Bernina Express
Rhätische Bahn Bahnhofstrasse 25 7001 Chur +41 (0)81 288 65 65 rhb.ch Spot Tipps: Durchsagen sorgen dafür, dass man kein Streckenhighlight verpasst. Wem dies nicht ausreicht, der loggt sich über das eigene Smartphone oder Tablet in das Infot(r)ainment-System ein. Auf dem digitalen Reisebegleiter stehen in Wort, Bild und Ton zusätzliche Informationen, Hörgeschichten sowie eine interaktive Streckenkarte mit Live-Updates zur Verfügung.
Die schönste Form des Reisens Chur | Es gibt Bahnstrecken, auf denen der Zug nicht langsam genug fahren kann. Dazu zählt die Alpenüberquerung von Chur nach Tirano mit dem Bernina Express. Hier geht es nicht um schnelles Ankommen, sondern um grossartiges Landschaftskino. Entzückt hänge ich am grossen Panoramafenster. Die Berge strahlen. Zu ihren Füssen schlummert die Alpenstadt Chur friedlich im warmen Morgenlicht; Dächer, Türme, Stadtmauern und Rebberge schneebedeckt. Hier am Tor zur Bündner Bergwelt, wo die Alpen das Flachland ablösen, beginnt unsere aussergewöhnliche Reise. Für einmal geht
es nicht darum, möglichst schnell von A nach B zu gelangen; heute ist der Weg das Ziel. Vor uns liegt die höchste und wohl spektakulärste Alpenüberquerung auf Schienen. «Wo sitzt man heutzutage noch einfach so da und schaut zu, wie die Welt vorbeizieht?», stellt eine ältere Dame in den Raum. Die Antwort bleibt aus. Erst als die Häuser der ältesten Stadt der Schweiz steilen Berghängen weichen und unser Zug das mobile Netz Strich für Strich hinter sich lässt, blicken auch die anderen Reisenden von ihren Bildschirmen auf. Plötzlich wird es ganz still. Laptops werden verstaut, Mobiltelefone nur noch zum Fotografieren gezückt. Es überrascht nicht. Der Bernina Express zählt zu den beeindruckendsten Erlebniszügen der Welt. Hinter Thusis, dem Tor zum Albulatal, beginnt die 122 km lange UNESCO Welterbestrecke, eine technische Meisterleistung mit 55 Tunnel, 196 Brücken und Steigungen von bis zu 70 Promille. In Schlangenlinien und ohne Zahnrad führt sie über den 2’235 Meter hohen Berninapass bis nach Italien. Unterwegs schaffen überdimensionale Panoramafenster einen fliessenden Übergang zur Aussenwelt, sodass man als Passagier das Gefühl haben könnte, Teil der Landschaft zu sein, sässe man nicht im Warmen in komfortablen 1. Klasse-Sitzen. Es ist der perfekte Logenplatz für Naturhighlights wie die Seen Lago Bianco und Lej Nair und Kunstbauten, wie der Landwasserviadukt und der kreisrunde Viadukt bei Brusio.
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SpotMagazine l Winter 2021/2022
✎ Carina Scheuringer
Justin Hession und swiss-image.ch/Andrea Badrutt