Zeppelin Universität | artsprogram | Cicerone 2013

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artsprogram


Cicerone

Bildende Kunst an der Zeppelin Universität

Mit der Präsenz von zeitgenössischer Kunst an der Zeppelin Universität wird einer logisch-rationalen Welterfassung eine mit Bildern arbeitende Reflexion ergänzend zur Seite gestellt. Durch ihre Andersartigkeit lässt Kunst einen Mehrwert für den nichtmusealen Ort entstehen, indem sie Gelegenheiten zu Erfahrungen besonderer Art schafft und neuartige, visuell strukturierte Anregungsarenen generiert. Für einen Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft werden KünstlerInnen, die in ihren Kunstpositionen gesellschaftsrelevante Fragen stellen und Kunst als Forschung verstehen, eingeladen auf den universitären Kontext und seine Themen Bezug zu nehmen. Ihre künstlerischen Produktionen und Projekte, die für die spezifischen lokalen und sozialen Fragestellungen entwickelt werden, prägen die ästhetische Identität und Atmosphäre der Universität und nehmen vielseitigen Einfluss auf das universitäre Leben. Die Einladungen an KünstlerInnen, in längerfristigen Projekten zu forschen, Ereignisse und Feste inhaltlich mit Beiträgen zu bereichern, in Veranstaltungen und Eröffnungen ihren spezifischen Ansatz vorzustellen, studentische Initiativen und Projektarbeiten in der Lehre zu betreuen, ermöglichen an der Zeppelin Universität eine lebendige Erfahrung künstlerischer Praxis. Durch die kontinuierliche Zusammenarbeit mit KünstlerInnen können zeitgenössische künstlerische Methoden und Handlungsweisen erlebt und gemeinsam praktiziert werden. Gleichzeitig wird die komplexe Vielfalt aktueller Kunstproduktion in öffentlichen Veranstaltungen reflektiert, indem zur Erforschung künstlerischer Praxis KünstlerInnen zum Gespräch über ihr Werk und ihre Methodik eingeladen werden. Kunst, die sich als Erkenntnisinstrumentarium versteht, wird in den Künstlergesprächen selbst zum Untersuchungsgegenstand. Die künstlerischen Techniken des Denkens in Bildern und der Sichtbarmachung von Ideen können an der Zeppelin Universität auch an der sinnlichen Präsenz der teils temporär, teils dauerhaft installierten konzeptuellen Arbeiten nachvollzogen werden. Die den Ort definierenden Werke, Installationen und Interventionen fordern vertraute Wahrnehmungs-, Wertungsmuster und Sehgewohnheiten heraus und lassen einen kollektiven Erfahrungs- und Dialograum entstehen. Ob in konzeptueller Strenge, opulenter Gestaltung oder minimalistischer Geste, jedes der Werke an der Zeppelin Universität hat seine ganz eigene Identität, Komplexität und Pluralität der Bedeutungen, die es zu entdecken gilt. Hier ist die Aktivität des Betrachters gefragt im Dialog mit dem Gezeigten seine persönliche Lesart zu entwickeln und an dessen Auslegung mitzuwirken Für eine subjektive Aneignung des Vorgegebenen, für ein Erleben der Kunst in der Bewegung und Wahrnehmung ist diese Publikation aus einer ästhetischen Fragestellung heraus von dem Künstler Ruediger John, Berlin, entwickelt worden. Sie lädt ein das mit zeitgenössischer Kunst bespielte Terrain zu erkunden, lenkt den Blick auf die ereignishaften Situationen und fordert heraus mit dem Auge zu denken.

The presence of contemporary art at the Zeppelin University is intended to complement a logical/rational world view with one more image-based and reflective. The “otherness” of art provides additional value in the university context by offering the opportunity to experience new, visually structured challenges. Artists who in their art research socially relevant issues are invited to comment on the university context, themes and topics. Artistic productions and projects specific to local and social issues are developed and characterize the aesthetic identity and atmosphere of the university, exerting a wide and varied influence on university life. The Zeppelin University is highly interested in promoting a living experience of artistic practice and invites artists to engage in longer-term projects on its campus, to enrich its events and parties with artistic contributions, and to support student initiatives and project work with their specific artistic techniques. Through continuous collaboration with artists, contemporary artistic methods and practices can be experienced and practiced together. At the same time, the complex diversity of contemporary art production is communicated by artists who are invited to talk about their work and methodologies. In these talks and workshops, art, in its function as an instrument of knowledge, becomes itself the subject of scrutiny and reflection. Artistic techniques of thinking in images and the visualization of ideas can be understood through the material presence of both temporary and permanent conceptual works at the Zeppelin University. The artistic works define their spatial contexts – the installations and interventions challenge familiar perceptions, judgmental patterns and viewing habits and establish a collective community experience and dialogue space. Whether through conceptual rigor, opulent design or minimalist gesture, each of the works at the Zeppelin University invites the observer to discover its own particular identity, complexity and plurality of meaning. In dialogue with the art works viewers are encouraged to develop their own interpretive and critical abilities and to contribute to the appreciation of the pieces. To promote the experience of art at the Zeppelin University, artist Ruediger John (Berlin) has developed this publication. The guide invites guests to explore the works and their context. It directs their attention to the situational experience and encourages a visual comprehension.

Eine Führung durch die Bildende Kunst an der Zeppelin Universität


O.T. | 2005 | Thomas Locher | D | Intervention mit Folienplot


SUPERCHUNK Tilo Schulz

Schon seit Mitte der 90er Jahre hinterfragt der Leipziger Künstler Tilo Schulz aus einem Engagement für politische und gesellschaftliche Fragen heraus die Kunst aus ideologiekritischer Sicht. Modellhaft eingesetzte künstlerische und kunsthandwerkliche Methoden und Stoffe reflektieren kunstgeschichtliche und kulturelle Entwicklungen. Mit der Lounge SUPERCHUNK gestaltete Tilo Schulz einen permanenten „Raum für eine kommunikative Situation“ an der Zeppelin Universität. Das Ausstellungsdisplay, eine multifunktionale Wand zur temporären Präsentation von Kunst, fordert den Betrachter heraus als Akteur in eine aktive Beziehung zum Gezeigten zu treten und legt damit Prozesse der Kunstrezeption offen. Since the middle of the 1990’s Leipzig artist Tilo Schulz has engaged his political and social interest in examining the ideological context in which art is produced. He relates artistic methods and materials to art historical and cultural developments. He designed the lounge “SUPERCHUNK” as a permanent “Space for a Communicative Situation” in the Zeppelin University. The multifunctional display wall houses temporary art presentations and invites the observer to actively relate with the exhibitions.


Brand New View | 2009 | Gunilla Klingberg | SE | Intervention


Live Despite Capitalism | 2008 | Oliver Ressler | A | Installation


Laughing Container Marcos Chaves

Für den brasilianischen Künstler Marcos Chaves (Rio De Janeiro) gibt es schon so viele Dinge in der Welt, dass er es vorzieht sie zu recyceln. Sein künstlerisches Interesse gilt deshalb nicht der Produktion weiterer ästhetischer Objekte, sondern vorgefundenen Alltagsgegenständen, welchen er eigene Assoziationen beifügt. In Chaves fragilen Transformationen spielen insbesondere der Zufall und der Humor häufig die entscheidende Rolle. Wenn aus dem „Laughing Container“ im Außenbereich der Zeppelin Universität mehrstimmiges Gelächter ertönt, entsteht die Illusion, es befänden sich Menschen im Innern und ein Sinnzusammenhang, der zwischen Lachen, aber auch Weinen, Komödie und Tragödie, Ankunft oder Migration oszilliert. The Brazilian artist Marcos Chavez is convinced that there are already so many things in the world that he prefers to recycle them. Instead of creating new aesthetic products he takes ready made objects and imbues them with his own associations – with coincidence and humour often playing the decisive role. When laughter is heard from the interior of his “Laughing Container” in the grounds of the Zeppelin University it is as if people are inside enjoying themselves, but its’ significance oscillates between comedy and tragedy, arrival and migration.


BEL AMI Harald F. Müller

Wie in seinen Fotografien arbeitet Harald F. Müller auch in seinen Schriftskulpturen mit dem Blow Up, dem Vergrößern von Objekten der alltäglichen Konsum- und Massenkultur. BEL AMI, ein aus massivem Lindenholz gefertigter Schriftzug, der im Treppenaufgang in leuchtendem Orange den Besucher begrüßt, geht auf den gleichnamigen Roman von Guy de Maupassant zurück. In der Gegenwärtigkeit der Signalfarbe, der selbstbewussten Modernität im Zuschnitt der Buchstaben und der offensichtlichen Gemachtheit der Holzlettern ist die Skulptur ein optimistisches Bekenntnis, in welchem aber auch die beißende Ironie des Romans mitschwingt. Harald F. Müller works with “blow-up” techniques, the enlargement of objects from mass culture, in both his photographic works as well as in his lettering sculptures. His large script sculpture BEL AMI, which greets visitors with its brilliant orange coloring in a stair well, is constructed from massive lime-tree wood and cites the novel of the same name by Guy du Maupassant. Its signal coloring, the modernity of the lettering style and its obviously self-made character combine to impart an optimistic aura, while still resonating with the biting irony of the novel.


Standard Time | 2009 | Mark Formanek | D | 24-h Digitalfilm, realisiert mit datenstrudel


“die sprache ist allen bekannt und ein geheimnis” —Jacob Grimm

Fountainhead/Wissensquelle | 1993, 2010 | Ecke Bonk | D | work in progress


“The Mystery of Fertility” —Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger

Brainforest Strategien zur Wertvermehrung Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger

Weltweit entwickelt das Schweizer Künstlerpaar raumgreifende und vielteilige Installationen, die vom Werden und Vergehen, von komplexen Kreisläufen und chaotischen Wucherungen, vom Wundersamen und Verwunderlichen berichten und welche sie einer modernistischen Welt lustvoll und mit Witz entgegensetzen. Auf der Fotografie einer solchen Großproduktion im Kunstmuseum in Kanazawa, Japan basiert auch das sich wiederholende Motiv der Tapete „Brainforest“ – näheres Hinsehen entlarft das Ornament als zarte Komposition aus Unbedeutendem und Skurrilem. In der Arbeit „Strategien zur Wertvermehrung“, einer Glasvitrine mit kuriosem Inhalt, werden die Souvenirs aus Asien und Europa durch ihre Kombination mit Text zu absurden Symbolen für national geprägte Strategien zur Schaffung von Mehrwert. The Swiss artist duo Gerda Steiner and Jörg Lenzlinger create strange and wondrous installations involving complex circulations and chaotic growths, dealing with becoming and decaying and generally confronting the modernistic world with sensuality and humour. The repeating patterns on the wallpaper “Brain Forest” originated in such a large scale production for the Kanazawa Art Museum in Japan, but upon closer inspection they reveal themselves as a delicate composition of whimsical and meaningless elements. A glass cabinet displays their work “Strategien zur Wertvermehrung” consisting of a number of curiosities; souvenirs from Asia and Europe, which, in combination with text comments, become absurd symbols for national strategies for added value.


Raum für Zärtlichkeiten Mark Formanek

Den „Raum für Rückzug und Zärtlichkeiten“ gilt es zunächst zu entdecken. Am Ende eines langen Ganges zwischen verwechselbaren Bürotüren findet sich eine mit lackierten Holzbrettern ausgeschlagene Kammer, die Raum für zwei bis drei Personen bietet und mit mildem Licht und sanfter Musik zum Verweilen einlädt. Mark Formanek arbeitet auf der einen Seite mit dem Beiläufigen, scheinbar Wertlosen und Zufälligen, das mit seltsam magischen, kaum rational vermittelbaren Bedeutungen aufgeladen wird. Auf der anderen Seite will er aber auch „nützlich“ sein: seine „Positiven Apparate für den privaten Haushalt“ liefern in per Knopfdruck abrufbarer Endlos-Tonschleife elementare Emotionen wie Trost, Zärtlichkeit, Motivation, Romantik, Gesellschaft. The first issue with Mark Formanek’s “Raum für Rückzug und Zärtlichkeiten” (“Room for Retreat and Tenderness”) is actually finding it. Located at the end of a long corridor between unremarkable office doors, it is a small room with varnished wood paneling offering space for two or three people with a gentle lighting and soothing music. Mark Formanek’s work consists of apparently random and worthless elements, which he infuses with a strangely magical and irrational nimbus. On the other hand he strives to be “useful”: at the push of a button his “Positive Instruments for the Private Household” deliver sound loops expressing elementary emotions such as solace, tenderness, motivation, romance, society.


Ungelöste Kausalnähte | 2010 | Sandra Boeschenstein | CH | Wandzeichnung


“It takes a great deal of time and thought to install work carefully. This should not always be thrown away... otherwise art is only show and monkey business.” —Donald Judd

Monkey Business | 2010 | Andrew McNiven | UK | Fotoserie


Cicerone Ruediger John

Ruediger John beschäftigt sich mit Wahrnehmungs- und Wertefragen; sie bilden den Ausgangspunkt seiner theoretischen und praktischen Arbeit zur künstlerischen Forschung. Dieser Fokus interessierte ihn auch an der Entwicklung der artsprogram Publikationen. Mit dem von ihm konzipierten Kunstführer „Cicerone“ (2010/2013) wendet er sich an den produktiven Betrachter zu Fuß, im Lesen, Sehen und Erzeugen von Bedeutung. Die Publikation im Zeitungsformat zeigt einen Überblick und gleichzeitig doch nur Fragmente und richtet damit die Aufmerksamkeit des Lesers auf die aufzubringende Aktivität im Wahrnehmen von Kunst - im Lesen, Sehen und Erzeugen von Bedeutung. Die Postkartenserie (2013) ist eine Fortsetzung und Erweiterung davon. Beide Printwerke schließen wiederum an die temporäre Intervention „Orientierung“ (2007) am Campus der Zeppelin Universität an. At the root of Ruediger John’s practical and theoretical work on artistic research are questions of sense and value. His arts guide “Cicerone”, designed to promote the perception of art at the Zeppelin University, is also very much concerned with the art of perception itself, and the interplay of the two. The publication contains an overview of the works, but in its fragmentary character appeals to the observer to produce their own frames of interest and significance; the postcard series (2013) is a continuation and extension of that. These publications follow his temporary intervention “Orientation” at the Zeppelin University in 2007.


EINE IDEE UND NOCH EINE IDEE .. Thomas Locher

Für den HauptstadtCampus im ProjektZentrum Berlin der Stiftung Mercator entwickelte Thomas Locher eine Arbeit, welche aus einem geometrischen, mehrfarbigen Liniensystem mit Pfeilen besteht. Was in diesen Räumen kommunikativ erwünscht oder geplant sein mag, soll in einer luziden ‘Sprache’ als Zusammenhang und auch als dessen Entgrenzung Form bekommen. Das grafische System von korrelierenden Zeichen gibt nicht einen spezifischen Sinn vor; die Herstellung von Sinn oder Bedeutung bleibt Sache derjenigen, die dort tätig sein werden. Locher betont, dass es sich hier um Räume einer Universität handelt, deren eigentliche Aufgabe in der Produktion und Vermittlung von Wissen und Erkenntnis liegt, welche sich nicht immer auf direktem, sondern auch auf indirektem Wege einstellen. Thomas Locher has developed a work that consists of a geometric, multicoloured directional line system for the “HauptstadtCampus”, located in the Project Centre of the Stiftung Mercator in the center of Berlin. Whatever may be communicatively desired or planned in these rooms should be contextualized and delineated in a lucid form of ‘language’. The graphical system of correlated symbols do not prescribe a specific meaning; the production of sense or meaning remains the responsibility of those who work there. Locher emphasizes that we are dealing with rooms of a university whose real object is the production and exchange of knowledge and understanding which is not always conveyed directly, but also via indirect paths.


kollektiven Wunschproduktion darum, n, was die Stadt ist, darum, ein anderes adt zu legen, sich die Stadt anzueignen, orzustellen, wie es anders laufen könnte, piel nach anderen Regeln zu spielen.” —Christoph Schäfer

Local Knowledge Institute | 2009 | Christoph Schäfer | D | Wandarbeit


How to suceed in Business without really tryin’... | 2001/2011 | Armin Chodzinski | D | Fotoserie


Container Uni Margit Czenki & Christoph Schäfer

Die Hamburger Künstler interessiert wie Kunst städtische Situationen wirksam verändern kann. Im Universitätskontext verwandeln sie das Provisorium des Container-Campus in ein räumliches Experiment, das Kunst, Architektur, Stadtplanung und Lehre auf neuartige Weise verknüpft. Ausgehend von den Wünschen der künftigen Nutzer entwickelten sie in Kooperation mit dem Leipziger Architekturbüro quartier vier ein Gesamtwerk. Sein Herzstück ist das studentisch verwaltete OpenTestHaus, ein „Hangar“ bildet das soziale Zentrum. Drei Häuserblöcke leiten ihre Themen aus den sogenannten „Inserts“ ab: ein retrofuturistischer Mond-Container, ein DDR-Wohnwagen und ein Nachbau von G.B. Shaws drehbarem Dichterhäuschen geben die Motive für Gestaltungen vor, die auf Utopien, Ideen und Versprechen vergangener Epochen anspielen. The Hamburg artists Margit Czenki and Christoph Schäfer are interested in how art can change urban situations effectively and sustainably. In the university context, they have developed the temporary container-campus into a spatial experiment, linking art, architecture, urban planning and teaching in a new way. Based on the needs of future users, they developed a comprehensive work in cooperation with the Leipzig architects “quartier vier”. Its centerpiece is the student-managed “Open Test House”. A “Hangar” forms the social center. Three blocks derive their themes from the so-called “Inserts”: a retro-futuristic “MoonContainer”, a DDR caravan and a replica of GB Shaw’s revolving poet’s cottage provide the motives for designs that allude to utopian ideas and the promises of past eras.


Oliver Ressler Live Despite Capitalism

Ecke Bonk Fountainhead/Wissensquelle

OG 3

OG 2 Harald F. Müller BEL AMI

Thomas Locher O.T.

Mark Formanek Raum für Zärtlichkeit

OG 1

EG

Marcos Chaves Laughing Container

SeeCampus

Gunilla Klingberg Brand New View

Tilo Schulz SUPERCHUNK

Gerda Steiner, Jörg Lenzlinger Brainforest


Thomas Locher EINE IDEE UND NOCH EINE IDEE ..

Margit Czenki, Christoph Schäfer Container Uni

HauptstadtCampus

CampusContainerUni

Andrew McNiven Monkey Business

Christoph Schäfer Local Knowledge Institute

OG 1

Mark Formanek Standard Time

EG

Armin Chodzinski How to suceed in Business...

Sandra Boeschenstein Ungelöste Kausalnähte

CampusFAB18


Container Uni | 2011-2014 | Margit Czenki & Christoph Sch채fer | D |


How to suceed in Business without really tryin’... Armin Chodzinski

Armin Chodzinski ist als Künstler erkenntnisorientiert zwischen den Bereichen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft unterwegs. In Selbstexperimenten, Performances, Veröffentlichungen und seinem bildnerischen Werk fokussiert sich sein Arbeiten auf das „Organizational Behaviour“, also auf das Verhalten des „organisierten“ Subjektes. Chodzinski forscht indem er sich als Teilnehmer in unterschiedliche Kontexte begibt. So entstammt die Werkgruppe „How to suceed in Business without really tryin‘ seiner Zeit als Mitarbeiter im Management eines Handelsunternehmens. Im Kontext der beruflichen Tätigkeit ließ sich Chodzinski immer wieder mit einer „Hasskappe“ zwischen „Incentives“, Raststätten und Meetings fotografieren. Es entsteht so eine vertrackte Poesie zwischen Affirmation und der Sehnsucht nach Widerständigkeit. Armin Chodzinski is a knowledge-oriented artist working between the fields of art, business and science. In self-experiments, performances, publications, and in his artistic work, he focuses on “Organizational Behaviour”, that is, the behaviour of the “organized” subject. Chodzinski researches by participation in different real-world contexts. His work series “How to suceed in business without really trying” is based on his time as an employee in the management of a commercial enterprise. In the context of professional activities, Chodzinski was repeatedly photographed with a “hate cap” between “incentivized situations”, service areas and meetings. The result is a quirky poetry between longing and affirmation and resistance.


“Es geht bei der k neu zu bestimmen Netz über die Sta überhaupt sich vo und dann das Sp

Local Knowledge Institute Christoph Schäfer

Christoph Schäfer spannt mit seiner Installation „Local Knowledge Institute“ ein diskursives Feld zwischen den Begriffen „Immaterielle Arbeit“ und „Kreative Klasse“. Entstanden ist eine Ideenlandschaft oder wohl besser ein Schlachtengemälde urbaner Vorstellungen und Begriffe. Mit dieser Raumarbeit greift der Hamburger Künstler auf sein früheres Kunstprojekt zur Standortentwicklung der Zeppelin Universität auf dem Konversionsgelände zurück. Schäfer erkundete im Sommer 2008 das urbane Gefüge Fallenbrunnen und führte über Wochen Gespräche mit Nachbarn der Zeppelin Universität unter der Fragestellung wie das im Alltag entstandene Wissen der Anrainer und universitäre Lehre in Beziehung gebracht werden können. Christoph Schäfers’ art project “Local Knowledge Institute” was specially created as a contribution to the development of the Zeppelin University. Since 1989 Hamburg based artist Christoph Schaefer’s work is concerned with urbanism, gentrification, fashion and daily life in the city. As artistic coordinator Schäfer took part in the collective self-organised project “Park Fiction”, which was presented at the Documenta 11.


EINE IDEE UND NOCH EINE IDEE .. | 2011 | Thomas Locher | D | Intervention am HauptstadtCampus (Berlin)


“Der profanen Beschilderung in den Universitätsgebäuden wird eine Bildwelt und architektonische Modellbaulandschaft zur Seite gestellt, deren Fragilität und Exponiertheit, sowie konsumistische Nutzung durch die Passanten, zwangsläufig zu ihrem Rückbau beiträgt.” —Ruediger John

Orientierung | 2007 | Ruediger John mit Christof Salzmann | A, D | temporäre installative Intervention, Momentaufnahme


Monkey Business Andrew McNiven

„Monkey Business“ ist ein künstlerisches Forschungsprojekt des schottischen Künstlers Andrew McNiven, welches Ausstellen als Kulturpraxis dokumentierend und archivierend untersucht. Mit seiner fotografischen Spurensuche versucht Andrew McNiven den Beweis anzutreten, dass dem Prozess des Zeigens, Hängens, Installierens, also dem Inszenieren und Ausstellen von Kunst, ebenso viel Bedeutung zu kommen kann wie dem, was gezeigt wird. Strahlen viele Installationen in Kunsträumen eine Art von Selbstverständlichkeit aus, als wären die Werke schon immer dort gewesen, so zeigen McNivens kleinformatige Fotografien, welche an renommierten Kunstorten wie der Tate Modern aufgenommen wurden, die Fehlerstellen, Konventionen und Spuren im Prozess des Ausstellens. “Monkey Business” by Scottish artist Andrew McNiven relates to Judd’s quote and focuses on the significance and aesthetics of exhibiting and the process of art presentation. In a series of photographs McNiven investigates the thesis that the process of installing, hanging and exhibiting art is as important as the actual material being shown. Art installations are often surrounded by an aura of permanence and necessity – McNiven’s photos offer a sidelong glance at the process of exhibiting, highlighting some of its’ conventions and mistakes.


Ungelöste Kausalnähte Sandra Boeschenstein

Sandra Boeschenstein zeichnet Bildgeschichten von poetischer und philosophischer Dimension. Die komplexen und vielschichtigen Zeichnungen zeigen Figuren und vertraute Gegenstände in paradoxen Räumen und Situationen, in denen Wirkliches und Mögliches beständig ineinander übergehen. Ihre Intervention im Eingangsbereich des Campus Fallenbrunnen entwickelte die Schweizer Künstlerin in einem einwöchigen Zeichenprozess aus den Bedingungen des Ortes heraus. Mit der großformatigen Wandzeichnung wurde in den kreidefarbenen Grund eine bildnerische Erzählung eingeschrieben, die den funktionalen Raum mittels feiner Linien in einen narrativen überführt. Sandra Boeschenstein’s stories are of a poetical and philosophical nature – her complex and multilayered drawings show familiar figures and objects in paradoxical spaces and situations. The Swiss artist developed her graphic intervention in the entrance hall of the Fallenbrunnen Campus in a weeklong on-site process. The fine, large format drawings on the chalk colored walls impart an artistic narrative to the otherwise functional space.


Raum f체r Z채rtlichkeiten | 2006 | Mark Formanek | D | Raum mit Soundinstallation


Brainforest, Strategien zur Wertvermehrung | 2005, 2008 | Gerda Steiner & Jรถrg Lenzlinger | CH | Installation


Fountainhead/Wissensquelle Ecke Bonk

Ecke Bonk entwickelte 2004 als „Typosoph in Residence“ die visuelle Identität der Zeppelin Universität mit ihrem NonLogo, sowie die Idee der ZU|Wörter (zu|viel, zu|ckerbäcker, zu|fall) auf der Homepage. Als Künstler befasst sich Bonk mit Zeichensystemen aus Kunst, Naturwissenschaften, Typografie und Philosophie, um so die Bedingungen und Zusammenhänge kultureller Leistungen zu erforschen. Die Büchersammlung bestehend aus 225 Bänden der österreichischen K+K Akademie der Wissenschaften 1848-1918 in der Universitätsbibliothek bildet den physischen Anteil von „Fountainhead/ Wissensquelle“ - an einer rechnergestützten Installation wird gearbeitet. As an artist Ecke Bonk deals with symbolic systems of art, natural sciences, typography and philosophy and thus researches the conditions of and relationships between cultural achievements. As “typosoph in residence” (2004) he helped to develop the visual identity of the Zeppelin University with its “non-logo” and “ZU-Words”. The book collection in the university library was created by Bonk and consists of 225 volumes from the K+K Academy of Sciences 1848-1918. It represents the physical part of the work “Fountainhead/Wissensquelle” – a computer-based part of the work is currently in progress.


Standard Time Mark Formanek

Als ein Fenster zur Hauptstadt Berlin und zugleich als Uhr funktioniert der Digitalfilm von Mark Formanek. Insgesamt 70 Arbeiter fertigen darin synchron zur Echtzeit aus Holzbrettern eine 4 x 12 Meter große fortlaufende digitale Zeitanzeige: 1611 Umbauten in 24 Stunden. Lückenlos aufgenommen auf Video entstand daraus ein 24-Stunden Film bzw. eine Uhr. Wer sich Standard Time ansieht, sieht eine Uhrzeit, aber auch Menschen, die diese Zeitanzeige bauen. Menschen, die mit beinahe stoischem Pflichtbewusstsein einer scheinbar sinnlosen Tätigkeit nachgehen, die jedoch eine Funktion erfüllt: Die Zeit zu zeigen. Standard Time is an artwork by Mark Formanek. Filmed in Berlin, it shows 70 workers building a wooden 4 x 12 m “digital” time display in real time: a work that involves 1611 changes within 24 hour period. The film shows the time, but also the people who, with a stoical sense of duty in fulfilling an apparently senseless mission, build up and tear down the “digital display” in rapid succession.


BEL AMI | 2004 | Harald F. M端ller | D | Holzskulptur vor Farbwand


“Humor opens up new paths.” —Marcos Chaves

Laughing Container | 2009 | Marcos Chaves | BRA | Installation mit Soundarbeit


Live Despite Capitalism Oliver Ressler

Der Wiener Künstler Oliver Ressler verbindet künstlerische und aktivistische Belange und Methoden zur Diskussion umstrittener gesellschaftlicher und politischer Themen. Für die Zeppelin Universität konzipierte er mit der Installation „Live Despite Capitalism“ (2008) einen Diskursraum aus gesellschaftlichen Utopien und Realitätsverweisen. Die vier Plakatwände, welche mit Zitaten aus der Anti-Globalisierungsbewegung die Frage nach gesellschaftlichen Alternativen stellen, werden durch zwei Videoarbeiten ergänzt. „What would it mean to win?“ (2008) von Zanny Begg und Oliver Ressler wurde während des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm gefilmt. „5 Fabriken - Arbeiterkontrolle Venezuela“ (2006) von Dario Azzellini und Oliver Ressler ist ein Film über Mit- und Selbstverwaltung in Venezuela. The Vienna artist Oliver Ressler encourages the discussion of controversial social questions by combining the means and methods of art and political activism. His installation “Live Despite Capitalism”, created especially for the Zeppelin University, confronts utopian references with political reality . Large scale posters citing anti-globalization slogans provide a frame of reference to multiple videos showing scenes of a G8 summit meeting or the autonomy initiatives of workers in Venezuela.


Brand New View Gunilla Klingberg

Einen Ort der Überraschung, der Ambivalenz und der Komplexität schuf die schwedische Künstlerin Gunilla Klingberg für den universitären Kontext, in dem Fragen der Wirtschaft, Politik und Kultur verhandelt werden. Ihre Arbeit „Brand New View“ (2009) verwandelt aus dem Wirtschaftsleben entlehnte Formen und Zeichen zu ekstatischen Strukturen. Logos von Discountern verweisen ambivalent sowohl auf die beim Einkauf erlebten hypnotisierenden Werbebotschaften als auch auf Meditationsbilder wie Mandalas oder Fensterrosetten gotischer Kathedralen. Mit ihrem Werk, welches zwischen Sakralem und Banalem, zwischen Wirtschaft und Religion uneindeutig schwingt, bringt Klingberg verdeckte Aspekte visueller Sprache ins Bewusstsein. Swedish artist Gunilla Klingberg has created an ambivalent and complex ambience in the foyer of the university which touches on economic, political and cultural issues. Her work “Brand New View” (2009) transforms the iconography of discount supermarkets into an ecstatic and hypnotic display reminiscent of meditational mandalas or gothic cathedral windows. Her work pulsates between the sacred and the banal and uncovers hidden aspects of modern visual languages.


“Ein Raum für eine kommunikative Situation” —Tilo Schulz

SUPERCHUNK | 2008 | Tilo Schulz | D | Lounge und Display


O.T. Thomas Locher

Im Zentrum der Arbeiten von Thomas Locher steht jeweils die Frage, wie sich Sprache mit der Welt verbindet. Ausgehend von Überlegungen zur Grammatikalität der Sprache behandelt Locher existentielle Fragen. Dabei sind Befragung und Kommentierung immer wiederkehrende künstlerische Methoden, mit denen Kommunikationsformen auf ihre ideologischen und poetischen Inhalte hin analysiert werden. Die Intervention “O.T.“ (2005) an der Zeppelin Universität besteht aus Präfixen (Vorsilben), welche Wortbedeutungen vorherbestimmen. Lochers Arbeit spielt auf den Ort bezogen mit einer Ironisierung der Wissenschaftssprache und der Deutungsoffenheit von Sprachstrukturen. At the centre of Thomas Locher’s work is the question, how does language relate to the world? He deals with existential questions starting from an analysis of the grammatical nature of language and examines forms of communication to determine their ideological and poetical content. His intervention “O.T.” (2005) in the Zeppelin University consists of the prefixes which assign and modify and assign meaning to words. In the context of the university, his work is an ironic comment on a scientific form of language.


e Herausgeber artsprogram der Zeppelin Universität Zeppelin Universität gemeinnützige GmbH Am Seemooser Horn 20 88045 Friedrichshafen artsprogram der Zeppelin Universität http://zu.de/artsprogram Künstlerische Konzeption, Gestaltung Ruediger John, Künstler, lebt und arbeitet in Boston, USA http://artrelated.net/ruediger_john Redaktion, Text Ulrike Shepherd, Kuratorin am artsprogram, ulrike.shepherd@zu.de Fotos Margit Czenki, Mark Formanek/Datenstrudel, Ruediger John, Cornelius Klingel, Andrew McNiven, Oliver Ressler, Christof Salzmann, David Shepherd, Ulrike Shepherd, Karina Urbat Druck Bodensee Medienzentrum, Tettnang

© 2013 artsprogram der Zeppelin Universität

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Titelaufnahme Shepherd, Ulrike; John, Ruediger: Cicerone – Eine Führung durch die Bildende Kunst an der Zeppelin Universität Friedrichshafen: Zeppelin Universität, artsprogram, 2013

ISBN 978-3-9813950-2-0



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