Zeppelin Universität | Auf dem Weg zur klimaneutralen Universität

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Auf dem Weg zur klimaneutralen Universität Nachhaltigkeit und Klimaschutz an der Zeppelin Universität


Stand: November 2021


Vorwort

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Strategie

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CO2-Bilanz

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Grundlage und Methodik

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Entwicklung der Treibhausgasemissionen

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Gebäude und Energie

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IT und Beschaffung

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Mobilität und Dienstreisen

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Mensa

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Die Zeppelin Universität in der Region

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Das Stammhaus 2 am Seemooser Horn wurde 2008 mit einem futuristischen Glaskubus erweitert


Vorwort Die Zeppelin Universität ( ZU ) wurde im Sommer 2003 gegründet, der als Hitzesommer mit Rekordwerten in Erinnerung blieb. Ein Ereignis wie dieses kommt immer häufiger vor und zeigt: Die Folgen des Klimawandels werden auch am Bodensee immer deutlicher spürbar und erfordern ein deutliches Umsteuern, um einen weiteren Anstieg der Treibhausgasemissionen zu vermeiden.

Wo, wenn nicht an Universitäten, sollten Klimaschutzmaßnahmen entwickelt, vermittelt und ausprobiert werden? Aus der gesellschaftlichen Verantwortung als Universität heraus haben wir im Dezember 2020 beschlossen, unsere Treibhausgasemissionen schrittweise bis hin zur Klimaneutralität im Jahr 2035 zu reduzieren. Damit wollen wir natürlich auch das Klimaziel der Stadt Friedrichshafen unterstützen. Wir bieten uns gerne als Innovationslabor zum Testen von Klimaschutzmaßnahmen an und möchten in Kooperation mit lokalen und regionalen Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft nachhaltige Lösungen entwickeln. Das Thema Nachhaltigkeit soll an der ZU in Zukunft einen bedeutend größeren Stellenwert erhalten. So haben wir in unserem im Juni 2021 verabschiedeten Struktur- und Entwicklungsplan Nachhaltigkeit als Querschnittsthema verankert. Um zu wissen, ob wir auf dem richtigen Pfad sind, werden wir den vorliegenden Nachhaltigkeitsbericht regelmäßig fortschreiben und in ein formalisiertes, Indikatoren gestütztes Bilanzierungs- und Berichtssystem überführen. Ich freue mich über das bestehende vielfältige Engagement auf dem Weg zu einer klimaneutralen ZU und ermuntere jedes Mitglied der Universität, einen persönlichen Beitrag hierzu zu leisten.

Prof Dr Klaus Mühlhahn

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Der mehrfach prämierte ZF Campus der ZU im Fallenbrunnen wurde 2015 eröffnet


Strategie Die ZU räumt den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz strategische Bedeutung ein. Dies ist daran abzulesen, dass Nachhaltigkeit im Struktur- und Entwicklungsplan der ZU als strategisch wichtiges Querschnittsthema verankert ist. Als zentrale Plattform, die alle Statusgruppen (Studierende, Dozierende und Mitarbeitende) sowie das Präsidium und die Alumnae und Alumni an einen Tisch bringt, wurde im Juli 2019 die Arbeitsgruppe „Nachhaltige ZU “ gegründet. Sie wurde von der Geschäftsführung und dem Präsidium eingesetzt, um die Nachhaltigkeitsprojekte der ZU zu koordinieren und voranzutreiben. Die Arbeitsgruppe besteht aus Mitgliedern der Verwaltung (Referent Geschäftsführung, Standortmanagement, Finanzbuchhaltung, Alumni­ Office), des Präsidiums (studentischer Vizepräsident), der Forschung und der Studierendenschaft (studentische Senatorinnen und Senatoren, studentisches Zukunftsbüro). Sie nimmt Ideen aus der Universitätsgemeinschaft auf und versteht sich selbst als Impulsgeber, um das im Dezember 2020 verabschiedete Ziel einer klimaneutralen Universität bis 2035 zu erreichen. Dieses ehrgeizige Ziel wird zukünftig eingebettet in ein Bilanzierungs- und Berichterstattungssystem, das im nächsten Kapitel näher vorgestellt wird. Weitere Informationen über die Arbeitsgruppe finden sich im Intranet der ZU unter dem Schlagwort „AG Nach­ haltige ZU “ und auf der Homepage der ZU unter zu.de/ag-nachhaltige-zu Die Arbeitsgruppe „Nachhaltige ZU “ konnte im Rahmen des „Klimaschutz-Plus“-Programms des Landes Baden-Württemberg erfolgreich Fördergelder einwerben (Projektlaufzeit 2020–2023). Seither wird die Universität von einem externen Energieberater dabei unterstützt, eine Klimabilanz zu erstellen, Einsparpotenziale zu analysieren und das vorhandene Energiecontrolling zu einem zertifizierten Energiemanagementsystem mit Umweltaspekten weiterzuentwickeln. Die Anstrengungen der ZU, die in ihrer Grundfinanzierung von der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen getragen wird, sollen in den

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städtischen und regionalen Kontext eingebettet werden. Die ZU bietet sich als Innovationslabor und Partner zur Entwicklung klimafreundlicher Lösungen an, das sich gegenüber der Stadt Friedrichshafen und der Bodenseeregion öffnet. Neben eigenen Klimaschutzmaßnahmen sind dabei unter anderem Forschungsprojekte, Fallstudien in Lehr­ formaten, Veranstaltungen für die interessierte Öffentlichkeit sowie Kooperationen mit Gründungen an der ZU denkbar. Eine Vernetzung mit weiteren wissenschaftlichen Akteurinnen und Akteuren im Rahmen der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) wird angestrebt. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen ist ein weiterer fester Bestandteil in der hier vorgestellten Strategie der ZU – zu nennen sind etwa Stiftungslehrstühle und Forschungsprojekte mit einem Bezug zu Nachhaltigkeits- und Klimaschutzthemen.

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CO2-Bilanz Grundlage und Methodik Treibhausgasemissionen zu bilanzieren und abzugrenzen, ist eine Wissenschaft für sich. Einerseits sollen möglichst alle Emissionen erfasst werden, andererseits ist gerade bei den indirekt entstehenden Emissionen eine Erhebung schwierig bis unmöglich. Relevante Daten zu sammeln und systematisch zu pflegen, ist daher eine große Herausforderung – zumal es an der ZU bisher kein formal verankertes Nachhaltigkeitsmanagement gibt. Die vorhandenen, für die Klimabilanz zugrunde gelegten Daten wurden witterungsbereinigt und vom externen Energieberater mithilfe von Emissionsfaktoren des Umweltbundesamtes in CO2 -Emissionen umgerechnet. In die Klimabilanz sind die direkten Emissionen der ZU der Jahre 2017 bis 2019 eingeflossen. Die Jahre 2020 und 2021 weisen durch die Umstellung auf Distant Learning und Telearbeit erhebliche Abweichungen zum normalen Betrieb auf. Die ZU führt seit 2016 sämtliche Energieverbrauchsdaten in einem monatlich aufgelösten Energiecontrolling zusammen, das von der Abteilung Standortmanagement vorgehalten wird. Die Treibstoffe der Dienstfahrzeuge konnten über Abrechnungen in der Finanzbuchhaltung erfasst werden. Schwieriger war die Auswertung von Dienstreisen, da im vorhandenen Genehmigungs- und Antragsprozess die Verkehrsmittel nicht einzeln erfasst und gebucht werden. Die Auswertung der Daten war daher nur manuell möglich und ist zum Teil mit einer Unschärfe verbunden, wenn beispielsweise mehrere Verkehrsmittel benutzt wurden. Derzeit wird der Dienstreiseprozess überarbeitet, sodass Flugreisen genauer erfasst werden können und die Auswertung vereinfacht wird. Aufgrund der schwierigen Abgrenzung und der mangelnden Daten­ lage wurde die Mobilität zwischen den beiden Universitätsstandorten nicht in die Betrachtung einbezogen. Die Dienstfahrzeuge sind über die

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verbrauchten Treibstoffe erfasst. Viele Dienstfahrten werden allerdings mit Privatautos unternommen und nicht oder nur zum Teil abgerechnet, sodass keine Daten vorliegen. Insgesamt ist von einer realistischen Abschätzung mit gewissen Unschärfen auszugehen. Sukzessive soll aus dem bestehenden Energiecontrolling heraus ein formalisiertes und Indikatoren gestütztes Energieund Umweltmanagementsystem entwickelt werden.

Entwicklung der Treibhausgasemissionen Die CO2 -Emissionen entwickeln sich von 2017 zu 2018 rückläufig, steigen allerdings 2019 wieder an, da die Emissionen durch Dienstflüge 2019 höher sind. Insgesamt beträgt der Rückgang der CO2 -Emissionen von 2017 zu 2019 8 Prozent bei einem Ausstoß von ca. 559 t CO2 im Jahr 2019.

620

607,94

600

CO2 Emissionen in Tonnen

580 558,54

560 540 522,34 520 500 480 460 2017

2018

Übersicht 1: Emissionsentwicklung ZU 2017 – 2019

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2019


Die CO2 -Emissionen pro Universitätsmitglied entwickeln sich ähnlich wie die absoluten Emissionen zunächst von 2017 auf 2018 rückläufig, nehmen jedoch von 2018 auf 2019 leicht zu. Aufgrund einer geringeren Zahl von Studierenden verteilen sich die Emissionen 2019 auf weniger Köpfe. Der Stromverbrauch entwickelt sich ähnlich und ist nach einem Anstieg 2018 im Jahr 2019 absolut zurückgegangen, steigt allerdings pro Kopf an. Die Gesamtemissionen wurden in energiebezogene Emissionen nach Gebäude und Flugreisen unterteilt. Flugreisen stehen 2019 für ca. 45 Prozent der Gesamtemissionen. Ein weiteres Drittel entfällt auf Strom und Wärme für den ZF Campus der ZU. Der verbleibende Rest verteilt sich auf Strom und Wärme für den SeeCampus am Seemooser Horn und zu einem sehr geringen Anteil (unter 1 Prozent) auf Kraftstoffe für Dienstfahrzeuge (siehe Übersicht 3).

0,5

Tonnen CO2 pro Kopf

0,48

0,45

0,42

0,4 2017

2018

2019

Übersicht 2: Emissionen pro Universitätsmitglied

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2017

ZF Campus der ZU

Semi

Kolon

Flugreisen

Kraftstoff

187,23; 31%

83,72; 14%

49,86; 8%

284,11; 47%

3,01; 0%

2018

ZF Campus der ZU

Semi

Kolon

Flugreisen

Kraftstoff

68,85; 13%

52,78; 10%

212,39; 41%

2,02; 0%

186,31; 36%

2019

ZF Campus der ZU

Semi

Kolon

Flugreisen

Kraftstoff

76,73; 14%

46,67; 8%

249,68; 45%

2,09; 0%

183,37; 33%

Übersicht 3: Aufteilung Gesamtemissionen ZU

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Die Verbrauchsdaten lassen sich nach den beiden Standorten differenzieren, wobei auf dem SeeCampus eine Unterscheidung zwischen Semi (Altbau) und Kolon (Neubau) möglich ist.

Gebäude und Energie Der HauptCampus ist der ZF Campus der ZU im Fallenbrunnen, der 2015 in Betrieb genommen wurde und an dem die Mehrzahl der Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz haben. Hier finden auch die meisten Lehrveranstaltungen und Veranstaltungen statt. Daher entstehen dort die meisten energiebezogenen Treibhausgasemissionen, die 2019 insgesamt 33 Prozent der in der Klimabilanz erfassten Emissionen ausmachten (siehe Übersicht 3). Der SeeCampus, an dem die ZU gegründet wurde, ist in einen Altbau (Semi) und einen 2008 eröffneten Erweiterungsbau (Kolon) unterteilt, die 14 Prozent beziehungsweise 8 Prozent der erfassten Treibhausgas­ emissionen ausmachen. Die ZU hat diesen Standort am Seemooser Horn gemietet und kann daher nur eingeschränkt selbst Energiesparund Optimierungsmaßnahmen umsetzen. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen wurde Ende 2020 kurzfristig eine Schließung der beiden Gebäude über Weihnachten und Dreikönig umgesetzt. Diese Maßnahme bot sich zusätzlich durch eine verstärkte Arbeit aus dem Homeoffice während der Corona-Pandemie an. Lehrveranstaltungen fanden im Fallsemester 2020 ohnehin digital statt. Seit Januar 2019 bezieht die ZU ausschließlich Strom aus Wasserkraft. Bei der nächsten turnusmäßigen Stromvertragsverhandlung wird wiederum Ökostrom eingekauft. Die Arbeitsgruppe „Nachhaltige ZU “ spricht sich insbesondere für einen Tarif mit einem Zubau neuer Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien aus. Die ZU plant eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des ZF Campus der ZU, die im Rahmen einer anstehenden Dachsanierung mitgeplant wird

und für die Optionen für eine Förderung geprüft werden.

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Die Klimabilanz macht die große Bedeutung der Beleuchtung bei der kurzfristigen Einsparung von Treibhausgasemissionen deutlich. Die Beleuchtung der Flure wird per Bewegungsmelder gesteuert, um Energie zu sparen. Viele Leuchtmittel wurden bereits auf LED -Leuchtmittel umgestellt, aber es besteht weiterhin ein großes Potenzial, vollständig auf LED -Lichttechnik umzustellen. Dieses wird auf ca. 220.000 kWh geschätzt, was etwas mehr als 20 Prozent des derzeitigen Stromverbrauchs an beiden Standorten entspricht. Ein entsprechendes Beleuchtungskonzept wurde bereits erstellt und wird den Gesellschaftern zur Finanzierung vorgelegt. Ein Förderantrag befindet sich in Vorbereitung. Die Wärmeversorgung erfolgt am ZF Campus der ZU über ein Nahwärmenetz, das von einem Blockheizkraft im Fallenbrunnen versorgt wird; dieses wird vom örtlichen Energieversorger mit Gas betrieben. Die Wärmeversorgung auf dem SeeCampus erfolgt über den Vermieter mit Gas. Die Umstellung der Heizung auf erneuerbare Energieträger bietet somit an beiden Standorten Potenziale, die allerdings in beiden Fällen von Externen, nämlich dem Stadtwerk am See und auf dem See­Campus vom Vermieter abhängen. Im Altbau des ZF Campus der ZU ist eine nutzungsabhängige Einzelraumregelung installiert, die automatisch die Temperatur absenkt, wenn ein Büro nicht besetzt ist. Durch eine Baukernaktivierung im Neubau ist eine niedrige Vorlauftemperatur der Heizungsanlagen (21°C) ausreichend. Das in den Heizanlagen zirkulierende Wasser muss somit deutlich geringer erwärmt werden als üblicherweise, was Energie einspart. Die Temperatur des Gebäudekerns wird zudem ganzjährig konstant gehalten und muss daher nicht im Winter ausschließlich über Heizkörper hochgefahren werden. Die Lüftungsanlagen des ZF Campus der ZU gewinnen zum Großteil Wärme zurück.

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IT und Beschaffung Die ZU setzt bereits verstärkt auf Notebooks für Mitarbeitende und Forschende, die gegenüber stationären Rechnern einen geringeren Stromverbrauch aufweisen und zugleich die Anforderungen an mobiles Arbeiten erfüllen. Die Arbeitsgruppe „Nachhaltige ZU “ sieht neben den technischen Maßnahmen auch verhaltensbasierte Veränderungen als wichtig an, um den Energieverbrauch zu reduzieren, insbesondere Standby-Verluste. Neben zusätzlichen Zählern, um Großverbraucher zu identifizieren, wird sich die Arbeitsgruppe verstärkt des Themas Energiesparen annehmen und hierzu geeignete Aktionen und Maßnahmen entwickeln. Mit der Unterstützung des externen Energieberaters ist geplant, weitere Energiezähler anzuschaffen, um den Energieverbrauch genauer spezifizieren zu können. Eine Idee, die derzeit noch geprüft wird, ist die Luftkühlung der Server. Aktuell wird der Serverraum jeweils nicht über Außenluft gekühlt, sondern der Serverschrank selbst gekühlt. Kühle Außenluft würde den Energieverbrauch spürbar verringern, was angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der ZU immer wichtiger wird. Die ZU hat im August 2020 die universitätsweite Umstellung auf mit dem Blauen Engel zertifiziertes Recyclingpapier als Standardkopierpapier umgesetzt. Die dadurch eingesparten Treibhausgasemissionen werden in der Bilanz für 2020 berücksichtigt. Erwartet wird ein Potenzial von ca. 700 kg CO2*. Für Printobjekte werden ausschließlich Papiere aus nachhaltiger Forstwirtschaft eingesetzt. Zunehmend digital abgebildete Prozesse in der Verwaltung reduzieren den Papierbedarf – darunter fällt etwa, dass Gehaltsabrechnungen und Reisekostenabrechnungen digital versendet und Eingangsrechnungen digitalisiert bearbeitet werden. Es besteht allerdings noch Potenzial, den universitätsweiten Papierverbrauch zu vermindern; der jährliche universitätsweite Verbrauch beträgt 800.000 Blatt Kopierpapier und soll weiter reduziert werden. Die ZU nahm 2021 am Wettbewerb Papieratlas teil, der Hochschulen mit einem nachhaltigen Papierverbrauch auszeichnet. * Berechnung mithilfe des Nachhaltigkeitsrechners unter papiernetz.de

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Friedrichshafen

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Mobilität und Dienstreisen Eine Universität lebt von der Vernetzung und dem Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Während der Corona-Pandemie wurden Dienstreisen nahezu vollständig eingestellt. Die bestehende IT-Infrastruktur für Videokonferenzen wurde deutlich ausgebaut, wodurch umfangreiche Erfahrungen – auch mit dem Dis­ tant Learning – gesammelt werden konnten. Die Voraussetzungen, um Dienstreisen durch Online-Veranstaltungen zu ersetzen, sind daher denkbar günstig. Dienstflüge standen 2019 für 45 Prozent der erfassten Treibhausgas­ emissionen, sodass eine Reduktion von dienstlichen Flugreisen als zentral eingestuft wird. Die Analyse der Dienstreisen zeigt, dass kaum außereuropäisch gereist wird – 80 Prozent aller Flüge wurden innerhalb Europas getätigt. Damit besteht ein hohes Potenzial, innerdeutsche Flüge und Flüge in die Nachbarländer Schweiz und Österreich auf andere Verkehrsmittel zu verlagern, um die Klimabilanz der ZU beträchtlich zu verbessern. Eine verkürzte Reisezeit zwischen Stuttgart und Ulm bis 2025 lassen eine verbesserte Erreichbarkeit entfernterer Standorte mit der Bahn erwarten. Mit einer reformierten Reiserichtlinie, die Kurzstreckenflüge ausschließt und die Bahnfahrten attraktiver macht, wurde eine ökologische Dimension eingeführt. Das Thema Mobilität betrifft neben Dienstreisen vor allem das Pendeln zwischen den beiden Standorten der ZU, die zwei Kilometer voneinander entfernt liegen. In der Verwaltung arbeiten zwar die meisten Mitarbeitenden an einem Standort, doch einige Abteilungen müssen zwischen beiden Standorten pendeln. Dies trifft insbesondere auf die Abteilungen IT und Standortmanagement zu. Für diese Dienstfahrten wurden 2018 Elektro-Smarts angeschafft, die vorherige Verbrennerfahrzeuge ersetzten, und Parkplätze mit Elektro-­L adesäulen eingerichtet. Zwei Lieferfahrzeuge werden noch auf Verbrennerbasis betrieben, fahren allerdings nur wenige Kilometer zwischen den beiden Standorten. Auch die Studierenden müssen zwischen den beiden Standorten pendeln, um Lehrveranstaltungen zu besuchen. Ihnen steht das öffentliche CampusMobil-Carsharing mit Elektrofahrzeugen von FRIZZ nach einer

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Registrierung offen. Sowohl Studierende als auch Mitarbeitende nutzen allerdings – auch aufgrund einer nicht optimalen Anbindung mit öffent­ lichen Verkehrsmitteln zwischen den beiden Standorten – noch in erheblichem Umfang das eigene Auto. Dies zeigte eine von der Arbeitsgruppe „Nachhaltige ZU “ durchgeführte Mobilitätsumfrage. Die ZU unterstützt nachhaltige Mobilität, indem sie Mitarbeitenden seit Herbst 2019 ein JobRad zum Leasing anbietet. Diesbezüglich hatte die Personalabteilung zu einem Informationstag eingeladen, bei dem Testfahrten möglich waren. Verbesserungen für Fahrradpendler werden momentan geprüft.

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Mensa Als eine der wenigen Universitäten in Deutschland betreibt die ZU ihre Mensa in Eigenregie und nicht über ein Studierendenwerk. Anregungen von Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden, wie zum Beispiel das vegane und vegetarische Angebot auszubauen, können daher schnell umgesetzt werden. Fleisch und Gemüse werden regional bezogen. Der Einkauf wird so geplant, dass möglichst keine Überproduktion stattfindet oder Überschüsse am darauffolgenden Tag verwertet werden können – so entstehen kaum Essensreste. Seit 2017 ist die ZU eine von 32 „Fairtrade Universities“ Deutschlands. Im Rahmen der Zertifizierung wird auch auf ein Fairtrade zertifiziertes Angebot geachtet. So werden zertifizierte Schokolade und Kaffee angeboten. Jedes Semester finden mindestens zwei Veranstaltungen zu Themen des fairen Handels statt. Es gibt erste Überlegungen in der Arbeitsgruppe „Nachhaltige ZU “, die angebotenen Gerichte nach den mit ihnen verbundenen Treibhausgasemissionen auszuweisen und entsprechend im Speiseplan sichtbar zu machen. Erfahrungen in deutschen Unternehmen zeigen, dass durch eine solche Maßnahme Gerichte mit einem geringen CO2 -Fußabdruck stärker verkauft werden und eher zu veganen und vegetarischen Optionen gegriffen wird. Auf dem ZF Campus der ZU wurde im September 2020 eine Zapfan­ lage installiert, um Flaschen einzusparen. Als Limonade wird Frucade angeboten: Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von 50 kleinen und mittelständischen Mineralbrunnen und Brauereien aus Süddeutschland. Für den Kaffeekonsum wurden lange Zeit Einweg-­ Pappbecher verwendet. Auf Initiative der Arbeitsgruppe wurden den Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden klimaneutral produzierte Tassen zur Verfügung gestellt, die aus Mitteln vom Zeppelin Universität Club der Alumni | ZUCA und der Mensa finanziert wurden.

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Der eigene Seezugang 18 auf dem SeeCampus lädt ein zu inspirierenden Diskursen


Die Zeppelin Universität in der Region Die ZU versteht sich als gesellschaftliche Akteurin. Sie sucht den Austausch mit Organisationen in ihrer Nachbarschaft, um sich gegenseitig zu unterstützen, und unterhält vielfältige Beziehungen in die Region, die sich auf das Thema Nachhaltigkeit beziehen. Da die ZU ihre Grundfinanzierung von der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen erhält, versteht sie ihren Beitrag, Treibhausgasemissionen zu senken, als einen Beitrag, der der gesamten Stadt Friedrichshafen und ihrem Klimaziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, zugutekommt. Das Klimaziel der ZU und die aktuellen Ziele und Maßnahmen der Friedrichshafener Klimaschutzpolitik wurden auf einem digitalen Nachhaltigkeitsnachmittag im Dezember 2020 vorgestellt, auf dem der städtische Umwelt- und Nachhaltigkeitsbeauftragte Dr Tillmann Stottele anwesend war. Bestehende Anknüpfungspunkte zu Nachhaltigkeitsthemen zwischen der ZU und der Stadt Friedrichshafen sollen ausgebaut werden. In der vom studentischen Zukunftsbüro organisierten digitalen Nachhaltigkeitswoche im April 2021 fand eine angeregte Podiumsdiskussion zum Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel in der Bodenseeregion statt. Im Zuge der Zertifizierung als „Fairtrade University“ pflegt das Zukunftsbüro einen regelmäßigen Austausch mit dem Weltladen Friedrichshafen, der Fairtrade-Zertifizierungsstelle und Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinwohlökonomie. Bei Universitätsveröffentlichungen wird auf eine regionale Wertschöpfung geachtet und Werkstätten für Menschen mit Behinderung werden in Produktionen miteinbezogen. Zahlreiche Netzwerke zu regionalen Unternehmen und Universitäten im Rahmen der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH) bieten viele weitere Potenziale, gemeinsam nachhaltige Projekte in der Bodenseeregion voranzubringen.

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Impressum Zeppelin Universität gemeinnützige GmbH Am Seemooser Horn 20 88045 Friedrichshafen Redaktion: Dr Fabian Sennekamp Lektorat: Sebastian Paul, Mitglieder der AG Nachhaltige ZU Art Direction: Philipp N. Hertel Grafik: Ulrike von Dewitz, Petra Mohr Bildnachweis: Florian Gehm, S. 2 & 4 | Constantin Ehret, S. 18 Klimaneutral gedruckt auf 100% recyceltem Altpapier, zertifiziert mit dem Blauen Engel



zu.de/nachhaltigkeit


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