AD 12/2019

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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

Deutschland  Dezember & Januar 2020 / 8 Euro

Des Sofas neue Kleider

Überraschende Fresh-ups für Lieblingsstücke im besten Alter

AD Design Award 2019 Das sind die Gewinner!

Messeguide 2020

Ein Ausblick aufs Designjahr

+

Immobilien Special

Nur die Ruhe Bergwinter im Zillertal, in Graubünden und den Dolomiten – und geniale Geschenke für jeden Typ!


Inhalt Dezember & Januar 124

Herrschaftszeiten

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Zehn Seiten Freude

107

Architektur 108

Projekt Berlin-Lichtenberg: In einem Gerüst von vorgestern erfand ein visionäres Gestalterteam die Zukunft der Arbeit.

Cover: Krista Keltanen / Features & More; Fotos: Alessandra Ianniello / Living Inside; © Vitra; Montblanc; Porträt: Markus Burke

25 Editorial 26 Agenda 30 Impressum 35 Wunderkammer 37 AD stellt vor

39

Stil 40

Geschenke Vom tragbaren Ofen bis zur modernen Krippe: die schönsten Stil-Präsente zum Fest!

74

Studio

114 Radar

Zweiter Frühling: Ein gut gearbeitetes Möbel hat viele Leben – wenn man es gelegentlich neu polstern und beziehen lässt. Tipps für eine Typveränderung.

Porträt

82 Praxis Bad

Ein Besuch bei Leicht, wo aus Küchenschränken Räume werden und Sonderwünsche nichts Besonderes sind.

84

120 Interview Fuksas

Wir – und Sie! – haben gewählt: Hier kommen die Preisträger des AD Design Summits 2019 in fünf Kategorien.

123

AD Design Award

96 Messe-Guide 58 Thema Eisheilige

Projekt

00

Synergie-Effekt: Louis Vuitton inszeniert seine jährlichen Cruise Shows vor den spektakulärsten Architekturen.

124

Geschenke

Das Bündner Dorf Valendas stand stets im Schatten von Flims und Laax. Gut so! Denn es blieb vom Tourismus verschont.

136

Kunst Der Brite Edward Bawden war ein vielschichtiger Künstler: im Leben spröde, im Werk vor Witz sprühend und charmant.

66

Adresse

70 Projekt Minotti

Panorama Reise

60

Tapisserie und Moderne? So bestrickend ist die Symbiose aus Art & Craft.

116

152

Oliver Heilmer

142 Ausstellungen 146 Bücher 152 Mobil


Inhalt Dezember & Januar 157

Leben 158

Rausch der Stille Retreat im Berg: Die Raumgestalter von Holzrausch haben ihr erstes Haus gebaut. Zu Besuch im Holzturm der Familie Petri in Zell am Ziller.

168

From Canada with Love Viel mehr als nur Bed and Breakfast: Wie eine Designexpertin und ein Filmemacher einem alten Gasthaus in Wellington neues Leben schenkten.

176

Nomade mit festen Wurzeln Seine Kunst führt Not Vital durch die ganze Welt. Zu Hause aber ist er im Unterengadin. Dort hat er Schloss Tarasp zum Teil seines famosen Werks gemacht.

176

Lichtburg

186

Schnee, der auf Zypressen fällt Wie der Winter in einem Park am Gardasee antike Dramen heraufbeschwor, erzählt uns Conte Agostino Rizzardi.

168

Wonderland

Fotos: Federico Ciamei; © Vitra; Porträt: Krista Keltanen / Features & More

194

Paradies ist ein Wort aus dem Persischen … und für Farah Ebrahimi liegt es in Iran. Mit ihrem Mann Philipp Mainzer und den Kindern fliegt sie jedes Jahr nach Kaschan.

202

Das Raue vorm Himmel Robust, aber sanft, rustikal und doch modern: Mitten in den Dolomiten schuf sich eine Familie einen wohligen Ort aus alten Hölzern und frischen Akzenten.

It’s Nelson Time! 83

210 Summaries 214 Apropos 216 Genie & Spleen


AD Editorial

„Not Vitals Kunst erzählt mit leisem Lächeln vom Ort einer Sehnsucht: unserem Zuhause.“

Foto: Federico Ciamei; Porträt: René Fietzek

M an weiß nie, wo er als Nächstes auftaucht. Not Vital ist gefühlt immer in Bewegung. Wenn Sie, sagen wir im Spätsommer, das Schloss Tarasp (siehe oben und S. 176) besichtigen, das der Unter­ engadiner Konzeptkünstler vor einiger Zeit gekauft hat, und Sie gerade wieder ins Freie treten auf den steil abfallenden Hof, kann es gut sein, dass er Ihnen gerade mit leichtem Schritt entgegen­ kommt. Sie erkennen ihn an einem seiner charakteristischen Hüte, die er immer trägt. Mit einem kurzen Gruß schlüpft er an Ihnen vorbei. „Allegra!“, weg ist er. Nur um Ihnen dann einige Stunden später, ein paar Kilometer weiter im Bergdörfchen Ardez vor sei­ nem dortigen Anwesen, dem schönsten Haus am Platz, wiederzu­ begegnen, einen Apfel kauend. Manchmal entsteigt er gar dem Boden, mitten auf einer Wiese im Dörfchen Sent, wo sein Eltern­ haus steht und das seines Bruders Duri Vital. Duri ist Architekt, keiner kennt die traditionelle Architektur der alten Unterengadi­ ner Häuser wohl besser als er. Er restauriert sie mit zauberhaft sicherer Hand wie ja­panische Tempelbaumeister ihre Schreine. Duri und Not, der Architekt und der Künstler, beide zutiefst ver­ wurzelt in ihrem heimatlichen Boden, Not (übrigens mit einem

ganz schnellen, kurzen o ausgesprochen) zugleich immer unter­ wegs auf der ganzen Welt, in China, Afrika, überall – ein Nomade, der, egal wo er sich niederlässt, ob kurz oder länger, eine magische Anziehungskraft entfaltet auf Menschen. Er ist auch als Künstler ein leiser Erzähler, verspielt zugleich, mit hintersinniger Fabu­ lierlust, die sich aus dem Ort seiner Herkunft speist und mit der ruhigen, poetischen, jahrhundertealten Strenge asiatischer Ferne aufgeladen wird. Kuhfladen in Bronze gegossen, riesige Rinder­ zungen aus Stahl, meterhohe Lotusblüten, Schneebälle unter Glas eingeschlossen wie in Bernstein, die Gipfel der Bergmassive in drei genial gefetzte Klebestreifen auf Papier übersetzt. Die Kunst Not Vitals bringt Sie mitunter zum Lächeln, wenn Sie etwa in schwindelnder Höhe über seine Eselsbrücke balancie­ ren, eine lange Reihe dünner Stahlstelen, auf denen oben ein Esels­ kopf sitzt, in seinem verwunschenen „Parkin Not dal Mot“, dem Skulpturenpark, den Not und Duri 1998 in Sent angelegt haben. Vor allem ist sie aber ein ungeheuer starkes Bekenntnis zu jener Landschaft und Kultur, die sein Zuhause ist. Ein Zuhause, an dem Not seine Besucher gern teilhaben lässt und das einen nie wieder loslässt, wenn man einmal dort gewesen ist. Fahren Sie hin diesen Winter und halten Sie Ausschau. Vielleicht öffnet sich die Schnee­ decke, und es erscheint plötzlich ein Hut.

O liver Jahn

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Stil

Foto: Felix Brandl / Studio Condé Nast; Produktion: Nina Luisa Vesic

Geschenke, Thema, Projekt, Adresse, Studio, Praxis, AD Design Summit und Messeguide 2020

Schöne Hülle für die Fülle In der Elfenwerkstatt am Comer See wurden sie gewebt, die neuen Damaste und Jacquards von Dedar (von li.: „Deli­ cious Manners“ in Grün, „Electric Dreams“ als Stulpe, „Silkbird“ in Ziegelrot). Und an unserem Kamin (über Historische Baumaterialien, 1200 Euro) warten sie nun als Weihnachtsstrümpfe auf den Nikolaus. So bleibt alles in der Familie. de dar.com, his torischebaumaterialien -ardehali.com

Redak tion Simone Herrmann und Sally Fuls

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Von einer gold’nen Wolke: Avoirdupois’ „Petite Vitrine“ aus lackierter Esche und Samt, 8100 Euro, und Meier Bruechers Handschuhe aus Hirschleder, 365 Euro. Porzellanvase von Sandra Davolio neben Guccis emaillierter Silberkette, 1950 Euro. Den Keramikteller „Leaf“ von Astier de Villatte (88 Euro) hat ein leichtes Lüftchen auf Dimore Studios Messinghocker mit Holz und Schaumstoff geweht.

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Foto: Felix Brandl / Studio Condé Nast; Produktion: Nina Luisa Vesic

Stil Geschenke


Stil Geschenke

2

1 3

Das freut den

Denker!

Historiker, Professorin, Bücherwurm? Diese sieben Sachen lassen sogar die selbstvergessensten Gelehrten jubeln.

4

5

Fotos: Boucheron; Montblanc; UU Market; Thomas Duval; Siren Song; Hieronymus; Sara Magni

7 6 1 Dreifacharmband

oder Kette? „Jack de Boucheron“ aus Gelbgold mit Diamanten, 14 200 Euro b oucheron.com 2 Goldfeder: „Meisterstück Solitaire Calligraphy“, 1700 Euro montblanc.com 3 Die Tonvasen „Amphora“ zeigen Figuren bei Alltagstätigkeiten, je 900 Euro uumarke t .f i 4 Säulen des guten Geschmacks! Gewürzmühlen „Granville“ in versilbertem Messing, 1730 Euro puiforc at .com 5 Mini-­ Tablett „Sculptura“, 3er-Set 55 Dollar sirensongcuriositie s.com 6 Für rechts und links: Brieföffner aus vergoldetem Messing, 860 Euro hieronymus- cp.com 7 Krug „The Cold“, Kanne „The Hot“ und Glas „The Coldest“ (287, 336 bzw. 35 Euro) aus Borosilikatglas paolac.com

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Stil Adresse

Tapisserie und Moderne? Wie bestrickend die Symbiose von Handwerk und Kunst in den letzten 100 Jahren war (und ist!), zeigt die Schau der Kunsthalle München.

Tex t Simone Herrmann

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D Die Probe oben für Pablo Picassos monumentale Tapisserie „Frauen bei ihrer Toilette“ (in der französischen Botschaft in Madrid) stellt das Spiegelbild seiner Geliebten Dora Maar dar. Oder ist es der Künstler selbst? Spiegelt sich Dora Maar in ihm? Das Gesicht jedenfalls zwinkert uns zweideutig zu.

ie Ranke blinzelt, dann blinzelt noch eine zweite, und aus der Tapetenblüte schaut einem plötzlich ein Gesicht entgegen. Kinder sehen sie oft, diese verborgenen Gestalten, kurz vor dem Einschlafen, wenn sich die Ansichten vermischen – wenn das Auge auf der Nase sitzt und der Mund wie eine zerrissene Blume lächelt. So hat Picasso in seiner Probe zur großen Tapisserie „­Frauen bei ihrer Toilette“, die er 1969 nach seinem Gemälde von der Gobelin-Manufaktur hat fertigen lassen, seine Geliebte Dora Maar dargestellt. Mit blauer Schnurr-

Fotos: Françoise Baussan; Muriel Cinqpeyres; Isabelle Bideau

Im Fadenkreuz der Kunst


bartranke. Oder ist er es selbst, Maars Spie­ Verdure, neu begelbild? Denn die kleine Tapisserie ist ein lebt: Der „Sommer“ Ausschnitt aus dem großen Fadengemälde, (u.) ge­hört zu Jean Lur­çats „Jahres­in dem er Dora Maar vor einem Spiegel zeiten“-­Zyklus, den zeigt. „Wir sind sehr stolz, dass wir dieses der Vater der moMeisterwerk, das in der französischen Bot­ dernen Tapisserie schaft in Madrid hängt, zusammen mit der 1941 für Aubusson Probe hier bei uns zeigen dürfen“, sagt Ro­ schuf. Pinselspuren ger Diederen, Direktor der Kunsthalle Mün­ der Ölmalerei sind auf Alain Séchas’ chen. „Au fil du siècle“ hieß die Ausstellung Tapisserie „Eine Karin der Pariser Galerie des Gobelins, die ihn te Ja­pans“ rechts im letzten Jahr zu seiner neu kuratierten zu erkennen. Aber die virtuos pastose Schau „Fäden der Moderne“ inspirierte. „Ich war, wie soll ich sagen …“, Diederen, „Garn-­Malerei“ wurein eloquenter Niederländer, der zuletzt de 2012 bis 2018 in der Gobelin-Mamit den Ausstellungen „Die Lust der Täu­ nufaktur gefertigt. schung“ und „Samu­ rai“ Erfolge feierte, sucht nach Worten und sagt dann: „be­ zaubert. Keine verstaubten Schäferszenen mehr, sondern Farbe, Relief, Charisma! Die Werke schauen uns an, direkt, ohne dass sie der Vermittlung bedürften, wir müssen nur zurückschauen.“ Gobelins aus 100 Jahren. Von 1918 bis 2018. Wobei die meisten Ta­ pisserien der Schau zwar in der namensge­ benden Manufacture des Gobelins, einige aber auch in den drei anderen historischen

Pariser Manufakturen Aubusson, Beauvais, die Teppiche wiede­ rum in der Manufacture de la Savonnerie gewirkt wurden. Von den detailverliebten Panoramen Edmond Yarz' („Seine Pyrenäenland­ schaft“, sagt Diederen, „entfaltet eine solche Sogwirkung, dass ich jedes Mal denke, ich sei dort!“) über Werke von Picasso, Matisse und Miró, dem „Jahreszeiten“-Zyklus des großen Jean Lurçat bis zu Alain Séchas' Tapisserie aus dem Jahr 2018. Es ist das jüngste Werk der Schau und doch eines der sprechendsten. Die Finger zucken, weil die Augen nicht glauben wollen, dass die pastosen Farbauf­ träge, jene fliegenfeinen Schlieren, nicht gemalt, sondern mit der


Stil Studio

Tex t Karin Jaeger

Zweiter Frühling Ein gut gearbeitetes Möbel hat viele Leben – wenn man es gelegentlich neu polstern und beziehen lässt. Tipps für eine Typveränderung.

Schicke Cocktails: Beata Heuman mixt in London Dessins und Tex­ turen – das Sofa trägt Samt, der Sessel rechts „Tibet“-Leinen von Clarence House. Rechte Seite oben: Margherita Missoni Amos hüllte ihre Vintage-Möbel in einen Dschungel-Print von Braquenié, geblümte Baumwolle von Décors Barbares und Rubelli-Samt.


Fotos: Graham Atkins-Hughes; Matthieu Salvaing; Christina Stivali; ClassiCon / © Aram Design

E in Möbel neu beziehen zu lassen ist selten eine sachliche, nüchter­ ne Entscheidung. Oft hat man viele Jahre zusammen verbracht, der fadenscheinige Bezug erzählt von gemeinsamer Geschichte; gera­ de Erbstücke sind oft verbunden mit Erinnerungen, die man gern für immer festhalten würde. „Wenn Kunden ein Stück erst vor Kurzem geerbt haben, dann wollen sie oft am liebsten genau den gleichen Stoff wieder, damit es weiter aussieht wie bei der Oma“, erzählt Julia Hauber, die eine Polsterei in München betreibt. An­ dererseits sähen Kunden in einem frischen Bezug aber auch oft die Chance für einen Neuanfang: Einem Flohmarktfund mit un­be­ kann­tem Vorleben könne man so ein eigenes Gepräge geben – so­ dass „nichts Altes mehr dranhängt und es ganz meins ist“. Ob nun Altersschwäche oder ein Besitzerwechsel der Grund ist oder ob sich die Einrichtung durch Umzug oder einfach mit der Zeit so verändert hat, dass ein Sofa oder Sessel nicht mehr ins Ensemble passt: Ein neuer Bezug kann den Charakter eines Stücks grundlegend verändern – und für lange Zeit: „Einen Designklassi­ ker, der fachgerecht aufgearbeitet wurde, müssen erst Ihre Kinder oder Enkel wieder neu beziehen“, sagt Mirza Music-Zander, Raum­ ausstatter und Co-Geschäftsführer von Unique Factory Berlin. Damit die neue Fassung dauerhaft Freude macht, sollte man des­ halb einiges prinzipiell bedenken: Wie stark wird der Bezug bean­ sprucht? Ein viel genutzter Fernsehsessel braucht einen Stoff mit hoher Scheuerbeständigkeit, steht ein Cocktail­sessel im Schlaf­ zimmer und es wird nur abends das Sakko darü­ bergeworfen, genügt unter Umständen ein Gewebe, das eigentlich für Vorhän­ ge gedacht ist. Gibt es im Haushalt Tiere oder Kleinkinder? Wird das Möbel star­ ker UV-­Strahlung ausgesetzt? In diesen Fällen sollte man Textilien mit Kunst­ faser­anteil erwägen. Sie gelten als pfle­

geleicht und bleichen kaum aus – sind allerdings nicht sonderlich „be­ziehungsfähig“. Anders Naturmaterialien: Sie fassen sich ange­ nehmer an, und mit der Zeit zeigen sie Spuren, entwickeln Patina: Ihr feiner Flor wird platt gedrückt oder abgewetzt, bei Samt etwa bildet sich irgendwann ein sogenannter Sitzspiegel, und Salzund-Pfeffer-Gewebe wirken zunehmend monochrom. Sind die technischen Ansprüche geklärt, stellt sich schließlich die Frage nach der Optik. Wehmut oder Übermut? Uni oder Mus­ ter? Möchte man historisch korrekt sein oder den Look gegen den Strich bürsten? Soll das Möbel sich einfügen oder darf es aus der Reihe tanzen? Oder gar beides? Auf den folgenden Seiten haben wir ein paar erste Anregungen zusammengestellt.

Für Gisbert Pöppler bezog Unique Factory (mehr Information auf ad-magazin. de) den Sessel re. mit „Vagues“ von Le Manach. Statt Le­der oder Canvas: Eileen Grays Daybed (u., von ClassiCon) steht auch Kvadrats auber­gine­­far­bener Samt „Harald 3“ gut.

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AD Design Summit

Design Summit Design Award 2019 Unsere Preisträger sind dieses Jahr nicht nur visionäre Gestalter – sondern auch ökologische Visionäre. Gewählt wurden sie von Design-Doyenne Rossana Orlandi, Interiordesignerin Maria Speake, AD-Chefredakteur Oliver Jahn und: von Ihnen!

Readers’ Award

Tex t Sally Fuls

„You can’t sit with us! Unless …“ Auf der Stockholmer Designmesse erteilte MUS per Kol­lek­tionsname Sitzverbot an jeden, der nicht an einem zir­ kulären Kreislauf mitarbeitet.

S chwe den

Im Norden nichts Neues! So will es das offizielle Manifest des schwedischen Designkollektivs Malmö Upcycling Service: „Unsere Produkte entstehen nur aus alten oder überschüssigen Materialien“, erklärt Gründerin Anna Gudmundsdottir (links, Mitte). „Unser Ziel ist ein Produktionskreislauf ohne Anfang oder Ende.“ Die Gruppe selbst ist so organisch wie ihr Thema: Mal sind MUS zu fünft, zu sechst oder (aktuell) zu acht. In jedem Fall sind sie „zusammen immer am stärksten“. malmoup cycling ser vice.com

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Fotos: Malin Falk; MUS

Malmö Upcycling Service


AD Design Summit

Architektur

„Das Projekt begann mit einem Inferno!“ Denn: Ein Feuer brannte die alte Kirche in Våler nieder. Surnevik errichtete einen pyramidalen Neubau aus Pinienholz und schuf – so der norwegische Volksmund – eine „Kathedrale des Waldes“.

Nor wegen

Nostalgie – würde man den gebauten Geometrien des norwegischen Architekten gerade nicht unterstellen. Und doch findet Surnevik Inspiration in der Vergangenheit: „Handgemachte Materialien, die seit Jahren vor Ort verbaut werden – das ist doch ein fast romantischer Link zur Geschichte.“ Zukunftsfähig werden seine Entwürfe durch neuste Technologien, etwa obligatorische CO2-neutrale Beheizung per Kamin (siehe die „PAN-Cabin“ ganz links). „Gefühlsbasierte neue Regionalarchitektur“ nennt Surnevik das Resultat. Eine britische TV-Produktion da­ rüber ist bereits abgedreht. e sp ensurnevik.no

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Fotos: Rasmus Norlander; Anne Bråtveit (2)

Espen Surnevik


AD Messe-Guide 30.1. bis 2.2. India Art Fair

Alles für die Agenda Bitte notieren: Die aufregendsten Termine in den Bereichen Architektur, Interior, Design und Kunst füllen schon jetzt die Kalender des neuen Jahres. Tex t Friederike Weißbach

Messe für zeitgenössische Kunst, Neu-Delhi Schaufenster eines Subkontinents: Plattform für indische Institutionen und internationale Galerien. i ndi aa r tfa ir.i n

F   ebruar 4. bis 8.2. Stockholm Furniture and Light Fair Fach- und Publikumsmesse für Möbel, Stockholm Die wichtigste Messe für skandinavisches Design zeitgleich zur Stockholm Design Week. stock hol m fu r ni t u rel ig ht fair.se

7. bis 11.2. Ambiente Fachmesse für Konsumgüter, Frankfurt Die über 4500 Aussteller gliedern sich in die Bereiche Tischkultur, Schenken und Dekoration. am b iente. messef r a nk fur t .com

14. bis 16.2. Frieze Los Angeles Messe für zeitgenössische Kunst, L. A. Neuster Ableger der Frieze-Messen, der die Bedeutung von L. A. für Kunst und Sammler beweist. f r i eze.com

26.2. bis 1.3. ARCO Madrid Messe für zeitgenössische Kunst, Madrid Rund 200 ausgewählte Galerien aus 30 Ländern, die Messe gilt als Brücke nach Lateinamerika. i fema .es /arco-m adr i d

Die PAD gibt es gleich zweimal, Anfang April im Pariser Jardin des Tuileries, (oben Opera Gallery), Anfang Oktober dann in London.

M   ärz

Januar

Messe für zeitgenössisches Design, Brüssel col l ec t ib l e.desig n

13. bis 19.1. IMM Cologne

17. bis 21.1. Maison & Objet

Fach- und Publikumsmesse für Einrichtung, Köln i mm-co l o gn e.de

Fachmesse für Möbel und Design, Paris m a i so n-o b j et.com

Deutschlands größte Messe für Möbel und Dekoration mit internationaler Bedeutung. Vor allem die deutschen Hersteller präsentieren schon hier ihre Neuheiten für das Jahr. Zeitgleich gibt es in zahlreichen Showrooms in der Stadt viel zu entdecken. In den letzten drei Tagen öffnet die zu Beginn dem Fachpublikum vorbehaltene Messe ihre Tore auch für interessierte Besucher.

Zweimal im Jahr zelebriert die Messe im lichten Parc des Expositions ihre Ausstellerkategorisierung nach Produkt (Objet) und Einrichtungsstil (Maison).

96

26.1. bis 2.2. BRAFA Messe für Kunst, Brüssel 133 internationale Galerien zeigen moderne und zeitgenössische Werke, Antiquitäten und Design. b r a fa .a r t

Die ausschließlich zeitgenössischem Design des 21. Jahrhunderts vorbehal­ tene Messe wird erst zum dritten Mal veranstaltet, weckt aber hohe Erwartungen. Auf den sechs zum Atrium of­ fenen Stockwerken des VanderborghtGebäudes präsentieren Galerien und Designer Unikate, Sonderanfertigungen und kleine Editionen. Die Exponate – alle zum Verkauf – verwischen die Grenze zwischen Kunst und Design.

Fotos: Francis Amiand; Jacques Pépion; Louis Vuitton; Eduardo Perez / © Vitra

5. bis 8.3. Collectible


Die ganze Pracht von 7000 Jahren Kultur (rechts Keramiken) zelebriert die TEFAF in Maastricht.

21. bis 26.4. Salone del Mobile Messe für Möbel, Mailand sal on emilano. it

5. bis 8.3. The Armory Show Messe für Kunst, New York Fokus der Ausstellung ist moderne und zeitgenössische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. th e a r m o r ysh ow.co m

7. bis 15.3. TEFAF Messe für Kunsthandwerk, Maastricht te fa f.co m

The European Fine Art Fair versammelt einige der wichtigsten Werke auf dem Kunstmarkt in ihren Hallen. Imposant ist die Bandbreite: von Antiquitäten, alten Meistern, Skulpturen, Schmuck bis zu modernem Design – rund 7000 Jahre Kunstgeschichte. 7. bis 15.3. Munich Creative Business Week Eventreihe für Kreativität, München Ambitionierte Plattform für designaffine Unternehmen, Gestalter und Designagenturen. m c bw.d e

8. bis 13.3. Light + Building Fachmesse für Licht- und Haustechnik, Frankfurt l i gh t-bui ldi n g. m es sef r a n k fu r t .co m

Die alle zwei Jahre stattfindende Messe gilt mit 220 000 Fachbesuchern und 2700 Ausstellern als Leitevent der Lichtindustrie und Trendgeber für Gebäudeautomation und Haustechnik. 12. bis 15.3. Münchner Stoff Frühling Fachmesse für Stoffe, München In Showrooms und Locations in der ganzen Stadt stellen Stoffediteure ihre neuen Kollektionen vor. s to ff-fr ueh li n g.de

19. bis 21.3. Art Basel Hong Kong Messe für Kunst, Hongkong Ableger der Art Basel für den asiatischen Raum mit Fokus auf Galerien mit regionalem Sitz. a r tba se l.co m / h o n g- ko n g

25. bis 28.3. Art Dubai Messe für Kunst, Dubai Neben moderner und zeitgenössischer Kunst gibt es einen kuratierten Bereich für Werke aus Lateinamerika, Afrika, dem Mittleren Osten und Asien. a r tduba i .ae

A   pril 1. bis 5.4. PAD Paris Messe für Kunst, Antiquitäten und Design, Paris p ad-fair s.com/p ar is

Die Paris Art + Design eröffnet unter ihrem Zeltdach im schönen Jardin des Tuileries jedes Jahr den Dialog zwischen moderner Kunst, historischem und zeitgenössischem Design und Schmuck aller Epochen. Die exklusivsten, hauptsächlich französischen Galerien präsentieren ausgewählte Exponate interessierten Besuchern und potenziellen Sammlern.

Die weltweit größte und wichtigste Möbelmesse lockt mehr als 370 000 Fachbesucher auf das Gelände der Fiera Milano in Rho. Hier werden die Neu­ heiten sämtlicher Hersteller präsentiert, Trends deutlich und Kontakte gepflegt. Zugleich sind viele der Aus­stellungen, Installationen und Events im Stadt­ zentrum auch dem Publikum geöffnet. Sie verwandeln Mailand für eine Woche in einen wahren Designzirkus. 23. bis 26.4. Art Cologne Messe für Kunst, Köln ar tcol ogne.com

Die Messe für moderne und zeitge­ nössische Kunst hat in 50 Jahren ihre Größe auf 180 Aussteller verzehnfacht. Renommierte, aber auch aufstrebende, junge Galerien offerieren die Werke von mehr als 2000 Künstlern.

4. und 5.4. Design Icons Amsterdam Verkaufsmesse für Vintage-Design, Amsterdam Mehr als 70 Händler aus ganz Europa bieten ausgewählte Interior-Objekte aus den 1930er- bis 1980er-Jahren an. Zu den Käufern zählen sowohl professionelle Einrichter als auch Designfans. des i gn -icons.com

Sämtliche Möbel-Neuheiten präsentiert der Salone del Mobile in Mailand. Zu sehen war zuletzt auch „Bulbo“ (o.), ein sonnenknolliger Sessel der Campana-Brüder für die Objets Nomades-Kollektion von Louis Vuitton. U.: Stühlestapeln mit Artek.


Neue Kollektive

Ein Plattenbau in Berlin-Lichtenberg erwacht zu neuem Leben: In einem Gerüst von vorgestern erfand ein visionäres Gestalterteam die Zukunft der Arbeit. Tex t Andreas Kühnlein

Fotos Ariel Huber


Architektur Projekt

M an hat die freie Auswahl. Ein Industrial-­ Panorama aus Rohren und Leitungen auf der einen Seite, auf der anderen zieht lautlos der Fluss vorbei. Am Ufer dümpeln Boote, in der Ferne wiegt sich der Wald. Die Dachterrasse der „Platte“, wie sie die Planer liebevoll nennen, ist wohl der spektakulärste Ort von Marina Marina, dem neuen Gemeinschaftsprojekt von Realace und SLOW in Berlin-Lichtenberg. Von hier hat man den Blick über das Gelände und das, was hier entstehen soll: ein Kreativ­ hub samt Ateliers, Büroräumen, Restaurant, Gästequartier und „Ritualraum“. Die Gegend wacht gerade erst auf, in ersten Baulücken herrscht Betriebsamkeit, dazwischen schläfrige Stille. In einem baugleichen Plattenbau ein paar Häuser weiter hat Deichkind gerade gedreht. Lichtenbergs Süden liegt noch weit genug ab, um nicht gleich in den Verdacht der Gentrifizierung zu kommen – allzu viel existierende Struktur gibt es hier am Spree­ufer nicht, und Wohnen ist in der Bann­meile um das Heizkraftwerk Klingenberg ohnehin nicht erlaubt. Man sei dem Projekt mit viel Wohlwollen begegnet, erzählen die Realace-­Partner und Initiatoren des Projekts Daniel Bormann und Edzard Brahms, die mit ihrem Team die archi­tektonische Gestaltung übernahmen. „Die Leute sind froh, dass endlich einer etwas aus dem Ort macht.“ Was genau, da waren sich Ämter und Banken lange Zeit nicht so ganz sicher. Warum den alten, seit Jahrzehnten leer stehenden Plattenbau nicht abreißen, was bitte ist ein Ritualraum, und überhaupt: wieso nicht gleich viel dichter bauen? „Campus“, sagt Claus Sendlinger, „das ist das richtige Wort.“ Ein Ort soll hier entstehen, an dem Leute zusammenkommen und sich von einer geteilten Idee leiten las­ sen. Sendlinger, ehemals Design Hotels-­ Chef, ist Hospitality-Pionier, Universalgestalter und Guru einer jungen, digitalen Kreativavantgarde, die die Verbindung aus Leben und Arbeiten sucht und Nachhaltigkeit zum Leitbegriff erkoren hat. Der Mann mit dem absoluten Geschmack hat den Ruf nach Authentizität, nach Anfassbarem und Selbsterfahrung früh erkannt und ein Geschäftsmodell daraus entwickelt. Seine gerade gegründete Firma SLOW macht die Entschleunigung zum Prinzip und zum

Reverenz an alte Raster: Die Original-Fassadenelemente hängten die Architekten von Realace vor der neuen, großzügig verglasten Front oben ein. Scheinbar schwerelos dreht sich die Betontür, die das SLOW-Büro in zwei Teile teilt (li. S.).

Akronym: sensibel, lokal, organisch, weise; übersetzt in schöne Räume gibt es das bereits in Tulum und auf Ibiza, nun also auch in Berlin. Das Projekt Marina Marina ist so etwas wie die businesslastigere Variante seiner Farm La Granja, eines Wabi Sabi-inspirierten Offsite-Paradieses, an dem die Gestalter von morgen die Entscheider von gestern abgelöst haben. Mit dem Umbau der Platte wollen Da­ niel Bormann und Niklas Rösemann, der

bei Realace die Bauleitung übernahm, auch ein viel geschmähtes Konzept rehabilitieren und vorführen, was sich aus der alten Substanz alles machen lässt. „Das Prinzip“, sagt Rösemann, „ist eigentlich genial: ein tragendes Gerüst aus Stahlbeton, der Rest frei verschiebbar, die Fassadenelemente einfach eingehängt.“ Sie versetzten den Bau aus den Sechzigern komplett in den Rohbauzustand, dann kamen Wände hi­ nein und mit der neuen, sanft geneigten

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Rausch

Retreat im Berg: Die MĂźnchner Raumgestalter von Holzrausch haben ihr erstes Haus gebaut. Ein Besuch im Holzturm der Familie Petri.


der

Stille Tex t Andreas Kühnlein

Por trät Thomas Skroch

Fotos Oliver Jais t

Zell am Ziller

Eine dunkle Sonne von Walter Maurer geht über dem Konstantin Grcic-­ Sofa in der Gästewohnung auf (li. S.). Küchenblock und Kamin sind direkt aus dem Betonkern des Holzhauses gegossen. Drei der sechs Etagen des Holzturms erheben sich aus dem Hang des Gerlosbergs, der Rest verschwindet in seinem Inneren.

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Sonderheft Dezember / Januar 2020

Immobilien Special Die schönsten Kaufobjekte 2019 /  20


I m m o b i l i e n 2 0 1 9   /  2 0

Architectural Digest. Stil, Design, Kunst & Architektur erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de Chefredakteur Oliver Jahn Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Art Director Inka Baron Managing Editor Eike Schrimm Stil Mona Bergers, Nina Luisa Vesic Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Art Department Viviana Tapia (Stv. Art Director), Selina Lang, Anastasia Novikova (Trainee) Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Krause, Sophia Lierl Autoren dieser Ausgabe Larissa Beham, Bettina Schneuer Fotograf dieser Ausgabe Divya Pande Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion / Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee) Publisher André Pollmann

Inhalt 6 Kaufobjekte Vom Glaspalast im Taunus bis zum kleinen Eiland im schwedischen Schärengarten, vom Traum-Chalet in Trois Vallées bis zum fünf Etagen einnehmenden Penthouse in New Yorks Woolworth Building von 1913 – wir zeigen die schönsten und spektakulärsten Immobilien auf dem Markt. 1 0 E i n N e u b a u - C h a l e t i n Ve r b i e r 16

24 Stilelite am Ufer Euroboden, Entwickler ambitionierter Architekturen, präsentiert sein neues Berliner Büro im Palais Eger.

26 Texanische Hochzeit Bei zwei Luxusprojekten in Houston trifft italienisches „fatto a mano“ auf den American Way. Eine starke Allianz!

Ein Schloss im Burgund

2 0 V i l l a C o r r a d o i m P i e m o n t

3 4 I n t e r n a t i o n a l e s I m p r e s s u m

Anzeigen / Vermarktung Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Christine Weinsheimer, Head of Digital Sales christine.weinsheimer@condenast.de, Tel. -466 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Carsten Schilkowski, Head of Creative Studio carsten.schilkowski@condenast.de, Tel. -365 Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135 Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 Einzelverkauf MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung) Herstellung Leitung Lars Reinecke, Director Production Digitale Vorstufe / Druck Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh Unternehmenskommunikation / PR Henrike Zock, Leitung Corporate Communications presse@condenast.de, Tel. -413 Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz

Cover: Sweden Sotheby’s International Realty; Foto: Divya Pande

26 Giorgetti in Houston


Mid Mod beim Meer André Lefèvre-Devaux war der Meister einer „Architektur des Verschwindens“: Seine Bauten verschmelzen mit der Landschaft – auch dieses Meisterwerk von 1972 am Cap Bénat. Lokaler Stein und Holz prägen den minimalistischen Bau mit maximalen Ausblicken von der riesigen Dachterrasse und den Veranden. Der über 2800 Qua­dratmeter große Garten am Kliff mit Stufen bis zum Strand wurde von Jean Mus angelegt. P r o v e n c e H a u s FR WF 236 m2 Preis auf Anfrage l e x p l o r e u r. c o m

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Klassiker der Gründerzeit Rarität in Charlottenburg, ums Eck vom Lietzensee: Stuck, Eichenparkett, geölte Dielen, Bleiglas, Flügeltüren, Spros­ senfenster und Wandtäfelungen – diese historischen Elemente wurden perfekt aufgearbeitet und gehen mit der neuen Küche und dem En suite-Bad eine Stilsymbiose ein. Weiter Hauptstadtblick vom Westbalkon dank viertem Lift-Stock.

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Fotos: L’Exploreur; Arnt Haug (2); Sweden Sotheby’s International Realty; Khuong Nguyen /  Fantastic Frank; Urheber- und Reproduktionsrechte: Le Corbusier, © F.L.C. /  VG Bild-Kunst, Bonn 2019

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Juwel an der Alster

Idyllisch gelegen auf der Uhlenhorst und mit eigenem Wasserzugang vom Südgarten: Am Feenteich steht eine Villenperle im viktorianischen Stil mit 17 Zimmern. 1860 entwarf sie Auguste de Meuron, Urgroßvater des Elbphilharmonie-Architekten. Nahezu alle Details sind erhalten, auch der CarraraBoden im Foyer, alles Technische ist saniert.

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Das Ostseeinselchen Gåsharskäret umfasst nur 1100 Quadrat­ meter. Sensibel und kleinteilig angelegt, splitten sich Wohn- und Nutzflächen auf fünf Gebäude. Auch ganzjährig nutzbar dank Sauna, Hot Tub, Specksteinöfen und Fußbodenheizung – dazu Öko-Klos von Cinderella. Eigener Bootsanleger auch am 100 Meter entfernten Festland.


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Stilelite am Ufer Euroboden, Entwickler ambitionierter Architekturen, zeigt das neue Berliner Büro.

E

ine Biografie, so wechselvoll wie der Plot einer Netflix-Saga: Das Palais Eger durchlief in bald 140 Jahren diverse Metamorphosen; heute dient es dem Immobilienentwickler Euroboden als Berlinrepräsentanz und verknüpft wie­ dererweckte Pracht mit zeitgenössischer Finesse. Rückblende: Als Architekten noch unverzagt mit opulenten Formen spielten, entstand 1881 diese dekorverliebte Villa. Sie barg bloß zwei Wohnungen übereinander, doch die umfassten je 17 Zimmer. Täfelungen aus Eiche, Intarsienparkett, fein geschnitzte Holzdecken, Verkleidungen aus Carrara-Marmor – die Gebrüder Eger, reiche Holzhändler, ließen sich ihr Domizil am Landwehrkanal sagenhafte 300 000 Goldmark kosten. Doch schon 1924 wurde massiv umgebaut: Aufstockung um sechs Etagen! Büros zogen ein, in den 50ern Umnutzung u. a. zur Schneiderei, in den 70ern zum Arbeiterwohnheim, 20 Jahre später zur Flüchtlingsunterkunft – in jeder Etappe deckten mehr Schichten das Schöne zu. Dann die Erlösung: 2001 wurde der heruntergekommene Bau saniert. Heute: Im Hochparterre residiert nun Euroboden; mit dem Londoner Büro David Kohn Architects und Nord Studio entstand ein fulminanter Mix aus Office, Showroom Markant ist der flächiund Salon. Die DNA des 1999 gegründe- ge Farbeinsatz (o. li. ten Unternehmens materialisiert sich in und o.): Jeden Raum prägen zwei Wandtö­der zeitlosen Modernität des Interieurs: ne und erzeugen so – Leuchten von Viabizzuno und Flos setzen als Reinterpretation die his­torische Hülle wie das heutige Mo- der klassischen Täfe­ lung – stark kontrasbiliar von Desalto, Vitra, Knoll und Pausti- tierende Stimmungen. an ebenbürtig in Szene. Eine neue aufre- Links: Tisch „Clay“ von Desalto im Foyer; gende Staffel im Architektur-Streaming Car­lo Scarpa entwarf der Berliner Baukultur! den prächtigen Lüster.

Fotos: Hiepler, Brunier; Planmaterial: David Kohn Architects

Te x t B e t t i n a S c h n e u e r


Einst Speisezimmer, heute Loungesalon: Originale Holzelemente, geschnitzt und bemalt, rahmen oben das Modulsofa von Paustian. Unten: Arbeitsräume zum Landwehrkanal mit Arbeiten von Hubertus Hamm.

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Texanische Hochzeit Bei zwei Luxusprojekten in Houston trifft italienisches „fatto a mano“ auf den American Way. Eine starke Allianz! Te x t L a r i s s a B e h a m

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Fotos Div ya Pande


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Oben: Ab ins Gästehaus! Wo heute die Küchenvorrichtungen hinter Giorgettis Holzverkleidung verschwinden, befanden sich ursprünglich Stallungen. Hier waren Pferde, Hühner und Ziegen untergebracht. Unten ein Blick ins Wohnzimmer: Das ShakerBlau­grau der Wände („Stormy Sky“ von Benjamin Moore) nehmen die Stühle „Mobius“ und das Sofa „Urban“ in ihren Bezügen und der Teppich „Match“ in seinem Dessin auf. Die angrenzende Veranda (linke Seite) entstand nach Originalplänen von 1909.

D

er Pas de deux der signalroten Kunststoff-Mohnblüten vor der Ostfassade verrät das Bündnis bereits: Die skulpturalen Lampenschirme zweier Außenleuchten umtändeln einander, wie es jahrhundertelang die Alte und die Neue Welt taten. Wie Italien und Texas. Hier, in #6 Courtlandt Place in Houston, ließ sich ein Investmentbanker 1909 eine prächtige Villa in der Hochzeitstorten-Ästhetik des Kolonialstils bauen. Sie gehörte zu einem elitären, privaten Straßenzug, der etwa zeitgleich entstand und in großen Teilen noch heute erhalten ist. Doch die eigentliche transatlantische Liebesgeschichte, von der die Rede ist, begann vor acht Jahren mit einem Sessel der italienischen Möbelmanufaktur Giorgetti: dem ikonischen „Progetti“. Den hatten die Immobilienentwickler Jerry Hooker und Jacob Sud­ hoff für das Foyer ihres damaligen Zuhauses ausersehen. „Er war bald das Stück, über das alle Besucher sprachen“, erinnert sich Hooker. Einige Zeit später entwarf das Paar, Hooker ist der Interior-,


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Cover: Krista Keltanen / Features  & More

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