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Im Gemüsebau gibt es kein Homeoffice

Florian Steiner

Wolfgang und Florian Steiner: “Im Gemüsebau gibt es kein Homeoffice“

In Kirchweidach, einer kleinen Ortschaft gut 100 Kilometer östlich von München, und nur einen Katzensprung von der österreichischen Grenze entfernt, liegen die Betriebe von den Brüdern Wolfgang und Florian Steiner, die in Zusammenarbeit mit der REWE Group konventionelles und biologisches Fruchtgemüse anbauen. Das Jahr 2020 lief bei den Brüdern, trotz aller Umstände, sehr gut. Das sei auch den von Anfang an strengen Regeln und deren konsequenter Umsetzung zu verdanken: “Im Gemüsebau kann man nicht mal so einfach ins Homeoffice.“

Trotz vereinzelter Phasen von Hamsterkäufen sei die Jahresplanung gut umsetzbar gewesen: “Zu Beginn der Krise sind wir kaum hinterher gekommen, seitdem hat sich aber alles wieder normalisiert. Die Veränderungen am Markt spüren wir dank unserer direkten Kooperation mit der REWE weniger, und sie haben sich nicht strukturell auf unsere Betriebe ausgewirkt.“ Sowohl in Wolfgangs konventionellem, als auch in Florians Biobetrieb habe man einen gleichmäßigen Anstieg der Nachfrage verzeichnet.

FINETUNING IM NEUEN GEWÄCHSHAUS IN EMMERTING

Wolfgang Steiner hat im vergangenen Jahr sein neues Gewächshaus in Emmerting in Betrieb genommen, in welchem unter moderner LED-Beleuchtung auch im Winter Tomaten geerntet werden können. Bisher sei er sehr zufrieden mit der Investition: „Wir sind nach wie vor dabei mit dem neuen LED- und Entfeuchtungssystem laufen zu lernen. Wir arbeiten am Finetuning des Gewächshauses, um unsere Erträge noch weiter zu optimieren. Der Geschmack stimmt bereits – das ist für uns immer noch der wichtigste Faktor.“

Steiner hatte schon am alten Standort in Kirchweidach bereits auf 2,2 Hektaren mit Beleuchtung gearbeitet und konnte so feststellen, dass es noch Bedarf am Markt gibt. „Allerdings hatten wir in Kirchweidach noch mit älteren Lampen gearbeitet, daher haben wir uns für Emmerting für effizientere LEDs entschieden.“ Diese passen gut ins abgerundete Energie- und Nachhaltigkeitskonzept seines Betriebes und seines

Blick auf das neue Gewächshaus in Emmerting Die neue Verpackung

Abnehmers REWE, so der Unternehmer: „In Emmerting bekommen wir die Energie aus einem benachbarten Kraftwerk. Dazu kommen die LEDs, die im Vergleich zu herkömmlichen Lampen 35% Energie sparen.“

Die Frage, ob es überhaupt notwendig und vertretbar sei, im Winter Tomaten anzubauen, habe man sich natürlich auch gestellt: „Wir wollen aber das ‚Big Picture‘ sehen und alle Faktoren mit einbeziehen. Die Auswahl an einheimischem Gemüse im Winter ist klein, die Nachfrage nach Tomaten auch in der kalten Jahreszeit groß, und wenn sie nicht regional zu haben sind, werden sie eben importiert. Dann kommen beispielsweise die Emissionen beim Transport oder die Wasserproblematik im Herkunftsland ins Spiel. Diese Lücke am Markt können wir nun mit regionaler Ware schließen.“

Passend zum neuen Gewächshaus wurde ein neues Hochregallager gebaut und ein neues System zur Qualitätskontrolle eingeführt: „Wir haben unsere Prozesse weiter standardisiert, so können wir einerseits unseren Gärtnern ein schnelles positives Feedback zu ihrer Arbeit geben, und andererseits schnell eingreifen und unsere Prozesse anpassen, falls mal etwas nicht ganz passt. In unserem neuen Hochregallager liegt der Fokus auf Automatisierung und Digitalisierung. Wir können direkt auf Daten aus dem Gewächshaus und Klimadaten zugreifen um die Steuerung im Lager zu optimieren“, so Wolfgang Steiner.

Florian Steiner hatte sein Gewächshaus im Jahr 2019 offiziell eröffnet und geht die Dinge etwas gelassener an. „Wir haben im Bioanbau eine große Auswahl von Produkten – fünf Sorten Tomaten, Paprika und Gurken – da gibt es auch ohne Neubau und neue Technik noch genug zu tun“, lacht er.

„Seit letztem Jahr komplett Plastikfrei“ Die Verpackungsdiskussion ist im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie etwas in den Hintergrund gerückt, bei Wolfgang und Florian Steiner war sie jedoch trotzdem an der Tagesordnung. Beim BIOhof wird das Fruchtgemüse schon seit letztem Jahr vollkommen Plastikfrei verpackt. „Wir haben sowohl bei der REWE Markt GmbH, als auch bei anderen Ketten die der REWE Group angehören, vollkommen auf Kartonverpackungen für unsere Produkte umgestellt“, so Florian Steiner.

„Für unsere konventionellen Produkte haben wir zusammen mit einem Verpackungshersteller selbst einen Snackbecher entwickelt. Dieser kommt im Sommer für die ersten Tests auf den Markt. Wenn die Verpackung vom Kunden gut angenommen wird, sollen viele weitere unserer Produkte in plastikfreier Verpackung folgen. Die plastikfreie Schalenverpackung ist im Bereich Fruchtgemüse noch immer ein großes Thema“, erzählt Wolfgang Steiner.

Planungssicherheit dank Vertragsanbau Als die Familie Steiner vor einigen Jahren die Kooperation mit der REWE Group begann, hatte man natürlich abwägen

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Wolfgang Steiner Paprika im Steiner Gewächshaus

müssen, ob man sich von einem einzigen Abnehmer abhängig machen möchte. Heute sind sich die Brüder einig: Sie bereuen die Partnerschaft ganz und gar nicht.

„Als Erzeuger profitieren wir von der geregelten Saisonplanung, in der wir im Voraus genau abstimmen können, in welcher Periode welche Mengen benötigt werden. Wenn es doch mal mehr Ware gibt – schließlich ist Fruchtgemüse immer noch ein Naturprodukt und von äußeren Umständen abhängig – kann REWE den Mengendruck mit Werbungen regulieren. Wir werden in solchen Situationen nicht alleine gelassen und das kann nicht jeder Erzeugerbetrieb von sich behaupten.“

Gleichzeitig motiviere und inspiriere man sich zu neuen Projekten. „Wir müssen natürlich gewisse Vorgaben des Lebensmitteleinzelhandels erfüllen, bekommen aber im Gegenzug auch Unterstützung bei der Umsetzung von neuen, innovativen Ideen – wie unserer neuen plastikfreien Verpackung. Die Entwicklungen können gemeinsam schnell, nah am Markt und entsprechend des Bedarfs der Konsumenten umgesetzt werden.“

Auch in Sachen Nachhaltigkeit trumpft für die Steiners der Vertragsanbau: „Die Mengen, die wir produzieren, sind effizient ausgesteuert. So gibt es weniger Verluste entlang der Kette: Die Lagerzeit kann verringert werden, dadurch hält sich das Produkt im Laden und beim Konsumenten letztendlich länger. So können Lebensmittelabfälle im Handel und bei den Verbrauchern zuhause vermieden werden.“ Wolfgang und Florian sagen abschließend: „Die Planungssicherheit, die wir dank des Vertragsanbaus für die REWE Group erreichen, ermöglicht es uns innovative Projekte umzusetzen, nachhaltiger zu produzieren und unsere Betriebe für die Zukunft fit zu machen.“ (LH) 

W.Steiner@gemuesebau-steiner.de f.steiner@biohof-kirchweidach.de

Paprika ist auch ein für den Fernexport hervorragend geeignetes Produkt. Die Vereinigten Staaten etwa sind ein wichtiger Absatzmarkt, doch auch jenseits des Kanals haben die niederländischen Paprikahändler einen guten Markt gefunden. Der Brexit macht es allerdings sehr spannend. Anfang Januar sah es gut aus und die niederländische Paprika schien sich gut zu behaupten, auch aufgrund der relativ niedrigen Einfuhrzölle im Vergleich zu anderen Produkten. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob dies auch weiterhin so bleibt.

In den niederländischen Poldern wurden in letzter Zeit sehr viele neue Paprika-Gewächshäuser errichtet. Soziale Medien bringen Fotos von strahlend weißer Unterlegplane, dicht gedrängten neuen Anbaurinnen und frischen grünen Gemüsepflanzungen. Die Paprikaerzeuger lehnen sich nicht zurück, soviel ist klar. Und die Saison 2021 hat eigentlich noch nicht einmal begonnen. Zeit also, mit ein paar Leuten ‘vom Fach’ einen Blick auf die dort gerade stattfindenden tollen Marktentwicklungen zu werfen. Fotos und Flächenangaben sind nämlich nicht alles.

Wenn es einen Moment zum Investieren gibt, dann jetzt, scheint manch ein Paprikaproduzent in den vergangenen Jahren erkannt zu haben. Das Jahr 2020 war ein gutes Paprikajahr, und auch in den beiden vorangegangenen Saisons konnten einige Erzeuger einen finanziellen Puffer aufbauen. Nach Jahren des relativen Stillstands in Bezug auf Innovation und Expansion holen Sie nun auf. „Ich schätze, dass die Flächenzunahme etwa 40 bis 50 Hektar betragen wird,“ kalkuliert Ton van Dalen, der kaufmännische Direktor des Anbauverbandes Oxin Growers. „Das scheint ein großer Schritt zu sein, und das ist es auch, aber es geschieht durchaus kontrolliert, und es baut auch nicht jeder neu hinzu. Immer wieder gibt es Erzeuger, die aufhören. Tatsache ist, dass die derzeitige Aufholjagd gut ist und die Branche am Leben erhält.“

Bei der derzeit auf dem Markt gesehenen Bautätigkeit ist es wichtig, zwischen Neubauten zur Erweiterung und Neubauten zur Renovierung des Gewächshauses zu unterscheiden. Viele Produzenten haben Letzteres in der Vergangenheit getan, so Marco Bergman, Paprikaverkäufer beim Anbauverband Harvest House. „Viele ältere Gebäude sind renoviert worden. Von daher denke ich, dass es stimmt, dass ein relativ großer Teil der Bautätigkeit Paprikaproduzenten betraf. Die allgemeine Stimmung auf dem Markt ist derzeit nämlich gut. Gleichzeitig weiß jeder, dass die Dinge nicht immer gut laufen. Es wird auch wieder schwierigere Momente geben. Jetzt ist also ein guter Zeitpunkt, um zu investieren.“

INVESTIEREN

Wilbert van den Bosch, der bei Peppers Unlimited angebundene Paprikaproduzent, investiert derzeit im Koekoekspolder. Vor einigen Jahren konnte er ein fast 14 Hektar großes Stück Land kaufen, auf dem gerade ein mehr als 6 Hektar großes Gewächshaus gebaut wird. „Dieser Plan fällt sicher nicht in ein gutes Jahr,“ deutet er an. „In den vergangenen Jahren haben wir in Bezug auf Renovierung und Erweiterung nicht viel getan. Für zukünftiges Wachstum haben wir daher dieses Grundstück gekauft. Bald können wir das Gewächshaus gut mit unserem bestehenden Unternehmen koppeln.“

Der Produzent, der 2005 von Moerkapelle in den Polder nach Ijsselmuiden gezogen ist, und zwar wegen der dort vorhandenen Ausbreitungsmöglichkeiten, sieht jetzt, wie die Grundstücke um ihn herum reißenden Absatz finden. Umfangszunahme nennt sich das. Mit einem größeren Betrieb können die Produzenten mit Größenvorteilen punkten und international besser konkurrieren, auch über den Selbstkostenpreis. „Ein größeres Gewächshaus bedeutet aber auch, dass man eine größere Anzahl von Mitarbeitern um sich herum braucht. Das ist und bleibt eine Herausforderung.“

Ein anderer Produzent, Arnaud van Dijk von VD Holland, stimmt dem zu. Er hat mit seinem Betrieb in den vergangenen Jahren die erforderlichen Wachstumsschritte unternommen und kaufte Ende 2020 noch ein weiteres, 12 Hektar großes Grundstück hinzu. Mit dem noch zu bauenden Gewächshaus kommt der Produzent dann auf 45 Hektar. Arnaud verkauft seine Ware unter der Marke Paprico über den Anbauverband Growers United. „Wenn man mit

Für orangefarbene Paprika war 2020 ein gutes Jahr. Orange nimmt mehr und mehr den Platz von Grün im Mix ein.

festen Verträgen arbeitet, ist die finanzielle Sicherheit größer und Investitionspläne lassen sich besser abstimmen.“

KLIMA

Dylan van Raaij von Growers United ist unter anderem für den Verkauf von Van Dijk zuständig. Ihm fällt auf, dass Produzenten, die ‘gute Jahre’ hatten, das verdiente Geld jetzt ‘zurück in Ihre Gewächshäuser’ stecken. Das tun viele Produzenten noch stets mit Gewächshäusern in den Niederlanden, wobei der Paprikaanbau wie bei vielen anderen Gewächshausgemüsesorten auch ins Ausland verlagert wird. „Genau so ist es,“ stimmt Dylan zu. „Noch verlagern die Produzenten ihre Produktion nicht ins Ausland, wie sie das bei Tomaten schon häufiger tun. Langfristig sehe ich da durchaus auch bei Paprika Chancen, aber so einfach ist es im Moment offenbar noch nicht.“

Auf die Frage hin, ob die Produzenten Arnaud oder Wilbert jemals daran gedacht haben, ins Ausland zu gehen, lautet die Antwort in beiden Fällen: „Nicht wirklich.” Arnaud: „Ich gehe allerdings davon aus, dass es eines Tages in diese Richtung gehen wird, so wie Beraterfirmen und Banken es erwarten. Wir bei VD Holland sind allerdings regelrechte Kontrollfreaks und wollen alles in der Nähe behalten. Im Ausland ist das ja schwieriger, es sei denn, man etabliert sich dort wirklich. Dann beginnt man aber sowieso bei Null.” Auch Wilbert hat den Schritt noch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. „Wir haben schon mal darüber nachgedacht, etwa in Deutschland einen Anbau zu starten, um das Produkt dort leichter verkaufen zu können, aber konkret wurde daraus nichts. Vergessen Sie auch nicht, dass der Standort Niederlande für den Anbau von Paprikas ideal ist, mit einem Klima, das für den Anbau von Paprika besser geeignet ist als im wärmeren Süden oder im kälteren Osten. Selbst im Vergleich zu Belgien und Deutschland ist das Klima hier manchmal gemäßigter.”

IMAGE

Apropos Klima: Das war, wie Corona im Jahr 2020, ‘eine Herausforderung’ – besonders im Sommer bei enormer Hitze. Arnaud: „Während der sehr heißen Wochen sahen sogar wir mit unseren fortschrittlichen Gewächshäusern einen Qualitätsrückgang. Im Ausland ist es dann noch schwieriger. Auch die Verfügbarkeit von Wasser ist ein großes Plus. Hier ist es noch immer leicht erhältlich – so wie immer häufiger die Erdwärme. Verschiedene Paprikaproduzenten profitieren davon und machen ihre Produkte noch ‘grüner’. „Das trägt zum positiven Image bei, das unser Produkt mehr und mehr hat.“

Auch sein Mitbewerber Wilbert als Produzent sowie die Händler Ton und Marco verweisen

auf das positive Image der Paprika. Gerade im abgelaufenen Corona-Jahr kam es auf die Gesundheit an. „Letztes Jahr haben wir einen Anstieg beim Verkauf gesehen, vor allem beim Einzelhandelsabsatz”, sagt Marco. „Der Hobbykoch scheint zu wissen, was er mit Paprika machen kann, mehr noch als mit anderem Gewächshausgemüse. Im vergangenen Jahr hatten wir durchweg eine gute Nachfrage des Einzelhandels. Es gab immer irgendwo eine gute Promotion oder eine Aktion, die dem Verkauf geholfen hat. In anderen Jahren schien die Nachfrage komplett auszubleiben.” Mit anderen Worten: Die Volumina fanden guten Absatz – sogar in die Vereinigten Staaten, einem wichtigen Fernexportziel. „Schon bald nach dem ersten Coronaschock ging immer etwas per Luftfracht in die Vereinigten Staaten. Ein Schlupfloch wurde dabei bewusst immer offen gehalten.” Zusätzliche Nachfrage kam auch aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Norwegen, Schweden und Großbritannien. „Ich gehe davon aus, dass die Exporte im letzten Jahr um etwa 5 % gestiegen sind”, sagt Ton. „Es wurden demnach nicht unbedingt neue Märkte erschlossen, aber der Verbrauch hat deutlich zugenommen – auch in den Niederlanden. Wir sind auch deshalb im Vorteil, weil wir von hier aus, im Umkreis von etwa 800 Kilometern, immer innerhalb eines Tages nach der Ernte liefern können. Es kann passieren, dass, selbst wenn ein Erzeuger ein Gewächshaus in Deutschland hat, die Ware aus den Niederlanden zwar von weiter her kommt, aber dennoch früher ihr Ziel erreicht.”

ENTWICKLUNG

Für Paprikaproduzenten ist Januar der Monat, in dem auf eine neue Saison hingearbeitet wird. Für den Handel ist es die Importsaison. Paprikas kommen oftmals aus Spanien, wo die Fläche seit einiger Zeit auf Kosten der Tomaten zunimmt. In den Niederlanden wird dieses Wachstum genau beobachtet. „Jedes Jahr gibt es in beide Richtungen eine gewisse Überschneidung beim Übergang vom spanischen zum niederländischen Produkt. Das führt dann schon zu Konflikten”, so Marco. Wenn die Paprikabelichtung in niederländischen Gewächshäusern noch nicht wirklich Fuß gefasst hat, so liegt das teilweise am großen ausländischen Angebot. Der Produzent Wilbert hat zwar eine Belichtung, aber sie ist nicht voll eingeschaltet, um Paprika im Januar so anzubauen, als ob es Juni wäre. „Das Problem sind die dürftigen Winterpreise. Es ist einfach nicht rentabel, in den Niederlanden mit Belichtung in die volle Produktion zu gehen. Außerdem ist es, anders als z.B. bei Tomaten, noch nicht so, dass die Belichtung wirklich eine deutliche Mehrproduktion schafft. Im Moment ist es vor allem eine Möglichkeit, den Anbau zu steuern und eventuell ein wenig zu verfrühen.”

Für Peppers Unlimited bedeutet das, dass die erste vorsichtige Ernte um die 5. Kalenderwoche herum stattfinden kann. Dylan zufolge sollte man auf die 8. Woche hinarbeiten. Vorhersagen traut er sich nicht zu. „Aus meiner Erfahrung heraus muss immer etwas passieren, damit es eine gute Saison wird. Im vergangenen Jahr hat sich das wieder bewahrheitet. Leider ist das so.” Doch auch er sah für 2020 ein gutes Jahr für die Orangefarbenen voraus. „Bei einem Flächenrückgang war das zu erwarten.” Für 2021 sieht Ton ‘etwas Bewegung bei den Farben’, unter anderem zwischen gelb und rot, oder auch, weil die Erzeuger nach virusresistenteren Sorten suchen.

Und was ist mit Grün? Hans Derks, kaufmännischer Leiter bei Harvest House und während des Interviews zusammen mit Verkäufer Marco, ist klar, dass die Fläche nach und nach zurückgeht. „Der Trend geht dahin, dass Grün jedes Jahr nach und nach weniger wird, unter anderm zugunsten von Orange. Man sieht diese Farbe immer öfter in der Mischung. Wir verwenden jetzt zur Hälfte Grün und zur Hälfte Orange in der Mischung.“ Der Kunde ist König. Denen liegt weder an einer Vergrößerung der Fläche noch am Bau eines neuen Gewächshauses, aber sie wollen leckere Paprika essen, weil das gesund ist. Ton: „Das derzeitige Interesse gilt Gemüse im Allgemeinen und Paprika im Besonderen. Davon profitieren wir alle. Und mit den jetzigen Fortschritten bei den Neubauten sieht es auch für die kommenden Jahre gut aus.“

In letzter Zeit haben wir immer mehr Fotos dieser Art von Bauarbeiten im Paprika-Land gesehen, obwohl Neubauten normalerweise mehr hervorstechen als Erzeuger. Bilder und Zahlen sind nicht alles.

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Luc Vanoirbeek, Copa-Cogeca: “Die ganze kette muss verantwortung zeigen”

Als Präsident der europäischen Arbeitsgruppe für die Obst- und Gemüsebranche von Copa-Cogeca, der Stimme der Produzenten und Agrargenossenschaften in der EU, leitet Luc Vanoirbeek die Arbeitsgruppe, die sich derzeit mit einigen großen Herausforderungen in der Obst- und Gemüsebranche beschäftigen muss. Luc, der auch Generalsekretär des Verbands der belgischen Gartenbaukooperativen ist, beleuchtet in diesem Interview den Zustand der europäischen Obst- und Gemüsebranche, die Ziele der Farm to Fork-Strategie der Europäischen Union und spricht über Nachhaltigkeit und Handel.

Wie steht es um die Obst- und Gemüsebranche in Europa?

“In diesen Covid-Zeiten haben wir uns als Obst- und Gemüsesektor in Europa gehalten. Es ist außergewöhnlich, dass wir dazu in der Lage gewesen sind. Die Preise waren höher, das müssen wir ehrlich sagen. Insbesonders um den März herum waren die Preise besser, was uns als Branche einen höheren Umsatz bescherte. In Europa sehen wir, dass der Absatz von Gemüse und Obst um 9 bis 10 % höher liegt. Obst hat von den Steigerungen stärker profitiert als Gemüse. Auf der anderen Seite hat Obst in den letzten Jahren mit sehr schlechten Zahlen zu kämpfen gehabt. Es ist also eher eine Korrektur in Bezug auf die Vergangenheit. Auf der anderen Seite gab es zusätzliche Kosten durch die Maßnahmen, wie z.B. Social distancing, und die Kollegen in Spanien und Italien mussten mehr zahlen, um ausreichend Personal zu bekommen.“

“Es fällt auf, wie schnell wir wieder zur Normalität zurückkehren. In ganz Europa machten wir uns Sorgen um das Gastgewerbe und das Catering und haben einen erhöhten Verbrauch von Obst und Gemüse zu Hause gesehen, aber wenn diese Maßnahmen wegfallen, kommen wir schnell wieder zum normalen Umsatz zurück. Ein paar Dinge aus dieser Zeit werden haften bleiben, aber von einer Trendwende beim Obst- und Gemüsekonsum gehe ich nicht aus. Wir sprechen fast ausschließlich über Covid, aber wir sollten nicht vergessen, dass die Gartenbaubranche ihr Kerngeschäft bei Klima und schlechtem Wetter hat und Dinge wie etwa die Marmorierte Baumwanze in Italien auch 2020 eine Rolle gespielt haben.”

Wie beurteilt die AGF-Branche die Farm to Fork (Hof zum Teller)-Strategie, die die Europäische Kommission als einen Eckpfeiler des Green Deals vorgestellt hat und bei der Nachhaltigkeit im Vordergrund steht?

“Farm to Fork“ ist ein zu Recht ambitioniertes Programm. Seitens der Obst- und Gemüsebranche finden wir es großartig, dass ein Programm aufgelegt wird, welches uns durch die Fokussierung auf gesunde Lebensmittel einen Schub geben wird. Die Bedingung muss aber sein, dass es bezahlbar, fair und realistisch ist. Nachhaltigkeit war schon immer eines der Elemente, bei dem vor allem die Erzeugerorganisationen die Vorreiterrolle übernommen haben. Sie arbeiten schon seit Jahrzehnten an wiederverwendbaren Verpackungen. Belgische, deutsche und holländische Auktionen haben schon vor Jahren die Initiative für das Euro Pool-System ergriffen. Solche Vorstellungen von Nachhaltigkeit haben wir schon. Die Erzeugerorganisationen investieren in Forschung, was dann dazu führt, dass die Versuchsbetriebe mitziehen, wenn die Erzeugerorganisationen gut verflochten sind. Innovation ist bereits unser Anliegen, und das werden wir in Zukunft weiter ausbauen.“

“Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, müssen wir uns vor ökologischen Leckagen hüten. Ich bin nicht für eine Mauer um Europa, aber wir sollten auch nicht naiv sein. Die Entwicklungen beim Fruchtgemüse finden vor allem außerhalb Europas statt, in Ländern wie etwa Marokko und Weißrussland, wo Obst ein ungehemmtes Wachstum erlebt. Nachhaltigkeit: ja, aber wir müssen aufpassen, dass überall die gleichen Maßstäbe angelegt werden. Farm to Fork ist sehr ehrgeizig und es ist gut, Ehrgeiz zu haben, sonst passiert nämlich nichts. Aber das muss fair sein. Es muss bezahlbar und realistisch sein, und es muss fair sein. Als primäre Branche wollen wir unseren Teil dazu beitragen. Der Gartenbau ist Teil der Lösung, nicht des Problems. Wir müssen auch sehen, dass wir uns in Europa sowohl auf den Hof als auch auf die Gabel konzentrieren. Die gesamte Kette muss Verantwortung übernehmen. Es kann nicht der Sinn sein, dass alle Anstrengungen und Belastungen auf den Erzeuger abgewälzt werden und der Rest der Kette sagt: Wisst ihr was, Ihr habt jetzt einfach dafür zu sorgen, dass das alles in Ordnung ist, aber wir werden dafür nicht aufkommen.“

Welchen Standpunkt vertritt Copa Cogeca in der Diskussion um die oftmals als unzureichend empfundene Vergütung des Primärproduzenten?

“Wir stellen ebenso wie die gesamte Gesellschaft fest, dass die Bemühungen um Nachhaltigkeit nicht bezahlt werden. Wir sehen Initiativen in jedem europäischen Land, wie Zero-Residue in Frankreich,

Responsibly fresh Goodness By nature in Belgien oder PlanetProof in den Niederlanden, aber auch die spanischen und italienischen Kollegen bemühen sich um Nachhaltigkeit. Wenn man das in eine bessere Vergütung ummünzen will, kommt der Markt ins Spiel. Die Farm to Fork-Strategie setzt auch beim Verbraucher ein wenig Einsicht voraus. Meines Erachtens ist das sehr wichtig. In jeder Umfrage sagen die Leute, dass ihnen Nachhaltigkeit und faire Preise wichtig sind, aber diese Haltung wird komplett ausgeblendet, sobald sie den Laden betreten, denn dann geht es um den Preis. Copa-Cogeca spricht dies an, aber es ist im Wesentlichen eine Frage des Marktes. Wie wir jeden Tag lernen: der Markt lässt sich nicht besiegen. Der Verbraucher spielt eine maßgebliche Rolle. Nur wenn der Verbraucher bereit ist, für nachhaltigere Produkte auch tatsächlich mitzuzahlen, kann man tatsächlich von einer nachhaltigeren Agrar- und Lebensmittelkette sprechen. Um dies zu erreichen, ist also ein Umdenken beim Verbraucher erforderlich. Schließlich sind sowohl die Supermärkte als auch die Verbraucher für das Kaufverhalten verantwortlich.“

“Man sollte aber auch nicht leichthin den Supermärkten die Schuld geben, denn auch dort sind die Margen nicht riesig. Es ist eine gesellschaftliche Entscheidung, für bestimmte Nachhaltigkeitsaspekte zu zahlen. Das ist ein langfristiges Ziel, weshalb ich denke, dass Farm to Fork der richtige Ansatz ist, denn man muss den Verbrauchern transparent darlegen, was sie kaufen. Was steckt dahinter, wie ist die Qualität, wie wurde es produziert? Das wird sich in naher Zukunft noch nicht auszahlen, aber vielleicht im Jahr 2025 oder 2030. Wir brauchen eine Kehrtwende, und die kann man nicht erreichen, indem man nur auf den landwirtschaftlichen Hof schaut. Das alleine wird nicht die Lösung sein.” “Ich glaube auch nicht, dass Subventionen und Steuern bei unterschiedlichen nationalen Ansätzen die Lösung sind. Irgendwann könnte man zum Beispiel in den Niederlanden beschließen, eine Fettsteuer einzuführen, aber in Belgien oder in Deutschland nicht. Das wäre so, als würde man in die Zeit Ludwigs XIV. zurückgehen, mit regionalem Ansatz, wobei jeder seinen eigenen Zeitplan und seine eigenen Maße hat. Es wäre Wahnsinn, wenn wir das tun würden. Wenn wir in Europa sagen, dass wir einen europäischen Ansatz verfolgen wollen, sind sich alle einig, aber jedes Land möchte auch speziellen Ausnahmen berücksichtigt wissen. Wir werden die europäischen Mitgliedstaaten doch davon überzeugen müssen, etwas mehr Kompetenzen an Europa abzutreten. Obwohl die Zeit dafür jetzt noch nicht reif zu sein scheint, werden wir diese Richtung doch einschlagen müssen.“

In der Vergangenheit haben Sie Ihre Besorgnis über den gesellschaftlichen Druck auf Pflanzenschutzmittel zum Ausdruck gebracht. Vor welchen Problemen steht die Branche hier?

“Die Farm to Fork-Strategie besagt, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 50 % reduziert werden soll. Dann muss man aufpassen, dass durch die Zulassung von weniger Produkten Resistenzen entstehen können. Unser Klima verändert sich, die Welt verändert sich und der Krankheitsdruck verändert sich. Wir bekommen neue Krankheiten und Seuchen. Wenn man dann seinen Werkzeugkasten aussortiert, muss man gut aufpassen, dass der Kampf nicht verloren geht. Damit werden wir in Italien konfrontiert, wo die Marmorierte Baumwanze mit den vorhandenen Mitteln eigentlich nicht mehr bekämpft werden kann. Das sollte man bei der Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln auch bedenken.“

“Man sollte immer darauf achten, dass Pflanzenschutzmittel von den Landwirten auf die angemessenste Art und Weise eingesetzt werden. Denn das kostet enorm viel Geld, zu viel zu verwenden ist unklug. Das hat auch mit deren eigener Gesundheit zu tun. Sie können sich hundertprozentig auf die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln konzentrieren, aber letztlich kommt es auf das Resultat an. Dann bin ich dabei. Ich denke, dass auf diesem Gebiet durch die Anwendung von Precision Farming noch vieles möglich ist, aber es ist ein sehr zäher Prozess. Die Leute meinen, Reduktion sei ein Selbstläufer, was aber nicht stimmt. Weniger Auswirkungen, das ist in Ordnung. Das ließe sich durch Eingriffe bei der Veredelung erreichen, um resistentere Sorten zu züchten.“

“Das ist eine sehr interessante Diskussion, vor der sich im Moment alle drücken. Sie sehen, dass man sich sogar vor der Zulassung cisgener Techniken drückt,

obwohl das eine Möglichkeit ist, Pflanzen widerstandsfähiger zu machen und die Veredelung zu beschleunigen, was uns wirklich voranbringen würde. Die jetzt entwickelten Impfstoffe verwenden die gleiche Technologie. Aber wenn es um den Primärbereich geht, verstecken wir uns hinter der öffentlichen Meinung. Eine Möglichkeit gibt es aber. Ich sehe nämlich auch, dass die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln auf Biozide und andere Produkttypen setzen. Das ist fantastisch, aber bitte beachten Sie, dass diese Produkte nicht billiger sind. Ich weigere mich übrigens, Schwarzmaler zu sein, wir werden Dinge hinbekommen. Aber wir brauchen eine faire Behandlung und man muss uns Chancen geben.“

Die Europäische Kommission fördert die ökologische Landwirtschaft in der EU mit dem Ziel, bis 2030 25 % aller landwirtschaftlichen Flächen ökologisch zu bewirtschaften. Wie beurteilen Sie dieses Ziel?

“Ich habe Schwierigkeiten damit, wenn dadurch der Eindruck erweckt wird, dass Bio die einzige Form des nachhaltigen Anbaus ist. Das glaube ich nicht, denn auch integrierter Anbau kann sehr nachhaltig sein. Lässt es sich noch verbessern? Ja, aber auch Bio hat seine Grenzen. Wir sollten uns nicht gegenseitig als besser oder schlechter bezeichnen, das ist anders. Bio ist eine andere Art des Anbaus, mit bestimmten Vor- und Nachteilen. Genau wie beim integrierten Anbau. Farm to Fork setzt sich bestimmte Ziele, und wenn wir diese nicht erreichen, so erweckt das den Eindruck, als täten wir nicht das Richtige. Damit bin ich nicht einverstanden. Es ist schön zu sagen, dass Biologisch wachsen muss und ich denke, dass dies auch wirtschaftliches Potenzial hat. Aber wenn wir jetzt Farm to Fork entlang seiner Ziele weiter verfolgen, befürchte ich, dass der Markt zusammenbricht und damit auch das Wirtschaftsmodell in Frage gestellt wird. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht hat das seine Grenzen. Ich würde auch gerne diskutieren, was Bio bedeutet. Ich bin nicht davon überzeugt, dass der geschützte Anbau im Boden nachhaltiger ist als der Anbau auf recycelten Kokosmatten. Dann frage ich mich, was der Umweltnutzen des Anbaus im Boden ist.”

Was sind für Sie wichtige Aspekte beim Streben hin zu mehr nachhaltigem Anbau in Europa?

“Wir bei Copa-Cogeca betonen die Kreislaufwirtschaft. Wenn wir alle auf recycelte Verpackungen setzen würden, könnten wir einen großen Schritt nach vorne machen. Lassen Sie uns darüber nachdenken, wie wir das Recycling wieder ins Bewusstsein rücken können. Europa könnte dabei eine Rolle spielen. Erzeugerorganisationen erhalten im Rahmen der Gemeinsamen Marktordnung Geld, da könnte man auch die Verwendung von Mehrwegverpackungen fördern. Das wäre ein konkreter Schritt nach vorne. Aber auch Werbung und Aufklärung halten wir für wichtig, um den Leuten zu erklären, was Lebensmittel sind. Der Begriff ‘saisonal’ ist den Verbrauchern nicht mehr zu vermitteln. Wir haben immer alles in ausreichender Menge zur Verfügung. Aufklärung ist sehr wichtig und wir brauchen dafür auch Mittel. Wir haben nicht die Möglichkeiten von Coca Cola oder Unilever. Wir werden also europäische Unterstützung brauchen, und die gibt es. Dafür müssen wir uns wirklich engagieren.“

Was sind derzeit die größten Probleme für den AGF-Handel?

“Kurzfristig ist es wichtig, dass der Binnenmarkt bei Ausbreitung des Covid-Virus offen bleibt. Europa hat in der ersten Zeit gute Arbeit geleistet, indem es die Märkte offen gehalten und die Freizügigkeit der Menschen garantiert hat. Aber nehmen Sie das nicht als selbstverständlich hin, denn das ist es nicht. Es wird in der kommenden Zeit darauf ankommen, die Bewegungsfreiheit von Saisonarbeitern zu erhalten. In erster Linie besteht die Herausforderung für den Handel demnächst im Brexit. Niemand weiß genau, wie sich das weiter entwickelt. Solche Übergänge verheddern sich immer in den Details. Die Fallstricke lauern bei der Verpackung oder bei Zollformalitäten.“

“Aber auch die Schließung des russischen Marktes im Jahr 2014 hat einen gigantischen Einfluss auf den Obsthandel in Europa gehabt. Ich fürchte, dass dies allmählich zu einem festgefrorenen Konflikt wird und dass wir noch mehrere Jahrzehnte davon gebeutelt werden. Das ist natürlich keine gute Entwicklung, denn Russland wird immer eigenständiger, so dass es dort zu echten Verschiebungen kommt, die uns das Leben schwer machen werden. In Belgien und den Niederlanden haben wir eine sehr aktive Exportpolitik für unser Obst und Gemüse. Wir konzentrieren uns so intensiv auf den Export, daß wir es schaffen, nach Mexiko, China, Brasilien, Thailand, Indonesien oder Vietnam zu gehen. Das ist fantastisch, aber es handelt sich um kleine Mengen. Das ist nice to have, aber nicht entscheidend. Früher machte Russland 30 % aus, und das lässt sich damit nicht kompensieren.“

Sie haben die Wechselseitigkeit der Handelsbeziehungen in der EU als ein Problem bezeichnet. Dazu gehörte auch die Beseitigung von Handelsbarrieren zwischen der EU und Drittländern. Handelsabkommen sind nun allerdings immer ein großes Thema. Welchen Stellenwert haben solche Vereinbarungen für die Branche?

“Handelsabkommen sind notwendig, aber was mich ärgert, ist deren selektive Wahrnehmung in der öffentlichen Meinung. An einer Stelle gab es einen Aufstand wegen des CETA-Handelsabkommens mit Kanada, bei dem sich die Wallonie wie ein Asterix-Dorf in Europa diesem Handelsabkommen entgegenstellte. Das haben wir nie verstanden. Ein Handelsabkommen bietet Regeln dafür, wie Länder in Zukunft Handel miteinander pflegen. Wird es da immer einen Ausgleich geben? Ich denke, dass das nie ausbalanciert sein wird. Das geht einfach nicht. Zum Beispiel ist Mercosur sehr nachteilig für die Tierbranche in Europa, aber vorteilhaft für die Automobil- und Pharmabranche. Das sind immer Bereiche, über die diskutiert werden muss.“

“Wir versuchen, so konkret wie möglich mit den Ländern zu arbeiten und uns an den jeweiligen Wünschen zu orientieren, und dann versuchen wir, dafür Lösungen zu finden. Das Abkommen mit Kanada scheint eine Chance zu sein, da haben wir mittlerweile Zugang bekommen. Doch dann geraten wir in Konflikt zwischen Traum und Wirklichkeit. Wir haben Zugang, aber Kanada ist ein riesiges Land mit 36 Millionen Einwohnern, die über das ganze Land verteilt sind. Da muss man als Exporteur dann ein Geschäft aufbauen wollen. Ich habe die Vereinigten Staaten gewissermaßen abgeheftet. Schauen wir mal, was da passiert. Viel erwarte ich nicht. Obwohl ich mich über den neuen Präsidenten freue, sollten wir nicht vergessen, dass es auch zu Obamas Zeiten nicht ganz einfach war, Äpfel in die USA zu exportieren. Obwohl sie vorgeben, die großen Förderer des freien Welthandels zu sein, sind die USA sehr protektionistisch. Gespräche sind im Gange, aber von denen erwarten wir nicht viel. Vietnam kommt in Bewegung. China importiert weiterhin fünf Millionen Kilo europäische Birnen pro Jahr. Die Probleme bleiben bestehen. Dennoch sehe ich Handelsabkommen nicht als etwas Negatives an. Man muss Handelsabkommen abschließen, aber man muss dabei natürlich auch fair bleiben. Es kann nicht sein, dass durch Handelsabkommen einseitig Produkte zugelassen werden, die unseren Markt verzerren und für die andere Regeln gelten müssen. Dann hört‘s auf.“ (MW) 

luc.vanoirbeek@vbt.eu