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EINE WUNDERSAME
ANZIEHUNGSKRAFT Vor mehr als 700 Jahren starb N O T B U R G A V O N R A T T E N B E R G und wurde in Eben am Achensee begraben. Bis heute übt diese einfache, gläubige Frau auf die Menschen eine Faszination aus. Sie wird als Volksheilige verehrt, in Eben, neben der Notburga-Kirche, ist ihr ein schmuckes Museum gewidmet.
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ie Wunder, die um die heilige Notburga geschehen sind, kann man historisch natürlich kaum nachvollziehen. Aber es muss wohl etwas ganz Besonderes gewesen sein an dieser Frau. Warum sonst sollte sie seit Jahrhunderten in großen Teilen des Alpenraumes verehrt werden? Geboren wurde Notburga der Legende nach um 1265 als Tochter von Hutmachersleuten in Rattenberg am Inn, das damals zu Bayern gehörte. Mit 18 Jahren verdingte sie sich als Magd bei Graf Heinrich I. auf der Rottenburg, deren Ruine man heute noch oberhalb von Buch bei Jenbach findet. Schon damals kümmerte sie sich um die Armen, die Kranken und Waisen, brachte ihnen mit Duldung ihres Herren das, was von der fürstlichen Tafel überblieb. Als Heinrich I. starb und sein Sohn Heinrich II. folgte, verbot dessen Frau Ottilia Notburga die Verteilung der Speisen vom Tisch der Herrschaft. Also fastete Notburga in regelmäßigen Abständen und brachte das Essen, das sie sich vom Munde absparte, den Bedürftigen. Auch das war Ottilia ein Dorn im Auge. Als Heinrich II. Notburga eines Tages im Hof aufhielt und wissen wollte, was sie denn in ihrer Schürze trug und was sie in einem kleinen Kännchen hatte, sah er statt Brot und Wein Holzspäne und Lauge. Ein erstes Wunder war geschehen.
Dennoch musste Notburga von der Rottenburg weg und kam zum Bauern beim „Spießen“ nach Eben. Dort vereinbarte sie mit den Bauersleuten, dass sie an Samstagen und Festvorabenden beim Feierabendläuten die Arbeit beenden und im nahegelegenen Rupertuskirchlein beten könne. An einem Samstag verlangte der Bauern aber, dass alle nach dem Läuten bei der Kornernte noch weiterarbeiten sollten. Notburga weigerte sich und meinte zu ihrem Dienstherrn, Gott solle entscheiden. Sie warf die Schnittersichel in die Luft und diese blieb wie an einem Nagel hängen. Das zweite, das Sichelwunder, hatte sich ereignet.
Begraben, wo die Ochsen stehenblieben In der Zwischenzeit war auf der Rottenburg ein Bruderzwist ausgebrochen und es kam sogar zu einem Brand. Heinrich II., dessen Frau inzwischen gestorben war, erinnerte sich an Notburga und schickte nach ihr. Sie soll den blutigen Streit unter den Brüdern geschlichtet haben und bekam die Erlaubnis, für die Armen und Schwachen zu sorgen. Bevor sie am 14. September 1313 starb, äußerte sie den Wunsch, sie möge dort begraben werden, wo ein führerloses Gespann von Ochsen mit ihrem Sarg stehenblieb. So wurde ihr Leichnam auf einen Wagen gelegt und zwei Ochsen wurden angespannt. Sie zogen das Gefährt trockenen Fußes durch den Inn bis zum Rupertuskirchlein
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„Im Jahr 1434 wurde die Kapelle erweitert und statt Rupert der Notburga geweiht.“ JO SEF SCHWANINGER