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QUARTIER-MIX
Bern, 15. Juni 2022
INSTRUMENTALKOLLEGIUM BERN IKB
«Ich bin interessiert am Fortschritt, nicht an Hochleistung» Im Nordquartier ist das klassische Orchester «Instrumentalkollegium Bern» zu Hause. Im Juni startet die Konzertserie des Liebhaberorchesters für Streicher und Bläser. Die Musizierenden heissen Neumitglieder jederzeit willkommen und sind in der Obhut eines Dirigenten, der sie begeistert. Und von seiner Aufgabe selbst begeistert ist. Martin Jost Instrument spielen und Noten lesen können. «Alles Weitere ist dann meine Aufgabe. Ich empfehle Interessierten, sie sollen doch ein paar Mal erscheinen und mitmachen. Danach können sie beurteilen, ob sie sich wohlfühlen und dabeibleiben wollen.»
Das Orchester umfasst rund 40 Musizierende (Aufnahme von 2019).
«U
nser Publikum verdient es, dass wir an unseren Konzerten mit grösster Spielfreude und Begeisterung spielen», sagt Christoph Fahrni, der Präsident vom «Instrumentalkollegium Bern», das 2005 im Breitenrain gegründet wurde und im Kirchgemeindehaus Johannes probt. Es dürfe getrost geschrieben werden, sagt er, dass die Mitglieder des Orchesters im Anschluss an die Proben häufig applaudieren. «Weil Christoph Kuhn uns in einer begeisternden Art dirigiert. Das ist unser Dank an ihn, weil er uns immer wieder so gut abholt.» Ein Phänomen sei das, reagiert der Angesprochene, der das Ensemble seit 2015 dirigiert, und gibt das Kompliment gerne zurück: «Es ist enorm schön und einzigartig. Die gegenseitige Wertschätzung ist fast noch wichtiger als der Verlauf der Probe. Diese Atmosphäre spürt man im Orchester.» Das passt zu einem, der als oberstes Credo eines Amateurorchesters das Erlebnis des gemeinsamen Musizierens sieht. In einem Kreis, in dem sich alle wohlfühlen. «Die Musik ist das Mittel zum Zweck», sagt Christoph Kuhn, «ich will mich nicht selbst verwirklichen.»
Bild: zVg
Alle sind willkommen Der junge Dirigent des Instrumentalkollegiums schloss seine musikalischen Ausbildungen mit dem Master of Arts in Musikpädagogik ab, studierte vorher Orchesterdirektion, betreibt eine Musikagentur, hat diverse Engagements als Musiklehrer und fühlt sich wie im Paradies. «Ich behaupte, dass ich zu jenen wenigen glücklichen Menschen zähle, die sich ihr Leben mit Musik verdienen können. Das ist ein einzigartiges Privileg, für das ich dankbar bin und das ich ausserhalb der Schweiz nur sehr selten feststelle.» Bereits die Gründung des Orchesters hatte mit Dankbarkeit zu tun. Der Cellist Nicolas Wajsza aus Rumänien wollte damit seiner neuen Heimat etwas zurückgeben als Dank für die gute Aufnahme, die ihm hier zuteilwurde. Per Inserat motivierte er all jene, die im Estrich ein Instrument aufbewahrten, mit diesem im Kirchgemeindehaus Johannes zur Probe zu erscheinen. Das funktioniert heute noch so. «Wir wollen die Hürde zum Beitritt so niedrig wie möglich halten», sagt der Präsident und der Dirigent präzisiert, dass alle willkommen sind, die selbstständig ein
ble keine Konkurrenz zu Jugendorchestern ist und auch nicht sein soll. Trotzdem müsse auch das Instrumentalkollegium eine ständige Verjüngung anstreben.
Gute Basis für die Zukunft Christoph Kuhn ergänzt, dass die meisten jungen Leute nach der Ausbildung für längere Zeit die berufliche Laufbahn und das Familienleben in den Vordergrund rücken. «Es sind die Menschen aus dieser LeKonzertserie ab Juni bensphase, die uns fehlen. Und die Der Wohlfühleffekt für alle Betei- für uns schwierig zu erreichen sind.» ligten steht bei Christoph Kuhn Was er nicht als Kritik, sondern als ganz weit oben, trotz aller Profes- Feststellung verstanden haben will, sionalität, die er verkörpert. «Wenn auch mit Blick auf andere Vereine. jemand bei uns einsteigen möch- Erst später, wenn wieder mehr Zeit te, zählt auch die Einschätzung zur Verfügung steht, würden sich der Mitglieder, ob es menschlich viele daran erinnern, dass sie einst und musikalisch passt. Ich verlas- ein Instrument spielten. Damit werse mich diesbezüglich sehr stark den sie zum eigentlichen Zielpubauf das Orchester.» Rund 40 Frau- likum des Orchesters, das stolz ist en und Männer, quer durch alle Al- auf seine Durchmischung bezügtersstufen, musizieren im Instru- lich Sprache, Herkunft, Geschlecht mentalkollegium, das seit seinem und kulturellem Hintergrund. «Ich Bestehen immer im Breitenrain kann mit gutem Gewissen sagen, probte. Worüber sich Christoph dass das IKB seine Hände gegenüber Fahrni freut: «Man kennt sich. Der allen öffnet», sagt der Dirigent, der Standort und der nicht an HochProberaum sind leistung seiner ideal, wir füh- «Wir wollen die Hürde zum Musizierenden interessiert ist, len uns hier daheim. Und wir Beitritt bewusst so niedrig sondern an deren Fortschritt. hoffen sehr, dass wie möglich halten» «Diese Durchuns die Kirchgemeinde noch mischung ist es, lange beherbergt.» Im Frühling er- die unserem Orchester den richtihalten die Proben eine besonde- gen Rahmen gibt.» Christoph Fahrre Bedeutung, denn ab Juni finden ni hat allen Grund, mit dem Zustand jeweils die Konzerte an mehreren des Vereins, den er präsidiert, zufrieStandorten statt. Was einem Auf- den zu sein. «Wenn es uns gelingt, wand gleichkommt, der ebenso die gute Stimmung aufrechtzuerhalgedeckt werden muss wie alle an- ten, haben wir immer eine Zukunft. deren. Dafür sorgen die Mitglieder- Unser Publikum besteht grösstenbeiträge, Sponsoring und die Ein- teils aus Leuten, die uns kennen und nahmen aus den Konzerten mittels schätzen. Wenn sie weiterhin unseKollekte. «So kann man leben und re Konzerte besuchen, ist uns ein überleben; wir haben eine gesunde Stammpublikum gewiss. Es ist ein finanzielle Situation», umschreibt schönes Ziel, diesen Leuten FreuChristoph Fahrni die wirtschaftli- de zu bereiten. Und damit auch uns chen Verhältnisse des Vereins, wel- selbst.» cher auf der Liebe zur Musik aufgebaut ist. Beide, Präsident und www.instrumentalkollegium.ch Dirigent, betonen, dass das Ensemwww.christophkuhn.ch
KONZERTDATEN 2022
Dirigent und Präsident des Instrumentalkollegiums Bern: Christoph Kuhn (l.) und Christoph Fahrni. Bilder: mj
Das Instrumentalkollegium probt im Kirchgemeindehaus Johannes.
19. Juni/15.00 Uhr: Tila Wittigkofen, Bern 21. Juni/20.00 Uhr: Kirche Spiegel, Köniz 26. Juni/17.00 Uhr: Humanus Haus Beitenwil, Rubigen 14. August/15.00 Uhr: Elfenau, Bern www.instrumentalkollegium.ch www.christophkuhn.ch