AD 06/2019

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Juni 2019 Deutschland 8 € Deutschland, Österreich / 13 SFr Schweiz

ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

200

Die wahren Influencer der Designwelt – ein Jubiläumsheft

Deutschland  Juni 2019 / 8 Euro


A

irgil Abloh   60 V Lindsey Adelman   6 David Adjaye   112 Werner Aisslinger und Tina Bunyaprasit   78 John Akomfrah   152 Michael Anastassiades   69 Wes Anderson und Juman Malouf   173 Apparatus  198 Omer Arbel   174 The Archers   150 Ini Archibong   25 Bernard Arnault   57 Sophie Ashby   48 Assemble  92 Atelier Biagetti   98 Ed Atkins   49 Melissa Ávila   114 Azuma Makoto  24

B C E

Wir feiern 200 Ausgaben von AD mit dem Abc der 200 wichtigsten Gestalter. Beziffert nach der Abfolge ihres Erscheinens. Die Nummerierung ist kein Ranking.

F G

arber & Osgerby  11 B Patrick Batek  12 Hannah Beachler  19 Ben van Berkel und Caroline Bos  176 Tatiana Bilbao  75 Signe Bindslev Henriksen   199 Derek Blasberg  196 Jinny Blom  97 Dirk Boll   123 Gilles Bonan   133  Arno Brandlhuber  115 Ester Bruzkus  26 Uwe Brückner  156 Tyler Brûlé  84 Giorgio Busnelli  129

Campbell-Rey  14 5 Amy Cappellazzo  14 Anna Carnick und Wava Carpenter   106 Cristina Celestino   178 David Chipperfield  95 Jorge Coll  54 Serena Confalonieri  91 Ilse Crawford  82

D

Inhalt

H

incent Darré  8 V David / Nicolas  148 Vincenzo De Cotiis  79 Christophe Delcourt und Jérôme Aumont  86 Es Devlin   5 Stefan Diez   47 Dimore Studio   192 Joseph Dirand   124 Diandra Donecker und Micaela Kapitzky   118 Rodolfo Dordoni   23

Farah Ebrahimi und Philipp Mainzer   74 Jörg Ehrlich und Otto Drögsler   16 7 Olafur Eliasson   157 Khaled El Mays   188 Eoos  14 3

Caterina und Raffaele Fabrizio   138 Alexis Fabry und Charlotte Macaux Perelman   52 Nora Fehlbaum   166 Delia Fischer   105 Forensic Architecture   93 Formafantasma  111

I

arry Gagosian   66 L Familie Galimberti   137 GamFratesi  39 Kersten Geers und David Van Severen   2 7 Pierre Marie Giraud   34 Luciano Giubbilei   170 Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase   83 Timon und Melchior Grau   33 Konstantin Grcic   149 Marva Griffin Wilshire   163 Luca Guadagnino   58

uke Edward Hall   63 L Gesa Hansen   122 Mette Hay   40 Jaime Hayon   146 Hansjörg Helweg   139 Yasmin und Christian Hemmerle   53 Emily Henderson   68 Sebastian Herkner   56 Herzog & de Meuron   81 Sophie Hicks   117 Markus Hilzinger   160 Maja Hoffmann   162 Max Hollein   7 Adrian van Hooydonk   85 House of Hackney   180 Stefan Höglmaier   126 Humbert & Poyet   4 5 Gary Hustwit   17 1

Bjarke Ingels   37

J

Simon Porte Jacquemus   67 Johanna Jaskowska   183

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Inhalt

K L

an Kath  2 J Hankook Kim   88 Robert Klanten  113 Harumi Klossowska de Rola  190 Joerg und Maria Koch   15 Thomas Kröger  13 Clémence and Didier Krzentowski   103

S

Karl Lagerfeld   194 Sarah Lavoine  1 Lecoadic-Scotto  17 7 Mathieu Lehanneur   153 Piero Lissoni   175 Birgit Lohmann   28 Julien Lombrail und Loïc Le Gaillard   107 Fiona Lynch   125

M N P R

icole Maalouf und Daniel Eichhorn   32 N India Mahdavi  164 Tara Mangini und Percy Bright  155 Marcante Testa   20 Sabine Marcelis   186 Valerio und Monica Mazzei   132 Wickie Meier Engström   80 Dorothée Meilichzon   191 Mike und Marc Meiré   46 Axel Meise  134 Frauke Meyer   121 Alessandro Michele  120 Roberto Minotti   182 Giulia Molteni   136 Martina Mondadori  99 Annika Murjahn  127 Andreas Murkudis   151 Pascale Mussard  22

T

Philippe Nigro   89

Note Design Studio  94

O

Oitoemponto   4 Jacob Gubi Olsen  4 3 Rossana Orlandi   102 Massimo Orsini  187

Stéphane Parmentier  108 John Pawson  101 Ben Pentreath und Charlie McCormick  76 Susanne Pfeffer  18 Pierre Frey  110 Pierre Marie   96 François Pinault  181 Gisbert Pöppler   158 Sandy Powell   154 Miuccia Prada  7 1 Dieter Rams   172 Leonid, Johannes und Andreas Rath  10 Andrés Reisinger  3 Roman and Williams  16 Thaddaeus Ropac  179 Johann Rupert und Franco Cologni  70

Marta Sala  168 Elena Salmistraro  64 Ralf und Axel Schmitz  131 Scholten & Baijings  90 Tina Seidenfaden Busck  38 Annabelle Selldorf  140 Tekla Evelina Severin  61 Sigmar  130 Raf Simons  7 3 Jill Singer und Monica Khemsurov  29 Maria Speake  55 Marc Spiegler  141 Cousins Spinelli und Anzani  135  Monika Sprüth und Philomene Magers  50 Gerhard Steidl  195 Hito Steyerl  116 Alice Stori Liechtenstein  161 Julia Stoschek  9 Niels Strøyer Christophersen  41 Tom Stuart-Smith  159 Studiopepe  17 Studio Job  119 Studio KO  128 Studio Peregalli  189 Studio Shamshiri  100

U

Marlene Taschen  147 Charlotte Taylor  14 4 Henry Taylor  31 David Thulstrup  42 Dana Tomić Hughes  30 Faye Toogood  197 Thorsten Traber  21 Kjetil Trædal Thorsen  36

ose Uniacke  4 4 R Patricia Urquiola  59

V

loria Laura Vanderbilt  200 G Hervé Van der Straeten  165 Vincent Van Duysen  169 Giovanni del Vecchio   142 Axel Vervoordt  7 7 Virginie Viard  72 Jules Villbrandt  62

W YZ

elly Wearstler  65 K Hanne Willmann  87 Iwan und Manuela Wirth  184 Bethan Laura Wood  35 Hanya Yanagihara  109 Nina Yashar  104 Pierre Yovanovitch   193 Charles Zana  185 David Zwirner  51

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AD Editorial

Foto: Karl Lagerfeld aus „Casa Malaparte“, 1998; Porträt: René Fietzek

C

apri an seinem wildesten, einsamsten und dramatischsten Zipfel, wo die Insel fast menschlich grausam wird, wo sich die Kraft der Natur unbarmherzig und unvergleichlich offenbart, diese extrem reine und geradlinige Landzunge, die das Meer einst mit ihrer scharfen Kralle aufkratzte. Hier werde ich als Erster mein Haus bauen.“ Curzio Malaparte hatte sein Paradies gefunden. Der 1898 geborene italienische Schriftsteller, dessen politische Einstellungen ebenso wendungsreich waren wie sein Leben, errichtete zwischen 1938 und 1942 auf dem Felsen der Punta del Massullo ein Haus. Die Casa Malaparte sollte zu einer der geheimnisvollsten Architekturikonen der Moderne werden. Mussolinis Schwiegersohn gab die Baugenehmigung, Jean Cocteau, Alberto Moravia und Albert Camus waren da, Brigitte Bardot schritt 1963 über die weite Terrasse hoch über dem Meer in Godards „Le Mépris“, als würde sie nach dem heimkehrenden Odysseus Ausschau halten. Genau 100 Jahre nach Malapartes Geburtstag reiste Karl Lagerfeld an den nicht nur topografisch schwer zu erreichenden Ort – es gelingt heute kaum, in die Villa vorzudringen. Die Aufnahmen, die er dort machte, sind die wohl eindrücklichsten, die es von der Casa Malaparte gibt (ab Seite 148). „Ein Haus wie ich“ hatte der Dichter bauen wollen, „una casa come me, triste, dura, severa“, traurig, hart und streng. Fünf Tage verbrachte Lagerfeld hier und bannte die mythische Atmosphäre körnig-rau auf Arches-Büttenpapier für ein ebensolches Buch, traurig und streng und gar nicht hart. Wenn wir diesen Monat unsere 200. Ausgabe den 200 interessantesten und einflussreichsten Köpfen der Welt der Gestaltung widmen, soll der kreative Kosmos, den wir damit umreißen, für einen Moment auf den Schultern, im Herzen eines Stil- und Kulturgranden ruhen, den es im letzten halben Jahrhundert so wohl nicht ein zweites Mal gegeben hat. Karl Lagerfeld. Man braucht den unzähligen Nachrufen der letzten Monate keinen weiteren hinzufügen – wenn es aber darum geht, die irisierende Welt der Kreativität unter das Vergrößerungsglas zu nehmen, deren Arbeit Inspiration und Vorbild über den Tag hinaus sein wird, steht im Fluchtpunkt aller Perspektiven unweigerlich der Pariser Modeschöpfer aus Hamburg, dessen Entdeckerlust und Spiellaune sich nie um Genregrenzen scherten und der das Wissen und die Kultur von Jahrhunderten anzuziehen schien wie das Gravitationszentrum eines eigens mal eben geschaffenen Stiluni-

„Mehr Einfluss auf unser ästhetisches Empfinden als Karl Lagerfeld wird lange niemand mehr haben.“ versums. Kaum jemand kam auf seinen intellektuellen und visuellen Beutezügen durch die Epochen so reich beladen immer wieder in die Zukunft zurück wie Lagerfeld. Mehr Einfluss auf das ästhetische Empfinden von Generationen, gestern wie morgen, hatte lange niemand und wird auch lange niemand mehr haben. Der eigentliche Zauber jedoch liegt darin, dass, egal in welches Kapitel seiner Lebensgeschichte der Schönheit wir hineingreifen, wir einen raffiniert gewirkten Faden finden, mit dem wir eine neue Idee ausspinnen könnten, die von all dem Reichtum vibriert, den er immer schon geschürft hatte. Wir widmen dieses Heft Karl Lagerfeld, dem Genie der Neugier.

O liver Jahn

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Stil

Influencer 2019

Unsere Influencer 2019 sind Menschen, die sich nicht zufriedengeben mit dem Istzustand. Sondern die Welt schöner machen. Sie prägen unsere Zeit – mit ihrem Stilempfinden und ihrem Gestaltungstalent: Für die 200. Ausgabe stellen wir die 200 Influencer des Jahres vor, die unsere Lebenswelt verändern, erweitern, verzaubern. In bewusster Auswahl und zufälliger Ordnung. 200 geniale Köpfe hinter Möbelgestaltung und Instagram-Filtern, Bau- und Buchkultur, Kunst und Interior. Neues von alten Bekannten und Unerhörtes über junge Wilde. 39


Influencer 2019

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36 Kjetil Trædal Thorsen Architekt In andere Welten taucht Kjetil Trædal Thorsen, Gründer von Snø­hetta, von Berufs wegen. Nachhaltigkeit zeichnet sein norwegisches Architekturbüro aus. Jüngster Coup: das fünf Meter unter die Wasseroberfläche ragende „Under“, Europas erstes Unterwasserrestaurant mit angeschlossener Forschungsstation. @snohetta

Lichter des Nordens Klare Linie: Extraklasse! Acht Skandinavier und ein Italiener, die Architektur und (Interior-)Design revolutionieren. 37 Bjarke Ingels Architekt

38 Tina Seidenfaden Busck Galeristin

Wissen durch Architektur vermitteln, das will die Bjarke Ingels Group: Beim Abfallverwertungskraftwerk „Amager“ (u.) wird die künstliche Skipiste auf dem Dach mit selbst gewonnener Energie betrieben.

„The Apartment“ nannte Tina Seidenfaden Busck ihren 2011 er­ öffneten Concept-Store mit groß­ artigen Vintage-Funden (aus De­sign und Kunst), in den die meisten Besucher am liebsten gleich selbst einziehen würden. Sieben Jahre später macht die Galeristin aus Kopenhagen diesen Traum möglich – und bietet „The Apartment“ an, ein mit ihrem Savoir-faire einge­­rich­ tetes Zuhause auf Zeit. Interior-­ Collagen in 3D! @theapar tmentdk

@bjarkeingels

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40 Mette Hay Designerin

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Zeitgenössisches Design, das war für Mette Hay so vertraut wie Lego und Schnuffeltuch. Denn ihre Kindheit verbrachte sie in einem der ersten Interior-­ Läden Dänemarks – dem ihrer Eltern. Beste Voraussetzungen also, um mit gerade einmal 23 Jahren und ihrem Ehemann Rolf Hay und Geschäftspartner Troels Holch Povlsen ein eigenes Designlabel zu gründen. Als „Director of Accessories“ spielt Hay heute überaus erfolgreich mit minimalistischem Zierrat und starken Farben.

39 GamFratesi Designer Doppia Firma! Bei Stine Gam und Enrico Fratesi trifft dänisches Handwerk auf ita­ lienische Emotion. Dieses Kennzeichen trägt auch ihr eleganter Lounge-Sessel „Targa“ für Gebrüder Thonet Vienna (o. li.). @gamfratesi

@haydesign

Fotos: Ivar Kvaal; Gebrüder Thonet Vienna; Irina Boersma & Hampus Berndtson; Gubi; wichmann + bendtsen; Rasmus Hjortshøj / Coast; Porträts: Snøhetta; Barrie Hullegie; HAY; David Thulstrup; Michael Falgren; Karl Nordlund

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42 David Thulstrup Interiordesigner David Thulstrup ist Jäger und Sammler: Deckenhohe Regale mit Materialproben – von Lavastein über Emaille bis zu Seidensamt – füllen die Wände seines Studios in Kopenhagen. Ein Archiv für seine zur Signatur gewordenen Moodboards, in denen seine sanft-­ pastelligen Interiors wurzeln. Bei Vipps „Chimney House“ (re.) griff er zu Terrazzo und gebürste­tem Stahl. @studiodavidthulstrup

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41 Niels Strøyer Christophersen Interiordesigner In die St. Pauls Apotek von 1878 in Kopenhagens Nyboder-­ Viertel lädt Frama Studio seine Patienten, Pardon, Klienten. Hier im Hauptquartier plant das Team um Gründer Niels Strøyer Christophersen nämlich wahre Interior-Wunder. Das Rezept? Eine ­Prise Klassik und ein Schuss roughness, dazu nur beste Mate­rialien aus der Natur. @framacph

43 Jacob Gubi Olsen Unternehmer Mit bemalten Aluminiumdosen begannen seine Eltern 1967. Vergessene Designs, etwa „Gräshoppa“ von Greta Grossman, bringt Jacob Gubi Olsen heute groß raus. Genau wie den Nachwuchs (u. „Bat“ von GamFratesi). @gubiofficial

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Text: Mona Bergers

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52 Alexis Fabry und Charlotte Macaux Perelman Designer

53 Yasmin und Christian Hemmerle Juwelier- und Kreativ-Duo Diamanten in der Farbe von Kandiszucker, kombiniert mit grünen Kieselsteinen? Eine Kollektion aus Aluminium? Das Paar feiert die Kostbarkeit des Machens und führt die glanzvolle Familientradition (li. ­Bischofskreuz aus der Hand des Urgroßvaters, 1900, Met New York) zu avantgardistischen Höhen. @hemmerle

Als Architektin hat sie mit Philippe Starck, David Rockwell und Hotelier André Balázs kooperiert, er war Kurator und Verleger, bevor beide 2014 zur Hermès’ Home Collection ­gingen und so entzückende Tischgesellen wie das Vasen-­ Trio „Paddock“ aus emailliertem Stahl schufen. @hermes

53 55 Maria Speake (Interior-)Designerin Sie hat ihr Studio Retrouvius genannt, was sicher nicht zufällig wie eine Wortschöpfung aus „retrouver“, dem französischen Ausdruck für „wiederfinden“ oder „wieder­ erlangen“, und dem Namen des römisch-antiken Architekturtheoretikers Vitruvius klingt. Geschäftspartner Adam Hills verwaltet im Londoner Stadtteil Kensal Green das firmen­eigene Lager mit dem Fundus an historischen Baumaterialien und besonderen Vintage-­Stücken. Maria Speake kümmert sich um den Rest: um das Design, die Architektur und die Würde, die sie alten Gegenständen und Orten wiedergibt. retrouvius.com

54 54 Jorge Coll Galerist Lange waren sie ein Duo, nun ist Jorge Coll alleiniger Colnaghi-Chef. Und er weiß, wie man alte Meister frisch hält. Zur Venedig-Biennale zeigt er in der Abbazia di San Gregorio Ge­ mälde aus dem reichen Bestand seiner Londoner Galerie in den flamboyanten Interieurs, die Chahan Minassian eigens für ihn gestaltete. colnaghi.com

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Text: Ulrich Clewing

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Fotos: Eric Poitevin / ©Hermès; Courtesy Hemmerle; Tom Fallon; Porträt: Courtesy Hemmerle; Michael Sinclair; Courtesy of Colnaghi

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58 Luca Guadagnino Filmregisseur Kino und Interiordesign: Keiner vereint das besser als der gebürtige Sizilianer. Seine ­Filme sind bewegte Gemälde voller Poesie, Liebe und Erinnerung. Häuser spielen immer eine Hauptrolle darin. Etwa die Villa Necchi Campiglio oder das Landhaus in dem oscarprämierten Glanzstück „Call Me by Your Name“. @studiolucaguadagnino

59 Patricia Urquiola (Interior-)Designerin Wo auch immer die Spanierin Hand ­anlegt, sie macht die Welt damit ein bisschen besser, wärmer, schöner. Ob für große Kunden wie B & B, Cassina, Louis Vuitton, Agape, Moroso oder Missoni; ob Bad oder Buchladen, Chaiselongue oder Hängesessel: Ihr Design hat die Ausstrahlung von einer, die ihre Arbeit nicht als Job versteht – sondern als große Liebe. Und damit im Museum landet. patriciaurquiola.com, @patricia _urquiola

57 Bernard Arnault Entrepreneur und Kunstsammler Er ist der große Orchesterchef des Luxuskonzerns LVMH – und damit Pa­tron über 70 Marken, darunter Moët & Chandon, Christian Dior, Celine und Bulgari. Marken, die Frankreich repräsentieren – und denen er Strahlkraft, Respekt und das richtige Personal schenkt. Sein Geschmack kommt auch der Kunst zugute. In Paris ließ er von Frank O. Gehry die Fondation Louis Vuitton oben planen. Für den Wiederaufbau von Notre-Dame sagte er 200 Millionen Euro zu. lvmh.com

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Text: Gesine Borcherdt

Porträts: Luisa Carcavale / Photomovie / Intertopics / ddp; Marco Craig; Magali Delporte; Foto: Iwan Baan

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Influencer 2019

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98 Atelier Biagetti Designer und Künstler Für Alberto Biagetti und Laura Baldassari fungieren Objekte als Schauspieler im Raum: Mit ihren Per­ formances erkunden sie, warum sich die Menschheit den schönen Dingen unterwirft. @atelierbiagetti

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97 Jinny Blom Gartendesignerin

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99 Martina Mondadori Publizistin und Designerin

100 Studio Shamshiri Designer

Als Chefin des Magazins „Cabana“ erkundet Mondadori, die einer alten Verlegerfamilie entstammt, nicht nur andere Lebenswelten – sie entwirft auch selbst (links für Richard Ginori). @cabanamagazine

Sie war in den Ferien in Los Angeles, als in Teheran die Islamische Revolution ausbrach. Also blieb die Iranerin Pamela Shamshiri und fing an, mit ihrem eigenwilligen Stilmix das Land umzukrempeln. Zuerst als Gründerin von Commune, nun selbstständig mit ihrem Bruder ­Ramin. „Was uns vereint? Die unbändige Lust aufs Leben!“ @studioshamshiri

100 90

Text: Florian Siebeck

Fotos: Andrew Montgomery; Shade Degges; Cabana; Porträts: Delfino Sisto Legnani; Dewey Nicks

Jinny Blom war Psychologin, ehe sie ihr Leben dem Garten verschrieb. Die Faszination für den Menschen blieb und übersetzt sich heute in ihren respektvoll ins Landschaftsgemälde gebetteten Gärten. Als Vertraute von Prinz Charles ist sie nicht nur dem englischen Königshaus eng verbunden, ihre Wirkkraft entfaltet sich weit über Schlossgärten hinaus. Eindrucksvoll zeigt sich ihre Finesse in der „Arijiju“-Lodge in Kenia (oben): „Für mich der perfekte Garten: komplex, elegant, zurückhaltend.“ jinnyblom.com


101 John Pawson Architekt Er ist der Meister des intelligenten Weglassens. Oft baut John Pawson ganz in Weiß – und dann wieder ganz anders, wie in seiner Blockhaus-­ Ka­pelle in Unterliez­heim: Für seinen Entwurf eines modernen Gebetshau­ses wählte der britische Architekt die minimalistischste Form, die sich denken lässt. Von außen ein roher Holz­ stapel, drinnen ein schmaler Andachts­ raum. Mit Sakralbauten hat der Brite Erfahrung – zu seinen bekanntesten Werken gehört das tschechische Trappistenkloster Nový Dvůr. ­johnpawson.com,

101

Porträt: Gilbert McCarragher

@johnpawson

Text: Andreas Kühnlein / Foto: Felix Friedmann

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A Family Affair Die Wirths sind viel mehr als Galeristen: Bildungspolitiker, Verleger, Gastronomen und mit dem „Fife Arms“-Hotel nun auch Schottlands beste Geschichtenerzähler. Text: Barbara Gärtner / Fotos: Sim Canetty-Clarke

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184 Iwan und Manuela Wirth Galeristen Die Kunstmarktskeptiker nennen Hauser  & Wirth ­Megagalerie: Neun Dependancen weltweit, ein eigenes In­stitut, das sich der Erforschung und Verwaltung von Künstlernachlässen widmet, das eigene Magazin „Ursula“, und gerade erweitert sich das Imperium um eine imposante Buchhandlung samt Verlagssitz in ­Zürich. Bei Hauser & Wirth sprechen sie von „Familie“. Das Magazin huldigt der Mitgründerin Ursula Hauser, „Manuela“ heißt das Restaurant in Los Angeles, der Sommersitz in Somerset und auch das neue Hotel in Schottland wurden wändeweit von den galerie­eigenen Künstlern gestaltet, als hätten Freunde beim Renovieren geholfen. hauserwir th.com, @hauserwir th


Influencer 2019

Z

ge­stalteten Räumen samt Kulturprogramm und eige- Mit der Hilfe der nem Ghillie (einer Concierge, die sich mit Pflanzen, galerieeigenen Künstler und ortsBurgen und Whisky auskennt) und der Einbettung in ansässiger Kunstdie Gemeinde, auch eben nicht nur ein weiteres hoch­ handwerker haben ur Eröffnung kamen Charles und Camilla vorbei. Bal- kom­forta­bles Boutiquehotel. Wobei, natürlich auch das. Manuela und Iwan moral ist schließlich gleich nebenan. Dort verbrachte 46 Zimmer, delikat gestaltet, bietet das Haus; insge- Wirth (li. Seite mit schon Queen Victoria ihren Sommerurlaub und be- samt bestückt mit 14 000 Kunstwerken, Objekten und Dackel Yoko und Dogge Bruno) das suchte hier im Dörfchen die legendär gewordenen Antiquitäten – auch Kunstführungen durchs Gebäude „Fife Arms“-Hotel Braemar Gatherings, wo sich starke Schotten im Tau- können Gäste buchen und sehen dann Picasso, Richter zum vibrierendsten ziehen, Baumstammwerfen, Tanzen und beim Berglau- und sogar eine Hirschkopfzeichnung von Queen Vic- Stück Schottlands fen messen. Braemar, eingebettet in die Grampian toria. „Nichts soll einfach nur schön oder nützlich sein. gemacht. Den DraHighlands, grünsaftig mit recht haarigen Rindern, ist Wir müssen über jedes einzelne Stück eine Geschichte wing Room o. kleidet der hauseigene eine Schottland-Postkarte; beliebt schon im 19. Jahr- erzählen können. Auch dann, wenn wir es gar nicht Tartan, die Decke hundert. Davon zeugt auch die schiere Größe des „Fife tun“, trug Iwan Wirth Interiordesigner Russell Sage bemalte Zhang Enli. Arms“, einst eine hunting lodge, die sich der Duke of und den Architekten von Moxon Architects auf. Und Fife damals von Alexander Marshall Mackenzie planen so erinnern die Zimmer also an Robert Louis Stevenließ. Lange war es ein einfaches Hotel, von der Denk- son, der im Ort den Anfang von „Treasure Island“ malbehörde geschützt, aber nicht vorm Verfall. schrieb, an Lord Byron, der als Kind hier lebte, und an Warum nicht? Sagten sich Manuela und Iwan Wirth, Elsa Schiaparelli, der die mondäne Bar gewidmet ist. als sie vom Verkauf des Hotels hörten. Auch die beiden, Selbst einen eigenen Tartan ließen die Wirths entwermit ihrer Galerie Hauser & Wirth das wohl mächtigste fen. Die Queen hat ja auch einen. Kunstpaar der Welt, verbringen ihre Ferien gerne in Schottland. Und weil sich die Wirths schon mit ihrem Seit dem 19. JahrhunAnwesen in Somerset (Durslade Farm ist ein Hof mit dert prägt das impoLandwirtschaft, Galerie und einem eng an Kommune sante Anwesen direkt am Clunie den Charakund Schulen eingebundenen Programm von kostenloter von Braemar. Den sem Kunstunterricht und Naturerfahrungen) wegbeGarten gestaltete Jinny wegten von der kalten Härte des Galerie-White Cubes, Blom. Ab 250 Pfund ist das „Fife Arms“, mit seinen von Galeriekünstlern thefifearms.com

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Influencer 2019

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185 Charles Zana (Interior-)Designer

186 Sabine Marcelis Designerin

Charles Zana liebt italienisches Design. Wenn er nicht gerade Sottsass-Skulpturen küsst, schmuggelt er gern die ein oder andere Leuchte von Gino Sarfatti in seine Interieurs. Und kombiniert sie so gefühlvoll, dass Möbeln und Kunst viel Luft zum Atmen bleibt – und seinen Klienten Raum zum Staunen und Spielen. zana.fr

Ob sie mit Kunstharz experimentiert, mit Spiegelglas oder Edelstahl: Das Material ist Medium fürs Licht, das ihre Kreationen bonbonfarben glänzen oder transluzent schimmern lässt wie Gummibärchen. Die in Neuseeland aufgewachsene, in Eindhoven ausgebildete Designerin gibt nicht nur puristischen Unikaten und Kleinserien (links eine „Totem“Leuchte) den gewissen Glow. Gemeinsam mit OMA ent­wickelte sie für den Juwelier Repossi geheimnis­voll glimmende Wandverkleidungen.

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@sabine_marcelis

187 Massimo Orsini Chef von Mutina Wer Fliesen heute noch für kalt, monoton und steril hält, kann Mutina nicht kennen. Markengründer Orsini hat eine ganze Branche wachgeküsst mit der Lust an frischen Farben und Formaten und dem Mut, mit jeder Kollektion die Grenzen neu auszuloten (re. „Diarama“ von Hella Jongerius). mutina.it

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188 Khaled El Mays Designer

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Text: Karin Jaeger

Fotos: Pim Top; Mutina; Porträts: Jacques Pépion; Anne Timmer; Rendering: Khaled El Mays

Gefertigt werden viele seiner Entwürfe in dörflichen Werkstätten seiner Heimat Libanon, kaufen kann man sie inzwischen in Mailand und Miami. Überhaupt schlägt Khaled El Mays mit Begeisterung Bögen, mal aus Rattan, mal aus Messing oder Aluminium – oder wie bei seinem neuen Sofa „Flora“ für Nilufar (unten) aus Wollvelours. @khaledelmays


189 Studio Peregalli Interiordesigner

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Die Residenzen von Barockfürsten oder reichen venezi­ anischen Kaufleuten kommen einem in den Sinn, wenn man sich in die stimmungsvollen Interieurs von Laura ­ Sartori Rimini und Roberto Peregalli vertieft, wie hier im marokkanischen Tanger. Gerade erschien bei Rizzoli ihr Buch „Grand Tour“: Pflichtlektüre für Connaisseure und Konkurrenten auf Ideensuche. studioperegalli.it

189 190 Harumi Klossowska de Rola Designerin Ihr Schmuck ist traumwandlerisch schön und leicht morbide – wie die Bilder ihres Vaters, des Malers Balthus. Mit John Galliano, Boucheron und Chopard hat sie auch schon zusammengearbeitet. Im Kanton Waadt, wo sie zu Hause ist, findet man Natur noch un­ plugged, sodass ihr das Material für Ketten, wie die mit Adlerschädel und Türkisen oben, nicht ausgeht. harumiklossowska.com

Fotos: Harumi Klossowska de Rola; Roberto Peregalli; Porträts: Antoni Ciufo; Raphaël Lugassy

191

191 Dorothée Meilichzon Interiordesignerin Sie sieht aus, als könnte sie kein Wässerchen trüben, dabei entwirft sie Bars, die man als unverblümte Aufforderungen zum Exzess verstehen darf. Hotels und Restaurants de­ signt sie auch, in ihrer Heimatstadt Paris, in London und New York. Sie ­garantiert für unvergessliche Abende, auch wenn man sich am nächsten Tag kaum noch daran erin­ nert. Für Besucher der Kunst-Biennale: Ihr aktuelles Projekt in ­Venedig nennt sich „Il Palazzo Experi­mental“. Geht's besser? @dorotheemeilichzon

Text: Ulrich Clewing

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197 Faye Toogood Designerin „Moody“ wird ihr Stil oft genannt – nicht zuletzt wegen der Abwesenheit klarer Farben. Faye Toogoods Palette reicht von Kreideweiß über matte Fleisch- und Moostöne bis Kohleschwarz. Ihre bewusst leicht unebenen hand­gear­beiteten Möbel und Objekte in Fiber­glas, Gips oder gum­mi­ertem Holz stehen bei Friedman Benda und Oliver Gustav, sie ist aber auch of­fen für kommer­ziellere Koope­rationen: Too­good stattet Mode­ boutiquen aus, und ihre „Roly Poly“Stühle sind als günstige Plastik-Edition bei Driade erhältlich. t-o-o-g-o-o-d.com, @t _o_o_g_o_o_d

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Clean bis chaotisch

Faye Toogood und Matt Gibberd haben in London für ihre junge Familie ein Nest fast ganz in Weißnuancen geschaffen. Text: Ellie Pithers / Fotos: Simon Watson

Faye Toogood und Matt Gibberd auf ihrem ex­ trabreiten ­Sofa von Ger­ vasoni. Der Breuer-Ses­ sel links ist ein Erb­stück, die Tapis­serie und den wuscheligen Über­wurf hat Toogood entworfen. Auf dem Tisch unter anderem Ke­ra­mik aus Griechenland und eine indische Marmorkette.


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Cover: Karl Lagerfeld; Andreas Reisinger

Das Beste aus Interior, Stil, Design, Kunst und Architektur.


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