Willkommen Herr Kessler – In dubio progresso S. 1-2 | Aufbrechen und sich einrichten – Jugendkulturen und ihr Einfluss auf die Jugendarbeit S. 3 | Erweiterter Polizeiblick – S. 4 | 6000 Zeichen Hass – S. 4 | Monokultur – Dr. Motz S. 5 | Das Alphabet der Kindheit – Kinder-
buchtipp S. 5 | Böööse Reitschule – Andreas Berger S. 5 | Kreuzworte – von Ursi S. 6 | Orange Zero – megafon stattBlick S. 6 | Todesanzei-
ge – Bio S. 7| Korrigendum – aus dem Januar Heft S. 7 | Leser*innenkommentar – S. 7 | Flashback – von #tt S. 8 | Barrikade Info – S. 8 |
Johnny, Jenny, Gemma – onomatopoesie S. 8
Die Zeitschrift aus der Reitschule | Bern
megafon | N°428 | Februar 2018 | 6.-
Willkommen Herr Kessler! in dubio progresso
Agronom und Stadtentwickler Thomas Kessler kommt. Für den Stadtpräsidenten Alec von Graffenried übernimmt er das Dossier Reitschule. Sein Problem: Die Reitschule ist kein Dossier, sondern Refugium des Urbanen und Unberechenbaren in der Planwirtschaft der Provinz.
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Text: Michaela Springer | Illustration: fuh
ie Zeit der Mediation ist vorbei. Alec aka «My Stapi» von Graffenried lässt die von Alt-Bundesrichter Hans Wiprächtiger geleitete Mediation zwischen Behörden und Reitschule auslaufen. Er engagiert als Ersatz Thomas Kessler, seit einem Jahr Ex-Chefbeamter Stadtentwicklung und zuvor Integrationsdelegierter in Basel-Stadt. Mit Kessler und seinem Beratungsmandat setzt Von Graffenried auf Optimierung statt Mediation. Optimiert – sprich, auf Linie gebracht werden – sollen zunächst mal die behördlichen Instanzen. Aus dem Munde des Stadtpräsidenten heisst das dann: «Überprüfung und Optimierung des Handelns der Behörden im Perimeter Schützenmatte-Reitschule».
«Ich habe auch gemerkt, wie simpel es ist, Fragen zu beantworten. Man muss es einfach machen.» T. Kessler, Gemeinde TV, die Macher «Bei mir überschneiden sich die Themen.» verlautbart Thomas Kessler im Berner Tagesanzeiger. Drogendelegierter,
Integrationsbeauftragter, Stadtentwickler, Fachmann für (islamistische) Radikalisierung; so lauten die Übernamen seiner Omnipotenz. Und alles gehört irgendwie zusammen: «Der rote Faden ist gegeben durch das Systemische.» So sagt es und so denkt sich Thomas Kessler. Vor Jahresfrist referiert er in der gut besetzten Elisabethenkirche in Basel auf einem Podium zum Thema Radikalisierung: «Für Jugendliche ist es extrem attraktiv geworden Erwachsene zu provozieren, zum Beispiel mit ‹ich gebe dir jetzt den Handschlag auch nicht›. Und diese Witze kommen jetzt. Das ist die höchste Form der Provokation. Und selbstverständlich darf man das auf keinen Fall » Fortsetzung S.2
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tolerieren.» Geräuschlos und im Freistil werden Islamisierungsängste mit Generationenkonflikten in Richtung Untergang des Abendlandes zusammengemischelt. Da bleibt einem nur die Befürchtung: Das wird abenteuerlich. Zuckerwatte und Peitsche Jetzt also Überprüfung und Optimierung statt Mediation im Perimeter Schützenmatte-Reitschule. Die Behörden sollen sich wieder vermehrt mit sich selbst und weniger mit der Stadt, den Menschen und deren institutionalisierten Kooperationsformen auseinandersetzen. Vor einem Jahr hatte sich Von Graffenried während dem Wahlkampf noch repetitiv als «Brückenbauer» gepriesen. Nun twistet er von der Mediation zur Handlungsoptimierung. Die Brücke, sie war wohl schon immer nur ein dekorativer Hintergrund. Denn wo Thomas Kessler ans Werk geht, da wird’s ruppig für die noch nicht ganz durchoptimierte Restgesellschaft. Unter dem Slogan «Fördern und Fordern – vom ersten Tag, verbindlich» hat Kessler Ende des letzten Jahrhunderts das Basler Integrationsmodell entwickelt. Mit diesem Slogan hat er die Gewalttätigkeit, die Ignoranz und den repressiven Erziehungsstil aus dem gesellschaftlichen Klima seiner Kindheit zum Programm für den Umgang mit Asylsuchenden gemacht. Und Fremdenfeindlichkeit in politische Korrektheit übersetzt. ‹Wir fördern. Wir fordern, und du, du passt dich an.› Die Grenzen bis zur Unkenntlichkeit verwischt, war Integration nach Kessler nicht mehr von den AssimilationsForderungen zu unterscheiden, mit denen man einst die Italiener*innen und Spanier*innen drangsalierte. Der patriotischen und selbstverherrlichenden Leitkulturdebatte – die uns seither verfolgt – teerte Kessler damit den Weg. Und beschreitet ihn selber unbeirrt.
«Die heutige Situation pervertiert den Flüchtlingsbegriff. Wir haben Arbeitsund Abenteuermigration auf Kosten der wirklich Verfolgten. Die Hilfswerke wissen, dass über 90 Prozent der Asylsuchenden keine Flüchtlinge sind» T. Kessler, 2012 im Zürcher Tagesanzeiger
Befördern und fordern Zwanzig Jahre später ist das Basler Integrationsmodell als Best Practice in die ganze Schweiz exportiert. Das «fordernde und fördernde» des schweizerischen Asylwesens zeigt sich in der Praxis als ein «forderndes und beförderndes», mit dem Ziel, der eigenst gefühlten Überforderung irgendwie Herr zu werden. Kasernierung in «Bundesasylzentren mit Verfahrensfunktion», Aufbewahrung und Ghettoisierung in «Bundesasylzentren mit Warte- und Ausreisefunktion», Ausschaffungsgefängnisse, neu erstellt an Orten wie Härkingen (Autobahnzubringer), oder Basel und Zürich (Flughafennähe). Wenn die Behörden mit dem ‹systemischen Ansatz› Thomas Kesslers ihr Handeln optimieren, werden die Menschen zu einem logistischen Problem. Der Integrationsbegriff steht surreal wie eine fette Eiche auf dem Mount Everest. Sind die Halluzinogene dann mal abgesetzt, besteht die Möglichkeit der Erkenntnis: Dass nicht nur zum humanistischen, sondern auch zum logistischen Umgang mit Menschen aus der europäischen Geschichte etwas zu lernen gewesen wäre. Der enge Horizont der Leitkulturschwadronierenden eröffnet sich auf die Zielgerade des erstarkten parlamentarischen Rechtsextremismus in der Schweiz und Europa. Systematisch gedacht, konsequent gescheitert Das ist alles sehr unglücklich, aber nicht schicksalhaft wie eine Naturkatastrophe. Sondern dem systemischen Denken geschuldet, mit dem Thomas Kessler zu Werke geht. In den selbstoptimierten, abgestimmten und beschleunigten Prozessen scheint die Möglichkeit demnächst wieder alles in den Griff zu bekommen zum Greifen nahe. Die Aktivierung des neoliberalisierten Gemeindewesens wird mit seriösem New Public Management gegen die Eskapaden der Wirklichkeit durchgesetzt. Demokratiepolitisch ist das alles leider gar nicht unterhaltsam. Und so hat selten einer die neoliberale Technokratie selbstherrlicher mit schweizerischer Demokratiefolklore begründet als der damalige Chefbeamte Stadtentwicklung Kessler: «Die Schweiz lebt davon, dass sie eine gute Verwaltung hat die zuverlässig ist, professionell. Das erlaubt auch unser politisches System, das stark geprägt ist von Milizpolitikern, von Laien, die dann Entscheide fällen.» Man kann sich in etwa vorstellen, welch hohe Meinung Kessler von den durch ihn beratenen, inkompetenten Milizpolitikern hat. Und dass bei diesem ‹Entwickeln› ernsthaft noch andere Akteure miteinzubeziehen wären als er und die von seinen Vorschlägen zwingend automatisch begeisterten Milizpolitiker wäre bei solchem Wissensvorsprung der technokratischen Experten tatsächlich schwer vorzustellen. Einmal mehr gilt auch hier:
Für die demokratische Gesellschaft ist nichts gefährlicher als ein falsches Verständnis von ihr.
«Wenn man Bauern kann und die ökologischen Zusammenhänge begreift von einem Landwirtschaftsbetrieb, begreift man natürlich ganze Systeme. Der Bauernhof ist ein System von Menschen und Natur, Produkten mit ganz verschiedenen Vegetationszeiten und alles sehr stark geprägt durch die Politik in Bern, durch die Subventionen. All diese Zusammenhänge sind in einem Bauernhof alle da. Und die Stadt ist ein grosses System.» T. Kessler, GemeindeTV, Die Macher Das grösste Problem an dieser instrumentellen Technokratie ist, dass sie bei maximaler Kontrollillusion eigentlich keine Ahnung hat, was sie tut. Dementsprechend ist nach den ersten Enttäuschungen über die gescheiterten Kalkulationen – wie in der Migrationspolitik – auch beim durch Kessler handlungsoptimierten Handeln auf der Schützenmatte mit übertriebener Härte zu rechnen. Provinz-Kommerz Bern Fragt sich nur, was wir uns da vor einem Jahr für einen Stapi geleistet haben. Wie bei seinem doofen Gepauke zum Thema Gemeindefusionen zeigt sich: Von Graffenried plaudert sich zum Visionär, überlässt Diskussion, Position, Lösungsvorschlag und Haltung aber gerne den anderen. Er selber belässt es beim Lavieren und Viel-Verständnis-Zeigen. Und denkt: Dann, am Ende, da entscheide ich. Allein. Von Graffenried ist ein Patriarch seiner Zeit. Machtphantasie, ohne Idee und Konzept. Der Weg ist das Ziel. Wie für den Fisch das Wasser, stellt die präsidiale Innenwelt im neoliberalen Gemeindewesen für ihn das ideale Betriebsklima dar: Ein reaktionäres Betriebssystem, mit viel Facetime. So ungreifbar Von Graffenrieds politische Vorstellungen erster Hand auch sind, seine Politik ist dennoch relativ einfach zu antizipieren. Sie erschliesst sich unmittelbar über die Berater, die ihre Konzeptkunst fabrizieren. Thomas Kessler ist also unser Wegweiser. Alle diejenigen die ‹My Stapi›, ‹Zäme geits› und ‹Alectionday›› etwas übergriffig und provinziell finden, und Nauses Jähzorn irgendwie ulkig, die dürfen sich nun auf die schulmeisterlichen Nuancen Kesslers freuen. «Es ist rührend, wenn vermeintlich Progressive die Konservativen überholen mit ihrer Verherrlichung des Status quo.» Hätte Thomas Kessler hier von sich selbst und der Berner Altstadt gesprochen, könnte man ihm ausnahmsweise recht geben. Denn augenfällig ist im Unesco-Shoppingweltkulturerbe, dass Kommerz der Provinzialität nicht beikommt, sondern sie im Gegenteil – unangenehm unterstreicht.
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Jugendkulturen und ihr Einfluss auf die Jugendarbeit
Aufbrechen und sich einrichten Die Jugendarbeit steht von jeher in enger Wechselwirkung zu Jugendkulturen und staatlicher Aufsicht. Zum einen gründet sie auf fürsorgerischen und erzieherischen Fundamenten staatlich-kirchlicher Autorität. Zum anderen speist sie sich aus den Quellen jugendlicher Revolten und Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs.
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Text: ffg | Illustration: #tt
ugendliche, die Jugendtreffs und Jugendzentren besuchen auf der einen, Jugendarbeitende, die hier arbeiten und (fast) alles regeln und organisieren, auf der anderen Seite: Das war nicht immer so. Am Anfang der Entstehung der Jugendarbeit, wie wir ihr heute oft begegnen, standen soziale Unruhe, gesellschaftliche Brüche und die Forderung nach Selbstverwaltung. Die Chiffre 1968 ist den meisten Menschen ein Begriff, wird der Vielfältigkeit und der Dauer der Veränderungen aber nicht gerecht. So stellt sich die Frage: Was trug dazu bei, dass es in Deutschland seit den 1980er Jahren in fast jeder Kleinstadt mindestens ein Jugendzentrum entstand (das es oft noch gibt), in dem Jugendliche teilweise mitbestimmen konnten und können? Und daraus folgt: Welche Einflüsse hatten die Jugendkulturen der 50er, 60er und 70er-Jahre auf das Entstehen der teilweise selbstverwalteten Jugendzentrumsarbeit? Jugendarbeit in Nachkriegsdeutschland Der Blick auf die Strukturen der Jugendarbeit zwischen 1945 und 1968 in Deutschland offenbart besondere Herausforderungen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die im Nationalsozialismus sozialisiert worden waren. Ein demokratisches Grundverständnis musste im Nachkriegsdeutschland erst vermittelt werden, nachdem dieses in Nazi-Deutschland systematisch zerstört wurde1. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die staatliche Jugendpolitik zur Subsidiaritätsstrategie in der Weimarer Republik zurück. Diese war geprägt durch die Delegierung von Aufgaben und das Sprechen finanzieller Mittel an Vereine und Verbände. Der Autor David Templin schreibt2, dass «Jugendnot» und der «Schutz der Jugend vor sozialen und moralischen Gefährdungen» die Debatte prägten3. Von starren sozialen Normen und kultureller Eindimensionalität dominiert, klassiert die bisher kaum verwissenschaftlichte Jugendarbeit Jugendliche als unselbstständige und hilfsbedürftige Objekte4. Repressive Fürsorge und Kriminalisierung von Jugendlichen bestimmen das Bild; Polizei, Schulen und Behörden sind überfordert, Jugendlichen mit deviantem Verhalten angemessen zu begegnen. Wirtschaftlicher Aufschwung, Wertewandel und neue Gehversuche in der Jugendarbeit Mit den Begriffen des Fahrstuhleffekts und der Individualisierung beschrieb Ulrich Beck5 die sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnisse. Explodierende materielle und immaterielle Möglichkeiten durch Massenmedien, Massenkonsum und Bildung schaffen Freiräume und weichen tradierte Werte und Normen auf. 1977 konstatiert der USAmerikanische Politologe Ronald Inglehart einen umfassenden Wertewandel in jenen Jahren6. Laut Inglehart richten sich Menschen verstärkt nach postmateriellen Werten wie Selbstentfaltung, Selbstbestimmung und persönlicher Freiheit aus, je besser ihre formative, d.h. materielle Lebensgrundlage in ihrer Kindheit gesichert war. Die von Inglehart als «Postmaterialisten» bezeichneten Menschen engagierten sich öfter in reformerischen sozial-politischen Bewegungen als es die «Materialisten» tun7. Das Bedürfnis nach postmaterieller Verwirklichung trifft durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den 50er- und 60er-Jahren auf weite Teile der Bevölkerung zu. Die Halbstarken und der Aufbruch ins Ungewisse Erstes Vorzeichen für eine sich anbahnende gesellschaftliche Umwälzung ist der anklingende Rock n’ Roll, der aus den USA nach Europa herübertönt. Volker Böge8 spricht von
Rock n’ Roll-affinen, als «Halbstarke» bezeichneten Jugendlichen, die in den 50ern Staat und Bevölkerung provozieren – obwohl ohne politisches Programm, können die Halbstarken wegen ihrer öffentlichkeitswirksamen Verhaltensweisen als politisch einflussreich eingestuft werden9. Durch teilweise gewalttätiges Verhalten im öffentlichen Raum wie Massenschlägereien zwischen rivalisierenden Cliquen und der Polizei irritieren die Halbstarken weite Teile der Gesellschaft. Medial wurde das Phänomen stark rezipiert. Gleichzeitig sind die Halbstarken gewissermassen proletarische Vorläufer*innen der 68er-Bewegung. Alarmiert baut die BRD nach und nach ihre Jugendfreizeitangebote aus. Ziel ist es, die Jugend von der Strasse zu holen und von Dummheiten abzuhalten. So entstehen Ende 50er und Anfang der 60er Jahre neue Jugendfreizeitzentren, vor allem in Grossstädten. Dabei werden gesellschaftliche Veränderungen in die Planung miteinbezogen10. Erste Partizipationskonzepte entstehen und ermöglichen Jugendlichen die teilweise Mitbestimmung des Programms im Jugendtreff11. Das alles kann die Widersprüche zwischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie sozialpädagogisch ausgebildeten Jugendzentrumsleitenden nicht lösen. Letztere fühlen sich nach wie vor für die Erziehung der Jugendlichen zuständig. Die neueren Ausprägungen der Jugendkultur wie Jeans, Rockmusik und das Ignorieren von gängigen Verhaltensnormen wirkte irritierend auf sie. Und jetzt tritt auch noch die organisierte Schülerinnen- und Studentenbewegung auf den Plan. Templin12 schreibt hierzu: «Es bildet sich in den grösseren Städten der Republik ein linksoppositionell eingestelltes jugendliches Milieu heraus. In diesem wurde die Abgrenzung zur Erwachsenenwelt mit neuen Lebensstilen und Formen des Konsums, mit Musik, Drogen und neuer Mode experimentiert, gleichzeitig verbreiteten sich aber auch politische Ideen und Kritik an Autoritäten. Diese ‹Fusionen von Politik und Kultur›13 erreichten in den studentisch geprägten Protesten der Jahre 1967 bis 1969 ihren Höhepunkt 14.» Die Forderung nach autonomen Jugendzentren ist eine von vielen der hochgradig politisierten 68er-Bewegung.
waren die kaum vorhandenen Freizeitangebote. 1974 gab es rund 1000 Zentrumsinitiativen und hunderttausende aktive Jugendliche in der ganzen BRD. Die verschiedenen Jugendzentrumsinitiativen waren stark mit dem jeweiligen lokalen Sozialraum verknüpft, in welchem die Aktivist*innen lebten. Die mediale Rezeption durch Presse und Fernsehen und die kollektiven Erfahrungen der späten 60er Jahre machten aus lokalen Einzelinitiativen subjektiv wie objektiv eine nationale Bewegung. Institutionalisierung der Bewegung und Folgeerscheinungen Die Mächtigkeit und Hartnäckigkeit der Jugendzentrumsbewegung zwangen Kommunen und Bundesländer, auf die Forderungen zu reagieren. Die Anzahl der Jugendfreizeitheime erhöhte sich von 2519 (1968) auf 4036 (1976)15. Modelleinrichtungen, die Jugendlichen weitgehende Autonomie zugestand, wurden gefördert und subventioniert. Der Staat sorgte für eine deutliche Aufstockung finanzieller Mittel am Ausbau der offenen Jugendarbeit. Diese flossen unter anderem in die Löhne von neu eingestellten Sozialarbeitenden, deren Anzahl parallel zur Jugendzentrumsbewegung stark zunahm. Viele Jugendzentren waren in den späten 70er Jahren nicht mehr rein selbstverwaltet. Oft waren nun Sozialarbeitende eingestellt. Viele waren selbst Teil der Bewegung gewesen und engagierten sich politisch. Durch die Einstellung von Professionellen, die voll- oder teilzeitlich im Jugendtreff anwesend waren, veränderte sich der Sozialraum merklich. Über die Jahre verschob sich die Verantwortung, ein Jugendzentrum zu betreiben und zu beleben, von den Aktivist*innen der Bewegung mehr und mehr zu den Sozialarbeitenden. Neben der stark ansteigenden Zahl eingestellter Sozialarbeitenden lösten sich viele Bezugs- und Betriebsgruppen der Bewegung auf 16. Schluss und Fazit Jugendkulturen und Vorläuferbewegungen hatten einen grossen Einfluss auf die spätere Jugendzentrumsbewegung, die im Rahmen der gesellschaftlichen Umbrüche der Nachkriegszeit entstand. Diese wiederum war dank ihrer Breite und ihrer jahrelangen Präsenz hauptverantwortlich für die massive Ausbreitung von Jugendräumen, Jugendhäusern etc. – darunter viele anfänglich selbstverwaltete Zentren. Professionelle Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter rückten bei der sich als unabhängig und selbstorganisierend begreifenden Jugendzentrumsbewegung langsam, aber sicher in die Zentren ein. Die Professionellen werden zu Vermittelnden zwischen den gesellschaftlichen Institutionen und der Jugend. Nachdem sich die meisten Betriebsgruppen der Jugendzentrumsbewegung Anfang der 80er-Jahre aufgelöst hatten, stieg die Anzahl der professionell durch Jugendarbeitende verwalteten Jugendtreffs. Trotz der Widersprüche, die sich aus Professionalisierung und Institutionalisierung von Jugendzentren ergeben, lebt der Geist der Bewegung(en) in vielen Jugendarbeitenden – und dementsprechend auch Zentren – weiter. 1) Zinnecker, Jürgen, 1987, zit. in: Griese, Hartmut, 2000, 2) 2015, 3) S.41,
4) ebd., 5) 1986, 6) S.21, 7) 1977, S.179, 8) 2000, 9) Böge, S. 91, 10) Templin,
2015, S. 44, 11) Horst Reimann, 1959, zit. in Templin, 2015, S.46, 12) 2015, 13) Detlef Siegfried, 2006, zit. in Templin, 2015, S.48, 14) Templin, 2015, S.48, 15) Templin, 2015, S.315, 16) Templin, 2015, S.456 Literaturverzeichnis
Beck, Ulrich (1986). Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine ande-
re Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp. | Böge, Volker (2000).
Wie das Unpolitische politisch wird. Jugendbanden in HamburgEimsbüttel in den 40er und 50er Jahren. In: Roland Roth, Dieter Rucht (Hrsg.), Jugendkulturen, Politik und Protest. Vom Widerstand
zum Kommerz? Opladen: Leske+Budrich. | Griese, Hartmut (2000).
Die Jugendzentrumsbewegung: Lokale Initiativen mit nationaler Wirkung Nach dem Abflauen der 68er-Revolte und der Zersplitterung der Bewegung in verschiedene Strömungen rückte in den frühen 70ern die Jugendzentrumsbewegung ins öffentliche Bewusstsein. Schwerpunkte und Hotspots der Initiativen waren vor allem kleine und mittelgrosse Städte. Grund dafür
‹Jugend(sub)kulturen›: Facetten, Probleme, Diskurse. In Roland
Roth, Dieter Rucht (Hrsg.), Jugendkulturen, Politik und Protest. Vom
Widerstand zum Kommerz? Opladen: Leske+Budrich. | Inglehart, Ronald (1977). The Silent Revolution: changing values and political
styles among Western publics. Princeton, New Jersey: Princeton
University Press. | Templin, David (2015). Freizeit ohne Kontrollen. Die Jugendzentrumsbewegung in der Bundesrepublik der 1970er
Jahre. Göttingen: Wallstein Verlag.
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Rundumschlag
6000 Zeichen Hass Wer oder was beim Autor in den letzten Monaten Wut auslöste. Eine Auflistung von Björn Bütikofer.
Augmented Reality
Erweiterter Polizeiblick
E
Text: Florian Wüstholz | Illustration: jmj
ine Polizistin patrouilliert mit einer klobigen Brille durch den Berner Bahnhof. In ihrem Gesichtsfeld leuchtet etwas auf, daneben erscheint in einem Kasten ein detaillierter Steckbrief. Zielstrebig geht die Polizistin auf eine wartende Person zu, kontrolliert deren Personalien und durchsucht den Körper. Die Polizistin wusste von Anfang an, dass sie eine vorbestrafte Person vor sich hatte. Denn ihre Brille markierte den Menschen in der Menge und ergänzte das Ganze mit relevanten Informationen: Name, Bild, Vorstrafen, Kompliz*innen. Was vor einigen Jahren noch wie ein abstruses Szenario aus der Fernsehserie «Black Mirror» wirkte, ist leider immer weniger abwegig. Die Zauberwörter in dieser dystopischen Zukunft heissen Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). Bereits heute lassen sich mit einer Smartphonekamera und einfachen Apps in Windeseile chinesische Strassenschilder übersetzen, Gesichter erkennen und die dazugehörigen Informationen aus einer Datenbank abrufen oder zum Spass Pokémon auf dem Bundesplatz fangen. In der Wintersession durften dann auch Nationalrät*innen das Potential von AR kennenlernen. Ausgerüstet mit einer von Microsoft entwickelten Brille reichte ein Blick ins Gesicht des Gegenübers, um Name und Parteizügehörigkeit zu ermitteln. Die nötige Software liefert die Schweizer Firma Cubera aus Feldmeilen am Zürichsee. Das hört sich bisher ziemlich harmlos an. Doch mit der entsprechenden Datenbank liessen sich auch ganz andere Informationen ermitteln und anzeigen.
Den Blick auf die Welt verbessern Vor allem für die Polizei und Grenzschutz sind VR und AR interessant. Denn damit eröffnet sich ein farbenprächtiges Spektrum neuer Möglichkeiten zur Überwachung und Kontrolle. Kein Wunder gab das FBI bereits vor fünfzehn Jahren eine Studie zum Potential von AR in Auftrag. Unter dem Titel «Unseren Blick auf die Welt verbessern» wird darin die volle Bandbreite von Anwendungsbereichen skizziert. Es liest sich wie eine Anleitung für den Überwachungsstaat der Zukunft: Echtzeitübersetzung von Wort und Schrift, Informationen über die Umgebung, sowie über Personen und Polizist*innen im Einsatz, chemische und biologische Sensoren, die die Wahrnehmung verbessern, Abhör- und Überwachungstechnologie, Wärmebildkameras oder die Steuerung von Robotern und Drohnen. Viele dieser Puzzleteile sind bereits einsatzfähig, es fehlt bloss noch an der Verflechtung.
Wer nicht vom Hype mitgerissen wird, dem springen die rechtlichen und gesellschaftlichen Probleme sofort ins Auge. Vor allem liessen sich mit einer ausgereiften AR-Brille Menschen in der Öffentlichkeit einfacher und unauffälliger überwachen. Die Identität und Vergangenheit einer Person liesse sich quasi im Vorbeigehen unbemerkt feststellen. «Gesichts- und Stimmerkennung sowie weitere biometrische Daten von bekannten Kriminellen könnten es Beamten ermöglichen, gesuchte Personen bloss durch Beobachtung auf der Strasse zu identifizieren», prognostiziert die Studie entsprechend. Vor dem Stadion genügt ein tiefer Blick in die Augen, um über Name, Wohnort oder Vorstrafen informiert zu werden. Und an der Grenze könnten Menschen noch effizienter herausgefischt werden. Auch die Identifizierung von Demonstrierenden oder politischen Aktivist*innen liesse sich mit hinreichenden Datenbanken ermitteln. Es braucht nur einen kleinen Schritt Noch wird die erweiterte Realität bloss in ihrer vermeintlich harmlosen und gesellschaftlich erwünschten Variante angewandt: zur schnellen Aufklärung von Verbrechen. In diesem Kontext wurde Ende Oktober 2017 an einem Polizeitag des Historischen Museums Luzern demonstriert, wie Tatorte mittels 3D-Scanning und AR gesichert und dokumentiert werden können. Die Brille auf dem Kopf der Polizist*in produziert ein 3D-Modell des Tatorts, welches mit einfachen Handgesten annotiert und strukturiert werden kann. Dies soll eine grössere Objektivität und Reproduzierbarkeit sicherstellen. So erklärt Nick Lyall von der Britischen Bedfordshire Police, dass AR «die Aufnahme von Beweismaterial in situ ermögliche. Dieses wird dann im 3D-Raum abgespeichert und kann später genau so betrachtet werden, wie es ursprünglich war.» Doch von dieser unverfänglichen Anwendung ist es kleiner Schritt zur Dystopie. So ist der IT-Rechtsanwalt Martin Steiger überzeugt, dass «diese Überwachung im öffentlichen Raum schon bald Realität werden wird». Denn das Amalgam aus technischer Möglichkeit und wahrgenommener Bedrohung führt unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Sicherheit mitunter schnell zur verbreiteten Anwendung. Das liess sich nicht zuletzt beim im September 2017 in Kraft getretenen neuen Nachrichtendienstgesetz beobachten. Der Tag, an dem das fiktive Eingangsszenario Realität wird, ist womöglich näher als geahnt und eine politische Diskussion überfällig.
Die Redaktion der Zeitung ‹Der Bund›, welche einen Artikel zum neuen kantonalen Polizeigesetz mit ‹Lex Reitschule› betitelte, ohne im Text auch nur mit einem Wort einen Zusammenhang zu dieser herzustellen. Hallo Klickzahlenjournalismus. Hans-Jürg «Negerbuebli» Käser, für welchen Menschen mit langem Bart und ‹afghanischen Kleidern› sowie ‹Sandaletten› potentielle Terroristen sind. Hallo Vorurteilspolitik. Catherine Millet, für welche ein Griff an den Po in der U-Bahn nur ein ‹harmloses Vorkommniss› ist, gegen das sich ‹normale› Frauen halt wehren sollen. Hallo Verharmlosung sexualisierter Gewalt. Menschen welche schweizerdeutsche Begriffe in ihre Passwörter packen und dann denken, dies sei nicht knackbar. Das Laptop(!) des Autors kann 500 Mio Passwörter pro Sekunde durchprobieren. Wer sich hier sicher fühlt, verdient den Identitiätsdiebstahl. Hallo Technikignoranz. Die Kantonspolizei Bern, welche bei ihren Menschenjagden im Raum Schützenmatte auch mal die Dienstwaffe zieht, danach aber beim Stapi heulen geht, weil die böse Reitschule nicht mit ihr reden will. Hallo politisch aktives Exekutivorgan. Leute die Polizist*innen mit Raketen angreifen und das dann Freiraumverteidigung nennen. Geht zur Polizei und macht solchen Scheiss in Uniform. Das nützt dem Freiraum mehr. Hallo Symbolik-geht-über-Studieren. Das Bezirksgericht Dietikon, welches muslimische Schüler zum Singen von Weihnachtsliedern in einer Kirche zwingt. Hallo? Religionsfreiheit? Die Anwohnerin des leerstehenden Ladenzentrums Gäbelbach, die ihren Unmut über die Bedürfnisse junger Menschen gerne über die Medien rauslässt. Fick dich Frau Müller. Hallo Sollen-sie-doch-in-diese-ReitschuleJugendpolitik. Roger Köppel, der Echsenmensch in Menschenhaut. Einfach weil er immer ein Grund zum Hassen ist. Hallo Propagandaminister. Jene politischen Kräfte welche ums Verrecken E-Voting oder E-Collecting durchboxen wollen, ohne die dabei nötige technische Kompetenz zu haben. Hallo Demokratiegefährdung. Die Schweizerische Depeschenagentur, welche knapp einen Drittel ihrer Redaktion entlässt. Hallo noch einheitlicherer Brei. Das Weltwirtschaftsforum in Davos, welches immer noch eine von öffentlicher Hand geschützte private Veranstaltung ist. Hallo demokratische Legitimierung? Menschen welche immer noch von ‹Fake News› oder ‹alternativen Fakten› sprechen, statt eine Lüge Lüge zu nennen. Hallo internalisierte Propagandabemühungen. ÖV-Benützer*innen, welche vor den sich öffnenden Türen stehen bleiben. In solche Leute laufe ich mit Vorliebe hinein. Hallo Mitdenken. Die Berner Staatsanwaltschaft, welche ernsthaft glaubt, dass sich jemand durch ein Demotranspi zu einem Mord an einem Staatsoberhaupt mittels Nuklearwaffen bewegen lässt. Hallo? Die neue Smartphone-App der WOZ. Wegen inkonsistentem User Interface. Mal zieht man das Menu von oben herunter, mal klickt man es von unten herbei, erscheinen tut es dann aber links. Auf ‹Pull to refresh›-Konventionen wird gepfiffen, dafür haben drei von fünf Menuoptionen mit Feedback zu tun. Hallo ISBN 978-0130461094. Reto Nause. Just because. Hallo Hassobjekt. Den Autor dieses Artikels, welcher schon im Titel schamlos Unwahrheiten verbreitet. Hallo Lügenpresse.
Monokultur
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Kultur und Vielfalt
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Text: Dr. Motz
äre es nicht schön, wenn es von allem nur eine begrenzte Auswahl gäbe? Süss oder salzig, Männlein oder Weiblein, Schoko oder Vanille? Grosse Mengen und grosse Verschiedenheit führt zu fast unendlich vielen Kombinationen und damit doch nur zu Unübersichtlichkeit, Komplexität und Kopfschmerzen. Nicht doch, rufen die Biologinnen, eine grosse Vielfalt an Arten und Lebensräumen ist in der Ökologie und Biologie ganz unabdingbar; ohne diese Diversität gibt’s keine Anpassung, keine Entwicklung, kein Leben. Gut, wollen wir das so glauben, das Bespiel mit den Bienlein leuchtet ja auch ein: Weniger Blumen und gleichzeitig weniger verschiedene Blüten führen zu weniger Bienen, führen zu weniger Bestäubung führen zu wiederum weniger Blumen, führen letztendlich in die Wüste, schon klar. Aber wie sieht es bei den eher menschlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen aus? Lässt sich die existentielle Bedeutung der Diversität in der Biologie auf die Sphäre der Kultur übertragen? Aber ja, volle Kanne, absolut! Nicht nur führt das Fehlen von Diversität im Zusammenhang von Kultur und Gesellschaft ebenso in die Wüste wie im Fall der Biologie, es besteht darüber hinaus sogar ein Zusammenhang. Verstehen wir Vielfalt bei Menschen nicht als irgendwie genetisch oder ethnisch, sondern als Vielfalt der Lebens- und Produktionsweisen, dann leuchten die Analogie und der Zusammenhang sofort ein: Eine Lebensform wie zum Beispiel urbane Assi-Punks wären demnach für das städtisch-soziale Ökosystem wichtig, indem sie einerseits Nischen bevölkern und Lebensweisen kultivieren, die an ihre Umwelt hervorragend angepasst sind, und andererseits in ihren Hunden und Lederjacken weiteren Lebensformen eine Unterkunft und Lebensumwelt zur Verfügung stellen. Blödes Beispiel? Dann dieses: Urban gardening und Guerilla gardening kompensieren mittlerweile vielerorts den Artenschwund und die Verdrängung von Ökosystemen durch die industrialisierte Landwirtschaft. Jeder städtische Kreisverkehr, der nicht mit dämlichen Stiefmütterchen bepflanzt oder bekloppter Kunst am Bau zugestellt wird, leistet einen Beitrag zur Erhaltung des planetarischen Ökosystems.
Wollen wir die Schraube noch eine Umdrehung weiter drehen und diese Überlegungen gänzlich auf das Kulturelle anwenden? Wer sich mit einem geschärften Blick für Ähnlichkeiten und Unterscheide durch Stadt und Land oder auch durch die unendlichen Weiten der Kulturprodukte und Symbole bewegt, wird eine alarmierende Tendenz feststellen: Monokultur! Die Vernichtung der Diversität, der Freaks und der Subkulturen und die zunehmende Ausbreitung des Gleichen und Gleichförmigen. Klar liegt das an unserer Produktionsweise und dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem: nur in der «economy of scale», in der Massenproduktion und im dementsprechenden Massenkonsum lassen sich Gewinne erzielen oder überhaupt erst kostendeckend produzieren. Es ist aber auch ersichtlich, dass sich in diesem System die Warenproduzenten immer stärker zu immer weniger Monopolen verklumpen. Die Resultate können in unseren Innenstädten besichtigt werden: Die Menschen tragen alle gleichzeitig mehr oder weniger die gleiche Kleidung, die Auswahl der Geschäfte und deren Aussehen gleicht sich auch mehr und mehr an, das kulturelle Angebot wird ebenfalls der Logik des Massengeschmacks und der kommerziellen Rentabilität unterworfen. Allerdings sind das keine Entwicklungen, die den Menschen gewaltsam aufgezwungen würden. Nein, aus Trägheit und Dummheit wählen wir immer wieder das Gleiche und stören uns sogar am Aussergewöhnlichen und Speziellen. Damit machen wir uns an der Verödung unserer Geschmäcker und Kultur mitschuldig! Im Umkehrschluss heisst dies für eine progressive Politik, dass Diversität durchaus als Wert an sich gelten darf, wie es im US-amerikanischen Feminismus und Anti-Rassismus schon länger diskutiert wird. In dieser Logik müssen die Freiräume von Assi-Punks, salafistischen Koran-Verschenkern oder besoffenen Metal-Fans geschützt und verteidigt werden, auch wenn sie stinken, sich unmöglich verhalten und unerträgliche Ansichten haben. Das ist natürlich schwer auszuhalten und kann ganz schön widersprüchlich sein. Aber jede, jeder und jedes von uns kann den Schutz aus Diversitäts-Gründen genauso für sich in Anspruch nehmen. Und im Gegensatz zur Wüste der Monokultur wird es hier, in der bunten, vielfältigen, ambivalenten und komplizierten Realität so auch nie langweilig!
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Kinderbuchtipp Hyams Helge-Ulrike
Das Alphabet der Kindheit Berenberg Verlag
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Text: Ruth Bäriswyl
as Buch der Kindheit ist nicht, wie der Titel vermuten lässt, eine wissenschaftliche Abhandlung historischer Entwicklungen. Die Autorin HelgeUlrike Hyams war Professorin für Erziehungswissenschaften an der Uni Bremen und Leiterin des Kindermuseums in Marburg. Das Buch ist die Summe von praktischen und akademischen Erfahrungen zum Thema KINDHEIT. Der stringenten Struktur des Alphabets folgend, hat Hyams eine eigensinnige und subjektive Auswahl von rund 130 Stichworten getroffen, mit denen sie die vielfältigen Aspekte des Kindseins gestern und heute auf höchst unterhaltsame Art darstellt. Von Angst bis Zärtlichkeit enthält dieses grossartige Hausbuch für geübte und ungeübte Eltern, für besserwissende Grosseltern und überhaupt alle Erwachsenen, die mit Kindern zu tun haben, unterhaltsame und gescheite Fakten rund ums Kindsein. Wusstest Du, dass Angst von Enge kommt und als Grundgefühl bereits bei der Geburt verankert wird? Was hat Karussellfahren mir Urvertrauen zu tun? Unter dem Stichwort Liebe findet sich folgendes: Bitte lachen Sie mehr mit ihrem Kind – lieber einmal zu viel als einmal zu wenig, lieber einmal zu laut als einmal zu leise. Im Zusammenhang mit «schwänzen» meint die Autorin: Ihr Kind schwänzt hin und wieder eine Schulstunde? Geben Sie sich einen Ruck und lassen Sie ihm seinen Willen, denn niemand sollte jahrelang ohne jede Ausnahme ständig seine Pflicht erfüllen müssen. Es ist diese Mischung aus Altersweisheit und sanfter Anarchie, die das «Alphabet der Kindheit» so klug und so liebenswert macht. Ein Alphabet für Eltern und Erwachsene, die geduldigen und die ungeduldigen, die lässigen und die strengen, die ängstlichen und die leichtsinnigen.
Und nur zum sagen: unsere Kinderbuchtipps stammen von Ruth
Bäriswyl, die den Chinderbuchladen in der unteren berner Alt-
stadt führt. Sie wechselt sich monatlich ab mit Anna Christen vom Buchladen klamauk, eine Quergasse weiter. Sicher freuen
sich beide auch über euren Besuch … und könnten dann sicher noch ganz andere Bücher empfehlen.
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WAAGRECHT: 6 Wort des Jahres 1993 14 Laut Megafon- SENKRECHT: 1 Französischsprachiger Ableger des FernsehLeser Klaus Müller ist sie viel zu primitiv 15 ita. drei 16 engl. senders, der wegen einer kommenden Initiative mächtige stehlen 17 Kartenspiel, Weltorganisation 19 anerkennen, Sorgen hat 2 Verfasser von Gedichten 3 Was der Sturm positiv bewerten 20 engl. Autobahngebühren 22 frz. Kaff, im Wald anrichtet, tut die Politik auf soziale Art 4 Meeaus dem arab. stammend für Land, Geburtsort. Dass eine ressäugetier 5 Wurde der Legende nach, nahe der heutigen Ortschaft im Norden Sloweniens ebenso heisst, hat keiner- Autobahn zwischen Damaskus und Beirut, von 31 senkrecht lei Zusammenhang 24 Dieser LKW-Hersteller ging im Jahre ermordet 7 Laut Konfuzius ist es der Weg 8 In diesem Land 2010 eine Joint Venture mit Rheinmetall ein und stellt seither blühen neben Zitronen auch Geschäfte mit Giftmüll 9 Wird auch Militärfahrzeuge her 25 Wurde 2015 vom Bürgermeis- im Herbst vermehrt hinweggefegt 10 Verglichen mit Dummter in New York eingeführt 27 Zustrom, Ansturm 29 plötz- heit wird dieses Wort, obwohl es dieselbe Bedeutung hat, nur lich, steil, kommt oft mit Zorn daher 30 mit von und seit sehr selten verwendet 11 nicht weiter zerlegbar 12 so eine beschreibt es Beständigkeit 31 engl. Schlüssel, Taste, Legen- citizenship kann eine herrschaftskonforme, aber dennoch de 32 Würde man Stellensuchende so bezeichnen, würde es vielversprechende Möglichkeit zur Inklusion Ausgeschlossedie Problematik eher auf den Punkt bringen 33 Proteste, Erd- ner sein 13 Justiz, Architektur, Mode und Schluchten können beben und Atomabkommen, internationale Medien berich- beispielsweise so wirken 16 Alle Räder stehen ____ wenn ten derzeit rege über dieses Land 35 identische Kopie eines mein starker Arm es will 18 Abk. eines europäischen Landes, Lebewesens 38 Lo-Fi-Indie-Folk-Rock-Trio aus der Roman- welches von den Winterstürmen arg verwüstet wurde 21 span. die 40 ita. so 41 Rustikales Tessiner Lokälchen 43 Lenkung Hass 23 unverschämt, frech und anmassend 26 eurozentrischer Begriff für eine nicht klar definierte Region 27 Abk. für All-In-One 28 Vorname des Anführers einer legendären, anarchistischen Volksbewegung in der Ukraine 31 Der erste Mörder des Alten Testaments oder Zeitschrift für Menschlichkeit von E. Mühsam 34 Angeblich nicht Teil der Lügenpresse 35 Abk. Union der Gemeinschaften Kurdistans 36 Schicksal, Teilnahmeschein, Startkommando 37 ___ wieder Krieg, ___ wieder Faschismus 39 lat. Harnstoff 42 berndt. Ich 1
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LÖSUNGEN & ~SWORT AUS MEGAFON NR. Das Lösungswort schickt ihr am besten an megafon@reitschule.ch, oder via Postkarte an uns. (Adresse siehe Impressum) … Einsendeschluss ist der 20. Januar 2018. Zu gewinnen gibts einen 30 Franken Büchergutschein.
WAAGERECHT: 5. BRAUNKOHLE, 12. SIGNALTON, 13. TO, 14. EKLIG, 16. RICE, 18. TABEA, 20. MLADIC, 23. HAMBACH, 28. ARKA, 29. NUUK, 30. WALD, 32. LE, 33 UNGNADE, 35. EAR, 37. NEAT, 39. NUR, 42. SNOB, 43. GR, 44. BEDRIS, 45. DB, 46. REDE, 47. SED, 48. CADO, 50. INST, 51. ALUHUETE
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427: W I N T E R H I T SENKRECHT: 1. TAGEBAU, 2. NOT, 3. THOR, 4. FLN, 5. BS, 6. RIO, 7. UNKE, 8. NALA, 9. KLIMAWANDEL, 10. ETC, 11. HOECKE, 15. GL, 17. IDA, 19. AHNUNGEN, 21. AHLE, 22. IRLAND, 24. MUGABE, 26. BKN, 27. CAD, 31. DESSAU, 34. NERDS, 36. ROBOT, 38. TESA, 40. URDU, 41. RICH, 49. DE
Text: Tom, emeritierter Post-Reitschüler | Illu: #tt
ie ersten, die etwas bemerkten, waren die PlaneSpotter*innen am Flughafen Kloten: Kaum war die Maschine des Präsidenten gelandet, legte sich eine feine orange Schicht über die Umgebung. Und damit nicht genug: Bäume, Büsche und alle sonstige Pflanzen verwandelten sich in Orangenbäume, hie und da sah mensch auch andere Zitrusfrüchte spriessen. Dasselbe wiederholte sich, als der orange präsidiale Tross in den orangen Black HawkHubschraubern Richtung Davos weiterflog. Auf 153 Kilometern, von Kloten über Zürich, Teile des Zürichsees bis hin zu Bad Ragaz, Landquart und Davos zog sich eine breite orange Spur, auf der sich alle Pflanzen wie beim Flughafen Kloten in Orangen-Bäume verwandelten. Selbst im verschneiten und von Minustemperaturen geprägten Davos blühten sie. Kaum gelandet, zog sich der Präsident, eine orange Spur hinter sich lassend, in seine Suite im «Goldenen Ei», dem Hotel Intercontinental zurück, gönnte sich einen Hamburger, dröhnte sich ein bisschen «Fox News» rein und machte ein vollverdientes Nickerchen. Nach zwei Stunden wachte er voller Tatendrang auf. «Meine Droogs», sagte der Präsident. «Meine Droogs, ich will Beethoven hören. Make Beethoven great again, wenn ihr versteht, was ich meine.». Die orangen Leibwächter*innen nickten. Was auch immer der Präsident wollte. In einem Luxus-Kaff wie Davos sollte das eigentlich problemlos möglich sein. Schnell trommelten sie in den umliegenden Hotels und im Kongresszentrum ein paar klassische Musiker*innen zusammen und postierten sie vor dem «Goldenen Ei», das mittlerweile zu einer riesigen Orange mutiert war.
Eröffnet wurde das spontane Abend-Konzert mit «Das Blümchen Wunderhold» (Opus 52 Nr. 8), ein sanfter Gesang mit Klavierbegleitung. Es folgte «Urians Reise um die Welt» (Opus 52 Nr. 1). Der in Decken gehüllte Präsident war begeistert. Immer mehr Menschen strömten hinzu. Fox News, CNN und TeleZüri machten Live-Schaltungen, mehrere Social Media-Aktivist*innen streamten dieses einmalige Hochgebirgs-Winterkonzert in die Welt hinaus, während Musiker*innen, Passant*innen und Journalist*innen sich je länger je mehr darüber wunderten, dass sie und die Umgebung immer oranger wurden. Der Welt und den Geschehnissen scheinbar entrückt, leuchteten die Augen des Präsidenten in Erwartung des grossen Finale: Beethovens 9. Sinfonie in orange-Moll (Opus 125). Besorgte Davoser*innen meldeten WEF-Gastgeber Klaus Schwab die merkwürdigen orangen Ereignisse, die er vorerst als Fake News abtat. Erst als sich die Tanne vor seinem Büro fenster in einen Orangenbaum verwandelt hatte, machte er sich besorgt Richtung Epizentrum bei der Riesenorange auf, wo er den Präsidenten zur Rede stellen wollte. Doch da war es bereits zu spät: Politiker*innen, Wirtschaftsführer*innen, Rüstungslobbyist*innen, Journalist*innen, Tourist*innen und Einheimische und ebenso die Umgebung wurden unwiderruflich orange. Sogar der Geist von Davos war leicht orange schimmernd und damit sichtbar geworden. Um Mitternacht sah der «Zauberberg» Davos im Mondlicht ein bisschen aus wie ein von flüssiger Lava bedeckter Vulkan. «Herr Präsident», rief Klaus Schwab. «Was passiert hier?» Der Präsident war gerade damit beschäftigt, eine Ente à l’Orange zu verspeisen und schaute missmutig zu Schwab. «Was hast Du denn erwartet, wenn Du mich einlädst? Make orange great again!» In den frühen Morgenstunden detonierten mehrere nordkoreanische Langstreckenraketen über Davos. Und ausnahmsweise hatte niemand was dagegen.
Todesanzeige
korrigendum:
Im Januar-Heft (Nummer 427) wurde im Artikel «Schwarzbuch bringt Licht ins Dunkel an der BFH» eine falsche Autorinnenenschaft angegeben. Die eigentliche Autorenschaft wäre das Schwarzbuch-Kollektiv. Dieses wurde irrtümlicherweise nur bei der Illustration als Urheber angegben. Wir entschuldigen uns für den Irrtum und wünschen dem Kollektiv viel Glück bei ihrem Engagement. Die Redaktion
supplementum:
Im Oktober 2017 (Heft Nr. 425) berichtet das megafon über den Fall einer Aktivistin, die aufgrund einer DNA-Spur auf einer Gabel vom Regionalgericht BernMittelland wegen Hausfriedensbruch verurteilt wurde. Sie erhob Einsprache und zog das Urteil weiter. Dem megafon teilte sie mit, dass im Dezember 2017 auch das Obergericht des Kantons das erstinstanzliche Urteil bestätigte. Die Aktivistin verzichtet auf eine weitere Einsprache. Grund hierfür ist unter anderem die Forderung der Behörden an die Verurteilte, bei einer Einsprache weitere Beweismittel einreichen zu müssen. Ein nationaler Präzedenzfall wird also nicht geschaffen, da der Fall nicht bis vor Bundesgericht gelangt. Dennoch ist nun mit vermehrten Anzeigen in ähnlichen Fällen zu rechnen. Das megafon wird die weitere Entwicklung im Auge behalten. Wir wünschen den Strafverfolgungsbehörden viel Spass beim Aufgabeln weiterer DNA-Spuren; auf dass sie nicht zu oft ins Messer laufen. Ausserdem täte ihnen eine Neubesinnung auf die wichtigen Dinge im Strafverfolger*innenleben gut. Und alle politischen Aktivist*innen seien dazu angehalten, den Löffel noch lange nicht abzugeben. Die Redaktion
Nr. 428 | Februar 2018
Wir vermissen einen Vater, Freund, Freigeist, Kindskopf, Saufkumpan, Grenzenlosen, Unzimperlichen, Ganzstarken, Liebhaber-Punk, Witzbold, Angstlosen, Besitzfreien, Trotzkopf, Träumer, Besetzer, Anarchisten und vor allem einen zugänglichen und fröhlichen Menschen. Dein 100kg schwerer, bullenschweinefleichfressender Körper ist leider nichtmehr da. Die Erinnerung an dich und deinen Widerstand tragen wir hoffentlich lange in Kopf und Herz. Tschüss Bio.
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Impressum Redaktion AG megafon | Neubrückstrasse 8, Postfach, CH-3001 Bern megafon@reitschule.ch | Fon 031 306 69 66 PostFinance PC 61-489034-1 | IBAN CH26 0900 0000 6148 9034 1 Layout megafon Druck Druckerei Reitschule | Weiterverarbeitung Druweva Redaktion Felix Graf (ffg), Basil Schöni (bass), Milena Gsteiger (mfg), Patrick Kuhn (pak), Tom Hänsel (#tt), Nicolas Fuhrimann (fuh), Jasmin Jacobs (jmj). Redaktionsschluss immer am 1. des Monats Erscheint monatlich, Auflage ca. 1 000 Ex.; Die in den Beiträgen wiedergegebene Meinung muss sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Weder mit bildlichen noch textlichen Inhalten sollen die Lesenden dazu aufgerufen werden, Straftaten zu begehen. Die Artikel dieser Zeitung unterstehen einer CreativeCommonsLizenz. Für nicht-kommerzielle Zwecke können sie mit Quellenangabe frei verwendet werden.
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Leser*innenkommentar:
Nr. 428 | Februar 2018
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ds barrikade.info-Info: Samstag, 3. Februar, 13 Uhr Waisenhausplatz Thun: Demo gegen Jagd- und Trophäenausstellung Zeigen wir den Thuner*innen laut, friedlich und bunt warum wir die zur Schaustellung von Leichenteilen und das sinnlose Töten von fühlenden Lebewesen nicht dulden. Die Tiere haben eine Stimme — machen wir sie noch lauter. Samstag, 3. Februar von 13.30 Feministischer Themenmonat
im Infoladen Cigno Nero in Solothurn
Einstieg - Weshalb Feminismus? Samstag, 3. Februar 14:00 Claraplatz, Basel: gemeinsam auf die Strasse gegen die Diktatur in der Türkei! Donnerstag, 8. Februar 20:30 Uhr Böxli, Bern: «Roadmap to Apartheid» DOKFILM, ISRAEL/SÜDAFRIKA 2012, 90 MINUTEN
Der Film zeigt Parallelen und Unterschiede zwischen dem südafrikanischen System der Rassen-
flashback
diskriminierung und der aktuellen Situation der Palästinenser*innen heute. Freitag, 09.02.018 bis Sonntag, 11.02.018: Anarchietage in Winterthur ... UND WIR SIND NOCH HIER! ÜBER DAS LEBEN IM WIDERSPRUCH:
Ein halbes Jahrzehnt ist es her, seit wir zum letzten Mal in Winterthur Anarchietage organisiert haben. Seither ist eine Menge Wasser durch die Töss geflossen … und trotzdem sind wir noch hier und planen die Anarchie, und fragen uns, wie wir unser Leben trotz der immerwährenden Widersprüche rebellisch leben können. Die kommenden Anarchietage sind diesen Widersprüchen und den Rebellionen dagegen gewidmet, die vielleicht nicht immer die grossen sind, doch die unseren Alltag prägen und immer auf jene verweisen. weitere Details siehe anarchietage.ch/2018 Donnerstag 08.02.18 - 19:30
Feministischer Themenmonat
im Infoladen Cigno Nero in Solothurn
Film «Girl Power»
weiteres auf:
Onomatopoesie
Johnny, Jenny, Gemma
A
Text: HvH
ls Savages 2012 die an Live-Konzerten aufgenommene EP «I Am Here» veröffentlichten, liess das einige Aufhorchen, selten wurde in der letzten Zeit solch von Energie strotzender Post-Punk veröffentlicht. Das ein Jahr später veröffentlichte Debutalbum erfüllte und übertraf die hohen Erwartungen.Nur gerade mit der EP im Gepäck machten sie auch im kleinen Zürcher Kinski-Club an der Langstrasse halt.Vor der Gründung von Savages spielte Jehnny Beth mit ihrem Mann Johnny Hostile als John & Jehn bitterschöne Popsongs (https://is.gd/f YD6oE). Mit diesem Projekt lernte sie die spätere Savages-Gitarristin Gemma Thompson kennen. Zum ersten Mal spielten Savages im Mai 2013 in der Schweiz. Wir wurden Zeuge eines intimen Clubkonzerts einer Band, die zu dem Zeitpunkt schon weit grössere Konzerträume hätte füllen können. Mit ihrem rohen und direkten Post-Punk füllten die Savages den dunklen und engen Keller schnell mit erstaunlicher Energie. Trotz des gerade einsetzenden Erfolgs waren die Musikerinnen, insbesondere Frontfrau Jehnny Beth, sehr natürlich und sympatisch unzugänglich in ihrem Auftreten. Die Anwesenden wurden nach dem Schauspiel mit dem wohligen Gefühl im Bauch, gerade etwas Einmaliges erlebt zu haben, ins Gewirr der Langstrasse in einer lauen Nacht entlassen. 2014 veröffentlichten Savages die Live-Single «Fuckers / Dream Baby Dream» und produzierten zum Track «Fuckers» einen eindrückliche Live-Mitschnitt (https://is.gd/ aISxao), der eindrücklich zeigt, was diese ausserordentliche Band ausmacht. Jehnny Beth in der Bildmitte, versunken im Sound ihrer Mitmusikerinnen und ihrem Text, im Vordergrund, aber im Dunkeln, Ayse Hassan, die am Bass zusammen mit Fay Milton am Schlagzeug den Song vorantreibt. Stoisch im Hintergrund, streut das musikalische Mastermind Gemma Thompson mit von Hall und Delay strotzenden Gitarrenriffs ein. Das Ganze ist in einem extremen Breitbild aufgenommen, was den Eindruck verstärkt, selber im Publikum zu stehen, weil es wie an einem Konzert nicht möglich ist, das ganze Geschehen auf einen Blick zu erfassen. Im 2016 spielten Savages im 650 Menschen fassenden Dynamo in Zürich und hinterliessen nicht nur bei mir einen etwas schalen Nachgeschmack. Die Band war in ihrer Rockstar-Rolle angekommen und so wurde auch ihr Auftreten geschliffener und austauschbar. Die hochgeschätze Milena Krstic schrieb dazu folgende Zeilen: «[...] Aber doch überfällt mich leiser Kummer, bei diesen einstudierten Rockgesten, geplanten Ausbrüchen und stimmigen Strobolicht-Gewittern: Kriegt, wer einigermassen Eintritt zahlt, nur noch die grossen Kisten, oder wie könnte man auch die Musik der Etablierten wieder punkiger, gefährlicher machen? Ich erwarte keine Antworten, aber Fragen muss ich wohl.» (https://is.gd/f3xb4b) Einer der ganz Grossen, der letzthin eindrücklich bewiesen hat, dass auch etablierte Künstler intime Konzerte ohne einstudierte Posen und klotzende Lichtshows geben können, ist Nick Cave. Im November schuf er im Hallenstadion eine Atmosphäre wie im Wohnzimmer mit Cheminée, dass einem wohlig schauderte.
In unserer Rubrik ‹flashback› dürfen sich Künstlerinnen und Künstler a la ‹carte blanche› in jeweils drei
Ausgaben gestalterisch mit der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft beschäftigen. … Anmeldungen hierfür nimmt das megafon gern via megafon@reitschule.ch mit dem Betreff ‹flashback› entgegen.
Dies ist die letzte Folge von #tt, alias Tom Hänsel. Er lebt & arbeitet in Bern. Kontakt via tintenfrisch.net
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20.30
T o j o T h e a t e r g KRONENH LiLiTH. Ein Vater, eine Tochter un Geschichte eines Verdingjungen, d ihm angetan wurden, an die Nachk 22.30
C a f e t e g TANZBÄR , DJ TH DJ GELBER Playbox, Tech Hous
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R ö s s l i g BRUTUS (BE) // POST PUNK ROCK
T o j o T h e a t e r g BABYLON Ariane von Graffenried. Lustvoll in der Polemik, mischt die Autorin Ä Fantastisches mit Faktischem, Lac 21.00
R ö s s l i g IDLES (BRISTOL) // 22.30
C a f e t e g TANZBÄR , SEBOL / Dub Techno
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14.00-17.00
G r o s s e H a l l e g STREET SOCCER Turnier U14, U16 und U18
G r o s s e H a l l e g STREET SO asylsuchenden U99 17.30-21.00
G r o s s e H a l l e g STREET SO turnier U99 20.30
T o j o T h e a t e r g WENN UNS PACKT... Von Caméléon Danse. das Verlangen als Erregungszusta Streben, Begehren, Wünschen und
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R ö s s l i g CAPITAL SLAM - Poetry Slam
G r o s s e H a l l e g TAGI-TURNIER (Street Soccer)
G r o s s e H a l l e g STREET SO mit Asylsuchenden U99
20.00
R ö s s l i g MIN KING «IMMER WIEDER» (DIE KLEINE SOULNIGHT AM MITTWOCH) // SOUL
19.00
K i n o g ZER Kazim Öz, Spielfil Min., OV Kurdisch/e. In Anwesenh 22.00
R ö s s l i g GAUMENSCHMAU LAXENBURG (WIEN) // LIVE E PUNK
Dienstag
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14.00-17.00
T o j o T h e a t e r g LUSTIGER DIENSTAG 91 Das Cœur à la Crème de la Kleinkunst! Der letzte LuDi vor der No-Billag-Initiative. Wer immer noch nicht weiss, wo das Kreuzchen setzen, lässt sich von der fünfköpfigen Crew belehren – oder zumindest unterhalten.
G r o s s e H a l l e g STREET SOCCER Turnier U12, U14 und U16 20.00
D a c h s t o c k g END HITS // SLOWDIVE (Reading / Dead Oceans Rec)
ZER
I M FEBRUAR 2018
KINO
SONNTAG, 4. FEBRUAR, AB 13.00 UHR
Werde Teil des KinoKollektivs! – Tag der offenen Tür mit feinem Brunch während dem Flohmi Im Februar pausieren wir, statt einem Zyklus gibt es 2018 ein Februarloch mit Freunden: Wir suchen Neugierige, Filmbegeisterte, Cineast*innen zur Verstärkung unseres Kino-Kollektivs.
Während dem allmonatlichen ReitschuleFlohmi veranstaltet unser Kino-Kollektiv einen Tag der offenen Kino-Tür mit einem leckeren Brunch statt. Willst du Filmzyklen gestalten und deine cineastischen Ideen auf der Leinwand sehen? Klettere mit uns in die Kino-Kabine und erfahre dabei wie man einen Kino-Betrieb von der Auswahl der Filme bis zur Vorführung organisiert. Dazu tischen wir beim gemütlichen Brunch Hausgemachtes und Mitgebrachtes auf.
DONNERSTAG, 22. FEBRUAR, 19.00 UHR
Zer
Fördervereins Alevitische Kultur. Kazim Öz, Spielfilm aus Dersim, 2017, 113 Min., OV Kurdisch / e. In Anwesenheit des Regisseurs Kazim Öz!
Ein Song zeigt ihm den Weg. Er heißt «Zer» und seine Großmutter hat ihn Jan beigebracht, der eigentlich in New York lebt, gut situiert ist und Musik studiert. Die Grossmutter haben sie aus der Türkei nach Amerika geholt, damit ihr Krebs behandelt werden kann. Die alte Frau ist geprägt von einem Geheimnis. Der junge Mann entschließt sich der Spur des Liedes in die heutige Türkei zu folgen. Er gerät tiefer und tiefer in einen kurdisch geprägten Landstrich, wo er herausfindet, dass seine Großmutter zu den wenigen Überlebenden eines Massakers der türkischen Armee an den Kurden zählt, das 1938 begangen wurde. Jan findet bei seiner Suche heraus, dass das elende Leben dort immer noch elend ist und er spürt immer mehr, dass er sich in Wahrheit auf einer spirituellen Suche nach sich selbst befindet. Der Film zeigt diesen Prozess in poetischen Bildern. So enthalten gleich die ersten Szenen fast die Quintessenz
des ganzen Films: Wir sehen einen Mann. Er schaut uns an. Langsam nimmt er seinen bunten Schal ab. Wenig später liegt er nackt mit einer Frau im Bett. Sie steht auf und geht ans Fenster. Sie zündet sich eine Zigarette an. Durch das Fenster sehen wir New York, in dem der erste Teil des Films spielt. Sie verlässt das Haus. Es ist ein Abschied. Viel später hat der Mann mit dem bunten Schal Walnüsse in der Hand. Sie repräsentieren seine wahre Heimat. Ein authentischer Film – in weiten Teilen fast dokumentarisch. Es ist ein Film, der einen politischen Standpunkt einnimmt, ohne seinen poetisch-nachdenklichen Stil zu vernachlässigen. Kazim Öz entdeckte das Kino in den 1990er Jahren als Mitglied des KinoKollektivs des Zentrums für Mesopotamische Kultur («Mezopotamya Kültür Merkezi»). 1996 entstand das Kollektiv aus einer Initiative, die kurdische Kultur einem breiten Pubikum vorzustellen – auch ausserhalb der Heimat. Kazim Öz realisierte im Jahr 1999 den Kurzfilm Ax (Erde) und viel Langspielfilme, Fotoğraf (Fotografie) im 2001, Dur (Fern) im 2005, Bahoz (Unwetter) im 2009, et He Bû Tune Bû (Es war einmal) eim 2014,
ausserdem den Dokumentarfilm Demsala Dawî : Sewaxan in 2009. Für seine Filme wurde Kazim Öz mit mehr als 30 Preisen ausgezeichnet. FREITAG, 23. FEBRUAR, SAMSTAG, 24. FEBRUAR, JE 21.00 UHR
Trash from Down Under – Antifaschistische Klamauk-Serie Rabe-Fest. Fernsehserie aus Australien 2012/2015, ca. 200 Min.
Am 4. März 2018 stimmt die Schweiz über die No-Billag-Initiative ab. Bei einem JA wird Radio RaBe abgeschafft. Und jetzt ist klar, wer hinter der Initiative steckt: Adolf Hitler. Der Führer ist nicht tot, sondern lebt und strebt weiterhin nach der Weltherrschaft – unter anderem mit Hilfe von Nazi-Dinosauriern. Nur ein Team von fünf Agent*innen aus allen Winkeln der Welt kann ihn stoppen. Gelingt es oder gelingt es nicht? Die Antwort gibt es am RaBeFest 2018. Einfach ins Kino hocken und sich überraschen lassen, wenn wir euch mit trashigem Antifaschismus von Down Under verwöhnen.
ROSSLI SONNTAG, 4. FEBRUAR, 20.00 UHR
SONNTAG, 11. FEBRUAR, 20.00 UHR
Singer-Songwriter Soul
Alternative, Rock'n'Roll
45 Jahre Bühnenerfahrung hat dieser Roli Frei. Da ist es fast Pflicht ihn und seine Band auf die Rössli-Bühne zu holen. Wir freuen uns auf einen wunderschön flauschigen Sonntag im kalten Februar.
Chain & The Gang sind nicht für jedermann, nicht für weichgespülte Ikea-Möbel Besitzer*innen, nicht für Krawattenträger, nicht für Mütter am Herd, schlicht kein Ding für Konformist*innen, verstanden? Chain & The Gang sind hart, sie sind roh und sie sind direkt. Es ist dieser ungeschliffene Garage Rock Verve, dieser tiefdunkle Grain, ein Timbre, welcher die Genstränge früher Gitarrenmukke aufspleisst. Da ist der Blues, der Gospel, der Folk, da ist dieser ganz frühe Rock’N’fkn’Roll halt. Ahh… viel zu selten hört man sie noch, diese Kompromisslosigkeit, diese Ehrlichkeit, diese Attitude. Und gleichzeitig vermag dieser Sound eben auch wunderbar die uns allen innewohnende Verletzlichkeit zu offenbaren, grosse Kunst. Chain & The Gang – klingt wie ein Stossgebet, welches sich inhaltlich am Feeling des frühen CBGB bedient, nicht für jedermann, wie gesagt, but for true music lovers for sure!
Roli Frei & the Soulful Desert
End Hits – Chain & the Gang Washington DC
MITTWOCH, 7. FEBRUAR, 20.00 UHR BE
Brutus
Post Punk Rock
Im März 2017 haben sie schon gezeigt, welche Power von der Bühne kommt. Umso vorfreudiger sind wir, dass Brutus am 7. Februar wieder ins Ross kommen. Für Freunde geschmeidig-harter Gitarren und Drumwirbel einer Powerfrau. Streicht euch diesen Termin fix an und sichert euch euer Ticket. DONNERSTAG, 8. FEBRUAR, 21.00 UHR Bristol
IDLES Support: L’Arbre Bizarre Basel
DONNERSTAG, 15. FEBRUAR, 21.00 UHR
Bastard Safari 7» Split-Single Release
New Wave Post Punk
Blues Psychobilly Rock'n'Roll
Zwei Jahre waren wir an dieser Band dran bis es jetzt endlich geklappt hat. Viele von euch kennen die Band bereits, live gesehen und gehört haben sie aber wohl die Wenigsten. Freut euch auf ein Post-Punk / New Wave-Feuerwerk der Extraklassen von IDLES! Das wird verrückt!
Die Soulnight im Rössli ist mittlerweile ein Stück Stadtgeschichte. Aber um Min King wurde es lange ruhig, viel zu ruhig. Trotz der unglaublichen Stimme von Frontmann Philipp Albrecht. Jetzt aber sind sie zurück, mit einem der stilsichersten und konsequentesten CH-Alben des letzten Jahres. Gut Ding will allem Anschein nach noch immer viel Weile haben. «Immer Wieder» macht keine Kompromisse und setzt auf das wahre Erbe von Soul. True-Talk in schönster Storytelling-Manier, roh, melancholisch und ohne das leiseste Zugeständnis an den Mainstream. Höchste Zeit also für ihren zweiten Streich auch bei uns im Stall. MIN KING und Rössli, die kleine Soulnight am Mittwoch eben. Wir freuen uns sehr! DONNERSTAG, 22. FEBRUAR, 22.00 UHR
Gaumenschmaus: Gudrun von Laxenburg Wien Live Electro Techno Techno Punk
Eine fulminante Liveshow liefern Gudrun von Laxenburg. Techno-Punk wird es genannt. Wer 2017 auf dem Gurten war, kann das bestätigen. Im Rahmen unserer Gaumenschmaus-Reihe sind wir überglücklich diese Wahnsinnscombo aus Wien im Rössli begrüssen zu dürfen.
DIENSTAG, 20. FEBRUAR, 20.00 UHR
Capital Slam Poetry Slam
Sechs gestandene Slammer messen sich gegen zwei aufstrebende Bühnenpoeten von der offenen Liste in verbalen Dichterschlachten um eine Flasche Whisky. Das Publikum kürt dabei basisdemokratisch den Sieger. Wollen sie Dichter oder Richter sein? Dann erscheinen sie am Capital Slam! MITTWOCH, 21. FEBRUAR, 20.00 UHR
MIN KING «Immer Wieder» (die kleine Soulnight am Mittwoch) Soul
BRUTUS
Vier Jahre ists schon her, ganz am Anfang der Soulnight Zeit im Rössli und Min King war schon dabei, die Soul Heads aus Schaffhausen, mit ihrem signature Sound. Mundart meets deep Black Music und manch eine vermochte da die Nase zu rümpfen: Soul, in Dialekt und dazu noch Ostschweiz, the fuck no! Der Musikgeschmack, leider allzu oft Rückzugsort eines reaktionären Moments, auch bei freien Geistern. Doch dann kam die Welle aus den Staaten, retro Soul à la DAPTONE Rec. – Sharon Jones (R.I.P), Charles Bradley (R.I.P), Menahan Street Band, die Dap Kings und so weiter und so fort. Plötzlich war da wieder dieses Feuer, plötzlich wurde wieder über 60ies Sound gesprochen und der Soul war back in town und auf den Plattentellern!
ROLI FREI CHAIN & THE GANG
IM FEBRUAR 2018
DACHSTOCK FREITAG, 2. FEBRUAR, 21.00 UHR
SCOTT KELLY & JOHN JUDKINS Acoustic Set SOLDAT HANS, DJ FORENSIC
End Hits – should tell the story – Rock gems on and on – mostly heavenly amplified. Diesmal aber auch für ein etwas weniger hart geeichtes Publikum bekömmlich. Mit Ausnahme von Hippies, die sollen schön in ihren Zeltchen bleiben, schliesslich reist Scott Kelly an. Genau, der Gitarrist von Neurosis, den Blumenkinderjägern der 80er schlechthin. Begleitet wird er von John Judkins, seines Zeichens Sludger, Multiinstrumentalist, und Bassist bei RWAKE. Zusammen sind die beiden on the road auf Americana-Mission und wie eingangs angetönt, da klingen weder brettharte Riffs noch dröhnende Drums. Vielmehr ist da Platz für Text und Melodie, halbverstärkt nur, mit akustischer Klampfe akzentuiert, auf der Suche nach den Wurzeln ihrer sonstigen Projekte, wie es scheint. Roh, runtergebrochen, erdig-kernig warm und ganz einfach scheissschön. SAMSTAG, 3. FEBRUAR, 22.00 UHR
THE DEAD BROTHERS
MENIC & THE BUNCRANA FIRECRACKERS
Dead Brothers – da ist dieser dicht sitzende Nebel, diese markkriechende Kälte, faulige Geruchsschwaden, fast gänzliche Dunkelheit. Auf der Suche, irgendwo in den stadteigenen Sumpfgebieten, auf der Suche nach diesem Spunten, dieser Spelunke. Dort, wo der Legende nach diese Band spielt. Eine Truppe, die dich Angst und Verzweiflung vergessen lässt, trotz all der Misere auf unserer gottverlassenen Kugel. Dead Brothers – aber dieser Ort inmitten der Mangrovenlagune des Marzilis ist ein wohlgehütetes Geheimnis, da kommen nur die ganz harten Patienten hin. Man sagt, ihnen weise das Schicksal den Weg durch das dichte Wurzelwerk. Be glad you’re not there yet! Für alle anderen gibt’s schliesslich den Dachstock, dieser vermag sie nämlich regelmässig aus ihrem Juke Joint im Morast zu locken. Und darum wird es auch diesen Februar gurgeln und scheppern, röcheln und grooven, pauken und dröhnen, so wie es eben nur die DEAD BROTHERS auf dem Kasten haben. Support an den Plattentellern gibt’s zudem von Mr. DJ JOHNNY OLA himself und das verspricht einen derben Cocktail an 50’s, 60’s, Punk&Rhythm und feinster Exotica. FREITAG, 9. FEBRUAR, 22.00 UHR
ANTILOPEN GANG
GOLDROGER, GOSSENBOSS MIT ZETT
Die Antilopen, mit neuem Album auf Tour, «ANARCHIE UND ALLTAG», dem definitiven Schritt hin zur zelebrierten Selbsttherapie. Textlich schlägt das gewohnt psychotisch zwischen Trauer- und Freudetränen. Das Feuilleton würde hier vielleicht von Tragikomik faseln, ich bevorzuge «fucked by reality, but don’t wanna give it up», schliesslich
ist die Gang lieber mal «völlig ausgebrannt als völlig resigniert» – word! Musikalisch ist das Spektrum weit und breit, und vor allem hallt der Punk halt nach. Ha! Die Nähe zum 1980er Kultalbum der Fehlfarben «MONARCHIE UND ALLTAG» ist darum nicht nur nominell, sondern kann als klare Ansage verstanden werden: Wir wollen Brücken schlagen und das ist verdammt wichtig so! Unterstützung kriegt die Gang von unserem Lieblings-Slacker Goldroger, welcher letzte Saison mit seinem kauzig charmanten und ungemein jazzig souligen Rap im Rössli schon bewiesen hat, dass es meistens eben gerade die etwas ungewohnten Spielarten eines Genres sind, welche am meisten Spass und Lust bereiten.
– das muss doch gar den konsequentesten Tiefstaplern in die Rübe steigen! Nun, wir werden sehen, schliesslich stehen «AK» und «ISSA GOLD» bald genug schon auf unserer Bühne im Stock zum Bash bereit. Und da dürfen wir uns vor allem auch auf einen Raptechnisch diversen Abend freuen, sind die Underachievers doch seit ihren frühen Zweitausendelfer-Singles mit der Zeit gegangen und haben die ursprünglich recht klassische Boom-BapAusrichtung mit mittlerweile gut Trap-Versatz aufpoliert. SAMSTAG, 17. FEBRUAR, 23.00 UHR
Liquid Session – ULTERIOR MOTIVE, FD, ARPXP, MC TEMPZA LOCKEE
SAMSTAG, 10. FEBRUAR, 23.00 UHR
Midilux – POINT G – Live FABIEN, MATTO
Seit mehr als zwei Dekaden hinterlässt Gregory Darsa seine Spuren im französischen Zirkus der elektronischen Musik. Das Projekt Point G wurde bereits Ende der 90er gestartet. Damals in der breiteren Öffentlichkeit noch wenig wahrgenommen, wurde das Projekt 2013 re-released. Die vergangenen 20 Jahre war er allerdings nicht unfleissig, sondern bastelte als DJ Gregory etwa French House Hymnen, die an die Handschrift von Kollegen wie St. Germain oder Daft Punk anknüpfen. Heute jongliert Darsa all diese Projekte und noch mehr unter seinem ursprünglichen Alias Point G. Mit seinem Album «The Point G Experience» veröffentlichte er im Mai 2017 zum ersten Mal einen Longplayer, welcher sein inzwischen über 20-jähriges Schaffen als Point G vereint und seine inzwischen legendären Tracks aus den späten 90ern mit aktuellen Produktionen verbindet. Neben unserem Resident Fabien wird Matto den housigen MidiluxAbend ergänzen. Matto betreibt zusammen mit seinem Labelpartner Matsuki das aus Bern herausstrahlende Label Hot Jam. Die aktuelle Hot Jam EP Nummer 7 mit Tracks der beiden Labelbetreiber enthält zudem einen Remix von niemand geringerem als Tuff City Kids (Gerd Janson & Lauer). FREITAG, 16. FEBRUAR, 22.00 UHR
THE UNDERACHIEVERS Boah The Underachievers – boys and girls I tell ya – das erste Mal, als «Root Of All Evil» von ihrem ersten Mixtape «INDIGOISM» aus meinen Boxen schepperte; Sheesh… Goddamn what a flow, what a beat, what a sound. Das fresheste an Rap aus Brooklyn seit den Zombies war das, mos‘ def! Flatbush heritage – at its best. Und die beiden Jungs haben seither geliefert, was sag ich, geballert was das Zeug hält. Sechs Mixtapes, eine EP, drei Studioalben und etliche Koproduktionen. Unter anderem mit Altmeister Talib Kweli, dem Youngster Joey Badass, the mentioned Flatbush Zombies und, und, und. Hart zu glauben also, dass die «Underachievers» ihrem Namen dennoch treu bleiben werden. Bei so viel Aufmerksamkeit
Das SUN&BASS-Festival in San Teodoro auf Sardinien ist vom Underground-Geheimtipp zu einem der wichtigsten internationalen Drum&Bass-Festivals gewachsen, aber hat im Lauf der Jahre nichts an Eigenart und Zauber verloren. Von einer Gruppe von Freunden aus Deutschland und Italien im Jahr 2003 ins Leben gerufen, zieht es jährlich für eine Woche D&B-Heads aus der ganzen Welt in den kleinen, paradiesischen Ort am Meer. Der Anlass ist ein Aushängeschild für musikalische Offenheit und die womöglich hochwertigsten DJ-Lineups des Genres – Drum&Bass für Liebhaber*innen in familärem Ambiente. Im Jahr 2011 lancierte der Festivalgründer DELICAT das gleichnamige Label, auf welchem renommierte Producer wie auch Newcomer den Vibe des Festivals zum Ausdruck bringen. An der ersten LIQUID SESSION im neuen Jahr gastieren deren drei: James Davidson und Greg Hepworth aus Bournemouth sind ULTERIOR MOTIVE und stehen für den kraftvoll-treibenden, oldschool-angehauchten METALHEADZ-Sound, stets unberechenbar und mit scharfer Kante (Hörtipp: «Get close»). Freddie Dixon alias FD aus London ist nicht nur langjähriger Resident des Festivals, sondern veröffentlichte in den letzten 5 Jahren auch in reger Frequenz auf Labels wie SOUL:R oder CIA eine Fülle von musikalisch verspielten laid-back Rollers (Hörtipp: «Always something» feat. Fox). Simone Deiana alias ARPXP aus Cagliari ist seit 20 Jahren als DJ aktiv und gehört ebenfalls zum SUN&BASS-DJ-und Producer-Roster. Seine eigenen Tracks kann er mittlerweile auf Labels wie V und CRITICAL unterbringen. Lyrical support gibt es vom gefragten Newcomer-MC TEMPZA aus London, einem neueren Act des Festivals, der mit gekonnt-dezenter Reimkunst die DJ-Sets begleitet. Den Local support gibt es vom LIQUID-SESSION-Resident und Drum&Bass-Urgestein DJ LOCKEE. FREITAG, 23. FEBRUAR, 19.00 UHR
DJ VADIM, SCRATCH BANDIT CREW 22 Jahre und noch kein bisschen müde! Im Gegenteil. In der Blüte seines Daseins bringt RaBe einmal mehr einige seiner absoluten Lieblingskünstler, sowie einige Neuentdeckungen auf die Bühnen der Reitschule. Mit einer explosiven Mischung aus Hip Hop,
CAFETE Soul, Punk, Rock, Eletronik, Reggae, aber auch Comedy, Poetry, Film, Videodisco und Live Radio Studio, laufen die RaBinnen und RaBiner zur heuer zur Hochform auf. Am Freitag 23. Februar kommt einer, der schon seit Jahren auf dem RaBe- Fest Radar schwebt: DJ VADIM! Er begleitet mit seinem Sound die Hörer*innen des Kulturradios seit Jahren. Mit seinem eingängigen und vielfältigen Sound, überrascht und begeistert er immer wieder. Dazu kommt die SCRATCH BANDIT CREW aus Frankreich. Mit ihren coolen, tanzbaren Sounds & Samples, geilem Turntabelism und ihrer Live Performance, sind sie wohl eine der Entdeckungen vom diesjährigen RaBeFest. Damit auch alle schön warm laufen, reibt euch die CHAOSTRUPPE mit gewohnter Power ein. Vorab und dazwischen die Jungs vom Freitag Speedee und dr Dänu, dr Dänu. Getanzt wird auch im Rössli, wo an dem Abend ausschliesslich Frauen an den Decks stehen. ILLEGYALZ, PIPEN & BÖNI und die ELECTRIC BOOGIE SISTERS laden zur Party. Derweil rockts im Suli mit Pönkröck von THE LOVERS, psychedelische Garage-Surf-Beats mit THE OUTTA MIND und sensationellem Alternativem Rock von einer uuuuhh angesagten Band, die hier noch nicht erwähnt werden darf, weil sie kurz vorher (für viel mehr Eintritt) im Umkreis von 100km irgendwo spielt. Im Tojo-Theater erwartet uns viel Wortgewalt mit den einschlägig bekannten Mannen und Frauen der CAPITAL SLAMers.
DONNERSTAG, 1. FEBRUAR, 22.30 UHR
SAMSTAG, 24. FEBRUAR, 20.00 UHR
SAMSTAG, 3. FEBRUAR, 23.00 UHR
KING KAHN & THE SHRINES THE JACKETS Am Samstag 24. Februar holen die RaB*innen einige der besten Live Acts der letzten Jahre aus der Garage: KING KHAN & THE SHRINES, brachten mit ihrer fulminanten Garage-Soul-Party Mucke bereits im letzten Jahr den Dachstock zum kochen. Nun kommen sie nochmals für`s RaBe-Fest nach Bern. Zusammen mit den nicht minder tollen THE JACKETS, welche man hier wohl nicht mehr gross vorstellen muss und DJ BONE von den Sex Organs, sorgen sie für einen perfekten zweiten Feier-Abend am RaBe-Fest. Viel Druck entsteht im Frauenraum mit MY BAD SISTER aus England. Die Zwillingsschwestern bringen Heavy-Bass-Punk-Pop, den sie selber als CabaRave bezeichnen. Das wird massiv! Dazu feinste elektronische Tanzmusik von DAMENBART bis spät. Im Rössli gibt es dazu die Videodisco von den Jungs vom RADIO SUR LE PONT und dem VIDIOT. Tanzen, gucken, Eierkuchen! Im Suli entschnürrt sich ein schönes Päckli elektronischer Live-Musik mit Trip Hop von ERNEUERBARE ENERGIEN, dem neuen Projekt vom Saalschutz Regelschieber Flumroc, Elektro Pop-Punk von BAK XIII und dem spacigen Projekt von Admiral James T und weiteren illustern Winterthur und -innen Namens NEUTRAL ZONE. Im Tojo empfangen wir aus Berlin SEBASTIAN LEHMANN. Er liest «Ich war jung und hatte das Geld» zu Themen wie Langeweile, Apokalypse, Jugendkulturen, Kapitalismus und Eltern. In Berlin ist er Teil der größten Lesebühne Deutschlands, der «Lesedüne» von Marc Uwe Kling. Im Kino an beiden Tagen Trash Movies aus Down Under: Fünf Agent*innen versuchen, den tot geglaubten Adolf Hitler und seine Nazi Dinosaurier zu stoppen! DONNERSTAG, 28. FEBRUAR, 20.00 UHR
Endhits – SLOWDIVE DEAD SEA
SCOTT KELLY & JOHN JUDKINS
Tanzbär DJ Thom Dropout Agency DJ Gelber Playbox Tech House / Minimal / Techno
An dieser Ausgabe der legendären Tanzbärserie präsentiert die Cafete zusammen mit «Playbox» DJ Thom von der «Dropout Agency» — bürgerlich Thomas Meyer, der früher unter den Alias «Thomtraxx» sowie «Thom Mayr» bekannt war. Thom ist ein vielgereister Plattenkünstler, der nun in Bern seine Heimat gefunden hat und aus der lokalen Szene nicht mehr wegzudenken ist. Er lädt ein zu einer musikalischen Reise der Sonderklasse. Daneben sorgt Sägi mit seiner farbenprächtigen Lichtshow für zusätzliche visuelle Highlights. FREITAG, 2. FEBRUAR, 23.00 UHR
Psy Night Schlossgeister Gipsytrip DJ Alien
Full On / Psy Prog / Psy Trance
Bevor der Frühling an die Tür klopft und die ersten Outdoor-Parties rufen, wird in der heimeligen Wärme der Cafete nochmals richtig abgetanzt. DJ Alien, Gipsytrip und Schlosgeister vertreiben die letzte Winterdepression mit guter Musik und treibenden Bässen.
Eyes Down – Il Sistema Jungle Josy Dubheads – D Zecher Subotagerecords – BS Cutkachi re:st – BE Dubdave Il Sistema – Biel Dub / Grime / Future Jungle
«Il Sistema» ist zurück und erwachsen geworden. Stilistisch dreht sich alles um Bassmusik von 120 bis 170 BPM. Die Macher glauben an die Kombination von UK Bass, Grime, Drum'n'Bass, Dubstep und Dungeon Sounds in der Cafete. Diesmal zu Gast ist Jungle Josy. Sie erforscht die atmosphärischen Klänge und Tiefbässe der Subgenres «Intelligent DnB» und «Future Jungle». Es darf getanzt werden! DONNERSTAG, 8. FEBRUAR, 22.30 UHR
Tanzbär Sebolus Ofelus
Dub House / Dub Techno
Lange ist es her, als die beiden das letzte Mal auf der Bühne standen. Mit ihren dubigen und zügigen Beats werden die beiden am Donnerstag das Kafi einheizen, um die letzten Fondues und Raclettes abzutrainieren. Das Motto: From Deep 2 Techno. FREITAG, 9. FEBRUAR, 23.00 UHR
Red Is Good Zephyr BE Frequency Ratio BE
Drum & Bass / Dubstep / Bass Music
Red Is Good geht in die nächste Runde. Zu erwarten ist ein schmackhafter Mix von pumpigem JumpUp und treibendem Dubstep, abgeschmeckt mit weiteren Spielarten aus dem Universum der Bass Music.
TOJO THEATER ARIANE VON GRAFFENRIED
DONNERSTAG, 1. FEBRUAR, FREITAG, 2. FEBRUAR, JE 20.30 UHR
Kronenhaufen
Ein musikalisches Erzählstück von Elvira Plüss Hunkeler. Von Theater LiLiTH. Text / Inszenierung: Elvira H. Plüss. Spiel: Walter Sigi Arnold, Pascale Pfeuti. Clowneske Akrobatik: Noah Egli, Cyrill Michel. Musik: Madeleine Bischof, Thomas K.J. Mejer. Musikkonzept: Madeleine Bischof. Videound Lichtdesign: Karl Egli. Bühne: Heini Gut. Kostüme: Barbara Medici. Regieassistenz: Doris Bieri, Elsbeth Saurer. Produktionsleitung: Annette von Goumoëns. Koproduktion: Südpol Luzern, Burgbachkeller Zug. Reservation: www.tojo.ch
I M FEBRUAR 2018
GROSSE HALLE SONNTAG, 4. FEBRUAR, 08.00 – 16.00 UHR
Flohmarkt
Platzreservation auf grossehalle.ch 14. FEBRUAR - 2. MÄRZ
United in Sports Detailliertes Programm unter www.strassenliga-kanton-bern. ch. Anmeldung auf anmeldung@strassenliga-kanton-bern.ch. Ein Team besteht aus max. 6 Spieler*innen. Auf dem Feld wird 4 gegen 4 angetreten. Gespielt wird auf einer Streetsoccer-Anlage mit integrierten Bandenelementen und kleinen Toren. Beim Streetsoccer ist kein Torwart im Einsatz. Wir spielen ohne Schiedsrichter, jedoch mit einem Spielleiter, welcher das Spielgeschehen beobachtet und bei allfälligen Konflikten eingreift. Spielzeit und Spielmodus wird vor Ort kommuniziert. Nach den Feierabend-Turnieren findet jeweils ein gemeinsames Abendessen statt. Mit einer Teilnahmegebühr von 20 Franken (pro Teilnehmer*in) ermöglichst du einem / einer Asylsuchenden und dir selbst nach dem kräfteraubenden Turnier eine warme Mahlzeit. Die Teilnahmegebühr kann vor Ort beglichen werden. Wir bitten darum, für die Feierabend-Turniere für jedes Team eine Anmeldung zu tätigen (an den normalen Spieltagen ist die Teilnahme für alle Menschen offen und kostenlos und es muss keine Anmeldung gemacht werden).
Vom 14. Februar bis 02. März 2018 steht die Grosse Halle ganz im Zeichen des Strassensports. Unter der Woche und an den Wochenenden organisiert die Strassenliga Kanton Bern Turniere und Spieltage für Jugendliche, junge Erwachsene und alle Interessierte, mit dem Ziel, Fussball und Strassensport als verbindendes Element zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft zu nutzen. Die Idee ist klar: «Die Freude am United in Sports verbindet.» Dabei stehen die Begegnung und der Austausch zwischen jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft im Zentrum. Durch das gemeinsame Spiel und anschliessende Essen bietet sich eine Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten. Der «Stopp-Rassismus-Kiosk» des gggfon – Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus wird vor Ort sein und ermöglicht Besucher*innen, sich über die Thematik des Rassismus auseinanderzusetzten. Die Veranstaltungen bieten die Gelegenheit für Organisationen in den Bereich Asylwesen, Migration, Jugend und Handicap in unterschiedlicher Form mitzuwirken, diese mitzugestalten und sich zu vernetzen. Ziel ist der Aufbau von nachhaltigen Strukturen und der Zusammenarbeit unterschiedlicher Organisationen über den Event hinaus.
Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in der Schweiz tausende Kinder wie Vieh auf Verdingmärkten versteigert. Diese Kinder lebten vorwiegend auf Höfen und in Betrieben, wo sie wie Leibeigene gehalten und in jeder nur möglichen Beziehung gnadenlos ausgebeutet wurden. Noch heute lebt in der Schweiz eine vermutlich fünfstellige Zahl ehemaliger Verdingkinder. «Kronenhaufen» erzählt die Geschichte eines Verdingjungen, der brutale Isolation und tiefe Verlorenheit erlebt, der die physischen und psychischen Misshandlungen, die ihm angetan werden, weitergibt an die Nachkommen. Dieses tausendfache Leid, das nicht mit dem Verdingkind stirbt und sich zäh in den Folgegenerationen einnistet, ist das eine Thema, dem sich das Stück annimmt. Was geschieht mit einem Kind, das herausgerissen wird aus seiner Familie, das ausgeschlossen wird von den Menschen, zu denen es «verbracht» wurde, das dort misshandelt oder als «Sache ohne Wert und Zugehörigkeit» behandelt wird? Was geschieht mit so einem Kind, wenn es dann erwachsen ist? Eine Tochter rollt – als Erbin des Schmerzes – die Geschichte ihres Vaters, eines Verdingkindes, in antizyklischer Weise auf. Das andere Thema, das künstlerisch umgesetzt erzählt wird, ist Ausgrenzung an sich. Somit erzählen sie auch von denen, die aus der Fremde zu uns gekommen und Fremde geblieben sind, weil sie hier in der Fremde gelernt haben, dass sie nicht dazugehören. Denn Armut und Chancenlosigkeit im Angesicht von Wohlstand werden ebenfalls als Ausgrenzung erlebt. Und die Folge von Ausgrenzung ist Gewalt. Das beweisen die Erläuterungen aus dem Werk Schmerzgrenze des Neurowissenschaftlers Dr. Prof. Joachim Bauer, die mit in das Spielgeschehen einfliessen. Das Stück erzählt also die Geschichte eines Verdingkindes, will da aber nicht
stehen bleiben. Es weist, resultierend aus dieser einen Geschichte, auf grössere, globale Zusammenhänge von Ausgrenzung hin. DONNERSTAG, 8. FEBRUAR, 20.30 UHR
Babylon Park
Eine Lesung von Ariane von Graffenried. www. fitzgeraldrimini.ch Reservation: www.tojo.ch
Ihre «lifelong liaison / avec l’allemand» hindert Ariane von Graffenried nicht daran, in lustvollem Sprechgesang von einer Sprache in die andere zu wechseln, vom Berndeutsch ins Hochdeutsch, beides aufgeladen durch Französisch und Englisch und zwischendurch einige Brocken Albanisch. Mit den Sprachgrenzen überschreitet «Babylon Park» geografische Scheidelinien, vom Hochgebirge übers AggloMittelland bis an die Meeresküste, und auf der «Grand Tour» von Fitzgerald & Rimini durch ganz Europa. Die literarische Durchquerung von Landschaften und Ländern führt zur Quersicht auf politische, soziale und persönliche Realitäten. Lustvoll in der Unterhaltung wie in der Polemik, mischt die Autorin Ästhetik mit Sozialkritik, Fantastisches mit Faktischem, Lachhaftes mit Bedenklichem. «Babylon Park» ist eine lyrische Comédie humaine im Weltformat, wun-
SEBASTIAN LEHMANN
dersam und lebensnah zugleich. Vorsicht: Der Genuss dieser Texte kann zu geistiger Unabhängigkeit führen! Ariane von Graffenried lebt und arbeitet als Autorin, Spoken-Word-Performerin und promovierte Theaterwissenschaftlerin in Bern. Sie ist Mitglied der Autorengruppe Bern ist überall und des Duos Fitzgerald & Rimini, schreibt für die Bühne, fürs Radio, für Zeitungen und die Wissenschaft. Zuletzt von ihr erschienen ist das Buch «Babylon Park» (Der gesunde Menschenversand, 2017), für das sie den Literaturpreis des Kantons Bern erhielt. Von Graffenrieds Texte kippen vom Konkreten ins Poetische und zurück, mal Deutsch, mal English, mal Dialekt, sie ist eine Geschichtenerzählerin des Geheimen und Verborgenen, eine ebenso raue wie galante Berichterstatterin aus den Halbwelten des Mondänen, eine literarische Umgarnerin der provinziellen Unterwelt.
Tanzschaffende Sabrina Jud in der des modernen Tanzes. So vielseitig die Choreograf*innen, so auch die Tänzer*innen der Kompanie, die ebenfalls aus verschiedenen Stilrichtungen stammen. Caméléon Danse verbindet Tanzschaffende verschiedener Generationen mit zeitgenössischem, urbanem und modernem Hintergrund. Durch diese einzigartige Verschmelzung kann die Kompanie Fragestellungen über das menschliche Leben in unterschiedlichen Tanz-Sprachen interpretieren.
DONNERSTAG, 15. FEBRUAR
Bei «Capital Slam Deluxe» hauen die Slammer*innen dem Publikum mit ungeahnter Gag-Dichte die rasantesten Geschichten, unfassbarsten Wortspiele und irrsten Satzsalven um die Ohren! Die Poet*innen messen sich im Wortduell, im spritzigen Sprachbattle vor einem Publikum, das zugleich Richter und Henker ist. Wer vermag das Publikum von sich zu überzeugen? Wer schlägt die anderen mit sechs Minuten Wahnwitz? Wer erringt den Sieg und nimmt die obligate Flasche Whisky nach Hause?
FREITAG, 16. FEBRUAR SAMSTAG, 17. FEBRUAR, JE 20.30 UHR SONNTAG, 18. FEBRUAR, 19.00 UHR
Wenn uns das Verlangen packt… Von Caméléon Danse. Künstlerische Leitung: Sabrina Jud, Annick Uldry. Choreografie: Thàmara Apa Chee, Joelle Haldemann, Sabrina Jud, Victor Rottier. Tanz: Noelle Altenburg, Pascale Altenburg, Philippe Dick, Vanessa Gerotto, Sabrina Jud, Rahel Kissling, Anja Leber. Licht: Daniel Tschanz. www. cameleon-danse.ch Reservation: www.tojo.ch
Drei Tanzstücke, drei Tanzstile, drei Choreograf*innen – ein Thema. Wer kennt es nicht, das intensive Gefühl des Verlangens? Verlangen nach einer Person, nach einem Zustand oder nach einem Gegenstand. Wer kennt es nicht, das Verlangen nach Anerkennung? Was macht dieses Gefühl mit einem? Die neue Produktion von Caméléon Danse setzt sich mit diesem Zustand auseinander. Dem Erregungszustand, der die menschliche Psyche auf bestimmte Zielzustände richtet, der geprägt ist durch Streben, Begehren, Wünschen und Wollen: Dem Verlangen. Die Kompanie tut dies in Form von drei Kurzstücken. Choreograf*innen unterschiedlicher Tanzstile thematisieren verschiedene Seiten des Themas, mit verschiedenen Mitteln: So interpretiert die Berner Choreografin Thàmara Apa Chee in der Sprache des urbanen Tanzes, der holländische Choreograf Victor Rottier in der des zeitgenössischen und die Berner
FREITAG, 23. FEBRUAR, 20.30 UHR
Capital Slam Deluxe
Im Tojo Theater messen sich die besten und schlagkräftigsten Slamer von nah und fern. Einige der besten Akteure der Berner und Schweizer Szene reichen sich das Mikrofon von Mund zu Mund und kämpfen um den Titel des Abends.
SAMSTAG, 24. FEBRUAR, 20.30 UHR
Ich war jung und hatte das Geld
Von und mit Sebastian Lehmann
Wenn Sebastian Lehmann von seinen 100 liebsten Jugendkulturen erzählt, findet sich jeder Zuhörer wieder. Ob Hippie, Emo oder Breakdancer – Lehmann hat sie alle durch und lässt jeden gerne an seinen Erfahrungen teilhaben. Sebastian Lehmann, in Freiburg geboren, lebt in Berlin. Seit über zehn Jahren schreibt er Kurzgeschichten über Themen wie Langeweile, Apokalypse, Jugendkulturen, Kapitalismus und Eltern. Regelmäßig kann man seine Kolumnen auf radioeins und SWR 3 hören. In Berlin ist er Teil der größten Lesebühne Deutschlands, der Lesedüne, die auch als Bühne 36 im rbb Fernsehen und auf Netflix lief. Zudem moderiert er den Kreuzberg Slam und zusammen mit Julius Fischer den Podcast Zwei zu viel. 2017 erscheinen die Geschichtensammlung Ich war jung und hatte das Geld – Meine liebsten Jugendkulturen aus den wilden Neunzigern. Diese stellt Sebastian Lehmann nun im Rahmen des RaBe Fests 2018 in Bern vor. DIENSTAG, 27. FEBRUAR, 20.30 UHR
Lustiger Dienstag 91
Das Cœur à la Crème de la Kleinkunst! Mit der LuDi-Crew: Robert Stofer, Markus Schrag, Thomas Laube, Helena Danis, Celia Hirt und illustren Gästen. Regie: Jost Krauer. Fotos: Jonas Kambli. Keine Reservation möglich.
KRONENHAUFEN
Wem es nicht aufgefallen ist: Die Crew des Lustigen Dienstag hat grad ein Vierteljahr Pause gemacht. Kamen die nicht eben grad aus der siebenmonatigen Sommerpause…? Doch. Aber sind halt nicht tot zu kreigen und täglich grüsst das Murmeltier! In aller Unfrische, bestreiten sie den lustigsten aller Dienstage, den letzen im Monat, geng wie geng.
WENN UNS DAS VERLANGEN PACKT…
Ein dilettantischer Zauberer, der seit Jahren die gleichen vier durchschaubaren Tricks zeigt, ein alternder Art Director, der sein Klassikerwissen aus der gekürzten Fassung von Wikipedia zieht – und nicht mal flüssig vortragen kann – und ein schlechtgelaunter Moderator, der dem Publikum seine fragwürdige Weltsicht aufbürden will, brauchen wohl soviel Zeit, um sich von den Ferien zu erholen. Oder es braucht nach 90 (!) Shows erfüllt von Einfallslosigkeit, Klischeedrescherei, Antriebslosigkeit mal eine Denkpause. Fraglich jedoch, ob sie diese zum Denken genutzt haben. Und die Frauen im Gespann? Die sind ja noch jung, fit, also zumindest relativ gesund, und clever. Nun gut, sie müssen das Defizit der drei älteren Herren auffangen oder vertuschen, und das ist ein Knochenjob. Eine Saison Lustiger Dienstag wirkt auf Haut, Lunge und Elan wie drei Jahre Kettenrauchen, mindestens. Oder so. Item. Trotzdem komponiert Helenka Romantickova schon Arien, die sie zur Belustigung des Publikums und der Erbauung der drei Auslaufmodelle präsentieren kann, ausserdem macht sie sich schon Gedanken über ihr Outfit, das wie immer sehr geschmackvoll aus- und auffallen wird. Rege Habegger, von Beruf Randständig, zweifelt noch, ob sie ihre ursprüngliche Karriere wieder aufnehmen soll: «Hesch mer e Stutz?» zwischen Bieler Bahnhofplatz und Vorplatz, eher eine Bier- als ein Broterwerb. Der letzte LuDi vor der No-BillagInitiative steht also vor der Tür. Damit geruhsam ins Wochenende geblickt werden kann, am besten schon vorher brieflich abstimmen. Wer nicht weiss. wo das Kreuzchen setzen, lässt sich von der LuDi-Crew belehren – oder zumindest unterhalten.
Freitag
NHAUFEN von Theater
r und zwei Narren erzählen die n, der die Misshandlungen, die achkommen weitergibt.
THOM Dropout Agency,
ouse / Minimal / Techno
3
4
20.30
22.00
08.00
T o j o T h e a t e r g KRONENHAUFEN
D a c h s t o c k g THE DEAD BROTHERS Bismarck, North Dakota, Bern | VOODOO RHYTHM RECORDS. MENIC & THE BUNCRANA FIRECRACKERS Bern | VOODOO RHYTHM
G r o s s e H a l l e g FLOHMARKT in und vor der Grossen Halle, jeden ersten Sonntag im Monat, bis 16.00h
23.00
K i n o g WERDE TEIL DES KINO-KOLLEKTIVS! Tag der offenen Tür mit feinem Brunch während dem Flohmi
21.00
D a c h s t o c k g END HITS – SCOTT KELLY & JOHN JUDKINS Acoustic Set California / Tennessee | Neurosis, Shrinebuilder, Rwake. SOLDAT HANS Winterthur. DJ FORENSIC CH | Unhold, Subversiv 23.00
Freitag
ll in der Unterhaltung wie in n Ästhetik mit Sozialkritik, Lachhaftes mit Bedenklichem. // NEW WAVE POST PUNK
Sonntag
2
C a f e t e g PSY NIGHT , SCHLOSSGEISTER , GIPSYTRIP , DJ ALIEN Full On / Psy Prog / Psy Trance
ON PARK Eine Lesung von
Samstag
C a f e t e g EYES DOWN – IL SISTEMA. JUNGLE JOSY DUBHEADS D, ZECHER Subotagerecords BS, CUTKACHI re:st, BE, DUBDAVE IL SISTEMA Biel. Dub / Grime / Future Jungle
Samstag
13.00
20.00
R ö s s l i g ROLI FREI & THE SOULFUL DESERT // JAZZ SINGER-SONGWRITER SOUL
Sonntag
9
10
11
22.00
23.00
20.00
D a c h s t o c k g ANTILOPEN GANG Düsseldorf/Aachen | Jochens Kleine Plattenfirma. GOLDROGER D | Melting Pot Music
D a c h s t o c k g MIDILUX // POINT G – LIVE Paris | Apollonia, Point G. FABIEN Bern | Rotary DJ Team, Midilux. MATTO Bern | Hot JamOINT G - Live / MATTO / FABIEN
R ö s s l i g CHAIN & THE GANG (WASHINGTON, DC) // ALTERNATIVE ROCKNROLL
23.00
C a f e t e g RED IS GOOD , ZEPHYR BE, FREQUENCY RATIO BE. Drum & Bass / Dubstep / Bass Music
BOLUS , OFELUS . Dub House
Freitag
SOCCER Turnier für und mit
UNS DAS VERLANGEN
se. In drei Kurzstücken wird stand, der geprägt ist durch und Wollen, thematisiert.
17
18
18.30-21.30
14.00-17.00
10.00-12.00
G r o s s e H a l l e g OFFENES STREETBALL
G r o s s e H a l l e g STREETBALL TURNIER U18
G r o s s e H a l l e g STREETBALL TURNIER U14
17.00-18.00
12.00-12.45
G r o s s e H a l l e g STREETBALL SHOOTING
CONTEST, SKILLS-CHALLENGE
G r o s s e H a l l e g STREETBALL SHOOTING CONTEST, SKILLS-CHALLENGE
18.30-21.30
13.30-15.00
G r o s s e H a l l e g STREETBALL TURNIER U99
G r o s s e H a l l e g STREETBALL TURNIER U16
20.30
15.00-15.45
T o j o T h e a t e r g WENN UNS DAS VERLANGEN PACKT... Von Caméléon Danse.
G r o s s e H a l l e g SHOOTING CONTEST
23.00
T o j o T h e a t e r g WENN UNS DAS VERLANGEN PACKT... Von Caméléon Danse.
TURNIER
T o j o T h e a t e r g WENN UNS DAS VERLANGEN PACKT... Von Caméléon Danse. In drei Kurzstücken wird das Verlangen als Erregungszustand, der geprägt ist durch Streben, Begehren, Wünschen und Wollen, thematisiert. 22.00
D a c h s t o c k g THE UNDERACHIEVERS Flatbush, Brooklyn, NY | RPM MSC
D a c h s t o c k g LIQUID SESSION
lfilm aus Dersim, 2017, 113 enheit des Regisseurs.
AUS: GUDRUN VON E ELECTRO TECHNO TECHNO
Samstag RaBe-Fest
23
24
20.30
14.00-17.00
T o j o T h e a t e r g CAPITAL SLAM DELUXE Einige der besten Akteure der Szene kämpfen mit ungeahnter Gag-Dichte, rasanten Geschichten, unfassbaren Wortspielen und irren Satzsalven um die Krone und die obligate Flasche Whisky. 21.00 Uhr
K i n o g TRASH FROM DOWN UNDER - Antifaschistische Klamauk-Serie. Fernsehserie aus Australien 2012/2015, ca. 200 Min.
G r o s s e H a l l e g TAG FÜR UND MIT MENSCHEN
MIT HANDICAP 20.30
T o j o T h e a t e r g ICH WAR JUNG UND HATTE DAS GELD Von und mit Sebastian Lehmann. Ob Hippie, Emo oder Breakdancer – Lehmann hat alle Jugendkulturen durch und lässt jeden gerne an seinen Erfahrungen teilhaben. 21.00 Uhr
K i n o g TRASH FROM DOWN UNDER - Antifaschistische Klamauk-Serie. Fernsehserie aus Australien 2012/2015, ca. 200 Min.
19.00
REITSCHULE-PROGRAMM FEBRUAR 2018
Freitag RaBe-Fest
SOCCER TURNIER für und
Sonntag
16 20.30
SOCCER Feierabend Firmen-
Samstag
ILLUSTRATION: ALVIN REBER