oder sprechen Unbekanntes. Doch durch das Rumpeln des Busses verschmelzen die vielen verschiedenen Sprachen zu einem einzigen Gemurmel. Acht Stunden zuvor: ... Wir kommen am Busbahnhof an. Er steht in der fränkischen Kleinstadt wie eine dreieckige Raumstation mit Kiosk. Auch die Menschen hier sind so

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bunt und weitgereist wie die Besatzung der USS Enterprise. Einer von ihnen bestätigt uns: „I’m from India.“ Er erzählt uns, dass die meisten seiner Kollegen aus Amerika, Indien oder Großbritannien kämen; und sich auf Englisch verständigen würden. Auf die Frage, ob er auch mit Einheimischen in Kontakt komme, antwortet er: „Yeah, if they can speak English.“ Wenig später wird deutlich, in welch abgespacetem Städtchen wir gelandet sind. Auf jedem zweiten Bus prangt das Logo von Adidas und gleich daneben das von Puma: Herzogenaurach. Ende der 40er Jahre gründeten hier die zerstrittenen Brüder Adolf und Rudolf Dassler jeder für sich eine Firma

für Sportartikel. Mittlerweile sind beide zu Global Playern herangewachsen. In der Altstadt zwischen Fachwerkhäusern: Hier bieten fränkische Bauern Erdbeeren und Spargel feil. Eine ältere Dame kann es kaum erwarten, uns ihre Meinung zu den beiden Global Playern zu sagen: „Ich bin froh, dass die Firmen da sind, sonst wär´ in Herzogenaurach ja gar nix.“ In den Geschäften treffe man schon auch mal andere Nationen. Doch nur „wenn´s was reden, kommt man freilich in Kontakt.“ Ein paar Meter weiter wird uns klar, dass es nicht an der mangelnden Redseligkeit der ausländischen Angestellten scheitert, sondern an Fremdsprachen-Kenntnissen


allgemein. Vor einem Schreibwarenladen liegen Karten aus, mit dem Spruch „Forbetter your English“. Wir gehen durch einen Torbogen in den Innenhof des Rathauses. Dort fallen unsere Blicke auf einen Brunnen: Auf einem Stein sitzt ein Schuster bei der Arbeit, links und rechts von ihm messen Kinder ihre Kräfte beim Tauziehen. Natürlich tragen die Kinder auf der einen Seite Adidas-Turnschuhe, auf der anderen Seite ist das Puma-Emblem zu sehen. Anschließend betreten wir das Rathaus und steigen eine Steintreppe hinauf, die an die Mietshäuser der 60er Jahre erinnert. Mit festem Händedruck begrüßt uns Dr. German Hacker. Überraschend groß und deutlich grauer als auf den Fotos steht uns der Bürgermeister gegenüber. Wir setzen uns an einen massiven Tisch. In einem Trophäenschrank sind mehrere Fußbälle und Turnschuhe aufgereiht. Der Bürgermeister erzählt, dass seine Familie seit Generationen in Herzogenaurach lebe. Zu den Global Playern habe er auch persönlichen Bezug: „Ich hatte eine Tante – die war so ein Puma-Urgestein.“ Auch heutzutage sind die Global Player im Stadtbild sichtbar, unter anderem durch Projekte der Stadt. Da sind beispielsweise die „city walks – Stadtspaziergänge mit dem Bürgermeister“ eine Initiative gedacht für ausländische Arbeitnehmer. Laut Hacker, sei dieses Angebot speziell für Neubürger ausgelegt und … in zwei Sprachen. „Herzogenaurach hat einen sehr hohen Personenumsatz. Die meisten sind Mitarbeiter der Firmen und nur für drei bis vier Jahre hier“, erzählt er uns. „Wir leben diese Internationalität. Englisch ist für uns Standard

geworden“, so Hacker. Er denkt dabei wohl ausschließlich an die ansässige Unternehmenswelt. Zwar seien die Unternehmen nicht mehr in der Innenstadt, da Mitarbeiterzahlen von mehr als 4500 dort nicht tragbar wären. Trotzdem legen sie viel Wert auf ihre Wurzeln, weshalb sie Herzogenaurach nicht verlassen würden. Zum Abschluss zeigt er uns noch seine Turnschuh-Sammlung. Dann machen wir uns auf zu unserer nächsten Gesprächspartnerin, der Leiterin des Amtes für Stadtmarketing und Kultur. Die Tourist-Information findet sich in einem kühlen, niedrigen Gewölbe. Dort empfängt uns Judith Jochmann. Sie wuselt quer durch ihr Büro, bevor wir unser Gespräch beginnen. Umgehend informiert sie uns, dass sie nicht viel Zeit habe; dann sitzt die Frau mit sommergesprosster Stupsnase vor uns. Zu dem Thema, ob die Internationalität der Global Player besondere Anforderungen an die Stadt stelle, erzählt uns Frau Jochmann: „Hierfür wurde in Herzogenaurach die Franconian International School gegründet, ebenso der zweisprachige Herzolino-Kindergarten.“ Auch in der Tourist-Information würden zweisprachige Angebote besonders nachgefragt. Dann kommen wir darauf zu sprechen, ob es Projekte gebe, um ausländische Mitarbeiter in das Stadtleben zu integrieren. Sie berichtet uns zwar von den Festen in Herzogenaurach, räumt aber ebenfalls ein, dass es „da keine speziellen Maßnahmen“ gebe. Wir müssen an die City Walks denken, fragen aber nicht weiter nach; denn diese Frau ist so kurz angebunden wie ihr Haarschnitt. Nachdem wir uns

verabschiedet haben, treten wir wieder hinaus in die Sommersonne. Die verwinkelte Altstadt haben wir längst hinter uns gelassen. Einfamilienhäuser mit Gartenzwergen säumen unseren Weg; schließlich werden sie von Wohnblocks ersetzt. Dann stehen wir vor einem Gebäude der adidas-Group. Als wir die hohen Zäune und die Sicherheitsschleuse sehen, wird uns sofort klar – hinter den Werkstoren beginnt eine andere Welt. Doch hier ist lediglich die Global IT. Wie groß muss erst der Hauptsitz sein? Jetzt haben wir es zwar bis zu einem Global Player geschafft, doch die Menschen in diesen Konzernen sind für uns unerreichbar. An der nahe gelegen Bushaltestelle sehen wir eine Inderin, hochschwanger, mit ihrer Mutter. Diese trägt ein Bindi und einen Sari wie aus einem Bollywood-Film. Als wir auf den Bus warten, kommen wir mit der jungen Frau ins Gespräch. Sie erzählt uns, dass ihr Mann seit drei Jahren in Herzogenaurach arbeite und dass sie nun auch hierher ziehe. Aber „The Deutsch is a problem“, fügt sie lächelnd hinzu. Dann kommt unser Bus. Wir fahren hinaus in das Industriegebiet, an uns ziehen UFOs aus Glas und Beton vorbei. Es ist heiß, trotz Klimaanlage. An der nächsten Haltestelle steigen weitere Menschen ein. Man sieht ihnen an, dass sie aus unterschiedlichen Ländern kommen, sie unterhalten sich auf Englisch. Doch muss man sie nicht verstehen, um zu wissen, warum sie hier sind – man sieht es an ihren Schuhen. Eine Reportage von Cordula Baur und Franziska Weidner.

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Nirgendwo ist es so schön wie daheim Europas erstes „Kulturwohnzimmer“: die Weinerei

„Nirgendwo ist es so schön wie daheim“. Eine Ansicht, die wohl nicht nur Dorothy aus dem Film „Der Zauberer von Oz“ vertritt. Gibt es überhaupt etwas Gemütlicheres, als einen Samstagabend in den eigenen vier Wänden? Das Sofa als bequemster Barhocker der Welt, der Wohnzimmertisch, ein Tresen, den man sitzend erreichen kann, dazu noch ein paar gute Freunde als Gäste; Home sweet home. Auch wenn es den einen oder anderen geben mag, der Bar oder Stammtisch gern sein zweites Wohnzimmer nennt, spätestens wenn man auf die geldlichen Pflichten eines Gastes zu sprechen kommt, werden die Vorteile des eigenen Heims deutlich, denn: in der Gastronomie wird die Rechnung nie ohne den Wirt gemacht. Schließlich kann man

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sich in einer Kneipe schlecht aussuchen, wie viel man für das Glas Wein zahlen möchte. Oder? Die Weinerei in Nürnberg bietet genau das; der Gast entscheidet selbst, was ihm der Abend wert ist. Es gibt weder eine feste Wein-Karte, noch feste Preise, stattdessen darf ein kleiner Obolus in Form einer „Glasmiete“ oder einer Spende entrichtet werden. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Weinerei besitzen keine Schanklizenz, können die Getränke daher nur hinstellen und Gläser für jeweils 2 Euro vermieten. Dann darf sich der Gast an Rosé und anderen Rebensäften bedienen und sein Weinglas selbst befüllen. Je nach Weinverbrauch ist am Ende eine

angemessene bis großzügige Spende fällig. Schnorrer werden als solche schnell erkannt und riskieren Hausverbot. Das ungewöhnliche Geschäftskonzept ist nicht komplett neu, die Weinerei existiert seit 2002 und auch davor gab es bereits ähnliche Lokalitäten in Berlin. Genau dort und während seines Studiums wurde der Nürnberger Christian Schroth auf die Idee aufmerksam. Begeistert von dem Prinzip sowie dem entspanntem Wohnzimmerflair, beschloss er, die Idee auch in seiner fränkischen Heimat zu realisieren. Dabei gab es von Beginn an zwei Unterschiede zum Original: Man bemühte sich in Nürnberg nicht zu sehr darum, ein Geheimtipp zu bleiben (in Berichten über die Berliner Weinerei durfte


nicht einmal die Adresse des Lokals erwähnt werden) und legte stattdessen mehr Wert auf einen kulturellen Aspekt. Schroth gründete, gemeinsam mit vier Freunden die „Gesellschaft zur Förderung von Kunst und Kultur in Europa e.V.“ – ein Verein, der mittlerweile weit mehr kulturbezogene Projekte als nur die Weinerei Nürnberg unterstützt. Danach wurde unter dem Dach einer Metallwarenfabrik in der Steinstraße erstmals eine Weinerei eröffnet. Waren Schroth und Co zunächst noch selbst ihre besten Kunden, fanden sich von Woche zu Woche mehr Freunde und Freunde von Freunden in ihrem „offenen Wohnzimmer“ ein. Die Lokalität entwickelte sich zu einem Forum für ortsansässige Fotografen, Poetry-Slammer, DJs und Filmemacher. Zwei Jahre nach der Gründung bezog die Weinerei dann Räume am Prinzregentenufer, unmittelbar vor dem Treppenaufgang zur U-Bahnstation Wöhrder Wiese. Dank der neuen Lage war das Projekt schon bald nicht mehr darauf angewiesen, von Besuchern weiterempfohlen zu werden, Nürnberger wie Touristen stolperten mittlerweile „zufällig“ zur Tür herein. Freitags und samstags luden ab 21 Uhr zwei rote Kunststoffsofas, eine Theke sowie mehrere Barhocker dazu ein, sich mit Freunden oder solchen, die es noch werden sollten, zu treffen, Wein zu trinken und den diversen Events beizuwohnen, die die Weinerei organisierte. Und längst waren es nicht mehr nur Maler und Musiker aus der Frankenmetropole, denen die Weinerei eine Plattform bot, aus ganz Deutschland lud man Künst-

ler von Rang und Namen ein. All das stets bei freiem Eintritt für die Besucher. Dass es dabei auch mal enger werden konnte, im kleinen Wohnzimmer am Prinzregentenufer, war klar. Und mehr Platz bringt viele Vorteile mit sich, auch wenn die Weinerei mal nicht brechend voll ist. Denn seit Ende letzten Jahres haben Kunst-, Kultur- und Weinfreunde nun in der Ostermayr-Passage ein neues Zuhause. Doch der erneute Umzug der Weinerei, nach guten 10 Jahren Prinzregentenufer, bietet nicht nur mehr Platz, die Betreiber entgehen am neuen Standort auch den sich häufenden Beschwerden von Anwohnern über lautes Gelächter und laute Musik zu später Stunde. Allzu wohnzimmerhaft erscheint die „neue“ Weinerei auf den ersten Blick nun nicht mehr. Ein ehemaliges Schaufenster ziert den Eingang, der wegen einer fehlenden Scheibe auch von außen betreten werden kann und mit einem goldenen Sofa bestückt ist. An der Glastür gibt ein handgeschriebenes Schild der „Weinerei“ ihren Namen. Innen finden sich die gewohnten zusammengewürfelten Sofas, Couchtische und Stühle, dazu heruntergebrannte Kerzen samt Kerzenständern in den Ecken, Theke, DJ-Pult und eine Treppe, die sowohl als weitere Sitzgelegenheit genutzt wird, als auch dafür, in die obere Etage zu gelangen, in der nun größere Ausstellungen Platz finden. Zusätzlich werden die neuen Räumlichkeiten jetzt auch außerhalb der Öffnungszeiten der Weinerei genutzt; die Zentrifuge e.V. findet dort Platz für die Arbeiten am zweimal jährlich

erscheinenden Kulturmagazin PILOT, sowie ihren „Noworkingspace“, in dem „Alles – außer Arbeit“ stattfindet. Und wo ginge das besser, als in einer Symbiose aus Wohnzimmer und Kneipe? Letztlich bleibt nur noch eine Frage zu klären: Kann die Weinerei sich mit ihrem doch recht ungewöhnlichen Geschäftsmodell über Wasser halten? Dirk Murschall, der 2. Vorstand der Weinerei, meint Ja: „Das Geschäftsmodell trägt sich. Die Weinerei ist grundsätzlich nicht auf Förderung angewiesen. Es ist natürlich schön, wenn die Stadt Nürnberg uns unterstützt – und das tut sie auch – aber der Betrieb finanziert sich rein über das, was die Leute an einem Abend in den Spendentopf werfen.“ Gestützt wird seine Aussage durch den Umstand, dass die Weinerei seit 2002 fast durchgehend geöffnet hatte, sieht man von kurzen umzugs- und umbaubedingten Pausen ab. Und in all den Jahren seines Bestehens ist das Projekt stets seinen Grundprinzipien treu geblieben und bis heute eine wohnzimmerartige Plattform für Kunst und Kultur, fernab von kommerziellen Absichten. – Und wenn Dorothy aus Oz nach Hause zurückkehrt und irgendwann alt genug ist, um sich ein Glas Wein zu gönnen, wird sie nach ihrem Besuch hier sicherlich der Meinung sein: „Nirgends ist es so schön wie in der Weinerei!“. Eine Reportage von Nadine Fischer und Daniel Fersch

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Schäuferle-Topping - oder die HEIMAT der Inklusion Ein Gespräch mit Sandra Engelhardt und Johannes Herzing

Auf dem tristen Parkplatz von „Auf AEG“ steht ein Imbisswagen – und leuchtet türkis. Gerade grundieren die beiden Initiatoren von HEIMAT, Sandra und Johannes, ihre EssStation. Schon strahlt die hölzerne Theke. Bald werden hier Brote verkauft. SE: Ich bin Sandra Engelhardt, selbstständig im Bereich Marketingberatung. Ich habe 8 Jahre lang in einer großen Agentur in Nürnberg gearbeitet und neben meinem Job habe ich HEIMAT konzipiert. JH: Mein Name ist Johannes Herzing. Ich bin 31 Jahre alt und arbeite mittlerweile seit 11 Jahren als Heilerziehungspfleger in Wohnheimen für Behinderte. PILOT: Was hat euch beide als Team zusammen geführt? SE: Wir wurden uns auf einer Party vorgestellt. Ein gemeinsamer Freund meinte, ich solle unbedingt mal mit Johannes sprechen, weil er Erfahrung mit Behinderten hat und genau so was machen will wie ich. Eine Fügung des Schicksals!

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JH: Genau so. In unserem Freundeskreis haben wir schon länger mal über Selbstständigkeit gesprochen. Denn irgendwann muss man mal was selber machen. Ich bin aber weiterhin noch im Wohnheim tätig. PILOT: Und was hat es auf sich mit HEIMAT? SE: HEIMAT ist ein gastronomisches Inklusionskonzept ... bei dem Brote verkauft werden, die ganz außergewöhnlich und individuell kombinierbar sind. Uns ist wichtig, in den Alltag der Menschen zu gehen. Der Unterschied zwischen Inklusion und Integration ist nämlich, dass man keine Gruppe irgendwo hineinsetzt, sondern es ganz natürlich ist, dass Begegnungen stattfinden. Da haben wir als erstes an die Gastronomie gedacht, denn die nutzt ja irgendwie jeder. Und mobil sollte es sein, weil das finanziell leichter zu stemmen ist und wir so gleich an mehreren Orten an Menschen herantreten können, vor allem auf Festivals. Aber warum macht ihr das?

SE: Meine große Motivation war, aus dem Agenturleben rauszugehen, und etwas zu schaffen, was wirklich Bestand hat. Zum anderen ging es mir auch darum, mich selbst zu beobachten – und meine Unsicherheit im Umgang mit Behinderten zu überwinden. Wenn es unserer Zielgruppe ähnlich geht wie mir, dann brauchen wir einfach mehr Begegnungen. JH: Ich beobachte einen zu vorsichtigen Umgang mit Behinderten. Es braucht diesen Mitleidsfaktor nicht. Das sind Leute wie du und ich, die haben halt bloß dieses Handicap. PILOT: Wie finanziert sich die HEIMAT? SE: Den Wagen habe ich privat gekauft. Den ganzen Ausbau, der wirklich teuer war, haben wir über eine Crowdfunding Kampagne finanziert. Da sind 7.500 Euro zusammengekommen. Das war der Wahnsinn! Dann kam noch die Sparkasse Nürnberg auf uns zu und hat uns mit einer großzügigen Spende von 3.000 Euro unterstützt. In Zukunft finanzieren wir uns hoffentlich über eigene


Einnahmen. Wir selbst werden dieses Jahr auf jeden Fall kein Geld damit verdienen, sondern draufzahlen. Brote soll es geben ... Worauf legt ihr Wert bei der Auswahl eurer Produkte? SE: Wir legen Wert auf regionale oder Bio-Produkte. Die Shirts sind Fair Trade, unser Zulieferer ist „Roy‘s Naturkost“, Brot bekommen wir von „Hildes Backwut“ und wir haben die „Metzgerei Lindner“ in Pegnitz, die mit regionalen Bauern zusammen arbeitet und die uns jetzt – am Anfang – auch ein paar Schäuferle sponsert. Wir haben nämlich ein „Schäuferle-Topping“ PILOT: Warum habt ihr für HEIMAT noch einen Verein, den „Prima e.V.“ gegründet? SE: Wir haben gemerkt, dass wir als Privatpersonen nicht wirklich ernst genommen wurden, ohne Unterstützung durch einen Träger. Nun können wir auch Spendenquittungen ausstellen, was super ist. Durch die Gemeinnützigkeit haben wir auch andere Vorteile wie zum Beispiel bei Standgebühren. Wir haben insgesamt sieben Gründungsmitglieder, alles Leute, die sich ganz stark mit HEIMAT identifizieren und viele verschiedene Kompetenzen abdecken. PILOT: Wie kann man euch, außer finanziell, noch unterstützen? Beide (lachen): Beim Streichen ... JH: Durch Mitarbeit auf Festivals! Als Fahrdienst oder als Begleitung für die Leute in den Pausen. Einfach mit ihnen über ein Fest laufen, was trinken oder eine Band anschauen.

PILOT: Wie wählt ihr eure Standorte? SE: Wir gehen nur auf Festivals, wo Inklusion bisher keine zentrale Rolle spielt. JH: Jedes Wochenende können wir das auch nicht, wir arbeiten ja beide noch nebenbei – und ab und zu braucht man auch mal Freizeit! PILOT: Wie schaut ein Tag aus, wenn HEIMAT unterwegs ist? SE: Wir werden größtenteils in der Gastro-Küche von „Wittenstein“ vorbereiten, am besten alle zusammen. Am Tag selbst wird der Wagen hingebracht, aufgebaut und dann gibt es ein kurzes Team-Meeting, damit die Leute sich wohlfühlen und nicht gestresst sind. Und dann haben wir hoffentlich viele zufriedene Gäste. PILOT: Und die Bezahlung? SE: Wir zahlen einen für die Gastronomie ganz regulären Stundensatz von 8 Euro. Und Nicht-Behinderte arbeiten auf ehrenamtlicher Basis mit. PILOT: Und im Winter? SE: Den Imbisswagen wird es dann nicht geben, vielleicht schaffen wir es, eine feste Gastronomie zu stemmen oder Catering anzubieten, aber sicher noch nicht in diesem Winter. Doch vorher kommt für uns erst einmal der Sommer der Erfahrungswerte. PILOT: Wo kommt der Anhänger her? SE: Vom Bodensee. Der hat einer Metzgerei gehört und wurde nur zweimal im Jahr rausgeholt. Wir haben ihn im Internet gefunden, sind dann runter gefahren und haben ihn gleich gekauft.

PILOT: Was war das für ein Gefühl? SE: Voll geil! Wirklich so: Man, wir sind jetzt Imbisswagenbesitzer. Einfach so das Geld auf den Tisch zu legen und zu sagen, jetzt fährt man damit heim. Das war ein wichtiger Schritt, denn dann wurde es endlich real. Wir haben zwei Jahre lang an dem Konzept gearbeitet, alles war auf dem Papier und mit dem Wagen weiß man: jetzt geht’s endlich los. Wir haben dann erst einmal zusammen ein Bier da drin getrunken. Und es war arschkalt. PILOT: Bekommt ihr die Unterstützung die ihr euch gewünscht habt? Einstimmig: Ja! Aber es gibt auch Schwierigkeiten… PILOT: Und welche? Beide: Das dürfen wir nicht sagen − es gibt welche! PILOT: Die HEIMAT in 5 Jahren ...? SE: Also ich fände es schön, wenn die HEIMAT ein festes Lokal bekommt. Vielleicht merken wir aber auch, dass wir überhaupt keinen Bock mehr haben. Dass die Idee total fantastisch war, aber es eigentlich nur Stress ist und es Keinem Spaß macht. Dann sagen wir: es war ein schöner Traum und wir haben es immerhin probiert. Bestenfalls ist es total super, die Mitarbeiter freuen sich, wir freuen uns und die Gäste sind zufrieden. JH: Ja, das wird man jetzt sehen. Ich will da keine Prognosen in irgendeine Richtung stellen, einfach mal machen! Alles einfach auf uns zukommen lassen. Marie-Lena Standhaft und Sarah Müller

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Die „Quelle“ kaufen? Wirklich kein Fake Ein gigantisches Projekt und wie man auf die idee kam

„Bill Gates hat auch in einer Garage angefangen, unsere Garage ist eben etwas größer“ – Sie meinen es wirklich ernst. „Wir machen es einfach! Wir kaufen es ... dieses Monstrum!“ – die Mitglieder des Vereins „Wir kaufen die Quelle e.V.“ sind hoch motiviert, obwohl das Projekt so riesig ist. Und trotz der Schwierigkeiten, die auf sie zukommen werden, lassen sie sich nicht entmutigen. Die „wilden Ideenschreiber“ haben schon einiges erreicht – von der Vereinssatzung und ersten Spenden bis zum regionalen Medienecho. Nürnberg, U-Bahn-Station „Eberhardshof“:

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Gleich um die Ecke ist das Gebäude des ehemaligen Versandhauses Quelle. Die Klinkerfassade wird von den Supermärkten in der Umgebung angestrahlt, dennoch ist der oberste Baustein von unten nicht mehr zu erkennen. Das ist auch nicht verwunderlich bei einem Gebäudekomplex, der rund 250.000 m2 groß ist. Auf dieser Grundfläche könnte man den Buckingham Palast mehr als dreimal errichten. Das „Heute“ – so heißt der Raum, der von allen Quelle-Mietern genutzt werden kann. Hier wird jeden Mittwochabend versucht, allen Anliegen in Sachen „Quelle

kaufen“ gerecht zu werden – in gemütlicher Atmosphäre: für gedimmtes Licht sorgen ein Baustrahler und ein Kronleuchter aus Papierbechern, die Wände rechts und links sind mit alten Plakaten und Flyern tapeziert. Anfangs wollten sie nur aus einer Tankstelle eine Schreinerei machen. Der Insolvenzverwalter der Quelle war dagegen. So wurde aus einer kleinen Idee ein großes Vorhaben und aus einer Zapfsäule auf dem Gelände der ganze Gebäudekomplex. „Wir kaufen die Quelle. Du auch!“ so der Leitspruch. Warum? Der Vereinsvorsitzende und Architekt Matthias Neubeck – ein hoch-


gewachsener Mann mit Vollbart und kurzer Strickmütze – sagt es in einem Satz: „Wir wollten nur an dieser Ressource teilhaben.“ Die Stimmen hallen in den leeren Räumen der ehemaligen Quelle wieder. Das Projekt – eine Stadt in der Stadt – soll die Räume wieder füllen. Die Vision: In der Zukunft soll es hier alles geben, was eine Stadt braucht; vom Kinderbetreuer über den Mechaniker bis hin zum Arzt. Jedes Vorhaben wird Gehör finden, solange es in das Konzept passt. Hierbei lohnt sich Eigeninitiative, denn engagierte Leute werden vom Verein unterstützt.

„Macht entsteht dann, wenn einer was macht!“ so Christian Weiß, Kassenwart und im Vorstand des Vereins. In der Zukunft soll hier mal das Herzstück von Nürnberg entstehen. Und es soll es eine basisdemokratische Struktur haben. Anderseits spricht man von einem leitenden Gremium und einem Verwaltungssystem. Eventuell haben auch Spender durch Fördermitgliedschaften Einfluss auf die spätere Gestaltung der Räume. Es ist schwer, sich die Größe des Projekts auch nur annähernd vorzustellen. Damit das Minimum überhaupt denkbar ist, müss-

te bei ca. 500.000 Einwohnern Nürnbergs jeder 65 Euro spenden. Geht man vom ersten Termin der Zwangsversteigerung am 9. Juni 2015 aus, so würden bei dieser Summe der Kaufpreis und erste Verwaltungskosten gedeckt. Für spätere Sanierungen würden jedoch noch mindestens weitere 250 Millionen Euro benötigt – Matthias Neubeck rechnet mit circa 1.000 Euro pro Quadratmeter. Für die erste Hürde will der Verein ein Spendenkonto eröffnen und ein Crowdfunding starten. Einige Voraussetzungen für den Erfolg dafür sind bereits erreicht, ein

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großes Interesse der Medien ist vorhanden und die Mitglieder sind motiviert – nicht zuletzt durch die Aufmerksamkeit, die ihrem Projekt zuteil wird. Jedoch wurde die Gemeinnützigkeit des Vereins seitens des Verwaltungsgerichts noch nicht bestätigt. Somit können noch keine Spenden angenommen werden. Um eine zweite Säule, staatliche Förderungen, bemüht sich der Verein bereits, der Antrag bei der „Stadtentwicklungspolitik“ läuft. Dieser beinhaltet 100.000 Euro Fördergelder, aufgeteilt für die nächsten drei Jahre. Der nächste Schritt: „Das 1. Quartal

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2015 wäre für uns dazu da – vorausgesetzt wir bekommen die Fördergelder – das Büro zu professionalisieren“, sagt Christian Weiß. Nach dem Kauf – und um das Projekt zu verwirklichen – stehen noch weitere Schritte aus: ein Verwaltungssystem aufbauen, das Objekt auf weitere Mängel untersuchen, es sanieren, mit Energie versorgen, es vermieten, Arbeitsplätze schaffen und mehr. Letzteres will man aufteilen auf Teilzeitarbeitskräfte bzw. ehrenamtliche Mitarbeiter, die nicht nur Experten auf ihrem Gebiet sein sollten, sondern sich auch mit dem Vorhaben identifizieren müssen. Für

die momentan zwölf Mitglieder wird das Projekt über kurz oder lang zum Vollzeitjob. Das kann sich nicht jeder vorstellen; auch der Vereinsvorsitzende nicht, der bereits über seinen eigenen Ausstieg nachdenkt. Matthias Neubeck möchte später, so ließ er in einem Interview verlauten, die „Stadt in der Stadt“ auch genießen können. „Diese Gruppe macht relevante, gesellschaftlich wichtige Arbeit, und das fühlt sich gut an“, so Christian Weiß. Vieles trägt zur persönlichen Befriedigung bei: wertvolle zwischenmenschliche Beziehungen und berufliche Kontakte, sich in Fachbereiche


einzulesen, sie zu studieren, und das eigene Wissen zu erweitern. Und zwar nicht nur für den Einzelnen, sondern für jeden Beteiligten. So wie auch das Image der alternativen Szene verbessert wurde. Im Vordergrund dürfte für alle im Haus jedoch etwas viel Wichtigeres stehen, nämlich die angemieteten Ateliers und Büros behalten zu können. In den Räumen: der Geruch von frischer Farbe – der Geruch der Hoffnung. Doch was passiert, wenn sie es nicht schaffen? Eine Option wäre: nicht die komplette Quelle, sondern nur einen Teil davon zu kaufen und mit anderen Investoren zusammen zu

arbeiten. Auch eine Fusion mit einem anderen Verein wäre denkbar. Erstrebenswert scheint in jedem Fall eine Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. Sollten sie keinen Teil der Quelle erwerben können, so geht das bereits eingeworbene Geld an die Stadt Nürnberg und muss für Kunst und Kultur verwendet werden. Ob der Traum nun wahr wird oder nicht, Christian Weiß bleibt zuversichtlich: „…die zweitbeste Lösung wäre immer noch super!“ Und mit den bisherigen Erfolgen sind die Vereinsmitglieder zufrieden. Christian Weiß, Kassenwart und bil-

dende Künstler in einer schwarzen Skihose, bevorzugt einen anti-autoritären Lebensstil. Er meint: „Die letztendliche Professionalisierung ist davon abhängig, wie wir uns dann auch geldmäßig etablieren können, ob wir wirklich gut dotierte Förderungen bekommen – in Kombination mit Spenden. Aber selbst dann zieh’ ich keinen Anzug an.“ Eine Reportage von Andreas Hechtfischer, Maria Noll und Stefania Santoro

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zentrifuge Termine und Projekte

Forschen, entwickeln und arbeiten mit dem ästhetischen Prozess … so lässt sich das Wirkungsfeld der Zentrifuge umschreiben. Wir initiieren und pflegen interdisziplinäre Begegnungen kreativer und weltoffener Menschen aus unterschiedlichen Lebensund Arbeitswelten. Die Besinnung auf die Ästhetik ist dabei zentral: Als die Wahrnehmung dessen, was in uns und um uns im Augenblick geschieht und der Versuch, die Qualität dieses Geschehens herauszuarbeiten und dabei über den eigenen begrenzten Horizont hinaus zu wachsen. Mit der Zentrifuge üben wir ein lebendiges Verhältnis zu uns, zu unseren Mitmenschen und zu unserer Mitwelt ein. Wir begegnen dabei Phänomenen unseres Bewusstseins wie unserer Wahrnehmung und erleben diese als elementar. Die Zentrifuge verwirklicht sich als ästhetisches Labor, das scheinbar festgefügte Realitäten in Austausch bringt, verflüssigt und in der Lockerung der Verhältnisse neue Perspektiven eröffnet. Aus der scheinbar profanen Wirklichkeit destilliert die Zentrifuge die Bedeutsamkeit des Gegenwärtigen in all seinen Facetten heraus – auch und gerade im Hinblick auf unser Verhältnis zu Vergangenem und zu Künftigem. Der ästhetische Prozess der Zentrifuge ist rational, emotional und wirklichkeitsformend zugleich, er bringt unser Denken, Fühlen und Handeln in einen neuen Zusammenhang. Wir selbst können diesen Zusammenhang spielerisch und konstruktiv gestalten, indem wir uns auf ihn mit all unseren (Entwicklungs-)Möglichkeiten, Erfahrungen und Kenntnissen einlassen.

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No working space Der Noworkingspace lädt immer Mittwochs zwischen 18 und 21 Uhr zu einem offenen Austausch ein. Er ist der öffentliche Begegnungsraum der Zentrifuge. Der Eintritt ist frei. Im Rahmen des Noworkingspace finden auch vereinzelt Veranstaltungen statt – von Gesprächen und Podien über Klangkunst bis hin zu Lesungen oder Performances. Aktuelles unter www. noworkingspace.de.

Akustische Kunst

Film

Dialog

AMMANN / HORN – Instant Auditives 2.0 UKO Günter Horn: Manipulierte Gitarre Michael Ammann: Phonetik

SOMETIMES WE SIT AND THINK AND SOMETIMES WE JUST SIT 32 Min, Kurzspielfilm, HD, Farbe Autor/ Regie Julian Pörksen

Was wäre, wenn … wir verzichten würden Das offene Gespräch im Möglichkeitsraum der Zentrifuge www.wwkommaw.de

Termin 06.05.2015, 20:30 Uhr Ort Ostermayr Passage Weinerei Königstraße 33–37 90402 Nürnberg Eintritt frei Spenden erbeten

Der Film lief 2012 auf der Berlinale. Julian Pörksen war u.a. Assistent von Christoph Schlingensief. Im Film geht es um einen 50-Jährigen, der einfach aus dem Arbeitsleben aussteigt und sich in ein Altenheim zurückzieht und dabei verschiedenste Reaktionen seiner Umwelt provoziert.

Termin 20.05.2015, 20:00 Uhr Ort Ostermayr Passage Weinerei Königstraße 33–37 90402 Nürnberg Eintritt frei

In Kooperation mit der evangelischen Studierendengemeinde Nürnberg. Termin 13.05.2015, 20:00 Uhr Ort Ostermayr Passage Weinerei Königstraße 33–37 90402 Nürnberg Eintritt frei

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Aktuelle Projekte

Engineering 2050

Forschende Kunst

CreativeMonday

Entwicklungsplattform für den Anlagenbau der Zukunft. Die Zentrifuge steuert hier künstlerische und gesellschaftliche Perspektiven bei. In diesem international angelegten Projekt fließen Kompetenzen und Perspektiven aus den Bereichen Technik, Industrie, Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft zusammen. www.engineering2050.de

Der Intensivkurs der Zentrifuge. Interdisziplinärer Austausch zu bewegenden Themen unserer Zeit. Ideeninkubator, Projektentwicklung und Dokumentation. Forschende Kunst 3 beschäftigt sich mit dem Thema „Perspektiven des Alterns“. www.forschende-kunst.de

Dieses von der Zentrifuge initiierte Format zur Vernetzung und zur Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft vor Ort wirkt weit über Nürnberg hinaus und hat auch schon in einigen anderen deutschen Städten Nachahmer gefunden. Das Nürnberger Original findet statt in Kooperation mit dem Neuen Museum Nürnberg. www.facebook.com/ CreativeMondayNuernberg

Z-Zeit auf Radio Z Z-Zeit - so heißt die Radiosendung der Zentrifuge auf Radio Z (95,8 MHz). Hier laden wir Künstler, Projektemacher und Kreative ins Studio ein und sprechen mit ihnen über und deren Arbeit und ihre aktuellen Projekte. Immer an einem fünften Montag im Monat von 20:00 bis 21:00 Uhr, in diesem Jahr also nochmal am 29. Juni, am 31. August und am 30. November. Die Sendemitschnitte kann man online nachhören unter: www.kulturhallenuernberg.ning.com/ page/z-zeit-1

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demnächst

Mensch und Welt Neues Format (in Entwicklung)

Begegnungs- und Austauschplattform für lokale Initiativen mit globaler Perspektive. Der Fokus dieser von der Zentrifuge initiierten Veranstaltung liegt auf Vernetzung und Austausch von Menschen, Initiativen und Projekten mit globaler Perspektive und lokaler Verortung. Die Zentrifuge zeigt mit dieser Veranstaltung auf, was in der Begegnung global, sozial, künstlerisch, kreativ und spirituell motivierter Projekte und Initiativen geschieht und möglich ist. Aus dieser Veranstaltung heraus sollen weitere Veranstaltungen an anderen Orten angeregt werden, die mit der globalen Perspektive einen lebendigen, offenen, kreativen und selbstverantwortlichen Geist teilen. Dieses Format wird entwickelt mit freundlicher Unterstützung durch MARMICK – sechs Werke für die Eine Welt. Weitere Partner sind herzlich willkommen.

Impressum Zentrifuge e.V. c/o KULTurbüro Schels Adam-Klein-Str. 112 90431 Nürnberg

ms@zentrifuge-nuernberg.de www.zentrifuge-nuernberg.de www.facebook.com/zentrifuge

Vereinssitz: Nürnberg, VR 200589 Vorstand: Michael Schels, Otmar Potjans, Barbara Kastura Bankverbindung: Sparkasse Nürnberg IBAN: DE97760501010010253904 BIC: SSKNDE77XXX

PILOT – Magazin der Zentrifuge Dritte Ausgabe Frühjahr/Sommer 2015

Idee, Konzept: Michael Schels, Ronald Zehmeister Redaktion: Michael Schels Illustration & Layout: Ramona Obermann Beratung Layout & Typografie: Robert Schlund

Bildnachweise Titelseite Ramona Obermann monaobermann.de Seite 6-9 Winfried Baumann

Seite 10/12/13 Günter Derleth Seite 11 Norbert Mebert

Seite 14-15 Quantum Kunst / Thor van Horn Seite 16/17 Ramona Obermann Seite 18-21 Sophie Gres

Seite 22-24 Ryan McGuire

Seite 26/27 Franziska Weidner Seite 28/29 Dirk Murschall sugarraybanister.de Seite 30/31 Sarah Müller meandsarah.net

Seite 32-35 Danko Green gesichterderstadt.wordpress.com

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Sie mĂśchten im Magazin PILOT kĂźnftig eine Anzeige schalten? Sprechen Sie uns an! Michael Schels ms@zentrifuge-nuernberg.de


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