Der Monat | April 2012

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titelthema: Die zweite Vorstufe zur Staatsgründung

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lifestyle: Verführung beginnt mit sich selbst


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I n h a lt | E d i t o r i a l

Ohne Unterland und Oberland kein Heimatland 3

Als 1999 zu den Feierlichkeiten «300 Jahre Unterland» gerüstet wurde, sorgte eine Tafel für Aufregung, aber auch für verständnisvolles Schmunzeln. «Ohne Unterland kein Vaterland» Ein Blick zurück auf das Oberland-Jubiläum stand auf der Tafel, die man dieund ein Blick nach vorne auf die Wahlen 2013 ses Jahr mit einer kleinen Änderung wieder verwenden könnte. Denn ebenso richtig ist, dass es ohne das Oberland, das dieses Jahr zur 300-Jahr-Feier rüstet, das Fürs Pa n o r a m a 4 tentum Liechtenstein nicht geben würde. Unser Ti 300 jahre oberland telthema widmet sich dem Ober Die zweite Vorstufe zur Staatsgründung 6 land-Jubiläum und den Umständen, die vor 300 Jahren zum Kauf w a h l e n 2 0 1 3 der verarmten Grafschaft Vaduz Die Parteipräsidenten durch den Fürsten von Liechten halten sich noch bedeckt 9 stein geführt haben. Neben die p o r t r ä t sem Blick zurück, werfen wir Herwig Dämon – Universität Liechtenstein 14 auch einen Blick in die Zukunft. Im nächsten Jahr finden Land J a h r d e r e n e r g i e tagswahlen statt. Eine kurze Um Biogas aus Abfall – Das erneuerbare Erdgas 16 Günther Meier frage unter den Präsidenten der i n n o v at i o n Chefredaktor «Der Monat» im Landtag vertretenen Parteien, «X-Scan PS 1000» wie der Wahlkampf verlaufen durchleuchtet Betonmauern 18 wird, brachte erst wenige Anhaltspunkte. Auf b r i e f m a r k e n schlussreich sind die Antworten trotzdem, ganz be Arbeitsbeschaffungsmarken sonders jene von Harry Quaderer, der mit einer für mehr Staatseinnahmen 20 Kandidatur vielleicht für Unruhe sorgen wird. zeitgeschichte

Der Graf von Silum – Eine umstrittene Figur 21

lifestyle

Verführung beginnt mit sich selbst

j a h r d e s a k t i v e n a lt e r n s

Unabhängiges Leben für ältere Menschen

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Vorsorgeuntersuchung: In jedem Alter aktuell! 26

vor 25 jahren

11. April 1987: Sanierter Engländerbau für fürstliche Ausstellungen

Impressum: 6. Jahrgang, Nr. 66, April 2012, 18 000 Exemplare Herausgeber: Alpenland Verlag AG, Feld­kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li Redaktion: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, redaktion@dermonat.li Anzeigen: Tel. +423 239 50 23, Fax +423 239 50 51, annoncen@dermonat.li Gestaltung: Barbara Schmed, Gutenberg AG Satz und Druck: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan; papier: PlanoJet, 100 g/m² ONLINE: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.li Titelbild: Die EU hat 2012 zum Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen ausgerufen. (Foto: iStock.com)

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rätsel

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april 2012


Pa n o r a m a

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Foto: Marco Nescher

Zwischen Liechtenstein und Deutschland hat sich das diplomatische Klima in den letzten Jahren abgekühlt. Steuerstreit, Drohungen aus dem Finanzministerium, die Ausstattung von Datendieb Heinrich Kieber mit Geld und neuer Identität trugen nicht gerade dazu bei, ein freundschaftliches Verhältnis zu unterhalten. Die LGT Bank in Liechtenstein zog sich aus Deutschland zurück, die VP Bank schloss die Münchner Filiale, Fürst HansAdam II. verweigerte Leihgaben aus den Fürstlichen Sammlungen für Ausstellungen in Deutschland. Im Unterschied dazu befindet sich die Philatelie Liechtenstein auf Annäherungskurs mit Deutschland. Am 14. Juni 2012 erscheint eine Gemeinschaftsbriefmarke Liechtenstein – Deutschland. Auf der Briefmarke soll die Pfälzerhütte abgebildet sein, die deutschen Ursprungs ist. Die Berghütte wurde 1927 von Bergsteigern aus der Pfalz errichtet, deshalb der Name Pfälzerhütte. Erst 1950 kam die Berghütte, die während des Zweiten Weltkriegs geschlossen war, in den Besitz des Liechtensteiner Alpenvereins.

Die Bevölkerung wird älter Vergleiche zwischen den Volkszählungen 2000 und 2010 belegen, dass unsere Bevölkerung älter wird. Alter

2000

2010 Veränderung

unter 15

6116

5775 - 5,6 %

15 bis 29

6615

6599 - 0,2 %

30 bis 49

11’357

11’194 - 1,4 %

50 bis 64

5765

7559 +31,1 %

65 bis 84

3091

4482 +45,0 %

85 und mehr

363

540 +48,8 %

Foto: Marco Nescher

Gemeinschaftsbriefmarke nach dem Steuerstreit

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Liechtenstein sucht den innovativsten Bauern Ein paar Kühe im Stall und ein paar Klafter Kartoffeln genügen für den Bauern von heute nicht mehr. Auch die Landwirte stehen in der globalisierten Welt vor einem Wettbewerb. Zur Förderung von Unternehmertum und Innovationstätigkeit hat die Regierung wiederum den Wettbewerb «buuraschlau FL» ausgeschrieben, bei dem 15'000 Franken gewonnen werden können. Mit diesem Preis soll eine Bühne für Innovationen von Produzenten und Verarbeiter von Agrarprodukten in unserem Land geschaffen werden. Gleichzeitig ist beabsichtigt, eine Plattform für die einheimischen Hersteller zur Bekanntmachung ihrer neuen Produkte zu errichten. Der Sieger des «buuraschlau-Wettbewerbs» wird von einer Fachjury ermittelt und kann seinen Preis an der LIHGA 2012 im kommenden September entgegennehmen.

Jugendliche Resolution zur Energie-Zukunft Das Jugendparlament der Alpenkonvention hielt ihre Tagung 2012 in Liechtenstein ab. Rund 80 Jugendliche aus den Alpenländern waren ins Land gekommen und befassten sich mit dem Problem des hohen Energiekonsums in der Alpenregion. Zum Abschluss des Jugendparlaments überreichten die jungen Alpenparlamentarier der Regierung eine Resolution zum Thema Energie und Energiesparen. Unter den Massnahmen, die von den Jungparlamentariern der Alpenländer gefordert werden, befindet sich die Forderung nach verstärkter Subventionierung lokaler Produkte, weil damit riesige Energiemengen für den Transport ausländischer Güter eingespart werden könnten. april 2012


Die meisten Prognosen für die Wirtschaft Liechtensteins gehen davon aus, dass die Talsohle durchschritten ist. Allerdings sind nicht alle Prognostiker überzeugt, dass der Aufwärtstrend anhalten wird. Die Konjunkturforschungsstelle Liechtenstein (KOFL) verbreitete für 2012 vorsichtigen Optimismus. Die KOFL-Prognose rechnet mit einem Anstieg der realen Direktexporte um 3,5 Prozent und mit einer leichten Zunahme der Beschäftigung von 0,6 Prozent. Die Prognosen sind allerdings mit gewissen Risiken behaftet, wie die KOFL dazu anführt: Die Schuldenkrise etlicher Länder sei noch nicht ausgestanden und die Gefahr für eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber Euro und Dollar immer noch nicht gebannt.

Auch dieses Jahr zwei Fastenopfer Auch 2012 gibt es zwei Fastenopfer-Aufrufe in Liechtenstein. Das Erzbistum Vaduz ersucht um Spenden für verschiedene kirchliche Projekte und für liechtensteinische Ordensleute, die in der Dritten Welt arbeiten. Das Fastenopfer «Wir teilen» ruft zur Unterstützung von Entwicklungsprojekten auf. Das Fastenopfer wird dieses Jahr in Liechtenstein 50 Jahre alt. 1962 wurde das erste Mal nach dem Muster der Schweiz ein Opfer aufgenommen, im Jahr darauf führte das damalige Priesterkapitel das Fastenopfer in Liechtenstein offiziell ein. Die Fastenopfer-Organisation und das Erzbistum Vaduz konnten sich nicht einigen, weshalb seit der Bildung des Erzbistums zwei Fastenopfer zu Spenen aufrufen.

Jugendarbeitslosigkeit auf tiefem Niveau Im Januar 2012 veröffentlichte EUROSTAT die Daten zur Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union. Die Vergleichszahlen zeigen, dass Liechtenstein mit einer Jugendarbeitslosenquote von 2.7 Prozent einen Spitzenwert belegt, während Spanien eine Jugendarbeitslosenquote von knapp 50 Prozent aufweist. «Im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Staaten liegt die Jugend-Erwerbslosen-Quote in Liechtenstein sogar noch unter dem Niveau von vor der Wirtschaftskrise», erklärte Regierungschef-Stellvertreter Martin Meyer dazu.

Foto: iStock.com

Konjunkturentwicklung noch nicht über dem Berg

Mehr Forschung mit neuem Forschungszentrum Die Forschungs- und Innovationskraft der Unternehmen im Rheintal soll gestärkt werden. Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein und des Kantons St. Gallen haben beschlossen, gemeinsam mit Forschungseinrichtungen sowie der Universität Liechtenstein und der Hochschule für Technik NTB in Buchs ein Forschungs- und Innovationszentrum zu errichten. Die Regierungen argumentieren, dass technischer Fortschritt und technologiegetriebene Innovation langfristig die einzige wirksame Quelle für Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum seien. Das Forschungs- und Innovationszentrum soll seinen Betrieb gegen Ende 2012 aufnehmen. Standort ist die Hochschule für Technik NTB. Durch das Zusammenführen und Etablieren der technischen Kompetenzfelder Technologie und Entrepreneurship soll das neue Forschungs- und Innovationszentrum neue Forschungsmöglichkeiten schaffen, die in der Industrie zu neuen Anwendungen und Lösungen führen. Die beiden Regierungen sind auch überzeugt, dass der Staat durch eine optimale Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft die Unternehmen nachhaltig und effizient in der Produkt- und Prozessentwicklung unterstützen kann. Die Ergebnisse der Forschungstätigkeit soll jedoch nicht nur der Exportindustrie zugute kommen, sondern auch Unternehmen im KMU-Bereich, die ebenfalls auf den Weltmärkten mit konkurrenzfähigen Produkten auftreten.


3 0 0 JAHRE O B ERLAND

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Die zweite Vorstufe zur Staatsgründung

7 Von Günther Meier

Liechtenstein feiert dieses Jahr das Jubiläum «300 Jahre Oberland». Die Feiern sind dem Gedenken an 1712 gewidmet, als die damalige Grafschaft Vaduz von Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein gekauft wurde.

In Wien, nicht in Vaduz, wurden die Unterschriften am 22. Februar 1712 unter den Vertrag gesetzt, der den Verkauf der Grafschaft Vaduz an Fürst Johann Adam Andreas besiegelte. Der Fürst hatte schon dreizehn Jahr vorher die Herrschaft Schellenberg von dem verschuldeten Graf von Hohenems gekauft und sich bei diesem Kauf die Vorkaufsrechte von Vaduz zusichern lassen. Für die Wer als Fürst im ReichsGrafschaft Vaduz betrug der Kaufpreis 290'000 Gulden, für fürstenrat vertreten sein die Herrschaft Schellenberg hatwollte, musste im Besitz te der Fürst 115'000 Gulden enteines reichsunmittelbaren richten müssen. Der Kaufpreis von zusammen 405'000 Gulden Gebietes sein lag weit über dem wahren Wert der beiden Landschaften, die wirtschaftlich nicht viel zu bieten hatten sowie durch Kriegswirren und Hexenprozesse ausgelaugt waren. Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein (1657 – 1712) liess sich bei seinen beiden Erwerbungen nicht von wirtschaftlichen Erwägungen leiten, sondern hatte politische Absichten: Wer als Fürst im Reichsfürstenrat vertreten sein wollte, musste – in der Regel – im Besitz eines reichsunmittelbaren Gebietes sein. Vaduz und Schellenberg besassen diese Reichsunmittelbarkeit, verliehen durch König Wenzel im Jahre 1396 in Prag. Fürst Johann Adam Andreas konnte sich beim Kauf der Grafschaft Vaduz noch an dieser zweiten Vorstufe zur Gründung des Fürstentums Liechtenstein freuen, doch die Erhebung zum Reichsfürstentum unter dem Namen Liechtenstein im Jahre 1719 durch Kaiser Karl VI. erlebte er nicht mehr: Der Fürst starb am 16. Juni 1712.

Schuldenwirtschaft der Grafen von Hohenems

Die Grafen von Hohenems, die aus finanziellen Gründen die Herrschaft Schellenberg und die Grafschaft Vaduz verkaufen mussten, waren 1613 in den Besitz der beiden Gebiete durch ein Kaufgeschäft gelangt. Für die Einwohner war die knapp hundert Jahre dauernde Herrschaft der Hohenemser eine schreckliche Zeit. Kriegswirren, Pest und Hexenwahn liessen die Bevölkerung verarmen, während auf der anderen Seite die Grafen von Hohenems einem verschwenderischen Lebensstil huldigten und dem Volk immer neue Lasten auferlegten. Die Klagen über die Zahlungsunfähigkeit und die Willkürherrschaft von Graf Jakob Hannibal III. von Hohenems erreichten schliesslich den Kaiser, der den Grafen absetzte und den Fürstabt von Kempten, Rupert von Bodmann, mit der Verwaltung von Schellenberg und Vaduz beauftragte. Eine Kommission unter der Leitung von Fürstabt Bodmann gelangte zum Schluss, nur ein Verkauf der beiden Herrschaften könne die Situation noch retten.

Vorkaufsrecht für Grafschaft Vaduz gesichert

Zunächst sollte nur die Herrschaft Schellenberg zum Verkauf angeboten werden. Obwohl wirtschaftlich nicht viel zu holen war, aus beiden Gebieten konnten damals nur 7000 Gulden an Einnahmen erzielt werden, fanden sich mehrere Interessenten, unter ihnen der Abt von St. Gallen und der Bischof von Chur. Den Zuschlag erhielt 1699 aber nicht ein Bieter aus der Nachbarschaft, sondern Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein, ein reicher Fürst, der wohl kaum


Am 22. Februar 1712 wurde der Vertrag über den Kauf der Grafschaft Vaduz in Wien unterzeichnet. Am 9. Juni fand die Huldigung in Vaduz statt.

Foto: Fürstliche Sammlungen/Peter Kubelka

wusste, wo sich die Herrschaft Schellenberg befand. Der Fürst hatte für den Kauf nur einen Grund, wofür er mit 115'000 Gulden das höchste Angebot machte: Er wollte für das Fürstenhaus Liechtenstein Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat sichern, was mangels eines reichsunmittelbaren Gebietes verwehrt geblieben war. Die Fürsten von Liechtenstein besassen zwar grosse Ländereien, doch befanden sich diese im Herrschaftsgebiet der Habsburger und gehörten damit zum Reich. Der Reichsfürstenrat in Regensburg öffnete sich für den Fürsten von Liechtenstein aber noch nicht, denn die Herrschaft Schellenberg galt als zu klein. Offenbar in weiser Voraussicht auf diesen Umstand hatte sich Fürst Johann Adam Andreas das Vorkaufsrecht für Vaduz ausbedungen, doch erst dreizehn Jahre später gelang der Erwerb dieses zweiten Gebietes.

chen Nachfolger bereits vor dem Vater. Nach der Erbfolge war Fürst Anton Florian, ein Vetter von Johann Adam Andreas, für die Nachfolge bestimmt, jedoch herrschte zwischen den beiden kein gutes Verhältnis. Anton Florian erhielt nur als Erbe, was unbedingt notwendig war, die beiden Herrschaftsgebiete Schellenberg und Vaduz vermachte der Erbprobleme unter den Fürst seinem ältesten Neffen, dem damals erst Liechtenstein-Linien 16-jährigen Josef Wenzel. Doch Fürst Anton Florian Mit dem frühen Tod von Fürst strebte ebenfalls die Teilnahme am ReichsfürstenJohann Adam Andreas, der wenige Monate nach der rat an und machte im Jahre 1718 einen TauschhanUnterzeichnung des Kaufvertrags ohne männli- del mit Josef Wenzel: Dieser erhielt die wirtschaftchen Nachkommen starb, ergaben sich Probleme lich bedeutendere Herrschaft Rumburg in Böhmen, zwischen den Liechtenstein-Linien. Aus der Ehe des Anton Florian bekam damit Schellenberg und Fürsten mit Erdmunda Maria Theresia Gräfin von Vaduz – und konnte damit nach der Erhebung der Dietrichstein waren zwar zwei Söhne und fünf beiden Herrschaftsteile zum Fürstentum nach 1719 Töchter hervorgegangen, doch starben die männli- am Reichsfürstentag in Regensburg teilnehmen. april 2012


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Fürst Johann Adam Andreas – der Sanierer

Beim Kauf der Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz spielte Fürst Johann Adam Andreas die entscheidende Rolle. Als jüngstes der elf Kinder von Fürst Karl Eusebius am 30. November 1657 geboren, war er der einzige Spross der Familie, der das Kindesalter überlebte. Nach dem Tod seines Vaters musste er sich an die Sanierung des fürstlichen Vermögens machen, denn Vater Karl Eusebius hatte über die Verhältnisse gelebt – mit grosser Sammelleidenschaft und einem überdimensionierten Hofstaat. Seiner Reorganisation war Erfolg beschieden, denn wenige Jahre nach seinem Amtsantritt 1684 konnte in rentable

Unternehmungen investiert und der Familienbesitz durch Ankäufe vergrössert werden. Die gute finanzielle Polsterung erlaubte ihm sogar, Darlehen dem Kaiser zu gewähren. Sein Gespür für Geldfragen war der Grund für seine Berufung zum ersten Präsidenten der 1703 neu gegründeten Girobank in Wien. Johann Adam Andreas setzte das Werk seines Vaters fort, mit dem Bau von prunkvollen Bauten den Glanz des Fürstenhauses zu mehren. Entstanden sind nach seinen Plänen die Palais in Wien und in der Wiener Rossau mit den Parkanlagen. Auch widmete er sich wie sein Vater dem Ankauf von Kunstwerken: Die Gemälde von Peter Paul Rubens, insbesondere die grossformatigen Werke des Decius-Mus-Zyklus, gehören zu seinen Erwerbungen. |

Interessantes aus der Zeit um 1712 «Es wirkt eigenartig, dass die ersten Fürsten von Liechtenstein sich nicht persönlich um das Wohl und Wehe ihres Landes kümmerten. Aber der Familienbesitz der Liechtensteiner umfasste 1699 insgesamt 5800 Quadratkilometer. In ihm befanden sich 24 Städte, 35 Marktflecken, 756 Dörfer und 46 Schlösser, und es wird angenommen, dass sie für etwa eine Million Menschen zu sorgen hatten. Das neu erworbene Fürstentum Liechtenstein, das sie ja nur erworben hatten, um Sitz und Stimme im Reichsrat zu bekommen, hatte hingegen damals nur ca. 5000 Einwohner und ein Ausmass von 157 Quadratkilometer und war zumindest wirtschaftlich für sie völlig uninteressant. Doch das änderte sich mit dem Landesfürsten Josef Wenzel, einem der hervorragendsten Vertreter dieses Geschlechts, denn dieser zeigte sich in der zweiten Hälfte seiner Herrscherzeit unserem Volke gegenüber von einer Seite, die Freude und Überraschung auslöste. Er zeigte nämlich Interesse für das Land, baute den Triesenbergern im Jahre 1769 sogar eine Kirche und dotierte sie mit einem Pfarrpfrund von über 7000 Gulden. Damit wurde Triesenberg auch eine eigene Pfarrei.» «Als bedeutendste Neuerung unserer Landwirtschaft tauchte neben der Tomate um das Jahr 1680 und ganz allgemein im vierten und fünften Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts der Mais (Türken) auf, der auch den Speisezettel stark veränderte. Er verdrängte grossenteils Hafer und Gerste und wurde mit der Zeit als «Riebel» liechtensteinische Nationalspeise.» «Zu Ende des 16. Jahrhunderts wurden in Mitteleuropa, einer spanischen Mode folgend, die Röcke der Frauen versteift. Aus der Ablehnung der spanischen Mode durch die Bauern entstand ein grosser Teil der Volkstrachten, darunter auch die unsrige. Wenn die Weltmode weit abstehende oder bauschende Röcke vorschrieb, behalfen sich die Bäuerinnen mit mehreren Unterröcken und mit dichtgereihten oder gefärbten Jupen und nähten sich Hüftpolster ein, den so genannten «Wiberspeck», um den modischen Umfang zu erzielen. Derartige Sitten dauerten im Land oft viel länger als die Mode, die sie hervorgerufen hatten.» (Auszüge aus dem Buch von Adulf P. Goop «Liechtenstein – gestern und heute»)

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Die Parteipräsidenten halten sich noch bedeckt Der Wahltermin für die nächsten Landtagswahlen ist festgelegt. Am 3. Februar 2013 werden die Wählerinnen und Wähler wissen, wie sich der neue Landtag zusammensetzt, ob es Veränderungen zur Wahl 2009 gegeben hat und ob es erneut zu einem Regierungswechsel kommt. Bis zum Wahltermin trennen uns noch 11 Monate, also weniger als ein Jahr, womit langsam die Frage aufkommt, wie sich die Parteien auf den Wahlkampf vorbereiten. Eine kurze Umfrage unter den Parteipräsidenten, die wir auf den nachfolgenden Seiten abdrucken, zeigt auf, wie sich die Parteispitzen derzeit noch bedeckt halten. Die Wahlziele aber sind bereits definiert: VU wie FBP wollen stimmenstärkste Partei werden, während die Freie Liste nach den Verlusten von 2009 die damals verlorenen zwei Mandate zurückgewinnen möchte, um im Landtag nicht nur mit einem einzigen Abgeordneten, sondern wieder in Fraktionsstärke vertreten zu sein.

Foto: Günther Meier

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Wolfgang Marxer, der Themen Die nächsten Wahlen für die Legislaturperiode 2013 – 2017 finwie Sanierung des Staatshausden am 1./3. Februar 2013 statt. halts, Sozial- und Gesundheitspolitik, Trennung von Kirche und Staat sowie S-Bahn erwähnt. Auch MassnahNominierungen erst nach der Sommerpause men in der Steuerpolitik bilden für die Freie Liste Alle drei im Landtag vertretenen Parteien befür- kein Tabu, wie Wolfgang Marxer ausführt: «Wir worten einen kurzen Wahlkampf. Die Vorbereitun- wollen verhindern, dass die Sparmassnahmen auf gen lauten nach den Aussagen der Präsidenten zwar Kosten des sozial schwächeren Bevölkerungsteils, bereits, doch Nominierungen für den Landtag und der Umwelt oder der Bildung gehen.» die Regierung wird es erst nach der Sommerpause geben. Die Freie Liste befasst sich darüber hinaus Was macht der unabhängige Harry Quaderer? auch mit dem Gedanken, möglicherweise Kandi- Neben den Parteipräsidenten haben wir auch daten für die Regierung zu nominieren, die für den Harry Quaderer nach seinen Plänen befragt, der Fall einer «kleinen Koalition» bereit stehen würden. aus der VU ausgetreten ist und seither im Landtag Die Freie Liste hat auch bereits das Wahl-Motto als unabhängiger Abgeordneter eine eigene Linie festgelegt, das lautet: «Für Fairness & Gerechtig- verfolgt. Seine Erfahrungen als Unabhängiger bekeit», während FBP und VU in dieser Beziehung wertet Harry Quaderer als positiv: «Ich fühle mich als Abgeordneter keinem Parteizwang unterstellt noch in den Vorarbeiten stecken. VU-Präsident Jakob Büchel erwartet, dass die Fi- und verantworte meine Entscheidungen nach meinanzpolitik eine grosse Rolle im Wahlkampf spie- nem besten Wissen und Gewissen.» Nach seiner len wird, und zwar eine «sozialverträgliche, lang- Einschätzung würden Landtag und Regierung fristig ausgelegte Finanzpolitik». Für FBP-Präsi- durch «mehr unabhängiges Denken und Verhaldent Alexander Batliner gibt die aktuelle Situation ten» aufgewertet. Harry Quaderer ist sich bewusst, des Landes die Themen für den Wahlkampf vor. dass für Splitterparteien oder für Einzelkandidaten Nach seiner Ansicht erwarten die Wählerinnen hohe Hürden für den Einzug in den Landtag besteund Wähler konkrete Antworten auf diese momen- hen. Seine Entscheidung, nochmals zu kandidieren, | tanen Probleme. Konkreter wird FL-Präsident hat er deshalb noch nicht getroffen. april 2012


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Schon in 11 Monaten finden die Landtagwahlen statt. Wie bereitet die FBP die Wahlen vor?

sich in unserem Land keine Menschen mehr finden, die sich auch auf politischer Ebene dafür einsetzen, ist unser Staatssystem nicht mehr aufrecht zu erhalten und unsere Demokratie in Gefahr. Deshalb ist es wichtig, dass sich Personen in den Dienst der Gemeinschaft stellen.

Wir haben mit den Vorbereitungen auf die Wahlen vom kommenden Jahr begonnen. Primär sind wir dabei, verschiedene Grundlagen zu erarbeiten und natürlich steht auch die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten momentan im Zentrum der ArEin Blick in die nähere Zukunft: Welche Themen beit. werden nach Ihrer Ansicht die Hauptrolle im komWelche Ziele haben Sie sich für die Wahlen 2013 menden Wahlkampf spielen? gesetzt? Die aktuelle Situation unseres Landes gibt diese Wir möchten an den Wahlen 2013 wieder stimmen- Themen vor, weshalb sie sich von den momentanen stärkste Partei werden. Themen nicht unterscheiden. Die Wählerinnen und Wähler erwarten konkrete Antworten auf die Wie sieht der Zeitplan für die momentanen Probleme. Die FBP wird dem WahlNomination der Landtagskandi- volk konkrete Antworten geben und sich als echte daten und der Regierung aus? Alternative zur heutigen Mehrheitspartei anbieten. Dieser ist noch nicht bis ins Detail festgelegt. Bevor wir einen fi- Glauben Sie, dass das Thema «Veto-Recht des xen Terminplan erstellen können, Fürsten» aus dem Wahlkampf herausgehalten gilt es, die notwendige Anzahl an werden kann oder wird es den Wahlkampf beeinKandidatinnen und Kandidaten flussen? zu finden. Momentan ist es noch Die Bevölkerung erwartet, dass wir im Wahlkampf nicht an der Zeit, Wahlkampf zu jene Themen diskutieren, die für unser Land in den Alexander Batliner führen. Dafür besteht im Herbst nächsten Jahren von grösster Wichtigkeit sind und Präsident der Fortschrittlichen und Winter noch genügend Zeit. dass wir Lösungsvarianten für die dringendsten Bürgerpartei (FBP) Deshalb dürfen auch von der FBP Probleme anbieten. Das Liechtensteiner Stimmvolk vor der Sommerpause keine dies- weiss, auf welche Themen es in den nächsten Jahren ankommt und wird hinsichtlich dieser Themen bezüglichen Entscheidungen erwartet werden. und der angebotenen Lösungsvorschläge seine Schon bei früheren Wahlen haben die Parteien Wahlentscheidung fällen. Die Volksabstimmung feststellen müssen, dass es nicht einfach ist, Kan- zur Verfassung wird sicherlich vor den Wahlen sein didatinnen und Kandidaten zu finden, die sich für und wird dann bereits der Vergangenheit angehöden Landtag aufstellen lassen. Welche Argumente ren. Liechtenstein ist momentan nicht in der Situahaben Sie, um potenzielle Kandidaten von einer tion, um es sich leisten zu können, schwerpunktKandidatur zu überzeugen? mässig mit der Vergangenheit zu beschäftigen. DesSich für einen Sitz im Landtag zu bewerben, ist ein halb bin ich überzeugt, dass diese Initiative keinen Dienst an unserem Land. Als Landtagsabgeordnete Einfluss auf den Wahlkampf und die Wahlen haoder Landtagsabgeordneter kann man einen we- ben wird. Wenn die Volksabstimmung – was ich sentlichen Beitrag an der positiven Entwicklung hoffe – noch vor der Sommerpause stattfindet, ist unseres Landes leisten. Ich bin der Ansicht, dass es der Weg frei, um die dringendsten Probleme für die im Interesse einer jeden und eines jeden ist, dass Zukunft unseres Landes im Wahlkampf zu disku| sich unser Land zum Wohle aller entwickelt. Wenn tieren. Dies muss im Interesse aller sein. Foto: FBP

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Alexander Batliner – FBP Stimmenstärkste Partei

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Jakob Büchel – VU Mehrheitsverantwortung 11

Schon in 11 Monaten finden die Landtagwahlen statt. Wie bereitet die VU die Wahlen vor?

Foto: Gemeinde Vaduz

und jeder selbst die Möglichkeit hat, die Zukunft mit zu gestalten. Die Demokratie ist die einzige Die Vorbereitungen laufen in einem ähnlichen Staatsform, in welcher jede Stimmbürgerin und jeRahmen wie bei früheren Wahlen, indem ein spe- der Stimmbürger die Chance hat, die Zukunft mit zielles Wahlvorbereitungsteam gebildet wurde. Das zu gestalten. Es ist eine Chance, eine Chance, die Team ist für sämtliche Vorbereitungsarbeiten zu- vielleicht nie mehr kommt. ständig, wie Terminpläne, Rekrutierung der Kandidatinnen und Kandidaten sowie für die Themen- Ein Blick in die nähere Zukunft: Welche Themen schwerpunkte. Das Wahlprogramm selbst wird zu werden nach Ihrer Ansicht die Hauptrolle im komgegebener Zeit von den Kandidatinnen und Kandi- menden Wahlkampf spielen? Wie erwähnt, werden die Themen von den Kandidaten, zusammen mit der Parteispitze, erarbeitet. daten selbst erarbeitet. Sicher wird eine sozialverWie lautete das Resultat der Wahlen 2009? Wel- trägliche, langfristige ausgelegte Finanzpolitik ein che Ziele haben Sie sich für die Wahlen 2013 dominantes Thema sein. gesetzt? Das Resultat der Wahlen 2009 ist bekannt, die VU Glauben Sie, dass das Thema war und ist stimmenstärkste Partei und trägt die «Veto-Recht des Fürsten» aus Mehrheitsverantwortung im Land. Die VU setzt dem Wahlkampf herausgehalten werden kann oder wird es den sich das Ziel, stimmenstärkste Partei zu bleiben. Wahlkampf beeinflussen? Wie sieht der Zeitplan für die Nomination der Ich halte es durchaus für möglich, Landtagskandidaten und der Regierung aus? dass das Thema aus dem WahlDer Zeitplan wird vom Rekrutierungsteam aufge- kampf herausgehalten werden stellt. Wir befinden uns im Plan. kann. Letztlich muss, wenn die Initiative zustande kommt, je- Jakob Büchel Schon bei früheren Wahlen haben die Parteien de und jeder Einzelne für sich Präsident der Vaterländischen feststellen müssen, dass es nicht einfach ist, Kan- selbst entscheiden, was für ihn Union (VU) didatinnen und Kandidaten zu finden, die sich für und das Land wichtig und richtig den Landtag aufstellen lassen. Welche Argumente erscheint. | haben Sie, um potenzielle Kandidaten von einer Kandidatur zu Wahlergebnis 2009 überzeugen? Es gehört zur Demokratie, dass Die Landtagswahlen 2009 fanden am 6./8. Februar statt. Bei einer dem Wähler Kandidaten zur Stimmbeteiligung von 84,6 % erhielten die Parteien folgende StimWahl, sozusagen, angeboten wermenanteile. den. Es ist Aufgabe der Parteien, FBP 86'951 Stimmen 43,5 % dem Wähler gute, ausgewogene FL 17'835 Stimmen 8,9 % Listen zu präsentieren. Jeder erVU 95'219 Stimmen 47,6 % wachsene Mensch ist sich beDie FBP erhielt 11 Mandate im Landtag, die FL konnte 1 Mandat wusst, dass eine Demokratie nur gewinnen, die VU errang mit 13 Mandaten die Mehrheit. Mit dem mit dem Einsatz Vieler funktioAustritt von Harry Quaderer aus der VU hat keine Partei mehr die nieren kann. Es geht letztlich um absolute Mehrheit. das Bewusstmachen, dass jede april 2012


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In 11 Monaten finden die Landtagwahlen statt. Wie bereitet die Freie Liste (FL) die Wahlen vor?

Festgelegt ist das Wahl-Motto «Für Fairness & Gerechtigkeit». In den kommenden Monaten wird das Parteiprogramm überarbeitet. Die Wählerinnen und Wähler sollen die Standpunkte der FL, z.B. in sozialen Fragen, zur Gesundheitspolitik, zum demokratischen Verständnis, zur Mobilität oder Umwelt kennen. Zuvor stehen noch wichtige Sachthemen wie z.B. nachhaltige Sanierung des Staatshaushalts, neues Krankenversicherungsgesetz, Trennung von Kirche und Staat oder S-Bahn-Projekt an. Konstruktive Ideen sind gefragt, nicht Wahlversprechen. Daran sollten sich künftige Wahlerfolge messen.

Schon bei früheren Wahlen haben die Parteien feststellen müssen, dass es nicht einfach ist, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, die sich für den Landtag aufstellen lassen. Welche Argumente haben Sie, um potenzielle Kandidaten von einer Kandidatur zu überzeugen?

Die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten gestaltet sich nicht einfach. Dank unserer eindeutigen Wertehaltung – sozial-demokratisch-ökologisch – finden sich aber immer wieder Engagierte, welche sich lustvoll der politischen Auseinandersetzung stellen. Argumente für eine Kandidatur? Die Wahlanalyse 2009 zeigte, dass die beiden Grossparteien in ihrer Ausrichtung und Ideologie praktisch identisch sind. Faktisch ist die FL die einzige politische Alternative. Es geht dabei nicht nur um Entscheide Wie lautete das Resultat der in Sachfragen, sondern um Werte wie soziale GeWahlen 2009? Welche Ziele ha- rechtigkeit, Solidarität nach innen und aussen oder ben Sie sich für die Wahlen um nachhaltige Zukunftsgestaltung. FL-Kandida2013 gesetzt? ten bringen hierzu andere, klare Sichtweisen ein – Mit 8.9 % der Wählerstimmen er- gerade im Bereich soziale Verteilungsgerechtigkeit fuhr die FL an den letzten Wahlen und Ökologie – und nehmen eine demokratische einen Rückschlag; sie verlor 2 Sit- Kontrollfunktion ein. ze und ist im Landtag auf 1 AbgeWolfgang Marxer ordneten dezimiert. Wir wurden Welche Themen werden nach Ihrer Ansicht die Präsident der Freien Liste (FL) für Positionen abgestraft, die Hauptrolle im kommenden Wahlkampf spielen? heute der Regierungshaltung und Die wichtigsten Themen sind eingangs genannt. Sie der neuen «Weissgeld»-Strategie des Finanzplatzes werden auch den Wahlkampf dominieren, vor alentsprechen. Insofern verfing die bewusste Verzer- lem die Massnahmen zur Sanierung des Staatsrung von Aussagen durch beide Grossparteien wäh- haushalts. Dabei sind steuerliche Massnahmen für rend des Wahlkampfes – aber nicht darüber hinaus. die FL kein Tabu. Wir wollen verhindern, dass die Aber dies ist Teil des politischen Wettbewerbs und Sparmassnahmen auf Kosten des sozial schwächehängt auch damit zusammen, dass die Tagespresse ren Bevölkerungsteils, der Umwelt oder der Bilparteipolitisch dirigiert ist. Ziel der FL ist es, an den dung gehen. Wahlen die verlorenen Sitze zurückzugewinnen und Glauben Sie, dass das Thema «Veto-Recht des wieder in Fraktionsstärke vertreten zu sein. Fürsten» aus dem Wahlkampf herausgehalten Wie sieht der Zeitplan für die Nomination der werden kann? Landtagskandidaten und der Regierung aus? Die Initiative bezweckt den Ausbau der VolksrechGespräche mit potenziellen Kandidaten laufen. Die te. Die FL befürwortet diese Volksinitiative, eine Nomination wird im Herbst erfolgen. Noch in Dis- Entscheidung des Volkes soll nicht durch ein Veto kussion ist, ob Regierungskandidaten für eine all- entwertet werden. Alle Parteien sollen sich dieser fällige kleine Koalition nominiert werden. demokratiepolitischen Grundsatzfrage stellen. | Foto: Freie Liste

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Wolfgang Marxer – FL Sitze zurückgewinnen

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W AHLEN 2 0 1 3

Harry Quaderer Unabhängiges Mandat 13

Schon in 11 Monaten finden die Landtagwahlen statt. Werden Sie ausserhalb der im Landtag vertretenen Parteien kandidieren oder suchen Sie die Nähe zu einer der etablierten Parteien?

Foto: Harry Qauderer

stellt und verantworte meine Entscheidungen nach meinem besten Wissen und Gewissen. Landtag und Politik würden durch mehr unabhängiges Denken und Verhalten nur aufgewertet. In allen Es gäbe natürlich die Möglichkeit, sich auf einer Parteien stecken sehr positive Kräfte, welche aber Liste der bestehenden Parteien portieren zu lassen. leider sehr oft in der Parteizwangsjacke nicht zum Höchst unwahrscheinlich in meinem Fall! Mein Ausdruck kommen. Entscheid nochmals zu kandidieren, ist noch nicht Ein Blick in die nähere Zukunft: Welche Themen getroffen. werden nach Ihrer Ansicht die Hauptrolle im komWie bereiten Sie sich auf die Wahlen und den menden Wahlkampf spielen? Wahlkampf vor? Sparen, sparen und nochmals sparen. Wer dies am Indem ich bei den noch verbleibenden Landtagssit- glaubwürdigsten unserem Volk verquickt, wird bei zungen besonders gut zuhöre und den Leistungs- den nächsten Wahlen sehr gut ausweis der Regierung Tschütscher unter die Lupe dastehen. Und natürlich, die nehme. Landtagswahlen werden ja immer durch die von den Parteien Für eine Wählergruppierung ist es nicht einfach, vorgeschlagenen Regierungsmitdie 8-Prozent-Hürde zu überspringen. Wie schät- glieder dominiert. Wird es Überzen Sie Ihre Chancen ein? raschungen geben? Die 8-Prozent Hürde ist ja eigentlich nicht mehr zeitgemäss im Vergleich zum europäischen Durch- Glauben Sie, dass das Thema schnitt mit 4-5 Prozent. Die Freie Liste hat ja schon «Veto-Recht des Fürsten» aus mit der 8-Prozent-Hürde zu kämpfen – und für dem Wahlkampf herausgehalten einen Einzelkandidaten wird es da schon sehr werden kann oder wird es den Harry Quaderer Wahlkampf beeinflussen? Unabhängiger Abgeordneter schwierig. Bei den Grossparteien kann man Eine Kandidatur in beiden Wahlkreisen würde die ja jetzt schon erkennen, dass sie sich zu diesem Chancen für den erneuten Einzug in den Landtag Thema distanzieren. Auch das ist eine Art von erhöhen. Dazu würden Sie aber Mitstreiter brau- Wahlkampf. | chen, die in beiden Wahlkreisen auftreten. Ist so etwas in Sicht? Austritt aus der VU Mit der 8-Prozent-Hürde ist es fast unabdingbar, dass man in beiden Wahlkreisen Kandidaten stellt, Harry Quaderer wurde erstmals 2005 als Abgeordneter der VU in um eine realistische Chance für den Einzug in den den Landtag gewählt, 2009 erfolgte die Wiederwahl. Im Februar Landtag zu haben. 2011 trat er aus der VU aus und blieb als unabhängiger Abgeordneter im Landtag. Für seinen Austritt machte er geltend, dass die VU

Ein Blick kurz zurück: Sie sind aus der VU ausgetreten und blieben als unabhängiger Landtagsabgeordneter im Parlament. Wie sind Ihre Erfahrungen?

nicht mehr die Partei sei, für die er in den Landtag gewählt worden

Meine Erfahrungen sind sehr positiv. Ich fühle mich als Abgeordneter keinem Parteizwang unter-

Landtag habe. Auf diese Forderung ging Quaderer nicht ein.

sei. Ferner kritisierte er die «autokratische und orientierungslose Führung» der VU. Die Partei legte Harry Quaderer nahe, sein Landtagsmandat zurückzulegen, damit die VU weiterhin die Mehrheit im

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p Kor p tf rdäets M o n at s

Mit «Kommunikation nach innen und aussen» umschreibt Herwig Dämon seine Hauptaufgaben. Der Leiter der Stabsstelle Kommunikation an der Universität Liechtenstein arbeitet mit einem kleinen Team, um die Öffentlichkeit über die Aktivitäten der UniDie Universität als innovative Partnerin versität zu informieren und den Bekanntheitsgrad der Universität für die Gestaltung der Zukunft bekannter machen zu steigern: «Mir geht es darum, in unseren Aktivitäten den hohen gesellschaftli- tion in Davos – einem weltweiten Netzwerk von chen und wirtschaftlichen Nutzen der Universität Chirurgen zur Forschung und Lehre im Bereich der im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern operativen Knochenbruchbehandlung. Braucht es eigentlich Kommunikationsarbeit und die Universität als innovative Partnerin für die Gestaltung der Zukunft be- für eine Universität? Herwig Dämon, der den Überkannter zu machen.» Die Stabs- gang von der Hochschule zur Universität mitbegleistelle Kommunikation wird im tet hat, ist überzeugt, dass es auch weiterhin KomOrganigramm der Universität munikationsarbeit braucht. Und zwar nicht nur als Kompetenz- und Dienstleis- nach aussen, sondern auch gegenüber Mitarbeitentungszentrum für Kommunika- den, Dozierenden und Studierenden. «Wir wollen tion und Marketing vorgestellt, noch stärker zeigen», umschreibt er die Aufgaben das mit den Verantwortlichen der Stabsstelle, «welchen Beitrag die Universität für aus den Universitätsinstituten die Zukunftsfähigkeit des Innovationsstandortes Herwig Dämon für die Planung und Umsetzung Liechtenstein leistet und wie die Universität dem Leiter Kommunikation der der Kommunikationsmassnah- Land durch die Strategie der Internationalisierung Universität Liechtenstein men der Universität zuständig ist. den Anschluss an die globale Wissenslandkarte er«Im Gegensatz etwa zu Aktienge- möglicht.» Zu seinen Herausforderungen gehört auch, sellschaften, die Geschäftszahlen publizieren oder Produkteinführungen kommunizieren und damit nicht nur in den einheimischen Medien die Leisder Beobachtung der Medien unterliegen», schält tungen der Universität darzustellen, sondern verHerwig Dämon die Unterschiede heraus, «stellt sich stärkt die Aufmerksamkeit ausländischer, überregidie Situation einer Universität anders – und vielfach onaler Medien zu erhalten. Ansätze für ein zunehauch herausfordernder – dar: Die Themen Lehre, mendes Interesse dieser Medien erkennt Herwig Forschung, Weiterbildung und Wissenstransfer Dämon bereits: «Es sind die Merkmale, die unsere sind manchmal nicht ganz einfach einer breiteren vergleichsweise kleine Universität vom MassenbeÖffentlichkeit zu vermitteln.» Herwig Dämon trieb unterscheiden, wie persönliche Betreuung, die kennt beide Seiten der Kommunikation. Aus seiner Konzentration auf unsere Forschungsschwerpunkfrüheren Arbeit aus der Position der Wirtschaft te, die Relevanz für die Wirtschaft und nicht zuletzt und nun aus der Optik der Wissenschaft. Er arbei- die leichte Exotik des Standorts.» Kommunikation tete im Corporate Communications-Team der Hil- ist eine sich laufend verändernde Sparte, die mit den ti AG, war Leiter der Kommunikation der Werk- Social Media derzeit eine äusserst dynamische Entzeugmaschinenfabrik AgieCharmilles AG und lei- wicklung durchmacht. Auch hier will Herwig Dätete vor der jetzigen Tätigkeit an der Universität mon mithalten und strebt eine erhöhte Präsenz der | Liechtenstein die Kommunikation der AO Founda- Universität bei Facebook und YouTube an. Foto: Universität

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Herwig Dämon Universität Liechtenstein

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Wirtschaftsminister Martin Meyer über Standort und Standortförderung P u b l i r e p o r ta g e

n Liechtenstein wird in Europa vor allem als Finanzplatz wahrgenommen, weniger als Industrieland. Hat man sich in den letzten Jahren unter seinem Wert verkauft?

Der Werkplatz und der Finanzplatz Liechtenstein haben sich in den letzten Jahrzehnten unterschiedlich entwickelt. Wenn man die letzten fünfzig Jahre anschaut, haben wir in allen Belangen ein rasantes Wirtschaftswachstum gehabt. Wir haben zahlreiche Arbeitsplätze in Liechtenstein schaffen können, wir sind der Job-Motor der Region Rheintal, das darf man wirklich so sagen! Aber die Wahrnehmung, gerade die letzten 20 Jahre, ist natürlich immer wieder auf den Finanzplatz fokussiert gewesen. Das hat vor allem den Grund darin, dass es immer wieder Einzelfälle oder Sachverhalte gegeben hat, die international für die Medien interessant waren. Beispielsweise die Zumwinkel-Affäre oder aktuell der Fall Grasser. Und der Industrieplatz hat halt nicht so prominente Einzelfälle vorzuweisen, sondern ist in Ruhe gewachsen. n Ungefähr jeder zweite Beschäftigte kommt aus einem der Nachbarländer als Pendler. Was macht die Attraktivität aus? Ist es allein der starke Franken in der Lohntüte? Es ist sicher ein attraktives Lohnniveau, es ist aber auch ein hohes Mass an Sozialleistungen. Wir haben sehr gute und arbeitnehmerfreundliche Bedingungen. Wir haben für die Arbeitnehmenden sehr stabile Verhältnisse, bei uns geht selten einmal ein Industriebetrieb oder eine Firma in Insolvenz, und wir sind für die Region gut erreichbar. n Wie schafft Liechtenstein den Spagat zwischen Hochlohnland und Produktionsstandort, wo immer gesagt wird, in Europa habe das keine Zukunft mehr? Wir versuchen attraktive Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Das ist auf der einen Seite ein attraktives Steuerniveau: Wir haben inmitten der Wirtschaftskrise das Unternehmenssteuerrecht komplett revidiert, mit einem Einheitssteuersatz von 12,5 Prozent. Firmen, die forschen, haben spezielle Möglichkeiten, um Steuerreduktionen zu erreichen, damit Forschung und Entwicklung im Inland gefördert wird. Wir haben einen sehr liberalen Arbeitsmarkt, d.h. wir haben nicht die verpflichtende Sozialpartnerschaft wie andere Länder, also Stichwort Betriebsrat und Gewerkschaften. Wir haben keine Streiks, es ist eine Sozialpartnerschaft, die historisch gewachsen ist, aber auf freiwilliger Mitgliedschaft beruht, und das hat sich gerade auch in der Krisenzeit bewährt. Dann haben wir eine effiziente Verwaltung, wir sind zu zwei Wirtschaftsräumen zugehörig, den Wirtschaftsraum Schweiz und über den EWR haben wir Zugang zu Europa. Wir haben eine intakte Umwelt, wo ein hohes Mass an Lebensqualität vorherrscht – und wir haben eine gute Infrastruktur. n Zu den 34'000 Arbeitsplätzen in Liechtenstein selbst kommen fast gleich viele bei liechtensteinischen Unternehmen in Europa, in den USA und in Japan. Tragen Liechtensteiner ein besonderes Gen in sich, das sie im Ausland so erfolgreich macht? Was feststellbar ist, dass die grossen Unternehmen, die Sie damit ansprechen, eigentlich typische Liechtensteiner Unternehmerfamilien sind. Die sind hier in Liechtenstein gross geworden und haben schon in den 60er-, 70er-Jahren den Weg ins Ausland gesucht, weil

Martin Meyer: «Branchenmässig sind wir über alle Sektoren sehr gut abgedeckt, mal kleiner, mal grösser, aber wir sind grundsätzlich an jedem Betrieb interessiert, der Wertschöpfung im Inland generiert und ins Gefüge passt.»

Zum Interview Das Interview ist eine Zusammenfassung eines längeren Interviews, das Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Martin Meyer dem österreichischen Industriemagazin gegeben hat.

der Heimmarkt eben sehr stark begrenzt ist. Die Fähigkeit, sich immer wieder wechselnden Rahmenbedingungen anzupassen, hat sie natürlich die letzten Jahrzehnte stark und damit gross gemacht. Und die Industriebetriebe sind flexibel und in der Lage, sich jederzeit auf die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Das ist gerade in einer Welt, die sehr wettbewerbsintensiv ist, ein wichtiges Kriterium, um überleben zu können, aber | auch um erfolgreich zu sein.


JAHR DER ENERGIE

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Biogas aus Abfall Das erneuerbare Erdgas

17 Von Dietmar Sartor

Die Liechtensteinische Gasversorgung baut mit dem Abwasserzweckverband eine Anlage zur Biogas-Gewinnung aus Klärschlamm. Biogas aus eigener Produktion wird ab 2013 zur Verfügung stehen. Bis dahin wird Biogas aus der Schweiz bezogen.

Der Bezüger von Erdgas trägt heute schon aktiv zum Umweltschutz bei, da er sich bereits für die sauberste fossile Energiequelle, nämlich Erdgas, entschieden hat. Die Liechtensteinische Gasversorgung (LGV) geht seit dem vergangenen Herbst einen zukunftsweisenden Schritt weiter und bietet Die Nutzung des anfallenden den Kunden zusätzlich Biogas an. Klärschlamms zur Energie- Die umwelt- und klimafreundliche Energie wird vorerst aus der gewinnung ist ein nachhaltiges Schweiz bezogen, doch gleichzeiProjekt mit Zukunft tig befindet sich eine eigene Anlage zur Gewinnung von Biogas im Bau, die 2013 ihren Betrieb aufnehmen wird. Gebaut wird die Biogas-Anlage in Kooperation zwischen der Liechtensteinischen Gasversorgung und dem Abwasserzweckverband der Gemeinden Liechtensteins. Biogas ist eine CO2-neutrale, erneuerbare Energie, deren Einsatz zur Reduktion des CO2-Ausstosses beiträgt. Im Unterschied zum Erdgas entsteht Biogas aufgrund des Gärungsprozesses bei organischen Abfällen, insbesondere auch

Biogas Biogas hat die gleiche Qualität wie Erdgas, verbrennt praktisch rückstandsfrei und beansprucht keinen zusätzlichen Lagerraum. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Kunden im Unterschied zur Nutzung anderer erneuerbaren Energien keine zusätzlichen Investitionen – beispielsweise in eine Heizanlage – tätigen müssen. Biogas fliesst über das gleiche Transport- und Verteilnetz wie Erdgas. Biogas-Bezüger werden auch nicht mit einer CO2-Steuer belastet. Wer Biogas bezieht, kauft mit einem Aufpreis auf den Erdgaspreis einen ökologischen Mehrwert.

beim Klärschlamm, der in der Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Bendern anfällt. Bei der sich im Bau befindlichen Anlage wird Biogas ausschliesslich aus Abfallstoffen erzeugt, also ohne Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Die Anlage verfügt zudem über den Vorteil, dass keine zusätzlichen Transportkosten anfallen, weil sich der Rohstoff «Klärschlamm» bereits vor Ort befindet und die Vergärung als natürlicher Prozess anfällt. Nach dem Vergärungsprozess wird das Gas aufbereitet und als Biogas in das Erdgasnetz der LGV eingespeist.

Umweltfreundliche und erneuerbare Energie

Beim Biogas handelt es sich um eine grüne, umwelt- und klimafreundliche sowie erneuerbare Energie. Die Herstellung von Biogas ist aufgrund der kontinuierlichen Verfügbarkeit von Abfällen keinen kurzfristigen Schwankungen ausgesetzt, wie etwa die Wind- oder Sonnenenergie. Das Biogas wird aus den anfallenden Abfallstoffen und dem Klärschlamm der ARA Bendern erzeugt, es lässt sich effizient herstellen und weist in eine Richtung, die wir stärker als bisher gehen müssen: Die Nutzung des anfallenden Klärschlamms zur Energiegewinnung ist ein nachhaltiges Projekt mit Zukunft! Benutzer von Erdgas müssen sich nicht für ein Entweder-Oder entscheiden, sondern haben die Wahl zwischen drei Varianten. Erdgas kann mit einem Biogas-Anteil von 5 Prozent, 20 Prozent oder 100 Prozent von der LGV bezogen werden. Schon der Einsatz der Variante mit 20 Prozent Biogas reduziert den CO2-Ausstoss erheblich: Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus be-


Biogas aus eigener Produktion wird ab 2013 bei der Liechtensteinischen Gasversorgung zur Verfügung stehen.

Foto: LGV

Schadstoff-Ausstosses und zum Wohle der Umwelt. Die Strategie der LGV steht in Übereinstimmung mit den energiepolitischen Weichenstellungen von Landtag und Regierung. Der Landtag hat 2004 die Zustimmung zum Kyoto-Protokoll beschlossen, womit sich Liechtenstein verpflichtet hat, die Treibhausgas-Emissionen im Zeitraum von 2008 – 2012 im Durchschnitt um 8 % im Vergleich zu der im Jahr 1990 als Basisjahr ausgestossenen Menge zu reduzieren. Das Energiekonzept 2013, das sich in Überarbeitung befindet, sieht die Anhebung des Anteils der erneuerbaren Energieträger am Gesamtenergieverbrauch auf über 10 Prozent bis 2013 vor: Die erweiterte Nutzung der heimischen Biomasse in Form von Biogas wird dort ausdrücklich erwähnt.

trägt die Reduktion etwa 800 kg pro Jahr. Im Vergleich dazu entspricht diese Schadstoffreduktion einer Autofahrt von rund 5400 km, die nach den derzeit geltenden Preisen für Mehrkosten von nur 30 Franken im Monat zu haben ist. Die Berechnungen für die Biogas-Anlage gehen davon aus, dass pro Jahr rund 2,5 Prozent fossiles Erdgas durch erneuerbares, CO2-neutrales Biogas ersetzt werden können. Das bedeutet, dass die Umwelt in Liechtenstein mit rund 1300 Tonnen weniger Schadstof Förderung der inländischen fen belastet wird. Energieproduktion Zukunftsweisende Kooperation Im Rahmen der «Agenda 2020» mit Win-Win-Situation wird auch eine «Energievision 2020» erarbeitet, die Der Aufbau einer Biogas-Anlage als langfristige Ausrichtung der Energieversorgung weist darauf hin, dass sich die LGV für die Umwelt in Liechtenstein dienen soll. Auch dort soll die Förengagiert und verstärkt in erneuerbare Energien in- derung der inländischen Energieproduktion aus vestiert. Erdgas wird zwar auch in Zukunft ein erneuerbaren Energiequellen einen besonderen | wichtiges Standbein für die LGV bleiben, nicht zu- Stellenwert erhalten. letzt deswegen, weil sich Erdgas hervorragend mit erneuerbaren Energien kombinieren lässt – neben Zur Person Biogas auch mit Holz oder Sonnenenergie. Die sich im Bau befindliche Anlage ist darüber hinaus eine Dietmar Sartor ist Geschäftsleiter der Liechtenzukunftsweisende Kooperation zwischen zwei Orsteinischen Gasversorgung. ganisationen, die sich zu einer Win-Win-Situation www.lgv.li zusammengefunden haben, zur Reduktion des april 2012


INNOVATION

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«X-Scan PS 1000» durchleuchtet Betonmauern

19 Von Günther Meier

Ohne Innovationen können Unternehmen im Wettbewerb auf den Weltmärkten nicht bestehen. Hilti baut in Schaan ein Innovations-Zentrum, in dem ab 2015 geforscht und entwickelt wird. Ein Bekenntnis zum Standort Liechtenstein.

Über 40 Neuprodukte hat Hilti im Jahre 2011 lanciert und 172 Patentanmeldungen eingereicht. Obwohl die Währungsschwierigkeiten das Betriebsergebnis und den Reingewinn erheblich schmälerten, investierte Hilti unverändert in Forschung und Entwicklung, insgesamt 184 Millionen Franken, sogar 7 Prozent mehr als im Jahr davor. «Damit Unsere Innovationskraft und unterstreichen wir unseren InInnovationsfähigkeit sind unser novationsanspruch weiter», sagWachstumsmotor und unser te Pius Baschera, Präsident des Verwaltungsrates, bei der PräHauptdifferenzierungsmerkmal sentation des Ergebnisses 2011. Die Innovationskraft der HiltiGruppe, die in der Bauindustrie weltweit zu den führenden Anbietern von Produkten, Systemen und Dienstleistungen gehört, ist im internationalen Umfeld nicht verborgen geblieben. Thomson Reuters analysierte die Innovationskraft von Unternehmen und reihte Hilti unter die «Top 100 der globalen Innovatoren» ein – zusammen mit Firmen wie Apple, Microsoft oder Siemens.

Hilti sei innovationsgetrieben, betont Pius Baschera, Hilti lebe Innovation und habe Innovation in seiner Unternehmenskultur verankert. «Unsere Innovationskraft und Innovationsfähigkeit», unterstreicht der Verwaltungsratspräsident weiter, «sind unser Wachstumsmotor und unser Hauptdifferenzierungsmerkmal.» Innovation hängt bei Hilti stark mit Forschung und Entwicklung zusammen, die mit einem Anteil von 4,5 Prozent des Umsatzes einen bedeutenden Stellenwert einnehmen. Forschung und Entwicklung wird am Hauptsitz von Hilti in Schaan weiter ausgebaut. Derzeit entsteht dort für rund 100 Millionen Franken ein neues Innovationszentrum, das in rund drei Jahren bezogen werden kann. Hilti hat sich damit nicht nur für den Weiterausbau von Forschung und Entwicklung beim Stammwerk ausgesprochen, sondern auch für den Standort: Liechtenstein soll zu einem Kompetenzzentrum für Spitzentechnologie und der Fertigung von komplexen und hochinnovativen Produkten werden!

Fotos: Hilti AG

Neues Innovations-Zentrum von 100 Millionen

Das Innovations-Zentrum ist als multifunktionales Gebäude konzipiert und darauf ausgerichtet, die interdisziplinäre Kommunikation und Kreativität zu fördern. Ab 2015 werden in diesem Zentrum die Innovationsprojekte entstehen, die den einmaligen Ruf von Hilti weltweit in der Bauindustrie begründet. Im künftigen Kompetenzzentrum soll es neben den Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen auch Rückzugs- und Kommunikationszonen geben, um die Kreativität der Mitarbeitenden zusätzlich zu fördern. Hilti will damit, wie Pius Baschera an der Jahrespressekonfe-


Die neueste Innovation von Hilti gestattet den «Röntgenblick» durch den Beton, um Eisen, Leitungen oder Kabel zu orten.

der Bauarbeiter erhöht. Wie arbeitet das High-Tech-Gerät nun auf der Baustelle? In Zeitabständen von Milliardstelsekunden werden Messdaten aufgenommen und die Signale sofort in ein renz ausführte, stetig in Bewegung bleiben und Bild konvertiert. Das Bild zeigt deutlich die Objeknoch besser werden, um den Kunden immer wieder te, die in der Betonwand liegen: Bewehrungen, aufs Neue einen Mehrwert bieten zu können. Auch Wasserleitungen und Kabelkanäle reihen sich überdie Strategieberatungsfirma Booz and Company ist sichtlich vor dem Betrachter auf. Nun kann der Anauf Hilti aufmerksam geworden und hat die Hilti in wender entscheiden, wo genau er seine Bohrungen die Kategorie der «Need Seekers» eingeteilt, also in setzen will. Neu ist auch ein dreidimensionales Bild jene Kategorie, die versucht, Kundenbedürfnisse auf dem Monitor. Das macht die Auswertung der mit Produkten und Serviceleistungen abzudecken, Strukturanalyse komfortabler. Das einfache Bediebevor der Kunde seine Wünsche überhaupt formu- nungskonzept und die anschauliche Darstellung liert hat. Über den Direktvertrieb der Produkte der Ergebnisse erlauben es den Arbeitern, das Gerät verfügt Hilti über eine weltumspannende Kunden- ohne besondere Fachkenntnisse – schon nach kurnähe: Nicht weniger als 200'000 Kundenkontakte zer Einschulung – einzusetzen. pro Tag werden weltweit registriert, womit Hilti Weltweit sehr erfolgreiches über die Wünsche, Sorgen und Nöte an der Basis Flottenmanagement bestens informiert ist. Innovation bedeutet für Hilti «X-Scan PS 1000» erkennt nicht nur die Entwicklung neuer Geräte, sondern Leitungen in Mauern auch die Entwicklung von Geschäftsmodellen, um Ein Beispiel für die Innovations- den Kunden etwas zu bieten, was die Wettbewerber kraft der Hilti ist das neue Detektions-System «X- noch nicht anbieten. Dazu gehört das FlottenmaScan PS 1000», das von einem interdisziplinären nagement, das Hilti vor zehn Jahren als erster der Entwicklerteam konzipiert wurde. Mit dem hand- Branche einführte und laufend verfeinerte: Hiltilichen Gerät ist es möglich, Betonwände zu durch- Geräte können über einen bestimmten Zeitraum leuchten, um Eisen und Stahl, Rohrleitungen und geleast werden, was den Baufirmen die Nutzung der Kabelkanäle zu orten. Anwendung findet das Gerät gesamten Produkte- und Servicepalette ermöglicht. überall dort, wo Bohrarbeiten durchgeführt wer- Das Leasing-Modell hat sich zu einem Renner entden müssen und keine detaillierten Pläne von Lei- wickelt, wie Pius Baschera mit einer eindrücklichen tungen, Kabeln und Bewehrungseisen vorhanden Zahl belegen kann: Im Januar 2012 wurde die Marsind. Mit dem «X-Scan» können Schäden vermie- ke von 1 Million Flottengeräten, die weltweit im | den werden – und gleichzeitig wird die Sicherheit Einsatz standen, überschritten! april 2012


Briefmarken

Arbeitsbeschaffungsmarken für mehr Staatseinnahmen

Foto: Philatelie Liechtenstein

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Die Einnahmen für den Staat aus dem Briefmarken-Geschäft stiegen in den 1930er-Jahren kräftig an. 1936 verbuchte der Finanzminister bereits Einnahmen von knapp über einer halben Million Franken. Dann hatte die Regierung die Idee, vier spezielle «Arbeitsbeschaffungsmarken» herauszugeben, die dokumentieren sollten, dass der Staat ein Investitionsprogramm auf die Beine gestellt hatte, um Arbeit für die Männer zu beschaffen. Die Idee verfehlte die erhoffte Wirkung nicht. Die im Sommer 1937 ausgegebenen Sondermarken verkauften sich ausgezeichnet. In die Staatskasse flossen über 750'000 Franken, was einen Viertel der Staatseinnahmen ausmachte. Mit der Sonderserie «Arbeitsbeschaffung» verfolgte die Regierung zwei Ziele. Zum einen sollten die Briefmarken an die «Rheinnot» erinnern, an den Rheineinbruch von 1927, der weite Teile von Schaan und des Talgebietes im Unterland unter Wasser gesetzt hatte. Zehn Jahre nach dieser Katastrophe schien ein geeigneter Zeitpunkt, um auf die Notsituation hinzuweisen, die in den Nachbarländern zu Hilfsaktionen für das arme Liechtenstein geführt hatte. Auf der anderen Seite wollte die Regierung auf die staatlichen Massnahmen zur Reduktion der Arbeitslosigkeit hinweisen, die in jener Zeit zu bitterer Armut in vielen Familien geführt hatte. april 2012

Das von Regierungschef Josef Hoop eingeleitete Arbeitsbeschaffungsprogramm wurde in vier Briefmarken dokumentiert. n D ie Wertstufe 10 Rappen, in violetter Farbe gehalten, zeigt Arbeiter beim Bau der Schlucherbrücke in Malbun. n A uf der Briefmarke zu 20 Rappen in roter Farbe sind Männer beim Strassenbau auf Rotenboden in Triesenberg zu sehen. n D as blaue Postwertzeichen mit der Wertstufe 30 Rappen weist auf den Bau des Binnenkanals von Balzers nach Ruggell hin. n A uf dem höchsten Wert von 50 Rappen, in braunem Farbton, ist die neue «Franzensbrücke» auf der Strasse von Schaan nach Planken abgebildet. Um die Bedeutung der Arbeitsbeschaffungsmassnahmen zu unterstreichen, gab die Regierung auch eine Denkschrift mit je einem Satz der 1928 herausgegebenen «Rheinnotmarken» und den vier neuen Marken der Arbeitsbeschaffung mit einem Sonderstempel heraus. An zwei Tagen, am 25. und 26. September 1937, wurden alle Briefe mit einem Sonder- oder Gedenkstempel versehen, der die beiden Jahreszahlen «1927» für den Rheineinbruch und «1937» für die Arbeitsbeschaffung sowie die Worte «Rheinnot-Wiederaufbau» enthielt. Der Sonderstempel wurde – mit einer Ausnahme – in allen Postämtern in schwarzer Farbe aufgebracht. Nur in Mauren, wo gelegentlich heute noch Vorschriften als reine Empfehlungen betrachtet werden, erhielt der Stempel eine violette Farbe. Die Postverwaltung erhob sofort Einspruch, so dass nach kurzer Zeit auch in Mauren in schwarzer Farbe gestempelt werden musste. Etliche Briefe waren jedoch bereits mit dem violetten Sonderstempel «Mauren (L’stein)» versehen und galten unter Raritätensammlern als philatelistische Delikatesse, die entsprechend in höheren Preissegmenten gehandelt wurde. Auch die Serie «Rheinnot» erschien in den vier Wertstufen zu 5, 10, 20 und 30 Rappen. Eine Besonderheit daran ist, dass mit den Marken ein | Solidaritätsbeitrag erhoben wurde.


ZEITGESCHICHTE

Der Graf von Silum Eine umstrittene Figur

Foto: Marco Nescher

Vor 300 Jahren mussten die letzten Grafen auf dem Staatsgebiet des heutigen Fürstentums Liechtensteins abdanken: Die Grafen von Hohenems hatten sich so stark verschuldet, dass die Herrschaft Schellenberg 1699 an Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein verkauft werden musste. 1712 folgte der Verkauf der Grafschaft Vaduz an das liechtensteinische Fürstenhaus. Dennoch gab es im 20. Jahrhundert zwei neue Grafen in Liechtenstein – den Grafen von Bendern und den Grafen von Silum: Beide Grafentitel wurden von Fürst Franz Josef II. verliehen. Der Historiker Peter Geiger folgte den Spuren des Grafen von Bendern, der als Heinrich Georg Stahmer im Jahre 1892 in Hamburg geboren wurde und 1978 in Liechtenstein starb. Stahmer war zuerst in der Industrie tätig, ab 1935 in der «Dienststelle Ribbentrop» und anschliessend im Aussenministerium von Joachim Ribbentrop. Politisch hatte es Stahmer schon 1929 zu den Nationalsozialisten gezogen, wo er bis zum «SS-Sturmbannführer» aufstieg. Nach dem Krieg wurde Stahmer im Zusammenhang mit den Nürnberger Prozessen vernommen, aber es wurde keine Anklage gegen ihn erhoben. Im Entnazifizierungsverfahren half ihm wahrscheinlich ein Schreiben von Fürst Franz Josef II., der Stahmers Hilfe bei der Erhaltung der liechtensteinischen Selbständigkeit im Zweiten Weltkrieg hervorhob. Was hat Heinrich Georg Stahmer für Liechtenstein geleistet, dass ihm der Titel «Graf von Silum» verliehen wurde? Regierungschef Josef Hoop, der 1938 in Berlin im Auftrag des Fürsten wegen der enteigneten Gebiete in der Tschechoslowakei verhandelte, konnte Stahmer für die liechtensteinische Sache gewinnen. Zudem war man in Vaduz überzeugt, dass es gut für Liechtenstein sei, einen Mann nahe beim «Führer» in Berlin zu haben. Fürst Franz Josef II. verlieh Stahmer schon 1938 einen der höchsten liechtensteinischen Orden, was sich beim versuchten «AnschlussPutsch» durch österreichische und liechtensteinische Nationalsozialisten im Jahre 1939 auszahlen sollte. Wie Peter Geiger schon in früheren Abhandlungen aufzeigte, haben verschiedene Personen

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Mit Silum oberhalb von Triesenzum Scheitern des Putsches beiberg hatte der «Graf von Silum» getragen: Stahmer mit seinen direkt nichts zu tun. Verbindungen in den engsten Kreis um den «Führer» gehörte zu ihnen. Als Dank dafür zeichnete ihn der Fürst mit dem Titel «Graf von Silum» aus. Mit Silum hatte Stahmer direkt aber nichts zu tun, obwohl er später in Liechtenstein lebte. Fürst Franz Josef II. hatte einfach einen wohlklingenden Namen für den neuen Grafen gesucht. Stahmer wurde nicht eingebürgert, sondern blieb deutscher Staatsbürger. Die Beurteilung Heinrich Georg Stahmers sei nicht einfach, schreibt Peter Geiger am Schluss seines Beitrags, zumal sie «ambivalent» ausfalle: Einerseits ein Nationalsozialist, anderseits sei die Verbindung Liechtensteins zu Stahmer, der im aussenpolitischen Machtzentrum des Dritten Reichs gestanden sei, in der Zeit günstig gewesen, 1939 gar existentiell: «Zumindest hier hat er mit dem Einstehen für das kleine Land ein historisches Verdienst erworben, vielleicht sogar den Ehrentitel «Graf von Silum» verdient – welcher, da nicht erblich verliehen, mit seines Trägers Ableben ebenfalls vergangen ist.» Unter dem Titel «Der Graf von Silum – Eine Figur der deutschen, japanischen und liechtensteinischen Zeitgeschichte» hat der Historiker Peter Geiger den Deutschen Heinrich Georg Stahmer (1892 – 1978) porträtiert. Die Abhandlung befindet sich in den Politischen Schriften Band 50, eine Festschrift zum Jubiläum «25 Jahre Liechtenstein-Institut». Das Buch kann über www.buchzentrum.li | bezogen werden. april 2012


LIFESTYLE

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Verführung beginnt Abenteuerspielplatz mit sich rund umselbst den Walen-

23 Von Kornelia Pfeiffer

Der Hauch von Nichts, aus dem schöne Wäsche besteht, kann sehr unterschiedlich sein. Mal elegant, dann wieder sinnlich oder ganz unschuldig. Fast jede Frau schwärmt von Dessous. Doch während Männer Tangas lieben, denken Frauen anders.

«Wie bringe ich meine Freundin zu sexy Unterwäsche?» So fragte neulich ein Novize des Forums von «Men’s Health». Gut zureden, antworten ein paar Gewiefte, einen Tanga kaufen, raten andere. Wie eine Umfrage des Männermagazins von 2007 ergab, halten 41 Das eigene Spiegelbild ist Prozent aller Frauen es tatsächlich für ein eindeutiges Zeichen eine emotionale Sache, grosser Liebe, wenn er ihr Desdeshalb zählt bei Dessous sous schenkt. Selbst aber wenn sich Mann in das unbekannte vor allem eins: Sie Gelände eines Wäschegeschäfts müssen zur Trägerin passen traut, liegt er mit seiner Auswahl sehr wahrscheinlich jedoch daneben. Denn Männer stehen auf Stringtangas aus Seide – die Befragten jedenfalls – und Frauen begeistern sich für Spitzen-BHs. Einzig bei der Farbe sind sich beide einig: Schwarz soll es sein.

Verführung beginnt mit sich selbst

«Frauen wollen sich in Dessous wohl und sinnlich fühlen», hilft Elisabeth Wickli, «Lis Dessous» in Buchs, ein Geheimnis dahinter zu verstehen. Wer schöne Wäsche trage, tue das für sich, und nicht, um Männern zu gefallen. «Eine Frau aber, die sich selber verführen will, die ist auch für den Partner bereit.» Seit über 25 Jahren ermutigt Elisabeth Wickli ihre Kundinnen, beim Dessouskauf auf sich selbst zu hören, um attraktiv zu sein. Die Dessous-Mode im Frühjahr/Sommer 2012 macht es Frauen einfach, in dunklem Lila oder knalligem Rot zur leidenschaftlichen Tangotänzerin zu werden; oder zur selbstbewussten Diva in matten Farben wie Nudes, Rosé, Vanille, Pudertö-

nen. Von knallig bis mädchenhaft-verspielt ist vieles angesagt: Schwarz bleibt Sexsymbol, Kleingepunktetes in Violett mit cremefarbener Spitze ist ebenso etwas für Romantische wie ein hoch in der Taille sitzender Slip mit Strapsgürtel in Taupe. Daneben gibt es Raffiniertes in Türkis oder Sportliches in Tweed-Optik, Push-Up-BHs mit Blümchen oder in Blau mit Pünktchen, aber auch TriangelBHs aus gelber Seide oder aus weisser Spitze. Ein Miederhöschen aus der Vintage-Kollektion ist so aufregend wie Mauvefarbenes mit feiner Lochspitze aus den 1940ern. Ein champagnerfarbener Panty mit Streifen wirkt so bestechend wie ein bronzefarbener mit Spitze, und softes Ivory, Elfenbein oder Perlmutt wirken minimalistisch und edel. «Mittlerweile erhält schöne Unterwäsche auch im Alltag einen Stellenwert», beobachtet Brigitte Marxer. Sie berät seit über 25 Jahren in ihrem Textilfachgeschäft in Eschen nicht nur junge und junggebliebene Kundinnen. Bei ihr treffen sich alle Frauen-Generationen, darunter viele, die ihren ersten BH kaufen, und viele, die ein Leben lang bis ins hohe Alter Wert auf gute Unterwäsche legen. Wie eine Studie des Online-Portals des Modemagazins «Vogue» 2009 herausfand, sehen immer mehr Frauen Unterwäsche als modisches Darunter und Teil ihres Outfits. Frauen lieben Dessous, soviel steht fest. Jede zweite Frau allerdings lässt sich beim Kauf weder von Männern oder Trends noch ihrer besten Freundin beeinflussen. Wäschekauf ist etwas Intimes und sehr Persönliches. Aufmerken lässt freilich: Nur jede fünfte der befragten Frauen


Fotos: Oscalito, gesehen bei Lis Dessous; Calida, gesehen bei Brigitte Marxer

mende Brautwäsche. Fast alle Der Hauch von Nichts, aus dem schöne Wäsche besteht, Markenhersteller bieten mittlerkann sehr unterschiedlich sein. weile modellierende HightechQualitäten an. Shapewear-Kollektionen, auch bei der Bademode, liegen 2012 im Trend, die Modelle werden immer verführerischer und eleganter. Umgekehrt hat die Corsage längst ihr verruchtes Image abgelegt und sich zum edlen Darunter zum Kostüm oder Hosenanzug verwandelt. Zumindest für modemutige Fashionista, die Blicke auf sich ziehen wollen. Das eigene Spiegelbild ist eine emotionale Sache, deshalb zählt bei Dessous vor allem eins: Sie müssen zur Trägerin passen. «Nimm dir Zeit mit und probier aus. Du wirst selbst fühlen, worin du dich wohl und sinnlich fühlst», rät Brigitte Marxer. Und jedem Mann, der ein Wäschegeschäft betritt, um einer Frau, die er mag, Dessous zu kaufen, verrät Elisabeth Wickli einen Tipp: «Ein Blick in die Wäscheschublade gibt Ih Detektivarbeit in der Wäsche- nen ein Gespür dafür, welche Art von Dessous Ihre schublade Partnerin gern trägt.» Natürlich sind Frauen auch Und was tun, wenn die eigene über einen Gutschein glücklich, aber wer ein bissKörperform nicht den Model-Massen entspricht? chen Detektivarbeit leistet und wagt, kann wirk| Inzwischen gibt es Shapewear sogar als figurfor- lich gewinnen.

hat ihre BH-Grösse professionell ausmessen lassen. Dreiviertel aller Frauen haben sich an ihre Grösse herangetastet, indem sie ausprobiert haben, viele kennen ihre eigene Grösse nicht. Das, obwohl nichts mehr stört als ein BH, der an allen Ecken kneift und ziept oder schlabbert. Heisst das, dass Frauen ihre Unterwäsche vom Regal im Supermarkt nehmen wie Salat und Gemüse? Und wie tief sitzt in der Gesellschaft, was der Film «Die Herbstzeitlosen» zeigt? Darin eröffnet die Dorfladenbesitzerin Martha eine Lingerie-Boutique und der vermeintlich sündige Reizwäschetempel rührt eine scheinheilig verschämte Gemeinde auf. Eben auch in Zeiten, in denen sich die Sängerin Kylie Minogue in einem Videoclip in sexy Dessous von Agent Provocateur auf einem mechanischen Rodeo-Bullen räkelt, bleiben Dessous ein sensibles Thema. «Um so wichtiger ist individuelle Beratung in entspannter Atmosphäre», weiss Brigitte Marxer aus Erfahrung.

april 2012


JAHR DES AKTIVEN ALTERNS

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Unabhängiges Leben Abenteuerspielplatz für ältere rund um Menschen den Walen

25 Von Günther Meier

Die EU hat 2012 zum Jahr des aktiven Alterns erklärt. Die Aktion ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Bevölkerung in Europa länger lebt und die Zahl der älteren Menschen zunimmt. Der Druck auf die Sozialsysteme wächst.

Mit dem Europäischen Jahr 2012 für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen soll einerseits das Bewusstsein für den Beitrag älterer Menschen zur Gesellschaft geschärft, andererseits sollen auch Massnahmen gefördert werden, die Um ältere Arbeitnehmer zu bessere Voraussetzungen dafür motivieren, müssen echte An- schaffen, dass ältere Menschen aktiv bleiben können. Das Euroreize für eine längere Be- päische Jahr 2012 umfasst nach schäftigung geschaffen werden den Vorstellungen der EU-Kommission drei Aspekte der Aktivität im Alter: n Aktives Altern in der Erwerbstätigkeit: Um ältere Arbeitnehmer zu motivieren, weiterzuarbeiten nach dem aktuell geltenden Pensionsalter, ist es insbesondere erforderlich, die Arbeitsbedingungen zu verbessern sowie an Gesundheitszustand und Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer anzupassen, ihre Kompetenzen durch einen besseren Zugang zu lebenslangem Lernen auf den neuesten Stand zu bringen und die Systeme der Steuerbemessung und

Leistungsgewährung daraufhin zu überarbeiten, dass echte Anreize für eine längere Beschäftigung geschaffen werden. n Teilhabe am gesellschaftlichen Leben: Verbesserung der Möglichkeiten und Voraussetzungen, damit ältere Menschen als Freiwillige oder Betreuer ihrer Angehörigen einen gesellschaftlichen Beitrag leisten können, um soziale Isolierung und viele der damit zusammenhängenden Probleme und Risiken zu vermeiden. n Unabhängiges Leben: Gesundheitsförderung und präventive Gesundheitsversorgung durch Massnahmen, welche die gesunden Lebensjahre maximieren und Pflegebedürftigkeit vermeiden. Altersfreundlichere Gestaltung der Umgebung, etwa bei öffentlichen Gebäuden, bei der Infrastruktur oder im Verkehr, damit ältere Menschen so unabhängig wie möglich bleiben können. Das Europäische Jahr soll alle Beteiligten und die politischen Entscheidungsträger dazu anregen, sich spezielle Ziele für die Förderung der Aktivität im Alter zu setzen und Massnahmen zu treffen, um diese Zielsetzungen zu erreichen.

Ältere Menschen spielen eine Schlüsselrolle

Zum Beginn des Europäischen Jahres 2012 für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen legte die Kommission eine Eurobarometer-Umfrage vor, der zufolge 71 % der Europäer sich darüber klar sind, dass die Bevölkerung Europas immer älter wird. Aber nur 42  % der befragten Europäer finden diese Entwicklung be-


Die Europäer bleiben länger gesund und erreichen ein höheres Durchschnittsalter, was eine Herausforderung für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik darstellt.

Fotos: iStock.com

ziales und Integration, meinte dazu: «Die Eurobarometer-Umfrage zeigt, dass die Menschen bereit sind, im Alter aktiv zu bleiben. Ich bin zuversichtlich, dass das Europäische Jahr als Katalysator wirken wird, um Bürgerinsorgniserregend. Nach Ansicht der meisten Bürge- nen und Bürger, Interessen- und Entscheidungsträrinnen und Bürger spielen Menschen ab 55 eine ger zu mobilisieren, damit sie Massnahmen zur wichtige Rolle in den Schlüsselbereichen der Gesell- Förderung der Aktivität im Alter treffen und die schaft. Mehr als 60 % meinen, man sollte auch nach Herausforderungen der Altersentwicklung auf podem Eintritt ins Rentenalter weiterarbeiten dürfen. sitive Weise angehen.» Ein Drittel der Befragten hat erklärt, selbst gern Probleme für die öffentlichen länger arbeiten zu wollen. Erstaunlicherweise wer- Finanzen und Renten de diese Meinung eher von Menschen vertreten, Die Bevölkerung in Europa altert. verlautete aus Brüssel, die dem Rentenalter nahe sind, als von der jüngeren Generation. Mehr als Laut EU-Kommission wird ab 2012 der Anteil an zwei Dritteln der Europäer erscheint die Verbin- Europäern im arbeitsfähigen Alter abnehmen, weil dung einer Teilzeitbeschäftigung mit einer Teilren- die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegsgete sogar erstrebenswerter als eine volle Rente. Lázló neration das Rentenalter erreichen. Das DurchAndor, der EU-Kommissar für Beschäftigung, So- schnittsalter in der EU beträgt heute ungefähr 40 Jahre, bis 2060 wird sich das durchschnittliche Alter auf 47 Jahre erhöht haben. Der Anteil der EUAktives Altern Bürger, die 55 Jahre und älter sind, ist von 25% im Jahr 1990 auf 30 % im Jahr 2010 gestiegen: Nach Aktives Altern ist laut Weltgesundheitsorganisation der UNO ein ProEU-Schätzungen wird dieser Anteil im Jahre 2060 zess, in dem die Möglichkeiten im Hinblick auf Gesundheit, Teilhabe bei 40 % liegen. Die Europäer leben also nicht nur und Sicherheit optimiert werden, um die Lebensqualität der alternlänger, stellt die EU fest, die Europäer sind auch den Personen zu verbessern. Durch aktives Altern können die Mengesünder als früher. Die Kombination von gesunschen ihr Potenzial für ihr physisches, soziales und geistiges Wohlder Lebenshaltung und verlängerter Lebenszeit ergehen im Laufe ihres ganzen Lebens ausschöpfen und am stellt laut EU ein wichtiges Potenzial für GesellGesellschaftsleben teilhaben. Und gleichzeitig werden sie in angeschaft und Wirtschaft dar. Gleichzeitig macht man messener Weise geschützt, abgesichert und betreut, sollten sie dies sich in der EU entsprechende Gedanken über die benötigen. Daher erfordert die Förderung des aktiven Alterns einen Herausforderungen der Bevölkerungsentwicklung mehrdimensionalen Ansatz sowie Mitverantwortung und dauerhafte für die öffentlichen Finanzen sowie für die FinanUnterstützung aller Generationen. zierung des Gesundheitswesens und der Renten. | april 2012


RATGE B ER

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Vorsorgeuntersuchung: In jedem Alter aktuell! Jedes Jahr erhalten im Schnitt über 7'000 liechtensteinische Einwohnerinnen und Einwohner eine Einladung zur allgemeinen Vorsorgeuntersuchung – jedoch nur rund 30 – 40 % nützen dieses kostenlose Angebot. Seit 2008 möchte die Vorsorgeuntersuchung die Teilnehmenden zusätzlich unterstützen, gesund zu bleiben. Dies, indem der Einzelne sich Gedanken über Verbesserungsmöglichkeiten für seine Gesundheit macht und zusammen mit seiner Ärztin oder seinem Arzt persönliche Ziele festlegt. Jedes Alter hat seine Schwerpunkte

Die Vorsorgeuntersuchung hat in Liechtenstein eine lange Tradition. Sie wurde schon in den 1970-Jahren eingeführt, immer wieder angepasst und überarbeitet. Derzeit werden alle Einwohnerinnen und Einwohner ab dem 17. Lebensjahr alle 5 Jahre zur allgemeinen Vorsorgeuntersuchung eingeladen. Die Untersuchung ist kostenlos und freiwillig. Inhaltlich hat jedes Alter seine Schwerpunkte. Während laut Statistiken in den jungen Jahren Tumorleiden und Unfälle am häufigsten die Todesursachen darstellen, sind es bei Personen ab 45 Jahren Herzkreislaufkrankheiten und Tumorleiden. Die Ärztin bzw. der Arzt wählt dabei aufgrund des Alters und der Befragung des Teilnehmenden den individuellen Schwerpunkt der Vorsorgeuntersuchung. Frauen erhalten deshalb zusätzlich alle 2.5 Jahre eine Einladung zur frauenärztlichen Untersuchung. Für Kinder besteht ein speziell an deren Entwicklung angepasstes Programm mit entsprechendem Einladungsrhythmus.

gung in den Alltag einbringen oder auch das Rauchen aufhören möchte. Am Ende der Vorsorgeuntersuchung soll ganz individuell ein Ziel feststehen, auf das hingearbeitet wird. Zur Unterstützung bieten sich Verlaufsgespräche bei der Hausärztin bzw. beim Hausarzt an. Aber auch eine Adressempfehlung oder falls nötig auch eine Überweisung zu einer Fachperson kann die Umsetzung unterstützen. Vorsorgeuntersuchung – noch zeitgemäss? Angesichts der epidemieartigen Ausbreitung des Übergewichts, dem zunehmenden Bewegungsmangel und den daraus folgenden chronischen Krankheiten, die zu immer höheren Krankheitskosten führen, ist die Vorsorgeuntersuchung beinahe dringender denn je. Auch der stetig steigende Stress in der Arbeitswelt und die Beschleunigung im Alltag erhöhen den Druck auf die Arbeitnehmer. Nebst den dadurch entstehenden psychischen Erkrankungen wie Depression, Burnout usw. fördert dies auch die Entstehung chronischer Krankheiten: ungesunde Ernährung, kein Sport da zuwenig Zeit, vermehrter Zigaretten- oder Alkoholkonsum um dem Stress Herr zu werden. Die Vorsorgeuntersuchung ist also wichtig, um frühzeitig gegensteuern zu können statt später viel heilen zu müssen. Lücken schliessen

Wenn die Blutwerte stimmen, die Untersuchungen in Ordnung sind und ein Ziel festgelegt ist, bleibt noch – der Impfstatus. Der Impfschutz muss bei verschiedenen Erkrankungen regelmässig erneuert werden oder wird zum Teil erst im späteren Alter empfohlen. Dazu zählen Diphtherie- und Starrkrampfimpfung, aber auch z.B. die Pneumokokkenimpfung. Impfungen sind ein wichtiges PrävenZiele setzen! tionsmittel. Dadurch kann der Einzelne auch aktiv Ziel der Vorsorgeuntersuchung soll nicht alleine zur Gesundheit anderer beitragen. Denn nicht alle das frühzeitige Erkennen von Krankheiten sein. können sich impfen lassen und sind deshalb auf die Viel wichtiger ist, was jeder persönlich zur Verbes- Solidarität ihrer Mitmenschen angewiesen. serung seiner Gesundheit beitragen kann. Sei dies, Dr. med Sabine Erne | dass der Teilnehmende Stress abbauen, mehr Bewe- Amtsärztin, Amt für Gesundheit april 2012


VOR 2 5 JAHREN

11. April 1987 Sanierter Engländerbau für fürstliche Ausstellungen

Foto: Günther Meier

Die Stimmbürger hatten 1980 dem Bau eines Kunsthauses in Vaduz zugestimmt, doch politische und juristische Verwicklungen verhinderten die Realisierung des Bauwerks im Zentrum von Vaduz. In einer Art Notlösung wurde der Engländerbau saniert, damit wieder Werke aus der Sammlung des Fürsten ausgestellt werden konnten. Am 11. April 1987 wurde in den aufgefrischten Räumlichkeiten die neue Ausstellung «Von Brueghel bis Rubens: Meisterwerke flämischer Landschaftsmalerei» eröffnet. Neben einer Auswahl bedeutender Werke von Peter Paul Rubens, darunter der monumentale Gemäldezyklus zur Geschichte des römischen Konsuls Decius Mus, präsentierte das Fürstenhaus flämische Landschaften aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Georg Malin, Gründer der Staatlichen Kunstsammlung und leidenschaftlicher Kämpfer für das Kunsthaus Vaduz, sprach von einem «provisorischen Ausstellungsgebäude», wenn er den sanierten Engländerbau meinte, der früher schon als Ort für verschiedene Ausstellungen mit Werken des Fürstenhauses gedient hatte. Inzwischen steht in Vaduz ein Kunstmuseum, der Engländerbau aber blieb teilweise der Kunst erhalten: Der Kunstraum im Obergeschoss ist ein Ausstellungsraum für das aktuelle Kunstschaffen in Liechtenstein und der Region, der bildenden Künstlern ein Forum für Ausstellungen, Installationen, Performances und andere künstlerische Projekte bietet. Im Engländerbau fanden nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder Ausstellungen statt, insbesondere aus den Beständen der Fürstlichen Sammlungen. Von 1952 bis 1956 waren Waffen und Teppiche sowie der Goldene Wagen von Fürst Wenzel ausgestellt, danach kam die Ausstellung «Flämische Meister», die 1969 von der «Holländischen Malerei» abgelöst wurde. Auch eine grosse Rubens-

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Ausstellung zog viele Besucher Der Engländerbau wurde 1986 saniert und mit einer Ausstellung aus dem In- und Ausland in von Kunstwerken aus der das Kunstzentrum im Vaduzer Sammlung des Fürsten 1987 Städtle. Der Engländerbau hat glanzvoll eröffnet. eine interessante Geschichte hinter sich, die aber nicht mit Kunst und Kultur ihren Anfang nahm. Das Gebäude wurde 1932 vom deutschen Architekten Erwin Hinderer entworfen, der zu jener Zeit in Schaan wohnte. Nach dem Bau dienten die Räume im Parterre als Gewerbe- und Geschäftsräume, auch eine Zahnfabrik war einmal im grossen Gebäude untergebracht, viele Jahre auch die BriefmarkenverschleissStelle der Regierung, die Vorläuferin der heutigen Philatelie Liechtenstein. In den oberen Geschossen hatte eine englische Lotteriegesellschaft ihren Sitz, woher sich der Name «Engländerbau» ableitet. Der «MutualClub» war ursprünglich im Kanton Uri aufgebaut worden, nach dem Lotterie-Verbot in der Schweiz aber nach Liechtenstein gezogen. Das schweizerische Lotteriegesetz fand zuerst keine Anwendung auf Liechtenstein, doch dann schritt der Bundesrat mit einem Beschluss ein, der für Liechtenstein schmerzlich war: Das Schweizer Lotteriegesetz war auf den 1. Januar 1934 auch für Liechtenstein gültig, womit der «Mutual-Club» geschlossen werden | musste. april 2012


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Schlusspunkt

Das Jahr 2012 wurde zum Europäischen Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen erklärt. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema soll die Herausforderungen und Chancen einer langlebigen Gesellschaft aufzeigen. Darf man, wenn man von aktivem Altern und Solidarität der Eine Pflegeinstitution bedeutet nicht Generationen spricht, überhaupt an Pflege- und Betreuungssitua- ein Ende der Integration in der Gesellschaft tionen denken? Aus Sicht einer Pflege- und Betreuungsinstitution muss der Begriff aktives Altern weitergefasst werden im Sinne eines guten Alterns. Denn der Leitgedanke vom guten Älterwerden steht einerseits für die Wichtigkeit des aktiven Tuns und der Selbstentfaltung, so lange es geht. Andererseits schliesst der offene Gedanke aber Menschen nicht aus, die der hohen Produktivität unserer Gesellschaft irgendwann nicht mehr Stand halten können. Zum würdevollen Umgang mit dem Älterwerden gehört die Akzeptanz, dass manche Menschen ab einem gewissen Zeitpunkt in ihrem Leben die Sicherheit benötigen, dass andere für sie sorgen, wenn sie selbst dazu nicht mehr allein in der Lage sind. Im Wandel der Zeit braucht es deshalb verschiedene Wohn- und Betreuungsformen, die der Individualität der Menschen im Alter gerecht werDominique Gantenbein den. Das Leben in einem Pflegeheim ist eine davon. Leiterin des Hauses St. Martin Wenn man die unterschiedlichen Formen von in Eschen Älterwerden respektiert, erscheint es zentral, dass der Eintritt in eine Pflegeinstitution nicht ein Ende der Integration in der Gesellschaft bedeutet. Pflegeheime sind heute Kompetenzzentren, die sich dem gesellschaftlichen Wandel und den stetig wachsenden Anforderungen im Pflegebereich annehmen. Dabei steht der Mensch mit seiner Biographie und seiner Selbstbestimmung im Zentrum unserer Tätigkeit. Die neuen Wohnorte der älteren Menschen sollen auch Orte der Begegnung sein, so dass der generationsübergreifende Dialog in dieser veränderten Lebenssituation weiterhin gelebt werden kann. Die ältere Generation ist integriert und kann dadurch ihren letzten Lebensabschnitt mit dem Gefühl einer Beheimatung erleben. Ziel soll somit eine gelebte Solidarität zwischen den Generationen sein, welche die aktive Gestaltung des Alter(n)s von Jung bis Alt als Geschenk des Lebens nutzt. Denn dort, wo Menschen sich für die ältere Generation einsetzen, schützen sie Kultur und stehen für Werte und Normen, die eine | Gesellschaft prägen. Foto: Günther Meier

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