Imagineering - Shoppingwelten als Performanceraum

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Imagineering

Shoppingwelten als Performance-Raum Konstruierte Bilder Ăźber ScheinĂśffentlichkeit

hrsg. zweintopf


impressum

Diese Publikation erscheint im Rahmen des Projekts Imagineering, das im Juli und August 2009 in drei Grazer Shoppingcentern durchgeführt wurde. Der Katalog versteht sich als alternative Präsentationsform für geheime und unerlaubte künstlerische Aktionen, die am Ort und Zeitpunkt ihres Geschehens für das Publikum nicht mitzuverfolgen waren. Die einzelnen Beiträge werden auch in einer Ausstellung gezeigt, die von 18. September 2009 bis 10. Oktober 2009 innerhalb der Markthalle am Lendplatz stattfindet. Theoriebeitrag: Studenten im Rahmen der LV AK Architekturgeschichte WS2008 unter der Leitung von Mag. Phil. Dr. Phil. Ulrich Tragatschnig, TU Graz. besonderer Dank gilt: allen Marktleuten in der Markthalle am Lendplatz Helga Zuppan, Referatsleiterin Referat Marktwesen, Stadt Graz Mag. Dr. Ulrich Tragatschnig (TU Graz) Nicht gekennzeichnete Texte sind Eigentexte der KünstlerInnen. Die Meinungen der AutorInnen müssen sich nicht mit der Meinung der Herausgeber decken. Konzept und Organisation: zweintopf Gestaltung und Layout: zweintopf 1.Auflage 2009 erschienen im Verlag Forum Stadtpark Herausgegeben von: zweintopf Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, insbesondere die elektronische Bearbeitung von Texten oder der Gesamtheit der Publikation, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung durch die Urheber. ISBN 978-3-901109-25-6 ©2009 zweintopf ein Projekt des

Fördergeber:


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theorie

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murpark scseiersberg citypark

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0512 anticool company bergmayr/espinoza/goritschnig Martin Gansberger Aldo Giannotti Alexander Karelly Johannes Kubin Marianne Lang Alfred Lenz Michail Michailov R.A.P. 12 Judith Recher Simon Rulquin Adrien Tirtiaux TISI Lea Titz Sylvia Winkelmayer zweintopf

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biografien

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vorwort Imagineering - vom konstruierten Blick und der Anleitung zur kritischen Intervention

Graz ist Shopping-Hauptstadt – ein neuer Titel in einer langen Liste der Zuschreibungen. Wenigstens einer, der neben „Stadt der Volkserhebung“ empirische Evidenz besitzt. Immerhin lässt sich die Shoppincenterfläche in Quadratmetern relativ einfach feststellen und vergleichen. Kulturhauptstadt, UNESCO Weltkulturerbe, Menschenrechtsstadt, vielleicht bald auch „City of Design“ lassen weit weniger Relevanz erkennen. Um dieser Problematik entgegen zu steuern, werden nun genug Designer, Architekten und Marketingmanager ausgebildet, die sich mit der Repräsentation dieser polierten Formen auseinandersetzen sollen. Formuliertes Ziel scheint die Stabilisierung der affektiven Rezeption, die Gleichschaltung aller Meinungen und Erwartungen. Damit ist Graz also auf dem besten Weg zumindest vorgeblich „Designhauptstadt“ zu werden. Fragt sich nur von welchem Land. Bei all diesen Entwicklungen handelt es sich letztlich um einen traurigen Hilfeschrei des Städtischen, das sich scheinbar ständig neu erfinden muss. Unglücklicherweise erweist sich aber gerade eine über derartige Auszeichnungen definierte Gegenstrategie zum Shoppingcenter als bloße Kopie der Waffen des „Feindes“. Imagineering wird mit Imagineering herausgefordert. Walt Disney, selbst Schöpfer des Begriffs, präzisiert seine Vision mit: „What we’re selling is a belief in fantasy and storytelling“. Norbert Bolz hat das Konzept des „Imagineerings“ auf den Konsum übertragen und beschreibt damit den postmaterialistischen Kunden und seine Sehnsüchte. Gekauft werden heute keine Güter, sondern Geschichten, Gefühle, Träume und Werte. Und ist


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es nicht sehr viel leichter diese Phantasien in einer neu konstruierten, noch unbelasteten Welt zu verkaufen, als neue Werte der gewachsenen Stadt als Konstrukt überstülpen zu wollen? So entstand das Konzept „Einkaufszentrum“. Der leblosen Architektur in suburbanen Gegenden werden bekannte Versatzstücke aus allen Jahrhunderten der Architekturgeschichte entgegengesetzt. Regenfeste Gotik, Renaissance und Heimatstil in einem, Gemütlichkeit in kleinen Happen und ohne Verknüpfung zu mühsamer Geschichte. Ein sicherer, sauberer, hermetisch abgeriegelter Mikrokosmos, scheinöffentliche Flächen, Plätze und Gehsteige, nach innen orientierte „Straßencafes“, von Ladenzeilen umschlossen – die Mallarchitektur schützt nicht nur vor dem Wetter: dem falschen Menschenschlag ist der Zutritt via Hausordnung ebenfalls verweigert. Nach außen präsentiert sie sich als Kasten, ein abweisender Block, der Autos wie Blechmotten magisch anzieht. Das Einkaufszentrum als freiwillige innere Emigration, sein Kern ein Gesamtkunstwerk des Konsums: Kaufen, Essen, Amüsieren – die Welt als ästhetisches Phänomen.

delegieren. Die öffentliche Hand lieferte das monetäre Rüstzeug. Wenn Sie also dieses Vorwort lesen, ist alles längst vorbei – diese Dokumentation bleibt als Imaginationshilfe für Szenarien unerlaubten Handelns, die geladenes Publikum nicht vorsehen. Das Bild, die Veröffentlichung verhilft diesen Handlungen zu Beständigkeit und paradoxerweise auch zur nötigen Glaubwürdigkeit. Und so ist auch hier das Bild vorherrschend, visuelle Täuschung möglich, die Sichtbarmachung Teil einer scheinbaren Transparenz. Letztlich können wir ein gelungenes Scheitern unseres Vorhabens bekannt geben – auch die Kunst kann sich vom Imagineering nicht ausnehmen. Der Künstler selbst ist handelnder Akteur eines beschränkten Marktes der Eitelkeiten. Aus einer erzwungenen Gegenstrategie wurde ein Imagineering des Imagineering auf künstlichen Subversionsflächen. Und so muss es wohl heißen: Shopping City Graz: Go on! Eure „imagineers“ schaffen die besseren Bilder, die eindrucksvolleren Wirklichkeiten für unsere zukünftige Gesellschaft. zweintopf

Soweit zur vorgefunden Situation, die wir nicht unkommentiert lassen wollten. Und so wurde die Möglichkeit geschaffen, sich dieser Erscheinungen anzunehmen: zweintopf konnte KünstlerInnen/ArchitektenInnen/Kollektive einladen sich am Shoppingcenter abzuarbeiten, konnte die Entlarvung der Scheinöffentlichkeit, insbesondere subversiv und ohne Erlaubnis der Shoppincenterleitung künstlerisch tätig zu werden,


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theorie Das Einkaufszentrum, Betrachtungen zu aktuellen und historischen Problemlagen

TU-Graz, AK Architekturgeschichte WS2008, Mag. Phil. Dr. Phil. Ulrich Tragatschnig Autoren: Robert Günther, Richard Irka, Katharina Ofner, Mike Ramsauer, Matthias Salzmann, Stefan Schmoll, Christoph Simschitz, Reinhard Steyer, Dominik Troppan, Jacob Wegerer

Definitionen, Trends Ein Einkaufszentrum (EKZ) besteht aus einer Mischung von Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben, die auch ohne gemeinsame Planung errichtet werden können.1 Die Shopping Mall wird als eine Einheit geplant2 unterschieden werden innerstädtische3 und nicht innerstädtische4 Bauten. Innerstädtische Shopping Malls sind dazu überdachte Gebäudekomplexe (Mall = schattiger Weg) mit begrenzender Außenhülle in städtischer Umgebung.5 Malls werden vor allem über die Größe definiert und werden immer wieder ausgebaut. Eine Passage hingegen dient zur optimalen Flächennutzung innerstädtischer Grundstücke und wird durch Verbindungen getrennter Zonen definiert. Mit dem Namen Passage bezeichnet man einen zwischen belebten Straßen hindurchgeführten, glasüberdachten Verbindungsgang, der beidseitig von Läden begleitet wird. Die oberen Geschoße beinhalten meist Läden, Büros, Werkstätten oder Wohnungen. Im Weiteren gilt sie als Organisationsform des Detailhandels.6 Simone Besemer unterscheidet weitere Typen von

Shopping Centern. Alle zeichnen sich durch eine zentrale Leitung aus, welche mit Betrieb und Marketing beauftragt ist und durch „eine umfangreiche Angebotsstruktur an Waren- und Dienstleistungen“.7 Leitbetriebe (Magnet Stores) dienen als Aushängeschild und Kundenmagneten und nehmen ca. 45 -60 % der Verkaufsfläche ein. Shopping Center verfügen über eine Verkaufsfläche von mind. 10.000m² und ein großzügiges Angebot an PKW-Stellplätzen. Bei Power Centern (vorwiegend in den USA) verfügen die Magnet Stores über 90% der Gesamtverkaufsfläche. Themen Center weisen eine Bündelung spezifischer Branchen und ihrer Angebote auf, verzichten aber auf einen Magnet Store. Bahnhofs- und Airport-Center umgehen die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten und sollen im Falle der Bahnhöfe ein „zusätzlicher Impulsgeber für die Stabilisierung und Entwicklung innerstädtischer Funktionen sein“. Das Urban Entertainment Center (UEC) ist in der Peripherie angesiedelt und soll (daher die Namensgebung) Urbanität suggerieren. Factory Outlet Center (FOC) bringen Markenware durch kleinteilige Mieterstruktur kostengünstig auf den Markt, da sie auf einen Vertrieb verzichten können.8 Aus der Sicht von Investoren sind die wesentlichen Merkmale von Shopping Centern schnell zusammengefasst: (1.) Sie sind ein Investitionsgut, welches über einen längeren Zeitraum Bestand hat; (2.) Sie sind unbeweglich, also standortgebunden; (3.) Sie weisen eine Einmaligkeit auf, da jedes ShoppingCenter ein Unikat ist; (4.) Sie sind heterogen9; (5.) Führungsentscheidungen müssen stets von mehreren Personen getroffen werden; (6.) Shop-


ping-Center haben grundsätzlich eine sehr lange Lebensdauer, wenngleich sie einem steten Wandel unterworfen sind; (7.) Shopping-Center weisen eine hohe Komplexität auf; (8.) Sie sind Immobilien, welche eine hohe, immobile Kapitalbindung mit sich bringen; (9.) Einkaufszentren sind Projekte, welche ganzheitliche Lösungen erfordern.10 Simone Besemer fasst die Charakteristika für die Planung und Errichtung eines Shopping Centers mit folgenden Begriffen zusammen: „Neuartigkeit und Einmaligkeit, große Bedeutung für alle beteiligten Marktakteure und deren Umfeld, thematische und leistungsinhaltliche Komplexität, hohe Dynamik, hoher Ressourceneinsatz, hohe Prozessorientierung, erhöhtes Risiko für alle beteiligten Entscheidungsträger, Erfordernis besonderer Fach- und Spezialkenntnisse sowie interdisziplinärer Querschnittscharakter, der den Einsatz von Individuen (d.h. Projektbeteiligten) mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten, Verantwortlichkeiten und Handlungskompetenzen erfordert.“11 In vereinfachter Form versteht zum Beispiel der Duden unter einem Einkaufszentrum (Shopping-Center) eine „…einheitlich geplante und errichtete Anlage mit rechtlich selbstständigen Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben. Typisch sind einheitliche Verwaltung, auf das Einzugsgebiet abgestimmte Anbieter, verkehrsgünstige Lage und umfassendes Parkplatzangebot.“12 Aus der Sicht von Investmentfirmen stellt die Errichtung eines Shopping-Centers eine sehr komplexe Aufgabe dar. Grundvoraussetzung sind jedoch eine grundsätzlich hohe Dichte an Menschen am jeweiligen Standort und eine gute verkehrstechnische Anbindung des Einkaufszentrums in dessen Einzugsbereich.

Das Einkaufszentrum des 19. Jahrhunderts13 Passagenarchitektur Das Wort „Passage“ deutet einen transitorischen Charakter an. Passage kommt aus dem Französischen und bezeichnet schon im 18. Jahrhundert

..07. die schmalen Privatstraßen, die die innere Erschließung großer Baublöcke darstellen. Weitere Bedeutungen, denen ebenso das Wort Passus zu Grunde liegt, sind beispielsweise Straße, Fahrbahn, Durchgang oder auch die Passage de la Vie. All diesen Bezeichnungen haftet etwas Gemeinsames an, sei es räumlich oder zeitlich, es drückt immer einen Übergang, eine Schwelle oder einen Ablauf aus. Es passiert etwas – die Bewegung wird zum Ereignis. Passage ist im baugeschichtlichen Zusammenhang zunächst nur ein Durchgangsraum, der sich erst mit seiner Umhüllung verselbstständigt, nach Funktionen weiter ausdifferenziert wird. Sein Benutzer ist der Passant. Die Passage bietet auf privatem Gelände öffentlichen Raum und Verkehrserleichterung, Abkürzung, Schutz vor der Witterung und nur dem Fußgänger zugängliche Flächen. Dieses Angebot soll sich positiv auf den geschäftlichen Erfolg der PassagenMieter auswirken. Die Passage gehört nicht zu dem Instrumentarium der Stadtverwaltung und ist daher ein Objekt der privaten Spekulation. Sie ist auch keine Institution, die durch die Entwicklung der städtischen Zivilisation im 19. Jahrhundert unentbehrlich geworden wäre. Das größte Manko der Passage ist ihre Unbeweglichkeit. Sie ist nicht transportfähig und kann mit der Mode und der Laune der Gesellschaft nicht mit wandern. Der Erfolg oder Misserfolg von Passagen ist oft geleitet durch die Veränderungen in ihrer Umgebung, die Zusammensetzung des Publikums oder dem Wandel des Raumgefühls. Lage in der Stadt Der einzig mögliche Ort einer Passage liegt im Zentrum einer Stadt, dort wo sich die Menschen treffen, einkaufen, flanieren und amüsieren. Das Zentrum ist jener Ort, an dem eine gewisse Mindestfrequenz an Publikum, an öffentlichem Verkehr und an Käufern herrscht. Die permanente Fluktuation über Tag und Nacht durch unterschiedlichste Schichten, Flaneure, Käufer und Passanten sind mitbestim-


.08.. mend für den geschäftlichen Erfolg und rechtfertigen den großen konstruktiven Aufwand und die hohe Ausnutzung des Geländes. In Mailand sind es die großen Plätze und die sie verbindenden Straßen, die eine solche Frequentierung gewährleisten. Ein Zentrum ist umso geeigneter für die Anlage einer Passage, je flächiger es ist, je mehr es in allen Richtungen durchkreuzt wird von Geschäftsstraßen gleicher Intensität. Sobald eine Passage mehrere Zugänge aufweist und einen Weg anbietet, muss sie die Funktion des Abkürzens, Verbindens oder Erschließens aufweisen. Es entsteht ein Kontaktglied innerhalb eines Straßensystems. Innere Organisation Der Zwang zur eigenen, inneren Attraktivität hat Einfluss auf die Nutzung des Gebäudes, auf das Erschließungssystem und auf den architektonischen Aufwand für den Passagenraum und die äußeren Fassaden. Zahlreiche Läden gewährleisten ein abwechslungsreiches und angenehmes Durchschreiten. Die durchgehenden Glasdächer machen die Passage witterungsunabhängig und zum bevorzugten Ort ungestörten Prominierens. Möglichst schmale Läden zu beiden Seiten erlauben schnelle Wechsel der Auslagen und eine bazarartige Breite des Angebots. Umso breiter die Nutzung der Geschoße gefächert ist, desto größer ist das Eigenleben der Passage über den ganzen Tag. Die Gestaltung des Innenraums als Außenraum hat zum Ziel, dass der Passant einen Straßenraum betritt. Denn einen Innenraum betritt man immer mit einem Ziel oder einer erkennbaren Absicht. Man kann zwei Typen von Passagen unterscheiden: offene und gedeckte Passagen. Die Passagen gelten im Allgemeinen als Kinder der Industrie. Ausgangspunkt war meist ein Häuserblock, der von zwei oder mehreren stark frequentierten Straßen begrenzt wurde. Die ersten 6 Pariser Passagen sind einfach und ohne jeden architektonischen Anspruch ausgeführt. Sie gelten als Versuch einen neuen Bautyp

hervor zu bringen. Ihre Ausformung beschränkt sich meist auf schmale, selbstständig erschlossene, zwei- bis drei-geschossige Häuser mit Einheiten aus Laden und Wohnung. Zwischen 1820 und 1840 kam es in Paris zu 15 weiteren Passagen, die auch in anderen großen Handelsstädten Nachahmung fanden. Mit John Haviland wird die Passage auch nach Amerika transportiert. Die Entwicklung geht in Amerika, so wie auch bei den späteren viktorianischen Passagen, zu wohnungsfreien Passagen. Jedes Geschoss bietet damit Ladenflächen an und muss somit auf jeder Ebene über Laufbahnen verfügen. Die weitere Entwicklung in Amerika versteckt bereits ein dreigeschossiges Shoppingcenter hinter einer Tempelfassade. Parallel zu den neuen Ideen der Architekten für die Gestaltung des Passagenraums steigerte auch die Glas- und Stahlindustrie ihre Leistungsfähigkeit. Um 1830 ist die Passage fertig und in all ihren Teilen entwickelt: Längsraum, Zentralraum, Vorderhaus, innere und äußere Fassaden, durchgehendes Glasgewölbe und Glaskuppel sind Elemente eines Bautyps, der zum unentbehrlichen Mittel der Illustrierung des öffentlichen Raumes geworden ist. Der Bau jeweils einer einzigen Passage in den vielen an Paris und London orientierten Städten deutet darauf hin, dass die Passage interpretiert wird als ein Symbol für zivilisatorische Modernität und dass sie aus dem privaten, spekulativen Bereich heraus in das Interesse der Stadtöffentlichkeit gerät. Zwischen 1840 und 1860 entstanden nur wenige Passagen, da viele ihrer Vorgänger auf Grund schlechter Platzierungen wenig erfolgreich waren. Während die Entwicklung in Paris und London stockt, kommen neue Schauplätze wie Brüssel und Hamburg auf den Plan, in denen größeres öffentliches Interesse besteht und die Passage Bestandteil städtebaulicher Sanierungsmaßnahmen wird. Die größte Weiterentwicklung passierte in Triest. Hier entstand die erste Passage mit kreuzförmigem Grundriss und sie war auch die erste, die einen eigenen Baublock einnahm. El Tergesteo steht


frei, verhält sich wie ein öffentliches Gebäude im Stadtzentrum, verbindet zwei Plätze und wird vom Theater und der Börse flankiert. In Hamburg erfuhr die neue Passage eine Erweiterung der bisher bekannten Raumdimension von der Gasse zu einer regelrechten Straße. In Brüssel entstand mit den Galeries St. Hubert ein Zeichen neuer nationaler Selbstständigkeit. Die Passage sollte den Modernisierungsprozess der Altstadt einleiten und die neue Aufgabe Brüssels als Hauptstadt symbolisieren. Auf Grund des immensen Umfangs des Baukomplexes konnte die Passage durch private Initiative allein nicht mehr zu Stande kommen, wodurch die Beteiligung der öffentlichen Hand und des Parlaments notwendig wurde. Im Weiteren können die Galeries St. Hubert als Kontaktglied zwischen den Pariser Passagen und der großen Mailänder Passage gesehen werden. Publikum Die Passage hat ihr eigenes Publikum. Sie ist das Produkt eines liberalistischen Wirtschaftssystems, einer Klasse der Gesellschaft und einer Öffentlichkeit, die aus den Wirren der Französischen Revolution hervorgegangen ist. Das Raumgefühl, die Bedürfnisse und die Süchte dieser Gesellschaft sind das Lebenselement der Passage. Mit der Veränderung der Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlischt auch der Raumgedanke der Passage. Luxuswaren und Mode sind an diesen Orten entstanden. Die Passage gab dem bürgerlichen Publikum und seinen wunderlichen Erscheinungen wie dem Flaneur einen Raum zur Selbstdarstellung. Man konnte die Produkte einer aufblühenden Luxusindustrie bestaunen, kaufen und verbrauchen. Dieses Publikum, in dessen Dienst sich die Passage stellt, fühlt sich am wohlsten in dem künstlichen Licht der Theaterfoyers, der Caféhausterrassen, der weiträumigen Restaurants und Bars und unter den Glasdächern der Passagen – in dieser illusionistischen Sphäre einer gebauten, dschungelhaften Stadtwirklichkeit unter Glas, die die Natur ersetzt.

Victor Gruen und das Einkaufszentrum des 20. Jahrhunderts

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Victor Gruen, 1903 in Wien als Viktor David Grünbaum geboren, studierte bei Peter Behrens an der Akademie der Bildenden Künste. Nach seinem Architekturstudium tritt er 1923 in die Wiener Architektur- und Baufirma Melcher & Steiner ein. Anfänglich mit dem Beruf des Architekten mit seinen Regelwerken und Gesetzen unzufrieden fand er den Ausgleich im Kabarett und als engagierter Streiter für die Sozialdemokratie.14 1932 eröffnet er sein eigenes Architekturbüro und hält sich mit kleineren Bauaufgaben, insbesondere mit Geschäftsund Wohnungsplanungen, über Wasser.15 Nach 1936 setzt Gruen seinen Fokus auf die Planung von Boutiquen an den Einkaufsstraßen im Ersten Bezirk Wiens. Vor seiner Emigration in die Vereinigten Staaten plante und gestaltete Gruen sieben Wiener Boutiquen: Deutsch Herrenmoden, Lowenfeld, Bristol´s Parfumerie, Depot de Guerlain, Park-Confiserie Bonbons, Singer, Stoll & Riener Herrenausstatter. Innovativer Einsatz von Materialien, gekonnte Inszenierung mit Licht und ausgedehnte Schaufensterfronten aus Glas sind die Hauptmerkmale seiner Entwürfe.16 In einem Artikel über Wiener Geschäftslokale und Restaurants wurde die Bristol´s Parfumerie seinerzeit als eines der modernsten und interessantesten Geschäfte Wiens bezeichnet.17 1938 emigriert Gruen nach New York, wo er sich als einer der ersten Architekten auf die Planung von Geschäftslokalen spezialisiert. Gruen arbeitet anfänglich unter anderem an Projekten für die New Yorker Weltausstellung 1939. In dieser Zeit gründete er auch eine Theatergruppe in New York und inszenierte zwei erfolgreiche Revuen am Broadway. Trotz Erfolgen bleibt er hauptberuflich Architekt und eröffnet zusammen mit Morris Ketchum ein Architekturbüro in New York.18 Hermann Lederer, vor seiner Emigration, Händler von hochwertigen Lederwaren in Paris und Wien,


.10.. beauftragte Grün mit der Gestaltung eines Geschäftes an der 5th Avenue.19 Gruens Beobachtung, dass bei der enormen Dichte des Fußgängerstromes ein Verweilen potenzieller Kunden vor der Auslage kaum möglich ist, führt ihn zu einem neuen Entwurfsansatz. Er integriert gewissermaßen den Gehsteig in das Geschäftslokal. In einer schützenden Einbuchtung positioniert er kleine, intensiv ausgeleuchtete Schaukästen. Das bühnenartige Präsentieren der Waren sowie das Fort- bzw. Weiterführen der Auslage in den Eingangsbereich des Geschäftes denkt den von Adolf Loos bereits 1912 umgesetzten Entwurf für das Portal der Wiener Verlagsbuchhandlung Manz weiter. Die Partnerschaft von Gruen mit Ketchum hält kaum ein Jahr, in welchem sie vier Geschäfte in Manhatten realisieren und löst sich 1939 auf. Noch im selben Jahr erfolgt die Gründung eines Architekturstudios mit Elsie Krummeck, die 1941 Gruens zweite Frau wird. Kleinere Geschäftsgestaltungen im Raum New York folgen. Die expandierende Kaufhauskette Grayson Company wird Gruens erster Großkunde.20 Architecture 194x In einem Großteil der amerikanischen Städte herrscht in den 40er Jahren eine sehr ungeordnete Bebauungsstruktur vor. Besonders die dünn besiedelten Vorstädte gleichen einem Flickenteppich ohne definierbarem Zentrum. Mit den aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrenden Veteranen, denen die Regierung günstige Häuser am Stadtrand versichert, erfahren die Vorstädte noch stärkere Zuwanderung auch aufgrund der Rassentrennung. Um die amerikanischen Städte neu zu strukturieren, lobt 1943 die US-amerikanische Zeitschrift “Architectural Forum“ einen Wettbewerb aus, der auf Visionen für die architektonische Gestaltung der Nachkriegszeit zielte. Die Redakteure nannten das Projekt “Architecture 194x“, bezeichneten damit das noch unbekannte Jahr nach Kriegsende. An einer Modellstadt sollten spezifische Schwerpunkte ausgearbeitet werden. Dabei stellt man sich auch

die Frage, wie sich das Einkaufen besser gestalten ließe. Gruen und Krummeck, in der amerikanischen Architekturszene bereits für ihre spektakulären Shopdesigns an der Fifth Avenue und ihre Warenhäuser für die Grayson Company bekannt, werden auserwählt, um einen Prototyp für ein “regional shopping center“ zu entwerfen.21 Victor Gruen hatte bereits in den Jahren zuvor, während der Tätigkeit bei der Warenhauskette Graysons, mit ersten Gedanken für eine Shoppingmall experimentiert und diese auch in diversen Publikationen veröffentlicht. Nun bietet sich ihm die Gelegenheit, seine Ideen erstmals in die Tat umzusetzen.22 Für Gruen stellte das Einkaufszentrum eine Schlüsselkomponente in der Amerikanischen Besiedelungsstruktur dar, da es die Rolle eines urbanen Nebenstadtzentrums erfüllte. Als Kristallisationspunkt innerhalb der „Suburb“ sollte es neben dem Einkaufen auch gesellschaftliche, kulturelle Funktionen beinhalten.23 Möglicherweise bestand sein Grundgedanke schon damals darin, mit neuen, multifunktionalen Zentren die Innenstädte zu entlasten. Durch die Zusammenarbeit mit mehreren Spezialisten beim Planungsprozess, entstand für ihn eine neue Art der Planung bei welcher der Architekt die zentrale Position einnahm. Er selbst arbeitete bei vielen seiner Projekte mit dem Wirtschaftsspezialist Larry Smith zusammen, um das Einkaufsverhalten der Menschen zu erforschen. Gruens Frau brachte zudem viele Ideen im Hinblick auf die sehr bedeutende Zielgruppe der Hausfrau ein. Die ersten Entwürfe von Gruen und Krummeck für das regionale Shoppingcenter überschritten deshalb die dafür vorgegebene Größe und Funktion bei weitem, orientierten sich an den traditionellen Hauptplätzen europäischer Städte und an Ideen des urbanen, europäischen Gemeinwesens, wie Gruen es aus dem Roten Wien (Karl-Marx Hof) kannte. Auch die Unzufriedenheit mit den amerikanischen Städten, vor allem Los Angeles, lieferte Grund genug für eine neue Herangehensweise an die Themen Shopping bzw. Stadt.


Gruen und Krummeck schlugen zwei zentrale strukturelle Interventionen vor: Autos und Kunden sollten räumlich getrennt werden, Konsum- und Zivilräume andererseits ineinanderfließen. Aus diesen Ansätzen entstand beim ersten Entwurf ein Zentrum, welches um einen weitläufigen, grünen Platz herum organisiert ist, neben Geschäften auch eine Bibliothek, eine Post, ein Theater, einen Vortagssaal, einen Club, einen Kindergarten, einen Spielraum und einen Ponystall inkludiert.24 Der zweite Entwurf stellte ein geschlossenes, rundes Gebäude dar, welches einem gläsernen Bazar gleicht.25 Da die ersten beiden Entwürfe stark kritisiert wurden, fällt der dritte Entwurf weit weniger spektakulär aus. Im Wesentlichen handelte es sich dabei um ein konventionelles Einkaufszentrum mit U-förmig um einen Hof arrangierten Geschäften.26 Die Inklusion städtischer Strukturen beherrscht Gruens Entwürfe also von Beginn an. Zunächst an der Beziehung von Bürgersteig und Schaufenster erprobt, bemächtigt sich Gruens planerische Generalmaxime nun des Verhältnisses von Straße und Stadt. Die Straße dringt immer stärker in das Gebäude ein, bis sie schließlich von ihm aufgesogen ist. Als Zwischenschritt nach den Warenhausketten und vor den ersten Shoppingmalls, lässt sich der Milliron´s Store eingliedern, ein Departmentstore mit den Eigenschaften eines Shopping Centers. Erstmals findet sich hier ein zentraler Platz mit daran angegliederten Geschäftsbereichen. Beim Shopping Center wird zusätzlich das Automobil ins Gebäude bzw. auf das Gebäude geführt, wobei die Auffahrtsrampen als gestalterische Elemente fungieren. Die Mall – Der Shop wird zur City Die Mall verkörpert die idealtypischen Werte eines suburbanen, weißen Lifestyles - Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit. Durch die Angst vor einem Angriff im Kalten Krieg wird das Shoppingcenter auch für die Zivilverteidigung in Betracht gezogen. Ideen zu dieser Rolle hatte Gruen bereits im Jahr 1943, als

..11. das Ende des Zweiten Weltkrieges noch ungewiss war. In den 50er Jahren wird das Thema Sicherheit und Eindämmung gezielt von Gruen genutzt, um seine Projekte zu realisieren.27 Northland Center, Detroit 1951 Das erste klassische Modell einer Mall kann Gruen 1951 in Detroit verwirklichen. Er hatte ursprünglich vorgeschlagen, in allen Himmelsrichtungen und jeweils im Abstand von 12 bis 20 km vom Stadtzentrum entfernt eine große Shopping Mall zu errichten: North-, East-, West- und Southland. Schließlich kann nur Northland von Gruen Associates selbst realisiert werden, Eastland entsteht zumindest noch nach Gruen´s Masterplan. Im Northlandcenter realisiert Gruen einige jener architektonischen Elemente, die er gemeinsam mit Elsie Krummeck im Kontext des Projekts „Architecture 194x“ entworfen hatte. Vor allem die Idee, die Straße ins Geschäft zu holen und damit aus dem Shop eine Stadt zu kreieren, wird beim Northland Center zum ersten Mal in die Tat umgesetzt. Im Vergleich zu späteren Projekten besitzt es aber eine noch offene Struktur.28 Southdale Center, Minneapolis 1956 Das Southdale Center wurde zur ersten überdachten und vollklimatisierten Mall der Welt. Die Überlegungen zu dieser geschlossenen Form entstanden als erstes bei Projekten in klimatisch ungünstigen Gebieten, wie beispielsweise in Texas. Außerdem kann dadurch an Fassaden und Verglasungen gespart werden. Das äußere Erscheinungsbild der Mall gerät zu diesem Zeitpunkt bereits in den Hintergrund. Geplante Fassadengestaltungen und Eingänge mit großzügigen Einblicken in die Arkaden werden nicht mehr realisiert.29 Im Inneren können die Kundenströme noch besser gelenkt werden. Der öffentliche Raum wird Bühne. Die Magie von Downtown Manhattan mit Lichtern, Farben, die Individualität und Abwechslung vorgaukeln, nachgeahmt. Die gebotene Atmosphäre erzeugt die Illusion, sich in einem übernatürlichen


.12.. Gebäude zu befinden und gleichzeitig vermittelt sie den Charakter eines öffentlichen Wohnzimmers. Die Folgen der Malls30 Später hat Victor Gruen erkannt, dass er viele Dinge falsch eingeschätzt hatte. Seine Idee von der Mall als multifunktionales Zentrum, welches wesentliche soziale und kulturelle Aufgaben jenseits von reinem Kommerz erfüllen kann, wurde nicht in seinem Sinne verwirklicht. Im Laufe der Zeit wurden diese multifunktionalen Raumprogramme von Geschäften verdrängt. Die Zentren hatten sich nunmehr zu reinen „Verkaufsmaschinen“ gewandelt. Das hatte zur Folge, dass weder eine Verbesserung des gesamten städtischen Gefüges erreicht werden konnte, noch bestehende Stadtkerne belebt werden konnten, da diese immer mehr und mehr Geschäfte von den Kernzonen abzogen. Aus dem Prinzip der Integration in bestehende Strukturen wurde ein Prinzip der Zerstörung von gewachsenen Siedlungsgebieten. Gruen sah dem vorstädtischen Einkaufszentrum keine lange Zukunft vorher: „Die Zukunft, meinte ich, gehöre dem mit dem gewachsenen Stadtgebiet integrierten multifunktionellen Zentrum, das zu Fuß oder durch öffentliche Verkehrsmittel leicht erreichbar sei.“31 Noch drastischer sah Gruen die Auswirkungen dieser Fehlentwicklung in Europa, da hier historisch gewachsene funktionierende Stadtkerne zerstört wurden. Die erforderlichen Verkehrsflächen für den explodierenden Individualverkehr hatten im dichter besiedelten Europa katastrophale Auswirkungen. Die Ansiedlung der Shoppingcenter an den Stadträndern ging auf Kosten wertvoller Erholungsgebiete im direkten städtischen Umfeld und führte zu vermehrter „Zwangsmobilität“ und damit verbundenen Auswirkungen auf Umwelt und Lebensqualität. Enttäuscht von der Fehlentwicklung seiner Idee bestritt Gruen später jede Urheberschaft an den Einkaufszentren und widmete sich vermehrt der Stadtentwicklung und Stadtplanung.

Konsumkulturen heute Das Einkaufen hat längst die Dimension der puren Bedürfnisbefriedigung gesprengt. Shopping bedeutet heute auch politisches Handeln. Freie Marktwirtschaft gibt es vor allem dort, wo viel eingekauft wird. Eine funktionierende Demokratie erkennt man sehr häufig an ihrem hemmungslosen Drang, etwas zu kaufen. Wenn George W. Bush nach den verheerenden Terrorangriffen des 11. September 2001 in New York die Bevölkerung dazu aufruft, trotzdem – oder besser gesagt – gerade deshalb einkaufen zu gehen, geht es nur in zweiter Linie um einen Aufruf zur Rückkehr in die gewohnte Normalität. In erster Linie schwächt nämlich ein reduziertes Einkaufsverhalten den Staat und damit seine finanzielle Potenz. Werte dienen als Führungsgrößen des menschlichen Verhaltens. Sie sind grundlegende bewusste, aber auch unbewusste Vorstellungen von Wünschenswerten, welche die Wahl von Handlungsarten und Handlungszielen in einer Gesellschaft beeinflussen. Werte gewinnen besonders in einer Zeit des Übergangs von einem veralteten (gesellschaftlichen) System zu einem neuen System an Bedeutung, bzw. werden erst dann also solche bewusst wahrgenommen.32 Als zentraler Aspekt des Wertewandels lässt sich feststellen, dass individuelle und gesellschaftliche Pflicht und Akzeptanzwerte an Bedeutung verlieren und so genannte Selbstentfaltungs- und Engagementwerte an Bedeutung gewinnen. Traditionelle Werte wie Disziplin, Leistung, Ordnung, Pflichtbewusstsein oder Bescheidenheit werden von neuen Werthaltungen abgelöst. Mit Gerd Hennings lassen sich diese in 3 Gruppen einteilen:33 Werthaltungen einer idealisierten Gesellschaftskritik (u. a. Emanzipation, Gleichbehandlung, Autonomie des Einzelnen) Werthaltungen des Hedonismus (u. a. Genuss, Abenteuer, Spannung, Abwechslung)


Werthaltungen des Individualismus (u. a. Kreativität, Spontaneität, Selbstverwirklichung) Diese neuen Werthaltungen bedingen ein verändertes Konsumverhalten. Im Allgemeinen ist Konsum eng mit räumlichen und kulturellen Bedingungen verbunden. Es gibt zwei Typen von Merkmalen welche Konsumstrukturen ausmachen. Die äußeren Merkmale der Konsumwelt und inneren Merkmale der Konsumenten. So spielen kulturelle, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Faktoren eine große Rolle. Verhaltenswirksame Merkmale wie Einstellung, Wahrnehmung, Rollen, Werte und Normen sowie demographische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Nationalität und Beruf machen den einzelnen Konsumenten genauso aus, wie seine Individualmerkmale (Ausbildungsstand, kulturelle Basis), Haushaltsmerkmale und Einkommensmerkmale. Dementsprechend unterteilt der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski seinen „arbeitenden Konsumenten“ in 8 Untergruppen, wobei Identitätswechsel für die heutige Konsumentengenerationen typisch sind, es keine Festlegung mehr auf nur einen Verhaltenstypus gibt: Eine der wichtigsten Untergruppen stellt der Versorgungskonsument dar. Er gliedert sich weiter in Normal- und Sparkonsument, auszeichnend ist für ihn jedoch die Befriedigung der Grundbedürfnisse mit Konsum. Der Normalkonsument, oder auch „OttoNormal-Verbraucher“ steht trotz seines Anteils von fast 45% der Gesamtbevölkerung am Rande des öffentlichen Interesses. Er kauft überlegt „nur das, was notwendig ist“ – 10 verschiedene Varianten der gleichen Ware wecken in ihm kein Interesse. Hingegen hält der Sparkonsument das Geld zusammen, weil er „sparen will und muss“. Sein Haushaltsbudget reicht gerade für die tägliche Versorgung, für besondere Ausgaben bleibt ihm kein Geld.34 Der Anpassungskonsument muss sich zwanghaft an die Gesellschaft anpassen. Er will sich nicht

..13. ausschließen und will und muss überall dabei sein – koste es, was es wolle. Er lebt oft über seine Verhältnisse hinaus und neigt zu Spontankäufen, oft auch unnötiger Dinge. Ähnlich verhält sich der Geltungskonsument. Geld und Geltung sind für ihn eins, Konsum wird nach außen hin demonstriert. Er kauft sich öfters mal etwas Neues, auch wenn er damit über seine Verhältnisse lebt – es wird dann einfach im täglichen Leben gespart.35 Der Luxuskonsument verbindet anspruchsvollen Konsum mit ausgeprägtem Qualitätsbewusstsein. Er kauft teure Güter, weil er es sich leisten kann, schließlich besitzt er meist höhere Bildung und ein überdurchschnittliches Einkommen. Er hat das Gefühl, dass er sich den Erlebniskonsum verdient hat.36 Dem Anspruchskonsumenten jedoch sind solche Werte nicht bekannt. Er kauft und konsumiert in erster Linie Dinge, die für ihn wichtig sind und sein Leben „schöner machen“. Für mehr Freude im täglichen Leben.37 Und schließlich der Erlebniskonsument. Laut Opaschowski zählten sich im Jahr 2001 49% der Deutschen zu den Erlebniskonsumenten. Der Erlebniskonsument möchte „sich öfter mal was leisten“ und lässt sich dies auch etwas kosten. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten will er auf ein schönes Leben nicht verzichten.38 Generell lässt sich feststellen, dass die Versorgungsorientierung des Konsums an Bedeutung verliert, der Gebrauchswert der gekauften Ware oder Dienstleistung nicht mehr das entscheidende Konsummotiv bildet. Wichtig ist heute ein Nutzen des jeweiligen Produkts, der über dessen funktionale und sachliche Qualität hinausgeht, auch sinnliche und emotionale Erlebnisse inkludiert und dadurch zur Erhöhung des Lebensgefühls und zur Steigerung der Lebensqualität beiträgt.39 Schulze behauptet mit der Theorie der „Erlebnisgesellschaft“, dass Erlebniseinkäufe auf jedem Lebensstandardniveau getätigt werden.40


.14.. Es passiert eine Zeit des Begehrens, jeder möchte mehr und ist durch die Gier kaum zufrieden zu stellen. „Denn die wahre Macht die uns regiert ist die schändliche unendliche unstillbare Gier“ heißt es im gesellschaftskritischen Musical „Tanz der Vampire“. Aus diesem Gesellschaftsbild ergibt sich eine Suche nach Inszenierung und Dramaturgie. Michael J. Wolf spricht hier 1999 von einem E-Factor (entertainment content and experiences). Dieser E-Faktor muss in allen Produkten enthalten sein. Dieses Konzept lässt sich vom kleinsten Produkt bis hin zum Einkaufscenter selbst umsetzten. Das Ziel der Einkaufszentren ist es, Versorgungskäufe durch Erlebniskäufe zu ersetzen.41 Der Einkaufsbesuch in den 60er Jahren dauerte um die 20 Minuten und ist in den 90er Jahren auf drei Stunden angestiegen. Die Kunden kommen hauptsächlich um sich zu unterhalten. Vor allem Jugendliche haben das EKZ als neuen Freizeitort umfunktioniert. Es entstehen Themenparks, die dem Besucher eine bunte fantasievolle Gegenwelt zur Realität bieten. Hier wird ein Bild von Sauberkeit und Sicherheit vermittelt, ein Abenteuer ohne Risiko und parallel das Gefühl von Entspannung.42 Gleichzeitig werden die Orte des Konsums mit Symbolen aufgeladen. In der Einkaufswelt reicht die Symbolhaftigkeit vom kleinsten Produkt über die einzelnen Stores bis hin zum EKZ selbst (Beispiel SCSeiersberg, Symbolwirkung mit der provokanten Inbesitznahme des Grazer Urturmschattens). Die Symbolik reicht jedoch darüber hinaus, wenn EKZs an besonderen Plätzen stehen und sich das EKZ über diese definiert. Was bedeutet es wenn ein EKZ gegenüber einer Kirche steht oder wenn überhaupt eine Kirche im EKZ steht.43 Der Zusammenhang von Shopping Center und moralischer Instanz ist jedenfalls nicht weit hergeholt. Auf den Punkt bringt das Katrin Bucher in ihrem Aufsatz „Das Recht auf Shopping“, wenn sie von der Bürgerpflicht, „shoppen“ zu gehen spricht.44


..15. 1

Vgl. Dörhöfer, Kerstin; Shopping Malls und neue Einkaufszentren, Berlin

2008, S. 12f. 2

Nach Definition des deutschen Bundesverfassungsgerichts sind CENTER

„von vornherein einheitlich geplante, finanzierte, gebaute und verwaltete Gebäudekomplexe mit mehreren Einzelhandelsbetrieben verschiedener Art und Größe“ (http://www.baubar.net/pdf/sbh89.pdf 21.01.2009) oder allgemein ausgedrückt ein „Mittelpunkt für bestimmte Tätigkeiten“ (Definition nach Duden) große, überdachte Gebäudekomplexe, Passagen und Galerien oder offe-

3

ne Ladenstraßen (Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V.: Standortfragen des Handels. 5.Auflage. Köln 1995, S.170) 4

schlichte Verkaufshallen, die nicht zusammenhängend überdacht sind, sich

erst eine eigene Frequenz schaffen müssen und sich stark an Autokunden orientieren. (Vgl. Kerstin Dörhöfer, Shopping Malls und neue Einkaufszentren, Berlin 2008, S. 13) 5

Ebd. S. 13f.

6

Vgl. Johann Friedrich Geist, Passagen. Ein Bautyp des 19. Jahrhunderts,

München/New York 41979, S.12 Simone Besemer. Shopping-Center der Zukunft. Planung und Gestaltung,

7

phil. Diss. Wiesbaden. 2004, S. 24 8

Vgl. Besemer. Shopping-Center, S. 26–34.

9

„In der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur werden unter heterogenen

Gütern solche Güter verstanden, die zwar ungleichartig sind, aber trotzdem in direkter oder indirekter Weise miteinander konkurrieren.“ Ebd. S. 46. 10

Vgl. Besemer, Shopping Center, S. 45 ff. Ein hoher Anteil der Leistungen

für eine erfolgreiche Umsetzung „verstecken“ sich zum Beispiel in der Planung von Shopping-Center. 11

Ebd. Seite 53f.

12

Duden. Das Lexikon für Österreich in 20 Bänden. Band 4. Dudenverlag.

Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich. 2006. Seite 427. 13 14

Vgl. dazu Geist, Passagen. M. Jeffrey Hardwick, Mall Maker, „Victor Gruen, Architect of an American

Dream“, University of Pennsylvania Press 2004, S. 8–9. 15

konstruktiv, Einkaufswelten, November Dezember 2006, Einmal Amerika

und zurück, S. 42. 16

Alex Wall, Victor Gruen From Urban Shop to New City, Actar 2005, S. 27.

17

Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte - Economic History Yearbook 2005/2,

From Department Store to Shopping Mall: Transnational History of Largescale Retail / Vom Warenhaus zur Shopping Mall: Einzelhandel transnational, Akademie Verlag, 2005, S. 92. An English review of one of his Vienna stores called Bristols‘s Parfümerie on the elegant Ringstrasse „one of the most modern and interesting shops in Vienna; „a later American review called his designs „attractive shops“ for „Vienna´s most exclusive shopping district.“ Initials in the Decorative Scheme, Display, August 1935, S. 233. 18

Morris Ketchum fungiert aufgrund der Planungsbefugnis als Architekt und

Victor Gruen als Designer. 19

Wall, Victor Gruen, S. 32.

20

Wall, Victor Gruen, S. 30.

21

Anette Baldauf, Entertainment Cities, Wien 2007, S.31.

22

Wall, Victor Gruen, S. 56.

23

Both commercial strip and subdivision lacked public spaces, what Gruen

called “crystallization points,” supported by social and cultural functions. Wall, Victor Gruen, S. 56.

24

Baldauf, Entertainment Cities, S.32.

25

Wall, Victor Gruen, S. 69.

26

Anette Baldauf, Dokumenta12 - Magazines Online Journal, Shopping Town

USA. Victor Gruen, der Kalte Krieg und die Shopping Mall, 2007. 27

Baldauf, Entertainment Cities, S.43.

28

Wall, Victor Gruen From Urban Shop to New City, S. 81.

29

Ebd., S. 92.

30

Alternativen zum Einkaufszentrum Dornbirn 1978. Baldauf, Dokumenta

Magazines. 31

Auf den Weg zur nachhaltigen Stadt. Schlussfolgerungen aus dem Werk

Victor Gruens und aktuelle Strategien zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung, Werkstattberich N° 78, stepwien.05 Stadt Wien, S.69 32

Vgl. Hennings, Gerd; Steuerungsfaktoren, Akteure, Planung; in: Erlebnis

und Konsumwelten, Oldenbourg, 2000, S.55 33

Ebd. Vgl. S.56

34

Vgl. Opaschowski, Horst W.; Deutschland 2020: Wie wir morgen leben;

Verlag für Sozialwiss.; 2006; S.146 35

Ebd. S.147

36

Ebd. S.148

37

Ebd. S.147

38

Aus: Event-Marketing – Was ist das?, http://www.munich-business-school.

de/fileadmin/mbs/documents/ working_papers/MBS-WP-2006-10.pdf; Munich Business School; 26.01.2009; S 4-5 39

Vgl. Hennings, Gerd; Steuerungsfaktoren, Akteure, Planung; in: Erlebnis

und Konsumwelten, Oldenbourg, 2000, S.55 40

Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart,

Frankfurt a. M. 22005. 41

Vgl. Voglmayr, Irmgard: Erlebnisgesellschaft – Freizeit – Gender; I) Cha-

rakterisierung der Erlebnisgesellschaft; in: http://www.univie.ac.at/OEGSKongress-2000/On-line-Publikation/Vogelmayr.pdf; 18.11.2008; 42

Vgl. Voglmayr, Irmgard: Erlebnisgesellschaft – Freizeit – Gender; II) Wie

manifestiert sich die Erlebnisgesellschaft?; in: http://www.univie.ac.at/OEGSKongress-2000/On-line-Publikation/Vogelmayr.pdf; 18.11.2008; 43

Siehe EKZ Sihlcity in der Schweiz. Hier wurde eine Kirche direkt ins EKZ

gebaut. Die Kirche ist ein auf 4 Jahren befristetes Experiment, sie trägt als Besonderheit die Symbole aller 5 Weltreligionen. Sie ist auch die einzige Kirche, die sonntags geschlossen hat. 44

Katrin Bucher, Das Recht auf Shopping, in: M Stadt. Europäische Stadtland-

schaften, Ausst. Kat. Köln 2006, S. 98–107.


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von frequenzbringern... und Einzugsgebieten - drei Einkaufszentren im Portrait Die Shopping Landschaft rund um Graz hat sich prächtig entwickelt:„Graz ist Shopping-Hauptstadt!“ „Graz als Metropole der Shoppingcenter!“ „Wie viele Einkaufszentren verträgt Graz?“ wird in einschlägigen Medien getitelt. Auf dem Fuße folgen einige haarsträubende Berechnungen: So gibt es österreichweit mittlerweile 120 Shoppingcenter mit mehr als 5.000 m² Verkaufsfläche und bis 2009 sind 800.000 weitere m² in Planung. Der Großraum Graz verfügt über ganze sieben Shopping Center mit einer gesamten Verkaufsfläche von mehr als 200.000 m². Für eine Stadt mit knapp 250.000 Einwohnern ein beachtliches Angebot. Die Shopping Center-Dichte (96 m² pro 100 Einwohner) liegt bei uns bei fast der dreifachen Dichte von Wien (34 m² pro 100 Einwohner) und der fast fünffachen Dichte vom Österreichschnitt (21 m² pro 100

Einwohner). Dennoch sind weitere Projekte mit einer zusätzlichen Verkaufsfläche von 100.000 m² geplant (die Stadt Galerie Graz am Hauptbahnhof und ein Projekt auf dem Gelände der Brau Union neben dem Ikea). Sollte es zur Realisierung kommen, steigt die Shopping Center-Dichte in Graz auf den Rekordwert von 123 m² pro 100 Einwohner.


..17.

murpark ökologisch wertvoll? Die angenehme Frisch- weil Freiluft im Murpark musste leider dem gewohnten Shoppingcenterklima weichen - aus dem innovativen Freiluftcenter wurde nach nur kurzer Zeit ein immerhin nicht fensterloses Shoppingcenter gezimmert, den Umfragen sei dank: „Aus unseren regelmäßigen Besucherbefragungen wissen wir, dass die Erreichbarkeit und der Branchenmix unseres Hauses besonders geschätzt werden. Allerdings wurden während der Wintermonate die Temperaturverhältnisse im Mall-Bereich von vielen Besuchern als nicht optimal empfunden.“ Also wurde eben der Frischluftzug gestoppt und die Pflanzen wurden künstlich. Hervorzuheben gilt es, dass der Murpark das erste und einzige Einkaufszentrum der Steiermark ist, das die Umweltverträglichkeitsprüfung mit einem positiven Bescheid abschließen konnte.

Straßenbahn, Bus und Fahrradfahrer sind hier nämlich auch eine Zielgruppe. Fakten und Zahlen Eröffnung: 21. März 2007 Verkaufsfläche: 36 000 m2 Shops, Restaurants: 72 Parkplätze: 2000 (250 Fahrradabstellplätze und Straßenbahnanbindung) Arbeitsplätze: 1 000 Kunden pro Jahr: 3 000 000 www.murpark.at Stand 17.08.2009


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shoppingcity seiersberg and the winner is... Mit dem Slogan „Ihr Einkaufsbummel wird bei uns zum Einkaufserlebnis!“ wirbt das seit der nunmehr zweiten Erweiterung zweitgrößte Shoppingcenter Österreichs, das wohlgemerkt nicht auf Grazer Stadtgebiet angesiedelt ist. Erwarten darf man sich Familien- und Kinderfreundlichkeit, eine behindertenfreundliche Infrastruktur und eine sehr gute Verkehrsanbindung. „Bei uns müssen Sie garantiert keinen Parkplatz suchen! Und weitläufige und helle Malls sowie ein hoher Sicherheitsstandard sind unsere Garantien für Ihr Wohlbefinden. Überzeugen Sie sich selbst von unseren Serviceangeboten.“ Haben wir gemacht und die Shoppingcity Seiersberg auf Platz eins der steirischen Shoppingwelten gesetzt – zumindest was Inszenierung, Reglementierung und auch den Umgang mit Kunst betrifft. Immerhin steht dort Markus Wilflings Uhrturmschatten mit der ausgemusterten Schlossbergbahn am Kreisverkehr publikumswirksam positioniert und je nach Jahreszeit passend dekoriert. Vielleicht könnte man noch ein paar alte Gebäude

in der Innenstadt abtragen und an Seiersberg verkaufen – Graz kann sich die Erhaltung ohnehin nicht mehr leisten… Wenn anderswo längst gespart wird, kann die „City“ Seiersberg immer noch erweitern. „Zusammen mit dem neuen, fünften Zentrum stellte sie alles in den Schatten.“ Ob dieser Slogan wohl ironisch gemeint ist? Fakten und Zahlen Eröffnung: 12. März 2003 Verkaufsfläche: 85.000 m² Shops, Restaurants: 200 Arbeitsplätze: 2.000 Kunden pro Jahr: 10 000 000 www.shoppingcityseiersberg.at Stand 17.08.2009


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citypark nieder mit der Peripherie Als alter Hase unter den Shoppingcentern steht der Citypark seit 1971 in der Grazer Innenstadt und ist immer noch nicht in die Peripherie abgewandert. Dem hausinternen Architekturverständnis kann man zwar nicht ganz beipflichten „Der moderne Charakter des neuen Citypark drückt sich auch in der architektonischen Gestaltung aus: hochwertige Materialien wie Metall, Glas und Keramik, großzügige und raffinierte Lichtführung tragen dazu bei“ - man denke nur an den „Panoramaplatz“, dessen „Weite“ dem Namen wohl oder übel alle Ehre macht. Immerhin werden im Citypark Marktplatzfunktionen abseits der reinen Konsumierung übernommen: Gemeinsames Altkleidersammeln für den guten Zweck und Inlineskaten bei jeder Witterung! Auch wenn inszenatorisch natürlich nicht darauf vergessen wird, all das als „Event“ anzukündigen.

Fakten und Zahlen Eröffnung: 1971 Verkaufsfläche: 40.000 m2 Shops, Restaurants: 100 Parkplätze: 2100 www.citypark.at Stand 17.08.2009


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Projekte

Shoppingwelten als Performance-Raum Konstruierte Bilder Ăźber ScheinĂśffentlichkeit


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0512 Achtsamkeit

Im Murpark setzt sich eine Person auf eine Sitzbank und begibt sich in den Zustand der Achtsamkeit (Vipassana). Dieser Vorgang wird für 40 Minuten mit versteckter Kamera gefilmt und mit 12-facher Geschwindigkeit wiedergegeben. Der Kontrast zwischen Intervenierendem und sonstigen Besuchern des halböffentlichen Raumes wird durch die ZeitrafferWiedergabe verstärkt. Die Intervention und ihre Dokumentation hinterfragen die Wahrnehmung der Umgebung, indem sie unserer alltäglichen Art und Weise die Wirklichkeit aufzunehmen einen Moment

der Verschiebung beifügt. Die Mall gilt als zweckgebundener Bereich, der Bedürfnisse und Sehnsüchte stimuliert und deren Befriedigung verspricht; sie ist eine Spiegelung der kollektiven inneren Wirklichkeit. Diese wiederum wird von den subjektiven Wahrnehmungen der Individuen erst konstruiert.


..23.


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Videostills aus „Achtsamkeit“, 4 min.


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anticool company Antishopping

Antishopping-Fotos von Marianne Borowiec


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Kaufrausch? Modediktate befolgen? Billigproduktion? Shoppen bis zum Abwinken? Immer mehr haben wollen? Wir sagen: “Bye Buy”, “I don´t need a new one!” and let it be “Sould for free”


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..02.

Checkt die Lage.


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bergmayr, espinoza, goritschnig Shout out loud

Das Shopping Center stellt sich als vermeintlich öffentlicher Ort dar. Bei unseren Besuchen in den Grazer Malls, erlebten wir sie als einen Ort, an dem es nahezu unmöglich ist, individuellen Ausdruck geltend zu machen und Spuren zu hinterlassen. Alle Geschichten hier sind schon erzählt und müssen nur mehr konsumiert werden. Unvorgegebene Aneignung und Interpretation, die einen öffentlichen Ort ausmachen sollten, werden unterbunden. Abgesehen von den starren Regeln, die an den Eingansportalen als Verbotsschilder kommuniziert werden, dient die Konfiguration des Raumes und seine Materialität dazu, das Verhalten der Besucher auf unterschwellige Art zu reglementieren. Leerstellen, Freiräume, Ungestaltetes sind nicht zu finden und der Raum verwehrt sich gegen jede Art von Spuren, jede Patina, die Ereignisse hier hinterlassen könnten. An dieser Stelle setzt unser Projekt an und versucht die Grenzen individuellen Ausdrucks an diesem Ort zu illustrieren. Ein Element aus diesem hermetischen System wird als Medium verwendet, um Fragmente möglicher Botschaften kurzfristig in den Raum einzuschreiben.


..31.

Bildtitel „Rausch“


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martin gansberger Konsumistische Utopie Graz Shoppingcity im Jahr 2050

Ausreizung und Übersteigerung des konsumistischen Gedankens bei gleich bleibender Bautätigkeit der Grazer Shoppingcenter. Analyse und Untersuchung nach möglichen Potenzialen und Nebeneffekten für die Stadt. Die Shoppingcenter, welche sich zur Zeit noch wie Parasiten an den Rändern der Stadt an die Hauptverkehrsknoten heften, werden sich zusammenschließen und die Stadt langsam einnehmen und verformen. Grosse Parkhäuser sollen das private Pkw-Aufkommen abfangen und die Stadt von den vielen parkenden Autos befreien. Das öffentliche Verkehrsnetz soll ausgebaut werden und so der Stadt neue Möglichkeiten eröffnen. Das Stadtzentrum als Handelszone verliert somit immer mehr an Bedeutung und wird zum Kulturprogramm für die „Shopper“. Durch die Mitnutzung der Altstadt als „romantisch ge-

wachsene Struktur“, kann in den Shoppingmalls auf romantisierende Elemente wie historistische Schnörkel verzichtet werden, und diese durch eine modernere Formensprache ersetzt werden. Erreichbarkeit der Malls: Zu diesem Zweck werden großflächige Parkhäuser errichtet wodurch der private Personenverkehr aus allen Richtungen angehalten, und mit einem attraktiven öffentlichen Verkehrsnetz in die Stadt oder zu den Malls weiter verteilt wird. Positive und Negative Standpunkte sollen aufgeworfen und hinterfragt werden.


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shopping analyse 2010-2020


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shopping analyse 2020 - 2030

shopping analyse 2030 - 2040


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shopping analyse 2050 autofrei


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aldo giannotti The Chase Graz, Shopping City Seiersberg. Zwei junge Männer liefern sich eine wilde Jagd über das Gelände des Einkaufzentrums. Gekleidet in elegante Businessanzüge verfolgen die beiden einander, was bei den übrigen Besuchern der Shopping Mall ebenso verdutzte wie schmunzelnde Reaktionen provoziert. Welcher der Männer in dieser bizarren Szenerie indessen Jäger und wer Gejagten darstellt, bleibt unbekannt, da sie unentwegt ihre Rollen vertauschen. Verfolgungsjagden sind uns vorwiegend über mediale Bilder vermittelt, zumeist durch Mafia- und Gangsterfilme: Dort, wo (fast) immer bekannt ist, wer Gut und wer Böse verkörpert. Die Ordnung dieses konventionalisierten Bildes vom Verbrecher gerät dagegen ins Wanken, wenn plötzlich Verfolger und Verfolgter im slicken Anzug auftreten und – mehr noch – unaufhörlich ihren Status im narrativen Gefüge verändern. Der Jäger wird zum Gejagten und umgekehrt. Unsere Wahrnehmungsmuster geraten in Unordnung und sehen sich manipulativen Verschiebungen ausgesetzt, zumal sich eine Jagd und ihre Hierarchie nicht zuletzt durch klare Ordnungen und stabile Machtgefüge definieren: Ein Gejagter wird aus einem – oft greifbaren, bisweilen moralisch nicht vertretbaren – Grund von einem Jäger verfolgt. Ein System produziert sich aus diesen Elementen. In der von Aldo Giannotti inszenierten Verfolgungsjagd quer durch das Grazer Shopping Center muss folglich die Zuweisung von Ordnungen misslingen: Die beiden Protagonisten verschwinden gleichsam hinter ihrer Kostümierung, entziehen sich einer Fixierung an eine bestimmte Stelle des Systems. Zugleich bilden sie einen vagen Verweis darauf, dass der Versuch einer eindeutigen Zuordnung von Gut und Böse bisweilen aussichtslos bleibt. In vielen Branchen der Finanz- und Wirtschaftswelt wird der Businessanzug gleich einer Uniform getragen. Er ist dabei nicht nur konventionalisiertes Kleidungsstück, sondern stellt vielmehr Symbol und Projektionsfläche zugleich für Kapital, Macht und Politik dar. Als sich im Frühjahr 2009 im Londoner Bankenviertel Demonstranten angesagt hatten, um gegen das Vorgehen der Finanzinstitute zu protestieren, welches an der gegenwärtig größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem

Jahr 1929 Anteil hatte, musste kurzfristig die Kleiderordnung der Angestellten gelockert werden. Da viele der Investmentbanker Angst hatten – an ihren Anzügen erkennbar – zu Zielscheiben der wütenden Demonstranten zu werden, kamen sie in Freizeitkleidung zur Arbeit. Die Heerscharen von „uniformierten“ Bankern waren zu Repräsentanten der Krise geworden: Über ihre Anzüge waren sie als „Täter“ markiert. Als Jäger, zugleich aber auch als Gejagte in einem System, das sich in abenteuerlichen Finanzkonstrukten heiß gelaufen und schließlich überhitzt hatte; ein System, in dem die tatsächliche Täterin viel eher mit „Gier“ zu benennen ist. Ähnlich wie in den Spekulationsgebäuden der verheißungsvollen Finanzmärkte stößt man am Rande heutiger Großstädte auf artifizielle Architekturen, auf sonderbar unwirkliche Welten. Mit Rabatten und Sonderangeboten appellieren sie in einer nicht enden wollenden Schleife an die Befriedigung unserer Sehnsucht durch unentwegten Konsum. Ihrer suggestiven Anziehungskraft erliegen wir, werden gleichermaßen zu (Schnäppchen)Jägern und von der Sehnsuchtsmaschinerie Gejagten. Das Einkaufszentrum sonach als Ort, an welchem der moderne Mensch auf die Pirsch geht – in einem System, das sich über falsche Verheißungen und den Rausch durch Kaufen am Laufen erhält. So hetzen die beiden Männer in ihren Anzügen mechanisch durch die Gänge, gejagt von einem absurden System, selbst System.


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Aldo Giannotti hat sich einer Praxis verschrieben, die manipulativ in soziale Gefüge und konventionalisierte Wahrnehmungsmuster eingreift und zugleich eine konsequente Ausweitung des künstlerischen Aktionsraumes betreibt. Ein Arbeiten mit und an gesellschaftlich, politisch und ökonomisch hergestellten (stereotypen) Bildern ist vielen seiner Werke inhärent; Strategien wie Verschiebung und Humor dienen dabei als Werkzeuge zur Aktivierung der Betrachter. Zur Disposition stehen dabei die Betrachter selbst sowie deren soziale (Interaktions)Räume, bisweilen jedoch auch die institutionellen Rahmenbedingungen und Akteure des Kunstbetriebs. Beate Lex


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alexander karelli Der|die|das J채ger


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Jagende Tiere haben verschiedene Taktiken, um an ihre Beute zu gelangen. So verändern manche Arten ihre Farbe in wunderschöne Signalfarben, um ihre Opfer zu locken. Andere passen sich der Umgebung an, um so das spätere Futter zu täuschen. Die nachträgliche digitale Colorierung soll ebenso auf die „Schönfärberei“ in den Werbespots anspielen. So sind die Farben hinter den Schaufenstern gezielt reiner, kräftiger und leuchtender als jene auf der anderen Seite. Beutetiere werden in der Serie „Der|die|das Jäger“ unscharf

abgebildet, wodurch sie in der Abbildung vom Individuum zur breiten, für jegliche Medien, leicht angreifbaren Masse werden. Fotografiert wurde mit einem Tilt-Shift Objektiv, um die Schärfentiefe gezielt so zu legen, dass die Personen unscharf und die Schaufensterpuppen konkret abgebildet werden.


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johannes kubin Wanderbats - Die Seiersbergkolonie

Die gemeine Wanderfledermaus, auch „Wanderbat“ genannt, ist eine neu entdeckte Spezies und gehört zur Gattung der Fledertiere. Sie verfügt über ein rostfreies Innenskelett und ihre stets eingezogenen Flughäute bestehen aus synthetischen Polymeren. Dank ihrer Physiognomie ist sie daher äußerst Wetter- und Temperatur-resistent und wird aufgrund ihrer absonderlichen Form in manchen Kulturkreisen auch als Kunstwerk betrachtet. Anzutreffen sind diese merkwürdigen Geschöpfe in großen Ansammlungen oft in Ausstellungsräumen, Ateliers und anderen Schnittstellen des Kunstbetriebs, sie halten sich aber auch gerne in privaten oder öffentlichen Gefilden auf, die mit einem sozialen künstlerischen Umfeld in Verbindung stehen. Hauptnahrungsquelle bietet ihnen der Mensch mit seinem irritierten Staunen. Sie sind im Allgemeinen aber äußerst genügsam und kommen oft wochenlang ohne Mahlzeit aus. Die Population einer neu gegründeten Kolonie ist stets abhängig von der Größe und Lage des jeweiligen Habitats. Gemäß ihrem Wandertrieb wechseln sie nach gewisser Zeit ihren Standort. Man vermutet, dass die Dauer und die Wahl ihres Aufenthaltes von sozialen Umweltfaktoren abhängen, die bis heute noch nicht vollends spezifiziert werden konnten. In der künstlerischen und naturwissenschaftlichen Welt gelten diese Wesen als ungeklärtes Phänomen, da sie erst vor wenigen Wochen erstmals identifiziert wurden. Die Fluktuation und die Route ihrer Wanderung stellen ein Rätsel dar und sind bis dato unvorhersehbar. Auch ihre Lebensgewohnheiten sind derzeit noch unzulänglich erforscht und lassen viele Fragen offen. Fakt ist, dass eine positive oder negative Auswirkung auf den menschlichen Organismus bis heute weder bestätigt noch widerlegt werden konnte.

Videostills aus „Wanderbats - die Seiersbergkolonie“, 8 min.


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Videostills aus „Wanderbats - die Seiersbergkolonie, 8 min.

Johannes Kubin arbeitet an einer Serie von Plastiken, die ihrer äußeren Erscheinung nach Kokon-haft die Assoziation von schlafenden Fledermäusen wecken. Sie bestehen aus einem verbogenen Kleiderbügel aus Draht umhüllt von einem schwarzen Müllsack. Er produziert diese in einer Hohen Stückzahl und kreiert somit eine Fledermauskolonie, die auf Wanderschaft geht. Um den Wanderschaft zu verfolgen, benützt Kubin sein künstlerisches Netzwerk und hält seine Spurensuche filmisch fest. Es entstehen Videoclips, die sich zwischen Pseudowissenschaft, Satire und Dokumentarfilm bewegen. Migration und Nomadismus treffen dabei auf parasitäre Prinzipien. Der Künstler tritt mit Kollegen, Bekannten und Freunden aus dem Kunstbetrieb im In- und Ausland in Kontakt, die augenscheinlich seinen künstlichen Geschöpfen Unterschlupf gewähren. Die Objekte halten sich jedoch immer nur temporär an einem Ort auf, bevor die Kolonie weiterzieht und die Nachforschungen von neuem beginnen. Es kommt zu Situationen, in denen die Grenzen von Privatbereich und Orten des künstlerischen Ausdrucks verschwimmen. Es findet ein skurriler Kommunikationsprozess statt – zum einen wird das persönliche Umfeld des Künstlers widergespiegelt, zum andern entsteht ein inszeniertes Spannungsmoment der Analogie von Wesen und Nicht-Wesen. Der vermeintlichen Wahrheit hinterher jagend wird hier humorvoll die Brücke geschlagen zwischen Kunstschaffen und dem Bedürfnis nach Identität.


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marianne lang Black Box

Marianne Lang befaßt sich in ihrer Arbeit „ Black Box“ mit dem Thema Raum und dessen Möglichkeiten betrachtet zu werden. Sie zitiert hierbei architektonische Gliederungen und Strukturen der Fassadengestaltung des Shoppingcenters Seiersberg im Kleinformat. Passenderweise setzt sie die entstandenen Modelle in einen ungewöhnlichen Kontext, indem sie sie im Rahmen einer Intervention mitten in den Einkaufsbereich platziert, zwischen Einkaufswägen und umherschlendernde Konsumenten. Die in dieser Umgebung als Fremdkörper erscheinenden Gebilde ergeben zum einen optische Stolpersteine, zum andern wird ein Pendant zum sogenannten „Guckkasten“ kreiert, bei dem man allerdings nicht von außen nach innen sieht, sondern aus dem Inneren des Einkaufszentrums dessen Äußeres betrachten kann. Der Passant erkennt die geometrisch sterile Hülle, in der er sich gerade befindet und bewegt, und gleichzeitig den enormen Kontrast zur kommerziellen Scheinwelt, die sich ihm im Inneren omnipräsent darbietet. Gezielt wird ein Moment der Diskrepanz zwischen Raumwahrnehmung und Raumerlebnis inszeniert – überraschender Weise mittels Objekten, die ihrerseits lediglich Faksimiles ihrer Umgebung sind. Johannes Kubin


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alfred lenz Ohne Titel


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michail michailov Heimkino


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Der Titel der Intervention ergibt sich durch die Wahl des Ortes, der Abteilung „Heimkino“ des Elektrohandels Saturn, wo ich mein Video „private dancing“ (01:45min.,loop) ohne um Erlaubnis zu fragen gleichzeitig auf mehreren Fernsehern mehrmals präsentierte. Dieses Video thematisiert für mich die heimlichen Momente, in denen man zuhause sich in Spiegelungen betrachtet und Dinge tut, die einem sehr persönlich sind und in denen einem nichts zu peinlich ist, solange niemand anderer dabei zu sieht. Durch die Präsentation im „Heimkino“ ermögliche ich mir eine weitere heimliche Selbstbeobachtung. Es kommt zu einer

Selbstbeobachtung der privaten Selbstbeobachtung im öffentlichen privaten Raum. Indem ich mir einen fremden Raum aneigne, versuche ich die eigene Identität und aktuelle psychische Zustände an der Grenze zwischen gelenkter Selbstdarstellung, künstlerischer Performance und vorgeblichem Exhibitionismus auszuloten.


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Videostills aus „Heimkino“, Kamera: Hannes Anderle


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r.a.p. 12 Such! Ein blickanalytisches Bumm-Bumm-Kl채sch


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Durch Analyse mittels Gehirn- und Guckapparaten sind wir – die R.A.P1.2 (=Rotes Armee Partizip 1 hoch2) zu folgenden theoretischen Destillaten gekommen seiend, die sich in folgenden Worten, Fotographien und Installationen ausdrückend sind: 1.) Die Kontrolle als Paradigma: Kontrolle stellt eines der führenden Paradigmen der kapitalistischen Gesellschaftszusammenhänge dar: Sie spielt nicht nur in der Warenproduktion, sondern vor allem auch beim Warenkonsum eine entscheidende Rolle. Der Zweck der Kontrolle besteht im ungehinderten Warenverkehr. 2.) Die Kontrolle als Macherhaltungsinstrument: Kontrolle muss als Feedback-Regelungskreis verstanden werden, bei dem der Kontrollierende das Agens und der Kontrollierte das Patiens darstellt. Der Kontrollierende hat somit immer einen Handlungsvorsprung. Hierdurch wird die Wahrscheinlichkeit seines Machterhalts erheblich gesteigert.

lierender-Kontrollierter noch getrennt, so simuliert die postpanoptische Gesellschaft die Aufhebung dieser Trennung: Jeder ist scheinbar gleichzeitig Kontrollierender und Kontrollierter. Jeder kann scheinbar jeden kontrollieren: die Pseudo-Demokratisierung der Kontrolle. 5.) Die postpanoptische Architektur: Im Gegensatz zur postpanoptischen zeigte sich in der panoptischen Architektur noch der Zweck – die Kontrolle – in der Form des Bauwerkes (vgl. Form des Panopticons v. Jeremy Bentham). In der postpanoptischen Architektur wird diese Kontrollaufgabe nicht von der Form des Gebäudes, sondern von Überwachungsmaschinen übernommen. Die postpanoptische Form ist das Labyrinth.

3.) Der Wille zur Macht: Die postpanoptische Architektur erschafft Der Mensch will nicht Kontrollierter, sondern Kontrollierender überwachte Labyrinthe. sein. Die postpanoptische Form übertüncht lediglich die panoptische Form. 4.) Die postpanoptische Gesellschaft: Waren in der panoptischen Gesellschaften die Rolle Kontrol- 6.) Die Mall ist ein Postpanopticon. 7.) Die postpanoptische Selbstverwarung Der Mensch im Postpanopticon ist ein kontrollierter Verlorener. Der postpanoptische Mensch besteht ausschließlich aus Waren. Der postpanoptische Mensch behandelt sich selbst als Ware. Der postpanoptische Mensch errechnet sein „Ich“.


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judith recher „Offenbarung 14,17: Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel, der hatte eine scharfe Hippe“ aka “Einkaufstempel“ unvollendet *


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Matthaeus 21,12: Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer. Jesaja 66,6: Man wird hören eine Stimme des Getümmels in der Stadt, eine Stimme vom Tempel, eine Stimme des HERRN, der seinen Feinden bezahlt.


.66.. Die architektonischen Parallelen der sakralen Architektur diverser Gotteshäuser und der profanen Architektur von Einkaufszentren ist unleugbar. „Einkaufstempel“ machen sich sakrale Elemente zu Nutze, um ein „Schutzgefühl“ vorzugaukeln. *paranoia Aber in einem Gebäude, in dem man sogar beim Toilettengang und überhaupt jedem Schritt, den man macht, gefilmt wird, ist es strengstens verboten zu fotografieren. Selbst wenn dadurch keine „Kunden“ belästigt und diese auch definitiv nicht abgelichtet werden. Jegliche Störung oder sogar Gefahr (wurde in Graz jemals in ein Einkaufszentrum eingebrochen?) des hermetisch abgeriegelten Raumes muss eliminiert werden, die Entfernung einer solchen muss unverzüglich erfolgen. In diesem Falle war es meine Person. Überwacht ja nicht die Überwacher! Selbst in der Kirche hörte ich: „Das ist meine Kirche! Ich bin der Pfarrer, nur durch mich haben sie die Erlaubnis.“ Einen Teil der Materialkosten musste ich verwenden, um mein Aussehen zu verändern und meine von Kameras aufgezeichnete und verfolgte Identität zu schützen.


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simon rulquin Where is Wally (Où est Charlie?)

Game description The aim of the game is simple: find Wally in a busy scene full of people. Wally is well hidden and difficult to find. Recommendation «Hier ist ALLES verboten», Security Guard - Shopping City Seiersberg Here everyone becomes a Wally.


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tisi *konsuMensch*

dass sich einkaufszentren wegen oder trotz der strikten ökonomischen kalkulationen in der gesellschaft so erfolgreich festsetzten und ausbreiteten, ist nicht so leicht und auf die schnelle erklärbar, wie es im nachhinein erscheint, wo es kaum mehr alternativen gibt. die erfolgsgeschichte des massenkonsums als logische folge der konsummassen abzuhaken, greift zu kurz. es ist auch nicht selbstverständlich, dass diese exzessiven warenanhäufungen nicht regelmäßig von rechtschaffenden bürgern oder gutherzigen anarchos geplündert werden. das ist auch nicht einfach damit erklärt, dass im allgemeinen in einkaufszentren nur billiger ramsch feilgeboten wird bzw. dass im speckgürtel größerer siedlungen kaum derart kriminelles potential zu erwarten wäre. den vormarsch der einkaufszentren mit dem niedergang des christlichen glaubens und dem zerfall der gemeinschaftlichen werte und zentren zu erklären, mag sektierern, die einkaufszentren für teufelszeug des kapitalismus halten, erklärung genug sein; warum aber sich menschen ausgerechnet im umfeld von produkthalden so wohl fühlen, dass sie dort auch noch ihre freizeit verbringen wollen, das – ist das vielleicht so, weil sich waren eben als waren unter waren in

warenlagern am wohlsten fühlen? oder ist es deshalb, weil die artgerechte umwelt des konsuMenschen nun einmal ein weitläufiges gehege ist, wo ihre arbeit in den produkten zur ruhe gekommen ist, da wo sich jederzeit gelegenheiten bieten konsum zu konsumieren, verbunden mit dem gefühl der teilhabe, dem nah-sein von besitz, so als ob du alles da selbst besäßest, so dass das dasein im einkaufszentrum ein gefühl von gemeinschaft vermittelt, wie in der kirche, wo dieses erlebnis von gemeinsamkeit zu einem so starken gefühl werden kann, dass selbstvergessenheit eintritt. und selbstvergessenheit genügt vielen schon, um sich wie im paradies zu fühlen. Wolfgang Helmhart „epigonales“ (Textauszug) © 2009


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Bilder aus der Aktion„kauf was du nicht brauchst“ Künstlerische Aktion in Interaktion mit den Passantinnen und Passanten.


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lea titz Zwei Farben: Rot und Grün oder die blockhafte Introversion eines Grünbaum

Um diese(s) Projekt(e) zu realisieren, war es möglich, mit nichts als dem Gewand am Leib und der Bankomatkarte zum Arbeitsplatz zu gehen. Ich habe die Kamera für Video- und Fotoaufnahmen gekauft, den Stift und den Block für die Archivierung der Blätter, die Bilderrahmen, den Kleber, ich habe gegessen und getrunken ... Ich habe allerdings mein nicht vorhandenes Kind inzwischen nicht in der Spieleburg abgegeben, habe das Video und die Dokumentationsfotos nicht bei DM auf CD brennen lassen und diese nicht gemeinsam mit den gerahmten Blättern und Fotos auf die dortige Post gebracht, verpackt und sogleich an zweintopf geschickt. Habe daraufhin nicht alle Reste in den Mist geworfen, um mit nichts als den Kleidern am Leib und der Bankomatkarte um 18:00 den Arbeitsplatz zu verlassen. Inklusive Kamera sind 250 € Spesen entstanden.


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Zwei Farben: Grün oder: die blockhafte Introversion eines Grünbaum

„Citypark“ vereint gleich zwei der Lieblingsbestandteile von Shoppingcenternamen: Stadt und Park. In diesem Park, der als Logo einen grünen Baum trägt, findet man Tote und Untote. Pflanzen. Die einen brauchen nichts außer Reinigung, die anderen kommen mit den idealen Lebensbedingungen für Vampire gut zurecht: den Plätzen ohne direktes Sonnenlicht, den Menschen als Wirt ... Im allgemeinen Bereich gibt es etwa sechs unterschiedliche lebende Pflanzenarten, die in allerbester Verfassung sind, sodass sie sich oft kaum unterscheidbar in gemeinsamen Blumentrögen mit den künstlichen mischen. Ein besonderes Highlight diesbezüglich findet sich bei Eingang 6 im Obergeschoß (neben der Apotheke im Citypark). Bei der Erfassung der Flora wurde auch alles berücksichtigt, das vorgibt, Flora zu sein. Nicht berücksichtigt wurden Pflanzen und Pflanzenteile, welche rein zum Verzehr angeboten werden, sowie „Pingouin“ und „Cityblumen“ (beide EG), die als jeweils eigenständiger Biotyp angesehen werden können.


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EG, n채he Pingouin Wolle.

V


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1. OG bei E6, vor Salon Sabine; 2. OG bei E6, gegen체ber von Apotheke; 3. EG, ehemaliges Wasserbecken, unter Rolltreppe; 4. OG bei E6, Stiegenhaus; 5. PG, Cafe Inn-City; 6. EG/OG/PG, Wegr채nder.

IV


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Zwei Farben: Rot oder die blockhafte Introversion eines Grünbaum Nur eine rot funkelnde Tiefgarage ist eine gute Tiefgarage – rot mit ausreichend grünen Sprenkeln, damit niemand zu lange suchen muss. Rote Parkgarage heißt grüne Zahlen für die Betreiber ! Rote Parkgarage heißt, einen belebten Marktplatz vorzufinden?! Den Puls des Einkaufszentrums fühlt man am besten in der Parkgarage. Lang - kurz - lang - kurz - lang - kurz - lang - kurz ... und zwar in rot - grün - rot - grün - rot - grün. Die Körperchen transportieren an und ab. Das ist bekannt. Und wenn draußen das Grün weniger geworden ist, wird es auch in der Garage weniger. Und wenn es draußen und oben besonders weiß – und unten, in der Garage, besonders rot glitzert und leuchtet, dann ... dann ist vielleicht bald Weihnachten !

Videostills, Video ca. 3,5 min.


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sylvia winkelmayer T_09 „T_09“ ist ein im Einkaufszentrum Seiersberg angelegtes Projekt das den halböffentlichen und/oder äußerst privaten Raum, der in einem Einkaufszentrum ja massenhaft zu teilen ist, ins Zentrum rückt – die öffentliche Toilettanlage. Ausgangspunkt sind unzählige Überlegungen diese „besonderen Räume“ einerseits komfortabel, sauber und „frisch“ zu halten, Damentoiletten sind im öffentlichen oder halböffentlichen Raum ein besonderes Thema. Dieser Kleinstraum bespielt eigene Regeln, ist medial vermeintlicher Gewaltraum (Angst „etwas“ könnte von unten oder oben in die private Zelle der Toilette eindringen) oder Rückzugsort im Durchschreiten einer Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit.

Der voyeuristische Blick von „unten“ wird Zentralpunkt der fotografischen Arbeit. Das Festhalten und Reduktion auf einen Augenblick des kurzweiligen Alleinseins spielt einerseits mit der Wiederholung des Tätermotivs, andererseits hinterfragt es die Grenze zwischen privat und öffentlich, denn Geräusch und Filmtransport werden durch das Festhalten des Moments hörbar, teilweise auch spürbar. Mit diesem fotografischen Dokument wird gleichzeitig der soziale Raum dieses Kleinstraumes untersucht.


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sylvia winkelmayer o. T.

Das im Einkaufszentrum Seiersberg realisierte Projekt „o.T.“ nimmt „das Wertsystem“, den rauschenden Konsum, der in diesem Zentrum gebündelt wird, und die Überwachungsstrategie zum Ausgangspunkt. Auf beiden Einkaufsebenen des Einkaufszentrums befinden sich Schließfächer um den angeeigneten Wertgegenständen Schutz und Raum zu geben und so einen weiteren ungestörten Konsum zu ermöglichen. Schließfächer als Storage, als Wertsicherung (durch Einlagerung und Schutz vor Diebstahl) sowie sichtbares Zeichen des Konsums/der Konsumgüter. Gleichzeitig sind diese Kleinstorte besetzte Orte, individuell durch differente Personen geprägte Räume. Sie umgehen mit 1€ das Hausgebot, differente Dinge im halböffentlichen Raum anzubringen, denn eingeschlossen werden können Gegenstände und auch Objekte nach individueller Sicht für einen Tag. Dass abends alle Schliessfächer vorschriftsmässig wieder entleert werden, macht sich auch das Projekt „o.T.“ zu eigen, das nach den Prinzipien der Geld- und Wertanlage die Installation der „Entleerung“ der Schliessfächer und somit Aneignung durch die BesitzerInnen in Hinblick einer konträren Sammlungsphilosophie provoziert. Die Installation zeigt einen zerschnittenen und angepassten Einkaufswagens in 9 Schliessfächern. Der Einkaufswagen stellt die Quintessenz des „Wertes“ aus Sicht des Konsums dar, reduziert auf „Haben“ und „Transportieren“ ist er der eigentliche Wertgegenstand, der in Größe und Form angepasst nun wirklich unter Verschluss gehalten wird.


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zweintopf Vier Jahreszeiten or the making of a public space lookalike


Videostills aus „Vier Jahreszeiten“

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Videostills aus „Vier Jahreszeiten“


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biografien KünstlerInnen, ArchitektInnen und Kollektive 0512 Martin Mathy und Steffen Strassnig, arbeiten im Bereich Fotografie und Konzeptkunst und analysieren natürliche wie artifizielle Umgebungen sowie ihr jeweiliges mit- und nebeneinander. „Der Blick auf das Wesen der Erscheinungen anstatt auf ihre Eigenschaften führt uns auf uns selbst zurück“. Martin Mathy geboren am 05/12/1976 in Wagna; lebt und arbeitet in Graz, Studium Germanistik und Geschichte und Industrial Design am Technikum Joanneum Graz. Steffen Strassnig, geboren am 05/12/1969 in Wagna, lebt und arbeitet in Graz, Studium Technische Chemie, TU Graz. http://zerofivetwelve.net

anticool company Aktionen und Performances im öffentlichen Raum, anticool company sind Karin Schagerl, Marina Stiegler, Yolanda Riquelme. Karin Schagerl, geboren 1982 in Wien; HBLA für künstlerische Gestaltung, Herbststraße/Wien; Studium Sozialarbeit und Sozialmanagement, FH Joanneum/Graz; seit 2003 Feuerperformances (solo und in Gruppen) seit 2005 Tanzperformances. Marina Stiegler (marinaonearth), geboren 1978 in Salzburg; Ausbildung zur Holzbildhauerin, Berchtesgaden/D; Meisterklasse für keramische Formgebung an der Ortweinschule, Graz. Yolanda Riquelme, geboren 1979 in Murcia, Spanien; Bildhauereiausbildung Hochschule für Kunst und Design in Murcia, Spanien; Diplomstudium Kunstgeschichte, Universität Murcia, Spanien.

daniel bergmayr, isabel espinoza, andreas goritschnig Daniel Bergmayr, geboren in Linz; Architekturstudium in Graz und den Niederlanden; Wettbewerbe und Ausstellungsbeiträge im Bereich bildender und angewandter Kunst; Arbeitsgemeinschaft mit Isabel Espinoza Tratter als CANDY - Lebensformen; Mitgründer „Freies Atelierhaus Schaumbad“; lebt und arbeitet in Graz. Andreas Goritschnig, geboren in Klagenfurt; Architekturstudium in Graz und Linz; Wettbewerbe und Ausstellungsbeiträge im Bereich bildender und angewandter Kunst; Architekturprojekte mit k`box Architektur; verschiedenste Ausstellungsbeiträge zusammen mit CANDY - Lebensformen; lebt und arbeitet in Graz. Isabel Espinoza Tratter, geboren in Graz; aufgewachsen in Madrid; Architekturstudium in Graz und Venedig; Wettbewerbe und Ausstellungsbeiträge im Bereich bildender und angewandter Kunst; Arbeitsgemeinschaft mit Daniel Bergmayr als CANDY - Lebensformen; Initiatorin und Leiterin des Projektes POW! - Produktion Organisation Willkür; Mitgründerin „Freies Atelierhaus Schaumbad“; lebt und arbeitet in Graz.

martin gansberger geboren 1978 in Villach, ist Architekturstudent; seit 2003 an der

TU-Graz als Studienassistent am Institut für Zeitgenössische Kunst (Prof. Hans Kupelwieser) und seit 2005 freischaffender Künstler; 2006 – 2009 Mitglied des Künstlerkollektivs RAM, das sich 2009 auflöste. Seine Werke entstehen im Spannungsfeld von Kunst und Architektur …Faltungen, Endlosigkeit, Fehler, Wiederholungen, Überlagerung, Überarbeitung, Räumlichkeit, xyz, Mobilität, Maßstab, Interaktion, Irritation…

aldo giannotti geboren 1977 in Genua; 1995-2002 Accademia di Belle Arti, Carrara/Italien; Meisterklasse für Malerei (Prof. Omar Galliani); 1998 Academy of fine arts Wimbledon/England, Fachrichtung Video; 1999 Akademie der bildenden Künste, München/Deutschland Fachrichtung Fotographie; 2002 Diplom zum Thema: “Lebt und Arbeitet in Wien - Auf zeitgenössische Kunst bezogene Kulturpolitik in Österreich“; seit 2000 Gründungsmitglied des Vereins Kforumvienna; seit 2006 Mitglied der Tanz- und Performancegruppe Liquid Loft (visual concept); lebt und arbeitet seit 2000 in Wien. http://www.aldogiannotti.com/

johannes kubin geboren 1977 in Gmunden; 1996 – 2004 Universität Mozarteum Salzburg, Grafik und Neue Medien (Prof. Herbert Stejskal); 2002 Stipendium Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst, Salzburg; 2006 Emanuel und Sofie Fohn-Stipendium, Wien; 2007 - 2008 Atelierstipendien in Budapest, Paris, Vilinius; Preisträger Podium08 (Land Salzburg), Salzburg; seit 2006 Organisation von white club, Salzburg; Ankäufe durch das Bundesministerium für Kunst und Kultur, Wien. http://www.johanneskubin.at

marianne lang geboren 1979 in Graz; 1998-2005 Universität Mozarteum Klasse für Malerei und neue Medien (Prof. Dieter Kleinpeter); 2002 Stipendium an der internationalen Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg; 2008 Euregio-Kunstpreis; 2007 Jahresstipendium für bildende Kunst, Land Salzburg; 2006 Emanuel und Sofie FohnStipendium, Wien; 2004 - 2009 Atelierstipendien in Berlin, Budapest, Paris, Virginia; Kunstankäufe des Landes Salzburg und des Bundeskanzleramts. http://www.mariannelang.at/

alfred lenz seit 2007 Studium der Transmedialen Kunst an der Universität für ngewandte Kunst in Wien; seit 2004 Betreiber von “Studenzen Studios“ - Tonstudio und Medienlabor mit Christian F. Schiller; seit 2004 Bandprojekt „Timmi der Hund“ mit dem Sänger Han-


..99. nes Schauer; seit 2003 Schallplatten und CD Veröffentlichungen elektroakustischer Musik für „Devoted Tunes“, „Breakform“, „Houseverbot“, „Leemusic“ u.v.m.; 2002-2004 Bandprojekt „Corridor“ mit der Sängerin Claudia Hemmer und Multiinstrumentalist Andreas Prassl; seit 2003 Betreiber des Labels „Leemusic“; seit 2003 Klanginstallationen und Kompositionen mit dem Projekt „Piano Feedback Distortion“, gemeinsam mit Komponist Christian F. Schiller.

von experimentellen Sounds. Seit 1991 Mitglied bei INTAKT (Internationale Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen). Silvia SIKO Konrad 1970 geboren in Graz; 1985-1990 Ortweinschule Graz (Kunstgewerbe, Textiles Design); seit 1991 in Wien als Designerin und Grafikerin tätig; seit 1997 freischaffend; seit 2000 Raum-, Projekt- und realisierte Konzeptkunst; Interaktive Ausstellungsprojekte, literarische Beiträge und Live-Performances, Bilder und Bildobjekte, Auftragsarbeiten.

alexander karelly

adrien tirtiaux

geboren 1984 in Bruck a. d. Mur; 2005-2008 Kolleg für „Fine Art Photography & Multimedia Art“ an der HTBLVA Ortweinschule Graz; seit 2006 Mitglied im „Kunstnetzwerk Gook“; 2008-2009 Fotografenkünstlerkollektiv „Maiö“; seit 2009 Lupi spuma, Künstlerkollektiv. http://www.lupispuma.com

geboren 1980 in Brüssel; 1998-2003 Université Catholique de Louvain-La-Neuve, Belgium Graduate civil engineer architect; 20032008 Akademie der Bildenden Künste Wien, Austria, Graduate in sculpture and performance class (Prof. Monica Bonvicini); PfannOhmann prize 2005 & 2008; Würdingungspreis der Akademie 2008; Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung 2008; Stipendium im Rahmen des Förderungspreises 2008 für bildende Kunst, Österreichische Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur; lebt und arbeitet in Wien und Antwerben.

michail michailov geboren 1978 in Veliko Tarnovo (Bulgarien); 1997- 2002 Studium der Malerei an der Fakultät für bildenden Künste Veliko Tarnovo; lebt und arbeitet in Wien. http://www.michailmichailov.com

judith recher geboren 1984 in Graz; 2003 Reife- und Diplomprüfung an der HTBLVA Graz Ortweinschule, Grafik- und Kommunikations – Design; 2005-2007 Diplomprüfung HBLA für Mode und Bekleidungstechnik (Modeschule Graz), Kolleg für Mode und Bekleidungstechnik; 2005-2008 Diplomprüfung an der HTBLVA Graz Ortweinschule, Abendkolleg für Fineart Photography & MultimediaArt; 2008 Gründung des Fotokollektivs lupi Spuma mit Karin Lernbeiß und Alexander Karelly; Herbst 2008 Meisterklasse Bildhauerei an der HTBLVA Graz Ortweinschule; ab Herbst 2009 FH Joanneum, Informationsdesign. http://www.lupispuma.com

r.a.p. 12 ///Rotes Armee Partizip 1 hoch 2 /// Interventions-, Theorie- und Terrorgruppe seit 2005 /// aus den Mitgliedern Nicole Lutnik und Max Höfler bestehend /// 100% gegendert /// ikonoklastisch seiend /// in Institutionen einmarschierend /// beschlagnahmt seiendes Copyright in Copyleft (public domain) umwandelnd /// nicht rückgängig machbar seiende Tatsachen schaffend /// sprachreformatorisch seiend (Jegliche Sätze sind zum Zwecke der Weltbefriedung mittels Partizip-1-Konstruktionen gebildet werden müssend!)/// Homepage: http://eigenheimgalerie.mur.at

simon rulquin geboren 1982 in Bordeaux; 2007 DNAP (Diplôme national d’Arts plastiques) - Ecole des Beaux Arts de Bordeaux; 2009 DNSEP (Diplôme National Supérieur d’Expression Plastique) - Ecole des Beaux Arts de Bordeaux; lebt und arbeitet in Bordeaux und Graz.

tisi TINEDA und SIKO arbeiten einerseits unabhängig voneinander als freischaffende Künstlerinnen und andererseits seit 2004 als Künstlerinnenkollektiv [ TISI ]. Martina TINEDA Eder, 1966 geboren in Lambach; 1989 Abschluss der Wiener Kunstschule. TINEDA widmet sich einerseits der Bildenden Kunst und Druckgrafik und andererseits dem Medium Film sowie der Schaffung

lea titz geboren 1981 in Graz; 2000/2001 Akademie für angewandte Fotografie Graz; 2001 – 2003 Fotografielehre in Graz und Rosenheim; 2003 – 2009 Studium an der Universität für Angewandte Kunst Wien, Bildende und Mediale Kunst (Prof. Gabriele Rothemann); 2008 Fotoförderungspreis der Stadt Graz; seit 2001 Ausstellungen und Projekte an diversen Orten. http://www.kulturserver-graz.at/v/titz.html http://www.fullframefestival.net/lea.php

sylvia winkelmayer geboren 1981 in Wagna; 1995- 2000 HTBL Ortweingasse/Graz. 2003 – 2007 Universität für Angewandte Kunst Wien (Medienübergreifende Kunst); 2004 Gründungsmitglied Gruppe MIR (Hannah Swoboda, Gerald Wenzl, Sylvia Winkelmayer); seit Jänner 2009 Arbeitsatelier Rondo (Graz); lebt und arbeitet in Wien und Graz.

zweintopf zweintopf, geboren 2006 in Graz, bestehend aus zwei, divergierenden Geschlechtern entspringenden Individuen, die sich zeitlich zwischen Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsangst mit der Kunst (was ist Kunst?) und ihrer Artverwandtschaft zu arrangieren versuchen. Pichler Eva, geboren 1981 in Judenburg, 2001 - 2003 Meisterschule für Kunst- und Gestaltung, Fachrichtung Malerei an der Ortweinschule Graz; 2001 - 2007 Studium der Kunstgeschichte an der Karl- Franzens- Universität Graz; seit Oktober 2007 Masterstudium Ausstellungs- und Museumsdesign an der FH Joanneum, Graz. Pichler Gerhard, geboren 1980 in Friesach, 2001 – 2008 Studium der Architektur an der TU Graz; 2006 – ∞ Studium der Philosophie an der Karl Franzens Universität Graz. zweintopf war 2008 Mitglied des Programmforums Forum Stadtpark; seit 2005 Ausstellungen im In- und Ausland mit besonderer Vorliebe für den öffentlichen Raum. http://www.zweintopf.net



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