Tumorzentrum

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Tumorzentrum Wir kümmern uns um Sie und Ihre Erkrankung mit Kompetenz, Menschlichkeit und der bestmöglichen Therapie.

Gemeinsam erfolgreich gegen Krebs

Interview Wofür braucht es überhaupt ein Tumorzentrum? Wo liegen die Vorteile von interdiszipli­ närer Zusammenarbeit? Antworten dazu auf » Seite 2

Zentrum für Neuroendokrine und Endokrine Tumore Medizinische Onkologie, Spitalapotheke, Radiologie und Nuklearmedizin arbeiten eng zusammen. » Seite 3

Hirntumorzentrum

Lungenzentrum

Ist das Gehirn betroffen, ist besonders grosse Vorsicht bei der Behandlung geboten. Die Neuroradiologie bietet neu­ artige Behandlungs- und Kon­ trollmöglichkeiten. » Seite 8

Über 30 Fachdisziplinen können bei Diagnose und Therapie von Lungentu­ moren vertreten sein. Ope­ riert wird häufig minimal-­ invasiv. » Seite 9

Zentrum für Haut­ tumore

Gynäkologisches Tumorzentrum

Tumoren der Haut werden unter anderem mit neusten Immunthe­ rapien behandelt. Wichtig sind hier auch Palliative Care und Forschung. » Seite 5

Gynäkologische Tumoren haben häufig weitreichende Folgen. Aus diesem Grunde ist auch die persönliche Betreuung so wichtig. » Seite 6

Eine umfassende medizinische Betreuung bietet das Tumorzen­ trum in Zusammenarbeit mit den Zuweisern und anderen Spitälern der Region. » Seite 7

Zentrum für HämatoOnkologie

Zentrum Kopf-, Halsund Augentumore

Urologisches Tumorzentrum

Zentrum für Knochenund Weichteiltumore

Leukämien und Lymphome kommen in über 100 verschie­ denen Formen vor, sind jedoch von der Gesamtmenge her gesehen selten. » Seite 10

Mittlerweile können Tumoren in diesen Bereichen vor allem in frühen Stadien mithilfe der Strahlentherapie geheilt werden. » Seite 11

Erkrankungen in der Intim­ gegend sind noch immer weitestgehend tabuisiert. Doch die Scham kann weitreichende Folgen haben. » Seite 12

Einen weitreichenden Überblick über die Behandlung von Sar­komen, also Tumoren an Knochen oder Weichteilen, erhalten Sie auf » Seite 13

Bauchtumor­zentrum Viele Beschwerden und Symptome können auf Tumo­ ren in Bauch oder Darm hinweisen. Worauf zu achten ist, welche Therapien es gibt. » Seite 4

Brustzentrum


2 | Tumorzentrum Universitätsspital Basel Tumorzentrum Universitätsspital Basel

„Ihre besten Heilungschancen sind unser Ziel“ Mit der vorliegenden Publikation informiert das Tumorzentrum über seine neuen Strukturen, kurze Wege und vor allem die innovativen Diagnose- und Therapieangebote der beteiligten organspezifischen Tumorzentren. Im Interview geben Dr. Astrid Beiglböck, Geschäftsführerin des Tumorzentrums, und Prof. Dr. Christoph Rochlitz, Chefarzt Medizinische Onkologie und Vorsitzender des Tumorzentrums, einen ersten Überblick.

Krebserkrankungen Linderung verschafft. Auch hier gilt: Die Pati­ enten können sich direkt an die Schmerzspezialisten der Anästhesie wenden. Zusätzlich haben wir die für die Lebensqualität unserer Patienten enorm wichtigen Bereiche ausgebaut, haben beispielsweise den Sozialdienst, Seelsorger und spezialisierte Psychoonkologen noch stärker ins Tumorzentrum eingebunden. Denn mit dem Wissen um eine Tumorerkrankung stellen sich häufig existenzielle Fragen zu Beruf und Familie, und es kann zu psychischen Krisen oder Depressionen kommen. Mit diesen Problematiken lassen wir die Patienten und ihre Angehörigen nicht allein. Beiglböck: Unser Ziel, an dem wir in Zukunft noch stärker arbeiten werden, ist es, Patienten idealerweise einen konkreten Ansprechpart­ ner für ihre Erkrankung an die Seite zu stellen, der sich um sämtliche Belange und Bedürfnisse kümmert. Beispielsweise im Brustzentrum sind wir diesen Schritt mit sogenannten Breast Care Nurses – also Pflegefachfrauen für Brusterkrankungen – sowie im Gynäkologischen Tumorzentrum mit den Case Managern bereits gegangen. Die jeweiligen Ansprechpartner wissen, welche Besonderheiten bestimmte Tumorer­ krankungen haben, sie halten einen engen Kontakt mit den Patienten und leiten ihn durch die Therapie. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass der Patient sich auch menschlich gut aufgehoben fühlt – unser Tumorzentrum hat den Anspruch kein trockener, anonymer Betrieb mit Massenabfertigung zu sein, wie es manches Mal an universitären Betrieben vermutet wird, sondern ein Ort, in den der Patient vertrauen kann und sich in guten Händen fühlt. Wie komme ich als Patient zum Tumorzentrum? Beiglböck: Viele Wege führen zu uns. Am häufigsten kommen die Patienten über den Hausarzt oder einen Facharzt. Die direkte Anmeldung an eine Tumorkonferenz kann ganz unkompliziert über das Internet erfolgen. Die Fälle werden dann innerhalb kürzester Zeit interdisziplinär besprochen, das weitere Vorgehen mit dem Zuweiser abgestimmt und die Patienten umgehend darüber informiert. Viele Therapien starten ganz zeitnah direkt nach der Konferenz. Generell kann jeder , der spezifische oder auch unspezifische Symptome oder Beschwerden hat zu uns in die jeweilige Organtumor-Sprechstunde kommen. Ein Kontakt mit dem Tumorzentrum kann durch Anruf, E-Mail oder ganz klassisch per Fax erfolgen. Es wird dann umgehend ein Gespräch mit einem Spezialisten für den Patienten organisiert.

Aus welchen Gründen haben Sie das Tumorzentrum ins Leben gerufen? Prof. Dr. Rochlitz: Die Notwendigkeit für ein Tumorzentrum ergibt sich unter anderem aus der rasanten Entwicklung in Diagnostik und Behandlung von Tumoren. Vor 30 Jahren waren bei der Operation von zum Beispiel Brust- oder Darmkrebs zwei Fachdisziplinen beteiligt: ein Operateur, der den Krebs entfernt hat, sowie ein Pathologe, der den Krebs bestätigt hat. Heute sind bei der Betreuung eines Patien­ ten eine ganze Reihe Personen involviert, vom Neuroradiologen und Nuklearmediziner über den Radioonkologen bis hin zum plastischen Chirurgen. Heute wird der Krebs nicht mehr in kleinen Crews behan­ delt, sondern in einem grossen Team, das sich kennt und permanent Kontakt miteinander hat. Diese Spezialisten müssen zur Verfügung stehen und koordiniert werden, als Universitätsspital verfügen wir über die entsprechenden Kapazitäten und Möglichkeiten. Bislang gab es bei uns einzelne Organtumorzentren, jetzt gelten die strukturierten Behandlungen, Datenbanken und Tumorkonferenzen für alle Tumoren – so wurden Synergien zum Wohle der Patienten geschaffen. Durch den interdisziplinären Blick, den universitären Austausch untereinander, Forschungsvorhaben und Studien garan­

tieren wir den Patienten in Basel-Stadt und dem Umland bestmögliche Heilungschancen. Dr. Beiglböck: Wir wollen auch die pflegenden und unterstützenden Bereiche noch stärker und exponierter in die Therapie sämtlicher Organtumoren integrieren; derzeit gibt es in der Region dieses voll­ umfängliche Programm nur bei uns. Der Zugang zu den vielfältigen unterstützenden Therapien wurde durch die neue Prozessgestaltung deutlich erleichtert. Ein Beispiel: Wer wegen einer Tumorbehandlung ein Ernährungs- oder Bewegungsproblem hat, kann sich direkt an den Ernährungsberater oder Physiotherapeuten im Haus wenden, eine Zuweisung ist nicht mehr notwendig. Körperliche und seeli­ sche Beschwerden können so deutlich schneller und mit weniger administrativem Aufwand aufgefangen und somit die Lebensqualität gesteigert werden. Welche Erleichterungen bieten Sie den Patienten und deren Angehörigen noch? Rochlitz: Wir haben eine sehr aktive Schmerztherapie, die Tumorpa­ tienten nach Operationen, Chemotherapien oder bei fortschreitenden

Können die Patienten des Tumorzentrums auch an Studien teilnehmen? Und welche Rolle spielt die Forschung bei Ihnen? Beiglböck: Ja, beides ist wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Insbesondere beim Thema Studien herrschen jedoch häufig falsche Vorstellungen: Die Teilnahme an einer klinischen Studie bedeutet nicht, dass „da mal etwas an einem ausprobiert wird“; sie sind eine grosse Chance für diese und künftige Patienten. Wirkstoffe werden erst nach umfangreichen Vorabuntersuchungen, die nach extrem strengen gesetzlichen Vorgaben gemacht werden, dem Patienten verabreicht. Äusserst engmaschige Kontrolluntersuchungen sorgen für die notwendige Patientensicherheit. Es wird nur zugelassen, wer vom Profil her in die Studie passt. Wichtig zu wissen ist dabei auch: Die Kosten müssen nicht von den Patienten übernommen werden. Und selbstredend wird der Patient vor der Studienteilname umfassend aufgeklärt. Meist handelt es sich um Studien, die an mehreren Kliniken stattfinden, vielfach auch parallel im Ausland; man spricht dann von multizentrentrischen Studien. Rochlitz: Auch in der Grundlagenforschung läuft bei uns sehr viel. Die Ergebnisse fliessen schon zu einem frühen Zeitpunkt direkt in die Klinik ein – unsere Patienten profitieren also unmittelbar davon.

Einladung zum Krebs-Infotag Liebe Patientinnen und Patienten, Angehörige und interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir laden Sie herzlich zu uns ins Tumorzentrum ein, damit wir Sie in zahlreichen Vorträgen und im direkten Gespräch umfassend über das Thema Krebs informieren können. Wir garantieren Ihnen viele spannende (Innen-)Ansichten unserer täglichen Arbeit, Informationen über aktuelle und innovative Diagnose- und Therapieverfahren, Forschungsvorhaben und Studien in unserem Hause. Wir freuen uns, Sie zu diesem kostenlosen Informationstag am 8. November 2014 begrüssen zu dürfen. Ihre Ihr Dr. Astrid Beiglböck

Prof. Dr. Christoph Rochlitz

Impressum – Sonderbeilage zum TuMOrzentrum Basel

Tumorzentrum Universitätsspital Basel

Konzept und Redaktion: Tumorzentrum Universitätsspital Basel, Oscar Nyberg, Mike Paßmann, Layout: Xmedia Solutions – Claudia Bachmann, Fotos: Foto Santos, Universitätsspital Basel – Foto & Print Center, Fotolia Druck: DZZ Druckzentrum Zürich, Erscheinung: 25. 10. 2014

www.unispital-basel.ch/tumorzentrum Tel.+41 61 265 39 00 · Fax+41 61 265 39 95 tumorzentrum@usb.ch


Zentrum für Neuroendokrine und Endokrine Tumore

Tumorzentrum Universitätsspital Basel

Medizinische Onkologie und Spitalapotheke

Erfolge durch enge Zusammenarbeit In der Medizinischen Onkologie setzen die Experten auf eine Kombination aus klinischer Kompetenz, modernster Technologie und menschlicher Zuwendung. Prof. Dr. Christoph Rochlitz, Chefarzt Medizinische Onkologie (links) und Prof. Dr. Christoph Meier, Chefapotheker Spital-Pharmazie

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n der Medizinischen Onkologie zu arbeiten, be­ deutet, Interdisziplinarität zu leben. Um unseren Patientinnen und Patienten eine optimale Betreu­ ung zu bieten, arbeiten die Medizinischen Onko­ logen des Tumorzentrums daher eng mit mehr als dreissig verschiedenen Fachdisziplinen zusammen. Jede Woche werden in Tumorkonferenzen, die alle wesentlichen Krebserkrankungen abdecken, von verschiedenen Fachleuten gemeinsam Thera­ piestrategien diskutiert, beschlossen und danach umgesetzt. Die Anwesenheit von Vertretern aller an der Diagnostik und Therapie von Krebs Betei­ ligten stärkt hierbei die Ausgewogenheit der Ent­ scheidungen und garantiert ein Vorgehen gemäss internationalen Richtlinien.

Menschliche Betreuung im Mittelpunkt Um auch die menschlich optimale Betreuung zu professionalisieren, gehören dem Team neben Medizinischen Onkologen und Internisten auch Psychoonkologen, Palliative Care Mediziner, Seel­ sorger und Pflegespezialisten an. Patienten erhalten eine persönliche, auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmte Behandlung und Betreuung, sowohl ambulant als auch stationär. Das Angebot umfasst medikamentöse Therapien von Chemo- und Hor­ montherapien über Antikörperinfusionen bis hin zu den modernen molekularen Medikamenten, die derzeit die Medizinische Onkologie revolutionieren. Auch palliativmedizinische Massnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit der spitalexternen Onkologiepflege (Spitex) und dem Hausarzt unter Einbeziehung des sozialen Umfeldes durchgeführt und koordiniert. Da wirklicher Fortschritt in der Behandlung von Krebs nur durch klinische Forschung erreichbar ist, hat das Tumorzentrum zusammen mit anderen grösseren Schweizer Zentren eine intensive klini­ sche Forschungstätigkeit aufgebaut und bietet den Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, an

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Dort wird Strahlung freigesetzt, die die Tumor­ zellen zerstören kann. Diese Behandlung erreicht praktisch ausschliesslich Tumorzellen, schont das gesunde Körpergewebe und hat daher sehr wenig Nebenwirkungen.

Die Therapie schlägt an Erfreulicherweise kommt es bei Urs Sutter unter der DOTATOC-Therapie zu einer Rückbildung des Tumors. In regelmässigen Kontrollen wird seitdem überprüft, ob der Tumor wieder zu wachsen beginnt. Falls der Tumor im Verlauf seine Eigenschaften än­ dern sollte und ein rasches Tumorwachstum eintritt, kann auch eine Chemotherapie mit Erfolg zur Be­ kämpfung des Tumors eingesetzt werden. Eine solche Therapie, aber auch die gesamte sonstige Medika­ mentengabe bei Krebserkrankungen, wird in enger Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen von der Pharmazie verabreicht. Es kommt gerade bei der Gabe von Chemotherapeutika, aber auch bei den neuen molekularen Medikamenten der Onkologie auf höchste Genauigkeit, Sorgfalt und Sauberkeit in Produktion, Transport und Verabreichung an. Nur so kann gleichzeitig die Patientensicherheit und eine hohe Wirksamkeit der medikamentösen Therapie gesichert werden.

Individuelle Herstellung der Medikation möglich

Der regelmässige und intensive Austausch zwischen Patient, Arzt und Pflege steht im Mittelpunkt einer jeden Behandlung innerhalb des Tumorzentrums.

nationalen und internationalen Studien zur Thera­ pieverbesserung und Erprobung neuer Medikamente teilzunehmen.

Interdisziplinarität anhand eines realen Beispiels Die folgende Geschichte unseres Patienten Urs Sutter (Name geändert) zeigt die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen sowie die vielfäl­ tigen Möglichkeiten eines modernen Tumorzentrums. Urs Sutter bemerkt im Jahr 1985, damals 26 Jah­re alt, ein anfallsweise auftretendes Herzklopfen, begleitet von deutlich erhöhtem Blutdruck. Wegen dieser Beschwerden stellt er sich im Universitäts­ spital Basel vor. In der Abteilung für Viszeralchir­ urgie wird mithilfe einer Computertomografie die Verdachtsdiagnose von beidseitigen Tumoren der Nebennierenrinde gestellt. In einer offenen Ope­ ration werden beide Nebennieren entfernt. Eine mikroskopische Untersuchung des Gewebes in der Pathologie bestätigt die Verdachtsdiagnose. 27 Jahre später bemerkt Sutter eine Schwäche in seinem linken Bein. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes zeigt einen sogenannten Herdbe­

fund im Kleinhirn. Erneut wird der Patient operiert, diesmal in der neurochirurgischen Abteilung des Universitätsspitals Basel. Bei der Aufarbeitung des Gewebes gibt es einen überraschenden Befund: Es finden sich gleich zwei verschiedene Tumoren in Sutters Kleinhirn.

Mit Hightech Tumoren entdecken Im nächsten Schritt wird in der Abteilung Nuklear­ medizin ein sogenanntes DOTATOC-PET-CT durch­ geführt, eine hochspezialisierte Untersuchung, die gezielt neuroendokrine Tumorzellen nachweisen kann. Diese Bildgebung zeigt, dass der neuroen­ dokrine Tumor bereits Metastasen gebildet hat, unter anderem im Knochen. Zur Behandlung der Erkrankung werden zwei Massnahmen eingeleitet: Einerseits wird ein Tumorableger in der Halswirbel­ säule bestrahlt, da sonst das Risiko eines Bruchs des Wirbelkörpers und einer Querschnittslähmung besteht. Anderseits wird über die Vene eine The­ rapie mit DOTATOC durchgeführt. DOTATOC ist ein chemisch hergestellter, radioaktiver Stoff, der an einen Rezeptor bindet, der ausschliesslich auf den Zellen des neuroendokrinen Tumors vorkommt.

Die Pharmazie, oft auch ‚Spitalapotheke‘ genannt, arbeitet eng mit den Medizinischen Onkologen des Universitätsspitals Basel zusammen. Nach der Diagnose erstellen die behandelnden Ärzte einen Therapieplan, der definiert, welche Medikamente der Patient in welchem Zeitraum und in welchen Abständen erhalten soll. Meist sind diese Chemo­ therapien intravenöse Behandlungen, was bedeutet, dass sie nicht zu Hause, sondern im Spital als In­ fusion appliziert werden müssen. Die gesetzlichen Anforderungen an die Herstellung solcher indivi­ duell zubereiteten Lösungen durch Spitalapotheken sind sehr hoch. Die Spitalapotheke verfügt daher über moderne Reinräume und verwendet sterile Herstelltechniken, um diese Medikamente ganz frisch und individuell dosiert für den Patienten bereitzustellen. Die Medizinischen Onkologen verordnen den Therapieplan in einem speziellen Computerpro­ gramm, das erste Sicherheitschecks vornimmt und kontrolliert, ob beispielsweise die gewählte Do­ sierung möglich ist und im Rahmen des geplanten Therapieschemas für diesen individuellen Patienten liegt. Danach wird die Verordnung elektronisch an die Spitalapotheke übermittelt, wo Apothekerin­ nen und Apotheker im Labor an der Herstellung von Medikamenten arbeiten, die Verordnung noch einmal überprüfen, dann freigeben und die Lösung herstellen. Danach wird die gebrauchsfertige, ste­ rile Lösung mit der für den vorliegenden Patienten individuell berechneten Dosis sofort via internen Transport an die Station geschickt, wo die Therapie dem Patienten verabreicht werden kann. Pro Jahr stellt die Apotheke des Universitätsspitals Basel rund 14‘000 solcher individuell zubereiteten The­ rapielösungen her.

Radiologie und Nuklearmedizin

Eine Patientin ist bereit für die „molekulare Bild­gebung“, nachdem ihr eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz in die Vene gespritzt wurde.

Bestrahlung von innen Das Angebot der „molekularen Bildgebung und Therapie“ zieht Patienten aus aller Welt an. Prof. Dr. phil. Dr. med. Damian Wild, Leiter Nuklearmedizin

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m Zentrum für Neu­ roendokrine und Endokrine Tumore werden alle bösar­ tigen Schilddrüsen­ tumoren, Tumoren der Neben­schilddrüse, der Nebenniere und sogenannte neuro­ endokrine Tumoren behandelt. Neuro­ endokrine Tumoren entwickeln sich durch unkontrolliertes Wachstum von neuroendokrinem Gewebe. Dieses spezielle Gewebe befindet sich in verschiedenen Organen des Körpers, hauptsächlich im Magen-Darm-Trakt, aber auch in den Lungen, Eierstöcken, der Thymusdrüse, den Nieren und der Haut. Neuroendokrine Tumoren und Schilddrüsentumoren sind zwar häufig bös­ artig, können aber mit entsprechender Therapie gut behandelt werden und haben in vielen Fällen eine gute Prognose.

Radioaktivität macht Tumorzellen sichtbar … Sowohl für die Darstellung als auch für die The­ rapie dieser Tumoren werden die neuesten Me­ thoden verwendet, insbesondere die sogenannte „molekulare Bildgebung und Therapie“. Dieses Verfahren nutzt Strukturen auf der Tumorzelle als spezifische Andockstellen für geringe Men­ gen einer radioaktiven Substanz. Die radioaktiv markierte Tumorzelle kann mit einer speziellen Kamera sichtbar gemacht werden. Kleinste Tu­ moren mit einem Durchmesser von weniger als einem Zentimeter können auf diese Weise im ganzen Körper dargestellt und anschliessend zum Beispiel vom Chirurgen entfernt werden.

… und unterstützt die Therapie Die Anreicherung der Radioaktivität in den Tu­ morzellen kann auch für die Therapie genutzt werden. Dabei erfolgt die Bestrahlung nicht von aussen, sondern von innen. Die Anreicherung der

Radioaktivität in den Tumoren kann schon vor der Therapie sichtbar gemacht werden und erlaubt bereits zu diesem Zeitpunkt eine Voraussage über das Therapieansprechen. Denn es gilt: Je höher die Anreicherung der Radioaktivität in den Tumoren, desto besser ist die Wirksamkeit. Dieses Vorgehen ist nicht nur therapeutisch wirksam, sondern auch kostensparend, da nur bei guter Anreicherung the­ rapiert wird. Am Universitätsspital Basel wurden in den letzten Jahren in der Abteilung für Radiopharma­ zeutische Chemie und Nuklearmedizin mehrere radioaktive Substanzen für die Bildgebung und

Therapie entwickelt, beispielsweise 68Ga-DOTATOC für die Bildgebung und 90Y-DOTATOC für die The­ rapie von neuroendokrinen Tumoren. Im Zentrum für Neuroendokrine und Endokrine Tumore können die Ärzte auf verschiedene radioaktive Substanzen zurückgreifen. Das bedeutet, dass massgeschnei­ derte, individuelle Therapien für die Patienten zur Verfügung stehen. Das hochspezialisierte Angebot der „molekularen Bildgebung und Therapie“ am Universitätsspital Basel wird seit vielen Jahren von Patienten aus allen Teilen der Welt genutzt, zum Beispiel aus den USA, Japan, Südafrika und ganz Europa.


4 | Tumorzentrum Universitätsspital Basel

Bauchtumorzentrum | Zentrum für Hauttumore

Bauchtumorzentrum

Bauchtumoren auf der Spur Im Bauchtumorzentrum werden Patienten mit Tumorerkrankungen verschiedener Bauchorgane interdisziplinär behandelt. Dazu gehören Krebserkrankungen der Speiseröhre, des Magens und des Darmtraktes sowie solche in der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Milz. Prof. Dr. Daniel Oertli, Chefarzt Allgemeine Chirurgie

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eschwerden und Symptome von Bauchtumoren sind vielfältig, zum Bei­ spiel unregelmässiger Stuhlgang, Blutbei­ mengungen im Stuhl, Appetitlosigkeit, Ge­ w ic htsabna h me, B auc h s c h me r ze n oder Gelbsucht. Vie­le Fälle sind jedoch asymptomatisch und werden in der Regel bei Blu­ tentnahmen (Feststellung einer Blutarmut) diagnos­ tiziert oder anlässlich von Screening-Untersu­ chungen, zum Beispiel Lebertumoren auf dem Boden chronischer Entzündungen oder während Tumor-Nachsorgeuntersuchungen.

Stuhlganges mit zunehmend kleinen Stuhlpor­t ionen, die abgesetzt werden können. Nachdem er diese Be­ schwerden seinem Hausarzt geschildert hat, wurde er den Magen-Darmspezialisten (Gastroenterologen) am Universitätsspital Basel zugewiesen. Bei der Darmspiegelung (Endoskopie) entdecken die Gas­ troenterologen ein Geschwür im Mastdarm, entnom­ mene Gewebeproben (Biopsien) zeigen unter dem Mikroskop Krebszellen. Die weiteren Abklärungen werden mit endoanalem Ultraschall – bei dem eine fingerdicke Sonde über den After eingeführt wird – und mit einer Kernspintomografie vorgenommen: Dabei werden ein Tumorwachstum durch die Mus­ kelwand des Mastdarmes sowie einige vergrösserte Lymphknoten in Tumornähe festgestellt.

Blut im Stuhl bringt Hinweis auf Erkrankung

Der Fall wird darauf an einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen, an der alle im Bauch­ tumorzentrum vertretenen Fachspezialisten dabei sind. Aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums der Erkrankung – aktuell ohne Anhaltspunkte für eine Fernmetastasierung – wird ein kuratives Behand­ lungskonzept mit einer kombinierten Vorbehand­ lung durch Röntgenstrahlen und Chemotherapie (sogenannte Radiochemotherapie) vorgeschlagen, gefolgt von einer chirurgischen Entfernung des

Um die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bauchtumorzentrum aufzuzeigen, dient beispielhaft die nachfolgende Krankengeschichte: Es geht um einen 62-jährigen Patienten, der über einen Zeitraum von circa acht Monaten bei und nach der Darment­ leerung Blutbeimengungen bemerkt, ausserdem berichtet er über Unterbauchkrämpfe während des

Chemotherapie und chirurgischer Eingriff führen zum Erfolg

Mastdarmtumors inklusive der möglicherweise befallenen Lymphknoten. Der Patient erhält dann während vier Wochen eine ambulante Radioche­ motherapie. Nach Abschluss dieser Vorbehandlung erfolgt eine neuerliche Kernspintomografie, die eine leichte Schrumpfung des Tumors feststellt. Zwei Monate nach Abschluss der Radiotherapie wird der chirur­g ische Eingriff mithilfe der sogenannten laparoskopischen Operationsmethode durchgeführt. Dabei wird der Mastdarm samt des umgebenden Fettgewebes und der dort eingebetteten, mögli­ cherweise befallenen Lymphknoten in einem Stück entfernt. Danach erfolgt eine Wiederverbindung des Darmes mit dem Analkanal (tiefe Anastomose). Damit diese Klammernaht im bestrahlten Gewebe optimal abheilen kann, ist die vorübergehende Ab­ leitung des Darminhaltes nach aussen (künstlicher Darmausgang) unumgänglich. Der Patient erholt sich von diesem Eingriff gut und kann zwölf Tage nach der Operation das Spital wieder verlassen.

Lebensqualität zurückerlangt Eine neuerliche Röntgenuntersuchung mit Kontrast­ mittel nach sechs Wochen zeigt, dass die Neuverbin­ dung/Anastomose einwandfrei abgeheilt ist. Somit erfolgt durch die Viszeralchirurgen die Rückver­ legung respektive der Verschluss des künstlichen Darmausgangs. Eine Woche nach diesem Eingriff

Darmspiegelung (Endoskopie), wichtigstes Diagnosewerkzeug zur Früherkennung von Darmtumoren

wird der Patient bereits wieder nach Hause entlas­ sen. Am entnommenen Mastdarmgewebe findet der untersuchende Pathologe nebst dem Krebs in acht von 25 Lymphknoten Metastasen. Aufgrund dieses Befundes wird der Fall an einer zweiten Tumorkonfe­ renz besprochen und es erfolgt die Empfehlung, dass der Patient nach Abschluss der laufenden chirur­ gischen Behandlung während sechs Monaten eine ambulant durchgeführte Chemotherapie erhält. Diese Behandlung hat der Patient gut vertragen und er ist bis jetzt, drei Jahre nach Entfernung seines Mastdarmkrebses, tumorfrei und erfreut sich einer guten Lebensqualität.

Forschung Hauttumoren

Mit geballter Kraft Bei der Bekämpfung von schwarzem Hautkrebs gewinnt die Immuntherapie an Bedeutung: Sie soll das Immunsystem dazu bringen, Krebszellen zu bekämpfen. Prof. Dr. Alfred Zippelius, Stv. Chefarzt Medizinische Onkologie, Leiter Labor Tumorimmunologie Onkologie

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as Immunsys­ tem spielt bei der Entstehung be­ ziehungsweise der Bekämpfung von Krebserkrankungen wie dem Melanom (dem schwarzen Haut­ krebs) eine wichtige Rolle. Unser Immun­ system ist einerseits in pausenlosem Einsatz, um etliche Krankheitserreger in Schach zu halten. An­ dererseits zerstört es entartete Krebszellen. Kör­ pereigene Abwehrzellen, sogenannte Killerzellen, setzen dabei Substanzen frei, die Löcher in Tumor­ zellen erzeugen und diese damit zerstören. Diese Zusammenhänge hat bereits William B. Coley Ende des 19. Jahrhunderts beobachtet, als er feststellte, dass sich Tumoren nach der Injektion von Bakterien deutlich verkleinern. Seitdem wurden die Verfahren der Bekämpfung von Krebserkrankungen durch das Immunsystem verfeinert.

Ziel: Killerzellen scharf machen Nun haben Tumoren aber Strategien, die unser Immunsystem täuschen, ja ausschalten können. Sind Immunzellen in die Umgebung eines Tumors oder gar in ihn selbst eingedrungen, kann ein Tumor einst angriffslustige Zellen so verwandeln, dass sie ihn nicht mehr attackieren. Und genau hier setzt die moderne Immuntherapie an. So verabreichen wir Patienten mit Melanomen bestimmte künstlich hergestellte Eiweissstrukturen, sogenannte mono­ klonale Antikörper, mit dem Ziel, solche Killerzellen wieder „scharf“ zu machen. Diese Antikörper binden sich an einen speziellen Abschnitt des Antigens auf einer Killerzelle und aktivieren dieses, sodass sie günstigstenfalls den Zelltod der Krebszelle oder zumindest deren Wachstumsstopp auslösen kön­ nen. Das Ziel ist es, den Patienten eine möglichst lange beschwerdefreie Zeit zu ermöglichen und das Wachstum der Tumoren einzudämmen. Da sich die Therapie auf das Immunsystem auswirkt, erzeugt diese eine Autoimmunreaktion,

Die äußere Haut gliedert sich in drei wesentliche Schichten: Epidermis (Oberhaut), Dermis (Lederhaut, lat. Corium) und Subcutis (Unterhaut). Auffällige Veränderungen der Haut lassen sich in der Regel gut behandeln, wenn sie früh erkannt werden.

Immuntherapie kombinieren

Veränderungen der Haut sollten akribisch dokumentiert werden. Eine Immuntherapie wirkt heute häufig erfolgreich gegen den schwarzen Hautkrebs.

also eine überschiessende Reaktion gegen körper­ eigene Strukturen. Ist etwa der Darm betroffen, kann dies zu Durchfällen führen. Die Symptome können unterschiedlich ausgeprägt sein. Hier ist es wichtig, dass man die Patienten aufklärt, damit die aufgetretenen Symptome frühzeitig behandelt werden können. Dazu haben wir ausserdem auch schriftliche Informationen vorbereitet, die wir an die Patienten abgeben, in denen nochmals die wich­ tigsten Nebenwirkungen aufgeführt werden. Zudem enthalten diese Notfallnummern, unter denen wir immer für unsere Patienten erreichbar sind.

Bessere Vorhersagen durch ausgeklügelte Testsysteme Aufgrund unserer eigenen Forschung können wir Patienten die neuesten Wirkstoffe im Bereich der

Immuntherapie anbieten. Patienten mit Melano­ men werden an unserem Zentrum in Studien, die in der Schweiz oder auch weltweit geöffnet sind, eingeschlossen. Für den Erfolg einer solchen Im­ muntherapie ist es wahrscheinlich entscheidend, wie viele und vor allem welche Immunzellen sich im Tumor befinden. Wir entwickeln daher im Labor Testsysteme, die es erlauben, die Wirksamkeit neuer Antikörper besser vorherzusagen und damit die Arzneimittelsuche zu verbessern. Ganz im Sinne der personalisierten Medizin wird es vielleicht in naher Zukunft schon möglich sein, für jeden ein­ zelnen Patienten anhand der Immunzellen in seiner Tumorgewebeprobe abzuschätzen, wie erfolgreich eine Immuntherapie bei ihm sein könnte. Denn was sich in der Tumormikroumgebung zwischen Tumor und Immunzellen abspielt, hat einen dramatischen Einfluss auf das Wachstum der Tumoren.

Eine weitere wichtige Forschungsrichtung besteht darin, die Immuntherapie optimal in bereits beste­ hende onkologische Behandlungen zu integrieren. Beispielsweise kann die Immuntherapie zusammen mit einer konventionellen Chemotherapie gegeben werden. Es besteht die Hoffnung, dass die Immun­ therapie noch effektiver wirkt, wenn sie zusammen mit anderen Therapien eingesetzt wird. So konnten wir gerade kürzlich in einer eigenen Forschungs­ arbeit zeigen, dass bestimmte Chemotherapien das Immunsystem stimulieren und so idealerweise mit der Immuntherapie kombiniert werden können. Eine weitere wichtige Kombination ist die gleichzeitige Verabreichung mit sogenannten anti-angiogeneti­ schen Substanzen, also Medikamenten, die die durch den Tumor ausgelöste überschiessende Blutgefäss­ bildung im Tumor hemmen können. Diese Tumoreigenen Blutgefässe bringen nicht nur Nährstoffe und Sauerstoff an den Tumor, sondern haben auch verschlossene Poren, durch die die Abwehrzellen nicht beziehungsweise nur deutlich vermindert in den Tumor eindringen können. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Immuntherapie, wenn sie gleich­ zeitig mit diesen anti-angiogenetischen Substanzen verabreicht wird, erheblich besser wirken kann. Die Abwehrzellen können nun leichter zu den Tumor­ zellen gelangen und somit ihre abtötende Wirkung besser entfalten.


Zentrum für Hauttumore

Tumorzentrum Universitätsspital Basel

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Hauttumorzentrum

Auf dem neuesten Stand Am Zentrum für Hauttumore erhalten Patienten eine ganzheitliche und umfassende Therapie und Begleitung ihrer Erkrankung. Prof. Dr. Peter Itin, Chefarzt Dermatologie

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as Zentrum für Hauttumore ver­ einigt alle Exper­ tinnen und Experten von Fachrichtungen, die für Patienten mit Hauttumoren einen positiven Beitrag leis­ ten können, und bie­ tet Betroffenen neben der Basisversorgung auch spitzenmedizi­ nische Leistungen. Die Nähe zu Lehre und Forschung ga­ rantiert den aktuel­ len Stand des Wis­ sens, die evidenzgesteuerte Therapiestrategie und den internationalen Austausch. Ständige Mitglieder der regelmässig stattfindenden interdisziplinären Konferenzen sind Ärztinnen und Ärzte der Fachge­ biete Dermatologie, plastische Chirurgie, viszerale Chirurgie, Medizinische Onkologie, Strahlenthe­ rapie, Nuklearmedizin, Pathologie, Genetik und Radiologie. Das Ziel des Zentrums für Hauttumore ist es, die für Hautkrebspatienten kostengünstigste und gleichzeitig am wenigsten belastende Therapie fest­ zulegen. Das ganzheitliche Management wird gemäss internationalen Richtlinen geplant. Weiterhin wird die optimale Tumornachsorge festgelegt und die konkreten Partner in der weiteren Begleitung des

Im Zentrum für Hauttumore wird neben den klinischen Belangen, wie Diagnostik, Therapie und Nachsorge auch die Forschung, sowohl die Grundlagenforschung wie auch die klinische Forschung, vorangetrieben.

Patienten bestimmt. Kontinuierlich wird das Wissen über die Hautkrebsbehandlung aktualisiert, wobei neue evidenzbasierte Erkenntnisse unmittelbar in das Betreuungskonzept einfliessen. Die Experten­ gruppe befasst sich auch mit Früherkennung von allen Hauttumoren; ausserdem sind die Mitglieder

des Zentrums für die kontinuierliche Lehre der Hautkrebserkrankungen verantwortlich. Das Zentrum für Hauttumore bietet alle wis­ senschaftlich dokumentierten Behandlungsmög­ lichkeiten an, die in ihrer Wirksamkeit bestätigt sind (evidenzbasiert). Neben chirurgischen Ein­

griffen zur Entfernung von Hauttumoren und op­ timalen Wiederherstellung zählen auch Laser- und Röntgenweichstrahlen-Therapien zu den modernen Möglichkeiten. Auch sind die Radiochirurgie sowie lokale Immunbehandlungen ein Teil des Spektrums. Die genannten Therapieformen sind vor allem für lokalisierte Tumoren geeignet. Eine besondere Bedeutung hat dabei die Behandlung von Hauttu­ moren des Gesichtes. Patientinnen und Patienten mit fortgeschritte­ nen Hautkrebserkrankungen und Ablegern (Metas­ tasen) benötigen häufig Ganzkörpertherapien, die mit Tabletten oder mittels Infusionen durchgeführt werden müssen. Diese Chemotherapie wird von den Spezialisten für Krebserkrankungen (Medizinischen Onkologen) durchgeführt. Beim schwarzen Haut­ krebs (Melanom) sind in den vergangenen Jahren bahnbrechende neue Chemotherapiemöglichkeiten eingeführt worden, die von unseren Medizinischen Onkologen appliziert werden. Die moderne Strahlen­ therapie mit sämtlichen Techniken ist ein weiterer Pfeiler für Patienten mit auch ausgedehnten und fortgeschrittenen Hauttumoren. Die Entscheidung, welche Therapie beim Pa­ tienten mit komplexen Hautkrebserkrankungen durchgeführt werden soll, wird in der interdiszipli­ nären Tumorkonferenz mit allen Spezialistinnen und Spezialisten, die sich mit Hautkrebserkrankungen befassen, getroffen. Neben diesen Dienstleistungen wird im Zentrum für Hauttumore auch Grundlagenforschung und klinische Forschung betrieben.

Palliative Care

Ganzheitlicher Blick auf bestehende Bedürfnisse Ziel der Palliative Care ist es, durch einen ganzheitlichen Ansatz die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern und die Autonomie der Patienten zu stärken. Dr. Sandra Eckstein, Leitende Ärztin Palliative Care (Bildmitte)

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alliative Care wendet sich an Patientinnen und Patienten, die an einer schweren und unheil­ baren Erkrankung leiden. „Palliative“ leitet sich aus „pallium“ ab, dem lateinischen Wort für Mantel, und der englische Begriff „care“ bedeutet „pflegen, sorgen, behüten und sich kümmern“. Palliative Care kann also als eine Art Mantel verstanden werden, der dem Patienten sowie sei­ nen nahen Vertrauten Schutz und Sicherheit gibt. Als unterstützendes Angebot arbeitet das Pal­ liative Care-Team mit allen Organtumorzentren des Tumorzentrums zusammen. Im Vordergrund steht der Erhalt oder die Wiedererlangung von Lebensqua­ lität durch eine bestmögliche Behandlung sowie die Linderung und Vorbeugung von körperlichen und seelischen Beschwerden wie zum Beispiel Schmer­ zen, Atemnot, Unruhe, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Angst, Depression und Verzweiflung. Genauso sollen aber auch die sozialen und spirituellen Bedürfnisse des Patienten und seiner Angehörigen und Freunde erfasst werden. Das Palliative Care-Team unterstützt den Patienten darin, Schmerzen und Einschränkungen zu lindern, geht dabei auf seine individuellen Bedürfnisse und Wünsche ein und begleitet ihn mit viel persönli­ chem Engagement.

Unterschiedliche Ansätze Im Zentrum für Hauttumore ergeben sich unter­ schiedliche Schwerpunkte. Im Allgemeinen können Erkrankungen der Haut durch ihre Sichtbarkeit nach aussen die Patienten emotional stark belasten und stigmatisieren. Weiterhin können Beschwerden wie beispielsweise Schmerzen und Geruchsbildung von Hautgeschwüren verständlicherweise zu mas­ siven Einschränkungen der Lebensqualität führen. Die Aufgabe als behandelndes Team ist es also, mit grösstmöglicher Kompetenz die körperlichen Beschwerden des Patienten zu lindern, behutsam in der Krankheitsverarbeitung vorzugehen und den Patienten beim Erhalt seiner Würde zu un­ terstützen. Fortgeschrittene bösartige Erkrankungen der Haut erfordern die enge Zusammenarbeit der Spe­

Diese Patienten müssen sich lebenslang mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und einen alltäglichen Umgang mit ihr finden. Die grosse He­ rausforderung ist hier, den oftmals jungen Patienten eine bestmögliche Behandlung zu bieten, sie aber auch intensiv psychosozial zu unterstützen, sodass sie und ihre Angehörigen den Raum für Zuversicht erhalten können. In einer ambulanten Sprechstunde besteht die Möglichkeit für die Patienten, dem Palliative CareTeam vorgestellt zu werden.

Hauterkrankungen bei Patienten in Palliativsituationen

Das Palliative Care-Team unterstützt den Patienten darin, Schmerzen und Einschränkungen zu lindern. Dabei geht das Team auf seine individuellen Bedürfnisse und Wünsche ein und begleitet ihn mit viel persönlichem Engagement.

zialisten für den Patienten und seine Angehöri­ gen. Neben der onkologischen Therapie braucht es eine adäquate Linderung der Beschwerden und ein vorrausschauendes Planen hinsichtlich der Wünsche und der Versorgung des Patienten. Konkret kann ein möglicher Behandlungsplan eine Chemotherapie, eine Schmerztherapie, die Auseinandersetzung mit dem Therapiewunsch oder das Einschalten einer spezialisierten ambulanten onkologischen Pflege beinhalten. Die Therapie der Grunderkrankung, beispielsweise durch palliative Chirurgie, Chemotherapie oder Strahlentherapie, und die Palliative Care schliessen sich nicht ge­ genseitig aus, sondern ergänzen sich sinnvoll. Ziel der Palliative Care ist es, für jeden Patienten die für ihn passende bestmögliche und angemessene Behandlung zu finden.

Begleitung von Epidermolysis bullosa-Patienten Die angeborene, blasenbildende Erkrankung Epi­ dermolysis bullosa tritt in verschiedenen schweren Formen auf und kann ursächlich nicht geheilt wer­ den. Die Haut dieser Patienten ist sehr verletzlich, was zu schweren körperlichen Einschränkungen und Schmerzen führen kann. Im Vordergrund steht die Linderung der Beschwerden durch gutes Wundma­ nagement, ausreichende Schmerztherapie, Ernäh­ rungsberatung und Vorsorgeuntersuchungen. Diese Patienten entwickeln häufig bösartige Hauttumoren. Selbst bei der mildesten Form sind Einschränkungen durch physische und psychische Belastung gross, sodass ein umfassendes Behandlungskonzept von grosser Bedeutung ist.

Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen können durch Hauterkrankungen belastet sein. So stellt beispielsweise der Juckreiz ein häufiges und oft nur unzulänglich behandelbares Problem dar. Aber auch Infektionen der Haut, wie zum Beispiel die Gürtelrose, können durch das geschwächte Immun­ system vermehrt auftreten. Beim pflegebedürftigen Patienten ist das häufigste Hautleiden das Deku­ bitalgeschwür, das durch langes Liegen auf einer Stelle verursacht wird. Neben den medikamentösen Möglichkeiten ist die pflegerische Kompetenz von grosser Wichtigkeit: Die Versorgung und Pflege der Haut von Schwerkranken hat einen grossen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden und auch auf die Würde des Patienten. Ziel der Palliative Care-Begleitung am Tumor­ zentrum ist es, für jeden einzelnen Patienten eine bestmögliche und angemessene Behandlung zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung zu finden und damit Sicherheit zu geben, Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen und die Patientenautonomie zu stärken. Für dieses Ziel erarbeiten wir mit jedem Pa­ tienten ein individuelles Behandlungskonzept. Dieses beinhaltet meist eine aktive Symptom­ kontrolle, eine angepasste Schmerztherapie sowie psychosoziale Unterstützung der Patienten und ihrer Angehörigen. Auch die Hilfestellung bei der Rehabilitation sowie bei der Auseinandersetzung mit Krankheit, Abschied und Trauer können zum Therapiekonzept gehören.


6 | Tumorzentrum Universitätsspital Basel

Gynäkologisches Tumorzentrum

Gynäkologisches Tumorzentrum

Hier dreht sich alles um das Wohlergehen der Frau Frauen mit einem gynäkologischen Tumor erhalten in dieser schwierigen Lebensphase optimale medizinische und begleitende Unterstützung. Prof. Dr. Viola Heinzelmann-Schwarz

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as Gynäkologi­ sche Tumorzen­ trum versteht sich ausdrücklich als Zentrum für Patien­ tinnen innerhalb und über die Grenzen des Universitätsspitals Basel hinaus und arbeitet mit inter­ professionellem und interdisziplinärem Teamwork. Hierzu steht das Gynäkologische Tu­ morzentrum in direktem Austausch mit Fachspe­ zialisten genauso wie mit niedergelassenen Ärzten des In- und Auslandes. Am Gynäkologischen Tumorzentrum werden Patientinnen betreut, die einen Tumor der weib­ lichen Geschlechtsorgane haben oder hatten, also einen Tumor der Eierstöcke (Ovarien), der Eileiter (Tuben), des Bauchfells (Peritoneum), der Gebär­ mutter (Corpus), des Gebärmutterhalses (Zervix), der Scheide (Vagina) oder der Schamlippen (Vulva) oder bei denen eine genetische Veranlagung vorliegt.

Im Team gegen den Krebs Internationale Studien belegen: Bei Betreuung durch ein Spezialisten-Team haben Patientinnen eine bessere Heilungschance. Beteiligt am Gy­ näkologischen Tumorzentrum sind Radiologen, Radioonkologen, Pathologen, Medizinische und Gynäkologische Onkologen, Medizinische Genetiker, Psychoonkologen, unterstützt von Schmerzthera­ peuten, Pharmazeuten, Ernährungs- und Diätbera­ tern, Palliative Care Medizinern, Case Managern, Physiotherapeuten, Pflegefachleuten zusammen mit dem Sozialdienst.

Persönliche Betreuung im Mittelpunkt Während des gesamten Behandlungsprozesses be­ findet sich die Patientin in einer sehr schwierigen Lebensphase. Das Behandlungsteam des Tumorzen­ trums legt Wert auf Professionalität, aber genauso auf die individuell adaptierte Betreuung der Pati­ entin, ausgerichtet auf ihre aktuellen Bedürfnisse. Betroffene Frauen, aber auch ihre Familien kön­ nen deshalb während jeder Phase der Behandlung und Nachsorge auch die Hilfe einer Psychoonkologin in Anspruch nehmen. Diese wird sie sowohl bei der Problemverarbeitung als auch im Verständnisprozess der komplexen medizinischen Informationen und ebenso in Entscheidungssituationen fachkundig begleiten. Im Gynäkologischen Tumorzentrum wird ge­ meinsam mit Schmerztherapeuten und palliativ­ medizinischen Spezialisten dafür gesorgt, dass alle Symptome, die von der Krankheit selbst oder deren Therapien verursacht werden können, mit höchster Sorgfalt behandelt werden.

Forschung und Weiterbildung Transparente und effiziente Behandlungen sind Meilensteine des Handelns. Die Einbindung von Patientinnen in klinische Studien unterstützt den Weg zu einer immer besseren Behandlung. Durch permanente Qualitätskontrollen, konstante Weiterbildungsmassnahmen für alle Mitglieder des Tumorzentrums und durch die Mitarbeit an interna­

tionalen Forschungsstudien wird mithilfe moderns­ ter Technik stets danach gestrebt, die bestmöglichen Behandlungsmethoden anzubieten und weiter zu optimieren. Oft reichen neue Therapieansätze bis auf die molekular-biologische Ebene. Forschungsprojekte, denen sich die klinischen und wissenschaftlichen Mitarbeiter derzeit besonders widmen, betreffen zum Beispiel die Untersuchung von Stammzellmar­ kern, neue Methoden der Früherkennung, die Ent­ wicklung verbesserter Therapieansätze, basierend auf Immuntherapie oder neuen Chemotherapeutika sowie die Frage nach dem Effekt der Genetik im Hinblick auf die Entstehung und Entwicklung von gynäkologischen Karzinomen, insbesondere des Eierstockkrebses. Die Mitglieder des Gynäkologischen Tumorzen­ trums sind als Experten auch an anderen Tumorzen­ tren gefragte und geschätzte Spezialisten. Unsere Ärztinnen und Ärzte sind an schweizerischen und europäischen Studien beteiligt, sodass den Pati­ entinnen auch neue hoch wirksame Medikamente angeboten werden können, die sonst noch nicht erhältlich wären. Jährlich mehrmals treten Forscher aus dem Inund Ausland – auch von und an unserem Zentrum – persönlich in einen wissenschaftlichen Erfah­ rungsaustausch. So war dieses Jahr einer der re­ nommiertesten Gynäkoonkologen zu Gast im USB – Prof. Neville Hacker, der auch für einige Jahre mein Lehrer in Sydney war. Das Gynäkologische Tumorzentrum unterzieht sich regelmäßig umfassenden internationalen Zer­ tifizierungen (seit 2009 bei der European Society of Gynecological Oncology, kurz: ESGO), was einer strengen Qualitätskontrolle entspricht.

kologisch-onkologische Patientinnen-Besprechung geschaffen. Hier wird die individuelle Behandlung aller zu diesem Zeitpunkt auf der gynäkologischen Bettenstation liegenden Karzinom-Patientinnen abgesprochen. Neben der Optimierung der Genesungsphase wird dabei insbesondere auch die seelische Be­ treuung und ultimativ die optimale Regenerati­ onsphase zu Hause, unter Einbeziehung der Spitex oder in der Rehabilitation geplant. Medizinische und Gynäkologische Onkologen, Psychoonkologen, Schmerztherapeuten, Pharmazeuten, Physiothera­ peuten, Ernährungs- und Diätberater, Palliative Care Mediziner, Case Manager, Pflegefachpersonen sowie Sozialdienstmitarbeiter kommen dazu zusammen.

Unsere Case Managerinnen begleiten die Pa­ tientinnen vor und während ihrer Hospitalisation bis zum und oft auch noch nach dem Austritt und stellen daher eine grosse Hilfe und Stabilität dar. Zum Wohle der gemeinsamen Patientin wird angestrebt, die Nachsorgeuntersuchungen alter­ nierend mit dem niedergelassenen Hausarzt oder Gynäkologen durchzuführen. Alle Patientinnen erhalten in diesem Sinne einen Nachsorgepass.

Neue Informationsportale Zwei neue Internet-basierte Angebote, unter anderem durch die Psychoonkologen des Gynäkologischen Tu­ morzentrums initiiert (www.stress-aktiv-mindern.ch und www.famoca.ch), zeigen den vom Krebs Betrof­ fenen und ihren Familien anhand von Informationen, Übungen und spezifischen Anleitungen Bewälti­ gungsmöglichkeiten psychischer Belastungen auf. Dabei liegt es den Verantwortlichen des Tu­ morzentrums ganz besonders am Herzen, neben den Belastungen für die Frau auch die der Familie durch die Sorge um das Wohl der Kinder während der Krebserkrankung eines Elternteils zu mildern. Die Anwendung neuer wissenschaftlicher Er­ kenntnisse, Früherkennungs-Methoden und The­ rapien, gebündelt mit modernster medizinischer Ausstattung und vor allem Menschlichkeit und Wärme des betreuenden Teams sind immer wieder ausschlaggebend für die Wahl der Patientinnen, sich am Tumorzentrum behandeln zu lassen.

Medizinische Genetik

Wichtige Spurensuche Mit den Methoden der Medizinischen Genetik untersuchen Spezialisten die Ursachen von Tumorerkrankungen – und können Klarheit über individuelle Risiken schaffen. Prof. Dr. rer. nat. Sven Cichon, Leiter Medizinische Genetik (links) und Prof. Dr. med. Dr. phil. II K arl Heinimann, Stv. Ärztliche Leitung Medizinische Genetik

Schweres Erbe? Die integrierte Beratung, Betreuung und Behandlung in interdisziplinärer Abstimmung steht jederzeit zur Verfügung: vor und während einer Erkrankung sowie in der Nachsorge. Evidenzbasierte Medizin, Pflege und Menschlichkeit sind hierbei Grundlage des gemeinsamen Handelns am Gynäkologischen Tumorzentrum. Die Patientinnenversorgung durch beste Koordination aller Partner – insbesondere auch der zuweisenden Ärztinnen und Ärzte – sind Hauptmerkmal des Zentrums. Bei vielen gynäkologischen Tumorerkrankungen besteht ein erbliches Risiko. Das Gynäkologische Tumorzentrum bietet daher seit 2013 eine SpezialSprechstunde an, in der Experten das persönliche Risiko abschätzen und gegebenenfalls eine geneti­ sche Testung vornehmen. Sollte es zum Nachweis eines genetischen Leidens kommen, werden die Patientinnen von Gynäkoonkologen und Psychoon­ kologen im gleichen Team weiter betreut. Für Frauen, die sich bereits in Behandlung be­ finden, treffen in wöchentlich stattfindenden inter­ disziplinären Tumorkonferenzen ärztliche Teams aus Medizinischen und Gynäkologischen Onkologen, Radioonkologen, Pathologen, Medizinischen Ge­ netikern und Radiologen zusammen, um die kon­ tinuierlich bestmögliche Betreuung sicherzustellen.

Wöchentliche Patientinnen-Besprechung Vor eineinhalb Jahren wurde im Gynäkologischen Tumorzentrum zudem eine neue, ebenfalls wö­ chentlich stattfindende interprofessionelle gynä­

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ünf bis zehn Prozent aller Tumorerkrankungen entstehen aufgrund einer durchschlagskräftigen genetischen Veranlagung. Im Erbgut der Betroffe­ nen finden sich dabei Veränderungen (Mutationen), die in ihrer Familie weitervererbt werden können. Für die Betroffenen und ihre Familienangehöri­ gen stellen sich dabei oft viele, individuell unter­ schiedlich gewichtete Fragen: Wie sinnvoll ist eine genetische Abklärung bei mir? Was bedeutet der Nachweis einer Gen-Veränderung für mich und meine Familie? Welche Aussagen für Behandlung und Prognose kann man mit dem Ergebnis des Gentests machen? Antworten auf diese Fragen geben innerhalb des Tumorzentrums Spezialisten aus der Medizinischen Genetik. Besteht der Verdacht auf das Vorliegen einer genetischen Veranlagung, dann sollten Pa­ tienten sich mit diesen Spezialisten in Verbindung setzen und einen Termin zur genetischen Beratung vereinbaren. Im Rahmen einer solchen Beratung werden unter fachärztlicher Leitung mögliche genetische Ursachen und die damit verbundenen familiären Risiken anhand einer detaillierten Erhe­ bung der persönlichen sowie der Familiengeschichte ermittelt. Mit diesen Informationen kann man oft weiterführende Berechnungen zum individuellen Erkrankungsrisiko durchführen. Die Ergebnisse, ihre mögliche Bedeutung und Handlungsoptionen wer­ den ausführlich mit den Ratsuchenden besprochen.

Mutationen werden identifiziert

Teamwork bei der interprofessionellen wöchentlichen Besprechung aller stationären Krebspatientinnen. Leitung: Prof. Dr. Viola Heinzelmann-Schwarz (Mitte)

Besteht bei einer Person der klinische Verdacht auf eine Krebs-Veranlagung, so kann ein Gentest, das heisst die molekulargenetische Untersuchung eines mit der Veranlagung gekoppelten Gens, Klarheit schaf­fen. Dabei wird die Erbsubstanz DNA, die aus einer Blut- oder Speichelprobe gewonnen wird, gezielt auf „Schreibfehler“ (Mutationen) in einem der oft Tausende von „Buchstaben“ (Basenpaa­ ren) grossen Gene hin abgeklärt. Kann dabei eine krankheitsverursachende Mutation identifiziert werden, so bestätigt dies einerseits die klinische (Verdachts-)Diagnose. Andererseits kann die Art der

Mutation unter Umständen auch wertvolle Hinweise für die gezielte Planung der Krebs-Vorsorge-Unter­ suchungen liefern. Der Nachweis einer krankheits­ verursachenden Mutation bei einem Betroffenen ermöglicht den Angehörigen (Eltern, Geschwistern, Kindern) in der Folge, sich selbst Klarheit darüber zu verschaffen, ob sie die Veranlagung geerbt haben – oder nicht; abhängig von der zugrundeliegenden Krebsveranlagung beträgt die Wahrscheinlichkeit bis zu 50 Prozent, Anlageträger zu sein. Nach ent­ sprechender genetischer Beratung, die die Vor- und Nachteile einer frühzeitigen Testung, gerade auch bei Kindern, thematisiert, und angemessener Bedenkzeit können sich die Angehörigen auf die in der Familie identifizierte Mutation hin testen lassen.

Frühzeitige Überwachung möglich Vor dem ersten Auftreten eines für die gesuchte Erkrankung typischen Symptoms kann ein Gentest durchgeführt werden, der üblicherweise mittels einer zweiten unabhängigen Blut- oder Speichel­ probe bestätigt wird; er liefert in der überwiegen­ den Mehrzahl der Fälle ein zuverlässiges und ein­ deutiges Ergebnis: Liegt die Gen-Mutation vor, so kann gezielt mit angemessenen Überwachungs- und Früherkennungs-Massnahmen begonnen werden; kann die in der Familie identifizierte Gen-Mutation nicht nachgewiesen werden, so schliesst der Gentest das Vorliegen einer entsprechenden Veranlagung mit hoher Sicherheit aus, sodass sich intensive VorsorgeMassnahmen erübrigen. Da erbliche Krebserkrankungen seit mehr als 30 Jahren einen diagnostischen und forschungs­ mässigen Schwerpunkt der Medizinischen Genetik darstellen, bietet sie auch die weiterführende mole­ kulargenetische Labordiagnostik für eine Vielzahl der Tumorveranlagungen an oder kann diese an spezialisierte Laboratorien vermitteln. Abgesehen von den Spezialkliniken des Universitätsspitals Basel pflegt sie des Weiteren enge Kooperationen mit dem Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) und anderen Universitäts- und Kantonsspitälern in der ganzen Schweiz.


Brustzentrum

Tumorzentrum Universitätsspital Basel

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Brustzentrum

Über das Brustzentrum hinaus Die Zusammenarbeit mit privatpraktizierenden Kolleginnen und Kollegen und anderen Spitälern zahlt sich aus. PD Dr. Walter Weber, Leiter Brustzentrum und Cornelia Bläuer, MScN, Bereichspflegefachverantwortliche Spezialkliniken

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ine Patientin berichtet: „Meine Mutter ist früh an Brustkrebs gestorben. Diese Krankheit begleitet mich praktisch mein ganzes Leben. Als ich Anfang des Jahres nach Laufen gezogen bin, musste ich mir einen neuen Gynäkologen suchen. Zu Herrn Dr. Koller habe ich gleich Vertrauen gefasst, umso mehr, als ich erfahren habe, dass er mit dem Brustzentrum im Tumorzentrum eng zusammenarbeitet. Da er meine Brüste in einer Vorsorgeuntersuchung nicht ausreichend durch Ultraschall beurteilen konnte, hat er mich letztlich zur Durchführung einer neuen dreidimensionalen Mammografie dorthin überwiesen.“ Die Krebsliga Schweiz und die Schweizerische Ge­ sellschaft für Senologie bieten seit 2012 ein Quali­ tätslabel an. Das Zertifikat steht für die bestmög­ liche Behandlung und Betreuung von Frauen und Männern mit Brustkrebs. Das Brustzentrum am Universitätsspital Basel war eines der ersten, das diesen Kriterien entsprochen hat. Das Zertifikat spiegelt unser Bestreben wider, die Qualität der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen der Brust in der Nordwestschweiz auf höchstem, international kompetitivem Niveau zu sichern und die Prozesse und die Zusammenarbeit innerhalb unseres Brustzentrums laufend zu verbessern. Ein wichtiger Aspekt ist die enge Zusammen­ arbeit mit privatpraktizierenden Kolleginnen und Kollegen und anderen Spitälern auf regionaler und nationaler Ebene. Ein solches Beispiel ist Dr. Koller aus der Gemein­ schaftspraxis ISIS in Laufen (siehe auch Interview auf dieser Seite). Vor gut einem Jahr ist Dr. Koller dem Ärztenetzwerk des Brustzentrums am Univer­ sitätsspital in Basel beigetreten. In dieser Zeit hat sich die Zusammenarbeit rasch etabliert.

Für die gemeinsamen Patientinnen ist es von Vorteil, dass Dr. Koller sie bereits bei der Erst­ konsultation ausführlich über die bevorstehenden Schritte in unserem Brustzentrum informieren kann. So zuletzt bei oben genannter junger Frau mit einem erhöhten Risiko, im Laufe ihres Lebens einen Brust­ krebs zu entwickeln. Die Brüste waren aufgrund der hohen Dichte in der Ultraschalluntersuchung durch Dr. Koller nicht ausreichend zu beurteilen, weshalb eine Zuweisung an unser Brustzentrum zur weiteren Abklärung mittels Tomosynthese erfolgt ist. Die digitale 3D-Mammografie (Tomosynthese), ist ein innovatives neues Verfahren für Brustkrebsfrüher­ kennung und Diagnostik mit verbesserter Sensitivität und Spezifität verglichen mit der 2D-Mammografie. Aus verschiedenen Winkeln erzeugte Aufnahmen werden prozessiert und Schichtbildaufnahmen der Brust erzeugt. Störende Gewebeüberlagerungen wer­ den minimiert, wodurch auch sehr kleine Tumoren in dichtem Brustgewebe sichtbar werden. Bei oben zitierter Patientin wurden mehrere kleine Mammakarzinom-Herde entdeckt, die mittels konventioneller Mammografie und Sonografie nicht diagnostiziert worden waren. Vor der Operation wurde bei dieser jungen Pa­ tientin mit positiver Familienanamnese eine ge­ netische Beratung und in diesem Fall auch eine Testung durchgeführt, die keinen Nachweis einer BRCA 1- oder 2-Mutation erbrachte.

Speziell ausgebildet: die Breast Care Nurses Die Diagnose Brustkrebs trifft Frauen meist völlig unvorbereitet. Die Behandlung der Brustkrebser­ krankung ist ein komplexer Prozess, in dem sich die Betroffenen oft nur schwer zurechtfinden. Un­

terstützung und Orientierung in dieser schwierigen Situation bieten Breast Care Nurses. Dies sind diplo­ mierte Pflegefachpersonen mit einer Spezialisierung in der Betreuung von Frauen mit Brusterkrankungen und deren Angehörigen. Die Aufgaben der Pflege respektive der Breast Care Nurses liegen hier in der Unterstützung bei der Informationsvermittlung, beim Symptommanage­ ment und bei der Alltagsbewältigung. Das Team der Breast Care Nurses setzt sich aus drei Pflegenden mit einer speziellen Fortbildung für die Pflege von Patientinnen mit Brusterkrankungen zusammen. Die Breast Care Nurses nehmen bei Verdacht auf ein Mammakarzinom oder bei bestä­ tigter Diagnose auf Wunsch der Patientin mit den Betroffenen Kontakt auf. Die Patientinnen können sich mit allen Fragen an die Breast Care Nurses wenden, aber nicht nur das: Auch werden im Brust­ zentrum Informationen zu unterstützenden Ange­ boten wie der Krebsliga oder der Psychoonkologie angeboten. Während des stationären Aufenthalts besuchen sie die Patientinnen regelmässig und unterstützen bei der Austrittsplanung. Sie haben eine Art „Lotsenfunktion“ durch den gesamten Behandlungsprozess.

Onkoplastische Chirurgie Es ist ein grosser Wunsch von Patientinnen, nach einer Tumorbehandlung nicht nur die maximale onkologische Sicherheit, sondern auch ein gutes kosmetisches Resultat zu erreichen. Hier im Brust­ zentrum legen die speziell ausgebildeten Brustchir­

urgen gemeinsam mit den plastischen Chirurgen die medizinischen Massnahmen fest. Als onkoplastische Chirurgie wird die innovative Operationstechnik bezeichnet, die die Tumorchirurgie und die plastischrekonstruktive Chirurgie verbindet. Bei der genann­ ten Patientin konnte der Brustkrebs trotz mehrerer Ableger in der Brust so behandelt werden, dass die Brust, wie es sich die Patientin auch gewünscht hatte, erhalten werden konnte. Die Anwendung gemäss der neuesten Datenlage aus der Literatur hat es erlaubt, trotz Auffinden eines kleinen Ablegers in einer Lymphdrüse auf die vollständige Ausräumung der Achsel-Lymphknoten mit den entsprechenden Nebenwirkungen zu verzichten. Gemäss interdisziplinärem Tumorkonferenzbe­ schluss wurde nach der Operation eine Strahlenthe­ rapie durchgeführt. Ebenfalls ist eine mindestens fünfjährige antihormonelle Therapie indiziert. „Die Diagnose hat mich natürlich trotz meiner erblichen Belastung wie ein Schlag getroffen. Dennoch fühlte ich mich im Brustzentrum immer gut aufgehoben. Die ganzen notwendigen Abklärungen wurden schnell durchgeführt und ich wurde immer gut beraten. Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung und Bindeglied zwischen den einzelnen Abteilungen war für mich hier die Breast Care Nurse, die immer ein offenes Ohr für meine Fragen hatte. Mit dem kos­­metischen Resultat bin ich mehr als zufrieden, ich hätte das nicht für möglich gehalten. Die Nachsorge hat nun wieder Herr Dr. Koller übernommen. Ich weiss ja, dass er sich bei Fragen und Unklarheiten ans Brustzentrum wenden wird.“

Qualitätssicherung

Zuweisernetzwerk

Netzwerkpartnerschaften mit dem zertifizierten Brustzentrum

Auch in der Region sämtliche Behandlungsmöglichkeiten in Erwägung ziehen

Zuweisende Ärzte und ihre Patientinnen profitieren von der Expertise der Brustkrebsexperten des Universitätsspitals Basel. PD Dr. Walter P. Weber, Leiter Brustzentrum

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as Zertifikat der Krebsliga Schweiz und der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie fördert langfristig die Transparenz und Qualität der medizinischen Versorgung von Brustkrebspa­ tientinnen. Der Kriterienkatalog umfasst rund 100 Punkte zu Bereichen wie Zusammensetzung und Fachkompetenzen des Behandlungsteams, Minimal­ fallzahlen, Verfügbarkeit von Behandlungsleitlinien, apparativer Ausstattung des Brustzentrums oder Anforderungen hinsichtlich der Information der Patientinnen. Wir freuen uns, dass unser Brust­ zentrum als eines der Ersten diesen Kriterien ent­ sprechen konnte. Die Etablierung von zertifizierten Brustzent­ ren durch die Krebsliga Schweiz könnte dazu füh­ ren, dass die Behandlung von Brusterkrankungen vermehrt zentralisiert wird. Da wir mit unseren Zuweisern in der Region einen ausgesprochen gu­ ten Austausch pflegen, bieten wir seit Kurzem das Konzept der Netzwerkpartnerschaften an. Die vertraglich geregelte Zusammenarbeit sieht vor, dass die Netzwerkpartner das Label „Mitglied

des Ärztenetzwerks Brustzentrum Universitätsspital Basel“ erhalten. Für die Zusammenarbeit wird folgende Vorge­ hensweise definiert: · die Patientinnen werden an der prä- und post­ operativen Tumorkonferenz vorgestellt, · die operative Behandlung kann durch den Netzwerkpartner durchgeführt oder assistiert werden, wenn er dies wünscht und die Voraus­ setzungen dafür erfüllt, · die Befundung der histologischen und zytolo­ gischen Präparate der Patientinnen erfolgt an der Pathologie des Universitätsspitals Basel, · die für die Erlangung des Labels notwendigen Da­ten werden an das Brustzentrum übermittelt und · die Patientinnen werden schriftlich auf das Angebot der Breast Care Nurse aufmerksam gemacht.

Gerne beraten wir Sie persönlich über diese Möglichkeit der Zusammenarbeit mit unserem Brustzentrum.

Bitte wenden Sie sich bei Interesse an: oder: Thomas Hofer Leiter Patientenservices / Administration Tel. + 41 61 265 39 02 FAX + 41 61 265 90 30 E-Mail: brustzentrum@usb.ch

PD Dr. Walter P. Weber Leiter Brustzentrum, Leitender Arzt Brustchirurgie, Breast Surgeon SSO Tel.: +41 61 328 61 49 · E-Mail: walter.weber@usb.ch www.unispital-basel.ch/brustzentrum

Die Ärzte der Praxisgemeinschaft ISIS für Frauenmedizin und Kinderwunsch in Laufen bieten ihren Patientinnen mit der Diagnose Brustkrebs eine persönliche Betreuung auf Universitätsniveau. Möglich macht das die Zusammenarbeit der Praxis mit dem Brustzentrum Universitätsspital Basel. Im Interview erläutert Dr. med. Andreas Koller, ISIS-Gründer und Facharzt FMH für Gynäkologie und Geburtshilfe, die Vorteile der Kooperation. Warum ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen Ihnen als zuweisender Frauenarzt und dem Brustzentrum am Universitätsspital Basel so wichtig? Wir streben für un­ sere Brustkrebs-Pa­ tientinnen in allen Bereichen eine opti­ male Versorgung an: Sie sollen die beste Diagnostik, die beste Therapie und die beste Nachsorge er­ halten. Mit unserem siebenköpfigen erfahrenen, schul­ medizinisch wie auch naturmedizinisch ausgebildeten Ärzteteam decken wir eine Vielzahl an Untersuchungsund Therapieoptionen ab. Doch erst durch den sehr intensiven fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen des Brustzentrums können wir sicher sein, sämtliche Behandlungsmöglichkeiten in Er­ wägung gezogen, in einem universitären Umfeld diskutiert und letztlich umgesetzt zu haben.

In der Krebstherapie werden riesige Fortschritte gemacht, so kann ein Gynäkologe dank der Zusam­ menarbeit mit dem interdisziplinären Ärzteteam des zertifizierten Brustzentrums in allen beteiligten Fachdisziplinen einer Brustkrebstherapie stets auf dem aktuellen Stand der Forschung sein. Wie genau läuft die Zusammenarbeit ab? Besteht für eine meiner Patientinnen Abklärungs­ bedarf, melde ich sie direkt an der Tumorkonferenz im Brustzentrum an. Jeden Montagnachmittag und Donnestagmorgen erörtern dort unter anderem Medizinische Onkologen, Pathologen, Strahlen- und Chemotherapiespezialis­ten die vorliegenden Fälle und stimmen mit mir – als beteiligtem Vertrauens­ arzt der Patientin – das weitere Vorgehen ab. Die Entscheidungswege sind kurz und flexibel, sämtliche Schritte über Vorbesprechung, Operation bis hin zur Nachsorge werden penibel dokumentiert – un­ ter anderem zur Qualitätssicherung als zertifiziertes Brustzentrum – und untereinander ausgetauscht. Die Nachsorge nach einer Operation erfolgt alternierend im Brustzentrum und bei uns, schliesslich sehen vier Augen mehr als zwei. So sind wir auch in Laufen stets auf dem aktuellen Stand und bieten eine per­ sönliche Betreuung in der Qualität einer Uniklinik.


8 | Tumorzentrum Universitätsspital Basel Hirntumorzentrum

Das Gesamtkonzept entscheidet Das wichtigste Anliegen des Hirntumorzentrums ist die Vereinfachung und Verbesserung der Diagnose­stellung und die interdisziplinäre Behandlung von Hirntumoren. Dr. Dominik Cordier, Oberarzt Neurochirurgie

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ie Symptome von Hirntumoren sind oft man­ nigfaltig und unspezifisch, wie beispielsweise Merkfähigkeits- und Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall oder Persönlichkeitsverände­ rungen. Derartige Symptome sind häufig schwierig einzuordnen und bergen das Risiko, dass eine längere Zeitspanne bis zur korrekten Diagnose und Behandlung vergeht. Zu den eher spezifischen und richtungsweisenden Symptomen gehören unter anderem die Halbseitensymptomatik (mo­ torisch und/oder die Sensibilität betreffend), Sprachstörungen oder Sehstörungen. Letztlich ist die Symptomatik im Wesentlichen abhängig von Art und Ort des Hirntumors sowie dessen Wachstumsmuster beziehungsweise Wachstums­ geschwindigkeit.

Umfassende Diagnostik Nach der ersten bildgebenden Diagnostik – zumeist mittels Computertomografie und Kernspintomografie – wird in unserem Hirntumorzentrum das Behand­ lungskonzept in einer interdisziplinären Tumorkon­ ferenz diskutiert: Neuroradiologen, Neurochirurgen, Medizinische Onkologen, Bestrahlungstherapeuten, Neurologen, Neuropathologen und gegebenenfalls auch Nuklearmediziner und Genetiker beurteilen die vorliegenden Befunde und entwickeln unter Berücksichtigung der Wünsche und Vorstellungen des Patienten sowie seiner Angehörigen einen Plan zur weiteren Behandlung. Im weiteren Krankheitsverlauf werden bei Vor­ liegen neuer Befunde oder bei Zustandsänderungen

Hirntumorzentrum des Patienten erneut interdisziplinär das weitere Vorgehen und eventuell nötige Änderungen des Behandlungskonzepts besprochen.

Patientenerfahrung: Hirntumor

Kein Flickenwerk, sondern ein ausgeklügeltes Gesamtkonzept

„Wir haben viel Unterstützung erfahren“

Essenziell für den umfassenden und über die allei­ nige Tumorbehandlung hinausgehenden Behand­ lungsanspruch ist auch der Einbezug weiterer Dis­ ziplinen in das Gesamtkonzept: Sozialdienst und Psychoonkologie können bei den unvermeidlichen Problemen innerhalb der betroffenen Familien und am Arbeitsplatz wie auch bei der Krankheitsver­ arbeitung unterstützen. Neuropsychologie, Phy­ siotherapie, Ergotherapie und Logotherapie helfen dabei, einen aktiven Lebensstil fortzuführen und Lebensqualität zu erhalten. Die Vernetzung verschiedener hochspezialisierter Fachdisziplinen ist für die Patienten und auch für die zuweisenden Hausärzte von immensem Nutzen: Es gibt eine zentrale Anlaufstelle für die Diagnose und Behandlung von Hirntumoren; die korrekte Zuwei­ sung zu den einzelnen relevanten Spezialdisziplinen wird automatisch innerhalb des Hirntumorzentrums organisiert und geregelt. Dies vermeidet Fehlzuwei­ sungen, Doppelspurigkeiten und Zeitverlust. Die Mitarbeiter der beteiligten Fachdisziplinen zeichnen sich durch langjährige Erfahrung und oftmals international erworbene Kompetenzen aus. Die universitäre Anbindung bedeutet, dass Studien durchgeführt und publiziert werden sowie auch zusammen mit anderen Zentren an Behandlungen geforscht wird. Die aktive Teilnahme an nationalen und internationalen Fachkongressen stellt die Basis für die laufende Aktualisierung der Behandlungs­ richtlinien dar.

Das Leitungsgremium vom Hirntumorzentrum erstellt zusammen mit seinem Team die ideale Therapie für die Patienten. Von links nach rechts: Dr. Katrin Conen, Ober­ärztin Medizinische Onkologie, Prof. Dr. Luigi Mariani, Chefarzt Neurochirurgie, Leiter des Hirntumorzentrums, PD Dr. Markus Gross, Chefarzt Stv., Radioonkologie, Patricia Scherrer, Chefarztsekretärin, Neurochirurgie, PD Dr. Stephan Rüegg, Leiter, Neurointensivmedizin, Dr. Dominik Cordier, Oberarzt, Neuro­ chirurgie, Prof. Dr. Stephan Frank, Abteilungsleiter, Neuro- und Ophthalmopathologie, Prof. Dr Christoph Stippich, Abteilungs­leiter, Neuroradiologie

Neuroradiologie

Was die Neuroradiologie leistet Moderne Bildgebung ermöglicht neuartige Behandlungs- und Kontrollmöglichkeiten. Prof. Dr. Christoph Stippich, Abteilungsleiter diagnostische und interventionelle Neuroradiologie

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ie Neurora­d io­ logie befasst sich mit der bildli­ chen Darstellung und bildgestützten Behandlung von Tu­ moren und Gefäss­ missbildungen, die Gehirn, Rückenmark, periphere Nerven, knöchernen Schä­ del und Wirbelsäule betreffen. Hierfür stehen am Universitätsspital Basel alle bildgebenden Verfahren und minimal-invasive Behandlungsmög­ lichkeiten auf dem neuesten Stand der Technik an einem Ort zur Verfügung. Das fachärztliche Team der Neuroradiologie verfügt über klinisch und wis­ senschaftlich ausgewiesene Spezialisten, die sich für die Patienten besonders einsetzen. Computertomografie (CT) und Magnetresonanz­ tomografie (MRT) ermöglichen eine detaillierte Untersuchung der verschiedenen Erkrankungen und liefern damit wesentliche Informationen, die zur Planung und Durchführung der Behandlung und für die Kontrolle des Behandlungserfolgs un­ verzichtbar sind. Mit neusten MRT-Verfahren kann der gewebliche Aufbau von Tumoren, die Durch­ blutung und der Stoffwechsel genau untersucht werden. Die Darstellung wichtiger Hirnfunktionen und entsprechender Leitungsbahnen (Bewegung, Sprache) ermöglichen radikale, aber gleichzeitig funktionserhaltende operative Eingriffe. Angio­ grafische Kathetertechniken werden eingesetzt, um erkrankte Arterien oder Venen an Gehirn und Rückenmark mit Kontrastmitteln darzustellen oder um die Krankheit über das Gefässsystem mit feinsten Mikrokathetern direkt zu behandeln. Diese inter­

ventionellen neuroradiologischen Eingriffe erfolgen minimal-invasiv meist über Gefässpunktionen in der Leiste oder Ellenbeuge. Um die Blutungsgefahr bei Operationen an hierfür geeigneten Tumoren zu reduzieren, werden tumorversorgende Arterien vor dem Eingriff verschlossen. Gefässmissbildungen an Gehirn, Rückenmark oder Hirnhäuten können ebenfalls ganz oder teilweise verschlossen werden. Meist werden Patienten mit Tumoren und Gefäss­ erkrankungen des Nervensystems interdisziplinär betreut. Hierfür arbeiten Neurochirurgie, Neuro­ logie, Neuroonkologie, Strahlentherapie, Neurora­ diologie und Neuropathologie sehr eng zusammen. In speziellen Konferenzen des Hirntumorzentrums werden die neuroradiologischen Befunde gemeinsam

Multimodale MRT (A) Darstellung eines Hirntumors mit herkömmlichen Bildsequenzen (B) Neueste MR-Techniken erlauben die farbliche Darstellung wichtiger Faserbahnen (links), der Tumordurchblutung (Mitte) und von Sprachfunktionen (rechts)

mit allen beteiligten Fachdisziplinen besprochen, um die individuell bestmögliche Versorgung un­ serer Patienten zu gewährleisten. Zur Behandlung selbst werden die Bilddaten für die computerun­ terstützte Neurochirurgie (Neuronavigation) und für die Strahlentherapie zur Verfügung gestellt. Besonders die modernen MR-Verfahren ermöglichen eine sehr genaue Analyse des Therapieerfolgs und eine frühe Erkennung von Rezidiven bei bösartigen Erkrankungen.

Interventionell neuroradiologische Devaskularisation ei­ nes grossen Konvexitätsmeningeoms links frontal vor OP; MRT (oben), Angiografie vor (unten links) und nach Embolisation (unten rechts)

Erfahrungsbericht einer Patientenangehörigen, deren Mann an einem Glioblastom – einem bösartigen Hirntumor – erkrankte. Angehörige Gerlinde Frey (Name geändert)

Die Verdachtsdiagnose Glioblastom bei meinem Mann traf unsere Familie im September 2005 völlig unerwartet. Er war damals 53 Jahre alt. Nur wenige Tage nach der Bildgebung mittels MRT (Magnetresonanztomografie) erfolgte die erste Operation in der Neurochirurgie des Uni­ versitätsspitals Basel (USB) zur Tumorentfernung und Biopsie, die die Diagnose bestätigte. Darauf folgte eine lange Zeit der Therapie, während der wir viel Unterstützung von allen beteiligten Dis­ ziplinen am USB erfahren durften. Um es kurz zu fassen: Es folgten insgesamt 30 Bestrahlun­ gen am USB, die für uns vollständig organisiert wurden. Termine wurden uns schriftlich oder telefonisch mitgeteilt, ohne dass wir uns aktiv darum kümmern mussten. Zusätzlich wurde eine orale Chemotherapie begonnen, die wir zu Hause durchführen konnten. Im Juli 2007 wurde erneut ein Tumor fest­ gestellt. Es folgte eine zweite Operation mit an­ schliessender Einlage eines Kathetersystems in das Resektionsgebiet, mit dessen Hilfe an­ schliessend im Rahmen einer klinischen Studie eine lokale gezielte Radiopeptid-Brachytherapie durchgeführt wurde (wiederholte Therapiezyklen bis 2010). Heute glauben wir, dass die Brachythe­ rapie einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass mein Mann noch am Leben ist. Die Organisation wurde uns vollständig von den Mitarbeitern des USB abgenommen. Es folgte eine dritte Operation im Jahr 2008. Nach der letzten Operation im November 2011, bei der erfreulicherweise wider Erwarten kein aktives Tumorgewebe nachgewiesen wer­ den konnte, kam es aufgrund einer Wundhei­ lungsstörung zu einer Meningitis. Zwei weitere Eingriffe und eine stationäre Antibiotikatherapie führten zur Genesung, doch der schwierige Ver­ lauf und die Meningitis bewirkten motorische Verschlechterungen, die meinen Mann zeitweilig aus der Selbstständigkeit in die Pflegebedürf­ tigkeit zwangen. Die Physio- und Ergotherapie wurde von den behandelnden Ärzten unmittelbar eingeleitet und es zeigten sich nach einiger Zeit wieder deutliche Verbesserungen. Heute läuft mein Mann wieder ganz ohne Hilfsmittel und kann sich selbst versorgen. Sein Krankheits­ verlauf ist stabil, ohne Hinweis auf erneutes Tumorwachstum, die Bilder der alle sechs Monate stattfindenden MRT-Kontrollen werden weiterhin durch unseren behandelnden Neurochirurgen am USB gesehen und beurteilt. Was wir während dieser ganzen schweren Zeit sehr geschätzt haben und nach wie vor schätzen, ist, dass mein Mann nie als „hoffnungsloser Fall“ behandelt wurde, obwohl wir wussten, was die Diagnose Glioblastom bedeutet. Die Therapiemög­ lichkeiten wurden vollständig genutzt. Jede Inter­ vention erfolgte erst nach intensiver Beratung und Absprache mit uns als Familie. Wir haben während dieser doch langen Zeit zahlreiche Disziplinen und Abteilungen kennengelernt: Neurochirurgie, Medizinische Onkologie, Neurologie, Plastische Chirurgie, Infektiologie, Radioonkologie, Augen­ heilkunde und die Notfallstation. Die Betreuung, auch von Seiten der Pflege im stationären Bereich, war so, wie wir es uns gewünscht haben, auch für uns als Familienmitglieder.


Lungenzentrum

Tumorzentrum Universitätsspital Basel

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Lungenzentrum

Hand in Hand gegen den Krebs Das interdisziplinäre Arbeiten am Lungenzentrum eröffnet durch fachübergreifende Tumorkonferenzen und den Einsatz innovativer und moderner Technologien seinen Tumorpatienten ganz neue Möglichkeiten. Prof. Dr. Michael Tamm, Leiter Lungenzentrum und Chefarzt Pneumologie

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m Kinder und Erwachsene mit einem Lun­ genleiden fachlich und menschlich exzellent betreuen zu können, haben wir das Lungenzentrum aus spezialisierten Fachärzten und Pflegekräften verschiedener Kliniken des Universitätsspitals Basel (USB) und des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB) gebildet. Im Lungenzentrum werden so universitäre Behandlungskompetenz, fürsorg­ liche Pflege und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten zum Wohle unserer kleinen und grossen Patientinnen und Patienten vereint. Um kurze Wege, verlässliche Diagnosen und individuelle Therapien garantieren zu können, konzentrieren wir medizinisches, chirur­ gisches und pflegerisches Wissen zur Erforschung und Behandlung von akuten und chronischen Lun­ genkrankheiten innerhalb des Zentrums in acht definierten Segmenten: Asthma und COPD, Atemund Schlafstörungen, Cystische Fibrose, Interstitielle Pneumopathien, Lungenhochdruck, Lungeninfekte Lungentumore und Thoraxtraumata.

30 Fachdisziplinen beteiligt Unsere Patientinnen und Patienten profitieren so von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, neuesten Technologien, Methoden und Medika­ menten über die vielen verschiedenen Fachdiszi­ plinen hinweg. Insbesondere bei der Abklärung und Behandlung von Lungentumoren spielt diese interdisziplinäre Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. Deshalb treffen sich Vertreter der Kliniken Medizinische Onkologie, Strahlentherapie und Ra­ dioonkologie, Pneumologie, Pathologie, Thoraxchir­ urgie, Radiologie und Nuklearmedizin jede Woche zur „Interdisziplinären Fallkonferenz (IFK)“, um ein­ zelne Patientinnen und Patienten zu besprechen und gemeinsam über die optimale Behandlung zu ent­ scheiden. Solche Konferenzen werden in allen acht Segmenten mit über 30 beteiligten Fachdiszi­plinen durchgeführt. Dank dieser breiten Vernetzung und der zusätzlichen Zusammenarbeit mit der Physio­ therapie, dem Sozialdienst und der Psychoonkologie kann das Lungenzentrum als einziges Zentrum in der Nordwestschweiz sämtliche Abklärungs- und Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit Lungentumoren anbieten. Im Folgen­ den werden einige innovative diagnostische und therapeutische Methoden beschrieben.

Lungentumoren frühzeitig erkennen Lungenkrebs kann viele verschiedene Symptome mit sich bringen, die leider nicht eindeutig sind. Bei Hochrisikopatienten konnte allerdings kürzlich gezeigt werden, dass mittels Computertomografie (CT) Lungentumoren im Frühstadium besser erkannt werden können. In der Radiologie im Lungenzen­ trum können auch kleinste Lungentumoren auf dem Computertomogramm erkannt werden. Die neueste

Gezielte Bestrahlung eines Tumors an der rechten Lungenspitze

Generation von Geräten erlaubt, in nur zehn Minuten Lungenveränderungen zu erkennen – und das ohne das Spritzen von Kontrastmitteln und mit einer viel geringeren Strahlenbelastung als noch vor wenigen Jahren. Für die optimale Behandlung ist es sehr wichtig, das Gewebe und die Ausdehnung des Tumors zu ken­ nen. Zur Gewinnung von Gewebematerial wird in der Pneumologie im Lungenzentrum eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung) durchgeführt. Die Technik der Bronchoskopie hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Im Universitätsspital Basel stehen – als einzigem Spital in der Nordwestschweiz – alle neuen Technologien, zum Beispiel mit eingebauter Ultraschallsonde und elektromagnetischer Steue­ rung, zur Verfügung. Diese machen eine präzise und schmerzfreie Gewinnung von Gewebestücken möglich.

Teilnahme an klinischen Studien möglich Nach der Operation oder bei inoperablen Tumoren können medikamentöse Therapien (unter ande­ rem Chemotherapien) zum Einsatz kommen. Die Medizinische Onkologie im Lungenzentrum bietet neben den Standardtherapien auch die Möglichkeit der Teilnahme an klinischen Studien, in denen neue innovative Medikamente untersucht werden. Insbesondere auf dem Gebiet der zielgerichteten

Nadel in einem Lymphknoten

Individuelle optimale Therapien Keine Erkrankung gleicht der anderen, und jeder Patient reagiert individuell. Um unseren Patien­ ten die für sie optimale Therapie vorschlagen zu können, muss die Pathologie im Lungenzentrum anhand der Gewebeproben genau feststellen, was für eine Art von Krebs vorliegt. Dabei wird auch nach prädiktiven Markern gesucht, die das An­ sprechen eines Lungenkrebses auf zielgerichtete Therapien voraussagen können. Die Merkmale eines Lungentumors können dank modernster Verfahren bereits mit kleinsten Gewebeproben, sogar mit nur einzelnen Zellen, bei jedem Patienten individuell bestimmt werden. Nachdem Lungenkrebs bei einem Patienten fest­ gestellt und die genaue Art des Tumors durch den pathologischen Befund bestimmt wurde, werden die bestmöglichen Therapien (Chemotherapie, Strah­ lentherapie, Operation) fachübergreifend diskutiert und dem Patienten vorgeschlagen.

Häufig nur ein kleiner Schnitt notwendig Ist aufgrund der Diagnose ein operativer Eingriff notwendig, wollen wir, dass sich unsere Patientin­ nen und Patienten dank schonender Operations­ methoden schnell erholen und bald wieder mobil sind. Die Thoraxchirurgie im Lungenzentrum kann Lungentumoren, inklusive befallener Lymphknoten, mit minimal-invasiven Methoden entfernen. Dabei

und personalisierten Medizin konnten in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt werden, sodass die medikamentöse Therapie heute viel genauer auf den jeweiligen Tumor zugeschnitten ist. Damit stehen dem Patienten, je nach Typ und Ausdehnung des Tumors, neue Therapieoptionen zur Verfügung. Ein Hauptforschungsschwerpunkt liegt zurzeit bei den Immuntherapien, die vielver­ sprechende zukünftige Therapiemöglichkeiten darstellen.

Endobronchiale Ultraschallpunktion und elektro­mag­ netische Navigation zur Gewinnung von Tumor­ge­we­be aus Lunge und Lymphknoten mittels Lungenspiegelung

Sozialdienst

Trotz Krankheit den Alltag bewältigen Der Sozialdienst des Spitals ist besonders nahe am Menschen, erfährt viel von dessen Geschichte und Schicksal und begleitet ihn auf einem manchmal sehr beschwerlichen Weg. Ute Wetzel, Leiterin Sozialdienste

Wir nehmen uns Zeit für Sie und Ihre Anliegen und er­arbeiten gemeinsam sinnvolle Lösungen.

Minimalinvasiver Eingriff – Spuren kaum zu sehen

werden nur kleine Schnitte von einigen Millimetern bis zu einem Zentimeter gesetzt. Die modernen, prä­ zisen und schmalen Operationsinstrumente werden dabei zusammen mit einer Kamera über diese kleinen Öffnungen eingeführt. So kann der Tumor unter Videokamerasicht vollständig entfernt werden, ohne dass grosse Operationswunden entstehen. Zur Behandlung von Lungenkrebs wird auch die Strahlentherapie therapeutisch eingesetzt mit dem Ziel, die Krebszellen zu zerstören. Dabei sind uns kurze Behandlungszeiten und die Schonung des umliegenden Gewebes besonders wichtig. Dies erreicht die Radioonkologie im Lungenzentrum dank der vierdimensionalen Planung einer Strahlenthera­ pie: Zusätzlich zu den drei räumlichen Dimensionen wird auch die Bewegung des Tumors während der Atmung mitberücksichtigt. Damit kann die Strah­ lung einerseits millimetergenau auf den Tumor ge­ richtet werden, wodurch gesundes Gewebe wenig in Mitleidenschaft gezogen wird und mögliche Neben­ wirkungen deutlich seltener sind. Andererseits ist aufgrund der hohen Präzision eine Bestrahlung des Tumors mit hohen Einzeldosen machbar. So dauert eine früher siebenwöchige Behandlung heute nur noch drei bis fünf Sitzungen und kann innerhalb einer Woche ambulant abgeschlossen werden.

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ine onkologische Di­ agnose und die damit verbundenen Spitalbe­ handlungen können ein­ schneidende Veränderun­ gen im alltäglichen Leben des Patienten mit sich bringen. Der bisherige Le­ bensentwurf gerät völlig aus den Fugen. Das Aktu­ elle ist nicht fassbar, was sie erwartet ungewiss, und neben der Angst tauchen schnell viele Fragen auf. Oftmals geraten Patienten in ein Wechselbad aus Gefühlen wie Angst, Wut, Hoffnung und Zuversicht. Und immer wieder stellt sich die Frage, wie sie das alles schaffen sollen. Der Sozialdienst versucht, gemeinsam mit den Patienten sinnvolle Lösungen zu erarbeiten, damit der Alltag trotz veränderter Lebenssituation bewäl­ tigt werden kann. Sie erhalten Unterstützung bei Fragen zu ihrer bisherigen Erwerbstätigkeit, dem Sozialversicherungsrecht, Krankentagegeld und IV-Anmeldung. Eventuell bedarf auch die bisherige Wohnsituation einer Prüfung bezüglich der Grösse, Treppenstufen, oder vielleicht ist kein Aufzug vor­ handen. Auch zu den folgenden Fragestellungen sind wir der richtige Ansprechpartner: Wie wird die

eigene beziehungsweise die familiäre Existenz finan­ ziell gesichert? Welche ambulanten Hilfsangebote gibt es – und wie können sie in Anspruch genommen werden? Welche Rehabilitationsbehandlung ist für den Patienten die Richtige?

Ganzheitliche Sichtweise Der Sozialdienst des Universitätsspitals Basel ist ein Team von diplomierten Fachpersonen und steht den ambulanten sowie stationären Patienten des Tumorzentrums und deren Angehörigen zur Verfü­ gung. Als eigenständige Fachgruppe ist er Teil des interdisziplinären Behandlungsteams im Spital. Das berufliche Selbstverständnis der Teammitglieder basiert auf einer ganzheitlichen Sichtweise von körperlichen, psychischen sowie sozialen Faktoren. Dies bedeutet, dass gemeinsam mit den Patienten und ihren Angehörigen die jeweilige Problemlage erfasst wird und eine tragfähige Anschlusslösung erarbeitet wird. Der Sozialdienst ist verpflichtet, das Berufsgeheimnis zu wahren und untersteht der Schweigepflicht. Die Patienten erreichen den Sozialdienst telefo­ nisch und per E-Mail oder aber der behandelnde Arzt oder die Pflegefachkräfte helfen weiter. Gerne besucht der Sozialdienst die Patienten direkt auf den Abtei­ lungen oder vereinbart einen ambulanten Termin.


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Lungenzentrum | Zentrum für Hämato-Onkologie

Physiotherapie

Herausforderungen innovativ begegnen Physiotherapeutische Behandlungen können die Lebensqualität positiv beeinflussen. Jacques Hochstrasser, Leiter Physiotherapie Medizin / Frauenklinik

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n der Physiotherapie steht bei Tumorpatienten der Mensch in seiner Gesamtheit im Zentrum. Die Verbesserung der persönlichen Lebensquali­ tät, Funktionalität im Alltag und Integration im persönlichen Umfeld stehen dabei im Vordergrund. Dabei beraten, begleiten und unterstützen die Phy­

siotherapeuten den Heilungsprozess der Patienten mittels gezielter Behandlungen und manuellem Geschick. Die Einzeltherapien und speziell einge­ richtete Räumlichkeiten bieten die Möglichkeit, um auf die persönlichen und individuellen Probleme und Fragen eingehen zu können.

Behandlungsziele werden gemeinsam mit den Patienten festgelegt, laufend überprüft und ange­ passt. Auch im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist die Physiotherapie unterstützend und hilfreich. Zum vielfältigen Angebot der Physiotherapie am Tumorzentrum, die ein akkreditiertes Zent­

rum für pulmonale Rehabilitation ist, gehören die Atemphysiotherapie, individuelle Kräftigungs-und Bewegungsprogramme, manuelle Lymphdrainage, Blasen- und Darminkontinenzbehandlungen und Therapieprogramme nach Brustoperationen. Die hohe Fachkompetenz und die interdiszipli­ näre Vernetzung bieten beste Voraussetzungen, die gemeinsamen hohen Ziele zu erreichen. Die regel­ mässigen Patientenbesprechungen in den diversen Organtumorzentren unterstützen dieses Bestreben in hohem Masse. Die hohe Spezialisierung der verschiedenen Or­ ganzentren im Tumorzentrum stellt auch für die Phy­ siotherapie eine anspruchsvolle Herausforderung dar. Spezielle und gezielte Fort- und Weiterbildungen in diversen Fachgebieten bilden die Grundlage für die Behandlung durch unsere Physiotherapieexperten. Evidenzbasierte Behandlungsmethoden, innovatives Denken und das Entwickeln neuer Angebote gehören dank des interdisziplinären Arbeitens zum Alltag. Mehr wissen, alles geben: Dieser Grundsatz wird auch in der Physiotherapie gelebt.

Zentrum für Hämato-Onkologie

Es gibt noch viel zu tun

Moderne Tumortherapie Mit neuen Medikamenten und interdisziplinärer Zusammenarbeit können Erkrankungen wie Leukämie und Lymphome wirksamer bekämpft werden. Prof. Dr. Jakob Passweg, Chefarzt Hämatologie (oben) und PD Dr. Frank Stenner, Leitender Arzt Medizinische Onkologie

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as Zentrum für Häma­ to-Onkologie beschäf­ tigt sich mit Krankheiten des blutbildenden Systems. Dazu gehören über 100 ver­ schiedene Formen von Leu­ kämien oder Lymphomen, die ganz unterschiedliche Symptome verursachen können und auch unter­ schiedlich diagnostiziert und behandelt werden müssen. Alle diese Krankheiten sind relativ selten, die Ge­ samtheit der Erkrankungen machen etwa zehn Prozent aller Tumorerkrankungen aus. Die Zellen des Blutes und der Abwehr entstehen aus einer blutbildenden Stammzelle. Aus diesen Stammzellen entwickeln sich alle unterschiedlichen Zellen des Blutes und der Abwehr. Wenn diese Zellen bösartig entarten, entstehen Leukämien oder Lymphome. Die Krankheiten sind dabei sehr unterschiedlich in Ausprägung und Verlauf. Es gibt sehr gutartige Erkrankungen, wie gewisse Formen der chroni­ schen Leukämie, die zwar im Körper des Patienten vorhanden sein können, aber über Jahre hinweg ruhig sind und keine Beschwerden verursachen. Akute Leukämien hingegen sind höchst aggressiv und können unbehandelt innert weniger Tage zum Tod führen. Die ersten krebshemmenden Medikamente wur­ den entwickelt, um Kinder mit Leukämie zu behan­ deln. Neben den dramatischen Krankheitsbildern ist auch der gute Zugang zu den Krebszellen über eine einfache Blutentnahme verantwortlich dafür, dass der Fortschritt zuerst auf diesem Gebiet Einzug gehalten hat. Dieser Fortschritt geht heute weiter und konzen­ triert sich auf die Erforschung der Mechanismen, welche der Krebsentstehung zugrunde liegen. Dabei geht es um Mutationen (genetische Veränderungen) in Genen, welche für die Zellteilung und Ausreifung verantwortlich sind und dazu führen, dass sich ent­ artete Zellen unkontrolliert teilen statt auszureifen. Bei den Leukämien hat dies dazu geführt, dass für die moderne Diagnose und Einteilung genetische Tests nicht mehr wegzudenken sind und dass die Einteilung der Leukämien nicht mehr nach der Ursprungszelle erfolgt, sondern nach der gene­ tischen Veränderung, der die Krebsentstehung unterliegt. Leukämien und Lymphome waren auch die ersten Krankheiten, bei denen zielgerichtete Therapien entwickelt werden konnten, welche die verursachende Veränderung in der bösartigen Zelle direkt angehen.

Ein Modell für moderne rationale Tumortherapie Die chronische myeloische Leukämie ist eine Erkran­ kung, die anfangs wenig Beschwerden verursacht,

aber dann innerhalb weniger Jahre in eine akute Leukämie umschlägt und rasch zum Tode führt. Bereits vor 50 Jahren wurde entdeckt, dass bei dieser Tumorerkrankung ein Stück vom Chromosom 22 abgebrochen und an das Chromosom 9 angeheftet war. Chromosomen sind die Organisationseinheiten unseres Erbgutes, ähnlich den Buchbänden in einer Bibliothek. Einige Jahre später wurden die beteilig­ ten Gene identifiziert, nämlich das „abl Onkogen“ und das „bcr Gen“. Es konnte in der Folge nachge­ wiesen werden, dass dieses „bcr-abl“-Fusionsgen verantwortlich war für das Auftreten der Krankheit, weil es zu einer Fehlregulation des Zellwachstums führte. Vor 14 Jahren konnte dann erstmalig ein neues Medikament zugelassen werden, welches das Enzym blockierte, das von diesem Fusionsgen fehlgesteuert wurde. Dieses neue Medikament hat die Therapie für die betroffenen Patienten voll­ kommen verändert, da es zu einer fast normalen Lebenserwartung führt. Im Gegensatz dazu hat man mit den vorhergehenden Therapien nur eine Lebensverlängerung von drei bis bis fünf Jahren erwarten dürfen.

Nicht bei allen Krankheiten gibt es gezielte Thera­ pien. Für viele Formen der akuten Leukämie ist nach wie vor eine intensive Chemotherapie und oft eine Stammzelltransplantation die einzige Chance auf eine Heilung. Oft gelingt es auch nicht, die Krank­ heit unter Kontrolle zu bringen. Die Forschung der letzten Jahre hat das Wissen um die Mechanismen der Tumorentstehung vervielfacht. Die Kenntnis dieser Mechanismen hat in vielen Bereichen aber noch nicht zu neuen, besseren und weniger toxischen Therapien geführt. Es wird in der Zukunft noch viel zu tun geben, um diese Erkenntnis in einen Gewinn für die Betroffenen umzusetzen. Das Universitätsspital Basel hat eine jahrelange Erfahrung in der Stammzelltransplantation, das heisst in der Bekämpfung von Leukämien sowie von Lymphomen mit der Übertragung von Stammzellen eines Spenders. Dadurch soll die Eliminierung der Krankheit durch die Abwehrzellen des Spenders erreicht werden. Es ist eine wirksame, aber auch komplikationsreiche Art der Immuntherapie, das heisst, es wird das Abwehrsystem des Spenders eingesetzt, um Tumoren zu kontrollieren.

Bösartige unreife Blutzellen im Blut eines Patienten mit chronisch myeloischer Leukämie neben normalen roten Blutkörperchen (hellrot, kleiner)

Das Zentrum für Hämato-Onkologie befasst sich interdisziplinär mit diesen Krankheiten. Hauptsäch­ lich beteiligt sind die Kliniken für Hämatologie und für Medizinische Onkologie am Tumorzentrum, da­ bei wesentliche Partner sind die Pathologie und die Strahlenmedizin. Die Stammzelltransplantation ist ebenso Teil des Zentrums für Hämato-Onkologie. Die interdisziplinäre, interkantonale (Baselstadt und Baselland) Lymphomkonferenz, geleitet von Prof. A. Lohri, führt regelmäßig Kollegen aus den ver­ schiedenen Kliniken der Nordwestschweiz sowie niedergelassene Ärzte zur Beratung der Diagnosen und der bestmöglichen Behandlungen zusammen. Die Forschung auf dem Gebiet der hämato-onkologischen Tumoren ist dabei ebenfalls ein zentrales Anliegen: Mehrere Arbeitsgruppen am Universitätsspital und an den Universitätskinderkliniken beschäftigen sich wissenschaftlich mit diesen Krankheiten. Durch internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit und durch die Teilnahme an klinischen Studien wer­ den Patienten aktuelle medizinische Fortschritte so frühzeitig wie möglich zugängig gemacht.

Interdisziplinäre, interkantonale Lymphomkonferenz

Seelsorge

Zielgerichtet gegen Lymphome Lymphome führen meist zu geschwollenen Lymph­ knoten, es können aber auch andere Organe betrof­ fen sein, beispielsweise die Milz, das Knochenmark, Lunge, Leber oder sogar das Hirn. Der klinische Verlauf dieser Erkrankungen ist je nach Typ des Lymphoms höchst unterschiedlich. Während die sogenannten indolenten oder niedrig malignen Lym­ phome nach Diagnosestellung oft lange unbehandelt beobachtet werden können, führen die aggressiven Lymphome in kurzer Zeit zum Tod. Häufige Symp­ tome der Lymphome sind Fieber, Nachtschweiss und Gewichtsverlust, die meist auf eine fortgeschritte­ nere Krankheit hinweisen. Mit der Einführung der Strahlentherapie und seit den 70er Jahren der Che­ motherapie, ist die Heilung aggressiver Lymphome möglich geworden. Durch Weiterentwicklungen der Chemotherapeutika und durch neue Kombinations­ therapien mit einer Immuntherapie, vor allem mit Antikörpern, können heute die meisten Patienten geheilt werden. Die moderne Bildgebung und eine sorgfältige Nachsorge haben die Aussichten der Patienten auf Heilung weiter verbessert.

Interdisziplinarität im Zentrum für Hämato-Onkologische Tumoren

Die Kraft der Spiritualität Menschen, die von einer onkologischen Erkrankung betroffen sind, werden von den unterschiedlichsten Gedanken und Gefühlen bewegt. Gudrun Dehnert, evang.-ref. Pfarrerin

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ieles ist in Frage oder gar auf den Kopf gestellt. Ängste, Zweifel, Sorgen um das eigene Leben und dasjenige der Angehörigen können schwer belasten. Manche Fragen müssen mit Ärzten und Ärz­ tinnen besprochen werden, andere mit den Pfle­ genden, wieder andere mit Therapeutinnen oder Sozialarbeiterinnen. Eine Patientin meinte: „Beim Eintritt ins Spital, da geht es erst einmal um ärztliche Abklärung, da sind so viele Fragen nach möglichen Therapien. Später, wenn ich im Krankenbett liege mit all meinen Fragen und Bedenken, wie es denn ausgeht, wie ich das schaffe, wenn die Gedanken kreisen, dann bin ich erleichtert und ausgesprochen dankbar, wenn eine Seelsorgerin vorbeikommt, mit der ich genau das besprechen kann, was mich gerade beschäftigt.“ Bei religiösen, spirituellen und existenziellen Fragen und Gedanken unterstützen Seelsorger Pa­ tienten und Angehörige. Sie stehen unter Schweige­ pflicht. Als reformierte und röm.-kath. Theologen sind sie speziell für die Seelsorge im Spital ausgebil­ det. Patienten können über ihre Ängste, Nöte und Freuden sprechen. Wenn keine Möglichkeit mehr auf Besserung besteht, sind Seelsorgende an der Seite der Patienten und/oder deren Angehörigen, soweit und insofern sie es wünschen und brauchen.

Die christliche Tradition bietet wichtige Res­ sourcen wie Gebet, Krankensalbung, Kommunion, Meditation, Gottesdienst, Musik und Gesang. In der Kapelle im Universitätsspital Basel besteht die Möglichkeit, eine echte Kerze anzuzünden, einfach einmal innehalten, dem Raum zu geben, was die Seele bewegt. Es ist sehr hilfreich, um Ruhe zu finden, Kraft zu schöpfen, die Gedanken neu zu ordnen, neue Möglichkeiten und Wege zu sehen. Längst ist wissenschaftlich belegt, dass Meditation, religiöse Praxis und Verankerung die Zufriedenheit steigern und zu einem Gefühl tiefer Geborgenheit führen können – zur Erfahrung, angenommen und getragen zu werden. Diese Emotionen finden hier Raum. Unabhängig von der Konfession oder Religion sind Seelsorger für die Menschen im Spital da. Auf Wunsch stellen sie Kontakte her zu einem Geistlichen ihrer Muttersprache oder ihrer re­ ligiösen Gemeinschaft. Im Gesundheitsbereich bekommen religiöse und spirituelle Fragen eine wachsende Bedeutung. So nennt die Weltgesund­ heitsorganisation ausdrücklich die spirituelle Dimension „spiritual care“ in ihrem Konzept von Palliative Care. Die Seelsorger sind Ansprechpartner und Mit­ glieder in verschiedenen Gremien innerhalb des Tumorzentrums.


Zentrum für Kopf-, Hals- und Augentumore

Tumorzentrum Universitätsspital Basel

Zentrum für Kopf-, Hals- und Augentumore

Hochspezialisierte Therapie Die Behandlung von Kopf-Halstumoren erfordert eine grosse Expertise und die Zusammenarbeit von Experten aus den verschiedensten Bereichen. Prof. Dr. Stephan Haerle, Oberarzt, Leiter Hals-und Gesichtschirurgie Dr. clin. nutr. Caroline Kiss, Leitung Ernährungsberatung

dizin, Pathologie, Radiologie und Nuklearmedizin. Jeder einzelne Patient mit einem neu diagnosti­ zierten Kopf-Halstumor wird an der wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt. Dort werden die erfolgversprechendsten Therapiemöglichkeiten diskutiert und über den individuellen Behandlungsplan entschieden.

Zertifizierung erhält hohen Standard

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ie Entstehung von bösartigen Kopf-Halstumoren wurde früher vor allem als Folge von Niko­ tin- und Alkoholkonsum angesehen. In letzter Zeit werden vermehrt Tumoren beobachtet, die durch bestimmte Virenarten ausgelöst werden. Neben den Schleimhäuten kommen Tumoren auch in der Nase und den Nasennebenhöhlen, den Speicheldrüsen, der Haut, den Ohren und den Augen vor. Seltener werden auch Tumoren der Gefässe in diesem Bereich behandelt. Die Komplexität der Anatomie im KopfHalsbereich erfordert vom behandelnden Spezialis­ tenteam viel Erfahrung und Fachkenntnisse. Am Zentrum für Kopf-, Hals- und Augentumore sind Experten aus den verschiedenen involvierten Be­ reichen permanent vertreten. Dies sind Spezialisten aus der HNO-Chirurgie, Radioonkologie, Medizi­ nische Onkologie, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastischen Chirurgie, Ophthalmologie, Zahnme­

Jeder Therapieentscheid wird dokumentiert und erfasst, sodass im Rahmen der umfassenden Zertifi­ zierung des Zentrums eine Qualitätskontrolle jeder­ zeit abrufbar und ersichtlich wird. Diese Kontrolle ermöglicht den nationalen und internationalen Vergleich bei der erfolgreichen Behandlung des einzelnen Patienten. Die zur Verfügung stehende Infrastruktur und die eingesetzten Geräte sind am Tumorzentrum hochspezialisiert und topmodern. Im Bereich der Diagnostik stehen modernste Bildgebungsverfah­ ren, wie zum Beispiel die funktionelle Bildgebung (PET/CT/SPECT/CT), zur Verfügung. Endoskopi­ sche und bildassistierte Punktionen, respektive Gewebeprobeentnahmen, komplettieren die Abklä­ rungen. Therapeutisch steht aus chirurgischer Sicht dem HNO-Team der sogenannte Da Vinci-Roboter zur Verfügung. Im Bereich der Weichteil- und Knochenrekonstruktionen sind alle Formen von Gewebetransplantaten erhältlich, die Klinik für

Ernährungstherapie und -beratung

Strahlentherapie und Radioonkologie setzt die modernste Generation von Bestrahlungsmaschinen ein und die verabreichten Systemtherapien entspre­ chen den modernsten onkologischen Ansätzen mit allen verfügbaren Substanzen. Nebst dem innovativen Therapiekonzept des Zentrums sind auch während der Behandlung per­ manent interdisziplinäre Absprachen möglich. Diese werden im Rahmen von interdisziplinären Visiten am Krankenbett gelebt. Auch nach einem erfolgten Spitalaufenthalt beziehungsweise einer erfolgten Therapie werden regelmässige Tumornachsorgen individuell organisiert. Erneut steht ein ganzes Team von Spezialisten zur Verfügung.

Mangelernährung verhindern Kau- und Schluckprobleme sowie Veränderungen des Stoffwechsels durch den Tumor selbst führen meist schon vor der Diagnose zu einem Gewichts­ verlust. Im Verlauf können therapiebedingte Neben­

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wirkungen dazu führen, dass keine feste Nahrung mehr gegessen werden kann und sogar das Trinken von Wasser schwierig wird. Nicht schlucken zu können, verhindert die Nahrungsaufnahme und führt unweigerlich zu Gewichtsverlust. Dies gilt es zu vermeiden, da eine Mangelernährung schwächt und zudem verunmöglicht, dass die Therapie wie geplant durchgeführt werden kann.

Künstliche Ernährung als Option Zu Beginn reichen allgemeine Massnahmen, wie die regelmässige Einnahme von fett- und energiereichen Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten. Im Verlauf ist ein gutes Küchengerät unabdingbar, um die Speisen fein pürieren zu können oder nahrhafte Suppen und Frappées herzustellen. Zum Einsatz kommen auch industriell gefertigte Trink­nahrungen, die in konzen­ trierter Form Energie, Protein und Mikronährstoffe enthalten, oder es ist eine künstliche Ernährung erforderlich, also eine Flüssignahrung via Ernäh­ rungssonde. Dank der Methode einer sogenannten Gastrostomie, welche direkt von aussen in den Magen führt, wird der Schluckakt umgangen, was weniger störend ist als eine Nasen-Magen-Sonde. Die Methode ist erst seit den 80er Jahren be­ kannt und wird inzwischen eingesetzt, wenn die normale Nahrungsaufnahme über längere Zeit nicht möglich ist. Der Vorteil ist, dass Patienten nicht im Spital bleiben müssen und sich zu Hause selbst ver­ sorgen können. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit spezialisierten Heimversorgern, die den Patienten sämtliches Material nach Hause liefern, und bei Bedarf mit Unterstützung der Spitex. Im Bereich der universitären Wissenschaft ar­ beiten die verschiedenen Disziplinen eng mitei­ nander. Die universitäre Weiterentwicklung, die Lehre und schlussendlich auch die innovativen Behandlungsansätze für den einzelnen Patienten sind dadurch garantiert. Alle diese Aspekte fliessen in die umfassende Zertifizierung des Zentrums für Kopf-, Hals- und Augentumore ein und garantieren eine permanente Erfolgsmessung und kontinuier­ liche Verbesserung.

Strahlentherapie

Präzise Therapie mit Strahlen Vor allem in frühen Stadien der Krankheit bestehen gute Chancen auf Heilung. Auch die Gefahr gravierender Nebenwirkungen konnte in den vergangenen Jahren gesenkt werden. Prof. Dr. Frank Zimmermann, Chefarzt Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie

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ur Behandlung bösartiger Tumo­ ren der Kopf-Halsre­ gion kann die Strah­ lentherapie alleine, in Kombination mit ei­ ner medikamentösen Tumortherapie oder nach einer Operation erfolgreich eingesetzt werden. Dies erfolgt meist im Rahmen der erstmaligen Behandlung neu aufgetretener Tumoren. Es lassen sich aber auch Tumorrezidive, das heisst ein wiedergekehrter Tumor oder Metastasen dieser Tumoren, gut mit den hochenergetischen, präzise gegen den Tumor ausgerichteten Röntgenstrahlen behandeln. Die Wahl der Behandlungsmethode – Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie oder eine Kombi­ nation der Verfahren – wird wesentlich durch die erwarteten Nebenwirkungen und die Möglichkeit eines guten funktionellen und ästhetischen Ergeb­ nisses beeinflusst. Es werden die exakte Ausdeh­ nung des Tumors, der genaue Tumortyp (Histologie), dessen Lage zu wichtigen Strukturen wie Nerven und Gefässen, die Fitness und vor allem der Wunsch des Patienten berücksichtigt. So wird im Falle eines kleinen Tumors der Lippe, wo sich eine Operation anbietet, anders verfahren als bei einem ebenso kleinen Tumor des tiefen Rachens, wo zuerst an eine Strahlentherapie gedacht wird. Um die beste individuelle Therapie zu finden, werden sämtliche Ergebnisse aller vorangegangenen Untersuchungen ebenso wie die Wünsche der betroffenen Patienten erfasst, und im Anschluss werden sie gemeinsam mit allen Vertretern der beteiligten medizinischen Fachdisziplinen in der Tumorkonferenz besprochen.

Strahlentherapie und StrahlenChemotherapie In den frühen Tumorstadien – kleine Tumoren ohne einen Befall der umliegenden Lymphknoten – bietet die Strahlentherapie eine gute Chance auf Heilung. Es spielen vor allem Aspekte der Lebens­

qualität bei der Wahl der Therapie eine grosse Rolle: Werden dauerhafte Schluck- oder Geschmacksstö­ rungen oder gar Beeinträchtigungen des Sprechens durch eine der Therapien erwartet? Wie lang zieht sich die anstrengende Therapie hin? Wird sich der Patient rasch von den Belastungen erholen können? Als Alternative zur primären Operation beruht die Entscheidung zur Strahlenbehandlung auf ver­ gleichbar guten Heilungsraten und der Möglichkeit eines guten funktionellen und ästhetischen Ergeb­ nisses. Die Behandlung erfolgt über etwa sieben Wochen mit Bestrahlungen ein- bis zweimal täglich. Bei grossen Tumoren wird die Strahlentherapie gerne mit einer Chemotherapie kombiniert. Liegen schwerwiegende Begleiterkrankungen vor, die eine Operation oder die Kombination mit einer Chemo­ therapie verbieten, kann auch eine alleinige Strah­ lentherapie vorgenommen werden, wenngleich die Heilungsaussichten dann deutlich geringer sind.

Strahlenbehandlung nach Operationen Für grosse, erfolgreich operierte Tumoren ist bei Vorliegen von Risiken eine zusätzliche Strahlen­ therapie etwa fünf Wochen nach der Operation sinnvoll. Es könnten sich noch wenige Tumorzellen in der Region finden, in der zuvor der Tumor oder die tumorbefallenen Lymphknoten am Hals lagen. Um ein erneutes Auftreten des Krebses zu unterbinden und die Aussicht auf Heilung zu verbessern, wird eine Strahlentherapie oder bei besonders ausgedehn­ ten Tumoren auch eine Kombination aus Strahlenund Chemotherapie durchgeführt. Vorteilhaft ist die genaue Kenntnis der Tumorausdehnung durch den Operateur und den Pathologen, sodass deren Kenntnisse in die präzise Planung der Strahlenthe­ rapie eingehen können. Dadurch können sämtliche Risikogebiete für einen Rückfall der Erkrankung beachtet und die Strahlendosis dort gezielt gestei­ gert werden.

Techniken der Strahlentherapie Für eine genaue und über die vielen Behandlungs­ wochen zuverlässige Einstellung werden individu­

Hohe Dosis (rote Farbe) in der Tumorregion und Schonung der Ohr­ speicheldrüsen (hell- und dunkelblaue Linien) durch Intensitäts-modulierte Strahlen­therapie (IMRT)

elle thermoplastische Masken, Fixationsschienen des Oberkiefers beziehungsweise Lagerungen in einer Kopfschale vorgenommen. Danach folgt eine Computertomografie der Tumorregion und auf diese die Planung der Behandlung mittels moderner Compu­ terprogramme: Es erfolgt eine dynamische, Intensitäts­ modulierte Strahlentherapie (IMRT) mit zahlreichen kleinen Bestrahlungsfeldern, häufig während sich das Bestrahlungsgerät um den Patienten herum dreht und laufend exakt auf die Tumorregion strahlt. Am häufigsten wird diese Behandlung mit starken Rönt­ genstrahlen (sechs bis zehn Millionen Elektronenvolt) eines Linearbeschleunigers vorgenommen. Dies stellt die neuste Therapie mit Linearbeschleuniger dar und ist an allen modernen Geräten des Universitätsspitals vor­ handen. Mithilfe von kleinen Blenden im Strahlerkopf (Multileaf-Kollimatoren) ist es möglich, unterschiedli­ che Dosisstärken bei einzelnen Bestrahlungsfeldern zu realisieren und dadurch eine individuelle Verteilung der Strahlendosis im Tumorgewebe zu erreichen. Die Strahlendosen in empfindlichen tumorfreien Normal­ geweben können dadurch reduziert werden.

Tumorrezidive Auch im Fall eines wiederkehrenden Tumors, also eines Tumorrezidivs, kann eine Strahlentherapie sinnvoll eingesetzt werden. Dies hängt ganz we­ sentlich von den vorangegangenen Behandlungen, dem Zustand des Patienten und der Ausdehnung des Tumors ab: Je kleiner der Tumor und je gesünder der Patient ist, umso eher wird die Strahlentherapie mit dem Ziel der Heilung · nach einer Rezidivoperation oder · in Kombination mit einer medikamentösen Tumortherapie durchgeführt.

Präzise Lagerung der Patienten unter einer individuell erstellten Kunststoffmaske; grünes Laserlicht zur millimetergenauen Einstellung der Bestrahlungsfelder

In jedem Fall sollten alle sinnvollen Möglichkeiten einer nochmaligen Therapie erwogen werden, um keine Chance auf eine nochmalige heilsame Therapie zu versäumen. Andererseits kann die Strahlenbe­ handlung auch mit einigen wenigen Sitzungen und dem Ziel der Symptomlinderung vorgenommen wer­ den, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist. Mit diesen Verfahren haben wir am Universitätsspital langjährige Erfahrung, sodass sich auch Patienten anderer Kliniken bei uns vorstellen.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie Trotz erfolgreicher und präziser Planung sind Ne­ benwirkungen der Strahlentherapie in der Regel nicht zu vermeiden. Häufige Nebenwirkungen wie die schmerzhafte Reizung der Schleimhäute, Ge­ schmacksstörungen und Müdigkeit heilen zumeist zügig und ohne unangenehme Folgen der Therapie, während schwerwiegende, sehr belastende Neben­ wirkungen selten auftreten: · Mundtrockenheit, · Schwellung des Halses (zervikales Lymphödem), · Schwächungen des Knochens mit möglichem Bruch. Durch die gemeinsamen Vorbereitungen mit erfah­ renen Zahnklinikern, durch neuartige Bestrahlungs­ techniken und durch die präzisen Einstellungen der Therapie mittels Röntgenaufnahmen unmittelbar vor jeder Bestrahlung ist die Gefahr solch gravierender Folgen in den letzten Jahren deutlich gesenkt wor­ den. Die Patienten erzielen dadurch zumeist eine gute Lebensqualität. Mit den erforderlichen unter­ stützenden Massnahmen hat die radioonkologische Klinik durch ihre Aktivitäten in Leitliniengremien besondere Erfahrung.


12 | Tumorzentrum Universitätsspital Basel Patientenerfahrung: Prostatakrebs

Diagnose Prostatakrebs – was nun? Im letzten Jahr stieg mein PSA-Wert an und mein Urologe vom Tumorzentrum empfahl mir, eine Biopsie an der Prostata vornehmen zu lassen. Bei dieser Prostatabiopsie wurde eine krebsartige Veränderung festgestellt. Wolfgang Brandin, 70 Jahre alt

Mein Urologe teilte mir mit, dass es zwei Therapie­möglichkeiten gibt. Entweder eine Be­ strahlung des Krebsgewebes oder eine operative Entfernung der Prostata. Er erklärte mir beide Möglichkeiten und bat mich, in Ruhe darüber nachzudenken und mich mit meiner Frau über die Möglichkeiten zu beraten. Meine Frau und ich waren zunächst bestürzt und etwas ratlos, dann suchten wir nach weiteren Informationen im Internet, im Fernsehen bezie­ hungsweise in der Literatur, was sehr mühselig und nicht gerade von Erfolg gekrönt war. Die Flut der unterschiedlichen Informationen bezie­ hungweise Erfahrungen verwirrte uns eigentlich mehr als dass sie uns eine Entscheidungshilfe war. Wobei für mich das Wichtigste war, den Krebs aus meinem Körper zu verbannen. Durch die Einnahme von Blutverdünnern nach zweimaliger Thrombose fiel mir die Ent­ scheidung nicht leicht. Viele Fragen gingen mir durch den Kopf: Werde ich nach einer OP inkon­ tinent, muss ich anschliessend bestrahlt werden, wird die Wunde gut verheilen? Nach einem weiteren Beratungstermin mit meinem Urologen entschied ich mich für eine Entfernung der Prostata und zwar mittels Da Vinci-Technik. Die Operation verlief sehr gut und ich bereue diese Entscheidung keinen Tag. Ich bin absolut kontinent und fühle mich nach wie vor männlich. Meine Frau stand immer hinter mir und hat mir Mut gemacht, diesen Schritt zu gehen. Ich finde es sehr wichtig, die Partnerin in einen solchen Prozess mit einzubeziehen.

Urologisches Tumorzentrum

Urologisches Tumorzentrum

Die Signale des Körpers ernst nehmen Dank früher Erkennung und Behandlung können bösartige Tumoren in der Intimgegend häufig geheilt werden. Bei Auffälligkeiten sollte deshalb sofort der Arzt aufgesucht werden. PD Dr. med. Cyrill Rentsch, MD-PhD, Leiter Klinische Forschung Urologie

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lut im Urin? Ein harter Knoten am Hoden? Wachsende Warzen am Penis? Vorsorgeuntersu­ chung der Prostata? Dies sind Fragen, mit denen sich un­ sere Patienten oft konfrontiert sehen, bevor sie sich mit ih­ ren Angehörigen und ihrem Hausarzt über das „Wie weiter?“ beraten. Häufig werden aber Signale des Körpers nicht sofort ernst genommen und von den Betroffenen verdrängt. Tatsächlich melden sich mehr als die Hälfte aller Patienten und Patientinnen, die Blut im Urin bemerken, nicht beim ersten Ereignis beim Arzt. Vorsorgeuntersuchungen sind für Männer im Gegensatz zu den Frauen oft noch ein Tabuthema und der Gang zur Vorsorgeuntersu­ chung der Prostata beim Hausarzt oder Urologen wird gemieden. Ungewöhnliche Signale aus der Intimgegend und deren Untersuchung scheinen immer noch eine Hemmschwelle darzustellen und Angehörige, die zu einem Arztbesuch hätten moti­ vieren können, werden oft erst nach dem Arztbesuch über Probleme informiert. Auch wenn das Thema heikel ist: Eine frühzeitige Abklärung ist immer der beste Weg. Vor dem Besuch sollten sich die Patienten nicht scheuen, wir behandeln sie diskret und mit all unserer Erfahrung in diesem Gebiet.

Früherkennung ist elementar Früherkennung von Tumoren ist heutzutage immer noch die wichtigste Massnahme, um den bösartigen Prozess zu stoppen. Gerade in der Urologie können die meisten bösartigen Tumoren der Prostata, der Blase und Nieren, der Hoden und des Penis geheilt

Die Entfernung der bösartig veränderten Prostata erfolgt am Universitätsspital Basel vorwiegend minimal-invasiv mittels des Da Vinci-Roboters. Dabei sitzt der Operateur an einer Konsole und steuert den Roboter durch exakt auf den Roboter übertragene Bewegungen. In der Konsole wird das Operationsgebiet dreidimensional und ver­grössert dargestellt. Dies erlaubt eine hochpräzise chirurgische Schnittführung. In BaselStadt ist das Universitätsspital Basel momentan das einzige Spital, die den betroffenen Patienten dieses hochspezia­ lisierte Verfahren anbieten kann.

werden, wenn diese frühzeitig erkannt und nachbe­ handelt werden. Informationen zu den vorhandenen Beschwerden werden heutzutage vermehrt aus dem Internet gezogen und aufgrund der auch nicht immer richtigen Informationsmenge fällt es den Betroffenen und ihren Angehörigen oft schwer, diese Information entsprechend zu gewichten.

Betreuung auch nach der Therapie gewährleistet Das Urologische Tumorzentrum bietet hierzu den be­ troffenen Patienten und Angehörigen entsprechende Beratung und Unterstützung an. In einem interdis­ ziplinären Team, bestehend aus Fachvertretern der Urologie, Medizinischen Onkologie, Strahlentherapie, Pathologie sowie Expertinnen und Experten der

Pflege, werden Diagnostik und Therapie jedes ein­ zelnen Patienten nach internationalen Richtlinien individuell abgestimmt. Wir arbeiten sowohl eng mit weiteren Fachgebieten am Universitätsspital Basel wie der Schmerztherapie, dem Rauchstopp-Programm, der Physiotherapie, der Stomaberatung, der Psychoonko­ logie, dem Sozialdienst und der Diätberatung als auch mit den Hausärztinnen und Hausärzten zusammen. Wir gewährleisten dadurch eine Rundum-Diagnostik und modernste Therapieoptionen für unsere Patienten unter Bereitstellung kompetenter Informationen, auch für deren Angehörige. Grundsätze unserer Tu­ mornachsorge beinhalten neben fortschrittlicher Diagnostik die regelmässige körperliche Untersu­ chung, die psychische Betreuung der Betroffenen und der Angehörigen sowie das Verhindern neuer Tumorerkrankungen.

Schmerztherapie

Tumorschmerzen müssen nicht sein Effiziente Schmerztherapie kann die Lebenssituation von Krebspatienten dramatisch verbessern. PD Dr. Wilhelm Ruppen, Leitender Arzt Schmerztherapie, Anästhesiologie

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or nicht langer Zeit haben wir einen 60-jährigen Pa­ tienten in seinem Spi­ talzimmer angetrof­ fen: Er litt an einem metastasierenden Blasentumor, der im Becken gleich meh­ rere Nerven kompri­ mierte und zerstörte, sodass es zu massiven und unerträglichen Schmerzen kam. Durch recht einfache, aber hochspezialisierte Massnahmen konnte die Schmerztherapie bei diesem Patienten so eingestellt werden, dass er wieder sitzen, laufen und sogar Auto fahren konnte. Er lebte noch elf Monate und zwei Wochen und war bis zu seinem Tod quasi schmerzfrei.

Effiziente Therapie bei Tumorschmerzen ist möglich Bei diesem Patienten handelt es sich nicht um ein Einzelschicksal, denn rund 75 Prozent der Tumor­ patienten haben Schmerzen, 20 Prozent leiden gar an sehr starken Schmerzen. Die gute Nachricht dabei: Diese Schmerzen müssen nicht sein, wie das einleitend erwähnte Beispiel auf eindrucksvolle Art und Weise zeigt. Schmerzspezialisten des Tumorzentrums können meist mit wenig aufwendigen Massnahmen Tumor­ schmerzen lindern. Dafür kommen in erster Linie medikamentöse Therapiemassnahmen zum Einsatz.

Dabei wird initial versucht, ohne Opioide, also ohne Morphin-ähnliche Substanzen, auszukommen. Oft reichen diese Massnahmen aber nicht aus, sodass Opioide eingesetzt werden müssen. Werden Opioide fachmännisch eingesetzt, ist es meist möglich, mit wenig und tolerierbaren Nebenwirkungen einen grossen Nutzen – sprich Schmerzarmut – zu errei­ chen. Die Erfahrung lehrt, dass die meisten Laien zu grosse und unbegründete Ängste beim Einsatz von Opioiden bei Tumorpatienten haben. Reichen diese einfach umzusetzenden Mass­ nahmen nicht mehr aus, um die Schmerzen auf ein erträgliches Mass zu reduzieren, werden wei­ terreichende Therapieformen in Betracht gezogen. So können oft mit minimal-invasiven Methoden wie Injektionen Schmerzen lokal sowie effizient behandelt werden. Der grosse Vorteil hierbei: Lo­ kale Injektionen können Schmerzen im Idealfall für längere Zeit vollständig lindern, und dies meist ohne systemische Nebenwirkungen. Dabei kommen moderne Verfahren wie die Ultraschall-gesteuerte Führung der Injektionsnadel zur Anwendung, was eine fundierte Ausbildung und langjährige Erfah­ rung im Umgang mit Ultraschall-gesteuerten Infil­ trationen erfordert.

Hilfe anbieten. Dabei ist es wichtig, den Patienten ganzheitlich in seinem bio-psycho-sozialen System zu erfassen und entsprechend auch individuell zu therapieren. Dieser Ansatz erfordert viel Finger­ spitzengefühl und Erfahrung. Besonders hilfreich für Patienten und Angehö­ rige ist die Erfahrung des Schmerzspezialisten in Tumorsituationen, in denen eine Heilung nicht mehr möglich ist. Eine effiziente Schmerztherapie kann so zu einer dramatischen Verbesserung der Situation führen und macht es oft möglich, die Patienten lange Zeit bei sich zu Hause zu pflegen, was sich viele

Menschen dezidiert wünschen. Es ist deshalb eines der wichtigsten Ziele, den Tumorpatienten besonders in dieser so schwierigen Lebensphase nicht allein zu lassen und ihm mit viel Fachkompetenz, Einfüh­ lungsvermögen und ausführlichen Gesprächen zur Seite zu stehen. Auch hier ist eine ganzheitliche Sicht und Beurteilung des Patienten von entscheidender Bedeutung, weshalb wir bei allen Schmerzpatienten für ein Erstgespräch ungefähr eineinhalb bis zwei Stunden Zeit reservieren. Von enormer Wichtigkeit ist dabei auch die enge Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Fachdisziplinen, allen voran mit der Palliative Care, der Medizinischen Onkologie und der Psychosomatik/Psychoonkologie sowie allen operativ tätigen Fächern; entscheidend ist dabei auch die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Be­ rufsgruppen wie Pflege, Onkospitex, Ernährungsbe­ ratung, Sozialdienst, Seelsorge, Physiotherapie und Spitex. Denn nur das Ineinander und Miteinander verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen im engen Austausch mit den Hausärzten, den An­ gehörigen und natürlich dem Patienten selbst führt zum Ziel Schmerzarmut in mitunter sehr schwierigen Lebenssituationen.

Gezielte Schmerztherapie führt zu besserer Lebensqualität Immer häufiger leben Patienten dank neuer und wirksamer Krebstherapien mehrere Jahre mit einem Tumor. Leider kann es dann therapiebedingt zu an­ haltenden, chronischen Schmerzen kommen. Auch hier kann der Schmerztherapeut Unterstützung und

Eine ganzheitliche Betrachtung sowie eine umfassende Beratung des Schmerzpatienten sind von enormer Wichtigkeit und somit unerlässlich.


Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore

Tumorzentrum Universitätsspital Basel

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Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore (KWUB)

Universitäre Kompetenz Mit der offiziellen Kooperation zwischen dem Universitäts-Kinderspital beider Basel und dem Universitätsspital Basel in Bezug auf die Knochen- und Weichteiltumorbehandlung können Sarkompatienten aller Altersgruppen in entsprechend hochqualifizierter Klinikstruktur durch das Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore interdisziplinär behandelt werden. PD Dr. Andreas H. Krieg, Leitender Arzt, Teamleiter Tumororthopädie (rechts) und Prof. Dr. Christoph Kettelhack, Stv. Chefarzt, Chirugie

Patientenerfahrung: Knochentumor

Auch der Kinderwunsch wird berücksichtigt

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as Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore vereint die diagnostische, chirurgische und medizinische Kompetenz zur Behandlung von Pa­t ienten mit gut- und bösartigen Tumoren am Bewegungsapparat und in den Weichgeweben (= Sar­ kome). Gerade bei der Behandlung dieser bösartigen Tumoren benötigt man meist ein interdisziplinäres Vorgehen, sodass bei solchen Therapien neben dem onkologisch erfahrenen Chirurgen der Pathologe und häufig der Medizinische Onkologe, Gefässund Plastische Chirurg, aber auch interventionelle Radiologen oder die Radioonkologen zusätzlich benötigt werden. Eine solche Behandlung gehört deshalb an eine universitäre Einrichtung mit den entsprechenden Kompetenzen.

Weitreichende Kompetenzen Bislang ist das Zentrum für Knochen- und Weich­ teiltumore eines von nur vier Zentren seiner Art in Europa und als Einziges in der Schweiz von der internationalen Arbeitsgemeinschaft (AG) Knochen­ tumoren als interdisziplinäres Behandlungszent­ rum für Knochentumore (Sarkome) anerkannt. Seit 2009 findet das Tumorboard unter der gemeinsamen Leitung von PD Dr. Andreas Krieg (Knochensar­ kome, Kinder, Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB)) und Prof. Dr. Christoph Kettelhack (Weichteilsarkome, Universitätsspital Basel (USB)) regelmässig am UKBB statt. Im Frühjahr 2014 wurde erfolgreich die Rezertifizierung der Arbeitsgemein­ schaft (AG) Knochentumoren erworben. Aufgrund der langjährigen Expertise und stetigen Präsenz auf wissenschaftlichen Kongressen und Fachveranstal­ tungen hat sich das Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore überregional etabliert. Wir unter­ stützen auch andere Zentren bei schwierigen Fällen durch die Erarbeitung von individuellen Therapie­ empfehlungen im Rahmen einer Zweitmeinung. Wir haben ein Forum geschaffen, das die Kompetenzen sowohl der Kinder- als auch der Erwachsenenme­ diziner vereint und somit ein Organtumorzentrum kreiert, das direkt auf die Kompetenzen von zwei Universitätsspitälern zurückgreifen kann.

Diagnostik Radiologie. Die bildgebende Diagnostik nimmt auch bei den Kno­ chen- und Weichteiltumoren – wie bei den meisten onkologischen Fragestellungen – eine zentrale Rolle in der primären Abklärung, der operativen Therapie­ planung sowie der Beurteilung des Therapieerfolgs ein. Die Basis der Diagnostik von Knochentumo­ ren bildet heute immer noch das Röntgenbild. Die Aggressivität eines Knochentumors lässt sich am zuverlässigsten anhand definierter Röntgenkrite­ rien abschätzen. Sollten die Röntgenbefunde den Verdacht auf einen bösartigen Tumor erwecken, dann wird meistens als erweiterte Diagnostik eine Magnetresonanztomografie (MRT) angeschlossen. Die MRT vermag am besten die gesamte Tumor­ ausdehnung und somit den Bezug des Tumors zu kritischen Strukturen wie einem benachbarten Gelenk oder Gefäss darstellen. Anhand der MRTBildgebung wird üblicherweise auch die Tumor­ operation geplant. Weichteiltumoren können in einem ersten Schritt sowohl mit dem Ultraschall als auch mit einer MRT abgeklärt werden. Gelegentlich zeigt die MRT-Diagnostik Fett im Tumor. In solchen Fällen kann auch ohne Gewebeentnahme die definitive chirurgische Therapie erfolgen. Häufig folgt der bildgebenden Diagnostik jedoch eine Biopsie der Knochen- oder Weichteiltumoren zur Diagnosesi­ cherung durch den Pathologen. Nuklearmedizin. Nuklearmedizinische Untersuchungsverfahren er­ möglichen mithilfe schwach radioaktiv markierter Substanzen die bildliche Darstellung von Stoffwech­

Die gute Vernetzung unter den Medizinern des Zentrums für Knochen- und Weichteiltumore bringt den Patienten eine rasche Diagnose und einen umgehenden Therapiestart. Ein Beispiel. Dr. Fatime Krasniqi (Medizinische Onkologie) und PD Dr. Daniel Baumhoer (Pathologie)

Im linken Bild sieht man einen jungen Patient mit diskreter Schwellung an seinem Oberschenkel rechts verbunden mit Schmerzen. Im Röntgenbild (rechts) entsprechend präsentieren sich Veränderungen im Oberschenkelknochen. Mit der weiteren Diagnostik ergab sich dort ein bösartiger Knochentumor.

selvorgängen im Körper. Damit können mit PET/CT bösartige Veränderungen aufgespürt oder das An­ sprechen einer Tumorbehandlung überprüft werden. Mit der Darstellung des Knochenstoffwechsels in der Skelettszintigrafie lassen sich dagegen beispielsweise Lockerungen von Prothesen frühzeitig erkennen. Pathologie. Die Pathologie ist ein integrativer Bestandteil sämt­ licher Tumorzentren und beschäftigt sich vor allem mit der mikroskopischen und molekularen Unter­ suchung von Zellen und Geweben. Während klinisch und radiologisch in der Regel eine Tumordiagnose bereits stark in Erwägung ge­ zogen werden kann, sichert erst die feingewebliche Untersuchung in der Pathologie definitiv, ob es sich tatsächlich um einen Tumor handelt, welche Art von Tumor vorliegt und ob eine gut- oder bösar­ tige Erkrankung vorliegt. Diese Artbestimmung des Tumors ist von entscheidender Bedeutung für die Auswahl der geeigneten Therapie, aber auch für die Abschätzung der Prognose des Patienten. Gegebe­ nenfalls können zusätzlich molekulare und genetische Untersuchungen angeschlossen werden, die einen Tumor noch besser charakterisieren und in einigen Fällen eine individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene Therapie ermöglichen.

Therapie Chirurgie. Bei der chirurgischen Behandlung von Sarkomen ist neben der vollständigen Tumorentfernung unter Einhaltung korrekter anatomischer Grenzen der weitestmögliche Erhalt der Funktion ein wichtiges Ziel für die Patienten. Das chirurgische Leistungs­ spektrum beinhaltet daher neben der Diagnostik und allgemeinen operativen Behandlung folgende chirurgische Spezialgebiete: die gesamte Breite der Tumorendoprothetik, inklusive Wachstumsendopro­ thetik, biologische Rekonstruktionen nach Resek­ tion von Knochentumoren, Entfernung von Weich­ gewebssarkomen mit plastischer Rekonstruktion unter funktionellen und kosmetischen Aspekten. Tumoren im Bauchraum benötigen häufig komplexe Eingriffe. Bei Lungenmetastasen und Tumoren im Brustkorb wird mit den modernen thoraxchirurgi­ schen Techniken vorgegangen. Onkologie. Die onkologische Abteilung bietet das gesamte Be­ handlungsspektrum der Systemtherapie an: So kom­ men neoadjuvante (Verkleinerung der Tumormasse vor einer Operation), adjuvante (unterstützende) sowie palliative (Linderung der Symptome) Thera­ piekonzepte zur klinischen Anwendung. In metas­ tasierter Situation steht die systemische Therapie im Vordergrund, bei der der Organismus in seiner Gesamtheit betrachtet wird und nicht nur lokale Beschwerden behoben werden. Neben etablier­ ten Standardtherapien kommen auch innovative Therapieansätze im Rahmen oder in Anlehnung

an nationale und internationale klinische Studien zum Einsatz, die über die Studienzentrale unse­ rer onkologischen Abteilung organisiert werden. Durch die Integration in verschiedene nationale und internationale Arbeitsgruppen beispielsweise haben wir die Möglichkeit, unseren Patienten mit dieser seltenen Erkrankung eine optimale Betreuung zu bieten. Aufgrund unserer Zentrumsfunktion sowie des universitären Umfelds, haben wir zu­ sätzlich einen erleichterten Zugang zu innovativen Medikamenten, sodass wir unseren Patienten die bestmögliche Behandlung nach heutigem Kenntnis­ stand zukommen lassen können. Das therapeutische Spektrum umfasst neben der Systemtherapie auch die Supportivtherapie einschliesslich der Palliative Care, der Schmerztherapie und die psychoonkolo­ gische Betreuung. Radioonkologie. Die Strahlentherapie stellt einen weiteren wesent­ lichen Bestandteil der Knochen- und Weichteiltu­ morbehandlung dar. Sie kann der Operation vor­ geschaltet sein, um den Tumor beispielsweise zu reduzieren und so den Eingriff zu erleichtern. Sie kann aber auch nach der Operation erfolgen, um nicht entfernbare mikroskopische Tumorreste zu beseitigen. Eine Besonderheit stellt die extrakor­ porale Bestrahlung während der Operation dar. Hierbei lässt sich eine noch bessere Schonung der umgebenden Organe erzielen, und der Patient er­ hält seinen eigenen, bestens passenden Knochen als biologische Brücke wieder zurück. Durch die häufige Tumornähe zu Blutgefäßen oder Nerven sind Planungs- und Bestrahlungstechniken auf höchstem Niveau erforderlich. Gewährleistet werden kann dies nur durch exzellente fachliche Expertise sowie hochmoderne Geräteausstattung, wie sie bei uns zur Verfügung steht. Metastasen können durch eine Bestrahlung effektiv behandelt und dadurch bedingte Beschwerden gebessert oder beseitigt werden.

Ziel und Zukunft Das Ziel des Zentrums für Knochen- und Weich­ teiltumore ist es, die Behandlung der Patienten mit entsprechenden Tumoren auf höchstmöglichem Niveau zu garantieren. Die Grundlage hierfür ist der Aufbau eines überregionalen und mit anderen nationalen und europäischen Expertengruppen verbundenen Zentrums. Die Beteiligung an der Erarbeitung nationaler und internationaler Behand­ lungsrichtlinien unterstützt diese Ziele. Der Erfolg beruht nicht zuletzt auf der engen Zusammenarbeit mit allen zuweisenden Kolleginnen und Kollegen – die Patienten direkt in unserer Tu­ morkonferenz vorstellen können –, mit den onkolo­ gischen Schwerpunktpraxen, der Hauskrankenpflege und den Angehörigen der betroffenen Patienten und den Selbsthilfegruppen. Weitere Infpormationen: www.kwub.ch

Ein 37-jähriger Patient klagte seit circa einem Jahr über Schmerzen im linken Knie. Zunächst ging er davon aus, dass die Schmerzen belas­ tungsbedingt sind, da er sportlich sehr aktiv ist. Die Schmerzen waren auch nach einer längeren Schonungsphase nicht rückläufig. Nach eini­ gen Monaten konsultierte er seinen Hausarzt, der bei der körperlichen Untersuchung keinen pathologischen Befund erhob, und verordnete dem Patienten eine Schonung des Beines und Schmerzmittel, die der Patient bei Schmerzen einnehmen sollte. Nach einigen Wochen meldete sich der Pa­ tient erneut beim Hausarzt, da die Schmerzen zugenommen hatten. Der Hausarzt veranlasste ein Röntgenbild des linken Knies, bei dem eine unklare Raumforderung am Oberschenkel ge­ sehen wurde, die weiter abklärungsbedürftig war. Deshalb wurde von dem niedergelassenen Radiologen in Absprache mit dem Hausarzt eine Magnetresonanztomografie des linken Ober­ schenkels durchgeführt und der Verdacht auf einen bösartigen Tumor geäussert. Röntgen- und MRT-Bilder wurden in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz präsentiert und besprochen. So wie sich der Tumor im MRT zeigte, bestand der Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs. In einer solchen Situation bedarf es keiner Operation, sondern ei­ ner Chemotherapie, eventuell mit anschliessender Strahlentherapie. Als weitere mögliche Diagnose wäre ein Knochentumor infrage gekommen. Da es eine Vielzahl von Knochentumoren gibt und diese unterschiedliche Therapien nach sich zie­ hen, haben wir eine Gewebeprobe entnommen, um die definitive Diagnose des Tumors durch den Pathologen zu erhalten. Bereits einige Tage später wurde der Patient von Fachärzten der Orthopädie sowie der medizi­ nischen Onkologie gesehen und über die Befunde, die Bestätigung der Diagnose eines bösartigen Knochentumors sowie der Notwendigkeit von Chemotherapie, Operation und Strahlentherapie aufgeklärt. Der Patient wurde am gleichen Tag in der Medizinischen Klinik des Universitätsspitals Basel hospitalisiert, Untersuchungen zur Komplettierung der Diagnostik durchgeführt und die Therapie ge­ plant und begonnen. Vor Therapiebeginn erfolgte aufgrund des noch jungen Alters des Patienten und des noch bestehenden Kinderwunsches eine Vorstellung bei den Kollegen der Abteilung für Reproduktionsmedizin. Auf Wunsch des Patien­ ten wurde dann sein Sperma für eine eventuelle zukünftige Fruchtbarkeitsbehandlung eingefroren. Zusätzlich wurde dem Patienten eine psychologi­ sche Betreuung angeboten, die der Patient sehr gerne angenommen hat. Der Patient hat mittler­ weile zwei Zyklen einer Chemotherapie erhalten und bisher gut vertragen.


Einladung zum Krebs-Infotag Samstag, 8. November 2014, Tumorzentrum Universitätsspital Basel Wir freuen uns, Sie aus erster Hand zu informieren – kostenfrei. Zentrum für Lehre und Forschung, Hebelstrasse 20, Basel, Grosser Hörsaal

Programm 10.00 Uhr – Begrüssung Grussbotschaften unserer Schirmherrin, Jacqueline Burckhardt, Advokatin, Präsidentin der Stiftung Krebskranke Kinder Basel sowie ehemalige Präsidentin der Krebsliga beider Basel sowie des Regierungsrates Dr. iur. Lukas Engelberger, Vorsteher Gesundheitsdepartement 10.20 Uhr – Plenarveranstaltung • „Psychoonkologie – Was ist es und wem hilft es?“ (15 Minuten) Dr. Corinne Urech, Gynäkologisches Tumorzentrum Dr. Brigitta Wössmer, Brustzentrum • „Muss man Krebsschmerzen ertragen? – Möglichkeiten der Schmerzlinderung in der Onkologie“ (20 Minuten) Hansruedi Stoll, M. Sc., Leiter Pflege Bauchtumorzentrum Dr. Patrik Feinaigle, Schmerztherapie, Anästhesie • „Strahlen gegen den Krebs: Ist das nicht gefährlich?“ (15 Minuten) Prof. Dr. Frank Zimmermann, Radioonkologie 11.20 Uhr – Pause mit Imbiss 11.40 Uhr – 11 Organtumorzentren: parallel laufende Sitzungen – wir diskutieren mit Ihnen und beantworten Ihre Fragen Brustzentrum, Gynäkologisches Tumorzentrum, Zentrum für Hauttumore, Hirntumorzentrum, Zentrum für Kopf-, Hals- und Augentumore, Lungenzentrum, Urologisches Tumorzentrum, Bauchtumorzentrum, Zentrum für Hämato-Onkologie, Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore, Zentrum für Neuroendokrine und Endokrine Tumore 12.40 Uhr – Pause mit Lunch 13.30 Uhr – Ansprachen • Prof. Dr. Christoph Rochlitz, Vorsitzender Tumorzentrum, Medizinische Onkologie • Karin Fäh, Geschäftsführerin Krebsliga beider Basel

Sprecher Prof. Dr. med. Georg Bongartz, Stv. Chefarzt / Stv. Leiter Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin / Abdominelle und Onkologische Diag­nostik / Modalitätenleiter, Radiologie, USB* || Jacqueline Burckhardt Bertossa, lic. iur., LL. M., TEP, Advokatin und Notarin, Fachanwältin SAV Erbrecht || Prof. Dr. med. Mirjam Christ-Crain, Stv. Chefärztin, Endokrinologie, Leiterin des Departements Klinische Forschung, USB || Dr. med. Sandra Eckstein, Leitende Ärztin, Palliative Care, Psychoso­matik, USB || Dr. iur. Lukas Engelberger, Regierungsrat, Vorsteher Gesundheitsdepartement Basel-Stadt || Jacqueline Estoppey, Pflegeexpertin, Gynäkologie, Gynäkologische Onkologie, USB || Dr. med. Patrik Feinaigle, Oberarzt, Schmerztherapie, Anästhesie, USB || Prof. Dr. med. Viviane Hess, Leitende Ärztin, Leiterin Klinische Forschung Onkologie, Onkologie, USB || Dr. med. Fatime Krasniqi, Oberärztin, Onkologie, USB || Prof. Dr. med. Thomas Kühne, Mitglied der Ethikkommission beider Basel, Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, UKBB** || Prof. Dr. med. Luigi Mariani, Chefarzt Neurochirurgie, USB || Karin Fäh, Geschäftsführerin Krebsliga beider Basel || Prof. Dr. med. Christoph Rochlitz, Vorsitzender Tumorzentrum, Chefarzt Onkologie, USB || Felix Schläfli, Palliative Care, Pflege, Psychosomatik, USB || Dr. med. Tatiana Spicher, Fachärztin FMH für Innere Medizin, Hausärztin || Hansruedi Stoll, M. Sc., Leiter Pflege, Onkologie, USB || Dr. phil. Corinne Urech, Leitende Psychologin Gynäkologische Sozialmedizin und Psychosomatik, USB || Dr. phil. Brigitta Wössmer, Psychologische Leitung Psychosomatik, USB || Prof. Dr. med. Frank Zimmermann, Chefarzt Radioonkologie, USB * USB: Universitätsspital Basel. ** UKBB: Universitäts-Kinderspital beider Basel.

Mehr zum Krebs-Infotag erfahren Sie im Bereich „Aktuelles“ auf unserer Webseite www.unispital-basel.ch/tumorzentrum

13.50 Uhr – Plenarveranstaltung • „Leben gut erleben – Palliative Care“ (15 Minuten) Dr. Sanda Eckstein, Palliative Care Felix Schläfli, Palliative Care, Pflege • „Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs“ (15 Minuten) Dr. Fatime Krasniqi, Zentrum für Knochen- und Weichteiltumore, Zentrum für Hämato-Onkologie Jacqueline Estoppey, Gynäkologisches Tumorzentrum, Pflege • „Voll im Leben stehen“ (15 Minuten) Prof. Dr. Luigi Mariani, Hirntumorzentrum, Neurochirurgie 14.45 Uhr – Pause mit Kaffee und Kuchen 15.15 Uhr – „Wie entscheide ich mich für oder gegen eine Studienteilnahme?“ – Moderierte Gesprächsrunde zu klinischen Studien (30 Minuten) • Jacqueline Burckhardt, Brustkrebspatientin, Studienteilnehmerin • Prof. Dr. Mirjam Christ-Crain, Stv. Chefärztin, Endokrinologie, Leiterin des Departements Klinische Forschung, USB • Prof. Dr. Viviane Hess, Bauchtumorzentrum, Leiterin Klinische Forschung, Medizinische Onkologie • Prof. Dr. Thomas Kühne, Mitglied der Ethikkommission beider Basel • Dr. Tatiana Spicher, Fachärztin für Innere Medizin Moderation: Prof. Georg Bongartz, Gynäkologisches Tumorzentrum, Radiologie So kommen Sie zum Krebs-Infotag Anfahrt per Tram/Bus Vom Bahnhof SBB zum Universitätsspital Basel · Tram BLT 11 (Richtung St. Louis Grenze) bis Station Universitätsspital · Bus 30 (Richtung Badischer Bahnhof) bis Haltestelle Kinderspital UKBB Vom Badischen Bahnhof DB zum Universitätsspital Basel · Bus 30 (Richtung Bahnhof SBB) bis Haltestelle Kinderspital UKBB

Übersichtsplan

ZLF

Anfahrt per Auto Von der A2/A3 kommend folgen Sie der Signalisation · Basel-Süd/City · Ausfahrt Basel-Süd/West Universitätsspital · Universitätsspital · City-Parking


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