IM JUNI ENTREE
3 EDITORIAL BLICK NACH RECHTS
4 RECHTE STIMMUNG IN BURGDORF Blick in die Stadt die hinschaut IMPRESSUM Redaktion AG megafon | Pf 7611, CH-3001 Bern megafon@reitschule.ch | Fon 031 306 69 66 Layout megafon Plakat uvm Umschlag ©Michael Lehmann Druck Kollektiv Druckwelle, Reitschule In dieser Nummer Ursula Häni (ush), Tom Hänsel (#tt), Agnes Hofmann (ans), Sabine Hunziker (sat), Ursula Hurni (uhu), Christa Kläsi (cdk), Sbanda Piede (sba), Urslé von Mathilde (uvm), Markus Züger (maz). Redaktionsschluss 10.5.2006 näxter 14.6.2006 | Erscheint monatlich Auflage ca. 1300 Ex.; Jahresabo (mind. Fr. 54.–) bei obiger Adresse. Die in den Beiträgen wiedergegebene Meinung muss sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Weder mit bildlichen noch textlichen Inhalten sollen die LeserInnen dazu aufgerufen werden, Straftaten zu begehen.
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INNENLAND
7 WIR SIND DIE SCHWEIZ KEIN MENSCH IST ILLEGAL «Alle an die Demo am 17. Juni»
9 ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT: DAS «HOOLIGANGESETZ» Jetzt unterschreiben! 13 CARTE BLANCHE für Lilo Landers
KULTUR ET ALL
14 AEROPLANE Elsa Fitzgerald 16 CARTOON
17 RM74 HÖRT AUS DREI GRÜNDEN GERNE MUSIK Scheiben
18 PETER SCHNEIDERS «LENZ» Buchbesprechung 20 PROGRAMM 30 STORY OF HELL
EDITORIAL
AB UND ZU UND AUFEM KOPF
Das zweite microfon ist da. Noch so ein hübsches kleines Heftli, an dem viele ihre Freude haben. Merci vielmal für die positiven Rückmeldungen. Auch wir finden unser Zwischenprodukt toll – aber wir wollen mehr. Mehr von allem! Light is not enough. Eine neue megafon-Redaktion ist sich am formieren, viele neue Treffen stehen an. Und bald wird absehbar, ab wann wir wieder Schwerpunktartikel schreiben, damit das megafon auferstehen kann.
Auch die dicke, fette Reitschule bewegt sich – vielleicht. Nach den beiden Gewalt-/Security-Vollversammlungen, einem Forum zur Vorplatzsituation zusammen mit der Grossen Halle folgt, nun eine nächste Vollversammlung mit Komplettprogramm: «Reitschule auf den Kopf stellen, ausleeren und neu ordnen». Wer weiss, ob nächste Woche noch ein Stein auf dem anderen liegt? Aber auf eine Light-Version hat eh niemand Bock. Besucht uns, wir sind da. HERZLICH, EUER MEGAFON
EDITORIAL m i c r o f o n N r. 2 9 6 , J u n i 0 6
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BLICK NACH BURGDORF
RECHTE STIMMUNG IN BURGDORF IN EINEM «WIR SCHAUEN HIN»STÄDTCHEN IST DIE SICHT GETRÜBT.
ROCK OUT FASCISM – ANTIFA-FESTIVAL Aus eigener Erfahrung mussten wir mit Bedauern feststellen, dass es in letzter Zeit aus verschiedenen Gründen (Repression, zunehmend unpolitische gewaltfreudige MitläuferInnen an antifaschistischen Aktionen etc.) schwieriger geworden ist, mit unseren Anliegen glaubhaft nach aussen zu treten. So haben wir uns entschieden, nun zu versuchen, in eine andere Richtung zu gehen. Wir verstehen das alleinige Vorhandensein dieses Festivals als eine lautstarke Äusserung gegen Rassismus, Faschismus und Unterdrückung und als Ausdruck nach dem Wunsch einer anderen, solidarischen Gesellschaft! Somit verstehen wir dieses Festival als einen Teil des alltäglichen antifaschistischen Kampfes. Neben Spass, welcher nicht zu kurz kommen darf, wollen wir Raum bieten für Austausch, Zusammensein und Vernetzung regionaler wie überregionaler antifaschistischer Strukturen. Das «Antifascist Festival» ist keine profitorientierte Veranstaltung und verzichtet auf jegliche Sponsoren- oder Werbegelder. Für uns ist es wichtig, alles so günstig wie möglich anzubieten, inklusive tiefe Eintrittspreise. Und ja, eine erste Sitzung mit der Stadtpolizei Bern hat bereits stattgefunden und die Bewilligung für den Hirschenpark wurde von der Stadt erteilt. weitere Infos unter www.antifafestival.ch
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Am 22. April verliess eine in Burgdorf stadtbekannte Musikerfamilie ein Restaurant in der Burgdorfer Oberstadt. Kurz darauf wurden sie von ein paar Rechtsextremen angegriffen. Die Familie rief umgehend die Polizei an, worauf die Angreifer weitere Kollegen mobilisierten, bis die Gruppe auf rund ein Dutzend angewachsen war. Beim nachfolgenden Angriff der Rechtsextremen wurden die Opfer verletzt. Die Mutter und der Sohn mussten sich ambulant im Spital behandeln lassen. Beide hatten Verletzungen in der Nähe der Augen. Massgeblich an Angriff auf die Familie beteiligt waren Daniel Brechbühl aus Burgdorf und Thomas Stettler aus Oberburg.
Der Sohn der Opfer wurde zu Beginn dieses Jahres schon einmal von Rechtsextremen massiv bedroht, als er sich verbal gegen wüste Anschuldigungen junger Rechter wehrte. Diese suchten an den nächsten Wochenenden in diversen Beizen nach ihm.
OFFIZIELLE REAKTION Die Kantonspolizei Bern glaubt bis heute nicht zu wissen, ob es sich um Rechtsextreme handelte oder nicht, und schliesst eher auf eine persönliche Auseinandersetzung zwischen zwei Personen. Dies obwohl die Angegriffenen mit «Sieg-Heil»-Rufen bedroht wurden, die Frau als «spanische, linke Drecksschlampe» bezeichnet wurde. Ausserdem wirkt einer der Beteiligten, Daniel Brechbühl, seit einigen Jahren bekanntermassen in der extremen Rechten der Region aktiv mit. Stadtpräsident Franz Haldimanns (SVP) erste Reaktion gegenüber den Medien war, dass dieser Vorfall «eine Schweinerei» sei. Ein anderes Highlight in Sachen Unfähigkeit zur Einschätzung der politischen Lage präsentierte uns «Houdimau Franz» in der TV-Sendung «Schweiz Aktuell» am Montag darauf: Es
gebe auch linke Gewalt und Burgdorf habe auch ein Problem mit der Antifa. Des weiteren fände er es schade, dass zur Zeit fast ausschliesslich die rechte Gewalt im Vordergrund stehe. Nach einem ersten Augenblick der Verwirrung und Wut über diese Aussagen begannen wir über die Motive und Ursachen zu rätseln. Ist der Stadtpräsident Mitglied in einer Anti-Antifa-Gruppierung? Sah er, wie ein Punk am Nachmittag in einem Park öffentlich ein, zwei oder gar drei Dosenbiere trank? Wir kamen nicht recht weiter. Darauf versetzten wir uns mittels ausgeklügelten psychologischen Analysemethoden in das Hirn des «Feldschlösschen-Franz», um seine – für uns wirren – Gedankengänge zu ergründen. Dabei stellten wir folgendes fest: Der studierte Allgemeinmediziner wertet das Umschubsen eines Standes für die Grossratswahlen der «Partei National Orientierter Schweizer» schlimmer als den Angriff auf Menschen. (Übrigens: der Ex-Ex-Präsident der PNOS, Sascha Kunz, wurde dieser Tage unter anderem wegen ihrem Parteiprogramm zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt.) Jeder gut ausgebildete Arzt weiss, dass Wunden im Gesicht mit der Zeit von alleine heilen. Damit sich der Vorgang et-
was beschleunigt, kann etwas Salbe verwendet werden und zur Beruhigung der Verletzten genügt ein kleines Pflaster. Beim Umschubsen eines Standes, eines missbrauchten, hölzernen, langen Festtisches, wie ihn alle kennen, besteht jedoch die Gefahr, dass der Tisch sich eine Schramme holt. Und wie wir alle wissen, wächst zu einem Tisch verarbeitetes Holz nicht wieder nach. ...›
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Um diese Schramme – so sie denn wirklich existiert, bis jetzt hat sie nämlich noch niemand gesehen, zu entfernen, müsste wohl möglich der ganze Tisch völlig abgeschliffen und neu lackiert werden. Dazu gehört der Festtisch möglicherweise sogar dem Stadtbauamt und dann müsste die Stadt für die ganzen Kosten aufkommen. So gehts nicht, war laut unserer Recherche in den Gedankengängen von Franz Haldimann der letzte Gedanke vor dem «Schweiz Aktuell»-Interview… Apropos Stadtbauamt: Dort arbeitet ein gewisser Herr Brechbühl, der bis heute abstreitet, dass seine Söhne Daniel und Christian mit der extremen Rechte nzu tun haben. Dies obwohl Daniel, wie bereits erwähnt, beim Übergriff Ende April mit dabei war und Bruder Christian regelmässig Rechtsrock-Anlässe in halb Europa besucht sowie beim Angriff auf eine Gymnasiumverbindung an der Solätte 2005 massgeblich beteiligt war. Der den fleissigen «Blick nach Rechts»LeserInnen bestens bekannte Mitangeklagte, der Ex-PNOS Präsident Pascal Lüthard, wollte ihm gar die ganze Verant-
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wortung an der Attacke anhängen. Der Prozess läuft noch.
MEDIEN Während beim Vorfall an der Solätte 2005 in der «Berner Zeitung» (Ausgabe des 29.6.2005, «Schon wieder Prügel an der Solätte») noch von Schlägereien zwischen rechten und linken Jugendlichen die Rede war, ist dieses Jahr von einem jahrelangen Kleinkrieg zwischen diesen Gruppierungen die Rede (BZ, 24.4.2006, «Kleinstädte als beliebte Ziele»). Hat der Leiter der BZ-Redaktion «Burgdorf-Emmental», Stephan Künzi, zu lange mit dem Stadtpräsidenten gesprochen, oder musste er in Eile die geforderte Zeichenanzahl schreiben? Medienwirksam feierte die 2000 gegründete «Aktion Courage» ein Revival: Eine Woche nach dem Übergriff malten einige hundert Leute in Burgdorf Fahnen gegen alles Böse – diese hängen jetzt in der Oberstadt. Aber selbst die couragiertesten PolitikerInnen wagten nicht, die Treffpunkte der Neonazis öffentlich zu nennen oder dagegen vorzugehen. Die Neonazis treffen sich weiter praktisch ungestört im Meeting-Point, der Pöstlibar und der Chäller-Bar. Alle Lokale be-
finden sich nahe beieinander in der Oberstadt. Im Landhaus, wo die Neonazis vor einigen Jahren noch regelmässig anzutreffen waren, wurden sie lange nicht mehr gesichtet. Dort können sich an der nahen Emme brätelnde Durstige jetzt wieder ihr Bier über die Gasse bestellen.
WEGWEISUNGEN Apropos Grillieren an der Emme: Der Gemeinderat diskutiert auf Grund dieses Vorfalls einen «Wegweisungsartikel à la Berne» um die gewalttätigen Schläger aus der Oberstadt zu verbannen. Die Polizei, die seit dem besagten Wochenende mit doppelter Präsenz in Burgdorf patrouilliert, wird jedoch wohl kaum die zahlenden Gäste der besagten drei Beizen wegweisen. Vielmehr werden Punks im öffentlichen Park vertrieben oder eben die Grillierenden an der Emme, welche mit ihrem Rauch oder ihrer Musik die BewohnerInnen der vor einigen Jahren in der Nähe erbauten 1 000 Altersiedlung in Burgdorf stören. > ANTIFA BERN <
DEMO AM 17. JUNI
WIR SIND DIE SCHWEIZ KEIN MENSCH IST ILLEGAL
Am 3. April sterben zwei obdachlose algerische Asylbewerber elendiglich in Basel. Während der Reichtum dieses Landes prahlend an der Uhren- und Schmuckmesse in Basel zur Schau getragen wird, suchen zwei verzweifelte Menschen in einem Gartenhaus Schutz für die Nacht. Um sich zu wärmen, entfachen sie ein Feuer mit einem Grillofen. Tragischerweise ersticken sie im Rauch der Holzkohle. Keine zehn Zeilen sind diese zwei Menschenleben unseren Zeitungen wert. Und der Gipfel der Gefühllosigkeit: Er...› wähnt werden vor allem das
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Den Aufruf in verschiedenen Sprachen und mehr Infos gibts unter www.ohneuns.ch
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unbewilligte Betreten des Gartenhauses, von Einbruch ist die Rede! So schnell können Opfer zu Tätern gemacht werden. Diese zwei Todesfälle sind kein Zufall. Dahinter steckt eine unerbittliche Abschreckungslogik. Der Aufenthalt in der Schweiz soll für Asylsuchende explizit unattraktiv gemacht werden. Dafür verantwortlich zeichnet sich ein Migrationsminister, der ein bekennender Apartheidsfreund war und der als Justizminister unverhohlen die eigenen Gerichte und die Verfassung verhöhnt. Um dagegen unsere Wut auf die Strasse zu tragen, findet dieses Jahr am Flüchtlingstag unter dem Motto «Wir sind die Schweiz. Kein Mensch ist illegal» wieder eine gesamtschweizerische Demonstration statt. Der Ausgang unserer Wette im letzten Jahr, aus dem bis dahin braven Flüchtlingstag mit Kebab-Ständen, Frühlingsrollen und Folkloretänzen eine freche Demonstration gegen die Blocherpolitik zu machen, war alles andere als gewiss. Das Initiativkomitee für die Demo war damals sehr klein. Am Anfang waren wir keine zehn. Zum Schluss waren wir aber
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an die 10 000. Der Aufwand hatte sich zigfach gelohnt. Deshalb beschlossen wir im Demokomitee, solange mit der Umgestaltung des Flüchtlingstages weiterzumachen, bis sich der besagte Apartheidsfreund von den Schalthebeln der Macht verabschiedet hat. So kommt es, dass wir wieder aufrufen: Alle nach Bern zum 17. Juni! Wir hoffen dieses Jahr noch zahlreicher zu sein, nicht zuletzt, weil das Referendum gegen die verschärften Asyl- und Ausländergesetze erfolgreich ergriffen wurde. Über 100 000 Menschen setzten ihre Unterschriften hinter das Anliegen einer offeneren Schweiz. Warum sollte auf diesem Hintergrund nicht die grösste Kundgebung für eine menschlichere Asyl- und Migrationspolitk zustande kommen, die es je in der Schweiz gegeben hat? > CLAUDE BRAUN, C.E.D.R.I. <
Am Freitag den 16. Juni findet um 22.00 Uhr im Dachstock das «Rock Down Asyl- und AusländerGesetz» statt. Mehr dazu im Programm auf Seite 27.
JETZT DAS REFERENDUM UNTERSCHREIBEN!
ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT: DAS «HOOLIGANGESETZ» NACH DER FUSSBALL-WM – ZU GUCKEN GAR IN DER REITSCHULE (SIEHE PROGRAMM) – KOMMT DIE FUSSBALL-EM. NOCH VORHER KOMMEN DIE NEUEN GESETZE… IN DEUTSCHLAND, WO ES HOOLIGANGESETZE BEREITS GIBT, WURDE DER OFFIZIELLE FUSSBALL-SLOGAN UMGEWANDELT: «DIE WELT ZU GAST – UND WIR IM KNAST». BALD AUCH BEI UNS UND BALD BEI DEMOS?
In etwas mehr als zwei Jahren wird die Schweiz zusammen mit Österreich die Europameisterschaft im Fussball austragen. Fussballfans und JournalistInnen aus der ganzen Welt werden in unser Land kommen, um die Spiele vor Ort mitverfolgen zu können. Neben friedlichen Personen werden vielleicht auch noch andere kommen: Hooligans aus England, Deutschland und osteuropäischen Ländern. die das Fussballturnier nutzen, um sich mit ihresgleichen aus anderen Ländern Strassenschlachten zu liefern…
Um diesem Problem entgegentreten zu können, wurde im eidgenössischen Justizdepartement unter der Führung von Christoph Blocher ein neues Gesetz geschaffen, das Gesetz zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS). Damit das Gesetz beim Parlament und bei der Bevölkerung auch gut ankommen wird, hat man ihm gleich noch einen Übernamen verpasst: Das Hooligangesetz!
NICHT ALLES WAS GLÄNZT IST AUS GOLD Was soll denn nun schlecht sein an so einem Gesetz? Hooligans nut...›
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nes Gesetzes ist, das mit verfassungswidrigem Inhalt und Folgen längst nicht nur auf Hooligans abzielt.
DIE DATENBANK
oben: Biometrie-Pilotprojekt des Schlittschuhclub Bern und Unisys in der «Bern Arena»
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zen Fussball- und Eishockeyspiele doch nur, um sich entweder mit ihresgleichen zu prügeln oder friedliche Fans anderer Mannschaften zu attackieren. Jüngstes tragisches Beispiel war der Fussball-
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match zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich, wo gewalttätige Basler Fans nach dem Match aufs Spielfeld stürmten und Spieler attackierten. Ist es nicht ganz gut, dass es ein Gesetz gegen Hooligans geben soll, damit diese von Sportveranstaltungen fernbleiben? Nein, weil das Hooligangesetz nur der schöne Name ei-
Das Gesetz sieht eine nationale Datenbank vor, in der grundsätzlich alle aufgenommen werden können, die sich gewalttätig verhalten. Unter «gewalttätiges Verhalten» fallen neben Körperverletzung, Raufhandel und Brandstiftung auch die Verwendung von Feuerwerkskörpern jeglicher Art (sogar harmlose Wunderkerzen, je nach Stadionordnung), Sachbeschädigung und Gewalt und Drohung gegen Beamte und Behörden. Als Nachweis für dieses Verhalten braucht es keine Gerichtsurteile, sondern es reichen bereits polizeiliche Anzeigen und «glaubwürdige» Aussagen der Polizei oder des privaten Sicherheitspersonals. Berücksichtigt werden auch Stadionverbote der Sportverbände sowie Meldungen einer zuständigen ausländischen Behörde. In Deutschland, wo bereits eine solche Datenbank existiert, wurden teilweise erschreckende Erfahrungen gemacht. Oftmals kommen wegen eines Fehlverhaltens Einzelner gleich alle Mitglieder
einer Fangruppe in die Datenbank. Ausserdem ist kein Vergehen klein genug – es sind schon Fans in die Datenbank aufgenommen worden, die einen Aufkleber im Stadion angebracht haben.
KEINE UNSCHULDSVERMUTUNG MEHR Alle können in das Informationssystem aufgenommen werden, ohne Prüfung der Anschuldigungen durch eine richterliche Instanz. In dubio pro reo (Im Zweifel für den Angeklagten) ist einer der wichtigsten Grundsätze jedes Rechtstaates. Dieser Grundsatz findet im neuen Gesetz keinen Platz mehr. Ein Beschuldigter müsste selber nachweisen, dass er unschuldig ist, was im Normalfall gar nicht möglich ist, da in der Regel eine Aussage gegen die andere stehen wird. Die Gesetzesänderungen widersprechen also nicht nur dem Grundsatz der Rechtssicherheit, sie brechen offen damit.
FOLGEN DES EINTRAGS Wer einmal im Informationssystem eingetragen ist, hat mit massiven Einschränkungen seiner Freiheitsrechte zu rechnen. Gegen die betroffene Person kann zunächst ein Rayonverbot ausgesprochen werden. Das heisst, dass sie ein bestimmtes Areal nicht mehr betreten darf, ohne sich dabei strafbar zu machen. Eine weitere Folge eines Eintrags kann die Verhängung einer Ausreisebeschränkung sein. Es reicht dabei der blosse Verdacht einer kantonalen Behörde oder der Zentralstelle für Hooliganismus, dass eine Person in einem bestimmten Land an gewalttätigen Auseinandersetzungen teilnehmen möchte, um die Ausreise zu verhindern. Befürchten muss eine betroffene Person auch die Erteilung einer Meldeauflage. Das würde bedeuten, dass sie sich zu bestimmten Zeiten auf einem Polizeiposten melden muss, um nachzuweisen, dass sie nicht an einer entsprechenden Sportveranstaltung ist. Die schwerste Folge einer Eintragung im Informationssystem ist die präventive Polizeigewahrsam. Diese kann bis zu 24 Stunden andauern und wird dann an-
gewendet, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, um eine Person an der Teilnahme von einer Sportveranstaltung zu hindern. Hier hat die betroffene Person immerhin die Möglichkeit, die Massnahme richterlich überprüfen zu lassen, was bei den anderen Massnahmen nicht der Fall ist. Überprüft wird aber nur auf Antrag des Betroffenen. Im Normalfall soll es also keine Prüfung geben.
AUCH GEGEN 12-JÄHRIGE Alle diese Massnahmen würden bereits für Jugendliche ab 12 Jahren gelten. Allein der Polizeigewahrsam soll erst ab 15 Jahren gelten. Die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, Jugendliche in diesem Alter in eine Datenbank aufzunehmen und sie mit solch fragwürdigen Massnahmen von Sportveranstaltungen fernzuhalten, nahmen viele Parlamentarier mit einem Schulterzucken entgegen. Gewiss mag es erschrecken, wie jung zahlreiche Personen sind, welche an Sportveranstaltungen für negative Zwischenfälle sorgen. Aber sind hier präventive Fanar...› beit und erzieherische Mass–
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nahmen nicht besser angebracht als eine Kriminalisierung dieser jungen Leute?
AUCH GEGEN DEMONSTRIERENDE? Kurz nachdem das Gesetz im Parlament verabschiedet wurde, tauchten die erste Stimmen auf, die der Meinung sind, dass man ein solches Gesetz auch für KundgebungsteilnehmerInnen schaffen könnte. Eingebracht hatte die Idee die Top-Bundesratskandidatin Doris Leuthart (CVP)! Die Ausdehnung des Gesetzes von Sportveranstaltungen auf Demonstrationen könnte so aussehen: Personen, die gemäss polizeilichen Aussagen an einer Demonstration negativ aufgefallen sind, würden in eine Datenbank aufgenommen. Kommt es nun irgendwo in der Schweiz zu einem Anlass, wo Demonstrationen mit Randale befürchtet werden (1. Mai, Abendspaziergang, AntiWEF-Demo), erhält diese Person ein Rayonverbot für die betreffende Stadt, eine Meldepflicht bei der Polizei oder muss sich sogar in präventive polizeiliche Gewahrsam begeben. Findet irgendwo auf
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der Welt ein G8-Gipfeltreffen statt, so muss die Person im Voraus ihren Reisepass und/oder Identitätskarte abgeben, damit sichergestellt wird, dass die Person nicht dorthin reist. Für diese Massnahmen (mit Ausnahme der präventiven Polizeigewahrsam) muss nicht einmal bewiesen werden, dass die Person sich tatsächlich jemals an einer Kundgebung negativ verhalten hat. Allein der begründete Verdacht der Polizei würde reichen.
REFERENDUM LÄUFT! Noch ist dieses Gesetz nicht definitiv. Bis am 13. Juli können die nötigen 50 000 Unterschriften zusammengebracht werden, damit die Vorlage dem Stimmvolk unterbreitet wird. Das Referendum wurde von diversen Fanclubs aus der ganzen Schweizer Fussball- und Eishockeyszene lanciert. Unterstützt wird es unter anderem von den «Demokratischen JuristInnen», der PDA und den Grünen, sowie von einigen Kantonsparteien der SP. Trotzdem ist es sehr fraglich, ob das Referendum zustande kommt. Zur Zeit wird darum um jede Unterschrift gekämpft! > MIKE DERUNGS <
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PS: Unterschriftenbögen liegen dem microfon bei.
CARTE BLANCHE FÜR LILO LANDERS
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START UND LANDUNG
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Wir sitzen in diesen Sesseln. Ich hatte ein Valium eingeworfen, denn ich leide unter Aviophobie. Trotz des Beruhigungsmittels bilden sich kurz vor dem Start kleine Schweisstropfen auf meiner Stirn. Ich hechle wie ein Hund, kriege Kopfschmerzen und Darmkrämpfe. Dazu kommt Panik. Das ist beschämend, doch ich bin nicht allein: Auch Lars von Trier hat Flugangst. Neben mir sitzt Günter. Ich habe Günter in Berlin kennengerlernt. Er hatte sich als Jungautor einen Namen gemacht. Ich hatte Germanistik und Philosophie studiert, war hochbegabt doch lange Zeit arbeitslos. Irgendwann beschloss ich, mich hochzuschlafen, wie Grace Kelly, weil das weniger harzig, weniger schmerzhaft war. Manchmal machte es sogar Spass. Ich wurde Dramaturgin an einem grossen Theater. Dort traf ich Günter. Er wurde von einem Jungregisseur inszeniert, der mein Geliebter war. Ich schlief ziemlich rasch mit Günter, aus reiner Routine. Auch
wollte ich, dass er sich bei uns am Haus wohl fühlte. Günter hat mir Jule angehängt. Da ich in dieser Zeit bulimisch und kokainsüchtig war, merkte ich lange nicht, dass ich schwanger war. Jule wurde geboren. Sie ist ein feines Mädel, leider etwas pummelig, leider Legasthenikerin. Doch auch Hemingway litt unter der Lese- und Schreibstörung, was mich über Jules Schwäche hinwegtröstet. Jule, Günter und ich wohnten einige Jahre im Berliner Prenzelberg. Jetzt sind wir in der Mitte angelangt. Günter hatte dann irgendwann eine Affäre mit einem jungen Poetry Slammer, was mich erschütterte. Poetry Slams sind so geschmacklos wie Raves, der Frauenanteil ähnlich gross wie bei den Hooligans. Man kann sagen, Günter und ich lebten uns zunehmend auseinander. Günter ist ein depressiver Sonnenschein. Er ist eines dieser sich ständig selbstüberschätzenden männlichen Künstlersubjekte, die ihr Innenleben auf eine geradezu obszöne Art unentwegt
nach Aussen kehren. Zudem fing er an, wie Grass zu schreiben. Wenn wir abends ausnahmsweise zu dritt am Küchentisch sassen, empfand ich eine solche Abneigung, dass ich nur noch lächelte. Die Paartherapeutin sieht aus wie Jacqueline Bisset in «Airport», verdammt attraktiv. Sie verdient mehr als Günter und ich zusammen, doch was muss sich die gute Frau langweilen. Sie sagt: «Please, fasten your seatbelt. Wir wollen versuchen, mögliche körperliche Kollisionen zwischen den Lebensabschnittspartnern zu vermeiden. Wir begrüssen sie ganz herzlich an Bord unserer Maschine zurück in eine respektvolle Zweisamkeit.» Sie hat die Sopranstimme einer Kindergärtnerin, den Gestus einer Rot–Kreuz–Hebamme im pakistanischen Erdbebengebiet. Wir sind am Start einer Paartherapie und müssen erzählen. Es ist ekelhaft, die Soap-Opera-Version von Szenen einer Ehe. Günter sagt: «Sie weint, wenn sie kommt. Sie fickt sich lieber selber, isst nur Konserve und schnarcht.» Ich sag: «Dass er bisexuell ist, stört mich nicht im geringsten, wenn er nur nicht ständig den Haushalt vernachlässigen würde. Ich finde seinen leeren Blick beschämend. Verstehen sie doch, ich bin ich. Er ist er.» Die Krämpfe
werden unerträglich, ich scheisse auf den Sitz, so sehr fürchte ich mich vor der Landung. Die Paartherapeutin seufzt gelangweilt und sagt: «Es handelt sich in diesem Fall klar um ein Problem der Hydraulik.» Günter erwidert: «Ich sehe die Schwierigkeit eher in der Dekonstruktion eines geradezu klaustrophoben Paradigmas. Sie erlauben, dass ich mir rasch einen runterhole?» Die Paartherapeutin nickt, reicht ihm einen Tüte und fügt an: «Hinzu kommt eine Fehlfunktion der Rudersteuerung.» Ich will ihr eins in die hübsche Fresse hauen doch in diesem Moment lächelt sie mich an, so wie Jacqueline Bisset in «Airport» Captain Vernon Demerest, gespielt von Dean Martin, anlächelt. Sie flüstert mir zu: «Es ist jetzt wirklich Zeit, Madame, dass Sie diese Boeing 707 notlanden.» Ich bin Dean Martin und ich öffne den Gurt und ich weiss, ich werde es schaffen. Aber erst werde ich diesen Flieger in den nächstbesten Fernsehturm fliegen. Ich schreie: «Mein Vogel gegen dein Nest!» Günter telefoniert der Verwandtschaft und verabschiedet sich. Politisch findet er dieses Unterfangen heikel, emotional befinden wir uns zum ersten Mal auf gleichem Kurs. Günter ist der Copilot und schiesst
Erinnerungsfotos mit dem Handy. Wir fliegen rein in den Turm und wieder raus. Am nächsten Tag ruft mich Lars von Trier an, er will die Story verfilmen. Günther darf die Drehbuchassistenz machen und kann wichtig tun. Der Poetry Slammer darf hospitieren. Die dicke kleine Jule kriegt eine Statistinnenrolle. Björk liefert, trotz von Trier, den Titelsong und singt: «I’m taking an aeroplane across the world to follow my heart.» Und ich bin wieder mal arbeitslos. >
ELSAFITZGERALD@GMX.CH <
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COMIX VON THOMAS KÖRNER
BERÜHRT SEIN...
Cartoon von Thomas Körner alias ©TOM, 1960 in Säckingen in der Nähe von Lörrach geboren. ©TOM ist erfolgreicher Cartoonist mit zahlreichen Veröffentlichungen. Seit 1991 erscheinen seine Touché Comic-Strips in der taz.
Die megafon-Redaktion ist auch berührt: Herzlich willkommen Klein-Julian Florentin in der grossen weiten Wel, die die Burg umgibt, und unserer super-Kultur et all-Redaktorin > CDK < und dem Papa viele gute Wünsche und viel Spass und frohes Schaffen mit dem Bub!
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RM74 HÖRT AUS DREI GRÜNDEN GERNE MUSIK: 1. Vermengung:
2. Verlangsamung:
3. Verdichtung:
Tape «Rideau», Häpna Die Band Tape aus Schweden arbeitet auch auf ihrem dritten Album an der Symbiose aus akustischem Instrumentarium und elektronischer Zurückhaltung. Diese Mittel gipfeln in behutsam arrangierten, treibenden Liedern voller organischer Schönheiten. Zurückhaltende Gitarrenmotive werden geschmeidig umspült mit philharmonischen Bläsereinsätzen. Zart schwingende, angenehm verstimmte Harmoniumflächen werden langsam gebrochen durch gebündelte Experimente in Form von kratziger, schrammeliger Elektroakustik. Konzentrierte Pianofiguren gesellen sich vereinzelt zu stimmungsvollem, sich stetig ineinander verdrehendem Geplucker. Nie kitschig Ambient, nie pathetisch Orchestral; sondern stetig Berührend durch melancholische Glückseligkeit!
Earth «Hex; Or Printing In The Infernal Method», Southern Lord Mit dem fünften Studioalbum kehren Earth auf dem leidgeprüften Rücken eines Ackergauls zurück in karge Klanglandschaften. Bedächtig verweben sich hier Slow Doom Elemente mit reduzierten Country/Western Einflüssen. Jeder Ton wird sorgfältig inszeniert und ist ein gewichtiges Stück des andächtigen Ganzen. Mit stoischer Ruhe wird jedes Tremolo-Ende, jede kleinste Verschiebung auf der Pedal Steel, jedes annähernde Saitengezupfe und jedes Nachrauschen der Snare zu einer kleinen Offenbarung. Selbstverständlich braucht es Zeit um sich in dieser Langsamkeit der Dinge wohl zu fühlen. Doch hat man sich mal im staubigen Fell dieses höchst musikalischen Ackergauls eingenistet, lässt man sich nicht so einfach wieder abschütteln!
Mono «You Are There », Temporary Mono aus Japan dürften der Einen oder dem Anderen dank ihren überzeugenden Auftritten im Dachstock der Reitschule ein Begriff sein. Auf ihrem neusten Album verdichten Mono einmal mehr ihre dynamischen Spieleigenschaften zu dramatischen Songexplosionen. Während die ruhigen Passagen mit langen ausklingenden, cleanen Gitarrenklängen auskommen, bahnen feine Streicherarrangements einen unaufhaltsamen Weg in Richtung Donnerwetter. Kann sein, dass das Muster laut-leise (leise-laut) nichts Neues ist, aber zu fesseln vermag es allemal in seiner ureigenen Intensität. Und dieses Schema ist bei Mono dermassen konsequent und ausgeklügelt umgesetzt, dass es eine wahre Freude ist! www.rm74.ch
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PETER SCHNEIDERS «LENZ»
EINE AUFARBEITUNG DER REVOLTE PETER SCHNEIDER, AUTOR IN DER BERLINER PROTESTSZENE, ENTDECKTE IN DEN 1970ER JAHREN DIE NOVELLE «LENZ» VON GEORG BÜCHNER NEU UND ÜBERTRUG SIE IN DEN KONTEXT DER BEWEGUNG VON 1968. ES ENTSTAND EINE ERZÄHLUNG, DIE ZUR STRÖMUNG DER NEUEN INNERLICHKEIT GEZÄHLT WIRD.
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Schneider schrieb subjektiv, gefühlsbetont und baute auch autobiografische Element in sein Buch ein. Kennzeichnend sind auch der Pessimismus und das Resignieren, welche das Hauptthema sind. Zu Beginn des Buches wird das Bild des unausstehlich weisen Marx verkehrt herum gehängt, um dessen Verstand abtropfen zu lassen. «Was waren deine Träume, alter Besserwisser, nachts meine ich? Warst du eigentlich glücklich?» Das «Nicht-so-recht-glücklichsein», die Suche nach dem Glück charakterisieren die Figur Lenz. Er bewegt sich in der
Szene, betätigt sich politisch, versucht die Trennung mit seiner Freundin L. zu verarbeiten und erlebt, was erlebbar ist. Immer mehr macht sich bei Lenz der allgemeine Zweifel breit. Im Buch beschreibt ein Jugendlicher das Gefühl, das er empfand, als er den ersten Pflasterstein geworfen hat. Erst war die Wut da und anschliessend eine Art Befreiung. Lenz, Mitglied der «Bewegung», will seinem Gesprächspartner erst erklären, dass heute die Zeit für diese Art Demonstration vorbei ist. Stattdessen müssen sich für eine längerfristige Arbeit die Mittel ändern. Es hänge von der politischen Situation ab, welcher politische Ausdruck nötig ist. Die Antwort des Jugendlichen dazu ist eindeutig: «Ach
was, ich habe es aus Wut getan und diese Wut habe ich jetzt und heute.» Lenz fragt sich nun, ob er um diese Wut ärmer geworden ist. Schneider selbst schildert diesen Zustand als Denkmaschine. Die Maschine lässt die Gefühle verschwinden und durch die Organisation wird die Verantwortung für das eigene Denken (zu einem grossen Teil) an eine Gruppe abgegeben. Aus der eigenen Revolte ist die kollektive Revolution geworden. Lenz möchte aus dieser Ideologischen Schablone ausbrechen und seine eigenen Träume und Wünsche suchen. Eine Reise nach Italien zu den Aufständen der italienischen Arbeiter bringt nicht das Erhoffte. Sich den eigenen Irrtümern stellen: Zuletzt kehrt Lenz nach Berlin zurück und will einfach nur dableiben. Auch als Buch an sich hat Schneiders «Lenz» bei einer Revolte Geschichte geschrieben. «Lenz» war eines der ersten Bücher, welches 1973 im Rotbuch Verlag herausgegeben wurde. In der Euphorie der Studentenbewegung von 1968 entschlossen sich die Angestellten und der Verleger des 1964 gegründeten Verlages Klaus Wagenbach dazu, ihren Arbeitsplatz den neuen Ideen
(Politik der Demokratisierung der Betriebe) anzupassen. Der Verlag wurde zu einem Kollektiv und veröffentliche unter anderem das RAF Manifest, was zu Strafprozessen führte. Erst der so genannte «Wagenkrach» bei Wagenbach, ausgelöst durch Streitigkeiten und Finanznot, machte dem Projekt 1973 ein Ende. Einige Lektoren und Autoren spalteten sich ab, um weiterhin ein Verlagskollektiv zu bilden. Der Rotbuch Verlag wurde ge-
gründet und Peter Schneider (zuvor beim Wagenbach Verlag) veröffentlichte «Lenz». Nach zwanzig Jahren kollektiver Arbeit verkauften die Eigentümer 1993 ihre Anteile des Betriebes an die Europäische Verlagsanstalt.
Peter Schneider «Lenz» Rotbuch Verlag Berlin ISBN 3 88022 004 2
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PROGRAMM
KINO
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ROADMOVIES
DONNERSTAG, 8. JUNI, 21.00 UHR FREITAG 9. JUNI, 21.00 UHR
EASY RIDER
FILMZYKLUS IM JUNI IM KINO DER REITSCHULE. IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM STUDENTINNENFILMCLUB.
DENNIS HOPPER, USA 1969 DONNERSTAG, 15. JUNI, 21.00 UHR FREITAG, 16. JUNI, 21.00 UHR
PRISCILLA – QUEEN OF THE DESERT STEPHAN ELLIOTT, AUSTRALIEN 1994
Zum ersten Mal – und hoffentlich nicht zum letzten Mal – kommt es zu einer Zusammenarbeit zwischen dem StudentInnenfilmclub (SFC) und dem Kino in der Reitschule. Der SFC ist eine studentische Organisation der Uni Bern mit zurzeit acht aktiven Mitgliedern. Er organisiert regelmässig thematische Zyklen und Spezialanlässe. Sein Ziel ist, einem anspruchsvollen Publikum eine Alternative zum gängigen Kinoprogramm anzubieten. Wichtig dabei ist dem SFC, der Blick zurück in die Kino- und Filmgeschichte, alte Filme (wieder) zu entdecken oder auch Filme aus anderen Kulturräumen vorzuführen. Da der SFC keinen eigenen Veranstaltungsraum hat, arbeitet er mit verschiedenen KulturveranstalterInnen zusammen – und freut sich darum sehr auf die erstmalige Zusammenarbeit mit dem Kino der Reitschule.
DONNERSTAG, 22. JUNI, 21.00 UHR FREITAG, 23. JUNI, 21.00 UHR
TGV-EXPRESS MOUSSA TOURÉ, F/SENEGAL 1997 DONNERSTAG, 29. JUNI, 21.00 UHR FREITAG, 30. JUNI, 21.00 UHR
IM JULI FAITH AKIN, DEUTSCHLAND 2000
Priscilla
Sommerzeit ist Reisezeit. Zur Einstimmung darauf zeigt der StudentInnenfilmclub der Uni Bern einen Filmzyklus zum Thema Roadmovies im Kino der Reitschule Bern. Vier Filme aus vier Kontinenten werden die Zuschauer in die weite Welt auf wunderschöne unterschiedliche Reisen mitnehmen.
DONNERSTAG, 8. JUNI, 21.00 UHR FREITAG, 9. JUNI, 21.00 UHR
EASY RIDER DENNIS HOPPER, USA 1969; 94 MIN., 35MM, OV/DF Der Roadmovie-Zyklus beginnt mit Easy Rider. Der Film gilt als Kultfilm und verkörpert wie kein anderer Film das Lebensgefühl der 1960er Jahre. Er spiegelt die Gewohnheiten und Sehnsüchte einer ganzen Generation wieder. Zwei junge Männer (Peter Fonda und Dennis Hopper) starten mit ihren Motorrädern zu einer Odyssee von Küste zu Küste. Sie entdecken die verschiedenen Gesichter der großen Städte und der kleinen Orte, machen Erfahrungen in einer Hippie-
kommune, mit Drogen und Sex in New Orleans' einschlägigem Milieu. Besonders bemerkenswert an diesem Film ist auch die aussergewöhnliche Darstellung von Jack Nicholson, der mit dieser Rolle seinen Durchbruch schaffte. TGV-Express
DONNERSTAG, 15.JUNI, 21.00 UHR FREITAG, 16. JUNI, 21.00 UHR
DONNERSTAG, 22. JUNI, 21.00 UHR FREITAG, 23. JUNI, 21.00 UHR
PRISCILLA – QUEEN OF THE DESERT
TGV-EXPRESS
STEPHEN ELLIOTT, AUSTRALIEN 1994; 103 MIN., 35 MM, OV/DF Der zweite Film führt uns nach Australien: «Priscilla – Queen of the Desert». Die endlose Weite der australischen Provinz steckt voller Abenteuer. Besonders dann, wenn man seinen Lebensunterhalt als Travestiestar verdient und im Glitzerfummel auf dem Weg zu einem Gastspiel im tiefsten Hinterland ist. Kein Wunder, dass auch für Mitzi alias Tick, Felicia alias Adam und ihren transsexuellen Freund Bernadette keinen Augenblick Langeweile aufkommt. Auf dem Weg von Sydney nach Alice Springs macht ihnen jedenfalls nicht nur ihr klappriger Reisebus namens Priscilla zu schaffen…
MOUSSA TOURÉ, FRANKREICH/SENEGAL 1997; 90 MIN., 35MM, OV/DF TGV-Express führt uns nach Afrika. Held in diesem afrikanischen Film ist ein klappriger, buntlackierter Reisebus, der zwischen der senegalesischen Hauptstadt Dakar und Conakry in Guinea verkehrt. Sein stolzer Besitzer Rambo hat ihn optimistisch und werbewirksam «TGV-Express» getauft – wie der französische Hochgeschwindigkeitszug. In diesem höchst vergnüglich und vital erzählten Roadmovie erhält man nebenbei Einblick in den afrikanischen Alltag zwischen moderner Technologie und Geisterglauben, zwischen politischer Korruption, traditioneller Stammesstruktur und kolonialem Erbe.
DONNERSTAG, 29. JUNI, 21.00 UHR FREITAG, 30. JUNI, 21.00 UHR
IM JULI FATIH AKIN, DEUTSCHLAND 2000; 100 MIN., 35MM, OV/F Der Abschluss der Roadmovie-Reihe bildet «Im Juli». Ein etwas weltfremder Referendar reist von Hamburg nach Istanbul, um dort eine Bekannte wiederzusehen, von der er glaubt, es sei die Frau seines Lebens. Erst nach vielen Abenteuern merkt er, dass die große Liebe nicht in der Ferne auf ihn wartet, sondern in Gestalt der Anhalterin, die er aus Hamburg mitnahm, längst neben ihm sass. Mit Moritz Bleibtreu.
PROGRAMM
TOJO MITTWOCH, 31. MAI, 20.30 UHR DONNERSTAG, 1. JUNI, 20.30 UHR FREITAG, 2. JUNI, 22.30 UHR SAMSTAG, 3. JUNI, 20.30 UHR
BACK TO THE ROOTS EIN SELBSTLÄUFER EIN THEATERPROJEKT VON KRAUT_PRODUKTION NACH DEM FILM «THEMROC» VON CLAUDE FARALDO. REGIE: MICHEL SCHRÖDER. SPIEL: THOMAS U. HOSTETTLER, LARA KOERTE, NILS TORPUS, SANDRA UTZINGER.
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Zum Kurzfestival «Kultfilme im Theater» siehe auch das Mai-microfon! «Themroc» (F 1972) auf dem das Stück basiert, ist der Titel des Anarchisten-Kultfilms von Claude Faraldo mit Michel Piccoli in der Hauptrolle. Eine surreale Groteske, in der sich Neoneanderthaler gegen die bürgerliche Gesellschaft durchsetzen – und sie so ad absurdum führen. Weil dabei auch Gendarmen gegrillt und verspeist werden, war der Film noch bis vor wenigen Jahren in Frankreich verboten. Dies wohl aber auch, weil ihn seine Radikalität und Kompromisslosigkeit zu einem starken und tief greifend subversiven Werk machen: Eine Gruppe ausrangierter Kleinbürger hat die Schnauze voll vom monotonen Alltag, der in erster Linie von gesellschaftlicher Verhaltensnormierung geprägt ist. Durch einen entfesselten archaischen Abwehrreflex mutieren sie schrittweise zum Urmenschen. Sie mauern sich zu Hause ein, schlagen die Aussenwände ihrer Zimmer raus und frönen fortan einem Trieb gesteuert prähistorischen Höhlen-Dasein. Gegen jede Intervention immun breitet sich ihr Treiben wie ein Pestvirus über die gesamte Stadt aus und endet in einem verstörenden orgiastischen Urschrei der Menschheit.
Genervt und irritiert reagierte seinerzeit die Filmkritik auf «Themroc». Seine Verweigerung gegenüber filmischen Gepflogenheiten und zu vermittelnden politischen Botschaften machte ihn zu einem «ideologisch fragwürdigen» Ärgernis von «verquollener Symbolik», das den «Rückfall in die Barbarei» propagiere, «eine Kulturstufe, die längst überwunden ist». Hier handelt es sich um ein Missverständnis. Denn die Protagonisten des Films sind keinesfalls veridealisierte Helden, sondern die lustvolle und durchaus streitbare Verkörperung primitiver menschlicher Reaktionen auf ein degeneriertes Umfeld. Ein Umfeld, das heute die Marktwirtschaft zur moralischen Instanz erklärt und deshalb die «Kulturstufe der Barbarei» längst nicht überwunden hat, sondern, im Gegenteil, dynamisch drauf zusteuert. Schöner lässt sich das wohl kaum beschreiben: Kannibalismus als Sinnbild für entfesselten Kapitalismus. «Back to the roots» ist die vehemente Termination unserer Neuzeitillusionen durch unseren Urtrieb. Eine Rebellion gegen die Zivilisation mittels Rückentwicklung zum Höhlenmenschen. Denn die einzige Chance, sich den strukturellen Zwängen von Heute zu entziehen, besteht darin, sich wieder auf seine Ursprünge zu besinnen: Man muss sich durch einen regressiven Befrei-
ungsakt wieder in ein Hirn entleertes Triebwesen zurückverwandeln, um nicht komplett zu verblöden: Back to the roots! Eine entschiedene Absage an die Neuzeit und ein animalischer Aufbruch zu einem erfolglosen Neustart der Menschheit.
IM RAHMEN DES MINIFESTIVALS KULTFILME IM THEATER Eine Co-Produktion mit Tojo-Theater, Schlachthaus-Theater und Kino in der Reitschule:
DONNERSTAG, 1. JUNI, 21.00 UHR, KINO FREITAG, 2. JUNI, 21.00 UHR, KINO
ACCATONE PIER PAOLO PASOLINI, ITALIEN, 1961, 104 MIN., 35MM, OV/DF Accattone ist ein bestürzendes Sozialdrama im Stil des italienischen Neorealismus und spielt im Subproletariat einer trostlosen Trabantenstadt von Rom. Die Filmtragödie wirkt nicht zuletzt deshalb authentisch, weil sie mit Laiendarstellern besetzt ist. Indem Pier Paolo Pasolini sich bewusst für die Untermalung seines Films mit Musik von Johann Sebastian Bach entschied, wollte er seinen Film auch als eine Art Passionsgeschichte verstanden wissen. Die Filmkritiker waren sich anfangs uneinig, doch inzwischen gilt Accattone längst als Klassiker.
SAMSTAG, 3. JUNI, 22.30 UHR
ABSCHLUSS-PARTY «KULTFILME IM THEATER» MIT KONZERT RUSTY NAILS, DJ ROCKTHEM & KINO SURPRISE
PROGRAMM
DACHSTOCK
FREITAG, 2. JUNI, 22.00 UHR
JESU & FINAL ( U K ) SAMSTAG, 3. JUNI, 22.00 UHR
LITTLE AXE ( U K / U S A ) SONNTAG, 4. JUNI, 21.00 UHR
ELECTRO_SHOX PRESENT: JIMI TENOR & BAND ( S F ) DEETRON ( C H ) FREITAG, 9. JUNI, 22.00 UHR
STEAMBOAT SWITZERLAND & MIR ( C H )
Jimi Tenor
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FREITAG, 2. JUNI, 22.00 UHR
JESU & FINAL
(HYDRAHEAD
N E U R OT / U K )
SUPPORT: DJ FORENSIC ( S W I SS U N D E R G R O U N D . C H ) Wie nicht anders zu erwarten war, ist es um Justin Broadrick nach der Auflösung seines Kult-Projektes Godflesh auf keine Art still geworden, auch wenn er weiterhin mit Kevin Martin unter anderem als Techno Animal aktiv ist, ein gefragter Remix-Artist und Produzent. Die Arbeit als Gitarrist mit der neuen Band Jesu begann in der Tat schon vor der letzten Veröffentlichung von Godflesh, mit Diarmuid Dalton am Bass und dem ex-Prong-Drummer Ted Parsons. Begleiteten sie vor einem runden Jahr als Support von Isis das Erscheinen ihres Album-Debuts «Jesu», unternehmen sie nun eine Tour als Headliner zur Unterstützung der Veröffentlichung ihrer EP «Silver», wiederum auf dem Label Hydrahead von Isis-Gitarristen Aaron Turner, mit dem Vinyl von Conspiracy Records aus Belgien. Derweil sind die Aufnahmen für das zweite Album schon im Gange. Gegenüber der Aggressivität von Godflesh wird mit Jesu vorwiegend die lyrische Seite von Broadricks Output ange-
sprochen, Melancholie mit einem Hoffnungsschimmer, Doom mit viel «Soul», wenn wir das Wort für weisse Musik gebrauchen dürfen, und ohne Posen, aber der für Broadrick charakteristischen Riffs nicht mangelnd. Eine weitere Veröffentlichung, die diese Tour begleitet, ist das Album «3» (Neurot Recordings) von Final, Justins Solo-Projekt, bis auf einige Stücke unter Mitarbeit von Dalton von ihm alleine eingespielt. Die Arbeit an den auf zwei CDs verteilten Stücken dauerten fünf Jahre, wobei der letzte Auftritt als Final 1985 stattfand. Letzten November, als Jarboe (ex-Swans) Jesu als Support für ein Konzert in der Londoner Scala einladen wollte, und die Mitmusiker nicht verfügbar waren, entschloss sich Broadrick, das Projekt auch live wieder aufleben zu lassen, was auch zur kürzlichen Tour mit L'Enfance Rouge führte, dem Nachfolgeprojekt des Gran Teatro Amaro von François Cambuzat, dem Bruder von Amaury (Ulan Bator). Mit Gitarre, Computer und Effekten schafft er Klanglandschaften, die oft als Ambient bezeichnet werden, aber nicht mit dem Beiklang des nebenbei Anzuhörenden, denn sie laden zum mit ungeteilter Aufmerksamkeit Verweilen ein.
SONNTAG, 4. JUNI, 22.00 UHR E_SHOX PRESENT: LIVE:
JIMI TENOR & BAND ( K I T T Y YO / S F )
DJ DEETRON Little Axe
SAMSTAG, 3. JUNI, 22.00 UHR
LITTLE AXE ( S U GA R H I L L , O N - U / U S A )
SUPPORT: VON WURSTFINGER ( TO L L E R O R T / B E ) Eine kleine Sensation steht ins Haus. Mit Little Axe haben wir es mit einem Projekt von Skip McDonald, Doug Wimbish und Keith LeBlanc zu tun, dem Dreigestirn, welches einst als Hausband des Sugarhill-Labels ausser einiger Bekanntheit nicht viel erreichte, vom Dub-Produzenten-Wizard Adrian Sherwood nach England geholt wurde, um eine ähnliche Funktion, bloss mit viel mehr Freiheiten, für dessen On-U Label
zu übernehmen. Daraus entstanden Projekte wie Tackhead Soundsystem, African Headcharge, Mark Stewart & the Maffia, Dub Syndicate, um nur einige zu nennen, welchen sie ihren unverfälschlichen Stempel aufgedrückt haben. Little Axe ist hauptsächlich das 1992 begonnene Ding von Skip «Little Axe» McDonald, welcher mit dem Blues aufgewachsen ist, was er mit vielen teilt. Jedoch ist ihm die Fähigkeit eigen, dessen Gehalt so mit vielen Einflüssen zu mischen, von Jazz über Cajun zu Sitar, Dub, HipHop und Rock, dass nie der Gedanke an Verrat an Inhalten entsteht, sondern eher die Erkenntnis, dass da von den Wurzeln her die Ausdrucksmöglichkeiten erweitert werden. Mit allem was zur Verfügung steht. Das Resultat: Blues war noch nie so tanzbar!
(BE)
Seit Lassi Lehto den Namen zu Jimi Tenor wechselte, nach seinem Lieblingsinstrument, dem Tenor-Saxophon, und aufgrund einer entfernten Ähnlichkeit mit Jimi Osmond als Junge, hat er auch seine Heimat Finnland hinter sich gelassen, um zuerst in Portugal, später in Berlin, danach in New York ansässig zu werden, wo sich der Multi-Instrumentalist mit Photographie auseinanderzusetzen begann. Nach den Veröffentlichungen seiner Solo-Alben auf Warp ist der Finne, zurück in Europa in Barcelona und Berlin, auf dem Kitty-Yo-Label untergekommen, und lebt seit 2004 wieder in der finnischen Heimat. Zu den letzten Inkarnationen seiner musikalischen Aktivitäten gehört eine achtköpfige Band, welche mit schrillen Kostümen an Sun Ra's Arkestra und spätere Funk-Projekte gemahnt, das poppige Output jedoch als weitere Ingredienz mit Afro-Beat anreichert.
PROGRAMM
DACHSTOCK
SAMSTAG, 10. JUNI, 22.00 UHR
MOUTHWATERING CLUBNIGHT WITH SPECIAL GUEST: SEIJI (BUGZ IN THE ATTIC / UK), DJ'S KEV' THE HEAD & DUSTBOWL, VJ'S OPTICKLE DONNERSTAG, 15. JUNI, 21.00 UHR
ACID MOTHER'S TEMPLE ( JA P ) FREITAG, 16. JUNI, 22.00 UHR
ROCK DOWN ASYLGESETZ MIT PATENT OCHSNER, KING KORA FEAT. GREIS AND SPECIAL GUESTS SAMSTAG, 17. JUNI, 22.00 UHR DACHSTOCK DARKSIDE PRESENTS:
DOM & ROLAND ( U K / M OV I N G S H A D OW ) , DJ'S VCA, DEEJAY MF U.A.
Steamboat Switzerland
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FREITAG, 9. JUNI, 22.00 UHR
STEAMBOAT SWITZERLAND ( Z H ) & MIR ( B S ) Ein Abend mit zwei Trios, welche die Rythmussektion von Bass und Schlagzeug statt mit einer Gitarre mit einer Orgel ergänzen: Nach Auftritten mit «Extended Ensembles», bei uns zuletzt für eine Umsetzung von David Dramms «Orange Slice»-Projekt, präsentieren Lukas Niggli (dr), Marino Pliakas (bg) und Dominik Blum (kbds) ihren mit Jazz gekreuzten Hardcore ohne Gitarre wieder in der Kern-Formation. Dabei werden sie auf das Projekt MIR aus Basel treffen, das Trio von Drummer Daniel Buess, Bassisten und Gitarristen Papiro, und dem Organisten Michael Zaugg, deren zwischen abgehobenen Ambients und erdigem Doom anzusiedelnde Musik, wie es heisst, am besten in schwerelosem Zustand genossen werden kann – oder live an einem Konzert.
SAMSTAG, 10. JUNI, 22.00 UHR MOUTHWATERING CLUBNIGHT
FEAT. DJS KEV' THE HEAD & DUSTBOWL, VISUALS BY OPTICKLE, SPECIAL GUEST: DJ SEIJI ( B U G Z I N T H E AT T I C , B I TA S W E E T / U K ) Paul «Seiji» Dolby gehört zu den Mitbegründern des Bugz In The Attic-DJ-Teams, zusammen mit den Bugz Afronaught und Kaidi Tatham, Dego MacFarlane, Domu und anderen massgeblich die «Broken Beat»-Szene Londons begründend. Nach dem zusammen mit G-Force produzierten Drum'n'Bass-Debut «Northern Exposure» für 4Hero's Reinforced, und weiteren Veröffentlichungen für das Label, unter anderen dem Album «Just Another Number», hat er inzwischen als Disorient, Homecookin', Opaque, Oreja, wie auch unter seinem Namen, und im Verbund als 2 Bugz, Bugz In The Attic, Everyday People, Kudu, Legends Of The Underground, Procedure 769 und Tonkatsu Tracks herausgebracht.Neben der Entwicklung, Betreuung und Produktion von Projekten für das Kollektiv Bugz In The Attic, deren eigenes Label Bitasweet, für eigene Produktio-
nen und als gefragter Remix-Artist, ist Seiji auch als DJ aktiv, unter anderem auf einer Japan-Tour mit Dego, zwei US-Touren, ebenso wie bei Auftritten an angesagten Festivals und Club-Events, wie hier an der Mouthwatering Clubnight.
DONNERSTAG, 15. JUNI, 21.00 UHR
ACID MOTHER'S TEMPLE & THE COSMIC INFERNO
Mother's Temple & The Cosmic Inferno unterwegs, in der Besetzung mit Mitsuru Tabata (exBoredoms, Zeni Geva, Leningrad Blues Machine) am Bass, den beiden Drummern Shimura Koji und Okano Futoshi, Higashi Hiroshi mit Electronics und Gitarre, und Gitarristen Makoto Kawabata. In dieser Besetzung wurde vor kurzem das Album «Starless And Bible Black Sabbath» aufgenommen. Der Titel ist ein offenes Buch, das Live-Konzert wird das Hörspiel dazu. Don't miss !
darum findet das «Rockdown» im Dachstock statt. Dort treffen sich einige Grössen der Musikszene, um ein Zeichen zu setzen. Gegen eine Verblocherung dieses Landes und für eine humanitäre Schweiz.
( JA P ) FREITAG, 16. JUNI, 22.00 UHR Dass der Name «Cosmic Speedfreaks» nicht von ungefähr kommt, zeigt ihre Agenda: Nach der bis Ende Mai dauernden U.S.-Tour, welche im Line-Up des neuen Albums «Have You Seen The Other Side Of The Sky?» stattfindet, der Originalbesetzung ohne Cotton Casino, sind sie zurück in Japan, wo einige Live-Gigs anstehen, unter anderem der neu gegründeten Acid Mother's Temple & The Incredible Strange Band, welche die halbakustisch gelebte Vorliebe für mediterrane Musik aus dem Mittelalter betont, des Rock-Out-Projekts Nishinihon, bevor sie zu einer Europa-Tour 2006 starten, welche auch hier Halt machen wird. An das Festival Cité De La Musique in Paris eingeladen, sind sie als Acid
«ROCK DOWN ASYL- UND AUSLÄNDER-GESETZ» MIT PATENT OCHSNER, SIGNORINO TJ, GREIS & KING KORA, TOM COMBO ANDRA BORLO Am 24. September kommen die Asylgesetzrevision und das neue Ausländergesetz zur Abstimmung. Die beiden Vorlagen sind unmenschlich, willkürlich, ausgrenzend und wären eine Schande für dieses Land. Es ist daher höchste Zeit, dass ein Ruck durch die Schweiz geht. Genau
SAMSTAG, 17. JUNI, 22.00 UHR DACHSTOCK DARKSIDE PRESENTS:
DOM & ROLAND ( M OV I N G S H A D OW / U K ) , SUPPORT: VCA ( B I OT I C R E C . S ) , DEEJAY MF ( U T M ) Nach seinen bahnbrechenden Tracks für Moving Shadow, hat Dom & Roland beschlossen, sein eigenes Label Dom & Roland Productions aufzuziehen: Mit Veröffentlichungen von Trace, Ed Rush, Optical, Matrix, Fierce, Kemal, Calyx, Keaton und Tech Itch im Köcher, wird das Label wohl nichts weniger als ein Who's Who der englischen Drum'n'Bass-Szene präsentieren.
PROGRAMM
FRAUEN DONNERSTAG, 1. JUNI, 20.00 UHR
DA-LOUNGE-DA SAMSTAG, 3. JUNI, 23.00 UHR FOR LESBIANS, GAYS AND FRIENDS:
TONVISION. MYLKY WAY ( L A B L A B L AT E , VA L A I S )
JACQUI
( L A B L A B L AT E K ,
LAUSANNE)
VISUALS BY ANNE STREHL ( T E CTO N I C S )
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DONNERSTAG, 8. JUNI, 20.00 UHR
MILOU’S LOUNGE AM PLATTENTELLER: DJ ELFERICH SONNTAG, 11. JUNI, 11.00 UHR KLANGRAUM.KLANGVOLL MIT:
TRIO RAGAZ-GERBERWEBER CHRISTINE RAGAZ (VIOLINE), REGULA GERBER (BASS UND STIMME), KATHARINA WEBER (KLAVIER) Das Trio ist Teil einer grösseren Gruppe, welche sich regelmässig trifft, um zusammen zu improvisieren. Die drei Berufsmusikerinnen kennen sich seit Jahren und haben in verschiedenen Formationen zusammengespielt, u.a. auch in Konzerten mit klassischer Musik. Es verbindet sie sowohl eine grosse Liebe zu feinen Klangnuancen wie die Freude an energiereichem Spiel, in dem es zwischen den drei Partnerinnen funkt. Ein starkes Energiefeld kann sich aber auch in stillen Phasen entwickeln. In jedem Fall suchen die drei eine Offenheit, welche durchlässig macht für die Impulse
der Mitspielerinnen. Als Gegenpol dazu braucht es ein Beharrenkönnen auf dem eigenen Willen. So wird das Spiel zu einem spannenden Balanceakt zwischen Individualität und Gruppe, zwischen Ruhe und Bewegung, zwischen aufmerksamem Hören und differenziertem Spielen.
DONNERSTAG, 22. JUNI, 20.00 UHR
CRASH HELMET LOUNGE LESBISCH-SCHWULES CHILLEN
FREITAG, 23. JUNI, 21.00 UHR
TANZ-BAR TANZABEND FÜR GLEICHGESCHLECHTLICHE PAARE FÜR STANDARD- UND LATEINAMERIKANISCHE TÄNZE, AB MITTERNACHT DISCO
PROGRAMM
SOMMER WM-BEIZ Wir zeigen alle Spiele im i-Fluss und im Innenhof der Reitschule. Offen ist eine halbe Stunde vor dem ersten Match. Jeweils am Wochenende legen nach dem letzten Spiel DJs von Radio RaBe auf, daneben gibts Konzerte und die offene Bühne vom SousLePont:
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SAMSTAG, 24. JUNI, 23.00 UHR
DJ TONI VARELA MITTWOCH, 28. JUNI, 23.00 UHR
OFFENE BÜHNE # 83 DONNERSTAG, 29. JUNI, 23.00 UHR
FREITAG, 9. JUNI, 23.00 UHR
DJ DICE (BE)
DJ SPEE DEE FREITAG, 30. JUNI, 23.00 UHR SAMSTAG, 10. JUNI, 23.00 UHR
RABE SPECIAL DJ TEAM
DJ FLORO SAMSTAG, 1. JULI, 23.00 UHR DIENSTAG, 13. JUNI, 20.00 UHR
LOST IN DISCO DJ TEAM
URBAN JUNIOR (AG) DONNERSTAG, 6. JULI, 23.00 UHR FREITAG, 16. JUNI, 23.00 UHR
UHRTONI B & FRIENDS/DNB
RABASS DJ TEAM FREITAG, 7. JULI, 23.00 UHR SAMSTAG, 17. JUNI, 23.00 UHR
DJ SIR HAEMMERSLY & DJ SANDRO PERICOLOSO
SOMMER WM-BEIZ SAMSTAG, 8. JULI, 23.00 UHR
RABE SPECIAL DJS FREITAG, 23. JUNI, 23.00 UHR
FAILED TEACHERS (LU) & STUDERTM & SMIRRE
SONNTAG, 9. JULI, 23.00 UHR
WM FINAL & PARTY!
STORY OF HELL – C.A. RUNDESTE FOLGE diese Folge wird Ihnen präsentiert von der Interessengemeinschaft «Wir wollen faires Publikum» e.V.
Beim Anpfiff ist noch kein Mensch auf dem Spielfeld. Der Anstoss erfolgt mit einem Stein, dem Stein des Anstosses. Vielleicht will deshalb niemand am Wettstreit teilnehmen, die Verletzungsgefahr ist erheblich, umso mehr, da das Ganze in einem Glashaus stattfindet. Die Sicherheit des Publikums wie der Teilnehmenden steht auf dem Spiel. Nicht auszudenken, wenn so ein Stein ins Publikum fliegt, oder was geschieht, wenn auf eine Flanke ein Kopfball versucht wird. Deshalb liegt der Stein in der Mitte des Spielfelds wie ein heisses Eisen, an dem sich die Gemüter erhitzen, obwohl sich gar nicht viel bewegt. Dafür gibt es umso mehr Radau rund um das Spielfeld, das Publikum gerät über Rand und Bande schliesslich auf den Platz, zeigt auch wenig Berührungsängste, das Spiel selbst an die Hand zu nehmen, und endlich gerät der Ball ins Rollen. Dem Schiedsgericht ist längst die Kontrolle über
STORY OF HELL 30 microfon
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das Geschehen abhanden gekommen, das Rund hat das Sportstadion verlassen. Der Kampf darum findet ausserhalb statt in einer ausgewachsenen Strassenschlacht, bei welcher manche Beteiligte den Stein des Anstosses bereits aus den Augen verloren haben, und blindwütig um sich dreschen. Die Burgbelegschaft verfolgt derweil die Übertragung des Geschehens auf einer grossen Leinwand, und manche denken sich dabei, dass ihnen diese Sportart vertraut vorkommt, obwohl sie auch bei wiederholtem Zuschauen die Spielregeln noch nicht ganz begriffen haben. Einige machen für sich den Vergleich mit der Burg, welche als Stein des Anstosses inmitten eines vorgestellten Spielfeldes steht, mal in die eine, mal in die andere Ecke gestellt wird, während rundum eine Strassenschlacht tobt. Andere wünschen sich, dass ihr Team auch anerkannt wird, weil es dann von ihren Köpfen auch diese selbstklebenden
Portrait-Fotographien gibt, die in ein speziell dafür gestaltetes Album eingeklebt werden können. Der Narr auf dem Hügel sieht ein anderes Rund vom Himmel gegen den Horizont hin sinken, sich allmählich rot verfärbend, und er sieht das Treiben rund um die Burg, den leisen Radau, der da jeden Tag stattfindet, und er hofft bei sich, dass es noch nicht aller Tage Abend ist, der da anbricht. In der nächsten Folge: Und jetzt zu etwas völlig Anderem.
megafon@reitschule.ch T 031 306 69 66
drucki@reitschule.ch T 031 306 69 65
souslepont@reitschule.ch T 031 306 69 55
frauenraum ida@reitschule.ch T 031 306 69 68
tojo@reitschule.ch T 031 306 69 69
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dachstock@reitschule.ch T 031 306 69 61 X 031 301 69 61
(BITTE ANKREUZEN)
kino@reitschule.ch T 031 306 69 69
1 Abo = 12 Monate megafon fĂźr mindestens FR. 54.â&#x20AC;&#x201C; PRO JAHR megafon zur Probe = 3 Monate gratis 1 Geschenkabo = 12 Monate an untenstehende Adresse (oben eigene Adresse angeben):
infoladen@reitschule.ch T 031 306 69 69
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baubuero@reitschule.ch T 031 306 69 57
i-fluss@reitschule.ch T 031 306 69 47
Name/Adresse
Anlaufstelle gegen Gewalt in der Reitschule (AgGR) hilfe@reitschule.ch
homo@reitschule.ch T 031 306 69 69
MEGABO
Postfach 5053 | 3001 Bern reitschule@reitschule.ch www.reitschule.ch T 031 306 69 69
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