ZWÖLF #24

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Mai / Juni 2011

die schande von istanbul

das türkei-komplott Gygax / Soccer / Demnächst im NLA-Kino Schwarze Pioniere / ungeheuer ivanov / old boys


CS


fragt nach Zwölf

A

kribische und seriöse Vorbereitung auf Interviews ist eigentlich eine unserer Kernkompetenzen; man erkennt das gut an den investigativ-kritischen Fragen, die wir unseren Gesprächspartnern jeweils ins Gesicht schleudern. Bei unserem Interview mit Dani Gygax jedoch war das für einmal nicht so. Einer der beiden Fragesteller, namentlich unser geliebter Vereinspräsident, präsentierte sich aufgrund übermässigen Alkoholkonsums am Abend zuvor nämlich nicht gerade in Bestform. Äusserte sich das zunächst in auffälliger Schweigsamkeit, so verschärfte sich die Situation noch jedes Mal, wenn er den Stand-by-Modus verliess und den Mund doch mal aufmachte. Seinen unrühmlichen Höhepunkt erreichte die Krise unseres Präsidenten, als er Gygax nach dem alter seines Sohnes fragte. «Sieben Monate», antwortet Gygax. «Aha, und bringst du ihn jeweils auch zur Schule?», hakt ZWÖLF sinnfrei nach. Darauf Gygax: «Ja klar, und rauchen tut er auch schon.» Nun denn. Weit wacher präsentierte sich der beim Gespräch ebenfalls anwesende Professor Sykora. Und dies nicht nur beim Gygax-Interview. Sykora verantwortet auch das Titelthema dieser Ausgabe. Darauf gestossen ist er freilich nicht selbst. Vielmehr verdanken wir die Story über die gefährlichen Freunde von Fatih Terim der Zuschrift eines Lesers. Da es sich bei der ganzen Sache um ziemlich starken Tobak handelt, konnten wir indes nicht einfach das Wort unseres geschätzten Lesers für bare Münze nehmen – wir verlangten Fakten von ihm. Diese lieferte er dann auch prompt, in grosser Fülle – und auf Türkisch. Gedankenschnell die Reaktion Sykoras: Er druckte die Unterlagen aus und marschierte mit ihnen zwecks Übersetzung zur türkischen Kioskfrau seines Vertrauens. Nachgefragt haben wir – in Wahrung unseres Kulturauftrags – auch bei den Schweizer Kinobesitzern. Von ihnen wollten wir wissen, was in puncto Filme unter Beteiligung von hiesigen Fussballgrössen so alles ansteht. Eine exklusive Vorschau auf die kommenden Attraktionen findet ihr auf gleich vier Seiten in diesem Heft. Nachdem wir Dani Gygax, der türkischen Kioskfrau und den Kinobesitzern mit unseren Fragen auf die Pelle gerückt sind, wollen wir nun auch noch von Euch etwas wissen. «Kundenbefragung» und «Qualitätskontrolle» sind zwar zwei Wörter, die wir in unserem Sprachgebrauch nicht so präsent haben. Aber vermutlich ist es genau das, was wir momentan auf unserer Homepage tun. Macht also mit, stimmt ab, gewinnt einen netten Preis und modelliert ZWÖLF nach Eurem Gusto. Dass wir Lesermeinungen ernst nehmen, zeigt ja das Titelthema dieser Ausgabe… Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht das ZWÖLF-Team


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S.


36

S.

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Planet Constantin: Der Walliser Sonnenkönig im O-Ton

6

Wie gesagt, äh…: Fussballer reden

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Die Single: Fussballprovinzielles mit Nöggi

8

Die Liste: Unsere liebsten Fussballroman-Helden

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Mämä erklärt: Warum Fussballer als dumm gelten

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Auswärtsfahrt: Bei Vonlanthens Kumpels in Kolumbien

13

Bieli berichtet: Gedanken zur Challenge League

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Das Fundstück: Club Sportif International Genève

14

Wär ich doch am Match: Die ZWÖLF-Fotoserie

16 Fatih Terims gefährliche Freunde Die Verschwörung, die zur Schande von Istanbul führte 26 Demnächst im Kino NLA Schweizer Fussballprominenz als Kinostars 30 Sorgenkind Soccer? Was Chiumiento und Co. in Nordamerika erwartet 36 Generation U Wie sich die Karriere nach der Junioren-Nati auch entwickeln kann 38 Auf Achse in der Challenge League ZWÖLF begleitet zwei Hardcore-Servette-Fans

38

42 «Tief drinnen bin ich immer noch FCZ-Fan» Dani Gygax im Interview über laute Töne und sein Image als Rebell

S.

S.

42

50

Unser Mann in London: Peter Balzli über den wütenden Wayne Rooney

52

Schweizerreise: Der BSC Old Boys Basel ist eigentlich ein Jungbrunnen

58

NLA-Legende: Als Trifon Ivanov seinen Kindern mit Gilbert Gress drohte

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Weisch no: Die ersten Schwarzafrikaner in der NLA

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Schwarzes Brett: Kartonstadion, Bücher und Doku-DVD

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ZWÖLF war dabei: Köbi hilft Ötti aus der Patsche

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Smalltalk und Impressum

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Einlaufen

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Wie gesagt, äh... PLANET CONSTANTIN «Die Mannschaft zeigt unter diesem Coach keine Fortschritte und keine Passion. Er kann sich nicht ans Team anpassen und erreicht die Spieler nicht. Er ist nicht der richtige Mann.» Was nach wenigen Wochen ja automatisch für jeden Sion-Trainer gilt, trifft laut Constantin in der NLZ auch auf Ottmar Hitzfeld zu.

«Um die gewohnte 5-Sterne-Vorbereitung zu ändern, würde ich in der Militärkaserne von Thun schlafen lassen.» Man müsste ihn einfach mal machen lassen, diesen Constantin. CC in «Le Matin» über die Vorbereitung der Nati auf das England-Spiel.

«Es bleibt zu hoffen, dass Hitzfeld von sich aus geht. Oder er soll für das Spiel in England in die Ferien fahren, dann klappt es vielleicht doch noch.» Sion ist ihm offensichtlich zu klein, da kümmert sich CC nun um das Wohl des Landes. Nochmals Constantin in der NLZ.

«Man hätte besser auf einen unbekannten Trainer gesetzt, der es versteht, aus dieser Mannschaft die Substanz herauszuholen. So wie mit Stielike am Anfang.» CC abschliessend und endgültig zur Lage der Nation in «Le Matin». Ganz kurz zur Erinnerung: Ex-Real-Madrid-Spieler Stielike wurde Ende 2008 nach sechs Monaten als Sion-Trainer von Constantin entlassen, der ihm auch noch ein Alkoholproblem nachsagte.

«Bernard war ein netter Papa für sie. Man ging in gute Hotels, ass in schicken Restaurants. Nur konnte man den Schalter nicht umlegen, als es um Punkte ging.» Die Militärkasernen waren halt schon von der Nati besetzt. Constantin im «Blick» über die Entlassung von Challandes.

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«Du kannst mich imitieren, wie du willst, du kannst sagen, was du willst. Du wirst eh nie besser sein als ich.» So begrüsst CC jeweils seine neuen Trainer. Im Ernst: So äusserte er sich gegenüber dem Westschweizer Comedian Yann Lambiel, der ihn imitiert.

Wie schlägt man eigentlich den FC Basel? Dies wollte der «Blick» von Ciriaco Sforza wissen, der gegen Finks FCB bisher nur einmal verloren hat. Sforzas Geheimtipp 1: «Gegen den FCB kann man nur bestehen, wenn man vom Läuferischen und Physischen her den Kampf aufnimmt.» Geheimtipp 2: «Und zwar auf Top-Niveau, 80 Prozent reichen nicht.» Und weiter: «Basel ist Leader der Super League. Ich gehe davon aus, dass Basel zu uns kommt, um den Vorsprung auf die anderen Vereine zu vergrössern. Sie werden sicher die Initiative ergreifen und versuchen, das Spiel an sich zu reissen. Unsere Aufgabe wird es sein, dies zu verhindern.» Alles klar: Wer jetzt noch gegen Basel verliert, ist wirklich selber schuld. Ciri hat ja jetzt ganz genau erklärt, wie das geht. Dabei gilt doch einfach: Klappe halten, wenn man was nicht weiss. Kompliment daher an Thorsten Fink, der auf die Frage, warum vom deutschen Weltmeisterteam 1990 niemand als Trainer in der Bundesliga arbeite, der «NZZ am Sonntag» einfach sagte: «Warum soll ich das wissen?»

Apropos Wissen: FCB-Mediensprecher Josef Zindel und Assistenztrainer Heiko Vogel haben sich für die ARD-Sendung «Das Quiz» beworben. Das erstaunt Valentin Stocker nicht: «Vogel ist so intelligent, dass mancher Spieler bei seinen Sprüchen nicht drauskommt.» Ob es Vogels Intelligenz alleine ist, lassen wir jetzt mal so stehen. «Eine Mannschaft ist wie ein sensibles Formel-1-Auto. Sitzt nur eine Schraube nicht richtig fest, hast du nach vier Runden einen Motorschaden.» Den haben Sie jetzt aber verstanden, oder? Kleiner Test mit einem Spruch von Heiko Vogel aus dem «SonntagsBlick».


rubrik

Die Single Schaden entsteht auch, wenn unfair gespielt wird. «Solche Zweikämpfe müsste man früher ahnen», fand deshalb TV-Reporter Sascha Ruefer anlässlich eines harten Zweikampfs im Spiel Bulgarien – Schweiz (ja, das gab es!). Dass ein solcher Zweikampf in der Zusammenfassung dann als Highlight gezeigt wurde, konnte zu diesem Zeitpunkt ja noch niemand ahnden. Dafür lässt sich erahnen (oder erahnden), dass die Schweiz nie eine EM oder WM gewinnen wird. Das wäre laut Uli Hoeness im «SonntagsBlick» so, wie wenn er in der Metropolitan Opera die Nummer-einsPartitur singen würde.

Dazu müssten schon alle über sich hinauswachsen. Etwa wie Taulant Xhaka, der Bruder von Granit, der nach seinem Debut in der ersten Mannschaft das kryptische Sprachbild «Ich war so in mir drin, das hat mir noch mehr Kraft gegeben» erfand. Verziehen, er ist erst 17. Noch mal zur Nati. «Diesmal schonte sich Marco Streller»: Die BaZ über Streller und das Spiel gegen Bulgarien. Erst als wir aufs Datum des Artikels schauten, realisierten wir: Die Schlagzeile bezog sich aufs Abschlusstraining. Nicht aufs Spiel selber.

Irgendwen schonen wollte auch Hakan Yakin, der, ganz Diplomat, zur Nati nur sagte: «Ich will nicht riskieren, dass ich jetzt etwas Dummes sage». Die Mühen der Fussballer, Buchstaben in sinnvolle Reihenfolgen zu setzen, färben offenbar immer stärker auf die Fans ab. Eintrag aus dem Gästebuch der Marco Wölfli-Homepage: «wööLfLii biish eifach supper.. viiu qlück qääq bulgarien..:D biish dr besht gooaLiie.. mercii für diie zyt bii yb uu no für verlengeriiq biis 2015!! diinii liivia»

Mir sind vom FCA Nöggi, Recolb Records, ca. 1980 Aus der Sammlung von Pascal Claude Wenn es ums Besingen von Fussballvereinen geht, bewegt sich Alleinunterhalter Nöggi zuoberst auf der Frivolitätsskala. Eines aber muss er sich nicht vorwerfen lassen: dass er nur die Grossen mit seinen Klängen beglückt. Für den in Gelb-Rot auflaufenden FC Affoltern-Zürich nahm er einst diese prächtige Schallplatte auf, die höchstwahrscheinlich noch heute an jedem Matchtag gespielt wird: «Und sött emal es Spiel verlore ga, dänn luegt me sich under de Tuschi komisch aa. Frögt wo wämmer hii, in ‹Fride› oder in ‹Leue›, um eus ufs nechschte Schpili goge fröie.» Diese und die früheren «Singles» zum Anhören auf www.zwoelf.ch

Die Tabelle Rang

Klub

Spiele

Punkte

Ø

1.

FC Basel

24

46

1.92

2.

Grasshoppers

36

37

1.03

3.

BSC Young Boys

34

27

0.79

4.

FC Sion

24

17

0.71

5.

FC St. Gallen

34

21

0.62

6.

FC Zürich

30

18

0.60

7.

FC Thun

20

10

0.50

8.

Neuchâtel Xamax

36

14

0.39

9.

FC Luzern

36

12

0.33

10.

AC Bellinzona

8

1

0.13

ZWÖLF präsentiert den Tabellenstand der Super League. Diesmal: Punkte gegen den jeweiligen Meister seit 1999/2000. Auffallend ist, dass der erfolgreichste Verein der letzten Dekade, der FCB, auch hier mit grossem Abstand führt, während der grosse Rivale FCZ seine Punkte vorwiegend bei den Kleinen holt.

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Einlaufen

Rubrik

Die Liste

Helden des Fussball-Romans ob erfunden und erdichtet oder real und wahr: hier unsere liebsten protagonisten der literarischen fussballwelt.

Nick Hornby, «Fever Pitch» «Ein Fankollege, der letzte Saison an einem saukalten Januarnachmittag ganz allein ein Spiel der Reservemannschaft von Wimbledon gegen die von Luton anschauen ging – und das nicht in einer Geisteshaltung von ‹Immer-eine-Nase-voraus› oder einer Art selbstironischer, burschikoser Überspanntheit, sondern weil es ihn aufrichtig interessierte –, stritt mir gegenüber unlängst energisch ab, auch nur im Geringsten exzentrisch zu sein.»

8

Tim Parks, «Eine Saison mit Verona» «Der Junge, der zwei Reihen vor mir auf der rechten Seite

sitzt, ist ein gut aussehender Zwanzigjähriger mit dunkler Brille, einem sauber gestutzten, ja adretten Bart, teurem Haarschnitt und schicker Jacke. Er ist Lichtjahre vom typischen Image des Fussball-Hooligans entfernt. Aber er wackelt mit dem Kopf, und ein irres Grinsen verzerrt seine merkwürdig roten und sehr vollen Lippen. ‹Bomba!›, ruft er urplötzlich. ‹Anhalten, Fahrer, Dio boia, im Bus ist eine Bombe.› (…) Er fragt mich nach Dope, dann trinkt er aus meiner Wasserflasche. ‹Dope, ich will Dope.› In der anderen Hand hat eine Flasche von dem zuckersüssen Mandellikör Amaretto di Saronno. Er läuft auf und ab, schneidet Grimassen, springt herum wie ein Hund im Käfig. ‹Sulla strada c’è una bomba! Fahr geradeaus, autista di merda. Deine Tochter ist eine bomba. Deine Frau vögelt wie eine bomba. Mit einem Schwarzen, der eine bomba ist.› So geht es stundenlang weiter.»

Javier Marías, «In der unentschiedenen Zeit» «In diesem Augenblick hob er den Blick zu dem völlig leeren Tor, er brauchte nur noch den Ball vom Rand des Strafraums aus zu stossen, um das Tor zu schiessen, das bereits das ganze Stadion sah und dem es mit diesem Rest von Angst entgegenfieberte, der immer zwischen dem unmittelbar Bevorstehenden und Sicheren und seinem tatsächlichen Eintreffen existiert. Das erregte Gemurmel verwandelte sich plötzlich in Stille, sie verbarg einen in hunderttausend Kehlen erstickten Schrei,

der nicht herauskam: ‹Schiess! Schiess doch, um Himmels willen!›, alles wäre endgültig mit dem Ball im Netz, nicht vorher, man musste ihn da drinnen sehen. Szentkuthy schoss nicht, sondern setzte seinen Weg fort mit dem Ball dicht am Fuss, dem kontrollierten Ball, bis zur Torlinie, und dort stoppte er ihn mit der Sohle seines Stiefels. (…) Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so erstickte Stille in einem Stadion erlebt zu haben. (…) Als der Torwart und die beiden Verteidiger auf ihn zustürzten, rollte Szentkuthy den Ball sanft mit der Sohle ein paar Zentimeter weiter und stoppte ihn, nachdem er die Torlinie überquert hatte. (…) Niemals war die unsichtbare Wand, die ein Tor abschliesst, so deutlich geworden. (…) Szentkuthy leugnete das unmittelbar Bevorstehende, und es war nicht so sehr, dass er die Zeit anhielt, als dass er sie markierte und unentschieden machte, als würde er sagen: ‹Ich bin der Urheber, und es wird geschehen, wann ich es sage, nicht, wann ihr wollt. Denn ich bin es, der entscheidet.›»

the motorway. Through the windscreen. Hateful, hateful place. Spiteful, spiteful place. Elland Road. Leeds. Leeds. Leeds. I’ve seen it before. Been here before. Played and managed here. Six or seven times in six or seven years. Always a visitor. Always away. Hateful, spiteful place. Flecked in their phlegm. But not today. Wednesday, thirty-first of july 1974. Today I’m no longer a visitor. No longer away. Today I’m on my way to work there.» («‹Da ist es›, sagte mein Ältester zu meinem Jüngsten. ‹Da ist es.› Von der Autobahn. Durch die Windschutzscheibe. Hassenswerter, hassenswerter Ort. Boshafter, boshafter Ort. Elland Road. Leeds. Leeds. Leeds. Ich habe es zuvor schon gesehen. War hier schon mal. Habe hier gespielt und trainiert. Sechs oder sieben Mal in sechs oder sieben Jahren. Immer als Besucher. Immer auswärts. Hassenswerter, boshafter Ort. Gesprenkelt in ihrem Phlegma. Aber nicht heute. Mittwoch, einunddreissigster Juli 1974. Ab heute bin ich kein Besucher mehr. Nicht mehr auswärts. Heute bin ich auf dem Weg um dort zu arbeiten.»)

RonRuy Castro, «Garrincha» «Inmitten der Nacht drehte ich mich um und sah eine Frau, die ruhig in der Ecke der Terrasse sass. Es war ein verblüffender Moment. Sie sah doppelt so alt aus wie jede andere Person auf der Party und war dabei nur halb so gross. Aber am meisten überraschte mich ihr Gesicht. «‹There it is›, my oldest is telling Es sah aus, als wäre es nach my youngest. ‹There it is.› From hinten gezogen und an ihren

David Peace, «The Damned Utd.»


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Schädel geheftet worden. Als ich die Brasilianer fragte, wer sie sei, sagten sie alle dasselbe: ‹Das ist Elza Soares, Garrinchas Liebhaberin.› Diese Beschreibung wird Soares, berühmt als grosse Schönheit, eine der besten brasilianischen Sängerinnen aller Zeiten und eine bemerkenswerte Frau in einem Land voller überragender Persönlichkeiten, nicht gerecht. Aber es machte mir mehr als deutlich, welche Stellung Garrincha in der Ruhmeshalle der brasilianischen Legenden inne hatte.»

ckierenden Attacke unfassbar beleidigt› habe. Sie seien zu fett und tränken zu viel Bier.»

Ronald Reng, «Der Traumhüter»

Joe McGinniss, «Das Wunder von Castel di Sangro»

«Etliche englische Kollegen machten Hristov zu ihrer Witzfigur. Denn Hristov – hatte es so etwas je in der Umkleidekabine einer englischen Profi-Elf gegeben? – föhnte sich die Haare. (...) So hatten auch noch alle gelacht, als erste Berichte in den nationalen Boulevardmedien wie ‹Mirror› oder ‹Sun› erschienen: ‹Hristov behauptet: Englische Fussballer saufen zu viel.› Es war ein Leichtes, sich auszumalen, wie die Zitate zustande gekommen waren. ‹Sag mal, Georgi. Im englischen Fussball wird ja auch viel getrunken, was?›, würde der Reporter gefragt haben. ‹Yes›, würde Georgi geantwortet und gelächelt haben, so wie er es immer machte, wenn er nichts verstand. Aber das hier war anders. Das hier kam aus einem Interview mit einer mazedonischen Zeitschrift: Hristov: ‹Die Mädchen in Barnsley sind hässlich›, lautete die Schlagzeile im ‹Daily Mirror›, der sich auf ein Interview mit einem mazedonischen Fussballmagazin berief, in dem der Angreifer die Frauen von Barnsley ‹in einer scho-

«Er [Luca] hatte am Sonntag die letzte halbe Stunde mit gebrochenem Kiefer gespielt. In Pescara hatte man den gebrochenen Knochen provisorisch verdrahtet, aber er benötigte eindeutig weitere medizinische Betreuung. (...) Als Jaconi eintraf, zeigte ihm Luca die Röntgenbilder. Jaconi hielt jede Aufnahme vor die Sonne und prüfte sie mit einem Blick, den er wohl für den routinierten Kennerblick eines Röntgenologen hielt. Dann schmiss er, während sein Gesicht das tiefe Rot annahm, dass seine höchste Erregung signalisierte, die Aufnahmen in den Dreck und begann in voller Lautstärke zu brüllen. ‹Du Wichser! Du dreckiges Arschloch! Du feiger Schwanzlutscher! Raus!›, brüllte Jaconi. ‹Verschwinde! Aus meinen Augen!› Erst beim Abendessen wagte ich es, Osvaldo [Jaconi] zu fragen, was (...) seinen Wutanfall ausgelöst habe. (...) Luca hätte nicht ins Krankenhaus von Pescara gehen dürfen. Er hätte warten müssen, bis er wieder in Castel di Sangro war, und sich dort röntgen lassen sollen. Hier hätte der Röntgenologe die Bilder

dem Mannschaftsarzt zeigen können, der sie wiederum Osvaldo gezeigt hätte. Und Osvaldo hätte die Fraktur dann als so unbedeutend eingestuft – schliesslich stand ja nicht einmal der Knochen raus –, dass er Luca erzählt hätte, auf den Aufnahmen wäre nichts zu erkennen und er solle wie gewohnt weitertrainieren. Aber angesichts von Aufnahmen, die die Fraktur so deutlich zeigten, habe er das nicht tun können, und das habe Luca gewusst, und deswegen sei der fica communista, die Kommunistensau, ja bloss ins Krankenhaus von Pescara gegangen.»

Präsidentschaftswahlkampf. Doch uns sollen hier nicht die Dinge interessieren, die über Google herauszufinden sind. Uns interessiert die andere Sicht, die, die Mrs. Dukakis, deren Kinder und deren Freunde haben, die in den letzten 20 Jahren Wichtigeres mit Dukakis erlebt haben mögen als eine unglücklich verlaufene Wahlkampagne. Oder die der Menschen, die von ‹Altstadt› sprechen, wenn sie den fränkischen Oberligisten meinen. Es ist die Perspektive von Menschen wie Christian Höreth, der nach einem Heimsieg gegen die Amateure von Greuther Fürth einmal ausrief: ‹Mein Gott, was für ein geiler Verein!› Und kurz darauf nachschob: ‹Warum merkt das nur keiner?›»

Eduardo Galeano: «Der Ball ist rund» Christoph Ruf, «Ist doch ein geiler Verein» «Vereine wie die Spielvereinigung Bayreuth sind ein wenig wie Michael Dukakis – man verbindet vage Erinnerungen mit dem Namen, nur absolute Fachidioten wissen hingegen Genaueres. Dukakis, war das nicht irgendein US-Politiker? Spielvereinigung Bayreuth, haben die nicht auch mal höher gespielt? Richtig, die GelbSchwarzen haben wirklich zwölf Jahre in der zweiten Liga gespielt, ehe sie 1990 aus dem bezahlten Fussball und damit aus dem öffentlichen Bewusstsein entschwanden. Und Dukakis war der Gegenkandidat von George Bush senior im 1988er-

Im Osten die Chinesische Mauer. Im Westen Domingos da Guia. Es gab keinen solideren Verteidiger in der langen Geschichte des Fussballs. (...) Wenn er spielte, füllten sich die Stadien. Früher hatten die Verteidiger wie Briefmarken an den Stürmern geklebt und sich so schnell wie möglich wieder vom Ball getrennt und ihn in den Himmel geschossen, als verbrenne er ihnen die Füsse. Domingos hingegen [war] ein Mann von unerschütterlicher Ruhe, tat alles mit unschuldigem Pfeifen und Blicken zur Seite. Die Schnelligkeit verachtete er. Er spielte in Zeitlupe, ein Meister der Spannung, Geniesser der Langsamkeit: domingada, so nannte man die Kunst, in aller Ruhe den Strafraum zu verlassen, wie er das tat, und sich ohne Hast und wider Willen von der ledernen Kugel zu trennen, weil es ihm leid tat, ohne sie zu sein.»

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Š 2011 adidas AG. adidas and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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is all in


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mämä erklärt

Wer es nicht im Kopf hat . . .

Martin «Mämä» Sykora ist der ZWÖLF-Fussballprofessor und Präsident der Alternativliga Zürich

Illustration: Tobi Schweizer

Fussballer gelten als besonders dumme Menschen. Warum sich dieses Vorurteil hartnäckig hält. Nachdem ihm sein Verein eine Lohn­ erhöhung um einen Drittel in Aussicht gestellt hatte, soll Horst Szymaniak geantwortet haben: «Ein Drittel? Nee, ich will einen Viertel mehr!». Andreas Möllers «Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!» sorgt heute noch für Lacher. Paul Gascoignes Eskapaden füllten jahrelang die Spalten der Yellow Press. Und Mario Balotelli schiesst aus Langweile mit Dartpfeilen aus dem Fenster auf Juniorenspieler. Dies ist nur ein winziger Auszug aus der endlos langen Liste von Aktionen von Fussballern, die das in der Bevölkerung vorherrschende Bild der kickenden Hohlbirnen haben entstehen lassen. Es sind mehr Bücher mit gesammelten Zitaten von Fussballern erschienen als welche von Dichtern und Philosophen, und die Leser lachen sich gerne krumm über so viel Stupidität. Wenn ein Berufsstand so viel für Heiterkeit sorgenden Stoff liefert, muss es doch einfach stimmen, dass dessen Vertreter fast ausnahmslos dumm sind. Weil aber Fussball der meistbeachtete Sport ist und dessen Vertreter beinahe täglich im Rampenlicht stehen und sich zu diesem und jenem äussern müssen, ist unsere Wahrnehmung stark verzerrt. Die allermeisten Interviews, die wir im Fernsehen sehen, beinhalten keine haarsträubend doofen Aussagen, sondern sind einfach nur langweilig. Aber natürlich findet sich bei all den Hunderten von geführten Gesprächen mit Fussballern nach einem Spieltag zumindest ein halbwegs dummes Statement, das sich Chancen ausrechnen darf, in die nächste Zitatesammlung aufgenommen zu werden. Würde man sich aber vor den Coop stellen und Passanten

ein Mikrofon hinhalten, es wäre wohl noch ergiebiger, obwohl kaum ein Fussballer dabei sein würde. Nur interessiert sich – ganz getreu der NachrichtenwertTheorie – niemand für diese verbalen Fauxpax. Schalkes Christoph Metzelder vertritt die Ansicht, dass der Profifussball «ein ganz guter Querschnitt der Gesellschaft» sei. Das mochte früher vielleicht noch stimmen, zu den Zeiten, in denen bei GC Roger Berbig und Claudio Sulser das Training abbrechen mussten, um rechtzeitig im Vorlesungssaal sein zu können. Heute bringt es kaum jemand noch zum Profi, der dem Fussball nicht alles unterordnet. Fussballakademien und Profivertrag im Teenager-Alter, da bleibt keine Zeit für eine akademische Karriere. Heute genügt bereits das Tragen einer Brille für den Spitznamen «Professor», der österreichische Trainer Josef Hickersberger meinte einst gar: «Wenn du im Fussball zwei Sätze unfallfrei beenden kannst, giltst du als Intellektueller.» Fussballer mit guter Bildung sind in der Tat rar. Doch auch Bildung ist nicht zwingend ein Indikator für Intelligenz. Auf dem Platz entscheidender ist ohnehin die Spielintelligenz, die einem Spieler gerne attestiert wird, nachdem er einen unerwarteten genialen Pass gespielt oder ein irres Tor erzielt hat. Maradona, Matthäus, Totti, Sforza oder Hakan Yakin sind oder waren Spieler mit grosser Spielintelligenz, gleichzeitig aber gelten sie eher als geistige Tiefflieger. Kann es etwa gar sein, dass Intelligenz beim Kicken hinderlich ist? Beni Huggel stimmt dem zumindest teilweise zu: «Wer nicht lange rumgrübelt, der hat gewisse Probleme gar nicht, der handelt instinktiver.»

Dass Fussballer den Ruf als Dumpfbacken aufrechterhalten, liegt wohl auch daran, dass es viele der Protagonisten nicht schaffen, von den erwarteten schnellen und spontanen Entscheidungen in einer Spielszene wieder auf Reflexion umzuschalten. Deswegen sehen wir jedes Wochenende Torschützen, die das Trikot ausziehen, obwohl jedes Kind weiss, dass das Gelb einbringt und es bis zur Einführung dieser Regeln niemandem in den Sinn gekommen wäre, dies zu tun. Wir sehen Tätlichkeiten vor den Augen des Schiris und natürlich direkt nach Spielschluss unzählige verbale Lächerlichkeiten. Dann können wir uns süffisant lächelnd auf dem Sofa zurücklehnen und wieder einmal bemerken, wie dumm doch Fussballer sind. Indirekt meinen wir damit selbstverständlich, dass wir es alle auch zum Profi gebracht hätten, dafür aber schlicht und einfach zu intelligent gewesen sind.

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Einlaufen

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auswärtsfahrt

AD Unión Magdalena Real Santander 1:1 Categoría Primera B Estadio Eduardo Santos, 2900 Zuschauer

Text & Bilder: Dominique Meister

Warten auf den neuen Valderrama

Wir sind in der 41. Minute: Carlos Valderrama erkämpft sich im Mittelkreis den Ball. Mit einem genialen Zuspiel leitet der Spielmacher das erste Tor für Kolumbien ein. Vier weitere Treffer sollten folgen. Schauplatz ist das Estadio El Monumental im Sommer 1993. Die kolumbianische Nationalmannschaft spielt auswärts gegen Argentinien um die Qualifikation für die WM im darauffolgenden Jahr. Nach dem historischen 5:0-Sieg herrscht in Kolumbien wochenlanger Ausnahmezustand. Strassenhändler verkaufen T-Shirts, auf denen Maradona kniend Carlos «El Pibe» Valderrama anbetet. Der Lockenkopf spielte die ersten Jahre seiner Kariere bei Unión Magdalena, dem Verein seiner Geburtsstadt Santa Marta. Das kleine Städtchen an der karibischen Küste ist das Endziel unserer KolumbienReise. Obwohl der lokale Verein momentan lediglich in der zweiten Division spielt, landet man in Gesprächen mit der Bevölkerung sehr fundstück?? schnell beim Fussball. Und bei Johan Vonlanthen, der ebenfalls hier geboren ist. Fast jeder bezeichnet sich als dessen Amigo, und man sagt, er komme bald wieder zurück, um als Priester zu arbeiten. Zum Saisonstart machen wir uns auf den Weg in Richtung Stadion. Die majestätische Statue von Valderrama ist von Weitem zu sehen. Direkt dahinter befindet sich der einzige Ticketschalter, wo eine Gruppe junger Fans auf eine Möglichkeit wartet, ohne Geld ins Stadion zu kommen. Wir kaufen ihnen zehn Karten und lösen damit prompt eine Rauferei aus. Die zehn Kräftigsten begleiten uns schliesslich in den Fanblock. Die Kurven hinter den Toren sind gesperrt, auf der überdachten Tribüne nimmt die bessere Gesellschaft Platz. Unser Platz ist gegenüber auf der Tribüne «El Sol», wo vor

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allem die Jungs aus den Armenvierteln stehen, und die Sonne blendet und brennt. Was uns auf der baufälligen Stehrampe erwartet, ist eindrücklich. Die blau-rote Choreo steht bereit, die Anhänger singen schon eine halbe Stunde vor Anpfiff stimmungsvolle Lieder, und viele Ultras enthüllen ihre rückenfüllenden Tätowierungen des Vereinswappens. Wir sind mitten in einem südamerikanischen Fussballfest gelandet. Die Affiche auf dem Rasen ist dann hingegen nicht sonderlich erwärmend. Unión Magdalena, deren einziger Titel 1968 gewonnen wurde, spielt mittlerweile in der zweiten Liga um den Klassenerhalt. Das Heimteam geht nach einem groben Verteidigungsfehler mit 1:0 in Führung. Den Ausgleich der Gastmannschaft verpasse ich. Meine Aufmerksamkeit gehört ganz den singenden und tanzenden Fans. Kurz vor Schluss trifft ein Unión-Stürmer mit einem Fallrückzieher von der Strafraumgrenze an die Latte. Das wars: Unión Magdalena muss sich gegen Real Santander mit einem 1:1 begnügen. Nichtsdestotrotz machen die Anhänger einen zufriedenen Eindruck. Einer von ihnen erklärt uns, nicht der Sieg sei entscheidend, sondern die Art der Unterhaltung, die geboten werde. Und genau so bleibt mir der kolumbianische Fussball in Erinnerung: farbig und unterhaltend, aber leider höchstens mittelmässig. Zumindest bis ein neuer Carlos Valderrama von sich hören lässt. Mit Travelclub an aussergewöhnliche Fussballspiele: www.travelclub.ch


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bieli berichtet

Rainer Bieli spielte schon für 4 Challenge-League-Vereine, zurzeit für den FC Winterthur.

Mit 32 Jahren machen sich viele Fuss­ baller Rücktrittsgedanken. Ich hatte das Glück, dass ich weitgehend verletzungsfrei geblieben bin. Ich weiss nicht mal, wie man Zerrung buchstabiert. Mein Vertrag mit Winterthur läuft diesen Sommer aus, ich fühle mich aber noch fit und hungrig genug und will noch nicht aufhören. Es hängt aber natürlich nicht nur von mir ab, wie und wo es weitergehen wird. Ich bin beim FCW der Teamsenior. Die Stellung innerhalb der Mannschaft veränderte sich schon ziemlich mit fortschreitendem Alter. Die Erwartungen an die Routiniers sind höher, einige Trainier fordern auch mehr als nur Leistung auf dem Platz. Da fungiert man durchaus auch als verlängerter Arm des Trainers, als Bindeglied zur Mannschaft. In Challenge-League-Vereinen spielen sehr viele Junge, bei uns ist das Durchschnittsalter 23. Die meisten von ihnen träumen von einer grossen Karriere, und ich hoffe, dass sie ihren aktuellen Verein nur als Durchgangsstation sehen. Dennoch funktioniert das Zusammenleben sehr gut, weil sie sich dennoch mit dem Verein identifizieren können. Im Umgang mit den Routiniers hat sich in den letzten 15 Jahren

das fundstück

ja auch einiges geändert. Als ich als Junior bei GC war, hatten wir Jungen noch eine völlig andere Stellung. So wurde man zum Beispiel während des Massierens gleich wieder vom Schragen gestossen, wenn einer der Älteren wie Gren, Koller oder Geiger reinkam. Heute haben die Jungen viel mehr Selbstvertrauen und Frechheit, davon können auch wir Erfahreneren noch was lernen. Natürlich mache ich mir Gedanken über die Zeit nach meiner Karriere. Ich musste mir eingestehen, dass ich aber einfach nicht der Typ bin, der später einen 8-StundenBürojob machen kann. Ich will im Fussball bleiben. Schon jetzt bin ich Stürmertrainer bei Winterthur, ich habe auch bereits das B-Diplom als Trainer gemacht, und diese Ausbildung werde ich fortsetzen. Dabei hilft mir, dass ich im Schweizer Fussball sehr viele Erfahrungen machen durfte und dass ich noch immer all die Telefonnummern der Leute in meinem Handy gespeichert habe, mit denen ich im Laufe meiner Karriere Kontakt hatte. Dieses Glück haben nicht alle. Das Bild vom millionenschweren Fussballer ist absurd. Nur ganz wenige verdienen genug, damit sie später davon leben können.

Als arrivierter ChallengeLeague-Profi bei einem mittelgrossen Verein verdient man wohl im Schnitt etwa 5000 Franken, ich weiss auch von vielen, die noch deutlich weniger verdienen. So kommt es immer wieder vor, dass einer aus finanziellen Gründen mit dem Fussball aufhören und einen «normalen» Job annehmen muss. Ich würde mir wünschen, dass es vonseiten des Verbandes oder der Liga mehr Hilfe geben würde für ältere Spieler, die vor dem Karriereende stehen. Für die Jungen macht man alles, sie bekommen jegliche Unterstützung in allen Bereichen, während die «Alten» völlig auf sich gestellt sind. Eine Stelle, die den Profis beim Wiedereinstieg in den einst erlernten Job hilft, Weiterbildungen vorschlägt oder eben einen beim Erwerb eines Trainerdiploms unterstützt, würde ein grosses Bedürfnis abdecken. Das Schweizer Sportfernsehen überträgt alle Montagsspiele der Challenge League. Co-Kommentator ist u.a. Rainer Bieli. Nächste Partien: 18.4. Aarau - Lausanne, 25.4. Cupfinal der Frauen, danach Schaffhausen – Wil. Neu auf SSF: Coppa Italia (20.4. und 10.5, Finale am 29.5.)

Text: Gregory Germond www.sportantiquariat.ch

Liebe Freunde des raren Sportstücks Club Sportif International Genève

Auf meinen Reisen in die entle­ gensten Ecken der Schweizer Fuss­ ballhistorie landete ich unlängst in Genf in der Nachbarschaft der wohl romantischsten Tribüne der Schweizer Stadionlandschaft: nämlich jener des FrontenexStadions. Der über 90-jährige Pensionär, der mir dieses Konvolut von Fotos und Geschichten vermachte, war einst Spieler und später Präsident des Club Sportif International Genève. Nur noch ganz alte Genfer können sich an diesen Verein, der im Stade de Varembe spielt(e), erinnern. Der CSI wurde 1925 von Angestellten der Vereinten Nationen gegründet. Das älteste Foto im Konvolut ist eine Fotocollage des Juniorenturniers anlässlich des Bensemann-Memorial 1939 in Zürich im Rahmen der Sportveranstaltungen der Landesaustellung. Auf dem Mannschaftsfoto ist auch der berühmteste Spieler, der

je aus diesem Verein kam, zu entdecken: Roger Bocquet, der an diesem Turnier von Lausanne-Sports entdeckt wurde und fortan seine ganze Karriere bei LS bestritt, 48 Länderspiele absolvierte und 1954 beim Viertelfinal der WM gegen Österreich den berühmten Sonnenstich erlitt (kein Wunder, er hatte einen Hirntumor!). Die grössten Erfolge von CSI waren zwei Halbfinals im Schweizer Cup, wo man 1945 gegen St. Gallen und 1952 gegen Lugano verlor, und natürlich die fünf Saisons in der NLB (1944 – 49). Die goldene Generation von CSI gewann dann noch sechs Mal hintereinander den Fritz-Meng-Pokal (höchster Senioren-Titel)! Der Klub spielte in weissen Trikots und dem blauen V – einer Trikot-Art, die in lateinischen Gegenden recht verbreitet ist (Velez Sarsfield, CD Europa, FC Lugano, Brescia usw.). 1972, in den Niederungen der 2. Liga, fusionierte

CSI mit Star Secheron und wurde zum CS Interstar. Den Verein gibt es immer noch unter diesem Namen, und er soll von UNO-Angestellten getragen sein. Damit ist er also wieder dort gelandet, wo er einst anfing: im internationalen Genève. P.S.: Als seine Ehefrau die Choucroute zum Mittagessen auftischen wollte, hat mich der Pensionär dann hinauskomplimentiert. So können sie auch sein, die Genfer!

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wär ich doch am match . . . Jeder kennt solche Situationen. Die Geschäftspartner wollen statt zum Match zum gediegenen After-WorkBier. Und dann landet man in der Underground-Bar und beleidigt den Lieblingsklub des Barkeepers – und alle kriegen die Fresse poliert, ohne auch nur einen einzigen Einwurf gesehen zu haben.

Bild: Stefan Schaufelberger


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Fatih Terims gef채hrliche Freunde

Text: M채m채 Sykora / Bilder: Keystone, pixathlon


türkei-komplott rubrik

DIE SCHANDE VON ISTANBUL IST MITTLERWEILE FUSSBALLGESCHICHTE. ERST JETZT KANN DAS PUZZLE GANZ ZUSAMMENGESETZT WERDEN. VON DEN AUSSCHREITUNGEN NACH DEM BARRAGE-SPIEL GEGEN DIE SCHWEIZ REICHEN DIE SPUREN ZURÜCK BIS ZUM PAPST-ATTENTAT VON 1981.


N

ach dem wohl aufwühlendsten Spiel einer Schweizer Nationalmannschaft, der 2:4-Niederlage in der Barrage für die WM 2006 im SükrüSaracoglu-Stadion in Istanbul, stehen ein sichtlich euphorisierter Philipp Degen und ein verwirrt umherblickender Ludovic Magnin bei ARD-Reporter Nick Golüke. Inmitten der ersten Antwort bricht Degen ab, blickt an der Kamera vorbei und stammelt «Ich muss zu... Oh, oh! Ich muss... Guck das an! Ich geh jetzt

«Die hässlichen Schweizer haben es geschafft.» da...», worauf er sich in die Tumulte im Kabinengang stürzt. Als der Kameramann die Szenen einfangen will, schlägt ihn ein türkischer Sicherheitsbeamter nieder. Weitere Bilder aus den Katakomben gibt es nicht.

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«Uns wurde unmissverständlich mitgeteilt, dass wir nicht nochmals versuchen sollten, das Geschehen zu filmen», sagte ARD-Reporter Golüke später. «Für den Fall wurden uns Schläge angedroht.» Und das sei beileibe nicht der erste Versuch gewesen, die Medienvertreter einzuschüchtern. Eigene Kameras, sonst bei solchen Übertragungen üblich, waren in Istanbul verboten, jedem Team wurde ein Sicherheitsbeamter zugeteilt, der im Falle des ARD-Duos verhindert hat, dass Bilder von der Attacke von türkischen Funktionären und Ordnern auf Philipp Degen in der Halbzeitpause aufgenommen werden konnten. Zehn Minuten vor dem Abpfiff wurden die Journalisten dann auch noch von offizieller Seite vorgewarnt: «Kommt nicht auf die Idee, das zu drehen, was hier gleich passiert.» Und so ist Golüke einer von wenigen neutralen Zeugen, die gesehen haben, wie die Schweizer nach der Flucht in den Kabinengang von einem Mob aus Polizisten, Sicherheitsbeamten und türkischen Spielern empfangen wurden. Er sah, wie Alpay und Emre an

vorderster Front auf die Schweizer einschlugen. Dennoch wird er von der FIFA nie zu den Vorkommnissen befragt, als diese mit der Aufarbeitung beginnt. Golüke ist sich sicher: «Diese Tumulte waren nicht zufällig.» Die Vorgeschichte der Schande von Istanbul beginnt schon vor dem Hinspiel in Bern. Am 8. November 2005 eliminierte die UEFA die Türkei aus dem Kandidatenkreis für die Ausrichtung der EM 2012. Der türkische Verbandspräsident Levent Bıçakcı witterte ein Komplott. Für ihn und für viele andere Türken war dies ein weiterer Beweis dafür, dass man sie in Europa nicht dabeihaben wolle. Vier Tage später unterliegt man einer starken Schweizer Mannschaft in Bern nach Toren von Senderos und Behrami mit 0:2. Es ist ein weiterer Stich ins stolze türkische Herz. Die Mannschaft wird in den heimischen Medien verrissen, das später oft erwähnte Auspfeifen der Nationalhymne ist lediglich eine Randnotiz. Am Montag nach dem Spiel findet indes eine Kehrtwende statt. Im Mittelpunkt


türkei-komplott

stehen nun die schlechte Behandlung der Türken in der Schweiz, die angeblichen Schikanen am Flughafen und natürlich die Benachteilung durch Schiedsrichter Lubos Michel. Die Schweizer hätten eigens türkische Fluchwörter gelernt für diese Partie, behauptete der türkische Nationaltrainer Fatih Terim, genannt «der Imperatör». Zudem gab er an, nicht zur Pressekonferenz zugelassen worden zu sein, obwohl er lediglich gegen die angelehnte Türe gepoltert und danach umgedreht hatte. Terim selbst gab die Order aus, man solle mit den Schweizern «nicht sehr gastfreundlich» umgehen im Rückspiel. Stimmungsmache vor dem Rückspiel Das mediale Einheizen übernahmen in den einflussreichsten Zeitungen wie «Hürriyet» und «Sabah» jene Journalisten, die dies schon im Vorfeld anderer Partien in der Türkei mit unschönem Ausgang übernommen hatten. Im Jahre 2000 wurden nach der UEFA-Cup-Partie Galatasaray gegen Leeds zwei britische Fans

erstochen, drei Jahre später prügelten im Anschluss an ein Qualifikationsspiel für die U21-EM Polizisten und Ordner auf die flüchtenden Deutschen ein, denen in der Folge die Schuld zugeschoben wurde, weil sie den Ausgleich in der letzten Minute «übertrieben gefeiert» hätten. Einen Vorgeschmack auf das Kommende erhält die Schweizer Delegation am Flughafen Atatürk von Istanbul. Sie werden schon auf dem Rollfeld von einer Gruppe Fans mit Beschimpfungen und Transparenten («Ich ficke ihre Mutter!», «Hurrensohn Frei») empfangen. Die Gruppe wuchs immer mehr an, während die Schweizer mit aufreizender Langsamkeit durch die Passkontrolle geschleust wurden und unter Eier- und Tomatenwürfen eine halbe Ewigkeit auf ihr Gepäck warten mussten. Dreieinhalb Stunden dauerte die Geduldsprüfung, notabene auf einem der am besten bewachten Flughäfen Europas. Die lapidare Erklärung von Davut Dişli, beim türkischen Fussballverband für die Nationalmannschaft zuständig: «Das war eine

spontane Aktion von Flughafenangestellten.» Nach der ersten Entrüstung über das Ausscheiden («Die hässlichen Schweizer haben es geschafft, nach Deutschland zu fahren. Sie haben wieder provoziert und für Rangeleien gesorgt», meinte etwa die Tageszeitung «Star») versuchten in der Türkei einige Journalisten, die einzelnen Ereignisse in einen Zusammenhang zu bringen. Und sie stiessen bald auf Alarmierendes. Als zwei Anführer der Schlägereien im Kabinengang wurden die beiden «Geschäftsleute» Ali Kıratlı und Yaşar Aydın ausgemacht. Sie zählen zu den bedeutendsten «Amigos». So wurden früher die Capos der Kurve genannt. Heute bezeichnet der Begriff jene Gruppe im Umfeld der türkischen Vereine, die oft die halbseidenen oder gar kriminellen Geschäfte der Klubs übernehmen. Sie organisieren etwa den Schwarzmarkthandel mit den Tickets und werden nicht selten dafür engagiert, im Stadion Stimmung gegen einen ungeliebten Präsidenten zu machen. «Die Amigo-Fraktionen sind

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türkei-komplott Spielbälle der Vereinspolitik, und da fliesst Geld von verschiedenen Seiten», analysierte Tobias Schächter, Autor des Buches «Süperlig», im «ballesterer.fm». So traten Kıratlı und Aydın schon 1999 in Erscheinung, als sie nach einem Pokalspiel von Fenerbahçe den damaligen Nationaltorwart Rüstü Reçber verprügelten. Zu den Katakomben hatten sie sich

«Was haben diese Personen im Stadion zu suchen?» beim Spiel gegen die Schweiz nicht etwa gewaltsam Zutritt verschafft; vielmehr verfügten sie über einen «roten Ausweis» des türkischen Fussballverbandes, der seinen Trägern Zutritt in alle Räume des Stadions ermöglicht. Zu Recht fragte die Zeitung «Sabah»: «Was um Gottes Willen haben diese Personen im Stadion zu suchen?» Graue Wölfe im Stadion Eine zufriedenstellende Antwort hatte Verbandsfunktionär Davut Dişli nicht zur Hand. Er bezeichnete die beiden Schläger als «Freunde seit 20 bis 25 Jahren». Aus welchem Grund er ihnen die Pässe ausgestellt hatte, darüber schwieg er beharrlich. Neue Nahrung erhielt die Vermutung, dass die Ausschreitungen geplant waren, dank der Zeitung «Milliyet», die offenlegte, dass am Tag vor dem Spiel im Istanbuler Hotel Conrad eine geheime Sitzung stattgefunden hatte, an der neben Funktionär Dişli und den beiden Schlägern Kıratlı und Aydın auch der stellvertretende Polizeidirektor von Istanbul sowie ein prominenter fünfter Teilnehmer zugegen waren: Nationalcoach Fatih Terim. Was genau die Herren an jenem Meeting beschlossen haben, ist nicht bekannt. Terim, der seine Anwesenheit erst leugnete und später sagte, er sei «nur für 3 oder 4 Minuten» dabei gewesen, gab zu Protokoll, es seien «einige organisatorische Fragen» zu klären gewesen. Noch

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am selben Tag sagte Dişli vor Journalisten: «Wir brauchen Tausende von militanten Fans, keine anständigen Zuschauer!» Es wird vermutet, dass für das Spiel gegen die Schweiz bis zu 15 000 Tickets an Personen verschenkt wurde, die nach Ansicht von Dişli diese Anforderungen erfüllen. Dies sollen in erster Linie Leute aus dem Umfeld der Grauen Wölfe gewesen sein, mit deren rechtsextremem Gedankengut sämtliche Teilnehmer an jener Sitzung sympathisieren. Die Grauen Wölfe – «Bozkurt» ist der türkische Name dafür – wurden 1969 als Jugendorganisation der nationalistischen Partei MHP gegründet, die den Panturkismus vertritt und von einem Territorium träumt, das sich von China bis nach Spanien erstrecken soll. Diese «Jugendorganisation» war nichts anderes als ein brutales Netzwerk in paramilitärischen Trainingscamps ausgebildeter Männer, die die Ziele der Partei ausserhalb des Parlaments mit Gewalt durchzusetzen versuchten. Alleine in der Zeit von 1974 bis zum Militärputsch von 1980 zeichneten sie für 694 Morde verantwortlich. Dennoch wurden nur wenige Graue Wölfe verurteilt. Die meisten wurden aufgrund mangelnder Beweise freigelassen. Noch heute sympathisieren in der Türkei viele Leute mit den Ideen der Grauen Wölfe, deren grösste Feinde die Kurden und die Juden sind. Das Gros der türkischen Unterwelt steht für ihre Ideen ein. Einer davon ist Mafiaboss Sedat Peker. Peker flüchtete 1997 nach Rumänien, als er wegen Schutzgelderpressung, Nötigung und Anstiftung zum Mord gesucht wurde. Dort besuchten ihn gemäss türkischen Zeitungsberichten ein Minister und ein Abgeordneter und garantierten ihm für eine Gegenleistung, dass er nur eine kurze Freiheitsstrafe absitzen müsse. Tatsächlich wurden aus den geforderten 7,5 Jahren nur knapp 9 Monate Gefängnis. 2005 wurde er erneut verhaftet und diesmal wegen diverser Vergehen – darunter auch die Gründung einer kriminellen Vereinigung – zu über 14 Jahren Haft verurteilt. In den Anhörungen tönte Peker mehrmals Verbindungen zu hohen Politikern an. Diese wurden je-

doch nicht weiter untersucht. Immerhin für eine Verbindung lieferte die Zeitung «Vatan» Belege. Sie druckte von der Polizei abgehörte Telefongespräche zwischen Mafiaboss Sedat Peker und dem TFFOffiziellen Davut Dişli ab, in denen Dişli seinen Gesprächspartner Peker jeweils mit «mein Boss» ansprach: «Niemals, niemals würde ich etwas Falsches machen! Ich würde für dich mein Leben opfern. Nichts kann unsere Freundschaft kaputt machen. Du bist mein Boss, und so bleibt es bis in die Ewigkeit. Bitte verstehe das richtig: Ich bin dein Opfer. Ich bin gerne dein Opfer!» Auch die beiden Kabinengang-Schläger Kıratlı und Aydın gehören zu Pekers Umfeld. Nachdem in der Folge ein weiteres aufgezeichnetes Telefonat aufgetaucht war, in dem Haluk Ulusoy, von 1997 bis 2004 Präsident des türkischen Fussballverbandes, Dişli darum bat, bei Mafiaboss Peker ein gutes Wort einzulegen, damit er wieder Präsident werden könne, trat Dişli endlich zurück. Freilich nicht ohne zuvor stets behauptet zu haben, die Vorwürfe seien frei erfunden. Beunruhigend war vor allem die Tatsache, dass anscheinend ein inhaftierter Mafiaboss grossen Einfluss auf die Wahl zu haben schien. Ulusoy wurde nämlich tatsächlich gewählt. Die Mafia spielt mit – im Fussball und im Staat Pekers Verbindungen zum türkischen Fussball waren schon vor seiner Verhaftung bekannt. Im Zuge seiner Verhaftung sorgten Tonbandaufnahmen dafür, dass Beşiktaş Istanbul ins Zentrum des Manipulationsskandals von 2003/04 gerückt wurde. Für Aufsehen sorgten Aussagen eines ehemaligen Trainers, wonach «90 Prozent aller Vereine mit Wissen von Verbandsfunktionären in mafiöse Machenschaften verstrickt» seien. Dass die Unterwelt gerne die Nähe von Fussballvereinen suchte, mag angesichts der Tatsache, dass bis vor wenigen Jahren deren Funktionäre unter dem Schutz der Immunität reisen durften, wenig erstaunen. Dank diesem Gesetz gelang dem berüchtigsten aller Mafiapaten, Alaattin Çakıcı, auch er einer der Grauen Wölfe und Auftraggeber von


Die Fatih Terim-Connection


über 40 Morden, mithilfe von BeşiktaşFunktionären die Flucht ins Ausland. Für diese Verflechtung von Politik, Justiz, Verwaltung und organisiertem Verbrechen haben die Türken einen eigenen Ausdruck: derin devlet, zu Deutsch: «tiefer Staat». Und kaum jemand verkörpert diese Verflechtungen besser als Mehmet Ağar, ein rechtsnationaler Politiker, Fan von Galatasaray und seit vielen Jahren guter Freund von Fatih Terim. Ağar war Chef der sogenannten Kontraguerilla, des türkischen Arms von Gladio, einer pa-

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ramilitärischen Geheimorganisation der NATO. Für diese Aufgabe sicherte er sich die Dienste vieler Aktivisten der Grauen Wölfe und ging mit äusserster Härte gegen Linke und Oppositionelle vor. Unter Ministerpräsidentin Tansu Çiller stieg er gar zum Direktor der türkischen Sicherheit auf und formierte sogleich eine Spezialeinheit, die als «Todesschwadronen» einen blutigen Kampf gegen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ausfocht. Mit wem sich Ağar dafür verbündete, wäre wohl nie herausgekommen, hätte

sich nicht am 3. November 1996 in der Nähe der Stadt Susurluk ein Autounfall ereignet, der eine Geschichte lostrat, neben der jeder Politthriller wie ein Kinderbuch anmutet. Von den vier Personen in dem Mercedes, der in einen LKW raste, überlebte nur eine: der Chef eines mächtigen Kurdenstammes und Herr über eine riesige Privatarmee, die als sogenannte Dorfschützer gegen die PKK kämpfte. Beim Crash ums Leben kamen hingegen der Leiter einer Polizeiakademie und ehemalige Vizechef der Istanbuler Polizei,


türkei-komplott Mehmet Ağar, der in der Zwischenzeit zum türkischen Innenminister aufgestiegen war, sah sich mit der unbequemen Frage konfrontiert, was ein Polizeivertreter mit dem Schwerkriminellen Abdullah Çatlı zu schaffen habe. Ein erster dreister Erklärungsversuch von Ağar: Der Polizeioffizier sei auf dem Weg nach Istanbul gewesen, um Çatlı in ein Gefängnis zu bringen. Dies entpuppte sich schnell als Lüge, denn die Gruppe hatte sich zuvor das Wochenende mit Casino-Besuchen und der Besichtigung von Villen versüsst und war dabei auch noch im selben Luxushotel abgestiegen wie der Innenminister. Als sich dann Çakıcı, jener Mafiaboss, dem mit Beşiktaş’ Hilfe die Flucht gelungen war, unmittelbar nach dem Unfall telefonisch beim privaten TV-Sender Flash TV meldete und schwere Korruptionsvorwürfe gegen Ministerpräsidentin Çiller erhob, stürmten 50 bewaffnete Männer das Studio, schossen wild um sich und verwüsteten die Einrichtung. Der Sender wurde schon am nächsten Tag verboten. Die längst vermuteten Beziehungen der Könige der Unterwelt bis zur Staatsspitze waren nicht mehr zu leugnen.

dazu eine ehemalige Schönheitskönigin sowie eine dritte Person, die neben einer Tüte Kokain echte Identitätspapiere und einen Diplomatenpass bei sich trug, der es ihr erlaubte, Waffen mitzuführen und unkontrolliert in andere Länder einzureisen. Es dauerte nicht lange, bis die wirkliche Identität dieser Person ans Licht kam: Es handelte sich um Abdullah Çatlı, einen Anführer der Grauen Wölfe und einer der meistgesuchten Verbrecher des Landes, nach dem Interpol seit 18 Jahren fahndete.

Staat bezahlt mit Heroin Die Bevölkerung forderte derweil eine nahtlose Aufklärung des spektakulären Unfalls. Der Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission aus dem Jahr 1997 förderte Erschreckendes zutage. Ihm zufolge hatten Staatsorgane, namentlich Innenminister Mehmet Ağar, die Grauen Wölfe instrumentalisiert und mit unzähligen Terroranschlägen und Morden beauftragt. Entlöhnt wurden die Grauen Wölfe mit Geld und Heroin vom türkischen Geheimdienst MIT. Zudem wurden sie mit Diplomatenpässen ausgestattet und durften praktisch unbehelligt im Drogen- und Waffenhandel operieren, wodurch es einige zu sagenhaftem Reichtum brachten. Der beim Unfall verstorbene Çatlı war einer von ihnen. Zusammen mit Haluk Kırcı, der später in seinen Memoiren detailreich beschrieb, wie er unliebsame Personen ermordete, verübte er 1978 das Bahçelievler-Massaker, bei dem sieben Mitglieder der Arbeiterpartei

ums Leben kamen. Nur Kırcı wurde gefasst, kassierte sieben Mal die Todesstrafe und wurde dennoch wiederholt aus dem Gefängnis entlassen. Bei seiner Hochzeit fungierte übrigens Terims Intimus Mehmet Ağar als Trauzeuge... Schüsse auf Johannes Paul II. Çatlı hingegen übernahm nun grössere Aufgaben. 1979 ermordete er zusammen mit Mehmet Ali Ağca den Chefredaktor von «Milliyet». Wieder wurde nur sein Partner gefasst, doch dieser wurde nach lediglich einem halben Jahr auf wundersame Weise aus dem HochsicherheitsMilitärgefängnis Maltepe befreit, offensichtlich dank der Hilfe von einigen den Grauen Wölfen nahestehenden Soldaten. Warum Ağca für die Grauen Wölfe so wichtig war, wurde spätestens am 13. Mai 1981 klar, als auf dem Petersplatz im Vatikan Papst Johannes Paul II von vier Schüssen getroffen und lebensgefährlich verletzt wurde. Der Papst überlebte, der Schütze Ağca wurde wieder gefasst. Über die Beweggründe des Attentats existieren viele Theorien. Als Erstes wurde vermutet, dass der Auftrag vom bulgarischen Geheimdienst kam, der im Interesse des KGB gehandelt haben soll. Später wurde als Mastermind hinter der Operation Abdullah Çatlı vermutet, der dies auch nie abstritt. 1985 sagte er gar vor Gericht aus, er habe vom deutschen Bundesnachrichtendienst ein lukratives Angebot bekommen, wenn er es schaffe, die Tat dem russischen Geheimdienst in die Schuhe zu schieben. Alparslan Türkeş, der Gründer der Grauen Wölfe,

«Wie wenn er ein Huhn gestohlen hätte.» untermauerte diese Theorie, indem er aussagte: «Çatlı operierte im Auftrag des Geheimdienstes und hat zum Wohle des türkischen Staates gehandelt.» Interessanterweise kam 2006 ein Untersuchungsausschuss des italienischen Parlaments zu

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türkei-komplott dem Schluss, dass das Attentat im Auftrag Breschnews vom russischen Geheimdienst in Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Geheimdienst sowie der Stasi verübt worden sei. Terims Turnier für einen Mörder Çatlı selbst wurde 1982 in der Schweiz verhaftet, wo er Heroin gegen Waffen tauschte. Trotz eines türkischen Auslieferungsgesuches wurde er sofort wieder freigelassen. Gleiches passiert kurz darauf in Aachen. Schliesslich wurde er 1986 in Paris festgenommen. Er wurde darauf zu 7 Jahren Haft verurteilt und 1988 in die Schweiz übergeführt. Als Ende Oktober Xamax im Meistercup Galatasaray empfing, nutzte dies der umtriebige Mehmet Ağar für einen Besuch bei Çatlı im Gefängnis Bostadel in Zug. Nur kurze Zeit darauf gelang Çatlı eine spektakuläre Flucht, bei der einige unerkannte Helfer sowie ein gepanzerter Mercedes und jede Menge Waffen involviert waren. Bis zu seinem Tod beging er, den Ministerpräsidentin Çiller als «grossen Patrioten» würdigte, im Auftrag der Regierung noch diverse Morde, wurde einige Male festgenommen, kam aber jedes Mal sofort wieder auf freien Fuss. Der Susurluk-Skandal, der all diese Verknüpfungen erst zutage förderte, bewegte Ağar dann doch noch zum Rücktritt als Innenminister. Als Grund gab er an, er müsse sich um seinen kranken Sohn kümmern. Weil er weiterhin im Parlament sass, genoss er aber nach wie vor Immunität. Seit mittlerweile vier

«Hooligan-Präsident Blatter.» Jahren hat er kein politisches Amt mehr inne, dennoch wurde der Prozess gegen ihn mehrmals erfolgreich hinausgeschoben. Gerichte erklärten sich für nicht zuständig, und als es Ende 2010 endlich vorwärtszugehen schien, forderte der Staatsanwalt lächerliche 6 bis 12 Monate Haft, gleich viel, wie wenn er «ein Huhn

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gestohlen hätte», wie ein Anwalt verbittert kommentierte. Lediglich zwei Personen wurden nach den Susurluk-Ermittlungen angeklagt. Einer davon war Korkut Eken, die rechte Hand von Ağar und Befehlshaber der Todesschwadronen, für die es laut dem parlamentarischen Untersuchungsbericht «kein Gesetz, keine Paragrafen gibt, an den sie sich zu halten haben. Es wurde lediglich ein Befehl gegeben: zu vernichten.» Dennoch war der Aufschrei nach Ekens Verhaftung gross. Nach Ansicht von Ex-Generälen hatte Eken lediglich Befehle von höchster Stelle ausgeführt. Einer, der seine Solidarität mit dem verhafteten Terroristen offen zeigte, war Fatih Terim. Zu Ekens Ehren veranstaltete Terim während seiner Zeit als Galatasaray-Trainer ein Turnier direkt vor dem Gefängnis, in dem Eken inhaftiert war. Er eröffnete es feierlich zusammen mit Mehmet Ağar. So wenig die Susurluk-Affäre in der Türkei kritisch aufgearbeitet wurde, so wenig kam es zu einer Nachbearbeitung der Ereignisse um das Spiel gegen die Schweiz. Der Präsident des Fussballverbandes sowie der Verantwortliche für die Nationalmannschaft, Davut Dişli, traten zwar in der Folge zurück, indes ohne dass ihnen eine direkte Beteiligung an der Planung der Unannehmlichkeiten am Flughafen – die Gewerkschaft der Flughafenarbeiter ist übrigens mit der rechtslastigen Partei MHP verbandelt – und der Ausschreitungen nach Spielschluss nachgewiesen worden war. Fatih Terims unrühmliche Rolle in dieser Geschichte sowie seine Verbindungen zu jenen Kreisen, die den Terror gegen die Kurden und Oppositionelle orchestrierten, blieben weitgehend unbeachtet. Terim gab im Januar 2006 seinen Rücktritt bekannt, nach Gesprächen mit der TFF-Führung blieb er aber im Amt. Die Altintop-Zwillinge, vor allem Halil, sowie Baştürk und Nuri Şahin, die versucht hatten, die Schweizer im Kabinengang zu beschützen, sanken in Terims Gunst tief und kamen kaum mehr zu Einsätzen. Für seine wütenden Kommentare und Behauptungen nach dem

Ausscheiden, in denen er die Schuld dafür der FIFA, den Schiedsrichtern sowie den Schweizern Provokationen zuschob, wurde er vom Weltverband nicht belangt. Deren Strafen trafen lediglich die Spieler Alpay (6 Spielsperren), Emre (4), Huggel (4), Serkan Balcı (2) sowie den Schweizer Physiotherapeuten Stephan Meyer (2) und den türkischen Co-Trainer (12 Monate). Darüber hinaus musste die Türkei ihre nächsten drei Heimspiele an einem neutralen Ort und unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen, woraus gegen Malta, Moldawien und Norwegen dennoch 7 Punkte resultierten, was dann auch für die Qualifikation für die EM 2008 reichte. Obwohl im Vorfeld darüber spekuliert worden war, dass die Türkei gar für eine Endrunde gesperrt werden würde, protestierten die türkischen Medien unisono gegen das Urteil. Man fühlte sich ungerecht behandelt durch den «HooliganPräsidenten Blatter» («Sabah»), obwohl die Strafe noch deutlich härter hätte ausfallen können, wäre die Rolle des Verbandes und der Hintermänner genauer unter die Lupe genommen worden. Terims Popularität blieb ungebrochen. Bei einer gross angelegten Umfrage wurde bei der Frage, von welchen Landsleuten sich die Türken im Ausland besonders gut repräsentiert fühlten, an erster Stelle Fatih Terim (15 Prozent) genannt. Immerhin 3,4 Prozent wählten dafür den Papst-Attentäter Mehmet Ali Ağca. Epilog: Die türkischen Zuschauer gelten zu Recht als heissblütig. Hätten aber im Vorfeld des Schicksalsspiels gegen die Schweiz nicht jene Personen aus dem Umfeld Terims und der Grauen Wölfe gezielt auf dieses unrühmliche Finale hingearbeitet, es hätte wohl kaum so geendet. Was nämlich ohne Instrumentalisierung durch höhere Stellen passiert, zeigte sich zwei Jahre zuvor, als die Letten im Barrage-Spiel in Istanbul ein 2:2 erreichten und damit auf Kosten der Türken an die EM nach Portugal fahren duften: Es wurde sehr laut, es gab ein gellendes Pfeifkonzert, doch danach applaudierte das Publikum den siegreichen Gästen.

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Demnächst im Kino NLA

Von wegen glamourfreie Zone: Mittlerweile hat auch Hollywood den Schweizer Fussball entdeckt. Ein Blick auf das Kinoprogramm der nächsten Monate. Text: Sandro Danilo Spadini / Illustration: bex.fm

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The Captain’s Speech Um bei Interviews und seinen Ansprachen in der Kabine endlich sympathischer rüberzukommen, absolviert Alex Frei eine Sprachtherapie bei Ciriaco Sforza. 13.30/16.00/18.15/20.45 D/f 12 J.

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A Country for Old Men Paul Wolfisberg, Köbi Kuhn und Gilbert Gress verschleppen Ottmar Hitzfeld in die Wüste und installieren sich als neue Nati-Trainer-Troika. 15.00/17.30/20.15 D/F 12 J.

Köbi

Kuhn

Alex Frei

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Ciriaco Sforza

Paul Wolfisberg

gilbert

gress


kino NlA

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Inception 2 Im Auftrag von Ancillo Canepa steigt eine Gruppe FCZ-Spieler in die Traumwelt von Gigi Oeri ein. In einem von Oeri geträumten Swimmingpool voll FCB-Spieler sollen sie deren Entschluss hinterlegen, den FC Basel aufzulösen. 14.30/17.00/20.00/Fr+Sa 23.45 E/d/f 14 J.

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The Usual Suspects 2 Raimondo Ponte, Andy Egli, Longo Schönenberger, Georges Bregy und Alain Geiger spielen fünf arbeitslose Trainer, die einer schweizweiten Verschwörung bei der Besetzung von Super-League-Trainerposten auf die Spur kommen. Die Fäden im Hintergrund zieht Keyser Söze alias Erich Vogel. 14.15/17.00/20.00 D/f/i 12 J.

Raimondo Ponte, Andy Egli, Longo Schonenberger, Georges Bregy und Alain Geiger

Ancillo Canepa gigi oeri

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28 Years Later Angesiedelt in der Zukunft, ist der Schauplatz der im Jahr 2039 noch immer in Ruinen stehende Hardturm. Entwurzelte GC-Spieler haben hier die letzten 28 Jahre unter unmenschlichen Bedingungen gehaust und sind allmählich zu Zombies mutiert, die nun die Stadt Zürich terrorisieren. 17.00/19.00/21.00 E/d/f 16 J.

28 years later

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Machete 2: The Carlos Varela Story Carlos Varela säbelt alle nieder. Dann ist der Film fertig.

20.30 Fr/Sa 23.45

Sp/d

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the

senderos identity ERICH VOGEL IN

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The Dark Knight 2 Angesiedelt in Zürich, erhebt sich Erich Vogel aus den Schatten und terrorisiert die Stadtoberen so lange, bis sie GC ein neues Stadion bauen. 15.00/18.00/21.00 E/d 14 J.

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The Senderos Identity Zurück im Jahr 2006: Böse Mächte entführen Philippe Senderos und unterziehen ihn einer Gehirnwäsche. Danach hat dieser das Fussballspielen verlernt, schiesst bevorzugt Eigentore und mäht seine Mitspieler um. 15.00/20.30 F/d 16 J.


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Buried 2 Statt in einem Sarg spielt der zweite Teil in einem Solarium. Hauptdarsteller Thorsten Fink kämpft darin ums Überleben. Seine Entführer verlangen über Handy von ihm, dass er die «Blick»-Redaktion anruft und seinen Wechsel zum FC Wohlen bekannt gibt. 21.00 D/f 16 J.

Thorsten Fink

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The Seventh Sense In diesem Sequel sieht Marco Streller keine Toten, sondern zusätzliche Torhüter auf dem Spielfeld. Mit katastrophalen Folgen: Keiner seiner Schüsse will mehr im Netz zappeln. 14.30/17.30/20.15 E/d 12 J.

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9 Miles In der Fortsetzung des Eminem-Films tritt Alex Frei in einer Hip-Hop-Battle an. Noch in der ersten Runde wird er von der Bühne gepfiffen. Er weint. 20.15 E/d 12 J. Der mit dem Lupo tanzt Ricardo Cabanas spielt die Hauptrolle in einer epischen Schlacht mit dem bösen Wolf Mario Cantaluppi. Am Schluss sterben beide. 14.00/17.15 Sp/I/d 12 J.

15 Forrest Haki Nicht nur die USA wie im Original, sondern die ganze Welt bereist der Held des Sequels. Am Ende landet er in Grosny an der Seite des von einem computeranimierten Marlon Brando gespielten Ronaldo. 13.45/17.00/20.15 D/Tür/f 6 J.

Up in the Wallis Anstelle von George Clooney feuert dieses Mal Christian Constantin reihenweise Menschen. Statt in Flugzeugen reist der Protagonist in Ferraris durch die Gegend. 15.00/20.30 F/d 12 J.

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Young Boy Millionaire Weil sie die Aufforderung ihres Trainers zum «Fünf gegen zwei» missverstehen, landen ein paar YB-Spieler in der Quizshow «Fünf gegen fünf». Hier erfüllt sich endlich ihr grosser Traum: Sie landen auf Platz eins. Nicht gewohnt zu gewinnen, tauschen sie den Geldgewinn allerdings postwendend gegen einen gemütlichen Raclette-Abend bei Sven Epinay ein. 15.00/18.00/21.00 E/d/f 6 J.

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The Man Who Wasn’t There 2: Ottmar Hitzfeld übernimmt in Teil zwei die Rolle von Billy Bob Thornton als Mann ohne Eigenschaften. Im ganzen Film passiert nichts. So 11.00 D 12

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Not Born in the USA

Text: Nicola Berger Bilder: Keystone

Immer mehr NLASpieler versuchen ihr Glück in der Major League Soccer. Chiumiento, Hassli und Co. wählen ein Leben zwischen Folklore, Kraftraum und Schattendasein.

A

ls Angehöriger der Ü20-Generation weiss man in der Schweiz grundsätzlich mal drei Dinge über Fussball in Amerika. Erstens: Alexi Lalas hatte schon 1994 eine freaky Frisur und war auf dem Panini-Umschlagsplatz Schulhaus mindestens zwei Hristo Stoitchkovs wert. Zweitens: Die Amis wissen auch im Jahr 2011 nicht, wie der Sport eigentlich heisst, und beginnen, wenn man das Thema auf Rooney oder Messi lenkt, immer irgendwas von «Soccer» zu schwafeln. Drittens: Eric Wynalda hat einen unglaublichen Wumms. Wenn er damals in De-

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se in Philadelphia wurden dem Spiel in der Zeitung zwei Abschnitte gewidmet», erinnerte sich Innenverteidiger Walter Bahr im Gespräch mit CNN. Nach dem Wunder von Brasilien mussten sich die USA 40 Jahre bis zu ihrer nächsten WM-Qualifikation gedulden, bevor sie zwischen 1990 und 2010 an jeder Endrunde dabei waren. Und trotz der jüngsten Erfolge ist der grosse Fussballboom bislang ausgeblieben. Dabei war sich Steve Ross 1979 so sicher gewesen: «Fussball wird sehr bald die Nummer-1-Sportart in diesem Land sein», hatte jener Mann gesagt, der als Präsident der New York Cosmos die Weltstars Pelé und Franz Beckenbauer in den Big Apple holte.

Hasslis spektakulärer Einstand für die Vancouver Whitecaps: 3 Spiele, 3 Tore, 2 Platzverweise.

troit nicht das 1:1 erzielt hätte, wäre man bestimmt nicht schon im Achtelfinal auf diesen vermaledeiten Zubizarreta getroffen. Ach. Lassen wirs, es tut immer noch zu sehr weh. Trotz der vorbildlich ausgerichteten Titelkämpfe von 1994 nahm und nimmt man in Europa die Anstrengungen rund um die nordamerikanische MLS nicht wirklich ernst. Als etwa Davide Chiumiento im letzten Sommer seinen Wechsel nach Vancouver ankündigte, waren die Reaktionen mitleidig bis hämisch. «Wer zu schnell durchstartet und nur ans Geld denkt, der kann nämlich schnell von der Bildfläche verschwinden. So wie Davide Chiumiento. Der hat mit 25 Jahren gerade bei Vancouver unterschrieben. In Kanada, wo man mehr Anerkennung bekommt, wenn man Bären statt Tore schiesst», schrieb etwa der «Blick», nachdem der Ballartist nach geplatzten Verhandlungen mit Luzern in der drittgrössten Stadt Ka-

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nadas unterschrieben hatte. Nur: Stimmt das überhaupt? Die MLS als Lachnummer? Blicken wir zurück: Bereits 1950 hat es bei den Amerikanern ein Ereignis gegeben, welches Generationen für den Sport hätte begeistern müssen. Einer US-Amateurauswahl gelang in Brasilien eine der grössten Sensationen der WM-Geschichte: In der Gruppenphase besiegten ein paar Pöstler und Minenarbeiter das stolze England mit 1:0. Auf der Insel war man darob derart irritiert, dass einige Zeitungen das Resultat vorderhand nicht abdruckten, weil die Redakteure davon ausgingen, dass es sich um einen Übermittlungsfehler handeln müsse und England eigentlich mit 10:0 gewonnen habe. Das Skore hatte freilich durchaus seine Richtigkeit. Der heroische Sieg der Amerikaner sorgte weltweit für Schlagzeilen - nur eben in Amerika selber nicht. «Die einzige Person, die am Flughafen wartete, war meine Frau. Und zu Hau-

Gullits Albtraum Nun, mit seinen hellseherischen Fähigkeiten war es nicht weit her. Der Holländer Ruud Gullit (48, heute Terek Grosny) jammerte jüngst im «Spiegel» über seine Zeit als Trainer der Los Angeles Galaxy: «Es ist ein Albtraum, in einem Land zu arbeiten, in dem sich keiner für Fussball interessiert.» Ganz so tragisch ist es natürlich nicht. Viele Leute interessieren sich in den USA für Fussball. Nur nicht zwingend für die MLS, sondern für die Premier League. In vielen US-Städten sind die Sportbars schon morgens um acht Uhr gut gefüllt. Um diese Zeit kicken – der Zeitverschiebung sei dank – jeweils Arsenal und Co. Was sich seit der Grosstat von Bahr und Co. in den Staaten nur marginal verändert hat, ist das mediale Interesse. In den USA setzen sich meist nur Nischenprodukte im Internet intensiv mit der MLS auseinander. Leitmedien handeln sie eher stiefmütterlich ab, die «New York Times» etwa auf der letzten Seite ihres Sportteils, zusammen mit den europäischen Ligen. Das ändert sich nur, wenn gerade WM ist. Ein Phänomen, mit dem wir ja auch in der Schweiz bestens bekannt sind. Bei Europa- oder Weltmeisterschaften kommt uns der gleiche Nachbar jeweils mit Plattitüden nerven, der jedes Mal an die Decke klopft, wenn wir samstagnachmittags über ein Tor von St. Pauli jubeln. Hier sind wir bereits beim grossen Problem des Fussballs in Amerika. Solange die


Soccer 1996 gegründete Profiliga MLS keinen umfangreichen TV-Vertrag mit einer grossen nationalen Senderkette abschliessen kann, wird die Liga immer ein Schattendasein fristen. Baseball hat Fox, ESPN und TBS, die NHL hat Versus und ESPN, die NFL hat CBS, Fox und ESPN und Basketball hat ABC und ESPN. Der MLS bleibt ab und zu ein Spiel auf ESPN2 oder dem, allerdings ziemlich lieblos vermarkteten, Fox Soccer Channel (FSC). Dort verfolgen durchschnittlich 53 000 Menschen die 16 Spiele. Sogar Sportfischen lockt mehr Leute vor den Bildschirm. Beim Top-Spiel der Saison 2010 auf ESPN 2 zwischen den Los Angeles Galaxy mit Quotengarant David Beckham und den Seattle Sounders schauten 391 000 Menschen zu. Zum Vergleich: Der letzte Superbowl hatte 111 Millionen Zuschauer. Und selbst beim MLS-Debüt des inzwischen tief gefallenen Ex-Wunderkinds Freddy Adu (21, inzwischen bei Caykur Rizespor/zweite türkische Liga) im Jahr 2004 sahen mehr Leute zu. Auch Adu schaffte aber nicht mehr als einen Marktanteil von einem mickrigen Prozent. Das Cosmos-Comeback Der Vertrag mit FSC läuft zum Saisonende aus, die Hoffnungen auf einen besseren TV-Deal sind aber gedämpft. Das hängt zu einem grossen Teil damit zusammen, dass es im Fussball im Gegensatz zu den vier grossen Profiligen halt nicht dauernd Unterbrechungen gibt – was im hektischen US-Markt, wo selbst 20-minütige Serien wie «The Office» mindestens vier Mal von Werbung unterbrochen werden, Gift ist. Es ist darum zu bezweifeln, dass die Sportart kurz- bis mittelfristig aus ihrem Nischendasein herausfindet. Was bedauerlich ist, denn grundsätzlich macht die Liga grosse Fortschritte. Nächstes Jahr kommt mit Montreal Impact eine 19. Equipe hinzu, womit sich die Liga auf einem guten Weg befindet, die angestrebte Zahl von 20 Mannschaften innert nützlicher Frist zu erreichen. Seit 2004 ist die MLS stets um mindestens ein Team pro Jahr angewachsen, zuletzt stiessen die Vancouver Whitecaps hinzu, welche neben Chiumiento auch die FCZler Eric Hassli und

Alain Sutter absolvierte 1997 und 1998 25 Spiele für Dallas Burn.

Alain Rochat verpflichteten. Bald hinzu kommen könnten die eingangs erwähnten Cosmos, die gerade die französische KungFu-Legende Eric Cantona als Manager verpflichteten und bereits auf einer ausgedehnten Promotions-Tour durch Asien tingelten. Ohne überhaupt ein Stadion oder eine Mannschaft zu haben, versteht sich. Einige Voraussetzungen in der Liga sind so schlecht gar nicht. So hat MLS-Boss Don Garber 2010 einen 150 Millionen Dollar schweren Mehrjahresvertrag mit dem Sportartikelhersteller Adidas abschliessen können. Neben der Ausrüstung ist auch die Infrastruktur erstklassig. «Es hat mir nie an etwas gefehlt, die Betreuung ist hervorragend», erinnert sich Raphael Wicky (34), der 2008 ein kurzes Gastspiel bei Chivas USA gab. Wegen zahlreicher Verletzungen kam der Walliser dabei nur auf fünf Einsätze. Bei Chivas teilte er sich

das Trainingsgelände mit den Spielern von L.A. Galaxy. Dorthin war ein Jahr zuvor Messias David Beckham (35) gewechselt. «Das war schon ein Riesen-Getue», sagt Wicky, der in Kalifornien noch immer ein Haus besitzt und die Liga aktiv verfolgt. Während die Trainings von Chivas öffentlich zugänglich waren, fanden die Übungseinheiten von Galaxy unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – so gross war der Hype um den Star aus England, der bei Galaxy fortan für ein ausverkauftes Haus sorgte. «Beckham hat viel bewirkt, aber in Amerika wurde sein Einfluss überschätzt. Alle haben gedacht, er würde Galaxy im Alleingang zum Titel führen. So funktioniert Fussball aber nun mal nicht», sagt Wicky, der heute bei Servette die U14 betreut. Beckham wurde von enttäuschten Fans zwischenzeitlich sogar ausgebuht, nachdem Galaxy 2008 das Playoff verpasst hatte.

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Soccer Es ist jedoch kein Zufall, dass ein Akteur aus dem Vereinigten Königreich die grosse Galionsfigur der MLS ist. Fast in allen Aspekten versucht man das grosse Vorbild England zu kopieren. Das gilt insbesondere für den Spielstil. Auch weil viele Fussballer taktisch (noch) nicht so richtig auf der Höhe sind, ist das Kickand-Rush-Spiel sehr beliebt. Das Tempo ist sehr hoch, und den meisten Teams wäre es völlig fremd, selbst bei komfortablem Vorsprung einen Gang zurück zu schalten. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis sich die Spielanlage verändert. Zumal derzeit nur wenige europäische Trainer in Nordamerika beschäftigt sind. Einer davon ist Teitur Thordarson (59), der in den Achtzigerjahren als Spieler kurz bei Yverdon beschäftigt war und heute die Vancouver Whitecaps coacht. Der Isländer sagt: «In der MLS ist die physische Komponente enorm wichtig. Darum ist Hassli enorm wichtig für uns.» Varela gerät ins Schwitzen und ins Schwärmen In der öffentlichen Wahrnehmung drückt durch, dass der Fussball der Mehrheit der Amerikaner weiterhin eher suspekt ist. Von den anderen Sportarten sind sie sich Dynamik sowie quasi stete Action und vor allem Entscheidungen gewohnt. In Amerika geht es immer um Sieger und Verlierer. Nichts lieben die Amis mehr als Heldengeschichten. Aber wie, bitte schön, soll ein solches Epos in einem Sport geschrieben werden, in dem Spiele unentschieden enden? Wenn auf dem Feld mal 20 Minuten abgewartet wird, kann ein Gros der weniger affinen Fans das nur schwer nachvollziehen. Aufgrund der steten Unruhe im Spiel sind die physischen Anforderungen hoch. «Wer nach Amerika geht und denkt: ‹Ich mache mir hier jetzt mal ein schönes Leben›, kommt schnell auf die Welt. Wenn man nicht topfit ist, hat man keine Chance. Körperlich ist die MLS anspruchsvoller als die Super League», sagt Carlos Varela (33), der im letzten Herbst ein halbes Jahr in Washington für D.C. United spielte. Der heute wieder bei Servette beschäftigte Spanier gerät ins Schwärmen, wenn er über seine Stippvisite in der US-Hauptstadt

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spricht. «Die Bedingungen waren überragend», sagt er. Tief beeindruckt war Varela von der Arbeitsmoral der MLS-Profis. «Als ich mich nach dem ersten Training umzog, war ich der Einzige in der Dusche. Es ist dort selbstverständlich, nach der Einheit automatisch im Kraftraum an der Kondition zu arbeiten.» Auch Wicky hat die Einstellung imponiert. Er sagt: «Es wurde nie gejammert, das Training sei zu hart. Die Spieler dort sind weniger zimperlich als jene in Europa.» Möglicherweise hängt das auch damit zusammen, dass der Druck durch die nicht so intensive mediale Begleitung weniger hoch ist. «Ich habe sechs Jahre in der Medienstadt Hamburg gespielt. Diesbezüglich war die Zeit bei Chivas schon viel angenehmer», sagt Wicky. Neben der Journaille begreift sich auch die Anhängerschaft als weniger fordernd. In Europa äussert man sich ja gerne abfällig über die Fankultur in Nordamerika. Varela umschreibt es passend: «Die Stimmung ist nicht besser oder schlechter. Sie ist anders.» Die Amerikaner begreifen den Besuch von Sportveranstaltungen ja in erster Linie als Event. Sie geraten ob der Folklore rund um die Spiele (Feuerwerk, Nationalhymne) ebenso aus dem Häuschen wie beim Torerfolg. Insgesamt ist die Anhängerschaft klar weniger fanatisiert als Europäer oder Südamerikaner. Wenn ein Spieler die Leistung nicht bringt, wird er zwar ausgebuht. Aber es würde niemand auf die Idee kommen, ihm aufzulauern oder die Reifen zu zerstechen. Entsprechend ist die Atmosphäre im Stadion entspannter. Zwar ist die Ultra-Bewegung inzwischen über den Teich geschwappt, aber abgesehen von Toronto, Chivas und Columbus ist sie kaum wo verankert. Selten sind auch Gewaltexzesse. Zwischen Toronto um Columbus gab es letztes Jahr ein paar Scharmützel – die gibt es aber auch in den anderen Sportarten. Hassli verdient eine halbe Million Wenn ein Europäer sich zum Schritt in die MLS entschliesst, tut er das also nicht, weil in Amerika besonders rhythmisch geklatscht wird. Natürlich ist das in Europa nicht im Entferntesten anders, aber

wir wollen all den Naivlingen, welche den Floskeln ihrer Stars glauben, ja nicht ihre Illusionen rauben. Wer nach Nordamerika wechselt, tut das meistens, um sich eine neue Kultur zu erschliessen. Denn monetär können die Vereine kaum Reizpunkte setzen. Heisst man nicht Beckham, Thierry Henry (New York Red Bulls) oder Claudio Lopez (Colorado Rapids) wechselt man eher nicht des Geldes wegen in die MLS. Die Gehaltsobergrenze, der «Salary Cap» für die 25 Spieler pro Team, beträgt weniger als 3 Millionen Franken. Diese Regel sorgt für absolute Chancengleichheit in jeder Saison, bedeutet aber auch, dass es Akteure gibt, die weniger als 2000 Dollar verdienen. Das Leistungsgefälle innerhalb der MLS-Teams ist entsprechend gross. Vom Salary Cap ausgenommen sind die «Designated Player», von denen jeder Organisation zwei zustehen. Aus der Schweiz hat es bislang nur Eric Hassli, der in Vancouver mindestens eine halbe Million Dollar verdient, zu diesem Status gebracht. Nichts gegen Hassli, er war zu seinen besten Zeiten auch in der Schweiz eine Attraktion, aber es ist halt schon eine Aussage über die Qualität einer Liga, wenn er zu den Top-Stars gehört. Bescheidenheit ist in Amerika ja durchaus ein seltenes Gut, und die mangelnde Attraktivität der MLS ist ein weiteres Problemfeld. Die Sportfans sind es sich gewohnt, nur das Beste vom Besten zu sehen. Die NHL, die MLB und die NBA sind die besten Ligen der Welt, und die NFL, nun ja, ist so ziemlich die einzige ernst zu nehmende Profiliga auf dem Globus, was sie automatisch zur attraktivsten Adresse macht. So weit wird es die MLS aller Anstrengungen zum Trotz kaum jemals bringen. Aber es wäre ein schöner Anfang, wenn sie sich als fünfte Kraft im US-Profisport etablieren könnte. Stadionauslastung Obwohl Soccer in den USA nicht zu den 10 beliebtesten Sportarten gehört, sind die Stadien trotz ihrer Grösse gut ausgelastet. 1.

Premier League

96,4%

2.

Bundesliga

91,3%

3.

Eredivisie

87,7%

4.

Major League Soccer 74,8%

5.

Primera División

72,6%


Zwei Bayern in Amerika: Kaiser Franz bei Cosmos New York, Bomber Gerd bei Fort Lauderdale Strikers.


Text: Dubach / Bild: Melanie Duchene Text: Matthias Manuel Jakob

Alles oder (fast) nichts Er war eines der grössten Nachwuchstalente im SFV. Sein Vertrag mit GC wäre noch ein Jahr gelaufen. Gianluca Frontino löste ihn auf, fand eine Lehrstelle und ging in die 2. Liga interregional.

D

ie beiden Plätze liegen nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Doch für Gianluca Frontino war der Wechsel vom FC Schaffhausen und vom Stadion Breite zur SV Schaffhausen auf den Bühlplatz ein riesiger Schritt. Für Frontino bedeutete der Schritt das Ende seiner Zeit im Profifussball. Das Ende vom Traum einer grossen Karriere. Er, der im Nachwuchs der Grasshoppers und in den Schweizer Junioren-Natis jahrelang als eines der grössten Talente galt und dessen Vertrag ihn noch bis Sommer 2011 an GC gebunden hätte: Er spielt nun in der 2. Liga interregional. «Die Erklärung ist einfach: Ich wollte wieder Spass haben am Fussball», sagt der Mittelfeldspieler, der nun Woche für Woche seine Gegenspieler in der vierthöchsten Liga spüren lässt, dass er eigentlich das Zeug für weitaus ambitionierten Fussball hätte. Dass Frontino seit letztem Sommer in der 2. Liga interregional seine vielen Tore schiesst, löst bei Dany Ryser zwiespältige Gefühle aus. Der WeltmeisterTrainer hatte vor einigen Jahren den begnadeten Regisseur in der U16- und

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in der U17-Nationalmannschaft jeweils aufgeboten und wie viele andere Experten dem GC-Junior den Durchbruch im Seniorenbereich zugetraut. Nun spricht Ryser von einer verpassten Chance. «Dass Gianluca jetzt im Amateurfussball spielt, macht mich einerseits traurig. Er war ein sehr interessanter Spieler mit grossem Potenzial», erinnert sich der SFV-Ressortchef der Auswahlen. «Andererseits wurde er immer wieder gewarnt, dass es nur mit dem Talent alleine nicht klappen wird.» Die Sache mit dem Spass Doch Frontino, der im zehn Kilometer von Schaffhausen entfernten Diessenhofen aufwuchs und schon als E-Junior zum FCS ging, wollte immer einfach nur spielen. Wahrscheinlich wären die Chancen des italienischen Secondos auf eine Profikarriere in den Sechziger- oder Siebzigerjahren grösser gewesen, als drei Mal Training pro Woche bereits viel war. «Jetzt spiele ich mit meinen Kollegen zusammen, wir sind eine grossartige Gruppe», versichert Frontino, «der Spass muss da sein.»

Die These «Elf Freunde müsst ihr sein» gilt im Profifussball aber nicht viel. «Ich hatte keine Lust mehr, jeden Morgen aufzustehen und ins Training zu fahren», beschreibt Frontino, wie er sich in seiner letzten Profisaison oft fühlte, als er von GC nach Schaffhausen ausgeliehen war. Der Spass war ihm abhanden gekommen. Das Talent war an seine Grenzen gestossen. Nicht fussballerisch zwar. Denn «schon in der U16-Nati konnte Frontino alles am Ball und hatte das Auge für den entscheidenden Pass», sagt Ryser. Aber das reiche nicht aus, um Karriere zu machen. «Ein Junioren-Nationalspieler muss in allen Bereichen ein sehr gutes Niveau haben. Am Ende schaffen es nur diejenigen ganz nach oben, die bereit sind, extrem an sich zu arbeiten und alles in die Waagschale zu werfen», stellt Ryser fest. «Ich kann mich an einige Gespräche erinnern, in denen Frontino auf Defizite hingewiesen wurde. Zum Beispiel die Defensivarbeit. Im nächsten Training musste man dann aber feststellen, dass die Hinweise nichts gebracht haben.» Ein gutes Nachwuchskonzept kann einem Spieler auf dem Weg zum Profi helfen, ihm aber die notwendige Arbeit nicht abnehmen. Frontino hätte den Sprung aber beinahe trotzdem geschafft. Der damalige U21-Trainer der Grasshoppers, Carlos Bernegger, holte den Regisseur schon mit 16 Jahren in sein Team, womit der Mittelfeldspieler der jüngste Akteur im Kader war. Als aber Fanionteam-Coach Hanspeter Latour immer wieder U21-Junioren in der Super League einsetzte, Frontino aber nicht, geriet die Karriere ins Stocken.

In die Zukunft zu investieren lohnt sich. Auch im Fussball. credit-suisse.com/fussball


Als 19-Jähriger wagte er den Sprung ins Ausland; der Diessenhofer wurde für ein halbes Jahr zur US Lecce ausgeliehen. Eine Sackgasse. Ryser gilt als dezidierter Gegner von zu frühen Transfers ins Ausland, auch den U17-Weltmeistern Haris Seferovic (Fiorentina) und Nassim Ben Khalifa (Wolfsburg) hatte er einen vorläufigen Verbleib in der Schweiz nahegelegt. «Den Spielern kann man keinen grossen Vorwurf machen, sie sind noch so jung. Aber viele sind falsch beraten. Wenn Leute aus dem Umfeld dem Jungen einreden, wie gut sie sind, bringt sie das nicht weiter.» Für Frontino folgte nach dem Lecce-Intermezzo die Ausleihe in seine Heimat. Ein Jahr Challenge League beim FC Schaffhausen sollte ihn für höhere Aufgaben bei GC stählen. Doch seine 20 gespielten Partien waren oft nur Teileinsätze. KV-Lehre bei einer Versicherung Als FCS-Spieler wurde Frontino mehrmals für die U20-Nati von Martin Trümpler aufgeboten. Wie sich zeigen sollte, war das 1:4 in Fontanafredda gegen Italien am 12. Mai 2010 sein letzter Einsatz in einem Schweizer Dress. Eine Derniere mit Symbolcharakter: Drei Jahre zuvor schien es noch, als ob sich das mit zwei Pässen ausgestattete Talent einst zwischen den A-Teams Italiens und der Schweiz entscheiden müsste. In der letzten Sommerpause überlegte er während rund zweier Monate, wie es mit seiner Karriere weitergehen solle: den Vertrag mit GC erfüllen, der wohl eine erneute Ausleihe zu einem Challenge-League-Verein bedeutet hätte? Oder sich ganz neu orientieren? Frontino entschied, dass sich Grundlegendes ändern müsse. «Das war keine Bauchentscheidung.» Er ging auf Lehrstellensuche und hat im August eine KV-Ausbildung bei der Mobiliar-Versicherung in Kreuzlingen begonnen. «Ich freute mich auf diese neue Aufgabe. Es tut gut, neben dem Fussball etwas anderes zu machen», erzählt Frontino. Ganz mit Fussballspielen

aufhören war für den Mittelfeldspieler kein Thema. Mit der Spielvereinigung Schaffhausen lag die Lösung fast auf der Hand. Frontino kennt viele seiner neuen Mitspieler schon länger, auch sein Bruder Gennaro ist im Team. Kein Groll auf GC Dass er trotz ausgezeichneter Veranlagung den Sprung in die Super League, in das U21- oder das A-Nationalteam nicht schaffte, ist für den 21-jährigen Sonnyboy kein Grund zur Frustration. Seinen frühen Wegzug als Teenager aus dem El-

ternhaus in den GC-Campus nach Niederhasli oder das halbe Jahr in Lecce mag er nicht missen. «Es war eine spannende Zeit. Alles, was ich im Fussball erlebt habe, verdanke ich GC. Ich bleibe ein Fan der Grasshoppers», sagt er. Dany Ryser arbeitet derweil nach seiner Rückkehr zur U16 wieder mit einer neuen Generation von Talenten zusammen. Er hofft, dass sie sich nicht nur auf ihr Talent und ein bisschen Glück verlassen. Der Weltmeistercoach: «Wie heisst es so schön: Das Glück kann man auch erzwingen.»

Karrierehilfe vom Verband Über 50 Schweizer Nachwuchsinternationale spielen im Ausland, viele davon bei Vereinen, die keine gute Ausbildungsstruktur haben. Um zu verhindern, dass die Entwicklung stagniert, schuf der Schweizer Fussballverband (SFV) 2004 die «Expertengruppe für Karriereplanung», die aus acht Mitgliedern besteht. Sie will die Auswahlspieler und deren Eltern in den wichtigsten Entscheidungen unterstützen und sicherstellen, dass auch Negativszenarien beachtet werden. Hansruedi Hasler, der ehemalige Technische Direktor des SFV: «Von den Vereinen erhalten die jungen Spieler nicht immer die notwendige Unterstützung, und die Spieleragenten achten meistens mehr auf das Geld denn auf entscheidende Punkte einer Karriere von talentierten Spielern. Unsere Informationen sollen ihnen helfen, Stolpersteine zu umgehen.» Die Kompetenzgruppe informiert schweizweit an Tagungen U-Spieler und Eltern über Chancen und Gefahren des Profifussballs und steht ihnen kostenlos zur Verfügung. Auch Dany Ryser gehört der Gruppe an: «Es geht darum, die grössten Talente noch enger zu begleiten. Wir bieten Beratungen an in den Bereichen Sportliches, Persönlichkeitsentwicklung, Berufsberatung, Vertragsprobleme, auch ein Jurist ist dabei. Wir sehen uns als neutrale, aber sehr kompetente Stelle. Wir sind kein Klub und kein Spielervermittler. Es besteht kein Eigeninteresse, ausser natürlich demjenigen, dass der Spieler einen sinnvollen Weg beschreitet, was am Ende der Nationalmannschaft zugutekommt. Wir bieten diese Hilfe einfach an, doch es ist jedem Spieler selber überlassen, ob und wie er sie nutzt.»

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Text: Johnny Furrer, Bilder: Melanie Setz, Pernette Strasser

Ein Leben in Bordeauxrot Sieben Stunden Autofahrt für jedes Heimspiel in der Challenge League. Doch was soll man tun, wenn man Servette-Fan ist und in Luzern wohnt? Mit zwei Hardcore-Grenats am Spanien-Tag im Stade de Geneve.

Durchs Stade de Genève zieht eine frische Brise. Das Challenge-League-Spiel gegen die abgeklärten Luganesi an diesem Sonntagnachmittag wärmt nicht wirklich. Zwar erspielt sich Servette einige grosse Chancen, im Abschluss jedoch ist man zu ungenau. Patrik hat den Servette-Schal – einen von acht – hoch unters Kinn gezogen. Der Saisonkartenbesitzer ist seit 30 Jahren Servette-Fan. Er hat schon durch viele Hochs und Tiefs des Klubs mitgelitten. Wenn immer möglich, besucht er die Spiele seines Vereins. Als Luzerner hat er den Vorteil, dass die Reisen zu den Auswärtsspielen kürzer sind als zu den Heimpartien: Alle Challenge-League-Stadien sind näher als das Stade de Genève. Patrik kennt sie alle; das Bergholz, die Gurzelen, das Colovray in Nyon und natürlich das Krienser Kleinfeld. An die Spiele fährt er

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normalerweise zusammen mit Tschumi, der Schwyzer sei und «noch viel wahnsinniger als ich». Zumindest für den Aussenstehenden unterscheiden sich die beiden Innerschweizer Fussballfans nicht sonderlich in ihrer Liebe zu Servette. Aber wie misst man die Verrücktheit eines Fans? Vielleicht daran, ob man einen vierstelligen Betrag für ein Fussballshirt aus dem Jahr 1978 bezahlt? Oder daran, dass man nach einem Spiel in der alten Charmilles schläft? Ist derjenige der Wahnsinnigste, der jeden Zeitungsausschnitt, jedes Fotos seines Klubs akribisch sammelt und auf eine Homepage stellt? Épater la bourgeoisie Vielleicht ist der grösste und treuste Fan auch der lauteste. Dann ist es Patrik. Der neben der Tribüne besonnen und gutbür-

gerlich scheinende Betriebswirtschafter schreit im Stadion völlig frei von sachlichen Zwängen seine Emotionen heraus. Druckreif ist das nicht. Köpfe drehen und schütteln sich links und rechts auf den umliegenden Sitzen. Viele schmunzeln, andere halten ihren Kindern die Ohren zu. «Das ist, weil ich auf Deutsch und Französisch und so laut rufe», meint der 37-Jährige. «Épater la bourgeoisie», sagt Christophe lächelnd: das Bürgertum irritieren. Er sitzt daneben und amüsiert sich, wenn Patrik die Bünzlis aufschreckt. Die beiden sind Freunde aus der Zeit, als Patrik in einer Genfer Bank arbeitete. Dort hat er auch mit Gérard Castella zusammengearbeitet, der später mit Servette den bisher letzten Meistertitel feierte. Die beiden pflegen immer noch Kontakt, und heute gibts vor dem Spiel bei Pizza und einem Pression einen Schwatz. Castella kann für Tschumi angeblich noch Zeitungsartikel und Trikots für die Sammlung auftreiben. Ein alter Bekannter nervt Der Servette-Sturm macht an diesem Nachmittag vor allem mit Ideenlosigkeit und Unvermögen auf sich aufmerksam. Da steht auch, meist weit weg vom Ball, ein gewisser Julian Esteban. Einst als Jahrhunderttalent gehandelt und 2007 zu Rennes transferiert, immer mit viel


netzwerk-analyse

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Servette-fans Verletzungspech. «Er hat Glasknochen», sagt Patrik über den heute 24-Jährigen. Als Hauptschuldigen für das fehlerhafte Spiel hat er ihn ausgemacht. Er schreit seinen Unmut über die Köpfe der leicht verstörten Fans hinweg auf den Platz. Patrik hat Estebans Problem schnell geortet, es liege am fehlenden Selbstvertrauen: «Nur schon die Körpersprache, keine Aggressivität, kein Mut. Gar nichts. Der traut sich ja nicht in die Zweikämpfe.» Nach dreissig Jahren Servette-Fan lernt man halt auch etwas über Fussball. Patrik würde es mit seinem Fanleben genau gleich halten, hätte er Familie. «Weil es ein Teil von mir ist.» Früher sei er mit seiner Freundin oft an Spielorte gefahren, um vor dem Match gemeinsam Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Tschumis Frau kommt seit der 1.-LigaSaison 2005, als die Mannschaft wegen Konkurs zwangsrelegiert wurde, nicht mehr an die Spiele. Das primitive Verhalten der Fans in Naters hielt die Spanierin nachhaltig von weiteren Besuchen ab. Patrik ging in dieser Spielzeit zu kei-

nem Spiel, versuchte aber dem Verein auf andere Art und Weise zu helfen. «Wenn die Oeri den FC Basel sponsert, kann doch der andere Pharma-Multi Servette unterstützen», erklärt er sein damaliges Mail an Daniel Vasella. Das Resultat ist bekannt, Servette kämpft seit eh und je mit Geldsorgen.

Jamaika, Portugal und Spanien Besucher erzählen immer wieder, in Genf sei manches anders. Die Calvin-Stadt ist unschweizerisch offen, viel Savoir-vivre, Menschen aus aller Welt an jeder Strassenecke, ein Hauch von Weltstadt. Auch beim Fussball ist einiges anders. Das Budget des Klubs aus der zweitgrössten Schweizer Stadt beträgt acht bis zehn Millionen Franken. Beim Spiel gegen Lugano sind fast 10 000 Zuschauer da, zwanzig Mal mehr als beim damaligen Tabellenersten aus Liechtenstein, wo im ganzen Land nicht viel mehr Leute leben als im Vorort Carouge neben dem Stade de Genève. Auf den Trikots der heute glücklos agierenden Servette-Spieler prangt das Logo des Firmenanzeige konglomerats 32Group, der www.travelclub.ch Firma von Präsident Majid U21-Europameisterschaft Pishyar (siehe ZWÖLF 20). Patrik ist zuversichtlich: «Pishyar ist anders als die anderen Investoren, macht keine überrissenen Versprechen und hat gute Ideen.» Eine davon sind die Thementage an den Spielen. Den Portugal-Tag gab es schon. TschuEs geht um einen Titel, mi erklärt: «Es es geht um London 2012: gibt etwa 30 000 Portugiesen in Was reissen unsere der Stadt. Drei jungen Wilden diesmal? davon sind Ser-

Dänemark – Schweiz 11. Juni 2011 / Aalborg

Unterstützen Sie die U21-Auswahl live beim EM-Eröffnungsspiel gegen den Gastgeber und verbringen Sie Pfingsten einmal in Nordjütland.

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vette-Spieler, einer Trainer.» Mit solchen Kampagnen wolle man die Landsleute ins Stadion locken. An diesem Tag hat Servette den Spanien-Tag ausgerufen. Wer ein Trikot eines spanischen Klubs trägt, erhält gratis Einlass. Die Aktion kommt anscheinend gut an, Hunderte sitzen mit Barçaoder Real-Shirts im Stadion. Auch wenn nicht so spektakulär gespielt wird wie im Nou Camp: Es soll trotzdem ein Hauch südländischen Flairs in den Stadiongängen wehen, dachten sich findige Marketingverantwortliche. So wird unter einer schief an die Wand geklebten spanischen Fahne von einem Mädchen Sangria aus einem Kochtopf angeboten. Das Szenario erinnert eher an einen Pfadi-Elternabend als an ein Fussballspiel. «Lugano, Lugano!» Am Ende geht das Spiel 0:2 verloren. Die Niederlage gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten bedeutet wohl ein weiteres Jahr Challenge League für die einst erfolgsverwöhnten Fans. Wieder endet ein Ausflug zu einem Servette-Spiel frustrierend. Trotz Temperaturen im einstelligen Bereich trägt einer der JamaikaFan-Vereinigung Virage kurze Hosen und Flip-Flops. Sein Kollege schwenkt nach Spielschluss eine Bob-Marley-Fahne, die Dreadlocks wogen im Rhythmus. Sie haben Spass, und das scheint nicht nur an der hanfgeschwängerten Luft zu liegen. Während sich die Spieler artig beim Anhang bedanken, hallt es «Lugano, Lugano!» aus der Ecke der Hardcore-Fans, der Grenats. Sie sind wirklich etwas seltsam, diese Servette-Fans. Es ist am Eindunkeln, das triste Mittelland und der Tag ziehen auf der Rückfahrt vor der regennassen Frontscheibe vorbei. Ein kurzer Halt im Grauholz. Der WC-Besucher wird hier ermahnt, im Lavabo kein Fussbad einzulassen. Ein Schmunzeln bei Tschumi und die plötzliche Erkenntnis: «Eigentlich ist das ja totaler Verhältnisblödsinn: sieben Stunden Autofahrt für 90 Minuten Challenge-League-Fussball.» Doch schon beim Léman-Derby am 9. April wollten sie wieder dabei sein.


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«Sicher, ich bin ein Rebell»

Interview: Mämä Sykora, Gian-Andri Casutt / Bilder: Frank Blaser

Dani Gygax liebt laute Töne und sorgt auch regelmässig für solche – ob als DJ im Club oder als Fussballer auf und neben dem Platz. Mit ZWÖLF spricht der FCL-Star über seine musikalischen Vorlieben, seine Erfahrungen im Ausland und seine grosse Liebe: den FCZ.


daniel gygax ZWÖLF: Dani Gygax, wann war dein letztes Engagement als DJ? Dani Gygax: An Weihnachten habe ich im «Supermarket» in Zürich aufgelegt. Regelmässige Engagements habe ich nicht, aber manchmal ergibt sich etwas in den Ferien oder wenn Kollegen eine Party machen und es mir gerade passt. Es ist nicht einfach, irgendwo aufzulegen, wenn man nicht Mainstream, sondern eher Underground-Sachen spielt. Dann wirst du wohl auch eher nicht Kabinen-DJ spielen dürfen bei Luzern? Ich glaube, das würde nicht so gut ankommen. Bei uns läuft meistens Radio. Wenn jemand was einlegt, dann ist es Kommerzielles aus den Charts, da muss ich mich fügen. Die meisten Mitspieler würden meinen Sound wohl nicht verstehen. Deine Mutter wahrscheinlich ebenso wenig. In der Familie meiner Mutter dreht sich alles um die Musik. Sie selber ist klassische Sängerin, meine Schwester Stefanie Musicaldarstellerin, momentan gerade in «Space Dream» zu sehen. Dann lief bei euch zu Hause vor allem klassische Musik? Ausser von mir natürlich. Mich hat schon sehr früh die elektronische Musik fasziniert. Also habe ich mir Plattenspieler zugelegt und damit zu üben begonnen. Als ich dann 1992 die ersten Bilder der Love Parade im Fernsehen gesehen habe, da hat es mich dann total erwischt.

«Bei Lille bin ich in der Vorbereitung fast gestorben.» Hat man dich auch an Technopartys angetroffen? Ich durfte sehr früh gehen, schon mit 15, 16 Jahren. Meistens sind mich dann meine Eltern so gegen Mitternacht abholen

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gekommen. Zum Glück gingen diese Raves damals schon um 20 Uhr los. Vertrug sich das gut mit dem Fussball? Ja, das ging gut nebeneinander. In der Juniorenzeit spielten wir ohnehin meistens am Samstag, da konnte ich gut nach dem Spiel noch auf eine Party. Du bist schon mit 16 zum FC Zürich gewechselt. War man da auch so tolerant? Das wusste ja beim FCZ noch keiner. (Schmunzelt.) Zudem war ich sehr streng mit mir. Vor einem Spiel verzichtete ich auf die Partys, und das fiel mir auch nicht schwer. Als Fussballer lernt man das Verzichten sehr schnell, schon in der Schulzeit, wenn die Kollegen in den Ausgang gehen und man selber eben zu Hause bleibt. Wie muss man sich Dani Gygax auf einem Rave vorstellen? Als einen der Marathontänzer unter Drogeneinfluss? Das gabs zwar auch unter meinen Kollegen, aber ich war stets einer, der wirklich wegen der Musik hingegangen ist. Klar habe ich auch getanzt, aber lieber habe ich darauf geachtet, was die DJs technisch draufhaben. Wenn ich selber nicht hingehen konnte, habe ich auch gerne einfach die Mixes zu Hause im Radio gehört. Wer waren denn deine Helden? Die gleichen, wie es sie heute noch sind: Jeff Mills, Sven Väth, Laurent Garnier, Carl Cox. Die grossen Namen der Branche eben. Dennoch hast du den fussballerischen Weg eingeschlagen. Fussball war in der Familie meines Vaters stets präsent. Er hatte ein Sanitärgeschäft, spielte aber nebenbei in der ersten Mannschaft des FC Baden, kurzzeitig sogar in der NLB. Ich habe mit 5 Jahren auch angefangen zu kicken und bin oft an die Heimspiele der ersten Mannschaft gegangen. Die Highlights waren natürlich stets die Spiele gegen den FC Zürich, die es damals noch regelmässig gegeben hat. Ich war immer FCZ-Fan.

Das war dann auch dein erster grosser Verein. Wer hat dich entdeckt? In meiner Juniorenzeit war Raimondo Ponte Trainer des FC Baden, er hat auch schon ziemlich früh den Kontakt zu meinen Eltern gesucht. Später ging er zum FCZ und wollte mich in den Verein holen. Interesse an mir hatten aber auch Servette und GC. Das Welschland habe ich mir damals nicht zugetraut. So früh so weit weg von Kollegen und Familie, das wollte ich nicht. GC wäre aber damals eine Top-Adresse gewesen. Mit GC kam es dann gar nie zu konkreteren Gesprächen, weil ich diesen Klub schon früher nicht so gerne hatte. Wir haben mit den Inter-Junioren von Baden oft gegen GC gespielt, und deren Spieler hatten immer ein ziemlich spezielles Auftreten. Alle mit viel Gel in den Haaren und die Nase ziemlich hoch oben. Das hat mir gar nicht gepasst. Hat dir der FCZ gleich einen Profivertrag offeriert? Zum Zeitpunkt des Wechsels hatte ich schon eine KV-Lehrstelle in Würenlos, das vertrug sich aber nicht mit den Trainingszeiten des FCZ. Ponte fand dank seinen Beziehungen eine Lehrstelle für mich in Regensdorf im Betrieb eines grossen FCZ-Fans. Das war eine ziemlich harte Zeit. Ich begann um 7 Uhr morgens im Büro, fuhr um 9 mit dem Zug nach Zürich ins Training, danach zurück in die Bude bis 16 Uhr und dann ins zweite Training. Zu Hause war ich dann gegen 22 Uhr und war tot. Das habe ich zwei Jahre lang durchgezogen. Erst dann habe ich mich dazu entschlossen, ganz auf die Karte Fussball zu setzen. Und plötzlich warst du in der gleichen Mannschaft wie deine Idole, die du eben erst noch im Stadion bewundert hattest. Wie wurdest du aufgenommen? Das war schon komisch, plötzlich trainierte ich mit Pascolo, Quentin und Bartlett. Es gab noch andere Jüngere wie Di Jorio, Tarone oder Castillo, zu denen war der Zugang einfacher. Es war damals


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daniel gygax noch nicht so, dass sich die Erfahreneren um die Junioren gekümmert hätten. Eher das Gegenteil: Ich musste auch ab und zu die Schuhe der Stars putzen oder im Trainingslager die Trikots einsammeln und

«Tief drinnen bin ich immer noch FCZ-Fan.» in die Waschküche bringen und Masseur Burgermeister helfen, während die anderen geschlafen haben. Das gehörte für mich zum Lernprozess. Wenn du heute einem jungen Spieler die Schuhe hin hältst, schaut er dich an und fragt, was denn mit dir los sei. Wie gefällt dir diese Entwicklung? Was besser ist, kann ich nicht sagen. Die Jungen heute spielen auch komplett anders Fussball und haben ein total anderes Auftreten. Ich habe früher in der Garderobe keinen Pieps gesagt, weil ich so viel Respekt hatte. Heute treten sie viel selbstsicherer auf mit ihren Louis-Vuitton-Taschen und dergleichen. Das zeigt sich auch auf dem Platz, da ist viel mehr Selbstvertrauen und weniger Zweifel, dadurch ist das Niveau auch gestiegen. Die Hierarchie ist zwar noch die gleiche wie früher, aber dadurch, dass die Jungen nicht mehr so zu den Routiniers aufschauen, ist der Umgang lockerer geworden. Heute haben Jüngere sicher grössere Chancen auf Einsätze in der ersten Mannschaft. Du hingegen musstest in deinen ersten Jahren bei Zürich ziemlich untendurch. Angefangen hat es ziemlich gut für mich, Ponte gewährte mir sehr bald schon einige Teileinsätze. Doch dann kam Gress. Bei seinem Amtsantritt war ich noch mit der Juniorennati unterwegs, und als ich dann zum ersten Mal bei Gress im Training war, fragte er mich: «Wer sind Sie?» Ich hab mich vorgestellt und gesagt, dass ich bei der U18 war. Gress winkte nur ab und sagt: «Pff, Nationalmannschaft.... Das ist mir egal.» In der Folge trainierte ich zwar mit der ersten Mannschaft, Gress setzte

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aber nur auf fertige, erfahrene Spieler. So liess ich mich erst zu Winterthur ausleihen und danach zum FC Aarau zu Rolf Fringer. 2003 übernahm Lucien Favre den Trainerjob beim FC Zürich. Wie kam es, dass du unter ihm derart grosse Fortschritte gemacht hast? Favre hat im technischen und taktischen Bereich sehr gut gearbeitet, was vorher beim FCZ ausser unter Ponte weniger der Fall war. Und vor allem arbeitete er gerne mit jungen Spielern und gab ihnen auch eine Chance. Sind denn die Unterschiede zwischen den Trainern tatsächlich so gross? Ja, auf jeden Fall. Nicht nur im Umgang mit den Spielern, auch in der Art der Trainings. Favre beispielsweise hat Übungen und Trainingsspielchen dauernd unterbrochen und Fehler gleich analysiert, während Gress einfach spielen liess und sich Notizen dazu gemacht hat. Als Stammspieler beim FCZ warst du bei den Fans unglaublich populär. Was glaubst du, weshalb genau du der Publikumsliebling warst? Ich wurde schon oft darauf angesprochen. Ich kann mir das nur damit erklären, dass ich einer war, der nicht absichtlich die Nähe zu den Fans gesucht hat, sondern dass ich auch auf der gleichen Wellenlänge war. Daraus ergaben sich viele Freundschaften, die ich gerne in meiner Freizeit pflegte. Es war auch nichts Spezielles, wenn ich nach dem Spiel noch irgendwo etwas Trinken gegangen bin und dort mit den Fans zusammengehockt bin. Damals war ich auch noch abends in den Clubs anzutreffen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Und diese dreckige, düstere Schlachthof-Club-Partystadt-Zürich-Vermischung hat irgendwie einfach gut gepasst. Nicht zuletzt deswegen wirst du oft als «Rebell» bezeichnet. Passt dieses Image? Sicher, ich bin ein Rebell. Es wird auch immer gesagt und geschrieben, der Umgang mit mir sei schwierig. Ich passe sicher nicht in die Norm eines Fussballspielers. Ich rau-

che manchmal und trinke ab und an gerne einen guten Whiskey, zudem sage ich stets, was ich denke. Damit haben viele Leute ein Problem. Das finde ich aber auch spannend. Nicht dass ich deswegen provozieren würde, es entspricht einfach meinem Naturell. Das ganze Fussballgeschäft ist ja ohnehin ein Zirkus, darum spiele ich gerne auch mit gewissen Leuten. Deine FCZ-Zeit hatte nur zwei Schönheitsfehler: Du hast den Verein genau in der Saison des ersten Meistertitels seit Urzeiten verlassen, und du hast das beste Spiel deines Lebens ausgerechnet bei der tragischsten Niederlage abgeliefert, dem 5:6 gegen GC im Cup-Halbfinale 2004. Das war wirklich extrem bitter. Das ist auch immer noch präsent, jedes Mal wenn ich am Hardturm, oder was davon übrig ist, vorbeifahre. Das waren damals erst die 80 schönsten, dann die 10 bittersten Minuten. Der einzige Trost war, dass Wil dann im Finale GC besiegte, das war irgendwie noch geil. Ein Jahr später konnten wir den Fans immerhin den verpassten Cupsieg nachträglich schenken. Du schwärmst so sehr von deiner Zürich-Zeit. Wer war denn dafür verantwortlich, dass du nicht geblieben bist? Differenzen gab es überhaupt keine, mit niemandem. Ich habe mir in meiner Karriere immer wieder Ziele gesetzt. Ich wollte in die Juniorennati, dann wollte ich in die NLA, später in die A-Nati, und natürlich wollte ich auch mal ins Ausland. Und diesen Sprung wollte ich erst als Stammspieler wagen. Zu jener Zeit kamen einige Angebote, nicht nur aus Frankreich, doch ich habe schon immer eher Dinge gemacht, die andere eher nicht taten. In Frankreich waren fast keine Schweizer, und der Fussball dort hat mir gefallen, zumindest was ich vom TV kannte. Es wird sehr physisch gespielt, und da hatte ich noch Defizite. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, das Angebot von Lille anzunehmen, falls ich mit dem FCZ als schönen Abschluss noch einen Titel gewinnen würde. Und das war mit dem Cup 2005 der Fall. Ich konnte


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ja nicht wissen, dass ein Jahr darauf gar der Meistertitel folgen würde.

«Für GC-Spieler hatte ich stets eher wenige Sympathien.» Immerhin erhielt der FCZ für dich noch eine Ablöse, weil du kurz zuvor deinen Vertrag verlängert hattest. Das habe ich für den Verein gemacht, damit wenigstens noch was in die Kasse kommt. Ich hätte natürlich auch einen auf Arschloch machen können und den Vertrag auslaufen lassen und dafür ein saftiges Handgeld einstreichen können, wie das nach mir einige gemacht haben. Aber ich hatte dem FCZ viel zu verdanken und wollte dem Verein auch etwas zurückgeben. Wie verlief dein Start in Frankreich? Ich bin schon in der Saisonvorbereitung fast gestorben. Nichts gegen den Schweizer Fussball, aber mit Lille waren wir vier Wochen im Trainingslager. Mit Claude

Puel, der jetzt bei Lyon ist, hatten wir einen super Trainer, und ich habe schon in den ersten Wochen Leistungssprünge in allen Bereichen gemacht. Gestört hat mich lediglich, dass ich nicht mehr wie bei Zürich auf den Aussenbahnen spielen durfte, sondern die Nummer 10 geben musste. Das war schon eine grosse Umgewöhnung, plötzlich in der Mitte agieren zu müssen, umgeben von all den Schwarzafrikanern. Das ist von den physischen Ansprüchen schon etwas vom Härtesten, wenn man da dagegenhalten sollte.

ruf vom 1. FC Nürnberg, der ebenfalls abgestiegen war. Ist denn die 2. Bundesliga wirklich so viel reizvoller als die Ligue 2? Ich wusste schon vom Interesse von Trainer Thomas von Heesen, und natürlich war die Bundesliga bei mir stets präsent, weil ich immer die «Sportschau» geschaut hatte. Bei ersten Gesprächen wurde mir erst richtig bewusst, was das für ein gigantischer Klub mit einer ebensolchen Tradition ist. Das hat mich sehr gereizt, und so habe ich zugesagt.

Mit Stephan Lichtsteiner stand noch ein zweiter Schweizer bei Lille unter Vertrag. Hat dir das geholfen? Ich habe eher mein eigenes Bier gebraut, aber ich glaube, er war froh, dass ich da war. Er war ja ein ehemaliger GC-Spieler, für die hatte ich stets eher wenige Sympathien. Mit der Zeit wurden wir zwar nicht zu besten Freunden, aber immerhin zu guten Kollegen.

Lille war eine französische Spitzenmannschaft, Nürnberg in der 2. Bundesliga. Wie fällt ein Vergleich dieser beiden Vereine aus? Lille ist trotz des Stellenwerts ein sehr familiärer Betrieb, und der Verein wirkt auch nicht sehr gross, wenn man ein Teil davon ist. Vieles ist nur provisorisch, auch wenn das wohl nun, nach der Fertigstellung des Trainingszentrums, besser geworden ist. Wir haben zwar Champions League gespielt, dennoch hat man nicht das Gefühl bekommen, dass der Verein wirklich bedeutend ist. In Nürnberg hingegen gab es ein Top-Stadion und hervorragende Trainingsbedingungen, und das Interesse

Das erste Jahr lief gut bei Lille, dann wurden die Einsätze weniger, und du bist zum FC Metz in die 2. Division gegangen. Dem Aufstieg folgte der erneute Abstieg, und dann kam der An-

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daniel gygax in der Bevölkerung ist enorm. Nur schon zur Saisoneröffnung kamen 30 000 Zuschauer, danach war der Autogrammtermin, für den alle Fans auf der Tartanbahn anstanden. Wir sassen über sechs Stunden an unseren Tischen! Und überall, wo man hinfährt, sieht man FCN-Wimpel und -Kleber und -Schals. Die Fans reisen auch an Freundschaftsspiele mit. Im Jahr in der 2. Bundesliga hatten wir einen Schnitt von 39 000 Zuschauern. Da merkt man schon, wie wichtig der Verein für die Region ist. Ihr habt zum Glück auch nicht enttäuscht und den direkten Wiederaufstieg geschafft. Nach verhaltenem Start konnten wir uns steigern. Nach einem Sieg über 1860 stand fest, dass wir uns für die Relegationsspiele qualifiziert hatten. Als wir danach mit dem Car beim Trainingszentrum ankamen, war da schon eine Schlange vor dem Ticketschalter. Die Leute waren ausgerüstet mit Schlafsäcken und haben dort übernachtet, um sich am nächsten Tag ein Ticket zu sichern. Das war schon geil, dann gegen Cottbus den Aufstieg zu schaffen. In der 1. Bundesliga lief es für dich dann nicht mehr so rund. Empfandest du das nicht als unfair, vom Leistungsträger zum Rotationsspieler degradiert zu werden? Das Wort unfair existiert im Fussball nicht. Ich war natürlich erstaunt, dass ich plötzlich keine tragende Rolle zugeteilt bekam. Wenn sie dich brauchen, dann spielst du, wenn nicht, dann redet niemand mit dir. Erklärungen, weshalb man nicht mehr spielt, gibt es nicht. Man hört nur immer wieder, man solle sich im Training aufdrängen. Wie bei vielen Schweizern, die im Ausland nicht mehr erste Wahl sind, wurde auch bei dir immer wieder über eine Rückkehr spekuliert. Du hast immer gesagt, dass für dich nur der FC Zürich infrage komme. Nun spielst du beim FC Luzern. Vor meinem letzten Match mit dem FCZ bekam ich von Präsident Sven Hotz einen Blumenstrauss überreicht, und dabei

flüsterte er mir ins Ohr: «Wenn du mal irgendwo ein Problem hast oder es nicht mehr so läuft, werden für dich in diesem

Daniel Gygax Der Aargauer Daniel Gygax (*1981) verbrachte seine Juniorenzeit beim FC Baden. Raimondo Ponte holte ihn dann zum FC Zürich, wo er nach Leihaufenthalten beim FC Winterthur und beim FC Aarau zum Stammspieler wurde. 2005 gewann er mit dem FCZ den Cup; danach wechselte er zum französischen Vizemeister OSC Lille. Wegen zu weniger Einsätze unterschrieb er 2007 beim Absteiger FC Metz, schaffte den Wiederaufstieg, konnte mit dem Verein die Klasse aber nicht halten. Mit dem 1. FC Nürnberg erreichte er den Aufstieg in die 1. Bundesliga, wobei er im Relegations-Hinspiel in Cottbus die beiden ersten Treffer vorbereitete. In der folgenden Saison gehörte er nicht zur Stammelf; auf diese Saison hin kehrte er in die Schweiz zurück, wo er für den FC Luzern spielt. Unter Köbi Kuhn gab er 2004 sein Debüt in der Nationalmannschaft und gehörte an zwei EM und einer WM zum Kader. Unter Hitzfeld wurde Gygax nie aufgeboten. (syk)

Klub immer die Türen offen stehen.» Ich hatte dann auch tatsächlich Kontakt mit dem FCZ, doch dabei fielen Sätze, die ich hier gar nicht wiedergeben will. Jedenfalls hiess es, ich passe nicht in die Mannschaft und ich sei ein Problemfall.

Hinrunde. Jetzt bekommen wir zu spüren, dass wir noch kein sehr grosser Klub sind und dadurch auch ein schmaleres Kader haben, wodurch sich Ausfälle schwerer verkraften lassen. Wenn wir uns auffangen können, dann stehen wir dort, wo wir auch hingehören. Die Erwartungen an dich waren sehr hoch, und nicht allen scheinen deine Leistungen zu genügen. So bekommst du in der «Neuen Luzerner Zeitung» regelmässig ungenügende Noten. Ich lese es zwar selber nicht, aber ich habe das schon oft gehört. Wenn ich drei, vier Spiele lang kein Tor schiesse, dann wird schon gefragt, was ich denn in der Startformation zu suchen hätte. Das Gute ist, dass ich dann oft gleich im folgenden Spiel wieder treffe. (Schmunzelt.) Wer nicht sieht, dass ich sehr viel nach hinten arbeiten muss, der hat nicht viel Ahnung von Fussball. Wenn ich Woche für Woche in der Zeitung abrasiert werde, ist mir das scheissegal. Nach dem Match muss der Trainer zufrieden sein, und das Resultat muss stimmen. Stört es dich, dass du beim FCL im Schatten von Hakan Yakin stehst? Damit habe ich überhaupt kein Problem. Es kann auch ein Vorteil sein, wenn sich die Kritik eher auf ihn oder mich konzentriert. Dann lassen sie die anderen Spieler in Ruhe. Das kann befreiend wirken. anzeige

Ist dadurch deine Beziehung zum Verein in die Brüche gegangen? Tief drinnen bin ich immer noch FCZFan, das werde ich auch bleiben. Mein ganzes Umfeld unterstützt diesen Verein. Doch es ist schön, dass von denen viele nun auch Spiele des FCL schauen kommen. Wie gefällt es dir bei Luzern? Im Moment könnte es sportlich besser laufen, aber wir hatten eine grossartige

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Text: Peter Balzli / Bild: Keystone

Wayne Rooney und seine grosse Wut Wayne Rooney schiesst zwar nicht mehr so viele Tore wie früher. Dafür lässt er auf dem Platz immer öfter seine Wut raus. Jetzt handelt der Verband.

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s hätte das Spiel der Saison werden können für Wayne Rooney. 0:2 lag Manchester United gegen Abstiegskandidat West Ham United hinten. Dann skorte «Roo» sensationell dreimal in nur 14 Minuten. Doch statt sich ordentlich zu freuen, lief er zur TV-Kamera und schrie mit wutverzerrtem Gesicht hinein: «Fucking come on. What? Fuck off!» (zu Deutsch ungefähr: «Verdammt noch mal, was ist los? Schert euch zum Teufel!») Nur Tage zuvor hatte er dem WiganSpieler James McCarthy mit voller Wucht und Anlauf den Ellbogen ins Gesicht geschlagen und war straffrei davongekommen. Diesmal entschuldigte sich Rooney zwar nach dem Spiel,

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doch die Reaktionen waren heftig: «Ein Mann, bloss motiviert durch Rachegefühl und Boshaftigkeit», titelte der «Daily Mail» am nächsten Tag. Die «Sun» und die «Times» empfahlen dem Stürmer kurz und knapp den Gang zum Psychiater. Selbst viele Rooney-Fans waren befremdet über das Verhalten ihres Stars nach dem dritten Tor. Die Zeitung «The Guardian» schrieb, Rooney verhalte sich seit Wochen, als hätte er eine Rechnung mit der ganzen Welt zu begleichen. Und Tottenham-Trainer Harry Redknapp fragte: «Warum sind die jungen Spieler bloss so wütend, während sie mit Fussball ein Vermögen verdienen.»

Eine mögliche Antwort lieferte «Sun»-Kolumnist Ian Wright. Der ehemalige Nationalspieler enthüllte, dass er einst fünf Jahre lang eine sogenannte Anger-Management-Therapie gemacht habe, um seine Wut in den Griff zu bekommen. Und er schloss mit dem Aufruf: «Rooney braucht Hilfe.» Tatsächlich ist Rooney heute nicht mehr der abgeklärte Spieler, der er war, bevor er von der Boulevardpresse gnadenlos blossgestellt wurde, weil er seine Ehefrau während deren Schwangerschaft mit einer Prostituierten hinterging. Seine Gattin verliess ihn noch vor der Weltmeisterschaft. Dort, in Südafrika, war Rooney nur noch ein Abklatsch seiner selbst. Und seither schiesst er nicht mehr annähernd so viele Tore wie zuvor. Mittlerweile lebt das Paar freilich wieder zusammen. Am Tag nach seinem Ausraster vor der TV-Kamera bekam Rooney zwei Spielsperren aufgebrummt. Rooneys Trainer, Alex Ferguson, entschied sofort, diese Sperre anzufechten. Ferguson, der wie kein anderer auszurasten pflegt, wenn die Schiedsrichter nicht


unser mann in london

Wayne Rooney: Seine Karten: 90 Gelbe 4 Rote Seine Ausraster: 26. Dezember 2002: Wayne Rooney kassiert seine erste Rote Karte in der Premier League mit Everton, als er Steve Vickers von Birmingham City mit gestreckten Beinen niedermäht. 1. Juli 2006: Rooney ruiniert Englands WMHoffnungen, als er in Gelsenkir­ chen Portugals Ricardo Carvalho ins Gemächt tritt und dafür die Rote Karte sieht. England verliert im Penaltyschiessen 1:3.

so pfeifen, wie er es gerne hätte, und der deshalb gerade wieder mal fünf Spielsperren abgesessen hat. Plötzlich kursierte das Gerücht, der Kameramann habe Rooney nach seinem dritten Tor aufgefordert, die Kameralinse zu küssen, so wie es Mark Noble von West Ham nach seinem Tor gemacht hatte. Deshalb habe Rooney die Nerven verloren. Das Gerücht entlastete ihn jedoch nicht wirklich. Natürlich stören sich die meisten Fans wenig oder gar nicht über Rooneys Kraftausdrücke. Solch unflätige Äusserungen sind wöchentlich hundertfach auf den Tribünen zu hören. Aber wer die Fan-Foren liest, stellt doch ein Unbehagen darüber fest, dass Fussballspieler auf dem Feld immer öfter die Nerven verlieren. Selbstverständlich gibt es in jeder Liga der Welt Spieler, die ausrasten. Aber die Engländer sind stolz darauf, dass ihre Kultur auf gesundem Menschenverstand und Fairness basiert. Wer nach einem Torerfolg Gegner oder Zuschauer beschimpft, missachtet die Grundregeln und gehört deshalb bestraft. Die Kommentatoren bezeichneten denn Rooneys Spielsperren auch als den Beweis dafür, dass der Verband jetzt Ernst mache mit der Säuberung des Fussballs («to clean up the game»).

Zufall oder nicht, die Zeitung «The Guardian» titelte zwei Tage nach Rooneys Ausraster: «Mehr Menschen denn je besuchen Wutbewältigungs-Therapien.» Kürzlich veröffentlichte die Britische Organisation für geistige Gesundheit (MHO) eine Studie, laut der 28 Prozent aller britischen Erwachsenen beunruhigt darüber sind, wie wütend sie sich manchmal fühlen. Ein Drittel aller Befragten hat Freunde oder Familienmitglieder, die Probleme mit ihrer Wut haben. Dazu passt auch, dass Demonstranten jüngst in London nicht nur Banken und Warenhäuser zu Schrott schlugen, sondern – für Grossbritannien ein unglaublicher Eklat – sogar Prinz Charles und seine Frau Camilla in ihrem Rolls-Royce angriffen. Zwei Drittel der für die MHO-Studie Befragten sind übrigens der Meinung, dass die Briten generell wütender geworden seien. Wenn wir diesen Umfrageergebnissen glauben wollen, dann dürften sich die Zuschauer der Premier League auch künftig nicht langweilen. Und Rooneys Ausraster geht sogar in die Kunstgeschichte ein: Die Malerin Ghislaine Howard war so beeindruckt vom hassverzerrten Gesicht von Rooney, dass sie sogleich ein Ölbild davon anfertigte.

18. Juni 2010: WM in Südafrika: Rooney flucht vor einer TV-Kamera, während er nach einem kläglichen 0:0 gegen Algerien vom Feld stapft. Später entschuldigt er sich für die Worte: «Schön zu sehen, dass uns die eigenen Anhänger ausbuhen. Das nenne ich loyale Fans.» 26. Februar 2011: Rooney schlägt dem Wigan-Spie­ ler James McCarthy mit Anlauf und voller Wucht den Ellbogen ins Gesicht, doch der Schiedsrichter entscheidet lediglich auf Freistoss und lässt seine Karten stecken.

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Schweizerreise

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Die alten Knaben von Basel Vor wenigen Jahren lieferte sich der BSC Old Boys in der NLB Stadtderbys mit dem FC Basel. Heute möchte der Verein als einer der bestgeführten Amateurvereine in der Schweiz anerkannt werden und junge Talente fördern. So wie einst Eren Derdiyok und Timm Klose. Text: Guido Herklotz / Bilder: Christian Breitler

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asel hat die Fasnacht, die Herbstmesse und den Fussball. Der grosse FC Basel ist die Topadresse. Doch auch die RotBlauen machten schwere Zeiten durch, als sie 1988 in die NLB abstiegen. Es folgten Spiele gegen den FC Baden oder Etoile Carouge – das war die eine Seite. Es kam auf der anderen Seite aber auch zu Stadtderbys gegen den BSC Old Boys oder «OB», wie der Klub der Einfachheit halber unter Fussballern genannt wird. OB schaffte zeitgleich mit dem FCB-Abstieg den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Heute spielt OB in der 1. Liga. Trainiert wird die erste Mannschaft vom heute

43-jährigen Massimo «Cecca» Ceccararoni, der Kultfigur schlechthin des FC Basel. 25 Jahre hielt er dem FCB die Treue, war technisch sicherlich keine Leuchte, grätschte jedoch um jeden Ball. Die Fans liebten ihn. Nach dem FCB-Meistertitel 2002 wurde sein auslaufender Vertrag zum Entsetzen der Basler Fans allerdings nicht verlängert. Christian Gross setzte auf jüngere Kräfte. 2005 heuerte Massimo Ceccaroni bei den Old Boys als Spielertrainer an, stieg mit dem Verein in die 2. Liga interregional auf, gleich in der folgenden Saison in die 1. Liga. Seit 2008 konzentriert sich Ceccaroni voll und ganz auf das Traineramt.

Die OBler Derdiyok und Klose Zu Hause sind die Old Boys auf der Schützenmatte im Basler Bachletten/ Gotthelf-Quartier. OB steht für eine saubere Klubführung, legt Wert auf das Vereinsleben auch neben dem Fussballplatz und engagiert sich für die Ausbildung der jungen Sportler. Seit zehn Jahren ist OB bei den Junioren C und B ununterbrochen in der Meisterklasse vertreten, und dies als einziger Verein in der Schweiz. Die C-Junioren wurden 2004 Schweizer Meister, die B-Junioren 2005 und 2009. Bisweilen schaffen Old-Boys-Junioren den Durchbruch. Etwa Nationalspieler Eren


schweizerreise: Old boys Derdiyok, der 2006 den Sprung von OB zum FC Basel schaffte und nun seit zwei Jahren bei Bayer 04 Leverkusen Stammspieler ist. Der heutige Thun-Spieler Timm Klose wuchs mit Derdiyok auf und stand mit ihm gemeinsam bei den OB-Junioren auf dem Platz. Auch Mihael Kovacevic durchlief die Juniorenabteilungen des BSC Old Boys, seit 2007 spielt er in Schottland bei Dundee United FC. «Hin und wieder gelingt es uns, junge Spieler so zu fördern, dass sie den Sprung in den Profifussball schaffen», sagt Balz Heusler, Präsident der Old Boys. «Wir haben ein eigenes, auf OB zugeschnittenes

Ausbildungskonzept, das wir konsequent verfolgen und verfeinern», sagt er. Aber trotzdem liesse sich nicht vermeiden, dass jedes Jahr talentierte Junioren zum FC Basel wechselten. «Dort absolvieren sie wesentlich mehr Trainingseinheiten pro Woche als bei uns», sagt Heusler. «Beim FC Basel kommt zuerst der Fussball und dann die Schule.» Das Förderprogramm bei den Old Boys heisst Schule und Fussball. «Wenn ein Spieler wegen einer Prüfungsvorbereitung nicht am Training teilnehmen kann, wird er am Wochenende trotzdem auf dem Platz stehen», erzählt der Old-Boys-Präsident. OB akzeptiere und unterstütze schulische und berufliche Aktivitäten. «Wir versuchen auch junge Spieler im zweiten Anlauf zu fördern. Als bei Eren Derdiyok ein Wechsel zu der U16 des FC Basel ein Thema war, verletzte er sich bei einem Skiunfall und konnte neun Monate nicht trainieren. Wir integrierten ihn wieder. Später schaffte er doch noch den Sprung zum FCB», so Heusler. Training mit Papa Glaz Der Vereinsname täuscht nicht: OB Basel ist einer der ältesten Fussballvereine der Schweiz. 118 Jahre ist es her, seit Adolf Glaz, der Leiter des Realschüler-Turnvereins, seine Schüler neu auch für das Fussballspiel begeistern wollte. Im Sommer und in den Herbstferien traf sich die Gruppe einmal wöchentlich zum Training. «Papa Glaz», wie der Übungsleiter liebevoll genannt wurde, erklärte die Spielregeln. Um eine richtige Mannschaft zu gründen, fehlte es allerdings an Spielern. Im November 1893 wurde dann der FC Basel gegründet, und kurz darauf fand in Basel auf dem Landhof das erste Spiel zwischen dem Realschüler-Turnverein und dem FC Basel statt. Ein Jahr später hatten einige Schüler ihren Realschulabschluss erreicht und mussten aus dem Turnverein austreten. Was jetzt? Die Jungs vermissten den Fussball und ihre Kameraden. Sie beschlossen im Jahr 1894, zusammen mit «Papa Glaz» und einigen älteren Mitgliedern des Turnvereins einen Fussballklub zu gründen. Ohne lange Diskussion wurden die von Adolf Glaz vorgeschlagenen Vereinsstatuten akzeptiert. Schwieriger war die Na-

menssuche für den neuen Klub. Englische Bezeichnungen waren zu dieser Zeit bereits in Mode, im Fussball sowieso. Um der Mischung zwischen den jungen und den etwas älteren, aber gleichzeitig jung gebliebenen Mitgliedern gerecht zu werden, taufte man den Klub FC Old Boys. Später wurde aus dem FC der BSC (Basler Sportclub, da der Klub wie heute noch auch über eine Leichtathletiksektion verfügte). An der Grenze zur Gemeinde Allschwil wurden auf einer Spielwiese die ersten Trainings absolviert. Später wurde vom Regierungsrat eine zusätzliche Wiese zur Verfügung gestellt. Bis heute ist die Schützenmatte die Heimstätte der Schwarz-Gelben. Die Ausrüstung war simpel: Lange Trainerhosen wurden abgeschnitten, ein Baumwolltrikot oder Turnleibchen bildeten die Fussballkleider. Als Garderobe diente ein benachbartes Restaurant. Bald bekamen die «alten Knaben» Lust auf mehr. Ein Treffen mit Freunden und lockere Plauschmätchli reichten nicht mehr, man wollte sich mit anderen Klubs messen. Im März 1895, also ein wenig mehr als ein Jahr nach der Klubgründung, stand der erste Wettkampf gegen den «Abstinenten Fussball-Club» auf dem Programm. Die Old Boys gewannen diese Premiere mit 1:0. 1898 traten die Old Boys dem Fussballverband bei. So kamen sie zu mehr Spielen. Allein im ersten Jahr brachten sie es auf fünfzehn Wettkampfspiele mit sechs Siegen und vier Niederlagen. Besiegt wurden etwa Bern, Vereinigte St. Gallen oder der damalige Landesmeister Grasshoppers. Die Old Boys schafften in den Folgejahren ihre grössten Erfolge. 1899, 1904 und 1912 wurden sie Vizemeister. Zum Titel reichte es freilich nie. 1932 stiegen die Basler aus der Nationalliga A ab. Mit Jeff Saibene gegen den FCB Es sollte bis 1988 gehen, bis die Old Boys wieder in der NLB spielten. Der heutige St.-Gallen-Trainer Jeff Saibene war damals zentraler Mittelfeldspieler bei OB und erinnert sich gerne an die Zeit und vor allem an die Stadtderbys gegen den FC Basel: «Ein tolles Erlebnis war das erste Spiel auswärts im St.-Jakob-Stadion. Wir spielten

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schweizerreise: Old boys vor 14 000 Zuschauern und gewannen 2:1. Das Rückspiel auf der heimischen Schützenmatte verloren wir dann allerdings deutlich mit 0:6.» Auch im Schweizer Cup trafen die beiden Traditionsvereine mehrmals aufeinander. Saibene erzielte bei der 1:6-Niederlage den einzigen Treffer für die Old Boys. Noch heute schwärmt Saibene von seiner Zeit in Basel. «Ich hatte hier schöne eineinhalb Jahre. Die Kameradschaft war sehr toll, es entstanden schöne Bekanntschaften.» Noch heute ist er mit seinem damaligen Trainer Bruno Kaufmann sehr eng befreundet. OB stieg in der Saison 1993/94 wieder aus der Nationalliga B ab. Jeff Saibene zog weiter und erhielt vom FC Aarau einen Vertrag in der Nationalliga A. In der gleichen Saison schaffte der FCB den Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse. «Ceccas» Kreis schloss sich bei OB Heute hält sich das Team von Massimo Ceccaroni im Tabellenmittelfeld der 1. Liga. «Cecca» ist mit der Entwicklung zufrieden: «Wir konnten die Mannschaft als Einheit weiterbringen. Wir haben sehr viele junge Spieler im Kader, die vorher noch nie auf diesem Niveau gespielt haben.» Diese möchte er weiter fördern. «Wer weiss, vielleicht schafft es ja bald wieder einer in die U21 des FC Basel oder noch weiter.» Massimo Ceccaroni, der neben seinem Traineramt 100 Prozent berufstätig ist,

erfüllt seine Funktion mit Leidenschaft und schwärmt: «Der Verein hat eine hohe Sozialkompetenz, macht viel für Jugendliche, die Fussball spielen möchten, und versucht, sie gut zu integrieren. Mir macht es viel Spass, auf der Schützenmatte tätig zu sein.» OB bietet mit dem sogenannten Dreamteam auch Menschen mit einer Behinderung die Möglichkeit, in einem Verein Fussball zu spielen. «Es gibt zwar genügend Sportvereine für Menschen mit einer Behinderung, uns war jedoch wichtig, dass diese Mannschaft die gleichen Rechte und Strukturen hat wie alle anderen OB-Teams auch», sagt Präsident Heusler. So trainiere das «Dreamteam» auf dem gleichen Platz wie die erste Mannschaft, und die Spieler tragen alle ein einheitliches Dress. Die Mannschaft trifft sich dann mit anderen Fussballern mit Behinderung zum Mätchli. Für dieses Engagement wurde OB von der UEFA 2008 für das beste Breitensport-Behindertenprogramm prämiert. Es ist nicht nur dieses soziale Engagement, das Ceccaroni bei den Old Boys gefällt. Die Schützenmatte zieht sich wie ein roter Faden durch sein Fussballer-Leben: «Ich bin in der Nähe aufgewachsen. Mit dem FCB spielte ich hier zu NLB-Zeiten gegen OB. Als der St.-Jakob-Park gebaut wurde, spielten wir vorübergehend auf der Schützenmatte, und nun darf ich hier den BSC Old Boys trainieren.»

Präsident Heusler sieht die Old Boys als ambitionierten Quartierklub mit Tradition. Mit über 600 lizenzierten Fussballerinnen und Fussballern ist der BSC Old Boys einer der fünf grössten Fussballvereine der Schweiz. 32 Teams hat OB, 7 davon sind Frauenequipen. «Unsere Vision ist es, dass wir als einer der führenden Amateurvereine in der Schweiz anerkannt werden», sagt der Präsident. Der Verein sei auf einem guten Weg und unternehme viel. Jeder Trainer, der bei OB einsteige, erzählt Heusler, erhalte ein Dossier mit dem Leitbild, den Schwerpunkten und den Werten, die der Verein vermitteln möchte. Die Old Boys wurden letztes Jahr vom Fussballverband als fairster Verein schweizweit ausgezeichnet. Trotz der Erfolge und der Anerkennung ist die Situation für einen Verein wie die Old Boys nicht nur einfach. «Ich würde die Situation als angespannt bezeichnen», sagt Präsident Heusler zur wirtschaftlichen Situation. Dies aus zwei Gründen: Einerseits sei der Verein im Kanton Basel-Stadt zu Hause, und das sei nicht ganz günstig. «Dazu kommt, dass es für Projekte, die nicht kommerziell sind und Vereinscharakter haben, nicht ganz einfach ist, Sponsoren zu gewinnen.» Andererseits führe der Verein viele Mannschaften. Dieser Aufwand sei eben auch mit Kosten verbunden.

Vom Pampers- zum Pillenklub Eren Derdiyok (23), Stürmer bei Bayer 04 Leverkusen, blickt auf seine Juniorenzeit zurück: «Im Alter von vier Jahren habe ich bei den OB-Pampers angefangen und durchlief sämtliche Juniorenstationen. Ich kann mich noch gut an ein Spiel gegen den FCB erinnern: Timm Klose, mit dem ich aufgewachsen bin, spielte mit mir im Team. Wir sassen zuerst auf der Bank, und zur Pause stand es 0:0. Dann wechselte der Trainer uns beide ein, Timm bereitete mir zwei Treffer vor, und wir gewannen das Spiel 2:0. Zu diesem Zeitpunkt war ich hammermässig gut drauf, und der FCB wurde dann auch langsam auf mich aufmerksam. Als ich vor dem Wechsel zu den B-Junioren der Old Boys stand, verletzte ich mich bei einem Skiunfall am Rücken. Es ging abwärts, ich konnte lange nicht trainieren,

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fiel für einige Monate aus, nahm ein paar Kilos zu und war überhaupt nicht mehr fit. Trainer Santino Cambria setzte trotzdem auf mich und versuchte mich zu fördern. Ich erzielte dann in einer Saison 54 Tore. Beim FCB konnte ich einige Trainings absolvieren, aber es reichte noch nicht ganz. Bei OB schaffte ich den Sprung in die erste Mannschaft, die damals noch in der 2. Liga spielte. Es war ein spezielles Gefühl, als Massimo Ceccaroni die Mannschaft übernahm. Ich lernte viel von ihm. 2006 spielten wir auf der Schützenmatte im Cup gegen den FC Basel, wir verloren 1:6, ich erzielte den Ehrentreffer. Anschliessend begann ich meine Ausbildung als Elektromonteur. Gleichzeitig bekundete der FCB wieder Interesse. Kurz darauf wechselte ich in die U21 des FC Basel, setzte alles auf die Karte Fussball und brach

die Lehre ab. Zweimal täglich zu trainieren und dazwischen noch auf der Baustelle zu arbeiten, war nicht möglich. Aber es hat sich ausbezahlt. Von OB wurde ich immer gut unterstützt, Präsident Balz Heusler war immer für uns Spieler da, gab mir auch Ratschläge. Aber natürlich spürte ich auch von meiner Familie einen grossen Rückhalt, sie begleitete mich an jedes Spiel. Der BSC Old Boys bietet seinen Spielern eine gute Infrastruktur und tolle Trainingsplätze, das ist nicht selbstverständlich. Natürlich wollte ich schon immer Profifussballer werden. Es brauchte Glück dazu, das richtige Umfeld und einen grossen Willen. Ich hoffe, dass ich meine Karriere mal bei den Old Boys beenden kann. Vielleicht schaffen sie es ja irgendwann ganz nach oben.»


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Rubrik

Text: Romano Spadini Bild: Keystone

Krieg der bösen Männer Die bulgarische Schönheit Trifon Ivanov lieferte sich Mitte der Neunziger als Xamax-Abwehrchef nicht nur mit seinen Gegenspielern heftigste Gefechte. Mit Trainer Gress gings gar noch höher her.

N

euenburg im März 1995. Bei Xamax herrscht dicke Luft. In der Kabine würde man eine Stecknadel fallen hören. Trainer-Legende Gilbert Gress legt sich in einer beispiellosen Art mit seinen drei Stars Ivanov, Aleksandrov und Detari an. Vor allem der Dauerclinch mit Trifon Ivanov hat eine Dimension angenommen, die seinesgleichen im Schweizer Fussball sucht. Ivanov zweifelt in aller Öffentlichkeit den Sachverstand von Gress an, der wiederum ebenso deutlich und für alle hörbar den bulgarischen Querkopf so schnell wie möglich loswerden will. Die neuenburgische Seifenoper findet im April 1995 mit dem Wechsel Ivanovs zu ZSKA Sofia ihr unrühmliches Ende. Wer ist dieser Ivanov, und wie konnte ein Spieler einen Trainer-Haudegen wie Gress derart aus der Fassung bringen? Schon rein äusserlich fiel dieser Abwehrrecke auf. Mit seinem üppigen Bart, dem grimmigen Gesicht und der wilden Frisur hätte der Bulgare wohl eher das Herz des Regisseurs eines knallharten Gangster-

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streifens als dasjenige der Kursleiterin eines esoterischen Seminars höher schlagen lassen. Rot im zweiten Spiel Seine Laufbahn begann 1983 bei Etar Tarnovo. Die Leistungen des jungen Ivanov (Jahrgang 1965) fielen dem Topverein ZSKA Sofia auf, der ihn prompt engagierte. Dort traf er auf die bulgarische Legende Hristo Stoitchkov traf – einen Zeitgenossen, der ebenso wenig die Gunst der Esoterikerin erworben hätte. Stoitchkov, der in seiner Karriere mindestens so viel mit den Schiris diskutiert hat, wie er gelaufen ist, war aus ähnlichem Holz geschnitzt wie Ivanov. Geniale fussballerische Klasse gepaart mit haarsträubenden Undiszipliniertheiten auf dem Platz. Genau mit diesen Eigenschaften war Ivanov auch bei Betis Sevilla aufgefallen, von wo aus er im Januar 1994 nach drei Jahren zu Neuchâtel Xamax verliehen wurde. Im Januar 1994 begann also das Ivanov-Zeitalter in Neuenburg. Das Xamax-

Team hatte sich unter Uli Stielike nicht für die Finalrunde qualifizieren können, was Präsident Facchinetti dazu bewog, den strengen Deutschen durch Klubidol Givens zu ersetzen. Ivanov zeigte schon von Beginn an seine Klasse und stabilisierte die Abwehr der Xamaxiens. Doch da war halt noch die Sache mit der Disziplin. Schon in seinem zweiten NLA-Spiel gegen den FCZ setzte Ivanov diesbezüglich eine erste Duftmarke: Er sah die Rote Karte nicht etwa für den ausgefahrenen Ellbogen gegen die Di Jorio, der mit Verdacht auf Kieferbruch direkt ins Triemlispital eingeliefert werden musste; nein, er musste erst Schiri Müller vor die Füsse spucken, ehe er vorzeitig duschen durfte. Nach vier Spielsperren kehrte der Bulgare wieder ins Team zurück und wurde schliesslich zur gewünschten Verstärkung. Die Neuenburger sicherten sich vorzeitig und souverän den Klassenerhalt, und Ivanov konnte im Sommer beruhigt die Reise nach Amerika antreten, wo die bulgarische Mannschaft an der WM mit dem Erreichen des Halbfinals eine Sensation schaffen sollte. Zur Saison 1994/95 konnte Trifon seinen bulgarischen Kumpel Petar Aleksandrov auf der Maladière begrüssen, der über den Eisenfuss folgendes Statement abgab: «Mein neuer Xamax-Kollege ist für mich der beste und schlitzohrigste Manndecker der Welt. Hat öfters Motivationsprobleme und furchtbar krumme Beine.» Und schliesslich konnte Ivanov noch einen begrüssen, der so gar nichts mit Motivationsproblemen und disziplinarischen


Die NLA-Legende

Mängeln anfangen kann: den neuen Trainer Gress. Dieses Aufeinandertreffen läutete eine Zeit ein, die wohl kaum jemand in Neuenburg vergessen wird. Ring frei für Ivanov vs. Gress. Fauler Balkan-Zauber Dabei fing alles so gut an. Auf der Charmilles wurde der amtierende Meister Servette durch Tore von Ivanov und Aleksandrov mit 2:1 geschlagen, und die Xamax-Fans schwärmten vom neuen Supertrio Ivanov-Detari-Aleksandrov. Im gleichen Stil ging es weiter. Das osteuropäische Trio zauberte auch beim 4:0Sieg gegen YB. Doch alsbald zeigte das Raubein wieder sein anderes Gesicht. Beim 1:0-Heimsieg über den FCB sah Ivanov innerhalb von 12 Minuten zweimal Gelb – und kassierte seinen dritten Platzverweis im Xamax-Trikot. Obwohl das Team in puncto Finalrunden-Quali voll auf Kurs lag, zogen im Oktober erste Gewitterwolken über der Maladière auf. Nach dem 3:0-Sieg gegen St. Gallen sprühte der Elsass-Vulkan: «Ich lasse mir mein Kollektiv nicht von einem einzigen Spieler kaputtmachen.» Ivanov hatte zum wiederholten Male durch riskante Ausflüge in die Offensive seine Abwehraufgaben vernachlässigt. Damals zeigte sich der Bulgare noch einsichtig: «Ich werde mich künftig bessern – ehrlich!» Doch die verbalen Scharmützel zwischen den beiden Protagonisten gingen nach dem Spiel gegen Luzern in die nächste Runde. Gress kritisierte Ivanov nach dessen Foul an Bertelsen, das den Ausgleich für Luzern zur Folge hatte, ziemlich harsch: «Ein blödes Foul von Ivanov. Das darf ihm einfach nicht passieren.» Ivanov konterte: «Ich bin wohl für alles verantwortlich hier. Wenn Gress meint, ich müsse wieder auf die Bank – bitte.» Im November war dann die Luft zum Schneiden dick. Schuld daran waren neben der mageren Ausbeute von zwei Punkten aus den letzten vier Spielen, natürlich, die drei Balkan-Zauberer. Wenigstens Aleksandrov hatte Mitleid mit dem Trainer: «Wir müssen endlich wieder Fussball spielen und punkten. Sonst wird Gress noch krank.» Rührend, diese Rück-

sichtsnahme. Im nächsten Spiel reichte es sodann wenigstens zu einem Remis gegen Aarau, dank des späten Treffers von Ivanov. Doch zu dieser Zeit konnte der Bulgare machen, was er wollte, Gress fand immer ein Haar in der Suppe: «Trotz des Tores in Aarau hat Trifon gegen Lugano keinen Bonus.» Ivanov gab sich daraufhin zynisch: «Wir müssen schon eine sehr gute Abwehr haben, wenn ich keinen Platz mehr besitze.» Der Bulgare tat aber auch wirklich alles für sein Image als Bösewicht. In einem «Blick»Interview vom Dezember gab er einige Kostproben dazu. Auf die Frage, wie viele Gegenspieler er schon verletzt habe, meinte er trocken: «Nicht viele. Der letzte war irgendein Spieler vom FCZ. Kaputte Nase oder so…» Ganz als Macho gab er sich wiederum, als er gefragt wurde, wie oft pro Tag er seine Frau küsse: «Dreimal – jedes Mal, wenn es etwas zu essen gibt…» Zu guter Letzt machte er sich dann noch ein paar Gedanken dazu, was er Gilbert zu Weihnachten schenken könnte: «Er darf mal meine WM-Medaille für den vierten Platz angucken. Vielleicht bringt er es ja auch einmal so weit…» Auf dieses Interview angesprochen, insbesondere auf das schon legendäre Bonmot «Wenn meine Kinder nicht artig sind, drohe ich ihnen mit Gilbert Gress» zeigte der Elsässer, dass er sehr wohl auch über Humor verfügte: «Dieser Ivanov ist eben ein total Verrückter. Dabei kann er privat sehr höflich auftreten.» Xamax versuchte wirklich alles, um Ivanov loszuwerden, doch es klappte einfach nicht, und so musste Gress die Finalrunde mit seinem unbequemen Star in Angriff nehmen. Trotz aller Querelen blieb die Klasse Ivanovs stets unbestritten, und so war er auch massgebend daran beteiligt, dass Xamax mit dem 3. Platz das Ticket für Europa lösen konnte – obwohl er freilich nicht ganz bis Saisonende in Neuenburg blieb. Anfang April wurde er an ZSKA Sofia verliehen. Der Stein, der vom

Herzen Gress’ fiel, hörte man wohl mindestens bis nach Genf. Wiener Schnitzer Sein Weg führte den bärbeissigen Bulgaren später nach Wien, wo er mit Rapid seine grössten Erfolge feiern konnte. Im ersten Jahr wurde er mit den Hütteldorfern Meister und zog ins Finale im Europacup der Pokalsieger ein. Seinen überragenden Leistungen im darauffolgenden Jahr in der Champions League standen indes teils lustlose und von weiteren disziplinarischen Mängeln gekennzeichnete Auftritte in der heimischen Liga gegenüber. Im meisterschaftsentscheidenden Spiel 1997 gegen Salzburg, das Rapid schliesslich verlor, kassierte Ivanov in den letzten Spielminuten unnötigerweise die Rote Karte, woraufhin ihn der Verein rauswarf. Nach einem Intermezzo beim Erzrivalen Austria liess er seine Karriere 1998 bei ZSKA Sofia ausklingen. In einer Zeit, in der Spieler selbst nach einer Kritik an der Weihnachtsdekoration im Vereinsheim mit den schärfsten Konsequenzen rechnen müssen, hatten die Entgleisungen Ivanovs beinahe schon anarchistische Züge. Und sie haben wohl auch manches Journalisten-Herz höher schlagen lassen.

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Beäugt und bestaunt, gemieden und gefeiert Text: Silvan Lerch / Bilder: Privatarchiv (Knut Bobzien, Daby Samba), Keystone

Schwarzafrikaner im Schweizer Fussball – zwischen Heldentum und Fremdenfeindlichkeit, Asylant und Weltstar, Leben und Tod. ZWÖLF findet den Mann, der allen Nondas, Doumbias und Yapis vorangegangen ist.

E

r ist der wohl beste Fussballer Schwarzafrikas, der je die Farben eines Schweizer Vereins getragen hat. 1982 verhilft er als 17-Jähriger Ghana zum Triumph beim Afrika-Cup, 1991 bis 1993 gewinnt er in Serie die Wahl zum Fussballer seines Kontinents. Und dazwischen verschlägt es ihn vorübergehend in die Schweiz. Zu mehr als dem Einsatz in einem Testspiel reicht es ihm hierzulande allerdings nicht. 1984 heisst der unbekannte Fremde im FCZ-Dress eben auch noch schlicht Abedi Ayew. Seinen Künstlernamen «Pelé» wird der Ghanaer erst später annehmen. Unter diesem ermöglicht er Olympique Marseille den Sieg in der Champions League 1993 gegen die AC Milan, mit einem perfekt geschlagenen Eckball auf Torschütze Basile Boli. Und dies bei der erstmaligen Austragung der europäischen Königsklasse unter neuem Label.

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Von einem solchen fussballhistorischen Meilenstein ist man am 23. Oktober 1984 in jeder Hinsicht weit, weit entfernt. In Stäfa tritt der FC Zürich zu einem Freundschaftsspiel gegen den lokalen Erstligisten an. Wieder einmal kriselt es im Stadtklub. Václav Ježek, der neue Trainer aus der Tschechoslowakei, bemängelte schon früh die Einstellung der Spieler, die eines Profis unwürdig sei. Transferwirren um ein Talent Den etablierten Stars um den Ex-Bundesliga-Grossverdiener Wolfgang Kraus und die launische Sturmdiva Wynton Rufer kann ein unverbrauchter Junger nur guttun. Und so bringt denn auch der 20-Jährige «mit seiner Technik, seinen überraschenden Pässen und seinem erstaunlichen Kämpferherzen (…) unerhörten Schwung in die FCZ-Truppe», wie der «Blick» zu be-

richten weiss. Der Vertreter aus der Nationalliga A gewinnt 5:1. Am ernüchternden Saisonverlauf im Niemandsland der Tabelle ändert dieser Erfolg freilich nichts. Ayew nach Zürich gebracht hat Erich Vogel. Was nachvollziehbar scheint, weil der Manager seit seiner Zeit als FIFAInstruktor enge Kontakte nach Afrika unterhält, irritiert bei genauerem Hinsehen. Immerhin war Vogel erst ein Jahr zuvor genau von demjenigen Klub auf die Strasse gestellt worden, dem er nun die Offensivkraft anbietet. In dieses sonderbare Bild passt, dass der Transfer scheitert. Ayew «hätte fast nichts gekostet, aber Zürich wollte nicht», lässt sich Vogel in der FCZ-Chronik 2010 zitieren. «Unsinn. Wir wollten ihn, aber als Abedi die Übertritterklärung unterschreiben sollte, war er plötzlich verschwunden», entgegnet an gleicher Stelle Erich Schmid, der damalige wie heutige Klubsekretär. Wie auch immer, Ayew kehrte nach Ghana zurück, und der FCZ dümpelte weiter vor sich hin. Aufstieg mit dem Blumenbaum So werden die Zürcher erst fünf Jahre später ihren ersten afrikanischen Spieler verpflichten: August Makalakalane. Was für Schweizer Ohren sperrig klingt, hat schon fast eine poetische Note. Der Familienname des Südafrikaners bedeutet auf Deutsch «Blumen auf den Bäumen».


WEISCH NO... Abedi Pelé: Beim FCZ Testspieler, mit Olympique Marseille Champions-League-Sieger.

oder weniger Erfolg: Basel vertraut Alex Nyarko (Ghana), GC Duke Udi (Nigeria), Lausanne Souleyman Sané (Senegal), Luzern Agent Sawu (Simbabwe), Sion Ahmed Ouattara (Elfenbeinküste) und St. Gallen Phil Masinga (Südafrika), um nur einige Beispiele zu nennen. 1996 schreibt der «Blick» von einer «farbigen Liga». Das Wortspiel würde heute gegen jegliche politische Korrektheit verstossen. Zu jener Zeit allerdings steht es am Ende einer Epoche, in der verschiedentlich von «schwarzen Perlen» die Rede ist, die «Farbe ins Spiel bringen» oder «ins Schwarze treffen».

Im Frühling 1990 soll der Mann aus dem Johannesburger Armenviertel Soweto den FCZ wieder zum Erblühen bringen, der seit eineinhalb Jahren in der NLB dahinwelkt. Prompt wirbelt Makalakalane die gegnerischen Abwehrreihen gehörig durcheinander. Manchmal so stark, dass selbst seine Mitspieler nicht mehr wissen, wo und wann die Dribblings ihr Ende finden. Doch bei aller Verspieltheit hat der dunkelhäutige Geschichts- und Sprachlehrer entscheidenden Anteil am Wiederaufstieg der Zürcher. Mit Makalakalane zählt der FCZ noch 1990 zu den ersten Schweizer Vereinen, die einen Ausländer verpflichten, dessen Herkunft südlich der Sahara liegt. Wenig später wird sich dies grundlegend geändert haben. Allen voran die Zürcher engagieren ab Mitte der 90er-Jahre regelmässig Spieler aus Schwarzafrika.

Aus dem Asylantenheim in die NLA Ihr Trainer und Manager, Raimondo Ponte, entdeckt den 17-jährigen Shabani Nonda aus Burundi, der beim FCZ zu einer Karriere durch die europäischen Topligen ansetzt. Er holt Nondas Landsmann David Opango aus dem Asylantenheim in Moutier und formt ihn zu einem defensiven Mittelfeldspieler, der das Interesse der AC Milan auf sich zieht – bis langwierige Verletzungen die Träume des Leidgeprüften zunichtemachen. Ponte verpflichtet aber auch den südafrikanischen Internationalen Shaun Bartlett oder die Nigerianer Rasheed Yekini, den ersten WM-Torschützen seines Landes, und Ike Shorunmu, ein spektakulärer Torhüter mit dem Faible, Flanken einhändig zu pflücken. Diese Transferpolitik hat Signalcharakter. Fast alle Schweizer Klubs beginnen auf Schwarzafrikaner zu setzen – mit mehr

Eisenfüsse im Schnee 1984, im Jahr des kurzen Gastspiels Abedi Ayews, gibt es noch kaum Gelegenheit für solche fragwürdigen Formulierungen. Die meisten Ausländer – von denen jedes Team zwei einsetzen darf – sind hellhäutig. Vielfach stammen sie aus dem umliegenden Europa wie der Grasshopper Kurt Jara (Österreich), Wettingens Franz Michelberger (Deutschland) oder Basels Adrie van Kraaj (Niederlande). Dazu kommen einige Spieler aus dem Norden und Osten des Kontinents, unter ihnen der Schwede Thomas Sunesson (Lausanne), der Jugoslawe Jure Jerković (FCZ) oder der Tschechoslowake Ladislav Jurkemik (St. Gallen). Ist trotzdem ein Ausländer afrikanischer Herkunft, liegen seine Wurzeln nicht etwa südlich der Sahara, sondern im Maghreb: bei Mongi Ben Brahim (Sion, YB) in Tunesien, in den Fällen von Yagcha Mustapha (Servette, Xamax) oder Aziz Bouderbala (Sion) in Marokko. Noch mit ihnen und gegen sie angetreten ist Gérard Castella. Der heutige U20-Nationaltrainer glaubt, man habe den Fussballern aus dem Norden Afrikas eher zugetraut, sich zu akklimatisieren, als denjenigen Schwarzafrikas. Umso bemerkenswerter ist, dass im gleichen Jahr wie Ayew ein weiterer Afrika-

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Ein WM-Teilnehmer in der Provinz: Der Kameruner Théophile Abega bei NLA-Kellerkind Vevey.

Cup-Sieger Ghanas eine Einladung zum Test in der Schweiz erhält: Samuel Opoku Nti (siehe ZWÖLF, Nummer 18). Der 23-Jährige darf bei Servette vorspielen, überzeugt und handelt gleich selber den Vertrag aus – was ihn im Team der Burgeners, Favres oder Magnussons zu keinem Grossverdiener macht. Der mediokre Lohn bewahrt ihn jedoch nicht davor, als überzähliger Ausländer zu Etoile Carouge abgeschoben zu werden. In der Nationalliga B macht er unliebsame Bekanntschaften, nicht nur mit den Eisenfüssen. Er hat noch einen ganz anderen Gegner. Castella, sein damaliger Trainer, erinnert sich an den härtesten Winter seit Jahren: «In Genf lagen bis zu 25 Zentimeter Schnee.» Vom Profi zum Taxifahrer Trotz Umstellungsschwierigkeiten wird Nti von Servette auf die neue Saison hin zurückgeholt. Der Flügelstürmer dankt mit guten Leistungen, kann aber die Cupfinal-Niederlage gegen Sion und ein Abrutschen auf Rang neun in der 16er-Liga auch nicht verhindern. Fortan hat der mondäne SFC keine Verwendung mehr

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für den Billig-Import. Richten sollen es nun die illustren Ausländer Bernard Genghini und John Eriksen. Nti verabschiedet sich nach Ghana, bis ihn 1988 nochmals die Schweiz lockt. Einmal mehr hat Erich Vogel die Hände im Spiel. Er vermittelt den Flügelstürmer zum FC Aarau, wo dieser auf eine zerstrittene Mannschaft trifft. Vom Deutschen Charly Herberth habe er nie einen Ball bekommen, selbst dann nicht, wenn er bei einem Einwurf genau vor ihm gestanden habe, so Nti. Der Geschmähte wechselt in die Nationalliga B, zuerst zu Raimondo Pontes FC Baden, dann zu Glarus und Chur. Schliesslich landet er in der 1. Liga bei Dübendorf. Bald darauf macht er die Taxifahrer-Prüfung, um jahrelang durch die nächtlichen Strassen Zürichs zu kurven. «Das ist der Weg, den Gott für mich vorgesehen hat», sagt der einstige Nationalspieler. Dieser Weg führte ihn vor Kurzem wieder in seine Heimat, die ihn als AfrikaCup-Sieger noch heute verehrt. Eckige Bälle in der Provinz Eine ähnliche Stellung im eigenen Land geniesst Théophile Abega. Mit Kamerun bezaubert er an der WM 1982 die Fans und wird 1984 zu Afrikas Fussballer des Jahres gewählt. Daniel Jeandupeux holt ihn zu Toulouse, gegen den Willen des Präsidenten, der ein «Superrassist» sei, wie der Schweizer Trainer in der Zeitung «24 Heures» kritisiert. Die missliebige Stimmung im Verein und eine Knieoperation machen dem Mittelfeldregisseur zu schaffen.

Abega verschlägt es zu Vevey-Sports, auf Vermittlung von Jeandupeux. Neben Nti wird er zum zweiten Schwarzafrikaner in einem Schweizer Verein Mitte der 80erJahre. Plötzlich kommen afrikanische Fussballer nicht mehr nur aus dem Norden des Kontinents und damit aus einer Region, die mancher aufgrund der geografischen Nähe zu Europa oder aus Badeferien eher zu kennen glaubt. Nein, jetzt liegt ihre Herkunft südlich der Sahara. Entsprechend beäugt das hiesige Publikum die beiden Exoten. Es begegnet ihnen mit einer Mischung aus Neugierde, Vorfreude und Ablehnung. Ungeachtet der persönlichen Einstellung erwarten Veveys Fans viel von Abega. Zusammen mit Altmeister Ruedi Elsener soll er die stets klammen Feierabend-Kicker in der obersten Spielklasse halten. Doch auch in der Fussballprovinz tut sich der Kameruner schwer. Der 31-Jährige bittet um Geduld, Platini habe bei Juventus Turin ebenfalls Anlaufzeit gebraucht. Mit diesem Vergleich erweist er sich indes einen Bärendienst. Der Druck steigt und bald die Unzufriedenheit. «Was soll ich machen? Ich spiele den Ball rund zu, und zurück kommt er eckig», beklagt sich Abega in der welschen Presse bitterlich. Am Schluss seines zweijährigen Gastspiels steigt Vevey ab. Nur einmal hat das Team für Aufsehen gesorgt. Als Libero Gabet Chapuisat das Knie von Servettes Spielmacher Lucien Favre zertrümmert. Auf Hugo Sanchez’ Spuren Der nächste Schwarzafrikaner in der NLA kommt aus Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Er heisst N’Kiambi Esal’o. Hierzulande wird er bekannt als Richard Mapuata – oder als Hechtrollen-Richi. Jedes Tor bejubelt der Stürmer mit einer Showeinlage. Gelegenheit dazu bietet sich ihm oft. Zwischen 1988 und 1990 erzielt er für Bellinzona und Aarau 38 Treffer. Mapuata sieht sich bereits in königlichen Sphären. Vom «Blick» auf die Saltos von Hugo Sanchez angesprochen, dem damaligen mexikanischen Stürmerstar von Real Madrid, hält er bescheiden fest: «Meine sind viel komplizierter!»


WEISCH NO... Wenig später wird ihm nicht mehr zum Lachen zumute sein: Richard Mapuata 1988 im Bellinzona-Dress.

Überhaupt ist der Zairer immer für eine Schlagzeile gut. Einmal scheint ihm die Pfändung zu drohen. «Ein Giganto-Jumbo-TV von Grundig» und «eine Lederpolstergruppe» kämen unter den Hammer, kündigt der «Blick» an. Dann wiederum soll Mapuata unmittelbar vor einem Wechsel ins Ausland stehen. Beides stellt sich als Irrtum heraus. Im November 1990 sorgt der Sturmtank wieder für Aufsehen, dieses Mal allerdings nicht in Form von Gerüchten. Mapuata erleidet tatsächlich die vermeldete Gehirnblutung. Drei Wochen wird er im künstlichen Koma gehalten. Zahlreiche Operationen und Therapien folgen, jedoch keine weiteren Spiele, Tore und Hechtrollen. Der Zairer muss seine Karriere beenden, mit 26 Jahren. Tod einer Generation Leid erfährt auch Jonson Bwalya. 1993 steht er in seiner ersten Saison bei A-Ligist Bulle. Der Stürmer gehört zu den Stützen der sambischen Nationalmannschaft, sein berühmterer Bruder Kalusha vom PSV Eindhoven ist gar deren Captain. Am 27. April machen sich die beiden auf zum Länderspiel gegen Senegal. Als Aus-

landprofis in Europa reisen sie separat vom Team an. Derweil besteigen ihre Mannschaftskameraden in der Heimat ein ausrangiertes Militärflugzeug. Eine Chartermaschine kann sich der Fussballverband Sambias nicht leisten. Schon beim ersten Tankstopp stellen Mechaniker Triebwerkprobleme fest und erklären die Maschine für fluguntauglich. Diese Warnung dringt aber offenbar nicht bis zur Crew vor. Die Reise wird fortgesetzt. Kurz darauf fällt ein Triebwerk aus. Doch statt eine Notlandung einzuleiten, schaltet der Pilot den zweiten Motor aus, wohl aus Versehen. Ohne Antrieb ist der Sturz ins Meer unausweichlich. Alle Insassen verlieren ihr Leben – und die Sambier auf einen Schlag ihre Nationalmannschaft. An Jonson und Kalusha Bwalya ist es danach, ein neues Team aufzubauen. Zusammen mit ihrem Bruder Joel und Anderlechts Charles Musonda gelingt es ihnen, schon zwei Monate nach dem Unglück eine überraschend starke Truppe zusammenzustellen. Mit ihr qualifiziert sich Sambia fast für die WM in den USA. Bis 1997 wird Jonson Bwalya ein Pfeiler der Mannschaft bleiben. Dann überwirft sich der 30-Jährige mit dem Trainer. Bald darauf beendet er auch sein En-

Sein Land trug Trauer, erschüttert vom Schicksal der Nationalmannschaft: Sambias Jonson Bwalya.

gagement in der Schweiz, das ihn zu fünf Vereinen geführt hat: Fribourg, Bulle, Kriens, Luzern und Delsberg. Beinbruch des Pioniers Daby Sambas Werdegang beinhaltet dagegen bloss zwei Stationen hierzulande. Zuerst unterschreibt der Senegalese bei Urania Genf, wo er zum klubinternen Topskorer avanciert. «Zwölf, dreizehn» Tore habe er in einer Saison erzielt, erinnert sich Samba. Fortan wird der Mittelfeldspieler nur noch als Stürmer eingesetzt. Diese Positionsänderung vollzieht sich Mitte der 60er-Jahre, als Ausländer wie Ove Grahn (GC), Otto Luttrop (Lugano), Valer Nemeth (Servette) oder Klaus Stürmer (FCZ) das Geschehen in der NLA prägen. Doch Daby Samba ragt ebenfalls heraus. Er ist der erste Schwarzafrikaner im Schweizer Fussball – zumindest der Neuzeit, vermutlich gar seit je. Die Karriere des Senegalesen beginnt in Dakar. Sein französischer Trainer vermittelt ihn zu Stade Français nach Paris, wo Samba einen Platz im Ausbildungszentrum erhält. Den Sprung ins Fanionteam, zu dem der Schweizer Nationalspieler Philippe Pottier gehört, schafft er indes nicht. Samba heuert beim französischen Drittligisten Thononles-Bains an, unweit von Genf. Hier setzt er sich durch. Die Lokalzeitungen berichten über ihn, was den Verantwortlichen von NLA-Aufsteiger UGS nicht entgeht. Sie nehmen den jungen Mann unter Vertrag.

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WEISCH NO...

Auf Torejagd für Chenoîs: Daby Samba, der wohl erste Schwarzafrikaner im Schweizer Fussball.

Nur ein Jahr später allerdings scheint dieser schon wieder weiter, nach Deutschland, zu ziehen. Nürnberg, so Samba, habe ihn verpflichten wollen – bis er in der letzten Partie der Saison 1965/66 einen Beinbruch erleidet, nach einem Foul des Sittener Internationalen Michel Desbiolles. Das Interesse des Clubs erlischt. Zu allem Unglück steigt auch noch UGS ab, als Tabellenschlusslicht – und wird bis heute nie mehr ins Oberhaus zurückkehren. Samba tritt den Gang in die NLB mit an. Ein Angebot Luganos schlägt er aus. Aufkeimen von Rassismus Ende der 60er-Jahre kommt es gleichwohl zur Trennung von Urania Genf. Servette möchte Samba engagieren, doch UGS verweigert die Freigabe. Kurzerhand beschliesst der Senegalese, mit dem Fussball aufzuhören. Für eineinhalb Jahre kehrt er ihm den Rücken zu, dann begegnet er zufällig Peter Pazmandy. Der Chenoîs-Trainer ist so überrascht wie erfreut, Samba noch in der Schweiz anzutreffen. Er überzeugt ihn, die Karriere beim Stadtrivalen von UGS fortzusetzen. Der Wechsel zahlt sich aus. 1973 liefern sich Chenoîs und Luzern ein Kopf-an-KopfRennen um den Aufstieg in die NLA, das die Genfer für sich entscheiden. Samba gibt dem Team mit Jungen wie Lucio Bizzini oder Franco Cucinotta Halt. Die Zuschauer schliessen ihn ins Herz. Sie lassen sich

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Chenoîs' Stolz: Die NLA-Aufsteiger 1972/73 mit Stürmer Daby Samba und Trainer Peter Pazmandy (stehend, rechts)

offensichtlich nicht von James Schwarzenbachs Initiative gegen die angebliche Überfremdung der Schweiz beeinflussen. «Ich spürte keinerlei Rassismus. Die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Schwarzen kam erst später auf.» Diese Einschätzung deckt sich mit den Beobachtungen Gérard Castellas, der neben Opoku Nti bei Etoile Carouge auch Théophile Abega bei Vevey trainiert hat. «Die Anfeindungen nahmen zu, als die Zahl der Schwarzen stieg, die in die Schweiz emigrierten.» 1974/75 ist es noch nicht so weit und Samba weiterhin der einzige Schwarzafrikaner im hiesigen Fussball, wie er selbst

Schwarzafrika Der Begriff «Schwarzafrika» umfasst die Länder südlich der Sahara. Er bildete sich während der Kolonialzeit aus. Da er auf die Hautfarbe der Bevölkerung zielt, wird er mancherorts als heikel erachtet. Ihm liege die Einteilung in ein fortschrittliches weisses und ein rückständiges schwarzes Afrika zugrunde, was zu einer Stigmatisierung geführt habe, geben Kritiker zu bedenken. Im anglofonen Sprachraum zieht man deshalb mittlerweile «Sub-Saharan Africa» der Formulierung «Black Africa» vor. Das Deutsche verwendet den Begriff «Schwarzafrika» jedoch als wertneutrale Bezeichnung für eine Region, in der die Menschen vornehmlich dunkelhäutig sind. ZWÖLF erlaubt sich, dieser Tradition zu folgen. (ler)

sagt. Zum Ende jener Saison erklärt er den Rücktritt, nun für immer. Kniebeschwerden lassen ihm keine andere Wahl. Der Pionier tritt ab – knapp ein Jahrzehnt bevor ein unbekannter Jüngling aus Ghana in Stäfa auftrumpfen wird. Und fast zwei Jahrzehnte bevor die Schweizer Klubs anfangen, im grossen Stil auf dem Markt schwarzafrikanischer Spieler aktiv zu werden.


Kartonstadion

er weiterWährend die Zürch richtif ein au ch bli rge ve hin n, ist man ges Stadion warte einen on sch r hu in Wintert läppische Schritt weiter. Für mmen 10 Franken beko nspräsirei Ve s, fan Fussball n und Inkte ite ch denten, Ar nhaftung vestoren mit Bode dion. sta ein echtes Fussball nier blo Za Jan nk da Denn t.ch), der (www.spacerobo es gestalschon ziemlich all im Umfeld n ma s wa t, ha tet interthur W in s all ssb des Fu n kann, lte sta ge überhaupt Schüt­ ion ad gibt es das St Bastel­ als n nu e ies nw ze nuhr komplett also weder Stadio bogen, und zwar -Blättern. Es fehlen chs Wurststation, A3 r vie f au d fel inkl. Spiel 2) noch Eri ltat: FCW 4 : GC wesend. (inkl. Lieblingsresu Salon Erika ist an m de f au ut na tro As r de ch au d un hop nbar, im FCW-Fans nd in der Libero Stadio rsa en Ve i nk (be Fra h 10 r.c hu für ert Erhältlich il an info@fcwint Ma r pe er od en an Heimspiel sten hinzu). kommen Portoko

Flachpass – die Bar als Buch

«Wie es der Name Flachpass GmbH andeutet, handelt es sich hier um eine Gesellschaft mit beschränkter Habgier, um eine Ansammlung von Menschen, die einerseits dem technisches Verständnis entgegenbringen, Fussball andererseits aber auch um dessen Unterhaltungspotenzial wissen.» soziokulturelles Richard Reich, NZZ, 10. Juli 2002

Flachpass – Die Bar im Letzigrund

Schwarzes Brett Flachpass Die Bar im Letzigrund

Von 2002 bis 2006 war in der Haupttribüne des alten Letzigrunds die Flachpassbar zuhaus e, die Stadionbeiz des FC Zürich. Das Lokal mit Blick auf die Tra iningsfelder war Zufluch tso dener Szenen rund um den FCZ – Spieler, Funktio rt verschienäre, Fans, Juniorenmütter und Pla tzwarte – stand aber als Café auch der Stadtbevölkerung offen. «Delikat: Mit dem Stadio n verschwindet auch die Flachpassbar» , schrieb der SonntagsBlick im Frühling 2006 und sah die Erfolgss erie des FCZ bedroht, die der Zufall) genau in der (so wollte es Flachpasszeit ihren Anfan g nahm. Fünf Jahre nach Abbru ch des Stadions halten die ehemaligen Wirte und Pächterinnen sowie zahlreiche Gäste nun in einem reich bebilderten Buch die Erinnerung an ihr Lokal fest. «Flachpass – Die Bar im Letzigrund» ist ein Werk für Nostalgiker, aber nicht nur: Au sgehend von den Erfahru ngen jener vier Flachpass-Jahre geht das Buc Gastronomie und zur Sich h Fragen zur Stadionlandschaft, zur erheit im Zuge der Mo dernisierung des Fussballs nach. «Flachpass – Die Bar im Letzigrund», von Andre a Fischer, Christine Steffen, Pascal Claude, Saro Pepe. 156 Seiten, farbig. Preis: 29 Franken. Bestell en über www.flachpas s.ch

Ukrainisches Chelsea Dummer Fussball

röffentlichten Würde man alle ve gen aus der un ml Anekdotensam neinander be Sparte Fussball ne Schweiz wohl die re wä , ten rei ausb n. Dennoch be gra be r pie unter Pa sein Buch pf ko ey Dr l legte Marce te» neu etz erl «Fussball – Das All m fussballeride n rde we ar Zw auf. ch bei dieser Lekschen Vielleser au ten bekannt ich sch türe einige Ge eykopf hat Dr ch vorkommen, do cht, sie witzig ma ge he Mü die sich d mit zusätzlichen aufzubereiten un zureichern. Und auf «Intri­ an en Information r Untertitel verrät, kt er sich, wie de . rän s» all ssb Fu s de vor allem besch elt heiten aus der W melten Sumpftouren der mm Du d un n ge ispiel sich die gesam sel, deren Abmahnung Da finden zum Be Ba nach dem Spiel in er iel -Sp -Höchstwerten ZSKA Sofia erum bei Promille in ed wi g tun lei ns r Nando, dessen ne ilia ras durch die Verei V-B Geschichte vom HS durch die Feuchtigkeit in Brei die er Od te. de en en n jede mauertes Vermög rgnüglichen Seite einer Wand einge neben auf 250 ve – da d lich Un tür . na rde – d wu verwandelt ngesänge un Zitate, originelle Fa Menge Unnützes, Ende. Anekdoten ohne t, erletzte». Broschier «Fussball – Das All Verlag. ch bu en Marcel Dreykopf: ch Tas hl ienen im Rowo 253 Seiten. Ersch

Ein Dok-Film über Schacht­ jor Donezk, den Verein aus der ukrainischen Industriestadt, für die sich kaum jemand interessiert. Jakob Preuss hätte sich kaum ein weniger publikumswirksames Thema aussuchen können. Der Wahlbeobachter Preuss aber schafft es, mit seinem preisgekrönten Werk «The Other Chel sea» ein spannendes Bild des UEFA-Cup-Siegers von 2009 zu zeichnen, der zwischen schwerreichen Olig archen, Apparat­ schiks und fussballverrückten Koh lekumpel zur neuen Nummer Eins des Landes aufg estiegen ist. Preuss beschränkt sich dabei auf wen ige Protagonisten mit sehr unterschiedlichen Zielen. Vereinspräsident Rinat Achmetow will durch sportliche Erfol ge seine Region weltweit bekannt machen, koste es was es wolle. Derweil wäre die Mine, in der der 55-jä hrige Sasha arbeitet, dringend auf Investitionen angewies en. Doch das Geld wird lieber für teure Brasilianer für Schachtjor ausgegeben. Was soll ein leidenschaftlic her Fussballfan wie Sasha dagegen sagen? Mit liebevollen Animationen mach t der Film die Verhältnisse anschaulich und liefert wichtige historische und politische Hintergrundinformatione n, die hierzulande kaum bekannt sind, ohne dabei ein simples Bild von Gut und Böse zu zeichnen. «The Other Chelsea» (D, UKR 2010 ) gibts demnächst auf DVD mit deutschen und englische n Untertiteln (www.theotherchelsea.com)


Rubrik

Zwölf war dabei

Frei erfunden, dafür nur in ZWÖLF: Köbi gibt Ottmar ein paar Ratschläge Ötti, stehst ja mächtig im Regen derzeit. Be­ vor die im Kreml jetzt daran denken, mich als Vorturner zurückzuholen, geb ich mal schnell durch, wie der Hase läuft. Also, schreib Dir dies ins Stammbuch: Die Truppe sieht beim Einrücken neuerdings aus, als müsste sie direkt an die Ostfront. So geht das nicht. Wenn wir im Feusisberg den Koller gehabt haben, sind wir an den See runter, haben Absinth aufs Brot gekippt und dieses dann den Enten verfüttert. Heieiei, hats die abgetischt. Die Enten schwimmen dann mit den Füssen in der Luft. Ansonsten gilt: Sogenanntes Team-Buildung wird allgemein überbewertet. Dafür musst du Zeichen setzen. Die Spieler sollen nicht meinen, sie rückten ins Feriencamp ein. Die Tränensackkolonie muss immer wieder kräftig durchgeschüttelt werden. Lass den Tranquillo doch künftig im Alka-Seltzer-Land. Niemand ist unersetzbar. Ausser Göpf Egg. Eine Schande übrigens, was aus dem «Samschtig-Jass» geworden ist. Jede Woche klingle ich bei denen durch. Die wollen mich einfach nicht in der Sendung. Und wenn wir schon beim Fernsehen sind. Chappi, die alte Blindschleiche, hat mich mal beim «SF bi de Lüt» aus dem Hinterthurgau gestört. Ist er halt aus der Nati geflogen. C’est la vie.

Auch wichtig: Die Blindgänger gehen ja mittlerweile so motiviert zu Werke wie italienische Zugbegleiter. Bei mir war das noch anders. Vor dem Spiel in Dortmund haben wir in der Kabine die Uli-Filme im Schnelldurchlauf durchgezogen. Unglaublich dieser Aufstieg: zuerst Knecht, dann Pächter. Unglaublich die Rückschläge. Und dann dieses Ende: Hagelhannes zwickt sich Ulis Glunggenhof und stellt sich als Vrenelis Vater heraus. Die Spieler waren nachher so aufgewühlt, dass wir die Togonier einfach überrollt haben. Oder vor dem Rückspiel in Istanbul: Draussen toben 60 000, und wir losen in der Kabine Zarli Carigiets «Mis Dach isch dä Himmel vo Züri» ab Bändli. Am Schluss haben sogar bei Valon die Augen geleuchtet, auch wenn er kein Wort verstanden hat. Dann sind wir wie Winkelried aufs Feld und haben den Türken eins auf die Rübe gegeben. Oder vor dem Kracher gegen die Franzosen: Hab ich dem Pont einen Apfel auf die Birne gestellt und den mit einem Hüftschuss aus meiner Wasser-Pump-Gun runtergeplückt. Danach waren alle wie auf Speed. Ötti, was ich sagen will: Wir sind hier nicht im BWL-Seminar. Bei der Nati muss es in der Kabine sein wie beim RüttliRapport anno 41. Landigeist muss her. Und damit wären wir bei dir. Ötti, Du musst der Guisan sein. Derzeit kommst aber eher wie HD Läppli rüber. Nichts zu danken. Köbi


Auslaufen Fussball-Smalltalk Die schwedische Reality-Show, bei der 15 Männer, die noch nie Fussball gespielt haben, zu einem Team geformt werden, heisst «FCZ». Kurt Feuz ist seit dem 1. Juli 1984 Trainer des FC Münsingen. 1996 übernahm er für eine Saison den FC Biel, kehrte aber daraufhin nach Münsingen zurück. Der südafrikanische Staat erwartete von der WM 2010 einen Gewinn von 700 Mio. Franken. Es resultierte aber ein Verlust von mindestens 2,8 Mrd. Franken. Die FIFA hingegen machte einen Gewinn von 3 Mrd. Franken. Das Necessaire von Miso Brecko, Rechtsverteidiger beim 1. FC Köln, hatte einen Wert von 500 Euro – ohne Inhalt notabene. Es wurde ihm beim Gastspiel in Leverkusen letzten Dezember aus der Garderobe gestohlen. Der Torwart des deutschen 5.-Ligisten Schleswig 06 heisst Tore Wächter. Englands Vereinsfussball besteht aus 24 Levels, wobei die Premier League das höchste und die Bristol Downs Football League Division Four das tiefste ist. Insgesamt sind es 140 eigenständige Ligen, die aus 480 Gruppen und über 7000 Mannschaften bestehen. Den britischen, den afrikanischen und den brasilianischen Fussball in seinem Namen vereint hat der Nigerianer MacPherlin Dudu Omagbeni (25). Er spielt übrigens beim japanisch klingenden FC Honka in Finnland. Nach Europa wechselte er als Torschützenkönig in Indien. Albert Baning, in der Saison 2005/06 Mittelfeldmotor des FC Aarau, bestritt lediglich zwei Länderspiele für Kamerun. Er wurde dabei sowohl gegen Südkorea wie auch gegen Brasilien vom Platz gestellt. Huub Stevens dritter Vorname lautet «Margaretha». In Europas Top-5-Ligen gibt es in der zweiten Division nirgends so viele Vereine mit mindestens einem Meistertitel wie in England: Deren 8 sind es nämlich auf der Insel, danach folgt Deutschland mit 6 und Frankreich mit 2. In Italien ist die AC Torino einziger Titelträger, in Spanien Betis Sevilla. Die erste Ausgabe von «11 FREUNDE» von April/Mai 2000 wechselte kürzlich über eBay für 334,33 Euro den Besitzer.

In der Meistriliiga, Estlands höchster Division, sind im Schnitt pro Spiel 135 Zuschauer im Stadion. So viele waren noch nie an einem Heimspiel von Aufsteiger Ajax Lasnamäe. Beim letzten Aufenthalt im Oberhaus 2007, der mit 5 Punkten und 15:153 Toren endete, waren die 100 Zuschauer im Derby gegen Flora Tallinn Rekord. Kein Wunder: Das FC Ajaxi Staadion hat laut Wikipedia «in dem Sinn keine Plätze, von ein paar Klappstühlen abgesehen». Der Rekordsieger des seit 1955 ausgetragenen «Trofeo Carranza» des Zweitligisten Cádiz CF ist nicht wie bei allen anderen spanischen Sommerturnieren mit grossem Abstand der Gastgeber, sondern Atlético Madrid mit 8 Titeln. An der WM 2010 standen 53 Spieler im Aufgebot, die 178 cm gross waren, 62 Spieler massen 180. Hingegen gab es nur 20 mit einer Höhe von 179 cm. 129 Spieler, die an der WM 2010 dabei waren, haben seither den Verein gewechselt. Das sind 17,5 Prozent. Laut der Fairplay-Trophy der Super League ist der FC Thun diejenige Mannschaft, die am wenigsten Respekt vor dem Schiedsrichter-Trio zeigt und dessen Publikum das schlechteste Verhalten an den Tag legt. Den besten Umgang mit den Offiziellen zeigt Xamax, die nettesten Fans haben die Young Boys. Die beste Bewertung beim «Verhalten der Offiziellen der Mannschaften» hat übrigens der FC Sion.

Lendenfeuer Die Schweizer Nati kann zwar nicht mal mehr gegen Fussballzwerge gewinnen und und die hiesigen Vereine haben kürzlich auf spektakuläre Weise den zweiten Champions-LeaguePlatz verloren, aber wenn wir die Aussage des Designers dieses Feuerzeugs richtig verstehen, haben wir noch immer die Längsten. Wer in dieser Illustration etwas anderes sieht, darf sich jedenfalls über reine Gedanken freuen.

«ZWÖLF – Fussball-Geschichten aus der Schweiz» wird von ZWÖLF – Verein für Fussball-Kultur mit Sitz in Bern herausgegeben. ZWÖLF erscheint sechs Mal pro Jahr. Verein und Magazin sind unabhängig. Einnahmen dienen der Deckung der anfallenden Kosten. Allfällige Überschüsse werden in das Magazin investiert. Meinungen von Autoren müssen sich nicht mit jenen der Redaktion decken. Kontakt: www.zwoelf.ch ZWÖLF auf facebook.com info@zwoelf.ch leserbriefe@zwoelf.ch ZWÖLF – Verein für Fussballkultur Postfach 8951 3001 Bern PC 60-668720-9 Abonnemente: ZWÖLF – Das Fussball Magazin. Leserservice, Postfach, CH-6002 Luzern, Tel.: 041 329 23 10. Fax: 041 329 23 03. E-Mail: zwoelf@leserservice.ch Jahresabo (6 Ausgaben/36.– CHF) per Gratis-SMS an 919 mit ABO12 und Adresse (Beispiel: ABO12 Max Muster, Sportweg 12, 8000 Torhausen) Vertrieb: MDS – Media Data Services AG Chefredaktion: André Bex, Gian-Andri Casutt, Wolf Röcken, Stefan Schürer, Sandro Danilo Spadini, Mämä Sykora. Autoren dieser Ausgabe: Peter Balzli, Nicola Berger, Pascal Claude, Matthias Dubach, Johnny Furrer, Gregory Germond, Guido Herklotz, Silvan Lerch, Dominique Meister, Romano Spadini. Bild: André Bex (Bildchef), Frank Blaser, Christian Breitler, Melanie Duchene, pixathlon, Stefan Schaufelberger, Melanie Setz, Pernette Strasser, Keystone. Anzeigen: ZWÖLF, Postfach 8951, 3001 Bern, durisch@zwoelf.ch, Marco Durisch, Tel. 079 221 11 12 Mediabox Print GmbH, Eichstrasse 25, 8045 Zürich, www.mediabox.ch/print. Gestaltungskonzept, Art Direction, Typeface, Layout & Illustrationen: bex.fm. Stauffacherstr. 87, 8037 Zürich André Bex, Visueller Gestalter (FH) www.bex.fm Druck: Swissprinters Zürich AG, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren. Web (Design & Umsetzung) bex.fm Auflage: 10 000 Exemplare ISSN Nummer: 1662-2456

Das nächste Heft erscheint Mitte Juni 2011.


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