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KREUZBERGER NÄCHTE
Ob die Gebrüder Blattschuss heute mit ihrem größten Hit die Bühne des Orania.Berlin geschmückt hätten? Schwer zu sagen. Das 5**** Boutique Hotel am Oranienplatz in Kreuzberg setzt auf Individualität und ist mittlerweile zu einem der angesagtesten Hotspots der Berliner Hotelerie geworden. Nicht zuletzt durch die familiäre Atmosphäre auf Augenhöhe mit den Gästen und der Musik im Zentrum des Hotelbetriebs. Wir haben mit Hotel Managerin Jennifer Vogel über die Besonderheiten und den Sound des Orania.Berlin gesprochen.
A&B: Gemeinsam mit Deinem Mann leitest Du das Hotel Orania.Berlin. Warum Hotellerie, warum Berlin und wieso ins Orania.Berlin?
Die Hotellerie war eine Notlösung. Seitdem ich denken kann, wollte ich zur Polizei. Doch da ich dafür zu klein war, zerplatzte mein Traum. Dann meinte mein Papa, dass ich doch wie gemacht sei für die Hotellerie. Mit einem schlechten Zeugnis aber einer kreativen und innovativen Bewerbung klappte es dann sogar in der Luxushotellerie mit der Ausbildung im Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München. Nach Berlin kamen wir jobbedingt und dann kam das Orania.Berlin. Wieso? Ich glaube nach wie vor, dass es Schicksal ist.
A&B: München, Abu Dhabi, Wien, Berlin – Metropolen und Stationen Deiner bisherigen Hotelkarriere. Welche Erinnerungen oder Einflüsse dieser Städte prägen Deine Arbeit und letztendlich das Hotel Orania.Berlin heute?
In München habe ich das Hotelfach von der Pike auf gelernt, noch sehr klassisch. Was ich mit München verbinde? Das ist Heimat!
Abu Dhabi war ein großes Abenteuer, welches mich Geduld lehrte und Verständnis für andere Kulturen. Nicht selten war eine Schicht an der Rezeption mit 6 verschiedenen Nationalitäten besetzt.
London hat mich am meisten geprägt. Im Claridge‘s habe ich die Luxushotellerie noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen gelernt. Hier durfte ich diese ganz besondere Magie spüren, was es bedeutet Gastgeberin zu sein. Der Blick für die Details und die Leidenschaft besondere Momente zu kreieren, wurde mir vorgelebt und einverleibt, wie an keinem anderen Ort.
Wien hat mein Leben komplett verändert, denn dort habe ich meinen Mann Philipp kennen und lieben gelernt. Er prägt, wie kein anderer mein Leben und das Orania.Berlin.
A&B: Euer Schwesterhotel Schloss Elmau ist ein etabliertes Resort im 5***** Segment. Wie klingt denn die Schwester, die es aus den Bayerischen Alpen nach Berlin Kreuzberg zog?
Die wilde Schwester von Schloss Elmau klingt nach Jazz, Pop, Soul, Groove und Funk. Es ist laut, bunt und voller Lebensfreude, genau wie Kreuzberg.
A&B: Generell steht das Thema Musik bei Euch im Fokus. Ihr habt fast täglich Live-Musik, wechselnde Künstlerinnen und Künstler und sogar eine eigene Bühne im Hotel. Inwieweit spiegelt die Live-Musik den Sound des Hotels wieder?
Der Sound des Hotels wird in der Vielfalt widergespiegelt. Matti Klein, unser Musik-Programm Manager kennt das Hotel und seine Gäste. Diese sind genauso verschieden wie die Musik und die Künstler auf unserer Bühne.
A&B: Du hast einmal gesagt, dass in Eurem Hotel „alles und nichts zusammen passt“ – ihr seid hochwertig individuell. Wie spiegelt sich die Ausstattung in Eurem Soundkonzept wieder?
Das Soundkonzept ist genauso individuell wie die Ausstattung und der Service. Je nach Tageszeit und auch nach Laune ist es mal laut, mal leise. Mal gewagter, mal mehr Mainstream doch nie der gewöhnliche Einheitsbrei, den man überall hört. Die Hochwertigkeit der Künstler, der Instrumente und der Soundtechnik bleibt erstklassig.
A&B: Ihr habt zahlreiche Touchpoints, an denen ihr mit Euren Gästen in Berührung kommt – von der Bar über den Salon bis hin zu den Zimmern und Suiten. In wieweit bespielt Ihr diese Touchpoints differenziert und vor welchem Hintergrund findet hier die Musik- und Soundauswahl statt?
Zunächst einmal ist Musik und Sound eine Geschmacksfrage, daher mischen wir uns nicht ein, was auf den Zimmern und Suiten gespielt wird. Hier gibt es eine Teufel Soundbox, damit jeder Gast seine Musik hören kann. Aber auch hier legen wir großen Wert auf die Klangqualität.
In allen öffentlichen Bereichen hat unser Musik Kurator Matti Klein Playlists zusammengestellt, welche immer zur Tageszeit und zum Wochentag passen. Denn sind wir mal ehrlich, wer will schon am frühen Morgen beim Frühstück mit schnellen taktvollen Liedern beschallt werden?
Hier freut man sich eher über langsamere und leise Töne. Natürlich hört man auch die Songs unserer Live-Musiker auf unseren Playlists.
"Musik erreicht uns über die Ohren aber geht viel tiefer, denn es streichelt unsere Seelen
A&B: Das Thema Audio ist bei Euch sehr präsent – von Livemusik über einen eigenen Podcast bis hin zu eigenen Playlists auf Spotify. Welche Erfahrungswerte habt Ihr mit den jeweiligen Assets gemacht und auf was können sich Eure Gäste zukünftig freuen?
Music is the key… der Schlüssel zum Erfolg, eine sehr gut sortierte Spotify Liste ist genauso wichtig, wie die Livemusik. Der Podcast „Zimmer102“ war ein spannendes und aufregendes Projekt, welches großen Spaß gemacht hat. Da die meisten Menschen schon mal in einem Hotel geschlafen haben, gab es auch immer was zum Quatschen. Ob es weitergeht? Das wissen wir selbst noch nicht.
A&B: Euer Boutique-Hotel hebt sich von den großen Grandhotels deutlich ab, was sich auch im Umgang mit Gästen auf Augenhöhe und einer teamorientierten und eher dynamischen Mitarbeiterführung wiederspiegelt. Wie schlägt sich diese Kultur in der Sprache / Ansprache der Gäste wieder?
Das ist eine sehr schwere Frage, denn am Ende ist das Ziel, das sich alle Gäste bei uns wohlfühlen, ob es die Generation Z ist, die meist nicht mehr gesiezt werden möchte oder ob es die Boomer Generation ist, die es noch schätzt mit Sie angesprochen zu werden.
Am Ende ist es ein Gefühl der Mitarbeitenden ob das Gegenüber geduzt oder gesiezt werden möchte. Das Geheimnis ist das Zuhören, das Achten aufeinander und das Akzeptieren der Anderen nicht nur innerhalb des Teams, sondern eben auch im Umgang mit den Gästen.
A&B: Die Signature Dish Eures Restaurants ist die Xberg Duck – welcher Song ist die perfekte Begleitung zu dem Gericht?
Matti Klein Soul Trio – Kill it with the pill
A&B: Zu guter Musik gehören auch immer Bands, Musikerinnen und Musiker. Und trifft Band auf Hotel war es zumindest in den 70er und 80er Jahren häufig eine eher brisante Mischung. Von TV Geräten, die im Pool lagen und Food Fights, die eine Renovierung von Zimmern und Etagen mit sich zogen. Du wirst zahlreiche Künstlerinnen und Künstler erlebt haben – ohne Namen zu nennen – was war die für Dich absurdeste Geschichte die passiert ist?
Die Rolling Stones, denn die wollten sich damals nicht an die EU Zeitzone anpassen, also mussten alle, die die Band betreut hatten auch in den amerikanischen Rhythmus. Geschlafen wurde, wenn alle anderen Aufgestanden sind und umgekehrt. Das war jetzt in der Hotellerie nichts neues aber, dass Tageslichtlampen installiert wurden und nach dem Konzert keiner ins Bett ging war schon etwas anders. Auch musste einmal das ganze Penthouse in weiß umgestaltet werden, weil eine sehr bekannte Sängerin das so wollte. Bei bekannten Persönlichkeiten bekommt man immer ein Blatt auf dem die Wünsche oder Vorlieben drauf vermerkt sind. In ihrem Fall war es ein ganzer Ordner. Nur Lilien, der Teppich musste mindestens 3cm hoch sein, das Klopapier musste schon Blatt für Blatt abgetrennt auf einem Silbertablett neben der Toilette stehen und so weiter… das war wirklich eine Never Ending Story. Aber am Ende war sie glücklich, wenn man das von ihr sagen kann.
A&B: In Eurem Podcast „Zimmer 102“ ist von dem besten Spaghettieis außerhalb des Orania.Berlins die Rede. Ich muss die Frage stellen...was genau macht das Spaghettieis im Orania.Berlin so besonders?
Das ist ganz knapp in ein paar Worten zu beschreiben. Die beste Eiscreme-Kunst vereint mit frischen Erdbeeren und unserer explosiven weißen Schokolade.
A&B: Was kannst Du Hoteliers und Gastronomen in Sachen Audio mit auf den Weg geben? Welche Empfehlung hast Du?
Das Wichtigste ist, und das haben wir von Herrn Müller Elmau gelernt: Qualität hat seinen Preis, auch bei der Musik. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Piano, das nicht gestimmt oder von schlechter Qualität ist, wie z.B. ein Elektropiano für eine große Lobby, in der es hallt.
Musik erreicht uns über die Ohren aber geht viel tiefer, denn es streichelt unsere Seelen. Gerade in Hotels ist die Musik maßgeblich am Wohlbefinden der Gäste beteiligt, ob Sie das bemerken oder nicht.
BERLIN ODER KREUZBERG?
Egal, hauptsache Bayern.
LADY IN BLACK ODER LADY IN RED?
Lady in Black! Lady in Red - die Zeiten sind vorbei
EIN HOTEL OHNE MUSIK IST...
...nur ein Hotel.
MEIN LIEBLINGSGAST IST...
...wertschätzend dem Team gegenüber.
HUNDE IM HOTEL...
...sind was für‘s Herz.