Es war einmal vor 10 Jahren… – Jubiläum S.1 | denk:mal steht! – Vom Durchgangslager zum Lagerweg S.2 | Was soll das sein, autonome Schule? – Kollektives Schulterklopfen S.3 | Ruch's letzter Einsatz – Foto-Lovestory S.4-5 | Bildung fern des Haifischteichs – Nutzenfrage? S.6 | Volk und Herrschaft au dem Prüfstand – Demokratiekritik S.7 | Hattest noch der Söhne ja… – megafon-StattBlick S.8 | Leserkommentar S.8 | Frauenfeindlichkeit in freier Wildbahn – Sexismus im Internet Teil II S.9 | Königinnen – Der Tod S.9 | Burn Reto Burn! – Kurzschluss S.10 | Flucht ins Blaue oder Mein Schweinehund und die rosé-rote Brille – «Aare? Geh nicht.» S.10 | The Life and Death of GG Allin – Comic S.11 | Boxplay – Exitorial S.11 | Nichts tun – Kinderbuchtipp S. 11 | European Shootout – Stranger than fiction S.12 Die Zeitschrift aus der Reitschule | Bern
megafon | N°398 | August 2015 | 6.–
Jubiläum
Es war einmal vor 10 Jahren…
Das Bestehen des denk:mal, heute auch Autonome Schule Bern, jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. In dieser Dekade ist das denk:mal der einzige durch Hausbesetzung eröffnete Raum der Stadt Bern, der nicht-kommerziell und gleichzeitig einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ist. Häuser zu besetzen heisst prekäre Lage, heisst unsichere Existenz. Das denk:mal ist in dieser Dekade auch unzählige Male umgezogen. Häuser zu besetzen bedeutet aber auch die Möglichkeit für niederschwellige Angebote und Potential für Unabhängigkeit und Kritik. Genug Grund um zu fragen: Was jährt sich da genau? Wie war das damals: Kopfgeburt – alles Zufall – Masterplan? Erinnerte Sedimente zweier Beteiligter. Aufgezeichnet von: dres, sak | Illu: reprint* Max:
Vor ziemlich genau zehn Jahren, am 1. August 2005, versammelten wir uns also gegen zehn Uhr abends am Bahnhof in Ostermundigen, mit dem Ziel das leerstehende Durchgangszentrum an der Bolligenstrasse 85 zu besetzen. Nach geschätzten tausend Sitzungen und dem Verfassen eines Manifests hatte sich die «Aktion Ungehorsamer Studierenden» (AUS) entschieden, eine «Offene Bildungsplattform» zu gründen: Das denk:mal war geboren. Jetzt fehlten nur noch die passenden Räumlichkeiten. Dass der ganze Komplex damals leer stand, hatten wir wohl nicht zuletzt C. Blocher und seiner Politik zu verdanken. Bekanntlich haben sich seitdem weltweit Kriege und Flüchtlinge streng an die von ihm festgelegte Anzahl freier Lagerplätze zu halten. Moritz:
Nun ganz so leer war die Bude auch wieder nicht, wie nach dem Einschlagen einer Scheibe (später ersetzt mit einem Produkt der Firma Pilkington, mit Ableger in Münchenbuchsee) und dem Aufbrechen etlicher Türen (Übermut, vielleicht sogar jugendlicher) festgestellt werden musste. Neben dem wohlgeordneten Schlüsselset der ganzen Anlage waren nicht gerade Berge, aber doch noch ein Haufen Akten von Asylsuchenden vorhanden, die durch die vormalige Mieterin, dem Roten Kreuz, zurückgelassen worden war. Gut möglich, dass auch dieser Umstand dazu führte, dass unser Auftauchen am Zipfel Berns das Rote Kreuz nicht gerade erfreute.
Für die meisten von uns war es die erste Besetzung; die ganze Aktion gestaltete sich dann auch umfassend dilettantisch. Der ganze Lagerkomplex war mit Maschendraht umzäunt und zusätzlich mit Nato-Draht gesichert. Geradezu feierlich schnitten wir mit dem Bolzenschneider ein Loch in den Zaun, danach musste nur noch eine Fensterscheibe dran glauben und wir waren drinnen. Ich glaube, es gab damals insgesamt vier Baracken, wir entschieden uns für die grösste. Früher wurden hier mal an die achtzig Menschen mit Essen versorgt und unsere Hobbyköche waren von der Industrieküche begeistert. Die Meute war kaum noch zu bremsen und machte sich sogleich daran, alle noch verschlossenen Türen einzutreten, natürlich bevor jemand im Briefkasten die Schlüssel für die gesamte Anlage fand. Ausserdem stellten wir fest, dass im hinteren Teil der Baracke noch allerhand Bürozeugs herumstand, Schränke, Computer, Telefone etc. Das Lager war also doch nicht so leer, wie wir gehofft hatten. Egal – wir hängten ein paar Transparente auf, es gab Musik und wir begannen den Einzug zu feiern und uns seriös zu betrinken.
Am nächsten Morgen kam der Lagerchef vom Roten Kreuz vorbei und bekam fast einen Herzinfarkt. Offensichtlich hatte die besenreine Lagerübergabe an die Stadtbauten noch gar nicht stattgefunden. Die Polizei umstellte im strömenden Regen das Lager. Ein paar versuchten noch zu flüchten und schnitten sich am Nato-Draht die Hände auf, der Rest war entweder zu verkatert (ein paar waren immer noch am pennen) oder gehörte zum sogenannten «harten Kern» und blieb. Es wurden dann fleissig Personalien aufgenommen und ein stadtbekannter Staatsschützler versuchte sich erst mal ein Bild von uns zu machen. Danach warfen sie uns raus. Ein paar Wochen später reparierten wir die Türen und den verdammten Maschendrahtzaun. Im Gegenzug verzichtete das Rote Kreuz auf eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Mit den Stadtbauten einigte man sich auf einen dreimonatigen Zwischennutzungsvertrag. Keine Ahnung, wie es dazu kam, jedenfalls zogen wir dann ganz offiziell am 1. Oktober 2005 ein. An die Eröffnungsparty kamen angeblich an die 800 Leute. Viele haben seit dieser Nacht dem Denner-Lagerbier endgültig abgeschworen.
Nebst all den Unerfahrenen hatten die an Sitzungen sich absprechenden Diskutant*innen quasi externe Besetzungsexpert*innen eingeladen. Wenn die Erinnerung nicht täuscht, gab es aber gerade bei den Expert*innen eine Beziehungskrise. Umstände halt, die Expert*innen erschienen gar nicht, machten sich noch in der Nacht oder im frühen Morgengrauen über den Bantiger und andere Berge davon.
Bei den Gesprächen bezüglich des weiteren Vorgehens wurde uns die grösste der fünf Barracken angeboten. Herr Jampen von den Stadtbauten japste, als mit grösster Selbstverständlichkeit alle fünf Barracken gefordert wurden. Denn was bringt eine Baracke, wenn man fünf haben kann, und das nur für den Zeitraum von drei Monaten. Man einigte sich dann letztendlich auf drei Barracken. Ein echter Schweizer Kompromiss!
Nebenbei aber, mit Gewichtigkeit, raunte der Mann von der Stadt: Sie hätten der Heilsarmee 10‘000 Franken überwiesen. Damit diese keine Anzeige erstattet, gegen diese Jungens und Mädels. Damit das alles schmerzlos (mit einem halben Jahr Nachwehen) über die Bühne gehen kann. Ob das wohl stimmt? Keine Ahnung. So oder so ist es eine lustige Welt. Kommt hinzu, dass diese Nachwehen – durchaus verwandelt – jetzt schon seit zehn Jahren andauern. Sogar den Jampen, und letztlich auch die Stadtbauten hat das Denki überlebt. 2014 wurden die Stadtbauten nach elf Jahren als öffentlich-rechtliches Unternehmen wieder in die Stadtverwaltung reintegriert und aufgelöst. Der Handelsregisterauszug vom Mittwoch 6. Februar 2008 vermerkt betreffend Stadtbauten Bern: Erloschene Unterschriften: Jampen, Jürg, Mitglied der Geschäftsleitung, mit Kollektivunterschrift zu zweien. Erloschene Unterschriften. So heisst das also in der Verwaltung. Mit dem wird das denk:mal sicher keine Zwischennutzungsverträge mehr abschliessen.
*) Erstabdruck im megafon Nr 380, Juni 2013, ‹Selbstverwaltung lernen mit dem Denki›, von Jill und Fäbu (Auszug).
Nr. 398 | August 2015
2
Vom Durchgangslager zum Lagerweg
denk:mal steht! 1
1
Oktober 2005 bis M채rz 2006
2006
2007
Bolligenstrasse 85, 3006 Bern Ehemalige Asylunterkunft
2
Laubeggstrasse 36, 3006 Bern
3
Murtenstrasse 340, Bern Bethlehem
April 2006 bis November 2006
M채rz bis April 2007
Brasserie Lorraine, 1. Stock Zwischenstation
November 2006 bis Mai 2007 4
Stauffacherstrasse 82, 3014 Bern
Fr체hling 2007 bis Sommer 2013
2008
2
2009 3
2010
2011
z
2012
4
2013
Lagerweg 12, Lorraine, 3013 Bern
Sommer 2013 bis heute 2014
5
4 1
5 3
2
Map tiles by Stamen Design Data by OpenStreetMap.
2015
3
Kollektives Schulterklopfen
Was soll das sein, autonome Schule?
Das Projekt «denk:mal», die autonome Schule Berns, feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Ein Zeitpunkt zum kollektiven Schulterklopfen und Anstossen; ein Anlass sich über Erreichtes und die eigene Existenz zu freuen. Aber auch ein guter Moment sich die Frage zu stellen, was das Projekt eigentlich ist und/oder sein soll und sich zu überlegen, was man eigentlich in diesen zehn Jahren gemacht hat und wozu. Text: Iltis | Illustration: Monroe
Historie und Ideologie Das denk:mal ist ein autonomes Bildungsprojekt, entstanden 2005 im Umfeld der «Aktion Ungehorsamer Studierender» (AUS). Zu einem Zeitpunkt, als die Bologna-Reform zur Umstrukturierung der Schweizer Universitäten führte, mit dem Ziel diese wettbewerbs- und leistungsfähiger zu machen (und dadurch den «Bildungsstandort Schweiz» in einem internationalen Rahmen konkurrenzfähig zu halten). Diese Form der Neoliberalisierung der Bildungspolitik führte natürlich zu Kritik von linker Seite und lief in letzter Konsequenz auf die Frage hinaus, welche Funktion Bildung und Ausbildung in einer Gesellschaft haben sollen. Geht es darum, Menschen das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, damit sie sich kritisch mit der Gesellschaft in der sie leben auseinandersetzen können? Oder ist der Zweck von Schule, Lehre, etc. die Optimierung der Humanressourcen zur gewinnbringenden Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt? Bildung von Unten In diesem Zusammenhang wurde das denk:mal gegründet, mit dem Ziel eine konkrete Alternative zu gängigen Schulen zu bieten; abseits von Leistungsdruck, Prüfungsstress und Zugangsbeschränkungen (insbesondere aufgrund des Aufenthaltsstatus). Wissen kann und soll kein Gut sein, welches erworben wird (und dessen Erwerb danach mit Zertifikaten bestätigt wird). Und im Gegensatz zu materiellen Gütern ist Wissen weder exklusiv noch endlich. Jede*r, welche*r etwas kann oder weiss, kann dies – zumindest bis zu einem gewissen Grad – auch anderen beibringen (ohne es dabei selbst zu vergessen). Jede*r, der etwas lernen will, oder bereit ist (sein) Wissen anderen Menschen weiterzugeben, soll die Infrastruktur des denk:mal dazu nutzen können (was auch heisst, dass weder Löhne gezahlt, noch Kursgebühren erhoben werden). Natürlich kann sich das denk:mal dabei nicht vollständig der vorherrschenden kapitalistischen Logik entziehen, weshalb das Projekt weder eine umfassende Schulbildung für (junge) Menschen anbieten, noch auf dem Arbeitsmarkt anerkannte Zertifikate ausstellen kann. Möglicherweise sind dies auch die Gründe, weshalb Sprachkurse (insbesondere die Deutschkurse) eine dominierende Rolle im «Stundenplan» des Projektes spielen. Autonom heisst selber machen Als Projekt, welches das Schlagwort «autonom» in seinem Namen trägt, versucht das denk:mal grundsätzlich möglichst frei von staatlichen und institutionellen Einflüssen zu sein, die Räume selbst zu gestalten und in kollektiven Diskussionen anstehende Fragen und Probleme gemeinsam zu lösen. Autonome Schule heisst aber vor allem auch, dass es nicht eine kleine Gruppe geben soll, welche über die Inhalte und Kurse bestimmt und den restlichen Nutzer*innen eine Art «Lehrplan» vorformuliert. Jede*r, die/der einen Kurs anbieten oder besuchen möchte, kann dies grundsätzlich tun. Er oder Sie ist aber im Gegenzug selber dafür verantwortlich andere Teilnehmende zu finden, sich zu überlegen wie das Wissen vermittelt werden soll, etc. Das denk:mal stellt in erster Linie die Infrastruktur zur Verfügung und kümmert sich um die Koordination der Angebote, den Rest müssen die Nutzer*innen schon selber machen. Zum Schluss stellt sich nach wie vor die Frage, was das Projekt in den letzten zehn Jahren eigentlich erreicht hat und inwiefern Ansprüche und Realität miteinander in Einklang stehen. Eine Frage, die in diesem Artikel weder beantwor-
tet werden kann noch soll. Dazu müssen sich die Menschen selbst in das Projekt einbringen, ihre Ansprüche formulieren und versuchen diese in der Realität auch umzusetzen – autonom heisst eben (auch hier) «selber machen».
Nr. 398 | August 2015
2 UCH´S LETZTER % INSATZ Foto-Lovestory
Bei der letzten Sitzung bin ich über diese Absteige gebrieft worden.
Stehenbleiben, Kontrolle!
Wenn ich hier Ordnung bewahren kann, steigen meine Aufstiegsmöglichkeiten.
Geh nur! Ich hab schon lange einen guten Grund gesucht dieses Drecksloch hochzunehmen.
Den kenn ich, das ist ein Lumpenhund!
PÄNG
!
Ruch an Zentrale. Habe gerade die Vodertüre des denk:mal, Lagerweg 12, aufgeschossen und ver folge verdächtiges Subjekt, das sich dorthin zurückgezogen hat. Fordere Verstärkung an. Over.
Tönt nach regem Betrieb in diesem Zimmer.
Ruhig, Ruch, ruhig. Gut, hier brauchst du die Dienstwaffe nicht, Ruch.
Jetzt! Konzentration hochhalten!
Ahh Konjugati... Konjugliato... Kongo... Schön!
Ruch, Kapo Bern. Entschuldigen sie die Störung, ich suche jemanden. Schönes Lernen noch.
Das wird ja immer bunter.
Ich kläre sie jetzt auf, wie sie mich gefälligst anzureden haben. Ein paar Türen später.
Was nennt der mich Sheriff?
Ja, das ist in Ordnung.
So Ruch! Auch in der Küche muss man wachsam bleiben. Was man hier alles verstecken kann!
Achtung!... das sind doch Nahkampf-Geräusche.
Nachdem ich die Küche auf den Kopf gestellt hab, kann ich dieses Bier fast nicht ablehnen.
Soll ich kurz am Boxsack eine Links-Rechts-Kombo demonstrieren? Würde sicher imponieren.
Kantonspolizei Bern, Personenkontrolle!
Ah! Was haben wir denn da?
Ah sie boxen? Mit Nahkampf kenn’ ich mich gut aus.
Hab’ ich dich, du Gauner!
später...
Der textet mich nun seit über 5/4 Stunden zu . Ich versteh ihn ja sogar
Was machst du da?
Normalerweise trink ich ja nicht im Dienst. Gääähn.
Weißt du , manchmal kann ich einfach nicht mehr.
Aber heute ist ein guter Tag.
Aber ja, Prost!
Hast du da Drogen versteckt?
Versau mir nicht die Uniform!
Da hast du’s zurück!
Vertrau mir, ich bin Polizist.
Schau , ich treff die Bierdose!
PÄNG
was machschens den da?
!
Haaaa! Da spühr ich doch was!
Ernst jetzt, woiss die Waffe?
einens Tages masch ich mir eins!
Heeeeee! Schau mal, meine Kollegen!
Ah in der Hand!
ENDE
Nr. 398 | August 2015
6
Nutzenfrage?
Bildung fern des Haifischteichs
Die Frage nach dem Nutzen ist in der Schule, beim Lernen, an der Uni allgegenwärtig. Was, wie die musischen Fächer etwa, keinen Mehrwert erbringen kann, darf zwar existieren, wird aber weniger ernst genommen und durch Sparprogramme systematisch gekürzt. Was bleibt uns da anderes übrig, als uns selber zu bilden, autonom und selbstbestimmt? Text: als | Illustrationen: #tt
A
llgemeine Meinung in unserer Gesellschaft ist, grob gesagt: lieber gescheit als dumm. Dumm geht gar nicht. Andererseits sind die ewigen Student*innen dann eben doch verpönt, die Leseratten in der Schule gern gemobbt oder zumindest als Streber*innen gebrandmarkt, werden Menschen mit grossem Wissen über vielleicht seltsame Dinge wie russische Poeten des 18. Jahrhunderts oder Kartoffelsorten schräg angeschaut. Die ewigen Student*innen würde man zwar nicht als dumm bezeichnen, sicher aber als nutzlose Nutzniesser, die den Steuerzahlenden auf der Tasche liegen. Und genau das ist der Punkt: Nebst der – ebenfalls zu hinterfragenden – Unterteilung zwischen «intelligent» (also gut) und «dumm» (also schlecht) wird oft auch gern zwischen «nützlich» und «unnütz» unterschieden. Dass diese Einteilung äusserst fragwürdig ist, ist wohl kaum einer Erwähnung wert. Offenbar gibt es Dinge, die «einfach nichts bringen», wenn man sie weiss. Und im Gegensatz dazu andere Dinge, die man unbedingt wissen, können, beherrschen muss, um in unserer komplexen, durchstrukturierten Arbeitswelt klarzukommen. Was bringt dir das? Als Studentin der Geisteswissenschaften (spezifischer bzw. schlimmer noch: Geschichte) ist man bei jedem Smalltalk mit ähnlichen Fragen konfrontiert: Und, was machst du nachher? Was bringt dir das? Wieso willst du das alles lernen, das bringt dir doch in der Zukunft nichts? Aha, du willst gar nicht Lehrerin werden, aber was denn sonst? Natürlich ist es die privilegierte Situation, in die wir hier in der Schweiz hineingeboren sind, die uns erlaubt zu sagen: Ach, ich weiss auch nicht, was ich nachher mache. Ich studie-
re einfach, weil’s mich interessiert. Doch was ist so falsch daran? Wieso nicht unsere privilegierte Situation ausnützen, es geniessen, dass wir eben irgendwas studieren können, ohne dabei unseren Marktwert zu steigern? Wieso nicht noch ein, zwei, drei, sieben Semester anhängen, auch mal einen Kurs besuchen, der keine Credits bringt? Wieso sich nicht dafür einsetzen, dass alle Menschen auf der Welt eine solch privilegierte Situation geniessen können? Die Fragen «Was bringt dir das?» oder «Was willst du denn später damit machen?» sind Ausdruck einer Gesellschaft, in der immer alles einen Nutzen haben muss. Wissen ist gut, wenn man es später im Job gebrauchen kann. Weiterbildungen sind sinnvoll, wenn dadurch eine Lohnerhöhung in Aussicht steht. Und ein nicht lückenloser Lebenslauf ist auch nur dann akzeptabel, wenn die Lücken mit «Reisen zur persönlichen Weiterbildung» oder «Auszeiten zur Regeneration» gerechtfertigt werden. Leider ist auch unser Schulsystem nicht vor Nützlichkeitsgedanken gefeit. Nach neun bzw. zwölf Jahren Noten und Nöten sollten die Schüler*innen das «nötige Rüstzeug» für eine «erfolgreiche Zukunft» zur Hand haben. Und welches Wissen vermittelt wird, entscheidet sich auch hier gerne mal nach Nutzen – Nutzen für die Gesellschaft, Nutzen für den Arbeitsmarkt, damit sich die Schulabgänger*innen auch garantiert ein sicheres Plätzli im Haifischteich ergattern können. Musische Fächer werden systematisch gekürzt, Griechisch und Russisch als Schwerpunktfächer abgeschafft, Zeit und Geld sind knapp und erlauben es den Lernenden kaum, sich in ihrem Tempo zu entwickeln. Nun ist dieses Problem nicht neu, und ebenso ist es nicht besonders originell, sich über das neoliberalismusgetränkte Schulsystem aufzuregen. Was also tun?
Bildet Banden! Bildet euch selbst! Erstens, natürlich, kritisieren, ändern wollen, mitreden. Und nie aufhören damit. Zweitens, macht es selbst, organisiert euch. Bildet Banden. Bildet euch selbst. Das Projekt der Autonomen Schule denk:mal ist ein wunderbares Beispiel, das zeigt, dass es auch anders geht. Dass Lernen etwas sein kann, das mit Hierarchie nichts zu tun hat. Dass wie wir lernen und was wir lernen von uns gemeinsam und selbständig bestimmt werden kann. Dass es Platz hat für all unser Wissen, ob «nützlich» oder nicht, dass wir unseren Interessen nachgehen können und dass es miteinander einfach mehr Spass macht als gegeneinander. Wir brauchen Strukturen, in denen alle unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Sprache, Tempo und Interessen lernen können. In denen alle ihren Interessen nachgehen können, auch wenn diese keinen Mehrwert generieren. In denen man sich Zeit lassen kann und das Lernen nicht bei 180 ECTS aufhört. Und wenn die Schule das für uns nicht macht, dann müssen wir halt selber. Denn das Schöne ist ja, Wissen ist überall. Dafür braucht es keine teuren Weiterbildungskurse, die einem auch noch versprechen, absolut businessfähig und arbeitsmarktparat zu werden. Das Wissen ist überall verteilt, in unseren Köpfen, in Büchern, im Internet: Man muss im Grunde nur anklopfen und danach fragen. Autonome Schulen wie das denk:mal bieten dafür eine perfekte Infrastruktur. Aber auch abgesehen davon können wir voneinander lernen. Der eine kann vielleicht kochen, die andere programmieren: Das können wir uns auch selber gegenseitig beibringen. Und wenn dann die Frage nach dem Nutzen wieder aufkommt: Nützt denn das was, wofür lernst du das? Können wir mit gutem Gewissen antworten: Ja, das nützt was. Denn «nützen» darf das Lernen uns ja schon etwas, nur lieber nicht zugeschnitten aufs Jobkriegen oder Businessmachen oder Ellbögeln. Sondern darauf, etwas zusammen zu machen, selber bestimmen zu können, offen zu sein und, ganz einfach, Freude daran zu haben.
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Former b-boy and self-confessed ÂŤdrummachine obsessiveÂť Inkswel first popped his locks downunder in Australia, where he began life as one Jules Habib, but his cosmopolitan outlook on music and life has taken him places, of late: heâ&#x20AC;&#x2122;s now as at home in London and Amsterdam as in Melbourne and Adelaide, all cities where he has put in studio time. H6BHI6<! &*# 6J<JHI! ''#%% J=G
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Dubtopia, der Soundsystem Klassiker unserer Stadt! B>IILD8=! &.# 6J<JHI! ''#%% J=G
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Nach der erfolgreichen Headline-Tour im Winter 2014 kehrt Northcote im August 2015 mit neuer Platte im Gepäck zurĂźck nach Deutschland, Ă&#x2013;sterreich und in die Schweiz. Neben vier Support-Shows mit Chuck Ragan & The Camaraderie und einem Auftritt auf dem FM4 Frequency Festival in Ă&#x2013;sterreich spielen die Kanadier noch einige ausgewählte Headline-Shows in Deutschland und in der Schweiz. Der in Saskatchewan, Kanada aufgewachsene Matt Goud (aka Northcote) wurde in seiner frĂźhen Kindheit mit Countrymusik aus dem Radio und Chorälen aus seiner Kirche sozialisiert. Doch seine wahre Leidenschaft fĂźr Musik entwickelte er erst, als er Punk und Hardcore fĂźr sich entdeckte. Fasziniert von den heilenden, therapeutischen Kräften dieses Musik- und Lebensstils tourte er die letzten 9 Jahre unablässig durch die Lande â&#x20AC;&#x201C; zuerst als Musiker in einer Post-HardcoreBand und seit ein paar Jahren als Singer-/ Songwriter. Zum Sommer 2015 hin wird er uns mit befreundeten Begleitmusikern seine neuen und alten Songs präsentieren und all die hymnischen, besonderen Momente seiner Lieder mit einer mitreissenden Live-Show auf die BĂźhne bringen. Dabei weiĂ&#x; der begnadete Entertainer nicht nur durch die Qualität seiner Songs zu bestechen, auch sein charmantes GespĂźr fĂźr Humor kommt immer wieder zum Vorschein â&#x20AC;&#x201C; eine Kombination, die jedes seiner Konzerte zu einem besonderen Erlebnis macht. 9DCC:GHI6<! '%# 6J<JHI! '&#%% J=G
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Jetzt wirdâ&#x20AC;&#x2122;s richtig heiss. Die Niceness Reggae Crew aus Brighton UK kommt vorbei, welche mit ihrem Rootssound das RĂśssli hoffentlich auf seine Studio One Liebe behaften wird. Die Niceness Crew sagt: ÂŤ5 selectas and an MC. Roots Revival, Modern Roots, Dub, Studio One, etc. 100 % Pure Culture music.Âť Eingeläutet wird der Abend von Lcp & Phrex, die ihre early Reggae und New Roots-Scheiben einpacken. I an I shoud be at RĂśssli that night â&#x20AC;&#x201C; hail Jah!
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Born and raised New Yorker Jeffrey Lewis leads a double-life, as both a comic book artist and an indie-rock musician. Beginning with homemade cassettes in the late 90s, and moving on to touring the world and releasing ÂŤproperÂť albums since 2001, Jeffreyâ&#x20AC;&#x2122;s now 15-year career has included sharing bills and tours with the likes of The Vaselines, The Fall, Stephen Malkmus & The Jicks, Roky Erickson, The Mountain Goats, Daniel Johnston, Devo, Pulp and many other luminaries. In between his contemplative folk narratives and bashed-out indie-punk songs Jeffrey is known for often including a couple of his illustrated songs in each concert (what he calls ÂŤlow budget videosÂť) sometimes covering historical topics (like ÂŤThe History of CommunismÂť), biographies (like ÂŤThe Life of Barack ObamaÂť) or strange flights of fancy (like ÂŤThe Creeping BrainÂť). Appearing in the past as Jeffrey Lewis & The Jitters, Jeffrey Lewis & The Junkyard and other touring ensembles, his newest band incarnation is Jeffrey Lewis & The Jrams (pronounced ÂŤdramsÂť) featuring Caitlin Gray on bass and Heather Wagner on drums. Rough Trade Records (label of The Smiths, The Strokes, etc.) has released six Jeffrey Lewis albums to date; Jeffrey has self-published ten issues of his comic book series Fuff, and Jeffreyâ&#x20AC;&#x2122;s writing, illustrations, comic books and music have been featured by The Guardian, The History Channel and The New York Times (among other places). 9>:CHI6<! '*# 6J<JHI! '%#%% J=G
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Hardcore Punk aus MĂźnster, Jung und wutgeladen, RĂśssli Bar Booking Geheimtipp!
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Der Einfussbereich des sagenumwobenen Rotary Clubs dehnt sich rasant aus. GrÜssere Bßhnen, breiteres Publikum, jede Menge frische Seelen, die mit der zßgellos um sich greifenden Ideologie infiziert werden. Seit jeher setzt sich die rotierende Gilde selbstherrlich fßr den restlosen Zerfall von Sitte und Vernunft ein, ein wahrlich heroisch anmutendes Anliegen. Des clubtreuen Kreuzritters Waffen der Inquisition sind zermßrbende Trommelrhythmen zur LÜsung der eng-geistigen Starre, sowie die spirituell manipulative Klub- Melodei zur Zßchtigung des fehlgeleiteten Kusch-Häretikers. Exakt mit diesem Rßstungspaket bestßckt, und jener Prämisse auf deren prächtig verzierte Fahnen geschrieben, ziehen auch diesmal
die drei Apostel des Frevels (Dave Canina, Fabien & l'Ours) los, um dem gesetzten Ziel gekonnt Nachdruck zu verleihen. Nicht mĂźde neue Mitstreiter zu rekrutieren, haben sie erneut ihr furchtloses Heer vortreffich erweitert: Huazee, seines Zeichen Landesherr von und zu Zappel-Taktingen, und Bewirtschafter der geschmeidig wummernden Audiotheke, gesellt sich voller Tatendrang zur hochverschworenen Truppe. Ihr einvernehmliches Kredo bleibt: Vier auf den Boden die ganze Nacht, so werden Heiden zu JĂźngern gemacht! H6BHI6<! '.# 6J<JHI! '(#%% J=G
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Nach der Sommerpause startet der Dachstock traditionell mit einer Local Darkside. Diesmal beschallen den Start in die zweite Hälfte 2015 die lokalen DJ's Axiom, Deejaymf, Kenobi und Submerge.
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= D;@>CD Das Kino Reitschule und das Sous le Pont präsentieren Filme und kulinarische Spezialitäten im Innenhof der Reitschule B>IILD8=! %*# 6J<JHI! 67 '&#(% J=G
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Eine Gaunerkomödie, angesiedelt in den engen Gassen und übervölkerten Strassen von Hong Kong, inszeniert Johnnie To auf gewohnt stilsichere Weise, eine Hommage an seine Heimat-Stadt und eine Verbeugung vor Klassikern wie «Pickpocket» von Robert Bresson. Im Slang als «Sperlinge» bezeichnet, lebt eine Gang von Taschendieben nicht schlecht von ihrer Kunst, bis eine schöne Unbekannte ihnen der Reihe nach den Kopf verdreht, und sie vor neue, ungewohnte Herausforderungen stellt. Im klassischen Show-Down am Ende des Films, auf einer Strassenkreuzung unter einem Wolkenbruch, fliesst unter Regenschirmen das einzige Blut im Film. So wenig wie noch selten in einem Werk von Johnnie To ein Sommerfilm von einem der grössten Filmemacher aus Hong Kong.
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Ein junger Computer-Hacker in Mexico City, der sich nicht wirklich entscheiden kann, ob er an den ÜberwachungsUtensilien in der Wohnung der von ihm verehrten Nachbarin hängen bleiben will, oder den lukrativen Job verfolgen soll, für die Russische Mafia in das Netzwerk einer Bank in der Schweiz einzudringen, verwickelt nach und nach sein näheres Umfeld in eine Kette von Ereignissen, an deren Ende nicht viele Beteiligte am Leben bleiben, in der schwarzen Komödie aber auch kein Auge trocken bleibt.
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Marktbeginn, Hallenöffnung und Spontanreservation ab 8 Uhr. Platzweitergabe ab 9 Uhr. Maximal 5 Meter Pro Stand.
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Dem Brenner geht es nicht sehr gut. Den abgehalfterten Polizisten und erfolglosen Privat-Detektiven verschlägt es als gelegentlichen Eintreiber ausstehender Leasing-Raten in die Provinz Österreichs, wo er in einem Gasthof einen säumigen Kunden aufsuchen soll. Dieser scheint dort jedoch niemandem bekannt, und im Verlauf seiner Nachforschungen wird er in Geheimnisse der Familie des Wirtes verwickelt, die seiner Verdauung wenig zuträglich scheinen und die ihm gar ans Lebendige zu gehen drohen.
Der Sommer ist da, die Temperaturen sind tropisch und die Aare lädt zum Baden ein - es fehlt nur noch das perfekte Sommerkulturprogramm! Ab dem 5. August werden wir alle zusammen eintauchen in Theater, Performances, Tanz, Spektakel, Feste, Konzerte, Workshops und vieles mehr. Vom 5. bis am 23. August 2015 lädt das UNA Festival in der Grossen Halle der Reitschule Bern, auf der Schützenmatte und an weiteren Orten im öffentlichen Raum, zum Experimentieren und Kreativsein ein. Das gemeinsame Schaffen steht im Vordergrund. Feiert ihr mit uns an der UNA Rave? Wie wärs mit einem Konzert an einem lauen Sommerabend? Oder habt ihr Lust
auf einen Butoh Tanzworkshop? Interessiert ihr euch für sozialpolitische Themen und wollt über Migrationsthemen mitdiskutieren? Eine Theateraufführung wär doch auch was! Schon mal einen Workshop zu Kompostieren ohne Garten besucht? Oder erfreut ihr euch lieber einen Tag lang an lebendigen Automaten? Oder Lust auf Unterhaltung und Austausch bei der UNA Buvette Roxy auf der Schützenmatte? Ihr werdet auf jeden Fall auf eure Kosten kommen - das definitive UNA Programm ist da und garantiert viel Freude, lädt ein zum Mitmachen und verbindet! Nebst dem Programm bietet das UNA-Festival aber auch viel Raum für spontane Aktionen und Ideen. Das UNA-Festival wagt ein Experiment: Während drei Wochen wird ein Raum geschaffen, in dem die Energie und Kreativität der Menschen gebündelt und mit wenig Mitteln möglichst viel herausgeholt wird. Das UNA-Festival ist eine Art Wundertüte – niemand weiss genau, was passieren wird, doch das macht es als Gegenpol zum straff und zielführend durchgeplanten Alltag umso spannender. Lasst euch überraschen und taucht ein in die UNA Welt! Ò lll#jcV[Zhi^kVa#X]
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Nr. 398 | August 2015
Demokratiekritik
Volk und Herrschaft auf dem Prüfstand
Demokratie gilt hierzulande als höchstes Gut. Wenn Entscheide demokratisch getroffen werden – oder von Leuten, die demokratisch gewählt wurden – dann gehen sie nach allgemeiner Auffassung in Ordnung, unabhängig von ihrem Inhalt. Durchgesetzt hat sich in der westlichen Welt ein Demokratie-Idealismus, der Demokratie über alle Kritik erhebt. Text: Bündnis gegen rechts
D
iesen guten Ruf geniesst die Demokratie (altgr. «Volksherrschaft») nicht nur in bürgerlichen Kreisen, sondern sowohl bei linken Systemkritiker*innen, die im Einzelnen von Volk und Herrschaft nicht viel halten; als auch bei Linken, die die Diktatur des Proletariats(!) zumindest übergangsweise für eine notwendige Sache halten. Wer also Demokratie kritisiert steht nicht nur alleine auf weiter Flur, sondern sofort im Verdacht, ihr angebliches Gegenteil zu wollen: Unterdrückung und Diktatur. In diesem Text wollen wir uns nichtsdestotrotz an der Demokratie abarbeiten und einige Fakten festhalten, die den guten Glauben an die «Herrschaft des Volkes» hoffentlich etwas erschüttern: Volk… Das zu einer Volksherrschaft gehörende Volk ist ein eigentümlicher Verein. Seine Angehörigen haben keinen gemeinsamen Inhalt, verfolgen kein gemeinsames Interesse, wie z.B. die Angehörigen von Chüngelizüchter- oder Fussballvereinen. Ein Volk wächst nicht als natürliches Gebilde und es abstrahiert sogar von gemeinsamer Sprache, Kultur und Geschichte – wofür die Schweiz mit ihren vier offiziellen Sprachen, ihrer Kantönlikultur und ihren wechselnden historischen Grenzen ein Paradebeispiel liefert. Ökonomisch verfolgen Volksangehörige nicht nur keine gemeinsamen, sondern sogar gegensätzliche Interessen (Arbeitnehmer*in-Arbeitgeber*in, Mieter*inVermieter*in, Verkäufer*in Käufer*in etc.). Mehr noch, die Volksangehörigen konkurrieren oft sogar mit denen, die das gleiche Interesse verfolgen (Konkurrenz unter den Kapitalist*innen um Kaufkraft und unter den Arbeitnehmer*innen um Arbeitsplätze etc.). Wo gegensätzliche Interessen dauerhaft bestehen bleiben, muss es eine Instanz geben, die über diesen Einzelinteressen steht und sie alle so beschränkt, dass sie sich zwar wechselseitig be- und ausnutzen, aber nicht zu Grunde richten können. Dafür braucht es ein Herrschaftsmonopol, welches den Konkurrierenden
Vorschriften macht und diese durchsetzen kann. Ein Volk braucht also Herrschaft! In der Demokratie nun legitimiert, wählt das «souveräne» (lat. über allem stehende) Volk eine Herrschaft über sich – ein Widerspruch mit Folgen!
Demokrat*innen demonstrieren mit dem Gang zur Urne ihre Gleichgültigkeit gegenüber ihrem eigenen Interesse: Wenn «die anderen» gewinnen, muss man es akzeptieren, genauso, wenn «die Eigenen» nicht das tun, was man sich vorgestellt hat.
…und Herrschaft Eine Wahl ist nichts Harmloses. Die Mehrheit der stimmenden stimmberechtigten Bürger*innen beauftragt Leute mit Herrschaft. Sie wählt eine Regierung über sich (und alle anderen im Einflussbereich des Staates), deren Mandat (lat. aus der Hand geben) «nicht an Weisungen» gebunden ist. Was die Gewählten entscheiden, gilt für alle und wird durchgesetzt. Das ist auch der Kern der Sache: Herrschaft braucht es nur dort, wo man Leute zwingen und ihre Einzelinteressen beschränken muss. Der grosse Unterschied zur Diktatur ist dabei, dass sich demokratisch gewählte Politiker*innen beim Regieren auf die Legitimation der Regierten berufen können. Nebenbei: Wählen ist eine sehr passive Sache. Für sich, individuell im stillen Kämmerlein, werden Namen aufgeschrieben oder vorgedruckte Listen eingepackt. Die Volksweisheit vom Stimmvieh ist dabei nicht unzutreffend: Angebot und Zeitpunkt der Wahl werden von den Herrschenden unterbreitet und die zugelassenen Alternativen sind vorgegeben. Für die Herrschaft ist das demokratische Verfahren produktiv: Wer wählt bestätigt, dass es Führung braucht und damit die gesamte politische Herrschaft und ihren Apparat (vom Parlament zum Polizeidepartement). Zudem sagt mensch «Ja» zu den verfassungsgemässen / gesetzmässigen Aufgaben dieser Stellen: Recht und Ordnung, Kapitalstandort, Steuern, Bankenrettung... Wer wählt hat keine grundsätzlichen Argument gegen das Ganze, sondern will mit den Lebensumständen zurechtkommen und dafür Herrschaftspersonal seiner Couleur. Der wählende Wille hat keinen anderen Inhalt. Denn wird ein Stimmzettel mit einem Kommentar versehen, ist er ungültig.
Ganz direkt Die viel gelobte direkte Demokratie macht das Ganze nicht besser. An Volksabstimmungen müssen im realexistierenden Kapitalismus gegensätzliche Interessen entscheiden, was gut für alle sein soll. Klar, dass da von allen Seiten ans «Gemeinwohl» appelliert wird. Weil in der kapitalistischen Konkurrenz der Nationen tatsächlich recht viel von Wirtschaftswachstum und dem Erfolg der «eigenen» Nation abhängt, wird dann (meist) im Interesse der Wirtschaft und der Nationabgestimmt. Dass Interessen der Wirtschaft (lies Kapitalist*innen) mit denen der normalen Bürger*innen nicht zusammenfallen, mag auch den kleinen Leuten bei den Abstimmungen um Mindestlohn und Ferienwochen aufgefallen sein. Für die Arbeitnehmenden ist «das Wirtschaftswachstum» zwar unverzichtbare Bedingung ihrer bürgerlichen Nutzenverfolgung, aber eben kein Mittel ihres Nutzens: Die Mehrheit ist gezwungen, Lohnarbeit zu verrichten und die gibt es eben nur, wenn ein Unternehmen damit Gewinn machen kann. Der Erfolg der Wirtschaft misst sich nicht an der Höhe der Löhne, sondern im Gewinn der Kapitalist*innen, bzw in der erfolgreichen Ausbeutung der Proletarier*innen. Das Interesse des Kapitals ist also nicht nur ein Privatinteresse neben anderen; von ihm hängen weitere Faktoren wie Einkommen, Arbeitsplätze, Steuern – und damit auch die Macht und Handlungsfreiheit des Staates – ab, den der alte Marx «ideeller Gesamtkapitalist» nannte. In diesem Sinne: Wer über die «Sachzwänge» nicht reden will, wird sie mit einer demokratischen Verwaltung auch nicht zum Schweigen bringen.
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megafon-StattBlick
Hattest noch der Söhne ja... Text: Tom
D
a nun Mörgeli seine Hand reckte über das Meer, ließ es der HERR hinwegfahren durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken; und die Wasser teilten sich voneinander. Und die Truppen der SVP gingen hinein, mitten ins Meer auf dem Trockenen; und das Wasser war ihnen für Mauern zur Rechten und zur Linken. Und dann machten sie sich auf den Weg, eine weitere Etappe im heiligen eidgenössischen Krieg. Irgendwer an irgendeinem Stammtisch war auf die Idee gekommen, hatte gesagt, Mannen, wir scheissen ab sofort auf die Niederlage von Marignano und diese linke Neutralität von der Sommaruga. Wir wollen wieder freie Söldner sein wie die Väter waren, keine fremden Vögte dulden, ausser sie zahlen uns dafür. Norditalien ist unser Erbe, nach 500 Jahren soll es endlich unser sein! Mailand wird ein neuer Kanton, freier Meereszugang für freie Schweizer, die Eidgenossenschaft wird wiederauferstehen und sich an den Stränden Liguriens vom anstrengenden Söldnertagwerk erholen. Zehntausende SVPler schlossen sich dem Umzug an, Norditalien wurde überrannt, ein Aufstand der Schweizer Garden im Vatikan und ein separatistischer Putsch auf Sardinien vergrösserte das Territorium von «Eidgenossistan» schnell bis nach Rom. Köppel und Mörgeli führten die Truppen an, Blocher – zwar eigentlich zu alt und zu gebrechlich für so weite Reisen – orchestrierte das ganze mit Liveberichten und Dauersondersendungen auf seinem youtube-Channel «Teleblocher».
Auch Süditalien war schnell erobert. Noch nie in ihrer Geschichte hatte die Eidgenossenschaft eine dermassen grossherrliche Ausdehnung gesehen. Köppel schlug bei etlichen Litern Rotwein vor, auch Sizilien, Lampedusa und vor allem Nordafrika einzunehmen. Vor allem Letzteres war ihm wichtig – um Lager für diese Wirtschaftsflüchtlinge zu bauen, damit niemand Fremdes mehr nach Europa – dem zukünftigen Gross-Eidgenossistan – kommen könne. Gesagt getan. Dank der Hilfe des HERRN war das Mittelmeer ja schnell überwunden, die gesamten SVP-Truppen Eidgenossistans machten sich daran, entlang der Mittelmeerküste und in der Sahara riesige Lager aufzubauen. Währenddessen nutzten Flüchtlinge, Migrant*innen und wer sonst noch Lust hatte, die Landbrücke mitten im Meer, um gratis und risikolos nach Europa zu gelangen. Als die Eidgenossistanen nach Wochen anstrengendster Arbeit zum Mittelmeer zurückkehrten, schloss sich die Landbrücke vor ihren Augen. Wo sie auch hinsahen nur Wasser. «HERR», rief Mörgeli. «Dein Volk will ins Vaterland!» Von oben dröhnte es den Eidgenossen grimmig in die Ohren: «Diese Rufnummer ist ungültig oder nicht mehr in Betrieb...» So geht das.
Leserkommentar
Foto: Sabine Hunziker
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Sexismus im Internet Teil II
Frauenfeindlichkeit in freier Wildbahn
In der letzten Ausgabe des megafons haben wir uns mit «alltäglichem» Sexismus im Internet befasst. Im zweiten Teil unseres Sommer-Schwerpunktes soll der Fokus nun darauf liegen, was geschieht, wenn Menschen (insbesondere Frauen) es «wagen» solche Themen online anzusprechen. Text: peb & rif
Triggerwarnung: Dieser Artikel beschäftigt sich hauptsächlich mit Belästigungen und sexualisierter Gewalt gegenüber Personen, welche sich im Internet politisch – speziell aufgrund feministischer Positionen – äussern. Die dabei verwendeten Beispiele können für Menschen, die selbst unter ähnlichen Übergriffen zu leiden hatten, möglicherweise retraumatisierend wirken. Alle, die ihre persönlichen Gefühle, Ansichten und Meinungen online äussern, müssen (leider) damit rechnen – nebst inhaltlicher Kritik – auch Beleidigungen, Drohungen auf persönlicher Ebene und alle möglichen Formen des «Trollings» über sich ergehen zu lassen. Besonders hässlich wird es, wenn es sich dabei um weiblich sozialisierte Personen handelt, die sich zudem «erdreisten», sich zu Themen wie Technik, Sexualität oder Sexismus zu äussern. In regelmässigen Abständen fegen Shitstorms durch das Internet, nur weil es wieder einmal jemand gewagt hat festzustellen, dass auch die digitale Sphäre in erster Linie weiss, heterosexuell und männlich dominiert ist. Die Reaktionen auf solchen «Frevel» reichen meist von übelst beleidigend bis hin zur direkten Bedrohung von Leib, Leben und sexueller Integrität. Vom Shitstorm zur Morddrohung Welche Ausmasse solche Attacken annehmen können, musste die amerikanische Journalistin Amanda Hess 2013 erfahren. Während ihrer Sommerferien erstellte jemand auf Twitter einen Account, einzig zum Zweck sie zu bedrohen; O-Ton: «Schön zu sehen, dass wir im selben Bundesstaat leben. Ich komme dich besuchen und wenn ich dich finde, werde ich dich vergewaltigen und enthaupten.» Anfang 2014 veröffentlichte sie einen längeren Artikel im Pacific Standard über ihre Erlebnisse und andere Formen digitalisierter Frauenfeindlichkeit mit dem Titel «Why women aren‘t welcome on the Internet». Was für Amanda einen traurigen Höhepunkt innerhalb der alltäglichen Beleidigungen darstellte, ist für die Feminstin Anita Sarkeesian deprimierender Alltag. Anfang dieses Jahres veröffentlichte sie auf ihrem Blog, was innerhalb einer Woche so an menschenverachtenden Drohungen auf Twitter gegen sie geäussert wurde: insgesamt 158 an der Zahl. Trotz massiver Brechreizwarnung ein eindrückliches Beispiel der Bandbreite sexistischer und rassistischer Beleidigungen, Drohungen und Stereotypen.
Unter falscher Flagge Diese Anfeindungen einzelner – so bedrohlich und verstörend sie auch sein mögen – stehen aber noch in keinem Vergleich dazu, was passiert, wenn sich die Belästigenden plötzlich organisieren und anfangen, gezielt zu agieren. Im Januar 2014 starteten solche Leute die «Operation Freebleeding», und verbreiteten auf eigens dafür erstellten Accounts in sozialen Netzwerken, Blogs und unter dem Hashtag #freebleeding, die Idee der «freien Menstruation» als feministisches Anliegen – Bilder inklusive. Mit dieser gezielten, auf 4chan koordinierten, «False-Flag-Operation» schürten sie den ohnehin schon bestehenden Antifeminismus und das Unverständnis für feministische Anliegen, was auch das Ziel der Aktion war. Nicht nur wurde die Geschichte von verschiedenen News-Seiten weiter verbreitet, sie verleitete auch einige vorgeblich emanzipierte Menschen zur Aussage, dass es «jetzt doch langsam zu weit gehe». Und es kann Jede treffen Feminismus ist jedoch bei weitem nicht das einzige Thema, dass zur Verbreitung sexistischer Übergriffe herhalten muss. 2014 kursierte eine grossangelegte Hasskampagne, hauptsächlich gegen Spielentwicklerinnen, unter dem Hashtag #gamergate durch das Internet – initiiert und koordiniert wiederum auf 4chan et al. Auslöser waren die Vorwürfe des ex-Freundes der Spielentwicklerin Zoe Quinn im August 2014, welcher unter Anderem indirekt behauptete, Quinn habe vorteilhafte Kritiken für ihr letztes Spiel «Depression Quest» durch sexuelle Gefälligkeiten (genauer eine Beziehung mit einem Spiele-Journalisten) erlangt. Daraufhin ergoss sich ein Shitstorm über Quinn, der sie nicht nur dazu zwang Wohnort und Telefonnummer zu wechseln, sondern ihr auch den Besuch von Spiele-Events nachhaltig vermieste. Die Tatsache, dass seriösere Medien bereits kurz nach dem ursprünglichen Artikel die Anschuldigungen gegen Quinn als dreiste Lügen entlarvten, verhinderte nicht, dass der Shitstorm noch über einige Zeit weiterging, sich auch auf andere Personen ausdehnte und diesen gar zugeschrieben wurde, sich gegen «mangelnde ethische Standards» im Videospielejournalismus auszusprechen (welche natürlich die Folgen einer «feministischen Verschwörungstheorie» sind). Allgemein scheint die Verbreitung antifeministischer Meinungsmache eine beliebte Tätigkeit in der digitalen Sphäre zu sein. Dazu mehr im nächsten und letzten Artikel dieser Serie.
Der Tod
Königinnen Text: Eva Hardmeier
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er Tod gesellte sich zu uns, als wäre er das Normalste der Welt. Bald wurde uns klar, ihn als gegeben zu betrachten, würde ihr das Leben erleichtern. Ich setzte sie an den Bettrand. Mit einer Decke und den Kissen stützte ich ihren schwachen Rücken. «Das ist ja wie ein Thron», meinte sie und lehnte sich in die Federn. «Königinnen sterben so», sagte ich. Sie rückte ihren hohen, etwas eigenartigen und zu gross geratenen Faserpelzhut zurecht und grinste mir schelmisch über die eine Schulter entgegen. Die fahle und pergamentige Haut spannte über den vom vielen Kortison aufgedunsenen und haarlosen Körper. Ich kniete mich hinter sie aufs Bett und begann, ihren Nacken und ihre Schulter mit Rosenöl zu massieren. Das sehr leise geschaltete Radio beglückte uns mit Helene Fischer-ähnlichem Gesang – ihr gefiel es, das wusste ich. Mit der Zeit übertönte ihr wohliges Stöhnen die Klänge der Musikwelle. Der unter meinen Händen sterbende Körper fühlte sich weich aber ohne jeglichen Tonus an, den hatte sie schon vor langer Zeit verloren. Als ich merkte, dass ihre Kraft zum Sitzen nachliess, half ich ihr sachte, sich über eine Seite hinzulegen. Das Kissen unter dem Kopf, die Decke bis unters Kinn und die schwarze Krone tief in der Stirn lag sie ruhig atmend da. Ich blieb am Bettrand sitzen und hielt ihre Hand. Frau Fischer, oder wer auch immer, wurde vom Harfenspieler abgelöst. Ich wusste nicht, was schlimmer ist. Aber da, in diesem Moment war es wunderbar, und dass es ihr Freude bereitet war die Hauptsache. Ein müdes Lächeln und ein dankbares Winken entliessen mich in den Korridor, da, wo die Zeit nicht stillstand, hin zu dem wohltuenden Kichern der Praktikantinnen, welche sich zum Wäscheverteilen unglaublich viel Zeit nahmen und mit jedem weissen Häufchen eine Portion Leben in die Zimmer trugen. Der Harfenspieler und Co. spielten Tag und Nacht bis zum letzten Atemzug der Königin mit der schwarzen, einzigartigen Krone.
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Kurzschluss
Burn Reto Burn! Text: Anton Abgang
«Aare? Geh nicht.»
Flucht ins Blaue oder Mein Schweinehund und die rosé-rote Brille
I
Text: jod | Illustration: mfg
ch hatte mich bis Mittag im Bett gewälzt. Die verstaubte Agenda und der Laptop, von dem ich nicht mal weiss, ob er funktioniert, liegen unter einem Gnusch begraben. Zu allem Übel sitzt da zwischen Stiften, Güetzli und Kondomen noch ein bissiger Schweinehund, der zu knurren beginnt, wenn ich mich meinem Chaos auch nur nähere. Da bleibt nur die Flucht nach vorn. In der Hoffnung, doch noch etwas Sinnvolles aus diesem Tag zu machen, packe ich Badesachen und ein paar Zeitschriften in meinen Rucksack. Ich laufe los in Richtung Aare, froh darum, mit meinem Schweinehund nicht Gassi gehen zu müssen. Ziellos ziehe ich meine Runden durch Bern. Als ich mich schon fast entschlossen habe, runter an die Aare zu gehen, sehe ich durch die Hecke zwei mir bekannte Gestalten auf der Parkbank sitzen. Es sind Simone und der bärtige Urs, zwei Originale, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Seine Urs-Seligkeit ist gerade von seiner Zeitreise durch den Astralraum zurückgekehrt und behauptet schon mal in Amerika gewesen zu sein – als Wikinger, vor 800 Jahren. Simone, ein indigener Bolivianer mit tiefen Furchen im Gesicht, schweift mit wehmütigem Blick über die Steppe aus Pflastersteinen. Die weissen Teufel der Berner Stadtpolizei wildern rücksichtslos auf seinen Jagdgründen. Mit seinem spanischen Akzent und der wirren Satzstellung fällt es nicht leicht zu glauben, dass er Nietzsches Werke gelesen und verstanden hat. Irgendwie beneide ich die beiden um ihren Stil. Urs trägt einen alten Frack, den er zwar wohl lange nicht mehr gewaschen hat, dafür aber hervorragend zu seinem Hut (inklusive Federn), der Pfeife und dem Weidenstock passt. Er trägt Schuhe und Rucksack aus Leder und viele Ketten und Ringe aus Metall. An seinem Gurt hängen vier verschiedene Klappmesser. Seine Urs-
Seligkeit ist gerüstet für die Ewigkeit. Ich dagegen sehe mit meinem T- Shirt, kurzen Hosen, den blonden wuschligen Haaren und dem Eastpack-Rucksack aus wie ein entlaufener Schuljunge. Simone trägt zwar nicht mal Schuhe, aber sein grimmiger Gesichtsausdruck macht das wieder wett. Ich fühle mich verloren zwischen den beiden. Weder bin ich abgefuckt genug, um mich so gehen zu lassen, noch habe ich genug Zuversicht und Perspektive um mir ein geregeltes Leben vorstellen zu können. Wir hocken Stunden auf diesem Bänkchen, hören Deep Purple und trinken billigen Rosé. Urs und Simone ziehen sich gegenseitig auf. Urs kommt auf das Höhlengleichnis von Platon zu sprechen, Simone antwortet wie immer wild und assoziativ: «Es ist eine Mysterium, wir haben seine Arschloch nicht vermessen, seine Farbe und Festigkeit.» Von konkret schleimiger Konsistenz hingegen ist der Taubenschiss, den ich kurz darauf meinen Nacken runterrutschen spüre. Jetzt fühl’ ich mich nicht nur beschissen, sondern bin es auch. Doch der Rosé und die Appenzeller Hanfblütenbiere, die sich zu ihm gesellt haben, spülen das locker weg. Jetzt brauch ich auch nicht mehr in die Aare zu hüpfen. Zufrieden grunzt mein Schweinehund, als ich wieder nach Hause komme.
Als politisch aktive Einzelperson oder Gruppierung – sei sie nun ausserparlamentarisch oder institutionell aktiv – kommt man praktisch gesehen nicht darum herum, sich mit den politischen Entscheidungstragenden seiner bewirtschafteten Themenfelder (sprich: das ganze verfluchte System) auseinanderzusetzen. Da ist der Herr Käser, Obermotz der örtlichen Ritter in Blau, den zu ignorieren wohl ein fataler Fehler wäre. Da ist der Herr Tschäppät, Hofkomödiant der Stadt Bern der zu allem etwas Senf hat, ausser es geht grad heikel zu und her irgendwo. Und da ist der Herr Nause, Schlosshund unter den Lauben, der mit Vorliebe an die sogenannt «konstruktiven Kräfte der Reitschule» zu appellieren pflegt. Und dann gibts da noch die diversen Köpfe von SVP bis SP, von der KaPo bis zum Statthalteramt, die in der breiten Öffentlichkeit – je nach je – mässigen bis massiven Einfluss geniessen. Nun sind die meisten dieser Nasen unter Umtriebigen nicht gerade gern gesehen in ihren Ämtern. Berns ausserparlamentarische Politik dürfte um einiges vielfältiger sein ohne Nauses Riechorgan. Und noch ein bisschen diverser ohne die Drahtzieher*innen im Kader der KaPo Bern. Doch wie entledigt man sich ungeliebter Berufspolitisierender, als linke Splitterperson oder -gruppe mit doch eher bescheidener Wirkungskraft bezüglich der sogenannt «bürgerlichen» Politik? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Beseitigungstaktik des Rufmords scheint sich in der nationalen Politik nicht schlecht bewährt zu haben. Doch wenn man nicht gerade eine Zeitung besitzt und über heikle bis schmutzige Details über den/die zu Entsorgende verfügt, dürfte die Entledigungspraxis à la Weltwoche wohl scheitern. Kann man den Rücktritt aus einem Amt nicht durch Erzeugung öffentlichen Drucks herbeiführen, bleibt nebst dem Rufmord immer noch der gemeine Mord. Diese Strategie hat in Zeiten von «Terrorismus» und «Gewaltextremismus» allerdings starke Imageeinbussen hinnehmen müssen und gilt daher als allgemein verpönt. Ist ein Rücktritt also weder erzwingbar noch durch einen Schubser ins Erdmöbel zu erreichen, bleibt nur die Möglichkeit, die Nase ihn aus eigenem Antrieb verkünden zu lassen: das Burnout. Selbst wenn politische Agitation keine direkten Aufklärungsabsichten hat, so bleibt ihr als mindeste Daseinsberechtigung, Stress in den Gemütern an den Schalthebeln zu verursachen. Anti-WEF, Tanz dich frei, Miss SchweizWahl-Demo: Völlig egal wieviele Inhalte in eine Aktion gepackt werden, jede zusätzliche Situation mit der sich Nause, Käser und ihre Kumpanen herumschlagen müssen, bringt sie näher an den Rand des Nervenzusammenbruchs. An die Schwelle zum Herzinfarkt. In diesem Sinne: Stresst sie! Überfordert sie! Verschafft ihnen Bluthochdruck! Gebt ihnen das Burnout das sie verdienen!
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Kinderbuchtipp
Text: sak
Heute mit Denksport!
The Life and Death of GG Allin Comix: Nicolophonius Fuhrimann
Boxplay Aufgabe: Nimm einen Stift und verbinde obige neun Punkte mit vier Geraden, ohne dabei den Stift abzusetzen. Denksport, dieses Ketamin des Volkes! Heute soll auch hier diesem lässlichen Laster gefrönt werden. Denn: ab und zu ein Kreuzworträtsel; hin und wieder ein Sudoku. Das gönne ich mir. Und das lasse ich mir auch nicht nehmen. Wobei: Denksport hat ja weder mit Denken noch mit Sport im Geringsten etwas zu tun. Fürs Hirn: Zerstreuung. Für den Körper: Sesshaftigkeit. Klar wird hier auch: Boulevardjournalismus ist vielleicht schon extrem. Aber eben immer auch auf Ausgleich bedacht. Equilibre! Vorne Titten, hinten Zahlen. Erregen und Zerstreuen, so pendelt die Pendlerzeitung hin und her. Denn Aufmerksamkeit ist auch, und hier vor allem: Eine Frage der Ökonomie. Kleine Hilfestellung: Obiges Problem ist die Figuration der bekannten Redewendung «Thinking out of the box». Was eine Box ist? Ein Ort der Restriktion und der eigenen Gesetzmässigkeit. Beispielsweise: dein Schädel. Anderes Beispiel: Der Sechzehnmeterraum im Fussball. Stichwort Restrukturierung: Dass «Thinking out of the box» etwas Erquickendes ist, ist Grundlage des Geschäftsmodells von Pricewaterhouse Coopers. Stichwort Fussball: Dass Denken innerhalb der Box eher schadet als nützt, gehört bezüglich Fussball zum Grundlagenwissen. Entsprechend hat ein torgefährlicher Spieler im Sechzehnmeterraum einen sogenannten Torriecher. Sein Verhalten innerhalb der Box hat nichts mit Denken zu tun. Es ist nicht mal intuitiv, sondern instinktiv. Für Fortgeschrittene: Verbinde obige neun Punkte mit drei Geraden. Lösungen: Da es schwierig ist, im Internet nach Bildern und Punkten zu suchen, heisst das Passwort zur Lösung: NeunPunkte-Problem.
Nichts tun Text: Ruth Baeriswyl
«Nein, wie erbärmlich, ein Sechzehnjähriger, der Tagebuch geführt hat» ist einer der ersten Sätze in diesem Buch. Der Junge Boudewijn muss auf Geheiss seines Vaters täglich «kein Tagebuch», aber eben doch etwas schreiben und ebenfalls täglich einige Takte Musik aus der mehrheitlich klassischen Kassettensammlung des Vaters hören. Diese Aufgaben bekommt er, weil er in einer tiefen Depression steckt, ausgelöst durch den Tod der Mutter. Wir lesen dieses «Tagebuch», das knapp drei Monate geführt wird und begleiten den jungen Mann in sein Innerstes. Zumindest anfangs macht er Dinge in erster Linie nicht. Nicht zur Schule gehen, nicht essen, nicht reden, nicht schlafen und wenn doch schlafen, dann nur bei seiner kleinen Schwester Fussel im Bett, die so wunderbar nach Kind und Unversehrtheit riecht. Bei eben dieser kleinen Schwester fühlt er sich geborgen und vermeintlich nur durch sie findet er den Zugang zum Leben. «Es gibt nichts Schöneres, als von Fussel aus Fuchs und Hase vorgelesen zu bekommen». Im Laufe seiner Aufzeichnungen blitzen Gefühle, die «Ja» zum Leben sagen, herauf, aber wir lesen auch vom schmerzlichen Verlust der Mutter, über die er mit argen Schimpfwörtern flucht, über Suizidgedanken, Alkoholexzesse, Tabletten und die ganze graue Palette einer Depression. Ein Buch, das bewegt, nichts beschönigt, aber sprachliche Leichtigkeit versprüht. Es erinnert an das hochgelobte «Nichts» von Janne Teller. Erna Sassen | Das hier ist kein Tagebuch | Verlag freies Geistesleben
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Stranger than fiction
European Shootout Eine Szene in drei Akten
Text: sak | Illustration: mfg
Alexis Tsipras ist müde. Die Sonne hat jeglichen Einfluss auf die Länge der Tage verloren. Nach dem nächsten Erwachen stehen entscheidende Verhandlungen mit den Geldgebenden und den trinitären Institutionen an. Um der griechischen Omnipräsenz auf Fernsehkanälen zu entgehen, legt sich Tsipras eine DVD ein. Zunächst weggetreten hat Tsipras, was er schon seit Monaten nicht mehr hatte. Einen Traum.
I gotta go pee! I want to go home. TS I P R AS Just hang in there, baby, you’re doing great, Wolfgang’s proud of you and so am I. It’s almost over, (to S C H ÄU B LE ) Tell her you’re proud of her. MER KEL
S C HÄU B LE MER KEL
I’m proud of you Honey Bunny.
I love you too Honey Bunny.
PERSONEN
TS I P R AS Now. I want you to go in that bag and find my wallet.
WO L FGA N G S C HÄU B L E
S C HÄU B LE
A L EXIS TS I P R AS
It’s the one that says Bad Motherfucker on it. looks in the bag and — sure enough — there’s a wallet with “Bad Motherfucker” embroidered on it.
A N G EL A M ER K EL
YA N IS VA RO U FA K IS ORAKEL P UM P K I N
Which one is it?
TS I P R AS
S C H ÄU B L E
TS I P R AS That’s my bad motherfucker. Now open it up and take out the cash. How much is there?
1. AKT: IMAGINATION — DER TRAUM
S C HÄU B LE
About fifteen hundred dollars.
(0:00 – 2:10)
Put it in your pocket, it’s yours. Now with the rest of them wallets and the register, that makes this a pretty successful little score.
(to SC HÄU B LE ) Here is the situation. Normally both of your asses would be dead as fuckin’ fried chicken. But you happened to pull this shit while I’m in a transitional period. I don’t wanna kill ya, I want to help ya. But I’m afraid I can’t give you the case. It don’t belong to me. Besides, I went through too much shit this morning on account of this case to just hand it over to your ass. A NGE L A M ER K EL whips her gun toward VARO U FA K I S . VARO U FA K I S , by the bathroom, has his gun out, dead-aimed at A N G EL A .
VARO U FAK I S Alexis, if you give this nimrod fifteen hundred bucks, I’m gonna shoot’em on general principle.
TSI PR AS
TSI P R AS Varou! Be cool! Angela, it’s cool baby, it’s cool! We’re still just talkin’, (to VA RO U FA K IS ) Now Varou. You are just hanging back. And don’t do a goddamn thing. (to WO L FGA N G ) Tell her we’re still cool. SC H ÄU B L E TSI P R AS
It’s cool, Honey Bunny, we’re still cool.
Angela, how we doin’, baby?
TS I P R AS
TS I P R AS You ain’t gonna do a goddamn thing, now hang back and shut the fuck up.
2. AKT: DEFINITION — DER KAPITALISMUS (2:10 – 2:25)
O R AC L E Besides, I ain’t givin’ it to him. I’m buyin’ somethin’ for my money. Wanna know what I’m buyin’ Pumpkin? P UMP KI N
(2:25 – 4 :35)
SC H ÄU B LE TSI PR AS
I love you.
S C HÄU B LE
3. AKT: MERKWÜRDIGE LIEBE — DER NACH DENKLICHE DR. SCHÄUBLE
What?
OR AC LE Your life. I’m givin’ you that money so I don’t hafta kill your ass.
You read the Bible?
Not regularly.
SC H ÄU B LE There’s a passage I got memorized: Ezekiel 25:17. “The path of the righteous man is beset on all sides by the inequities of the selfish and the tyranny of evil men. Blessed is he who, in the name of charity and good will, shepherds the weak through the valley of the darkness. For he is truly his brother’s keeper and the finder of lost children. And I will strike down upon thee with great vengeance and furious anger those who attempt to poison and destroy my brothers. And you will know I am the Lord when I lay my vengeance upon you.” I been sayin’ that shit for years. And if you ever heard it, it meant your ass. I never really questioned what it meant. I thought it was just a cold-blooded thing to say to a motherfucker ’fore you popped a cap in his ass. But I saw some shit this mornin’ made me think twice. Now I’m thinkin’, it could mean you’re the evil man. And I’m the righteous man. And Mr. 9mm here, he’s the shepherd protecting my righteous ass in the valley of darkness. Or it could be you’re the righteous man and I’m the shepherd and it’s the world that’s evil and selfish. I’d like that. But that shit ain’t the truth. The truth is: You’re the weak. And I’m the tyranny of evil men. But I’m tryin’. I’m tryin’ real hard to be a shepherd. SC H ÄU B LE lowers his gun, lying it on the table. TSI PR AS looks at him. SC H ÄU B LE Go. Grabbing the trash bag full of wallets, TSI PR AS and VAROU FAKIS walk dizzily out the door. SC H ÄU B LE , who was never risen from his seat the whole time, takes a sip of coffee.