25 minute read
SCHATZKAMMERN DER NATUR
SCHATZSUCHE: ECHTES UND SCHÖNES … ist gefragt wie nie! Nachhaltige Produkte, Handgemachtes und natürliche Materialien stehen hoch im Kurs – und Österreich bietet diese Schätze im Überfluss.
TEXT: SABINE METZLER
Advertisement
In unsicheren Zeiten sind Schätze auf dem Bankkonto einerseits beruhigend, andererseits ein Grund zur Sorge. Denn mit Krisen aller Art wächst immer auch die Angst vor der Inflation – und damit der Wunsch, das Vermögen sicher und wertsteigernd einzusetzen. In der aktuellen Krise haben dabei viele – neben dem Klassiker Betongold, also dem Investment in Immobilien – auch den Wert des Schönen, Einzigartigen und der Lebensqualität neu entdeckt. Echte Materialien, nachhaltige Produktionen und kunstvolle Hand- oder Handwerksarbeiten sind gefragt wie lange nicht mehr – und gehören zu den Schätzen, die Österreich ohnehin im Übermaß zu bieten hat.
Angefangen von endlosen Wäldern, in denen jenes Holz wächst, das seit Jahrhunderten für Möbel und eine Architektur sorgt, die in der ganzen Welt bewundert wird. Genau wie die Produkte der heimischen Glashütten, die schon lange der italienischen Produktion um nichts nachstehen und mit Swarovski und Riedel gleich zwei Weltmarktführer hervorgebracht haben, die österreichische Produkte in Museen und Königshäuser genau wie auf gepflegte Esstische und Designerkleider in der ganzen Welt bringen.
QUALIFIZIERTES HANDWERK
Neben den natürlichen Ressourcen des Landes gehört aber vor allem das Handwerk zu den großen Schätzen der Republik. Dieses ist in Österreich so fähig und qualifiziert, dass das Bundeskanzleramt 2016 eine eigene Studie zum Thema „Traditionelles Handwerk als immaterielles Kulturerbe und Wirtschaftsfaktor in Österreich“ bei der UNESCO-Kommission in Auftrag gegeben hat. Die kommt zu dem Schluss, dass die heimischen Handwerksbetriebe die Definition der UNESCO, „dass Tradition gelebtes Erfahrungswissen ist, das über Generationen verfeinert, abgewandelt, erweitert und zukunftsfähig weitergegeben wird“, seit Jahrhunderten umsetzen und damit bis heute massiv zur Wertschöpfungskette beitragen. Fast die Hälfte der heimischen Unternehmen sind traditionelle Handwerksbetriebe, die rund einer halben Million Menschen Arbeit geben und jeden zweiten Lehrling in Österreich ausbilden.
KREATIVE UNTERNEHMER
Vor allem aber erfüllen sie mit ihren Kreationen und Produkten den steigenden Wunsch der Menschen nach echten, wertigen Dingen – von Möbeln über Schmuck bis zu Kleidung oder edlem Schreibgerät. Und das nicht in der Masse, sondern handgemacht und mit traditionellen Methoden und Materialien, die immer wieder neu definiert werden. Etwa dann, wenn ein Wintergarten-Produzent wie Franz Matauschek sich dieser Tage mit der ganz neuen Idee auf den Markt wagt, die Aluminiumprofile seiner Fenster mit Loden zu verkleiden – und damit dem Bedürfnis nach mehr Heimeligkeit in den eigenen vier Wänden nachkommt, aber auch auf die Qualität der heimischen Lodenhersteller setzt, deren Produkte seit einigen Jahren in der alpinen Innenarchitektur zu neuen Ehren gekommen sind. Genauso wie die Steinmanufaktur Breitwieser immer neue Wege findet, Natursteine so zu bearbeiten, dass sie wahlweise hauchdünn im Schiffsbau eingesetzt werden können oder als perfekt polierte Blöcke den Mittelpunkt beeindruckender Badetempel und Küchen bilden. Auch in den Wäldern und Tischlereien des Landes ruht sich niemand auf den Lorbeeren der Vorgängergenerationen aus. Hier kommen alte Traditionen der Forstwirtschaft mit neuen Techniken wie etwa dem vorsichtigen Verkohlen des Holzes für spektakuläre Effekte zusammen, erfüllen Tischplatten aus ganzen Baumscheiben samt Rindenrändern den Wunsch nach Einzigartig- und Wertbeständigkeit und bieten immer mehr Tischlereien maßgefertigte Produkte aus den Wäldern in der Umgebung ihrer Kunden an. Und im Textilbereich trauen sich Unternehmer wie Thomas Pfleger, nach 50 Jahren erstmals wieder eine Manufaktur im Mühlviertel zu gründen, in der Seide, Wolle und Kaschmir für die eigenen und andere heimische Kollektionen aufwendigst verwebt werden können.
GENUSSVOLL INVESTIEREN
Und das sprichwörtliche Betongold? Auch das wird in Österreich seinem Namen gerecht wie kaum woanders. Die heimische Architektur gilt als so führend, dass nicht nur die Klassiker der Kaiserzeit Touristen aller Art anlocken, sondern auch moderne Bauten wie in Vorarlberg Architekturprofessoren und -studenten aus aller Welt anziehen, denn dort werden mit einerseits Traditionsmaterialien wie Ziegel und Holz oder andererseits spannend eingesetztem Beton neue Maßstäbe gesetzt. Und es entstehen Häuser, die für ihre Besitzer die perfekte Kombination aus Genuss, Komfort, Lebensqualität und dem klugen Einsatz ihrer Schätze bilden.
Admonter inszeniert Lebensräume mit Naturholz.
SCHATTIGE
SCHATZKAMMERN:Die heimischen Wälder
Holz ist nicht nur schön, gesund und vielseitig. Richtig behandelt, bringt es einen gefühlten Waldspaziergang in die eigenen vier Wände.
Fast die Hälfte Österreichs ist mit Wald bedeckt – und dieser ist für das Land nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine wahre Schatzkammer: Nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich erwirtschaftet die heimische Forst- und Holzwirtschaft eine Bruttowertschöpfung von über elf Milliarden Euro im Jahr – einen Anteil von 3,2 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung, der 300.000 Arbeitsplätze sichert, die nicht nur zum Wohlstand des Landes, sondern vor allem auch zur besonderen Kompetenz Österreichs beitragen, wenn es um das Handwerk rund ums Holz geht – das zwischen Vorarlberg und Kärnten so ausgereift und kunstvoll ist wie nur in wenigen anderen Ländern der Welt. „Das beginnt bereits bei dem Wissen um die Holzreifung“, berichtet Georg Emprechtinger, Waldbesitzer, Chef von Team 7 und Vorsitzender der Berufsgruppe Möbelindustrie der Fachgruppe Holzindustrie in der WKO. „Schon bei der Frage, wie ich das Holz lagere, ist viel Wissen gefragt. Das ist ähnlich wie bei der Reifung von Wein oder Käse – man kann es entweder richtig machen oder zu brutalen Methoden greifen“, verdeutlicht er. Wichtig sei, dass man etwas vom Holz verstehe, eine Liebe zu und viel Erfahrung damit habe – Eigenschaften, die in Österreich durch die lange Tradition reichlich vorhanden sind. „Die Generationen von Holzhandwerkern und anderen Fachleuten sind eine riesige Stärke im internationalen Vergleich“, so der Unternehmer. Die Stärke wissen auch Traditionsbetriebe wie Mafi zu nutzen: „Wir setzten dort auf Technologie, wo Reproduktion und Genauigkeit benötigt werden, beispielsweise bei der Nut-Feder-Verbindung“, so Christian Hemetsberger, Head of Marketing & Communication. „Handarbeit kommt bei uns dann zum Zug, wenn es das Gespür für Ästhetik und Design braucht. Hier hat Österreich durch seine lange Tradition der Holzverarbeitung, aber auch durch den nahezu tägliche Kontakt der Menschen mit echtem Holz einen großen Pool an Talent und Know-how. „Diese handwerklichen Techniken haben sich über Jahrhunderte entwickelt, und auch die BOKU treibt beispielsweise die Holzforschung voran“, unterstreicht Emprechtinger; das Zusammenspiel aus Handwerk, Technik und Wissenschaft auf Augenhöhe sei ein wichtiges Asset. Genau wie die klaren Forstgesetze, die seit Jahrhunderten dafür sorgen, dass am heimischen Wald kein Raubbau betrieben werden kann.
POLIERT, GEBÜRSTET ODER VERKOHLT
Die Österreicherinnen und Österreicher wissen die Produkte, die der heimische Wald ihnen liefert, zu schätzen. Ob poliert, glatt geschliffen oder gebürstet, gewachst, geölt oder auch kunstvoll angebrannt: Den Veredelungstechniken sind im
Die Böden von Mafi setzen auf Naturbelassenheit – auch in der Behandlung. Die vielen positiven Eigenschaften von Holz nutzt auch Team 7 mit seinen Möbeln.
Land der Wälder keine Grenzen gesetzt – und die Liebe zu echtem, vollem, natürlich behandeltem Holz ist in der Coronazeit noch einmal gestiegen. „Die Nachfrage nach regionalen naturbelassenen Produkten steigt auch in der Innenraumgestaltung stetig an“, berichtet etwa Adrian Capellari, Vertriebsleiter von Admonter, dessen Unternehmen ausschließlich mit Natur- und Altholz arbeitet, das zu knapp 85 Prozent aus österreichischer Forstwirtschaft stammt. Auch Johann Scheuringer, CEO von Josko, stellt diesen Wunsch nach dem Echten, Ursprünglichen immer stärker fest: „Der Rohstoff Holz trifft genau diese Sehnsucht und dieses Verlangen der Menschen und entspricht gerade deswegen dem Zeitgeist“, berichtet er. „Ich denke, dass es hier keineswegs nur um einen Trend, sondern um einen echten Wertewandel und Umdenkprozess geht. Um ein großes Bedürfnis und eine tiefe Sehnsucht der Menschen. Corona verstärkt, dass viele Menschen Wertigkeiten überdacht und neu priorisiert haben.“
GEZIELTE RUSTIKALITÄT
Optisch ist dabei die Vielfalt des Holzes immer noch eines der größten Assets, auch wenn sich immer wieder neue Trends, etwa bei den Böden, beobachten lassen: „Derzeit sind dunkle Böden sehr gefragt und ein ruhiges Oberflächenbild mit wenig Astlöchern oder Rissen“, berichtet Hemetsberger. „Der Trend bewegt sich etwas weiter weg von der Rustikalität beziehungsweise zum gezielten Einsatz von Rustikalität als Kontrast.“
Produziert werden die Böden nicht nur im Hause Mafi, sondern auch bei den anderen Qualitätsherstellern und Manufakturen so nachhaltig wie möglich. „Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, wir arbeiten regional, um Transportwege kurz zu halten und CO2 zu sparen, und Abfälle der Bodenproduktion werden zu Pellets verarbeitet“, so Hemetsberger. Auch bei Admonter spielt das Thema eine wichtige Rolle: „Nachhaltigkeit beginnt bei uns in der Auswahl unserer Rohstoffquellen und der optimierten Nutzung des Rohstoffs, wo möglichst jedes Holzstück eine Komponentenverwendung findet“, so Capellari. Außerdem werde produktionsbedingte Prozesswärme für die Einspeisung in das Fernwärmenetz für 200 Haushalte in Admont genutzt und das gesamte Benediktinerstift Admont mit Wärme versorgt.
NATUR HAT IHREN PREIS
Allerdings haben die wachsenden Ansprüche an nachhaltige, wertige Holzprodukte auch ihren Preis – und der geht derzeit steil nach oben. „In den letzten Monaten ist der Holzpreis rasant gestiegen“, so Scheuringer. „Die Gründe dafür sind vielfältig und in einem internationalen Zusammenhang zu denken. Gesamt betrachtet, bewirken Rohstoffknappheit, ein weltweiter Bauboom sowie politische Umstände eine exorbitante Preissteigerung von Holz.“
Wobei das, was man dafür bekommt, einen Wert hat, der definitiv nicht nur monetär zu bemessen ist. Denn abgesehen von der Schönheit echter Holzprodukte hat das Material auch andere wunderbare Eigenschaften, wie Emprechtinger betont: „Holz nimmt Feuchtigkeit und Gerüche auf und gibt sie wieder ab, regelt das Raumklima, wirkt stark antibakteriell und antistatisch. Und wenn man es natürlich belässt, hat Holz all die Vorteile und Wirkungen, die man von einem Waldspaziergang kennt“, bringt es der Experte auf den Punkt.
Mit prägnanter Maserung erregt Stein von Feinsteinzeugproduzenten Fiandre Aufsehen.
SCHWERE SCHÄTZE, GESCHLIFFENschön
Naturstein gehört derzeit zu den angesagtesten Roh-Materialien überhaupt. Im Trend liegen immer öfter auch Granite und Quarzite aus den heimischen Steinbrüchen.
Naturstein ist in den vergangenen Jahren zu dem Material schlechthin geworden. Kaum eine andere Oberfläche ist so angesagt, begehrt und stylisch wie jene aus Marmor, Granit oder Quarzit – egal ob für Arbeitsplatten, ganze Bäder, Terrassen, Poolumrandungen oder Outdoorküchen. Wer etwas auf sich hält, kann zu „seinem“ Stein ganze Geschichten erzählen, weiß, wo er herkommt und welches Unternehmen das edle Naturmaterial bearbeitet hat. Allerdings hat sich Österreich dabei nicht nur als Standort für hervorragendes Handwerk einen Namen gemacht, das absolut mit der italienischen Konkurrenz mithalten kann, sondern ist auch als Abbaugebiet für besondere Steine in den Fokus der Steinmetze gerückt. „Österreich hat sehr viele verschiedene Granite, im Waldviertel zum Beispiel“, berichtet Manfred Breitwieser jr., der beim gleichnamigen heimischen Marktführer für den Bereich Einkauf und Produktion verantwortlich ist. „In der Rauriser Gegend im Salzburger Land gibt es wunderschöne Quarzite. Nicht alles ist grau in grau“, betont er. Auch für Georg Leeb, Inhaber des Hollabrunner Steinmetzunternehmens Stone4You, gehören die Granite aus dem Waldviertel zu den heimischen Bodenschätzen; und für die Friedl Steinwerke, die Pflastersteine, Terrassenplatten, Zaun- und Mauersteine aus Beton herstellen, ist Österreich ebenfalls eine kleine Schatzkammer an Materialien: „Wir benötigen Natursteine, vor allem Quarzsande, Basalt, Kalkstein und Granite, die wir durch Weiterverarbeitung für unsere Produkte verwenden können“, so Marketingleiterin Petra Andrea Rotheneder. „Die Region rund um Wiener Neustadt ist reich an Kies, dem Hauptbestandteil unserer
Kanfanar mit seiner weißen, dezenten Farbe gehört zu den Favoriten im Sortiment von Stone4you.
Produkte. Unser Zement wird unter anderem aus Kalkstein hergestellt, der ebenfalls aus dem Umland von Wiener Neustadt kommt. Ohne diese hochwertigen Rohstoffe wären unsere Steine und Platten nicht in dieser hohen Qualität machbar“, betont sie.
ZU UNRECHT UNTERSCHÄTZTES HANDWERK
Das große Asset der heimischen Unternehmen liegt aber in der Handwerkskunst und den Veredelungsmethoden. „Österreich kann sich sicher mit den internationalen Standards messen“, ist Breitwieser überzeugt. „Vielleicht ist das Handwerk trotz seiner Kompetenzen und Möglichkeiten im Gegensatz etwa zu den Tischlern in seiner Vielfältigkeit nicht so bekannt. Das kommt höchstwahrscheinlich aus der in der Bevölkerung bekannten Grabsteinverwendung oder von den Pflastersteinen und Plätzen. In Italien hat dagegen praktisch jeder Haushalt eine Steinküchenplatte, die manchmal schon sehr, sehr alt ist. Das Verständnis, was Stein kann, wie langlebig er ist und wie vielseitig, setzt sich in Österreich erst langsam durch“, so der Juniorchef. Für Leeb trägt auch das heimische Ausbildungssystem viel zur Kompetenz in Sachen Stein bei: „Mit der Steinmetzlehre haben die Auszubildenden in drei beziehungsweise vier Jahren die Möglichkeit, diesen vielfältigen Beruf im dualen Bildungssystem zu erlernen. Weiters gibt es in Hallein eine HTL mit Spezialausrichtung auf den Steinmetzberuf – das ist in Europa nicht selbstverständlich“, lobt er die Kompetenzvermittlung, die auch von internationalen Unternehmen genutzt wird – sogar von jenen aus dem Nachbar- und Mutterland der edlen Steine, Italien: „Für die Anwendung unserer Oberflächen gibt es in Österreich eine breite Klientel im Architektur- und Designsektor sowie Transformierungsbetriebe, die unsere Großtafeln aus Keramik in Möbel, Küchen, Waschbecken, Duschen und viele andere Gegenstände verwandeln“, berichtet Michaela Mähr, Sprecherin des italienischen Feinsteinzeugproduzenten Fiandre.
DOPPELT SCHÖN MIT HOLZ
Besonders beliebt sind derzeit Kombinationen aus Holz und Stein, allerdings oft in eher dezenter Optik – was den heimischen Vorkommen durchaus in die Hände spielt. „Vor 20 Jahren haben hauptsächlich Granite aus Brasilien und Indien den Markt dominiert – vor allem in polierter Oberfläche und bunten Farben. Heute erleben wir eine Renaissance von Marmor und Kalkstein. Am stärksten gefragt sind derzeit beige Kalksteine, meist in antiken Oberflächen wie sandgestrahlt und gebürstet“, berichtet Georg Leeb. Auch die neue Liebe zum eigenen Garten beflügelt die Branche: „Wir bemerken in den letzten Jahren, dass großer Wert auf die Gartengestaltung gelegt wird. Terrassen werden großzügig angelegt und gehen direkt in einen Poolbereich über, Einfahrten werden mit Zierbeeten aufgewertet, Zaun und Mauer werden zu Eyecatchern. Dabei wird Farbharmonie bei Pflaster- und Mauersteinen gesucht; bei der Terrassen- und Poolanlagengestaltung sind große Plattenformate en vogue, mehrheitlich in moderner Optik mit ebener Oberfläche, also ohne Struktur“, analysiert Rotheneder, wofür die Menschen derzeit bereit sind, Geld auszugeben. Denn auch wenn die Preise für Steine – von einigen exotischen Ausnahmen abgesehen – stabil sind, sind Handwerksleistungen grundsätzlich nicht günstiger geworden, wie Breitwieser jr. betont.
HOHE NACHFRAGE, HOHE QUALITÄT
Allerdings tue das der Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Natursteinen keinen Abbruch: „Das liegt einerseits an den guten Qualitäten des Materials, andererseits am Anspruch an Nachhaltigkeit. Den Naturstein zeichnet seine unschlagbare Ökobilanz aus, da die Gewinnung und Weiterverarbeitung vergleichsweise umweltschonend ist. Er wird mit wenig Aufwand aus dem Steinbruch abgebaut und je nach Verwendungszweck schnell und einfach weiterverarbeitet. Abfall entsteht dabei nicht, denn Verschnitt und aussortierter oder beschädigter Stein werden beispielsweise zu Schotter oder Kies verarbeitet. Zu guter Letzt werden nicht mehr genutzte Steinbrüche denaturiert. Außerdem ist Naturstein völlig frei von chemischen Stoffen, auch beim Abbau und der Weiterverarbeitung wird dem Stein nichts zugesetzt“, schwärmt Breitwieser. Und von all dem abgesehen ist er vor allem eines: wunderschön.
Katzbeck gewährt Ein- und Ausblicke mit großflächigem Glas.
BODENSCHÄTZE FÜR TIARAS, TAFELN ... und Terrassentüren
Österreichisches Glas funkelt auf der ganzen Welt, wird von Weinkennern von Vorarlberg bis Patagonien geschätzt und ist aus der heimischen Architektur nicht mehr wegzudenken.
In Sachen Glas hat man in Wien schon immer Wert auf ganz besondere Qualität gelegt: So verfügte der Rat bereits 1354, dass das meist aus Böhmen stammende „Waldglas“ überall verkauft werden durfte, die vornehme „Venediger Ware“ jedoch nur auf dem Hohen Markt. Bald darauf produzierte man das begehrte Material auch selbst in größerem Ausmaß: 1534 wurde in Hall in Tirol die erste Glashütte nördlich der Alpen gegründet, die farbloses Glas „venedigischer“ Qualität herstellte und daraus jährlich zwei bis drei Millionen Scheiben und Tafelgläser unterschiedlicher Größen produzierte. In Waidhofen an der Ybbs gab es sogar bereits 1316 eine kleine Glasfabrikation.
WELTWEIT BEGEHRT
Inzwischen verkauft die heimische Glasindustrie ihre Ware nicht nur in ganz Wien und überall in Österreich, sondern auf sämtlichen Kontinenten. Die beiden berühmtesten Vertreter der Branche haben es sogar zu echtem Weltruhm gebracht: So glitzern Swarovski-Kristalle heute in Diademen und auf ganz großen Roben, in prächtigen Lustern und auf Designerhandtaschen – und funkeln durch ihren besonderen Schliff fast so schön wie echte Diamanten. Über ähnlicher Berühmtheit dürfen sich die Riedel-Gläser freuen, aus denen Weinkenner von Finnland bis Fidschi trinken und darauf schwören, dass das Geschmackserlebnis durch die Gläser aus der
Matauschek verbindet Aluminium und Handwerkskunst.
Tiroler Glasmanufaktur noch einmal intensiver wird. Die beiden großen Glasproduzenten sind nicht nur durch eine gemeinsame Geschichte miteinander verbunden – nach dem Zweiten Weltkrieg war es das Haus Swarovski, das Claus Riedel finanziell dabei unterstützte, die Tiroler Glashütte zu übernehmen –, sondern auch durch den Anspruch an die absolute Perfektion ihrer Produkte, für die nicht nur die beiden Flaggschiffe, sondern auch zahlreiche kleinere heimische Manufakturen auf jahrhundertealte Erfahrung und Handwerkstradition zurückgreifen können.
VOM TISCH ZUR ARCHITEKTUR
Denn der Weg von den geblasenen Schmuckstücken auf den Tafeln und Truhen der Aristokratie bis zum großflächigen Einsatz in der Architektur war ein langer – auf dem viel Kompetenz erworben und weitergegeben wurde. Heute lässt sich das Material weder aus spektakulären architektonischen Entwürfen noch aus dem privaten Hausbau wegdenken und wird von den heimischen Manufakturen in Kombination mit anderen Werkstoffen für Wintergärten und Glasfassaden, Sicherheitstüren und aufwendige Fensterkonstruktionen verwendet.
Für all das braucht es das Zusammenspiel mit anderen Werkstoffen – aber auch anderen Handwerken. „Bei uns arbeiten Handwerker vom Fliesenleger bis zum LKW-Mechaniker – natürlich nicht in ihrer ursprünglichen Tätigkeit, sondern als Handwerker mit Herz, Hirn und einer Liebe zum Produkt“, berichtet Franz Matauschek, Inhaber der gleichnamigen Manufaktur, die historische Handwerkskunst mit modernster Aluminiumtechnik verbindet. Auch bei Katzbeck setzt man auf die Kombination verschiedener Materialien, für die Fenster und Türen des burgenländischen Herstellers kommt vor allem Holz zum Einsatz, weshalb hier vor allem auf die Kompetenzen des heimischen Tischlerhandwerks gesetzt wird. „Das Holz wird bei uns geschliffen, lackiert oder geölt und händisch gebürstet, um die Holzstruktur hervorzuheben“, berichtet Inhaberin Daniela Katzbeck.
NACHHALTIGE PRODUKTIONEN
Und natürlich wird durch den Kauf ausschließlich europäischer, vorzugsweise heimischer Hölzer auf Nachhaltigkeit geachtet: „Wir versuchen, alles in Österreich zu kaufen – und zwar von Betrieben, die nahe dem Unternehmensstandort liegen, um eine regionale Wertschöpfung zu schaffen“, so die Unternehmerin. Außerdem erzeuge auf dem Dach der Unternehmenszentrale eine 1800 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage rund 300.000 Kilowatt sauberen Sonnenstrom pro Jahr, was einer Emissionseinsparung von 300 Tonnen CO2 entspricht. Mit der Umstellung der Werksbeleuchtung auf LED, dem Betrieb einer firmeneigenen E-Tankstelle und einem kontinuierlich wachsenden Fuhrpark von E-Autos und E-Bikes wird die Ökobilanz hier zusätzlich verbessert.
Ein Zugang, den auch Franz Matauschek pflegt: „Wir legen grundsätzlich Wert auf kurze Distanzen, alle meine Nachbarn sind auch meine Lieferanten – von der Pulverbeschichtung über die Druckerei bis zur Spedition“, berichtet der Unternehmer, der ebenfalls eine riesige Fotovoltaikanlage auf dem Firmendach und für die Fahrer von E-Fahrzeugen eine eigene TeslaLounge am Teich eingerichtet hat. Außerdem hat der Unternehmer schon vor der Krise den Traditionen seiner Vorväter vertraut und anders als viele andere ganz altmodisch immer ein großes Lager unterhalten – was ihm in Zeiten, in denen viele Zulieferer der Bauindustrie unter massiven Lieferschwierigkeiten zu kämpfen haben, zugutekommt. „Dadurch kann ich meine Preise stabil halten“, freut sich Matauschek.
Matauschek legt Wert auf kurze Distanzen in der Lieferkette – zugunsten der Nachhaltigkeit.
RÜCKKEHR DER SPROSSENFENSTER
Einen Hauch altmodischer oder besser gesagt nostalgischer darf es derzeit auch bei den Designs zugehen, wie er berichtet: „Bis vor Kurzem ging der Trend in Richtung richtig großflächiger Verglasungen, die bei Dachgeschoßausbauten eine Riesenthema waren“, erzählt er. „Seit Corona hat aber so etwas wie eine neue Biedermeierzeit begonnen, plötzlich sind Fenster wieder mit Sprossen versehen und alles wird ein bisschen verspielter, ein bisschen heimeliger, gemütlicher.“ Was nicht heißt, dass große Glasflächen aus der Mode kommen, allerdings zählt eben auch das Drumherum immer mehr, wie auch Katzbeck berichtet: „Wir sehen einen Trend zu schmalen Fensterflügeln, gebürsteten und geölten Oberflächen und einem flächenbündigen Design“, so die Unternehmerin.
Das Exotische kann so nah liegen – die Kreationen von Luxury Weaving entstehen im Mühlviertel.
MASSARBEIT: STOFFE UND DESIGNS ... aus heimischen Manufakturen
Vom Designarchiv mit Originalen der Wiener Werkstätten bis zu Inspirationen aus Ackerfurchen: Die heimische Textilbranche spielt weltweit in der Oberliga mit.
Baumwollfelder oder Maulbeerbäume für die Seidengewinnung sucht man in Österreich meist vergebens, auch Schafherden für die Wollproduktion finden sich in anderen Ländern in deutlich größerer Zahl. Davon ungerührt spielt die Textilproduktion in der Alpenrepublik seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle – denn das, was an natürlichen Ressourcen fehlt, machen heimische Handwerkskunst, Innovation und Designqualität wieder wett. So blühte im Großraum Wien bereits im 18. Jahrhundert die österreichische Textilwirtschaft, rund um Wien waren damals rund 30.000 Menschen in der Baumwollverarbeitung beschäftigt, ehe mit der Einführung von Webmaschinen und mechanischer Spinnerei das Industriezeitalter Einzug hielt, das für neuen Reichtum in der Branche sorgte: Um 1910 gab es in der Habsburgermonarchie etwa 130 Baumwollspinnereiunternehmen mit 200 Standorten und 550 Webfabriken – womit mehr als ein Drittel der Spitzenverdiener in der damaligen Industrie Textilproduzenten waren.
DESIGN SEIT KAISERS ZEITEN
Die handwerklichen Kompetenzen von damals sind bis heute vorhanden, und Traditionsunternehmen wie etwa Backhausen, das schon Mitte des 19. Jahrhunderts als k.u.k. Hoflieferant kaiserliche Möbelstoffe produzierte, sorgen dafür, dass Österreich noch immer eine Schatzkammer in Sachen hochwertiger Wohntextilien und großen Designs ist: Als Innenausstatter der Wiener Werkstätte legte das Unternehmen den Grundstein für ein Designarchiv, das heute rund 5000 Originalentwürfe und Muster aus dieser Zeit umfasst und noch immer die Werke Josef Hoffmanns oder Koloman Mosers als Inspirationsquelle für moderne Designentwürfe nutzt.
Auch in der Bekleidungsindustrie ist heimische Stoffkunst gefragt: Österreichische Stickereien werden zu Lingerie weltbekannter Hersteller oder Abendkleidern internationaler Designer verarbeitet; Luxusprodukte im Wäsche- und Legwear-Bereich haben weltweiten Erfolg, und auch Nischenprodukte wie in Handarbeit hergestellte Lederhosen oder Lodenprodukte sind weit über die Grenzen gefragt. So sehr, dass die Branche, die heute über 220 Textilunternehmen mit über 10.000 Beschäftigten verfügt und einen Umsatz von rund 2,3 Milliarden Euro erzielt,
In guter Gesellschaft fühlt sich ein Geba Teppich besonders mit hochwertigem Design – hier von Minotti.
eine Exportquote von 75 Prozent aufweist und heimische Stoffe nach Angaben der Wirtschaftskammer in japanischen Opernhäusern genauso Verwendung finden wie in schwer entflammbaren Sitzbezügen für deutsche Automarken.
MASSARBEIT IN MANUFAKTUREN
Neben den großen Produktionen finden sich aber auch immer noch genug kleinere Manufakturen, in denen maßgefertigte Kleidungsstücke und Wohntextilien angefertigt werden und den Wunsch der Menschen nach nachhaltigen, wertbeständigen Produkten erfüllen – oder aber auch Königshäusern bei der Restaurierung ihrer Schätze behilflich sind. Wie beispielsweise Thomas Pfleger, der 2012 seine Manufaktur Luxury Weaving im Mühlviertel eröffnet hat, in der er nicht nur besonders komplizierte Jacquard-Muster weben lässt oder Wohntextilkollektionen aus Leinen, Hanf, Baumwolle, Wolle, Kaschmir und Seide aus Frankreich, Belgien und Italien produziert, die in der Wiener Rudolf-Manufaktur gefärbt werden, sondern bei der auch schon die norwegische Königsfamilie anklopfen ließ, um Hilfe bei der Rekonstruktion einer 200 Jahre alten Wandbespannung zu bekommen.
Oder Harald Geba, dessen handgeknüpfte Teppiche heute den Altarraum des Salzburger Doms schmücken. Der Südsteirer spannt mit seinen Teppichen die Brücke zwischen seiner Heimat und Nepal, wo die Wolle für seine Entwürfe gewonnen, verarbeitet und verknüpft wird. Allerdings tut er das nicht unbedingt mit fernöstlichen Motiven, sondern auch in Mustern und Designs, die er in seiner Heimat findet. „Die Teppiche im Salzburger Dom waren beispielsweise von Ackerfurchen inspiriert“, berichtet er. „Aber auch in den Trachten der einzelnen Länder und Bezirke finden sich schöne bäuerliche Kulturmotive, die sich wunderbar in zeitlose Formen adaptieren lassen.“
Geba erhebt Teppiche zur Kunst.
BEWUSSTSEIN FÜR HANDARBEIT
In der Zeitlosigkeit liegt für Geba auch ein wichtiger Teil nachhaltiger Produkte; darüber hinaus legt der Unternehmer – genau wie seine Kunden – großen Wert darauf, dass seine Teppiche zu 100 Prozent Fairtrade-zertifiziert sind. „Unsere Wolle wird auf 4500 Metern mit der Hand gebürstet und gesponnen, und wir verwenden ausschließlich pflanzliche Farben“, erklärt er weitere Elemente seiner nachhaltigen Produktion, die auch den Wert der Teppiche mitbestimmen: Zwischen 800 und 1500 Euro pro Quadratmeter zahlen die Käufer je nach Material und Muster – und das ohne Murren, wie er berichtet: „Die Menschen wollen wertbeständige Dinge und investieren in ihr Zuhause“, so Geba, „es gibt ein klares Bewusstsein für Qualität und eine Wertschätzung für Handarbeit.“ Weshalb er auch davon überzeugt ist, dass die Preise weiter steigen und die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten zunehmen wird. Wobei Walter Kandut, Inhaber der Wiener agentur für wohnen und mehr, diese Preisentwicklung ausschließlich im Premiumsegment sieht: „Zum Thema Preis vertrete ich schon seit Langem meine 80/20-Regel. 80 Prozent sind Massenartikel, hier zählt ausschließlich der Preis, alles andere ist zweitrangig – hier ist der Trend nach wie vor ‚immer billiger‘, auf wessen Kosten, sei dahingestellt. 20 Prozent sind exklusiv – der Bereich, wo Natur, Qualität, Nachhaltigkeit, also ‚andere‘ Werte wichtig sind – hier sind sowohl der Preis als auch die Qualität in den letzten Jahren deutlich gestiegen.“
Eternit hat sich längst im Designbereich und auch im Innenraum etabliert.
DIE SCHATZMEISTER DES BETONGOLDS... und ihre Kunstwerke
Heimische Baustoffproduzenten schaffen das Material für die Zufluchtsorte des Vermögens, die nicht nur vor der Inflation schützen, sondern architektonisch herausragend sind.
Der Zufluchtsort für das eigene Vermögen in schwierigen Zeiten hat einen eigenen Namen: „Betongold“ nennen Steuerberater, Makler und Vermögensverwalter jene Investitionen, mit denen der Inflation am sichersten entgegengewirkt werden kann. Neben der berühmten Lage, Lage, Lage – die etwa in der Wiener Innenstadt, in Kitzbühel oder rund um die heimischen Seen eine ganz eigene Kategorie an Schätzen bildet – wird in Häuser und Wohnungen investiert, die in Österreich einen ganz besonderen Wert haben. Dazu trägt nicht nur die im internationalen Vergleich extrem hohe Rechtssicherheit durch das heimische Grundbuchsystem bei, sondern auch die lange Tradition des Bauhandwerks, die bis in die Römerzeit zurückverfolgt werden kann. Bereits in Carnuntum wurde ein Vorläufer des Betons eingesetzt – und seitdem ist viel passiert. Beton hat sich zu einem Baustoff entwickelt, der, richtig eingesetzt, aus der anspruchsvollen modernen Architektur nicht mehr wegzudenken ist. Auch wenn ihm seine Verwendung auf dem Höhepunkt des Brutalismus eine Zeit lang einen gewissen Imageschaden eingebracht hat – heute wissen Baumeister, ihn großartig einzusetzen. Das hat heimischen Architekten erst jüngst wieder gleich zwei Platzierungen auf der Liste der schönsten Betonbauten im renommierten „Architectural Digest“-Magazin eingebracht: Dort finden sich unter internationalen PrestigeObjekten ein Haus des Vorarlberger Architektenbrüderpaars Marte.Marte und ein Betonsolitär des Büros Becher und Zaffignani.
LANGE TRADITION
Darüber hinaus ist Österreich auch ein guter Standort für die Gewinnung und Herstellung verschiedenster Baumaterialien. So entwickelte sich Wienerberger im Lauf seiner langen Geschichte zum größten Ziegelhersteller Europas und ist bis heute ein innovatives wie vielfach preisgekröntes Unternehmen. Auch Eternit
AM SCHUBERTRING
Mit dem Sessel Guhl schuf Willy Guhl 1954 eine Designikone. Und auch im Luxuspenthouse fühlt sich Eternit wohl.
wurde in Österreich erfunden: Ludwig Hatschek meldete im Jahr 1899 in Österreich und 1900 in Deutschland sein Patent für die Herstellung des Faserzements an, und bis heute wird Eternit nach dem sogenannten Hatschek-Prozess hergestellt, wie Eternit-Geschäftsführer Hans-Jörg Kasper berichtet.
Rohstoffe für die Herstellung hochwertiger Baumaterialien finden sich in der Alpenrepublik genug. „In Österreich gibt es rund 950 Sand- und Kiesgruben, in denen die Gewinnung von mineralischen Rohstoffen erfolgt“, erklärt Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbandes Stein- und keramische Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich. „Glücklicherweise verfügt Österreich (noch) über genügend Vorkommen, sodass man insbesondere bei den Baurohstoffen nicht von Importen abhängig ist, sondern eine regionale Versorgung mit geringen Transportwegen möglich und gesichert ist.“ Auch Kasper weiß die Qualität der heimischen Vorkommen zu schätzen: „Eternit wird fast ausnahmslos aus natürlichen Rohstoffen wie Zellstoff, viel Wasser, Luft, Zement und einem kleinen Teil Kunststoffen hergestellt. Und dafür haben wir etwa beim Zellstoff durch die großen Holzvorkommen beste Voraussetzungen.“ Dieser stamme aus dem Süden Österreichs, der Zement direkt aus der Nachbarschaft des Werks in Vöcklabruck, vom Traunsee.
VERARBEITUNGSKOMPETENZ
Außerdem gibt es in der Alpenrepublik die nötige Infrastruktur und handwerkliche Kompetenz für die Herstellung. „Die Verarbeitungs- und Veredelungstechniken bestehen aus einer breiten Palette an Möglichkeiten“, so Pfeiler. „Für die Gewinnung mineralischer Rohstoffe werden die Festgesteine aus Steinbrüchen durch unterschiedliche Brecher und Mühlen zerkleinert, um verschiedene Korngrößen zu erlangen, die dem Einsatzgebiet zugeführt oder zu Baumaterialien weiterverarbeitet werden können“, erklärt er.
Und die Einsatzgebiete sind vielfältig: Allein beim Beton reichen die Produkte von Sichtbeton, der in ausgehärtetem Zustand die Eigenschaften von Gestein hat und entsprechend in seiner durch die Schalung erhaltenen Form und Oberfläche belassen werden kann, bis zu Recyclingbeton, bei dem gebrochener Naturstein oder auf natürliche Weise entstandener Kies durch eine rezyklierte Gesteinskörnung ersetzt werden kann.
NACHHALTIGER EINSATZ
Zu den neuesten Einsatzgebieten von Beton gehört aber die Thermische Bauteilaktivierung, auch Betonkernaktivierung genannt. Damit werden Heiz- oder Kühlsysteme bezeichnet, bei denen Rohre mit Wasser oder Luft durch Wände oder Decken verlaufen und die Eigenschaften des Betons dazu genutzt werden, Wärme aufzunehmen, zu speichern und zeitversetzt wieder an die Umgebung abzugeben.
Ein Prozess, der aus der nachhaltigen Bauwirtschaft kaum noch wegzudenken ist – aber nicht der einzige Beitrag ist, den die heimischen Baustoffproduzenten zur Nachhaltigkeit leisten. „Laut Statusbericht der Abfallwirtschaft in Österreich fallen jährlich rund 11,5 Millionen Tonnen an mineralischen Bau- und Abbruchabfällen in Österreich an, davon rund 3,5 Millionen Tonnen Altbeton“, so Pfeiler. „Etwa 95 Prozent des Altbetons werden stofflich wiederverwendet.“ Darüber hinaus seien Erzeugnisse aus mineralischen Rohstoffen aufgrund der Langlebigkeit schon grundsätzlich nachhaltig, da werterhaltend.
Allerdings braucht es im Moment nicht nur viel Geduld, sondern auch ein robustes Budget, wenn es darum geht, mit diesen Materialien zu bauen. „Derzeit sind viele Rohstoffe einer erhöhten Nachfrage ausgesetzt, und wie immer, wenn Baustoffe knapp sind, steigen die Preise“, so Pfeiler. „Allein im Juni 2021 sind laut Statistik Austria die Baukosten deutlich gestiegen. Konkret liegen sie um 12,4 Prozent höher als noch vor einem Jahr.“ Was wieder einmal zeigt, dass der Begriff „Betongold“ in schwierigen Zeiten durchaus wörtlich zu nehmen ist. ∏