im juli
Nr 297
IM JULI ENTREE
3 HUEREGEIL Editorial
INNENSTADT
4 DEMO VOM 17. JUNI Rückblick I Rückblick II
IMPRESSUM Redaktion AG megafon | Pf 7611, CH-3001 Bern megafon@reitschule.ch | Fon 031 306 69 66 Layout megafon Plakat uvm Umschlag ©Michael Lehmann Druck Kollektiv Druckwelle, Reitschule In dieser Nummer Nicole Geissbühler (nig), Tom Hänsel (#tt), Agnes Hofmann (ans), Sabine Hunziker (sat), Ursula Hurni (uhu), Christa Kläsi (cdk), Nick Miszak (npm), Sbanda Piede (sba), Urslé von Mathilde (uvm). Redaktionsschluss 14.6.2006 näxter 13.7.2006 | Erscheint monatlich Auflage ca. 1300 Ex.; Jahresabo (mind. Fr. 54.–) bei obiger Adresse. Die in den Beiträgen wiedergegebene Meinung muss sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Weder mit bildlichen noch textlichen Inhalten sollen die LeserInnen dazu aufgerufen werden, Straftaten zu begehen.
INHALT 2
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7 ANTIFA-FESTIVAL Vorschau Themenausstellung «Brennpunkt Faschismus»
8 IMMER NOCH, IMMER WIEDER: WEGWEISEN – UND AKTIONEN Aktionstag am 8. Juni
10 RAZZIA IM SCHREBERGARTEN Streitschule und Drogenpolitik 14 IM WÜRGEGRIFF DER MUTMASSLICHKEIT Fast 10 Jahre augenauf Bern
INTERNATIONALISTISCHE
18 AGROBUSINESS MIT ARGEN UMWELTFOLGEN Bäuerinnen gegen ZelluloseUnternehmen
22 MOBILISIERUNG UND REPRESSION IN OAXACA Mexiko: Aufruf zur internationalen Solidarität
INNENLAND
24 ZWISCHENBERICHTE ZUM ZEITUNGSPROJEKT Nach den Consultas in elf Städten
KULTUR ET ALL
25 ANGST VOR DEM PARAGRAPH 213 Gudmund Vindland «Der Irrläufer» – Buchbesprechung
26 SICHERHEIT BEI FUSSBALL-GROSSANLÄSSEN Legalize it! 30 WEISSE, SÜDAFRIKANISCHE KINDHEIT Comix von Karlien de Villiers 32 SCHEIBEN VON CHRISTINE LAUTERBURG
29 CARTE BLANCHE FÜR SARA 33 PROGRAMM
34 STORY OF HELL
EDITORIAL
HUREGEIL das sommerloch begann diesmal ein bisschen eher für uns. und findige leserinnen bemerkten sicher sofort, dass wir uns letzten monat immer noch im «mai» befanden, als könnte uns der zahn der zeit nix anhaben. es ist sicher auch das micro-interim feeling, was nicht soo lange geplant, aber auch schwer abzuschätzen war … NUN, schätze ich, könnt ihr euch mit uns auf einen neustart ca. im september freuen. ausserdem bin ich mit meinem kopf noch ganz woanders. ein bisschen nördlicher. und nach wie vor entsetzt: taz, jungleworld und wie sie alle heissen produzieren extrabeilage um extrabeilage, die bild schmückt sich in schwarz-rot-gold, in allen nachrichten ist «der wahn» ausgebrochen, egal was passiert, es ist eine meldung wert! hierzulande … okei, lassen wir das … draussen fahren geradewieder ‘n tonnen verrückte vorbei.
möööööp, mööööööööööööööp eine richtigstellung wollte ich noch schnell trööööööööööööööööööööööt dazwischenschieben: an der demo letzten samstag wurde zwar auch «not und leid beklagt»*, hauptsächlich jedoch stärke gezeigt, dass solidarität nicht nur wichtig, sondern auch da ist, dass ca. elftausend freundliche menschen aktiv werden und dass sich (graaaaaahhhh – wo ist die schrotflinte?!) dies auch in konkreten aktionen, einfachstes beispiel: ein doppeltes nein gegen das neue asyl- & ausländergesetz, äussern kann. hoffentlich wird. und bevor mich die wahnsinnigen dort draussen noch gänzlich um den verstand bringen, verlasse ich gehetzt dies spieläh, schlachtfeld, und denke: durchhalten bis zum endspiel!
* (der Bund vom 19.6.2006)
nbb.: sicher habt ihr bereits die «zwischenberichte» tüüüüüüüüüüüüüüüüt in eurem Briefkasten gefunden, welche die neue/alte redaktion sich freut, euch präsentieren zu dürfen. näheres ab seite 24.
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DEMO GEGEN ASYL- UND AUSLÄNDERGESETZ DEMO FÜR GRUNDRECHTE UND MENSCHENWÜRDE
MIT HERZ UND VERSTAND: NEIN UND NEIN!* MEHR ALS 11'000 MIGRANTINNEN, SANS-PAPIERS, FLÜCHTLINGE UND BESITZERINNEN EINES SCHWEIZER PASSES HABEN AM 17. JUNI AN EINER KRAFTVOLLEN UND LAUTEN DEMONSTRATION IN DER BERNER INNENSTADT TEILGENOMMEN.
* aus der Rede von Ruth Dreyfuss, 2 x Nein an der Abstimmung im September zum Asylund zum AusländerInnengesetz. Reden von Dreyfuss und anderen unter www.sosf.ch.
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Die Demonstration am Flüchtlingstag stand unter dem Motto «wir sind die schweiz. schluss mit fremdenfeindlichkeit. 2 x nein zu asyl- und ausländergesetz». «Wenn die Betroffenen, MigrantInnen, Flüchtlinge und Sans-Papiers, abstimmen könnten, würden sie am 24. September klar 2 x NEIN sagen zu den diskriminierenden und unmenschlichen Gesetzen» erklärte Ruth Dreifuss an der Kundgebung. Im von dutzenden von Organisationen unterzeichneten Demoaufruf wird hervorgehoben, dass der Kampf für Grundrech-
te und Menschenwürde und gegen den rücksichtslosen Neoliberalismus weit über den Bereich der Migrationspolitik hinaus wichtig ist: «Sozialer Abbau und neoliberaler Umbau werden nur umsetzbar, wenn wir uns gegeneinander aufhetzen lassen: SchweizerInnen gegen AusländerInnen, Männer gegen Frauen, Niedergelassene gegen Sans-papiers, Junge gegen Alte, ArbeiterInnen gegen Arbeitslose, Gesunde gegen Invalide…» > BALTHASAR GLÄTTLI/LARA MOSER SOLIDARITÉ SANS FRONTIÈRES <
PROGRAMM
ANTIFA-FESTIVAL
Themenausstellung in der Kornhausgalerie
«BRENNPUNKT FASCHISMUS – ASPEKTE EINES THEMAS»
Tagtäglich sind wir mit Faschismen konfrontiert: Hetze gegen AusländerInnen, Übergriffe von Nazis, das Recht des Stärkeren und die kapitalistische Ausbeutung der Schwächeren, etc. Wir verstehen dieses Festival als einen Teil der Gegenkultur und als Bestandteil des alltäglichen antifaschistischen Kampfes. Wir wollen Raum bieten für Austausch, Zusammensein und Vernetzung regionaler wie überregionaler antifaschistischer Strukturen. Aber auf keinen Fall zu kurz kommen sollte der Spass, denn der Alltag bietet schon genug Tücken und Macken, mit welchen wir uns herumschlagen müssen! Zwei Nächte lang wird in der grossen Halle der Reitschule Live-Musik spielen und dem Faschistenpack gehörig einheizen, genügend Bars und
Essstände werden für Verpflegung sorgen und Infostände den politischen Wissensdurst löschen! Tagsüber sollen Info- und Diskussionsveranstaltungen stattfinden. Bei schönem Wetter lohnt sich auch der Sprung in die Aare oder Frau/Mann kann einfach irgendwo gemütlich «abhängen»! Damit es kein Festival nur für gut Betuchte wird, haben wir es uns zum Ziel gesetzt, genügend Schlafplätze gegen einen kleinen Solibeitrag und eine VoKü zu organisieren. Also, bis bald und mit antifaschistischen Grüssen! > FESTIVAL-TEAM <
Alle Infos unter www.antifafestival.ch
Der Faschismus gehört zur Vergangenheit und leider weltweit auch zur Gegenwart. 60 Jahre nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges treten wieder vermehrt faschistische und neonazistische Organisationen und Parteien an die Öffentlichkeit, deren Ziele und Programme Ähnlichkeiten mit jenen der Faschisten der 1920erund 1930er-Jahre aufweisen. Die Ausstellung skizziert die verschiedenen Aspekte des Faschismus mit Hilfe von Plakaten. Sie beschäftigt sich mit dem Faschismus in seiner historischen Bedeutung, vor allem in Bezug auf Italien, Deutschland und die Schweiz. Andererseits wird ein Bild der momentanen Situation dargestellt. Galerie des Kornhausforums Bern Vernissage 2. August 2006, 19.00 Uhr Öffnungszeiten: Di - Fr 10-19.00 Uhr, Do bis 20.00 Uhr, Sa 10-16.00 Uhr. Eintritt frei
AKTIONSTAG AM 8. JUNI
IMMER NOCH, IMMER WIEDER: WEGWEISEN – UND AKTIONEN! AN EINEM SCHÖNEN DONNERSTAG WAR ES LEIDER WIEDER EINMAL SOWEIT: DER WEGWEISUNGSARTIKEL (AUCH PERIMETERARTIKEL ODER, PASSENDER, GUMMIPARAGRAPH GENANNT) KONNTE EIN WEITERES JAHR SEINE VERANKERUNG IM KANTONALBERNISCHEN POLIZEIGESETZ FEIERN.
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Durch den Wegweisungsartikel wird es der Polizei erlaubt: «...Personen von einem Ort vorübergehend weg(zu)weisen oder fern(zu)halten, wenn der begründete Verdacht besteht, dass sie oder andere, die der gleichen Ansammlung zuzurechnen sind, die öffentliche Sicherheit gefährden oder stören» (Art.29 PolG Be). Natürlich ist die Definition von «öffentlicher Sicherheit», «gefährden», oder «stören», sehr subjektiv und so konnte es passieren, dass ein Mensch, der Pilze sammeln wollte (wohlgemerkt, essbare Pilze, keine psychoaktiven) weggewiesen wurde. Grund: Er hat sich für sein Unternehmen alte Kleider angezogen, womit er (nach der Polizei) empfindlich das Stadt-
bild störte. Diese Geschichte wäre amüsant, wenn sie sich nicht immer wieder, fast Tag für Tag, in ähnlicher Weise wiederholen würde. Dass der Wegweisungsartikel zu Willkür, Machtmissbrauch und Schikane führt, ist nicht der einzige Grund, warum er aus der Sicht der Gassennahen Institutionen absolut nicht haltbar ist. Die Argumente, die diesen Artikel als ach so nötig erscheinen lassen, sind unter genauer Betrachtung nicht stichhaltig, wenn nicht sogar menschenrechtswidrig. So soll der Bürger dadurch besser vor Raubüberfällen geschützt werden. Tatsache ist aber, dass solche Überfälle nie in einem belebten Bahnhof geschehen, sondern an anderen, meist nicht öffentlichen Orten. Aber wer weiss, wenn genügend Perso-
nen weggewiesen werden, kann die Polizei den Bahnhof noch zu einem geeigneten Platz machen... Ein weiteres Argument war, die Menschen vor aggressivem Betteln, Drohung und Gewalt schützen zu wollen. Erstaunlicherweise wurde dabei übersehen, dass beides schon gesetzlich geregelt ist. Das eine geht unter Nötigung/Beleidigung, das andere ist strafrechtlich relevantes Verhalten. Ganz abgesehen davon scheint vergessen worden zu sein, dass der öffentliche Raum durch sein kleines Adjektiv eben zu einem Ort für ALLE wird. Es erstaunt doch immer wieder, dass ein solches, doch sehr eindeutiges, Wort so verschieden interpretiert werden kann. Wir haben dafür zwei Erklärungen. Erstens: Das Wort «alle» ist im Lexikon falsch definiert und ist eigentlich eine Abkürzung für «fast alle», oder noch präziser für «Alle die, die mir genehm sind». Oder aber, die betreffenden Menschen (meist PolizistInnen) definieren bestimmte Randgruppen nicht als Menschen, womit sie nicht mehr zu «allen» gezählt werden müssen und weggewiesen werden dürfen.
THEMA ANGST Gründe genug, dass die Gassennahen Institutionen auch dieses Jahr wieder einen Aktionstag gestaltet haben, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Dieses Mal riefen wir zur gemeinsamen, angstfreien Aktion mit Menschen von der Gasse auf. Dabei wurde speziell die Angst angesprochen, von der bürgerliche Politiker immer wieder sprechen, wenn es um den Berner Bahnhof geht. Thematisiert wurde auch die Repression, die Menschen auf der Gasse in ihrem Alltag permanent erleben müssen. So wurden ab 18 Uhr munter Mut-Tränke verteilt und ein Begleitservice für Ängstliche angeboten, während die Furchtlosen eine Auszeichnung erhielten. Durch zwei Stände, Flyer und Gespräche mit Betroffenen erhielten die Passanten Informationen über unsere Aktion. Wir hoffen, damit Mut gemacht zu haben, sich auch weiterhin gegen Missstände zu wehren. Immer noch und immer wieder! > GASSENKÜCHE BERN <
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STREITSCHULE UND DROGENPOLITIK
RAZZIA IM SCHREBERGARTEN FRAGE: IST DIE REITSCHULE EIN SELBSTVERWALTETES BASISDEMOKRATISCHES KULTUR- UND BEGEGNUNGSZENTRUM, TREFFPUNKT FÜR DIE KIFFENDE UND SAUFENDE PROLL- UND MITTELSTANDSJUGEND SOWIE DEREN JUNGGEBLIEBENE ELTERN, ORT DER KULTURAVANTGARDE, COOLER UND UNVERBINDLICHER NEBENJOB, EINE LINKSAUTONOME WIDERSTANDSLEHRWERKSTATT, EIN RUMMELPLATZ FÜR KOKSNASEN UND HASCHISCHFIXERINNEN ODER EIN SCHREBERGARTENVEREIN, DER SICH AUCH SO BENIMMT? ANTWORT: MEISTENS ALLES ZUSAMMEN.
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Die Polizeirazzia vom 18. Mai 2006 hat einigen Staub aufgewirbelt – es ist lange her, dass die Stadtpolizei nicht nur draussen auf dem Vorplatz, sondern auch drinnen in den Räumen «mutmassliche Dealer» verhaftete. Einige können sich noch an die Szenen ca. 2000/2001 erinnern, als Krokusgrenadier Münger im Innenhof Schwarze verprügelte oder Reitschüler-
Innen mit Erschiessen bedrohte, oder an 2003, als Kollega Schneider seine Körpergrösse durch die i fluss-Türen zu schieben versuchte. Einige AktivistInnen kennen die beiden auch von Prozessen wegen «Gewalt und Drohung gegen Beamte», «Hinderung einer Amtshandlung» oder «Beschimpfung» («Du Rassist») – meist im Zusammenhang mit Torschliessungen bei Razzias. Münger und Schneider waren meist auch mit von der Partie, als 2003 Flaschen und Steine gegen Gummischrot und Tränengas flogen. Die Razzia hat auch andere Aspekte aufgezeigt: In Sachen Umgang mit der Polizei und der Stadt gibt es innerhalb der Reitschule unterschiedlichste Ansichten. Die meisten können mit Razzias auf dem Vorplatz leben – solange sie «korrekt»
sprich nicht rassistisch und/oder brutal verlaufen – nur wenige aber mit Razzias drinnen. Die Solidarität mit «den Dealern» draussen ist minimal, grösser das Erschrecken darüber, dass die Cops am 18. Mai 2006 drinnen wie draussen anstatt Dealer konsequent Schwarze verhafteten und später selbst zugeben mussten, dass sie da offenbar einige viele Falsche verhaftet hätten. Die meist ineffizienten Kleinrazzien auf dem Vorplatz führen zu Spekulationen über die fachlichen Kompetenzen der PolizeigrenadierDrogeneinheit Krokus – die Bullenkessel an Demos sind jeweils um einiges professioneller...
STREITSCHULE Zu Streit führt auch die Frage, wie die Reitschule gegenüber Stadt und Polizei beim Thema Vorplatz auftreten soll. An den mehrmals im Jahr stattfindenden Sitzungen mit der Stadt sind der Vorplatz und die Razzien immer wieder Thema. Der langjährige Vorwurf der Polizei, die Reitschule würde Dealer schützen, da diese in die Reitschule flüchten könnten, führt zu unterschiedlichen Reaktionen: Während sich die einen wohl sogar vorstellen könnten, die Polizei auch drinnen
(Durchgang, Hof) agieren zu lassen, wollen die anderen wie bis anhin bei Razzias früher oder später das Tor schliessen, egal ob «mutmassliche Dealer» hineingeflüchtet sind oder nicht. Die dritte Position – im Moment die offizielle Mehrheitsmeinung – empfiehlt der Polizei Razzien zu machen, wenn die Reitschule geschlossen ist, was diese allerdings fast konsequent ignoriert. Vorabinfos über geplante Razzias will niemand.
DIE GASSE VOR DEN TOREN DER BURG Ein anderes Thema ist das immer Wiederauftauchen von PolytoxikomanInnen unter der Brücke. Bei Repressionsdruck oder Stoffknappheit in der Stadt beziehungsweise guten Stoffquellen auf dem Vorplatz, sind vor allem abends und nachts konsumierende Grüppchen unter der Brücke zu sehen. In den letzten Wochen sind auch vereinzelt einige Gassenfrauen am Anschaffen (die Schützenmatte ist Strichzone) und auch die polytoxikomanische Junggasse trifft sich zum Teil dort. Bei Erwähnung dieses Themas an der Stadtsitzung hat die Stadt offenbar vorgeschlagen, sie könne unter der Brücke PINTO einsetzen, was bei Teilen
der Reitschule-Delegation sogar zu spontanem Kopfnicken führte. Zum Glück ist die Reitschule eine Basisdemokratie und so musste dieses Thema in die Reitschule-Strukturen zurückgetragen werden. Und dort stösst dieser Vorschlag voraussichtlich auf Ablehnung. Denn die Situation auf dem Vorplatz kann nicht mit noch mehr städtischer Repression (Polizei, Pinto, Wegweisungen, etc.) gelöst werden – denn genau diese hat die Probleme auf den Vorplatz gebracht – sondern nur mit einer neuen Ausrichtung der Drogenpolitik.
AUSSERHALB DES SCHREBERGARTENS Innerhalb des Schrebergartenvereins Reitschule finden zum Thema Deal und Brückenszene je nach Betroffenheit die unterschiedlichesten Diskussionen statt. Oft schauen diese aber nicht über die alltagsbetriebliche Betroffenheit hinaus und in den meisten wird die Situation auf der «Gasse» nicht miteinbezogen: der obrigkeitliche Wegweisungswahn in der Innenstadt (die Reitschule ist von ...›
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Perimetern «umzingelt»), die Schliessung des PolytoxikomanInnen-Treffpunkts «Traube» (Aarbergergasse) und die darauffolgende Gassenhatz der Polizei, die Schliessung (fast) aller Hanfläden und das teilweise Umsteigen von KonsumentInnen von (rarem) Gras auf (billiges) Koks, das obrigkeitliche Problem mit
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alkoholkonsumierenden Menschen, die dies nicht in Kneipen tun, die Bauerei rund ums Bundeshaus und damit das temporäre Verschwinden von einigen Nischen fürs Drogenknallen und Pennen, das Fehlen einer zweiten (oder noch mehr) Drogenanlaufstellen, wiedermal keine Drogennotschlafstelle von März bis ca. Oktober, das Verbot für nichtkantonalbernerische DrogengebraucherInnen in der Drogenanlaufstelle Hodlerstrasse,
der neue Treffpunkt der harten Drogenszene im «Hongkong» (Genfergasse) samt tausend Gerüchten über die dortige «krasse» schwarzafrikanische Dealergang, die neuen Probleme für die Drogenstrich-Szene bei der Kleinen Schanze, da in der Nähe bald die US-Botschaft sein wird, die teilweise miese Qualität des Stoffs (Kokain mit Maizena gestreckt, etc.), der angeheizte Beschaffungsstress, die Rolle der SozialarbeiterInnen-Polizei PINTO und last but not least die Prohibition. Hinzu kommt, dass in der Reitschule, nicht viel anders als in der Restwelt, mit Ausnahme von Gassenküche, Copwatch, (Ex-)Bündnis Vorplatz und Einzelpersonen kaum jemand einen Bezug zur «Gasse» hat. Wer kennt eineN PolytoxikomanIn (ausser den Wochenend-Partygästen…) von der Gasse? Wer weiss, was die Rolle der «Filterli-Fixer» ist? Wie lange dauert es, eine Busse von 330 Franken abzusitzen? Wo treffen sich die Alkis, wenns im Alk-Stübli keinen Platz hat? Was machen PolytoxikomanInnen vor und nach den Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse? Wo wohnen Gassenpunks? Was hat Alufolie mit Drachenjagen zu tun? Wofür brauchen die MischlerInnen das erarbei-
tete Geld? Was passiert, wenn man mit Maizena gestrecktes Kokain in einem «Cocktail» auflöst? Was macht man, wenn unter der Brücke eineR umkippt und was, wenn er/sie blau anläuft? Wie viel kostet eine Wegweisung? Aufgefrischt werden sollte zudem seit langem die Kontakte zu den ausserparlamentarischen «Gassennahen Organisationen» (Kirchliche Gassenarbeit, Gassenküche, Eltern drogenabhängiger Jugendlicher, Copwatch, etc.), die seit Jahren die obrigkeitliche Drogenpolitik kritisieren und Alternativen aufzeigen.
AUTONOME DROGENPOLITIK Was es in der Reitschule neben der Annäherung an die Verwandten von der Gasse und vermehrter Zusammenarbeit mit den Gassennahen Organisationen wieder braucht, sind Vorschläge und Forderungen für eine andere, autonome, ganzheitliche Drogenpolitik, die gegenüber der Stadt und ihrem Repressionsapparat konsequent vertreten werden muss. Da kommt natürlich die Legalisierung an erster Stelle, aber es gibt auch viele andere mögliche Forderungen: mehrere Drogenanlaufstellen für alle statt nur eine überfüllte für einige weni-
ge, mehrere Drogennotschlafstellen statt nur eine im Winter, Wiedereröffnung der Hanfläden, Tolerierung von «Dealers Corner» an verschiedenen Orten der Stadt, Tolerierung von mehreren kleineren und grösseren Drogenszenen, Wegweisungsstop, keine Anzeigen wegen Drogenbesitz/-konsum/-kauf/-verkauf, undundund… Neben diesen theoretischen Ansätzen sind auch praktische vonnöten: Zum Beispiel zusammen mit der Kirchlichen Gassenarbeit ein Konzept erarbeiten, wie die Reitschule auf die Drogen- und Gassenjugendszene auf dem Vorplatz eingehen kann, anstatt hilflos oder angewidert daran vorbeizulaufen. Mit den Drogenstrich-Frauen auf der Schützenmatte eine minimale Sicherheitstruktur erarbeiten und/oder ihren Freiern Reitschule-Präservative zu verteilen. Ein Haus besetzen, um eine zweite Anlaufstelle oder eine Notschlafstelle zu ermöglichen. Erste-Hilfe-Kurse mit Schwerpunkt Beatmungstechnik anbieten. Saubere Spritzen und Nadeln, Trocken- und Alktupfer verteilen. Eine Open-Air-Anlaufstelle unter der Brücke errichten. Dealer Corners in der Stadt einweihen. Das PINTO wegweisen.
Die Reitschule muss wieder/endlich eine wichtige Stimme in der städtischen Drogenpolitik, vielleicht sogar Sprachrohr der Gasse werden. Das Thema Drogenpolitik darf nicht der Stadt überlassen werden: denn deren Politik hat mehr als versagt. > BÜRO GEGEN FINSTERE ZEITEN BERN <
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FAST 10 JAHRE AUGENAUF BERN
IM WÜRGEGRIFF DER MUTMASSLICHKEIT VOR 10 JAHREN – SOMMER 1996 – BESCHLOSSEN ANGEHÖRIGE UND FREUNDINNEN EINES OPFERS VON RASSISTISCHER POLIZEIBRUTALITÄT, SICH ZU ORGANISIEREN UND GRÜNDETEN 1997 DAS BERNER BÜRO VON AUGENAUF.
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Im Sommer 1996 traf die Polizeibrutalität einen 32-jährigen afrikanischen Familienvater, der Ende April 1996 in der Berner Innenstadt von Polizeigrenadieren angehalten, als «mutmasslicher Drogendealer» verdächtigt und nach Äusserungen von Unverständnis über die Anhaltung verprügelt, bewusstlos gewürgt, verhaftet und auf dem Waisenhausposten weiter misshandelt wurde. Zurück blieben seelische und körperliche Prellungen sowie eine würgegriffbedingte Verletzung am Kehlkopf. Die Öffentlichmachung des Übergriffs und eine Strafanzeige gegen die beteiligten Polizisten zwang die Stadtpolizei medial zu reagieren: Mit einer Medienkonfe-
renz teilten die damals Verantwortlichen der Öffentlichkeit mit, dass die Stadtpolizei in Zukunft «korrekt» beziehungsweise «gefahrlos» würgen werde. Medial elegant präsentierten ein Stadtpolizist und eine Stadtpolizistin unter Aufsicht eines «kompetenten Mediziners» den neuen «korrekten» Würgegriff der Obrigkeit. Monate später befand ein Gericht über den Vorfall und sprach die beteiligten Polizisten vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs und der einfachen Körperverletzung frei: «Die Schilderung des Schwarzafrikaners seien ‹relativ abenteuerlich›. Da er grösser gewachsen sei als die Polizisten und diese ‹wenig kampferprobt›, müsse die vom Zeugen geschilderte Misshandlung als unwahrscheinlich angeschaut werden.» (Bund 17.9.1997)
POLIZEI-RUGBY AUF DER STRASSE Wie schon in den Jahren zuvor, setzte die Stadtpolizei Bern ihre gezielte Desinformationskampagne fort, in der afrikanische Männer beziehungsweise «mutmassliche» afrikanische «Chügelidealer» als aggressiv und extrem gewaltbereit dargestellt wurden. Im gleichem Atemzug bat die Polizei jeweils um «Verständnis» für allfällige unschöne Szenen bei Verhaftungen. Die Folgen waren unvermeidlich: PolizeigrenadierInnen verwechselten ihre Arbeit mit einem Rugby-Spiel, dealende und nichtdealende schwarze Bürger wurden beleidigt, verprügelt, verletzt und verhaftet. Die TäterInnen wurden selten angezeigt und noch seltener von einem Gericht zur Rechenschaft gezogen.
TASK «FARCE» DROGENPOLITIK Die Zustände in der Berner Innenstadt seien unzumutbar, befand im Herbst 1997 die rotgrüne Regierungsmehrheit – sie meinten damit nicht die rassistischen Polizeiübergriffe, sondern die Zustände rund um den Berner Bahn-
hof. Diesen habe der damalige freisinnige Polizeidirektor Kurt «Wegweisung» Wasserfallen verslumen lassen, um Stimmung für die Abstimmungen über das kantonale Polizeigesetz und über die Initiative «Jugend ohne Drogen» zu machen. Das Dossier wurde ihm teilentzogen, die Rotgrünen gründeten die Task Force Drogenpolitik, in der sie Polizei, Sozialamt, Drogeninstitutionen, etc. zwecks koordinierter Zusammenarbeit gleichschalteten. Im Januar 1998 startete die Task Force Drogenpolitik mittels der «Aktion Citro» eine Verhaftungskampagne gegen «mutmassliche Dealer» – in ihren Augen waren dies vor allem junge afrikanische und albanische Männer. Die Stadtpolizei verhaftete während dieser Aktion über 2000mal Männer, die diesem Feindbild entsprachen, viele auch mehrmals. Die Task Force Drogenpolitik feierte in regelmässigen Medienkonferenzen die willkürliche Verhaftung von Hunderten von Afrikanern und Albanern beziehungsweise «mutmasslichen Dealern» als Erfolg – was von den meisten Medien hofberichterstattend bzw. kritiklos übernommen wurde. KritikerInnen der Aktion Citro, u.a. die «Gassennahen Organisationen» bekamen bei Treffen mit höheren Stadt-
beamtInnen der «Task Farce» teilweise Obskures zu hören: Die Stadtpolizei wehrte sich gegen Rassismusvorwürfe mit dem Argument, sie würde regelmässig interne Kurse mit dem Namen «Wir und die Fremden» durchführen, ein Stadtbeamter erklärte, man könne es auch so sehen, dass es der Task Force darum ginge, die einheimischen KMUs zu fördern und die anderen loszuwerden – also quasi Protektion für «einheimische» Dealer.
DER VORPLATZ DER REITSCHULE Repressive Gassenhatz, rassistische Übergriffe und der ab 1998 aufkommende obrigkeitliche Wegweisungswahn in der Innenstadt führten entweder dazu, dass die potentiellen Opfer – egal ob Dealer oder Nicht-Dealer – die Innenstadt mieden oder in die Quartiere auswichen. Teile der Dealer- und Drogenszene nutzten auch immer wieder den von Wegweisungsperimetern umzingelten Vorplatz der Reitschule als Treffpunkt, was von nichtdealenden ...›
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und/oder nichtkonsumierenden BesucherInnen (u.a. junge AfrikanerInnen) und BetreiberInnen des Autonomen Kultur- und Begegenungszentrums zum Teil als ziemlich nervig empfunden wurde und wird. (Nicht gendergeschulte) Männergruppen, die jede und jeden anquatschen, gewalttätige Machtkämpfe, Gassen- und Party-KonsumentInnen, die auf den WCs skifahren und Dealer, die die Klos verstopfen, um die verschluckten und dann rausgeschissenen Cola-Portionen rauszufischen, etc. Doch am meisten nervte die Drogeneinheit Krokus mit kleineren und grösseren Razzias auf dem Vorplatz: Brutales Vorgehen, primitive Sprüche gegen Schwarze, Nordafrikaner und Linke und eine offensichtliche razziatechnische Unfähigkeit stiessen auf Unverständnis und Widerstand. Im buchstäblich heissen Sommer 2003 führte das Vorgehen der Polizeigrenadiere des öfteren zu kleineren und grösseren Strassenschlachten .
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(Die Riots nach 2003 waren dann meist eher Privatvergnügen…) Verschiedene Krokusgrenadiere fielen immer wieder durch Brutalität, Rassismus und Menschenverachtung auf. Egal, ob auf der Grossen Schanze, in der Innenstadt oder auf dem Vorplatz – eine knappe Handvoll Namen tauchte bei gewalttätigen Übergriffen immer wieder auf. Vermisst wurde dabei immer die bitter nötige Intervention der Polizeiführung, der die Übergriffe nicht entgangen sein konnten. Selbst bei inoffiziösen Gesprächen mit den Vorgesetzten, stellten sich diese aber immer wieder hinter ihre Mannen, obwohl die teils kombinierten Faktoren Gewalttätigkeit, Hass, Rassismus, religiöser Wahn, Menschenverachtung und ein berufsbedingtes Burnout-Syndrom eigentlich dringend zum Handeln (Versetzung in Bürojob, Ferien, PsychologIn, Entlassung, etc.) gezwungen hätten.
Nach dem razziararen Winter 2005 und Frühling 2006 hat jetzt die Stadtpolizei am 18. Mai den angekündigten razziaintensiveren Sommer eingeläutet. Die Art und Weise der Drogenrazzien auf dem Vorplatz waren und sind zwischen Stadt und Reitschule ein ewiges Streitthema (zum Beispiel Verhalten, wenn Leute bei Razzias in die Reitschule flüchten). Doch eigentlich sollten die beiden über etwas anderes reden: über die Prohibition, die repressive Gassenhatz, den Wegweisungswahn und die rassistischen Übergriffe, die die Situation auf dem Vorplatz geschaffen haben. > AUGENAUF BERN <
WIR SIND AUCH DAGEGEN… m i c r o f o n N r. 2 9 7 , J u l i 0 6
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BÄUERINNEN GEGEN ZELLULOSE-UNTERNEHMEN
AGROBUSINESS MIT ARGEN UMWELTFOLGEN
SEIT DREI MONATEN WERDEN AKTIVISTINNEN DER BRASILIANISCHEN LANDFRAUENBEWEGUNG JURISTISCH VERFOLGT SOWIE POLITISCH UND MEDIAL DISKREDITIERT. AM INTERNATIONALEN TAG DER FRAU ZERSTÖRTEN 2000 FRAUEN BEI EINER PROTESTAKTION EINEN TEIL DER EUKALYPTUSPLANTAGE DES TRANSNATIONALEN ZELLULOSEUNTERNEHMENS ARACRUZ. BÄUERINNEN WEHREN SICH GEGEN AGROBUSINESS UND UMWELTVERSCHMUTZUNG.
Am 8. März hatten 2000 Frauen der Bauernvereinigung Via Campesina 1 an einer Aktion im südlichsten Bundesstaat Brasiliens, Rio Grande do Sul, teilgenommen. In wenigen Minuten zerstörten sie einen Teil der Eukalyptusplantage des transnationalen Zelluloseunternehmens Aracruz 2 . Auf diese Weise wollten die Frauen auf die Zellulosefabriken in ihrem Land aufmerksam machen, die die Landschaft in grüne Wüsten verwandeln sowie
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Mensch und Umwelt bedrohen. «Eine Eukalyptuspflanze konsumiert 30 Liter Wasser pro Tag, aber Arbeitsplätze schafft diese Art von Agrobusiness keine», kritisiert Margarida Silva 3 im nachfolgenden Interview. Silva ist 45 Jahre alt, wohnt in der Gemeinde Santa Maria im Bezirk Condor in Rio Grande do Sul und ist Mitglied der Landfrauenbewegung (Movimento de Mulheres Camponesas – MMC). Die Bewegung ist im Visier der aktuellen politisch motivierten Repression. Margarida Silva, was hat sich am 8. März in Rio Grande do Sul ereignet? Der 8. März ist traditionellerweise ein Tag des Kampfes der Arbeiterfrauen. Auch dieses Jahr war es ein Tag des Widerstandes zur Verteidigung des Lebens, der Menschheit und des ganzen Planeten. Eine Frau, die spürt, dass ihre Kinder in Gefahr sind, tut alles, um sie zu verteidi-
gen und ihr Leben zu retten. Wir sind sehr besorgt, weil die Lage für die Umwelt ernst ist, die Artenvielfalt bedroht ist und das Agrobusiness immer weiter vorrückt. Die Multis beuten unsere natürlichen Ressourcen und Reichtümer aus. Das Agrobusiness arbeitet mit Monokulturen, was die Landkonzentration verstärkt. Ländereien, die für die Landreform vorgesehen sein könnten, werden aufgekauft oder besetzt. Ausserdem vertreibt das Agrobusiness Bäuerinnen und Bauern, Quilombolas (aus Afrika Abstammende) und Indigene von ihren Ländereien. Darum haben wir am 8. März gegen die Konsequenzen dieser wirtschaftlichen Entwicklung protestiert. Wir haben uns auf die Zelluloseunternehmen konzentriert, weil sie eines der neusten und agressivsten Gesichter des Agrobusiness zeigen.
Sie sprechen von Agrobusiness und Zellulose… Welche Folgen hat dies für die Umwelt?
Die Konsequenzen für Natur und Mensch sind schrecklich, wir könnten gar von tödlich sprechen. Eine Eukalyptuspflanze konsumiert ca. 30 Liter Wasser pro Tag. In unserer Region ist die Niederschlagsmenge um 20 Prozent geringer als der Wasserkonsum der Eukalyptuspflanzen. Die Konsequenzen sind offensichtlich und zeigen sich in immer schlimmeren Trockenheiten. Im Nordosten Brasiliens, wo Aracruz auch tätig ist, sind schon 150 Flüsse und Bäche ausgetrocknet. Ausserdem sind die Zellulosefabriken hochgradig umweltverschmutzend. Das Abwasser vergiftet Flüsse und Seen. Dazu ist bewiesen, dass Chlor, das in grossen Mengen gebraucht wird, um das Papier zu bleichen, die Ozonschicht beschädigt, was wiederum die Hitze vergrössert. Jede neue Fabrik wird mit der Schaffung von Arbeitsplätzen gerechtfertigt. Werden diese Versprechen eingelöst? Eukalyptusmonokulturen schaffen keine Arbeitsplätze. Aracruz schafft einen direkten Arbeitsplatz pro 185 Hektaren.
Corinne Dobler
Das ist nichts. Anstatt Arbeitskräfte anzulocken, löst diese Industrie eine massive Landflucht aus und eine immer unhaltbarere Invasion in die Städte. Hat die Zelluloseindustrie viel Gewicht in Brasilien?
Die Plantagen mit Eukalyptus, Pinien und Akazien für die Zelluloseproduktion wachsen mit grosser Geschwindigkeit. Der expandierende Markt für Zelluloseholz wird in den nächsten fünfzig ...›
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Jahren auf keine Grenzen stossen. Gemäss verschiedenen Studien ist die Nachfrage nach Holz in unserem Land grösser als das Angebot. Viele transnationale Firmen verlagerten ihre Aktivitäten in Länder des Südens, indem sie Unternehmen aufkauften oder Gesellschaften schufen. Der Gewinn ist hier grösser, denn die Arbeitskräfte sind billiger und die natürlichen Ressourcen üppig. Und mit ihrer Verlagerung in den Süden verlagern die transnationalen Unternehmen auch die Umweltverschmutzung. Die nötige Infrastruktur ist hier im Süden vorhanden: Strassen, Häfen, Telekommunikation. Und vor allem hat es im Moment noch genug Wasser. Allein im Bundesstaat Rio Grande do Sul gibt es zahrleiche Gewässer: die Entenlagune (Lagoa dos Patos), die Lagune Mirim, der Fluss Uruguay und der Fluss Ibicuí. Die landschaftliche Beschaffenheit ist ebenfalls gut, was eine schnellere Produktion erlaubt sowie die Mechanisierung des ganzen Prozesses. In Rio Grande do Sul sind schon 360 000 Hektar mit Zelluloseholz bebaut. Drei Unternehmen sind die Herrscherinnen über die grüne Wüste in
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Rio Grande do Sul: Aracruz Celulose, Votorantim und Stora Enso, welche für den Export produzieren und dabei viel Geld verdienen. Allein 2003 hat Aracruz einen Nettogewinn von rund 300 Millionen USDollar verbuchen können. Wie reagierte die Öffentlichkeit auf die Aktion vom 8. März? Wir waren uns bewusst, dass eine solche Aktion verschiedene Reaktionen in der Gesellschaft hervorrufen würde, beeinflusst von den privaten Medien und vom Staatsapparat. Auch schützen die Gesetze die Industrien, zum Preis, dass die Sozialbewegungen kriminalisiert werden. Wir waren aber doch überrascht von der Vehemenz der Reaktionen und der Medienkampagne gegen uns. Die Aktion der Frauen der Via Campesina konnte aber auf die Unterstützung eines internationalen Netzes zählen, der «Marche Mondiale des Femmes» beispielsweise, sowie auf die Unterstützung von Umweltorganisationen, religiösen und kirchlichen Organisationen, NGO, Studentenbewegungen etc. Sogar einige Regierungsvertreter, Richter, Parlamentarier und Aktivisten aus verschiedenen sozialen Sektoren stellten sich hinter uns.
Erreichte die Aktion das gewünschte Resultat? Die Frauen verteidigten ihre Vorstellungen einer bäuerlichen Landwirtschaft. Das heisst: Erhalt der Artenvielfalt, Produktion von diversifizierten Nahrungsmitteln, Zugang zu Land und Verbleib auf dem Land sowie öffentliche Dienste, die das Leben und die Produktion auf dem Land verbessern und vereinfachen – Gesundheitsvorsorge, Transport, Schule, Freizeit etc. Es lässt sich aber nicht abstreiten, dass die Repression gegen uns zugenommen hat. Denn mit der Aktion trafen wir den Kern des kapitalistischen Modells. Wir warnten vor der Gefahr eines ökologischen Desasters, der Vernichtung der Artenvielfalt und der Landkultur aufgrund des Vorrückens des Zellulosegeschäfts in den Ländern des Südens. 37 Personen, mehrheitlich Frauen, werden jetzt juristisch verfolgt. Was ist passiert? Viele Aktivistinnen und ihre Familien werden verfolgt. Auf die Bewegungen wird ständig Druck ausgeübt, mit Haftbefehlen und Anklagen. Die Methode, wie die Frauen unterdrückt und kriminalisiert werden, zeigte sich erneut in der
Form, wie der Polizeidelegierte de Freitas, zusammen mit sechs Polizeiagenten, am 21. März in das Haus der Landarbeiterinnenvereinigung in Passo Fundo in Rio Grande do Sul einfiel. Die Polizei öffnete das Tor gewaltsam, drang mit Feuerwaffen ins Haus und schüchterte die sieben anwesenden Frauen und das Mädchen ein. Erst nach mehrmaligem Nachfragen zeigte de Freitas den Durchsuchungsbefehl, und erst nach 80 Minuten erhielten die Frauen die Erlaubnis, einen Anwalt zu kontaktieren. Die Polizei durchsuchte alle Räume und verstreute alles Material auf dem Boden. Sie nahmen die Harddisks der Computer mit, und Disketten, Busbillete, Checks, alle Dokumente der Vereinigung, Projektunterlagen, Notizhefte etc. Ausserdem drang die Polizei, ohne Durchsuchungsbefehl, in den Sitz ein der Nationalen Vereinigung der Landfrauen, der sich im unteren Stock des gleichen Gebäudes befindet, aber über einen eigenen Eingang und eine andere Adresse verfügt. Auch dort bemächtigte sich die Polizei zahlreicher Gegenstände, ohne juristische Verfügung notabene. Alle Anwesenden wurden auf den Polizeiposten vorgeladen. Auf diese Weise werden die Menschenrechte verletzt. Ausserdem zeigte sich
der Machismus dieser Institution, denn erst als der Anwalt, ein Mann, anwesend war, begann die Polizei, die Frauen respektvoller zu behandeln. Wie ist die Lage derzeit? Die Polizei übergab die Anklage der Staatsanwaltschaft. 37 Personen wurden angeklagt, darunter vier AusländerInnen, die an der Aktion nicht teilgenommen hatten. Die Anklagepunkte sind zum Teil absurd: Landfriedensbruch, Zerstörung von Pflanzen und eines Laboratoriums, Entführung, Industriespionage, Raub, Bandenführung unter dem Deckmantel einer Vereinigung, Geldwäscherei etc. Der ursprüngliche Richter, der Arbeiterpartei nahe stehend, wurde bereits abgesetzt und durch einen rechtsgerichteten ersetzt. Es lässt sich bereits erahnen, in welche Richtung der Prozess gehen wird. Wir unsererseits bekräftigen, trotz dieser Repression, unseren Kampf für die Menschenrechte, insbesondere der Arbeiterfrauen, für den Erhalt des Lebens und der Artenvielfalt und die Nahrungsmittelsouveränität des brasilianischen Volkes. Wir sind überzeugt, und so zeigt es auch die Geschichte, dass jede Form von Kampf in Verteidigung des Lebens und der Menschheit legitim ist.
Daran zweifeln wir nicht im geringsten. > SERGIO FERRARI UND CORINNE DOBLER < IN ZUSAMMENARBEIT MIT E-CHANGER
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Die Via Campesina ist eine internationale Dachorganisation. In Brasilien gehören folgende Bewegungen dazu: Landfrauenbewegung MMC, Landlosenbewegung MST, Kleinproduzentenbewegung MPA, Bewegung der Staudammbetroffenen MAB, Landjugendpastorale PJR, Kommission der Landpastorale CPT. 2 Aracruz ist ein brasilianisches Unternehmen, weltführend in der Produktion von gebleichter Eukalyptus-Zellulose für die Herstellung von Papier und WC-Papier. Die Unternehmen Safra, Lorentzen (Schwager des norwegischen Königs) und Votorantim verfügen über je 28 Prozent des Aktienkapitals sowie die brasilianische Nationale Bank für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (BNDES) über 12,5 Prozent. Schlagzeilen hat das Unternehmen Anfangs dieses Jahres gemacht, als es in Espírito Santo mit der Hilfe der Militärpolizei die Einwohner zweier Indio-Dörfer vertrieben hat, um dort Eukalyptus anbauen zu können. Schweden hat darauf seine Aktien des Unternehmens abgestossen. 3 Name zur Sicherheit der interviewten Person geändert.
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MEXIKO: AUFRUF ZUR INTERNATIONALEN SOLIDARITÄT
MOBILISIERUNG UND REPRESSION IN OAXACA
SEIT MITTE MAI STREIKT DIE OPPOSITIONELLE LEHRERiNNENGEWERKSCHAFT, VIELE ORGANISATIONEN HABEN SICH SOLIDARISIERT UND AM 7. JUNI GABS EINE MEGA-MARCHA MIT 120 000 PERSONEN. INZWISCHEN IST ABER AUCH DIE REPRESSION IM ALS FERIENPARADIES GESCHÄTZTEN BUNDESSTAAT OAXACA ANGEKOMMEN. ES BRAUCHT INTERNATIONALE SOLIDARITÄT.
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Der korrupte, normalerweise nicht gerade zimperliche Gouverneur Ruiz hatte zuerst nicht gewagt, die Mobilisierung der LehrerInnengewerkschaft anzugreifen. Vielleicht, weil Wahlen vor der Tür stehen und er dem Präsidentschaftskandidaten der Partei der Institutionalisierten Revolution PRI eine Million Stimmen aus Oaxaca versprochen hat… Aber Mitte Juni begann die Räumung der über 50 Streikposten in der Innenstadt von Oaxaca. Die gefürchtete, mi-
litärisch geführte Polizeieinheit PFP kam zum Einsatz. Die «Promotorin für die Nationale Einheit gegen den Neoliberalismus – Oaxaca» (PROMOTORA), das «Oaxakenische Menschenrechtsnetzwerk» (RODH), sowie die «Front der demokratischen Gewerkschaften und Organisationen in Oaxaca» (FSODO) bitten darum um internationale Unterstützung.
HINTERGRUND Seit Mitte Mai diesen Jahres demonstrieren die oben genannten Allianzen in der Landeshauptstadt Oaxacas gegen die aktuelle Politik unter dem Gouverneur Ulises Ruiz Ortiz der PRI. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich die
Menschenrechtslage in Oaxaca massiv verschlechtert: parteipolitisch unabhängige Dorfregierungen wurden bedroht und teils mit Hilfe von Polizeieinheiten überfallen, soziale und indianische Organisationen systematisch diffamiert, RepräsentantInnen oppositioneller Gruppen ungerechtfertigt mit Strafverfahren überzogen und zum Teil ins Gefängnis geworfen sowie unabhängige Medien an ihrer Arbeit gehindert. Dagegen hat sich seit Anfang 2005 eine der grössten Allianzen in der Geschichte des Bundesstaates Oaxaca gebildet. Demokratische Gewerkschaften, soziale, bäuerliche, populäre Organisationen und indianische Gemeinden wenden sich gemeinsam gegen eine neoliberale Politik der Privatisierung und des Sozialabbaus, sowie gegen Repression, Verletzungen von Menschenrechten und eine fehlende Gewaltenteilung. Ausserdem fordern sie eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Schulsystem – unter anderem durch bessere finanzielle Ausstattungen der Schulen und höhere Löhne für die LehrerInnen. Im Rahmen der aktuellen Streik- und Protestwelle wurde von mehreren zehntausend Mitgliedern der genannten Organisationen am 22. Mai 2006 der Haupt-
platz von Oaxaca-Stadt zeitlich unbefristet besetzt. Die Märsche, an denen bis zu 100 000 Menschen teilnahmen, gehören zu den grössten Demonstrationen, die der Bundesstaat in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Anfang Juni wurden ca. 1500 Polizisten der Bundespolizei für Prävention (PFP) sowie weitere Einheiten zur Aufstandbekämpfung zusammen gezogen. Der Kongress Oaxacas forderte die Regierung auf, die Auflösung der Proteste gewaltsam zu erzwingen, sollten die LehrerInnen nicht in die Schulklassen zurückkehren. Ausserdem wurde ihnen mit der Kündigung ihrer Verträge gedroht. Gleichzeitig wurde in der «kontrollierten» Presse eine Hetzkampagne gegen die LehrerInnen initiiert, die eine Polarisierung des Konfliktes bewirken und damit eine Legitimationsbasis für ein gewaltsames Eingreifen schaffen soll. Mitte Juni war es dann soweit…
INTERNATIONALE UNTERSTÜTZUNG GEFRAGT Angesichts dieses Szenarios und der Vorfälle in San Salvador Atenco (dort kam es Anfang Mai zu schweren Zusammenstössen zwischen Polizei und einem
Bündnis aus Strassenhändlern und Aktivisten einer Bauernorganisation, ein Jugendlicher kam zu Tode, ca. 200 Personen festgenommen und mehrere Frauen sexuell missbraucht und vergewaltigt wurden), fordern die demonstrierenden Organisationen internationale Solidarität. Mit Protestschreiben können die Solidarität mit den legitimen Forderungen bekundet und die massive Repression gegen die sozialen, indianischen und gewerkschaftlichen Bewegung, die sich gegenwärtig in Oaxaca ankündigt, verhindert werden. Mitmachen!
Musterprotestbriefe (spanisch) anfordern bei: mex@oeku-buero.de oder soli@chiapas.ch
> AG CHIAPAS <
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NACH DEN CONSULTAS IN ELF STÄDTEN
ZWISCHENBERICHTE
OB ES GAR NICHT SO SCHWER IST, EINE ZEITUNG (GUT) ZU MACHEN UND AM LEBEN ZU ERHALTEN, WERDE SICH WEISEN: ZWISCHENBERICHT ÜBER DIE GRÜNDUNG EINER ALTEN / NEUEN ZEITUNG:
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Eine Portion Optimismus gehört sicher zur Gründung einer neuen Zeitung und natürlich eine Trägerschaft und viele Menschen aus allen Ecken und Enden der Schweiz, die sie mittragen. Im Falle der «Zwischenberichte» (siehe megafon vom April 2006) sind viele aus dem Umfeld des «alten vorwärts» mit ihrem Wissen und Können dabei: Redakteure, Journalistinnen, Direkteure, Administreure, Buchhalterinnen und Versender. Neue stiessen im Rahmen der elf Städte-Consultas, wo wir «Zwischenberichte» vorstellten, dazu: Unterstützung ist uns von überall zugesichert worden: Als AbonnentInnen, als VeranstalterInnen von Solibars oder Solikonzerten, als Schreiberlinge oder von Menschen, die mit ihren Ideen und Anregungen «Zwischenberichte» in die Form bringen, die eine breit abgestützte und Spektren übergreifende Wo-
chenzeitung haben sollte. «Zwischenberichte» sind in diesem Sinne ein Werkstattbericht im ständigen Prozess. Die solidarischen Rückmeldungen geben uns aber auch den langen Atem, um «Zwischenberichte» über den Sommer und ab November wöchentlich herauszubringen. Es liegt auch in eurer Hand, denn unsere Ziele sind nur mit euch zu erreichen: Wir brauchen 700 Abozusagen bis zum 1. November und 25 000 Franken um zu garantieren, dass wir ab November wöchentlich aus den Bewegungen und für die Bewegungen berichten können. Für alle, die sich für die neue Zeitung interessieren: Nutzt www.zwischenberichte.ch und lasst uns wissen, was ihr braucht und wollt. Beiseite stehen und abwarten zählt nicht. > MATHIAS AUS DER ZWISCHENBERICHTE-REDAKTION <
GUDMUND VINDLAND «DER IRRLÄUFER»
ANGST VOR DEM PARAGRAPH 213
GUDMUND VINDLAND ZEIGT IN SEINEM ROMAN «DER IRRLÄUFER» EIN SITTENBILD NORWEGENS DER 1960ER/70ER JAHRE AUS DER SICHT DES SCHWULEN YNGVE. IN DER DAMALIGEN FACHLITERATUR WIRD HOMOSEXUALITÄT ALS SEXUELLE ABWEICHUNG DEFINIERT, «EIN AUSWUCHS, EIN IRRLÄUFER, FÜR DEN ES KEINE HOFFNUNG GIBT, LEIDER».
Yngve liebt Magnus. Belastet wird die Freundschaft durch die Dogmen der katholischen Kirche und der Gesellschaft, die Schwule nicht akzeptiert. Bald zerbrechen nicht nur die Beziehung nach scheuen Annäherungen, sondern auch die Jugendlichen selber. Die Wege der Jungen trennen sich und Yngve taucht in die Gay-Szene ein. Doch auch hier herrscht die Angst vor der Schwulenhatz (u.a. Paragraph 213). Nach Liebesund Bettgeschichten, der Arbeit als Stricher oder als erfolgloser Literat nimmt der persönliche Wahnsinn überhand und Yngve weist sich selbst in eine Nervenheilanstalt ein. Nur um schliesslich her-
auszufinden, dass auch hier die «anständige» Gesellschaft regiert. Die Geschichte hat aber dennoch ein gutes Ende. 1842 schuf der Storting (norwegische Nationalversammlung) ein Gesetz, nach dem Männer, die Sex mit Männern hatten, zu Zwangsarbeit oder Gefängnis verurteilt werden konnten. Eine Gesetzesänderung (1902) führte dazu, dass der Zusatz im Gesetzestext, «die Anzeige erfolgt nur wenn sie aus öffentlicher Hinsicht erforderlich ist», beigefügt wurde. Der gleiche Paragraph enthielt neu eine Strafvorschrift für «Unzucht» zwischen Menschen und Tieren. Die sexuellen Kontakte zwischen Frauen wurden als Straftat nicht aufgeführt. Ein Vorstoss in diese Richtung lehnte der damalige Justizminister ab mit der Begründung, dass Homosexualität bei Frauen nicht möglich sei.
Gudmund Vindland, Der Irrläufer Aufbau Taschenbuch Verlag ISBN 3-7466-1819-3
1925 erfolgte der Vorschlag, dass ein höheres Schutzalter (Sexualität) für Homosexuelle den Paragraph 213 ersetzten sollte. Schwule und Lesben organisierten sich. Durch die Unterstützung der norwegischen Arbeiterpartei und die sozialistische Partei im Parlament und dem Einsatz der verschiedenen Organisationen der Betroffenen wurden schrittweise Rechte erarbeitet. Aufgehoben wurde der Paragraph 213 im Strafgesetzbuch erst 1972. > SAT <
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LEGALIZE IT!
MITTEL FÜR DIE SICHERHEIT BEI -GROSSANLÄSSEN LÖ TRÖSENBECK HAT BIS JETZT JEDES FUSSBALLWELTMEISTERSCHAFTSSPIEL VERPASST, WEIL ER SICH AUF DIE TOILETTE ZURÜCKGEZOGEN HAT, UM AN EINEM MITTEL FÜR MEHR SICHERHEIT UND WENIGER REPRESSION BEI FUSSBALLERISCHEN GROSSANLÄSSEN ZU BRÜTEN. DIE ASKESE SCHEINT SICH GELOHNT ZU HABEN.
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Die Weltmeisterschaft hat Lö Trösenbeck beim Erscheinen des neuen microfons zwar noch nicht ganz überstanden, er kann jetzt aber eine Lösung für eine etwas bessere Welt präsentieren. Der Rückzug in die Toilette erfolgte nicht ganz unfreiwillig. Das meistgehörte Zitat der letzten Wochen war: «Diese verdammte Weltmeisterschaft geht einem schon auf die Nerven, bevor sie überhaupt angefangen hat.» Nur schon dieses ewige Gejammer wäre ein Grund in die Fremde zu ziehen, dachte sich Trösenbeck und schlich zum nächsten Reisebüro. Vor dem Schaufenster wurde ihm jedoch bewusst,
es gab wohl kein Land auf diesem Planeten, wo er nicht mit dem Phänomen Fussball konfrontiert werden würde. Gibt es einen Ort, wo Ronaldhino nicht von einer Zahnpastatube grinst, wo Oli Kahn nicht Werbung für die Bank macht oder wo Haarwuchsmittel-Reklame nicht mit dem Konterfei von Köbi Kuhn betrieben wird? Nein. Folglich beschloss Trösenbeck die innere Migration zu suchen und versteckte sich auf seiner Toilette. Aber auch da wurde er verfolgt. Die Seife hatte die Form eines Fussballs. Die Scheiss-Literatur bestand ausschliesslich aus irgendwelchen Sonderbeilagen angesehener Blätter, wo Schiedsrichterentscheide der letzten hundert Jahre analysiert und Geburts- und Analphabetismus-Raten verschiedener WM-Teilnehmer verglichen
wurden. Und – last but not least – war das Toilettenpapier mit dem Spruch «Hopp Schwiiiz!» bedruckt. Letzteres gab einem immerhin die Möglichkeit ein bisschen Anti-Patriotismus zu betreiben. Und das war ein guter Grund, ein paar Wochen auf dem Klosett zu verbringen. Nach ein paar Tagen in der WC-Migration erinnerte sich Trösenbeck auf einmal an die Fussball-Europameisterschaft 2000 in Belgien und Holland. Er, damals wohnhaft in der Grachtenstadt, dem Sodom und Gomorrha Nordwesteuropas, nützte nicht nur die Gelegenheit nachmittäglicher Fernsehübertragungen, schon kurz nach dem Frühstück das erste Bier zu öffnen, sondern machte auch eine interessante Entdeckung auf den Nebenschauplätzen des internationalen Fussballwettkampfs: In den belgischen Städten Brüssel und Charleroi prügelten sich die Hooligans des vereinigten Europas. In Amsterdam hingegen sah die Szenerie ganz anders aus. Hier standen sich zwar auch ein Haufen wilder Engländer und Gruppen kampferprobter Deutscher gegenüber. Doch als die ersten Beleidigungen fliegen sollten, hörte Trösenbeck einen Engländer in weicher Stimme etwas rufen, das wie das holländische Wort für Gewürz
tönte: «Kruid» [ausgesprochen etwa: «kräud»]. Es klang sehr sacht und lieb. Trösenbeck wurde bewusst, der Mann wollte eigentlich die Deutschen als «Kraut» beschimpfen, hatte aber den Ton nicht richtig getroffen. Ein deutscher Hooligan auf der anderen Strassenseite schimpfte herzlich zurück: «Scheieieijudihuldihdihuscheissdiduengelländer, du Engelscheiss liebster, God shave the... ehm, ja, na. Vielleicht doch ein bisschen heftig, wenn ich das jetzt sage…» Auch der Ton dieses deutschen Hooligans war fast bedrohlich nett. Wenn Sie sich schon nicht wirklich beleidigen können, dann schlagen sie einander wohl bald die Köpfe ein, dachte sich Trösenbeck und bestellte noch ein Bier. Denkste. Die Kampfhähne setzen sich gemeinsam in einen Kaffeeladen und machten das, was sie seit Tagen machten: Sie kifften. Bekanntlich hat der Genuss von THChaltigen Substanzen Folgen, die jedem Kriegsaufwiegler Albträume bescheren. Nach Selbstversuchen – selbstverständlich nur in Holland, wo der Cannabis-Konsum faktisch (nicht juristisch!) legal ist, und gegen Bezahlung von 50 Franken Busse in der Schweizer Romandie – hat Trösenbeck gemerkt, Kiffen hat extrem hemmende Wirkungen. «Was du heute
kannst besorgen, verschiebe am Gescheitesten auf Morgen» ist ein Sprichwort, das es etwa auf den Punkt bringt. Beim Cannabis-Rausch kommen einem zwar die wildesten und radikalsten Ideen, aber gleich danach kommt das grosse Abwägen. Ist die Idee wirklich so revolutionär? Ist sie nicht im Kern sogar ein wenig reaktionär? Und so passiert es, dass der KiffKopf, in Zweifel versunken, vergisst, überhaupt irgendwie zu handeln. Etwa so erging es Trösenbeck ein paar Mal. Auch den Herren Hooligan von der Insel im Atlantik und dem grossen Kanton nördlich Helvetiens erging es so. Sie verschoben die grosse Prügelei auf den nächsten Morgen, doch am Morgen lockte schon wieder der Kaffeeladen. Eines Tages war die Fussballmeisterschaft vorbei, der Gegner abgereist. Man prügelte sich also erst wieder im heimischen Land, wo nur die Droge Alkohol legal ist. Die Wirkung des flüssigen Ethanols ist bekanntlich etwas anders. Auch hier haben Selbstversuche Trösenbeck gezeigt, dass bald einmal aus jedem noch so liebenswürdigen Erdenbürger eine blut...› rünstige Bestie werden kann.
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Der passende Ausgehtipp: Hanf und Fußball – kiffende Fußballer, lachende Hooligans, entspannte Polizisten... Ausstellung im Berliner Hanfmuseum, www.hanfmuseum.de
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Trösenbeck schläft glücklicherweise meistens ein, bevor er die Bestie so richtig rauslassen kann. Aber im Getümmel einer Fussballmeisterschaft ist Schlafen nicht angesagt. Kein Wunder, dass im Königreich der Biere, Belgien, zwischen den Europameisterschaftsspielen die ganze Altstadt Charlerois in ein Wurfgeschoss verwandelt wurde und in Brüssel die Zähne flogen. Die repressiven Geister würden nun wohl fordern, am Sichersten mache man einen fussballerischen Grossanlass durch ein Alkoholverbot. Doch wie kann Fussball-Schauen ernsthaft interessant sein, wenn dazu nicht ein paar goldgelbe Hopfen- und Malzsäfte konsumiert werden dürfen? Es gibt also nur eine Lösung, damit die Jugend von Morgen vor wütenden Fussballvandalen geschützt wird, weiss Trösenbeck nach wochenlangem Darübernachdenken: Weder irgendwelche menschenrechtsverletztende Gesetze zu erlassen noch Millionen in die Polizeiapparate zu pumpen, sondern die Legalisierung des Drogenhanf – preiswert, elegant und freudestiftend. Im Rest-EFTA-Land
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Helvetien gibt es schon eine Initiative, die Solches fordert. Die Initiative ist aus obenerwähnten Gründen zwar etwas zögerlich zustande gekommen, aber sie steht. Der vernünftige Mensch muss also nur noch daran denken, den Abstimmungstermin nicht zu verpassen und Ja zu stimmen. Und jedes andere von fussballerischen Grossanlässen bedrohte Land sollte die eigene Betäubungsmittelgesetzgebung schnellstens überdenken. So einfach ist das. Trösenbeck ist erleichtert, verlässt die Toilette und geht wie jeder andere gute Bümplizer ins Bienzgut und schaut sich den Final an. > SPAM@TROESENBECK.COM <
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KARLIEN DE VILLIERS: MUTTER WAR EINE SCHÖNE FRAU
WEISSE, SÜDAFRIKANISCHE KINDHEIT Als 25-Jährige kehrt Karlien nach Südafrika zurück. Nicht nur neue Strassen und Quartiere erwarten die junge Frau im Land ihrer Kindheit. Auch ihre Familie hat sich in den zwei Jahren von Karliens Abwesenheit verändert: Ihre ältere Schwester hat das Erbe mit Drogen durchgebracht und ihr Vater leistet sich einen Porsche und ein Alkoholproblem.
Bevor die Zeichnerin mit bedauerndem Achselzucken nach Pretoria entschwindet, um an der Kunstschule zu unterrichten, rekapituliert sie ihre Lebensgeschichte. In einfachen Bildern erinnert sie sich an schnell wechselnde schwarze Hausangestellte und an ebenso häufig augetauschte Internate. Sie erzählt von der Trennung ihrer Eltern, vom emotional distanzierten Vater, dem zunehmenden Fanatismus und frühen Krebstod ihrer Mutter.
LEBENS- VERSUS WELTGESCHICHTE Karlien de Villiers hat die Reihen der autobiografischen Comics um einen weiteren Band ergänzt. Wie auch die Iranerin Marjane Satrapi in «Persepolis», erzählt de Villiers ihre Geschichte vor dem Hintergrund der politischen Verhältnisse ihrer Heimat.
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Anders als Satrapi wird die 1975 geborene Südafrikanerin von den dramatischen politschen Ereignissen der 1980er Jahre jedoch kaum beeinflusst. Als Kind der weissen Minderheit erlebt das Mädchen die Apartheid nur am Rande, nur gelegentlich berühren sich Lebensund Weltgeschichte. Dass sich de Villers dennoch bemüht, beides parallel darzustellen, ist Stärke und Schwäche des Bands zugleich: Einerseits ist es bestürzend, festzustellen, wie wenig Schwarze und Weisse im damaligen Südafrika gemeinsam hatten und haben. Andererseits fällt es angesichts all dieser Ungerechtigkeiten gelegentlich etwas schwer, für die vergleichsweise banalen Nöte von Karliens Familie Mitgefühl zu empfinden. > CDK <
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CHRISTINE LAUTERBURG HÖRT Khmer Nils Petter Molvaer Grooviger modern instrumentierter Jazz aus dem hohen Norden. Archaische und hightech Instrumente spielen intensive Musik aus der Jetztzeit. Diese Musik bringt mich in Schwingung und bietet mir viel Raum und Freiheit. Fantastisch!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! CD, die als Ganzes angehört, sehr spannend und vielsagend ist. Dmitri Shostakovich The Jazz Album (Dir. Riccardo Chailly) Wunderschöne Melodien in noch heute modern wirkenden Harmonien. Diese Musik erzählt sehr viel über die Zeit Anfangs des 20. Jahrhunderts. Hot Peace Peter Schärli Special Sextett Schön fliessende Musik. Die CD, gibt als ganzes gehört, eine interessante und ehrliche Musik. Sehr angenehm und unterhaltend.
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PROGRAMM
IM JULI FRAUENRAUM
SOMMERBEIZ IM HOF
DONNERSTAG, 6. JULI 2006, 20.00 UHR DA-LOUNGE-DA PRESENTS
Und weils im Juni (für viele…) so schön war, gehts im Juli gleich weiter: Wir zeigen alle Fussball(!)-WM-Spiele im i fluss und im Reitschule-Innenhof. Geöffnet jeweils eine 1/2 Stunde vor dem ersten Match, dazu regionale Spezialiäten und zwischen und nach den Spielen Konzerte und DJs von Radio RaBe .
MIT ANTON MEIER DURCH DIE SCHWEIZ FREITAG, 7. JULI 2006, 22.00 UHR
POPSHOP: ANOUK AMOK
SAMSTAG, 1. JULI, 23.00 UHR
(BE)
LOST IN DISCO DJ TEAM DONNERSTAG, 6. JULI, 23.00 UHR
DANACH SOMMERPAUSE BIS 26. AUGUST
UHRTONI B & FRIENDS/DNB FREITAG, 7. JULI, 23.00 UHR
GROSSE HALLE
SOMMER WM-BEIZ
LEBANON MEETS SWITZERLAND SAMSTAG, 8. JULI, 23.00 UHR
RABE SPECIAL DJS
DONNERSTAG 2. BIS SONNTAG 4. AUGUST
ANTIFA-FESTIVAL DIV. BANDS, U.A.: BRACHLAND, IRIE RÉVOLTÉS, RAWSIDE UND MEHR… www.antifafestival.ch
SONNTAG, 2. JULI, 21.00 UHR
SONNTAG, 9. JULI, 23.00 UHR
SHARIF SHENNAOUI, GIT. & MAZEN KERBAI, TP MEETS HANS KOCH, SS/BCL & PAED CONCA, B/CL
WM FINAL & PARTY! NACHHER IST SOMMERPAUSE – AUCH IM HOF – BIS UND MIT 24. AUGUST.
Orientalische Tradition und westliche Avantgarde werden in dieser musikalischen Begegnung aufeinandertreffen, in einen Dialog treten, einander durchdringen…
STORY OF HELL – C.A. UNAUFFINDBARSTE FOLGE diese Folge wird Ihnen präsentiert vom Museum für Angewandten Unsinn (AUNS)
«Der Ball ist rund damit der Kopf sich woandershin drehen kann», oder so ähnlich hat mal wer gesprochen, vielen zur Anregung, die ihren Kopf woandershin drehen, wenn der Ball ins Rollen gekommen ist, und die bare Münze ins Fliessen, und alle anderen nur noch dahin schauen, wo je elf Erwachsene in rechteckig begrenztem Raum das Rund in ebenso rechteckig geformte Ziele zu befördern trachten, während die anderen dies zu verhindern suchen. Für so Vieles steht das Spiel jedoch als Symbol oder Metapher. Die Analogie zum Krieg in begrenztem Rahmen liegt auf der Hand, wird auf der Abschusslinie bereitgelegt und alsbald ins Spiel gebracht, ist trotz gegnerischer Interventionen nicht vom Fuss zu weisen, wird mit geschicktem Dribbling und erfolgreichem Stellungsspiel in Richtung Tor getrieben, und landet dort im weitmaschigen Netz. Volltreffer.
STORY OF HELL 34 microfon
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Je weiter die martialischen Aspekte des Medienereignisses Krieg eingeschränkt werden, desto eher wird eine Disziplin als «Sport» betitelt. Insofern betätigt sich auch die Burgbelegschaft sportlich, wenn sie an ihrem Zusammenspiel feilt, taktische Züge entwickelt, technische Tricks einstudiert, das Abgeben und Annehmen von Steilpässen zum Beispiel, Doppelpässe, Fallrückzieher, das Stellen von Offside-Fallen, Torschussjubelrituale. Schliesslich will sie am nächsten Match gut aussehen, wenn sie anlässlich der jährlichen Burgfestspiele zu einem Freundschaftsspiel gegen die Auswahl der Polizeirekruten antreten wird. Sport überwindet Grenzen, nicht nur zwischen Nationen. Die ganze Welt ist zu Gast bei Freunden, wenn es darum geht, dass fair gespielt wird.
Wie jeder Verein, hat auch der FC Burgbelegschaft einen Fanclub, und, es muss gesagt werden, darunter hat es auch etwelche Hooligans. Wie jeden Sommer tritt das Phänomen zu Tage, dass die Hitze kleinere Mengen von Substanz schneller zum Kochen bringt als grössere, so dass es manchen nicht leicht fällt, einen kühlen Kopf zu wahren. Da bekanntlich die denkende Substanz bei sogenannten Hooligans eher beschränkt vorhanden ist, hat es auch einigen Fans, die täglich um die Burg hängen, so gewaltig ins Hirn geschissen, dass sie meinten, den über die letzte Woche angesammelten Abfall auf die Strasse verteilen und anzünden zu müssen. Wie so manche Fans, haben sie ihrem Club bloss einen Bärendienst aufgebunden. in der nächsten Folge: Der Gast bringt die Welt zu Freunden
megafon@reitschule.ch T 031 306 69 66
drucki@reitschule.ch T 031 306 69 65
souslepont@reitschule.ch T 031 306 69 55
frauenraum ida@reitschule.ch T 031 306 69 68
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<> <>
dachstock@reitschule.ch T 031 306 69 61 X 031 301 69 61
(BITTE ANKREUZEN)
kino@reitschule.ch T 031 306 69 69
1 Abo = 12 Monate megafon fĂźr mindestens FR. 54.â&#x20AC;&#x201C; PRO JAHR megafon zur Probe = 3 Monate gratis 1 Geschenkabo = 12 Monate an untenstehende Adresse (oben eigene Adresse angeben):
infoladen@reitschule.ch T 031 306 69 69
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