EFAtec 2020

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02 / PLENARY SESSION BUILDING A TRUSTWORTHY ECONOMY Alex ‘Sandy’ Pentland (MIT) // Chair: Andreas Jäger

Alex ‘Sandy’ Pentland, Professor for Media Arts and Sciences sowie Toshiba Professor am MIT in Cambridge/Massachusetts, ging in seinem Video-Vortrag und dem folgenden Chat mit Moderator Andreas Jäger auf den zunehmenden Vertrauensverlust in Institutionen, Regie­ rungen und die digitale Wirtschaft ein – oft verursacht durch massive Datenschutz-Verletzungen. Die Hauptfrage: Wie lässt sich im Zeitalter der Digitalisierung ein für alle Segmente der Gesellschaft faires ökonomisches System aufbauen? „Für den Aufbau einer vertrauenswürdigen Wirtschaft sind zuerst einmal Verlässlichkeit und Kontrolle erforderlich“, so Pentland. Aktuell hätten die Menschen aber kein Vertrauen mehr in die Daten- und AI-Industrie. Und selbst das Vertrauen in die Regierungen sei stark gefallen. Dagegen müsse rasch etwas unternommen werden, um größeren Schaden für die Gesellschaft zu vermeiden. „Wir müssen unser Denken verändern“, sagte Pentland. Anstelle von diktierten autokratischen Regeln für alle, bedürfe es mehr gegenseitiges Lernen sowie lokale, Community-basierte Strukturen. Die Menschen und Communities müssten wieder selbst über die Nutzung ihrer Daten entscheiden können. Erst dann kann wieder in Datenauswertungen und auf Technologien wie Künstliche Intelligenz vertraut werden. Um dies zu erreichen, sollten zuerst einmal entsprechende Regularien zum Urheberrecht und der digitalen Identität geschaffen werden. „Menschen müssen die Möglichkeit haben, ihr Territorium in der digitalen Sphäre abzustecken“, so 8

Pentland, „das ist aber in vielen Staaten nicht möglich.“ Deshalb sei dies auch ein wichtiges Ziel der UN Sustainable Development Goals. Ein weiterer wichtiger Punkt: Anstatt Daten bedingungslos zu teilen, sollte es besser eine Art Lizensierungsmodell geben, bei dem die eigenen Daten nur für einen bestimmten Zweck und Zeitraum freigegeben werden. Eine Computerarchitektur, Open Algorithms, ermögliche dies schon. Der Pionier für dieses System sei Estland. Hier werden die Daten nicht geteilt, sondern Fragen gestellt, die die Dateneigner beantworten oder nicht. Der Verzicht auf große Datenseen mache das System zudem viel sicherer. „Vertrauen ist etwas Menschliches“, meinte Pentland, “vertrauenswürdig ist etwas, wenn das System in deinem Interesse arbeitet.“ In Gesellschaften mit hohem Vertrauen interagieren die Menschen oft und divers. Und mit der Diversität der Interaktionen steige zugleich das soziale Vertrauen, wie Studien in Großbritannien zeigen. Mit einem Vertrauensindex lassen sich etwa zugleich die Entwicklung des BIP, der Verbrechensraten oder der Kindersterblichkeit vorhersagen. Vertrauensbasierte Communities gab es schon vor vielen Jahren. „Nun sehen wir, dass sich erste ´Daten-Gewerkschaften´ bilden“, so Pentland. Erste Communities würden schon heute ihre wirtschaftliche Entwicklung durch die Nutzung ihrer Daten dramatisch verbessern. Wichtig sei aber hier wie etwa auch in Gesundheitssystemen, dass nicht jede Lösung für jede Community passt. Das Modell "One size fits all" wird zu "One size fits none".

Moderator Andreas Jäger with Alex "Sandy" Pentland, Professor at the Massa­ chusetts Institute of Technology (MIT) (livestream from Boston)

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