ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Deutschland Juli & August 2020 / 8 Euro
Zwischen Himmel und Meer Der Fotograf Romain Laprade entdeckt die sieben Gärten des Jardin du Rayol
Nicht von dieser Erde
Die vergnügten Galaxien des Miniatur-Künstlers Ron Nagle
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Sonderheft Immobilien
Sehnsüchtig Auf der Suche nach einer schöneren Welt in Marfa, Marrakesch, Kapstadt und auf den Kykladen
Inhalt Juli / August 36 Minotti 38 Thema
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Porträt Farbe und Fantasie im Quadrat: ein Gespräch in 75 000 Nuancen mit Hermès’ directrice de la palette Bali Barret. 46 Homo Faber
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Garten Wie Louis de Funès und eine griechische Göttin in Romain Laprades Fotoserie über den Jardin du Rayol kamen. 54 Porsche
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Kunst Ein Mann für alle Tonarten: der Komponist und Keramikpionier Ron Nagle. 60 Bücher
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Architektur & Reise Gemeinsam mit Holzrausch macht der Münchner Unternehmer Alexander Springer Urlaubsträume wahr.
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70 Lexus
Bali Barret 13 Editorial 14 Impressum 18 Agenda 21 AD stellt vor
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Sommerfreuden
Fotos: Gien; Iittala (2); Oliver Jaist; Porträt: Matthieu Salvaing
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Stil 22
Neuheiten Joseph Smolenicky feiert das Runde, Bodo Sperlein die Wiener Moderne und Patricia Urquiola mit Cassina die Kontemplation. 24 Adam Goodrum 26 Gien 28 Cassina 30 Bodo Sperlein 32 Sahco 34 Iittala
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Urlaubsarchitektur
Inhalt Juli / August ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Deutschland Juli & August 2020 / 8 Euro
Zwischen Himmel und Meer Der Fotograf Romain Laprade entdeckt die sieben Gärten des Jardin du Rayol
Nicht von dieser Erde
Die vergnügten Galaxien des Miniatur-Künstlers Ron Nagle
+
Sonderheft Immobilien
Sehnsüchtig Auf der Suche nach einer schöneren Welt in Marfa, Marrakesch, Kapstadt und auf den Kykladen
Auf dem Cover: Weit abgelegen, doch der Sonne ganz nah ist das Retreat des französischen Architekten Stéphane Ghestem auf Folegandros.
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Leben 76
Die Schönheit des Nirgendwo Interior-Fotograf Douglas Friedman hat sich bei Marfa eine magic box mitten in die texanische Wüste gestellt. 86
Jenseits der Wolken Mit Salbeigrün und Mittelmeerblau schenkt Designer Andrea Castrignano in Portofino seinem Haus ein Upgrade. 94
Tage der Sonne Akropolis, adieu! Auf einer einsamen Kykladen-Insel verwirklicht der Architekt Stéphane Ghestem seinen Traum in Weiß.
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Primärfarben in Marrakesch 100
Bauhaus der Träume 76
Cover: Vincent Thibert; Fotos: Nicolas Mathéus; Douglas Friedman
Tief in Texas
Als Laureen Rossouw am Rande Kapstadts ein Gebäude im Bauhaus-Look entdeckte, war ihr klar: Das oder keins! 110
Dünenbild Schon die Römer siedelten auf Tróia, einem portugiesischen Archipel. Doch wer hier bauen will, muss erfinderisch sein! 118
Ode an die Bäume Nahe Marrakesch erschuf Filmproduzent Bruno Levy seine persönliche Oase. 126 Summaries 128 Apropos 130 Genie & Spleen
AD Editorial
„Im Grunde ist es doch der Tisch, an dem in besonderem Maße das Herz aller Sehnsuchtsorte schlägt.“
Foto: Nicolas Mathéus / Basset Images; Porträt: René Fietzek
W
as haben Sie eigentlich für ein Verhältnis zu Ihrem Esstisch? Ich habe die vergangenen drei Monate von morgens bis abends mit meinem Notebook komplett an meinem langen Esstisch im Wohnzimmer verbracht, wie so viele in dieser Zeit. Man könnte meinen, ich hätte nun genug von diesem Tisch. Doch das Gegenteil ist der Fall, und ich habe darüber nachgedacht, warum. Dazu vorweg eine Erinnerung, die mich geprägt hat: In meinem Elternhaus haben gemeinsame Mahlzeiten immer eine wichtige Rolle gespielt; zumindest einmal am Tag zusammen um unseren großen Tisch versammelt zu sein gehörte zum Familienritual. Ich habe das unheimlich geliebt, das oft wilde Durcheinander des Gesprächs noch viel mehr sogar als das gemeinsame Essen, das dabei auch doppelt so gut schmeckte. Gut, die Fragen nach der letzten Mathearbeit waren lästig. Aber sonst war es herrlich. Alle blieben nach dem Essen ewig sitzen, wir konnten Stunden weiter reden, trinken, irgendwas spielen. Nur mein Vater schaute – und tut es bis heute – nach einer halben Stunde alle ungläubig an und fragte, warum wir von
diesen ungemütlichen Stühlen nicht auf das Sofa umziehen. Jedes Mal fragt er das. Und seit gut 40 Jahren bekommt er vom Rest der Familie dieselbe Antwort: Wir wollen sitzen bleiben, weil für uns der Tisch der schönste und geselligste Ort der Welt ist. Für mich ist ein Tisch drinnen wie draußen das wichtigste Möbelstück eines Hauses. Egal ob allein, als Paar, mit Freunden oder mit Familie, zu Hause oder auf Reisen. Es zieht mich immer an den Tisch. Dieser Sommer 2020 ist natürlich anders als alle Sommer, die wir sonst erleben. Wenn Sie die Geschichten aufmerksam studieren, die wir für diesen Ausnahmesommer zusammengestellt haben, an dem der Reiseradius kleiner sein dürfte als sonst, achten Sie einmal auf die Tische, draußen und drinnen, in Marrakesch (wie oben), in der texanischen Wüste, in Kapstadt, in Ligurien oder auf den Kykladen (wie auf dem Cover). Die Bewohner all dieser wundervollen Häuser erwähnen, meist beiläufig, dass der Tisch der Platz ist, um den sie sich am liebsten versammeln. Das scheint so selbstverständlich – ist es wohl das Möbelstück, an dem der Mensch sich am ehesten als soziales Wesen erlebt. Vielleicht schlägt genau dort das Herz all der Sehnsuchtsorte, an die wir Sie Monat für Monat in Gedanken mitnehmen. Oder um es mit dem großen Loriot zu sagen: „Ich will hier einfach nur sitzen.“ ‹
O liver Jahn
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AD stellt vor
Romain Laprade findet Schönheit in der Stille. Der Pariser Fotograf, der für uns den Jardin du Rayol an der Côte d’Azur bei An bruch des Tages fotografierte, ist ein feinsinniger, in sich gekehrter Be obachter, dessen sorgsam komponierte Bilder regelmäßig die Seiten von Magazinen wie „Holiday“ oder der französischen „Vogue“ schmücken – hier begann Romain Laprade einst seine Karriere als Grafiker. Gerade ist die Neuauflage seines Bands „Distances“ bei Yvon Lambert erschienen. S. 48
Lilian Ingenkamp feiert – Chapeau! – in diesem Jahr ihr zehnjähriges Condé Nast-Jubiläum. 2010 begann sie als Moderedakteurin bei vogue.de, dann wechselte sie ins Stilressort von AD. „Mittlerweile ist die Redaktion wie eine zweite Familie.“ Als Lilli 2018 mit Sohn Moritz in Elternzeit ging, fing sie nebenbei ein Grafikdesignstudium an. Frisch zurück, hat sie nun ihre Seite über sommerliche Neuheiten mit leichter Hand selbst gestaltet. Den unverkennbaren Blick für das Besondere hatte sie schließlich schon immer. S. 38
Fotos: Romain Laprade; Svea Kemper; Eugeni Pons; Bawden Photography
Eugeni Pons musste sich sputen. Sonst nimmt sich der spanische Fotograf mindestens anderthalb Tage Zeit, um ein Haus zu fotografieren. Aber weil die Besitzer des Sommerhauses in Tróia früher zurückkamen als geplant, blieben nur Stunden. „Sie können sich vorstellen, wie ich mich fühlte.“ Das Licht war auf Pons’ Seite, und nach der „wohl schnellsten Produktion“ seiner Karriere hängte er noch zwei Urlaubstage dran. S. 110
Iain Reynolds findet immer den Kern einer Geschichte. Seit zwölf Jahren bringt er unsere Artikel in seinen Summaries prägnant auf den Punkt und unterstützt AD mit stilsicheren Übersetzungen – zuletzt für unseren weltumspannenden Prachtband „Architectural Digest. The Most Beautiful Rooms in the World“, der am 8. September bei Rizzoli erscheint. Sein schönster Zufluchtsort ist übrigens ein nordenglischer Kleingarten. Der ist ihm in diesen Zeiten der Reisebeschränkungen noch kostbarer geworden. S. 126
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Stil Neuheiten
Stil
Neuheiten, Thema, Porträt und Interview
S , D L Z I E N E N: R S N O R H E E M H E TR S ET TC M E K H O N E AR ÜC S S G M FR E O D E B E N E V G SI CH Z E S IS N E R FR D E P EX & T E N LI ST IE D
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Ganz schön rund gemacht: Für den Sessel „AA I“ (Preise aller „United Objects“ auf Anfrage) wird Sperrholz so elegant gedehnt und gebogen, satiniert und lackiert – dass es genauso gut auch Mahagoni sein könnte. Der rote Sockel unterm Möbel ist dagegen tatsächlich aus Marmor.
Stil Neuheiten D N E E D TR UN R
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Gemeinsam in der Kurve liegen Was für ein Start! Joseph Smolenicky gewinnt mit rasanten Möbeldesigns. Text: Sally Fuls
Porträt: Jessie Goldsmith; Fotos: Andreas Graber
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oseph Smolenicky verhält sich zum Möbeldesign wie Lewis Hamilton zur Formel 1. Sein Output ist schnittig, rasant geradezu! Bislang gestaltete der Schweizer Architekt vor allem selbstbewusste Zweckbauten wie Hotels, Thermen oder Golfclubs, nun ist seine erste Möbelkollektion dazugekommen: „United Objects“ nennt Smolenicky die Reihe, bei der satiniertes und hochglanzlackiertes Sperrholz zu quasi stromlinienförmigen Kombimöbeln gebogen wird. Wobei die Betonung auf „Kombi“ liegt,
denn dem Designer geht es vor allem: um Gemeinsamkeiten. Keine Solitäre wollte er schaffen, sondern Teamplayer. Objekte, die einen Dialog im Raum starten, kommunizieren und eine „skulpturale funktionale Einheit“ miteinander bilden. Bei „United Object III“ (rechts) integrierte der Designer eine aufladbare Leuchte und eine Ablage ins Sitzpodest, wohingegen Tisch und Sessel „IV“ (o.) als Stecksystem ineinandergeschoben werden können. Rennsport und Möbeldesign gehören also spätestens ab jetzt zur Kategorie: Gruppensport. Alle Möbel werden in limitierter Auflage und nur auf Anfrage in der Schweiz von Baltensperger Raumgestaltung produziert. united-objects.com
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Stil Neuheiten
Moderne Märchen aus Down Under Wer aus Stroh Gold machen kann, den sollte man an sich binden – das wusste schon der König in Grimms „Rumpelstilz chen“. Fast wie im Märchen fand auch das Duo A & A zusammen. So erkannte der Designer Adam Goodrum das Wunder bare in Arthur Seigneurs Marketerien, als der Pariser 2015 mutterseelenallein nach Sydney kam. Gemeinsam arbeiten sie seit dem an funktionalen Kunststücken: Mö belunikaten, deren farbsprühend-grafische Strohintarsien den expressiven Silhouet ten Op Art-Tiefe geben. Ob im Luftschloss oder Kuriositätenkabinett, die „Exquisite Corpses“ liefern: Stoff für Legenden. Text: Friederike Weißbach
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D N IE E TR TER E RK
Fotos: Andrew Curtis; Porträt: Jcmf Photography
Die Kommode „Talleo“ (oben), Kredenz „Longbow“ (u. li.) und Konsole „Archant“ (u.) werden über Tolarno Galleries vertrieben. tolarnogalleries.com
Stil Thema
Raus in den Sonnenschein! Wenn die Sonne wie eine Goldorange am Himmel hängt, lassen diese Siebensachen Tisch und Terrasse glänzen.
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4 1 Keramikschale „Nymeria“ (28 Euro / 2er-Set), Besteck „Envy“ (24 Teile, 129 Euro), Keramikteller „Lyanna“ (33 Euro / 2er-Set) nvgallery.com 2 Handbemalter Brotteller „Kalos“ aus Porzellan, 85 Euro hermes.com 3 Salz- und Pfeffermühle aus Kunstharz und vernickeltem Stahl von Muller Van Severen, 94 Euro valerieobjects.com 4 Porzellanteller „Unkai“, 66 Euro jahoko.com 5 Trinkhalme „Sip“ aus Borosilikatglas, sechs Stück ab 22 Euro hay.com 6 Out- und Indoor-Sessel „Desert Lounge Chair“, in vier Farben, 255 Euro fermliving.de 7 Trink- und Dessertpokale „Miranda“ von Heikki Orvola, Reedition je 40 Euro iittala.com
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Fotos: NV Gallery; Studio des Fleurs; Valerie Objects; Jahoko; Hay; Ferm Living; Iittala
Redaktion: Lilian Ingenkamp
Ein Morgen am Meer Oder wie Louis de Funès und eine griechische GÜttin in Romain Laprades Fotoserie des Jardin du Rayol kamen.
Architektur Garten
Der Riss? Scheint noch aus der Antike zu stammen. Jedenfalls wirkt auch die windzerzauste Sukkulente so ewig wie das Blau der Küste vor Hyères. „Als ich in der Domaine du Rayol ankam“, erzählt der Fotograf Romain L aprade, „begann der Tag“, aber selbst der Traktor (linke Seite) konnte die traumverlorene Natur nicht aufwecken. Text: Simone Herrmann / Fotos: Romain Laprade
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Panorama Kunst
Der Wellenreiter
Text: Barbara Gärtner / Porträt: William Pruyn
Keramik ist das Medium der Stunde, Zeit also für ein Gespräch mit dem Künstler Ron Nagle, der mit seinen aberwitzigen Miniaturen immer schon die ganz große Linie im Blick hatte. 56
Ron Nagle trifft den Ton in allen Deutungen des Wortes. Auch als Musiker gilt er vielen als Inspiration, sein Soloalbum „Bad Rice“ von 1970 wird heute noch unter Kritikern gefeiert, er schrieb Songs für Barbra Streisand und komponierte Soundeffekte für „Der Exorzist“. Sein Talent für Tonalitäten, Timing und Wortwitze zeigt sich auch an den Titeln seiner Kunstwerke, li. S.: „Lotta Wattage“ von 2012.
Foto: © Ron Nagle, Courtesy Matthew Marks Gallery
U
nderdog? Ron Nagle gluckst. Dann schließt er die Augen, und seine kantig-ketchuprote Brille steht da wie eine leere Bühne. „Keramik ist groß wie nie! Jeder macht es jetzt. Alle großen Galerien zeigen nun Keramik ausstellungen. Vor 20 Jahren hätten sie uns rausgeschmissen.“ Seine Stimme wird eine Oktave ironischer: „Who do you think you are? Get out of here!“ Sogar über Zoom, dieses gesprächsverzerrende, intimitäts verleidende Videoformat, ist eine Unterhaltung mit Ron Nagle wie Kunstgeschichte als Stand-up-Comedy, jeder dritte Satz eine Pointe, hoffentlich gibt ihm bald irgendein Museum eine Samstagabendshow oder wenigstens einen Podcast. Als Themen der ersten Folgen bieten sich an: japanische Teeeier, Morandi, Melancholie und das Dasein als Außenseiter. Denn jahrzehntelang war für den Schöpfer teetassengroßer Tonskulpturen, prall glänzend und fremd, wie Setzkastenfiguren aus
einer anderen, vergnügteren Galaxie, das lege in L. A., dann 1959 an der UC Berkeley Kunstmachen ein „Wir“ gegen „die ande- den Keramikstudiengang gegründet, junge ren“ – und Underdog ein Wort, mit dem er Kerle um sich geschart, er hat Ton nicht sich in Interviews selbst oft beschrieb. den „straight potters“, den KunsthandwerDie anderen, das sind in den späten kern und Hobbytöpfern, über lassen, die Fünfzigern die Ostküstler, New Yorker, bieder die Töpferscheibe drehten, sondern Maler, Leute, die auf die Westküste runter- zu Skulp turen getürmt, groß, expressiv, schauen wie auf den vulgären Cousin. An archaisch-rau, manche stolz vernarbt wie der West Coast, genauer: im „hobby center“ Cowboy-Seelen. „Er war wie ein Filmstar“, der Westküste, in San Francisco, wurde schwärmt Nagle, „er hatte diese Energie, er Ron Nagle 1939 geboren, hier ist er aufge- hatte Style, Charisma.“ wachsen (seine Mutter hatte einen Pottery Den Furor von damals, man kann ihn Club im Keller), und hier sitzt er nun in auf den Schwarz-Weiß-Fotos noch sehen. seinem Studio und erinnert sich: „Die nor- Wilde Burschen waren das, Surfer wie Ken malen Kunst-Leute haben uns gehasst, weil Price, Musiker wie Ron Nagle; Augenringe, wir mit Ton gearbeitet haben, diesem ‚min- Paartagebart, Kippenglimmen, Riesenpranderwertigen‘ Material. Damals galt: Can ken. Nachts sind sie durch die Fenster ins vas is king. Und die Keramik-Leute hassten Studio eingestiegen, haben bis zum Moruns, weil wir mit diesem traditionellen gengrauen, bis die Studenten kamen, geMaterial ganz andere Dinge angestellt ha- schuftet. Heute gilt die Zeit sachlich ausben. Und ja, vieles, was mit Ton gemacht genüchtert als: California Clay Movement. wurde, war wirklich mies, es gab nur drei, Wer Ton als Material wählt, der hat es vier Leute, die auf dem Niveau waren wie nicht leicht: „Bist du Keramiker? Töpfer? die Maler, Bildhauer, Konzeptkünstler. Und Kunsthandwerker?“ Ron Nagle hat die Fraalle waren in Berkeley.“ In Berkeley war gen, die wie Vorwürfe klingen, oft gehört. Peter Voulkos. Er hatte erst am Otis Col- „Zu sagen, ich sei ein Künstler, kam mir frü-
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Die Neuerfindung der Sehnsucht Zusammen mit Holzrausch macht ein Unternehmer aus München Urlaubsträume ohne Wenn und Aber wahr. Text: Andreas Kühnlein und Uta Seeburg / Fotos: Oliver Jaist
S
uchtgefahr!“, sagt Alexander Springer und lacht. Was er meint, ist zweierlei: einzigartige Orte nicht bloß zu entdecken, sondern selbst zu schaffen, Stein für Stein, Idee für Idee. Für den Münchner Unternehmer ist das weit mehr als bloß ein Geschäft. Und dann die Zusammenarbeit mit seinem partner in crime, dem Holzrausch-Mitgründer
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und großartigen Schreiner Schrägstrich Interiorplaner Tobias Petri und dessen Team. „Wenn man sich mit denen einmal eingelassen hat, ist es schwer, wieder loszukommen“, meint Springer. Gemeinsam haben die beiden gerade ihr zweites Fe rienhaus fertiggestellt, wobei „Ferienhaus“ eigentlich stark untertrieben und nur eine Facette ihrer langjährigen Zusammenarbeit ist, die einst mit einem Haus in Kitzbühel begann. Was Springer und Petri seither gemeinsam schaffen, sind hochkarätige Hide-
aways für sich selbst und andere Alltagsmüde; Orte, die jegliche Störfaktoren, allen Lärm und Stress verbannen und einen Augenblick – oder auch mehrere – des vollkommenen Bei-sich-Seins erlauben. Dass Alexander Springer dabei ausgerechnet die klassischsten deutschen Sehnsuchtsorte überhaupt – bis jetzt stehen auf seiner Liste die Toskana und Mallorca, weitere hat er schon im Auge – neu besetzt, mag Zufall sein, vielleicht aber auch ein Beweis, dass keine Geschichte je ganz zu
Architektur Reise
Neben seinem Selbstverständnis als umsichtiger Gastgeber bringt Alexander Springer einen ausgeprägten Sinn für gute Architektur und Gestaltung auf höchstem Niveau mit. Was seine anspruchsvollen Gäste mögen, weiß der Unternehmer auch deshalb so genau, weil er selbst einer davon ist.
Porträt: Julian Baumann
Außen Toskana, innen Loft: „Casa Morelli“ Inmitten der Weinhügel des Chianti Classico (o.) steht ein landestypisches toskanisches Steinhaus, das innen licht und weit wirkt. In Stahl gefasste Panoramafenster, anthrazitfarbene Cotto-Bö den, dazu viel massives Holz (re. Sitzgruppe von Klaus Lichten egger): ein Sommerhaus, das auf dunkle Töne setzt. Und den Vielklang handwerklicher Details.
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Kykladen
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Vögel, die in den Süden fliegen, machen oft Rast auf der kleinen Insel Folegandros in der südlichen Ägäis. Der französische Architekt Stéphane Ghestem hat hier seinen Ort zum Verweilen gefunden. In den Sommermonaten weht der Wind vom griechischen Festland auf die Insel herüber und streift dabei die Terrasse, die nach Norden und Süden offen ist. Schatten spendet eine hölzerne Pergola. Die Möbel auf der Terrasse u. rechts sind von Marni.
Tage der Sonne
Paris, Athen, auf Wiedersehen! Am Rande einer einsamen Insel verwirklicht der Architekt Stéphane Ghestem seinen Traum in Weiß. Text: Florian Siebeck / Styling: Sylvie Thébaud / Fotos: Vincent Thibert
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Immobilien S onderhef t Juli / Augus t 2 0 2 0
Die schönsten Kaufobjekte 2020
Immobilien—2020
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„T h e W e n d e l i n “ Architectural Digest. Stil, Design, Kunst & Architektur erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de
Chefredakteur Oliver Jahn Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Art Director Inka Baron Managing Editor Eike Schrimm Textredaktion Karin Jaeger, Florian Siebeck Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Art Department Viviana Tapia (Stv. Art Director), Selina Lang Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Krause, Sophia Lierl Autor dieser Ausgabe Bettina Schneuer Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion / Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee) Anzeigen / Vermarktung
1 0 Kaufobjekte Vom venezianischen Piano
nobile in einem 500 Jahre alten Palazzo bis zum Heritage Apartment in Ernő Goldfingers Londoner Balfron Tower – wir zeigen Traumimmobilien in Bestlage.
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Haustechnik
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Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 Einzelverkauf MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung) Herstellung Leitung Lars Reinecke, Director Production Digitale Vorstufe / Druck Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh Unternehmenskommunikation / PR Dr. Judith Pöverlein, PR-Manager presse@condenast.de, Tel. -842 Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz
Cover: The Modern House; Rendering: Be Extraordinary München
Inhalt
Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Susanne Jungbluth, Executive Director susanne.jungbluth@condenast.de Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135
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Fotos: The Modern House
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Immobilien—2020
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To w e r p o w e r Ernő Goldfinger, Ungar, Marxist und Gatte einer Millionärin, entwarf in den Sixties eine Ikone brutalistischer Architektur: Der 27-stöckige Balfron Tower umfasst rund 150 Wohnungen, die zwei Londoner Büros nun behut sam erneuern. Sechs Heritage Apart ments huldigen dem Meister in der Materialauswahl und dem Schnitt.
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Fotos: Legat Living; Jake Curtis (2); Agentur Fastighetsförmedling
Aus dem Häuschen „Dragspel“, Akkordeon, nannte ein Architektenduo seine Erweiterung ei ner alten Blockhütte: Mittels Rollen lagern lässt sich der zedernverkleidete Schildkrötenkopf des neuen Wohnzim mers ausfahren und schwebt über dem Waldboden – denn am einsamen See Övre Gla darf Land nur minimal ver siegelt werden. Solarstrom, Holzofen.
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Immobilien—2020
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Immobilien—2020
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Das Beste aus Interior, Stil, Design, Kunst und Architektur. ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
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Benelux 8,80 €, Finnland 10,30 €, Frankreich 9,80 €, Griechenland 10,30 €, Großbritannien 10,40 £, Italien 9,80 €, Portugal (Cont.) 9,80 €, Spanien 9,80 €, Slowakei 9,80 €, Slowenien 9,80 €
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