Der Monat | Oktober 2012

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oktober 12 www.dermonat.li

politik: Noch keine Fusionen unserer Gemeinden Geschichte: Der «Kossuthli» – Ein Unterländer Rebell

Kultur: «Matheliebe» – Eine lebendige Wissenschaft


Es ist höchste Zeit für grenzenloses Wohlfühlen. -

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I n h a lt | E d i t o r i a l

Brauchen auch wir Piraten in der Politik? 3

Nur noch vier Monate trennen Liechtenstein von den Wahlen 2013, die nach dem Verzicht von Regierungschef und Regierungschef-Stellvertreter auf eine erneute Kandidatur eine neue ­ Ein Mandat im Landtag, ­Regierungsspitze hervorbringen ohne eine Partei im Rücken zu haben wird. Diese aktuelle Situation hat es bislang in unserer politischen P a n o r a m a 4 Geschichte noch nicht gegeben. Eine weitere Unbekannte der Wahlen ist die Kandidatur einer Wähler T i t e lt h e m a gruppe um den früheren VU-­ Noch keine Fusionen unserer Gemeinden 6 Abgeordneten Harry Quaderer, der aus der VU ausgetreten ist, die E s s k u lt u r Legislaturperiode als unabhängi Früherer Speisezettel – Essen und ger Abgeordneter im Landtag ver Trinken um 1700 10 bringt – und Ambitionen hegt, jahr der energie auch dem nächsten Landtag als Intelligente Antworten auf Energieknappheit 12 Abgeordneter anzugehören, ohne eine Partei im Rücken zu haben. P o r t r ä t Wir haben Harry Quaderer gebe Barbara Wülser – Netzwerk für die Alpen 14 ten, seine Überlegungen in unseGünther Meier Chefredaktor «Der Monat» rem Schlusspunkt zu formulieren. Geschichte Herausgekommen ist ein originel Der «Kossuthli» – Ein Unterländer Rebell 16 ler Kommentar, der sicher zur Frage anregen wird: K u lt u r «Brauchen auch wir Piraten in der Politik?»

«Matheliebe» – Eine lebendige Wissenschaft 18

vor 50 jahren

23. Oktober 1962 – Abschied vom Goldenen Wagen

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R at g e b e r Herzensangelegenheiten

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W o h n k u lt u r

Das edle Kissen von Hand gemacht und mit Eigensinn

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briefmarken

Impressum: 6. Jahrgang, Nr. 70, September 2012, 18 750 Exemplare Herausgeber: Alpenland Verlag AG, Feld­kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li Redaktion: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, redaktion@dermonat.li verlagsleitung: Max Meinherz, Tel. +423 239 50 20, m.meinherz@gutenberg.li sekretariat: Eva Rubin, Tel. +423 239 50 30, office@gutenberg.li anzeigen: Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@gutenberg.li Gestaltung: Jeremias Tschirky, Gutenberg AG Satz und Druck: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan; papier: PlanoJet, 100 g/m² ONLINE: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.li Titelbild: Gemeindefusionen sind in Liechtenstein noch Zukunftsmusik. (Foto: Information und Kommunikation der Regierung/Close Up, Triesen)

Die Schönheiten der Kosel-Serie von 1930 24

O r i g i n a l e

Vom Hasa-Toni und vom Fideli

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rätsel

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S c h l u s s p u n k t

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Oktober 2012


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Liechtensteiner Druck für Schweizer Post Zur Ehrung des «Braunen Langohrs», eine Fledermaus und Tier des Jahres 2012, gab die Schweizerische Post am 6. September eine spezielle Sondermarke heraus. Die Briefmarke ist perforiert und hat die Form einer Fledermaus. Die Doppel­ prägung sorgt für eine dreidimensionale Wirkung, womit sich die Fledermaus vom Hintergrund abhebt. Der spe­ zielle Sonderblock, der nur an ausgesuchten Verkaufsstellen in der Schweiz erhältlich ist, wurde bei der Druckerei Gutenberg AG in Schaan gedruckt. Damit lieferte die Gutenberg AG erneut einen Beweis, dass sie zu den weltbesten Druckereien für Briefmarken-Druck gehört, der in Fachkreisen zur «Königsdisziplin» erkoren wurde. Den Einstieg in den Briefmarken-Druck schaffte die Gutenberg AG im Jahre 2009 mit der ersten Selbstklebe-Briefmarke mit echter Perforation, die sich leicht vom Bogen lösen lassen, selbst kleben und von den Philatelisten genau gleich behandelt werden können wie die herkömmlichen nass­ klebenden Briefmarken. Für die Gutenberg AG ist der Druck des «Braunen Langohrs» für die Schweizer Post eine besondere Auszeichnung, weil in der 100-jährigen Briefmarkengeschichte des Fürstentums Liechtenstein die liechtensteinischen Briefmarken zumeist in der Schweiz gedruckt wurden. Foto: Post Schweiz

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Transportgrossmacht Liechtenstein

Foto: Presse- und Informationsamt

Pa n o r a m a

Besserer Schutz für Kulturgüter Das aus dem Jahre 1977 stammende Denkmalschutzgesetz soll neu gefasst werden. Die Regierung hat bereits eine Vorlage in die Vernehmlassung gegeben, welche die drei Sachbereiche Denkmalpflege, Archäologie und Kulturgüterschutz zusammenfasst. Das geltende Gesetz befasst sich ausschliesslich mit Denkmälern, während die archäolo­ gischen Aufgaben nicht definiert und archäologische Stätten nur im Begriff des Denkmals integriert sind. Neu sollen neben der Denkmalpflege auch die Aufgaben der Archäologie geregelt und der Kulturgüterschutz nach den Regeln des internationalen Haager Abkommens aufgenommen werden. Das neue Gesetz sieht auch eine neue Sprachregelung vor: Anstelle des Begriffs «Denkmal» wird künftig «Kulturgut» verwendet, wie das heute international üblich ist. Die Pflege und der Schutz der Kultur­ güter soll weiterhin in der Verantwortung der Eigentümer liegen, während der Staat sich auf ­ ­Förderungs- und Unterstützungsmassnahmen beschränkt.

Alphorntreffen auf der Sonnenterrasse

Liechtenstein rangiert in der Spitzengruppe in Europa, wenn die Transportleistungen in Relation zur Einwohnerzahl gesetzt werden. Die Gütertransportstatistik 2011 weist 38 Unternehmen aus, die im internationalen Transport tätig sind. Durchschnittlich fuhren 270 Fahrzeuge unter liechtensteinischer Flagge, womit sich der Fuhrpark im Vergleich zu 2010 nochmals erhöht hat. Die in Liechtenstein ­zugelassenen Lastwagen und Sattelschlepper transportierten 2011 insgesamt 600’460 Tonnen Güter, was im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme von 3,8 Prozent entspricht. Ohne die Transporte zwischen Liechtenstein und der Schweiz.

Alphörner gehören nicht zu den traditionellen Musikinstrumenten des Brauchtums in Liechtenstein, aber die einzigartigen Blasinstrumente aus der Schweiz und Österreich erobern stetig auch die liechtensteinische Bergwelt. Am 21. Oktober 2012 organisiert der Verein «Walserecho» das 2. Liechtensteiner Alphorntreffen in Triesenberg. Auf der liechtensteinischen Sonnenterrasse können die Alphorn-Liebhaber vor der alpinen Kulisse den Klängen der Bergwelt lauschen. Oktober 2012


Die EFTA-Überwachungsbehörde hat ein Mahnschreiben nach Vaduz geschickt und bemängelt, dass in Liechtenstein bei Treuhänderschaften mindestens eine im Inland wohnhafte Person vorgeschrieben sei. Darin sieht die EFTA-Überwachungsbehörde eine Verletzung der Dienstleistungsrichtlinie und ungerechtfertigte Beschränkung der Niederlassungsfreiheit. Die Regierung hat reagiert und schlägt für die Zukunft vor, dass zumindest ein Treuhänder zu bestellen ist, der über eine Bewilligung nach dem liechtensteinischen Gesetz über die Treuhänder verfügt. Mit diesem Vorschlag soll die EWR-Rechtskonfor­ mität hergestellt und dafür gesorgt werden, dass weiterhin ein Anknüpfungspunkt an die liechtensteinische Rechtsordnung gegeben ist.

Liechtenstein gestalten mit Jubel.li Die Internationale Vereinigung von Kuratoren zeitgenössischer Kunst (IKT) hielt ihren Kongress 2012 in Tel Aviv und Jerusalem ab. Interessant ist, dass die IKT derzeit unter liechtensteinischer Präsident­ schaft steht. Präsident der einzigen internationalen Berufsvereinigung für freie und institutionelle Ausstellungsmacher ist nämlich seit der Generalversammlung 2011 Friedemann Malsch, der Direktor des Kunstmuseums Liechtenstein. Der Vereinigung gehören rund 500 Kuratoren aus Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien an. Den Kuratoren ist auch der Wirkungsort ihres derzeitigen Präsidenten bekannt, denn der Kongress 2007 fand in Liechtenstein statt.

Das Alpenrheintal ist Klima-Pilotregion

Foto: Marco Nescher

Wie können die Alpen bis 2050 klimaneutral werden? Laut einer Mitteilung der CIPRA wollen 13 Partner-Regionen aus dem Alpenraum im Rahmen des Projekts «Alpstar» gemeinsam Wege aufzeigen, wie der Kohlendioxid-Ausstoss im Alpenraum effektiv reduziert werden kann. Eine dieser Pilotregionen ist das Alpenrheintal. Liechtenstein, Vorarlberg und der Kanton St. Gallen möchten Pendler zum Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr und den Radverkehr bewegen. Als Partner für das Projekt konnten die Auspendler-Gemeinden Buchs und Feldkirch gewonnen werden. Mit dabei ist auch die Firma Hilti.

Foto: Günther Meier

Brüssel mahnt Liechtenstein ändert

Neues Sportgesetz Härtere Dopingbekämpfung Das Sportgesetz, das im Jahre 2000 in Kraft getreten ist, soll an die eingetretenen Veränderungen angepasst werden. Die Regierung hat einen Entwurf in die Vernehmlassung ­geschickt, der einerseits die umfassende Bedeutung des Sports für Staat und Gesellschaft ausdrücklich betont und andererseits härtere Massnahmen bei Doping vorsieht. Nach diesem ­geltenden Recht können Personen bestraft werden, die Mittel zu Dopingzwecken herstellen, einführen, ausführen, vermitteln, vertreiben, verschreiben oder abgeben. Strafbar macht sich auch, wer Methoden zu Dopingzwecken an ­anderen Personen anwendet. Im Unterschied dazu bleiben Sportlerinnen und Sportler von einer strafrechtlichen Verfolgung verschont, ­ wenn sie Dopingmittel konsumieren oder Doping­ methoden anwenden. Dass also nur Ärzte,­Betreuer oder Trainer bestraft werden, Sportler hingegen ungeschoren bleiben, soll auch in Zukunft beibehalten werden. Um dem Kampf gegen Doping entsprechend Nachdruck zu verleihen, wird der Strafrahmen für das Umfeld der Sportler erhöht: Bisher konnte ein Vergehen mit zwei Jahren geahndet werden, künftig werden drei Jahre angedroht. Die Regierung stellte auch Überlegungen an, ob nicht die Sportler bei Doping strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Schliesslich wurde Abstand davon genommen, weil in der Schweiz ähnliche Überlegungen nicht zur Aufnahme ­eines Straftatbestandes in das Sportgesetz führten. Belangt werden können Sportler von den Vereinen und Verbänden. Ausserdem können bei Dopingvergehen die vorher ausgerichteten Förderungsmittel zurückgefordert werden.


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Noch keine Fusionen unserer Gemeinden

7 Von Günther Meier

Knappere Finanzen und Probleme bei der Rekrutierung von fähigen Leuten für die Gemeindepolitik lassen die Frage nach Gemeindefusionen aufkommen. In der Schweiz schliessen sich immer wieder Gemeinden zusammen, in unserem Land sind Fusionen noch kein Thema.

Liechtenstein zählt seit der Gemeindeordnung von 1842 unverändert 11 Gemeinden, die seit der Verfassung von 1921 schon im ­ersten Verfassungsartikel aufgeführt sind: «Das Fürstentum Liechtenstein ist ein Staatsverband von zwei Landschaften mit elf Gemeinden. Das Fürstentum Liechtenstein soll den innerhalb seiner Grenzen ­lebenden Menschen dazu dienen, Bevor wir konkret über Fusi- in Freiheit und Frieden miteinanonen nachdenken, müssen wir der leben zu können. Die Landschaft Vaduz (Oberland) besteht vermehrt Kooperationen aus den Gemeinden Vaduz, Balin Sachbereichen suchen zers, Planken, Schaan, Triesen und Triesenberg, die Landschaft Schellenberg (Unterland) aus den Gemeinden Eschen, Gamprin, Mauren, Ruggell und Schellenberg.» Im Jahre 1860 hatte die Schweiz 3146 Gemeinden, derzeit sind es noch 2495. Allein 2011 sind eigen­ ständige 56 Gemeinden von der Karte verschwunden, weil sie Fusionen mit anderen Gemeinden eingegangen sind, weitere Fusionen sind in verschiedenen Kantonen für anfangs 2013 bereits beschlossen. Die Zahl zeigt auf, dass in der Schweiz über viele Jahrzehnte hinweg kaum Gemeinden fusionierten, in jüngster Zeit jedoch überall Zusammenschlüsse kleinerer Gemeinden zu grösseren Einheiten zu ­beobachten sind. Gesamthaft bewegt sich der Verlust an Gemeinden in der Schweiz auf etwa 20 Prozent, während die Zahl der Gemeinden in Deutschland im 20. Jahrhundert um fast 60 Prozent und in Österreich um gut 40 Prozent zurückging.

Einsparungen und mehr Spielraum für grössere Projekte

An die österreichischen und deutschen Verhältnisse annähern könnte sich auch

die Schweiz, wenn in den nächsten Jahren alle Fusionspläne von Gemeinden realisiert werden. ­ Gemeinsam sind diesen Zusammenlegungsplänen, dass die Befürworter finanzielle Einsparungen und mehr Spielraum für grössere Projekte versprechen, weil die kleinen Gemeinden nicht in der Lage seien, ihre Aufgaben zu erfüllen. Hin und wieder spielt auch die Politik eine Rolle, wenn argumentiert wird, in einem grösseren Gemeinwesen liessen sich eher Leute finden, die sich als Politiker zur Ver­ fügung stellten. Für Zusammenschlüsse mehrerer Gemeinden sprechen nach Überzeugung von Befürwortern auch wirtschaftliche Vorteile, ins­ ­ besondere ist von Standortvorteilen die Rede, wenn es gilt, neue Unternehmen anzusiedeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Allerdings gibt es auch Gegner von Gemeindefusionen, die einen Verlust der bisherigen Verwurzelung der Einwohner befürchten und überzeugt sind, dass sich kleine staatliche Einheiten einfacher und bürgernaher regieren lassen. «Je grösser ein Gebilde, desto grösser die ­Begehrlichkeiten und die Summe, die man ausgibt», wehrt sich Arthur Messmer aus der Rhein­ taler Gemeinde Au gegen Gemeindefusionen im Interview mit dem «Rheintaler». Es sind gerade fünf Jahr her, seit in einer Grundsatzabstimmung aus den Gemeinden Au, Widnau, Berneck, Balgach und Diepoldsau das Projekt «Stadt Heerbrugg» hervorgehen sollte. Die Stimmberechtigten versagten dem Projekt die Zustimmung. Die Nein-Stimmenden hätten Angst gehabt vor einem Identitätsverlust in einer zunehmend anonymisierten Welt, meinte der Befürworter Reini Frei im Rückblick auf die Abstimmung. Für Frei hätte es genügend Gründe für eine Zustimmung gegeben, denn die fünf Rheintaler Gemeinden verfügten über eine


Foto: Information und Kommunikation der Regierung/Close Up

g­emeinsame Herkunft, über gemeinsame Verkehrsprobleme, über einen gemeinsamen Wirtschaftsraum und über eine gemeinsame Kultur. In zehn bis fünfzehn Jahren, prognostiziert Frei, würden sich die mittelrheintalischen Gemeinden zusammenschliessen und einige Jahre später als «Stadt Rheintal» der «erfolgreichste Wohn-, Wirtschafts- und Kulturraum» des Kantons St. Gallen sein.

Anstelle von Fusionen über Kooperationen nachdenken

Während in unmittelbarer Nachbarschaft über die Fusion der Gemeinden Buchs und Sevelen sowie über eine Vereinigung der drei Gemeinden Sargans, Mels und Vilters-Wangs diskutiert wird, sind Gemeindefusionen in Liechtenstein kein Thema. Unsere Umfrage bei verschiedenen Vorstehern erbrachte das Ergebnis, dass nirgendwo konkret über die Zusammenlegung von zwei oder mehreren Gemeinden gesprochen wurde. «Nein, wir haben uns nicht mit dieser Frage befasst und hatten bisher auch keinen Grund dazu», antwortete der Plankner Vorsteher Rainer Beck. Auch Arthur Brunhart, Vorsteher von Balzers, sieht in Gemeindefusionen derzeit kein Thema und lenkt auf ein anderes Feld: «Bevor wir konkret über Fusionen nachdenken, müssen wir vermehrt Kooperationen in Sachbereichen suchen.» Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg gibt es schon in verschiede-

Gemeindefusionen sind derzeit nen Varianten. Der Abwasserin den Gemeinden kein Thema, zweckverband ist ein Beispiel für die Rathäuser bleiben vorerst den Zusammenschluss aller in Betrieb. Gemeinden, eine Kooperation ­ besteht ferner in der Alters- und Krankenhilfe, in Planung befindet sich die Zusammenarbeit in einer gemeinsamen «Familienhilfe Liechtenstein», wie Daniel Hilti, Vorsteher von Schaan ausführt. Eschen und Mauren haben schon vor längerer Zeit den Sportpark realisiert, zudem wird im Unterland die Wasserversorgung gemeinsam von allen Gemeinden organisiert. Schaan und Planken gingen eine Zusammenarbeit bei der Waldbewirtschaftung ein, Planken kann die Schaa­ ner Deponie «Forst» und die Altstoffsammelstelle beim Werkhof in Schaan benützen. Vaduz und Schaan betreiben gemeinsam das Schwimmbad Mühleholz und die Jugendherberge. Die beiden südlichsten Gemeinden, Triesen und Balzers, ­arbeiten im Bereich der Gemeindepolizei zusammen. Vaduz, Triesen und Schaan betreiben ­gemeinsam die Jugendarbeit. Diese Auflistung ist nicht vollständig, zeigt aber dennoch auf, wie bereits zahlreiche Kooperationen bestehen.

Gemeinde Ober- und Unterland – derzeit undenkbar

Aus Wirtschaftskreisen, wo Fusionen zur Tagesordnung gehören, ist die Anregung zu vernehmen, Liechtenstein könnte nur aus zwei Gemeinden bestehen, einer Gemeinde Oberland Oktober 2012


TITELTHE M A

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und einer Gemeinde Unterland, um Kosten und Personal zu sparen und gleichzeitig Synergien zu nutzen. Die von uns angefragten Vorsteher schlies­ sen einen derartigen massiven Schnitt in der Gemeindeordnung nicht aus, halten das Thema aber vorerst für nicht durchführbar. «Die Gemeinde­ autonomie ist politisch noch tief verankert und ein Umdenken nicht erkennbar», gibt der Schaaner Vorsteher Daniel Hilti zu bedenken. Für Rainer Beck, Vorsteher von Planken, drängt sich eine Zusammenlegung der Gemeinden nicht auf, solange

die Gemeinden gut funktionieren, sich genügend Personen zur Wahl für politische Ämter stellen und ausreichend finanzielle Ressourcen vorhanden sind. «Ohne den Druck einer anhaltenden finanziellen Notlage in Land und Gemeinden sowie ­einer breit abgestützten Akzeptanz in der Bevölkerung zu einem damit verbundenen Abbau von ­Eigenständigkeit», meint der Vaduzer Bürgermeister Ewald Ospelt, «werden solche Fusionen nicht machbar sein.» Ausserdem bräuchte es «viel, sehr | viel Überzeugungsarbeit!»

Wie die Gemeinden entstanden Dieses Jahr feiert Liechtenstein das Jubiläum «300 Jahre Oberland» zum Gedenken an 1712, als das Fürstenhaus Liechtenstein die Grafschaft Vaduz kaufte. Zu jenem Zeitpunkt bestand das Oberland im heutigen Verständnis noch nicht, auch gab es damals noch nicht die sechs Gemeinden, die heute den Wahlkreis Oberland bilden. Bis in das 19. Jahrhundert hinein bestimmten Siedlungsgemeinschaften oder Markgenossenschaften die Abgrenzungen, die später durch die Gemeindegrenzen gezogen wurden. Entstanden waren diese Verwaltungseinheiten aus den früheren ­Siedlungen, die sich wiederum aus den Sippen herausgebildet hatten. Aus den Markgenossenschaften gingen die Nach­ barschaften hervor, die zuerst nur ein paar Hofsiedlungen umfassten und als bäuerliche Wirtschaftsgemeinschaften die für alle Bewohner notwendigen Aufgaben genossenschaftlich erledigten. Allmenden, Alpen und Wälder bildeten gemeinsamen Besitz, für dessen Bewirtschaftung alle zuständig waren. Mit den Reformen von Fürst Johann Josef I. (1805 – 1836), die in der sogenannten Dienstinstruktion von 1808 festgelegt wurden, erfolgte die Aufhebung der alten Strukturen. Die Geburtsstunde der heutigen Gemeinden schlug am 1. Januar 1809, als deren territoriale Abgrenzung erfolgte. Allerdings dauerte es ein paar Jahre, bis die Entflechtung überall umgesetzt war. Die früheren Nachbarschaften Vaduz, Schaan und Planken waren bis zur endgültigen Güteraufteilung im Jahre 1811 noch miteinander verbunden. Triesen besass bis 1810 gemeinsames Eigentum mit der oberhalb liegenden Gemeinde Triesenberg und bis ins Jahr 1835 mit Balzers. Der Aufteilungsprozess, der schon vor der Dienstinstruktion eingesetzt hatte, zog sich auch bei den Unterländer Gemeinden teilweise Jahre über die Dienstinstruktion hinaus, mit der auch die Aufgaben und Organe der Gemeinden festgelegt wurden. Das Gemeindegesetz von 1842 war die erste, alle Gemeinden umfassende Ordnung des Gemeindewesens. Mit dem Gemeindegesetz wurden die Rechte und Pflichten der Gemeinden und der Gemeindeorgane festgelegt. Enthalten waren darin auch Bestimmungen über das Gemeindebürgerrecht sowie über die Rechte der Bürger und der Hintersassen: So wurden jene Einwohner bezeichnet, die zwar in der Gemeinde wohnten, aber Bürger einer anderen Gemeinde waren. Nach einem Rückfall in die absolutistische Zeit nach dem Scheitern der Revolution von 1848, mit dem vorher zugestandene Rechte aufgehoben wurden, erhielten die Gemeinden mit der Verfassung von 1862 neue Zuständigkeiten: Die freie Wahl der Ortsvorsteher, die selbständige Verwaltung des Vermögens, die Ordnung des Armenwesens und die Organisation des Schulwesens wurden im neuen Gemeindegesetz von 1864 festgeschrieben.


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E s s k u lt u r

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Früherer Speisezettel Abenteuerspielplatz Essen undden Trinken um 1700 rund um Walensee

11 Von Günther Meier

Das Jubiläum «300 Jahre Oberland» wird vor allem als politischer Akt gefeiert. Doch wie haben die Menschen damals gelebt, wie haben sie sich ernährt? Ein Buch gibt Auskunft über Essen und Trinken in Liechtenstein um 1700.

Das Oberland, vor 300 Jahren vom Fürsten von Liechtenstein gekauft, ist in seinen Grenzen – abgesehen von der neuen Grenz­ linie beim Ellhorn – hinweg über die drei Jahrhunderte gleich geblieben. Ansonsten hat sich viel verändert, nicht zuletzt auch die Ernährung der Menschen. Der Speisezettel war 1712 nicht so reich bestückt wie heuDamit die Leute nicht zu viel te, viele Nahrungsmittel, die tranken, war den Wirten heute zum täglichen Brot gehören, waren damals in unserer aufgetragen, auf das Laster Gegend noch unbekannt. Dem vom Liechtensteinischen Landesder Trunksucht aufmerkmuseum herausgegebenen Buch sam zu machen zum Jubiläum «1712 – 2012: Das Werden eines Landes» ist es zu verdanken, dass wir erfahren, wie unsere Vorfahren zu jenem Zeitpunkt lebten und wie sie sich ­ernährten. Die Autorin Gerda Leipold hat aus verschiedenen Quellen «Essen und Trinken in ­ Liechtenstein um 1700» zusammengetragen. Um 1700 lieferten Getreide wie Dinkel, Gerste, Hafer, Weizen und Roggen den Grundstoff für die Nahrung. In Liechtenstein ­waren nahezu alle Haushalte, wie in ländlichen Gegenden üblich, Selbstversorger. Eine Abwechslung auf den Speiseplan bringt der regionale­Austausch. Gekauft wird praktisch nur Salz, das zum Würzen und Konservieren der Lebensmittel verwendet wurde. Weil damals das Haltbar­machen der Nahrungsmittel eine Herausfor­ derung war, verlegte die Kirche aus pragmatischen Gründen das Fasten in die Winterzeit, in den A ­ dvent und in die Zeit vor Ostern, weil dann auch keine schweren körperlichen Arbeiten für die B ­ auern anstanden.

Unterschiede zwischen einfachen Leuten und Oberschicht

Die einfachen Leute mussten sich mit einem einfachen Speiseplan zufrieden ­geben: Brot war eines der wichtigsten Nahrungsmittel, das aber um 1700 nicht mehr nur zu Hause­ selbst gebacken, sondern schon von Bäckern hergestellt wurde. Dass es zu jener Zeit schon Bäcker gab, ergibt sich aus einem Verbot: Den Brotträgern und Bäckern war es verboten, Brot während der Messe in der Kirche anzubieten. Zu den pfänd­ baren Gütern gehörten Dinkel, Salz, Schmalz, Käse und Wein. Einen weiteren Hinweis, was konsumiert wurde, gibt eine Vorräteliste der Statthalterei Bender um 1694: Wein, Dinkel, Gerste, Hafer, Erbsen, Bohnen, Birnenschnitze, Apfelschnitze, Fleisch, Schmalz, Käse. Werden diese Nahrungsmittel mit den Festtafeln der Grafen von Hohen­ ems verglichen, wird ersichtlich, wie schmal und einfach die Bauern in unserer Gegend leben mussten: Die Grafen ernährten sich von Wild, Rindund Schweinefleisch, hatten Fisch und Käse aus Italien und Holland, garnierten die Tafel mit einheimischen Früchten, aber auch mit Pfirsichen, Orangen, Feigen und Oliven. Eine Zusammenfassung der Autorin Gerda Leipold lässt erahnen, was etwa auf den Tisch kam: «In einfachen Häusern isst man nur selten Fleisch und Speck, meist nur an Sonntagen, eventuell auch noch an einem einzigen ­Wochentag. Im Winter finden allerdings die bekannten Schlachtfeste (Metzgeten) mit viel Fleisch­ konsum in Form von Würsten, Rauch-, Sied- und Bratfleisch statt.» In Gerichtsprotokollen werden Kühe, Kälber, Rinder, Pferde, Schweine, Schafe, Lämmer und Gänse genannt. Hühnerfleisch und


Fotos: Landesmuseum

Eier sowie Wein und Brot wurden als wertvoll und stärkend betrachtet und den Frauen ins Kindbett als Geschenk gebracht. An Fasttagen labten sich unsere Vorfahren an Fischen.

Die Oberschicht verwendet Becher aus Zinn oder Glas

Kaffee, Tee und Schokolade waren damals in unserer Gegend noch nicht bekannt. Getrunken wird vor allem Milch und Wasser, wobei das Wasser zur Abtötung von Krankheitskeimen mit Alkohol versetzt werden musste. Weit verbreitet waren mit Wasser verdünnter Wein und gewässerter Branntwein, wie Gerda Leipold bei ­ihren Nachforschungen herausgefunden hat: «Um 1700 ist in Liechtenstein das Angebot an Branntwein schon so breit, dass man im Landtsbrauch

Weinlese und Weinkelterung einschränkende Verbote erliess.» Zum Trinken benutzten die ein- zu früheren Zeiten. Ein Kupferstich aus der Sammlung des Liechtenfachen Leute einen Holzbecher steinischen Landesmuseums. oder einen henkellosen Ton­ becher, der in geselliger Runde herumgereicht wird. Die Oberschicht dagegen habe schon Becher aus Zinn oder Glas verwendet. Damit die Leute in den Wirtschaften nicht zu viel tranken, war den Wirten aufgetragen, die Zechenden und Prostenden auf das Laster der Trunksucht aufmerksam zu machen und von weiteren ­Bechern abzuraten. Zur Zeit, als das Unterland 1699 und das Oberland 1712 an den Fürsten von Liechtenstein verkauft wurden, hatte die «Unsitte des Zutrinkens» eben begonnen, weshalb die Wirte mit den behördlich verordneten Ermahnungen wohl | meistens auf taube Ohren stiessen.

Der «Riebel» wird Nationalspeise «Als bedeutendste Neuerung unserer Landwirtschaft tauchte neben der Tomate um das Jahr 1680 und ganz allgemein im vierten und fünften Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts der Mais (Türken) auf, der auch den Speisezettel stark veränderte», schreibt Adulf P. Goop im Buch «Liechtenstein – gestern und heute». Der Mais habe Hafer und Gerste verdrängt, und sei mit der Zeit als «Riebel» zur liechtensteinischen Nationalspeise geworden. Die ersten Kartoffeln habe im Jahre 1756 ein in päpstlichen Diensten stehender, schweizerischer Söldner ins Rheintal gebracht. Allerdings scheinen die Kartoffeln am Anfang auf wenig Gegenliebe­ gestossen zu sein, wie Adulf P. Goop berichtet: «Die Kartoffel galt anfänglich noch als Schweinefutter, ­unschmackhaft und ungesund, und wer sie pflanzte, wurde verachtet.» Die Behörden jedoch förderten den Anbau der Kartoffel, die dann in den Hungerjahren des 18. Jahrhunderts in grossen Mengen angepflanzt wurde.

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JAHR DER ENER G IE

Intelligente Antworten Abenteuerspielplatz auf Energieknappheit rund um den Walensee

12 13 Von Walter Rohrer

Das internationale Jahr der erneuerbaren Energie hat zwei Seiten. Nicht nur die Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen, auch Massnahmen zur Einsparung von Energie. Intelligente Lösungen beim Bau und bei Sanierungen.

Jeder Einzelne ist heute gefordert, sparsam und verantwortungsbewusst mit den nicht unendlichen Ressourcen und mit Energie umzugehen. Die Ausrichtung der Haus- und Gebäudetechnik auf neue, zu­ Ausrichtung der gesamten Haus- kunftsgerechte Standards gehört zu jenen Massnahmen, die effi­ und Gebäudetechnik auf neue, zient und langfristig zu Einsparungen führen. Eine fachge­ zukunftsgerechte Standards rechte Gebäudesanierung kann den Energiebedarf um nahezu zwei Drittel reduzieren. Weil die Voraussetzungen für Einsparmöglichkeiten bei jedem Gebäude anders gelagert sind, braucht es eine sorgfältige energetische Analyse als Grundlage, auf deren Basis eine wirtschaftliche, objektspezifische und zukunftsgerechte Lösung erarbeitet werden kann. Im Zentrum von massgeschneiderten Lösungen stehen heute eine Analyse der Gebäudehülle und des Heizsystems. Das beste ­

Heizsystem kann nicht wirtschaftlich und umweltfreundlich arbeiten, wenn ein erheblicher Teil der erzeugten Wärme an die Aussenwelt abgegeben wird. Bei Heizungssanierungen steht deshalb eine klare Auslegeordnung am Anfang. Um eine nachhaltige Lösung zu finden, geht es darum, die spezifischen Anforderungen des Objektes herauszu­ kristallisieren und aufzulisten, was man erreichen möchte. Anhand dieser Grundlagen können die optimalen Massnahmen für eine zukunftsgerechte Ausrichtung der gesamten Haus- und Gebäudetechnik abgeleitet werden. Die Grundvoraus­ setzung für eine Lösung, die wirtschaftlich tragbar sowie umweltfreundlich und ressourcenschonend sein soll, ist die ganzheitliche Betrachtung des ­Gebäudes. Die Fokussierung auf die Heizung allein bringt nicht den erhofften Erfolg, denn es geht­ um eine Investition, die sich in der Zukunft lohnen soll. Zu den intelligenten Antworten auf die heutigen Herausforderungen der Energieund Ressourcenverknappung gehören innovative Kombinationen von verschiedenen Systemen: ­Neben der Produktion von Wärme für Warmwasser und Heizung steht heute die parallele Erzeugung von Strom im Mittelpunkt. Auch für Ein­ familienhäuser stehen innovative Heiztechno­ logien wie Mini-Blockheizkraftwerke zur Verfügung, die mit Abwärme Strom produzieren. Ein kompaktes Kraft-Wärme-Kopplungssystem deckt den Bedarf an Wärme im Haus und erzeugt gleichzeitig Strom mit Hilfe eines Stirlingmotors. Das kleine Blockheizkraftwerk nutzt einen Energie­ träger, Heizöl, Erdgas oder Holz, um zunächst mecha­nische und daraus elektrische Energie zu ­gewinnen. Die Abwärme des Stirlingmotors wird


Im Zentrum von massgeschneiderten Lösungen stehen heute eine Analyse der Gebäudehülle und des Heizsystems.

Fotos: Ospelt Haustechnik Vaduz

eignen: Aufgrund der Stromabgabe an das Stromnetz rechnen sich die Investitionen bereits nach einigen Jahren. Kombinationen von Energie­ versorgungssystemen sind mit unterschiedlichen Energieträgern möglich. Als besonders sinnvoll erweisen sich Kombinations­ systeme mit Solarenergie. Beispielsweise eine Holzheizung mit Speicherlösung, kombiniert mit einer Solaranlage oder eine Wärmepumpe plus Solarstrom. Die Kombisysteme, die sich durch eine maximale Nutzung erneuerbarer Energieformen ­ auszeichnen und einen minimalen Zusatzenergiebedarf erfordern, gehören zu den zukunftsgerechten Heiz- und Wärmeformen. Vielversprechend ist die Kombination von Solarkollektoren und Photovoltaik, weil Sonnenenergie für energiepolitische Unabhängigkeit, für Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit steht. Die Photovoltaik-Anlage produziert dabei den Strom, die Sonnenkollektoren liefern das benötigte Warmwasser und die Wärme. Laut «Energiestrategie 2020» der Regierung gehört der Gebäudesektor zu den Hauptteilen der aktuellen und künftigen Massnahmen, um den Energieverbrauch zu senken. Die Strategie erwähnt zur Erreichung des angestrebten Energieziels gut wärmegedämmte Gebäudehüllen, aber auch die Ersetzung fossiler Energieträger durch erneuerbare Energiequellen. Eine zentrale Rolle ­ nimmt dabei die Solarenergie ein: Die auf Liechtenstein jährlich einfallende Sonnenenergie sei rund 100 Mal so hoch wie der gesamte Landes-Energieverbrauch! Die Herausforderung liege nun darin, die geeigneten Technologien zur Gewinnung und | Nutzung der Sonnenenergie anzuwenden.

dabei dem Heizungssystem des Gebäudes zugeführt und der mit dem Motor erzeugte Strom im Haushalt genutzt – oder bei Überschuss an das Stromnetz abgegeben. Die Kraft-Wärme-Kopplung ist eine Effizienz-Technologie mit besonders h ­ ohem Potenzial, da bei diesem System die mit der Stromerzeugung anfallende Wärme sinnvoll genutzt wird. Gegenüber der herkömmlichen getrennten Erzeugung von Strom und Wärme, bei welcher der Strom aus dem Kraftwerk und die Wärme aus dem Heizungskeller bezogen werden, haben die KraftWärme-Kopplungssysteme Vorteile beim Primärenergieverbrauch. Wird das Warmwasser- und Heizsystem mit Erdgas betrieben, kann der Energie­ verbrauch bis zu einem Viertel reduziert wer­ den – und zudem werden die CO2-Emissionen um etwa einen Drittel gesenkt. Bisher wurden die Kraft-Wärme-Kopplungssysteme vor allem bei grösseren Objekten mit einem ganzjährigen hohen Bedarf an Wärme und Strom eingesetzt, wie etwa Krankenhäuser oder Gewerbe- und Industrie­ betrieben. Neu sind nun auch kleinere Systeme auf dem Markt, die sich für Einfamilienhäuser sehr gut

Zur Person Walter Rohrer ist Abteilungsleiter KlimaWelten der Ospelt Haustechnik AG Vaduz. www.ospelthaustechnik.li

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p Kor p tf rdäets M o n at s

Die Verantwortung für die Kommunikation in einer internationalen Organisation zu übernehmen, ist eine reizvolle Aufgabe. Barbara Wülser konnte sich diesen Traum bei der CIPRA erfüllen, als sie bei der Internationalen Alpenschutzkommission mit Sitz in Schaan Mir gefällt der breite Ansatz der CIPRA, die auf verschiedenen die Organisationskommunikation übernahm. Das Aufgabenge- Ebenen und in unterschiedlichen Themenbereichen tätig ist biet erstreckt sich von der Kommunikationsstrategie über die redaktionelle Verant- erhöht. Ein besonderes Anliegen im Jubiläumsjahr wortung der Jahresberichte bis zur Gestaltung von war für die CIPRA die Pflege der Kontakte zu und Flyern und den Kontakten zu den zwischen den Menschen, die sich in den vergangenen Medien. In diesem Jahr gab es, be- Jahrzehnten im CIPRA-Netzwerk für den Schutz dingt durch das Jubiläum «60 Jah- und die nachhaltige Entwicklung der Alpen einsetzre CIPRA», eine besonders reich- ten: «Viele dieser Menschen setzen jeden Tag aufs haltige Palette von Medienarbei- Neue alles daran, dass wir der Vision eines menschten. Die Kommunikationsarbeit lichen Wirkens im Einklang mit der Natur ein Stück bei der CIPRA findet Barbara näher kommen. Die Kraft für dieses Engagement Wülser aber insgesamt spannend, schöpfen wir alle aus dem Wissen, dass wir mit anweil ihre Tätigkeit sehr unter- deren Menschen in den Alpen am gleichen Strang schiedliche Aufgaben umfasst ziehen.» Die Präsenz der CIPRA während des Jubiläund in alle Projekte der Alpen- umsjahrs 2012 bewertet Barbara Wülser als erfreuBarbara Wülser schutzkommission hineinreicht: lich, bemerkt aber gleichzeitig, dass es nicht oberstes Kommunikationsverant«Mir gefällt der breite Ansatz der Ziel gewesen sei, mit dem Jubiläum in der breiten Öfwortliche der CIPRA CIPRA, die auf verschiedenen fentlichkeit grosse Aufmerksamkeit zu erlangen: Ebenen und in unterschiedlichen Themenbereichen «Wenn über die CIPRA berichtet wurde, dann funtätig ist.» Für die vielfältige Medien- und Kommu- diert und wohlwollend – das ist das Wichtigste!» Die nikationsarbeit bringt Barbara Wülser durch ihre Einrichtung des CIPRA-Hauptsitzes in Liechtenstein vorherige berufliche Tätigkeit ein breites Rüstzeug schätzt Barbara Wülser als sehr positiv für das Land mit, das unterschiedlicher nicht sein könnte: Vor ein, das nach ihren Erfahrungen im Ausland oft auf ihrem Germanistikstudium war sie Älplerin, nach- Banken und Treuhandfirmen reduziert wird und her war sie Mit-Inhaberin eines Weinbaubetriebs, nur als reiches Fürstentum gilt. Als Sitz einer interRedaktorin bei der Südostschweiz in Graubünden nationalen Umweltorganisation wie die CIPRA könund freie Journalistin. Wenn etwas besonders unter ne sich Liechtenstein in einem anderen Licht darstelden Nägeln brennt, dann greift Barbara Wülser wei- len: «Als verantwortungsbewusster, weitsichtiger terhin ab und zu als freie Journalistin in die Tasten, Staat, der einen guten Nährboden bietet für die inwas dann Berichte für Zeitungen gibt über die Al- ternationale Zusammenarbeit und die Entwicklung banischen Alpen oder autochthone Walliser Reb- von grenzüberschreitenden Lösungen.» Seit Barbara sorten. Als Journalistin besonders am Herzen liegt Wülser bei der CIPRA in Schaan arbeitet, hat sich ihr die Betreuung des Themenmagazins «SzeneAl- auch ihre persönliche Sicht von Liechtenstein stark pen», das zwei Mal jährlich bei der CIPRA in vier verändert. Am meisten gefällt ihr der unkomplizierSprachen erscheint. Das Jubiläumsjahr hat die inter- te Umgang im Land: «Alle sagen sich Du, vom Ver| nationale Aufmerksamkeit für die Arbeit der CIPRA käufer im Supermarkt bis zur Amtsleiterin!» Foto: CIPRA International

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Barbara Wülser Netzwerk für die Alpen

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Aufladen beim Electranten Schon über 100 Teilnehmer E n e r g i e s t r at e g i e 2 0 2 0

Electrant_Plakat_RZ.pdf

Besitzer von Elektro-Fahrrädern können an mehr als einem Dutzend Standorten in Liechtenstein die Akkus ihres E-Bikes aufladen. Der Electrant, der dafür zur Verfügung steht, soll ein Service für alle E-Biker sein und gleichzeitig auch ein Anreiz für alle, auf ein Elektro-Fahrrad zur Schonung der Um­welt umzusteigen.

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03.08.12

09:52

Ich bin der Electrant! Der praktische Bestromer von E-Bikes!

Wem dient der Electrant? Der Electrant ist in einer ersten Phase sicher für die Besitzer von Elektrofahrrädern in Liechtenstein gedacht. Er soll die Benutzerfreundlichkeit insofern steigern, als das mit der Electranten-Karte in einer ersten Phase an 16 Standorten Akkus aufgeladen werden können. Funktioniert der Electrant für alle E-Bikes? Der Electrant wurde im Auftrag des Ressorts Wirtschaft so konzipiert, dass auf der einen Seite der Ladestation die Akkus der in Liechtenstein verbreiteten Modell Flyer geladen werden können. Auf der anderen Seite der Ladestation können die übrigen Modelle mit dem Stecker des Akkus geladen werden. Kostet die Electranten-Karte bzw. das Aufladen des Akkus etwas? Die LieMobil gibt die Electranten-Karte kostenlos an die Antragssteller ab. Der Bezug des Stroms für die Akku-Ladung ist kostenlos. Wir haben uns bewusst für wenig Bürokratie und viel Service entschieden. Erhalten Radler von Ausserhalb auch eine Electranten-Karte und wird

Electrant Mitgliederkarte

die Dienstleistung weiterhin kostenlos sein? Das ist ein Schritt für Phase 2. In Zusammenarbeit mit Liechtenstein Marketing müssen wir dazu ein Konzept entwickeln. Aber auch hier sollte gelten, möglichst wenig Bürokratie aufzubauen. Es ist denkbar, dass in Gemeindeverwaltungen, Restaurants oder Hotels eine Karte mit Depot bezogen werden kann. Das ist aber nur ein Konzeptansatz. Können Elektro-Autos auch am Electranten kostenlos geladen werden? In Zukunft wird es auch Electranten für diesen Zweck geben. Dazu muss aber ein Abrechnungssystem für den Bezug von Strom und eine Schnellladung möglich sein, da ein Auto-Akku wesentlich länger braucht, um geladen zu werden. Es gehört aber mit zu den Zielsetzungen der Energiestrategie 2020.

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Du parkierst dein Elektrovelo in der Nähe des Electranten.

Mit der ElectrantMitgliederkarte öffnest du das Akkufach.

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Stecke den Akku in das vorgesehene Fach und schliesse ab.

Was immer du jetzt tust, dein Akku ist sicher und wird geladen.

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Nach kurzer Zeit ist der Akku wieder voll! Gute Weiterfahrt!

Neben der Homepage gibt es auch die Electranten-App. Wozu dient diese? Im Wesentlichen soll der Nutzer der App nachfragen können, wo sich der nächste Standort für die Akku-Ladung befindet.

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Mich gibt‘s auch als App: Electrant, unterwegs informiert.

www.electrant.li


G ESCHICHTE

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Der «Kossuthli» Ein Unterländer Rebell

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Oberland und Unterland bilden heute zwei Wahlkreise, ent-

Von Günther Meier

standen aus der früheren Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg. Dass zwei Wahlkreise gebildet wurden, daran hatte Martin Josef Öhri massgeblich Anteil.

Auf den 13. Januar 1877 war der Landtag zu einer Sitzung nach Vaduz eingeladen worden. Landesverweser Carl von Hausen bemühte­ sich, die Parlamentssitzung kurz zu halten. Der Grund dafür war, dass er Berichte aus dem Unterland erhalten hatte, dort würden Martin Josef Öhri spielte eine Trommeln geschlagen und die Männer zusammengerufen, um zentrale Rolle bei der in Vaduz vor dem Landtag zu Demonstration der Unterländer ­demonstrieren. Tatsächlich traf um halb Elf, die Sitzung war 1877 gegen das Münzgesetz schon beendet worden, ein Demonstrationszug mit etwa ­ 600 Teilnehmern ein. Die Männer verlangten die sofortige Auflösung des Landtags und die Auf­ hebung des neuen Münzgesetzes. Anführer des Demonstrationszugs war der Martin Joseph Öhri, Lehrer und Vorsteher in seiner Heimatgemeinde Eschen, den seine Gegner als Volkstribun be­ zeichneten und ihm den Beinamen «Kossuthli» ­gaben – in Anlehnung an den Namen des Führers der Unabhängigkeitsbewegung in Ungarn in den Jahren 1848/49, Lajos oder Ludwig Kossuth. Revolutionäres Blut scheint in den Adern von Martin Josef Öhri schon früh pulsiert zu haben,

Eschner Geschichte Das Informationsmaterial für diesen Beitrag wurde uns von Fürstl. Rat Robert Allgäuer zur Verfügung gestellt. Eine ausführliche Darstellung über Martin Josef Öhri (1835–1905) befindet sich im Buch «125 Jahre Gesangverein Kirchenchor Eschen», das 1996 im Schalun Verlag Vaduz erschienen ist.

denn nach der Ausbildung ­ in Oberbayern und Vorarlberg scheint er sich als junger Lehrer gegen Anordnung der Obrigkeit aufgelehnt zu haben. In einem Bericht eines Inspektoren wurde Öhri als «ganz und gar unzuverlässig» bewertet, der einen unangemessenen Lebenswandel führe: «Zuletzt schlug er sich auch noch auf die schlüpfrige Bahn des Wirtshäuselns, der Gesellschaften, der nächtlichen Besuche». An Schalk mangelte es Öhri ebenfalls nicht, wie Überlieferungen von Zeitgenossen belegen: So soll er als Organist in der Florinskapelle in Vaduz während einer Vesper den damaligen Gassenhauer «Z’Lauterbach, da hab’ ich mein Strumpfsock verlor’n!» gespielt haben. Neben der Schulobrigkeit hatte er damit auch die Geistlichkeit gegen sich aufgebracht.

Schreiben der Obrigkeit gar nicht beantwortet

Lange hielt es Öhri nicht als Lehrer aus, sondern zog sich auf den Bauernhof seiner Eltern zurück, übernahm Fuhrdienste mit Pferdewagen, zeichnete Baupläne und schrieb Briefe für die Bauern. Auch hier sind Beispiele seines H ­ umors überliefert: Bei einem Baugesuch an die Gemeinde Eschen zeichnete er einen Männerkopf in die Baugrube, um zu sehen, ob das Gesuch auch damit ­behandelt werde. Die Eschner Bürger hatten seine Vielseitigkeit erkannt, wählten ihn zuerst zum ­Gemeinderat und anschliessend drei Amtsperioden zum Vorsteher. Trotz dieser Amtswürde scheint sein rebellisches Naturell nicht gelitten zu haben, denn die Obrigkeit drohte ihm mehrfach


Die Unterländer Demonstranten stellten sich 1877 vor dem Regierungsgebäude auf und ver-

Zeichnung aus dem Lehrmittel «Brücken zur Vergangenheit»

langten Neuwahlen.

Landtag aufgelöst und Neu­ wahlen ausgeschrieben werden mussten. Öhri wurde vom ­Landesverweser beschuldigt, als Aufwiegler und Rädelsführer ­gegen die Obrigkeit gewirkt zu haben. Der Landesverweser fragte in diesem Zusammenhang Strafen wegen «Missachtung behördlicher Auf­ beim Landesfürsten an, ob nicht gegen den «Fühträge» an. Briefe aus Vaduz soll Öhri nicht mehr rer der Massendeputation» eine strafrechtliche folgung eingeleitet werden sollte. Der Fürst beantwortet, teilweise ungeöffnet in den Papier- Ver­ korb befördert haben. Schliesslich wurde Öhri von lehnte ab. Landesverweser Karl von In der Maur abgesetzt, Unterländer erzwingen Einfühder in einem Aktenvermerk 1889 festhielt: «Es rung zweier Wahlkreise wäre gerechtfertigt gewesen, den Öhri schon früher Die Demonstration und die zu entsetzen. Dass dies nicht geschah, hat seinen Grund darin, dass die Fürstliche Regierung einer- nachfolgenden Neuwahlen hatten eine Neuerung seits nicht den Schein der Willkür, sondern den zur Folge, mit Auswirkungen bis in unsere Zeit. Anschein der Langmut erwecken wollte, und dass Als nämlich die Wahlmänner im April 1877 antrasie zuwarten wollte, bis das gefährliche Indivi­ ten, um den neuen Landtag zu bestellen, wählten duum sich bei seinen eigenen Mitbürgern so die Oberländer Wahlmänner nur Oberländer gründlich diskreditiert haben werde, dass es vor- Kandi­daten, womit im ersten Wahlgang bereits ­ aussichtlich nicht mehr so bald zu einem Ehren- 8 Oberländer als Abgeordnete gewählt waren. Die amte gelange noch selbst ein solches aspiriere.» Unterländer fühlten sich brüskiert und traten zum zweiten Wahlgang nicht mehr an, womit die Wahl Fürst lehnte eine strafrechtnicht zu Ende geführt werden konnte. Nach liche Verfolgung ab monate­langen Verhandlungen erklärten sich die Bei der Beurteilung des Landes- Unterländer bereit, die Wahl zu Ende zu führen, alverwesers mag auch eingeflossen sein, dass Martin lerdings unter einer Bedingung: Im Land mussten Josef Öhri eine zentrale Rolle bei der Demons­ zwei Wahlkreise geschaffen werden, der Wahlkreis tration der Unterländer 1877 gegen das Münz­ Oberland und der Wahlkreis Unterland. gesetz gespielt hatte, das die Goldwährung anstelle­ Im Mai 1878 fanden die ersten Wahlen mit der Silberwährung einführte. Die Unterländer De- zwei Wahlkreisen statt. Die Unterländer erinnermonstration vor dem Regierungsgebäude verlief ten sich an Martin Josef Öhri und an seinen Einzwar friedlich, doch die vom Volk gewählten Ab­ satz bei der Demonstration – und wählten ihn als | geordneten legten ihr Mandat nieder, so dass der Unterländer Abgeordneten in den Landtag. Oktober 2012


KULTUR

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«Matheliebe» Eine lebendige Wissenschaft

19 Von Rainer Vollkommer

Mathematik muss nicht nur praxisnahe Rechenkunst, sondern kann auch ­lebendige Wissenschaft sein. Eine Sonderausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum erbringt diesen Beweis. Die Ausstellung wird am 22. November eröffnet.

Das Liechtensteinische Landesmuseum möchte u.a. die Geschichte, kulturelle Vielfalt und die Natur des Landes facettenreich vor Augen führen. Ein wichtiger Schlüssel zur Vermittlung des kulturellen Reichtums Ohne ein gewisses Quantum und der Schönheit des Landes sind neben der permanenten an Matheliebe ist in Dauerausstellung sich öfters abvielen Bereichen keine echte wechselnde Sonderausstellungen, die auf bestimmte Aspekte einen Innovation möglich Fokus setzen können. Die Spannweite der Themen solcher Wechselausstellungen reichte im Landesmuseum in den letzten anderthalb Jahren von wichtigen histo­ rischen Daten über kulturelle Ereignisse zu gesellschaftlichen und naturkundlichen Themen. Des Weiteren möchte das Landes­ museum immer wieder aktuelle Fragen aufwerfen und Probleme ansprechen. Eine der grossen wich­ tigen Themen heutzutage in Europa wie in Nordamerika ist die Bildungsdebatte. Denn ohne Schule keine Zukunft für die jüngere Generation in der globalisierten Welt. Die Ausrichtung der Bildung in der Schule ist verbunden mit der Frage, welche Art an Fachkräften vor allem zukünftig gebraucht wird und wie wir sie durch eine attraktivere Ausbildung gewinnen können.

Mathematik ist die Basis für viele Wirtschaftsberufe

Mathematik spielte und spielt unter den Unterrichtsfächern immer eine sehr wichtige Rolle. Sie ist die Basis für viele Berufe in der Wirtschaft, die wir im Industriezeitalter benötigen. Vom Maschinenbau über Optik und IT bis zum ­Finanzsektor ist Mathematik unabdingbar. Viele von uns mag es jedoch leicht frösteln, wenn man an den Mathematikunterricht in der Schulzeit zurückdenkt und womöglich auch mit Angst vor Mathematik erfüllen. Und diese Angst geben wir bewusst oder unbewusst an unsere Kinder und Enkelkinder weiter, die dann auch davon ergriffen werden. Zusätzlich beeinflussen die Lehrer die Schüler noch mehr. Schliesslich vermitteln sie jedem Schüler während seiner Schulzeit in ca. 1500–2000 Stunden Mathematik. Oft sind es m. E. die Lehrmethoden, die verhindern, dass der «Mathefunke» überspringt. Heute sollte die Schule primär die Begeisterung und Leidenschaft des Schülers wecken, damit er später innovativ wirken kann. Liebe an Mathe wecken, das war und ist auch die Intention des liechtensteinischen Mathematiklehrers Georg Schierscher. «Leider ist das Angebot an anschaulichem Lehrmaterial dürftig», erklärt der Pädagoge. Deshalb baute er für seinen Unterricht am Liechtensteinischen Gymna­ sium in Vaduz eigene Modelle, erhielt dabei oftmals Hilfe von Lehrlingswerkstätten regionaler Gewerbeund Industriebetriebe oder entdeckte seine Objekte im Alltag. Da entpuppte sich der Fussball als abgestumpfter Ikosaeder und der Autoscheinwerfer als Parabolspiegel. «Die Sinne sind Futter für das Denken, deshalb sollten die Schüler Mathematik möglichst sinnlich erfahren können. Verstehen beginnt,


Ob Pythagoras mit Schokolade oder einfache Holzwürfel, die sinnliche Erfahrung spielt in der

Fotos: Landesmuseum

Mathematik eine wichtige Rolle.

wenn man beim Abstrahieren die gesamte Wirklichkeit vor Augen hat», betont Schierscher. Und auch die Wirtschaft und damit das ganze Land profitiert von mathebegeisterten Absolventen. Inzwischen in Pension, möchte Georg Schierscher seine Sammlung deshalb für künftige Schülergenera­ tionen erfahrbar machen.

Sonderausstellung mit Hilfe vieler Unterstützer

Die Intention von Georg Schierscher, Liebe an Mathe zu wecken, möchte das Liechtensteinische Landesmuseum in der kommenden Ausstellung «Geopythafibotonpolyhypotesaeder! Matheliebe» aufnehmen. Er wird diese spannende Ausstellung auch kuratieren. Auf 400 Quadrat­ metern wird das Landesmuseum ab dem 22. Novem­ ber 2012 Georg Schierschers eindrucksvolle Welt der Mathematik präsentieren. Darunter sind rund einhundert physische Modelle, Gegenstände aus Natur und Alltag, Computergrafiken und -anima­ tionen sowie Briefmarken und Medaillen mit mathe­matischen Motiven, die Schierscher in den

Zur Person Der Archäologe, Kunsthistoriker und Historiker Rainer Vollkommer arbeitete nach seinem Studium in München, Paris und Oxford u.a. an Universitäten und Museen in Basel, Freiburg i. Br., Fribourg, Hamburg, Leipzig und Dresden. Seit 2011 ist er Direktor des Liechtensteinischen Landesmuseums.

letzten Jahrzehnten gesammelt hat. Eine ganz besonders grosse Freude ist für mich, dass dieses Interesse an Matheliebe durch eine sehr respektable Anzahl an Liechtensteiner ­Gemeinden, Firmen, Privatpersonen und Stiftungen mitgetragen wird, ohne deren finanzielle Unterstützung die Ausstellung nicht hätte realisiert werden können. Über 30 Unterstützer waren innerhalb einer relativ kurzen Zeit bereit, mitzuhelfen (ihre Namen finden sich auf der Homepage des Liechtensteinischen Landesmuseums). Alle unsere Liechten­ steiner Unterstützer manifestieren damit auch die Bedeutung von Matheliebe in unserer Gesellschaft.

Die Matheliebe bei Kindern und Jugendlichen wecken

Wir hoffen, mit dieser Ausstellung vielleicht einen Teil zur Matheliebe beitragen zu können. Denn ohne Herz und Liebe kann kein Interesse und keine Neugierde erzeugt werden und ohne ein gewisses Quantum an Matheliebe ist in vielen Bereichen keine echte Innovation möglich. Gerade ständige Innovationen brauchen wir aber in unserer rasant weiterschreitenden globalisierten Welt mit einer ständig anwachsenden Bevölkerung und der damit drohenden weiteren Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen. Eine noch höher technologisierte Industrie wird gefordert sein, um den schnell wachsenden Defiziten an Ressourcen durch Erfindung neuer Möglichkeiten entgegen­ zuwirken. Wir sollten also bei den Kindern und ­Jugendlichen Interesse und Neugierde an Mathe­ matik – Matheliebe – wecken. Die Ausstellung «Geopythafibotonpolyhypotesaeder! Matheliebe» | soll­dazu beitragen. Oktober 2012


Vor 50 Jahren

23. Oktober 1962 Abschied vom Goldenen Wagen

Foto: Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

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Der Goldene Wagen des Fürsten

Vor dem Engländerbau in Vaduz, Joseph Wenzel I. von Liechtenwo sich 1962 im Erdgeschoss das stein, der von 1944 bis 1962 in damalige Landesverkehrsbüro Vaduz stand. befand, war am 23. Oktober ein Tieflader aufgefahren. Der Goldene Wagen, der sich als Blickfang für Touristen im Landesverkehrsbüro befunden hatte, wurde aufgeladen, zum Bahnhof Buchs und mit der Eisenbahn nach Wien transportiert. Das Prunkstück war 1944 mit anderen Kunstwerken aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein nach Vaduz gekommen und wurde zuerst – laut Medienberichten – in der Remise beim Hotel «Löwen» einge­ lagert, bevor es einen würdigeren Platz beim Landes­verkehrsbüro fand. Im Engländerbau war der Goldene Wagen im Rahmen einer Ausstellung 1952 gezeigt worden und blieb dort als Attraktion stehen. Kaum ein Reiseführer und kaum ein Reisebericht über Liechtenstein erschienen zu jener Zeit, die nicht den Goldenen Wagen in den Mittelpunkt für einen Liechtenstein-Besuch stellten. Der Goldene Wagen ist laut Darstellung des Liechtenstein-Museums in Wien eines der qualitätvollsten Beispiele des Pariser Wagenbaus des ­ 18. Jahrhunderts, von dem nur wenige die Wirren der französischen Revolution überlebten. Anlass seiner Entstehung war die Ernennung Fürst Joseph Wenzels von Liechtenstein zum kaiserlichen BotOktober 2012

schafter am französischen Hof im Jahr 1737. Der Fürst beauftragte den Innenarchitekten Nicolas Pineau, fünf Carrosses d’Ambassadeur zu entwerfen. Sie waren Höhepunkt der prunkvollen Ausstattung für seinen feierlichen Einzug in Paris am 21. Dezember 1738 und zwei Tage darauf in Versailles. Der imposante Zug bestand aus mehr als 50 Wagen, die von Pferden aus dem fürstlichen Gestüt in Eisgrub gezogen wurden. Als sich 1760 der spätere österreichische Kaiser Joseph II. mit der bourbonischen Prinzessin Isabella von Parma verlobte, kam Joseph Wenzel die ehrenvolle Aufgabe zu, die Braut nach Wien zu begleiten. Martin von Meytens hielt den feierlichen Einzug der Prinzessin in einem Gemälde fest, das den Goldenen Wagen als Höhepunkt der prunkvollen Inszenierung zeigt. Beim Jubiläum «150 Jahre Liechtenstein», das 1956 gefeiert wurde, kam der Goldene Wagen in Vaduz zum Einsatz. Die Prunkkarosse war viel­ beachteter Teil des Festumzugs, nicht zuletzt auch deshalb, weil im Goldenen Wagen die Kinder von Fürst Franz Josef II. und Fürstin Gina im Umzug mitgeführt wurden. Im Jahre 1977 konnte der Goldene Wagen in Schloss Schönbrunn in Wien besichtigt werden, wo eine Ausstellung über dieses Prunkstück des Fürsten Wenzel von Liechtenstein stattfand. Der Wagen war vorher einer gründ­ lichen Renovation unterzogen worden. Schon während dieser Ausstellung wurde angekündigt, dass der Goldene Wagen dereinst einen zentralen Platz in einem geplanten Kunsthaus im Zentrum von Vaduz einnehmen sollte. Dazu ist es nicht gekommen, weil die Kunsthaus-Affäre den Bau des Kunsthauses verhinderte. Für die Ausstellung «The Princely Collections» im Metropolitian Museum in New York trat der Goldene Wagen 1985 seine bisher längste Reise an. Um das Prunkstück französischer Wagenkunst gebührend zu würdigen, erhielt der Goldene ­Wagen einen eigenen Raum, begleitet von Pferd­ gemälden aus dem Fürstlichen Gestüt und der künstlerischen Darstellung der Ankunft des | ­Wagens in Parma.


R at g e b e r

Herzensangelegenheiten 21

Foto: Amt für Gesundheit

Herzensangelegenheit ist ein auf drei Jahre ange­ legtes Programm des Amtes für Gesundheit in Liechten­stein, welches in Kooperation mit verschiedenen Partnern realisiert wird. Mit Massnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention begleitet es die im selben Zeitraum stattfindende GAPPStudie, die Ursachen für Bluthochdruck und andere Risikofaktoren für das Auftreten von Herzkreislauferkrankungen untersucht. Ziel des Programmes «herzensangelegen­ heiten» ist es, dass die Bevölkerung den Einfluss des eigenen Verhaltens auf die Gesundheit kennt und sich in Bezug auf Bewegung, Ernährung, Entspannung und Nichtrauchen gesundheitsförderlich verhält. Darüber hinaus soll die Öffentlichkeit für das Treppe statt Lift Thema Bluthochdruck sensibilisiert werden. Der auf Glas haftende Aufkleber, welcher Mitmachkarten beim Amt für Gesundheit erhältlich ist, animiert Zusammen macht Bewegung einfach mehr zum Treppensteigen. Dank der Unterstützung der Spass. In Form von Postkarten haben wir in Koope- Gemeindegesundheitskommissionen sind die Aufration mit dem Physiotherapeutenverband Mit- kleber schon vielerorts angebracht. Meist ist es machkarten erstellt, welche Vorschläge zu Übun- ­reine Gewohnheit, die uns in den Lift anstatt auf gen für die körperliche Fitness bieten und dazu die- die Treppen führt. Auch kleine Schritte zeigen nen, Bekannte ebenfalls zu Bewegung zu ani- ­Wirkung, denn Treppensteigen ist erwiesenermas­ mieren. Postkarten können an Freunde und Be- sen sehr gesund. kannte verschickt werden, um sie zum Mitmachen Body Band einzuladen. An Turngruppen, welche bereit sind die Nut Herztage zung der Bänder gezielt einzuüben, geben wir Der nächste Herztag findet beim Eschner Body­bänder zusammen mit der Suva-Broschüre Jahrmarkt, am 13. Oktober, von 9.00 bis 17.00 Uhr «Dänk a Glänk, Fitness für Vielsitzer» ab. beim Haus St. Martin statt. Dort werden in Mit dem Body-Band und der kleinen Übungsfibel Zusammenarbeit mit dem liechtensteinischen werden auf einfache Art und Weise aus kleinen ­ Samariterverband, der Gemeindegesundheits- Pausen richtige Aktivpausen. Die einfach darge­ kommission, dem labormedizinischen Zentrum stellten Übungen sind schnell erlernt und machen Dr. Risch, der Ärztekammer und dem Amt für zudem Spass. Gesundheit Gesundheitstests angeboten. Auf Mit einfachen persönlichen Massnahmen, ­ Grundlage der Ergebnisse folgt eine kurze, gezielte wie ausreichend Bewegung, Stressabbau, gesunde ärztliche Beratung, von 09.00 bis 13.00 Uhr durch Ernährung und Nichtrauchen, kann der Einzelne Dr. med. Manfred Oehry, von 13.00 bis 17.00 Uhr einen grossen Beitrag an seine eigene Gesundheit durch Dr. med. Hannes Meier. Unter anderem leisten. wird der Blutzucker, das Cholesterin und der Programmleiterin Helen Näff, Amt für Ge| ­Bodymassindex bestimmt. sundheit www.herzensangelegenheiten.li Oktober 2012


W o h n k u lt u r

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Das edle Kissen von Hand gemacht und mit Eigensinn

23 Von Kornelia Pfeiffer

Wer einmal durch das Schlüsselloch in anderer Leute Wohnungen schaut, findet Kissen überall. Evi Hoch will mit ihrer exklusiven Kissen-Winterkollektion Mut machen, sich in den eigenen Wänden als Individualist zu behaupten.

Evi Hoch sieht die Welt in Mustern – und fügt sie in eine harmonische Ordnung. Auf der 30 Jahre alten Fusspedal-Nähmaschine in ihrem Atelier in Triesen setzt sie Leopardenrosetten mit Rot in Szene, mischt Üppige Quasten, zierlich ge- Schottenkaros mit Herzen oder schwarze Streifen mit Punkten. stickte Borten, seidige Fransen Sie spielt mit Samt und Seide, machen jedes Kissen mit Leinen, Leder oder Kunstfell. Mit schier unendlichen Experizum Synonym für Luxus mentiermöglichkeiten. Bis Ende Oktober will sie gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin hundert Sofakissen für die Winterkollektion fertig haben. Jedes ein edles Unikat mit Charakter.

Traumwelten aus Designerstoffen für das wohnliche Heim

«Ein Kissen ist ein individuelles Stück Wohnkultur», sagt sie und schneidet aus ­einem exklusiven Vorhangstoff das Hirschmotiv aus. Dieses Design gibt es als Bettwäsche und als Dekostoff. Das Zierkissen dazu für den Lieblingssessel im Landhaus ist jedoch nur im Atelier Hoch

Kissen schreibt Geschichte Kissen werden nicht nur auf dem Sofa gebraucht. Eine speziell originelle Art war das Siesta-Kissen, das bei der Deutschen Bahn zwischen den beiden Weltkriegen im Einsatz war. Damals fuhr die Eisenbahn, auch zwischen Feldkirch und Buchs, noch mit drei verschiedenen Klassen: In der dritten Klasse standen den Reisenden nur Holzbänke zur Verfügung. Um längere Bahnreisen angenehmer zu gestalten, konnten Reisende an deutschen Bahnhöfen ein Kissen mieten, das den Namen Siesta-Kissen oder Reisekissen erhielt.

in Triesen zu haben. Evi Hoch erkennt die Qualität eines Stoffes fast mit verbundenen Augen. Die Lust auf schöne Materialien hat ihr Vater ihr quasi in die Wiege gelegt. In seiner Strickerei in Altach hat sie denn auch als Jugendliche ihre eigene Skimode ­entworfen und produziert. «Damit bin ich von Sportgeschäft zu Sportgeschäft zwischen München und Innsbruck marschiert», erzählt sie, «nicht nur der Slalompulli wurde zum Renner.» In Dornbirn ­besuchte sie die Textilfachschule, das Atelier für Heimtextilien in Triesen führt sie seit 1990 und hat für manches Haus in Liechtenstein Traum­welten aus Designerstoffen geschaffen.

Besondere Kissen für ein besonderes Ambiente

Die Idee mit den exklusiven Sofakissen schwirrte ihr schon eine ganze Weile im Kopf herum, sagt sie: «Und eines Abends, als ich so an der Nähmaschine sass und mit meiner Freundin sinnierte, da war die Sache klar. Viele Kunden suchten bislang vergeblich nach besonderen Kissen für ein besonderes Ambiente.» Wer einmal durch das Schlüsselloch in andrer Leute Wohnungen schaut, findet Kissen überall: Sie versetzen uns in ein Chalet im Engadin oder einen Basar im Orient. Sie lassen uns wie in einem Cottage im Weinberg wohnen, in der Toskana zuhause sein, im Kolonialstil träumen oder fröhlich und bunt im Einfamilienhaus leben. Manche häufen so viele Kissen wie möglich auf dem Sofa an, andere stehen auf Einzelstücke – so elegant wie ein Kostüm von Coco Chanel. Worin der eine feminine Allüren ortet, macht die andere mit Kissen das Wohnzimmer zur Bühne.


Foto: Günther Meier

Individualisten in den eigenen Wänden

den Geschmack jedes anderen Evi Hoch macht sie wieder, die guten Dinge – von Hand gegelten zu lassen. Auf Messen machte schöne Zierkissen mit Es gibt Leute, die behaupten, erst spürt sie dazu die feinsten Stoffe poetischem Eigensinn. mit der Erfindung des Kissens habe Kunst und Kul- auf, ob mit edlen, mit vertrauten, tur begonnen, weil es damit gelang, eine weiche oder mit extravaganten Motiven. ­Unterlage für die heiteren und geistigen Seiten des Namen, wie sonst üblich, haben die edlen i-Punkte Lebens zu schaffen. Auf Kissen schläft man, liest, für Wohn- und Schlafzimmer übrigens keine. Ende liebt – und schon die Philosophen der Antike räkel- Oktober ist eine Kissen-Vernissage geplant, zum ten sich auf ihnen. Auch Albrecht Dürer liess sich Schauen, zum Anfassen und zum Fühlen. von sechs zerknautschten Kissen faszinieren und Kissen erfüllen die Sehnsucht erklärte das Kissen zum bildwürdigen Sujet der nach bleibenden Werten ­Renaissance und zur Metapher für die Gestaltungs- Es gibt sie wieder, die guten Dinmöglichkeit des Individuums. Heute ist nur schon das Internet ge – von Hand gemachte schöne Zierkissen mit voll von Kissen in unzähligen Variationen und ­poetischem Eigensinn. Ob mit Paisley, dem «Ever­Stilen. Genauso wie Taschen, Parfums, Schmuck green», oder zeitloser Schlichtheit, ob in gestreifter oder Schuhe lassen sie sich online entwerfen, Klassik, mit Blüten und Ranken, rustikal oder mit genauer gesagt, aus Varianten zusammenstellen. Perlhuhnfedern verziert. Handgefertigte Posamen­ Evi Hoch will mehr. Sie will die Fantasie anregen ten von Houlès aus Paris sind bei Evi Hoch der neuund ihren Kunden Mut machen, sich in den eigenen este Hingucker. Üppige Quasten, zierlich gestickte Wänden als Individualisten zu behaupten. Mit Borten, seidige Fransen – also eine eher alltagsempihren aussergewöhnlichen Schmuckstücken für findliche Zierde – machen jedes Kissen zum Syno­ Sofa, Bett und Salon will sie inspirieren, mit hoch- nym für Luxus. So haben denn auch einige Sofa­ wertigen Stoffen selber zum Designer zu werden. kissen, die durch das Schaufenster im Atelier in Neben ihren eigenen Entwürfen vollbringt sie da- Triesen zu sehen sind, das Zeug, unsere Sehnsucht | her das emotionale wie das ästhetische Kunststück, nach bleibenden Werten zu erfüllen. Oktober 2012


Briefmarken

Die Schönheiten der Kosel-Serie von 1930

Die Auf Trachtenfrau vielen Berggipfeln der Kosel-Serie wurden

Wenn Durch der die Reihen Blick über der Philatelisten die Bergketvon Gipfelkreuze 1930 zierte errichtet, auch die die Sonmeist ten gingunseres 1930 einLandes Raunen. schweift, Liechtenerdermarke ein Zeichen zum desJubiläum christlichen des Poststein brachte kennt man aufeine vielenBriefmarkenhohen Gipmuseums Glaubens sind. im Jahre 1980. Serieein heraus, beiGipfelkreuz. Sammlern feln Berg-die oder und Händlern Aufsehen dürften erregte. Allein in Liechtenstein Nach vonKreuze Fachleuten handelte es sich um die etwa Ansicht 30 solcher stehen, die Orientierungsdamals schönsten die inter­ national im hilfe und zugleichBriefmarken, Anziehungspunkte sind. Das ersUmlauf waren. In ist die verschie­ te Gipfelkreuz in Fachkreisen unserem Land soll14das Kreuzdene auf Wertstufen umfassende vonerklommen Freimarkenein alldem Alpspitz sein: Im Ausgabe Jahre 1944 gemein als «Kosel-Serie» bekannt. Die Bezeichnung paar Burschen der Jungmannschaften von Vaduz stammt vom Entwerfer der Brief­ arken, dem Wieund Nendeln auf Anregung desmVaduzer Hofkapner C. Kosel, alsm­einer derAlpspitz Pioniereund der lansHermann Martin Bamert dender 1997 hohen Briefmarken-Kunst gilt. Koselsichtbares hatte vorKreuz dem Entstellten dort ein weitherum auf. wurf zuerst der Briefmarken-Serie das Land mit derist, KameWer auf den Gedanken gekommen auf ra und seine b ­ estenaufzustellen, Schnappschüsse dendurchwandert höchs­ten Gipfeln ein Kreuz lässt als Vorlagen fürmehr die Briefmarken sich heute nicht feststellen. verwendet. Die beginntKreuze mit derfindet Wertstufe Rappen mit dem ­Serie Solche man3 in den AlpenlänBildnis und endet bei 2Ursprung Franken dern seiteiner demTrachtenfrau 19. Jahrhundert, doch der mit deminPorträt des Fürsten­ paares Franz I. und Elsa. dürfte der Geschichte viel weiter zurückliegen. Auch hatten drucktechnisch bildete Kosel-Serie Menschen offenbar schon vordie dem Christeneine Sensation, denndie erstmals wurden diezu Briefmartum das Bestreben, höchsten Gipfel erklimken auf des Rastertiefdrucks hergestellt. men unddem dortWege ein Zeichen zu hinZwar war die Kosel-Serie keine Weltneuheit, weil in terlassen. Kreuzsymbole finden Paris mit dem gleichen Druckverfahren schon vorher sich auch in frühen Kulturen, woBriefmarken gedruckt worden waren. Aber die liechbei man annimmt, dass die tensteinischen mit Briefmarken die Pariser Kreuzformen vier gleichübertrafen lanVorbilder, wiedie der vier bekannte Philatelist Bruno Rupp gen Armen Himmelsin einer Abhandlung schrieb, richtungen symbolisieren sollten.an künstlerischer februar 2012 Oktober 2012

Quali­tät, an eindrücklicher und anauf farbEines der Motivwahl frühesten Kreuze eilicher Ausstrahlung. ohne soll technische nemGanz Berggipfel auf dem Prob­ Berg leme lief der Druck in der Wiener Druckerei RosenThorax, im früheren Kleinasien, baum allerdings nicht ab:worden Es gab zahlreiche Plattenerstellt sein. Wie Quellen fehler und eine Reihe unterschiedlicher Zähnungen berichten, nicht gerade für eine der Marken – was aber letztlich all jene Sammler nachahmenswerte Aktion: und An Händler erfreute, diesem die sich Kreuz auf Abarten starb spezialisiert im dritten hatten. Jahrhundert vor Christus der Ge Reich an Raritäten die 2-Franken-Briefmarke­ lehrteistDaphitas, der den König mit dem Porträt von Fürst Franz I. und hatte. FürstinAuch Elsa. Attalos geschmäht Die beiden Fotos sind mitvon Lorbeerzweigen, dieumrandet Kreuzigung Jesus Chrisdie in der Mitte oben umrahmen. Vier tus das fandWappen auf einer Anhöhe statt. verschiedene Zähnungen wurden von Philatelisten Kreuzfahrer errichteten bei ihren entdeckt, wobei zwei Varianteninsnderen nur ganz selten aufFeldzügen Ursprung tauchten, was sichhaben, im Preis niederlässt entsprechend sich nicht schlüssig schlug. Kein Wunder, dassKreuze es zahlreiche und nachweisen. Oft dienten auch alsFälscher HoheitszeiFälschungsversuche gab, die Zähnung Spechen, wie etwa bei Kolumbus, der mitnach demden Aufstelkulationspreisen auszurichten. Dass esSpaniens zu verschielen eines Kreuzes den Hoheitsanspruch auf denen interessanten das neuZähnungen entdeckte kam, Gebiethatte zumeinen Ausdruck brachte. Hintergrund: Die Druckerei keinevon Maschine,­ Obwohl im Alpenraum das besass Aufstellen Gipfelmit derenerst Hilfe ein Jahrhundert ganzer Druckbogen gezähntgreuwerkreuzen im 19. richtig begann, den es waren zurück zwei kleinere ze zukonnte, Ehren sondern der Dreifaltigkeit und inMaschieinem nen Süd im Einsatz, die jeweils nur waagrecht oder senkzähnenBergbuch konnten.aus Weil dieJahre beiden­ Maschinen recht tiroler dem 1561 befindet nebeneinander standen in hohem Tempo ge­ sich eine Zeichnung mitund einem Kreuz auf einem arbeitet werden musste, gab es offenbar Verwechs­ Berggipfel. Während in anderen Gegenden der Urlungen. sprung der Gipfelkreuze unterschiedlich ist, dürfte in unserem Die Briefmarke zu 3 Rappen, die wohlSymdie Land der Gedanke, ein christliches meiste­ fand, zeigt eine Trachtenfrau, die bol aufVerbreitung einem Berggipfel aufzustellen, im Vorderals Winzerin einen hält, von vor grund gestanden sein.Korb Einesvoller dieserTrauben Kreuze wird dem von Schloss Vaduz. Auf dieses einemHintergrund Spruch begleitet, der diesen Ursprung erahSujet­lässt: ist Hermann KoselTempel gekommen, als erfindest im «Gastnen «Im schönen der Natur du hof ­grossen öwen» ein altes Spur, Foto der jungen Wirtin Lucretia­ des L Gottes doch willst du ihn noch Rheinberger das Trachtenbildnis grösser sehen,entdeckte. bleibe hier Um am Kreuze stehen.» Eines ­drapierte Kosel ebenfalls Trauben, diebegleitet, zusammen dieser Kreuze wird von einem Spruch der mit einem Ornament einenlässtschönen prächtigen Rahmen für diesen Ursprung erahnen Tempel der das Bildnis ergeben. Auchfindest bei dieser Briefmarke, die Natur du des grossen Gotals erste der Serie gedruckt wurde,grösser kam essehen, zu Untertes Spur, noch bleischieden: Die erstebe Auflage hat Kreuze einen helleren Druck, hier am stehen.» «Im die zweite Druckauflage gedruckt. schönenwurde Tempeldunkler der Natur findest Der Grund für diesen Unterschied war, Spur, dass doch nach du des grossen Gottes einer ersten Auflage ­ streik­ willstdie du Wiener ihn nochDrucker grösser sehen, ten – und­der Druck deshalb wurde. | bleibe hierunterbrochen am Kreuze stehen.» Foto:

Foto: Philatelie Liechtenstein

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Originale

Vom Hasa-Toni Abenteuerspielplatz und rundvom um Fideli den Walensee

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Meistens war er mit seinem Kumpel Fideli Kirschbaumer unterwegs, der Hasa-

Von Markus Meier

Toni aus Vaduz. Sie waren ein beinahe unzertrennliches Gespann und Leidensgenossen der besonderen Art. Der Fideli war «Zäänamacher» und der HasaToni «Bäsamacher».

Gemeinsam war den beiden Originalen, dass sie weder einer geordneten Arbeit nachgingen, noch, dass sie einen ordentlichen Wohnsitz hatten sowie dass sie gelegentlich zu tief ins Glas schauten, so sie denn eines hatten. Hasa-­ Toni kam 1896 als Anton Haas, Sohn des Bonifaz und der Balbine Haas, geb. Schreiber, im Vaduzer Mühleholz auf die Welt. Das «Fuchsaloch» war und blieb zeitlebens seine Heimat. Sein Leben ent­ wickelte sich zunächst relativ normal, er erlernte sogar das Handwerk des Schuhmachers und soll auch einmal verheiratet gewesen sein. Irgendwann geriet dann seine Ordnung aber aus Fideli war ein feinfühliger, den Fugen. Hasa-Toni verliess umgänglicher Mensch, nach und nach die gesellschaft­ lichen Bahnen. Er verdiente seiToni ein rauher, grossgewachnen Lebensunterhalt mit Besen sener und kräftiger Bursche binden und trieb sich mit seinem Kumpel Fidel Kirschbaumer (1914–1962, Sohn des Peter und der Anna Kirschbaumer-Rusch), der Zeinen anfertigte, durch das Land, um den Bauern die Produkte zu verkaufen. Gehaust haben die Beiden mal da, mal dort. Im Sommer lebten sie mehr oder weniger in der Mühle­ holzrüfe, wo sie sich eine Steinhütte gebaut hatten. Augenzeugen berichten, im Inneren hätten sich zwei Matratzen befunden sowie in der Mitte eine Feuerstelle. Im Winter kamen sie etwa im Bürgerheim von Mauren unter. Sie waren beide Bürger von Mauren. Es wird auch berichtet, dass der Hasa-Toni im Winter einmal am Rüfeboden angefroren sei.

Besen und Zeinen gegen Speis und Trank

Vielleicht gab dieses Erlebnis den Ausschlag, dass Toni und Fideli dann hauptsächlich

im Vaduzer Mühleholz bei «s’Badischtlis» im Heustock oder im Stall geschlafen haben. «S’Badischtlis» – Mina und Albert Seger – gewährten den zwei ­Lebenskünstlern nicht nur Unterschlupf, sondern versorgten sie auch mit Essbarem. Würste oder Speck gab es auf dem Bauernhof genug. Es galt der Tauschhandel: Besen und Zeinen gegen Fleisch. Oder aber Toni und Fideli mussten mit anpacken, wenn es etwas zu tun gab. Das soll dem Fideli leichter gefallen sein als dem Toni. Der Fideli sei auch der zuverlässigere und bessere Handwerker gewesen sein, sagt man. Gelegentlich hätten die zwei Originale auch bei Metzger Ospelt in Schaan Würste bekommen. Diese waren dem Vernehmen nach meistens schon etwas älter als es das Verbrauchsdatum zuliess, aber das habe die beiden nicht weiter gestört.

Schnaps zur inneren und äusseren Anwendung

Mina und Albert haben ein Bierdepot im Mühleholz betrieben. In der Laube hinter dem Haus trafen sich Fabrikler, Bauarbeiter und ­andere Durstige oft zum Feierabendbier. Toni und Fideli sollen jeweils auch dabei gewesen sein, denn beide liebten den Most und den Gerstensaft ausserordentlich. Und noch viel lieber gebrannte Wasser! Diese kamen insbesondere auch zum Einsatz, wenn sich der Hasa-Toni in der Rüfe die Beine aufgeschürft hatte. «Zum Einreiben» soll er dann gesagt haben. Mehrheitlich wurde der Schnaps jedoch ­innerlich angewendet, bevor er die letzten beiden Tropfen noch auf die Wunde strich. Eines Tages soll der Fideli mit blutüberströmtem Gesicht zur Mina gekommen sein mit der Klage, der Toni – sie hatten oft Streit – habe ihm in der Hütte eine Flasche über den Kopf gezogen. Mina habe den Verletzten ver-


Foto: Markus Meier

arztet und ihn moralisch unterstützt. Die Heilung schritt gut voran, der «Turban» konnte innerhalb weniger Tage entfernt werden – und der Toni und der Fideli haben das Kriegsbeil auch wieder begraben. Werner Seger – jüngster Sohn von Albert und Mina Seger – erinnert sich, dass er als Bub oft mit Toni und Fideli in der Laube gesessen hat. Aus Spass habe er dann dem Fidel unter dem Tisch ab und zu einen «Spartz» gegeben. Dieser habe umgehend das Messer gezückt und dem Toni unter die Nase ge­ halten, in der Meinung, er wäre das gewesen: «Du Sauhund!»

Der Hasa-Toni hält bei der Pfarrmit dem Messer abgestochen. kirche St. Florin in Vaduz ein Der Fideli konnte es gut mit den Brautpaar auf und lässt es gegen Hunden. So erinnert sich Werner einen Fünfliber durch. Seger, dass ihr Bless, den sie zuhause hatten, mit einem Abstand von nie mehr als einem halben Meter hinter dem ­Fideli mit seinen auffallend krummen Beinen hergelaufen sei.

Geld verdienen auf verschiedene Arten

Das Geld war immer knapp und mit dem Fertigen von Besen allein konnte sich der Hasa-Toni nicht über Wasser halten. Gelegentlich Von Haus zu Haus mit gab es einen finanziellen Zustupf von Dr. Ludwig den Besen Marxer: Ihn soll er beim Schlossweiher einmal vor Fideli war – seiner kleinen Gestalt dem Ertrinken gerettet haben. Hochzeitspaaren entsprechend – ein eher feinfühliger, umgänglicher versperrte der Toni mit Vorliebe den Weg mittels Mensch, der sich auch mit den Kindern gut verstand ­ eines Seils. Und dann mussten sich die Frisch­ und ihnen allerlei Brauchbares wie etwa Stein- vermählten den Durchgang mit einem Fünfliber schleudern bastelte. Obwohl er niemandem etwas freikaufen. Wenn es im Winter viel Schnee hatte, zuleide getan hat, war der Toni im Gegensatz dazu habe der Toni manchmal geringfügig gegen das Geein rauher, grossgewachsener und kräftiger Bur- setz verstossen, so dass er bei freier Kost und Logie sche, ein «Kolderi» wie er im Buch steht. Nicht um- ein paar Tage hinter den Gitterstäben im «Grossen sonst hatten Frauen, Kinder und insbesondere die Haus» Einsitz nehmen durfte. Dies war dann zwar Hunde vor ihm Angst. Wenn er mit seinen Besen an mit etwas Arbeit verbunden, er musste Schnee den Häusern vorbei zog und unermüdlich sein schaufeln, aber er konnte auf ein warmes Essen zäh­typisches «Moorakopf, Moorakopf, Moorakopf…» len und eine trockene Unterkunft. vor sich her murmelte, wurde er oft von Hunden Hasa-Toni ist 1969 in Nendeln unglücklich ­attackiert. Einmal soll ihm das zu viel geworden unter den Zug geraten und wurde dabei tödlich versein und so habe der Hasa-Toni im Äule eine ­Dogge letzt. Fideli starb bereits sieben Jahre zuvor, 1962. | Oktober 2012


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Schlusspunkt

…der mediale Startschuss zu den Landtagswahlen ist genau eine Minute­nach dem Staatsfeiertag gefallen. Endlich wieder Landtagswahlen. Eine vierjährige Mandatsperiode fühlt sich manchmal länger an, als sie ist. Eine Mandatsperiode-Verlängerung auf 5 Jahre­ist geplant. Wenn ich aber diese Mandatsperiode Revue pas- Ich werde auf einer Liste stehen, bestehend aus sieren lasse, hätten eigentlich 3 Jahre genügt! 4 von 5 Regie- einer Gruppierung von unabhängigen Kandidaten rungsmitgliedern würden mir vielleicht Recht geben. Summa summarum. Vor 4 Jahren wäre man mit den Worten «automatischer ­ Informationsaustausch» als Politiker ­geteert und gefedert worden. Und jetzt? Alleingänge sind teuer und ­gefährlich. Die T ­ elefonie lässt grüssen! …die Parteien Rot und Schwarz präsentieren die ­Regierungsmitglieder noch bevor man weiss, wer­ sie denn wählen soll. Weiss bleibt da bescheidener. ­Die Namen Hasler, Frick, Zwiefelhofer, Pedrazzini, Marxer-Amann und Rick stehen auf keiner Wahl­ liste. Der neue Landtag wird sie im März 2013 wählen. Wäre es nicht sinnvoller, liebe Schwarze und Rote, den Wählern zuerst die Landtagskandidaten zu präsen­tieren? Ganz nach dem Motto: Ohne Teig, keinen ­Kuchen. Mein zweiter Vorschlag wäre: Das Volk soll die Regierung direkt wählen! Harry Quaderer …das Parteiprogramm wird ganz im Sinne des Frak­ Unabhängiger Abgeordneter tionszwangs im stillen Kämmerlein von gewählten und nicht gewählten, bekannten und unbekannten Personen, auf Flip-Charts und weissem Papier gekritzelt und gemalt. Politischer Brainstorm(ing) nennt sich das! Dem Versuchskaninchen Volk werden die Resultate mit Flyern, Hochglanz-Broschüren, Plakaten und strahlenden Köpfen in unseren Parteiblättern vor Augen ­gehalten. Das Blaue vom Himmel wird noch blauer. Die Wahlbudgets sind gesichert. Gespart wird wieder nach den Wahlen. Bei den Anderen! …und du? Was machst du, bei den Wahlen? Eine Frage, die mir dieses Jahr sehr oft gestellt wurde. Du, jetzt weiss ich es. Ich werde auf einer Liste ­stehen, bestehend aus einer Gruppierung von unabhän­gigen Kandidaten. Nein, keine Partei. Das überlassen wir den Anderen. Wie viele Kandidaten hast du schon? Es fehlen noch ein paar mutige Männer und Frauen. Im Ober- und im Unterland. Und du? Falls du weder Bock auf Schwarz, Rot oder Weiss hast, melde dich bei | mir. Du, für Liechtenstein! Foto: Günther Meier

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Harry Quaderer der die das und du?

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Liechtenstein in Bildern und Briefmarken Von seiner schönsten Seite präsentiert sich das Fürstentum Liechtenstein in diesem Bild- und Textband, der aus Anlass des

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100-Jahr-Jubiläums der liechtensteinischen Briefmarken entstanden ist. Für seine Briefmarken ist das kleine Fürstentum weltberühmt, aber auch seine Schönheiten in Natur und Landschaft stehen den postalischen Wertzeichen in nichts nach. Das Werk aus dem Alpenland Verlag zeichnet ein zeitgenössisches Bild Liechtensteins aus der Sicht einheimischer Fotografen und Texter. Kombiniert mit ausgewählten Briefmarken, mit Wissenswertem über die traditionsreiche Philatelie und mit einer kleinen Geschichte des liechtensteinischen Postwesens ergibt sich ein faszinierender Einblick in das Fürstentum, inmitten der Alpen und im Herzen Europas.

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