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Ehrfurcht vor dem Wunder Leben

Die von wundersam betriebene künstlerische Forschung ist eine Mischung aus neugieriger, flanierender, phänomenologischer und kontemplativer (Natur-)Erkundung, sensibler, vorsichtiger, tastender Wahrnehmung über alle Sinne (einschließlich des Denkens und Fühlens und des siebten Sinns), schöpferischem Ausdruck und einfühlsam-verinnerlichender Lektüre exemplarischer natur- und geisteswissenschaftlicher Texte vorwiegend philosophischer, psychologischer, literarischer, künstlerischer oder spiritueller Art.

Eine von fragendem, möglichst unvoreingenommenem Bewusstsein begleitete Wahrnehmung (von Stimmungen, Atmosphären, Landschaften, Bildern, Texten, Projekten, Ereignissen, Gefühlen, Gedanken etc.) ist bei der wundersam-Forschung zentral – erkundet werden äußere und innere (Bewusstseins-)Räume und seelisch-leibliche Zonen, Prozesse und Muster.

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wundersam-Forschende versuchen bei ihren Erkundungen und schöpferischen Entwicklungen eine vor-reflexive, intuitive Haltung einzunehmen, bei der Phänomene in ihrer gegenwärtigen, ursprünglichen, unmittelbaren, vielfältig verflochtenen Beziehungskraft erscheinen bzw. wahrgenommen werden und dabei eine ungeahnte Bedeutsamkeit entfalten können – die Forschenden werden sich selbst staunend als betrachtende und erkundende Wesen fragwürdig.

Natürlich bleibt es nicht beim bloßen Staunen – nach dem und oft auch schon im Zuge des intuitiven Warhnehmens wird auch gedanklich erfasst und zu verstehen und in Begriffe zu fassen versucht, was sich im jeweiligen Augenblick überwiegend außerhalb des Verstandes wortlos ereignet(e) und was in solch kontemplativer Schau auf spürendem, fühlendem, tastendem Wege zutraulich und zugänglich wird bzw. wurde. Das Bewusstsein bzw. Erkennen von etwas erscheint in solcher Erkundung über-individuell, es entfaltet sich im sinnlichen Wahrnehmen, das sich im Grunde als ein Geistiges ereignet und wird nicht von bzw. aus einem bloß theoretisch konstruierten, transzendentalen Ich rein aus dem bzw. im Verstand geschaffen. Das Gesuchte (oder ist es das Sich-zeigen-Wollende?) scheint auf im Zuge der Schau - im Wahrnehmungs- und Ereignis-Raum (oder -Feld) zwischen dem Erkennenden und dem Erkannten – einem Bereich, der zugleich ein geistiger wie leiblicher wie gegenständlicher ist, changierend zwischen konkret erscheinend, persönlich wahrnehmbar und begrifflich abstrahierend.

Diese spürbar relevante, begriffslose wie begriffliche Wahrnehmungs- und Erkenntnis-Methode wurde und wird weiterhin im Zuge der künstlerischen wundersam-Forschung entwickelt und ausgebaut, um einen möglichst sensiblen, fühlenden, unvoreingenommenen Blick in einen unbestimmten, unverfügbaren und geradezu heilig zu nennenden Gegenwarts-Raum zu eröffnen, der seinerseits ein wahrnehmender, sehender Perspektiven-Ermöglichungsraum ist – die lebendige Welt mit all ihren zugänglichen geistigen, feinstofflichen und materiellen

Bestandteilen und Zusammenhängen offenbart sich so als ein unendlich komplexes, multiperspektivisches, verwobenes und von Geist durchdrungenes Geschehen, das trotz oder gerade wegen seiner erotischen bis schmerzhaften Widerständigkeit liebend Leben gebiert, empfängt, umfängt und bewahrt.

Es ist ein gegenseitiges Erkennen und Durchdringen, ein beiderseitiges Sehen und GesehenWerden. Sehen als Gestalt-Wahrnehmen im weitesten Sinne: eine Figur, eine Stimmung, ein Gefühl, ein Windhauch, eine Berührung, eine Landschaft, eine Absicht, eine Frage etc. wollen sich im Wahrgenommen-Werden zeigen – und diese im Phänomen enthaltene Neigung (ab wann ist es eine Absicht?) zeigt sich der forschenden Betrachtung zumeist nur geahnt am Rande (des jeweiligen Bewusstseins) – da, wo das sich Zeigende (nicht das in der Wissenschaft ja zumeist gewaltsam Analysierte und Zurechtgebogene) in seiner Ganzheit und Würde am reinsten (nämlich eigentlich intim) gegeben ist.

wundersam Forschende suchen naturnahe Situationen auf (das kann eine Landschaft sein oder auch die Betrachtung einer Blume oder eines Kristalls) und lassen – wenn vielleicht auch nur für einen Augenblick – in der Begegnung mit gemeinhin als alltäglich empfundenen Erscheinungen eingeprägte Muster und Denkgewohnheiten hinter sich. Sie vollziehen in stiller Betrachtung einen mutig-gewagten, vertrauensvollen Bewusstseinssprung in das Zwischen-denDingen und huldigen in Ehrfurcht das namenlose Wunder, das sich im Jetzt ereignet und das weit über sie als Forschende wie als Menschen hinausweist. Dieses Wunder gilt es erfahrbar, wirklich und wahr werden zu lassen. Lasst uns das Staunen und das Leben (wieder) lernen.

Um ihre Untersuchungen nicht ins Leere laufen zu lassen oder sich in womöglich unhaltbaren oder gar unteilbaren Ansichten zu verlieren, suchen wundersam-Forschende immer auch den kritisch-konstruktiven Austausch über das Erfahrene und Erkannte bzw. das zu Erfahrende und das zu Erkennende. Solche Begegnungen bergen auch wertvolle Potenziale für zukunftsorientierte, wandlungsfähige Gemeinschaften, Organisationen und Unternehmen, da sie tragende Veränderungsprozesse anstoßen und begleiten können. Die fragenden, wahrnehmungs- und bewusstseinsbezogenen Erkundungen, wie wundersam sie praktiziert, wirken als Impulse, die im Dialog ganzheitliche, gemeinsam geprüfte und geteilte Sichtweisen und Verstehens-Horizonte und damit lebendige Handlungsspielräume eröffnen. Man kann diese Spielräume auch nachhaltig nennen, zumal nachhaltig als Begriff überhaupt erst Sinn macht, wenn man ihn über rein technische, wirtschaftliche oder politische Interessen und Verwertungen hinaus versteht.

Da der Gegenstand der wundersam-Untersuchungen im Grunde das Leben selbst ist und dieses sich nicht rein begrifflich oder rational fixieren oder zur Darstellung bringen lässt, setzt wundersam auf kreative Ausdrucks- und Präsentationsformen und interdisziplinäre Austauschformate. Diese Publikation mit allen in ihr und durch sie sich ereignenden Begegnungen, Korrespondenzen und Freundschaften ist ein Beispiel dafür.

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