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#26
September / Oktober 2011
zellis weg
Xamax / sponsoring / fcb-generationentreffen / cubillas lothar und die schweiz / luzern und die intellektuellen / möhlin
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ist überall Zwölf
F
ür diese Ausgabe haben wir mal wieder die ganze Super League abgegrast. Nun, zumindest fast. Bis nach Genf und Lausanne hats uns diesmal nicht ganz gereicht; in Thun waren wir zwar, waren aber aufgrund des dort stehenden neuen Prachtstadions so verwirrt, dass wir uns woanders glaubten. Begonnen haben wir im Wilden Osten, wo wir den äusserst sympathischen Marc Zellweger getroffen haben. Er wollte doch eigentlich nach seiner ewig langen Karriere beim FCSG nur noch ein bisschen nach Feierabend kicken, doch leider wuchs das kleine Brühl auch dank ihm derart über sich heraus, dass er nun diese Saison in der gleichen Liga wie seine Ex-Kollegen antreten muss.
Momentan ist es in Zürich so, dass GC die Vergangenheit und dem FCZ die Zukunft (oder zumindest die Gegenwart) gehört. Wir haben den Spiess mal umgedreht und deshalb im Fotoalbum der FCZ-Klassenfahrten gestöbert, während wir gleichzeitig einen Blick in die Zukunft des GC-Internetforums gewagt haben. Wir irren uns bekanntlich nie kaum selten nur manchmal: Da wird einiges auf uns zukommen. Was genau auf Xamax zukommt, weiss hingegen niemand. Wohl nicht einmal Bulat Tschagajew selber. Wir wollten aber zumindest mal wissen, warum ein angeblich schwerreicher Tschetschene überhaupt einen Schweizer Fussballverein als Spielzeug kauft. Das ging freilich nicht, ohne dessen Verbindung zum obersten Tschetschenen zu erforschen, der mit «Gangster» und «verrückter Analphabet» treffend umschrieben ist. Wir waren selber erstaunt, wie leicht es Tschagajew gemacht wurde, den Verein zu übernehmen. Und weil wir schon immer mal einen eigenen Klub besitzen wollten, haben wir auch gleich die ersten Übernahmeversuche gestartet. Bislang mit mässigem Erfolg, aber wir bleiben dran, keine Bange! Die Hauptstadt dieser ZWÖLF-Ausgabe ist Basel. Wir brachten Valentin Stocker mit Kurt Thalmann zusammen, der 1953 mit dem FCB Meister wurde, und lauschten gespannt dem Generationengespräch auf dem Landhof. Stocker feierte den Titel im Joggeli, wo der Platz nach dem Schlusspfiff verbotenerweise gestürmt wurde. Der Chef von Fanarbeit Schweiz schrieb uns seine Gedanken dazu. Auch mal in Basel war der peruanische Weltstar Teófilo Cubillas, die «NLA-Legende» dieser Ausgabe. Und daselbst gross geworden ist Ivan Rakitić. Angefangen hat dessen Karriere indes um die Ecke beim FC Möhlin, dessen Vergangenheit eng mit dem Schuhfabrikanten Bata verknüpft ist. Und dessen grösster Fan eine 84-jährige Norwegerin ist. Und nun hört endlich auf, diese Seite anzustarren, und beginnt beim richtigen Stoff. Wir wollen Euch einfach gewarnt haben: Bildet Euch nicht zu sehr, dadurch kann einem nämlich die Lust am Fussball vergehen. So geschah es zumindest FCL-Jungprofi Benedikt Koller. Seine Geschichte gibts auch noch in diesem Heft. Euer ZWÖLF-Team
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Planet Constantin: Der Walliser Sonnenkönig im O-Ton
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Wie gesagt, äh…: Fussballer reden
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Circus Tschagajew: Grosse Töne vom Xamax-Tschetschenen
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Die Liste: Loddar – so nah und doch so fern
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Das Fundstück: Pioniere aus Basel
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Auswärtsfahrt: Saisonauftakt in Frankreich
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Mämä erklärt: Starlose Schweiz
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Grüsse aus der Challenge League: Aarau ist Brasilien
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Der Cartoon: Hatsch beim 12-Minuten-Lauf
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Beni Thurnheer: Wie naiv darf ein Fussballfan sein?
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Die Single: GC in Hochstimmung
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Klassenfahrt: Auf Reisen mit dem FCZ
16 Xamax brennt Wer ist Bulat Tschagajew? Was will er in Neuenburg? Was denkt der Fan? Und wie kann ZWÖLF es Tschagajew gleichtun?
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24 Sponsoring Einigermassen begehrte Super-League-Brüste 28 FCB-Generationentreffen Meister 2011 trifft Meister 1953: Valentin Stocker und Kurt Thalmann 34 GC-Forum Was in der Saison 2011/12 beim Rekordmeister laufen wird
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36 Gescheiterter Gescheiter Benedikt Koller ist schon der zweite FCL-Jungprofi, der sich angewidert vom Fussball-Business abwendet 40 Aufsteiger wider Willen Marc Zellweger blickt im grossen Interview auf seine schon beendet geglaubte Karriere zurück 48 Generation U Aufgepasst: Die Scouts des SFV gehen um
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Der Fan-Arbeiter informiert: Thomas Gander über den Platzsturm in Basel
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Schweizerreise: Schuhkönig Bata lehrt Möhlin das Kicken
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Unser Mann in London: Peter Balzli über brutale Sitten bei der Glasgower Old Firm
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NLA-Legende: Keine rauschenden Europacup-Feste mit Cubillas in Basel
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Schwarzes Brett: Bücher und CD
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ZWÖLF war dabei: Christian Gross und seine zwei Hasen
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Smalltalk und Impressum ZWÖLF goes interactive Herausreissen war gestern. Mit dem kostenlosen Paperboy App von kooaba lassen sich Artikel jetzt aus ZWÖLF direkt übers iPhone oder Android-Handy anschauen, teilen und weiterempfehlen.
Einlaufen
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Wie gesagt, äh... PLANET CONSTANTIN «Ach wissen Sie, man hat mich schon mit Bernard Tapie verglichen und vielen anderen.» Etwa dem Sonnenkönig. Und deshalb findets Constantin in der «Liberté» auch gar nicht schlimm, wenn man ihn mit Dschingis Bulat Tschagajew Khan vergleicht.
«Wir haben hier in Sion eine grosse Stabilität, auch wenn wir ständig in Konflikten stehen, um die gleichen Rechte zu erhalten wie alle anderen.» Diese wirklich immense Stabilität zeichnet Sion ja gegenüber allen anderen Schweizer Vereinen aus.
«Wer in aller Welt kann hoffen, dass er in drei Tagen eine Mannschaft aufbauen kann? Für ein Fussball-Team braucht es Spieler, und wenn man ständig alles wechselt, kommt man nie ans Ziel.» Vier Tage sollten es schon sein. Oder wie hat Constantin das jetzt wieder gemeint? CCs Seitenhieb nach Neuenburg in «Le Matin».
«Zwischen den beiden Vereinen gibts überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Wir bekämpfen eine schwere Ungerechtigkeit, die von aussen kam. Xamax hat hausgemachte Probleme.» Sion-Probleme sind nie hausgemacht, das müsste man jetzt doch wissen. CC in der «Liberté».
«Die Trophäen sind immer am schönsten, wenn man viele Probleme hatte, sie zu holen.» Vom Psychologischen her erklärt ein solches Statement ja einiges. CC in der «Liberté».
«Wir kämpfen – und wir werden gewinnen. Wie immer.» Das Verrückte: Für den Cupfinal und juristische Schlachten stimmt das ja tatsächlich. CC im «Nouvelliste».
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«Diesen Tschetschenen zieh ich vor den Menschengerichtshof. Ich bin das Original, nom de dieu. Ausserdem: Wenn der alles zusammenkauft – ich brauche auch noch Spieler!» Nein. Hat CC natürlich NICHT gesagt. Aber wohl schon mal gedacht.
«Ich habe das auch gehört – ein Riesenkompliment. Ich bin halt ein ähnlicher Spielertyp, habe eine ähnliche Kämpfermentalität», sagte YB-Stürmer Marco Schneuwly. Aber innerlich staunte er wohl schon etwas, als er hörte, dass sein jetziger Trainer Christian Gross zu Basel-Zeiten jeweils sagte: «Passt auf den Schneuwly auf. Das ist einer wie Rooney!» Man sollte aber aufpassen mit Vergleichen bei Christian Gross. Einen Journalisten, der nach dem 3:1-Hinspiel-Sieg in der EuropaLeague-Qualifikation gegen Westerlo von einem «YB-Spaziergang» schrieb, belehrte er mit der höchst philosophischen Frage «Was ist ein Spaziergang?», um nachzusetzen, dass es solche im Spitzensport eben nicht mehr gebe.
Alles andere als ein Spaziergang war für Gross und YB die Partie gegen Servette (1:1). Gross wusste auch genau, warum. Bei der Hitze zu spielen, die an jenem Sonntagnachmittag geherrscht hatte, sei sehr schwierig, monierte er gegenüber dem Staatsfernsehen. Zudem sei der Platz (Kunstrasen, nur zur Erinnerung) sehr stumpf gewesen, weil er nicht genug gewässert werden konnte. Denn die TV-Kameras seien schon dagestanden. Dafür müsse man künftig Lösungen finden, so Gross. Was YB jetzt genau für einen Nachteil gegenüber Servette hatte – wir wissens nicht. «Wissen Sie», begann dafür ThunTrainer Bernard Challandes seine Antwort im Interview mit der «Berner Zeitung», «wissen Sie, ich kämpfe auch ein wenig dagegen an, dass man seine Gefühle unterdrücken soll.» Das sei ein Trend, der ihm nicht passe. «Man soll doch zeigen dürfen, wenn man sich ärgert, oder auch mal weinen, wenn man traurig ist.» Fussball sei doch ein Spektakel, da könne man nicht 90 Minuten stillsitzen! Und dann sagt Challandes noch viel Wahres: «Ein Trainer ist manchmal auch ein Schauspieler.»
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Gar nicht schauspielern mussten hingegen offenbar seine Spieler auf der Anreise zur EuropaLeague-Qualifikations-Partie gegen Shkoder in Albanien. Die führte nämlich dreieinhalb Stunden über holprige Strassen, bei 37 Grad, in einem Oldtimer-Bus ohne Klimaanlage. «Wäre das beim FCZ so gewesen, hätte ich mit den Spielern Krieg gehabt», so Challandes. Nicht so mit den Thun-Spielern. «Die lachten noch und fotografierten. Wie die Touristen», so Challandes lachend in der «SonntagsZeitung». Einem anderen Altbekannten ist es offenbar auch egal, wo er sich befindet. «Ich spiele dort, wo mich der Trainer hinstellt», sagte Hakan Yakin vor Saisonstart. Wir wollen bei Hakan ja wirklich nicht immer auf dem ewigen Thema Laufpensum und eingeschränkter Aktionsradius herumhacken. Aber dieser Freudsche mit dem Hinstellen ist einfach zu schön, um darüber hinwegzusehen.
Manchmal über etwas hinwegzusehen, ist auch ein Saisonziel von Alex Frei, wie er dem «Blick» verriet. «Ich habe mir auch zum Ziel gesetzt, Spass zu haben, lockerer zu werden. Mich nicht mehr so oft aufzuregen.» Wenn uns nicht alles täuscht, tönte es vor der letzten Saison... genau gleich. Nicht gleich wie letztes Jahr wollte GC-Trainer Ciriaco Sforza in die laufende Saison starten. «Ich bin überzeugt, dass wir in dieser Saison früher beginnen, erfolgreich zu spielen.» Nur: Am Wollen lag es wohl auch letzte Saison nicht.
Circus Tschagajew «Wenn es eine Mafia mit guten Menschen gäbe, wäre ich gerne Mitglied.» Oder doch besser gleich Chef. Dann könnte man all die Nicht-Guten entlassen. Bulat Tschagajew im von ihm initiierten Interview mit der welschen Sportinformation (si).
«In Verbindung mit Zahlen wäre es nicht unvernünftig, von 30 Millionen Franken zu reden.» Interessiert wären wir am Budget ohne Verbindung mit Zahlen: Würde Tschagajew das für uns tanzen? Ausdrucksmalen? Oder als tschetschenische Prosa rezitieren?
«Es ist für ihn noch zu früh, er hat nicht das Niveau, in der höchsten Liga zu trainieren. Ich habe ihn nur verpflichtet, weil kein guter Trainer verfügbar war.» Und so nahm er einen, der eben gar nicht Trainer war. Tschagajew über «Restposten» Sonny Anderson.
«Er ist alle 30 Minuten rausgegangen, um zu rauchen. Ist das etwa professionell? Anderson wollte nur alte und verletzte Spieler. Ich habe ihm gesagt, Xamax sei weder ein Krankenhaus noch ein Altersheim.» Vielleicht ein Übersetzungsproblem? Tschagajew noch einmal über seinen leitenden Ex-Angestellten Anderson.
«Er stand jeweils reglos da wie Napoleon.» Der war also auch nicht besser: Tschagajew über Ex-Coach François Ciccolini.
«Das ist vielleicht für die Schweizer Nationalmannschaft okay, aber nicht für Xamax!» Auch Teamarzt Roland Grossen bestand den Tschaga-Test nicht. Er hatte Spieler Bailly eine Behandlung verordnet, die sich laut Doc Bulat als «falsch» erwies.
«Damit will man mich verletzen. In Tschetschenien wären solche Verhöhnungen nicht möglich.» Nie, wohl allein schon von Gesetzes wegen nicht. Tschagajew über kritische Äusserungen von Schweizer Politikern über ihn.
«Die Ballons waren die einzigen, die in 48 Stunden verfügbar waren, um das Stadion zu dekorieren.» Migros nix, Coop nix, Tankstelle nix. Tschagajew erklärt, warum die DekoBallone zufällig die russischen Farben hatten.
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Einlaufen
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Die Liste
Loddar: So nah und doch so fern brauchten. Ja. Wenn ein Signal Irgendwann von ihm kommt…» Leider war wird der grosse der Mann damals noch nicht so Es kam offenbar nie Lothar Matthäus verzweifelt: ein Signal. in der Schweiz landen, da sind GC zum Zweiten Sechs Jahre später, als GC einen wir uns ganz Nachfolger für Trainer Marcel sicher. Einige Koller suchte und Loddar sich in Belgrad langweilte, sah die Sache Male war er schon anders aus – meinte jedenschon da – und falls Lolita Morena, ihres Zeichens zweite einstige Frau Matthänoch öfter fast. die us. «Lothar würde gerne in die
übernehmen würde. Obwohl die finanzkräftigen Herren gar noch nicht da waren (und letztlich auch nie ankamen), behelligten sie Noch-Sportchef Vogel bereits ungefragt mit Inputs. Schriftlich teilten sie ihm laut «SonntagsBlick» die Namen ihrer Wunschtrainer mit. Zuoberst auf der Liste: Thorsten Fink. Auch drauf: jawohl, Lothar.
Schweiz kommen», liess sie sich im «Tagi» zitieren. Und erfüllte damit ganz offensichtlich einen Auftrag des vormals Liebsten, schob sie der frohen Botschaft doch nach, damit habe sie nun ihre Pflicht erfüllt. Zum Thema wurde Matthäus bei GC unseres Wissens freilich trotzdem nicht.
Proaktiv in Basel
GC zum Ersten
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«Wir brauchen Matthäus», flehte GC-Manager Erich Vogel im Juni 1997 im «Blick». In dem damals 35-Jährigen sah Vogel und sah vor allem auch der «Blick» die ideale Ergänzung zum jungen GC-Team, in welchem mit Mats Gren nur ein waschechter Routinier stand. Der «Blick» rechnete schon mal freudig vor, dass die 3 Millionen, die Matthäus bei den Bayern kassierte, für GC ein lösbares Problem wären – zumal man in der Schweiz ja weniger Steuern zahle. Vogel war auch angetan: «Einer wie Matthäus, das wäre genau das, was wir
Ebenfalls vor rund zwei Jahren war Matthäus laut «Blick» (wem sonst?) auch in Basel ein Thema. Nach der Entlassung von Christian Gross soll sein Name in der «Trainerfindungs-Kommission» des FCB gefallen sein. Subito versicherte sich der «Blick» des Interesses des einstigen Weltfussballers. Und der liess aus Israel doch prompt proaktiv verlauten: «Ich bin offen für ein Angebot aus Basel. Ich hatte leider noch nie die Möglichkeit, eine Mannschaft zu trainieren, die internationale Vor gut zwei Jahren schliesslich Erfolge anpeilt.» wäre GC der Trainer Lothar Matthäus beinahe aufgezwungen worden. Nach der Entlassung von Hanspeter Latour und der Nein, als Trainer beim SC Kriens Entmachtung von Erich Vogel war Lothar dann doch nie im schien es, als ob eine Investoren- Gespräch. Immerhin aber war er gruppe um Denner-Chef Philippe in seiner Funktion als PartizanGaydoul und den Red-Bull-Mann Belgrad-Coach Attraktion und Dany Bahar das Zepter bei GC Zugpferd beim 20-Jahr-Jubiläum
GC zum Dritten
Provokativ in Kriens
des Krienser Vorbereitungsturniers im Juli 2003, an welchem Lothars Team im Final gegen Dinamo Zagreb anzutreten hatte. Die partisanischen Serben auf die dynamischen Kroaten treffen zu lassen, erwies sich im Nachhinein als suboptimale Idee, lieferten sich doch mitgereiste Schlachtenbummler eine Massenschlägerei, die den Spielabbruch nach 69. Minuten nötig machte. Nicht unschuldig an der Keilerei: Lothar Matthäus. Laut «Tagi» hatte Rekord-Lothar sich an der Linie «nicht unter Kontrolle, als er den Teamarzt von Zagreb wüst beschimpfte und ein Handgemenge anzettelte». Naturgemäss sah der das anders. Von der «Neuen Luzerner Zeitung» auf die Vorkommnisse angesprochen, reagierte er abermals ungehalten: «Was wollen Sie eine Stellungnahme? Sie haben mich ja bereits als Schuldigen hingestellt.» Und auf die Bemerkung, er habe mit seinem Wutausbruch die ohnehin schon angespannte Atmosphäre weiter angeheizt, meinte Lothar lapidar: «Wir sind hier beim Fussball und nicht bei einem Schweizer Kartenspiel.»
Zu Gast bei Kubi Bereits im September 2002 hatte Lothar Matthäus helvetischen Fussball-Boden betreten: anlässlich des Abschiedsspiels von Kubilay Türkyilmaz. Ebenfalls mit von der Partie: Eros Ramazzotti. Bei so viel Italianità im Stadio Comunale zu Bellinzona geriet auch der deutsche Rekordnationalspieler ins blumige Schwärmen:
rubrik «Kubi ist ein Ehrenmann. Ihm kann man vertrauen. Er hat ein grosses Herz, er hat Humor, und er ist sehr gesellig – ein echter Freund!» Und er lässt fast so gute Kolumnen schreiben wie einst Lothar Matthäus.
Fix bei Xamax «Xamax: Matthäus kommt!», vermeldete der «Blick» am 19. Februar 1994 in gewohnt fixer Manier und im bekannt unkomplizierten Aussagesatzmodus – eine Überschrift freilich, die man sich auch dieser Tage sehr gut vorstellen könnte. Eine Akte mit dem Stempel «Streng geheim» wollten die «Blick»Rechercheure im Tresor von Gilbert Facchinetti entdeckt haben. Deren Inhalt: «Bayerns Weltmeister Lothar Matthäus (33) soll nächste Saison am Neuenbur-
das fundstück Text: Gregory Germond www.sportantiquariat.ch
gersee Regie führen!» Auch an ein Engagement von Matthäus als Spielertrainer ab der Saison 1995/96 denke der Xamax-Boss. Jedenfalls, so der «Blick», gebe es nur noch einen «kleinen Unsicherheitsfaktor beim TransferCoup»: den drohenden Abstieg von Xamax. Ansonsten schien aber alles klar – zumal ja Lolita, eine gute Freundin der Facchinettis und Ex-Mitschülerin eines der Präsidentensöhne, seit ihrer Kindheit Xamax-Fan sei. Und tatsächlich war an der Sache wohl was dran. Facchinetti gab später jedenfalls zu Protokoll, dass er Lothars Zusage bereits gehabt habe und dieser nur auf Druck seiner Sponsoren die Bitte um die Freigabe zurückgezogen und nochmals bei den Bayern verlängert habe. Schon zwei Jahre zuvor hatte Matthäus beim Besuch des Spiels Sion - Xamax im Tourbillon verlauten lassen, dass Xamax für ihn eine Option sei: «Jouer à Xamax, pourquoi pas? Mais pas avant 1994.» Und noch im September 1995 meinte Gilbert Facchinetti im «Sport»: «Für Matthäus ist Xamax immer ein Thema.» Gut möglich, dass sich das noch als wahr erweisen wird.
CC trifft Lothar «Ja, ich treffe mich in den nächsten Tagen in München mit Matthäus zu einem Gespräch»: Ach, wie gerne hätten wir diese Aussage von Christian Constantin vom 4. März 1994 im, selbstverständlich, «Blick» mittels eines Mitschnitts dieses angeblichen Gesprächs verifiziert. So aber kann man sich nur in den buntesten Farben ausmalen, wie ein Treffen dieser beiden Herren ablaufen könnte. Drei Millionen jedenfalls hätte Constantin damals für den BayernStar hinblättern müssen. «Wohl etwas viel für die Schweizer», wie Kalle Rummenigge schlaumeierte. Übrigens: Schon am 6. Juli 1992 titelte der «Blick»: «Weltmeister Matthäus zu Meister Sion!» Und was das Ganze auch noch mit der obigen Xamax-Geschichte gemein hat: Was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Lolita drängte zu dieser Zeit immer vehementer auf eine Rückkehr in die Schweiz: «Ich habe mich fünf Jahre lang geopfert. Nun ist Lothar an der Reihe!», vertraute sie dem, jawohl, «Blick» an. Wenig später jedoch drohte noch weiteres Ungemach im Hause Matthäus-Morena. Lothar wurde nachgesagt, der Vater des Babys von Giulia Siegel zu sein. Der alte Dampfmacher indes ging gleich zum Konter über und motzte gegenüber der «Bild am Sonntag»: «Dominique Warluzel ist hinter Lolita her.» Ob es daran lag, dass ein ehemaliger Servette-Präsident seiner Liebsten den Hof machte, dass sich die Kontakte zu den Genfern nie vertieften?
Lothar national
Flirt mit Servette Im September 1995 wurde auch immer wieder mal über einen Wechsel von Matthäus nach Genf spekuliert. Seine
Ebenfalls im Zuge der Giulia-Siegel-Dominique-Warluzel-Sache redete sich ein wutentbrannter Lothar Matthäus am Telefon gegenüber dem, aber hallo, «Blick» Sorgen um seinen guten Ruf in der Schweiz von der Seele. Denn: «Wer sagt denn, dass ich nicht mal Schweizer Nationaltrainer werde?» Na niemand, Lothar!
Liebe Freunde des raren Sportstücks Pionier-Publikation aus Basel
Unlängst verirrte sich der offizielle Historiker von Newcastle United ins Sportantiquariat, auf der Suche nach Spuren seines FC von der Tyne. Nun, prompt fiel mir ein, dass die Nordengländer einst 1911 ein Spiel gegen den FC Basel bestritten. Nein, ich habe nicht gegoogelt, ich wusste es einfach. Dieses Wissen verdanke ich der aufmerksamen Lektüre des einzigartigen Werkes von Hans-Dieter Gerber: «Die Gründerzeit des FC Basel von 1893 bis 1914», 103 Seiten, erschienen 2001 im Basler Reinhard-Verlag. Erstaunlich ist, dass es in Buchform erschien; normalerweise werden historische Recherchen zum Thema Fussball in kantonale
Jahrbücher oder in Fachpublikationen veröffentlicht. Nicht so in Basel – FCB rules! Tatsächlich war der Auftritt von Newcastle United der erste Match eines englischen Klubs in der Schweiz, die Magpies gewannen 7:1. Erstaunen beim Historiker von der Insel: In den Annalen des Klubs steht 7:0! Ja diese englische Überheblichkeit, was den Fussball betrifft... Tsss, sie hatten den listig geschossenen Elfer von Emil Hasler schlicht vergessen! Doch zurück zum Buch: Es ist nicht zu trocken akademisch verfasst und erlaubt einen spannenden Einblick in die Frühzeit des Schweizer Fussballs. Und Schande, es ist noch nicht vergriffen, sondern für nur 25 Franken zu
kaufen! Der Autor wurde nach der Publikation Mitarbeiter im Schweizer Sportmuseum (gibts seit 1952 in Basel und wird Ende September an neuem Standort wiedereröffnet, ein Begehlager mit über 150 000 Objekten aus der Geschichte des Sports; siehe www.sportmuseum.ch). H.D. Gerber ist dem Ruf der Wüste, des Abenteuers und sicher auch des Geldes gefolgt und ist zurzeit als Kurator am Qatar Olympic & Sports Museum in Doha tätig. Fazit: das Buch lesen und die Basler in die Wüste schicken!
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Einlaufen
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auswärtsfahrt
Stade Brest – Évian Thonon Gaillard 2:2 Ligue 1 – 1. Runde, 6.8.2011 Stade Francis-Le Blé, 13 910 Zuschauer
Text & Bilder: Claudio Spescha
Fussball am Ende der Welt
Deftig ist das Menü, das den Fussballfan an den improvisierten Ständen und Grills rund um das Stadion Francis-Le Blé in Brest erwartet: eine halbe Baguette, gefüllt mit Pommes frites und Schweinswürsten. Etwas Warmes und Währschaftes im Magen kann hier wirklich nicht schaden. Vom nahen Atlantik her weht ein rauer Wind über die grauen Häuser der Hafenstadt, und ohne Regenjacke geht ein Bretone auch an einem Sommerabend nicht ins Stadion. Das Stadion ist ein Stadion, keine Arena. Erbaut 1922, mitten in einem Wohnquartier, erweitert im vergangenen Herbst, nach dem Aufstieg in die Ligue 1. 15 000 Zuschauer finden Platz, fast 14 000 sind zum Auftakt der Meisterschaft gekommen. Finistère heisst das Département am westlichen Ende Frankfundstück?? reichs. «Finis terrae», das Ende der Welt, wie die Gegend bereits von den Römern genannt wurde. Die enthusiastischen Fans am Ende der Welt scheinen jeden Moment in der obersten französischen Liga geniessen zu wollen. Man hat hier schon genug anderes erlebt. Nach dem Konkurs von 1991 stürzte der Verein ins Bodenlose: Zwangsrelegation, Umbenennung, Absturz in den Amateurfussball. Dabei waren die Brestois in den 80er-Jahren noch eine feste Grösse im Oberhaus gewesen, mit Spielern wie David Ginola, Stéphane Guivarc’h oder dem späteren Dortmunder Julio Cesar. Auf dem langen Weg zurück war ein anderer Grosser behilflich: Franck Ribéry, der Brest als 20-Jähriger in die Ligue 2 schoss. Wie andere finanzschwache Provinzklubs ist auch Brest ein Ausbildungsverein, der nur mit dem regelmässigen Verkauf seiner besten Talente überleben kann.
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Ein ganz anderes Profil hat da der Gegner. Der FC Evian-ThononGaillard ist der neureiche Emporkömmling des französischen Fussballs. Grosszügig alimentiert vom Lebensmittelgiganten Danone, ist der Klub vom Südufer des Genfersees (nach mehreren Fusionen und Neubenennungen) innerhalb von zwei Jahren von der dritten Division in die Ligue 1 durchmarschiert. Klingende Namen wie Zinédine Zidane und Bixente Lizarazu gehören zu den Mitbesitzern, klingende Namen sollen auch auf dem Feld den Erfolg garantieren, zum Beispiel der ehemalige Nationalstürmer Sidney Govou. Für einen ambitionierten Aufsteiger stellt sich Evian aber noch etwas naiv an. Zwar profitiert man früh von zwei Stellungsfehlern der wackligen jungen Abwehr der Bretonen und führt nach 20 Minuten mit 2:0. Doch kurz vor der Pause lässt Evians Ersatzgoalie einen harmlosen Flankenball durch die Hände gleiten und bringt damit die Brestois wieder ins Spiel. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte gleicht Brest aus. Die zweite Halbzeit ist ein einziger Sturmlauf der Bretonen, die, angefeuert von einem lautstarken Publikum, den Heimsieg erzwingen wollen. Doch das ersehnte Tor will und will nicht fallen. Viele Torszenen, aber auch viele Fehler und Ungenauigkeiten – ein typisches erstes Meisterschaftsspiel auf einem langen Weg im Kampf gegen den Abstieg. Da stärkt sich der bretonische Fan auf dem Heimweg doch vorsorglich noch einmal mit einem Sandwich aus Baguette, Pommes frites und Schweinswürsten. Mit Travelclub an aussergewöhnliche Fussballspiele: www.travelclub.ch
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mämä erklärt
Martin «Mämä» Sykora ist der ZWÖLF-Fussballprofessor und Präsident der Alternativliga Zürich
Keine Sterne in der Schweiz
Fast jede nation hat irgendwann zumindest einen einzigen weltstar. nur wir nicht. es würde ungemein helfen. Aus Dänemark kommen die Laudrups, Ungarn hatte Puskás, Bulgarien Stoitchkov, Roy Keane ist ein Ire, Nedved ein Tscheche, und selbst die Finnen brachten einen wie Jari Litmanen und Island einen Eiður Guðjohnsen hervor. Fast jedes Land in Europa, selbst wenn es im Fussball nie grosse Stricke zerrissen hat, hat oder hatte schon einen absoluten Weltstar. Nur dieses kleine unförmige Ding in Europas Mitte nicht. Wir sind das Land der Halbstars. Stéphane Chapuisat gehörte auf seinem Zenit sicher zu den besseren Stürmern Europas und hat es bis auf eine tadschikische Briefmarke gebracht, ausserhalb des deutschsprachigen Raums hat er dennoch nicht Legendenstatus erreicht. Alex Frei hinterliess zumindest auch in Frankreich nachhaltigen Eindruck, in England hingegen kennt man ihn eher für seine Markierung auf Gerrards Nacken. Johann Vogel, Ciriaco Sforza, Alain Sutter, Hakan Yakin – sie alle waren ebenfalls begnadete Fussballer, waren aber dennoch ausserhalb der Liga, in der sie für Furore sorgten, lediglich einem kleinen Kreis überinteressierter Fussballfans ein Begriff. Zu einer so grossen Popularität, dass selbst Kinder in Thailand, Ghana oder Venezuela mit ihren gefälschten Trikots am Strand kicken, hat es keinem Schweizer auch nur annähernd gereicht. Was nicht ist, kann noch werden. Um es zum Weltstar zu bringen, muss einer zumindest in einem grossen Verein spielen, damit er sich auch europäisch zeigen kann. Schaut man das Aufgebot
der Nati an, gibt es nur wenige, die diese Voraussetzung erfüllen: Juventus, Napoli, Arsenal, mit Abstrichen vielleicht sogar Leverkusen. Doch die meisten Schweizer Auslandprofis sind selbst in ihren Vereinen nur Halbstars, keine unbestrittenen Leistungsträger. Sie sind «nice to have». Lediglich Gökhan Inler ist für seinen Klub von immenser Wichtigkeit, doch seine
Rolle und sein Spielstil sind eher unspektakulär. Damit gewinnt man zwar, wenn alles optimal läuft wie einst einem Theodoros Zagorakis an der EM 2004, die Experten-Auszeichnung als bester Spieler eines grossen Turniers, jedoch nicht die Herzen der Fussballfans weltweit. Man kann darüber streiten, ob es gut oder schlecht ist, keinen wirklichen Star in der Mannschaft zu haben. Tatsache ist, dass es durchaus einen Gegner einschüchtern und den Mitspielern einen
mentalen Schub geben kann, wenn man einen Ausnahmekönner in den Reihen weiss. Schweden beispielsweise stellt momentan eine überaus biedere Durchschnittstruppe, dennoch bekommen die Defensivverbände Europas ein mulmiges Gefühl, wenn sie dann Zlatan Ibrahimovic gegenüberstehen. Gleiches gilt für Kamerun und Samuel Eto’o. Sie können nicht nur durch ihre Genialität ein Spiel entscheiden, alleine ihre Ausstrahlung und die Aura, die sie umgibt, können bewirken, dass sich Verteidiger zu stark auf sie konzentrieren, weil sie um die Gefahr wissen, und so Räume offen lassen für andere Spieler. Es ist bestimmt nicht so, dass es rein aus Mangel an Talent kein einziger Schweizer bislang zum Liebling der Massen geschafft hat. Hierzulande steht man allem skeptisch gegenüber, was irgendwie herausragt. Extrawürste gibt es nicht, einen ohnehin schon mit übermässigem Talent Gesegneten braucht man nicht noch zusätzlich zu fördern; ihm braucht man auch nicht mehr durchgehen zu lassen. Eher muss erreicht werden, dass das Kollektiv funktioniert. Diese «Nivellierung zur Mitte» hat schon Erich Vogel in ZWÖLF #12 kritisiert. Das «Problem» wurde nun auch beim Verband erkannt. In Zukunft will man verstärkt die Besten der Besten fördern, sowohl bei den Nationalauswahlen als auch im Verein. Eine erste Voraussetzung ist damit gegeben, dass wir vielleicht dereinst mal Shirts von unserem ersten Weltstar auf einem marokkanischen Basar kaufen können.
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Einlaufen
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grüsse aus der challenge league Seleçaarãu
Text: Thomas Häusermann
Der Kampf um die Vormachtstellung unter den Fussballausrüstern geht in die nächste Runde: Nike legt auf dem Weg zur Weltherrschaft einen Zwischenhalt auf dem Brügglifeld ein. Der neue Ausrüster des FC Aarau heisst Nike. Der amerikanische Sportartikelhersteller bleibt dabei seiner Strategie treu, die attraktivsten Aushängeschilder der grossen Ligen durch lukrative Verträge für sich zu gewinnen. Dies seit bekannt wurde, dass Fussball in der restlichen Welt auf mindestens so viel Interesse stösst wie Baseball. Damit reiht sich Nike in die glamouröse Liste der Firmen ein, welche die Mittelländer in der nahen Vergangenheit einkleiden durften: Jako, Diadora (R.I.P.) und jüngst Legea. Dem sportlichen und gesellschaftlichen Aufstieg der Unabsteigbaren steht folglich nichts mehr im Weg: Rannte man vergangene Saison in den baugleichen Trikots der nordkoreanischen, der montenegrinischen, der kosovarischen und der iranischen Nationalmannschaft verpassten Torchancen hinterher, so werden die Aarauer neuerdings in einem Zug mit Arsenal, Barcelona und der Seleção
der Cartoon
Von Konrad Beck, Christian Wipfli
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genannt. Das schindet Eindruck und lässt die restliche Challenge League in Ehrfurcht erstarren! Der erfolgversprechende Saisonbeginn zementiert die Vermutung, dass Aarau in Zukunft die ChampionsLeague-Teilnahme privat mit Xamax ausmachen wird. Gut, Adidas hätte es für den Anfang auch getan. In der Vergangenheit ist man mit den fussballkultivierten Franken nicht schlecht gefahren, holte einen Cupsieg hier, einen Meistertitel da, demontierte europaweit reihenweise Gegner – ganz egal, ob diese Lok Leipzig oder AC Milan hiessen (ungeprüfte Erinnerung des Autors). Die Gründe, wieso Nike neuerdings die begehrten weissen Socken liefern darf, sind bislang unbekannt. Legea habe sich als unprofessioneller Ausrüster erwiesen, so der Marketingverantwortliche Roger Geissberger in der «Aargauer Zeitung». Raum für Spekulationen. Eine Retourkutsche seitens Nike für das DFB-Team, das sich partout nicht einswooshen lassen will? Den Joker Aarau hat man sich zumindest gesichert – Adi Dassler wird sich im Grab umdrehen (sofern er dort SSF empfängt).
Aber Obacht, geschätzte Nike-Verantwortliche: Ein Engagement im Brügglifeld bedeutet nicht nur Glanz und Gloria. Falls ein paar Barcelona-Franken übrig bleiben, hätten wir gerne (neue) sanitäre Einrichtungen. Werbewirksame «Just do it»-Aufkleber auf den Toilettensitzen? Just do it! Das Pneu-Egger-Schild sollte konserviert werden, damit es weitere 150 Jahre hält. Der Telefonist beim manuellen Totomaten benötigt einen neuen Klingelton (ein Retro-Klingeln wäre toll). Und das klassische Adidas-Zeichen aus den 80er-Jahren würde sich auf den Trikots optisch wohl noch besser machen als das Nike-Logo – bitte Machbarkeit prüfen. Ansonsten: Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!
Das Schweizer Sportfernsehen überträgt jeweils die MontagsPartien der Challange League live ab 20 Uhr. Die nächsten Partien: 22.8. Winterthur - Wohlen, 29.8. Delémont - Aarau
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beni thurnheer
Die Single Beni National ist der neuste ZWÖLF-Transfercoup.
Wie naiv darf ein Fussballfan sein? Verliebte tendieren dazu, die Welt in Rosarot zu sehen und alles zu verdrängen, was nicht ins Idealbild passt – bis hin zur Verleugnung der Realität. Dies gilt auch für alle in den Fussball Verliebten. Bloss: Wie gross darf hier der Naivitätsfaktor eigentlich sein? Tschetschenische Widerstandskämpfer entführen zwei Schweizer. Der Bund kauft sie frei. Mit diesem Geld wird anschliessend Neuchâtel Xamax finanziert. Natürlich alles frei erfunden! Doch wie weit sind wir noch von solchen Szenarien entfernt? Jetzt, wo auf der Maladière die Anzeigetafel in Französisch und Russisch gehalten und in der Pause östliche Folklore gezeigt wird, ist man nachträglich dem FC Sion direkt dankbar, dass zu Zeiten der Tamoil-Tenüwerbung in der Pause keine Ghadhafi-Reden gezeigt wurden. Gut, ist der ägyptische Grosssponsor des FC Luzern ein gebildeter, dem Westen zugeneigter Mann – so müssen wir nicht befürchten, dass uns demnächst filmische Minarette entgegenleuchten. Würden sich die Fans dann in Richtung Mekka in die Knie werfen? Immerhin hört man aus Neuenburg, den Anhängern des Klubs sei alles egal; Hauptsache, der Verein verfüge über genügend Geld, um gute Spieler einzukaufen. Wirklich: Wie gross darf der Naivitätsfaktor sein? Ab der Saison 2012/13 wird das Pay-TV die Schweizer Meisterschaftsspiele übertragen. Der Grund ist einfach: Die Privaten haben mehr geboten als der sogenannte Staatsmonopolist (dem ich als Reporter angehöre). Man könnte auch sagen, dass das Fernsehen der Abzocker dasjenige der Allgemeinheit in die Knie gezwungen hat. So ist das Leben! Wie sagte doch der Satiriker Ephraim Kishon schon vor langer Zeit: Beim Spitzensport geht es nicht nur darum, dem Fan das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es geht auch darum, dass es dieser nicht merkt. Es wird genügend Journalisten geben, die dafür sorgen – man braucht sie nur einmal als Experten zu verpflichten und sich vor den Kameras sonnen zu lassen. Bleibt nur noch das Problem der verschwindend kleinen Einschaltquoten, die aus Scham konsequent unter dem Deckel gehalten werden. Der Schluss liegt nahe, dass peinlicherweise bei jedem Spiel mehr Leute im Stadion sitzen als vor den Bildschirmen. Nur als «Verliebter» – siehe oben – kann man elegant über dieses «Detail» hinwegsehen. Jetzt, wo die Werbemillionen im Trockenen sind, versucht der Verband immerhin fairerweise noch ein «Free-TV»-Fenster zu öffnen, damit doch noch etwas mehr Leute die Werbung im Stadion sehen als die (sehr optimistisch) budgetierten 33 000 pro Spiel. Wie sinnvoll es für die Umwelt ist, wenn fortan an jedem Wochenende mehrere riesige Fernsehwagen aus ganz Deutschland südwärts fahren, damit eine Zuschauerzahl, die gegen null strebt, in den Genuss von Live-Challenge-League-Spielen kommt, wollen wir hier lieber nicht vertiefen. Freie Marktwirtschaft! Dies bedeutet dann konsequenterweise wohl auch, dass die Klubs von nun an die gesamten Sicherheitskosten übernehmen. Es sei denn, sie machen es wie die Banken: Den Gewinn streiche ich ein, die Kosten trägt die Allgemeinheit. Aber sonst freue ich mich wie verrückt auf die neue Meisterschaft!
Olé, Olé, Olé GC Bill Banger Band, Activ-Records 1986 Aus der Sammlung von Pascal Claude Wie so oft widmet man sich auch bei dieser Schallplatte sinnvollerweise eher der Hülle als dem Inhalt, versammelt die Jubiläumsscheibe zum 100. Geburtstag des Grasshopper-Club doch eine illustre Schar Fussballprominenter ersten Ranges auf ihrem Cover: Ciri mit Babyspeck, Ponte auf dem Schoss von Gren, Sutter mit Vokuhila und Jara mit Timo an den Congas. Die Laune der Truppe stimmt ganz offensichtlich, was kein Wunder ist, herrschte im Verein des Jahres 86 doch eine Spielauffassung von 68: «Vom Stürmer bis zum Goalie – bringt jede sini Soli.» Olé, Olé, Oh je. Diese und die früheren «Singles» zum Anhören auf www.zwoelf.ch
Die Tabelle Rang
Klub
Anzahl Zeichen
1.
BSC Young Boys
76 942
2
Grasshopper-Club Zürich
52 078
3.
FC Zürich
24 669
4.
FC Basel
23 747
5.
Servette FC Genève
18 583
6.
FC Sion
17 467
7.
FC Luzern
16 487
8.
FC Lausanne-Sport
10 793
9.
FC Thun
10 030
10.
Neuchâtel Xamax
10 000
ZWÖLF präsentiert den Tabellenstand der Super League. Diesmal: Anzahl Zeichen des Wikipedia-Eintrags in der jeweiligen «Muttersprache» des Vereins. Es gibt sie also doch, die Tabelle, in der YB ganz oben steht. Der Wikipedia-Eintrag der Berner ist in allen Belangen vorbildlich. Völlig verdienter Schweizer Meister in dieser Kategorie!
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Rubrik
Pfingsten 1928: Vor dem schönen Kölner Dom. Spiel leider mit 2:5 verloren.
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Trainingslager in Afrika Anfang der 80er. Hart wie immer. Ganz rechts Schönenberger und Lüdi, stehend Jerkovic.
Heute: Mit dem FC Z체rich. Fussballer sind viel unterwegs. Wir zeigen auf diesen Seiten fortan Juwelen aus den Reisefotoalben der Schweizer Vereine. (Bilder: FCZ-Museum)
rubrik
Abstecher nach Lugano anl채sslich der Armeemeisterschaft 1942. Kompanie halt!
Longdrinks mit Longo: Abidjan 1981. Mit dabei: Karl Grob, Walter Iselin, Ruedi Landolt, Daniel Jeandupeux, Roger Kundert, Ruedi Elsener, Gianpietro Zappa.
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xamax
Das Experiment Text: Christian Bütikofer / Bilder: Keystone
Er will alle und alles ändern bei Xamax, nur die Fans nicht. Doch kennt Bulat Tschagajew die Schweiz überhaupt? Und ist er ein Mann des tschetschenischen Präsidenten? Viele Fragen – und einige Antworten.
A
n der entscheidenden ausserordentlichen Generalversammlung am 12. Mai 2011 im Stade de la Maladière trafen sich die Aktionäre von der Neuchâtel Xamax SA. Seit Wochen war bekannt, dass deren Präsident Sylvio Bernasconi die Aktiengesellschaft und somit den Klub loswerden wollte. Für den Kauf konnte Bernasconi den tschetschenischen Investor und selbst ernannten Milliardär Bulat Tschagajew als neuen Besitzer begeistern. 299 284 Aktien waren vertreten an jenem Donnerstag im Mai. Die Versammlung sollte die Tschagajew-Leute Andrei Rudakov als Präsidenten und Olga Danese als Vizepräsidentin und Sekretärin in die Geschäftsführung wählen. Die Opposition gegen Bernasconis Wunsch tendierte gegen null: 297 994 Stimmen stimmten für den Verkauf, 1287 enthielten sich eines Votums, nur 3 waren dagegen. Andrei Rudakov und Olga Danese wurden für eine Periode von drei Jahren gewählt. Remo Siliprandi verdankte dem abgetretenen Sylvio Bernasconi in einer leidenschaftlichen Rede seine Dienste für den Klub. Nach knappen zwei Stunden gehörte Xamax nun ganz offiziell dem Tschetschenen Bulat Tschagajew. Schon 2010 klamm Sylvio Bernasconi muss mit dem Verkauf ein Stein vom Herzen gefallen sein. Denn bereits im April 2010 musste Bernasconi wiederholt für die Löhne seiner Xamax-
Angestellten aus seiner privaten Schatulle aufkommen, der Klub hätte sie sonst nicht bezahlen können. Das zeigen Dokumente, die ZWÖLF vorliegen. Ende Juni 2011 waren gegen Xamax fünf Betreibungen im Wert von 1,5 Millionen Franken hängig. Im Jahr zuvor waren es noch eine bescheidene Betreibung und knapp 300 000 Franken. Auch das zeigen Dokumente im Besitz von ZWÖLF.
Rechtliches Ungemach drohte Xamax zudem durch Mittelfeldspieler Ifet Taljevic, der ab September 2009 nicht mehr im Team aufgeboten wurde. Dessen Anwalt zweifelte den Vertrag an, den er mit Xamax geschlossen hatte. Auch Verteidiger Damien Tixier, den Xamax im März 2010 trotz eines Vertrags bis 2012 per sofort freistellte, liess sich anwaltlich vertreten. Die Dokumente liegen öffentlich vor. Zudem rangen Xamax-Verantwortliche 2010 noch verzweifelt um wichtige Sponsoren. Man war darum froh, als Finanzchef Antonio Lopez das Werk der Uhren-
schmiede Tissot in Le Locle für ein weiteres Jahr als Ärmelsponsor gewinnen konnte. Tschagajew hingegen schickte kurz nach seinem Amtsantritt diversen Sponsoren die Kündigung. Gegen die Regeln des Klubs Inzwischen beklagt sich Bulat Tschagajew über die ehemalige Geschäftsführung seines neusten Kaufs. Und auch der noch diesen Mai als neuer Präsident gewählte Andrei Rudakov ist bereits nicht mehr am Ruder. Sein Amt übernahm Islam Satujew, ein 2004 abgewiesener Asylbewerber aus Tschetschenien, der «alles» seinem Gönner Tschagajew verdankt, wie er der Presse erklärte. Weil seine Frau an einer schweren Krankheit leidet, lebt er nach wie vor hier und kann Tschagajew nun etwas zurückgeben für dessen grosszügige Gönnerschaft. Mit dem neuen Präsidenten verstösst Tschagajew gegen die Statuten seines eigenen Klubs. Denn in Artikel 18 der Neuchâtel Xamax SA steht: «Der Verwaltungsrat der Firma besteht aus einem oder mehreren Mitgliedern, die in der Mehrheit Aktionäre der Gesellschaft sein müssen, Schweizer sind und ihr Domizil in der Schweiz haben.» Das dürfte den neuen starken Mann Bulat Tschagajew nicht gross stören. Ein weiteres kleines Detail, das er wohl schnell lösen wird. Und obwohl über den diskreten Milliardär aus der autonomen russischen Republik noch immer wenig bekannt ist,
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Oben: Xamax war pleite. Ein Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Xamax-Verwaltungsrats vom 10. Juni 2010: «Der Präsident hat wieder für die Löhne von April 2010 ausgeholfen.» Unten: Tschagajew kümmert es wenig. Artikel 18 der Xamax-Statuten besagt, dass der Verwaltungsrat des Vereins aus Personen bestehen muss, die «Schweizer sind und ihren Wohnsitz in der Schweiz haben». Links: Tschagajew spricht weder Französisch noch Englisch. Auf so einem Fresszettel meldete sein damaliger Verwaltungsrat dem Handelsregisteramt den Umzug seiner Envergure Holding S.A.
so entstand in den letzten Monaten aus Details wie diesem ein Gesamtbild mit grellen Zwischentönen. Seit 24 Jahren in der Schweiz Bulat Tschagajew gab an, seit 24 Jahren in der Schweiz tätig zu sein. Bereits Ende der 80er-Jahre will er in Zug ein Unternehmen für Rohstoffhandel gegründet haben. Als er dann hier seine Unternehmen Envergure Holding, Envergure Real Estate 1, Envergure Management und Dagmara Trading gründet, gibt er als Wohnsitz Moskau an. Am Wohnort seiner Frau im Kanton Waadt ist er nicht gemeldet. Das Privileg, noch während der Zeiten der Sowjetunion in Europa handeln zu können, deutet auf sehr gute politische Verbindungen hin. Bulat Tschagajews Frau ist die Tochter des letzten kommunistischen Führers der Tschetschenen, Doku Sawgajew. Heute sitzt er auf einem geruhsamen Botschafterposten in Slowenien. Es zeigt sich: Tschagajew entstammt der alten sowjetischen Nomenklatura, die es schaffte, sich aus der postkommunistischen Ära als Gewinner in der Neuzeit zu etablieren. Eine Informationsperson von ZWÖLF aus Tschetschenien bestätigt dies: «Als Russland 1995 Grosny und den grössten Teil Tschetscheniens zerstörte und
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eroberte, setzte der Kreml Doku Sawgajew als Präsidenten ein. Sawgajew und sein Clan wurden von den meisten Tschetschenen als Nationalverräter angesehen, die die Freiheit Tschetscheniens verkauft haben. 1996 endete der erste Krieg, die Russen zogen sich zurück, und die tschetschenische Regierung stellte einen Haftbefehl gegen Sawgajew aus. Der war aber schon längst in Moskau, zusammen mit seinem ganzen Clan.» Statthalter vom Limousinen-Verleih Bulat Tschagajews Gewährsleute zeichnen sich mitunter nicht unbedingt durch einen langjährigen Leistungsausweis aus, sondern müssen offenbar vor allem eins sein: loyale Vollstrecker. Anders ist es nicht zu erklären, dass er etwa für seine Dagmara Trading einen Jungspund als Verwaltungsrat anstellte, der nebenbei mit seinem Vater noch einen Limousinen-Service führte. Einen Vorteil hatte der NachwuchsVerwaltungsrat immerhin: Er lebt in der Schweiz. Das ist wichtig für Tschagajew, denn hier muss jede Aktiengesellschaft durch eine Person mit Sitz in der Schweiz vertreten sein. Etwas, was Bulat Tschagajew bis heute nicht bieten kann. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass sich der Milliardär durch seine Vertreter in einer Art
und Weise vor öffentlichen Ämtern vertreten lässt, die den Gebaren jeder Einmannfirma spottet. Der Clan geht über alles. Bauernschlaues Geldverständnis Als Bulat Tschagajew beim Xamax-Amtsantritt dem TSR ein Interview gibt, wollen die Journalisten wissen, wie er zu seinem sagenhaften Vermögen gekommen ist. Sie sprechen ihn auch auf den andernorts geäusserten Verdacht der Geldwäsche an. Seine bauernschlaue Antwort: Geld sei nicht schwarz oder weiss. Wenn er Schuhe kaufen gehe, werde er auch nicht gefragt, welche Farbe sein Geld habe. Wie viel Geld er denn besitze? Da habe er keine Ahnung, er zähle es nicht. Weiter wollten die Journalisten wissen, welche Beziehung er zum Präsidenten von Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, habe. Kadyrow sei für ihn wie ein Bruder, meinte der neue XamaxHerrscher. Die letzte Frage war unvermeidlich: Tschagajew ist einer der Investoren des FC Terek Grosny, Lieblingsspielzeug von Ramsan Kadyrow und Vorzeigeklub der autonomen Republik Tschetschenien. Regelmässig veranstaltet Kadyrow Showspiele mit international bekannten Grössen der Fussballwelt. Das Ziel: ein Spiel an der WM 2018 für Russland ausrichten zu dürfen.
Xamax-Mercato – Die prominentesten Spieler, die gemäss Medienberichten auf die Maladière wechseln sollten: +++ David Trezeguet, 33, Sturm, FRA, 6.000.000 CHF, Hércules FC +++
Daniel Güiza, 3
Gabriel Heinze, 33, Abwehr, ARG, 2.500.000 CHF, AS Roma +++
xamax Der «Bruder» des Xamax-Bosses Doch wer ist eigentlich dieser «Bruder»? Wer ist Ramsan Kadyrow? Ramsan Kadyrow ist der Sohn des früheren tschetschenischen Präsidenten Achmat Kadyrow, der im Mai 2004 durch eine Bombe ermordet wurde. Achmat Kadyrow war der Stellvertreter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Verantwortlich für die Sicherheit von Achmat Kadyrow war dessen Sohn Ramsan. Doch statt für sein Versagen zur Verantwortung gezogen zu werden, beordete ihn Putin noch am Tag des Attentats nach Moskau und machte ihn zum faktischen Herrscher über Tschetschenien. Wenig später erhielt Kadyrow junior die höchste Auszeichnung «Held der Russischen Föderation». Solche Fakten allein beschreiben den 34-jährigen Ramsan Kadyrow jedoch schlecht. Ein Bericht von Anna Politkowskaja zeigt da schon mehr. Sie war die einzige Journalistin aus Russland, die regelmässig über Tschetschenien und den zweiten Tschetschenien-Krieg (1999– 2009) berichtete und diese autonome Re-
publik bereiste. 2005 besuchte sie Ramsan Kadyrow, jedoch nicht in der Hauptstadt Grosny, sondern im Ort Zenteroi, dem Zentrum seines Clans. In Grosny bewegt er sich nur selten, aus Angst vor Mordanschlägen. Ein denkwürdiges Interview Politkowskaja nannte Ramsan Kadyrow in ihrem Buch «Russisches Tagebuch» einen «verrückten Analphabeten» und «Gangster». Als sie 2005 in Zenteroi zum Interview erschien, wurde sie von Kadyrows «Sicherheitspersonal» keinen Augenblick aus den Augen gelassen. Man führte sie ins «Gästehaus» seines Anwesens, Kadyrow liess sich sieben Stunden nicht blicken. Dafür zeigte man Politkowskaja einen Prunkpalast, der mit den teuersten Materialien erstellt wurde, mit Jacuzzi, Sauna, Marmor-Cheminée. An sämtlichen Möbeln und sonstigen Einrichtungen hingen demonstrativ Preisschilder in Dollarwährung. Zusammengeramschte Ware «made in Hong Kong» wechselte sich mit teuerster Marmorausstattung ab, auch ein kitschiger Springbrunnen im Hof durfte
nicht fehlen. Das zu einer Zeit (2005), als Tschetschenien völlig zerstört war. Es fehlte an allem – nicht so in Kadyrows Residenz, einem zusammengeräuberten Palast schlechten Geschmacks. Was dann nach sieben Stunden Warten folgte, als sich Kadyrow endlich zum Interview bemühte, hätte surrealer nicht sein können. Man bat die Journalistin in einen schummrigen Raum mit einem Tisch und vor die versammelte KadyrowSchar, alle bis an die Zähne bewaffnet. Als Ramsan Kadyrow erschien, räkelte er sich auf einem Sessel vis-à-vis von Politkowskaja, überkreuzte die Beine und schaffte es, dass sich seine Füsse – nur mit Socken bekleidet – praktisch auf Kopfhöhe der Journalistin befanden. Dann begann der damals 29-jährige faktische Herrscher einen Sermon über seine politischen Ziele. Er gab offen zu, mit dem russischen Geheimdienst FSB zusammenzuarbeiten, übernahm für sämtliche Geschehnisse in Tschetschenien die volle Verantwortung und rühmte sich seines direkten Drahtes zum Kreml.
Am Tag bevor Tschagajew den Klub übernahm, kam es in Neuenburg zu einem Fan-Protestmarsch: «1000 Jahre Neuenburg für das? Schande!»
30, Sturm, 4.000.000 CHF, Fenerbahçe Istanbul
+++ Raúl Bobadilla, 24, Sturm, 2.500.000 CHF, Borussia Mönchengladbach +++
El-Hadji Diouf, 30, Sturm, SEN, 3.000.000 CHF, Blackburn Rovers +++
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Pablo Aimar, 31, Mittelfeld, ARG, 6.500.000 CHF, Benfica Lissabon +++
xamax Während des skurrilen Interviews (siehe Kasten) lachte Ramsan Kadyrow immer wieder an den unpassendsten Stellen, «wieherte wie ein Pferd» – und alle seine Lakaien stimmten in das freche Gelächter ein. Dann befahl er einem seiner Bewacher, ihn am Rücken zu kraulen – und der tat, wie ihm geheissen. Ein einziges Mal wusste sich Kadyrow während der Visite Anna Politkowskajas zu benehmen. Das war, als er aus dem Kreml einen Telefonanruf entgegennehmen musste. Politkowskajas Fazit in ihrem «Russischen Tagebuch»: «Ramsan Kadyrow besitzt keinerlei Bildung, dafür aber den Dienstgrad eines Hauptmanns der Miliz (Anmerkung: Zivile Polizei). Wie er dazu gekommen ist, bleibt sein Geheimnis, war Kadyrow junior doch nie Milizionär, ganz abgesehen davon, dass man in Russland für diesen Rang eine abgeschlossene Hochschulausbildung nachweisen muss.» Und weiter: «Ramsan Kadyrow ist nicht einfach ein Mensch ohne Anzeichen intellektueller Tätigkeit, er ist ein Mann des Krieges und des Terrors. Ohne Krieg und Terror und das daraus resultierende Chaos gibt es für ihn einfach nichts zu tun.» Ein knappes Jahr nach diesem denkwürdigen Interview war Anna Politkowskaja tot. Ermordet am 7. Oktober 2006 im Aufgang ihres eigenen Wohnhauses. Sie war für ihre Zeitung «Nowaja Gaseta» mit einer Recherche zu aussergerichtlichen Erschiessungen und Folter durch Kadyrows Banditenverbände fast fertig. Adel vs. Bauer Die Frage bleibt: Warum bezeichnet ein schwerreicher Besitzer eines Schweizer Fussballvereins Ramsan Kadyrow als «Bruder»? Und warum kauft sich ein Milliardär ausgerechnet einen Schweizer Klub? Eine Informationsperson von ZWÖLF aus Tschetschenien hat eine Erklärung: «Obwohl in der Presse immer wieder berichtet wird, dass Tschagajew ein Mann von Kadyrow sei, stimmt das nicht. Tschagajew und sein Clan verachten
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Ramsan Kadyrow: Ansichten eines Tyrannen* Was sind Ihre besten Eigenschaften? Ich verstehe die Frage nicht. Was sind Ihre Stärken, was Ihre Schwächen? Ich habe keine Schwächen. Ich bin stark. Möchten Sie Präsident von Tschetschenien werden? Nein. (2007 wurde Ramsan Kadyrow von Putin persönlich zum Präsidenten gekürt – er ist es noch heute und veranstaltet einen Führerkult um sich und seinen Vater wie zu besten Sowjetzeiten.) Was möchten Sie am liebsten machen? Kämpfen. Ich bin ein Krieger.
Sagt der Prophet das wirklich? Und wenn es keine Gegner mehr gibt, wen bekämpfen Sie dann? Dann gehe ich Bienen züchten. Ich besitze Bienen, Kühe und Kampfhunde. Ist es nicht traurig, wenn Hunde töten? Es gefällt mir nicht. Ich respektiere meinen Hund Tarzan wie ein menschliches Wesen. Was sind Ihre anderen Leidenschaften? Hunde, Bienen und der Kampf gegen... Mir gefallen die Frauen. Ihrer Ehefrau ist das egal? Ich erzähl ihr nichts davon.
Haben Sie jemanden umgebracht? Nein. Ich bin nur der Chef.
Was für eine Ausbildung haben Sie? Rechtswissenschaften auf Universitätsniveau, ich bin noch am Lernen.
Haben Sie jemals den Befehl zum Töten gegeben? Ja.
Auf welches Gebiet haben Sie sich spezialisiert? Recht.
Ist das nicht schrecklich? Ich bin es nicht, es ist Gott. Der Prophet sagt, dass unsere Gegner getötet werden müssen.
Ja, aber welches Gebiet: Strafrecht? Zivilrecht? Ich erinnere mich nicht. [...] Ich bin sehr beschäftigt.
* Transkription aus dem Buch «Russisches Tagebuch» von Anna Politkowskaja (gekürzt)
Kadyrow eher. Salopp könnte man ihr Verhältnis als Adel vs. Bauer bezeichnen. Der Clan von Tschagajews Frau Sawgajew braucht eine endgültige Rehabilitation in Tschetschenien, um zum anerkannten führenden Teil des heutigen Establishments zu werden. Kadyrow wiederum braucht ein «zivilisiertes Gesicht», das er der Weltöffentlichkeit präsentieren kann. So veranstaltet Tschagajew in Grosny eine Show mit Prominenten aus der Fussballwelt und Showbusiness und bekommt im Gegenzug von Kadyrow einen Orden für Verdienste an der tschetschenischen Republik.»
kassow, der Leiter des Moskauer Büros von «Memorial», der grössten russischen Menschenrechtsorganisation, noch 2009: «Tschetschenien ist wie 1937/38. Die Menschen bekommen Wohnungen, Theateraufführungen, Konzerte, alles wirkt ganz normal... Und nachts verschwinden Menschen.» Seit zehn Jahren sei in Tschetschenien die Zahl der ermordeten oder verschwundenen Personen pro 10 000 Einwohner grösser als die Zahl der Opfer der grossen Säuberungen unter Stalins Terrorherrschaft. Es handle sich um die Illusion einer Normalität.
Ziel: Normalität vorgaukeln Diese Theorie scheint nicht aus der Luft gegriffen. So sagte Alexander Tscher-
Zusätzliches Material zum Thema Tschagajew/Xamax findet ihr auf www.zwoelf.ch
Frédéric Kanouté, 33, Sturm, Mali, 7.000.000 CHF, FC Sevilla +++
Gelson Fernandes, 24, Mittelfeld, CH, 3.500.000 CHF, AS St-Etienne +++
Stéphane Grichting, 32, Abwehr, CH, 2.500.000 CHF, AJ Auxerre
+++ Grégory Coupet, 38, Torwart, FRA, 1.000.000 CHF, Paris St-Germain +++
Fiebergedanken eines Fans
Text: Daniel Plančić
A
n einem Strand in Durankulak, nahe der bulgarisch-rumänischen Grenze, beobachte ich ein grosses schwarzes Pferd, das im Meer schwimmt und kaum mehr herauskommt. Kinder feuern es an, und mit der Hilfe ihrer Väter ziehen sie es aus dem Wasser. Alle freuen sich, legen dem verängstigten Ross eine rote Schlaufe um, spannen es vor den Wagen und fliegen Richtung Sonnenuntergang davon. Später liege ich verkatert in einem Hotelzimmer in der Schwarzmeerstadt Varna. Ich bin weit weg von Neuenburg. Es ist heiss draussen, vielleicht 35°. Ich summe die Melodie der Klimaanlage nach. Auf einem bulgarischen Nachrichtensender flimmert der Satz «Joaquín Caparros ist der neue Trainer von Neuenburg Xamax» im Newsticker an meinen gereizten Augen vorbei. Milena gibt mir ihr Mobiltelefon. Sie hat unbeschränkten Datenzugang. Die Rubrik «Mercato Xamaxien» im Forum nähert sich der magischen Zahl von 1000 Seiten. Der Verein ist alles andere als tot: Kolportagen von wachsamen Xamaxiens über gesichtete dunkle Fahrzeuge deutscher Fabrikation und deren Insassen in Hauterive, St-Blaise und Pierre-à-Bot. Ergreifende Berichte von Busfahrern, die glauben, mit Gabriel Heinze auf der Place de Pury gesprochen zu haben. Hoffnungsvolle Nachrichten von Vätern, deren Söhne Stéphane Besle mit einem jungen Typen in der Rue du Seyon gesehen haben. Ein Gedicht in Prosa über den Marlboro rauchenden Sonny Anderson auf der Terrasse einer Pizzeria, den Blick wehmütig auf das Städtchen gerichtet. Der «Blick» selbst hat sich derweil in den Wahn geschrieben. Verwirrung! Kopfschmerzen! Wo bleibt die Hoffnung? – Ich lindere den
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Nachbrand mit einem kühlen Bier der Marke Burgasko. Der Typ macht meinen Verein kaputt, Baby. Ich weiss, dass dich Fussball nicht besonders interessiert, aber ich muss dir das einfach erzählen. Einverstanden, ohne ihn gäbe es den Verein wahrscheinlich gar nicht mehr. Der hat Geld, woher, weiss niemand, aber das kennst du ja aus Bulgarien. Rohstoffe. Öl. Spieler aus der spanischen Liga. Seine Vorgehensweise macht mich ein wenig traurig. Nicht die spanischen Spieler, aber zuerst hängt er unserem Wappen diesen komischen tschetschenischen Lorbeerkranz an, dann lässt er Nuzzolo gehen, hundert Bieler gehen statt auf die Maladière ins Wankdorf, und schliesslich entlässt er den/die Trainer nach zwei Spielen. Ohne Herz gewinnst du keine Spiele. Gut, eigentlich ist ja der Typ vorher an allem schuld. Der wollte doch bloss das Stadion bauen, und nun ist er abgehauen, weil er jetzt einen Tunnel bauen darf. Der Hund. Ich möchte einfach nicht, dass mein Verein untergeht. Vor Jahren ist das in Genf geschehen. Servette wäre doch eine Alternative für dich, sagt mir Thomas, der Physiotherapeut, als wir vor dem Zürcher Stadtderby an der Badenerstrasse eine grosse Portion Čevapčići mit einem serbischen Bier runterspülen. Ich frage mich: Wie zum Teufel bin ich hierher geraten? Aber die Grenats, eigentlich gar nicht unsympathisch. Kürzlich sei der Bibliothekar des Instituts der Archäologie Vorderasiens und des Mittelmeerraumes der Uni Bern vom FC Basel zu den Young Boys übergelaufen. Kann ein Mann seinen Verein einfach so wechseln? Letzten Sonntag bin ich mit meinem Vater zum Spiel ins neue Stadion in
Giovani dos Santos, 22, Mittelfeld, MEX, 5.000.000 CHF, Tottenham Hotspur +++
Thun gefahren. Das Stadion ist in Ordnung. Beim Spiel wird mir jedoch ein wenig schlecht. (In der Tat muss ich mich am folgenden Tag krankschreiben lassen, denn die leichte Verstimmung entwickelte sich zu einer subtilen Grippe.) Seferović fällt bei seiner ersten Aktion auf den Ellbogen. Ich denke an Milena, an das Schwarze Meer und an meine Alternativen: Servette, Lausanne, oder werde ich bequem wie der Buchverwalter und wechsle zu den Young Boys? Du wirst dich kaum daran erinnern, Junge. Du warst klein damals, und wir sind zum Spiel gefahren im alten Wankdorfstadion. Sogar Mutter ist mitgekommen. Das weiss ich noch genau. YB hat gegen Xamax gespielt. Und du warst für Xamax, weil sie die schöneren Leibchen hatten. Das hat mich natürlich gefreut, denn Admir Smajić spielte für Xamax. Und Rot-Schwarz, das sind auch die Farben von Čelik Zenica. Auf dem Weg ins Büro ist mir heute auf der Avenue de la Gare ein schwarzer BMW entgegengekommen. Ich glaube, unser neuer nigerianischer Stürmer sass drin. Hoffentlich mag er keine Diskotheken, habe ich mir gedacht. Selbstverständlich wechsle ich meinen Verein nicht. Und bevor ich ServetteFan werde, verwandle ich mich lieber in einen Étoile-Carouge-Kaschmir-Hooligan. Oder ich höre auf Fussball zu schauen, wobei mich dieser Gedanke auch wieder traurig macht. Traurig und aggressiv. Hoffentlich raufen sich die rotschwarzen Jungs zusammen und ziehen den Verein aus dem Dreck, so wie die Kids das Pferd zusammen mit ihren Vätern aus dem Meer gezogen haben. Und nächstes Jahr spielen wir wieder einmal gegen Real Madrid.
Aleksandr Hleb, 30, Mittelfeld, BLR, 3.500.000 CHF, FC
XAMAX
ZWÖLF kauft den Schweizer Fussball Einmal Bulat Tschagajew sein: ZWÖLF wollte Aktien von Schweizer Vereinen kaufen.
P
ublik wurde das bisher nie. Tatsache ist aber: Es fehlte relativ viel dafür, dass ZWÖLF auf die laufende Saison ein Team in der Super League gekauft oder sich zumindest daran beteiligt hätte. Wirklich, das wollten wir. Wenigstens können wir heute sagen: Wir habens probiert. Was ein tschetschenischer Multimilliardär kann, sollte für ein ehrenamtlich produziertes Low-Budget-Magazin wie ZWÖLF ja wohl gerade noch so drinliegen, dachten wir uns. Irgendwer muss ja den Winkelried spielen, dachten wir uns weiter, und dafür sorgen, dass Schweizer Vereine in Schweizer Händen bleiben, wenn die SVP schon ihr nächstes Wahlkampfthema verschläft. Also warum nicht bei Schweizer Klubs einsteigen und dann schleichend das Kommando übernehmen? Denn wir wüssten es eh besser. Besser als alle Klubchefs und besser als sämtliche Online-Kommentatoren, die «Newsnetz» und «Blick» zusammen je hatten und je haben werden. Weil es an dieser Erkenntnis irgendwann einfach nichts mehr zu rütteln gab, versuchten wir es mit dem kommerziellen Einstieg von ZWÖLF in den Schweizer Fussball. Nicht über einen vorgeschobenen Investor aus Kalmückien, nicht mit der Volker-Eckel-ich-verkleide-michals-Scheich-Masche, sondern direkt. Wir interessieren uns für Aktien an Ihrem Verein – und wenn das nicht möglich ist: Wie können wir uns sonst an Ihrem Verein beteiligen? Mit dieser seccen Anfrage gelangten wir an die 10 Vereine der Super und die 16 Teams der Challenge League. Eines vorweg: Sooooo schlimm scheint es um den Schweizer Klubfussball nicht bestellt zu sein. Von den 26 Anfragen waren nach zwei Wochen deren 8 beantwortet. Will denn niemand Geld? Zugegeben, wir hatten uns nicht die Mühe gemacht, unser Anliegen auch auf Französisch und Italienisch zu formulieren. Aber auch hier
C Barcelona +++
hielten wir uns gedanklich an Bulat Tschagajew, der in Neuenburg vielleicht weiss, wo man gebrauchte Lederjacken kaufen kann, aber nicht, wie man französisch auf eins zählt. Trotz unserem bescheidenen Engagement in den Landessprachen 2 und 3: Wir waren erstaunt, dass uns als einziger Nicht-Deutschschweizer Klub gerade mal Delémont antwortete: «Votre journal étant totalement en allemand, nous ne sommes pas particulièrement intéressé.» Schade eigentlich, denn gerade aus Delémont hätten wir was ganz Grosses gemacht. Andere waren da schon mehr interessiert. St. Gallen etwa. Spottpreisliche 10 Franken kostet dort eine Aktie. Falls Interesse an Einzahlungsscheinen bestehe – einfach melden. Wunderbar, so einfach hatten wir uns das vorgestellt. Ob unser kommerzieller Einstieg in den Schweizer Fussball aber gerade beim FCSG erfolgen sollte, wissen wir noch nicht. Denn auch der FC Aarau buhlte mit einer freundlichen Antwort um unser Finanzpotenzial. Der Verein halte einen bestimmten Anteil an eigenen Aktien, da immer wieder danach gefragt werde, etwa als Geschenk. Der Kaufschein ist benutzerfreundlich auf der Website aufgeschaltet. Nennwert 50 Franken, Preis 100 Franken pro Aktie. Für «mindestens» 100 Franken bot uns auch die FC Biel/Bienne Football AG ihre Aktien feil und schickte den Zeichnungsschein gleich mit. Das nennen wir echtes Interesse. Aber Challenge League? Immerhin könnte man mit denselben Beträgen auch ein Stückchen Super League erwerben. In Luzern etwa, wo der Verein den perfekten Service für potenzielle Investoren wie uns bot. Aktien-Kaufschein gleich auf der Website, eine Aktie nominal 10 Franken, effektive Kosten 100 Franken: Da müssten wir also nur ausfüllen und abschicken. So einfach wäre es also,
Keirrison, 22, Sturm, BRA, 2.700.000 CHF, FC Barcelona +++
Text: Wolf Röcken
ein Stückchen Entscheidungsgewalt über die Yakins zu kaufen. Einfach ist der Aktienkauf grundsätzlich auch beim FC Thun. Allerdings wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass es für die Eintragung der gezeichneten Aktien unter gewissen Umständen eine formelle Zustimmung der FC Thun AG brauche. Am Ende wollen die noch wissen, woher das Geld kommt, oder was? Gedanklich waren wir wieder bei Bulat Tschagajew, der in ebendiesen Gedanken gerade den Kopf schüttelte. Dann lieber direkt in die Stadt, in der die Herkunft von Geld nicht überall deklariert werden muss. Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Einzelne Aktien gibt es bei GC jedenfalls nicht. Ein Aktienerwerb wäre über das Modell Owners-Club möglich. Das Eintrittsgeld dafür, sprich die Mindestbeteiligung, beträgt aber 250 000 Franken. Ganz oder gar nicht müssten wir wiederum bei YB einsteigen. Aktien kann man nicht kaufen, informierte man uns, Klub und Stadion gehören vollumfänglich der Sport und Event Holding AG. Und diese gehört den Gebrüdern Andy und Hans-Ueli Rihs sowie Benno Oertig. Wir zählten die Münzen in unserer Portokasse, sahen von einer feindlichen Übernahme von YB ab und meinten, das Geschäft aufgrund der eingegangenen Antworten langsam zu verstehen. Auch aufgrund der Antworten, die wir nicht bekamen, übrigens. Aktien im Schweizer Fussball, das ist im Einzelfall etwas, was leicht erhältlich ist und was man dem Göttibub schenkt. In der Masse wiederum ist es etwas, was man hat oder nicht hat und was man, wenn mans hat, nicht unbedingt hergeben will. ZWÖLF hat keinen Göttibuben. Deshalb verwarfen wir den Einzelaktienkauf. ZWÖLF hat kein Geld. Deshalb verwarfen wir auch all die Totalübernahmen. Nichts war es also mit dem kommerziellen Einstieg in den Schweizer Fussball. Schade, denn es hätte nicht nur in Delémont etwas Grosses entstehen können, man hätte uns dann einfach nur machen lassen sollen müssen. Genau da erschien uns noch mal Bulat Tschagajew.
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Henrique, 24, Abwehr, BRA, 5.300.000 CHF, FC Barcelona ++
Text: Matthias Dubach / Bild: iStockphoto
Suche Geld, biete Brust
Tui, Bauhaus, Novartis, Otto’s – klingelts? Sponsoren von Super-League-Klubs lassen sich ihre Präsenz auf den Trikots, im Stadion und in den Medien einiges kosten. Mit reinem Interesse am Fussball hat das wenig zu tun.
N
ach eigenen Angaben ist Bulat Tschagajew einzig aus Nächstenliebe und wegen seiner Hingabe zum Fussball bei Xamax eingestiegen. Deshalb hat er vor Beginn der Saison alle bisherigen Sponsoren zum Teufel gejagt. Die Begründung lautete: «Keiner dieser Sponsoren ist freiwillig gegangen. Die Sponsoren von Xamax müssen sich für Fussball interessieren, sonst hat sie der Verein nicht nötig.» Doch ist das wirklich so? Müssen sich die Geldgeber im Fussball für die Sportart interessieren? Günter Mast, der mittlerweile verstorbene Besitzer des Likörherstellers Jägermeister und erste Trikotsponsor in der deutschen Bundesliga, lachte über diese vermeintliche Anforderung nur. Er rieb jedem unter die Nase, dass er den Unterschied zwischen Abseits und Einwurf nicht kenne. Mast war ein Revolutionär. Er begriff als einer der Ersten, dass der beste Ort für Werbung im Stadion auf den Spielertrikots war. Also schickte er die Fussballer von Eintracht Braunschweig als Jägermeister-Botschafter aufs Feld und erklärte, der Hirsch sei das neue Klublogo.
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Bundesliga hatte 1973 ihren Skandal Mast wusste natürlich, dass der Aufschrei gegen die Kommerzialisierung riesig sein würde. Sportler als Litfasssäulen? Das passte den konservativen Verbandsoberen gar nicht. Die Posse um die Braunschweiger Werbeträger hielt die Medien im In- und Ausland wochenlang in Atem, eine bessere Verbreitung des Namens Jägermeister hätte sich Mast nicht wünschen können. Am Ende setzten sich die Modernisierer durch. Die Klubs gaben die Werbefläche auf den Trikots noch so gerne her, wenn im Gegenzug die Kasse stimmte. In der Schweiz liess der Durchbruch für Sponsorenaufdrucke noch bis 1976 auf sich warten, als die Nationalliga-Kommission grünes Licht dafür gab. Die Entwicklung war wie in Deutschland nicht aufzuhalten und ging einher mit der unaufhaltsamen Professionalisierung in der Nationalliga A; auch Gehaltsobergrenzen und Amateurstatus-Pflicht waren bald passé. Die ersten Diskussionen über Werbung auf den Dresses waren aber schon 1969 aufgeflammt. «Vor allem die Spitzenvereine waren interessiert an der neuen
Einnahmequelle», erinnert sich Albin Kümin, der von 1967 bis 1992 NL-Generalsekretär war. «Am Anfang herrschte bei uns Unbehagen. Denn man wusste nicht, wohin das führen würde, wenn man die Werbung ohne Auflagen erlaubt hätte. Später stellte sich heraus, dass diese Bewegung nicht aufzuhalten war. So machten wir uns daran, eine saubere Reglementierung auszuarbeiten», erzählt Kümin. Der heute 83-Jährige versichert, dass nicht alle Vereine an einer Freigabe von Trikotwerbung interessiert waren: «Einige hatten gute Geldquellen für solche, sagen wir: Eskapaden. Es gab zum Teil verrückte Ideen. Bei anderen war das Geld ohnehin nur spärlich vorhanden. Wir mussten im Interesse der Chancengleichheit einige reglementarische Fesseln einführen, damit die Spitzenklubs keinen zu grossen Vorteil hatten.» Doch die Bastion fiel erst, als sich der Fussballverband mit dem Fernsehen einigen konnte. Die SRG hatte gedroht, keine Spiele mehr zu senden, wenn die Hauptdarsteller Werbelogos auf den Trikots trügen. «Das war eine lange Auseinandersetzung. Im Nachhinein kann
sponsoring man sich gar nicht mehr vorstellen, dass das Fernsehen dagegen war», sagt Kümin. Dabei war passive Werbung in TV-Spielen nichts Neues: Werbebanden am Spielfeldrand gab es bereits seit Jahrzehnten in den Stadien. Fortan gaben die Klubs ihr Hemd für einen Zustupf im Budget her. Der FC Zürich trug die Raute des Fotografieartikelhersteller Agfa zur Schau, Servette Genf die Schriftzüge von Uhrenbauer Ebel und später der Warenhauskette Placette. Die Young Boys holten 1986 ihren bis anhin letzten Meistertitel mit AIWA auf der Brust, Xamax triumphierte ein Jahr darauf mit dem langjährigen Geldgeber Fotolabo Club an Bord, Luzern 1989 mit «Siehe LNN». GC blieb hingegen bis weit in die Achtzigerjahre frei von externen Aufdrucken, ehe Nissan, Rapelli, Why Drugs?, Tele24 oder Leukerbad zum Zuge kamen. Kundensegmente und Evaluationen Heute gehören die Sponsoren zum Fussball dazu wie der Ball. Kaum ein TV-Interview findet nicht vor einem mit Sponsorenaufklebern gespickten Wändchen statt. Jedes Eckballverhältnis hat seinen Präsentator. Ein Trikot ohne Aufdruck eines externen Unternehmens sieht seltsam leer aus respektive gibt es im Schweizer Oberhaus gar nicht mehr. Denn Ligasponsor Axpo ist bei allen SuperLeague-Klubs auf der Brust präsent. Etwas überraschend werden die Geldgeber bei allen Super-League-Vereinen wie seit Jahrzehnten unverblümt als Sponsoren bezeichnet. In der Formel 1, der teuersten Sportart der Welt, wurde der Begriff «Sponsor» längst durch das Gleichberechtigung suggerierende «Partner» ersetzt. Das klingt weniger nach Geldkoffer, obwohl sich an der Funktion nichts geändert hat: den Betrieb mitzufinanzieren. Natürlich erwarten die Sponsoren auch in der Schweiz einen Gegenwert für ihre Beiträge. Für den zeitlosen Klassiker, herkömmliche Werbung zu betreiben, stehen die neuen Hauptsponsoren des FC Luzern und des FC Thun: Otto’s und Panorama-Center. «Wir engagieren uns beim FCL, um den Bekanntheitsgrad zu
Seit 1976 erlaubt die Schweizer Liga Sponsorenaufdrucke auf den Trikots.
steigern, und natürlich auch, um in ein weiteres Kundensegment vorzustossen. Die Präsenz des FCL am Fernsehen hat für Otto’s grösste Bedeutung», teilt das Familienunternehmen aus Sursee mit. Bei der Genossenschaft Migros Aare als Betreiberin des Thuner Einkaufszentrums heisst es: «Das Hauptziel ist der rasche Bekanntheitsaufbau der Marke PanoramaCenter. Dies geschieht mit der Logopräsenz auf dem Dress und auf den Banden der Arena Thun.» Für Bauhaus, den neuen Hauptsponsor der Young Boys, ist die Trikotwerbung bei den Bernern hingegen nur ein weiteres Puzzleteil in der Marketingstrategie. «Unsere Werbemassnahmen sind vielfältig
und reichen von Plakaten, Radio- und TV-Spots, Trambeschriftungen bis zum Sportsponsoring. Ob nationale oder internationale Sportereignisse im TV: Der Name Bauhaus taucht immer wieder auf. Bei Fussball-, Eishockey-, Skispringen- und Leichtathletik-Übertragungen ist unsere Werbung stets im Bild», erklärt Oliver Salvisberg von Bauhaus. Wie eine Evaluation gegen Fussball ausfallen kann, zeigt das Beispiel der Postfinance, die 2001 in den EishockeySport einstieg. Die Finanzdienstleisterin der Schweizerischen Post unterstützt die Nationalmannschaften, die beiden obersten Ligen und ist Namensgeberin der Eishockey-Arena in Bern. «Wir wollten
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eine solche Abdeckung von A bis Z. Das war im Fussball aber nicht möglich, weil bereits ein anderes Finanzinstitut bei den Nationalteams präsent war», erklärt Mediensprecher Marc Andrey. «Ausserdem wünschten wir uns eine landesweite Abdeckung. Eishockey ist in allen Sprachregionen Deutschschweiz, Tessin und Romandie mit Teams in der NLA sehr populär, der Fussball war und ist dies nicht immer.» Bescheidener Bekanntheitsgrad Bei Otto’s, Bauhaus und Panorama-Center fiel die Wahl auf den Fussball. Ob die drei frisch als Hauptsponsor in die Super League eingestiegenen Firmen mit ihrem Engagement glücklich werden, steht in den Sternen. Denn die Wirkung von Trikotsponsoring ist nicht frei von Fragezeichen. Speziell in der Schweiz garantiert gemäss des Forschungs- und Beratungsunternehmens Sport+Markt ein Logo auf dem Dress eines SL-Klubs nicht zwangsläufig einen hohen Bekanntheitsgrad. Sport+Markt befragte 2007 in der Schweiz 600 Menschen zwischen 15 und 69 Jahren mit TV-Fussballinteresse nach den Beflockungen der Super-LeagueKlubs. Zufrieden sein konnte nur Novartis, die Geldgeberin des FC Basel. 19 Prozent der Befragten nannten den Pharma-Multi als FCB-Partner. Mit 9 Prozent musste das Reiseunternehmen Tui auskommen. Der FCZ-Hauptsponsor stieg allerdings erst kurz zuvor beim damals amtierenden Meister ein. Alle anderen Hauptsponsoren schafften hingegen nicht einmal den Eintrag in die Statistik, während ausländische Klubs wie Barcelona (damals mit Unicef, 11%), Liverpool (Carlsberg, 11%), PSV Eindhoven (Philips, 10%) und Real Madrid (Siemens, 9%) genügend oft genannt wurden. «Die schwächere Qualität der nationalen Liga lässt die Fans eher ins Ausland schauen. Aber auch die Vielzahl der Sponsorengagements in der Schweiz scheint den Trikotgeldgebern einen Strich durch die Rechung zu machen», zieht Sport+Markt ein Fazit, das nicht von der Hand zu weisen ist. Denn ein Schweizer Fussballinteressierter ohne Pay-TV-Box in der Stube schaut während einer Saison wohl deutlich öfter Champions-League-
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Fussball als die heimische Super League. Auch eine total unrepräsentative Umfrage im Kreise von ZWÖLF ergab Erschre-
Wann kommt der FC Tui Zürich? Noch sind Vereine wie Red Bull Salzburg, RB Leipzig oder das mittlerweile wieder in Rot-Weiss umbenannte LR Ahlen Ausnahmen. Doch der Trend ist vorhanden, millionenschwere Sponsoren von Fussballvereinen wollen für ihr Geld immer mehr Mitspracherecht und Macht. Sponsoren wie Red Bull nehmen es in Kauf, für ihre Werbestrategie Klubtraditionen über Bord zu werfen. Aus PR-Sicht spricht wenig dagegen: Ganz Fussball-Europa kennt den Namen des Salzburger Hauptsponsors. Wer kann hingegen behaupten, den Schriftzug auf den Trikots von Vereinen wie Anderlecht, Trondheim, Schachtjor Donezk, Malmö oder Dinamo Zagreb zu kennen? In der Super League sind die Vereine zurückhaltend, was das Branding der Teamnamen betrifft. «Nein, wir können uns einen FC Otto’s oder Otto’s Luzern nicht vorstellen», heisst es beim FCL-Hauptsponsor. «Nein, die Kraft des Sponsorings liegt im gegenseitigen Imagetransfer. Der Tradition, der Geschichte und dem Charakter des FC Thun gebührt allerhöchster Respekt», ist die Meinung des Panorama-Center. Andere Geldgeber gingen auf die hypothetische Frage gar nicht erst ein, denn in der Schweiz dürfen Vereine nicht nach Unternehmen benannt sein. Bei FCZ-Sponsor Tui lautete die Antwort hingegen: «Die Idee einer Umbenennung in Tui Zürich oder FC Tui ist interessant. Wir überprüfen unsere Engagements konstant und sind immer offen für neue Möglichkeiten.» (md)
ckendes: Nur Novartis und Tui wurden regelmässig richtig zugeordnet. Auch Frutiger kam oft zu Ehren, obwohl die Baufirma das Engagement beim FC Thun Ende letzter Saison zurückfuhr. Es ist kaum ein Zufall, dass oft die Hauptsponsoren der
drei Schweizer Vereine erkannt wurden, die in der Champions League spielten. Dass hingegen der GC-Sponsor seit einem Jahr Bank Vontobel heisst, scheint man ausserhalb des GC-Campus noch nicht wirklich wahrzunehmen. Ein Befragter verwechselte Vontobel sogar mit Konkurrent Bank Leu. Doch eine möglichst grosse Breitenwirkung steht bei der Zürcher Privatbank ohnehin nicht an erster Stelle, obwohl man die Fernsehpräsenz als wichtig erachtet. «Wir haben dasselbe Werteverständnis wie der Grasshopper-Club, der eine Zürcher Institution ist. Deshalb engagieren wir uns. Das Sponsoring-Package mit GCZ eröffnet Vontobel eine Vielzahl attraktiver Marketingaktivitäten», sagt Reto Giudicetti, Head of Corporate Communications. Im Klartext: Dass man Kunden in die VIP-Loge im Letzigrund einladen oder ein Tête-à-tête mit Spielern oder Trainern ermöglichen kann, bringt Vontobel geschäftlich mehr, als wenn der mittellose Fan vor dem TV das Logo der Bank erkennt. Lokalpatriotismus bei grossen Firmen Bei Tui Suisse ist man sich des Erfolges des seit der Saison 2006/07 bestehenden Vertrags mit dem FCZ bewusst. Deshalb sagt Communications Director Roland Schmid: «Bis anhin standen die Steigerung der Markenbekanntheit und die Imageprofilierung als Schweizer Unternehmen im Vordergrund. Nun gilt es zu überlegen, ob wir diese Zielsetzungen erweitern wollen oder ob andere qualitative Aspekte stärker gewichtet werden sollen.» Für Tui war es keine Frage, dass man im Fussball werben will. Nicht aus reiner Liebe zum Ball, sondern: «Fussball als Massensport war prädestiniert, um uns im Schweizer Reisemarkt bekannt zu machen. Ausserdem verbinden Enthusiasmus, Gefühl, Spass und Action Fussball und Ferien miteinander», stellt Schmid fest. Die Wahl fiel nicht zuletzt damals auf den FCZ, weil sich der Hauptsitz der Firma in Zürich befindet. Diesen Lokalpatriotismus nahm man sich auch in Basel zu Herzen. Novartis ist bereits
Sponsoring
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Fussball .. .. prasentiert von ZWOLF
19.09.11
21:25:12
18.09.11 16:45
FUSSBALL: SFL, Spiele (01.-02.10.) .. Zwolf Super League, 11. Runde Ritalin Basel - Tamoil Servette babes.ru Neuchatel - FC Ofenbau Emmenegger Thun .. .. GC Spick Zurich - FC Implenia Zurich Constantin Sion - M-Budget Energy Lausanne McKinsey Young Boys - King's Kebab Luzern
17:45 17:45 16:00 16:00 16:00
Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr
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seit 1994 im Nachwuchsbereich des FC Basel tätig, seit 2001 auch beim Fanionteam und seit 2004 als Hauptsponsor. «Das Sponsoring soll die Interessen unserer Mitarbeiter widerspiegeln. Wir wollen positive Emotionen auslösen in der Basler Bevölkerung und damit bei unseren Angestellten, wie zum Beispiel beim Cupsieg oder dem Gewinn der Meisterschaft. In der Bevölkerung ist der Identifikationsgrad mit dem FCB hoch, wie sich am für die Schweiz einzigartigen Zuschaueraufmarsch zeigt», erklärt Leopold Wyss, Head Sponsoring & Donations beim Pharmaunternehmen. Weil der FCB in den letzten Jahren nicht wenige Titel sammelte, stellt sich bei Novartis die Frage nach der Überprüfung des Sponsoring-Erfolgs kaum. Wyss: «Wir überprüfen den Erfolg laufend – mit dem FCB. Im Gegensatz zu einem klassischen Sponsoring, bei dem vorwiegend kommerzielle Interessen verfolgt werden, ist unser Engagement ein Beitrag zur Gemeinschaft in Basel.» Otto’s stellt sich auf den Standpunkt, dass der Erfolg des Engagements schlicht nicht zu überprüfen ist. Vonto-
bel vertraut auf Tools wie die Messung der Medienresonanz sowie auf Rückmeldungen von Kunden. Tui erstellte eigene Studien, um die Steigerung des Bekanntheitsgrads zu messen. Das grosse Geheimnis In einem Punkt sind sich alle PR-Abteilungen, von Novartis über PanoramaCenter bis zu Otto’s, einig: Über Geld spricht man nicht. Kein Unternehmen und kein Verein gibt die Höhe der Sponsorenbeiträge bekannt. FCL-Präsident Walter Stierli erklärte an der Präsentation des neuen Geldgebers nur bedeutungsschwer: «Man kann davon ausgehen, dass beide Seiten zufrieden sind.» Wovon man ebenfalls ausgehen kann: dass bei den Titelkandidaten kein Hauptsponsor weniger als eine Million Franken pro Jahr hinblättert. Novartis-Vorgänger Toyota überwies dem FC Basel für dreieinhalb Jahre rund 5 Millionen. In der unteren Hälfte der Liga ist man (noch) mit einigen Hunderttausend Franken dabei, die Tendenz ist aber steigend. Mit den Eröffnungen neuer Stadien steigen die Ansprüche und Preise. Als Thun in der Champions
League spielte, unterstützte Frutiger den FC mit 300 000 Franken pro Jahr. Bei den Grasshoppers hatte sich Vontobel-Vorgänger Mobilezone gemäss «Tages-Anzeiger» für 795 000 Franken pro Saison den prominentesten Platz auf dem Trikot gesichert. Die damaligen Co-Sponsoren Interhome und «Blick am Abend», die ihre Logos auf dem Rücken respektive auf den Ärmeln platzierten, erkauften sich dieses Recht für 300 000 respektive 200 000 Franken. Es ist Usus, dass bei Sponsorendeals nicht nur das Trikot «verkauft» wird; vielmehr beinhalten die Deals oft auch VIP-Angebote sowie Werbung auf Banden, im Matchprogramm oder im Nachwuchsbereich. Xamax spielt derweil weiterhin als einziger Verein in der Super League mit einem blanken Dress. Wenn Tschagajew weiterhin verlangt, dass sich allfällige Sponsoren für Fussball interessieren müssen, wird das auch so bleiben. Finanziell wird es der Neuenburger Herrscher verkraften, aber aus PR-Sicht ist es eine vergebene Chance. Denn Xamax ist derzeit öfter in den Medien vertreten als die meisten Ligakonkurrenten.
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FCB-Generationen
Text: Guido Herklotz / Bilder: Stefan Bohrer & Jean Weber
«Deine Erfolge sind der Grund, weshalb wir heute so viel Druck haben» War früher alles besser? Oder heute? FCB-Shootingstar Valentin Stocker (22) trifft Kurt Thalmann (80), FCB-Meisterspieler von 1953. Ein Gespräch über Trainingsgeld, Züge ins Tessin und die Natel-Nummer von Marco Streller.
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Die top 100
FCB-Generationen
G
ewiss sind Benthaus, Hitzfeld und Odermatt klingende Namen in den Ohren Basler Fussball-Fans. Schliesslich sorgten sie mit ihrem erfolgreichen Spiel und den Meistertiteln in den 60er- und 70er-Jahren für den heutigen hohen Stellenwert des FC Basel. Der wirkliche Grundstein der rot-blauen Erfolgsgeschichte wurde aber noch früher gelegt: Im Jahr 1953 wurde der FCB erstmals Schweizer Meister. Für die Tore waren damals das inzwischen verstorbene «Goldfüsschen» Seppe Hügi und auch Kurt Thalmann besorgt. Der heute 80-jährige Thalmann, oder «dr schnälli Kurt», wie er heute noch genannt wird, ist zusammen mit Peter Redolfi einer von zwei noch lebenden Meisterspielern dieser Epoche. Blättert man durch die sauber geführten Fotoalben von Thalmann, ist eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Star der heutigen Generation ersichtlich: Valentin Stocker. «Endlich lerne ich dich persönlich kennen, Valentin, ich bin ein grosser Fan von dir», begrüsst Kurt Thalmann Valentin Stocker und kramt eine Medaille aus seiner Tasche hervor: «Schau, das ist die Meistermedaille von 1953.» «Wow, sogar mit eingraviertem Namen, bei uns steht nur Schweizer Meister drauf», sagt Stocker neidisch. Die FCBLieblinge von früher und heute haben den Draht zueinander rasch gefunden. Stocker und Thalmann schlendern über den Rasen des Basler Landhofs, diskutieren über den Kreuzbandriss, den Stocker vor rund vier Monaten erlitten hat, und erzählen sich gegenseitig Anekdoten. ZWÖLF: Kurt und Valentin, was bedeutet euch dieses FCB-Generationentreffen? Kurt Thalmann: Ich freute mich riesig darauf. Es ist mir eine grosse Ehre. Ich verfolge die Spielweise von Valentin seit Anfang an. Er ist ein ähnlicher Spielertyp, wie ich es früher war. Valentin Stocker: Dieses Treffen ist, glaube ich, für mich die grössere Ehre. Ich bin sehr gespannt auf die Ge-
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schichten von Kurt Thalmann. Ich spüre auch eine Dankbarkeit, meine Vorgänger und Pioniere kennenzulernen. Wären sie nicht gewesen, hätte der FCB nicht diese Tradition, die er heute hat. Ich hoffe, ich kann mit dem FCB noch einige Titel gewinnen, und vielleicht sitze ich in 40 Jahren dann wieder hier und kann einem jungen FCB-Spieler von der heutigen Zeit erzählen. Kurt, vor 58 Jahren wurdest du auf diesem Platz mit dem FCB Schweizer Meister. Wie verlief damals der Alltag eines FCB-Spielers? Thalmann: Während meiner FussballZeit war ich immer berufstätig. Ich arbeitete beim Staat für die industriellen Werke Basel und trainierte unter der Woche drei- bis viermal. Meine Frau passte zu Hause auf unsere vier Kinder auf. Ich weiss bis heute nicht, wie ich das damals alles unter einen Hut brachte. Gut, ich hatte wie Valentin viel Energie, die habe ich auch heute noch. Wir hatten einfach Freude am Fussball, das war unser Antrieb. Stocker: Das ist heute unvorstellbar, gerade wenn es im Fussball um vieles geht. Klar, zu Juniorenzeiten ist das normal. Du gehst nach der Schule in den Verein, weil dort auch deine Kollegen sind. Aber in einem gewissen Alter, wenn du berufstätig bist, eine Familie hast, den Ansprüchen von zu Hause gerecht werden möchtest und dann noch auf dem Platz volle Leistung bringen musst, ist das undenkbar. Ich glaube, das würde heute keiner mehr machen. Ich meine, wir spielen alle, weil wir den Fussball lieben. Hört man jedoch, wie es dazumal war, würde jeder sagen: bis hierhin und nicht weiter. Thalmann: Während meiner FCB-Zeit spielten mit Locarno, Chiasso, Bellinzona und Lugano vier Tessiner Mannschaften in der Nationalliga A. Zu den Auswärtsspielen fuhren wir am Sonntag um sechs Uhr früh mit dem Zug ab, kamen um elf Uhr im Tessin an und gingen vor dem Match gemeinsam essen. Am Nachmittag war das Spiel. Danach
reisten wir mit dem Zug zurück, stiegen in Arth-Goldau fürs Abendessen in den Speisewagen um und kamen spätabends wieder nach Hause. Stocker: (Lacht.) Bei diesen Staus vor dem Gotthard wäre es wohl auch besser, wir würden öfter mit dem Zug reisen. Kurt, früher hast du mit dem FCB hier im Landhof-Stadion gespielt. Kannst du uns die Atmosphäre schildern, die hier herrschte? Thalmann: Wir liefen uns hinter der Tribüne warm, da auf dem Hauptfeld die Junioren das Vorspiel bestritten. Zu den Spielen kamen jeweils gut 14 000 Zuschauer. Ich bekam Gänsehaut, wenn ich ins Stadion einlief. In bester Erinnerung ist mir ein älterer Zuschauer mit seiner Zigarre geblieben. Er stand bei jedem Match in der ersten Reihe auf Höhe der Mittelline, feuerte mich immer an, als ich auf dem linken Flügel rauf und runter rannte. Ein lieber Kerl, aber seinen Zigarrengestank habe ich heute noch in der Nase. Die Leute mochten mich, weil ich wie Valentin ein Kämpfer war und jedem Ball nachrannte, auch wenn der schon im Out war. Ja, es waren viele schöne Emotionen dabei, das Trikot war nach dem Spiel völlig durchnässt. Stocker: Auch ich habe Gänsehaut, es ist atemberaubend, zur EinmarschMusik einzulaufen (Anm. d. Red: Die klassische Einmarschmusik stammt von Antonín Dvořák – «Z Nového sveta», zu Deutsch: «Aus der neuen Welt», 1893). Ich denke, wir sind ähnlich wie Stiere, die in die Arena kommen und es kaum erwarten können, das rote Tuch zu sehen. Die Stimmung ist grandios. Auch wenn nur 3000 Fans mehr im Stadion sind, habe ich das Gefühl, dass man diesen Unterschied merkt. Kurt, du hast vorhin das Trikot angesprochen. Kannst du uns erzählen, wie das früher aussah? Das waren dicke, langärmlige rot-blaue Baumwollhemden, ohne Namen oder Werbung. Wir hatten auch keine Ein-
«Ich hatte grosse Freude, deine ersten Spiele zu sehen.» Kurt Thalmann
«Wir sind ähnlich wie Stiere, die in die Arena kommen.» Valentin Stocker
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FCB-Generationen laufshirts oder Ähnliches. Wir spielten uns mit diesen Hemden warm und kamen schon völlig verschwitzt raus zum Anpfiff. Stocker: Die heutigen Shirts sind Hightech pur, und die Entwicklung geht ständig weiter. Dasselbe bei den Fussballschuhen. Wer hat eigentlich die ersten Fussballschuhe mit Stollen hergestellt, war das Künzli oder Adidas? Thalmann: Ich glaube, die waren von Künzli. Das waren richtig schwere Teile. Und die Schuhe mussten wir nach dem Training und nach dem Spiel noch selber putzen. Stocker: Das müssen wir auch! Thalmann: Immer noch? Stocker: Ja, auf jeden Fall. Sprechen wir über die finanziellen Entwicklungen im Fussball. Kurt, wie viel hast du früher als Fussballer des FC Basel verdient? Thalmann: Ich bekam nur Trainingsgelder und Prämien. Nicht mal am Transfer zu Cantonal Neuenburg verdiente ich was. Wir erhielten 5 Franken Trainingsgeld. Für einen Sieg gab es 50, für ein Unentschieden 30 und bei einer Niederlage noch 20 Franken. Stocker: Nur für Prämien spielt heute, so glaube ich, kein Profi mehr. Ganz selten gibt es Spieler, die vielleicht mal ein Jahr ohne Lohn spielen, weil sie ihrem Verein viel zu verdanken haben. Thalmann: Fussballer haben keine lange Karriere, die müssen Geld verdienen. Ich finde das richtig. Klar, beim FC Basel haben wir etwa fünf Millionäre in der Mannschaft. Ich weiss nicht, wie viel Valentin verdient, das ist mir auch egal. Vielleicht kann er wegen einer schweren Verletzung irgendwann mal nicht mehr spielen und konnte für diesen Fall Geld auf die Seite legen. Ein hoher Lohn ist mit viel Druck verbunden. Kurt, du hast früher nur für Prämien gespielt. Hattest du trotzdem Druck? Thalmann: Nein, nicht wirklich. Wir gingen raus und spielten. Wir hatten einfach Freude.
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Stocker: (Lacht.) Die Erfolge von Kurt und seiner Generation sind der Grund, weshalb wir heutzutage beim FCB so viel Druck haben. Wir wissen, dass wir jedes Spiel gewinnen müssen. Aber in Basel nimmt man diese Mentalität gerne an, daher ist es eigentlich gar kein Druck mehr, es ist eher selbstverständlich. Du gehst auf den Platz, weisst, dass du besser bist als die anderen, und machst dein Ding. Zum Gesellschaftlichen: Kurt, was nervt dich an jungen Leuten? Thalmann: Eine schwierige Frage. Ich war nach meiner Fussballkarriere Juniorentrainier. Ich schätze die jungen Menschen. Ich nahm vor Kurzem an einer FCB-Podiumsrunde mit jungen Leuten aus der Muttenzerkurve teil. Dabei war auch das Abbrennen von Pyros im Stadion ein Thema. Ich sagte ihnen, dass es keine Polizisten in der Kurve brauche, dass sie intelligent genug seien, um die Sünder zu ermahnen. Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht, ich habe Respekt vor den jungen Menschen. Valentin, was nimmst du von älteren Leuten mit? Stocker: Die Lebenserfahrung, denke ich. Als ich mit 18 Jahren Profi wurde, fragte ich mich oft, was eigentlich Erfahrung im Fussball ist. Jetzt, vier Jahre später, stehe ich hier und habe schon so vieles erlebt und mitgemacht. Man muss den Menschen zuhören können, sich Gedanken machen, um dann auch selbst Entscheidungen treffen zu können. Es ist wichtig, dass du Leute um dich hast, denen du glaubst, was sie erlebt haben. Auch innerhalb der Mannschaft tauschen wir uns mit jüngeren und älteren Spielern aus. Und ganz wichtig: Du musst aus Fehlern lernen. Vor vier Jahren musstest du dich als Newcomer in die erste Mannschaft integrieren. Du hattest mit Huggel und Streller Mitspieler, die dir dabei halfen. Wie lief das damals ab? Stocker: Es war nicht so, dass ich kam und auf Händen getragen wurde, über-
haupt nicht. Ich hatte richtige Ehrfurcht vor den älteren Spielern. Streller und Huggel erzählen heute noch, wie ich sie damals um ihre Handynummer gebeten hätte. Das ist heute noch ein Brüller in der Garderobe. Auch im Training ging ich nicht richtig ran, ich hatte Angst, dass ich sie verletzen könnte. Thalmann: Dafür bist du in deinen ersten Spielen gleich richtig zur Sache gegangen. Ich hatte grosse Freude, dich spielen zu sehen. Kurt, wie haben sich junge Spieler aus deiner Sicht gegenüber früher verändert? Thalmann: Heute sind sie viel selbstbewusster als früher. Nehmen wir nur das Beispiel Granit Xhaka, auch in der Nati. Oder Shaqiri und eben Stocker. Das imponiert mir. Aber klar, auch der Trainer spielt eine wichtige Rolle, etwa wie er mit den Jungen umgeht. Mit uns sprachen die Trainer nicht viel. Beim FCB wird diesbezüglich hervorragende Arbeit in den Juniorenabteilungen geleistet. Der FC Basel ist von der Präsidentin Gigi Oeri bis zum Masseur eine Einheit mit Klasse. Valentin, dir ist das Heimatgefühl sehr wichtig. Du hast gesagt, du schätzt, was du beim FCB hast, und dass du den Verein nicht beim nächstbesten Angebot verlassen willst. Bist du mit dieser Einstellung eine Ausnahme in der heutigen Zeit? Stocker: Ich glaube, das hat sich etwas verändert, obwohl ich das jetzt nur auf den FCB beziehen kann. Wenn der FCB einen jungen, talentierten Spieler holen möchte, müssen die Verantwortlichen ihm nicht klarmachen, was er alles bekommt. Sie müssen ihm nur sagen, wie viele junge Spieler in der ersten Mannschaft spielen und welche Möglichkeiten sie hier haben. Ich denke, ich stehe für diese Verbundenheit, dass ich nicht gerade beim nächsten Angebot gehen will. Es ist eine Ehre, hier zu spielen. Und ich möchte die Früchte meiner Arbeit ernten und nicht gleich den nächsten Schritt machen, nur um das grosse Geld zu verdienen.
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GC-Forum ZWÖLF kann (fast) alles. Sogar Websites der Zukunft durchstöbern. Wir präsentieren Euch einige Auszüge aus dem GC-internen Forum, die im Laufe der aktuellen Saison gepostet werden. Geschrieben: 19. September 2011, 23:15 Uhr
Von: supercheftrainer@gc.ch
Langsam komme ich unserem Problem auf die Spur. Habe in der Kabine von Boris und Ricci Fragebögen verteilen lassen, und da sind ein paar interessante Sachen rausgekommen. Erstens: Die Idee mit Alain als Motivator war zwar okay. Meine Spieler wissen aber offenbar nicht, wer das ist. 1994 war noch kaum einer von denen geboren. Zweitens: Die Harfenklänge von Andreas Vollenweider, die Alain als neue Matchvorbereitungsmusik extra hat komponieren lassen, kommt nicht bei allen gut an. Drittens: Johann mögen alle. Der redet so wie sie. Geschrieben: 21. September 2011, 12:08 Uhr
Von: goldloeckchen@buempliz.ch
Die Sonne scheint, das Leben ist schön, und es geht voran. Habe heute eine ganz wichtige Massnahme durchgesetzt: In der Kabine werden von jetzt an Birkenstocks statt Adiletten getragen! Das dürfte uns die ein, zwei Extraprozente geben, die uns am Sonntag beim 0:7 in Neuenburg gefehlt haben. Ausserdem endlich fix: das Orangenjonglieren bei Rainer Harnecker im Wintertrainingslager! Uf geits, giele! Geschrieben: 3. Oktober 2011, 13:42 Uhr
Von: owners_club@loge1.ch
Wir haben beim Lunch-Meeting mal kurz den Business-Plan angeschaut: Der Altersschnitt unseres Teams ist ja tiefer als derjenige der U17 unserer Konkurrenz. Hier sind wir nicht on track! Einige Stakeholder fragen sich nämlich schon, ob sie wirklich mit der Champions League 2014 einen Return of Investement generieren werden. Geschrieben: 24. Oktober 2011, 22:11 Uhr
Von: r.berbig@hirslanden.ch
Jungs, leider schlechte Neuigkeiten. Ihr habt ja mitbekommen, wie Davide Callà gestern im Spiel gegen YB endlich sein Comeback hätte geben sollen, dabei aber vor der Einwechslung über eine Trinkflasche gestolpert ist. Hab ihn eben operiert. Sieht nicht gut aus: Beim Sturz hat er sich beide Achillessehnen gerissen sowie einen Trümmerbruch im rechten Ellbogen zugezogen. Schade, er war auf so gutem Weg! Geschrieben: 24. Oktober 2011, 22:34 Uhr
Von: 12-jahre-gc@niederhasli.ch
Nur Luschen hier, tammi nomol! Bürki – Memme! Abrashi – Sissi! Feltscher – Schwester! Und die anderen? Alles Seifenkistenfahrer! Sind gestern in Ehrfurcht erstarrt, als sie den Gross auf der YB-Bank gesehen habe. Nur weil dem sein Papi mal Polizist war! Ich sags euch: Alles muss man hier selber machen. Dabei wollte ich die letzten acht Jahre meines Vertrags einfach nur absitzen. Geschrieben: 2. November 2011, 14:30 Uhr
Von: rappingricci@aihtgenossen.ch
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Ich weiss, finanziell siehts bei uns nicht gut aus, jeder ist also gefordert! Da ich momentan sportlich nicht helfen kann, hab ich die freie Zeit genutzt und bei meinem Titanen-Brother Alex F. Rap-Unterricht genommen. Meine erste Single ist schon auf dem Markt: «Respect da Rekordmeister». Hammertrack! 50 Prozent der Einnahmen gehen an den Verein. Also kauft den heissen Scheiss! (Ich hab schon 3 verkauft! Wenn bald noch mehr weggehen, kann ich auch die Garderoben im Campus wieder räumen und woanders lagern).
Geschrieben: 8. November 2011, 00:00 Uhr
Von: investor@poeschwies.ch
ich kontaktiere Sie auf diese Weise wegen der Notwendigkeit und die Dringlichkeit der Transaktion. Ich bin ein Senior Manager bei der Bank of Dubai, und ein AccountManager und Finanzberater an einen Investor Person, die großen Vorkommen in meiner Bank. Die Transaktion umfasst die Übernahme der Anlagestrategie des Fonds $ 17.3Mio ($ 17.300.000), in den meisten Fällen für den Verlust von Verwandten mehr? Nähe zum Kunden. Ich bestätige, dass die Transaktion? 100% Risiko kostenlos und legal die ganze Arbeit für die Unterführung der mehr Geld? schnell wie möglich, und? geboren in der Stadt? dem sich die Niederlassung des Bank. Da? wir in der Antwort interessiert sind, schicke ich Ihnen? alle Informationen über Abschluss dieser Transaktion und die Wissen, dass ihr Beitrag? 50%, und das werden? 50% des Fonds. Bitte kontaktieren Sie meine private E-Mail für Fragen und weitere Erklärung. Mit freundlichen Grüßen, Volker bin Eckman Geschrieben: 19. November 2011, 06:16 Uhr
Von: mister-gc@seniorenresidenz.zh.ch
Fahrlässig, dass sich GC nie bei Herrn bin Eckman gemeldet hat! Wenn da nur ein Mini-Mü von einer Chance besteht… Geschrieben: 23. Dezember 2011, 04:18 Uhr
Von: kugelblitz@copacabana.br
GC Club super simpatico. Mich invitar zu christmas-fiesta. Haben gewonnen in tombola erste preis: eine kochbuch von alen suter mit cd von harfenspieler vollenweider! Dann hat magier mir eine hals gezaubert. super party! Und als alle besoffe ist mir eine pokal von meister in die sporttasche gefalle. kann ich in brasil tauschen gegen viele churrasco! Geschrieben: 19. Januar 2012, 01:45 Uhr
Von: joao_p@scheiss-ciri-sforza.fb
Voll Kacke das Trainingslager! Und não Ablenkung. Sogar Facebook ist auf den Laptops gesperrt! Geschrieben: 20. Februar 2012, 14:30 Uhr
Von: salat@sunny-cyprus.com
Hallo liebe Ex-Kollegen! Was hört man denn da Unschönes aus der alten Heimat? Abstiegskampf? Und das im Dauerschneeregen? Nicht gut! Mir geht's ganz ok. Bisschen Sonnenbrand natürlich dem schönen Wetter wegen, dafür schon als Meister feststehend und fix für die Champions League qualifiziert. Mit euch wars aber auch schön, auch wenn es sportlich nicht so ambitioniert war. Geschrieben: 18. März 2012, 15:11 Uhr
Von: jesusfreak@columbiaswiss.ch
Ich habe gelesen, dass GC einen Stürmer braucht. Ich bin zwar einer, würde aber lieber als Seelsorger kommen. Ist diese Stelle immer noch von Erich Vogel besetzt? Wenn nicht, können Sie sich gerne bei meinem Ex-Trainer Referenzen einholen: lothar. matthaeus@yahoo.bu. Gottes Segen für Sie alle! Geschrieben: 22. April 2012, 13:21 Uhr
Von: cillo@help-gc.ch
Ich glaube, wir haben da irgendwo noch so einen Schweden verliehen. Den kann GC sonst gerne haben. Geschrieben: 28. Mai 2012, 17:25 Uhr
Von: supercheftrainer@gc.ch
Die Saison ist vorbei. Ich bin zufrieden mit der Mannschaft. Wir haben Charakter gezeigt und auch viel gelernt, vor allem aus der Serie von 15 Niederlagen in Folge. Ich kann den Spielern keinen Vorwurf machen. Wir konnten die Mannschaft verjüngen, gerade die Zuzüge aus den F-Junioren stimmen mich zuversichtlich. Zugegeben, es war schliesslich auch Glück, dass Xamax vom Tschetschenen an die Wand gefahren wurde, Sion von der SFL ausgeschlossen und die Lizenz von Servette nach Teheran verkauft wurde. Immerhin sind wir oben geblieben, nächste Saison greifen wir voll an!
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«Einfältig, primitiv, scheinheilig» Text: Benedikt Widmer / Bild: Frank Blaser
FCL-Jungprofi Benedikt Koller hielt es nicht mehr aus, dass im Kreise seiner Mitspieler «zu keiner Zeit ein sinnvolles Gespräch entstand» – und beendete seine Karriere, noch bevor sie richtig begonnen hatte.
«V
iele Fussballer sind dumm, das ist kein Klischee.» Benedikt Koller nimmt einen Schluck von seinem Espresso und lacht. Vor wenigen Wochen war auch er noch Fussballer, ausgestattet mit einem mehrjährigen Vertrag beim FC Luzern, gut bezahlt und in der Szene als Talent mit einem «starken linken Fuss» gepriesen. Doch die rauen Sitten des Geschäfts hinterliessen beim sensiblen Maturanden rasch ihre Spuren. «Ich fühlte mich unwohl im Fussball-Business. Es war oft einfältig, scheinheilig und primitiv.» Der Mittelfeldspieler entschied sich schliesslich gegen das Leben, von dem Tausende träumen. Er löste im Juni seinen Vertrag freiwillig auf und entschloss sich, seine Fussballschuhe an den Nagel zu hängen. «Man kann meinen Rücktritt als persönliches
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Scheitern betrachten», sagt Koller, «aber ich konnte die Regeln und Prinzipien des Profifussballs einfach nicht akzeptieren. Längerfristig wäre ich abgestumpft.» Benedikt Koller war gut vorbereitet, als er zur Saison 2010/11 beim FC Luzern einen Profivertrag unterzeichnete. Er hatte das Gymnasium in der Sportklasse mit Schwerpunktfach Latein erfolgreich beendet und eine überzeugende Saison in der U21-Mannschaft gespielt. Koller legte den optimistischen Eifer jener an den Tag, denen morgen die Fussballwelt gehört. Sogar warnende Worte seines Freundes Lior Etter, welcher ein Jahr zuvor aus ähnlichen Motiven seine Karriere beim FCL beendet hatte, konnten ihn nicht aufhalten. Doch was Koller in der 1. Mannschaft des FC Luzern erlebte, sprengte seine Vorstel-
lungskraft. «Alle versuchten immer stark zu sein und keine Blösse zu zeigen. Aber letztlich ging es sehr oft nur darum, den eigenen Mitspieler zu schwächen.» Kleider machen Fussballleute Ein junger Spieler steht in einem Profikader hierarchisch auf der untersten Stufe, gut genug für das Aufpumpen der Bälle und das Tragen des Materials. Koller erfuhr diese Gepflogenheiten des Geschäfts am eigenen Leib. «Ich konnte mich als Junger beispielsweise erst nach drei Monaten erstmals auf den Massagetisch legen, ohne von den Mitspielern schräg angeschaut zu werden. Das war unglaublich.» Koller merkte zudem schnell, dass ein Jungprofi keine langen Haare tragen darf, da dieses Privileg Hakan Yakin vorbehalten ist. «Alle sagten mir immer und immer wieder, ich solle meine Haare schneiden. Ich verstand das nicht. Irgendeinmal ging ich dann tatsächlich widerwillig zum Coiffeur. Sie hatten ihr Ziel erreicht.» Auch Kollers Kleidungsstil war der konformistischen Fussballwelt ein Dorn im Auge. Bereits Röhrenjeans und Vans-Schuhe sind unter Fussballern verpönt. «Wenn ich mit meinen auffälligen Lederschuhen aufkreuzte, zogen einige ältere Mitspieler demonstrativ meine Schuhe an und belächelten mich wegen meiner Kleider.» Aber Koller hegt keinen Groll
Luzern-Jungprofi Benedikt Koller
gegen seine früheren Teamkollegen. Es sei sicherlich nicht ihre Absicht gewesen, ihn zu verletzen. Lapidar stellt der Luzerner fest, dass er «einfach anders» ticke. «Entweder man ordnet sich unter, oder man wird gefressen.» Koller wurde gefressen. Für Sportpsychologe Daniel Birrer vom Bundesamt für Sport weist Benedikt Koller Anzeichen eines Mobbing-Opfers auf. «Der Trainer müsste solche Spielchen eigentlich sofort unterbinden.» Eine Diskussion mit den Spielern über verschiedene Werte in
der Mannschaft wäre hilfreich, findet Birrer. Der Psychologe betont: «Für den Erfolg kann es sehr wichtig sein, dass Menschen mit verschiedenen Charakteren und Wertvorstellungen in einem Team spielen.» Im Profiteam des FC Luzern wurde eine solche Vielfalt offenbar nicht akzeptiert. Inspiration bei Dostojewski Heute macht Benedikt Koller einen gelassenen Eindruck. Sein Rücktritt vom Fussballgeschäft scheint ihn zu beflügeln. Auch
optisch erinnert wenig an den einstigen Profi. Koller sieht aus wie ein junger Student, mit Hornbrille und Hemd. Verständnis und Wertschätzung findet der Luzerner im intellektuell ausgerichteten Verein La Résistance de la Raison (Der Widerstand der Vernunft, RdR), den er mitbegründet hat. Seit einem Jahr nimmt RdR am gesellschaftspolitischen Diskurs in Luzern teil. Der Verein hat sich bislang vor allem als Kritiker der Zentralschweizer Medienkonzentration einen Namen gemacht. «Die neoliberalen Tendenzen im schweizerischen Mediensystem sind gefährlich», sagt Koller. Noch heute ärgert es ihn, dass er wegen eines Fussballspiels im Frühling nicht an der Demonstration gegen die Unternehmenssteuerreform II in Bern teilnehmen konnte. «Ich bin kein weltfremder Träumer, sondern ein Jugendlicher, der aufrütteln will.» Kraft für sein gesellschaftspolitisches Engagement schöpft Koller aus der Literatur. Autoren wie Dostojewski, Koeppen, Frisch oder Dorothee Elmiger inspirieren ihn. In Lesezirkeln wird bei RdR über deren Bücher und Ideen diskutiert. Ein solch geistiger Austausch sei in der «scheinheiligen Fussballwelt» nie möglich gewesen. «Zu keiner Zeit entstand ein sinnvolles Gespräch. Alles drehte sich nur um Statussymbole wie Autos, Frauen und Markenkleider.» Koller erinnert sich noch gut an ein Mittagessen, welches für das Benehmen der Mitspieler sinnbildlich war. «Die Spieler kannten beim Essen keine Manieren, sie waren unfreundlich zum Servierpersonal und hatten sich fast nichts zu sagen. Das Essen dauerte gefühlte zwei Minuten, und der anschliessende Kaffee wurde richtiggehend hinuntergestürzt. Danach wurde ‹Two and a Half Men› geschaut. Die einen schrieben andauernd SMS-Nachrichten, die anderen rauchten. Es war schrecklich.» Kollers Intention, einmal Teil dieser Gruppe zu werden, löste sich wie der Zigarettenqualm der Mitspieler in Luft auf. «Oft fragte ich mich, ob auch ich Sprüche klopfen sollte, um besser akzeptiert zu werden. Aber ich wollte mich innerlich nicht aufgeben.» Am Ende fühlte sich Koller einsam und unverstanden.
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Magere zwei Einsätze Rolf Fringer, Kollers Trainer beim FC Luzern, zeigt Verständnis für die Gefühlswelt des jungen Mannes. «Intellektuelle sind im Fussball immer in der Minderheit. Ich verstehe, dass er sich in dieser einfachen Welt nicht wohlfühlte.» Doch für Fringer ist klar, dass im Fussball Sentimentalitäten fehl am Platz sind und sich nur derjenige durchsetzen kann, der den Widerständen trotzt und sich im rauen Klima behauptet. «Ich konnte nicht am IQ jedes einzelnen Spielers arbeiten. Als Spieler muss man sich den Gesetzmässigkeiten des Sports einfach anpassen. Das ist überall im Leben so.» Benedikt Koller brachte es in der Hinrunde 2010/11 auf magere zwei Einsätze in der Super League. Die routinierte FCLMannschaft lief in jener Zeit zu Hochform auf, spielte begeisternden Fussball und wurde überraschend Wintermeister. Der Konkurrenzkampf im Training sei enorm gewesen, erinnert sich Koller, mitunter sei auch mit unfairen Mitteln gekämpft worden. Als Koller in einem Trainingsspiel auf der Position eines direkten Konkurrenten
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stark spielte, dauerte es keine fünf Minuten, bis ihn der Stammspieler genervt und unsanft von den Beinen holte. «Du musst wohl ein Arschloch sein, um in diesem Geschäft zu bestehen», sagt Koller und muss erneut lachen. Selber ausgeteilt habe er nie, das hätte nicht seinem Naturell entsprochen. Doch der Luzerner akzeptierte die harte Gangart seiner Mitspieler. «Für mich war Fussball immer nur ein Spiel, für viele jedoch ist es die gesamte Lebensexistenz. Da ist es verständlich, dass sie böse wurden.» «Kommunikativ extrem schwach» Koller war ein lernwilliger Fussballer, er war an individuellen Trainingseinheiten interessiert und kannte seine Schwächen. Der Luzerner wollte mehr taktische Inputs erhalten, seine Spielauslösung verbessern und die Abgeklärtheit am Ball steigern. Aber eine individuelle Begleitung sei unter Trainer Rolf Fringer nur Wunschdenken geblieben. «Pädagogisch und vor allem kommunikativ war der Trainer extrem schwach», analysiert Koller. Während Mo-
naten habe es zwischen dem jungen Spieler und Trainer Fringer kaum ein Gespräch unter vier Augen gegeben, auch eine Feedback-Kultur schien gänzlich zu fehlen. «Wir Jungen erhielten von Fringer einfach keine faire Chance, ich wurde teilweise nicht einmal in den Freundschaftsspielen eingesetzt.» Rolf Fringer wehrt sich vehement gegen diese Anschuldigungen. Sein Umgang mit jungen Spielern werde immer in einem «ganz falschen Licht» dargestellt. Er habe viele U16- und U18-Spiele des Vereins besucht. Zudem habe er praktisch kein U21-Spiel verpasst. «Beim FC Luzern waren 14 von 24 Spielern im Kader Eigengewächse», rechnet Fringer vor, «ein solch hoher Anteil gibt es sonst nirgends.» Dass dabei nicht jeder den Sprung zum Stammspieler schaffe, liege auf der Hand. Spieler wie Alain Wiss, Nico Siegrist, Mario Bühler, Savo Bento, Janko Pacar und Marijan Urtic hätten jedoch ihre Chancen erhalten und genutzt. Fringer kann aber die Enttäuschung von Koller verstehen. Ein Spieler, der wenig zum Einsatz
Luzern-Jungprofi Benedikt Koller komme, suche immer nach Schuldigen. Das sei aber ein Jammern auf hohem Niveau. Man müsse junge Spieler auch mal schwimmen und strampeln lassen, erst dann seien sie gemacht für die «SuperLeague-Welt». «Bene Koller fehlte ein Stück weit die Qualität für die Super League.» Projekt «Persönlichkeitsentwicklung» Laurent Prince, Nachwuchschef beim FC Luzern, teilt Fringers Einschätzung: «Bene Koller konnte sich in der 1. Mannschaft nicht durchsetzen, das ist ein Fakt. Es gibt viele Spieler, denen das Gleiche passiert. Es wird auch nicht jeder Konzertpianist, der das Konservatorium besucht hat.» Der 41-jährige Prince ist seit drei Jahren vollamtlicher Leiter des Leistungszentrums Nachwuchs. Seither erlebt die Innerschweizer Nachwuchsarbeit einen Professionalisierungsschub. Die FCLJunioren etablierten sich unter den Top 5 der Schweiz, die U16-Mannschaft wurde vergangene Saison sogar Vizemeister. Als grösste Herausforderung für die nächsten Jahre ortet Prince die Integration der Junioren in die 1. Mannschaft. Betreuungsdefizite wie bei Benedikt Koller im Profibereich sollen in Zukunft minimiert werden. «Bisher bestand unsere Aufgabe darin, die jungen Spieler auf den Profifussball vorzubereiten. Waren sie einmal in der 1. Mannschaft angelangt, hatten wir seitens Nachwuchsabteilung relativ wenige Zugriffsmöglichkeiten. Der letzte Schritt an die Spitze ist jedoch der schwierigste und wird häufig unterschätzt.» In den kommenden Jahren sollen die Strukturen beim FC Luzern durchlässiger werden. Mit dem neuen Cheftrainer Murat Yakin wurde bereits ein Konzept erarbeitet, welches eine umfassende Betreuung von jungen Spielern an der Schnittstelle zwischen U21-Team und 1. Mannschaft vorsieht. Jean-Daniel Gross, Trainer der U21-Mannschaft, und Giorgio Contini, Co-Trainer der 1. Mannschaft, bieten seit Neuestem den Spielern der sogenannten Talent-Gruppe wöchentlich individuelle Trainingseinheiten und Einzelgespräche an. «Die Kommunikation und der Austausch zwischen der 1. Mannschaft und dem Nachwuchsbereich werden auf diese Wei-
se optimiert», so Prince. Ausserdem investiert der FCL seit eineinhalb Jahren Zeit und Geld in das Projekt «Persönlichkeitsentwicklung» der Nachwuchsspieler, wobei Koller aus Altersgründen von diesem Programm nicht mehr profitieren konnte. Eine professionelle Karriereplanung steht dabei im Vordergrund; rund vier bis sechs talentierte Spieler werden unter anderem von einem diplomierten Jugendberater begleitet. Prince: «Ziel ist es, den geeigneten Spieler zu finden, der das Spiel liebt und intrinsisch derart motiviert ist, dass er Profi werden will. Nur talentiert zu sein, reicht heute nicht mehr aus.» Schwere Zeiten für Maturanden? Benedikt Koller, der Talentierte, wurde nach dem unbefriedigenden halben Jahr beim FC Luzern in die Agglomeration abgeschoben. Doch auch als Leihspieler beim SC Kriens in der Challenge League konnte er sich nicht wunschgemäss durchsetzen. Trotzdem hadert Koller nicht. «Ich würde mich in diesem Geschäft auch nicht wohlfühlen, wenn der Trainer voll auf mich setzte. Ich müsste zu viele Kompromisse eingehen, letztlich würde meine persönliche Entwicklung zu sehr darunter leiden.» Koller befürchtet, dass Maturanden künftig beim FC Luzern aufgrund seines und Lior Etters Rücktritts benachteiligt sein könnten. Denn bereits bei seiner Vertragsunterzeichnung seien die Verantwortlichen skeptisch gewesen. Koller musste sich gar verpflichten, während der Vertragsdauer kein Studium in Angriff zu nehmen. «Die Regeln des Profifussballs werden sich leider wohl nie ändern», ist Koller überzeugt. Sportpsychologe Birrer begrüsst den eingeschlagenen Weg des ehemaligen Jungprofis. «Es ist wichtig, dass die Werte
eines Menschen mit denen in seinem unmittelbaren Umfeld kompatibel sind. Ist diese Selbstkonkordanz nicht vorhanden, kommt es zu Spannungen.» Birrer empfiehlt Koller dennoch, dem Fussball treu zu bleiben. «Seine Leistungsmotivation in einem Universitätsstudium ausleben und daneben in der 1. Liga Fussball spielen – das wäre eine Lösung.» Während mehr als zehn Jahren stand Koller Tag für Tag auf dem Fussballplatz. Nun hat er genug. Er will nicht mehr Fussball spielen, vorerst auch nicht in einer unteren Liga. Nach der Rekrutenschule reist der Luzerner für einige Monate nach Buenos Aires, um Spanisch zu lernen. Anschliessend werde er an der Universität Zürich voraussichtlich Philosophie und Altgriechisch oder Latinistik studieren. Die Antike sei seine grosse Leidenschaft – seine Liebe aber bleibe der Fussball. «Ich drehe noch immer vollkommen durch, wenn ein Riquelme aus 20 Metern einen Freistoss ins Lattenkreuz knallt», sagt Koller zum Abschied und lacht. «Es gibt halt doch nichts Schöneres auf der Welt.»
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Marc zellweger
«Für mich hätte der Aufstieg nicht sein müssen» Text: Mämä Sykora, Sascha Török / Bild: Christian Breitler
Spätzünder, Sündenbock, Publikumsliebling: Die treue Seele Marc Zellweger war in seiner langen Karriere schon vieles. Ein sehr entspanntes Gespräch über lukrative, eindeutige und ausgebliebene Angebote.
ZWÖLF: Marc, um gleich zu Beginn diese Unklarheit endlich ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen: Bist du wirklich mal Torschützenkönig gewesen in der 2. Liga? Marc Zellweger: In der Saison, in der ich im Winter zu St. Gallen gewechselt habe, wäre ich sicher Torschützenkönig geworden. Bis zum Transfer hatte ich für Seuzach in 7 Spielen 14 Mal getroffen. Mit 21 erst in der Nationalliga A, mit 27 Debüt in der Nationalmannschaft, mit 28 der Auslandtransfer – wahrlich ein Spätzünder. Wann hast du mit dem Fussball begonnen?
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Mit 7 Jahren besuchte ich zum ersten Mal ein Training der E-Junioren des FC Oberwinterthur. Ich hatte zuvor schon eine ganze Weile gequengelt, bis ich gehen durfte. Als es dann endlich so weit war, hab ich nur geheult und wollte nicht mehr hingehen. Mein Vater musste mich zwingen. Wollte er unbedingt einen Fussballer aus dir machen? Nein, überhaupt nicht. Das war alleine mein Wunsch. Mein Vater hat zwar regelmässig mit Freunden gekickt, war GC-Fan und hat mich auch jeweils an die Spiele mitgenommen. Ich bekam
GC-Wimpel und -Fahnen und wurde so auch bald zum Fan. Als GC-Fan machst du gerade eine schwere Zeit durch ... Heute bin ich das natürlich nicht mehr. Das hat sich bald geändert. Kurz war ich noch Lausanne-Fan, mittlerweile natürlich FC St. Gallen. So schlimm kann das erste Training bei Oberwinterthur dann doch nicht gewesen sein. Immerhin hast du bis zum 15. Altersjahr für diesen Verein gespielt. Ich kam damals sogar zu ersten Einsätzen in der 1. Mannschaft in der 3. Liga, allerdings sind wir in dem Jahr gleich abgestiegen. Dann kam die Anfrage vom FC Seuzach aus der 2. Liga; ich nahm sie an und begann gleichzeitig eine Lehre als Elektromonteur. Heute müssen sich die Jungen in diesem Alter schon für eine Profikarriere entscheiden. Wie war das bei dir? Natürlich war es mein Traum, Profifussballer zu werden. Aber es war eigentlich nur Wunschdenken. Wenn man mit
Marc zellweger 20 noch in der 2. Liga kickt, liegt dieser Traum ja auch wahrlich nicht gerade vor der Haustür. Bei den allermeisten ist der Zug dann schon abgefahren. Ich war ja auch nicht ein derart überragender Spieler in der Liga, der die Gegner auseinandernehmen konnte. Nur eben Tore schiessen konnte ich ziemlich gut.
«Im Fussball habe ich keinen Freund.» Wie kam der FCSG überhaupt auf die irre Idee, einen bereits 21-jährigen Spieler aus den Niederungen des Amateurfussballs zu verpflichten? Wir waren mit Seuzach einst in einem Trainingslager auf Lanzarote. Dort hielt sich auch der Erstligaklub FC Monthey gerade auf, damals trainiert von Uwe Rapolder. Ich war 17 oder 18 und bin ihm anscheinend im Testspiel ein bisschen aufgefallen. Unser Vereinspräsident erhielt den Kontakt zu Rapolder aufrecht, und so konnte ich nach dessen Wechsel zu St. Gallen Probetrainings absolvieren. Auch GC interessierte sich für mich. Was hat den Ausschlag für St. Gallen gegeben? Bei GC trainierte ich nur mit dem Nachwuchs, zusammen mit Johann Vogel, De Napoli und Jan Berger. Ich habe zwei Monate lang jeweils am Morgen mit GC trainiert und am Nachmittag dann mit St. Gallen. Natürlich wussten die Vereine voneinander, das war keine geheime Affäre. (Lacht.) Erich Vogel konnte ich nicht überzeugen. Er meinte, sie hätten bei GC jüngere Spieler, die ebenso talentiert seien. St. Gallen wollte es ein halbes Jahr mit mir versuchen. Und plötzlich konntest du mit Fussball richtig Geld verdienen. Nicht wirklich. Im 4. Lehrjahr hatte ich 900 Franken verdient, bei St. Gallen waren es dann 700 Franken plus Punkteprämie. Ohne Unterstützung der Eltern
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wäre das nicht möglich gewesen, zumal ich ja jeden Tag noch zwischen Winterthur und St. Gallen pendeln musste. Wann bist du nach St. Gallen gezogen? Nie. Mein Anker in Winterthur ist ziemlich fest. Hier ist meine Familie, hier sind alle meine Freunde. Ich bin sogar während meiner Zeit in Köln jedes Wochenende nach Hause gefahren. Ich habe mir sogar überlegt zu pendeln, die Zugverbindungen hätten es zugelassen. Ich bin nun mal ein sehr treuer Mensch, meine Eltern sind mir sehr wichtig, und ich fühle mich hier sehr wohl. Wäre so etwas heute noch möglich, ein Sprung vier Ligen höher mit über 20 Jahren? Ich kann es mir nicht vorstellen. Es war damals schon ungewöhnlich, aber heute ist die Schere zwischen Super League und 2. Liga noch viel grösser geworden. Mir wurde der Einstieg dank meinem Mitspieler Markus Wanner, den ich schon länger kannte, zum Glück leicht gemacht. Auch die erfahrenen Profis wie Urs Fischer, Gambino oder Bouderbala haben mich gut aufgenommen. Ich musste also nicht deren Schuhe putzen. Kannst du dich an deinen ersten Einsatz erinnern? Das war im Espenmoos gegen Yverdon, Auf-/Abstiegsrunde 1994/95. Ich weiss es gar nicht mehr genau, das ist schon so lange her, aber ich nehme an, dass ich doch ziemlich nervös gewesen bin. Zum ersten Mal von Beginn an durfte ich gegen Solothurn ran, und mir gelangen gleich zwei Treffer. Später warst du für deine spektakulären Tore bekannt. Waren das auch schon solche oder lediglich Abstauber? Hm, man muss halt dort stehen. (Lacht.) Es war jedenfalls ein wichtiges Spiel für den Klassenerhalt. In der Mannschaftssitzung nach der Partie sagte Rapolder zu mir: «Du musst jetzt nicht das Gefühl haben, du würdest im
nächsten Spiel wieder in der Startelf stehen, nur weil du heute getroffen hast.» Deine ersten Jahre beim FCSG fielen in die Zeit, in der der Fussball einen starken Wandel durchlebte. Professionalisierung überall, es war plötzlich viel mehr Geld im Spiel, Strukturen wurden erneuert ... Davon hat man bei St. Gallen nichts gemerkt. In puncto Professionalität liess einiges zu wünschen übrig, nur schon die Garderoben etwa. Mich hat das aber nicht gross gestört, ich erlebte eine tolle Zeit. Sportlich lief es indes mässig. Unter Rapolder und Hegi hiess die Devise jeweils «Nicht absteigen». Mit Marcel Koller wurdet ihr dann aber mit einer – du wirst es uns verzeihen – nicht überragenden Mannschaft Meister. Was hat Koller so richtig gemacht? Da hat viel gestimmt. Unsere Mannschaft war schon lange zusammen, Koller hat uns dann dieses «GC-Gen» eingepflanzt, diese Selbstsicherheit, diese Selbstverständlichkeit, dass man den nächsten Match gewinnen wird. Zudem haben seine Transfers ideal gepasst, namentlich Amoah und Jairo. Das funktionierte perfekt, und zwar nicht nur in der Meistersaison, sondern auch in der darauffolgenden, als wir die Titelverteidigung erst im letzten Match verspielt haben. Koller förderte auch die Professionalität und die Ansprüche. Halbprofis gab es unter ihm nicht mehr, auch die Prämie für die Finalrunden-Qualifikation wurde gestrichen. Er war sicher der beste Trainer, den ich je hatte. Du sprichst die Eingespieltheit an. Entstanden da auch Freundschaften, oder waren deine Mitspieler lediglich Arbeitskollegen? Für mich blieb es bei Letzterem, bei anderen ergaben sich auch Freundschaften. Ich hatte meine Freundschaften nie im Fussballbusiness, sondern aus der Jugend oder aus der Schule. Im Fussball habe ich keinen Freund. Wenn ich in den Ausgang gegangen bin, dann nicht in St. Gallen und nicht mit den Teamkollegen.
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Marc zellweger Damit bist du auch der Gefahr aus dem Weg gegangen, im Ausgang entdeckt zu werden und in der Zeitung davon lesen zu müssen. Ja, das war sicherlich ein Vorteil.
«Ich kann mich nicht daran erinnern, mal richtig wütend gewesen zu sein.» Hätte es denn etwas zu berichten gegeben? (Lacht.) Nein, ich bin keiner, der Exzesse oder Frauengeschichten hat. Über Marcel Koller hat man anderes gehört ... Ich denke, er hat das genossen, dass sich die Leute für ihn und seine Arbeit interessierten. Er kannte ja zuvor nur Meisterfeiern mit GC mit ein paar Hundert Leuten. Da waren das bei uns schon andere Dimensionen.
mich nie in den Vordergrund gedrängt. Ich muss nicht im «Blick» stehen, damit es mir gut geht. Geschätzt haben die Fans vielleicht auch, dass ich nach dem Meisterjahr nicht wie viele andere Spieler einfach abgehauen bin, ohne mich um einen schönen Abschied zu bemühen. Das hätte ich nie gemacht! Als die konkrete Offerte von Köln kam, war meine Bedingung, mindestens noch ein Heimspiel bestreiten zu dürfen, um mich von den Fans verabschieden zu können. Das haben die Zuschauer honoriert. Nervt das nicht mit der Zeit, immer so hochgejubelt und als Kultfigur betitelt zu werden? Es ist mir natürlich lieber, wenn sie «Marc Zellweger Fussballgott» rufen, als wenn sie pfeifen. Es ist eine Anerkennung für den Job, den ich gemacht habe, das ist immer schön. Daran gewöhnt man sich gerne.
Woher rührt diese Begeisterung für den Verein FC St. Gallen? Vielleicht bekommen die Neugeborenen im Kantonsspital gleich eine Spritze mit dem FCSG-Virus, ich weiss es nicht. Die Stadt bietet natürlich nicht die gleichen Möglichkeiten wie etwa Zürich. Dazu gesellt sich auch noch dieses «Verschupfte», diese Trotzreaktionen dagegen, dass die Schweiz spätestens bei Winterthur endet.
Haben dich deine ehemaligen Kollegen enttäuscht, von denen einer nach dem anderen nach dem Titelgewinn den Klub verliess? Ich bin ja dann auch gegangen. (Lacht.) Ich denke, das ist normal nach so einem Triumph. Die Spieler wollen sich weiterentwickeln und auch mal mehr verdienen. So ist nun mal das Business. Ich hatte nicht den gleichen Drang zu wechseln wie andere. Erst zu dieser Zeit nahm ich mir einen Manager, Vinicio Fioranelli (der schon Zamorano zum FCSG holte, Anm. d. Red), der den Kontakt zu Köln herstellte. Auch italienische Vereine waren an mir dran, das wurde hingegen nie konkreter. Basel war auch interessiert, aber das hätte St. Gallen nie zugelassen.
Ohne dass du die Nähe der Fans gesucht hast, bist du zum Publikumsliebling geworden. Warum genau du und nicht andere Alteingesessene wie etwa Daniel Imhof, der sogar noch aus der Umgebung kommt? Es hat sicher mit meiner Art zu spielen zu tun. Ich war ja kein Riesenfussballer, der die Zuschauer begeistern konnte, aber ich war ein Kämpfer, und das wollte man in St. Gallen sehen. Zudem habe ich
Kölns Trainer Ewald Lienen stand da schon in der Kritik nach dem schlechten Saisonstart. Du hast hingegen vor dem Wechsel in einem Interview gesagt, dass er im Amt bleiben werde, weil der Vorstand hinter ihm stehe. Lienen wollte mich unbedingt, und im Gespräch mit dem Präsidenten hatte ich den Eindruck, dass er auf jeden Fall am Trainer festhalten würde. Es kam dann leider doch völlig anders. Ganz so blauäugig
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ging ich natürlich nicht nach Deutschland. Mir war sehr wohl bewusst, dass so etwas eintreffen könnte und dass es in diesem Fall sehr schwierig für mich sein würde. Dein Einstand war ja phänomenal. Perfekt. Köln hatte 7 Mal in Folge verloren, wir spielten auswärts gegen St. Pauli. Wir gewannen 2:1, und ich schoss ein Tor. Wunderbar. Obwohl bei Köln alles noch ein gutes Stück grösser ist als in St. Gallen, fiel mir die Umstellung leicht. Ich war zwar zum ersten Mal weg von zu Hause, aber immerhin schon 28 Jahre alt und Nationalspieler. Mit diesem Status brauchte ich mich nicht zu verstecken. Nach Lienen kam Friedhelm Funkel, und unter ihm jenes Spiel gegen Wolfsburg, in dem er dich nach 24 Minuten beim Stand von 0:3 ausgewechselt hat. Ich hab da sicher nicht gut gespielt, aber die alleinige Schuld trug ich bestimmt nicht am Rückstand. Schon in der Kabine wusste ich, dass meine Zeit bei Köln damit vorbei war. Ich hab das irgendwie gespürt. Funkel hat mir dann auch gesagt: «Solange ich Trainer hier bin, wirst du nicht mehr spielen.» Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum das so gelaufen ist. Vielleicht war es einfach so, dass ich als letzter Transfer des alten Trainers als Sündenbock herhalten musste. Nach einem Ausflug zu Wil nahm dich Trainer Peischl wieder mit zum FCSG. War das ein Heimkommen? Das vielleicht nicht gerade, aber das Wohlbefinden kam schnell zurück. Ich kannte noch immer viele Leute, vor allem aus dem Umfeld, und ich hatte schon einen Stellenwert. Ein Unterschied zur ersten Zeit war es für mich ansonsten nicht. Trotz der vielen Trainerwechsel und der teilweise chaotischen Zustände in der Vereinsleitung? Jörg Stiel etwa hat nach seinem kurzen Engagement im Verwaltungsrat nur Schlechtes zu berichten gewusst. Als Spieler bekommt man das gar nicht so mit. Ende Monat war stets der Lohn
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auf dem Konto, die Zuschauer waren immer grossartig, das ist für die Spieler entscheidend. Was in der Führungsetage geschieht, kann man ohnehin nicht beeinflussen. Obwohl du dich in diesen Gefilden auskennst, zumindest wenn jene Anekdote aus der Meistersaison stimmt: Ihr wart nach eurem Heimsieg eingeladen, in der Direktionsetage einer Bank am Marktplatz das Spiel Servette gegen Basel zu schauen, wobei euch der Punktverlust Basels vorzeitig zum Meister gemacht hat. Während die Mannschaft das Spiel geschaut hat, seist du im Sessel des Direktors gesessen und hättest im Internet gesurft. Gabs damals schon Internet? (Lacht.) Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was ich da gemacht habe. Ich dachte, ich hätte den Match geschaut, zusammen mit der Mannschaft. Und Kubilay Türkyilmaz. Kubi? Damals war seine Schwester mit Mazzarelli zusammen. Heute ist sie die Freundin von Ianu. Wenn wir schon bei diesem Thema sind: Gabs für dich auch Groupies? Ich hatte immer feste Freundinnen, und da ich ja ein treuer Mensch bin ... Ich habe nur einmal in Köln in einer Disco ein eindeutiges Angebot bekommen. Sehr direkt: «Gehen wir zu mir oder zu dir?» Da war ich schon etwas baff. An solchen Dingen merkt man, dass der Fussball dort einen anderen Stellenwert hat.
«Ich bin mehr der Cervelat-Typ.» Deine letzten Jahre mit St. Gallen brachten vorallem zwei bittere Momente: Den Abstieg 2008 und dein nicht mehr verlängerter Vertrag 2010. Was war bitterer? Der Abstieg schmerzte extrem, es war ja auch gleich der Abschied vom Espenmoos.
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Ob ich einen neuen Vertrag verdient hätte, darüber kann man sich streiten. Ich hätte mir einen gegeben. (Lacht.) Aber ich muss auch akzeptieren, dass andere Leute das anders gesehen haben. Damit hatte ich keine Probleme. Enttäuscht hat mich hingegen der Weg zu dieser Entscheidung.
Marc Zellweger Der Winterthurer (*1973) wechselte erst im Alter von 21 Jahren vom FC Seuzach zum vier Klassen höher spielenden FC St. Gallen. Der gelernte Stürmer wechselte bald ins Mittelfeld und wurde schliesslich zum Verteidiger umfunktioniert. Auch als Torhüter musste er zweimal aushelfen und hielt 2004 sogar einen Penalty von YB-Akteur Sermeter. 2000 wurde er mit dem FCSG Meister, ein Jahr später wechselte er zum 1. FC Köln, für den er 13 Spiele absolvierte. Nach einem Umweg über Wil landete er wieder beim FC St. Gallen, mit dem er 2008 abstieg. 2010 wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert, und «Zelli» ging in die 1. Liga zum Stadtrivalen SC Brühl, mit dem er sogleich in die Challenge League aufstieg. Zwischen 2000 und 2002 absolvierte er 13 Länderspiele. Er wohnt noch immer in Winterthur. (syk)
Wurden dir falsche Versprechungen gemacht? Nein, das nicht. Aber ich hätte als Vereinsführung mit einem Spieler wie mir das Gespräch gesucht und die Situation dargelegt, um gemeinsam zu einem Entscheid zu kommen. Mir wurde lediglich mitgeteilt, dass der Verein auf Junge setzen wolle und ich darum keinen neuen Vertrag bekommen würde. Ich bin aber deswegen nicht sauer auf den Verein, wir gingen nicht im Streit auseinander. Da sind gewisse Parallelen zu deiner Zeit in der Nati zu erkennen. Auch dort wurdest du einfach nicht mehr berücksichtigt. Unter Trossero war ich Stammspieler. Das war eine schöne Zeit, auch wenn wir nicht oft gewonnen haben. Dann kam Köbi Kuhn, da war ich anfangs auch noch ge-
setzt. Schon bald kam aber kein Aufgebot mehr, mit mir geredet hat er indes nie. Er hat zwar immer von der «Familie» gesprochen, vorgelebt hat er sie aber nicht. Ich hätte das anders gelöst an seiner Stelle. Aber jeder hat nun mal seine eigene Haltung und seine eigenen Lösungswege. Es braucht anscheinend sehr viel, um dich richtig wütend zu machen. Ich kann mich nicht daran erinnern, mal richtig wütend gewesen zu sein. Auch meine Freundinnen haben mir jeweils vorgeworfen, dass man mit mir nicht streiten könne. Ich akzeptiere alle Leute so, wie sie sind. Wenn jemand etwas völlig anders angeht, als ich das machen würde, dann ist das nun mal so. Deshalb werde ich nicht sauer. Nachtragend bist du erst recht nicht. Beim FCSG hast du sogar eine Stelle angetreten. Ich habe erst ein Praktikum gemacht und arbeite jetzt zwei Tage die Woche im Marketing. Trainer kommt für mich nicht infrage. Dafür muss man ein Zigeuner sein, und das bin ich nicht. Die Aktivkarriere hast du dennoch nicht beendet. Warum bist du bei Brühl gelandet? Es war eigentlich nicht mein Ziel, weiterhin zu kicken. Brühl kam auf mich zu und signalisierte Interesse, wollte mir auch beim Berufseinstieg helfen. Ich fühlte mich eigentlich noch fit, und darum habe ich zugesagt, wobei ich das Engagement jederzeit hätte beenden können. Dafür gab es aber keinen Grund, das Jahr hat riesigen Spass gemacht. Völlig überraschend seid ihr in die Challenge League aufgestiegen. Mal ehrlich: Hast du nicht gedacht: «Mist, jetzt bin ich schon wieder da»? Jetzt denke ich das. (Lacht.) Für meine Mitspieler hat es mich hingegen extrem gefreut. Viele kommen aus der Gegend, für die ist es natürlich das Grösste, jetzt in der AFG Arena gegen den FCSG spielen zu dürfen. Mitzuhelfen, ihnen diesen Traum erfüllen zu können, war toll. Für mich
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Marc zellweger persönlich hätte es nicht unbedingt sein müssen. Der Aufwand ist halt doch höher, die Distanzen zu den Auswärtsspielen sind grösser, und es reicht für mich nicht mehr, im Sparmodus zu spielen. Eigentlich habe ich ja Anfang Saison verkündet, dass ich schon dafür sorgen werde, dass wir nicht aufsteigen. (Lacht.) Das hast du nicht geschafft. Nun heisst das wohl auch mehr als drei Mal Training pro Woche. Ähm, ich glaube, jetzt wird vier Mal trainiert. Du glaubst? Du bist also nicht jedes Mal dabei? Wenn bei uns mal einer nicht kommen kann, ist das nicht so tragisch. Die Spieler arbeiten ja alle 100 Prozent. Ich versuche schon, immer dabei zu sein, einen Sonderstatus will ich nicht haben. Dass ich kein Trainingsweltmeister bin, ist ja hinlänglich bekannt, in meinem Alter muss ich meine Kräfte noch mehr einteilen. Erholt bin ich
jetzt zumindest, nach drei Wochen Amerika und einem Abstecher nach Istanbul. Ich geniesse es sehr, solche Dinge nun endlich nachholen zu können. Während der Profikarriere war das leider nie möglich.
immer funktioniert, nur eben am Tag X nicht. Nun ist es aber eingerahmt an der Wand im Espenblock. Im Espenmoos ist auch eine Kabine nach mir benannt.
St. Gallen hat sich nach dem Abstieg nicht mehr für dich interessiert? Immerhin ist Peischl Sportchef, er hat dich damals von Wil zum FCSG mitgenommen. Wir hatten es zum Schluss nicht mehr so gut miteinander. Das wäre aber ohnehin für mich kein Thema mehr gewesen, ich hätte der Mannschaft in meiner Verfassung nicht helfen können.
Deine lange Beziehung zu St. Gallen wirft natürlich die grosse Frage auf: Wie isst du deine Bratwurst? Mit oder ohne Senf? Die St. Galler Bratwurst esse ich selbstverständlich ohne, die anderen mit Senf. Aber ich habe auch schon eine St. Galler mit Senf gegessen. Zu Hause auf dem Balkon, da sieht es ja keiner. (Lacht.) Aber ich bin ohnehin mehr der Cervelat-Typ.
Hängt eigentlich dein Trikot nun unter dem Stadiondach? Bei deinem Abschiedsspiel gab es ja eine technische Panne, und der Lift hat nicht funktioniert. Es hängt schon lange dort, man sieht es bloss nicht. (Lacht.) Der Platzwart hat sich für jene Panne schon tausend Mal entschuldigt. Anscheinend hat es bei den Tests
Die Würste in der AFG Arena sind leider nicht mehr so gut wie früher. Jetzt, wo du im Marketing bist, musst du unbedingt dafür sorgen, dass sich da etwas ändert. St. Gallen muss doch einfach die besten Stadionwürste haben! Das Catering ist zwar ausgegliedert, aber ich werde mich drum kümmern. (Lacht.)
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Talente gesucht und gefunden
Text: Ueli Zoss / Bild: Keystone
Die Suche nach den besten Junioren des Landes hat System. Sie fängt bei der Auslese der Talentspäher für die Regionalauswahlen an.
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ie Prominenz trifft im Löhrenacker im basellandschaftlichen Aesch im Verlauf des Nachmittages ein. SFV-Ressortchef Spitzenfussball Mario Comisetti begrüsst die Nationaltrainer Martin Trümpler (U20), Gérard Castella (U18), Yves Débonnaire (U17) und Heinz Moser (U16). Die Trainer hätten untereinander auch Anekdoten von früher austauschen können. So nahm Trümpler zu seiner Zeit als YB-Trainer den Spieler Moser beim 0:4 im Hardturm gegen GC früh vom Platz. Moser lief demonstrativ an der Bank vorbei in die Kabine, was ihm nach Spielende eine Schimpftirade des Trainers eintrug. Die Versöhnung
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folgte auf dem Fusse während der Heimreise im YB-Car. Die Verbandstrainer nehmen jedoch in Sachen Talentsichtung Stellung auf dem Platz des Drittligisten FC Aesch. Der Final der U14-Regionalauswahlen zwischen Team Waadt und Team Innerschweiz hat begonnen. «Wie heisst der Stürmer bei den Grünen mit der Nummer 8?», erkundigt sich bald einmal ein das Geschehen besonders aufmerksam verfolgender Zuschauer beim Nebenmann. «Dimitri», erhält er als knappe Antwort. Mehr wird nicht verraten, denn es könnte durchaus sein, dass der Fragesteller in der nicht eben hehren Ab-
sicht das Turnier verfolgt, Talente abzuwerben. Dimitri schiesst jedenfalls auch im Final ein Tor für die Welschen und bestreitet zwei Wochen später ein Probetraining für die FCZ-Academy im Heerenschürli in Schwamendingen. Er überspringt gleich einen Jahrgang und übt mit den U16-Junioren des FCZ. Für einen Transfer und Wohnortwechsel ist es jedoch noch zu früh. Talentschmiede FC Basel Team Waadt gewinnt den Final schliesslich 2:0. Den besten Fussball spielt aber das Team Nordwestschweiz, das in den Gruppenspielen gegen die Innerschweiz allerdings für seine Nonchalance mit einem Last-Minute-Goal zum 1:2 bestraft wird. Das Team Nordwestschweiz ist mehr oder weniger identisch mit der U14Formation des FC Basel. Wie die Bebbi körperlich fortgeschritten sind, grenzt an Wettbewerbsverfälschung, und am Ball
In die Zukunft zu investieren lohnt sich. Auch im Fussball. credit-suisse.com/fussball
Zusammenzug der U-15-Nati im Centro Sportivo in Tenero mit Dany Ryser.
sind sie schon Meister ihres Fachs. Der FCB machts mit Teamwork, stellt mit den Zwillingen Albian und Adonis Ajeti aber auch die herausragenden Einzelspieler. Albian schiesst Tor um Tor, Adonis hält nichts von Schönspielerei und geht in der Innenverteidigung hart zur Sache. Nach Granit und Taulant Xhaka steht in Basel also ein weiteres Brüderpaar bereit. Und man gibt sich mit dem Erreichten nicht zufrieden. Noch gezielter als bis anhin wird in den Nachwuchs investiert. Gigi Oeri lässt einen neuen, teuren Campus bauen. Der Spatenstich steht bevor. Emmen, Payerne, Tenero hoch im Kurs Viele der Spieler der insgesamt acht Regionalauswahlen, die sich für das Final-
turnier in Aesch qualifizierten, hatten ebenso ein Aufgebot für die SFV-Sichtungstrainings in Luzern erhalten. Moser, Trümpler und Castella, assistiert von Reto Gertschen und Aaraus Cupfinal-Legende Walter Iselin, hielten auch dort Ausschau nach potenziellen Spielern für das kommende U15-Nationalteam, seit 2007 die erste Selektion auf nationaler Ebene. Von den etwa 50 Talenten fehlte die Hälfte beim zweiten Termin, als die zu vergebenden Plätze in den Football Academys in Payerne, Tenero und Emmen auf dem Spiel standen. Diese Standorte sind vor allem bei jenen Talenten begehrt, deren Vereine nicht an eine der zahlreichen städtischen Sportschulen angeschlossen sind.
Die Ausbildungszentren hat der SFV nach dem Vorbild des französischen Verbandes gestaltet. Die Jugendlichen leben unter der Woche bei einer Gastfamilie, sie absolvieren neben den täglichen Trainings die letzten beiden obligatorischen Schuljahre an der örtlichen Schule. Zu Spielpraxis gelangen sie am Wochenende in ihren Klubs. Lösungen für die Berufs- oder Schulzeit danach zu finden, ist ebenso wichtig wie Ballhalten oder Dribbeln – es kommt aber vor, dass es einen Spieler unmittelbar nach der Schulzeit ins Ausland zieht. 2002 war Johan Djourou Absolvent des ersten Lehrgangs in Payerne – ein Jahr später wechselte der Verteidiger zu Arsenal.
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Generation u Für Peter Knäbel, Technischer Direktor beim SFV, soll die Talentsichtung künftig noch früher als auf Stufe U14 beginnen. «Wir haben ein Konzept ausgearbeitet, um schon die U12- und U13Spieler zu beobachten.» Der ehemalige Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Basel kümmert sich in diesen Tagen aber auch um gestandene Profis: «Wir stecken mitten in der Analyse der U21-EM.» Die Silber-Boys von Pierluigi Tami kommen dabei bestens weg. Knäbel: «Es gibt aber immer Sachen, die wir verbessern können.» Unter Knäbels Vorgänger Hansruedi Hasler brach 1995 im Schweizer Fussball eine neue Ära an. Hasler schuf als Technischer Direktor die Grundlage für beeindruckende Erfolge im Nachwuchsbereich und damit auch eine neue Basis für das A-Nationalteam. Ende 2009 verliess Hasler den SFV, er arbeitet heute mit gleichem Titel für YB. Die Ausbeute von Hasler, Knäbel und ihren Mitarbeitern lässt sich sehen: Vom U17-Europameister-Team spielen Ziegler, Barnetta und Senderos seit Jahren in der A-Nationalmannschaft, vom U17Weltmeister-Team sind vier vorzeitig in die U21 nachgerückt. Und der 19-jährige Xherdan Shaqiri ist bei Ottmar Hitzfeld hochwillkommen. Hasler förderte Kondition, Technik, taktisches Verhalten und mentales Training. Köbi Kuhn oder Bernard Challandes übernahmen die Nachwuchsauswahlen, einheitliche Trainingsmethoden und Spielphilosophien kamen zur Anwendung. In den eher schwierigen Jahren nach der EM-Teilnahme 1996 arbeitete Kuhn bereits im Nachwuchs, und als er 2001 das Zepter des A-Teams übernahm, war er über das Talentreservoir bestens im Bilde. Alex Frei beispielsweise kannte Kuhn bereits als U17-Spieler. Speziell beobachtete Junioren Ob U15 oder U21 – das Auswahlprozedere erfolgt in der Regel nach dem gleichen Muster. Moser und Iselin suchen sich ein Meisterschaftsspiel aus, besuchen beispielsweise den U15-Match
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zwischen St. Gallen und dem FCZ. Das Spiel verläuft mehrheitlich in Richtung Tor der Ostschweizer. Dank einem Kontertor zum 1:1 holt St. Gallen am Ende einen Punkt. «Das Resultat ist nicht das Wichtigste», sagt Moser. Mehr zählt: Beide Mannschaften versuchen, das Spiel sorgfältig aufzubauen, die Goalies werfen den Ball mit der Hand aus, lange Pässe auf gut Glück sind verpönt, Balleroberung und Ballbesitz das oberste Gebot – getreu den Vorstellungen der Verbandstrainer. Vom FCZ gelingt einigen Spielern mehr der Sprung ins Kader der U15 als von St. Gallen. «Das will nichts heissen», erklärt Moser. «Wer es nicht geschafft hat, ist vielleicht in der U16 dabei. Umgekehrt ist ein Aufgebot keine Garantie für weitere Erfolge.» 22 Spieler aus zehn Klubs der Super League machen sich schliesslich auf, in Rot-Weiss an einem Turnier in Belgien erste internationale Erfahrungen zu sammeln. Stolz fassen sie das SFV-Equipment, lassen sich für die Spielerpässe ablichten und harren bei der Besammlung im Terminal 1 am Flughafen in Kloten der Dinge, die da kommen. Sportlich resultieren ein 2:3 gegen die belgischen Alterskollegen und ein 1:1 gegen Wales. Kaum Transfers unter Spitzenklubs Das Pekuniäre spielt beim Nachwuchs bereits mit. Pro Ausbildungsjahr blättern die Klubs des Labels 1, der höchsten Stufe des SFV im Juniorenfussball, bei einem Transfer eines Spielers 40 000 Franken hin. Den kostspieligen Wechseln gehen die Vereine der Super League in der Regel aus dem Weg. Bevorzugt wird die Zusammenarbeit auf LabelStufe. Beim FCZ betrifft dies das Team Thurgau und Red Star. Geplant ist zudem eine Zusammenarbeit mit dem FC Winterthur. Aber es kommt vor, dass ein GCJunior ins Heerenschürli wechselt oder ein FCZ-Youngster im GC-Campus in Niederhasli landet. Solche Transfers geben unter den Beteiligten zu reden, auch wenn es sich nicht mehr um einen
Wechsel über die Gleise handelt. Ansonsten werden die grossen Klubs auf der Suche nach den Besten der Region auch bei kleineren Vereinen fündig. Diese sehen es nicht gerne, wenn die besten Junioren regelmässig abwandern. Urs Meier, Trainer der U21 des FCZ, sagt zu diesem Vorgehen: «Es ergeben sich auch Vorteile für die Amateurklubs: Wer bei uns nicht Profi wird, kehrt als ausgebildeter Spieler oft zu seinem Stammklub zurück und ist dort sofort eine Verstärkung.» Nachholbedarf bei GC Urs Meier spielte als Aktiver bei den Grasshoppers, deren Junioren in der vergangenen Saison weit weniger erfolgreich abschnitten als jene des Stadtrivalen. Die U18- und die U16Junioren landeten sogar auf dem letzten Tabellenplatz. «Wir sind in ein Loch geraten», sagt Mathias Walther, Technischer Leiter des GC-Nachwuchses. Er weist darauf hin, dass die Alterskategorie zwischen 18 und 20 Jahren aber nach wie vor viel Qualität aufweist. «Bei den Jüngeren greifen wir wieder voll an.» Ein erster wichtiger Schritt war die Verpflichtung von Johann Vogel als U15-Trainer. Der 34-jährige ehemalige Internationale begann seine aktive Karriere einst bei GC. Dimitri, Stürmer des Siegesteams am Finalturnier der U14-Regionalauswahlen in Aesch, ist ebenfalls unter den Fittichen eines ehemaligen Nationalspielers. Marc Hottiger gehört zum Trainerstab des Teams Waadt. Mit Hottiger schliesst sich der Kreis. Der vielleicht beste rechte Nati-Aussenverteidiger aller Zeiten erzielte am 1. Mai 1993 im Wankdorf sein wichtigstes Tor: jenes zum 1:0-Erfolg in der WM-Qualifikation gegen Italien. Die Schweiz schaffte die Teilnahme an der Endrunde 1994 in den USA, «Mighty Mouse» Kevin Keegan holte Hottiger zu Newcastle. Und im Sog des Erfolges der Spieler von Roy Hodgson stellte Hasler kurz darauf in Kriegstetten das neue Nachwuchskonzept des SFV vor.
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Platzsturm Text: Thomas Gander / Bild: Keystone
Die Richtlinie betreffend den Erlass von Stadionverboten des SFV sieht für das Betreten des Spielfeldes drei Jahre Stadionverbot vor. Mittwoch, 25.5. 2011: FC Basel 1893 – FC Luzern «Muttenzerkuve – eine Liebeserklärung»: Unter diesem Titel und am Tag der Finalissima schreibt Roland Suter, Autor und Kabarettist aus Basel, auf der Frontseite des BaZ-Basel-Teils einen liebevollen und persönlich Bericht über seine langjährige Beziehung zur Muttenzerkurve (kurz MK). Er beschreibt darin auch die grosse Selbstregulierung und Selbstkontrolle innerhalb der Fankurve. Gleich zwei Mal werde ich diesen Text an diesem spannungsgeladenen Tag noch lesen, sozusagen als meine persönliche Matchvorbereitung. Eine Frage, die mich an diesem Tag auch beschäftigt (neben dem Zeitpunkt, an dem der FC Basel 1:0 in Führung gehen wird): Was passiert nach dem Schlusspfiff? Eine Frage, die sich an einer Finalissima jeder Basler stellt, der auch am 13. Mai 06 im «Joggeli» war, so auch wir von der Fanarbeit. Am Nachmittag ist die Anspannung kaum mehr auszuhalten. Ich entschliesse mich, mit einem Fan aus dem Kern der Muttenzerkurve einen Kaffee trinken zu gehen. Und auch zwischen uns ist der Schlusspfiff ein Thema. Wir diskutieren die unterschiedlichen Meinungen. Platzsturm: Ja? Nein? Vielleicht? Oder Kontraproduktiv? Provokativ? Normal? Seine Haltung beeindruckt mich. Er äussert sich kritisch
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zu einem Platzsturm: Ein Platzturm sei heute einfach nicht mehr dasselbe wie früher. Damals sei man noch aus Freude und aufgrund überbordender Emotionen aufs Spielfeld gerannt, um zusammen mit der Mannschaft zu feiern. Heute sei das Erstürmen des Spielfeldes eher eine Machtdemonstration, gefolgt von einem künstlichen Feiern hinter ein paar Ordnern. «Das eigentliche Gefühl ist verloren gegangen.» Euphorie und Eskalation, so scheint es, sind immer auf Messers Schneide. Meine Gedanken wandern in die Zeit des «alten Joggeli» zurück. Ich erinnere mich an eine Zeit, als es dort keinen Zaun gab und wir nach jedem gewonnenen Match auf dem Spielfeld standen – es gehörte halt irgendwie dazu. An das Gefühl kann ich mich nicht mehr erinnern. Basel, St.-Jakob-Park – 37 500 (ausverkauft) – 6. Frei 1:0. 45 Shaqiri 2:0. 54. Zoua 3:0. In der 87. Minute wird Franco Costanzo eine Gänsehautverabschiedung geschenkt. Das Stadion kocht, der Siegeswille der Mannschaft und die Sicherheit, gleich den 14. Meistertitel heimzuholen, lassen das gesamte Stadion zur Höchstform auflaufen. Schlusspfiff. Die Fans klettern auf die Gitter, bejubeln die Mannschaft. Ein Fan rennt auf das Spielfeld. Wird von Ordnern gefasst und in die Kurve zurückgebracht. Keine Reaktion der Kurve. Singen und die
Mannschaft feiern, die sich zunächst vor die Kurve – alle Fans bleiben im Block – und dann auf die Ehrenrunde begibt. Einige Fans holen ihre Leute von den Gittern runter, bis keiner mehr oben sitzt. Freie Sicht für alle, und die Zaunfahnen bleiben unversehrt. Die Kurve stimmt «Glaubet nid an Geister» an, das ganze Stadion stimmt mit ein. Minuten vergehen, bis sich die Spieler vor der Haupttribüne versammeln. Dann: Ein Tor am Zaun vor der MK geht auf. Ob mit oder ohne Absicht oder ob mit oder ohne Faneinwirkung, bleibt bis heute offen. Andere klettern über den Zaun. Dutzende Fans überqueren nun die Grenze zwischen Zuschauerrang und Spielfeld, bleiben aber hinter den Werbebanden stehen. Die Stewards agieren souverän gelassen. Die Mannschaft gibt erste Interviews. Der Blick von Spielern und Fans wandert zum Meisterpokal, der auf dem Balkon der A-Tribüne wartet. Plötzlich: Die Ersten laufen auf das Spielfeld. Kein Rennen – eher ein ehrfurchtsvolles Betreten. Ein unsicherer Blick zurück. Immer mehr Fans laufen Richtung Mannschaft und stürmen auf den letzten Metern zu ihren Meisterspielern. Ein ungewohntes Gefühl Shaqiri guckt etwas ängstlich, lässt sich dann aber erdrücken. Steinhöfer bricht ein Interview mit den Worten ab: «Ui, jetzt wirds gefährlich», und bringt sich schmunzelnd in Sicherheit. Auch vom «Bahndamm» und der Westkurve laufen die ersten Fans aufs Spielfeld – darunter viele Kinder. Ich betrete nun ebenfalls das Grün (ich habe einen Ausweis mit einem grünen Punkt, der mir das erlaubt…). Ein ungewohntes Gefühl. Der Rasen fühlt sich an wie ein Teppich, und trotz sommerlichen
der fan-arbeiter informiert
Der Platzsturm zu St. Jakob: Die Fans stürmen nach dem Spiel Basel - Luzern im Mai 2011 die Grünfläche.
Temperaturen werden meine Schuhe nass. Ein schönes, leichtes Laufen. Vor mir unterschiedliche Szenen: Fans wälzen sich auf dem Platz hin und her. Mehrere knien nieder und küssen den Rasen. Zwei junge Fans winken ihren Eltern auf den Sitzplätzen. Verschiedene Posen werden fotografisch festgehalten, und jeder klatscht jeden ab. Keine Spur von Aggression, keine Polizei. Ordner ziehen eine neue Grenze zwischen Fans und Spielern. Die Worte meines Kaffeekameraden vom Mittag gehen mir durch den Kopf. Die Psychologie der Masse Ich stehe mitten auf dem Feld und gucke erstmals Richtung Bahndamm, wie die dreistöckige Gegengerade im «Joggeli» heisst. Ein Schaudern durchfährt mich. Diese Masse an Leuten, diese imaginäre Macht. Sie erdrückt mich hier aus der Perspektive des Spielfeldes fast. Ich überlege mir, das Spielfeld zu verlassen, mich in Sicherheit zu bringen. Ich komme mir so klein vor. Wie es wohl beiden Mannschaften beim Betreten des Spielfeldes ergeht? Erst recht, wenn dort 16 000 Leute, von der Muttenzerkurve angetrieben, die eigenen Spieler nach vorne peitschen? Keine Zeit zum Weiterdenken. Der Pokal wird in die Höhe gestemmt. Alles sehr weit weg. «We Are the Champions» und Feuerwerk aus der MK, die immer
noch gut besetzt weitersingt. Es macht den Anschein, als habe die MK die Devise rausgegeben, jeder solle selber entscheiden, was er nach dem Schlusspfiff macht. Ein Appell an die Eigenverantwortung? Was wohl gewesen wäre, wenn die Entscheidung kurz vor dem Schlusspfiff gefallen wäre? Der Soziologe Le Bon beschreibt in seinem Buch «Psychologie der Masse» (Le Bon, 1982), dass Menschen in der anonymisierten Masse auf negative Emotionen genauso durchlässig reagieren können wie auf positive. Jedoch: Gruppendynamische Prozesse seien nicht kontrollierbar, aber ebenso wenig irrational. «Nach der Theorie von Turner und Killian schaffen sich die Menschen in der Masse ihre Regeln unterwegs: Normen tauchen auf, während die Lage sich entwickelt», bemerken Hanna Riku und Lusas Zenk in ihrem Dossier «Massenphänomene. Chancen und Gefahren gruppendynamischer Prozesse» (Riku/Zenk, 2008). So viel zur Theorie. Also nur Glück gehabt heute? Dann eine SMS: «Deppen», schreibt ein Freund von mir, der auch in der MK steht. Für kurze Zeit bin ich völlig perplex. Er lässt seinen Frust über die Platzerstürmer raus. Ich bin hin und her gerissen. Soll ich ihm nun zurückschreiben, dass er selber ein Depp ist, weil er dieses einmalige Gefühl, das heilige Grün zu betreten,
verpasst hat? Ivan Ergic hat einmal in der BaZ über die zunehmende Entfremdung zwischen Spieler und Fans geschrieben: «Es ist nicht nur zur Entfremdung gekommen, gleichzeitig wurde die Beziehung zwischen Spielern und Fans auch mystifiziert. Um für die Konsumenten verlockend zu sein, muss der Spieler über eine Unantastbarkeitsaura verfügen. Er muss ein schillerndes Produkt sein.» Das Spielfeld also nur noch als Bühne, die Fans als Theaterbesucher, wie es sich Joseph Blatter in einem Einstiegsreferat an der Tagung «Tatort Stadion» des Swiss Sport Forum im letzten Jahr gewünscht hat? Oder muss ich meinem Freund recht geben, dass ein paar Tausend Fans bestimmt haben, dass keine ausgelassene Meisterpokal-Ehrenrunde stattfinden kann und sie nur zu ihrer egoistischen Befriedigung den Platz betreten haben? Viele andere, die auf ihren Plätzen blieben, wurden dabei um einen Teil ihrer Emotionen beraubt – die Spieler vielleicht auch. Das Betreten des Spielfeldes heute: Eine ideologisierte Macht- und Ausdrucksform einer Fankurve oder ein natürliches Bedürfnis, die Distanz zwischen Fussballstars und Fans aufzubrechen? Wir sind immer noch am Diskutieren … Thomas Gander ist Geschäftsführer von Fanarbeit Schweiz (FaCH)
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Rubrik
Das Erbe des Schuhkรถnigs
Text: Tobias Ehrenbold / Bilder: Michael Grossmann, Archivbild: Bata-Archiv, Mรถhlin
Vor knapp 80 Jahren bringt das tschechische Schuhimperium Bata den Fussball nach Mรถhlin. Was international beginnt, verdichtet sich im Fricktal zu einer lokalen Fussballgeschichte. In Nebenrollen: Ivan Rakitic und eine witzige Norwegerin.
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Schweizerreise
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it einer «Ustrinkete» endet jeweils eine Geschichte – auch an diesem Sommernachmittag in Möhlin. Das Klubhaus wird in den nächsten Monaten abgerissen. Die Nostalgie des Fests passt zum verschrobenen Charme der lottrigen, kleinen Holzbude. Die zahlreich gekommenen Weggefährten schwelgen in den alten Zeiten. Nebenbei trinken sie Freibier und schauen, wie sich Möhlins Fussballer und Handballer gegenübertreten. Am Fanggitter prangt eine Werbetafel: «Bata – das grösste Schuh-Fachgeschäft der Welt». Damit beginnt die Geschichte. Knallharte Anfänge «Bata war wichtig», erinnert sich ein älterer Zuschauer und nippt an seinem Bier, «die brachten Arbeit ins Tal.» Tatsächlich verheisst die Ankunft des tschechischen Schuhproduzenten eine Wende zum Guten. Das nur 20 Kilometer von Basel entfernt gelegene Möhlin ist Anfang der 1930er-Jahre ein armes Bauerndorf; die Arbeitslosigkeit liegt beängstigend hoch. Die letzten Strohdächer sind gerade aus dem Dorfbild verschwunden, als sich der umtriebige Firmengründer Thomas Bata dazu entscheidet, im Fricktal moderne Fabrikhallen mitsamt Arbeitersiedlung zu bauen. Der Gemeinderat verkündet der Bevölkerung im Frühjahr 1932 euphorisch, mit der Schuhfabrik seien nun «alle Zweifel und Schwierigkeiten mit einem Schlage endgültig aus der Welt geschafft». Doch der Start wird von einer Tragödie überschattet. Beim Flug in die Schweiz stürzt Thomas Bata im Juli 1932 ab. Der Unfall ist international eine Schlagzeile für die Frontseite: «Tödlicher Flugzeugabsturz des Schuhkönigs Bata». Nichtsdestotrotz beginnt im Fricktal einen Monat später die Massenproduktion von Schuhen. In ebendiesem Sommer 1932 besucht auch Reidun Kristiansen erstmals Möhlin. Sie reist aus dem fernen Norwegen an. Ihre Familie führt im Dorf ein Restaurant. Welche Bedeutung die 5-Jährige für den lokalen Fussball bekommen wird, zeigt sich an der «Ustrin-
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kete». In der Halbzeitpause führt Thomas Metzger die mittlerweile 84-jährige Dame auf das Feld. Der Präsident des FC Möhlin überreicht ihr Blumen und ein gerahmtes Bild des alten Klubhauses. «Reidun ist der grösste Fan unseres FC», spricht Metzger zu den gebannt lauschenden Zuschauern, «sie hat alles miterlebt.» Nach der Ehrung nimmt Kristiansen Platz. Ihr ganzes Gesicht lacht. So traurig der Anlass, so schön ist das Fest, an dem sie nochmals machen kann, was sie seit Jahrzehnten am liebsten macht: gesellig sein und den Fussballern zuschauen. Die Frau, die hier alle beim Vornamen rufen, ist das Gedächtnis des Fussballs in Möhlin. Selbst an den Anfang erinnert sie sich. «Bei der Bata unten am Rhein hatte es den ersten Fussballplatz», erzählt sie, «sogar eine Holztribüne gab es dort.» Als es im Jahr 1933 mit dem Fussball in Möhlin anfängt, ist Kristiansen bereits 6 Jahre alt. Auf dem Bata-Platz trainieren nun die frisch gegründeten FC Riburg-Möhlin und FC Bata. Bald treffen sich die beiden Vereine zu einem denkwürdigen ersten Duell. Die Schuhmacher unterliegen im Derby dem Dorfklub mit 1:0. «Zwischenfälle» überschatten das erste Spiel, wie der «Möhliner Anzeiger» berichtet. Die Voraussetzungen seien freilich auch nicht ideal gewesen, denn «zu allem erschien der aufgebotene Schiedsrichter nicht, worunter natürlich das ganze Spiel litt». Das Fazit der Lokalzeitung: «Zu grob verdirbt das Spiel!» In einem Leserbrief äussert später auch ein «Zuschauer, der nur faire Spiele liebt», seinen Unmut über die brutale Premiere. Die Fouls und Rangeleien deuten den hohen Stellenwert des Derbys an. Der aufkommende Fussballsport ist in der ländlichen Gemeinde eine Attraktion. Teils verfolgen mehrere Hundert die Spiele des FC Riburg-Möhlin und des FC Bata. Während der Dorfklub in der regulären Meisterschaft antritt, organisiert der Firmenverein regelmässig Wettbewerbspartien. So spielen die Schuhmacher unter anderem gegen die
Betriebsmannschaften von Sandoz oder Sauter, aber auch gegen die mit zwei Ex-Internationalen bestückte Reserve des FC Basel oder die Fussballer aus der Nachbarstadt Rheinfelden. Es geht um Ruhm und Ehre – und allenfalls um ein Paar Schuhe als Prämie. Einer der grössten Erfolge ist der Sieg in HellocourtBataville 1938. Die Fricktaler lassen den französischen Kollegen im nach dem neuen Firmenchef benannten Dr.-JanA.-Bata-Pokal nicht den Hauch einer Chance. Der 4:1-Sieg in der prestigeträchtigen Begegnung ist in den Fabrikhallen das Gesprächsthema Nummer 1. Reklame-Mannschaft In der tschechoslowakischen Heimatstadt Zlín unterhält der Firmengründer und Stadtpräsident Thomas Bata bereits Mitte der 1920er-Jahre den professionellen Sportklub SK-Bata Zlín. Der weltgrösste Schuhproduzent setzt erstaunlich früh auf Sportler als Repräsentanten. Sie sollen den Namen Bata in die Welt hinaustragen. Die Lichtgestalt des SK-Bata ist kein Geringerer als die «tschechische Lokomotive» Emil Zatopek; der Leichtathlet gilt heute in Tschechien als Sportler des Jahrhunderts. Auch die Fussballabteilung hat es in sich. In den 1920er- und 1930er-Jahren lockt der Grossindustrielle nationale und internationale Profis mit hohen Löhnen nach Zlín. Der Sparta-PragSpieler Jaroslav Innemann beschreibt Batas Fussballmannschaft zu dieser Zeit als «eine Reklame-Elfermannschaft». Deren Ziel sei es, «Wettspiele gegen erstklassige Klubs zu gewinnen, um so den Namen Bata berühmt zu machen». Bei Niederlagen müssen die Spieler in der Fabrik schuften, bei Siegen gibt es ein Paar Schuhe. Im Gegensatz zu Zlín bleibt der Fussball in Möhlin amateurhaft. Ein FC Bata, der die Nationalliga aufmischt, würde nicht zum Image passen, das sich der Schuhproduzent in der Schweiz zulegt. Unter der Federführung des langjährigen Branchenprimus Bally kämpfen die nationalen Schuhverbände mit Klagen und Boykotten gegen den
schweizerreise: FC möhlin
1935: Der FC Bata und der FC Ryburg-Möhlin vor der Bata-Kolonie.
«schädlichen Eindringling». Aus den panischen Angriffen der Konkurrenz zieht Bata rasch seine Lehren. Der Betrieb achtet ab Mitte der 1930er-Jahre tunlichst darauf, nicht in die Schusslinie zu geraten. Bald gibt sich der «Schuhkönig» bescheiden als währschafter Konzern aus dem Fricktal. Spezialität: spottbillige Leinen- und Gummischuhe. Neben dem Fussball tragen auch eine Kegelbahn, ein Schwimmbad oder ein Tennisplatz zur rasch erfolgenden Verankerung des Hauptarbeitgebers in der Gemeinde bei. Ein beachtlicher Teil der zu Spitzenzeiten bis zu 750 Arbeiter wohnt zudem in der sogenannten BataKolonie – einem Baudenkmal der Moderne von nationaler Bedeutung.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fusioniert der FC Bata im Jahr 1945 mit dem FC Möhlin-Riburg. Kristiansen ist nun 18 Jahre alt. Sie arbeitet im Restaurant der Familie und besucht in der Freizeit gerne Fussballspiele des FC Möhlin. Dieser kickt nun auf jenem Platz, auf dem Kristiansen an der «Ustrinkete» als grösster Fan geehrt wird. Die gebürtige Norwegerin hat es nicht weit zu den Spielen: Ihr Haus steht direkt neben dem Fussballplatz. Zeitweise trägt auch ihr Sohn das blauweisse Trikot des FC Möhlin. Bis heute ist Kristiansen ein bedingungsloser Fan: «Ich schaue einfach lieber unserem FC zu als den Profis im Fernseher.» Technische Finesse oder taktische Raffinesse
sieht sie in all den Jahren eher selten. Die kompetitive Heimat des FC Möhlin ist die 3. Liga. In diese ist er letzte Saison wieder aufgestiegen. Weit wichtiger als der Erfolg ist dem Fan denn auch die Geselligkeit. «Das Schöne und Seltsame ist ja», erklärt sie schulterzuckend: «Die Leute hier nehmen mich auch als alte Frau noch ernst.» Warum dem so ist, zeigt sich an der «Ustrinkete». Der treuste Fan ist auch der witzigste. Die Skandinavierin ist ganz in ihrem Element. Sie scherzt mit dem anwesenden Gemeindeammann, applaudiert den Spielern und stimmt schliesslich mit einigen Veteranen das FC-Lied an: «Wer hat die Welt so schön gemacht? Wer hat das Fussballspiel erdacht? Auf grünem
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schweizerreise: FC möhlin
Rasen spielen wir. Für unser Blau und Weiss stehen wir Spalier.» Weltklasse aus dem Fricktal So bescheiden die sportlichen Erfolge auch sind, das grösste Talent des Dorfes hat das Format eines internationalen Stars. Mitte der 1990er-Jahre schnürt nämlich Ivan Rakitić die Schuhe für den FC Möhlin. Mit falschen Federn will sich der Präsident Thomas Metzger deshalb nicht schmücken: «Ivan war damals erst ein E-Junior, ein junges Talent, das bald zum FC Basel weiterzog.» Der Rest ist bekannt. Der geniale kleine Ivan verzückt mit Kollege Mladen Petrić die Basler Muttenzerkurve – und entscheidet sich wie dieser für die kroatische Nationalmannschaft. In Möhlin stösst der Entscheid auf Unverständnis. Dennoch, auch seit er im Ausland bei Schalke oder Sevilla spielt, Rakitić kommt immer wieder nach Möhlin. Zurück zu seiner Familie an die Batastrasse. Der Strassenname erinnert heute wie das Schild am Fanggitter an eine vergangene Zeit. Bata
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stoppte 1990 die Produktion im Hochlohnland Schweiz. Eine «Ustrinkete» gab es damals nicht, nur Entlassungen. Zweifellos, Bata hat die jüngere Geschichte von Möhlin stark mitgeprägt. Beim Abschiedsfest für das Klubhaus erscheint der Schuhproduzent als kleinster gemeinsamer Nenner. Zahlreiche Teilnehmer haben in der Bata gearbeitet, verschiedene in der Bata-Kolonie gewohnt. Auch der FC-Präsident Thomas Metzger lebte als Kind zehn Jahre in der attraktiven Arbeitersiedlung nahe dem Rhein. An der «Ustrinkete» verfolgt er aufmerksam das Freundschaftsspiel gegen die Handballer. Er scheint zufrieden mit seinem Verein, der mittlerweile den Namen FC Möhlin-Riburg/Acli trägt. Das Niveau der ersten Mannschaft ist nun wieder akzeptabel, die Infrastruktur sogar formidabel. «Eine Anlage wie das Steinli ist für den Regionalfussball ausserordentlich», befindet er. Damit hat der engagierte Präsident gewiss recht. Ab Ende August ergänzt ein neues Klubhaus den grosszügigen Sportplatz.
Dort finden die acht Mannschaften des FC Möhlin-Riburg/Acli eine der modernsten Fussballanlagen der Region vor. Sie liegt nur wenige Hundert Meter vom alten Klubhaus entfernt. Für Reidun Kristiansen ist der Weg dennoch zu weit. Das Laufen bereitet dem treusten Fan des FC Möhlin mittlerweile Mühe. Die «Ustrinkete» ist für sie der Abschluss eines langen Kapitels. Das Klubhaus ist bald weg, der Fussballplatz neben ihrem Haus ebenfalls. «Mir kommen fast die Tränen», sagt sie, «es war so schön hier.» Die Wirtin der Klubbeiz umarmt Kristiansen. Was soll man da auch sagen? Doch für Probleme gibt es meist Lösungen. Auch in diesem Fall. Kurzerhand schreiben die Veteranen ihre Telefonnummern auf die Rückseite des in der Halbzeitpause überreichten Bildes. Kristiansen soll sie anrufen, wenn sie nächste Saison an ein Spiel des FC Möhlin möchte. Sie werden sie dann mit dem Auto abholen. Nach fast 80 Jahren Liebe für den lokalen Fussball hat sie sich das verdient.
schweizerreise: FC möhlin
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Glasgow brutal Text: Peter Balzli / Bild: Keystone
Das Derby in Glasgow, die Old Firm, ist das Herzstück des schottischen Fussballs. Doch derzeit gerät die bittere Rivalität zwischen den Rangers und Celtic ausser Kontrolle.
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ie Begegnung zwischen den Glasgow Rangers und Celtic Glasgow war immer schon ein besonderes Spiel. Es ist nicht nur das Duell zwischen den Protestanten und den Katholiken. Es ist auch der ewige Kampf zwischen den beiden mit Abstand reichsten und erfolgreichsten Vereinen Schottlands. Seit 1985 gewann immer einer der beiden Klubs aus Glasgow die schottische Meisterschaft. Dass sich deren Fans nicht mögen, hat Tradition. Doch dieses Jahr ist die Rivalität eskaliert. Schon nach dem 3:0-Sieg von Celtic am 20. Februar verhaftete die Polizei bei Ausschreitungen weit über 200 Fans. Doch das sollte nur das Vorspiel sein. Beim Cup-Fight am 2. März geriet das Derby ausser Rand und Band. Dreizehnmal zog der Schiedsrichter eine Gelbe Karte, dreimal die Rote, alle drei gegen die Rangers. Nach dem Schlusspfiff kam es am Spielfeldrand zum Gerangel zwischen Celtic-Trainer Neil Lennon und Ran-
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gers-Assistenzcoach Ally McCoist. Das Publikum liess sich inspirieren. Die Folge: 34 Zuschauer wurden bei den Ausschreitungen im Stadion verhaftet. Darauf verschickten Rangers-Fans nicht weniger als fünf Paket- und Briefbomben zwei für den Celtic-Trainer, eine für seinen Anwalt und eine für die frühere Parlamentsabgeordnete Trish Goodman, ebenfalls eine Katholikin. Eine fünfte war ohne Absender im Brief-Rücklauf-System der nordirischen Post in Belfast hängen geblieben. Man hatte sie nicht abgeholt. Der schottische Regierungschef Alex Salmond gab sich äusserst besorgt über das «schändliche Spiel» und rief alle Beteiligten zu einem «Old-Firm-Gipfel». Dieser beriet Massnahmen, um den Frieden im schottischen Fussball wiederherzustellen. Doch der für die neue Saison ausgehandelte Burgfrieden scheint äusserst fragil. Die Beteiligten betonen fast einhellig, dass es sich bei
der überbordenden Rivalität zwischen den Fans nicht in erster Linie um ein Fussball-Problem handle, sondern um den uralten religiösen und sozialen Graben in der schottischen Bevölkerung, der während der Glasgower Derbys aufbreche. Seit je kämpfen die Katholiken im protestantischen Schottland um ihren Platz. So leben Katholiken bis heute signifikant häufiger in Armut als Protestanten. Und obwohl nur 17 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, stellen sie 26 Prozent der Gefängnisinsassen. Der Graben ist tief: Viele Fussball-Pubs in Glasgow sind zwar religiös neutral, haben aber einen «Pope Corner» (Ecke, in der sich die Katholiken vorzugsweise aufhalten) und einen «Proddy Corner» (Protestanten-Ecke). Zweifelhaftes Liedverbot Dass man die Old-Firm-Scharmützel nicht einfach als Lausbuben-Gerangel abtun kann, zeigen auch die offiziellen Statistiken. Diese belegen, dass in Glasgow Gewaltdelikte an den Tagen des Derbys neunmal häufiger sind als im Jahresschnitt. Und dass die häusliche Gewalt gegen Frauen an Old-Firm-Tagen 81 Prozent über dem Durchschnitt liegt. Auch deshalb hat sich eine Aktionsgruppe namens Nil by Mouth gebildet, die (mit staatlichen Subventionen) religiöse Vorurteile in Schulen zu bekämpfen versucht – ein Kampf gegen Windmühlen.
unser mann in london
Historisches 1873 1887 1888 1909
1931
1971
1980
Wie hilflos die Polizei der Gewalt gegenübersteht, zeigen deren Vorschläge zur Beruhigung der Situation. In den nächsten Wochen wollen die Beamten eine Liste an die beiden Vereine verteilen. Darauf sind alle Lieder vermerkt, welche die Fans nicht mehr singen dürfen, weil sie rassistisch seien, religiöse Gefühle verletzten oder terroristische Gruppen verherrlichten. Fachleute bezweifeln allerdings, ob ein solches Liedverbot in einem Stadion juristisch durchsetzbar ist, da man den Sängern ja vor Gericht beweisen müsse, dass sie die fraglichen Lieder auch tatsächlich gesungen hätten. Les Gray, Vorsitzender des schottischen Polizistenverbands, schlug vor, das Glasgow-Derby nur noch im leeren Stadion auszutragen. Eine Umfrage der Zeitung «Guardian» fand für diesen Vorschlag gerade mal 22,5 Prozent Zustimmung. Viele Fans rümpfen ohnehin die Nase über Massnahmen und Kampagnen gegen die Gewalt rund um die Old Firm. Die Politiker würden doch bloss versuchen, das Thema für ihren Wahlkampf auszubeuten, schreibt etwa der Journalist Kevin McKenna im «Guardian». Verantwortlich für die Gewalt rund um die Old Firm sei nicht der Fussball, sondern «Schottlands ruinöses Verhältnis zum Alkohol». Das mag zwar
Gründung des Rangers Football Club Gründung des Celtic Football Club Erstes Derby: Celtic gewinnt 5:2 Schottischer Cupfinal zwischen Celtic und Rangers endet in einer Massenschlägerei der Fans Celtic-Torhüter John Thomson stösst mit Rangers-Stürmer Sam English zusammen und erleidet einen Schädelbasisbruch, an dem er noch am selben Tag verstirbt. 66 Menschen sterben in einem Gedränge auf einem steilen Tribünenzugang Nach dem Spiel kommt es zur Massenschlägerei auf dem Spielfeld. In der Folge wird Alkohol in schottischen Stadien verboten.
stimmen, aber ist mit Sicherheit nicht die ganze Wahrheit.
The Old Firm
Braver als vor 30 Jahren? Robert Marshall, ein Pub-Wirt und RangersFan, sagt: «Das ist doch alles Quatsch. Diese Ausschreitungen rund um die Old Firm haben doch nichts mit Religion zu tun. Hier sagen doch alle das Gleiche: Ich hasse Celtic, aber nicht die Celtic Fans.» Und er ergänzt: «Schau dir doch diese Zahlen an: 60 000 Fans in einer Stadt und nur 50 Verhaftungen. Für viele hier ist ihr Fussballklub ihr ganzes Leben. Wir sind eine fussballverrückte Stadt. Das ist eine ganz normale Stadt, (...) ausser an den Tagen der Old-Firm-Spiele.» Brian Wilson ist ein früherer Minister und Vorstandsmitglied von Celtic. Auch er spielt – wie so viele in Glasgow – die Gewalt rund um die Old Firm herunter: Die Zuschauer würden sich heute doch «viel besser benehmen als noch vor 30 Jahren». In England würden die grossen Rivalitäten (Liverpool - Everton oder Man United - Man City) immer wieder abgekühlt, wenn ein Team in der Tabelle zurückfalle. Aber Celtic und die Rangers führten die Tabelle eben fast immer an, was zu einer kaum je abkühlenden Rivalität führe, so Wilson: «Wir sind dazu verurteilt, in dieser kleinen Welt zu leben.»
The Old Firm ist die Bezeichnung für die Rivalität und das Derby zwischen Celtic Glasgow und den Glasgow Rangers. Die Rangers sind der Klub der Protestanten, Celtic ist der katholisch geprägte Verein irischer Einwanderer. Die Old Firm ist angeblich das am häufigsten ausgetragene Derby Europas und gilt als eines der ältesten der Welt. Der Begriff Old Firm (deutsch: das Alte, das Beständige) leitet sich weniger von der Rivalität zwischen den beiden Vereinen her als vielmehr von der Tatsache, dass diese beiden Vereine den Fussball in Schottland sportlich und finanziell dominieren. Beide Klubs haben zusammen mehr Anhänger als alle anderen Vereine Schottlands, insbesondere finden sich auch in Edinburgh und Dundee mehr Fans der beiden Glasgower Mannschaften als der einheimischen Teams. In den bisherigen 395 Begegnungen gewannen die Rangers das Derby 157 Mal, Celtic konnte 143 Siege einfahren. 95 Spiele endeten unentschieden.
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Text: Romano Spadini Bild: Keystone
Als die Fussball-Schweiz erschüttert wurde Mit dem peruanischen Weltklassemann Teófilo Cubillas wollte der FC Basel 1973/74 die Welt erobern. Doch schon im Winter war der Traum von rauschenden Europacup-Nächten ausgeträumt.
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m Sommer 1973 sorgte der FC Basel europaweit für Schlagzeilen. Der Verein konnte einen der spektakulärsten Transfers in der Geschichte des Schweizer Fussballs realisieren. Von Allianza Lima stiess der peruanische Weltklassemann Teófilo Cubillas ans Rheinknie. Der Stürmerstar galt zu dieser Zeit als bester Spieler Südamerikas und konnte sich mit der Auszeichnung «Südamerikas Fussballer des Jahres 1972» schmücken, was seinen Transfer zu den Bebbis noch sensationeller erscheinen liess, als er es ohnehin schon war. Die Medien überboten sich gegenseitig mit Superlativen zu diesem aussergewöhnlichen Ereignis. So wurde beispielsweise ein Journalist einer spanischen Zeitung wie folgt zitiert: «Cubillas erschüttert den Schweizer Fussball.» Auch Chefstratege Karli Odermatt wurde von der allgemeinen Euphorie um Cubillas angesteckt: «Ich sah ihn an der
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WM 1970 in Mexiko und wurde damals ein Fan der Peruaner. Von Cubillas war ich begeistert.» Mit der Verpflichtung von Cubillas stiess der amtierende Schweizer Meister in Dimensionen vor, die normalerweise für Schweizer Fussballvereine nicht zu erreichen sind. Fans und Vorstand träumten in diesem Sommer davon, mit Cubillas den europäischen Fussball zu erobern. Alles schien angerichtet zu sein für rauschende Europacup-Nächte. Doch schon im Winter mussten die Basler erkennen, dass ihr Traum wie eine Seifenblase platzte. Sie waren einer Illusion beraubt worden. Den Bayern weggeschnappt Doch wie kam es dazu, dass sich ein Spieler vom Format Cubillas’, der von den damals führenden Vereinen Europas, den Bayern aus München sowie Ajax
Amsterdam, umworben wurde, in der Schweiz nicht durchzusetzen vermochte? Wie der «Sport» in seiner Analyse trefflich bemerkte, gab es dafür Gründe, die weit über das Fussballerische hinausgingen. Dem Peruaner gelang es nicht, sich in Basel zu akklimatisieren, was einerseits tatsächlich an der kühlen Witterung lag, andererseits durch Ressentiments seitens seiner Mitspieler verstärkt wurde. Bei seiner Ankunft nahm ihn zwar die Mannschaft noch herzlich in Empfang; doch im Laufe der Saison erhielt er mangels Leistung nur wenig Hilfe von den Kollegen, sich ins Team zu integrieren. Ohnehin gilt festzustellen, dass die Mannschaft nach zwei aufeinanderfolgenden Meistertiteln im Begriff war, an Dynamik und Motivation einzubüssen, was Cubillas bei seiner Ankunft ebenso wenig in die Karten spielte wie das Abrutschen des FCB ins vordere Mittelfeld der Tabelle im Laufe der Saison 1973/74. Der vielleicht entscheidendste Faktor beim Scheitern des mit so vielen Erwartungen verbundenen Engagements Cubillas’ in Basel war aber seine Persönlichkeit, die mit Attributen wie Gutmütigkeit, Korrektheit und Ängstlichkeit beschrieben wurde. Der stets freundliche und höfliche Peruaner setzte alles daran, sein ungeheures Potenzial abzurufen. Als das nicht
Die NLA-Legende
auf Anhieb klappte, wurde er indes zusehend unsicherer, ja sogar eingeschüchtert. Dass er seine Klasse mitnichten eingebüsst hatte, bewies er ab Januar 1974 in seinen drei Jahren bei Porto, wo ihm in 108 Partien beeindruckende 65 Tore gelangen. Grosszügiger Gönner Zieht man die reine Statistik zu Rate, erscheint freilich auch sein halbjähriger Horror-Aufenthalt beim FC Basel ganz passabel. In seinen 14 Pflichtspielen (Cup- sowie Europacupspiele mit eingerechnet) für den FCB gelangen ihm immerhin sieben Treffer, davon zwei in den ersten beiden Saisonspielen. Obwohl rasch bemerkt wurde, dass Cubillas in puncto Athletik über gewisse Mängel verfügte, blitzte seine grosse Klasse gerade in schnellen Dribblings und spektakulären Pässen dann und wann auf. Doch leider konnte der Peru-
aner seinen genialen Geistesblitzen keine konstant starken Leistungen beifügen. Dies zwang die Trainerlegende Helmut Benthaus nach dem 7. Spieltag, inskünftig weitgehend auf die Dienste Cubillas’ zu verzichten. Naturgemäss trübte das Dasein auf der Ersatzbank die Gemütsverfassung des Peruaners, der bei seiner Ankunft in Basel noch zu schwärmen wusste: «Ich bin sehr beeindruckt vom FC Basel, ich fühle mich hier wie bei Allianza Lima. Die Schweiz ist bereits zu meiner zweiten Heimat geworden.» Räumlich zu Hause war er bei Ruedi Reisdorf, einem Basler Geschäftsmann, der als Schlüsselfigur bei dem spektakulären Transfer fungierte, weil er über die Kontakte sowie die Devisen verfügte, um den Coup wahrzumachen. Reisdorf wurde ein enger Freund des Südamerikaners und nahm den jungen Teófilo unter seine Fittiche. Als eine Art Anstandswauwau begleitete er ihn auch zu einem Interview, das Cubillas mit dem «Sport» führte. Als der Journalist zu Cubillas mit einem Augenzwinkern bemerkte, dass er mit seinem Vertrag in Basel viel Geld verdienen werde, sandte Reisdorf Cubillas ebenfalls eine Botschaft mit den Augen, die signalisierte, dass er darauf nicht antworten solle. Der höfliche Peruaner kam dem auch nach und lernte dabei eine seiner ersten Lektionen in der neuen Heimat: dass man in der Schweiz nicht über Geld spricht. Reisorf fädelte im Winter auch den Weiterverkauf zu Porto ein. Er trat ausschliesslich als Privatmann und Investor auf, stand
ansonsten in keiner Verbindung zum FC Basel. Karriereabend in den USA Nach der Zeit in Portugal kehrte Cubillas zu seinem Heimatverein Allianza Lima zurück, um sich daraufhin für vier Jahre bei den Fort Lauderdale Strikers in der amerikanischen Soccer League zu verpflichten, wo er bei seiner Ankunft 1979 auf George Best und Gerd Müller traf. Bis auf zwei weitere Intermezzi bei Allianza Lima blieb die lebende peruanische Spielerlegende den amerikanischen Fans bis zu seinem 40. Lebensjahr erhalten, mit Engagements bei Florida Sun, abermals den Fort Lauderdale Strikers und den Miami Sharks, bei denen er 1989 seine Karriere beendete. Cubillas absolvierte für sein Land 81 Länderspiele, in denen er 26 Mal einnetzen konnte. Zudem nahm er 1970, 1978 und 1982 an der Weltmeisterschaft teil, wobei ihm bei seinen ersten beiden Auftritten jeweils fünf Tore gelangen. Oft ergibt sich bei so spektakulären Wechseln von Spielern mit einem grossen Namen in die Schweiz ein Ungleichgewicht von Erwartungen und tatsächlich gebotenen Leistungen. Man erinnere sich nur an die bereits vorgestellten «NLA-Legenden» Brolin oder Tardelli. Nichtsdestotrotz sollte der Wagemut eines Vereins, im Fall von Cubillas der des FC Basel, mit dem gebührenden Lob bedacht werden. Allein der Name des Peruaners lockte so manchen Zuschauer in die Schweizer Stadien. Dadurch profitierten alle Vereine. Der Schweizer Fussball stand durch das grossartig gescheiterte Abenteuer Cubillas für kurze Zeit im Fokus von Europa. Und zu guter Letzt regte Cubillas die Anhänger des FC Basel zu Träumen von heroischen Siegen auf der EuropacupBühne an oder zu heiss geführten Diskussionen an den Stammtischen. Um die Dimension des Cubillas-Transfers aufzuzeigen, sollte zum Abschluss noch nachhaltig darauf hingewiesen werden, dass der Peruaner wohl der einzige Weltklassespieler war, der im Zenit seiner Karriere in der NLA auflief.
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Open Minded Riot Crew: „So genannti Fuessballsongs“ Die Luzerner Fussball-CD
Fussballmusik aus Luzern Luzern hat nicht nur das neuste Stadion, sondern nun auch die wohl unkonventionellste CD mit Fussballsongs. Das Projekt «So genannti Fussballsongs» wurde initiiert von Musiker und Autor Diego Stocker, zusammen mit den United Supporters Luzern, der unabhängigen Dachorganisation für FCL-Fans. Entstanden ist ein Doppelalbum, das erfreulicherweise auf «Olé-Olé-Songs» verzichtet und stattdessen die riesige Bandbreite im Luzerner Musikschaffen – von Hip-Hop über Rock ’n’ Roll und Country bis zum Punk-Gewitter – präsentiert. Es ist kein klassischer Sampler, denn die Songs wurden alle vom offenen Musikerverbund Open Minded Riot Crew eingespielt, wobei sich die Instrumentalisten der diversen beteiligten Bands auf der ersten CD («Rockers») stets abwechseln. Auf der zweiten CD («Hooligan») stammen die Texte direkt aus der Fankurve – authentisch, ehrlich, rau, kritisch und ungekünstelt. Der Hörer bekommt einen erfrischend ungeschminkten Einblick in eine spannende und nicht immer ganz unumstrittene Subkultur. Die im Eigenvertrieb herausgegebene Doppel-CD kann über www.fussballsongs.ch bestellt werden (30 Franken plus Porto).
Fussballkultur als Wundertüte Mark Scheppert, aufgewachsen in der DDR, erlebt 1990 den deutschen WM Titel und stellt nur fest: «Die bundesdeutsche Nationalmannschaft kann mir heute und wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit gestohlen bleiben. Und diese s Deutschland eigentlich auch. Ich bin kein Deutscher!» 1992 bereist er zum ersten von unzähligen Malen Süda merika. Dort kann er sich dem Fussball nicht entziehen, er ist schlicht allgegenwärtig. Und doch spielt er in «90 Minuten Südamerika» nur eine Nebensache. Es sein «kein Fussballbuch», mein t der Autor. sondern eine Mischung aus Tagebuch, Reiseführe r und Fussballgeschichte. Die grossen Themen sind Abenteuer, Freun dschaft, Südamerika, Frauengeschichten und Alkohol. Viel Alkohol. Mit jeder Reise gewinnt der Fussball an Bedeutung, mit jeder Anekdote steigt beim Leser die Lust, auf der Stelle auch nach Südamerika aufzubrechen und ähnliches zu erleben. Oder wie es der Rezensent von «Fritten, Fussball und Bier» formuliert e: «Ich habe rumgestöhnt, weil ich das Buch verdammt schnell fertig gelesen habe, weil ich es geil fand, und weil ich – dafür verfl uche ich dich, Mark Scheppert – jetzt unbedingt nach Südamerika will.» Mark Scheppert: 90 Minuten Süda merika. 160 Seiten, broschiert. Erhältlich im Buchhandel.
Zwölf war dabei
Christian Gross erkundet die YB-Welt. Und kauft sich zwei Küngel. Alles frei erfunden und fast nichts wahr. Bin ja jetzt schon eine ganze Weile hier im YB-Streichelzoo. Nicht einfach, herauszufinden, wie die hier ticken. Lasse aber nichts unversucht. Angefangen habe ich mit Lottospielen: Wollte mal sehen, wie es ist, wenn man nie gewinnt. Und falls ich doch abcashe, hab ich wenigstens Geld für neue Stürmer. Neulich hab ich im Training gemeint, der Schneuwly laufe mit Backsteinen an den Füssen herum. Dabei ist das seine Technik. Dann hab ich vom Gurten noch zwei Hasen heimgekarrt. Der eine ist taub, der andere scheint ganz okay. Mit den Hasen teste ich jeweils meine Ansprachen, bevor ich die Rumpeltruppe in der Garderobe zutexte. Der Taube hört glaub ich aufmerksam zu. Ich arbeite ja immer noch mit Bildern, das mag er. Symbol für die neue Saison ist übrigens die Pfeifgans. Ein Prachtexemplar steht jetzt angebunden in der Kabine und erinnert die Fussballlegastheniker daran, wie wir diese Saison auftreten wollen: hungrig. Das Federvieh bekommt nämlich nur was zu beissen, wenn wir gewinnen.
Illustration: André Bex
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Doch zurück zu meiner neuen Posse: Denke darüber nach, dem schwerhörigen Hasen Wölflis Posten im Spielerrat zu geben. Oder ich stelle ihn Ilja zur Seite. Finde nämlich unsere Transferpolitik etwas seltsam: Ich muss jeweils mit den Hörapparatebrüdern und Old Ilja Monopoly spielen: Wer zuerst 100 000 casht, darf einen Spieler einsacken. Fragt mich jetzt nicht, wer den Ben Khalifa ausgesucht hat. Ich wars jedenfalls nicht. Und von den anderen war keiner mehr zurechnungsfähig. Mit meiner Pelzgang komme ich auch dem YBBlues auf die Spur. Lege mich immer freitags mit den Hasen bei der Autobahnausfahrt Bern-Ost ins hohe Gras, rasple Rüebli, zähle die 40-Tönner und denke über die grossen Fragen nach. Was macht eigentlich Bruno Manser? Hat die Ewigkeit auch eine Nachspielzeit? Und vor allem: Hätten die mich bei Tottenham behalten, wenn ich mit einem Bentley vorgefahren wäre? Und wenn ja: Wäre ich dann jetzt hier?
Auslaufen Fussball-Smalltalk
In Johan Cruyffs Abschiedsspiel für Ajax Amsterdam gegen den FC Bayern München setzte es für die Gastgeber vor 60 000 Zuschauern eine 0:8-Klatsche ab, die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte.
Der Penis von Garrincha, dem brasilianischen Weltmeister von 1958 und 1962 und Vater von mindestens 14 Kindern, hatte laut der von Ruy Castrol geschriebenen Biografie eine stattliche Länge von 25 Zentimetern. Für diese Aussagen wurde Castrol von Garrinchas Töchtern verklagt, weil diese das Andenken ihres Vaters beschmutzt sahen. Die Klage wurde mit der Begründung abgewiesen, ein grosser Penis sei in Brasilien ein Grund, stolz zu sein. Der Richter: «Zwar gehen die Grösse und die sexuelle Leistungsfähigkeit nicht immer Hand in Hand, Brasilianer träumen indes von beidem.»
Im Schnitt schoss die Schweizer Nati in den ersten 30 Monaten unter Ottmar Hitzfeld 0,89 Tore pro Spiel. Bei Köbi Kuhn lag der Schnitt in der gleichen Zeitspanne bei 1,73.
Der Schwede Pär Zetterberg gewann in seiner Zeit beim RSC Anderlecht 6 Mal den jährlich verliehenen belgischen FairplayPreis.
Den letzten Platz in der ewigen Rangliste der höchsten Schweizer Liga nimmt der FC Weissbühl Bern ein, der in der Gruppe «Zentral» in der Saison 1904/05 mit einem Torverhältnis von 5:52 alle 8 Spiele verlor. Gruppenerster wäre YB gewesen, weil aber deren Spiel gegen Basel falsch gemeldet wurde (4:4 statt 4:3), wurden die Old Boys für das Finalturnier um die Meisterschaft gegen La Chaux-de-Fonds und GC eingeladen. Der Irrtum wurde bemerkt, im eilig angesetzten Entscheidungsspiel triumphierten die Young über die Old Boys und wurden schliesslich – wie so oft – Vizemeister.
Die Eltern des 2007 zurückgetretenen Profis Anthony Philip David Terry Frank Donald Stanley Gerry Gordon Stephen James Oatway waren derart grosse Fans der Queens Park Rangers, dass sie ihrem Sohn alle 11 Vornamen der Mannschaft von 1973, seinem Geburtsjahr, gaben. Genannt wird er indes Charlie, und für QPR ist er nie aufgelaufen.
Der geografische Mittelpunkt aller SuperLeague-Vereine liegt im Eissel-Quartier in Belp im Kanton Bern. Von den letzten 10 Pflichtspielen Paraguays endeten 7 unentschieden. Auch ohne einen einzigen Sieg erreichte die Mannschaft das Finale der Copa America 2011.
S. S. Murata hält den Rekord für die meisten geschossenen Tore eines sanmarinesischen Vereins im Europacup. Es sind deren zwei: eines gegen APOEL Nikosia und eines gegen Tampere United. Der Minusrekord im St.-Jakob-Park stammt noch immer aus dem ersten Jahr nach seiner Wiedereröffnung: 2001 lockte die Partie der 2. Runde des UI-Cups gegen UMF Grindavik aus Island 6843 Zuschauer an. Deutschland hat insgesamt erst zwei WMQualifikationsspiele verloren, und zwar beide zu Hause. 1985 gegen Portugal (0:1) und 2001 gegen England (1:5). Die meisten Eigentore seit der Einführung der Super League fabrizierte der FC Aarau mit 14, dicht gefolgt von Xamax, das auch schon bei 13 steht. Unerreicht sind die 5 Eigentore in einer einzigen Spielzeit, aufgestellt letztes Jahr von Bellinzona. Der Zwillingsbruder der Frau von Lukas Podolski heisst Lukas Puchalski.
Der Kagawa-Effekt: Lediglich 7 Japaner versuchten vor Shinji Kagawa ihr Glück in der Bundesliga. Nach dem durchschlagenden Erfolg des Dortmund-Youngsters, für den die Borussia lediglich eine Ausbildungsentschädigung von 350 000 Euro bezahlt hatte, stehen in dieser Saison schon 9 Japaner in der Liga unter Vertrag. Der treuste aktive Fussballprofi ist Noel Bailie vom nordirischen Meister Linfield FC. Seit 1986 spielt der 40-jährige Verteidiger im Verein, seit 1989 als Profi. Letztes Jahr absolvierte er sein 1000. Pflichtspiel. Der FCZ nahm an jeder der 73 Austragungen des Blue Stars-Juniorenturniers (heute FIFA Youth Cup) teil, konnte es aber nur 3 Mal gewinnen. Der Argentinier Darío Conca (28) gewann 2010 mit Fluminense die brasilianische Meisterschaft, deren erste seit 26 Jahren, und war dabei bester Vorlagengeber. Zudem wurde er zum besten Spieler der Liga gewählt, sowohl von der Fachpresse wie auch von den Spielern und Trainern. Zudem gewann der die Wahl der Fans zur herausragendsten Persönlichkeit in Brasiliens Fussball. Auf diese Saison wechselte er nach China zu Guangzhou Evergrande, wo er mit einem Jahresverdienst von über 10 Millionen Dollar zu einem der bestverdienenden Fussballer weltweit wurde.
«ZWÖLF – Fussball-Geschichten aus der Schweiz» wird von ZWÖLF – Verein für Fussball-Kultur mit Sitz in Bern herausgegeben. ZWÖLF erscheint sechs Mal pro Jahr. Verein und Magazin sind unabhängig. Einnahmen dienen der Deckung der anfallenden Kosten. Allfällige Überschüsse werden in das Magazin investiert. Meinungen von Autoren müssen sich nicht mit jenen der Redaktion decken. Kontakt: www.zwoelf.ch ZWÖLF auf facebook.com info@zwoelf.ch leserbriefe@zwoelf.ch Herausgegeben von: ZWÖLF – Verein für Fussballkultur Postfach 8951 3001 Bern PC 60-668720-9 Gian-Andri Casutt, Präsident Abonnemente: ZWÖLF – Das Fussball Magazin. Leserservice, Postfach, CH-6002 Luzern, Tel.: 041 329 23 10. Fax: 041 329 23 03. E-Mail: zwoelf@leserservice.ch Jahresabo (6 Ausgaben/36.– CHF) per Gratis-SMS an 919 mit ABO12 und Adresse (Beispiel: ABO12 Max Muster, Sportweg 12, 8000 Torhausen) Vertrieb: MDS – Media Data Services AG Chefredaktion: Wolf Röcken, Sandro Danilo Spadini, Mämä Sykora. Besondere Aufgaben: Stefan Schürer Autoren dieser Ausgabe: Peter Balzli, Christian Bütikofer, Pascal Claude, Matthias Dubach, Tobias Ehrenbold, Thomas Gander, Gregory Germond, Thomas Häusermann, Guido Herklotz, Daniel Plančić, Romano Spadini, Claudio Spescha, Beni Thurnheer, Sascha Török, Benedikt Widmer, Ueli Zoss. Bild: André Bex (Bildchef), Frank Blaser, Stefan Bohrer, Christian Breitler, Michael Grossmann, Keystone, iStockphoto, Claudio Spescha, Jean Weber. Anzeigen: ZWÖLF, Postfach 8951, 3001 Bern, durisch@zwoelf.ch, Marco Durisch, Tel. 079 221 11 12 Mediabox Print GmbH, Eichstrasse 25, 8045 Zürich, www.mediabox.ch/print. Gestaltungskonzept, Art Direction, Layout & Illustrationen: bex.fm. Stauffacherstr. 106, 8004 Zürich André Bex, Visueller Gestalter (FH) www.bex.fm Druck: Swissprinters Zürich AG, Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren. Web (Design & Umsetzung) bex.fm Auflage: 10 000 Exemplare ISSN Nummer: 1662-2456
Das nächste Heft erscheint Mitte Oktober 2011.
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