AKTUELLES AUS DER GEWERBEGRUPPE 15
AGV NR. 5 | 18. MAI 2022
STEIGENDE ENERGIEPREISE:
AUSWIRKUNGEN AUF KMU Nach der Pandemie beschäftigt die Schweizer IndustrieKMU neben Lieferengpässen oder Fachkräftemangel insbesondere auch die Entwicklung der Energiepreise und die Versorgungssicherheit mit Energie.
D
gen für unsere industriellen KMU. Ja es kann sich sogar die Frage stellen, ob dadurch die Wettbewerbsfähigkeit eines industriellen KMU längerfristig gefährdet wird. Leider handelt es sich dabei nicht um theoretische Planspiele. Eine lang andauernde Strommangellage im Winter ist ein realistisches Szenario für die Schweiz und zählt zurzeit zu den grössten Gefahren für unser Land, wie die letzte nationale Risikoanalyse des Bundesamts für Bevölkerungsschutz BABS aus dem Jahr 2020 aufzeigte. Von allen aufgeführten K risen würde eine Strommangellage den grössten wirtschaftlichen Schaden anrichten – noch vor einer Pandemie.
ie Energiepreise steigen markant. Während die Medien in erster Linie die Auswirkungen auf Privathaushalte und Konsumenten thematisieren, geht oft vergessen, dass gerade industrielle KMU durch die Explosion der Energiepreise sehr stark herausgefordert sind. Zumal ein Ende der Aufwärtsspirale nicht in Sicht ist, und nicht allein die Gaspreise, sondern auch andere Energieträger betroffen sind. Die von Bundesrat Guy Parmelin vorgestellten Strom-KontingentierungsDer Schweiz droht eine pläne bei industriellen GrossverbrauStrommangellage chern im Falle einer Strommangellage Pandemien und Konflikte wie aktuell verdeutlichen die künftigen Herausin der Ukraine zeigen, wie anfällig forderungen der Schweizer Energieunsere Systeme heute sind. Liefer- politik. Mit der eingeführten so geengpässe, fehlende Ressourcen, stei- nannten «Energiestrategie 2050» gende Beschaffungskosten und Fach- wurde der Ausstieg aus der Kernenerkräftemangel beschäftigten die KMU gie beschlossen, ohne eine adäquate bereits bisher. Nun kommt ein weite- Alternative zur Sicherstellung der Verrer Faktor, die Versorgungssicherheit sorgungssicherheit bereitzustellen. mit Energie ins Spiel. Bisher konnten sich in der Schweiz alle auf eine ge KMU könnten Produktionssicherte Energiezufuhr und stabile standort Schweiz den Rücken Preise verlassen. Künftig wird dies kehren aber zu einem unberechenbaren Fak- Die Industrie ist unverzichtbar auf tor werden. Stark steigende Energie- eine zuverlässige Stromversorgung preise haben deutlich negative Fol- zu wettbewerbsfähigen Energieprei-
sen angewiesen. In der Konsequenz könnten KMU den Produktionsstandort Schweiz längerfristig sogar definitiv verlassen.
Um die zukünftige Energieversorgung der Schweiz möglichst bald wieder zu sichern, ist die Abhängigkeit vom Ausland deshalb zu minimieren. Wir dürfen uns keine Denkverbote auferlegen – gerade auch in Sachen Kernenergie – und die Technologieneutralität muss wieder ein Thema werden. Wir sollten bestehende Kernkraftwerke, solange sie sicher und wirtschaftlich sind, weiterbetreiben. Langfristig muss in der Schweiz auch die Kernkraft eine Option bleiben.
Denn die Schweiz wird aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung in Zukunft mehr Strom benötigen als heute. Immer mehr Elektrofahrzeuge, die verstärkte Ablösung von Ölheizungen durch Wärmepumpen und das Bevölkerungswachstum führen zu einem höheren Energiebedarf. Diesen Bedarf zu decken wird aber ein zunehmend Jetzt ist die Politik gefordert. Sie muss grösseres Problem. die Rahmenbedingungen schaffen, dass sich industrielle KMU ebenso Um die künftigen Herausforderungen wie Privatpersonen auf Energiesicherzu bewältigen, braucht es alle Betei- heit und Preisstabilität bei den verligten. Es müssen alle Optionen der wendeten Energieträgern verlassen Energieerzeugung und Einsparung können. geprüft werden und wir dürfen uns keiner Technologie verschliessen. Abhängigkeit vom Ausland reduzieren Eine Zusammenarbeit mit anderen Staaten in der Energiefrage ist zwar wichtig und richtig. Jedoch garantiert uns ein allfälliges Stromabkommen mit der EU im Notfall nicht, dass wir über genügend Energie aus der EU verfügen. Die Pandemie hat es gezeigt: In einer Notlage sichert jedes Land zuerst die Bedürfnisse im eigenen Land – Verträge hin, Verträge her.
Daniel Notter Grossrat SVP Aargau Mitglied Kerngruppe Gewerbegruppe Grosser Rat AGV
Die «Aargauer Wirtschaft» ist die einzige adressierte Unternehmerzeitung im Kanton Aargau. Inserate bei: DaPa Media Vermarktungs GmbH, Telefon +41 56 648 86 99