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Starker Anstieg der Nachfrage nach Verpackungen aus Wellpappe

Motor sind zunehmende Online-Verkäufe und der Wunsch, Plastikverpackungen zu vermeiden: Starker Anstieg der Nachfrage nach Verpackungen aus Wellpappe

Die Welt verändert sich und mit ihr die Konsumgewohnheiten. Das zentrale Amt für Statistik (CBS) berichtet, dass die Verbraucher als Folge der Corona-Maßnahmen anders konsumieren. Die Online-Verkäufe haben stark zugenommen, um 43 % im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr, und Food ist einer der Bereiche, der davon profitiere, mit einem Anstieg von 6,9 % im Jahr 2020. All diese Waren müssen verpackt werden und oftmals entscheidet man sich dabei für Wellpappe. “Die Nachfrage nach Verpackungen aus Wellpappe im Jahr 2020 ist dadurch stark gestiegen,“ verkündet die Corrugated Benelux Association (CBA), der Benelux-Fachverband der Wellpappenindustrie, in einer Pressemitteilung. “Außerdem ist Wellpappe eine nachhaltige Verpackung und daher bei den Verbrauchern beliebt. Karton ist zunehmend ein Ersatz für Plastik.“

EINMALIGER GEBRAUCH

Eine Entwicklung, die auch William Roelse, kaufmännischer Leiter von De Jong Verpakking, so sieht. Das Unternehmen konzentriert sich auf Verpackungen aus Wellpappe für die Food- und Non-Food-Industrie, AGF

William Roelse

GEEIGNETE VERPACKUNG

“Bei der Verpackung kommt es darauf an, dass sie so gut es geht zum Geschäftsmodell eines Unternehmens passt,“ sagt Eelke Westra, Programmmanagerin Postharvest Quality bei Wageningen Food & Biobased Research, das zur Wageningen University und Research gehört, über die Wahl der Verpackung.

Eelke Westra sieht, dass Nachhaltigkeit immer mehr auf der Tagesordnung steht

Dabei spielt die Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. “Es fällt auf, dass Nachhaltigkeit immer mehr im Vordergrund steht.“ Bestimmend bei der Wahl der Verpackung ist jedoch, dass die Produkte ihre Qualität behalten und zu einem wirtschaftlich vertretbaren Preis gut zum Verbraucher transportiert werden können. Wageningen Food & Biobased Research hilft dabei, den Übergang von Plastik zu alternativen Materialien zu vollziehen, indem es diese Fragen quantifizierbar macht. “Wir berechnen zum Beispiel den Fußabdruck von Materialien und beraten hinsichtlich der Funktionalität und Recyclingfähigkeit eines Materials. Wir führen auch Experimente mit Verpackungen und Produkten durch, um die Haltbarkeit darzustellen.“ Auf dieser Basis kann sich ein Unternehmen entscheiden, welche Verpackung sich jeweils am besten eignet. Eelke verweist auf das derzeit laufende Projekt Verpackungen und Verluste, an dem sich Unternehmen mit Fallbeispielen beteiligen können. “Dabei werden Alternativen zu fossilen Kunststoffen begutachtet, um möglichst nachhaltig entscheiden zu können.“

KARTON

Zu den in Frage kommenden biobasierten Materialien gehören Papier und (Well-)Pappe. Eelke fällt auf, dass die Verwendung dieses Verpackungsmaterials auch in der Obst- und Gemüsebranche zugenommen hat, da die Verbraucher Obst und Gemüse zunehmend online kaufen. „Das muss transportiert werden, und auf der Vertriebsebene wird Karton eben traditionell gerne eingesetzt. Karton eignet sich hervorragend, um lose Produkte handlicher zu machen und sie vor mechanischer Beschädigung zu schützen.“ Ein weiterer Grund für die Verwendung von (Well-)Pappe ist die Vermeidung von Kunststoff. Das reicht von der Großverpackung für die Import- und Exportströme bis hin zu den Kartonschälchen für z.B. Strauchtomaten oder Äpfel für den Verbraucher. Ein weiterer Vorteil ist, dass Papier und Pappe einmalig verwendet werden können und es ein gut funktionierendes Recyclingsystem für das Material gibt.

SICHTBARKEIT

Eelke macht geltend, dass beim Recyceln die Verwendung von Mono-Materialien vorzuziehen ist. Wenn z.B. eine Kunststoffbeschichtung auf dem Karton erforderlich ist, ist es schwieriger, das Material zu recyceln. Für Lebensmittelanwendungen werden übrigens fast immer neue Rohstoffe verwendet, da es Diskussionen über die Lebensmittelsicherheit aufgrund möglicher Kontaminationen durch u.a. Farbreste gibt, die aus früherer Verwendung stammen. Einer der Nachteile von Karton ist, dass er nicht transparent ist. „Wir sind mit Plastik aufgewachsen und daran gewöhnt, das Produkt durch die Verpackung zu sehen. Das ist mit Wellpappe und Papier nicht möglich. Es muss eine Lösung gefunden werden, um den Verbrauchern Gewissheit zu geben, dass die Packung gute Produkte enthält.“ 

www.wur.nl/packwithimpact

Wellpappe ist aufgrund gestiegener Online-Verkäufe gefragt

und E-Commerce. „Derzeit gibt es ganz allgemein aufgrund des zugenommenen E-Commerce aufgrund von Covid eine große Nachfrage nach Wellpappe.“ Auch in der AGF-Branche nimmt er eine Zunahme der Nachfrage wahr. Der kaufmännische Leiter unterscheidet zwischen schützenden Transportverpackungen – wie sie schon seit langem häufig für den Transport von AGF verwendet werden – und Verbraucherverpackungen, die von den De Jong Packaging-Tochtergesellschaften Karpack und De Jong Ecocups hergestellt werden. „Die Verpackungen für Tomaten oder Äpfel zum Beispiel werden zunehmend von Plastik auf Papier und Wellpappe umgestellt.“ Einer der Vorteile sei ihm zufolge, dass Transportverpackungen aus Wellpappe nur einmal verwendet werden, was die Übertragung von Viren und andere Verunreinigungen verhindert. „MehrwegKunststoffgebinde werden zurückgenommen, aber trotz der Reinigung können die Kisten manchmal noch mit bestimmten Pflanzenviren belastet sein. Es ist definitiv von Vorteil, dafür Wellpappe zu verwenden.“ Außerdem kann Wellpappe bedruckt werden, so dass Lieferanten ihren Kunden etwas mitteilen können.

KREISLAUF

Ein weiterer Vorteil ist, dass Papier als Rohstoff für Wellpappe ein nachhaltiges Produkt ist. „80 bis 85 % der von uns verwendeten Papiere werden aus alten Papierströmen recycelt, mit denen neues Papier hergestellt wird.“ In diesem Kreislauf sieht William einen Mehrwert. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit. Die Gesellschaft will es so. Die Schaffung eines geschlossenen Kreislaufs – die Herstellung von neuem Papier aus recyceltem Material – bietet einen Mehrwert.“ William fällt auf, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen vom Verbraucher ausgeht, was auch während der Kreislaufwirtschaftswoche im Februar deutlich wurde. „Die Verbraucher haben genug von Plastik, die Großmärkte reagieren darauf, und dann landet die Nachfrage bei uns.“

ROHSTOFFE

Die gestiegene Nachfrage nach Wellpappe schlägt sich auch im Preis für das Rohmaterial nieder. „Eine zunehmende Nachfrage nach Papier, verbunden mit einem in einigen Regionen Europas knapperen Angebot des Rohstoffs (Alt-)Papier, macht sich nach allgemeinen wirtschaftlichen Grundsätzen im Preis dieses wichtigsten Rohstoffs bemerkbar“, ließ der Branchenverband CBA wissen. Der Brexit ist einer der Gründe, warum weniger Rohmaterial für Wellpappe verfügbar ist. „Auf europäischer Ebene fällt auf, dass sich die Lieferung von Altpapier und Karton aus England durch den Brexit etwas verzögert. Und China, wo die Wirtschaft wieder anzieht, importiert von diesem Jahr an wieder Zellstoff und Recyclingpapier.“ Übrigens ist die Sammlung von Altpapier in ganz Europa Covidbedingt schwierig.

STEIGERUNG

Auch bei De Jong Verpakking ist ein Anstieg der Rohstoffpreise als Folge der gestiegenen Nachfrage deutlich zu spüren. „Man sieht, dass da gerade etwas passiert, die Nachfrage nach Papier bleibt hoch. Auch die Preise für andere Rohstoffe steigen.“ William gibt zu bedenken, dass der Papiermarkt ein globaler Markt ist, dessen Preise immer schwanken. Er erläutert, dass sich der jetzige Preisanstieg nach dem starken Rückgang Ende 2019 wieder einpendelt. „In den kommenden Monaten wird sich die Situation aufgrund der Covid-Impfungen vielleicht wieder ändern. Wie sich dies auf die Wellpappenindustrie auswirken wird, ist schwer vorherzusagen, aber bei Betonung der Nachhaltigkeit sieht die Zukunft für Wellpappe positiv aus.“ (MW) 

w.roelse@dejongverpakking.com