EFAtec 2020

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06 / PLENARY SESSION LIVING WITH AI – OPPORTUNITIES AND CHALLENGES FOR SOCIETY Gerald Bast (Angewandte), Anab Jain (Superflux), Gabriele Kotsis (JKU Linz) // Chair: Andreas Jäger ARTTEC in cooperation with University of Applied Arts, Vienna

Gerald Bast, Rektor Universität für Angewandte Kunst in Wien, hielt gleich zu Beginn dieser Session, die eine alternative, künstlerische Herangehensweise an die Wissenschaft wagte, fest: Schon das European Research Area Board habe vor ein paar Jahren einen neuen, holistischen Weg gefordert, da technologische Fragen allein nicht die Lösung für bestehende Probleme bieten würden. Dieser Ansatz sei nun gefordert. Aktuell löse die Künstliche Intelligenz eine bislang unüber­ troffene technologische Revolution aus. Obwohl Werner Heisenberg schon 1927 seine Unschärferelation postuliert hat, würden die Politik und das Bildungssystem fast hundert Jahre danach noch immer dem linearen Prinzip folgen, das nur ein Ja oder Nein kennt. „Nur Künstlern und Quantenphysikern ist es erlaubt, dieses Paradigma zu durchbrechen“, so Bast. Warum sind Werkzeuge wie das Arbeiten mit Ungewissheit, das Denken in Alternativen, das Verändern von Perspektiven, die Suche nach unüblichen Verbindungen oder das Nützen von Vorstellungskraft nur Künstler*innen vor­behalten? „Wir können das Rennen gegen die Maschine nicht gewinnen“, betonte Gerald Bast, aber sie als Werkzeug nutzen. Menschen können die Regeln ändern und Realitäten dekonstruieren und außerhalb der coding box denken. Das Leben mit der AI bedeutet mit einer neuen Denkart zu leben. Seine Utopie: eine Welt, in der freie Menschen von Robotern und selbstlernenden Maschinen 16

anstatt von Sklaven bedient würden. Gabriele Kotsis, Professorin für Computerwissenschaften an der Johannes Kepler University in Linz, ging auf die drei Dimensionen Intelligenz, Smartness und Emotion ein, die wir uns generell von Zukunftstechnologien erwarten können. Smartness ziele hierbei auf den raschen Einsatz von Intelligenz in schwierigen Situationen wie etwa bei smarten Autos. Und Maschinen können „Emotionen“ haben. Das zeigte schon das von Joseph Weizenbaum 1966 entwickelte, sehr einfache Konversationsprogramm ELIZA. Schon damals hatten Menschen bald vergessen, dass sie mit einer Maschine sprachen und kommunizierten sehr offen. Mittlerweile gibt es mit Emotics schon eine eigene Sprache für Emotionen und Roboter können die menschliche Mimik nachahmen. „Menschen und Maschinen sind in unterschiedlichen Disziplinen gut. Meine Vorstellung ist, und das ist auch unser aktuelles Forschungsthema, ein Human Machine Teaming“, so Kotsis. Anab Jain, Design-Professorin an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Mitbegründerin von Superflux in London, zeigte wiederum anhand des Systems Wald – einer sozialen Gemeinschaft von Bäumen, die mit unterirdischen Netzwerken verbunden mittels Wurzeln, Pilzen und Bakterien über weite Entfernungen mittels Botenstoffen kommunizieren und ein nachhaltiges System bilden –, dass man für neue

Dinge andere Zugänge benötige. AI-Systeme wurden zwar mit Unmengen an Daten gefüttert, haben aber kein Alltagsverständnis – etwa darüber, was mit einem Glas passiert, das vom Tisch fällt. Und die Systeme würden zudem Vorurteile aufgrund der zugeführten Daten erzeugen, wie viele Beispiele zeigen. „Wie können Menschen und AI zusammenarbeiten, um wie ein fühlender, empfindsamer Wald neue Kooperationsformen zu entwickeln“, erklärte Jain. Künstliche Agenten könnten etwa neue Möglichkeiten für ökologische Solidarität eröffnen. Ein Wald sei eigentlich ein Wood Wide Web, eine „super alien intelligence“. In Zukunft müsse man sich weniger vor intelligenten Maschinen fürchten, sondern davor, dass unsere Vorstellungen und Ideen etwa durch Empfehlungs­ systeme beeinflusst und eingeschränkt werden. „Die Gefahr besteht, dass wir von unseren Tools remastered werden“, so Jain. Deshalb, so das Podium, sei es besonders wichtig, dass das Bildungssystem anstatt dem heutigen Replizieren kritisches Hinterfragen fördere. Dann bestehe die Hoffnung, dass AI uns dabei helfe, große Probleme, wie etwa die Bewältigung des Klimawandels, zu lösen.

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