Der Monat | Mai 2014

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MAI 14 www.dermonat.li

FINANZPLATZ: Von der Frankenwährung zum Währungsvertrag GESCHICHTE: Vor 75 Jahren – Huldigung für Franz Josef II. FORSCHUNG: Big Data – Das Schlagwort der Stunde


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Alpenland Verlag AG Feldkircher Strasse 13 FL-9494 Schaan


I N H A LT | E D I T O R I A L

Nach dem Franken kamen die Banken 3

Liechtenstein ist ein internationaler Finanzplatz. Zu den Grundsteinen dafür zählen die Einführung des Schweizer Frankens, der Einbezug in den Währungsraum des Frankens und Wir blicken nochmals auf die Zeit zurück, das zwei Jahre nach der Überals der Schweizer Franken eingeführt wurde nahme der schweizerischen Währung 1926 in Kraft gesetzte Personen- und Gesellschaftsrecht. Der Titel «Nach dem Franken kamen die Banken» reimt sich zwar, ist aber nur richtig, wenn eine PA N O R A M A 4 lange Zeitspanne ins Auge gefasst F I N A N Z P L AT Z wird. Denn bis der Bankenplatz Von der Frankenwährung die heutige Grösse erreichte, war zum Währungsvertrag 6 der EWR-Beitritt notwendig. KUNSTDENKMÄLER Wir blicken Die erste Huldigung nochmals auf die Zeit zurück, als Der Kirchhügel Bendern 9 der Schweizer Franken eingeführt wurde. HISTORIKERKOMMISSION Wir haben noch eine Korrektur Geimeinsame Aufarbeitung der Günther Meier zur April-Ausgabe: In der Rofen gemeinsamen Geschichte 10 Chefredaktor «Der Monat» berg-Kapelle in Eschen findet VOR 70 JAHREN nicht nur die jährliche «Kappile 7. Mai 1944 13 Kelbi» und sporadisch eine Andacht statt, wie wir GESCHICHTE schrieben, sondern regelmässig wird seit einem Vor 75 Jahren Jahr in dieser Kapelle eine Messe gefeiert. An jedem Huldigung für Franz Josef II. 14 Sonntag um 19 Uhr. NACHGEFRAGT

Herbert Rüdisser Geschäftsführer der Post

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FORSCHUNG

Big Data - Das Schlagwort der Stunde

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GEOLOGIE

Wissenswertes über unsere Felsen

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N AT U R S C H U T Z

Mehr Natur im Siedlungsgrün

TA G D E R A R B E I T

Feierstunde statt Demonstration

K U LT U R

Kunstmuseum vor der Eröffnung

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IMPRESSUM: 8. Jahrgang, Nr. 87, Mai 2014, 18 750 Exemplare HERAUSGEBER: Alpenland Verlag AG, Feld­kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li REDAKTION: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, redaktion@dermonat.li VERLAGSLEITUNG: Max Meinherz, Tel. +423 239 50 20, m.meinherz@gutenberg.li SEKRETARIAT: Eva Rubin, Tel. +423 239 50 30, office@gutenberg.li ANZEIGEN: Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@gutenberg.li GESTALTUNG: Gutenberg AG SATZ UND DRUCK: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan PAPIER: PlanoSpeed, 100 g/m² ONLINE: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.li TITELBILD: Die Bank in Liechtenstein sollte ursprünglich als Notenbank gegründet werden, wurde 1920 aber zur Universalbank. (Foto: Günther Meier)

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MAI 2014


PA N O R A M A

Kräftiges Wachstum der Ivoclar Vivadent Ivoclar Vivadent mit Hauptsitz in Schaan gehört weltweit zu den führenden Anbietern von innovativen Materialsystemen für qualitativ hochwertige dentale Anwendungen. Eine umfassende Produkt- und Systempalette, intensive Forschung und Entwicklung und ein klares Bekenntnis zur Aus- und Weiterbildung bilden die Grundlagen für den Unternehmenserfolg. Der globale Gesamtumsatz der Ivoclar Vivadent-Gruppe betrug 2013 insgesamt 747 Millionen Franken. Das Umsatzwachstum betrug 14 Prozent. Im europäischen Markt gelang es, die Umsätze in Lokalwährungen um 1 Prozent zu steigern. Der Geschäftsgang in Nordamerika entwickelte sich mit einem Zuwachs von 5 Prozent positiver. Die Märkte Lateinamerika mit einem Plus von 19 Prozent sowie Orient und Afrika mit einem Zuwachs von 5 Prozent wiesen ein deutliches Wachstum auf. Das Wachstum in Asien/Pazifik betrug 4 Prozent. Für 2014 wird erneut gesamthaft ein Zuwachs erwartet. Dazu wird die Präsenz im Ausland weiter ausgebaut. Geplant ist die Eröffnung von Niederlassungen in Österreich, in der Ukraine und in ­Indonesien.

Neue Arbeitsplätze geschaffen Auch 2013 konnten in Liechtenstein neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Zunahme betrug 491 auf 36'320 Arbeitsplätze, was einem Zuwachs von 1,4% entspricht. Zuwächse hatten folgende Gemeinden: 2013 2012 Zuwachs n  Vaduz 9490 9384 106 n  Balzers 3270 3442  42 n  Schaan 8910 8712 198 n  Planken   70   61   9 n  Eschen 4450 4382  68 n  Gamprin 2390 2299  91 n  Ruggell 1260 1233  27 n  Schellenberg  210  208   2 Nur in den drei Gemeinden Triesen, Triesenberg und Mauren sind leichte Abnahmen an Arbeitsplätzen zu verzeichnen. (Quelle: Amt für Statistik)

Foto: Günther Meier

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Foto: Ivoclar Vivadent

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Rheinberger-Jahr 2014 Aufführung einer Messe Der MGV-Kirchenchor Ruggell feiert zusammen mit den «Cantores St. Martin» aus Eschen das Rheinberger-Jahr mit der Aufführung der «Missa a Capella» von Philipp Schmutzer. Chorregent Schmutzer (1821 – 1898) war der Lehrer von Josef Gabriel Rheinberger in Feldkirch. Bei der Messe handelt es sich um die einzige Messkomposition Schmutzers, die ursprünglich als «Fastenmesse» vorgesehen war. Die erste Aufführung findet am Sonntag, 25. Mai 2014 um 10 Uhr in der Pfarrkirche Ruggell statt. Weitere Aufführungen sind in Eschen und Feldkirch geplant.

Geplante Klinik gegen Stressfolgen In Liechtenstein ist eine neue Privatklinik für Stressfolgeerkrankungen geplant. Die Regierung hat am 25. März 2014 eine provisorische Betriebsbewilligung für das Projekt erteilt. Die Initianten wollen 28 Millionen investieren und 40 neue Arbeitsplätze im Gesundheitsbereich schaffen. Der Bedarf nach einer Klinik gegen Stressfolgen ist in Liechtenstein und der Region vorhanden, weil die vorhandenen psychiatrischen Kliniken weitgehend ausgelastet sind. Die geplante Privatklinik richtet den Fokus nicht auf allgemein psychische Krankheiten, sondern gezielt auf Stressfolgeerkrankungen. Der Standort wird in den nächsten Wochen entschieden. Mit der Inbetriebnahme wird 2016 ­gerechnet. MAI 2014


Energieträger Erdgas Mehr Biogas-Kunden

Foto: Postkarte

Foto: Ärzte ohne Grenzen

Die Erdgasversorgung Liechtenstein kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2013 zurückblicken. Mit einem Anteil von 22,1% am Gesamtenergieverbrauch bleibt Erdgas in Liechtenstein ein wichtiger Energieträger und steht neben der Elektrizität mit 29,7% an der Spitze des Gesamtenergieverbrauchs in Liechtenstein. Erdgas ist auch bei den Kunden beliebt, denn 2013 konnten 115 neue Kunden registriert Ärzte ohne Grenzen werden. Durch die Neukunden und den kalten Winter 2013 erhöhte Ausstellung in Vaduz sich der Absatz an Erdgas um 6%. Als erfreulich wertet die Gasver «Haiti wurde soeben von einem Erdbeben sorgung, dass die Anzahl der Biogas-Kunden stetig ansteigt. Gesamterschüttert. Die Folgen sind verheerend: Die haft haben sich bereits 10% der Kunden für Biogas entschieden. Zahl der Verletzten geht in die Tausende. Es ist eine Katastrophe von bisher unbekanntem Ausmass und wir brauchen dringend Menschen, die Miss Liechtenstein den Verletzten helfen. Sie haben ein paar Stun Erinnerung an erste Wahl den, um ihre Sachen zusammenzupacken. Ihr Die amtierende Miss Liechtenstein hat eine lange Amtsdauer, Flug in die haitianische Hauptstadt Port-auPrince ist bereits gebucht. Viel Glück!» Nach eidenn ihre Krönung liegt schon ein paar Jahre zurück. Die erste Missnem kurzen Briefing werden die Besucher der Wahl in Liechtenstein fand 1994 statt, das sind bereits 20 Jahre her. Ausstellung «face it» auf dem Peter-Kaiser-Platz Damals stellten sich elf Kandidatinnen der strengen Jury. Als Schönsin Vaduz auf Einsatz geschickt – wie in Wirkte im Lande wurde Carmen Königsdorfer aus Vaduz auserkoren. lichkeit die freiwilligen Mitarbeitenden der OrEbenfalls auf dem Podest posierten Irene Wohlwend aus Nendeln und ganisation «Ärzte ohne Grenzen». Anhand verDenise Falk aus Vaduz. Auch international erregte die erste Missschiedener Notfallszenarien – Haiti nach dem Wahl in Liechtenstein, die von Alfred Lampert aus Vaduz organisiert Erdbeben, eine Cholera-Epidemie in der Demoworden war, etliche Aufmerksamkeit. Der «Blick» berichtete: «Die kratischen Republik Kongo oder Mangelernäh1,73 Meter grosse Schönheit mit den Traummassen 91 – 62 – 90 hat rung im Tschad – wird dem Publikum die Arbeit blaue Vergissmeinnicht-Augen, goldblondes Lockenhaar, ein adeligvon Ärzte ohne Grenzen in ihren unterschiedlizurückhaltendes Lächeln.» chen Facetten näher gebracht. Die verschiedenen Stationen werden auf dem Dach eines Containers oder in einem separaten Zelt gezeigt. Der letzte Krieger Dort gilt es für die Besucher, in der Rolle als Arzt starb 1939 im Bett verschiedene Aufgaben zu bewältigen, wie sie Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen bei ihrer Liechtenstein hatte im 19. Jahrhundert als täglichen Arbeit antreffen könnten. Die SzenariMitglied des Deutschen Bundes von 1815 bis 1866 en sind realen Einsätzen nachgebildet und verein Militärkontingent zu stellen. Der letzte Soldat mitteln dadurch ein realistisches Bild von der des einstigen Militärs des Fürstentums Liechtenmedizinischen Nothilfe und den Herausfordestein, Andreas Kieber, starb am 19. April 1939 in rungen. Am Dienstag, 20. Mai 2014, wird die inMauren im hohen Alter von 95 Jahren. Der 1844 geteraktive Wanderausstellung «face it» von Méborene Kieber nahm 1866 als Scharfschütze am ösdecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen terreichisch-preussischen Kriege teil und war auf (MSF) auf dem Peter-Kaiser-Platz in Vaduz erdem Stilfser Joch stationiert. In Berührung mit öffnet. Die Ausstellung macht für eine knappe dem Feind kamen die liechtensteinischen Soldaten Woche bis und mit Samstag, 24. Mai 2014, Halt damals nicht. Nach diesem Feldzug wurde das in Vaduz. Informationen: www.face-it.ch liechtensteinische Militär aufgelöst.


F I N A N Z P L AT Z

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Von der Frankenwährung zum Währungsvertrag

7 Von Günther Meier

Die Einführung des Schweizer Frankens als offizielle Währung ermöglichte Liechtenstein nach 1924 den Aufbau eines Finanzplatzes. Einen offiziellen Währungsvertrag schlossen Liechtenstein und die Schweiz erst Jahrzehnte später ab, nämlich 1980.

Liechtenstein hatte 1859 die Währung des Nachbarlandes Österreich als gesetzliche Währung übernommen. Mit Gesetz vom 17. August 1900 führte Liechtenstein auch die österreichische Kronenwährung als Landeswährung ein. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs galt die ösUm die Umgehung terreichische Krone im täglichen schweizerischer Vorschriften Zahlungsverkehr etwa gleich viel wie der Schweizer Franken. Doch zu verhindern, nach Kriegsende 1918 verlor die forderte die Schweiz Krone immer schneller an Wert, die letztlich in eine galoppiereneine umfassende de Inflation mündete, wie das Gesellschaftsreform Austauschverhältnis mit dem US-Dollar veranschaulicht: Im Februar 1922 galt 1 US-Dollar noch 7000 österreichische Kronen, ein halbes Jahr später mussten für 1 US-Dollar schon 74'000 Kronen hingelegt werden. Für Liechtenstein wichtiger aber war der Wert der Krone gegenüber dem Schweizer Franken: Anfangs 1914 wurden 100 Kronen zu 104 Franken gehandelt, bei Kriegsende 1918 waren 100 Kronen nur noch 30 Franken wert, im Jahre 1921 hatten 100 Kronen gerade noch den Wert von 20 Rappen, zwei Jahre später war die Krone mit einem Wert von 0,0075 Franken nicht mehr handelbar. In der Bevölkerung ­befand sich daher nach Kriegsende vor allem der Schweizer Franken in Umlauf, der aber erst mit dem Währungsgesetz von 1924 als gesetzliche Währung eingeführt wurden. Der Zollvertrag mit der Schweiz 1923 und die Einführung des Schweizer Frankens 1924 ermöglichten Liechtenstein eine wirtschaftliche Neuorientierung. In dieser Zeit wurde der Grundstein für den Finanzplatz und die Finanz-

dienstleistungen gelegt. Die Weltwirtschaftskrise der Dreissigerjahre und der Zweite Weltkrieg behinderten zwar eine rasche Entwicklung, doch das ­Fundament war geschaffen, auf dem nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Wirtschaftsauf­ schwung der Nachkriegsjahre aufgebaut werden konnte. Am Ende des Ersten Weltkriegs bestand der «Bankenplatz» erst aus der 1861 gegründeten Sparund Leihkasse, der ­heutigen Liechtensteinischen Landesbank, die 1923 aus der Landesverwaltung herausgelöst und in eine Anstalt des öffentlichen Rechts überführt wurde. Im Zusammenhang mit den Überlegungen zur Einführung einer eigenen Währung nach Kriegsende 1918 kamen Pläne für die Errichtung einer zweiten Bank auf, die den Status einer Notenbank erhalten sollte. Aber weder kam es letztlich zur Errichtung e­ iner eigenen Notenbank noch zur Herausgabe einer ­eigenen Währung, jedoch erhielt ein zweites Bankinstitut 1920 die ­Konzession, das sich «Bank in Liechtenstein» nannte. Laut einem damals erstellten ­Protokoll bildeten ­folgende Geschäftstätigkeiten ­den Geschäftsumfang der neuen Bank: Gewährung von Darlehen auf Hypotheken, Darlehen an öffentliche Körperschaften und Private, sämtliche Bank- und Börsengeschäfte im eigenen Namen sowie für andere sowie die Beteiligung an fremden Unternehmen und die Gründung von Gesellschaften. Keine Notenbank, sondern die «Bank in Liechtenstein» Das Gesuch um eine Konzes­ sionserteilung war von der Anglo-Österreichischen Bank am 24. Juli 1919 bei der Regierung eingereicht worden. Die ursprüngliche Absicht bestand darin,


Foto: Günther Meier

eine Bank als «Fürstlich-Liechtensteinische Zentralbank» zu errichten, welche die Regierung bei der Währungsfrage unterstützen und auch als ­Notenbank auftreten sollte. Ein im Herbst 1919 vorgelegter Statutenentwurf enthielt eine Reihe von Projekten, die durch die neue Bank angestossen oder gefördert würden. Etwa die Errichtung einer Hotelgesellschaft, die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Land, die Nutzung der Wasserkräfte zur Stromerzeugung, Ausbau des Kurorts Gaflei und weitere Attraktionen für Touristen. Die Angelegenheit kam trotzdem ins Stocken, weil von verschiedenen Seiten Opposition gegen die AngloÖsterreichische Bank erwachsen war. Nicht nur im Land selbst, auch im benachbarten Österreich machten sich kritische Stimmen bemerkbar, wobei ein Artikel im «Vorarlberger Volksblatt» mit dem Titel «Auslieferung Liechtensteins an die Juden?» ein besonderer Höhepunkt darstellte. Inzwischen hatte sich offenbar ­herumgesprochen, dass Liechtenstein die Zulassung einer neuen Bank beabsichtige. Anfangs 1920 trafen in Vaduz weitere Gesuche aus Österreich zur Errichtung einer Bank im Fürstentum Liechtenstein ein, die ebenfalls Hilfe für die Entwicklung der Wirtschafts- und Verkehrsinfrastruktur a­ nboten. Hinter den Kulissen entspann sich eine rege Tätigkeit um Bankgründung, Notenbank und Wirtschaftshilfe, während in der Bevölkerung der Schweizer Franken das Terrain eroberte. Im August 1920 liess die Regierung den Plan einer Notenbank fallen und erteilte der Anglo-Österreichischen Bank die Konzession zum Betrieb einer Bank. Die Privatbank unter dem Namen «Bank in Liechtenstein» übernahm dabei die Verpflichtung, für die Befriedigung des Kreditbedarfs in Liechten-

Die Einführung des Schweizer Frankens ebnete den Weg ­ zum Aufbau des Finanzplatzes Liechtenstein.

stein Sorge zu tragen und der wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Landes zu dienen. Einquartiert wurde auch die zweite Bank im Regierungsgebäude in Vaduz, wo sich bereits die Spar- und Leihkasse befand. Währungsvertrag erst Jahrzehnte später

Der Übernahme des Schweizer Frankens als gesetzliches Zahlungsmittel waren zwar intensive Besprechungen zwischen der liechtensteinischen Regierung, dem schweizerischen Bundesrat und der Schweizer Nationalbank vorausgegangen. Doch ein offizieller Währungs­ vertrag wurde damals nicht abgeschlossen, der Schweiz genügte zu diesem Zeitpunkt das liechtensteinische Gesetz über die Einführung des Schweizer Frankens. Interessant in der Rückschau ist, dass sich die Regierung das Recht vorbehielt, ­eigene liechtensteinische Banknoten und Münzen jeder Art unter Zugrundelegung des Schweizer Frankens herausgeben zu können. Eigene Noten wurden nie gedruckt, aber schon 1924 kamen die ersten Silbermünzen zur Ausgabe, die in Liechtenstein und in der schweizerischen Nachbarschaft als Zahlungsmittel benutzt werden konnten. Die Schweiz hegte aber die Befürchtung, dass die Münzen aus ­Liechtenstein langsam in den gesamten FrankenRaum vordringen könnten. Deshalb kam es zur ­Vereinbarung, dass Liechtenstein künftig nur noch Goldmünzen prägen lasse und die Silbermünzen aus dem Verkehr ziehe. Noch bis zum 1. April 1931 konnten die Silbermünzen gegen Franken ein-­ getauscht werden, dann verloren sie ihren Status als Zahlungsmittel.

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SCHWEIZER FRANKEN

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Das Fehlen eines Währungsvertrages machte sich aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg bemerkbar. Mitte der Sechzigerjahre musste die Schweiz aufgrund eines gewaltigen ­ Zustroms ausländischer Gelder einen Schutzwall ­ errichten, womit auch Liechtenstein zum «Währungsausland» erklärt wurde. Ein Jahrzehnt ­später wiederholte sich ein ähnliches Szenario, wieder musste Liechtenstein die Vorschriften der Schweiz im Eilverfahren nachvollziehen, um Nachteile für den Finanzsektor abzuwenden. Die beiden Länder kamen 1975 überein, einen Währungsvertrag ­abzuschliessen. Um zu ver-

hindern, dass liechtensteinische Gesellschaften zur Umgehung schweizerischer Vorschriften eingesetzt werden könnten, forderte die Schweiz eine umfassende Gesellschaftsreform. Mit dieser Reform erfüllte Liechtenstein die ­Voraussetzungen für die Unterzeichnung des ­Währungsvertrags, der 1980 in Bern unterzeichnet wurde und am 2­ 3. ­November 1981 in Kraft trat. Liechtensteins Währungshoheit blieb auch durch diesen Vertrag erhalten, doch verpflichtete sich Liechtenstein, alle Vorschriften im Währungsbereich zu übernehmen und während der Vertragsdauer auf eigene Banknoten zu verzichten. |

«Wära» – eigenes Geld in Triesen In Krisenzeiten, wie sie Liechtenstein in den Dreissigerjahren durchmachen musste, entwickeln findige Köpfe oft besondere Ideen zur Bewältigung der Krise. Zu dieser Kategorie können die Vorstellungen der Freiwirtschaftler ­gerechnet werden, die auch in Liechtenstein einen Ableger hatten, den Liechtensteinischen Freiwirtschaftsbund. Der Liechtensteinische Freiwirtschaftsbund stellte sich 1930 der Öffentlichkeit als «Vereinigung sozial-wirtschaftlichen Charakters» vor. Auf sittlich einwandfreiem Weg sollte eine natürlich-vernünftige Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung hergestellt werden. Eine Besonderheit der Freiwirtschaftsbewegung war die Idee, eine eigene Währung zu schaffen. In Liechtenstein wurde ebenfalls versucht, neues Geld nach den Vorstellungen der Freiwirtschaft in Umlauf zu bringen. Die «Wära», wie sich das Zahlungsmittel nannte, hatte jedoch keinen Erfolg – und wurde zudem 1933 von der Regierung verboten. Der Liechtensteinische Freiwirtschaftsbund konnte vor allem in Triesen, Schaan und Eschen auf Anhänger zählen. Die Freiwirtschaftler hatten sich zum Ziel gesetzt, mit dem «Freigeld» eine neue Währung zu schaffen, die unabhängig vom damaligen Goldstandard sein sollte. In Triesen starteten die Freiwirtschaftler im Dezember 1932 einen V ­ ersuch mit der «Wära» und knüpften an Beispiele in Deutschland und Österreich an. Bei der Wära handelte es sich eigentlich um Gutscheine, die einem regelmässigen Schwund von monatlich einem Prozent des Nennwertes unterlagen. Dieser Schwund konnte durch den Erwerb von Wertmarken, den sogenannten «Wära-Cent» ausgeglichen w ­ erden. Auf der Rückseite der Wära-Gutscheine waren Felder vorhanden, auf welche diese Wertmarken jeweils an einem monatlichen Stichtag einzukleben waren. Die geplante regelmässige Abwertung hatte das Ziel, die Wära ­dauernd im Umlauf zu halten. Ein Wära-Besitzer konnte einen Wertverlust nur vermeiden, wenn die Wära vor dem Stichtag wieder in den Wirtschaftskreislauf eingebracht wurde. Die Freiwirtschaftler in Triesen hatten wenig Erfolg mit der Wära, denn einerseits kursierte diese Währung nur unter den Anhängern, andererseits verbot die Regierung das Freigeld anfangs 1933 – nur wenige Wochen nach der ersten Ausgabe. In einer Amtlichen Kundmachung vom 9. Januar 1933 machte die Regierung darauf aufmerksam, dass der ­Schweizer Franken die offizielle Währung sei. Weder die öffentlichen Kassen oder Amtsstellen des Landes und der Gemeinden dürften Wära annehmen oder in Verkehr bringen. Widerhandlungen wurde Bestrafung angedroht.

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KUNSTDENKMÄLER

Die erste Huldigung Der Kirchhügel Bendern Der Kirchhügel in Bendern ist, obwohl nicht hoch am Ausläufer des Eschnerberges gelegen, eine markante Erhebung. Kirche, Pfarrhaus und Pfarrstall bilden auf dem Hügel ein eindrückliches Ensemble. Abgesehen von der Postkarten-Idylle, die der Kirchhügel dem Betrachter vermittelt, birgt diese Erhebung viel an geschichtlichem Stoff. Man könnte den Ort auch als «Geburtsstätte des Fürstentums Liechtenstein» bezeichnen, denn hier fand am 16. März 1699 die Huldigung für den Fürsten von Liechtenstein statt, für den neuen Landesherrn. Fürst Johann Adam Andreas hatte die Herrschaft Schellenberg von den verschuldeten Grafen von Hohenems gekauft und mit diesem Erwerb den Grundstein für das Fürstentum Liechtenstein gelegt. Eine Gedenktafel, die 1980 an der Felswand unterhalb des Pfarrhauses angebracht wurde, erinnert an das historische Datum, begleitet vom Brunnen, den der bekannte Künstler Georg Malin geschaffen hat. An diesem Ort, wo die waffenfähigen Männer 1699 den Treueschwur für das Fürstenhaus Liechtenstein geleistet hatten, wurde 1999 das Jubiläum «300 Jahre Unterland» gefeiert. Am 27. Juni 1993 fand hier auch die Gratulationsfeier von Land und Gemeinden für Erbprinz Alois von Liechtenstein und I.K.H. Herzogin Sophie in Bayern statt. Auf dem Hügel dürfte schon im 6./7. Jahrhundert eine Kirche gestanden haben. Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche stammt aus dem Jahr 1045. Grabungen brachten Mauern ans Tageslicht, die auf verschiedene Neu- und Umbauten im Laufe der Jahrhunderte schliessen lassen. Baugeschichtlich wird zwischen der Kirche bis 1875/87 und der Kirche danach unterschieden. Die frühere Kirche weihte der Churer Bischof 1481, die während des Schwabenkriegs 1499 durch Zerstö-

Foto: www.bilder.li

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Der Kirchhügel in Bendern ist rungen zu leiden hatte, das neuere Kirchgebäude entstand in Jah- reich an geschichtlichen Ereignis­ ren 1875 – 1877. Die Neugestal- sen, hier fand die erste Huldigung der Untertanen für den Fürsten tung erfolgte im neugotischen von Liechtenstein statt. Stil, wofür die Baumeister die Mauerwerke von Chor und Schiff fast bis auf die Grundmauern abbrachen und anschliessend höher aufbauten. Der mächtige Turm, der bei der letzten Renovation 1969/70 wieder in den früheren Zustand versetzt wurde, dürfte 1509 fertiggestellt worden sein. Bei der neugotischen Ausrichtung des Turms 1875 – 1877 war ein Treppengiebel angebracht worden, der nun wieder ent| fernt wurde.

Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein Band 1: Das Unterland, erschienen 2013, 396 Seiten, Format 18,0 x 25,0 cm, reich bebildert. CHF 110.00 Band 2: Das Oberland, erschienen 2007, 504 Seiten, Format 18,0 x 25,0 cm, reich bebildert. CHF 110.00 Kombiangebot: Band 1 und Band 2 für CHF 180.00 Herausgegeben von der GSK, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern. Autorin: Cornelia Herrmann, Triesen Zu beziehen bei: www.buchzentrum.li office@buchzentrum.li oder direkt beim Alpenland Verlag AG, Feldkircher Strasse 13, 9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30

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HISTORIKERKOMMISSION

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Gemeinsame Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte

11 Von Günther Meier

Drei Jahre lang hat sich eine internationale Historikerkommission mit der Geschichte des Fürstenhauses Liechtenstein und der Tschechoslowakei bzw. den Nachfolgestaaten Tschechische und Slowakische Republik befasst. Den Abschluss bildet ein Synthesebericht.

Die Historikerkommission habe «weit ausgreifende Blicke« auf die geschichtlichen Beziehungen zwischen dem Haus Liechtenstein, dem Fürstentum Liechtenstein und den böhmischen Ländern, der Tschechoslowakischen Republik Das Wirken des Hauses sowie der Tschechischen Republik geworfen, fasst der abschlieLiechtenstein in Mitteleuropa, ssende Synthesebericht die Arüber Jahrhunderte hinweg, beit des internationalen Gremiums zusammen. Den verbindenist ein «einzigartiges den Elementen in der Geschichte historisches Phänomen». zwischen den Ländern sei ebenso nachgespürt worden wie den trennenden Vorgängen und Ursachen. Aus ihrer umfangreichen Forschungsarbeit hat die Historikerkommission den Eindruck gewonnen, dass die Liechtenstein «tiefe Spuren ihrer Präsenz und ihres Wirkens hinterlassen» hätten, und zwar in Kunst,

Architektur, Kulturinstitutionen, Land- und Forstwirtschaft, aber auch im kollektiven Gedächtnis und im nationalen Geschichtsdiskurs des 19. und 20. Jahrhunderts sowie der Gegenwart. Die Historikerkommission gibt ihrer Hoffnung Ausdruck, mit ihrer Tätigkeit und den in acht Büchern vorliegenden Ergebnissen zum besseren gegenseitigen Verständnis der Geschichte beigetragen zu haben und Grundlagen zu bieten zur weiteren Bearbeitung und zu einer schliesslich befriedigenden Lösung der noch offenen Probleme. Der Synthesebericht der Historikerkommission wurde am 13. Januar 2014 in Prag vom tschechischen Aussenminister Jan Kohout und der liechtensteinischen Aussenministerin Aurelia Frick entgegengenommen. «Der Bericht der Historikerkommission zeugt von einer aussergewöhnlich fruchtbaren und einzigartigen Verbindung unserer Länder», sagte Aurelia Frick bei diesem Treffen, «denn er leistet damit einen wichtigen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis und zur zukünftigen Zusammenarbeit.»

Weiterhin ungelöste Eigentums- fragen mit Tschechien

In der wohl am meisten interessierenden Frage, nämlich der Wiedergutmachung für die Enteignung liechtensteinischer Güter und anderer Besitztümer von tschechischer Seite zeigte sich allerdings noch wenig Bewegung. Der Synthesebericht fasst diese schwelende Angelegenheit mit dem Satz zusammen: «Ungeachtet der gemeinsamen verständnisvollen Betrachtung der Geschichte bleiben die seit den Konfiskationen von 1945 bestehenden Eigentumsfragen ungelöst.» Die Historikerkommission macht in diesem Zusammenhang


Fotos: Historikerkommission

deutlich, dass die Ansichten über Rechtmässigkeit oder Unrechtmässigkeit damals schon auseinandergegangen seien und die Unterschiede heute noch bestünden: «Sowohl die tschechoslowakischen Regierungen von 1945 und dann in der kommunistischen Zeit bis 1989 als auch die Nachfolgeregierungen bis heute hielten am Standpunkt der Rechtsmässigkeit fest. Fürst und Staat Liechtenstein hielten dagegen an ihrer Auffassung der Unrechtmässigkeit fest.» In den zusammenfassenden Thesen enthält sich die Historikerkommission einer Empfehlung, wie diese Eigentumsfragen gelöst werden könnten. Statt dessen wird auf die Dynamik der Geschichte hingewiesen, die vielleicht einen Ansatz biete für eine beide Seiten befriedigende Lösung: «Eigentum erscheint als etwas Statisches. Geschichte aber ist dynamisch, im Wandel. Eigentumsverhältnisse aus einem bestimmten Zeitpunkt verändern sich im Wandel der Zeit, ausgesetz den Veränderungen im Umfeld von Recht, Politik, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen.

Die Ansicht von Schloss Feldsberg/Valtice ziert das Titel­ blatt des Syntheseberichts der Historikerkommission.

Im Jahre 1945 besessene und dann konfiszierte Vermögenswerte sind heute, sieben Jahrzehnte später, nicht mehr die gleichen wie damals. Sie sind in anderen Händen, des tschechischen Staates oder verschiedenster Privater, unter neuen Eigentumstiteln, vielfach anders genutzt als damals, unterhalten oder nicht, anders bewertet gewiss. Solches ist bei aktuellen Betrachtungen und Gesprächen zu seinerzeit konfiszierten Vermögenswerten zu beachten. Vielleicht sind aus solcher Perspektive die Eigentumsfragen noch komplizierter. Möglicherweise sind sie aber einfacher anzugehen, wenn die Dynamik der Geschichte, der Wandel der Zeiten und der Umstände berücksichtigt werden.» Die Beziehungen zwischen Liechtenstein und Tschechien In der Eigentumsfrage hat sich nichts bewegt. Dafür ist Bewegung in die aktuellen

Synthesebericht Die Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission stellte als Abschluss ihrer dreijährigen Arbeit einen Synthesebericht zusammen. «Liechtensteinisch-Tschechische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart. Synthesebericht der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission» Band 8, 2014. Verlag des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz. Gestaltung, Satz und Druck: Druckerei Gutenberg AG, Schaan. ISBN 978-3-906393-73-5. Das Buch ist erhältlich beim Historischen Verein, im Buchhandel und im Buchzentrum Liechtenstein (www.buchzentrum.li)

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HISTORIKERKOMMISSION

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Beziehungen zwischen Liechtenstein und Tschechien gekommen. 2009 haben sich beide Länder zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen bereit erklärt, was aus der Sicht der Historikerkommission «die Situation und Diskussion deblockiert und den Weg für eine nüchterne, geschichtswissenschaftliche Betrachtung geöffnet» hat. Die Historiker geben sich zuversichtlich, dass weitere Bewegung in die bisher belasteten Beziehungen kommen könnte: Der aktuelle Stand des Wissens um die historischen Umstände des Wirkens des Geschlechts der Liechtenstein in böhmischen Ländern und um die Geschichte der tschechisch-liechtensteinischen Beziehungen werde es den Regierungen beider Länder ermöglichen, an die positiven Seiten der langen gemeinsamen Geschichte anzuknüpfen. Dabei wei-

sen sie ausdrücklich darauf hin, dass auch die Öffentlichkeit in beiden Ländern auf die Ergebnisse der Forschungen aufmerksam gemacht werden sollten: In populärwissenschaftlichen Zeitschriften, anderen Druckerzeugnissen und weiteren Medien, ebenso durch Ausstellungen oder die Zusammenarbeit zwischen tschechischen und liechtensteinischen Museen. Das Wirken des Hauses Liechtenstein in Mitteleuropa, über Jahrhunderte hinweg, betont die Historikerkommission, sei ein «einzigartiges historisches Phänomen». Um die Beziehungen völlig zu normalisieren, seien jedoch beiderseits «grossherzige Schritte» notwendig. Das Wirken des Hauses Liechtenstein in Mitteleuropa, über Jahrhunderte hinweg, ist ein «einzigartiges | historisches Phänomen».

Die Liechtenstein und die Kunst Die Erforschung der Jahrhunderte langen liechtensteinisch-tschechischen Beziehungen und des Wirkens des Fürstenhauses Liechtenstein in den ehemals böhmischen Ländern verlangte nach einem umfassenden Ansatz. Die Fokussierung auf Geschichte und Politik genügte dem Anspruch der Historikerkommission nicht. Aus diesem Grund wurde auch die Geschichte von Kunst und Kultur aufgearbeitet. Die Historikerkommission hielt 2012 in Brünn/Brno eine Tagung ab, die sich mit der Bedeutung der Kunst des Hauses Liechtenstein befasste. Die Beiträge der Tagung sind in einem separaten Buch – Band 3 der Historikerkommission – enthalten. Nicht weniger als 18 Beiträge befassen sich mit Kunst und Kultur, wobei die Rolle der Kunst zu Repräsentationszwecken der Adelshäuser und die Vertreter des Hauses Liechtenstein als Mäzene dargestellt werden. Spezielle Kapitel sind den Kirchen und der kirchlichen Kunst sowie der Kunst im Dienste der Wirtschaft gewidmet. Die Einführung in den umfangreichen Band mit 370 Seiten gibt Herbert Haupt, einer der besten Kenner des künstlerischen Wirkens der Liechtenstein. Haupt setzt mit seinem Überblick praktisch die Klammer um die anderen Beiträge, die sich gezielt mit Einzelheiten befassen. Der reiche Kunstbesitz des Hauses Liechtenstein in der ehemaligen Tschechoslowakei wird erfassbar, wenn man sich die Rolle des Adels in früheren Jahrhunderten vor Augen führt. Haupt führt dazu aus: «Repräsentation bestimmte das Leben des Adeligen in allen Bereichen. Die Schönheit der Struktur und die Aussicht auf den ruhmreichen Fortbestand des fürstlichen Namens rechtfertigten alle Kosten.» Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission: «Die Liechtenstein und die Kunst». Band 3. 2014 Verlag des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein. Gestaltung, Satz und Druck: Druckerei Gutenberg AG, S ­ chaan. ISBN 978-3-906393-72-8.

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VOR 70 JAHREN

7. Mai 1944 Erste Landestagung der Frauen und Töchter

Foto: Landesarchiv

Unter dem Namen «Liechtensteinischer Landesverband der Frauen und Töchter» schlossen sich 1944 alle «Organisationen katholischer Frauen und Jungfrauen», wie die Regierung im Rechenschaftsbericht festhielt, zu e­inem Verband zusammen. Der Verband wurde zum Träger der katholischen Frauenbewegung in Liechtenstein und setzte sich zum Ziel, auf k­ atholischer Grundlage die ­religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessen der Frauenwelt zu fördern. Am 7. Mai 1944, vor 70 Jahren, wurde die erste Landestagung der Frauen und Töchter im Rathaussaal Vaduz durchgeführt. Fürstin Gina hielt eine Ansprache, die sich mit der Rolle der Frauen in einer Zeit beschäftigte, die durch den Zweiten Weltkrieg geprägt war. Nachstehend einige Auszüge aus dieser Rede. «Weibliche Jugend von Liechtenstein, das Vaterland braucht Euch! Besonders jetzt, in dieser Zeit des Krieges, der äusseren und geistigen Gefahren. Auch wenn wir kein kriegsführendes Land sind, so ist doch besonders jetzt die Mitarbeit jedes einzelnen Bürgers notwendig. Es ist eine Zeit der Umwälzungen und Krisen, und jedes von uns muss eine ganze Kraft einsetzen, damit wir diese Zeit gut und glücklich überstehen. Durch die G ­ nade Gottes wurden wir verschont, diesen fürchterlichen Krieg auch in unserm geliebten Land zu haben, aber wenn wir jetzt nicht alle zusammenstehen und unsere ganze Kraft einsetzen, so können wir ­ ­zerbrechen an den geistigen Gefahren und Umwälzungen, die durch den Krieg in die Welt kommen und die auch an unseren Grenzen nicht Halt machen werden.» «Warum sind es gerade die Frauen, denen diese ­grosse Aufgabe gegeben wurde? Über diese Frage müssen wir nachdenken und sie zu verstehen ­trachten, bevor wir an unsere Aufgaben ­herantreten können. Gott hat uns als Helferin und ­Kameradin des Mannes erschaffen. Er hat in die Frau Fähigkeiten und Eigenschaften gelegt, die diejenigen des Mannes ergänzen sollen, so dass beide

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An der ersten Landestagung der zusammen ein vollkommenes Frauen und Töchter hielt Fürstin Ganzes b ­ ilden, in der Liebe zu Gina von Liechtenstein die­ Gott und zueinander.» Ansprache. «Von uns Liechtensteinerinnen wurde nicht verlangt, unsern Heroismus in B ­ ombenangriffen oder als Rot-Kreuz-Schwestern an der Front zu beweisen. Aber eine jede von uns kann ein ebenso grosses Heldentum erreichen durch ihr Beispiel, und indem sie ihr Leben täglich Gott aufopfert als Sühne für alles Grauen, das in der Welt geschieht. Es liegt oft ein viel grösserer H ­ eroismus in der täglichen Pflicht­ erfüllung als darin, im Augenblick der Gefahr eine brillante Rolle zu spielen. Wenn man jeden Tag die gleichen Pflichten und kleinen Sorgen auf sich nehmen soll und jeden Tag den Kampf mit dem Leben unbemerkt und ohne grossartige Geste besteht, so gehört dazu eine grosse Ausdauer und sehr viel Mut – und das ist das Heldentum, das Gott von uns verlangt.» «Immer wieder habe ich sagen hören: Dass es noch so ein Land gibt wie Liechtenstein, das mitten in der brennenden Welt sein friedliches Leben weiterführt, das ist ein Beweis, dass Europa noch nicht verloren ist. Darin also liegt unsere Aufgabe in der Welt und unsere Bedeutung, nicht durch Grösse und Macht zu glänzen, sondern durch unser Leben den andern ein Beispiel zu geben.» |

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GESCHICHTE

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Vor 75 Jahren Huldigung für Franz Josef II.

15 Von Günther Meier

Nach dem Tod von Fürst Franz I., der von 1929 bis 1938 regierte, folgte Franz Josef II. als Staatsoberhaupt. Am 29. Mai 1939, vor 75 Jahren, fand in Vaduz die Huldigungsfeier statt, die gleichzeitig eine Demonstration für die Erhaltung des Landes war.

Foto: Landesarchiv

Fürst Franz I. von Liechtenstein starb am 25. Juli 1938 auf Schloss Feldsberg im 86. Lebensjahr. Für den zurückhaltenden Fürsten, der 1929 regierender Fürst geworden war, ordnete die Regierung Staatstrauer an, der Landtag hielt eine Trauersitzung ab, die KirchengloDer Fürst schwor, dem Land cken läuteten, die Bevölkerung strömte zum Seelen-Rosenkranz ein gerechter Fürst zu sein, in die Kirchen. Schon am Todesden Armen ein Helfer tag des Fürsten wurde der bisherige Stellvertreter formell zum und dem Recht ein neuen Fürsten und Staatsobergetreuer Hüter zu bleiben haupt. Der neue Fürst Franz Josef

Die Huldigungsfeier für Fürst Franz Josef II. am 29. Mai 1939 war gleichzeitig auch eine kraftvolle Demonstration für die E ­ igenständigkeit des Landes.

II. war auf das Fürstenamt vorbereitet, denn schon im Frühjahr hatte er die Regierungsgeschäfte als Stellvertreter von seinem kranken Vorgänger übernommen. Mit Fürst Franz Josef II. kam ein Fürst auf den Thron, der nicht wie seine Vorgänger das Land von Wien aus regierte und nur sporadisch besuchte, sondern Liechtenstein als seinen Wohnsitz wählte. Auf den neuen Fürsten warteten im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs, der sich mit der Politik Adolf Hitlers schon angekündigt hatte, schwierige Aufgaben: Im Innern sollte eine Einheit in der zerstrittenen Parteipolitik erreicht werden, nach aussen die Selbstbehauptung als eigenständiger Staat. Fürst Franz Josef II. hatte sein Fürstenamt sogleich mit dem Tod von Fürst Franz I. angetreten. Die Huldigungsfeier aber wurde erst später durchgeführt, am 29. Mai 1939, an einem Pfingstmontag. Deutschland hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mit seiner Expansionspolitik begonnen und liess keine Zweifel daran aufkommen, dass weitere Gebietsgewinne geplant waren – und zwar mit kriegerischen Mitteln. Als kleines Land, das nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich zum unmittelbaren Nachbarn des kriegsbereiten Deutschlands geworden war, musste Liechtenstein um seine Existenz fürchten. Nicht nur war äusserer Druck vorhanden, auch im Land selbst gab es starke Kräfte, die den Anschluss an das Deutsche Reich betrieben. Die Feierlichkeiten für die Fürstenhuldigung wurden deshalb dazu benutzt, den Selbständigkeitswillen des Volkes zu demonstrieren. Nur zwei Monate nach dem gescheiterten Putschversuch, der Liechtenstein in das Hitler-Deutschland integrieren sollte, eine staatspolitisch wichtige Aufgabe.


Huldigungsumzug 1939 durch Vaduz, auf dem

Foto: Landesarchiv

Bild beim Vaduzer Rathaus.

Der Fürst schwört Treue zum Volk und zum Land

Das Programm für die Fürstenhuldigung dauerte den ganzen Pfingstmontag. Schon um 8.30 Uhr zelebrierte der Churer Bischof Laurentius Mathias Vinzenz in der Kirche Vaduz ein Pontifikal-Amt, nach dem Mittag bewegte sich ein Festzug zum Schloss, der 35 verschiedene Gruppen umfasste, angeführt von sechs Herolden zu Pferd, gefolgt von Musik- und Gesangvereinen, Jungfrauen- und Jünglingsvereinen, der Geistlichkeit, den Beamten, Trachten sowie Schülerinnen und Schülern. Im Mittelpunkt der Huldigung auf Schloss Vaduz stand die Proklamation des Fürsten, begleitet von Ansprachen und der Volkshymne. Bevor sich der Festzug wieder ins Städtle begab, intonierte der Verband der Musikvereine den Marsch «Kraft und Treue». Um 20.30 Uhr führte ein Fackelzug von der Kirche durch Vaduz. Nach dem Fackelzug war ein «grosses Feuerwerk auf Schloss Vaduz» angesagt. In seiner Proklamation bedankte sich Fürst Franz Josef II. für das Festhalten an den Grundlagen des geliebten Vaterlandes, an der Liebe zur heimatlichen Scholle und an der Treue zum Fürstenhaus. Weiter führte der neue Fürst aus: «Wenn auch das Fürstentum über keine besonderen Bodenschätze und keine Reichtümer verfügt, ihm infolge seiner Kleinheit nicht die Möglichkeit einer

Teilnahme an der Weltwirtschaft zukommt, konnte es doch bei Euerem Fleiss und Euerer Biedersinn mit vereinten Kräften erreicht werden, dass wir in einem unabhängigen, freien Lande ein zufriedenes Leben führen können.» Der Fürst schwor, dem Land ein gerechter Fürst zu sein, den Armen ein Helfer und dem Recht ein getreuer Hüter zu bleiben. «Der heutige Tag», sprach Franz Josef II. zum Abschluss, «bestätigt neuerdings, dass Ihr alle – jeder nach seiner Art und auf seinem Platze – mitarbeitet, um unsere schöne Heimat, so wie sie es heute ist, zu erhalten.» Die patriotische Huldigungsfeier habe die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt, meint der Historiker Peter Geiger: Nach innen wie nach aussen habe die Feier die Einheit der Bevölkerung und ihren Freiheitswillen manifestiert: «Die Fürstenhuldigung von 1939 prägte sich denn auch als zentrales patriotisches Erlebnis ins liechtensteinische Geschichtsgedächtnis ein.» Die Heimat auch für die Nachkommen erhalten Schon einige Wochen vor der Huldigungsfeier, am 6. April 1939, hatte die Regierung, gestützt auf die Abmachungen der Parteien zur Einführung des Verhältniswahlrechts, das Ergebnis der «stillen Wahl» bekannt gegeben. In der Thronrede, die Fürst Franz Josef II. am 13. April 1939 vor dem ohne Stimmenabgabe durch das Volk gewählten Landtag hielt, hatte das Staatsoberhaupt die Notwendigkeit der Zusammenarbeit im Land betont und vor allem die Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen zu den Nachbarstaaten, insbesondere zur Schweiz, unterstrichen: «In dieser

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GESCHICHTE

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ernsten Zeit erwartet Sie ein Aufgabenkreis, umfangreicher und schwerer als je. Unseren Vorfahren ist es gelungen, unsere kleine Heimat durch alle Wirrnisse und Nöte der Zeiten ihren Kindern zu sichern und zu einem friedlichen Gedeihen und stillen Glück zu führen. Ihnen, meine Herren Abgeordneten, obliegt es, gemeinsam mit mir und m ­ einer Regierung diese Tradition weiterzuführen und nach bestem Wissen und Gewissen alles zu tun, um diese Heimat uns und unseren Nachkommen zu erhalten. Ihnen obliegt es weiter, das Wohl des Landes mit treuer Anhänglichkeit an die Grundsätze der Verfassung zu fördern. Sie haben dem Lande Gesetze zu geben, welche die besonderen Verhältnisse der Zeit erfordern. Sie haben es sich angelegen sein zu lassen, das wirtschaftliche Wohlergehen aller Stände unseres Volkes zu fördern. Auch Sie haben mit-

zuwirken, wenn es sich um die Gestaltung unserer aussenpolitischen Beziehungen handelt, hinsichtlich welcher wir nur einer Meinung sind: Freundschaftliche Beziehungen zu ­allen unseren Nachbarstaaten und Aufrechterhaltung und Vertiefung unserer wirtschaftlichen Verträge mit der Schweiz. Ich ersuche Sie, durch ernste Zusammenarbeit unserem Volke zu beweisen, dass Eintracht stark macht und Erfolg bringt. Soweit ich bei der Lösung ihrer Aufgaben mitzuwirken berufen bin, versichere ich Sie meines grössten Interesses an allen mein Land berührenden Fragen und meiner vollsten Unterstützung. Auch meine Regierung versichert Sie ihrer steten loyalen Mitarbeit. Ich bin überzeugt, dass Sie mit bestem Willen an Ihre Ar| beit gehen.»

Fürst und Volk Im Rahmen der Erbhuldigung für Fürst Franz Josef II. hielt Landtagspräsident Anton Frommelt eine Ansprache, in deren Mittelpunkt das Zusammenwirken von Fürst und Volk stand. Aus dieser Rede stammt der nachstehende Auszug. «Fürst und Volk, das sind die zwei Quellen und zugleich die zwei Grundpfeiler unserer rechtlichen Empfindung, unseres Denkens für unser völkisches Dasein. Beide umstrahlt und verklärt vom Widerschein des ewigen Rechtes, das uns im Gewissen verknüpft und verpflichtet, den Fürsten und das Volk. Es hat schon manches harte Schicksal an unserem Völklein gerüttelt, aber umsonst gerüttelt, dieses Selbstvertrauen zu erschüttern. Es hat Mut gebraucht in jenen unglücklichen Tagen des Schwabenkrieges 1499. Das Volk hat den Mut gehabt und die Prüfung bestanden. Es brauchte inneren Starkmut in den Wirren der Reformation und des Dreissigjährigen Krieges. Auch dies wurde gelitten und überstanden. Auch die grosse Revolution und ihr Krieg vom Jahre 1799 wurden überstanden und die furchtbare Sturmflut des Weltkriegs wurde mutig durchgehalten. Das kleine Volk hat seinen Glauben an sich nie verloren, hat gelitten und durchgehalten und hofft, dass es auch im Umbruch der Zukunft nicht erschüttert werde. Dieses Selbstbewusstsein und dieses Vertrauen an sein Geschick ist eine erste Huldigungsgesinnung unseres Volkes an Euer Durchlaucht. Zum Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, sollen dies nicht leere Worte oder Überhebung sein, gehört die Selbsterhaltung, die Arbeit. Unser Volk ist fleissig und sucht sein Glück nicht in unwürdigem Nichtstun. Der Glaube vom «Schlaraffenland Liechtenstein» ist von Menschen erfunden, die unser Volk nicht kennen. Wir gehören auch nicht zu jenen abbauenden Elementen, die da verlangen, mit dem Wohlleben zu teilen, bis alles aufgezehrt, um dann alle gemeinsam in Armut zu verderben. Unser Volk möchte in ehrlicher Arbeit sich selbst erhalten. Solange jeder von uns vom Morgen bis am Abend an seiner Arbeit steht und zufrieden ist, wenn er arbeiten kann, um sich und den Seinen das Dasein zu sichern, ist unser Selbsterhaltungssinn bestimmt gesund und einwandfrei. Solange auch das Volk seinen Einnahmen im Staate in öffentliche Arbeit umsetzt und seine Franken an seine Aufgaben spannt, des es mit dem Schweiss seiner Hände durchführen will, ist auch unser Haushalt auf gesunde Selbsterhaltung eingestellt.»

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NACHGEFRAGT

Herbert Rüdisser Geschäftsführer der Post 17

Herbert Rüdisser, die Liechtensteinische Post AG sucht in einem dynamischen Markt nach neuen Geschäftsfeldern. An der Jahresmedienkonferenz haben Sie angetönt, auch Aktivitäten in der Numismatik zu überlegen. Wird die Post bald eigene Münzen herausgeben oder steigt die Post in den Sammlermarkt für ältere Münzen ein?

Die Sammler von Briefmarken haben auch ein grosses Interesse an Münzen und an der Numismatik. Auf vielen Briefmarkenausstellungen finden Sie meistens einen Bereich mit Münzen, die ausgestellt und gehandelt werden. Die Liechtensteinische Post AG verkauft schon seit Jahren ihren Kunden im Philatelie-Shop Münzen, sowohl liechtensteinische wie auch von anderen Nationen. Wir arbeiten hier sehr eng mit den lokalen Partnern zusammen.

halb nicht möglich. ePostPlus ist eine in sich geschlossene Plattform. Der Weg der Sendung kann jederzeit nachverfolgt werden – nicht aber der Inhalt. Alle Daten, die über die ePostPlus-Plattform transportiert werden, unterliegen den strengen Datenschutzbestimmungen und dem Postgeheimnis. Auch eingeschriebene Briefe könnten mit «epostplus» sicher und zuverlässig zugestellt werden, heisst es. Wie funktioniert dieses «Einschreiben»?

Foto: Post AG

Der ePostPlus-Zustelldienst überprüft und bestätigt bei jeder Sendung die Identität des Absenders und des Empfängers. Der Informationsfluss, das heisst die Nachverfolgbarkeit ist jederzeit gegeben. Wie ein eingeschriebener Brief gilt die ePostPlus-Sendung auch rechtlich als BeDie Kernkompetenzen der Philatelie Liechten- weismittel der Kommunikation. stein decken sich mit den wesentlichen ErfolgsHerbert Rüdisser faktoren, die entscheidend dafür sind, den numis- Das eigentliche Kerngeschäft der Post, Geschäftsführer der matischen Markt bedienen zu können. Diese vor- nämlich die Zustellung von Briefen und Liechtensteinischen Post AG teilhafte Ausgangslage führte dazu, dass die Paketen, bröckelt langsam ab. Briefe Liechtensteinische Post AG hier ein Projekt ge- werden heute zunehmend durch E-Mails startet hat und Aktivitäten in diesem Markt ent- ersetzt, bei der Paketpost gibt es private Konkurrenten. Wie fangen Sie diesen Rückgang wickeln wird. auf? Die Liechtensteinische Post AG bietet «epostplus» Der Wandel des Kommunikationsverhaltens der an. Was ist das für ein Angebot und an wen ­wendet Gesellschaft durch die starke Nutzung der Komsich dieses neue Angebot? munikationstechnologien hat auf der einen Seite eiePostPlus ist ein elektronischer Zustelldienst, der nen negativen Einfluss auf die klassische Briefpost. von der Liechtensteinischen Post AG entwickelt Auf der anderen Seite bietet das Wachstum im Diswurde, um Briefe und Dokumente mit hoher Si- tanzhandel aufgrund des veränderten Konsumvercherheit und Zuverlässigkeit zu versenden. Wenn haltens, nämlich Waren via Internet zu bestellen, Sie auf herkömmliche Weise E-Mails versenden, Chancen für die Postgesellschaften in der Verarbeikönnen Sie nicht kontrollieren, wer die Nachricht tung und dem Transport von Paketen. tatsächlich erhält oder ob der Inhalt manipuliert Um unsere Marktposition auszubauen, müssen wir wurde. effiziente Strukturen implementierten und den Mit ePostPlus wird bei jeder Sendung die Identität Kunden einen klaren Mehrwert bieten. Die hohe des Absenders und des Empfängers überprüft und Qualität und Zuverlässigkeit der angebotenen bestätigt. Die Dokumente und die Nachrichten Dienstleistungen sowie die Kundennähe der Post können weder verändert noch gefälscht werden. sind Wettbewerbsvorteile, die wir nutzen und pfle| Die Manipulation von Daten durch Dritte ist des- gen müssen. MAI 2014


FORSCHUNG

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Big Data das Schlagwort der Stunde

19 Von Kornelia Pfeiffer

Was mag er, was wird gekauft, mit wem spricht er? Jeder zieht im Alltag eine digitale Datenspur hinter sich her. An der Universität Liechtenstein ist der Hype um Big Data früher als anderswo angekommen.

Google liefert Voraussagen über den wirtschaftlichen Zustand der Welt, Facebook-Likes verraten den IQ der Nutzer, Twitter gilt Wer die Datenflut für Werbeagenturen als Fenster zum Verbraucher, Amazon richtig sammeln, schickt alle möglichen Bücher innerhalb von Sekunden auf das analysieren und für sich E-Book und gibt auch noch interpretieren kann, sichert Tipps für das nächste Buch. Alle grossen börsenkotierten Untersich Wettbewerbsvorteile nehmen denken laut nach über das Auswerten ihrer Datenbestände, die jede Sekunde über Computer, Handys, Tablet-PCs und Netzwerkrechner gespeichert werden. «Big Data», also die schnelle Analyse riesiger, vielfältiger Datenmengen, gilt als Milliardenmarkt. Nur 15 Prozent der heute anfallenden Daten sind jedoch geordnet, hält eine Studie der Deutschen Bank vom März 2014 fest. Der Rest landet als Datenmüll in den Archiven – oder wird bald wieder gelöscht. «Unternehmen, die es schaffen, Daten nicht nur zu sammeln, sondern die Datenflut zu kanalisieren, analysieren und richtig für sich zu interpretieren und zu nutzen, sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile», ist Stefan Debortoli überzeugt. Der Wissenschaftliche Mitarbeiter am Hilti Lehrstuhl für Business Process Management der Universität Liechtenstein schreibt seine Doktorarbeit über den «Nutzen von Big-Data-Analysen für die Wirtschaft». Als Leiter des Kompetenzzentrums «CC-Big Data Analytics» am Institut für Wirtschaftsinformatik will er zudem Unternehmen in der Region Rheintal dabei unterstützen, ihr Big-Data-Potenzial zu aktivieren. Noch

fehle es häufig an der IT-Infrastruktur oder am Know-how, um aus Rohdaten Wissen herauszufiltern.

Kunden individuell ansprechen und Kosten senken

Mittlere und kleine Unternehmen profitieren von einer durchdachten Datenanalyse auf unterschiedliche Weise. «Produktions-, Einkaufs-, Vertriebs- oder Marketingprozesse lassen sich dadurch verbessern, dass in Echtzeit anfallende Daten direkt in automatisierte Prozesse integriert werden», sagt der junge Forscher aus Feldkirch. Und für die Führungsebene bringe die Analyse mehr Transparenz für Entscheidungsprozesse. Dasselbe gelte für Personalmanagement oder Buchhaltung. Die Auswertung grosser Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen helfe, Kundenprofile zu erstellen, Marktentwicklungen vorherzusagen und entsprechende Produkte zu entwickeln und dafür zu werben. Oder man verkaufe die Daten an Dritte. Zu Big Data zählen Daten jeder Art – wie etwa Texte, Sensorendaten, Audio, digitale Bilder und Videos, Klickabfolgen, Protokolldateien, GPS-Signale von Mobiltelefonen, Social-­ Media-Kommentare, E-Commerce-Transaktionen. Stefan Debortoli untersucht unstrukturierte Texte und hat dazu auf Data-Mining-Algorithmen basierende Computerprogramme selbst entwickelt. Die schlagen Alarm, wenn Schlüsselwörter fallen. Einzig Ironie und Sarkasmus, die könne kein Programm erkennen. Debortolis Studie setzt sich aus mehreren Einzelstudien zusammen. So wertet er derzeit mittels theoretischer Akzeptanzmodelle


Fotos: Uni Liechtenstein

Stefan Debortoli will Unternehmen in der Region Rheintal dabei u ­ nterstützen, ihr Big-Data-Potenzial zu aktivieren.

Online-Kundenmeinungen zu Produkten aus der Unterhaltungselektronik aus. Und auch Trends in tausenden Anzeigen zu «Big Data» auf Job-Plattformen hat er untersucht und herausgefunden, dass Unternehmen Big-Data-Spezialisten suchen, die neben der technischen Ausbildung umfassendes Wirtschaftswissen mitbringen.

Der Hype um Big Data ist in ­­­ Vaduz früh angekommen

Bisher sind es hauptsächlich ­Unternehmen aus dem Handel und der Werbebranche, die Trendforschung mittels Big Data für sich nutzen. Supermarktketten, Online-Händler oder Kaufhäuser können anhand gesammelter Kundendaten voraussagen, welche Produkte Kunden an welchen Orten kaufen werden. Seit ein paar Jahren jedoch entsteht eine wachsende Industrie rund um Big Data. Für Stefan Debortoli ist es höchste Zeit, die Unternehmen der Region Rhein-

Zur Person Stefan Debortoli, MSc, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Hilti Lehrstuhl für Business Process Management sowie Leiter des Kompetenzzentrums «CC-Big Data Analytics» am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Liechtenstein. Der Wirtschaftsinformatiker schreibt seine Doktorarbeit über den «Nutzen von Big-Data-Analysen für die Wirtschaft».

tal ins Boot zu holen. Ein Leitfaden soll helfen, potenzielle neue Big Data-Projekte zu identifizieren und dann auch durchzuführen. Um ein solches Vorgehensmodell zu entwickeln, analysiert der technisch versierte Wirtschaftsinformatiker unter anderem gerade die vorhandene Fachliteratur. Entscheidend sei letztlich, die richtigen Fragen richtig zu stellen: Was will das Unternehmen mittels Big Data erreichen? ­Welche Datenquellen gibt es? Welche Rolle spielt zum Beispiel Social Media, um Ergebnisse zu präzisieren? Welche Algorithmen gilt es anzuwenden? Welche Technologie braucht es? In der Wissenschaft sowie in der betrieblichen Forschung und Entwicklung schlummere ein enormes Potenzial für den Einsatz von Big Data, weiss Debortoli. Der Leitfaden kann daher sowohl Unternehmen als auch wissenschaftliche Forschungsteams unterstützen. Die Universität Liechtenstein hat das Potenzial von Big Data früh erkannt. Vier Publikationen des Hilti Lehrstuhls werden demnächst in der Fachpresse und bei Konferenzen vorgestellt. «Für unsere Region ist es äusserst wichtig, Kompetenzen zur ausgeklügelten Datenanalyse und deren Wirtschaftlichkeitsanalyse aufzubauen und zu verankern», sagt der Forscher am Campus in Vaduz. Big Data ist das Schlagwort der Stunde. Gerade stellt Deutschland die Forschung im Bereich Big Data und IT-Sicherheit neu auf. Und auch die britische Regierung hat Geld für die Schaffung eines Forschungsinstituts zum Thema Big Data bereitgestellt. Die Wirtschaft wird in naher Zukunft viele Big-Data-Spezialisten nachfragen. Leute wie Stefan | Debortoli aber, die sind noch immer rar.

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GEOLOGIE

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Wissenswertes über unsere Felsen

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Mächtig ragen die Felsen der Drei Schwestern in den Himmel. Ebenso die Spitzen der Falkniskette. Wer weiss, wie diese Felstürme entstanden sind? Ein neues Buch über die Geologie in Liechtenstein gibt Auskunft.

Auch dem Laien kommt beim Betrachten der faszinierenden Felsen unserer Bergwelt der Gedanke, dass nicht jeder Stein gleich ist wie der andere. Daniel Miescher, der in jahrelanger Arbeit die Geologie in Liechtenstein erforscht und die Ergebnisse nun in einem Alle 2500 Jahre aber könnte Buch veröffentlicht hat, kommt gar zum Schluss: «Liechtenstein im Gebiet Liechtensteins ein ist geologisch ausserordentlich Erdbeben bis zu einer vielfältig.» In Liechtenstein kommen nach seinen NachforschunMagnitude von 6 auf der gen Sedimentgesteine aus allen Richter-Skala auftreten fünf Ablagerungsräumen des Tethysmeers vor, zudem seien kristalline Überreste des verschwundenen Kontinents Pangäa sowie Teile der ozeanischen Kruste vorhanden. Mit dieser Übersicht befinden wir uns schon direkt in der Entstehungsgeschichte der Erde: Das Tethysmeer gab es vor rund 250 Millionen Jahren, das entstanden war, als Teile des Superkontinents Pangäa absanken. Durch die Kollision von Kontinenten ist das Tethysmeer wieder verschwunden, gleichzeitig wurden weite Teile des Meeresgrundes zu den Alpen aufgetürmt. Wer Liechtenstein durchstreife, schreibt Daniel Miescher im Vorwort des Buches, der mache eine Reise durch sämtliche alpine Ablagerungsräume.

Der Hebungsprozess der Alpen dauert bis heute an

Das Buch geht ausführlich und anschaulich mit zahlreichen Fotos und Grafiken auf die Entstehung der Gebirge und besonders auf die Bildung der Alpen im Laufe von Millionen von Jahren ein. Vor vielen Millionen Jahren waren noch alle Kontinente in einem Superkontinent vereinigt, den die Forscher Pangäa nennen.

Als diese Masse zu zerbrechen begann, trennten sich zuerst die beiden Grosskontinente Gondwana und Laurasia ab. Später, wieder in einem Zeitraum von Millionen Jahren, zerteilte sich Laurasia in die Kontinente Nordamerika und Eurasien. Gondwana umfasste die heutigen Kontinente der Südhalbkugel inklusive Indien. Zwischen den Kontinenten Gondwana und Laurasia öffnete sich das Tethysmeer, aus dem – wie schon erwähnt – die Alpen hervorgingen. Die Kontinente befanden sich in dauernder Bewegung, was zu Verschiebungen, Brüchen und Platten führte. Die Meeresablagerungen wurden noch unter dem Meeresgrund verfaltet und übereinander verschoben, die Gebirge entstanden und wurden angehoben. Der Hebungsprozess, schreibt Daniel Miescher, dauere bis heute an: Gegenwärtig betrage die Anhebung etwa 1 Millimeter pro Jahr. Interessant dabei ist, dass zwischen der Hebung und der Abtragung ein Gleichgewicht herrscht. Während also die Oberfläche langsam abgetragen wird, stossen nach und nach die tiefen Bereich der Gebirge an die Oberfläche.

Erdbeben durch Spannungen im Untergrund

Hebung und Verschiebung bilden die Ursachen für Erdbeben. Bekannt ist, dass sich das Rheintal und damit Liechtenstein in einem typischen Erdbebengebiet befinden, weil hier zwei Spannungslinien aufeinander treffen, wie Daniel Miescher darlegt: «Eine nordwestlich entlang der sich hebenden Aar- und Gotthardmassive verlaufende Zone erreicht zwischen Sargans und Dornbirn das Alpenrheintal und zieht durch Vorarlberg weiter Richtung Nordost. Eine zweite Zone erstreckt sich vom Bodenseegebiet durch das Rheintal in Richtung Chur.» Die Erdbebenaktivität im


Die ältesten Gesteine in Liechten­ stein befinden sich auf dem Bettler­joch, bekannt vor allem durch die Pfälzer Hütte.

Foto: Daniel Miescher

fand sich dessen Spitze vor 16'800 Jahren nur noch auf der Höhe von Sargans. Der Temperaturanstieg bewirkte aber nicht allein einen Rückzug der Gletscher, sondern auch die Rückkehr der Vegetation. Schmelzwasser des Rheintalgletschers füllte das Tal und füllte einen See vom heutigen Bodensee bis nach Landquart. Als Folge des Gletscherrückzugs ereigneten sich, wie Daniel Miescher darlegt, auch in unserem Gebiet verschiedene Bergstürze, beispielsweise in Triesenberg und Balzers, auf Iragell und Gafadura. Die Faltung der Gebirge, die Gletscher und die Bergstürze sind die Ursachen, dass es in Liechtenstein eine vielfältige Geologie gibt. Dem Kenner erschliesst sich die Geschichte aus den unterschiedlichen Gesteinen, die sich als Gebirge, Felssegmente und Findlinge präsentieren. Für Kenner, aber auch für Laien hat Daniel Miescher die Geologie Liechtensteins aufgearbeitet: Das Buch reizt zum Streifzug durch die Entstehungsgeschichte unserer Region, aber auch dazu, die unterschiedlichen Gesteine in der Natur kennenzulernen. |

Rheintal entsteht durch den Abbau von Spannungen im Untergrund. Die Zentren der seismischen Aktivitäten liegen laut Miescher bei Chur, Balzers, Buchs und Sennwald, wobei die Erdbebenherde in der Regel in Tiefen von wenigen Kilometern liegen. Die Erdbeben in der Rheintalregion werden durch Rütteln wahrgenommen, verursachen aber meistens keine Schäden. Alle 2500 Jahre aber, so die Prognose von Miescher, könnte im Gebiet Liechtensteins doch ein Erdbeben bis zu einer Magnitude von 6 auf der Richter-Skala auftreten.

Aus dem Rheintalgletscher entstand ein riesiger See

Während heute Befürchtungen wegen einer stetigen Erderwärmung bestehen, gab es frühere Zeiten mit extremer Kälte. Zwischen den aufragenden Felsen bildeten sich Gletscher. Den letzten Höhepunkt eines Gletschervorstosses siedelt Miescher vor rund 18'000 Jahren an, der damals durch das Alpenrheintal bis über den Bodensee hinaus reichte. Aufgrund einer Erderwärmung zogen sich die Gletscher in unserer Gegend relativ rasch zurück. War die Stirn des Rheingletschers vor 18'000 Jahren noch in der Bodensee-Gegend, so be-

DAS BUCH Daniel Miescher: «Geologie Liechtensteins». 142 Seiten, Format: 15,5 x 22,5 cm. Herausgeber: Liechtensteiner Alpenverein, Schaan. Verlag: Alpenland Verlag AG, Schaan. Gestaltung und ­ Druck: Gutenberg AG, Schaan. Das Buch ist zum Preis von 28 Franken erhältlich beim Liechtensteiner Alpenverein, beim Buchzentrum Liechtenstein (www.buchzentrum.li) oder im Buchhandel.

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N AT U R S C H U T Z

Mehr Natur im Siedlungsgrün

22 23 Von Bettina Hug

Die Gemeinde Mauren gehört zum Gemeindenetzwerk «Allianz in den Alpen». Seit Anfang des Jahres verbindet das dynAlp-nature-Projekt «Ökologischer Grünraum im Siedlungsgebiet» die Gemeinde Mauren mit Allianzgemeinden in anderen Ländern.

Ernst Meier blickt auf den Hornissenkasten auf dem Werkhofgelände. Manchmal, erzählt er mir, rufen die Leute panisch an, weil Kleine Details, die das Leben ein Hornissenvolk in ihrem Haus nistet. Dabei seien die Tiere als von Ringelnattern, Fröschen Insektenjäger überaus nützlich. und Wildbienen versüssen – Der passionierte Imker und Feuerwehrmann ist stellvertretender Sandhaufen, eine sonnige Werkhofmeister in Mauren und Steininsel im Teich, begeistert sich für alte Sorten und für eine vielfältige Natur. ein flacher Wasserzugang Die Bienen liegen ihm besonders am Herzen, und damit die Einwohner von Mauren ihre Angst vor den Tieren verlieren, baut er mit den Kleinsten im Dorf Wildbienenhotels. Zehn Jahre für intakte Lebensräume Vor etwa zehn Jahren begann die Gemeinde Mauren, sich vertieft mit der Natur im Siedlungsgebiet auseinanderzusetzen. Sie legte damals Grünstreifen entlang von Strassen an. Das war der erste Schritt für ein langfristiges Engagement für naturnahes und artenreiches Siedlungsgrün. Heute pflegen die Werkhofmitarbeiter zehn Biotope, betreuen rund fünfzig Hochstämme – alte, gegen Krankheiten resistente Apfel- und Birnensorten – und bewirtschaften die gemeindeeigenen Magerwiesen und Streuflächen. Die Grünstreifen wurden anfangs noch in kurzen Abständen geschnitten. Erst nach einiger Zeit kam die Erkenntnis, dass seltenes Mähen nicht nur mehr Natur, sondern auch weniger Arbeit bedeutete. Auf einer Karte im Sitzungsraum zeigt mir Werkhofmeister Patrick Marxer, wo die

Naturraum-Projekte der Gemeinde liegen. Besonders stolz ist er auf ein Biotop am Bahndamm, am Rand der Industriezone. Das will er mir «in natura» zeigen. Das Gebiet liegt nicht weit vom Werkhof. Unter einer Brücke stellten Landwirte früher ihre Gerätschaften ab und lagerten allerhand Gerümpel. Heute ist es eine Ruhezone mit Steh- und Fliessgewässern, Steinhaufen, Hecken für Bodenbrüter und Schneisen im Geäst, durch die das Licht einfallen kann. Die Gemeinde mietet Teile des Gebiets kostenlos vom Land und kümmert sich dafür um die Pflege. Mit glänzenden Augen zeigt mir Patrick Marxer kleine Details, die das Leben von Ringelnattern, Fröschen und Wildbienen versüssen – Sandhaufen, eine sonnige Steininsel im Teich, ein flacher Wasserzugang. Durch das Gebiet führt die Bahnstrecke. Sie sei kein Störfaktor für die Tiere, betont der Werkmeister. Diese nutzen Hohlräume unter den Geleisen für die Überquerung. Pflanzenvernichtungsmittel für die Bekämpfung von ungeliebtem Grün werden hier keine benutzt, darauf hat man sich auch mit der ÖBB geeinigt. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Mauren ist eines von rund 300 Mitgliedern des Gemeindenetzwerks «Allianz in den Alpen». Dort vernetzen sich Gemeinden, tauschen Visionen und gute Beispiele aus. Seit Anfang des Jahres verbindet das dynAlp-nature-Projekt «Ökologischer Grünraum im Siedlungsgebiet» die Gemeinde Mauren mit acht anderen Allianzgemeinden in Österreich, Slowenien, Frankreich und der Schweiz. «Mauren ist auf dem richtigen Weg, hier wurde schon viel getan», sagt Vorsteher Freddy Kaiser, «wir möchten unsere Erfahrung nun mit


Eine artenreiche, blühende Wiese entsteht nicht von heute auf morgen. Erst nach drei, vier Jahren sieht

anderen teilen.» Mittels dynAlp-nature gelingt dies. Dort sitzen Gemeinden aus verschiedenen Ländern an einem Tisch – mit unterschiedlichen Erfahrungen und Bedürfnissen, aber einem gemeinsamen Ziel: der Natur ihren Platz im Siedlungsgebiet einzuräumen. Mauren wird an diesem Tisch von seinen Erfahrungen erzählen oder etwa Pflanzensamen weitergeben, die die Werkhofmitarbeiter selbst ziehen und sammeln. Mauren wird dort auch von anderen guten Beispielen hören, von der Schmetterlingsinitiative im vorarlbergischen Mäder, vom generationenübergreifenden Gemeinschaftsgarten im französischen Curienne, von der Belebung alter Anbaukulturen im slowenischen Kranjska Gora. Das Programm dynAlp-nature soll Mauren auch helfen, einen Schritt weiterzugehen und seine Einwohner aktiv in die Grünraumgestaltung miteinbeziehen. Eine Info-Kampagne wird die Menschen über die Tätigkeit der Gemeinde informieren und sie dazu anregen, ihre Hausgärten für die Vielfalt zu öffnen. «Naturschutz kann man überall machen», sagt Patrick Marxer, «auch im Privatgarten.» In manchen Gärten finde man bereits Biotope oder eine Bepflanzung, die Bienen und anderen Bestäubern langzeitig Nahrung biete. Meistens könne man aber noch etwas verbessern – etwa einige Steine in einer warmen Ecke platzieren, wo kleine Reptilien Energie tanken können, oder geschnittenes Astwerk als Totholzhaufen liegen lassen, um Tieren einen Unterschlupf für den Winter zu bieten. Der Arbeit reicher Lohn Im Herbst müsse ich wieder kommen, sagt Patrick Marxer. Da wird der Süssmost von den fünfzig Hochstämmen fertig. Es be-

Foto: CIPRA

man den Erfolg.

steht Hoffnung auf ein gutes Obstjahr, deshalb wollen sich Ernst Meier und Patrick Marxer heuer an einem sortenreinen Edelbrand versuchen. Für die Arbeit in der Natur wird man beim Werkhof Mauren also reich belohnt und so erkundige ich mich nach den Stellenangeboten. «Jaja, eine Frau könnte bei uns schon auch mitarbeiten», heisst es. «Frauen gehen sehr sorgfältig mit der Natur um, da könnten wir profitieren.» Auf meine Frage, was denn zu dieser Jahreszeit so an täglicher Arbeit in der Natur anstehe meint Patrick Marxer: Im Mai sei der Werkhof mit anderen Dingen beschäftigt. Die Natur brauche nun Ruhe, damit die Bodenbrüter nisten und die Pflanzenvielfalt wachsen kann. Im Mai | könne man «die Natur erleben».

dynAlp-nature - Gemeinden für Naturschutz Mit dem Programm «dynAlp-nature» unterstützt das Gemeinde­ netzwerk «Allianz in den Alpen» grenzüberschreitende Projekte, die eine Vernetzung und Aufwertung von Naturräumen fördern und so dazu beitragen, die vielfältige Biodiversität in den Alpen zu erhalten. In vier Kooperationsprojekten tauschen sich 25 Mitgliedsgemeinden aus allen ­sieben Alpenländern zu den Themen Besucherlenkung, ökologisch wertvolles Siedlungsgrün, Feuchtgebiete und Vermarktung regionaler Produkte aus. CIPRA International hat dynAlp-nature im Auftrag von «Allianz in den Alpen» konzipiert und ist für das Projektmanagement zuständig. Weitere Informationen: www.alpenallianz.org/de/projekte/dynalp-nature

MAI 2014


TA G D E R A R B E I T

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Feierstunde statt Demonstration

25 Von Günther Meier

Der 1. Mai ist der «Tag der Arbeit». Während in anderen Ländern die Arbeiter schon seit Jahrzehnten ihren «Feiertag» begehen, ist die erste Mai-Feier in Liechtenstein erst 1957 durchgeführt worden – unter dem Motto «Feierstunde statt Demonstration».

«Wir sind nicht zusammengekommen, um Forderungen zu stellen oder Brandreden zu halten, sondern um gemeinsam am Tage der Arbeit, der mehr oder weniger in der ganzen Welt gefeiert wird, mit einer Gedenkstunde die SolidariDie liechtensteinischen tät mit den gesamten freien ArArbeiter kamen erstmals beitern zu bekunden.» Mit diesem Satz grenzte Arbeitersekretär 1957 an einem «Tag Josef Sele den Liechtensteinider Arbeit» zu einer schen Arbeitnehmerverband von ausländischen Gewerkschaften Feierstunde zusammen ab, die jeweils am 1. Mai zum Arbeitskampf aufrufen. Die liechtensteinischen Arbeiter kamen erstmals 1957 an einem «Tag der Arbeit» zusammen, aber nicht nach einem Vorbild aus dem Ausland zu einer Demonstration, sondern zu einer Feierstunde, zu der auch Politiker sowie Vertreter der Arbeitgeberschaft aus Industrie und Gewerbe eingeladen waren. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der ersten offiziellen Mai-Feier der internationalen Arbeiterschaft hatte es gedauert, bis die liechtensteinischen Arbeiter ebenfalls ein Treffen organisierten. Dabei war es dem Arbeitnehmerverband wichtig zu betonen, dass kein Klassenkampf beabsichtigt sei und eine Mai-Feier mit der katholischen Weltanschauung durchaus vereinbart werden könne. Schliesslich habe Papst Pius XII. 1956 den 1. Mai als «Festtag der Arbeit für die katholische Welt» erklärt, und dem Papst könne nicht unterstellt werden, sozialistisches Gedankengut zu übernehmen.

Ursprung des Arbeiter- Feiertags in Amerika

Der Ursprung des 1. Mai als «Tag der Arbeit» liegt in den USA, beschlossen wurde der

Kampftag für die Arbeiterschaft aber 1889 beim Internationalen Kongress der sozialistischen Parteien und Gewerkschaften in Paris. Die Gewerkschaften in den USA hatten schon nach dem Ende des Bürgerkriegs 1865 gefordert, die Arbeitszeit für die Arbeiter von damals 11 bis 13 Stunden auf 8 Stunden pro Tag zu senken. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, beschlossen die Gewerkschaften auf den 1. Mai 1886 einen mehrtägigen Generalstreik. In Chicago endete eine Arbeiter-Kundgebung mit einem blutigen Anschlag: Eine Bombe forderte Todesopfer, worauf eine Reihe von anarchistischen Arbeiterführern zum Tode verurteilt wurden. Der 1. Mai war nicht rein zufällig für die Kundgebung gewählt worden, sondern dieser Tag war in Amerika traditionell ein «moving day», ein Tag also, an dem Berufswechsel oder Wohnungswechsel vorgenommen wurden. Der Funke der Arbeiterbewegung sprang damals auf Europa über, und seit 1890 wird der 1. Mai auch in europäischen Ländern als «Tag der Arbeiter» begangen.

Warnungen vor dem sozialisti- schen Gedankengut

Liechtenstein war zu jener Zeit noch ein Bauernland, in dem sich die Industrie erst langsam im Aufbau befand. Erst 1920, nicht zuletzt als Folge der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg, die viele Liechtensteiner als Saisonarbeiter in andere Länder trieb, wurde der Liechtensteinische Arbeiterverband gegründet. Die soziale Frage, die anderswo die Arbeiter auf die Barrikaden trieb, wurde auch in unserem Land diskutiert, doch gleichzeitig wurde vor dem Sozialismus gewarnt. Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs machte ein Zeitungsbericht darauf aufmerksam, dass liechten-


Foto: Landesarchiv / Alfons Kieber

steinische Arbeiter in der Fremde so lange von Sozialisten schikaniert würden, bis sie einer Gewerkschaft beitreten würden. Geistliche in Liechtenstein warnten ebenfalls vor dem sozialistischen Gedankengut im Ausland und ersuchten die Arbeiter, vor allem aus religiösen Gründen keiner sozialistischen Gewerkschaft beizutreten, sondern nach einer christlich-sozialen Gewerkschaft zu suchen. Trotz dieser Warnungen setzte sich allgemein die Auffassung durch, es brauche auch in Liechtenstein eine Arbeiterorganisation, weil kein Schutz für die Arbeiter vorhanden sei. Es kam deshalb 1920 zur Gründung einer Arbeiterorganisation. Nach längerer Vorbereitung fand die Gründungsversammlung des Arbeiterverbandes am Feiertag Maria Lichtmess im «Adler» in Vaduz statt. Die Hauptaufgabe sah der neue Verband darin, die Lohn- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter zu verbessern. Ausserdem legten die Statuten fest, der Verband müsse seine Mitglieder auf eine möglichst hohe moralische Stufe bringen, um ihnen dauernd einen menschenwürdigen Anteil an den Errungenschaften der Kultur zu sichern.

Feierstunde des Liechtensteinischen Arbeitnehmer­ verbandes im Jahre 1974 mit Präsident Johann Beck (rechts) sowie Vertretern der Regierung und des Landtags.

Arbeiterverband im Oberland und einen «schwarzen» im Unterland – rot und schwarz in Anlehnung an die Farbbezeichnung der Parteien. In den bald hundert Jahren seit Bestehen des Arbeiterverbandes, der sich heute LANV Liechtensteinischer ArbeitnehmerInnenverband nennt, waren jedoch Kampf und Konfrontation eher selten. Ein paar Ereignisse in dieser Richtung sind aber im Laufe der Geschichte doch zu verzeichnen. So streikten im Frühjahr 1920 zuerst die Eisenbahner der Linie Feldkirch – Buchs, dann verlangten die Postangestellten nach höheren Löhnen und streikten über ein Wochen­ ende. Die Statuen des Verbandes sahen zwar in erster Linie eine Regelung über Verhandlungen vor, doch im Notfall konnte auch zu Mitteln wie «Streiks, Sperren und Boykott» gegriffen werden, um den Forderungen mehr Gewicht zu verleihen. Arbeiter aus Triesen demonstrierten am 28. Februar 1931 vor dem Regierungsgebäude und wählten aus den rund Wenig Kampf und Konfrontation 80 Arbeitern eine Verhandlungsdelegation, die ge in Liechtenstein genüber der Regierung durchsetzen sollte, dass Diesen Anforderungen konnte beim Kanalbau möglichst viele Arbeitslose beschäfder Arbeiterverband in den Anfangszeiten nicht im- tigt werden müssten. Nach etwa dreistündiger Vermer gerecht werden. Die politischen Auseinander- handlung gaben sich die Arbeiter mit Zusicherunsetzungen der Dreissigerjahre strahlten auch auf die gen der Regierung bezüglich Beschäftigung und Arbeiterorganisation aus. Zwischen 1931 und 1935 Lohn zufrieden – und machten sich auf dem Rückgab es keine Einheit mehr, sondern einen «roten» weg nach Triesen. MAI 2014


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«Streik» einiger Arbeiter 1941 am Oberalp-Pass

Baustelle, die sich über Arbeits- und Unterkunftsverhältnisse erkundigte. Eine Gruppe von 36 Arbei Eine interessante Episode, die al- tern liess sich von den Unterhändlern, an deren Spitlerdings nicht in direktem Zusammenhang mit ze der Regierungschef-Stellvertreter Alois Vogt, nicht dem Arbeiterverband stand, spielte sich 1941 ab. umstimmen und kehrte nach Liechtenstein zurück. Am Oberalp-Pass zwischen Andermatt und Sedrun Auf diesen «Streik» reagierte die Regierung damit, arbeiteten rund 100 Arbeiter aus Liechtenstein. Als dass diese Arbeiter keine Arbeiten mehr zugewiesen es in der zweiten August-Hälfte zu schneien begann, erhielten. Die Arbeitsniederlegung wird in der Rückbestellte ein Teil der Arbeiter einen Omnibus, um schau nicht als gewerkschaftliche Demonstration nach Hause zu fahren. Die Regierung, die sich für verstanden, sondern als Ausdruck der damaligen podie Anstellung der Arbeiter in der Schweiz ­eingesetzt litischen Verhältnisse – nicht liechtensteinische Nahatte, schickte eine Verhandlungsdelegation auf die tionalsozialisten schürten die Unzufriedenheit. |

Erste Mai-Feier des Arbeiterverbandes Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Liechtensteinische Arbeiterverband, der inzwischen Liechtensteinischer Arbeitnehmerverband heisst, am 1. Mai 1957 die erste Mai-Feier durch. Der Arbeiterverband wollte diese Veranstaltung nicht als eine Demonstration der Arbeiterschaft verstanden haben, sondern wollte eine Feierstunde – mit Gästen aus Politik und Wirtschaft – durchführen. Der Präsident der Liechtensteinischen Arbeiterschaft, Johann Beck, ging in seiner damaligen Ansprache auf diese spezielle Ausrichtung der Mai-Feier ein: «Es ist heute das erste Mal, dass in Liechtenstein der 1. Mai, der Tag der Arbeiter, durch eine Kundmachung dokumentiert wird. Wenn auch diese unsere heutige Kundgebung nur in bescheidenem Rahmen abgehalten werden kann und eigentlich nur den Charakter einer grösseren Arbeiterversammlung hat, so glauben wir doch zuversichtlich, dass der 1. Mai 1957 der Anfang einer Tradition sein wird. Wir Arbeiter wissen wohl, mit welch gemischten Gefühlen, mit welcher Skepsis, diese unsere Bestrebungen, den 1. Mai auch wirklich als Tag der Arbeiter zu feiern, von den anderen Ständen und Volksgruppen aufgenommen wird. Die einen befürchten, dass in dieser Bestrebung eine Front zu machen gegen die anderen Stände beabsichtigt sei, die anderen sagen, dass der 1. Mai zuerst von den Sozialisten gefeiert wurde, also sozialistisches Gedankengut sei, sich infolgedessen auch nicht mit unserem katholischen Glauben und unserer christlichen Weltanschauung vereinbaren lasse. Auf Grund der gegen unsere Absicht ­vorgebrachten Argumente erachte ich es als das Gegebenste, dieselben zu widerlegen und ganz allgemein darüber zu ­sprechen, welche Bedeutung der 1. Mai als Feiertag für die Arbeiterschaft hat. Auf das erste Argument, in welchem also die Vermutung ausgesprochen wird, mit dem 1. Mai als Feiertag beabsichtige die Arbeiterschaft, eine Front zu machen gegen die anderen Stände, erkläre ich heute in aller Öffentlichkeit, dass weder im ­Zentralausschuss des LAV noch in irgendeiner Sektion desselben jemals dieser Gedanke aufgetaucht ist. Es liegt uns absolut fern, gegen jemanden «Front» zu machen. Wir betrachten diese unsere Bestrebung aber als voll gerechtfertigt, nachdem in verschiedenen anderen Staaten der 1. Mai von der Arbeiterschaft schon seit Jahrzehnten gefeiert wird.

MAI 2014


K U LT U R

Kunstmuseum vor der Eröffnung Das Kunstmuseum Liechtenstein öffnet seinen Ausstellungsbetrieb wieder am 15. Mai 2014 mit der Ausstellung «Lens-based sculpture. Die Veränderung der Skuptur durch die Fotografie». Die seit dem vergangenen Dezember erfolgte Schliessung war aus speziellen baulichen Gründen notwendig geworden: Der Schwarze Würfel, das Kunstmuseum Liechtenstein, wurde unterirdisch mit dem Weissen Würfel der Hilti Art Foundation verbunden. Geplant ist, den sich im Bau befindlichen Weissen Würfel als Kunstmuseum im Frühjahr ­ 2015 zu eröffnen. Die Sammlung der Hilti Art Foundation wird als Dauerleihgabe in das Kunstmuseum Liechtenstein einziehen. Diese bedeutende Sammlung, die vor allem Kunstwerke der Klassischen Moderne und der Konkreten Kunst umfasst, wird als grossen Gewinn für das Kunstmuseum Liechtenstein betrachtet. Im Weissen Würfel soll ein grosszügiges Kunstvermittlungsatelier für junge Menschen entstehen. Die Verbindung zwischen dem Weissen und dem Schwarzen Würfel wurde hergestellt, weil die neuen Ausstellungsräume der Hilti Art Foundation nur über das Foyer des Kunstmuseums erreichbar sein werden. Zwischen Kunstmuseum Liechtenstein und Hilti Art Foundation wird eine für beide Seiten inspirierende Kooperation erwartet. Aber auch die kurzfristige Schliessung des Kunstmuseums führte zu verschiedenen sinnvollen Kooperationen. Teile der Sammlung des Kunstmuseums waren in den letzten Monaten im Gasometer in Triesen und im Kuefer-Martis-Huus in Ruggell in speziellen Ausstellungen präsent. Über eine weitere Kooperation mit der Erwachsenenbildung Stein Egerta in Schaan sind Werke von Bury, Honegger, Malin und Sigrist im Skulpturengarten zu sehen. Den Skulpturengarten hatte Georg Malin, Gründer und Konservator der Staatlichen Kunstsammlung, 1995 im Garten des Bildungshauses Stein Egerta eingerichtet und öffentlich zugänglich gemacht. Die Ausstellung «Bury, Honegger, Malin, Sigrist» ermöglicht erstmals Einblicke in Werkprozesse der Bildhauer des Skulpturengartens. Gezeigt

Foto: Günther Meier

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Der Weisse Würfel der Hilti Art werden Entwürfe, Zeichnungen, Modelle und Kleinplastiken der Foundation ist mit dem Schwarzen Würfel des Kunstmuseums Künstler, womit die bildhaueri­Liechtenstein verbunden worden. sche Formfindung sichtbar gemacht wurde. Teile aus der Hilti Art Founda­ tion waren schon einmal zu sehen im Kunstmuseum Liechtenstein. Die Ausstellung «Von Paul Gauguin bis Imi Knoebel», die 2005 im Kunstmuseum organisiert wurde, umfasste 60 Gemälde und Skulpturen aus der Zeit von 1880 bis zur Gegenwart. Erstmals gewährte damals das Kunstmuseum Liechtenstein einen Einblick in den Sammlungsbestand der Hilti Art Foundation. Neben Werken von Gauguin und Knoebel, die den äusseren zeitlichen Rahmen der Ausstellung absteckten, waren Werke der Künstler der klassischen Moderne wie Umberto Boccioni, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Fernand Léger, Piet Mondrian, Pablo Picasso und Karl Schmidt-Rottluff zu sehen. Die Kunst ab 1945 bis heute repräsentierten Künstler wie Max Bill, Lucio Fontana, Alberto Giacometti, Gottfried Honegger, Günther Uecker, Piero Manzoni und Mark Rothko. Die Ausstellung zeigte damit die Vielfalt wichtiger Kunstströmungen vom späten 19. bis zum frühen 21. Jahrhundert ebenso wie den individuellen Geschmack und die | persönlichen Vorlieben privater Sammler. MAI 2014


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Mai 2014 Ausstellungen Lens-Based Sculpture Die Veränderung der Skulptur durch die Fotografie 16. Mai bis 31. August 2014

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Bury – Honegger – Malin – Sigrist Einsichten in skulpturale Werkprozesse mit Werken aus der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein 4. April bis 1. Juni 2014 Outside of Black Box and White Cube Tanz und Performance 10., 17., 24. Mai 2014 Veranstaltungsort: keramik werkstatt schaedler AG, Nendeln

Veranstaltungen Samstag, 10. Mai 2014, 17 Uhr Tanz und Performance Outside of Black Box and White Cube Itziar Okariz, Mette Edvardsen Veranstaltungsort: keramik werkstatt schaedler AG, Nendeln Donnerstag, 15. Mai 2014, ab 18 Uhr Vernissage Lens-Based Sculpture Samstag, 17. Mai 2014, 17 Uhr Tanz und Performance Outside of Black Box and White Cube Paz Rojo, Norberto Llopis Veranstaltungsort: keramik werkstatt schaedler AG, Nendeln Sonntag, 18. Mai 2014, 10–17 Uhr Kunstmuseum Spezial Internationaler Museumstag

Starke Bilder wirken

Donnerstag, 22. Mai 2014, 18 Uhr Öffentliche Führung Lens-Based Sculpture mit Friedemann Malsch Samstag, 24. Mai 2014, 17 Uhr Tanz und Performance Outside of Black Box and White Cube Aimar Pérez Galí, Eva Meyer-Keller Veranstaltungsort: keramik werkstatt schaedler AG, Nendeln

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Die Bildagentur aus Liechtenstein

Sonntag, 25. Mai 2014, 11 Uhr Gespräch Gespräch zur Genese des Skulpturengartens mit Georg Malin und Friedemann Malsch Veranstaltungsort: Stein Egerta, Schaan www.kunstmuseum.li

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SCHLUSSPUNKT

Der etwas in Vergessenheit geratenen Frage «wem ghörscht?» folgte in früheren Jahren oft eine Antwort, die mit einem Hausnamen in Verbindung stand. Nicht selten war der Ursprung des Hausnamens ein Beruf, wie «s’Küefers» oder «s’Wegmachers». Hinter den 50 häufigsten deutschen Familiennamen verbergen sich ebenfalls Berufe, so zum Beispiel Müller, Schneider, Weber, Wagner oder Schmied. Diese we- Die Wahl der richtigen Lehrstelle nigen Beispiele zeigen, wie sehr ist die erste grosse Weichenstellung wir uns mit unseren Berufen identifizieren und darüber iden- in Richtung Erwachsenenwelt tifiziert werden. Wie jedes Jahr sind derzeit wieder viele Jugendliche in unserem Land mit der Wahl des künftigen Berufs beschäftigt. Sie suchen sich Unternehmen der verschiedenen Branchen, um Schnuppertage zu absolvieren und so eine bessere Übersicht für ihre Entscheidung zu finden. Dabei gilt es sehr vieles zu berücksichtigen: Was sind meine Neigungen, Talente und Fähigkeiten? Was bin ich für ein Typ? Habe ich gerne mit Menschen zu tun, möchte ich einer Tätigkeit im Büro nachgehen oder zieht es mich mehr ins Freie? Liegen mir Sprachen oder Mathematik, bin ich handwerklich begabt? Die Wahl der richtigen Lehrstelle ist die erste grosse Weichenstellung in Richtung Erwachsenenwelt und sicherlich nicht einfach. Hinzu kommt, dass der Traumberuf den eigenen Fähigkeiten vielleicht nicht am besten entspricht, oder dass nicht immer ein Angebot vorhanden ist. Dann ist Flexibilität und Geduld, manchmal aber auch eine Neuorientierung erforderlich. Aurelia Frick Ein Beruf muss einem primär gefallen und Freude Regierungsrätin, zuständig für bereiten, aber trotzdem wird oft auch die Frage der ZukunftsperspekAussenpolitik, Bildung tiven bedacht. Wie gehe ich mit der Wahl um, wenn ein Beruf, der und Kultur Freude macht, scheinbar wenig Chancen bietet? Aus meiner Erfahrung ist der Erfolg meist nicht weit, wenn die Leidenschaft gross ist. Auch findet sich bei der Berufs- bzw. Lehrstellenwahl ein Gefälle. Kaufmännische Berufe scheinen ungebrochen attraktiv, während viele Gewerbe- und Industriebetriebe händeringend Nachwuchs für technische und handwerkliche Berufe suchen. Dabei bergen viele dieser Berufe grosse Chancen. Nicht nur, weil ein Fachkräftemangel beklagt wird, sondern weil davon auszugehen ist, dass sich hier durch die ­fortschreitende Entwicklung viele Möglichkeiten für junge Berufsleute ergeben. Foto: Regierung

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Aurelia Frick Weichenstellung Lehrstellenwahl

In den Schulen wird viel getan, um die Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl gut zu begleiten. Die Eltern spielen dabei eine wichtige Rolle als Berater und Unterstützer. Das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung steht mit Rat und Informationen zur Seite. Wichtig für die Berufswahl sind Offenheit, Interesse und Ehrlichkeit sich selber gegenüber. Und der Mut, auch das Unbekannte ernsthaft in Erwägung zu ziehen. |

MAI 2014


wechselwirksam zusammen: Weltkriegsfolgen, finanzielle Notlage des Fürstentums, fürstlicher Besitz in Böhmen und Mähren, Bodenreform der 1918 gegründeten Tschechoslowakei, gescheiterter liechtensteinischer Völkerbundsbeitritt und tschechoslowakische Nichtanerkennung Liechtensteins.

Václav Horčička, Historiker an der Prager Karls-Universität, untersucht aufgrund tschechischer und deutschsprachiger Archivquellen die Konfiskationen, die 1945 im Zuge der sogenannten Beneš-Dekrete auf den gesamten tschechoslowakischen Besitz des Fürsten von Liechtenstein angewandt wurden. Er zeigt die innertschechoslowakischen Bedenken, die Abwehrversuche von fürstlicher Seite mit Einsprachen und Gutachten, alle erfolglos, und die beiderseitigen Argumentationen, welche auf tschechoslowakischer Seite teils weit in die Geschichte zurückgriffen, teils ideologisch nationalistisch, teils kommunistisch motiviert waren.

Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission (Hrsg.)

Das Fürstenhaus, der Staat Liechtenstein und die Tschechoslowakei im 20. Jahrhundert

Hier legt die Historikerkommission nun nach gut dreijähriger Tätigkeit ihren Synthesebe-

richt zu den Ergebnissen vor, als Band 8 der Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-TscheHier legt die Historikerkommission nun nach gut dreijähriger Tätigkeit ihren Synthesebechischen Historikerkommission. Zuvor hat vier Tagungs- und drei Forschungsbände richt zu den Ergebnissen vor, als Band 8 der Veröffentlichungen dersieLiechtensteinisch-Tscheherausgegeben. chischen Historikerkommission. Zuvor hat sie vier Tagungs- und drei Forschungsbände herausgegeben. Der Bericht zeigt auf der Grundlage der deutsch- und tschechischsprachigen Quellen und

Erinnerung geschichtswirksam wurden, wie sich 20. Jahrhundert alles überstürzte und bis zum 20. Jahrhundert war, wie Besitz, Kunst, Repräsentation undim politische Ereignisse änderte und wie man schliesslich im 21. Jahrhundert zur Normalisierung von 2009 gelangte. ineinander griffen, wie man sich auf staatlicher Ebene begegnete, wie «Bilder» in kollektiver Der Bericht präsentiert Folgerungen, nennt offene Fragen, formuliert Vorschläge, bietet eine Erinnerung geschichtswirksam wurden, wie sich im 20. Jahrhundert alles überstürzte und umfassende Bibliographie. änderte und wie man schliesslich im 21. Jahrhundert zur Normalisierung von 2009 gelangte. Der Bericht präsentiert Folgerungen, nennt offene Fragen, formuliert Vorschläge, bietet eine umfassende Bibliographie.Inhalt:

Inhalt: – – – – – – – –

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Tätigkeit der Historikerkommission 2010–2013 Die Liechtenstein: Mittelalter, Frühe Neuzeit, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert Erinnerungsorte, Konstruktion historischer Bilder Die Liechtenstein und die Kunst

Tätigkeit der Historikerkommission 2010–2013 – Tschechoslowakische Bodenreform nach 1918 Die Liechtenstein: Mittelalter, Frühe Neuzeit, – Konfiskationen 1945 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert Erinnerungsorte, Konstruktion historischerThesen, BilderDesiderate – Zusammenfassende – Anhang: Die Liechtenstein und die Kunst Quellen und Literatur, Tagungen, Veröffentlichungen Tschechoslowakische Bodenreform nach 1918 Konfiskationen 1945 Zusammenfassende Thesen, Desiderate Anhang: Quellen und Literatur, Tagungen, Veröffentlichungen

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Das Haus Liechtenstein in den böhmischen Ländern vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert Band 5 376 Seiten, illustriert, CHF 42.00

Band 8

Band 8

Band 7

Band 3 370 Seiten, illustriert, CHF 42.00

Im Jahr 2009Liechtenstein haben das Fürstentum und die Tschechische Republik diploma-/ Im Jahr 2009 haben das Fürstentum und dieLiechtenstein Tschechische Republik diplomaVáclav Horčička tische Beziehungen wurde damit eine jahrzehntelange Blockade, die tische Beziehungen aufgenommen. Beendetaufgenommen. wurde damit Beendet eine jahrzehntelange Blockade, die Roland Marxer in der 1945 erfolgten Konfiskation der tschechoslowakischen Besitzungen des Fürsten von in der 1945 erfolgten Konfiskation der tschechoslowakischen Besitzungen des Fürsten von Liechtenstein und weiterer Staatsbürger des Fürstentums wurzelte. Die beiden Regierungen Liechtenstein und weiterer Staatsbürger des Fürstentums wurzelte. Die beiden Regierungen haben 2010 eine paritätisch besetzte Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission haben 2010 eine paritätisch besetzte Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission berufen, mit dem Auftrag, die Geschichte der gegenseitigen Beziehungen von den Anfängen berufen, mit dem Auftrag,bis diezur Geschichte gegenseitigen Beziehungen vonzuden Anfängen Gegenwart,der einschliesslich umstrittener Themen, untersuchen. bis zur Gegenwart, einschliesslich umstrittener Themen, zu untersuchen.

Geiger / Tomáš Knoz / EliškaFučíková Fučíková / Peter Peter Geiger / Tomáš Knoz / Eliška Horák / Catherine Horel / JohannKräftner Kräftner // OndřejOndřej Horák / Catherine Horel / Johann Thomas Winkelbauer/ /Jan JanŽupanič Županič Thomas Winkelbauer

Liechtensteinisch-tschechische Beziehungen

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der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission Synthesebericht der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission

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Das Fürstentum Liechtenstein, die böhmischen Länder Liechtenstein und die tschechoslowakischen Literatur sowie der Ergebnisse von Tagungen und Forschungsaufträgen, wie reichhaltig und Der Bericht zeigt auf der wechselvoll Grundlagedie derGeschichte deutsch- des undHauses tschechischsprachigen undLändern vom 13. Liechtenstein in denQuellen böhmischen und die Tschechoslowakei Konfiskationen von 1945 Roland Marxer, Politologe und Diplomat, bis 2010 Leiter des Amts für Auswärtige Angelebis zum Jahrhundert war, wie Besitz, Kunst, Repräsentation und und politische Ereignisse Literatur sowie der Ergebnisse von20.Tagungen und Forschungsaufträgen, wie reichhaltig genheiten in Vaduz, untersucht für den Zeitraum von 1948 bisBeziehungen zur Gegenwart die Nachwirineinander griffen, wie man sich in aufden staatlicher Ebene begegnete, «Bilder» wechselvoll die Geschichte desZweiten Hauses Liechtenstein böhmischen Ländernwie vom 13. in kollektiver Geschichte der zwischenstaatlichen Vom Weltkrieg bis zur Gegenwart kungen der tschechoslowakischen Konfiskationen liechtensteinischer Vermögen. Er verfolgt die Phasen der diplomatischen Eiszeit, die Lockerungsansätze nach 1990, die gerichtlichen Klagen, schliesslich die Deblockierung mit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 2009, die Auslagerung der strittigen Fragen an die gemeinsame Historikerkommission und die seither vertiefte liechtensteinisch-tschechische Zusammenarbeit.

Das Fürstenhaus, der Staat Liechtenstein und die Tschechoslowakei im 20. Jahrhundert

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Geiger / Knoz / Fučíková / Horák / Horel / Kräftner / Winkelbauer / Županič

Das Haus Liechtenstein in den böhmischen Rupert Quaderer, Historiker, erhellt aufgrund Quellen liechtensteinischen, tschechiLändern vom Mittelalter bisvon ins 20.ausJahrhundert schen und schweizerischen Archiven das Interessendreieck Staat Liechtenstein – Fürst Liechtenstein – Tschechoslowakei in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Alles hing Güter, Rechte, Verwaltung

Band 7 der Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-Tschechischen SusanneHistorikerkommisKeller-Giger / sion vereinigt die Ergebnisse von zwei weiteren von der Kommission Rupert in AuftragQuaderer gegebenen Forschungsprojekten. Sie legen detailliert die restlosen Konfiskationen liechtensteinischer Güter und Vermögen 1945–1948 in der Tschechoslowakei und deren Aus- und Nachwirkungen bis zur Gegenwart dar.

Band 4

Band 3 Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission (Hrsg.)

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Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission (Hrsg.)

Liechtensteinisch-tschechische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart – Synthesebericht

Susanne Keller-Giger, Historikerin und Slawistin, untersucht auf der Grundlage von Archivquellen und Literatur deutscher und tschechischer Sprache die wechselvollen Beziehungen zwischen dem seit 1719 bestehenden Fürstentum Liechtenstein und den böhmischen Ländern, ab 1918 der Tschechoslowakei, später der Tschechischen Republik. Verbunden waren die weit auseinanderliegenden Gebiete und Staaten durch den Fürsten. Exemplarisch beleuchtet ein Exkurs am Fall von Schwarzkosteletz die Anwendung der Bodenreform auf das fürstliche Eigentum.

Dieser Band enthält Beiträge von Vojtěk Drašnar, Peter Geiger, Lothar Höbelt, Ondřej Horák, Václav Horčička, Catherine Horel, Karina Hoření, Susanne Keller-Giger, Kamila Kohoutková, Johann Kräftner, Josef Löffler, Roland Marxer, Christoph Merki, Rupert Quaderer, Alžběta Steinerová, Arthur Stögmann und Jan Županič.

Horčička / Marxer

Band 6 der Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission Christoph Maria Merki / vereinigt die Ergebnisse von zwei weiteren von der Kommission in Auftrag gegebenen ForJosef Löffler schungsprojekten. Sie beschreiben die zwischenstaatlichen Beziehungen bis zur Gegenwart und die Auswirkungen der tschechoslowakischen Bodenreform nach 1918 auf Haus und Fürstentum Liechtenstein.

chen Erwägungen. Blicke fallen auf die Kunstsammlungen, auf die fürstliche Verwaltung der Herrschaftsgüter, auf die erst 1997 aus Moskau gegen das Sokolov-Archiv zurückgetauschten Hausarchiv-Archivalien wie auch auf die heutige Wahrnehmung der Liechtenstein-Fragen in Tschechien.

In Brünn/Brno erscheint das Buch auch in tschechischer Sprache.

Die Liechtenstein: Kontinuitäten – Diskontinuitäten Band 2 276 Seiten, illustriert, CHF 40.00

Band 6

Band 5

In Brünn/Brno erscheint das Buch auch in tschechischer Sprache.

ISBN 978-3-906393-72-8

Liechtensteinische Erinnerungsorte in den böhmischen Ländern Band 1 248 Seiten, illustriert, CHF 38.00

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Die Liechtenstein Die 16 Beiträge stellen das Geschehen in den verschiedenen Phasen bis heute dar, samt den und die Kunst weit in die Geschichte zurückgreifenden Argumentationen, Interpretationen und rechtli-

Dieser Band enthält Beiträge von Petr Fidler, Eliška Fučíková, Herbert Haupt, Miroslav Kindl, Tomáš Knoz, Markéta Kouřilová, Johann Kräftner, Tomáš Krejčík, Jiři Kroupa, Martina Lehmannová, Vladimír Maňas, Gernot Mayer, Radka Miltová, Friedrich Polleroß, Bohumír Smutný, Pavel Šopák, Štěpán Vácha, Vít Vlnas und Zuzana Všetečková.

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Der vorliegende Band 4 der Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission vereinigt Beiträge einer Tagung vom April 2013 in Prag. Der Zerfall Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg, die Bildung von Nachfolgestaaten, darunter die Tschechoslowakei, der Fall von Monarchien, der Niedergang des Adels, der Hitlerkrieg und die nationalen Reaktionen nach der Befreiung, Bevölkerungs-«Transfers» und Konfiskationen, jahrzehntelange kommunistische Herrschaft – all dies betraf zentral auch das Fürstenhaus und das Fürstentum Liechtenstein. Der Fürst verlor alle Besitztümer in der Tschechoslowakei. Weiteren liechtensteinischen Staatsangehörigen erging es ebenso. Die ungelösten Fragen um Bodenreform und Konfiskation verhinderten bis 2009 die gegenseitige staatliche Anerkennung.

Die Liechtenstein und die Kunst

Die Liechtenstein: Kontinuitäten – Diskontinuitäten

Liechtensteinische Erinnerungsorte in den böhmischen Ländern

Die Liechtenstein: Kontinuitäten – Diskontinuitäten

h ISBN 978-3-906393-63-6

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Die Familie Liechtenstein war seit Jahrhunderten in Österreich und ebenso seit dem Spätmittelalter in Mähren und ab der frühen Neuzeit auch in Böhmen und Schlesien präsent. Parallel zu ihren einflussreichen politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten stand ihr reichhaltiges Wirken im Bereich von Kunst und Kultur, manifestiert bis heute in Schlössern, Palais, Landschaftsgärten, zahlreichen Kirchen, Werken der Malerei, der Bildhauerei und des Kunsthandwerks. Die Beiträge in diesem Band vertiefen viele Facetten des Themas. Kunst war epochenbezogen, grenzüberschreitend und immer verbunden mit Repräsentationsstreben und ökonomischem Erfolg, auch mit Frömmigkeit und Mäzenatentum. Zwar wurden 1945 die Besitztümer der Liechtenstein in der Tschechoslowakei konfisziert. Doch bleibt ihre dort geschaffene Kunst weiter vor Augen und im kunsthistorischen Fokus.

Geiger / Knoz / Fučíková / Horák / Horel / Kräftner / Winkelbauer / Županič

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In Brünn/Brno erscheint das Buch auch in tschechischer Sprache.

Der vorliegende Band 3 der Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission vereinigt 18 Beiträge der Tagung der Historikerkommission vom 2.– 4. Dezember 2012 in Brünn/Brno zum Thema «Die Liechtenstein und die Kunst».

Liechtenstein und die tschechoslowakischen Konfiskationen von 1945

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Dieser Band enthält Beiträge von Tomáš Dvořák, Petr Fiala /Anna Matušinová, Peter Geiger, Lothar Höbelt, Ondřej Horák, Johann Kräftner, Libor Jan, Martin Markel, Zdeněk Novák, Jaroslav Pánek, Martina Pavlicová, Jaroslav Šebek, Arthur Stögmann, Jan Travníčék und Marek Vařeka.

Merki / Löffler

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Die Familie, reich an Besitztümern, an kultureller Wirksamkeit und an Einfluss am kaiserlichen Hof, erlebte Phasen kontinuierlichen Wirkens, aber ebenso abrupte Brüche. Letzteres gilt verstärkt für das 20. Jahrhundert, als der fürstliche Besitz in der Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg durch die Bodenreform verkleinert und 1945 dann vollständig konfisziert wurde. Entsprechend rückte das Fürstentum zusehends ins Zentrum des Interesses des Fürstenhauses.

Liechtensteinisch-Tschechische Das Fürstentum Liechtenstein und die Tschechische Republik haben 2009 diplomatische Beziehungen aufgenommen und damit ihr seit 1918 und 1945 gestörtes Verhältnis normaHistorikerkommission (Hrsg.) lisiert. Eine Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission wurde 2010 von beiden Staaten gemeinsam berufen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen sollen zu einem besseren Verständnis der wechselvollen gegenseitigen Geschichte führen.

Liechtensteinisch-tschechische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart – Synthesebericht

Liechtensteinische Erinnerungsorte in den böhmischen Ländern

Das Haus Liechtenstein in den böhmischen Ländern vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert

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Band 2

Die Familie Liechtenstein war nicht nur in Österreich seit Jahrhunderten präsent, sondern seit dem Spätmittelalter auch in Mähren und seit der frühen Neuzeit ebenso in Böhmen und in Schlesien. Seit drei Jahrhunderten regiert das Haus Liechtenstein zugleich das Fürstentum Liechtenstein am Rhein.

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Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission (Hrsg.)

Band 1

Der vorliegende Band 2 der Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission vereinigt Beiträge der zweiten Tagung der Historikerkommission vom Juni 2012 in Wien zum Rahmenthema «Die Liechtenstein: Kontinuitäten – Diskontinuitäten». Der Blick auf «Kontinuitäten» und «Diskontinuitäten» bietet einen gemeinsamen Ausgangspunkt für Untersuchung und Interpretationen zu unterschiedlichen Bereichen und Vorgängen.

Das Fürstentum Liechtenstein und die Tschechische Liechtensteinisch-Tschechische Republik haben 2009 diplomatische Beziehungen aufgenommen und damit ihr seit 1918 und besonders seit 1945 blockiertes Historikerkommission (Hrsg.) Verhältnis normalisiert. In der Folge wurde 2010 eine gemeinsame Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission berufen. Deren Untersuchungen sollen zu einem besseren Verständnis der wechselvollen gegenseitigen Geschichte führen.

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Das Fürstentum Liechtenstein und die Tschechische Republik haben 2009 diplomatische Liechtensteinisch-Tschechische Beziehungen aufgenommen und damit ihr seit 1918 und 1945 gestörtes Verhältnis(Hrsg.) normaHistorikerkommission lisiert. Eine Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission wurde 2010 von beiden Staaten gemeinsam berufen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen sollen zu einem besseren Verständnis der wechselvollen gegenseitigen Geschichte führen.

Das Fürstentum Liechtenstein, die böhmischen Länder und die Tschechoslowakei

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Nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen des Fürstentums Liechtenstein mit der Tschechischen Republik im Jahr 2009 wurde eine gemeinsame Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission zur Erforschung der gegenseitigen Geschichte eingesetzt. Nach gut dreijähriger Arbeit liegen die Ergebnisse nun in acht handlichen Bänden vor: 4 Tagungsbände (blau), 3 Forschungsbände (grün), 1 abschliessender Synthesebericht der Kommission (rot).

Liechtensteinisch-Tschechische Historikerkommission (Hrsg.)

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Veröffentlichungen der Liechtensteinisch-Tschechischen Historikerkommission

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Liechtensteinisch-tschechische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, Synthesebericht Band 8 244 Seiten, CHF 38.00

Die Bücher sind im Verlag des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz, erschienen. Die Bücher sind einzeln erhältlich: – beim buchzentrum.li, Feldkircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, +423 239 50 40, office@buchzentrum.li – beim Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein, info@historischerverein.li – im Buchhandel

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