Nr. 396 | Juni 2015 1 im Trüben – Aftermath S. 1-3 | Die spinnen, die Griechen! – Krisenland S. 4 | Laudatio – Über den Becherrand S. 4 | Dynamitfischen
Ihr seid wie Aromat – Kurzschluss I S. 5 | Endlich wieder zelten – Kinderbuchtipp S. 5 | Leserkommentar I S. 5 | Argumentatives
Bullshit-Bingo – oder wie repressiven Unsinn legitimieren– Computertechnologie, Internet & Datenschutz S. 6 | Humanoide Kaffeemaschinen – Comix S. 6 | Leserkommentar II S. 6 | Manifest der radikalen Faulheit – Kurzschluss II S.7 | Exitorial S. 7 | «No DealArea» - dies ist die Lösung! – Alle Schaltjahre wieder S. 8
Die Zeitschrift aus der Reitschule | Bern
megafon | N°396 | Juni 2015 | 6.–
Aftermath
Wer glaubt, Staatsanwaltschaft und Polizei wären in der Causa «Farbattacke Waisenhausposten» untätig geblieben, irrt. Fieberhaft mutet die Suche der Behörden nach Täter*innen angesichts von Anzeigen, Razzien, Verhaftungen und Verhören an. Wir lassen Betroffene ausführlich zu Wort kommen.
D
Text: Fred Argon | Illustration: mfg
er Erste, der im Fall «Farbangriff Waisenhausposten» Besuch von der Polizei bekommt, ist der langjährige politische Aktivist Stefan. Anfang März durchsucht die Polizei seine Wohnung, beschlagnahmt diverse Gegenstände, hält ihn zeitweise fest und zwingt ihn zu Erkennungsdienstlichen Massnahmen (ED). Ihm wird eine Beteiligung am Farbangriff vorgeworfen. Beweise bekommt er keine zu sehen, die Polizei spricht von «internen Ermittlungen», die zu ihm geführt hätten. Gegenüber dem megafon macht Stefan klar, dass er den Angriff auf den Polizeiposten weder besonders zielführend findet, geschweige denn daran beteiligt war. Am 12. März werden zeitgleich drei teils minderjährige junge Männer von der Polizei zu Hause überrascht, durchsucht und in Untersuchungshaft genommen. Die Verhafteten, darunter Lukas und Robert, waren fast zwei Wochen zuvor gemeinsam in einem Auto unterwegs nach Zürich zu einer antirassistischen Demonstration gewesen. In der Lorraine in Bern wurde ihre Fahrt von der Polizei gestoppt. Damals beschlagnahmte die Polizei im Kofferraum des Autos u.a. ein politisches Transparent.
Lukas: «Es war 06:30 Uhr. Ich war schon wach, als es klingelte. Kaum hatte ich die Tür einen Spalt breit geöffnet, zündete mir eine Taschenlampe ins Gesicht und drei Polizisten in Zivil stürmten in meine Wohnung. Ich wurde gefesselt und an die Wand gedrückt. Zwanzig Minuten später kamen nochmal fünf oder sechs Polizist*innen. Zwei Stunden lang durchsuchten sie mein Zimmer. Während dessen sass ich im Flur meines Hauses am Boden und fror. Sie nahmen tonnenweise Kleider von mir mit –über zwanzig T-Shirts, rund zehn Pullover, drei Paar Hosen. Sie packten auch Stifte ein, meinen Laptop und meine Kameraausrüstung.» «Ich wurde dann abtransportiert und in einer Zelle festgehalten, wo ich mich zunächst nackt ausziehen musste. Im Amtshaus Bern musste ich mich den ED unterziehen; also DNA abgeben, fotografieren lassen usw. Danach kam ich zur Staatsanwältin. Die Begründungen für meine Festnahme fand ich nicht gerade stichhaltig. Daher hoffte ich darauf, gleich wieder frei zu kommen. Stattdessen sagte sie mir, dass sie Untersuchungshaft beantrage. Ich wurde in ein an-
deres Gefängnis im Kanton Bern überführt. Nachdem ich registriert worden war, begann meine dreizehntägige U-Haft.» «U-Haft ist eigentlich Isolationshaft, denn ich war 23 Stunden am Tag eingesperrt. Ich stand jeweils um halb 10 Uhr auf und konnte von 10 bis 11 Uhr auf Hofgang mit anderen U-Häftlingen. Dort spielten wir Ping-Pong, erzählten, drehten im Innenhof unsere Runden. Dann gabs Zmittag in der Zelle und danach wurden mir Briefe, die Leute von draussen für mich abgegeben hatten, ausgehändigt. Die ersten Briefe erhielt ich am Mittwoch, also schon fast eine Woche nach dem Beginn meiner Haft.» «Mittwochs und donnerstags konnten wir duschen, dienstags und donnerstag unsere Zellen putzen. An Duschtagen beeilte ich mich immer, um zu einem Insassen zu gehen, der einen Wasserkocher in der Zelle hatte. Dort redeten wir, tranken Tee – dieser menschliche Kontakt war wichtig für mich. Abends schaute ich meistens TV. Wenn der Fernseher das Einzige ist, was du in der Zelle hast, wird der schon ziemlich wichtig.» «Am Samstag nach meiner Verhaftung fuhr man mich nach Bern, wo der Haftrichter U-Haft für bis zu einen Monat aussprach. Das machte mir Angst. Eigentlich rechnete ich bis dahin immer mit meiner baldigen Entlassung. Meinen Anwalt traf ich das erste Mal am Mittwoch, also fast eine Woche nach der Verhaftung.» «Am schönsten war es, als ich Zigaretten, Bücher, Chips und Hygieneartikel ausgehändigt bekam. Damit wusste ich, dass es
draussen Leute gab, die um mein Schicksal wussten. Denn telefonieren durfte ich ja nicht. Mit Chips und Salzstangen konnte ich mir ein wenig Autonomie erkämpfen… Ich konnte fernsehen und Chips essen und mein teils fades Essen nachsalzen.» «Kurz vor meiner Entlassung wurde ich nochmal verlegt, mit der Begründung, dass für mich vor dem Gefängnis Transparente aufgehängt wurden. Das freute mich, trotz der negativen Konsequenzen». Lukas geht zur Schule und nimmt wegen seiner U-Haft fast zwei Wochen lang nicht am Unterricht teil. Seine Mutter wollte ihm Schulmaterial in die Zelle geben lassen. Jedes Buch wurde zunächst durchforstet, ob auch keine geheimen Botschaften darin waren. Bevor die Schulebücher ausgehändigt werden konnten, wurde Lukas entlassen. «Meiner Mutter ging es während dieser Zeit wohl schlechter als mir. Zum Glück hatte sie Kontakt mit meinen Freund*innen und konnte durchhalten. Man half sich draussen gegenseitig. Nachdem ich einige Tage nicht in der Schule erschienen war und mich nicht mehr meldete, kamen meine Klassenkamerad*innen bei mir zu Hause vorbei und riefen sämtliche Spitäler in der Umgebung an. Danach fragten sie die Polizei, die dann widerwillig zugab, dass ich ‹bei ihnen› sei.» «Ich musste nach meiner Entlassung direkt wieder in die Schule, was mich ziem-
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lich überforderte. Seither habe ich gewisse Polizisten, die mich damals zu Hause überraschten, wieder gesehen. Das ist wahrlich nicht angenehm.» Robert: «An jenem Morgen um 6.00 Uhr wurde ich von zwei Herren der Kantonspolizei geweckt. Ich wohne noch bei meinen Eltern. Sie und meine jüngere Schwester waren zu Hause. Die KaPo durchsuchte nicht nur mein Zimmer, sondern auch das meiner Schwester. Ich sass derweil auf einem Stuhl und durfte mich nicht bewegen, bewacht von einem Polizisten. Insgesamt waren sieben Polizisten anwesend, einzelne von der Personenfahndung. Sie beschlagnahmten mein Handy, meinen Laptop, einen alten iPod und Kleider. Meine Eltern waren schockiert ob dem Auftritt der KaPo. Danach gings zur ED ins Amtshaus. Der Typ war ziemlich aggressiv und schlug mich mit der Rückhand ins Gesicht, als ich nicht sofort meinen Mund für die Speichelentnahme öffnete. Als Verpflegung bekam ich als Veganer nur ein wenig Gemüse und Eistee. Abends verlegte man mich in ein anderes Gefängnis.» «Während meiner Woche in Haft konnte ich nie duschen, obwohl man zweimal pro Woche das Recht darauf hätte. Beide Duschgelegenheiten wurden mir wegen einem Transport oder einem Psychologentermin verwehrt. Erst am Montag, also vier Tage nach meiner Verhaftung, bekam ich neue Kleider. Mit den anderen Mithäftlingen war es anfangs ziemlich atzig. Einer beschimpfte mich. Der Hofgang war auch schlecht, ein kleiner Raum, der eine Lüftung hatte. Aber die Sonne sah man nicht. Zum Glück dachten viele Leute draussen an mich und schreiben mir Briefe. Allerdings erhielt ich sie erst, als ich entlassen wurde. Die Staatsanwaltschaft meinte, dass sie ‹gewaltverherrlichend› gewesen seien und behielt sie deshalb zurück. Ich sass also eine Woche im Knast ohne Kontakt zur Aussenwelt, ausser meinem Anwalt.» «Insgesamt wurde ich zweimal von der Polizei und dreimal von der Staatsanwaltschaft verhört. Auch während der Transporte versuchten Polizist*innen immer wieder, mit mir ins Gespräch zu kommen. Einmal zeigten sie mir Fotos von Ausschreitungen bei der Reitschule und sagten: ‹Das ist doch dein Zuhause, oder?!›»
Auch der vierte damalige Insasse und Fahrer des Autos auf dem Weg nach Zürich erhält eine Anzeige wegen den gleichen Tatbeständen wie die drei U-Häftlinge. Er wird vorgeladen zum Verhör. Kaum bei der Polizei angekommen, fährt man mit ihm nach Hause, durchsucht seine Wohnung und beschlagnahmt Gegenstände. Die U-Haft bleibt ihm erspart. Die Vorwürfe und die Begründung Sachbeschädigung, Gewalt und Drohung gegen Beamte, Landfriedensbruch und Gefährdung des Lebens werden den Erwähnten vorgeworfen. ‹Gefährdung des Lebens› ist das stärkste Argument für ein hartes Durchgreifen gegenüber den Verdächtigten. Dieser Vorwurf bezieht sich wohl auf den verletzen Polizisten, der in der Nacht der Farbattacke eine Blessur davonträgt, sich im Spital behandeln lässt, dieses aber noch in der selben Nacht wieder verlassen kann. Wie rechtfertigt die Staatsanwaltschaft den wochenlangen Freiheitsentzug? Und weshalb werden ausgerechnet vier Menschen, die eine Woche nach der Farbattacke auf dem Weg zu einer Demo angehalten werden, allesamt wegen des Vorfalls angezeigt? Die Durchsuchungsbefehle und die U-Haft stützen sich auf die optische Übereinstimmung der Farbe auf dem Transparent, das im Auto der vier Zürichreisenden gefunden wurde, mit den Farbklecksen an der Polizeihauptwache, sowie den Fund eines Schlagstocks im Auto. Dadurch werden die Insassen gemäss Verfügung der «gewaltbereiten linksextremen Szene» zugeordnet. Das reichte der Staatsanwaltschaft als Begründung für erwähnte Anzeigen und Repressalien. Aus der U-Haft entlassen – weiter gehts Am 1. April, eine Woche nach der Entlassung der U-Häftlinge, dringt die Polizei mit dem Sondereinsatzkommando «Enzian» (das auch AntiTerror-Einheit ist) in zwei besetzte Häuser ein. Auch hier geht es vorgeblich darum,Verdächtigte des Farbangriffs dingfest zu machen. Eines der betroffenen Häuser befindet sich an der Moserstrasse 33 im Breitenrainquartier. Auch Sabrina wohnt mit ihrer kleinen Tochter dort. Am Morgen des 1. April stürmt Enzian das Gebäude. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Polizei gewaltsam Zutritt zu dem Haus verschafft.
Sabrina: «Es war sechs Uhr morgens, ich und meine zweijährige Tochter schliefen. Wir erwachten aufgrund des Lärms im Treppenhaus. Da ahnte ich, dass wir womöglich wieder mal Besuch von der Polizei bekommen würden. Unser Haus wurde an diesem 1. April nun schon zum dritten Mal durchsucht.» «Die Polizei schlug, ohne vorher anzuklopfen oder um Einlass zu bitten, alle Türen der sieben Wohnungen im Haus ein. Mit dem Gewehr im Anschlag postierten sich die zumeist vermummten und behelmten Polizisten der Sondereinheit Enzian überall in meiner Wohnung. Während der nächsten drei Stunden sassen meine Tochter und ich auf meinem Bett, immer in Anwesenheit eines Polizisten. Die Kleine verstand natürlich nicht wirklich, was um sie herum geschah. Sie fragt mich: ‹Gäu Mami, die si mitem Töffli cho?›. Zunächst wollten sie sogar an meiner Tochter eine Leibesvisitation vornehmen. Nach lautem Protest liessen sie davon ab. Und wir hatten im Vergleich zu den anderen Bewohner*innen der Moserstasse noch Glück! Diese sassen mit Handschellen gefesselt und angelegten Augenbinden auf dem Boden und mussten so stundenlang ausharren. Einer wurde schlafend an den Füssen aus seinem ein Meter hohen Bett gezogen und knallte auf den Boden. Danach verdrehten sie ihm besonders brutal mit Spezialhandschellen die Arme.» «Nur einer Person wurde der Hausdurchsuchungsbefehl gezeigt, dies erst auf Nachfrage. Dieser war handgeschrieben ausgestellt auf eine Person. Sie wurde in einer bestimmten Wohnung vermutet: Da rannte die Polizei auch als erstes rein. Trotzdem drang die Polizei in alle Wohnungen ein, obwohl diese verschlossen waren. Bei einer schwarzen Bewohnerin des Hauses hinterliess die Polizei, wie schon bei den Hausdurchsuchungen in den Jahren zuvor, das grösste Chaos. Ein Polizist, den ich sah, war zwei Meter gross, glatzköpfig, und trug einen ‹Marines›-Pulli.» «Man suchte offenbar vor allem nach roten Farbflecken auf Kleidern; tonnenweise Kleider packten sie ein. Aber auch mein Laptop wurde konfisziert. Meine USB-Sticks waren zwar noch da, aber plötzlich ohne Dateien, nachdem die Polizei abgezogen war. Ich sah, wie sie in unserer Küche ihr Hauptquartier aufgebaut hatten, mit Computern und anderen Geräten. Es schien übrigens nicht so, als ob die Polizei trotz ihrem martialischen Auftreten wirklich Gegenwehr von uns Bewohnenden erwartet hätte: Aus dem Fenster sah ich, wie in Migros-Taschen und
Papiertüten Gipfeli und andere Lebensmittel ins Haus gebracht wurden: zur Verpflegung der Polizist*innen. Zudem machten sie sich immer wieder lustig über unser Haus, unsere Poster und die Bewohnenden.» «Ich werde den Eindruck nicht los, dass es sich bei den Razzien bei uns und derjenigen in Ostermundigen um Einschüchterungsversuche und Übungen für die Polizei gehandelt hat. Und um Vergeltung für den Farbanschlag auf den Waisenhausposten.» Am gleichen Tag um 11.40 Uhr in Ostermundigen. Gleich neben dem Bahnhof lebt seit Ende März das Besetzer*innenkollektiv «Familie Osterhase». Seither beleben die jungen Männer und Frauen das leerstehende Haus. Mittlerweile hat die Familie Osterhase einen unbefristeten Zwischennutzungsvertrag erhalten. Zum zweiten Mal an diesem 1. April fährt die Anti-Terror Einheit Enzian mit gezückten Pistolen auf. Andreas schlief, Lola wollte gerade in die Schule, als das Polizeikommando eindrang. Andreas: «Ich lag schlafend in meinem Bett, als ich durch einen lauten Knall geweckt wurde. Das erste, was ich an diesem Tag sah, war der Lauf einer Pistole. Ungefähr fünf vermummte Polizisten standen mit gezogenen Waffen in meinem Zimmer. Ich wurde brutal auf den Boden gedrückt, wo man mir Handschellen und eine Augenbinde anlegte. Natürlich fragte ich, was das Ganze hier solle und verlangte einen Durchsuchungsbefehl. Ich wies auf unsere Vereinbarung mit dem Hauseigentümer hin. Klar, ich dachte, es gehe um unsere Besetzung. Meine Nachfragen wurden konsequent mit ‹Häb dini Frässe› beantwortet. Ich sass dann gefesselt und mit verbundenen Augen in meinem Zimmer, ständig bewacht von einem Polizisten.» «Eineinhalb Stunden später wurde mir auf mein Verlangen hin der Hausdurchsuchungsbefehl ausgehändigt, den ich aber zuerst unterschreiben musste, bevor ich ihn lesen konnte. Nach anfänglicher Weigerung unterschrieb ich ihn. So erfuhr ich den Grund, weshalb die Polizei hier aufgekreuzt war: Es ging um die Farbattacke auf den Waisenhausposten. Der Durchsuchungsbefehl war auf die gleiche Person ausgeschrieben wie derjenige in der Moserstrasse in Bern.» «Die Polizei schlug insgesamt sieben Türen ein. Sie wüteten im ganzen Haus, zerstörten Mobiliar, selbstgebaute Möbel, kappten die Stromzufuhr. Sie beschlagnahmten absurderweise Lattenröste, unseren Holzvorrat, Küchengestelle, ein selbstgebautes Podest und nahmen die Sicherungen
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«Drei Wochen nach den Razzien ging ich schliesslich alleine auf den Polizeiposten. Nach einem zehnminütigen Verhör wurde ich den ED unterzogen. Danach konnte ich gehen. Maximal 45 Minuten verbrachte ich bei der Polizei.» «In den besetzten Häusern trat die Polizei mit einer solchen Gewalt auf, als ob ich fünf Cops getötet hätte. Meine Freundin und meine Mutter wurden massiv in Mitleidenschaft gezogen. Man behandelte sie, als ob ich ein Schwerverbrecher wäre. Und dann lässt man mich nach 45 Minuten anstandslos gehen?» «Ich glaube, die Polizei hat die Gunst der Stunde nutzen wollen und einen Vorwand gesucht, um wieder mal in die Räumlichkeiten der Hausbesetzer usw. reinschauen zu können. Sonst hätten sie mich kontaktiert, verhört und gut ist. Angeblich ist die Polizei auf mich durch eine Auskunftsperson gekommen, die mich im Zusammenhang mit der Farbattacke erwähnt habe. Ob es sie überhaupt gibt, was sie genau gesagt hat oder was für Beweise es gegen mich gibt, weiss ich nicht. Weder ich noch mein Anwalt haben bisher Akteneinsicht erhalten. Eine Jacke mit einem Farbfleck und ein paar Arbeitsschuhe von mir wurden an einem der durchsuchten Orte beschlagnahmt. Es hiess dann in der Anklage, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass das die gleiche Farbe wie am Waisenhausposten sei. Dann kann man ja jeden mit farbigen Kleidern anzeigen oder verhaften!»
mit. Was zur Hölle?!, dachte ich. Das ganze Haus wurde kartographiert, also ein genauer Plan der Grundrisse und Räumlichkeiten erstellt.»
samen Alternativen, Einschüchterung. Die Nachricht ist klar: Egal, ob euer Status legal oder illegal ist, wenn wir Informationen über euch wollen, dann holen wir sie uns!»
Lola: «Im Gegensatz zu den meisten meiner Mitbewohner*innen war ich schon wach und befand mich im Aufenthaltsraum im Parterre. Ich wollte gerade in die Schule gehen, als ich heftigen Lärm im Eingangsbereich hörte. Sofort ging ich zum Fenster neben der Eingangstüre und erblickte mindestens zehn Polizisten vor unserem Haus. Erstaunt fragte ich, was hier vor sich gehe. Niemand antwortete! Also stieg ich aus dem Fenster, langsam wütend, und wies sie auf unseren legalen Aufenthalt hin. Anstelle einer Antwort wurde ich gefesselt und in ein Polizeiauto gesetzt. Der Polizistin, die im Auto auf mich aufpasste, schien die Brutalität des Einsatzes nicht recht zu sein, das merkte ich. Dann fuhr man mich nach Bern, wo ich kurz in der Sammelzelle festgehalten und dann ohne weiteren Kommentar entlassen wurde. Ich war lediglich mit Legins und einem Pulli bekleidet, hatte weder PorteMonnaie noch Handy dabei. Aus den Medien erfuhr ich, wie die Polizei die ganze Aktion darstellte: Sie unterstellte mir, dass ich zu fliehen versucht hätte. Ausserdem betonte sie, nicht allen Bewohnenden Augenbinden angelegt zu haben – lächerlich! Ich wurde als Einzige davon verschont.»
«Nach 45 Minuten konnte ich gehen» Begründet wurden die Hausdurchsuchungen durch die von der Polizei vermutete Anwesenheit von Balu. Auf ihn waren beide Durchsuchungsbefehle ausgeschrieben und auch er wird von der Polizei verdächtigt, an der Farbattacke beteiligt gewesen zu sein. Wie gefährlich ist Balu, wenn zwei Häuser mit der Anti-Terror-Einheit gestürmt werden müssen? Und was hätte ihm geblüht, wenn er in einem der beiden Häuser anzutreffen gewesen wäre?
«Wir sind uns sicher, dass die gesuchte Person und die Farbattacke nur als Vorwand dienten. Es gab keine einzige Verhaftung. Die wollten uns fichieren und kriminalisieren, da sie uns nicht kannten und wissen wollten, wer dieses Besetzer*innenkollektiv ist. Die Polizei schlägt so viele Fliegen mit einer Klappe: Übung für die unterforderte Anti-Terror-Einheit, Fichierung von unlieb-
Balu: «Als die Polizei am 1. April die besetzen Häuser stürmte, war ich nicht dort. Als mich jemand anrief und über die Hausdurchsuchungen informierte, dachte ich, dass man mich zum 1. April verarschen will. Zwei Wochen später kam die Polizei bei meiner Freundin und meiner Mutter vorbei. Dort durchsuchten sie aber nichts, sondern fragten lediglich, wo ich mich aufhalte. Zudem riefen sie meine Freundin an ihrem Arbeitsplatz an… Zum Glück nahm sie das Telefon ab, und nicht ihr Chef! Mein Anwalt versuchte nach den Razzien mehrmals, mit der Polizei einen Termin für mich auf dem Posten abzumachen. Aber anstatt darauf einzugehen, wurde er abgewimmelt oder seine Anrufe nicht beantwortet. Niemand hat mich jemals gebeten, vorbei zu kommen – und als mein Anwalt einen Termin einfädeln wollte, wurde das abgelehnt. Das Beste: Nach einem der erfolglosen Versuche meines Anwalts ging die Polizei am nächsten Tag ein zweites Mal bei meiner Freundin vorbei! Irgendwann wurde meinem Anwalt gesagt, dass ich mich persönlich melden müsse.»
Schluss Neben den hier zu Wort gekommenen Personen hatten weitere Kontakt mit der Polizei in der Causa Waisenhausposten; sie auch noch einzubinden, hätte den Rahmen gesprengt. Warum gehen Polizei und Staatsanwaltschaft so rabiat vor, trotz einer mehr als dürftigen Beweislage? Weshalb informiert die Polizei die Medien nicht über Fahndungsergebnisse? Vielleicht, weil es keine gibt? Vielleicht, weil man sich unangenehme Fragen gefallen lassen müsste, etwa zum Thema Verhältnismässigkeit bei Ermittlungen? Vielleicht, weil der Justizapparat mehr an einer Fichierung der Hausbesetzer*innen, Sprayer*innen- und Politszene interessiert ist, als an der konkreten Fallaufklärung der Nacht des 21. Februars 2015? Alle Namen im Text wurden geändert.
Communiqué des Kollektivs Moserstrasse:
http://ch.indymedia.org/de/2015/04/94769.shtml
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Krisenland
Die spinnen, die Griechen! Die Griech*innen stecken in der Krise. Die Arbeitslosenquote stieg innerhalb von fünf Jahren um 15 Prozentpunkte auf 26.1%. Das Jahr 2013 bestückte einen Fünftel der griechischen Bevölkerung mit weniger als 6000 Franken.
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Text: Eder | Illustration: pak
inem Armutsrisiko ausgesetzt zu sein, bedeutet, dass man mit 5’250 Euro pro Jahr über die Runden kommen muss. Menschen, die von diesem Risiko betroffen sind, geben gut einen Drittel ihrer monatlichen Ausgaben (113.60 Euro) für Nahrung aus. Bei Menschen, die nicht von Armut betroffen sind, belaufen sich die Ausgaben für Nahrung (193.78 Euro) auf nicht einmal einen Fünftel des monatlichen Budgets. Eine weitere Statistik zeigt, dass 2012 über die Hälfte der griechischen Haushalte eine Zentralheizung benutzten. In nur einem Jahr reduzierte sich der Anteil griechischer Haushalte, die sich ihre Zentralheizung noch leisten konnten, um einen Drittel. Die Frage, ob diese Haushalte auf eine Alternative umgestiegen sind oder gar nicht mehr heizen, wird nicht beantwortet. Nicht nur die Heizung, auch die Stromversorgung konnten sich immer weniger Griech*innen leisten. Das Handelsblatt berichtete, dass 2013 über einer Viertelmillion Menschen der Strom abgedreht worden sei, da sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Das Erstaunliche dabei ist, dass es nicht an Menschen mangelte, die Strom benötigten, und auch nicht an Strom! Eine Bürger*innenbewegung habe nämlich rund 4000 Wohnungen einfach wieder an das Stromnetz angeschlossen. Geld wärmt nicht Bei den nicht benutzten Zentralheizungen wird es nicht der Fall gewesen sein, dass es kein Öl gab, oder die Heizungen unbenutzbar wurden. Der Strom, das Öl, die Heizungen und die frierenden Menschen; alles ist da. Und wenn alles da ist, könnte man doch einfach weitermachen wie bisher. Doch es kann ja auch nicht sein, dass die Griech*innen einfach so tun, als hätten sie eine Krise. Etwas fehlt ihnen tatsächlich: das Geld.
Es ist nicht so, dass man Geld essen, oder sich daran wärmen könnte. Wieso stört es also, wenn es weg ist? Im Kleinen ist dies einfach zu sehen: «Ohne Moos nix los.» Wenn im eigenen Geldbeutel Krise herrscht, ist es für jede*n verständlich, dass nichts läuft. Man braucht immer Geld, wenn man etwas will. Sei dies nun das Brot im Supermarkt oder das Öl für die Heizung. Und wenn die Bedingung, um an etwas zu kommen, Geld ist, ist umgekehrt auch klar, dass man ohne Geld an nichts kommt. Man ist also grundsätzlich von allem ausgeschlossen. Das Geld ist das einzige Mittel, um an Dinge zu gelangen. Der Ökonom Adam Smith beschrieb das Geld als ein sehr nützliches Mittel für den Warentausch. Smith stellte sich vor, ganz in der Tradition Aristoteles’, wie das Tauschen ohne Geld zuginge: Sein fiktiver Ochsenbesitzer, der Salz möchte, bemerkt schnell, dass sich ein Zehntel eines Ochsen schlecht tauscht. Und so hätten die Menschen das Geld erfunden, weil es sich damit einfach viel besser tauscht. Das Geld wirke wie ein Schmiermittel. Arm ohne Mut Ist es die Lösung, den Griech*innen einfach Geld zu geben? Zuerst wurde das so gemacht. Es wurde auch genau aufgeschrieben, wie viel. Genau so viel, wie die Griech*innen jetzt Schulden haben. Doch irgendwie ist das Schmiermittel nicht besonders nachhaltig und Griechenland benötigt immer mehr davon. Vielleicht kann das billigste Klischee über die Oststaaten auf Griechenland erweitert werden und es muss einfach weiter geschmiert werden, damit etwas läuft. Wenn es nur ein praktisches Schmiermittel ist, ist es ja egal, wie viel Scheine an Griechenland gehen. Papier bedrucken sollte doch noch im Rahmen des Möglichen liegen. Aber schon wieder zeigt sich, dass die Sache nicht ganz so einfach sein kann, zumal die Geldgeber*innen ihr Geld, mitsamt den Zinsen, wieder zurück wollen. Doch jetzt haben die Banken festgestellt, dass die Griech*innen nicht profitabel sind. Es können nicht mal mehr die Zinsen auf die Schulden bezahlt werden. Und wie der Rapper Dezmond Dez zutreffend formuliert: «Was ke Stütz inebringt, het Ungerstützig nid vrdient.» Wenn Waren nur gegen Geld angeboten werden, ist auch klar, dass Geld der einzige Zweck ist. Die Griech*innen stehen also vor dem Problem, dass sie einfach nicht miteinander ins Geschäft kommen. Nicht, weil es nichts zu tun gäbe. Nicht, weil plötzlich Strom, Öl und Heizungen verschwunden wären. Bloss, weil das Geld fehlt. Und wenn plötzlich nicht mehr berechnet werden kann, ob es sich finanziell lohnt, etwas zu tun, kann anscheinend niemand mehr etwas tun. Wenn nur Geld fehlt, heisst dies auch, dass die Dinge alle schon vorhanden sind oder die Herstellung kein Problem ist. Wenn also die Maschine nur läuft, wenn man sie ordentlich schmiert, sollte man nicht darauf hoffen, dass sie sich eines Tages anfängt von selbst zu schmieren, sondern eine neue Maschine bauen.
Über den Becherrand
Laudatio
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Text: Eva Hardmeier
a steh ich nun im Rampenlicht, fad und glanzlos, aber zuoberst und am längsten von allen. Ein betörender lila Lilienduft bringt uns alle fast um den Verstand. Der Duft lullt mich ein und hindert mich beinahe daran, aufmerksam ins Publikum zu schauen. Da kommen ältere Damen mit kurzen grauen Haaren und schon immer gelben Brillengläsern. Da kommen begabte und vor Energie strotzende Spoken-Word-Artistinnen mit süssen kleinen Buben. Da kommen Deutsch sprechende Lyriker, deren Ursprungsdialekt man ihnen kaum mehr anhört. Und endlich, während des Applauses komme ich zum Einsatz, eine ausgetrocknete Kehle lechzt nach mir, ich werde an einen Mund geführt. Ein kleiner Schluck, eine kleine Freude und da steh ich wieder, allein aber immer noch zuoberst. Unser Dasein ist normalerweise von kurzer Dauer und wir werden schamlos ausgewechselt. Nicht so an diesem Abend. Die Laudationen sind gehaltvoll, die Preisträger*innen haben die Preise wirklich verdient und der Bandoneonspieler zieht alle in seinen Bann. Meine zweite und dritte Besetzung stehen noch unscheinbarer als ich unter dem schlichten Stehpult am Boden – so ist das traurige Dasein der Zweitbesetzungen – und verharren vergeblich. Ah! Wieder eine trockene Kehle, ich kann es kaum fassen, ich komme zu einem zweiten Einsatz. Ich werde angehoben und an eine bärtige Lippe geführt, die Hand ist zu zittrig und ich werde unverrichteter Dinge wieder hingestellt. Der Laudator für die Dame mit den gelben Brillengläsern packt mich, während alle Hände des Publikums klatschend in die Höhe ragen, und die dritte Lippe fühlt meinen Becherrand. Wieder werde ich nicht ausgewechselt. Ich frohlocke und geniesse es, als wäre es auch mein Applaus. Wenn starke Worte es schaffen, uns zur unbedeutendsten Nebensache zu machen, es vergessen geht, uns auszuwechseln und niemand es bemerkt, dann sind ein literarischer Abend und eine Preisverleihung wirklich gelungen. Ich wünsche mir, nächstes Jahr aus Glas zu sein, dass Unbeutendes an Kraft und Wichtigkeit gewinnt und dass vielleicht der Lapsus meines langen Daseins auf dem schlichten Pult sich wiederholen wird.
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Ã&#x153;NF PATRONENHÃ&#x153;LSEN (DDR in Müller-Stahl, Manfred h Thein u.a., OV, 84 Min.
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F r a u e n r a u m â&#x20AC;&#x201A;gâ&#x20AC;&#x201A;EA6N NDJGH:A; â&#x20AC;&#x201C; Jamsession für Frauen
D a c h s t o c k â&#x20AC;&#x201A;gâ&#x20AC;&#x201A;96G@H>9: / Style: DrumnBass
F r a u e n r a u m â&#x20AC;&#x201A;gâ&#x20AC;&#x201A;:BEDL:GB:CI 96N - Der Gleichstellungstag der Schweizer Musikbranche â&#x20AC;&#x201C; HELVETIAROCKT: «offen für alle Geschlechter». Programm siehe: www.helvetiarockt.ch, www.frauenraum.ch und www.progr.ch.
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K i n o â&#x20AC;&#x201A;gâ&#x20AC;&#x201A;Filmclub UniBe: 9G:6B:GH (I, F, UK 2003), von Bernardo Bertolucci, mit Eva Green, Michael Pitt, Louis Garrel u.a., OV/d, 115 Min.
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K i n o â&#x20AC;&#x201A;gâ&#x20AC;&#x201A;Expatriates II: =>EE>: B6H6A6 (CH 2006), Dokumentarfilm von Ulrich Grossenbacher, Damaris Lüthi, Musik: Disu Gmünder, Shalil Shankar, OV/d, 93 Min.
T o j o T h e a t e r â&#x20AC;&#x201A;gâ&#x20AC;&#x201A;9>88>AAJ½
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½ Von cie. dysoundbo. Beren vier Tänzerinnen und eine sgefühl.
IM JUNI 15
KINO N Nach dem Zyklus mit Wunsch-Filmen des Kino-Kollektivs im April lassen wir die Saison vor der Sommerpause ausklingen mit dem Abarbeiten der Anfragen, die an uns gestellt wurden, bestimmte Filme zu zeigen, uns angetragene Themen zu behandeln, die wir für wichtig halten: Das Juni-Programm ist ebenso bunt, aber weitgehend fremdbestimmt.
FREITAG, 19., AB 21 UHR
Filmclub UniBe – Vom Hörsaal auf die Barrikaden:
Dreamers (I, F, UK 2003), von Bernardo Bertolucci, mit Eva Green, Michael Pitt, Louis Garrel u.a., OV/d, 115 Min.
SAMSTAG, 6., AB 20.00 UHR
DONNERSTAG, 11., AB 20.30 UHR
SAMSTAG, 13., AB 21 UHR
Die lachenden Schuhe – Leben mit Down-Syndrom
UNJA Jugend:
Gentrifizierung II:
(AT 2014), Dokumentarfilm von Leo Decristoforo
Fünf Patronenhülsen
und Sonja Christine Wechselberger, Musik: Sascha
(DDR 1960), von Frank Beyer, mit Armin Müller-
Sound & Chaos – The Story of BC Studios
Pedrazzoli und Hannes Fankhauser, mit Steffi Bau-
Stahl, Manfred Krug, Erwin Geschonneck, Ulrich
(USA 2014), Dokumentarfilm von Sara Leavitt und
er, Hannes Fankhauser, Maria Kirchmair, Walter
Thein u.a., OV, 84 Min.
macherin Sonja Christine Wechselberger
Hannes spielt Akkordeon, komponiert und malt, er hat mit seinen MusikerfreundInnen eine CD aufgenommen. Steffi spielt mit großer Leidenschaft Saxophon. Maria tanzt für ihr Leben gerne und spielt Akkordeon. Walter war Teilnehmer bei den Special Olympics und liebt die Klangschalen. Vier Menschen erzählen von ihrem Leben und lassen uns an ihrer Freude zur Musik teilhaben. Die Diagnose Down Syndrom spielt in ihrem Leben keine Rolle. «Die lachenden Schuhe» ist eine stimmungsvolle Collage von vier begabten Menschen – ein Film, der von der Lust am Leben erzählt. Ein Film, der berührt und bewegt.
Ryan C. Douglass, mit Martin Bisi, Bill Laswell, Michael Gira, J.G. Thirlwell, Lee Ranaldo u.a., OV, 71
Prieth, OV, 45 Min. – Mit Anwesenheit der Filme-
Während des spanischen Bürgerkrieges wird der deutsche Kommissar Witting schwer verwundet. Er übergibt seinen fünf Interbrigadisten eine Meldung für den Stab, in Einzelstücken aufgeteilt und in fünf Patronenhülsen gesteckt. Zusammenhalten und durchkommen, heißt die Devise. Jedoch sind die Faschisten ihnen Dicht auf den Fersen durch das karge Berggebiet, und der täglich wachsende Durst droht ihnen den Verstand zu rauben.
Min. – Schweizer Erstaufführung mit Anwesenheit des Studio-Inhabers, Produzenten und Musikers Martin Bisi
Im Frühjahr 1968 begegnen sich vor der geschlossenen Cinémathèque Française in Paris drei Cineasten: ein Student aus San Diego und ein französisches Geschwisterpaar. Isabelle und Theo nehmen ihren neuen Feund Matthew mit in die großbürgerliche Wohnung ihrer Eltern im Quartier Latin. Als die Eltern am nächsten Morgen in Urlaub fahren, bleiben die drei 20-Jährigen zusammen, spielen sich Filmszenen vor und schaffen ihre eigene Wirklichkeit. DREAMERS
FÜNF PATRONENHÜLSEN
DIE LACHENDEN SCHUHE
DONNERSTAG, 25., AB 20.30 UHR
Expatriates I:
Chaco Fieber (CH, Paraguay 2013), Dokumentarfilm von Cyrill Wunderlin, OV, 102 Min. SOUND & CHAOS
MITTWOCH, 10., AB 20.30 UHR
Filmclub UniBe – Vom Hörsaal auf die Barrikaden:
E Nachtlang Füürland (CH 1981), von Clemens Klopfenstein & Remo Legnazzi, mit Max Rüdlinger, Christine Lauterburg, Marlene Egli u.a., OV, 90 Min., mit einer kurzen
FREITAG, 12., AB 21 UHR
Gentrifizierung I:
Einführung durch Remo Legnazzi
Buy Buy St. Pauli
Bern, 13. Januar: Neujahrsempfang des Bundespräsidenten − Diplomaten in Staatskarossen fahren vors Bundeshaus. Max Gfeller, Sprecher bei Radio Schweiz International, holt sich für seine Arbeit die gedruckte Rede von Bundespräsident Furgler. Darin ist viel von Menschenrechten und vom Anspruch jedes Einzelnen auf ein bisschen Glück die Rede. In der Stadt demonstriert die Berner Bewegung für ein autonomes Jugendhaus. Max, der alte 68er, wird mit der politischen Realität, dem Frust im Job, den Schwierigkeiten in seiner langjährigen Beziehung und der Verunsicherung seiner Stellung im Berner «Kuchen» konfrontiert. Er versucht, in der Nacht vom 13. Januar einen sauberen Schnitt durch sein Leben zu machen und nach Feuerland auszuwandern, wo er alles anders anpacken möchte... «Wir haben versucht, einen Augenblick, eine Nacht lang unser Umfeld wiederzugeben, die Menschen, denen wir in der Kneipe begegneten, sich selbst darstellen zu lassen. Hoffnungen und Wünsche im Bild festzuhalten, weil es im Film eher möglich ist als im Alltag. Wir haben unsere Zweifel und Verunsicherungen durch Max aussprechen lassen oder eben auch die Unfähigkeit, dies zu tun.» (Clemens Klopfenstein)
czak und Steffen Jörg, OV, 86 Min.
(D 2014), Dokumentarfilm von Irene Bude, Olaf Sob-
Vergammeln lassen, räumen, abreißen, neu bauen, abkassieren? Die Esso-Häuser stehen exemplarisch für einen überall – und nicht nur auf St. Pauli – stattfindenden Verdrängungsprozess. 2009 hat ein großes Immobilienunternehmen die Häuser gekauft, nachdem ihr Vorbesitzer jahrzehntelang seinen Instandhaltungspflichten nicht nachgekommen ist. Die Häuser sollen abgerissen werden und einem stark verdichtetem Neubau weichen. Hinter den angeblich so hässlichen Fassaden der Nachkriegsmoderne-Häuser leben Menschen, die ihr Zuhause lieben: Ihre gemütlich eingerichteten Wohnungen, die gewachsene Kiez-Nachbarschaft, die aufgrund der kleinen Wohnungsgrößen erschwinglichen Mieten. Viele von ihnen haben ihre Wohnungen bezogen, lange bevor es hip und teuer wurde, auf St. Pauli zu wohnen. Und viele von ihnen haben Angst, auf dem angespannten Wohnungsmarkt keine neue Bleibe in ihrem Stadtteil zu finden. Ähnlich geht es den Gewerbetreibenden in den EssoHäusern: Neue Flächen auf St. Pauli für ihre kiez-typischen Betriebe aufzutun, bedeutet gezwungenermaßen, sich in Konkurrenz zu zahlungskräftigen Gastro-Ketten zu begeben.
Als Produzent ist der New Yorker eine Legende: In seinem BC Studio, welches er mit Hilfe von Brian Eno und Bill Laswell Anfangs der 80er-Jahre in einem leer stehenden FabrikKomplex in Brooklyn aufgebaut hat, zeichnet Martin Bisi verantwortlich für die Produktion von Werken von Sonic Youth, Swans, Unsane, Foetus, Dresden Dolls, Cop Shoot Cop, Bill Laswell & Material, Africa Bambaata, John Zorn, The Boredoms, Boss Hog und unzähligen anderen. Zusammen mit Material nahm er für Herbie Hancock den Basis-Track zu dessen Single «Rock It» auf, die erste kommerzielle Aufnahme mit einem DJ, der das Scratching praktiziert. Der Dokumentarfilm zeichnet mit Interviews und einer Menge von Archivmaterial seine und die Geschichte des BC Studios nach, womit er gleichzeitig eintauchen lässt in die Musik-Geschichte dieser nicht nur in New York sehr produktiven Zeit, mit dem Aufkommen von Hip Hop und verschiedenen Spielarten, Punk ein neues Gesicht zu geben. Der Film entstand nicht zuletzt aus dem Gefühl der Bedrohung heraus, die die fortschreitende Gentrifizierung der einst verrufenen Umgebung der FabrikGebäude darstellt, den Punkt absehbar macht, da er sein während über dreissig Jahren betriebenes Studio wird aufgeben müssen: Zeit, die Geschichte dieses Ortes aufzuzeichnen, nebenbei ein umfassendes Stück Musik-Geschichte vermittelnd – und nahe an den Mann herangehend, der uns durch die Gemäuer führt, in denen so manches Album entstanden ist, das in keiner einschlägigen Plattensammlung fehlen dürfte. Martin Bisi wird bei dieser ersten Aufführung von «Sound & Chaos» in der Schweiz anwesend sein und bereit, Fragen zu beantworten, Gespräche zu führen.
Rosaleda, mitten im paraguayanischen Buschland des «Gran Chaco» gelegen, ist lediglich von rund 25 Menschen, mehrheitlich Schweizern bevölkert. Der Chaco ist ein riesiges Buschland, welches sich über Paraguay, Argentinien und Bolivien erstreckt. Im Film Chaco Fieber werden fünf Leute aus dem Dorf porträtiert. Der Film zeigt auf, wie sie ihren Alltag organisieren: Ihr Umgang mit der sozialen, ökonomischen und geografischen Isolation wird thematisiert und es wird klar, welchen Reiz das Leben in der harten Natur hat. Grosse Gefühle wie Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer sind wichtige Faktoren für die Leute, die dort ihr Leben neu zu organisieren versuchen! FREITAG, 26., AB 21 UHR
Expatriates II:
Hippie Masala (CH 2006), Dokumentarfilm von Ulrich Grossenbacher, Damaris Lüthi, Musik: Disu Gmünder, Shalil Shankar, OV/d, 93 Min.
Ende der 1960er Jahre zogen tausende Blumenkinder auf der Suche nach Erleuchtung gen Asien. Es waren so viele, dass indische Bauern hinter der Wanderbewegung eine grosse Dürre im Westen vermuteten. Die meisten der Aussteiger kehrten bald wieder in ihre Heimat zurück. Doch einige blieben. Wie der Italiener Cesare, der gemeinsam mit anderen Asketen in einer abgelegenen Höhle wohnt und als Yogi nach geistiger Befreiung strebt. Oder Hanspeter aus dem Emmental, der sich als Bergbauer in Nordindien seine eigene Schweiz zimmert. Für die Einheimischen wird der Mann mit der ewig glühenden Haschpfeife aber wohl immer ein Fremder bleiben. Ein Trip zu den Wurzeln der Gelassenheit.
davor und da nach ins: Mittwochs mit Spezialitäten abenden.
SOUS LE PONT
E NACHTLANG FÜÜRLAND HIPPIE MASALA
MITTWOCH, 3.
AB 18.30 UHR
Lamm-Spezia
litäten Ein Lamm au von indisch bi f viele Arten: s französisch MITTWOCH, 10
. AB 18.30 UH
Südafrika-Sp
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MITTWOCH, 17
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. AB 18.30 UH
Tartar-Spezia
der Sommer
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roh und frisch
bon appétit
DIENSTAG, 2., AB 19.30 UHR DONNERSTAG. 4., AB 19.30 UHR
Herzog Blaubarts Burg Oper in einem Akt Regie: Joachim Schlömer; Musikalische Leitung: Kevin John Edusei; Bühne: Joachim Schlömer; Kostüme: Heide Kastler; Dramaturgie: Xavier Zuber; Musik: Berner Symphonieorchester
Béla Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» ist ein an Symbolen und psychologischen Motiven reiches Kunstwerk, ein «Mysterium in einem Akt». Wie schon zuvor u. a. Charles Perrault und Ludwig Tieck, nahezu zeitgleich Alfred Döblin und später Max Frisch liess sich der junge Bartók – er war 30 Jahre alt – für seine einzige Oper vom Blaubart-Märchen inspirieren. Dieses erzählt von Judith, die dem geheimnisvollen Blaubart auf seine Burg folgt, wo sie mit ihrem Geliebten in Abgeschiedenheit leben will. Um sein Innerstes zu erblicken, bittet sie ihn, die sieben Türen der Eingangshalle zu öffnen – und wird nach und nach mit einem Panoptikum des Grauens konfrontiert. Hinter den ersten fünf Türen, die den Blick freigeben auf Folterkammer, Waffenkammer, Schatzkammer, Garten
und Blaubarts' Land, scheint Blut zu kleben. Allen Warnungen zum Trotz, öffnet sie auch die letzten beiden Türen. Hinter der sechsten liegt ein See voller Tränen verborgen, aus der siebenten aber treten drei Frauen, die Morgenröte, die Mittagssonne und die Abenddämmerung, hervor – und Judith ist verdammt, von nun an als vierte im Bund der verlorenen Frauen als Dunkelheit der Nacht auf ewig in Herzog Blaubarts Burg zu bleiben. Unter dem Eindruck von Richard Strauss’ «Also sprach Zarathustra», bei gleichzeitiger intensiver auseinandersetzung mit ungarischer Volks- und Bauernmusik löste sich Bartók in «Herzog Blaubarts Burg» von der Alleinherrschaft des bisherigen Dur und Mollsystems. Er schuf um Herzog Blaubart und Judith eine differenzierte Klangwelt, in der das Licht der liebenden Judith immer wieder in der abgrundtiefen Dunkelheit von Blaubarts Burg erstickt wird.
IM JUNI 15
GROSSE HALLE SONNTAG, 7. JUNI, 8.00-16.00 UHR
Flohmarkt
Marktbeginn & Hallenöffnung & Spontanreservation ab 7.00 Uhr. Platzweitergabe ab 8.30 Uhr. Maximal 5 m Pro Stand.
FREITAG, 12. / SA. 13. / SO. 14., JE 20.30 UHR
Together
Von Paraform/Marcel Schwald. Details siehe Tojo-Programm
IM JUNI 15
DACHSTOCK
FREITAG 5., AB 23.00 UHR
DIENSTAG, 9., AB 20.00 UHR
SONNTAG 14., AB 20.00 UHR
DONNERSTAG 18., AB 19.30 UHR
Midlilux
Early Show!!!
Im Rössli
Early Show!!!
OCTO OCTA live
TINARIWEN Azawad, Mali
MARTIN BISI & BAND USA/D
HIGH ON FIRE US
MØDULAR live (AFS), RACKER (Midilux, bons vi-
Die Überväter des Tuareg-Blues kommen zu uns und das ist hausintern bereits seit längerem Anlass grosser Freude. Seit ihrer Gründung 1982 in Algerien, haben sich Tinariwen nämlich nicht nur musikalisch entwickelt, sondern sich immer wieder auch politisch gegen die Unterdrückung ihres Volkes engagiert. Das Nomadenfolk wird in der Sahelzone seit den 60ern übelst getriezt und es überrascht somit nicht, haben Tinariwen, gerade durch ihren Aktivismus, vielerorts Sympathien in der Gegenkultur erlangt. Ihr Sound basiert auf traditionellen Tuareg Rhythmen,
Als Produzent ist der New Yorker eine Legende: In seinem BC Studio, welches er mit Hilfe von Brian Eno und Bill Laswell Anfangs der 80er-Jahre in einem leer stehenden FabrikKomplex in Brooklyn aufgebaut hat, zeichnet Martin Bisi verantwortlich für die Produktion von Werken von Sonic Youth, Swans, Unsane, Foetus, Dresden Dolls, Cop Shoot Cop, Bill Laswell & Material, Africa Bambaata, John Zorn, The Boredoms, Boss Hog und unzähligen anderen. Zusammen mit Material nahm er für Herbie Hancock den Basis-Track zu dessen Single «Rock It» auf, die erste kommerzielle Aufnahme mit einem DJ, der das
Musiktheoretische Schnellbleiche: Stoner Doom ist bretthartes Metall-Riffgetöse, Psychedelic beeinflusst, mit klar auszumachenden Grunge-Elementen. Entstanden Anfang der 90er Jahre, in Kalifornien. Pionierbands: The Melvins, Kyuss, Earth oder Sleep - underground Kultformationen - und allesamt werden sie von verschiedensten Künstlern immer wieder als wichtigen Einfluss genannt. Matt Pike – selber Gründungsmitglied von Sleep – startete 1999 ein neues Projekt mit Drummer Des Kensel und Basist Jeff Matz, «High on Fire» nennen sie sich und die Band ist seither Ventil für immer neue Vermengungen von
100% Silk, Running Back / New York, USA
vants), FABIEN (Midilux, Rotary Club)
Zum Ende der aktuellen Midilux Saison gehen wir tief in den New Yorker Underground. Octo Octa ist der noch junge Brooklyner House Produzent Michael Morrison. Mit dem Label 100% Silk aus LA hat er mit seinem emotionalen, Deep House seine musikalische Heimat gefunden. Seine Fangemeinde wächst auch konstant über dem Atlantik. Sein neustes Release «More Times» erschien dieses Jahr auf Gerd Jansons Label «Running
Support: IMARHAN Mali
TINARIWEN
Back». Das Berner Live-Duo Mødular hat seine Wurzeln in unserer geliebten Reitschule. Die zwei Produzenten Beats on Demand & Difracctive hatten ihre Live-Act Premiere am Gaumenschmaus des Kollektivs «Ameise Free System» im Rössli. Nun beehren sie mit ihrem Hardware orientiertem Set-Up den grossen Dachstock. Gleich beide unserer Midilux Residents Racker & Fabien werden vor & nach den Live-Acts ihre Lieblingsplatten spielen & uns in die Sommerpause tanzen lassen.
nordafrikanischem Folk eigentlich, diese sind die Grundlage des unverwechselbar warmen Timbres. Die vornehmlich synkopierten Takte werden mit Blues und Psychedelic angereichert, nichts Kompliziertes im Prinzip. Schön trocken, leichter Drone, unglaublich eingängig, eigentlich muss man es einfach lieben. Es bleibt zu hoffen, dass sich die schon etwas gesetzteren Herren in der Reitschule zuhause fühlen werden und sie in Höchstform aufspielen werden, ihr Ruf eilt ihnen auf jeden Fall voraus.
SAMSTAG 6., AB 22.00 UHR
FREITAG, 12., AB 23.00 UHR
CHLYKLASS
Albumtaufe «Wieso immer mir?» Ausverkauft!!! Keine Abendkasse!! Afterparty: MAX POWER, LINK & SKOOB
Mit über 30 Veröffentlichungen und Konzerten auf nahezu allen Bühnen der Deutschschweiz ist das Berner Hiphop-Kollektiv Chlyklass ein fester Bestandteil der Schweizer Musikszene. So prägte der 1999 gegründete Zusammenschluss der Bands Wurzel 5, Baze, Greis und PVP mit etlichen Alben wie «Eifach Nüt», «D‘ Party isch vrbi», «Jugendsündä» oder «Eis» ein ganzes Jahrzehnt des Mundart-Raps in der Deutschschweiz. Zehn Jahre nach dem letzten offiziellen Gemeinschaftsprojekt «Ke Summer» veröffentlicht die Chlyklass im Mai 2015 mit ihrem Album «Wieso immer mir?» einen neuen Tonträger, welcher nun im Dachstock unter Getöse getauft werden soll.
C'est Berne
PROFONDO Walfisch Rec. , NICOLA KOCH Mischkultur, VIGNERON und COSIE Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! Gemessen an einer Kleinstadt geht in Sachen elektronische Tanzmusik in Bern einiges ab! C’est Berne widmet sich einheimischem Tanzmusikschaffen und präsentiert vier lokale DJs.
SAMSTAG 13., AB 21.00 UHR
SOUND & CHAOS THE STORY OF BC STUDIO im Kino, Reitschule, Bern; Details siehe Rössli USA, 2014, Sara Leavitt & Ryan C. Douglass, feat. Martin Bisi, Bill Laswell, JG Thirlwell, Michael Gira a.m.o. - CH-PREMIÈRE
Scratching praktiziert. Der Dokumentarfilm zeichnet mit Interviews und einer Menge von Archivmaterial seine und die Geschichte des BC Studios nach, womit er gleichzeitig eintauchen lässt in die Musik-Geschichte dieser nicht nur in New York sehr produktiven Zeit, mit dem Aufkommen von Hip Hop und verschiedenen Spielarten, Punk ein neues Gesicht zu geben. Der Film entstand nicht zuletzt aus dem Gefühl der Bedrohung heraus, die die fortschreitende Gentrifizierung der einst verrufenen Umgebung der FabrikGebäude darstellt, den Punkt absehbar macht, da er sein während über dreissig Jahren betriebenes Studio wird aufgeben müssen: Zeit, die Geschichte dieses Ortes aufzuzeichnen, nebenbei ein umfassendes Stück Musik-Geschichte vermittelnd – und nahe an den Mann herangehend, der uns durch die Gemäuer führt, in denen so manches Album entstanden ist, das in keiner einschlägigen Plattensammlung fehlen dürfte. Martin Bisi wird bei dieser ersten Aufführung von «Sound & Chaos» in der Schweiz anwesend sein und bereit, Fragen zu beantworten, Gespräche zu führen. Am Sonntagabend wird zudem im Rössli das Konzert von Martin Bisi, der im Studio bis auf das Schlagzeug alle Instrumente selbst einspielt, und zwei Mitmusikern aus Berlin stattfinden. Vor einem Jahr ist mit «Ex Nihilo» sein fünftes Album unter eigenem Namen erschienen. Wie alles, worin er seine Hände im Spiel hat, entzieht sich seine eigene Musik jeglicher Kategorisierung – weshalb er sie der Einfachheit halber als Post-Rock bezeichnet, ohne dass sie notwendigerweise so tönt wie etwas anderes was unter diesem Namen segelt. «The Set is definitely a New York style, No Wave, Psych, Post-Punk experience», meint er.
Metal, Sludge, Stoner und Doom. Das Trio bestreitet unzählige Touren und beteiligt sich genretypisch an unzähligen Kollaborationen innerhalb der Szene. Dadurch erspielen sie sich einen hervorragenden Ruf, auch weit über die Landesgrenzen hinaus und werden beispielsweise in Japan sehr hoch gehandelt. Die Jungs brüten zurzeit über einem neuen Album und auf ihrer Europatour werden erstmals Stücke von diesem Werk live zu hören sein, wir sind gespannt.
SAMSTAG 20., AB 23.00 UHR
Darkside
BAD COMPANY UK & MC GQ DEEJAYMF, TONI B, NICKY F & BADBOY MC
Im Juni präsentiert die Darkside mit Bad Company UK noch einen echten Leckerbissen vor der Sommerpause. Jason Maldini hat 2008 die letzte Darksidebestritten und wird im Juni zusammen mit Vegas sowie MC GQ den Dachstock beschallen.
BAD COMPANY UK
IM JUNI 15
RÖSSLI MITTWOCH, 10., AB 20.00 UHR
Blockföte des Todes
Als Blockflöte des Todes Mastermind Matthias Schrei die ersten paar Zeilen für sein inzwischen fünftes Album geschrieben hatte, sagte er zu seiner Frau: «Du, ich glaube, ich mache jetzt was mit Gehalt». Die freute sich und fragte, was für einen Job er sich denn suchen wolle. Aber Schrei hat lieber seine Platte fertig gemacht und schon beim ersten Lied wird einem warm ums Herz. Eine butterweiche Gitarre spielt fragile Töne und die sonst so böse Blockföte singt vom Zusammenleben mit seiner frisch geborenen Tochter. Eine Bratsche gesellt sich dazu und wird nach wenigen Takten von zwei Violinen unterstützt. «Mach was du willst, du sollst ja alles probieren – nur bitte später nicht BWL studieren.» Schreis Sprache ist erfrischend direkt und schnörkellos; die Bilder stecken
DONNERSTAG, 4., AB 21.00 UHR
Baseball Bat Boogie Bastards PLATTENTAUFE «GO GO HIPPO» support: Trixie Trainwreck DE
The Baseball Bat Boogie Bastards were founded by the Bogo-Family in 2009. From the beginning the Bastards had a wide range of influences in their music. Rock n’ RollGuitar player Ädu Bogo, Metal-Bass player Ritchu Bogo and Jazz-Drummer Mitchu Bogo mixed 50ies Rockabilly / Country, 60ies Garage-Trash and 70ies Punk to a wild rocking sound. Since 2011 the Bastards became more and more an old-school Psychobilly Band. The rhythms got faster and the bass lines crazier. The songwriting is now made by the entire band itself and cover songs are played less and less. With a clear guitar, a small Standup-Drumset and a slapping Bass, the Bastards always keep the songs simple but their influences are still hearable. To this day it’s difficult to categorize them in a genre, which is exactly what they want: Being independent of all things, which may restrict them in their musical uniqueness. www.bastardos.ch
TRIXIE TRAINWRECK NO MAN BAND «For those of you who have not yet heard Trixie Trainwreck and her No Man Band, I would hurry up. Trixie will never be lost to Berlin, but with her cultivated look and talent, we will soon only be able to see her between world tours. With a rock steady rhythm guitar strum and the round boom of her one woman band bass drum, Trixie poured out heartfelt country ballads, with an occasional rock and roll growl, just in case you might think its an angel singing. Catch her while you can.» (- Kevin Fletcher/ Indie Berlin) «Best one girl band ever!» (-Papa Roland/ Squoodge Records) TRIXIE TRAINWRECK NO MAN BAND
MARTIN BISI DONNERSTAG, 11., AB 21.00 UHR
«ANTI RADIO» Record Release Brain & Device Records
Mit ihrem ersten Release «Beat Enoteca» vor knapp 2 Jahren, haben sich «Brain & Device Records» bereits eine solide Fanbase erarbeitet und vor allem in der Beatmakerszene der Schweiz heftigst Staub aufgewirbelt. Nun steht das zweite Vinyl unter ihren Fittichen an – «ANTI RADIO», instrumental Hip-Hop aus Basel – und die Platte muss natürlich gebührend getauft werden. Das Rössli lädt somit zu diesem supersmoothen Release und wir dürfen uns auf verschiedene Livesets – unter anderem vom Lokalmatadoren und Brain & Device Mitbegründer” Funk Bastard – freuen. https://brainanddevicerecords.bandcamp.com
SONNTAG, 14., AB 20.00 UHR IM RÖSSLI REITSCHULE BERN
Martin Bisi & Band USA/D
Martin Bisi guitar 2-credit Nicole Capobianco Am Sonntagabend wird im Rössli das Konzert von Martin Bisi, der im Studio bis auf das Schlagzeug alle Instrumente selbst einspielt, und zwei Mitmusikern aus Berlin stattfinden. Vor einem Jahr ist mit «Ex Nihilo» sein fünftes Album unter eigenem Namen erschienen. Wie alles, worin er seine Hände im Spiel hat, entzieht sich seine eigene Musik jeglicher Kategorisierung – weshalb er sie der Einfachheit halber als Post-Rock bezeichnet, ohne dass sie notwendigerweise so tönt wie etwas anderes was unter diesem Namen segelt. «The Set is definitely a New York style, No Wave, psych, post-punk experience», meint er.
SONNTAG, 14., AB 21.00 UHR
Martin Bisi & Band USA/D MITTWOCH, 17., AB 20.00 UHR
SAMSTAG, 13. AB 21.00 UHR IM KINO IN DER REITSCHULE BERN
BLOCKFÖTE DES TODES
Sound & Chaos The Story of BC Studio
(USA, 2014), Sara Leavitt & Ryan C. Douglass, feat. Martin Bisi, Bill Laswell, JG Thirlwell, Michael Gira
nicht in den Worten, sondern entstehen im Kopf. Überhaupt wirkt die Blockföte erwachsener, seine Alltagsbeobachtungen sind noch feiner geworden, noch ehrlicher. «Passiert nicht oft, dass wir uns streiten. Dazu haben wir zu viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel gemeinsame Schulden. Manchmal frag’ ich mich ob wir uns nur deswegen noch erdulden.» Das soll aber nicht heißen, die Flöte sei gar nicht mehr albern und verspielt. Nach dem ersten Hören des Albums wird es nahezu unmöglich, ohrwurmfrei an der Obstauslage im Supermarkt vorbei zu gehen. «Mampfe Mango mit mir! Mango, Mango die ganze Nacht.» Meistens befindet sich Schrei auf dem schmalen Grat zwischen blödsinnig und tiefgründig. Bei «I kissed a boy» verweist er charmant auf die leider immer noch zahlreich vorhandenen homophoben Spinner hierzulande und gipfelt in «Bart auf Bart und trotzdem zart». «Fifty Shades Of Earl Grey» macht Lust auf Tee und mal wieder aufmerksam Musik genießen. Wer gerade keinen Plattenspieler zur Hand hat, dem sei die digitale Variante ans Herz gelegt. Die ist nämlich für den audiophilen Wohlfühlfaktor direkt vom Vinyl in Einsen und Nullen gewandelt worden*. Zum Schluss singt Schrei noch ein rührendes Schlaflied, das er für seine Tochter geschrieben hat. «Bitte schlaf jetzt ein, damit ich hier nicht länger sitz’ – deine Mama hat gesagt, sie wär’ grad spitz.» Wahrscheinlich können das alle Eltern nachvollziehen. ALLE. www.blockfloetedestodes.de *Viele Menschen sind der Meinung, dass Schallplatten viel schöner klingen als CDs. Einige davon wis-
a.m.o. – CH-Première
Als Produzent ist der New Yorker eine Legende: In seinem BC Studio, welches er mit Hilfe von Brian Eno und Bill Laswell Anfangs der 80er-Jahre in einem leer stehenden FabrikKomplex in Brooklyn aufgebaut hat, zeichnet Martin Bisi verantwortlich für die Produktion von Werken von Sonic Youth, Swans, Unsane, Foetus, Dresden Dolls, Cop Shoot Cop, Bill Laswell & Material, Africa Bambaata, John Zorn, The Boredoms, Boss Hog und unzähligen anderen. Zusammen mit Material nahm er für Herbie Hancock den Basis-Track zu dessen Single «Rock It» auf, die erste kommerzielle Aufnahme mit einem DJ, der das Scratching praktiziert. Der Dokumentarfilm zeichnet mit Interviews und einer Menge von Archivmaterial seine und die Geschichte des BC Studios nach, womit er gleichzeitig eintauchen lässt in die Musik-Geschichte dieser nicht nur in New York sehr produktiven Zeit, mit dem Aufkommen von Hip Hop und verschiedenen Spielarten, Punk ein neues Gesicht zu geben. Der Film entstand nicht zuletzt aus dem Gefühl der Bedrohung heraus, die die fortschreitende Gentrifizierung der einst verrufenen Umgebung der FabrikGebäude darstellt, den Punkt absehbar macht, da er sein während über dreissig Jahren betriebenes Studio wird aufgeben müssen: Zeit, die Geschichte dieses Ortes aufzuzeichnen, nebenbei ein umfassendes Stück MusikGeschichte vermittelnd – und nahe an den Mann herangehend, der uns durch die Gemäuer führt, in denen so manches Album entstanden ist, das in keiner einschlägigen Plattensammlung fehlen dürfte.
sen sogar warum. Als logische Konsequenz hat Bo
Martin Bisi wird bei dieser ersten Aufführung von
Kondren beim Mastering eine dynamische Version
«Sound & Chaos» in der Schweiz anwesend sein
des Albums auf eine Dubplate geschnitten und über
und bereit, Fragen zu beantworten, Gespräche zu
ein in Hörtests ausgewähltes System zurück in den
führen.
The Goddamn Gallows
support: Fat Footed Fish Farmers
The Goddamn Gallows came from the heart of America’s Rust Belt, arising from a night of flophouse violence. Drifting across the states, they cemented their sound in Portland, OR and later in Los Angeles, CA, where they lived in abandoned buildings, squatter camps, storage units and shoebox apartments. In 2007, they left everything behind and spent the next 4 years living out of whatever vehicle would get them to the next town. Building upon their original sound of twanged-out, punk rock gutterbilly (Life of Sin 2004 and Gutterbillyblues 2007), they began picking up stray musicians along the way and adding to their sound; washboard, accordion, mandolin and banjo (Ghost of th’ Rails 2009 and 7 Devils 2011) creating a sound referred to as «hobocore», «gypsy-punk» or «americana-punk», while never being stuck in any one sound.
DONNERSTAG, 18., AB 22.00 UHR
HEU, STROH & HAFER
Seit nunmehr 5 Jahren sind sie ein Paar, Heu, Stroh & Hafer und die Rössli Bar! Electronic Dance Music at his best, Lokalmatadoren an den Tellern und Lokaldompteure an der Bar, so muss es sein!
MITTWOCH, 24., AB 20.00 UHR
Offene Bühne
Neu! Die Offene Bühne im Rössli! Neu ab 21h! Wie immer 15 Minuten für Dich! Alles ist möglich! Anmeldungen vor Ort herzlich willkommen!
DONNERSTAG, 25., 21.00 UHR
THE SEX ORGANS Single Release Party
Rechner gespielt, ehe die finalen Bearbeitungen stattfanden. Die CD beginnt mit dem Aufsetzen der Nadel und endet mit der Auslaufrille.
The Sex Organs from outer space! Intergalactic sex n’ roll!
TAL DER SCHURKEN
TOGETHER
IM JUNI 15
TOJO THEATER
FREITAG, 12. MITTWOCH, 3.,
SAMSTAG, 13.
DONNERSTAG, 18.,
FREITAG, 5.
SONNTAG, 14. JUNI 2015 JE 20.30 UHR.
FREITAG, 19. UND
UND SAMSTAG, 6., JE 20.30 UHR
VORFÜHRUNG IN DER GROSSEN HALLE.
SAMSTAG, 20., JE 20.30 UHR
DO. 25. / SA. 27. JUNI 2015 JE 20.30 UHR
Tal der Schurken
Together
Ballast abwerfen
DICCILLU…
Von imbodenproduction. Spiel/Realisation: Regula
Von Paraform/Marcel Schwald.
Von BananenSchachtelRepublik. Spiel: Daniel
Von cie. dysoundbo. Künstlerische Leitung: Linda
Imboden, Carina Pousaz. Video: Angelo Sansone.
Regie: Marcel Schwald. Von/mit: Susanne Abelein,
Korber. Regie: Anna Papst. Ausstattung: Simone
Magnifico, Sasha Shlain. Choreografie: Linda
Bühne: Peter Meier. Kostüm: Rudolf Jost. Musik:
Léonard Bertholet, Olivia Csiky-Trnka, Daniel
Fröbel. Dramaturgie: Mira Sack.
Magnifico. Tanz: Pamela Monreale, Patricia Ro-
Hans-Peter Pfammatter.
Hinojo, Patricia Noçon, Julia Schmidt. Luzern. www.danielkorber.com
Komposition: Sasha Shlain. Live Musik: Jake Pisaq,
Trailer: www.youtube.com/watch?v=Ncio64zmQOw
2015 feiert das Wallis 200 Jahre Beitritt zur Schweizerischen Eidgenossenschaft. Dabei war den Wallisern 1815 wohl nicht zum Feiern zu Mute. 1802 war das Wallis noch eine unabhängige Republik von Frankreich. Diese Unabhängigkeit wollte man sich immer wieder erkämpfen, so im Sonderbundkrieg von 1847, bei dem das Wallis als letzter Kanton gegen die eidgenössischen Truppen kapitulierte. Auch lehnten die Walliser zweimal, 1848 und 1874, die liberalen Verfassungen des Bundes ab. «Der Traum einer eigenen Republik ist bis heute noch nicht ganz ausgeträumt.» Luzius Theler im Tages-Anzeiger vom 04.02.2012. Zwei Walliserinnen - die Schauspielerin Regula Imboden und die Bewegungskünstlerin Carina Pousaz - widmen sich ihrem Heimatkanton und seinen Einwohnern und setzen sie ins Zentrum eines Theaterabends, der ausschliesslich aus Zitaten erarbeitet wurde. Das Wallis und seine Schurken werden aus der Perspektive der Restschweiz betrachtet - Standpunkte, Meinungen und Vorurteile erfahren auf der Bühne eine lustvolle Überhöhung. Dafür schlüpfen die SpielerInnen ins Wolfskostüm, in eine fremde Haut, die den beiden totale Narrenfreiheit gewährt. Sie werden zu floating individuals, heimatlosen Flüchtlingen auf der Suche nach einem neuen Revier. Als Wölfe, die nicht nur im Wallis ein brisantes Thema sind, ein polarisierendes, eines, das die Gemüter spaltet, streifen die beiden durchs Schurkental und erzählen sich Geschichten von alten Helden und neuen Schurken. Es ist ihr Wallis, das sie durchqueren, ein in der Gegenwart verhaftetes und zugleich historisches, mit reicher Vergangenheit behaftetes Tal. Der Abend führt Material aus den unterschiedlichsten Fachgebieten, Medien und Bereichen, die das Wallis betreffen mit Originaltönen aus der Oberwalliser Bevölkerung zu einem Theaterabend zusammen. Seine Darstellungsformen werden durch die Wahl von nicht-literarischen und nicht-dramatisierten Texten erweitert und in einen unerwarteten Zusammenhang gesetzt. "Tal der Schurken" ist eine Hommage an einen Kanton, ein Stück Schweizer Geschichte und trägt Züge des Dokumentartheaters.
tondaro, Soledad Steinhardt, Elena Morena Weber. Sasha Shlain. Gesang: Rahel Buchhold.
Trailer: https://vimeo.com/122204590
Together schickt sechs PerformerInnen in ein Experiment zwischen History Show und kollektivem Selbstversuch. Marcel Schwald und sein Team widmen sich mit Hilfe des Buchs «Together – The Rituals, Pleasures and Politics of Cooperation» von Richard Sennett den Werten von Gemeinschaft und sozialer Kooperation. Die Vision, dass Menschen grosse Herausforderungen gemeinsam lösen können, fasziniert immer wieder aufs Neue. Gemeinschaft heisst, dass keiner verloren geht, die Schwächsten mitgetragen werden und alle im Boot bleiben. Befeuert von Sennetts Sozialoptimismus lassen sich die Performer auf ein abenteuerliches Vorhaben ein: Sie graben sich durch die Epochen der Zivilisationsgeschichte, auf der Suche nach Handlungsanleitungen, die zur Lösung aktueller Bedürfnisse dienlich sein könnten. Ein Steinzeitszenario bildet den Auftakt zu einer Suche nach der Geschichte der sozialen Kooperation. Im Schnelldurchlauf wirbeln die PerformerInnen durch Epochen und Kontinente, stellen grosse Entdeckungen, Erfindungen und Ereignisse nach und galoppieren unter vollem Einsatz durch die Zivilisationsgeschichte. Als die Sumerer erfinden die PerformerInnen das Rad, die Pest rafft sie alle kurzzeitig dahin, während der Völkerwanderung verschieben sie Grenzen und entdecken später Amerika. Dabei gerät die Gruppe mit ihren unterschiedlichen Überzeugungen schnell an ihre Grenzen. Was, wenn man nun soziale Kooperation als zukunftsweisende Methode anwenden will? Es braucht eine Pause. Der History-Show im ersten Teil des Abends folgt ein Selbstversuch im hier und heute. Bewertungsverfahren für Gesellenund Meisterstücke in mittelalterlichen Werkstätten werden veranschaulicht, Einblicke in die ersten, von Frauen geführten französischen Salons gewährt oder Wertschätzungsrituale geschildert, die am Tuskegee Institut in Alabama nach der Abschaffung der Sklaverei in Amerika entwickelt wurden. Durch subtile Interaktionen untersucht der Abend auch immer wieder die «Togetherness» der Zuschauenden und Darstellenden, die sich den Theaterraum teilen. Paraform zuletzt im Tojo im Oktober und November 2013 mit "Enfants Terribles", (Siehe Megafon 10/13 und 11/13)
Alles beginnt mit einer Bananenschachtel. Auf der Schachtel steht "Daniel" geschrieben. Darin befindet sich eine Sammlung von Dingen, wie sie wohl jeder von uns auf dem Estrich hat: Kindheitsschätze wie die Salamanderversteinerung oder das Lieblingsstofftier, das erste Paar Schuhe oder das Schwimmabzeichen. Und Dinge, die man selbst schon geerbt hat, wie den Rosenkranz der Uroma. Kurz: Eine Kiste voll Vergangenheit. Daniel, dem diese Schachtel gehört, will für unbestimmte Zeit in die weite Welt. Alles was er mitnehmen darf, ist ein Rucksack von 23 kg. Ist es wichtig, für die Zukunft gerüstet zu sein, oder Dinge dabeizuhaben, die einen daran erinnern wo man herkommt? Und wo bleibt in diesem Wettstreit zwischen Zukunft und Vergangenheit die Gegenwart? Im Spalt zwischen Abreisen und Ankommen sind Raum und Zeit aufgelöst und man kann mit Dinosauriern darüber sprechen, was für ein aussergewöhnliches Geschöpf der Mensch doch war... Zur ersten Probe brachte er eine Kiste voller Gegenstände mit, die er im Lauf der Jahre durch seine Leidenschaft für Tier und Natur angehäuft hat. Nichts davon war mehr in Gebrauch – die Gegenstände zeugten viel mehr von einer zurückliegenden Zeit. Daniel wird nie mehr mit einem Plastikdinosaurier spielen – es sei denn mit seinen Kindern. Dennoch kam es nicht in Frage, den Dinosaurier oder andere Objekte aus der Kiste wegzuwerfen. Dafür waren (und sind) sie viel zu kostbar. Diese Bananenschachtel voller unnützer, aber unentbehrlicher Gegenstände wurde zum Zentrum der künstlerischen Forschung. Entstanden ist ein Abend über die Frage, was bleibt und was wird. Ein Plädoyer für die Gegenwart. Was wir über die Dinosaurier wissen, haben wir aus Knochenfunden und Versteinerungen rekonstruiert. Hier wird diese Perspektive für einmal umgedreht: Was würden Dinosaurier, die nach uns lebten, über die Menschheit denken? Was würden sie anhand von den Fundstücken, die der Mensch ihnen hinterlassen haben würde, rekonstruieren? Sind die Objekte, die jeder von uns in irgendeiner Kiste auf dem Dachboden aufbewahrt deshalb so kostbar, weil sie das Einzige sind, was von uns übrig bleibt? Was würde unsere Ansammlungen von Dingen einem Dinosaurier aus der Zukunft über uns verraten? Dieser Perspektivenwechsel wurde zur treibenden Kraft des Abends: Welche Kiste soll von uns übrig bleiben?
www.dysoundbo.net
Italianità im Tojo. cie.dysoundbo präsentiert eine mitreissende Tanzperformance mit Live Musik, in der die sizilianische Choreographin Linda Magnifico die Reize, Geheimnisse und Widersprüche ihrer Heimat zu ergründen versucht. Diccillu, ist sizilianisch für «erzähle über uns». Dieser Aufforderung kommt cie.dysoundbo nach. Die Tänzerinnen hören zu, beobachten, interpretieren, erzählen und zeigen eine berührende, lebensbejahende und inspirierende Darstellung von Sizilien; Insel unzähliger Wiedersprüche und wilder Schönheit. Modernes Vokabular des zeitgenössischen Tanzes trifft auf folkloristisch geprägte Musik; Traditionen und Widersprüche einer europäischen Realität vereinen sich auf der Bühne. Begleitet von Live-Musik, inszenieren vier Tänzerinnen und eine Sängerin in ausdrucksstarken Bildern und virtuosen Bewegungsabläufen sizilianisches Lebensgefühl. Der kreative Prozess basierte auf Improvisation. Zu vorgegebenen Themen fanden die Tänzerinnen den Freiraum für Körperaktionen die dann in Bewegungen umgestaltet wurden. Durch die Kompositionen von Sasha Shlain erhält «DICCILLU...» eine weitere Erzählebene. Er griff dabei Elemente der Volksmusiktradition Siziliens, sowie Klänge und Laute der Insel auf. Mit dabei ist auch die Sängerin Rahel Buchhold und der russische Gastmusiker Jake Pisaq. In der Interpretation steht die Schauspielerin/Sängerin Rahel Buchhold im Vordergrund, der Komponist und Musiker Sasha Shlain und der Gitarrist und Sänger Jake Pisaq nehmen hingegen die Rolle der Begleiter ein: sie sorgen mit einfachen Instrumenten für die musikalische Stimmung und für den Soundtrack. Der Dramaturg Turi Zinna hat der Choreografin während dem kreativen Prozess Katalysatoren vorgeschlagen, Kerne, um die herum starke, unvermeidbare Beziehungen entstehen. Das Szenario ist ein Haushalt; vier Frauen, verbunden durch undurchdringbare Geheimnisse, bereiten ein niemals stattfindendes Festmahl vor. Sie warten auf einen Gast, der nie auftauchen wird. Ein Mann im Mittelpunkt ihres ganz persönlichen Mysteriums. Für jede ist er Sohn, Bruder oder Geliebter - und steht gleichzeitig für Entbehrung und unerfüllte Begierde. cie. dysoundbo zuletzt im Tojo im Januar 2014 mit «Darf ich bitten?». Siehe Megafon 01/14)
FELLINI’S «TOTALE LIEBE»
IM JUNI 15
FRAUENRAUM FREITAG 05., AB22.00 UHR offen für alle Frauen
Popshop - Frauendisko Der letzte Popshop vor der Sommerpause! Lasst uns gemeinsam die Nacht durchtanzen zu den grössten Popklassikern der letzten Jahrzehnte. Djane Anouk Amok wird um unser musikalisches Wohl besorgt sein. Let’s dance because it is our revolution!
PREMIERE: DONNERSTAG, 11., AB 20.30 UHR
DIENSTAG 09., AB19.00 UHR *
«Seit dieser Nacht war ich wie verzaubert»
WEITERE VORSTELLUNGEN: FR. 12. / SA. 13. / SO. 14. / DO. 18. / FR. 19. / SA.
Frauenliebende Frauen über siebzig erzählen.
20. / DI 23. / DO. 25. / FR. 26. / SA. 27. / DI. 30. JUNI UND DO. 2. / FR. 3. / SA. 4. / DI. 7. / DO. 9. /
SAMSTAG 13., AB20:30 UHR *
TanzBAR Feiern wir die Fiestas wie sie fallen: mit etwas Salsa und Merengue, einer Prise Reggae, einem Schuss Reggaeton sowie coolem Latin- und Afro-Pop, verabschiedet sich die TanzBAR in die wohlverdiente Sommerpause. Geschüttelt und gerührt, erklingt aus den Boxen ein bunter, rhythmischer MusikCocktail, der keine Ferienwünsche offen und kein Tanzbein mehr ruhig bleiben lässt! Die TanzBAR wünscht euch einen sonnigen und schönen Sommer 2015! Das ultimative Tanzerlebnis in einem heterofriendly Ambiente für Gays & Lesbians.
ab 22.30 Uhr Latin Night mit DJ Zardas
FR. 10. / SA. 11. JULI JE 20.30 UHR. Lesung aus dem Buch mit Autorin Corinne Rufli,
FELLINI’S «TOTALE LIEBE» von Charles Lewinsky, nach einer Idee von VOR ORT Tramdepot Burgernziel, Thunstrasse 106. Koproduktion: Schlachthaus Theater Bern Tickets bis 20.6. über www.schlachthaus.ch
ab
23.6. Reservation: www.tojo.ch Künstlerische Leitung, Spiel: Sonja Riesen, Domi-
nicht verlassen. Danach folgt eine jahrelange Odyssee über die Tschechei, Italien und Argentinien bis hin zu einem 18 monatigen Gefängnissaufenthalt wegen Kollaborationsverdachts. 1953 taucht die vom Schicksal gezeichnete Schauspielerin im Film "I Vitelloni" von Federico Fellini wieder auf. Das Stigma der Affäre mit Goebbels wird sie aber bis zu Ihrem Lebensende nicht mehr los.
nique Jann, Mathis Künzler. Regie: Jonathan Loosli. Spiel: Eleni Haupt, Ursula Stäubli, Rico Grandjean, Dominik Gysin, Giulin Stäubli. Musik: Moritz Alfons. Bühne, Kostüm: Romy Springsguth. Maske: Arta Sahiti. Produktionsleitung: Michael Röhrenbach.
Eine für Bern einzigartige Fassade, die wie ein Fremdkörper an vergangene Zeiten erinnert, ist Kulisse und Spielort der neusten VOR ORT Inszenierung. Kurz bevor das Berner Stimmvolk darüber entscheidet, ob die mehr als 100jährigen Tramdepot Hallen am Burgernziel abgebrochen werden, bespielt die Gruppe das Gebäude und das umliegende Gelände ein voraussichtlich letztes Mal. Das Tramdepot wird zum fiktiven Filmstudio über dem, wie in Federico Fellini’s «Orchesterprobe», bedrohlich die Abrissbirne schwebt. Den Stoff zu Fellini’s «Totale Liebe» liefert eine unfassbare Verknüpfung von historischen Begebenheiten des letzten Jahrhunderts. 1936 lernt die junge tschechische Schauspielerin und Filmdiva Lída Baarová in den Ufa-Filmstudios Babelsberg Joseph Goebbels kennen und wird die heimliche Geliebte des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda. Im Vorfeld des Anschlusses des Sudetenlandes an das deutsche Reich, wird die Affäre bald zum Zankapfel im Zentrum der Macht und Hitler höchstpersönlich verbietet Goebbels in einer Krisensitzung auf dem Obersalzberg, bei der neben Magda Goebbels auch die gesamte NS-Elite anwesend ist, die staatszersetzende Liaison. Baarovà erhält daraufhin Spielverbot und ein Verbot der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und darf zunächst Deutschland
In Zusammenarbeit mit Charles Lewinsky entwickelte VOR ORT ein Theaterstück über diese Begebenheiten. Darin inszeniert Federico Fellini in seinem Spielfilm «Totale Liebe» seine phantastische Version dieser Liebes- und Leidensgeschichte, wobei die ausgedienten Tramdepot Hallen zu einer Berner cinecittà werden. Das Publikum ist bei den Dreharbeiten mitten drin und erlebt neben der Geschichte, die gedreht wird, auf einer zweiten Handlungsebene den Regisseur, die SchauspielerInnen, den Aufnahmeleiter, die Kameraleute und den Produzenten am Set hautnah mit...
präsentiert von «Sie kam und blieb» FREITAG 19., AB20:30 UHR
Renate (84) nennt sich Lesbe, ist aber mit einem Mann verheiratet. Berti (78) liebt Elisabeth (77) seit über vierzig Jahren, ist vierfache Grossmutter und geschieden. Margrit (81) führte in den 1960er-Jahren Tanzabende für Frauen durch. Liva (82) betete nach ihrem ersten Mal mit einer Frau das Vaterunser. Ältere Frauen, die Frauen lieben, sind in unserer Gesellschaft bis heute nicht sichtbar. Erstmals blicken in diesem Band elf Frauen über siebzig auf ihr Leben zurück. Sie erzählen, wie sie ihre Beziehungen in der bürgerlichen Enge der Schweiz gestalteten, wie sie von der Frauenbewegung angezogen oder abgestossen waren, wie sie einen Mann heirateten oder sich in eine Frau verliebten und wie sie heute leben. Ihre Geschichten sind voller Lebenslust – berührend und bislang unerhört. Sie zeigen aber auch die Ausgrenzung von Frauen, die sich nicht dem Ideal der Hausfrau und Mutter unterwerfen wollten, und dokumentieren die Vielfalt eines Frauenlebens jenseits von Kategorien.
VOR ORT
Corinne Rufli (*1979) ist Historikerin und lebt in Ba-
Seit 2010 produziert VOR ORT ortsspezifisches Theater an ausgewählten Schauplätzen auf Berner Stadtgebiet. Mit poetischer Bildsprache und trügerischer Flüchtigkeit bespielt VOR ORT bekannte und verborgene Orte in Bern und eröffnet dem Publikum überraschende neue Perspektiven und Blickwinkel auf die Stadt. Dabei ist Teil des Konzepts, dass der geschichtliche Hintergrund oder Assoziationen zu den bespielten Orten mit in die Stücke einfliessen. VOR ORT verwandelt die Realität in Fiktion und die Fiktion in Realität. 2013 mit "BRUDER TOD" im Inneren der Monbijoubrücke, 2012 mit "NEULAND" auf dem ehemaligen Zaffaraya-Gelände wo die Berner 80er Jahre Unruhen Ihren Höhepunkt fanden und 2010 mit «Die Sage vom Schlachthausstier» in der Berner Altstadt
zur Frauen- und Lesbengeschichte.
den. Sie arbeitet als freie Journalistin und forscht
www.hierundjetzt.ch
DONNERSTAG 11., AB21.00 UHR
Barometer:
heller & leiser. Das LesBiSchwules Chillen zu elektronischen Leckerbissen – jetzt aber wirklich! Das LesBiSchwule Chillen zu elektronischen Leckerbissen
mit den BarOmeter DJ’s
BALLAST ABWERFEN SAMSTAG 13., AB14 UHR offen für alle Frauen
Amie
Die Frauenkleidertauschbörse Bring deine alten Lieblingskleider mit und finde neue! – eine Tauschbörse abseits der Modeindustrie.
offen für alle Frauen
Play Yourself
Jamsession für Frauen Play yourself ist die Gelegenheit im kleinen, offenen Rahmen deine musikalischen Ideen zu testen. Die Bühne ist den ganzen Abend offen für Improvisation und für kleine, auch spontane Auftritte. Mics und ein paar Instrumente stehen zur Verfügung. Eigene Instrumente sind auch sehr willkommen. Alle, die Lust haben, können loslegen. Ob geübt oder noch nie ausprobiert spielt keine Rolle. Eintritt frei.
SONNTAG 21., AB16:00-20:00 UHR*
EMPOWERMENT DAY
Der Gleichstellungstag der Schweizer Musikbranche. Helvetiarockt, die Musikschaffenden Schweiz und weitere Partnerinnen lancieren gemeinsam den Empowerment Day – den Gleichstellungstag der Schweizer Musikbranche. An diesem Tag setzen sich professionelle Berufsschaffende aus dem Schweizer Musikbusiness, aber auch Vertreter_innen aus Veranstaltungstechnik, Wirtschaft, Politik und Bildung, mit der Präsenz, dem Status und dem Anteil der Frauen und Männer in der Schweizer Musikszene auseinander: N`i Y\jZ_ ]k`^\e lej [Xd`k# nXild Frauen in den Bereichen der populären Musik noch eine deutliche Minderheit darstellen und was es braucht, damit sich die Gleichstellung im «Business» durchsetzt. N`i bi`k`j`\i\e ]XcjZ_\ Qli Zb_Xckle^ und machen Mut zum «Einfordern». N`i [`jblk`\i\e d ^c`Z_\ Jkfcg\ijk\`e\ und lernen gemeinsam aus gemachten Erfahrungen. Wir führen Vergleiche mit anderen «frauenatypischen» Sparten auf und lassen Gender-Fachpersonen zu Wort kommen. <j ^`Yk IXld qli M\ie\kqle^% 8cc\ M\ianstaltungen stehen explizit auch Männern offen, da wir überzeugt sind, dass Männer von der Vernetzung von und mit Frauen profitieren. Der Gleichstellungstag findet 2015 im PROGR und im Frauenraum der Reitschule statt. Die detaillierten Programme finden sich unter www.helvetiarockt.ch, www.frauenraum.ch und www.progr.ch. *Die Veranstaltung ist offen für alle Geschlechter.
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T o j o T h e a t e r g I6A 9:G H8=JG@:C# Von imbodenproduction. Eine Hommage an das Wallis – zusammengesetzt aus Zitaten von Politik, Kultur, Medien, Wissenschaft und Alltag.
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F r a u e n r a u m g »H:>I 9>:H:G C68=I L6G >8= L>: K:GO6J7:GI¼ ; Frauenliebende Frauen über siebzig erzählen. Lesung aus dem Buch mit Autorin Corinne Rufli; präsentiert von «Sie kam und blieb»
S o u s l e P o n t g Hz96;G>@6"HE:O>6A>ItI:C0 eine kulinarische Entdeckungsreise
K i n o g JC?6 ?J<:C9/ FÜ 1960), von Frank Beyer, mit Armi Krug, Erwin Geschonneck, Ulrich
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K i n o g Filmclub UniBe: : C68=IA6C< ;zzGA6C9 (CH 1981), von Clemens Klopfenstein & Remo Legnazzi, mit Max Rüdlinger, Christine Lauterburg, Marlene Egli u.a., OV, 90 Min., mit einer kurzen Einführung durch Remo Legnazzi
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Nr. 396 | Juni 2015
5
Kurzschluss I
Ihr seid wie Aromat Kinderbuchtipp
Endlich wieder zelten!
E
L
Text: die LINKE | Illustration: pak
iebe ausserparlamentarische Kräfte der Stadt Bern. Liebe Revolutionäre und revolutionär in Erscheinung Tretende. Liebe Gruppe mit Trennungsfehler im Namen. Die Liga neutraler Konter-Evolutionäre (LINKE) ist enttäuscht von euch. Da gibt es einmal einen Protest, der in seiner Art nicht in die vorgefertigten Kategorien von Politik und Medien passen soll; der die Bilder durchbrechen will, durch die jede verfluchte Demo in der Stadt Bern zum Marsch einiger verkappter Linksautonomer abgestemptelt wird. Und dann kommt ihr daher – betont kämpferisch wie gewohnt – und ruft eure immergleichen Parolen den Absperrgittern entgegen. ‹A-Anti-Anticapitalista!› Ja, ja, der Kapitalismus ist böse, das wissen wir alle. Nicht nur das, er ist die Wurzel allen Übels! Rassismus, Atomstrom, Kriege und Krisen – ja sogar hinter dem Marxismus steht das Kapital! Aber muss man das bei jeder sich bietenden Gelegenheit von sich geben? Überlegen wir mal, wie die böse bürgerliche Meinungsmachmaschine mit so klingenden Konzernnamen wie Tamedia und Ringier die Menschen manipuliert. Interessanterweise ein bisschen wie die Kirche: Alles ist aufteilbar in gut und böse, alles ist entweder positiv oder negativ. Auf der einen Seite die glorreichen Verfechter*innen von Recht und Ordnung, auf der anderen Seite ein beliebiges Feindbild. Die einen in Gestalt einer Uniform, einer Landesgrenze oder einer sozial akzeptierten Person; die anderen verkörpert durch eine gerade gelegen kommende Randgruppe. ‹Balkanraser›, ‹Asylanten›, ‹Linksautonome›. Es mag weh tun, das zu lesen, aber ihr seid ein Feindbild geworden (über das Randgruppendasein kann man gerne streiten, doch die in weiter Ferne liegende Revolution spricht leider dafür). Na gut, schreibt die Systempresse halt was sie will, was
Leserkommentar I
Henri Beuchat ist Stadtrat der Gemeinde Bern (SVP).
soll das den konsequent revolutionären Geist kümmern? Leider ziemlich viel. Das ‹System› zu bekämpfen heisst, seine Mechanismen zu erkennen und auszuhebeln. Und wenn es ein Mechanismus der auf Konformität trimmenden Leistungsgesellschaft ist, nonkonforme Strömungen eindimensional darzustellen und damit in die Ecke der gesellschaftlich Geächteten zu verweisen, dann müsste man diesen doch eigentlich bekämpfen. Ihr allerdings gebt in eurer Ablehnung des Kapitalismus einen Scheiss darauf, wie ihr öffentlich dargestellt und wahrgenommen werdet und befördert euch damit höchstselbst in die Ecke der medial propagierten Hobbyrevolutionäre. Dem Wandel in der Welt – den ihr doch eigentlich auch anstrebt – bringt das leider herzlich wenig. Mit euch sieht jede Demo ähnlich aus. Mit euch besteht jede Kundgebung – je nach Couleur der Wertenden – aus ‹Vermummten›, ‹Linksradikalen› oder ‹Linksfaschisten›. Mit euch ist alles immer gleich. Ihr seid das Aromat im Berner Politmenu. Die LINKE hat genug von eurem sich ständig wiederholenden politischen Suizid. Ihr bedient die örtliche Medienlandschaft bereitwillig mit Bildern, die in der abgestumpften Lesendenschaft nur noch reflexartige Abwehrreaktionen hervorrufen. Mit Bildern, die die Leute da draussen klatschen lassen, wenn euch Reto oder Mänu mal wieder klatschen lassen, von den uniformierten Menschen in blau. Liebe Ausserparlamentarische, liebe Revolutionäre, liebe Trennungsregelmissachtende. Kommt herunter von eurem Natriumglutamatberg. Entwickelt euch weiter. Seht ein, dass wir diese Gesellschaft nicht verändern können, wenn wir denen da draussen in die medial gerüsteten Hände spielen. Schmeisst die Geschmacksverstärker weg und kocht endlich wieder mit Freude!
Text: Ruth Baeriswyl
ndlich Sommerferien, die Familie packt und bereits da gibt es einiges zu schauen in diesem witzigen Bilderbuch. Was muss alles mit? Von Klopapier bis Plüschtier wird alles illustriert und benennt – fast könnten die Betrachtenden meinen, dies wäre ein Wimmelbuch. Aber weit gefehlt, denn bereits auf der nächsten Seite wird comicartig die Fahrt ans Meer beschrieben. «Wie lange dauerts noch?» «Uns ist langweilig.» «Am besten schlaft ihr ein bisschen.» «Das nächste mal nehmen wir den Zug»… Nach zehnstündiger Autofahrt erreichen sie den Campingplatz und dann geht’s ans Zeltaufstellen. Spätestens da kommen sich alle Eltern in die Wolle und das ist der Moment, in dem die Kinder eingreifen sollten. Danach geht’s so richtig los. Andere Kinder suchen, Sandburgen bauen, sich über die verschiedensten Macken der Nachbarn amüsieren, Regentage lesend und spielend im Zelt verbringen. Und da ist auch noch die schöne Tradition, dass Oma Ferientaschengeld verteilt und das muss selbstverständlich verpulvert werden. Nicht nur für angehende Zelturlauber*innen zu empfehlen, sondern auch für alle Bilderbuchliebhaber*innen, egal wie alt sie sind. Vollste Leseempfehlung. Philipp Wächter | Endlich wieder zelten! | Beltz Vlg.
Nr. 396 | Juni 2015
6
Computertechnologie, Internet & Datenschutz
Argumentatives Bullshit-Bingo – oder wie repressiven Unsinn legitimieren
Humanoide Kaffeemaschinen Comix: Nicolophonius Fuhrimann
Um neue oder bereits bestehende Repressions- und Überwachungsmethoden zu legitimieren, greifen Behörden und Politik nur zu gerne auf einige besondere «Argumente» zurück. Vielfach führt dies dazu, dass der zu Beginn noch kritische und wohlinformierte öffentliche Diskurs innert kurzer Zeit durch einige wenige Schlagworte dominiert und eine objektive Betrachtung der Sachlage dadurch verunmöglicht wird.
Text: rif & peb
Sicherheit! Ein vielgeliebtes und überbeanspruchtes Phrasenkonstrukt im Diskurs um Überwachungs- und Repressionsmassnahmen. Wird irgendwo mehr Sicherheit gefordert, suggeriert dies quasi automatisch das Vorliegen einer Bedrohungssituation – selbst wenn die Fakten eine andere Sprache sprechen. Sicherheit kann für alles und jede*n gefordert werden, insbesondere dann, wenn die Forderung unmittelbar nach einem extremen oder tragischen Ereignis geäussert wird. Nur: Je sicherer eine Gesellschaft, desto emotionaler und extremer die Wahrnehmung der Ereignisse – und desto lauter der Ruf nach noch tiefgreifenderen Massnahmen im Sinne von »50 schlecht funktionierende und unverhältnismässige Massnahmen reichen nicht aus, wir brauchen mindestens 100!« Terror! Die Heraufbeschwörung der «Terrorgefahr» steht quasi exemplarisch für die Debatte über mehr Sicherheit. Im Gegensatz zu anderen Bedrohungssituationen kann die Terrorgefahr nicht klar eingegrenzt werden. Sie bleibt diffus und ungreifbar, kann jede*n und alles betreffen und wirkt als Schlagwort auch verstärkend auf andere Sicherheitsdebatten. Terrorismus eignet sich zudem besonders gut als argumentatives Totschlagargument, weil es praktisch nicht zu widerlegen ist. Es ist schlicht nicht möglich festzustellen, warum wie viele Terroranschläge nicht stattgefunden haben. Und so brüsten sich Geheimdienste gerne mal damit, dass sie so und so viele Terroranschläge in den letzten X Monaten verhindert haben; nachprüfbar, ob das was sie erzählen stimmt, geschweige denn, ob tatsächlich ihr Engagement irgendwas damit zu tun hat, ist das Ganze nicht. Vielmehr legitimiert die Tatsache, dass ja nichts passiert ihre weitere Existenz – und passiert trotzdem was, braucht es unbedingt neue Massnahmen, unabhängig davon, ob der lustige Verein in letzter Zeit sinnvoll gearbeitet hat oder die Massnahmen irgendwas mit der tatsächlichen Bedrohungslage zu tun haben.
Die Kinder! Kann denn nicht mal jemand an die Kinder denken? Egal in welcher Debatte – sei es die Unterbringung und Überwachung von Flüchtlingen, die Drogenpolitik oder Bespitzelung im Netz – «das Wohlergehen und der Schutz der Kinder» ist eine besonders perfide Art der Argumentation. Wer möchte sich schon vorwerfen lassen, mit seiner Meinung oder seinem Verhalten den Schutz der Kinder zu ignorieren oder – noch schlimmer – Verbrechen gegen Kinder gar zu ermöglichen oder zu unterstützen? Und rechtfertigt nicht der Schutz von auch nur einem einzigen Kind grundsätzlich sowieso alles? Immerhin sind die lieben Kackbratzen ja unsere Zukunft – wer soll denn sonst später unsere Rente bezahlen und den Planeten retten? Und jetzt? Wenn man sich dem Diskurs nicht entziehen kann oder will, hilft es, ihn wenigstens zu entlarven. Dazu reicht vielfach ein Blick auf das objektiv Fassbare – auf Fakten. Als in der Schweiz vor einigen Jahren die Vorratsdatenspeicherung und das BÜPF (Bundesgesetz betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs) in Kraft getreten sind, wurde genau mit diesen oder ähnlichen Phrasen argumentiert. Wer jetzt jedoch denkt, Überwachungsmassnahmen gemäss Strafprozessordnung würden in der Schweiz nur bei schweren Straftaten (Organisierte Kriminalität, Pädokriminalität, Terrorismus etc.) eingesetzt, liegt falsch. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass damit mehrheitlich gegen Drogenhandel (32.5% aller Massnahmen 2014) und Vermögensdelikte (23.2%) ermittelt wurde. Überwachungsmassnahmen gegen Terrorismus (0.8%), Pädokriminalität (0.5%) und andere schwere Straftaten brachten es zusammengerechnet im Jahr 2014 in der Schweiz nicht einmal auf 10%. Weitere interessante Zahlen und Fakten zum Thema findet ihr im aktuellen »Swiss Lawful Interception Report« 2015 der Digitalen Gesellschaft (www.digitale-gesellschaft.ch)
Leserkommentar II
Nr. 396 | Juni 2015
7
Kurzschluss II
Manifest der radikalen Faulheit
H
Text: sak | Illustration: nor
Text: B-)
öret, ihr Faulen, ihr Langsamen, ihr Dichten und Denker – Prokrastinierende aller Länder, vereinigt euch! Dies ist ein Aufruf zum Liegenbleiben, Entspannen, Spätaufstehen. Packt die Hängematten aus, folgt den Rufen eurer weichen, warmen Bettdecken, zerschmettert alle Wecker: Es reicht jetzt! Erhebt euch nicht – bleibt liegen, kündet euren Job, werdet fett, geniesst die Sonne. Akzeptiert die allgemeine Anspannung nicht länger, schliesst Frieden mit der Schwerkraft. Denn gerade sie wird mit dem neuen Lebensmotto zur besten Freundin aller Aussteiger_innen: Nie stehen, wenn man sitzen kann, nie sitzen, wenn man liegen kann. Unser Mittel – nicht der Kampf, sondern das Cannabis: Keine Hast, wir haben Hasch! Schmeisst euer Speed weg, wir haben die Nase voll von Koksern; ihr Bankerinnen, Bonzen, Business-Leute, was habt ihr uns gebracht ausser Stress? Wider die Leistungsgesellschaft – lieber leisten wir Gesellschaft. Wir legen dem Wachstumswahn Stoner in den Weg – wir wollen nicht über uns hinauswachsen, lieber growen wir. Antikapitalistisch und prokrastinierend entziehen wir uns der ewigen Effizienz, nehmen den Blick vom Tacho, lassen alles stehen und liegen. Kiffer_innen sind die Held_innen des Alltags – wer kifft, arbeitet nicht, und das ist gut, denn Arbeit ist schlecht. Mit Nebel und aufgekratztem Schwachsinn im Kopf lässt es sich zwar denken, aber zum Glück nicht konkret. Vergesst das Direkte und Aktive, die Gedanken sind frei, und das heisst: in alle Richtungen verstreut, frei schwebend, bitte nicht zielgerichtet. Denn wir würden gegen den Strom schwimmen, hätten wir nicht unser Badezeug vergessen – dann gehen wir halt nicht ins Wasser und ruhen uns erst mal aus. Wir würden outside the box denken, wäre es nicht so schwierig, den Ausgang zu finden, denn da sind überall so schöne Farben und … oh, ein Schmetterling! Studiert, aber schliesst nicht vor sechzehn Semestern ab. Macht Kunst und Musik, aber verkauft sie nicht. Schreibt, aber nichts Massentaugliches. Forscht, aber scheisst auf alle Forschungsgelder. Hört erst auf, wenn die Lust aufhört. Fangt erst an, wenn die Lust anfängt. Und dazu: Kifft, bis euer Hirn der Gesellschaft keinen Mehrwert mehr erbringen kann. Bis euer langsamer Gang ganze Einkaufsmeilen blockiert. Macht die Welt der anderen mit eurem Gelaber eine Spur surrealer. Sprecht stundenlang mit Spendensammler_ innen und behauptet dann, kein Bankkonto zu haben; ruft zum hundertsten Mal bei der Bank an, weil ihr vergessen habt, ob ihr euer Konto nun wirklich aufgelöst habt oder nicht. Streicht alle Punkte von der To Do-Liste, die euch keine Freude bereiten und ersetzt sie mit «Kiffen». Dies ist echte, gelebte Décroissance, dies ist ehrliche Entschleunigung. Verpisst euch mit eurer extensiven Landwirtschaft, wir wollen nichts hören vom Gemüsekorb vom Bauernhof, haltet uns die Quartierläden fern! Wir konsumieren gar nichts ausser Joints und zu fressen gibt’s die Reichen, wir kaufen nichts ein, die 4.20 im Porte-Monnaie reichen noch für ein letztes Bier. Die Zukunft den Ausschlafenden, den Assis, den Arbeitsscheuen! Wir rufen auf zu … ehm … oh! Ein Regenbogen!
«Houston, we’ve had a problem.»
G
Text: sak Illustration: nor
laubt man der Philosophin Hannah Arendt, so sind die Konzepte Denken und Handeln dem gleichen Königreich zugehörig und unterscheiden sich insbesondere von der Arbeit oder dem Herstellen. Denken und Handeln zu verwechseln, oder gar in eins zu setzen, wäre aber, so die Philosophin, äusserst fahrlässig. Dies ist – in alltäglichen Beispielen gedacht – ziemlich offensichtlich. Denn obwohl er – wer weiss es schon genau – vielleicht nicht dumm ist, hat es doch einen schweren Stand zu behaupten, dass der Farbbeutel schmeissende Terrorist im spezifischen Moment des Wurfs besonders viel denkt. Genauso ist der Inhaber einer kleineren oder mittleren Unternehmung im Moment in dem er einer seiner Arbeiterinnen die Kündigung eröffnet wünschenswerterweise taktvoll, gedanklich aber kaum auf Höchstleistung. Das Denken – insofern es denn überhaupt stattfindet – findet also dem Handeln vorgelagert, oder aber im Nachhinein statt. Sehr wahrscheinlich werden Interviews mit Athlet*innen des Spitzensports gerade deswegen nicht während, sondern immer vorher oder nachher, immer zwischen den Wettkämpfen geführt. Und aus selbigem Grund verweisen Spitzensportler*innen, gefragt nach ihren Empfindungen und demjenigen, das sie umtreibt, gerne und oft aufs nächste Spiel. Sie sparen sich das Denken und verweisen auf künftiges Handeln. Das sei wohl gescheiter, hat ihnen der Kommunikationsberater gesagt. Um abschliessend den Ort des Denkens, dieses Dazwischen, mit einer alten Fussballerweisheit Sepp Herbergers zu umschreiben, die in einem ebensolchen, denkwürdigen, dazwischenliegenden Moment die Welt in ihre Schranken wies: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Der Ort des Denkens, es gibt ihn also nicht. Allerhöchstens gibt es den Ort seiner Möglichkeit. Mindestens ebenso grosse Probleme dem Denken auf die Schliche zu kommen, oder es zumindest angemessen zu repräsentieren, hatte die Regisseurin Margarethe von Trotta, als sie in ihrem Spielfilm aus dem Jahre 2012 das Leben der oben erwähnten Philosophin verfilmte. Von der vielleicht irrigen Annahme geleitet, dass die Philosophin besonders aktiv gedacht haben muss, stand Trotta vor der Herausforderung, wie dieses viele Denken, dieses Kammerflimmern im Innern eines Kopfes, wohl am besten in Bewegtbildern zur Geltung zu bringen sei. Hannah Arendt steht dann den halben Film lang rauchend am Fenster. Natürlich ist es durchaus möglich rauchend zu Denken, aber dann steht man wohl selten wie eine unterbelichtete Zimmerpflanze am Fenster. Öfter vielleicht in der Nähe des Schreibtischs, der Rauch beisst in den Augen und die Asche tropft von der im Mund vergessen gegangenen Zigarette direkt in die Zwischenräume der Schreibmaschinentastatur.
Lebensnah dargestellt, fehlt es dem Denken schnell einmal an der Eleganz, die dem Pathos einer heroischen Hauptprotagonistin gebührt. Und so hat das Biopic mit dem Titel: ‹Hannah Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt› das Problem das Biopics mal mehr und mal weniger haben: Sie nehmen die Realität allzu ernst; und werden ihr gerade deshalb nicht gerecht. Dass auch Lesende denken können, beweisen diejenigen unter ihnen, die sich nun zu recht fragen, was diese Erörterungen mit dem in den Titel gesetzten Zitat zu tun haben. Klärung darüber, und die ausführliche Beantwortung der Frage, weshalb man sich die Kosmonauten der Apollo 13 als glückliche Menschen vorstellen muss, finden sie nächstens an dieser Stelle.
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Nr. 396 | Juni 2015
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Alle Schaltjahre wieder
«No Deal Area» – dies ist die Lösung! Text: mal | Fotos: Sabine Hunziker
9. Mai, 21 Uhr, Vorplatz «Das Tor ist heute zu. Uns reichts!» Mit diesen Worten auf einem Flugblatt richtet sich die Reitschüler*innenschaft an ihre langsam grösser werdende Zahl von anmarschierenden Gästen. 255 weitere Wörter folgten auf dem Flyer als Erklärung, warum das Tor denn überhaupt zu ist. Für manche, eher mehr als wenige, ist die Erklärung zu lange – ist man doch zum feiern gekommen und nicht zum lesen. Wenigsten prangt auf Plakaten, auf Bannern, an die Fassade der Reitschule gemalt und auch auf dem besagten Flugblatt in fetten Lettern der eingängige Spruch «No Deal Area!» Die allermeisten werden an diesem Abend mitbekommen haben, dass irgendwas im Busch ist - und dies mit Drogen zu tun haben muss. 9. Mai, 23 Uhr, Vorplatz Der Vorplatz ist voll mit Leuten, es wird Dosenbier getrunken, geraucht und gequatscht. Der Boden ist übersät mit Flugblättern. Auf einmal wird es dunkel, die Standardbeleuchtung auf dem Vorplatz geht aus, Suchscheinwerfer werfen ihr Licht in die Menge, eine Stimme in dramatischem Tonfall liest über Lautsprecher den Text vom Flugblatt vor – musikalisch unterlegt von Sirenengeheul und mystisch verzerrten Klängen. Die Menge ist andächtig Still, am Ende der Durchsage bricht Jubel aus – Gejohle und Szenenapplaus! Ich erinnere mich an eine Zugfahrt an einem Sonntag über die Eisenbahnbrücke an der Reitschule vorbei: Es war schon hell im fortgeschrittenen Stadium und auf dem Vorplatz noch immer eine Party im Gange. Eine Frau mir gegenüber sagte: «Feiern können sie, die Linken.» Aus einer Anti-Drogendealkampagne ein Happening machen auch, dachte ich mir jetzt. 9. Mai, 15 Uhr, Vorplatz Es wird das erste Flugblatt verteilt. Hunderte von Plakaten werden überall um und in der Reitschule aufgehängt. Grosse Banner aufgespannt. Die Fassade und das Tor angemalt. Die erklärte Absicht ist es, die Gäste auf das Thema
Drogenhandel- und Konsum im Umfeld der Reitschule aufmerksam zu machen – und auf die Probleme welche dies für die Reitschule bringt. Das Statement ist eigentlich klar: «Die Reitschule will ein Kultur-, Polit-, und Begegnungszentrum sein und kein stadtbekannter Drogenumschlagplatz. Die Besuchenden tragen zur Stimmung im Haus und auf dem Vorplatz bei. Man solle Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Es wird versucht, an die Gäste zu appellieren. Es gibt nämlich unter diesen die haarsträubendsten Ansichten: dass die Reitschule am Handel mit Drogen Geld verdiene zum Beispiel. Manche sind überrascht, dass die Reitschule Regeln hat, und bei Verstössen gegen diese Hausverbote ausspricht – zum Beispiel beim Handel oder dem Konsum von harten Drogen. Andere verschwenden keine Energie dafür, sich Gedanken über die Reitschule zu machen – obwohl sie Wochenende für Wochenende dort sind. 9. Mai, Mitternacht, Vorplatz Die Reitschule öffnet ihre Tore, die Leute strömen ins Haus an die Bar, kaufen Bier und Pommes – es ist genau wie immer. Nicht ganz: In den Pommes Portionen stecken kleine Fähnchen mit der Aufschrift «Snacks statt Crack». Und auf den Bierflaschen steht: «Saufen statt Drogen kaufen!» Die Reitschule muss auch von etwas leben. Und sie tut es hauptsächlich durch den Verkauf von Alkoholika, Fritten und einem grösstenteils kostenpflichtigen Unterhaltungsprogramm. Die Reitschule ist nicht nur ein stadtbekannter Drogenumschlagplatz, sondern auch ein Partytempel – und die Zeiten in denen man es auch nüchtern hatte lustig haben können sind längst vorbei... 11. Mai, Mittag, Onlinenews Es gibt ein kleines mediales Echo über die Kampagne mit dem Titel «No Deal Area». Die Reitschule kann sich rühmen lassen: ein Schritt in die richtige Richtung, ein klares Zeichen. Auch kritische Stimmen sind zu hören: Von einem faulen Trick ist die Rede, von einem Ablenkungsmanöver oder einer «absolut unnützen Aktion». Im Mai sind weitere Aktionen geplant. Und dann? Was bleibt ist das Problem
und die Frage, wie es zu lösen sei. Niemand will den Deal im Umfeld der Reitschule. Aber wie wird man ihn denn los? Mit Repressalien oder Infokampagnen? Und wo soll er eigentlich hin? Auf die grosse Schanze? Oder in die Apotheke? Für viele Reitschüler und Reitschülerinnen ist dies ein zermürbendes Thema ohne richtige Antwort. Für einige ist es geradezu frustrierend – alles bleibt beim alten, egal was man tut. Zukunft: 1. Juni, Mittag, Vorplatz Auf der Fassade steht noch immer «No Deal Area». Gedealt wird weiterhin. Die Reitschule ist eine Trutzburg. Die Trutzburg der Widersprüche. Sie führt uns allen vor Augen, dass das Geschreie nach einfachen Lösungen nichts als warme Luft ist. Idealismus und Realismus sind oftmals unvereinbar und trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Gegensätze zu vereinen. Je einfacher jemand ein politisches Problem zu lösen können glaubt, desto weniger sollte man ihm trauen. Die Reitschule wird weiter mit ihren Widersprüchen kämpfen – nach aussen wie nach innen. Aber dies ist gut so: Denn nur wer in der Realität mit Widersprüchen kämpft, versucht seinen Idealismus zu wahren. Die Reitschule bietet mehr! Sie ist nämlich vielseitig oder unentschlossen! Einig ist sich die Reitschule diesbezüglich wohl nur in der Haltung, dass sie die staatliche Drogenprohibition als gescheitertes Konzept betrachtet. Doch die Forderung nach der blossen Aufhebung dieses Verbotes ist eine zu einfache und plumpe Lösung. Was die Reitschule weiterhin tun kann, ist auf die Widersprüche in der Haltung der Gesellschaft zu zeigen – und die eigenen nicht zu ignorieren.