Der Monat | Dezember 2008

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Luxus: Triebfeder der Wirtschaft

Gesellschaft: Hilfe f端r Strassenkinder in Ghana

Psychologie: Die Sprache der Bilder


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I n h a lt | E d i t o r i a l

Zufriedener Rückblick – optimistischer Ausblick 3

Liebe Leserinnen und Leser, Ihren Wünschen folgend, haben wir auch diese Ausgabe mit verschiedenen interessanten Themen gefüllt und nicht einem einzigen Thema gewidmet. Unsere Leserinnen und Leser wünschen Unsere Leser wünschen, wie wir eine breite Vielfalt an Lesestoff immer wieder auf mündlichem und schriftlichem Weg erfahren, eine breite Vielfalt an Lesestoff. Geschätzt werden auch die zurückhaltende Aufmachung und die Fotos, die ein Thema jeweils begleiten, aber nicht dominieren. In diesem Magazin finden Sie zwei Geschichten in Verbindung mit Spenden-Aufrufen. Die guten Erfahrungen mit Pa n o r a m a 4 dem letztjährigen Aufruf haben weihnachten / luxus uns bewogen, auch dieses Jahr zu Luxus – Triebfeder der Wirtschaft 6 Spenden aufzurufen. Spenden fliessen umso eher, wenn Klar k o p f d e s m o n at s heit herrscht über die Verwen I.D. Fürstin Marie – Hilfe für die Armen 10 dung der Sponsorengelder. Die W i r t s c h a f t Marco Nescher Weihnachtszeit und die Zeit des Deutliche Abkühlung Verleger DER MONAT Jahreswechsels ist oft eine Zeit der Wirtschaftsentwicklung 12 der Hektik. Zudem sind die Brief G e s e ll s c h a f t kästen mit Post überfüllt. Wir haben deshalb be Hilfe für Strassenkinder in Ghana 14 schlossen, die nächste Ausgabe erst Ende Januar er Zei tges c h eh en scheinen zu lassen. Daher schon jetzt frohe Weih 2. Dezember 1983 – Gründungsversammlung nachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Verein der Krippenfreunde Liechtensteins

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brauchtum

Die Spannung steigt mit jedem Türchen: Der Adventskalender ist erst gut hundert Jahre alt

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p s y c h o l o g i e

Symbolon – Die Sprache der Bilder

Jahr der Astronomie

2009 – Der Blick in den Himmel

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Impressum: 3. Jahrgang, Nr. 35, Dezember 2008 Herausgeber: Alpenland Verlag AG, Feld­kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li Redaktion: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, Fax +423 380 09 31, redaktion@dermonat.li Anzeigen: Tel. +423 239 50 23, Fax +423 239 50 51, annoncen@dermonat.li Gestaltung: Sonja Bossart, Gutenberg AG Satz und Druck: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan Auflage: 18 000 Exemplare, monatlich ONLINE: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.li Titelbild: Eine ganze Hausfront als Adventskalender in Balzers (Foto: Marco Nescher)

K u n s t d e n k m ä l e r Wohnturm mit Weinberg: Das «Rote Haus» in Vaduz

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S c h l u s s p u n k t

Feldkircherstrasse 13  |  9494 Schaan Tel. +423 239 50 50

IMO-COC-027058

34 Dezember 2008


Pa n o r a m a

Liechtenstein wird zum Wissensstandort «Innovation und wirtschaftliche Prosperität können nicht erzwungen werden», sagte Regierungschef Otmar Hasler an einer Pressekonferenz im CSEM Forschungszentrum für Nanomedizin in Landquart, «aber wir können positive Rahmenbedingungen schaffen.» Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, Liechtenstein zu einem Wissensstandort auszubauen. Die Ansiedlung des Forschungszentrums in Landquart kam den Wissensstandort-Bestrebungen der Regierung entgegen. Vor allem auch, weil der Auftrag des CSEM im Wissens­ transfer aus der Grundlagenforschung in die industrielle Umsetzung besteht. Dort wiederum sind bereits liechtensteinische Unternehmen beteiligt, andere haben ihr Interesse bekundet. Regierungschef Otmar Hasler blickt optimistisch in die Zukunft: «Durch die Einführung neuer Technologien, Fabrikationsmethoden und Prüfverfahren verspreche ich mir die Gründung von Start-Up-Firmen. Sie sollen hochwertige Arbeitsplätze schaffen und den bestehenden Industrie-Cluster mit grosser Wertschöpfung verstärken.» Vor allem auch für regionale Klein- und Mittel­ unternehmen.

Zahlen des Jahres – Staatsbürgerschaften In Liechtenstein leben Menschen aus fast hundert Herkunftsländern zusammen. Aus einigen Ländern sind es, wie die Bevölkerungsstatistik per 31. Dezember 2007 feststellte, nur einzelne Personen, wie etwa aus Algerien, Bahamas, Island oder Jordanien. n  Aus der Schweiz 3606 Staatsangehörige n  Aus Österreich 2045 Staatsangehörige n  Aus Deutschland 1207 Staatsangehörige n  Aus Italien 1180 Staatsangehörige n  Aus der Türkei 849 Staatsangehörige n  Aus Serbien-Montenegro und Portugal 579 Staatsangehörige Liechtenstein beherbergt aber auch Zuwanderer aus Mexiko, Thailand, Philippinen, Marokko, Somalia oder Sri Lanka.

Foto: iStockphoto

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Foto: Marco Nescher

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Ein fürstlicher Blick in die Zukunft Wie mag wohl Liechtenstein in 60 Jahren aussehen? Diese Frage stellte sich das Unternehmen «Industrie- und Finanzkontor» in Vaduz, das vor 60 Jahren gegründet wurde. Entstanden ist ein Buch mit dem schlichten Titel «2068». Eine Reihe international bekannter Persönlichkeiten macht sich im Buch Gedanken, wie die Welt im Jahre 2068 aussehen könnte, wie die Leute dann leben und arbeiten werden, wie die Menschheit mit Herausforderungen wie Terror oder dem Versagen von Staaten umgehen wird. Eingeleitet wird das Buch «2068» von einem Essay über die Staatsaufgaben im 21. Jahrhundert. Diese Abhandlung stammt aus der Feder von S.D. Fürst Hans-Adam II. Das Staatsoberhaupt legt in diesem Essay seine Überzeugung dar, dass nicht die Bürger im Dienste des Staates stehen sollten, sondern der Staat im Dienste seiner Bürger.

Den Liechtensteinern geht es gut Dass es den Leuten in Liechtenstein im Durchschnitt gut geht, das weiss man. Aber die Regierung wollte es genau wissen und startete eine Befragung zum Thema «Sozialkapital». Nun wissen wir es, wie es aussieht, anhand der Selbsteinschätzung der Bevölkerung. «Den Menschen in Liechtenstein geht es gut», stellte die Regierung fest, «finanziell, gesundheitlich und in ihren persönlichen familiären ­Nahebereichen.» Aber nichts, was nicht verbessert werden könnte: Es gebe eine Sehnsucht nach mehr Gemeinschaft und weniger Individualisierung! Was die Wirtschaft betrifft, wollen die Liechtensteiner das Land in Zukunft nicht nur als reinen Bankenplatz sehen. dezember 2008


Vorschnelle Zeitgenossen haben wegen Schengen schon die Horrorvision von neuen Zollhäuschen auf den Rheinbrücken und auf der Luziensteig an die Wand gemalt. Die Regierung fand aber eine pragmatische Lösung: An der Grenze zur Schweiz werden vorübergehend, bis auch Liechtenstein im Schengen-Verein mitmachen darf, nur ­Videoüberwachungen stattfinden. Einwohner in Liechtenstein, die nicht aus einem Schengen-Land kommen, erhalten kostenlos ein ­Visum, damit sie weiterhin ungehindert in die Schweiz gehen können. Das gleiche gilt für Grenzgänger aus der Schweiz.

Cyber Crime kommt ins Strafgesetzbuch Wie Messer nicht nur zum Schneiden dienen, können Computer nicht nur zum Schreiben gebraucht werden. Kriminelle Elemente haben schnell entdeckt, dass vor allem das Internet eine fast unbegrenzte Spielwiese für verbotene Handlungen sein kann. Mit Strafnormen versuchen sich Staaten gegen diese Kriminalität zu schützen. Der Europarat hat ein Übereinkommen zur Bekämpfung der Computer- und Internetkriminalität geschaffen, dem nun auch Liechtenstein beitreten möchte. Vorher müssen die notwendigen rechtlichen Schritte gemacht werden. Das heisst, Cyber Crime wird als neuer Straftatbestand in das Strafgesetzbuch aufgenommen.

Wie lange reicht die AHV noch?

Foto: iStockphoto

Die AHV ist derzeit noch gut dotiert. Es sind Reserven vorhanden, die noch ein paar Jahre reichen. Wie lange die Renten gesichert sind, hat das Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St.Gallen im Auftrag der Regierung ermittelt. Gemäss dem erstellten AHV-Trendszenario, das sich an der Entwicklung der vergangenen Jahre orientiert, reichen die Ressourcen, um die Verpflichtungen mit der Existenzsicherung der Rentner bis zum Jahre 2040 zu erfüllen. Es reicht zwar noch etwas länger, aber trotzdem soll Vorsorge getroffen werden, dass sich die Rentner noch 2040 auf die AHV freuen können.

Foto: Presseamt

Keine Zollhäuschen wegen Schengen

Mut zur Kultur Kulturforum 2008 Liechtenstein verfügt über ein breites und intensives Kulturleben. Das staatliche Kulturangebot ist in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert worden. Gleichzeitig erhielt auch das private Kulturschaffen eine entsprechende, umfangreiche Unterstützung durch den Staat. Auf den 1. Januar 2008 ist die Organisation der staatlichen Kulturförderung neu organisiert worden. Seither besteht die Kulturstiftung Liechtenstein, die für die staatliche Förderung der kulturellen Tätigkeiten von privater Seite zuständig ist. Das Ressort Kultur der Regierung will nun in Erfahrung bringen, ob alles im Lot ist und ob Handlungsbedarf besteht. Zu diesem Zweck wird ein Kulturforum veranstaltet, das am Samstag, 13. Dezember 2008, mit einer Reihe von Workshops und einem attraktiven Rahmenprogramm über die Bühne geht. «Mut zur Kultur» lautet das Motto des Kultuforums, das nach den Worten von Kulturministerin Rita Kieber-Beck ein «Marktplatz für mutige Ideen, Angebote und Interventionen» sein soll. Zentrum des Kulturforums ist der Rathaussaal in Vaduz. Die in Vaduz beheimateten Kulturinstitutionen bieten zudem Raum für die thematisch angeordneten Workshops: n  fördern – in der Musikschule n  schaffen – im Kunstraum Engländerbau n  bewahren – im Landesmuseum n  vermitteln – im Kunstmuseum Das Kulturforum findet am Samstag, 13. Dezember 2008 in Vaduz statt. Diskutiert und informiert wird über «fördern, schaffen, bewahren, vermitteln».


Weihnachten / luxus

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Luxus – Triebfeder der Wirtschaft

7 Von Günther Meier

Weihnachten steht bevor, wenn es überall glitzert und glänzt. Nicht nur die Zeit des Nachdenkens kommt, sondern auch die Zeit des Schenkens. Dieses Jahr könnte die Weihnachtszeit durch die Finanzkrise beeinflusst werden.

Bevor die Weihnachtsbeleuchtungen eingeschaltet wurden, stocherten viele schon im Kaffeesatz: Wird die internationale Finanzkrise das Weihnachtsgeschäft auch in Mitleidenschaft ziehen oder wollen Beim Anblick eines Luxusstücks sich die Leute mit Geschenken über die Krise hinwegtrösten? stellten die Forscher erhöhte Das Geschäft lockt, Angebote Aktivitäten im Gehirn fest, die zur werden so verführerisch präsentiert, dass keine Gedanken mehr verstärkten Ausschüttung aufkommen können, ob sich der von Glückshormonen führten Kauf lohnt oder noch sinnvoll ist. Ausgerechnet «Kaufrausch» nannte sich ein Magazin, das von einer Schweizer Zeitung rechtzeitig zur Adventszeit herausgegeben wurde. Das Grübeln darüber, was man schenken

könnte, wird den Leserinnen und Lesern erspart: Für die Liebste über die Businessfrau bis zum Grossvater und dem Hund locken, schön nach Kategorien geordnet, die Geschenkideen. Viel davon ist Luxus, im zweideutigen Sinne – entweder unnütz oder hoch im Preis. Als Beispiele mögen ein Notizbuch mit Fellbezug und eine Uhr im Porsche-Design dienen. Ist Luxus, wenn an die Millionen Menschen gedacht wird, die am Existenzminimum leben, noch vertretbar? Wäre es nicht besser, eine Umverteilung vorzunehmen? Die Meinungen darüber gehen auseinander. «Wer den Ärmsten helfen will», schrieb das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz, «verprasst sein Geld lieber, als es zu spenden.»

Foto: Marco Nescher

Schafft Luxus für wenige Wohlstand für alle?

Erst der Luxus für wenige schaffe den Wohlstand für alle, lautet das Bilanz-Credo: «Nachhaltig wirken nicht milde Gaben, sondern Ausgaben für Luxusgüter, welche die Wirtschaft ankurbeln.» Luxus sei nicht nur die Triebfeder unseres Wirtschaftssystems, die den enormen Aufschwung in den letzten 400 Jahren erst möglich gemacht habe, sondern werde auch dafür sorgen, dass die Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten boomen wird. Gerade rechtzeitig kommt offenbar der neue Bond in die Kinos, der wieder vollgespickt ist mit Luxusgütern, von den Uhren und dem Schmuck der Schönheiten über die Anzüge des 007 bis zum Aston Martin und dem teuersten Champagner.


Foto: iStockphoto

Ob Bond auch die Sache mit den Luxusgütern richten kann, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. Die internationale Finanzkrise hat nicht nur die Banken und Banker erzittern lassen, sondern beschädigte auch in einem bisher unbekannten Ausmass die Aktienkurse der Luxuskonzerne. Der World Luxury Index, der die Lage der zwanzig grössten Luxuskonzerne abbildet und von 100 auf 60 Punkte rutschte, widerspiegelt die rasante Talfahrt der Wirtschaft in einer Branche, die bei den vergangenen Wirtschaftseinbrüchen als krisenfest galt. Während die Staaten für Banken und andere kriselnde Unternehmen milliardenschwere Rettungspakete schnüren, schreibt die Mehrheit der Luxusunternehmen noch Zuwachsraten. Finanzkrise bedroht auch die Luxushersteller

Ob die erfolgsverwöhnten Konzerne der Luxusbranche mit ihren Zuwächsen im nur noch einstelligen Prozentbereich mit einem blauen Auge davonkommen oder in den nächsten Monaten ähnliche Szenarien wie Finanzinstitute oder Autohersteller erleben, wird sich zeigen. An

Das Streben nach Luxus gehört den Börsen wankt der Spruch zu den Konstanten in der «Die Reichen kaufen immer!» Geschichte der Menschheit. Wenn den Bankern die Felle der eigenen Anlagen davonschwimmen und die Investoren dem Zusammenbruch nahe sind, bleibt nicht mehr viel für den Kauf von Luxus. Die bisher als konjunkturunabhängig ­geltende Luxusgüterindustrie könnte ebenfalls Schwächeanzeichen zeigen.

Die Hoffnungen ruhen auf den Schwellenländern

Entspannung oder gar Aufschwung soll nach den Prognosen, die Experten für die Zukunft der Luxusbranche stellen, von den so genannten Schwellenländern kommen. Im Auge haben die Investmentexperten Länder wie Brasilien, Indien, Russland und China, Länder also, die enorme Zuwachsraten an Millionären registrieren: Die Zahl jener Wohlhabenden, die über liquide Mittel von über einer Million Dollar verfügen, nahm in Indien im vergangenen Jahr um 22 Prozent, in China um 20 Prozent und in Brasilien um 19 Prozent zu. Derzeit fallen erst etwa zehn Prodezember 2008


weihnachten / luxus

zent aller Umsätze der Luxusgüterindustrie auf die Schwellenländer, doch prognostizieren Experten, dass sich dieser Anteil bis 2010 auf etwa 20 Prozent verdoppeln und bis 2015 auf gegen 40 Prozent explodieren werde. Ob von diesem Boom die breite Masse der weniger Begüterten ebenfalls profitieren wird, ist kaum zu glauben. Wirtschaftsfachleute sind anderer Meinung und weisen auf frühere Entwicklungen hin, wie etwa in Frankreich im 18. Jahrhundert: Etwa ein Drittel der Staatsausgaben Frankreichs sei damals für den Hof von Louis XIV. ausgegeben worden. Die königliche Verschwendungssucht habe eine Sogwirkung auf die Neureichen ausgeübt, die ebenfalls Schlösser und Schlösschen mit prunkvollen Einrichtungen haben wollten. Die Bauwirtschaft und das Ausbaugewerbe konnten profitieren, die Nachfrage nach edlen Materialien stieg, sogar über die Grenzen Frankreichs hinaus. Foto: iStockphoto

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Abenteuerspielplatz rund um den Walensee

Ausschüttung von Glückshormonen durch Luxus

Nach den Wirtschafsexperten befassten sich auch die Psychologen mit dem Thema Luxus. Getestet wurde, wie das menschliche Gehirn auf Luxus-Reize reagiert. Beim Anblick eines ersehnten Luxusstücks, beispielsweise einem rassigen Flitzer von Ferrari, stellten die Forscher erhöhte Aktivitäten im zentralen Teil des Gehirns fest, die zur verstärkten Ausschüttung von Glückshormonen führten. Auch ohne diese Reiz-Ergebnisse lässt sich aus der Geschichte der Menschheit ableiten, dass es Luxus und das Streben nach Luxus zu allen Zeiten gab. Früher wie heute gleicht Luxus einem Verfahren, sich von denen, die sich keinen Luxus leisten können, zu unterscheiden und abzuheben. Parallel dazu führten die Industrialisierung und der Welthandel zu einer Demodezember 2008

kratisierung von Luxus. Was früher nur für wenige Reiche erschwinglich war, ist heute durch die Massenproduktion zur Alltäglichkeit für (fast) alle geworden. Wer denkt heute noch darüber nach, dass Kaffee oder exotische Gewürze vor nicht allzu langer Zeit in unseren Breitengraden für die meisten Bewohner unerschwinglich waren? Dereinst einmal könnte die «Demokratisierung des Luxus» bewirken, dass nicht nur Kaffee vom fast unerschwinglichen Luxusprodukt zum Alltagsgenussmittel geworden ist, sondern auch Leckereien auf den Tellern, für deren Rohprodukte heute noch Unsummen bezahlt werden. Iranischer BelugaKaviar streift immer wieder die Marke von 20'000 Fr. – pro Kilogramm, nicht pro Tonne. Weisser Trüffel aus Alba bewegt sich Sommer für Sommer um die 10'000 Fr. herum, ebenfalls per Kilo. Wer vom japanischen Kobe-Rind kosten möchte, das vor dem Gang ins Schlachthaus täglich mit klassischer Musik beschallt und mit Reiswein-Massagen verwöhnt wurde, muss die Bereitschaft aufbringen, für ein Steak für sich und die Partnerin einen Tausender hinzublättern. Auch die Beilagen dafür sind nicht immer nur Beiwerk, zumindest was den Geldbeutel betrifft: Für eine mittlere Tüte Bonotte-Kartoffeln, die nur auf einer einsamen Insel im Atlantik gedeihen, nimmt der Händler den Feinschmeckern gut und gerne einen Tausender ab. |


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K o p f d e s M o n at s

Überall auf der Welt ist Hilfe notwendig. Eine bedeutende Aufgabe, notleidenden Menschen zu helfen, hat das Liechtensteinische Rote Kreuz übernommen. Seit 1985 ist I.D. Fürstin Marie von Liechtenstein die Präsidentin. Fürst Franz Josef II. selbst erFürstin Marie zeigt sich immer wieder erfreut über nannte in einem persönlichen Schreiben die damalige Erbprin- die Spendefreudigkeit der liechtensteinischen Bevölkerung zessin zur Präsidentin, als Nachfolgerin von I.D. Fürstin Gina, die das Liechten- Nächsten zu.» Mehr als zwei Jahrzehnte steht Fürssteinische Rote Kreuz in den letzten Tagen des tin Marie an der Spitze des Roten Kreuzes in LiechZweiten Weltkriegs 1945 gegründet hatte. Fürst tenstein. Unverändert wie bei der Gründung beFranz Josef II. schrieb am 8. Juni 1985 an die Erb- zweckt das Liechtensteinische Rote Kreuz die Zuprinzessin: «Ich freue mich und sammenarbeit mit dem Internationalen Komitee bin dankbar, dass Du diese schö- vom Roten Kreuz (IKRK) und der Internationalen ne und grosse Aufgabe an der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-GeSpitze dieses wichtigen Sozial- sellschaften die Erfüllung humanitärer Aufgaben werkes zu übernehmen bereit im Sinne der Grundsätze des Roten Kreuzes und bist.» Anlässlich eines Festaktes stellt sich so in den Dienst notleidender und hilfszum 40-jährigen Bestehen des bedürftiger Menschen. Das Rote Kreuz erfüllt aber Liechtensteinischen Roten Kreu- auch im Inland wichtige Aufgaben. Der Rettungszes sagte Fürstin Marie in einer dienst für Unfall- und Krankentransporte wird I.D. Fürstin Marie Ansprache: «Ich habe dieses Amt vom Roten Kreuz betrieben. Mit der Institution Fürstin Marie von Liechtenstein angenommen, weil ich weiss, wie der Mütter- und Väterberatung hilft das Rote Präsidentin des Liechtensteiniviel das Liechtensteinische Rote Kreuz bei der Betreuung und Erziehung von Kinschen Roten Kreuzes Kreuz für unser Land und für dern. Das Rote Kreuz führt auch ein Kinderheim die Notleidenden in der Welt in Schaan, das derzeit vornehmlich Jugendliche schon getan hat und wie viel es noch in Zukunft aus Osteuropa aufnimmt. Nicht mehr wegzudentun kann. Obwohl bei uns und im Ausland heute ken ist der Blutspendedienst, den das Rote Kreuz viele soziale und karitative Organisationen ent- zusammen mit den lokalen Samaritervereinen orstanden sind und auch der Staat wie niemals zuvor ganisiert. Fürstin Marie zeigt sich immer wieder Verantwortung für die Wohlfahrt seiner Bürger erfreut über die Spendefreudigkeit der liechtenübernommen hat, kommt dem Roten Kreuz durch steinischen Bevölkerung. Die Spendefreudigkeit seine Geschichte, seine Prinzipien und seine Struk- steht in engem Zusammenhang mit der Person der tur weiterhin eine wichtige Rolle bei der Hilfe am Fürstin, die dort Hilfe einsetzt, wo die Not am grössten ist. Bei Naturkatastrophen ruft Fürst Marie jeweils persönlich zu Spenden auf, die in der ReSpenden für Notleidende gel von der Regierung als Beitrag des Landes verdoppelt werden. Für dringende Hilfeleistungen Liechtensteinisches Rotes Kreuz, Postscheck 90-10364-8 steht der Präsidentin ein spezieller Fonds zur VerLiechtensteinische Landesbank: Konto Nr. 203.374.07 fügung. Der «Jubiläumsfonds» wurde anlässlich LGT Bank in Liechtenstein: Konto Nr. 0495.920.AA des 60. Geburtstages von Fürstin Marie auf private VP Bank: Konto Nr. 201.943.012 | Initiative hin ins Leben gerufen. Foto: Presseamt

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I.D. Fürstin Marie Hilfe für die Armen

dezember 2008


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wirtschaft

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Deutliche Abkühlung der Wirtschaftsentwicklung

13 Von Günther Meier

Zum Jahresende blüht wieder die Konjunktur mit den Prognosen. Das Jahr 2008 dürfte manche Prognostiker etwas überrascht haben. Einen derart massiven Einschnitt in die Weltwirtschaft erwartete wohl niemand.

US-Banken und auch Banken in Europa reihenweise in Bedrängnis. Staaten mit Hilfsangeboten in Milliardenhöhe, um notleidende Finanzinstitute vor dem Untergang zu bewahren. Autokonzerne, die ohne staatliDas Wachstumstempo che Finanzspritzen ihre Produktionsbänder abschalten müssen. verlangsamte sich im Die Lage sieht für viele Branchen 1. Halbjahr 2008 markant – und sehr schlecht aus, obwohl das Jahr 2008 noch nicht zu Ende ist. wird sich in der zweiten Wie die Spitze eines Eisbergs raJahreshälfte kaum erholen gen diese spektakulären Hilfe­ rufe, Rettungsaktionen und Konkurse aus dem Meer an Informationen hervor, die täglich die verunsicherte Menschheit erreichen. Was unter der Oberfläche liegt, ist wahrscheinlich grösser, kommt aber kaum zum Vorschein. Wer kennt alle die Zulieferer, die ebenfalls unter der Krise leiden, aber wohl kaum darauf hoffen können, dass ihnen der Staat unter die Arme greift? Betroffen von den Turbulenzen auf den Finanzmärkten und vom Niedergang einiger Auto-Riesen sind auch liechtensteinische Unternehmen, was man Anfang Jahr noch nicht vermutet hätte.

Richtige Prognose der Konjunkturforschungsstelle

Die Konjunkturforschungsstelle Liechtenstein (KOFL) schätzte mit ein paar kleinen Sorgenfalten die Aussichten für das Wirtschaftsjahr 2008 ein und lag tendenziell richtig mit ihrer Prognose: «Die wirtschaftliche Entwicklung in den drei grossen Wirtschaftsräumen USA, Euro-Raum und Japan verlief im 3. Quartal 2007 einheitlich: Sowohl in den USA als auch im Euro-Raum und in Japan beschleunigte sich die jeweilige Zuwachsrate der gesamtwirtschaftlichen Produktion. Eine Vielzahl von Konjunkturindikatoren deutet jedoch auf eine Wachstumsverlangsamung der Weltwirtschaft hin. Die erste Schätzung des BIP-Wachstums in den USA für das 4. Quartal 2007 bestätigt dies. Die konjunkturellen Risiken haben sich seit dem Herbst 2007 deutlich erhöht. Die Immobilienkrise in den USA und die sich daraus immer stärker abzeichnende internationale Finanzmarktkrise tragen zusammen mit dem massiven Anstieg des Erdölpreises im Verlauf des Jahres 2007 zu einer starken Verunsicherung der Konsumenten und Produzenten zu Beginn des Jahres 2008 bei.» Umsätze der Exportwirtschaft wachsen langsamer

Für Liechtenstein prognostizierte die Konjunkturforschungsstelle, dass die Wachstumsverlangsamung im internationalen Umfeld und der Anstieg des realen Aussenwertes des Schweizer Frankens im Jahr 2008 zu einem im Vergleich zu den beiden Vorjahren verlangsamten ­Jahreswachstum der realen Direktexporte führen würden: Konkret noch 1,9 Prozent gegenüber dem vorherigen Zuwachs von jeweils über 10 Prozent.


Fotos: iStockphoto

Wenn jetzt die Wirtschaftslage betrachtet wird, ein knappes Jahr später, so befindet sich die Wirtschaft Liechtensteins in einer Phase der konjunkturellen Abschwächung. Das Wachstumstempo der Industrie und des produzierenden Gewerbes verlangsamte­sich schon im 1. Halbjahr 2008 markant – und wird sich in der zweiten Jahreshälfte wohl kaum erholen. Die Umsätze ausgewählter grösserer Industrie­unternehmen nahmen laut einem Bericht der ­Regierung zur Finanzplanung des Staates nur um 3 Prozent zu. Die direkten Warenexporte, ohne die nicht erfassten Ausfuhren in die Schweiz, erhöhten sich im 1. Halbjahr 2008 zwar noch um 6,5 Prozent, doch lag die Zunahme deutlich unter dem Exportzu­wachs von 21 Prozent im 2. Halbjahr des Vorjahres.

Liechtensteins Wirtschaft ten Bankengruppen stieg nur spürt die Auswirkungen der noch schwach an, während sich internationalen Finanzkrise, die betreuten Kundenvermögen um 8 Prozent reduzierten. Der vorerst durch eine Verlangsamung der Wachstumsraten. Bericht der Regierung kommt zum Schluss, dass sich die internationale Finanzmarktkrise, ausgelöst durch die Krise im US-Hypothekenmarkt, zu einer Kreditund Bankenkrise zugespitzt habe. Über eine Verschärfung der Kreditbedingungen für Unternehmen und Privatpersonen sowie eine zunehmend vorsichtigere Haltung der Konsumenten beginne sich die Finanzkrise auch auf die Realwirtschaft auszuwirken.

Internationale Finanzkrise und Druck des Auslandes

Die Gesamtbeschäftigung in Liechtenstein werde 2008 nochmals ansteigen, sagte die KOFL voraus, allerdings mit 2,5 Prozent deutlich weniger hoch als in den Vorjahren. Eine Ab­ flachung der Beschäftigungsentwicklung ist seit dem Sommer festzustellen, die in Richtung KOFLPrognose hindeutet. Die Konjunkturumfrage im Produktionssektor brachte das Ergebnis, dass im 3. Quartal 2008 noch ein leichter Personalausbau stattgefunden hat, doch gegen Jahresende mit einem Rückgang zu rechnen ist – allerdings nur eine | «leichte Verminderung der Beschäftigung».

Eine deutliche Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung stellt die Regierung auch im Finanzdienstleistungsbereich fest, der einerseits von der internationalen Finanzkrise betroffen ist und anderseits mit den Auswirkungen des ausländischen Drucks auf den Finanzplatz, vornehmlich aus Deutschland. Die Umsätze ausgewählter grösserer Finanzdienstleister nahmen im 1. Halbjahr 2008 zwar noch um 11 Prozent kräftig zu, doch der Netto-Neugeld-Zufluss der drei gröss-

Abflachung des Beschäftigtenzuwachses

dezember 2008


G ESE L L SCHAFT

Hilfe für Strassenkinder in Ghana

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Von Günther Meier

«Chance for Children» heisst ein kleines Hilfswerk, das im afrikanischen Ghana Strassenkindern die Möglichkeit zur Schulbildung und beruflichen Bildung bietet. Das Hilfswerk hat auch Wurzeln in Liechtenstein.

Auf Maria Malin übt der «schwarze Kontinent» eine grosse Faszination aus. Eine Reise nach Ghana brachte die Liechtensteinerin per Zufall mit einer Schweizerin zusammen, die in der Hauptstadt Accra ein Projekt für Strassenkinder leitet. Die Arbeit Zu den Grundprinzipien des von Daniela Rüdisüli aus dem Hilfswerks gehört, dass die benachbarten Kanton St. Gallen faszinierte Maria Malin ebenso, Kinder lernen, soziale und so dass sie jede Gelegenheit begesellschaftliche Verantwor- nützt, um das Projekt «Chance for Children» – eine Chance für tung zu übernehmen Strassenkinder – bekannt zu machen und zu unterstützen. Die Strassenkinder in Ghana sollen eine Chance erhalten, ihre Leben in die eigene Hand zu nehmen, indem sie Liebe und Geborgenheit erfahren sowie schulische und berufliche Fähigkeiten erlernen. Problem wächst aus der Armut der Landbevölkerung

Das Kinderhilfswerk der UNO schätzt, dass es weltweit 300 Millionen Kinder auf der Welt gibt, die nicht in einem Zuhause, sondern auf der Strasse leben. Unter schlechten Bedingungen, bei harter und oft gesundheitsschädigender

Spenden für «Chance for Children» Wer für die Strassenkinder in Ghana spenden möchte, um das Los dieser armen Kinder zu verbessern, kann dies unter folgender Bankverbindung tun: Raiffeisenbank Benken: (Clearing: 81 256, PC-Konto der Bank: 905115-5) Spendenkonto «Chance for Children», Konto-Nr.: 9434.57 Weitere Informationen: www.chance-for-children.org

Arbeit, der Gewalt von älteren Jugendlichen und Kriminellen ausgesetzt. Viele werden auch Opfer von sexuellem Missbrauch, vor allem Mädchen. Viele sind krank oder nehmen ein hohes gesundheitliches Risiko bei der Prostitution auf sich. Die UNO geht davon aus, dass das Phänomen der Strassenkinder in Ghana den Ausgangspunkt in der Armut der Landbevölkerung hat. Die Zahl der Kinder, die aus dem Hinterland in die Hauptstadt Accra gekommen sind, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben, wird von der UNO auf 20'000 geschätzt. Hilfe für Strassenkinder als Lebenswerk

Maria Malin ist in Accra mit Daniela Rüdisüli zusammengetroffen. Die Schweizerin unterrichtete 1997 an der Schweizer Schule in Ghana. Als ihr Einsatz dort ablief, wusste die Lehrerin, dass die Hilfe für Strassenkinder ihr Lebenswerk sein würde. Ihr erster Einsatz war in einem Flüchtlingslager des Internationalen Roten Kreuzes, doch erkrankte die Helferin dort schwer und musste in die Heimat zurückgebracht werden. Das Lebenswerk von Mutter Teresa im Kopf und im Herzen, zog Daniela Rüdisüli 1999 nach Ghana und gründete in Accra «Chance for Children», eine international anerkannte Non-Governmental-Organization (NGO). Das Hilfswerk betreut gegenwärtig über 40 Kinder, bietet ihnen Essen und Bett, ermöglicht ihnen eine schulische Bildung oder berufliche Ausbildung. Das Ziel des Hilfswerks ist, den Strassenkindern eine Chance zu geben, ihr Leben in die eigene Hand zu neh-


Über 20'000 Strassenkinder soll es in Ghana geben, von denen ein kleiner Teil Geborgenheit bei «Chance for Children» findet.

Foto: «Chance for Children»

andere Kinder kennen zu lernen und Vertrauen zu fassen. Nach Möglichkeit nimmt das Hilfswerk auch Kontakt mit Angehörigen auf und versucht, die Kinder wieder in die Familie zu integrieren. Zu den Grundprinzipien des Hilfswerks gehört, dass die Kinder früh lernen, soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Kinder, die von der Strasse weg wollen, werden unterstützt und wenn möglich in eine stabile Lebenslage gebracht. Kinder, die nicht zu ihren Familien zurückkehren können, werden mit Essen versorgt und es wird ihnen Unterkunft gewährt.

men. Für «Chance for Children» arbeitet auch etwa ein Dutzend Einheimische, Frauen und Männer, die es braucht, um die von der Strasse geholten Kinder zu betreuen. Gleichzeitig werden diese Hilfskräfte in die Lage versetzt, ihre Familie zu ernähren, ihre Kinder ausbilden zu lassen und ihnen damit eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die Einheimischen werden aber auch gebraucht, um Kinder in das Hilfswerk zu holen, was nicht immer einfach ist. Strassenkinder sind aufgrund ihrer Erfahrungen mit Gewalt und Ausbeutung sehr misstrauisch. So machen sich Amon Kotey und Seth Tawiah Lartey früh am Morgen auf den Weg, um die auf dem Markt schlafenden Kinder aufzuspüren, bevor die Marktfrauen kommen oder der Lärm der Lastwagen alle wegscheucht. Die beiden Mitarbeiter von «Chance for Children» gehen behutsam vor, beobachten die Situation, schätzen die Lage ab. Oft haben sie Glück – wenn ein Kind sie anspricht oder um Hilfe bittet. Ansonsten gehen Kotey und Lartey auf die Kinder zu, nachdem sie herausgefunden haben, mit wem sich die Kinder treffen, mit wem sie zusammen sind. Nicht selten dauert die Annäherung mehrere Wochen, bis sich herauskristallisiert hat, dass die Kinder wirklich Hilfe brauchen und dass sie tatsächlich auf der Strasse leben. Erst dann erfolgt die Einladung, vorerst einmal im Hilfswerk vorbeizukommen,

Viele Kinder sind Opfer von Gewalt

Die Gründe, warum Kinder in Ghana ihre Familien verlassen und das Glück in der Stadt suchen, wo sie meistens als Strassenkinder enden, sind vielschichtig. Nach einem Bericht der UNO gehört die Landflucht dazu, weil die Kinder bei ihren Eltern sehen, dass die harte Arbeit in der Landwirtschaft kaum zum Überleben reicht. Ein anderer Grund ist, dass sich viele Eltern nicht um ihre Kinder kümmern oder nicht in der Lage sind, sie zu ernähren. Viele Kinder sind auch Opfer von Gewalt oder sexueller Ausbeutung und fliehen aus dem Heimatdorf. Eines aber haben diese Strassen­k inder gemeinsam, hat die UNO herausgefunden: Sie sind in irgendeiner Weise verletzt worden und fühlen sich weder sicher noch geliebt. Die fehlende Sicherheit und das Gefühl, geachtet und verstanden zu werden, gibt ihnen das Hilfs| werk «Chance for Children». dezember 2008


zeitgeschehen

2. Dezember 1983 – Gründungsversammlung Verein der Krippenfreunde Liechtensteins zu gründen. Gleichzeitig stellten sie der Öffentlichkeit in einer Ausstellung jene Krippen vor, die sie in den Monaten zuvor selbst hergestellt hatten. «Beim Krippenbau sind dem Ideenreichtum und der Fantasie keine Grenzen gesetzt», sagte Heinz Ritter 1983 an der Ausstellungseröffnung. Der AHVAngestellte hatte sich in Österreich zum Krippenbaulehrer ausbilden lassen, um kompetent dem Krippenbau in unserem Land zum Durchbruch zu verhelfen. Dem begeisterten Krippenbauer Krippen gehören zu Weihnachten Weihnachtskrippen gehören zum war es ein wichtiges Anliegen, dass dieses Brauchtum wie der Christbaum. Die KrippenBrauchtum um das Weihnachts- auch in Liechtenstein Fuss fasst. Krippen wurden in freunde bauen seit 25 Jahren geschehen wie der Christ- oder unserem Land von Vätern und Buben schon früher wunderschöne Krippen. Weihnachtsbaum. Die Darstel- gemacht, Kanonikus Johannes Tschuor hatte Jahrlung der Geburt Jesu in einem zehnte zuvor schon einen Krippenbaukurs organiStall zu Bethlehem, mit Maria und Josef, mit Ochs siert, doch den breiten Durchbruch schaffte erst der und Esel sowie den drei Königen aus dem Morgen- «Verein der Krippenfreunde Liechtensteins». Seither land geht schon auf das Frühchristentum zurück. basteln die Vereinsmitglieder Jahr für Jahr neue Solche Bilder sind in Kirchen und Klöstern bereits Krippen, die an Ausstellungen gezeigt werden. «Die um 500 nach Christus zu finden. Die Bibel, die da- Förderung der Volkskunst, des Krippenschnitzens von berichtet, dass das Jesuskind in eine Krippe ge- und Krippenbauens, sowie die Anleitung der Jugend legt wurde, die eigentlich für das Füttern von Tieren zu sinnvoller Freizeitgestaltung zählen zu den höchsbestimmt war, wurde dahingehend interpretiert, ten Zielen des Vereins», heisst es in den Vereinsstatudass Maria und Josef nicht zum begüterten Stand ge- ten. In einer Zeit, da alle menschlichen Werte im Sog hörten. Entsprechend karg sind in der Regel die der Technik und des Materialismus unterzugehen Weihnachtskrippen ausgestattet – das Jesuskind auf drohen, wollen die Krippenfreunde ihren Beitrag zur Stroh gebettet in einer einfachen hölzernen Krippe. Erhaltung christlichen Kulturgutes leisten. Dafür sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, wenn Auf dieser Grundlage entstanden in Liechtenes um die Behausung – ob Stall oder Höhle – geht. stein in den vergangenen 25 Jahren viele WeihnachtsDavon kann man sich ein Bild machen, wenn man krippen, die mit künstlerischer Begabung und handdie Ausstellungen des «Vereins der Krippenfreunde werklichem Geschick, mit viel Liebe zum Detail und Liechtenstein» besucht. Dieser zum alpenländischen Brauchtum Verein, der am 2. Dezember 1983 gebastelt wurden. Ob Heimatstilgegründet wurde, kann auf ein krippe, orientalische Krippe oder Vierteljahrhundert erfolgreichen eine Krippe aus einem WurzelWirkens zurückblicken. Die Kripstock – das Christkind hätte sich penfreunde hatten sich zusamganz bestimmt in allen gut aufgeBücher für Liechtenstein Feldkircher Strasse 13 FL-9494 Schaan | mengefunden, um einen Verein hoben gefühlt. Foto: Karl Trappitsch

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Brauchtum

Die Spannung steigt mit jedem Türchen Der Adventskalender ist erst gut hundert Jahre alt ventszeit genau 24 Gebäckstücke auf einen Karton genäht, von denen der Bub jeden Tag eines essen durfte. Im Laufe der vergangenen hundert Jahre ist eine Vielzahl von Adventskalendern gezeichnet, gemalt und gedruckt worden. Das Grundmuster aber blieb immer das gleiche: 24 Türchen oder Fensterchen zum Öffnen. Oft verbergen sich nicht mehr Bildchen, sondern in Kästchen befinden sich Süssigkeiten. Der Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt, was vor allem bei den selbst gebastelten Adventskalendern – zu Hause, im Kindergarten oder in der Schule – zum Ausdruck kommt. Immer öfter werden ganze Häuserfronten zu Adventskalendern umfunktioniert, wie etwa das Rathaus in Wien, das eine wunderschöne Kulisse hinter dem Wiener Christkindl-Markt darstellt. Auch in Liechtenstein, in der Gemeinde Balzers, gibt es seit 2002 einen Haus-Adventskalender, der Jahr für Jahr viele Betrachter aus nah und fern anzieht. Dieser Adventskalender dient aber nicht nur als Hausschmuck, sondern soll die Leute zu Spenden anregen, die an bedürftige Kinder in der Dritten Welt weitergegeben werden. Eine erweiterte Form des ursprünglichen Adventskalenders hält mehr und mehr in Dörfern oder Quartieren grösserer Gemeinden Einzug. Jeden Tag wird ein neues, geschmücktes Fenster an einem Haus geöffnet, was bis Weihnachten zu einem Rundgang durch das Dorf oder Quartier führt. Oder die Leute treffen sich jeden Tag vor einer anderen Türe, wo Süssigkeiten angeboten und Glühwein ausgeschenkt werden. Nochmals eine andere Variante besteht darin, dass jeden Tag im Advent ein anderes Haus oder eine andere Wohnung für alle geöffnet ist, die sich zu einer kleiwww.brauchtum.li nen Feier oder zu Kaffee und Ku| chen treffen wollen. Foto: Marco Nescher

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Adventskalender gibt es nicht nur

Kinder freuen sich auf Weihnachim Kleinformat in der Stube, ten, weil unter dem Christbaum sondern auch an Häuserfronten, die ersehnten Geschenke liegen. wie in Balzers. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest wird erhöht durch die Adventskalender, die für jeden Tag ein Türchen haben, das von den Kindern geöffnet werden kann. Für den Heiligen Abend, den 24. Dezember, steht eine Doppeltüre bereit zum Öffnen: Dahinter verbirgt sich meist das Jesuskind in der Krippe, an seiner Seite Maria und Josef, vielleicht sogar Ochs und Esel. Die Geschichte des Adventskalenders ist jünger als wohl die meisten vermuten. Als «Erfinder» eines Kalenders, der 24 Türchen enthält, hinter denen sich kleine Zeichnungen zur weihnachtlichen Vorfreude befinden, gilt Gerhard Lang, Inhaber einer Druckerei in München. Er hatte einen Bogen mit 24 Bildern gedruckt, die zum Ausschneiden bestimmt waren, und einen zweiten Bogen mit gleich vielen Feldern zum Aufkleben dieser Bildchen. Daraus entwickelte sich der Adventskalender mit den 24 Türchen, die in der Vorweihnachtszeit die Neugier der Kinder wecken. Die Idee für einen Bilderbogen, den er 1903 erstmals druckte, kam dem Drucker über eine Kindheitserinnerung: Seine Mutter hatte am Beginn der Addezember 2008


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Symbolon Die Sprache der Bilder

21 Von Günther Meier

Ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht, die Welt als Ganzes zu verstehen. Christine Kranz hat unter dem Namen «Symbolon» ein einzigartiges, interdisziplinäres Konzept entwickelt, das neue Wege beschreitet.

Vor Hans Müller liegt ein Landschaftsbild von Joseph Bidauld. Der Manager eines international tätigen Unternehmens erhält die Aufforderung, auf dem Gemälde jene Stelle zu markieren, wo er gerne sein möchte. Im Bilder sind authentisch, Turm oben, im Hauptgebäude, in der Burg, auf dem Hügel im ehrlich, tiefschürfend, Hintergrund, unter dem Schatmachen lebendig, fördern ten spendenden Baum? «Es gibt etwa zwanzig Positionen in diedie Fantasie, Innovation sem Bild», erklärt Christine und Schöpferkraft Kranz, «wovon keine nur gut, keine nur schlecht ist.» Der Manager reflektiert die Beweggründe, wo er seine Position auf dem Bild sieht. Je nachdem, ob er sich ins Zentrum gestellt hat oder weit weg, ob er in der Felsenburg arbeiten möchte oder im Freien unter dem Schutz des Baumes, können Erkenntnisse über seine berufliche Situation und über sein persönliches Empfinden abgeleitet werden. Wenn er seine Position etwas abseits beschreibt – dann könnte es sein, dass er nicht gerne gesehen werden will, aber andere ungestört beobachten möchte! Sieht er seinen Platz auf der Lichtung – dann könnte er ein wissbe-

gieriger Typ sein, der Neues will und Entwicklungsfelder sucht! Wer die Nähe des Wasserfalls sucht – der sucht laute Plätze und Dynamik, liebt Herausforderungen bis zur Gefahr der Überforderung! Bilder schaffen den Zugang zu inneren Ressourcen

Die Symbolon-Methode, die Christine Kranz entwickelt hat, wertet nicht. Antworten werden nicht nach den Kategorien «richtig» oder «falsch» beurteilt, sondern die Beraterin und Trainerin in Persönlichkeits- und Teamentwicklung versucht ihren Klienten über die Sprache der Bilder Aufschluss zu geben über ihren Arbeitsstil, über die Art der Kommunikation, über das Konfliktverhalten, über die Rolle in der Firma und die Beziehungen zu den Mitarbeitern. «Bilder berühren die Menschen auf der emotionalen Ebene», weiss Christine Kranz aus ihren Erfahrungen mit Kaderleuten von Unternehmen bis hinauf zum obersten Firmenboss. Die Bilder schaffen nach ihrer Methode aber auch den Zugang zu den inneren Ressourcen der Menschen. Die weltweit wohl einzigartige Symbolon-Methode verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der Grundprinzipien aus Wirtschaft und Psychologie, Philosophie und Mythologie miteinander verbindet. Zum Einsatz bei den Tests kommen Elemente aus der Psychologie, aus der Typen- und Symbollehre. Blockierte Energien in ­wirksame Bahnen lenken

Eine lange Referenzliste mit klingenden Namen internationaler Konzerne ziert den Erfolgsweg von Christine Kranz. Aus der Überzeugung heraus, dass der Mensch in Unternehmen,


Foto: Symbolon

Organisationen und Teams das entscheidende Element für die Entwicklung und den Erfolg ist, wird die Persönlichkeit der einzelnen Menschen erfasst. Unbewusste Mechanismen werden sichtbar gemacht, Zusammenhänge störender Prozesse aufgedeckt, das Verständnis für logische Abläufe gefördert. «Durch diese innere Klärung und Neuorientierung werden blockierte Energien in wirksame Bahnen gelenkt und brachliegendes Potenzial genutzt», ist Christine Kranz überzeugt. Mit der Kraft der Bilder wird versucht, die zentralen Themen bei der Aufgabenbewältigung und Teamsituation zu analysieren, um Stärken weiter zu fördern und Schwächen abzulenken. Das «Personality Profile» ist das Instrument, damit sich die einzelnen Teamplayer eines Unternehmens selbst besser kennenlernen, mit der eigenen Persönlichkeit adäquater umzugehen versuchen und die Begabungen, Motivationen und Kraftreserven präziser einschätzen können.

ter mit einem eher geringen BilMit der Kraft von Bildern wird mit der Symbolon-Methode die dungsniveau handelt oder um eiPersönlichkeit ergründet, um nen qualifizierten Topmanager. Problemlösungen zu finden. Die Betrachter hätten die Freiheit, innere Bilder lebendig werden zu lassen, weil Symbolon kein Test sei und keine Klassifikation kenne. Angeregt wird über die Bildersprache das Unterbewusstsein. Ihre Methode helfe bei der Aufräumarbeit in der Persönlichkeit, unterstreicht Christine Kranz: «Um sich klar zu werden, was behalte ich, was integriere ich in mein | Wesen – und was schmeisse ich über Bord!»

Die Symbolon-Methode Christine Kranz entwickelte die Symbolon-Methode, die in vielen ­internationalen Unternehmen eingesetzt wird. Die Liechtensteinerin ist Geschäftsführerin der Symbolon AG mit Sitz in Liechtenstein und der Tochtergesellschaft Sym-

Das Unterbewusstsein mit ­Bildern anregen

bolon GmbH in Wien.

Warum baute Christine Kranz ihre Methode auf Bildern, zumeist klassischen Gemälden auf? Bilder seien einfach zu verstehen, lautet die Antwort, egal ob es sich um einen Mitarbei-

von Christine Kranz:

Am 10. Dezember 2008 erscheint das neue Buch «Durch Selbstreflexion zum Erfolg». Informationen: www.symbolon.com

dezember 2008


Jahr der Astronomie

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2009 – Der Blick in den Himmel

23 Von Günther Meier

Das «Jahr der Kartoffel» neigt sich dem Ende entgegen. Das kommende Jahr hat die UNO zum «Jahr der Astronomie» ausgerufen. Liechtenstein wird sich daran beteiligen. Bereits bekannt ist die Herausgabe einer Sonderbriefmarke.

Wer das UNO-Jahr 2008 feiern wollte, musste sich zuerst bücken. Anders als beim «Jahr der Kartoffel» darf der Blick beim «Jahr der Astronomie 2009» in die Ferne schweifen. Genau 400 Jahre, nachdem Galileo GaliEines der Ziele des lei erstmals ein Teleskop für den Blick in den Sternenhimmel verAstronomiejahres 2009 ist es, wendet und Johannes Kepler mit bei den jungen Menschen seinem Werk «Astronomia Nova» die physikalischen Gesetzmäs­ das Interesse an der Astronomie sigkeiten für die Laufbahn der zu wecken Himmelskörper aufgezeigt hatte, widmet sich die Menschheit in einem Gedenkjahr der Astronomie. Während heute jeder ungehindert den Blick zu den Sternen richten kann, war das damals nicht ungefährlich. Die Inquisition verurteilte den Italiener Giordano Bruno zum Tod auf dem Scheiterhaufen, weil der Astronom behauptet hatte, jeder Stern am Himmel sei eine Sonne in der Art unserer Sonne. Zudem nah-

men ihm die Richter der Inquisition übel, dass er die Theorie aufgestellt hatte, dass sich das Weltall unendlich ausdehne – und verbrannten ihn in Rom. Mehr Glück hatte wenig später sein Landsmann Galileo Galilei, der 1609 mit dem kurz zuvor erstmals konstruierten Fernrohr den Sternenhimmel absuchte und ganz erstaunliche Entdeckungen machte: Der Mond erschien ihm nicht mehr wie eine glatte Scheibe am Nachthimmel, sondern offenbarte ihm Berge und Krater. Zudem entdeckte Galilei mit seinem Instrument einen Haufen Sterne und Sternchen, die mit blossem Auge nicht wahrgenommen werden konnten. Während der Italiener fasziniert den Nachthimmel auf Neuentdeckungen mit seinem Fernrohr absuchte, veröffentlichte Johannes Kepler sein Buch «Astronomia Nova», das grundlegende Gesetze der Planetenbewegung aufstellte. Mit der Himmelskunde beschäftigten sich die Menschen nicht erst seit Galilei und Kepler, schon die Naturvölker hatten die Himmelskörper bewundert und bestimmte Gesetzmässigkeiten abgeleitet. Die Beobachtungen des Himmels waren immer begleitet von Faszination und einem bisschen Angst, weil das Universum den Betrachtern Rätsel aufgegeben hat – und bis in die heutige Zeit aufgibt. Die Frage der Schöpfung steht im Raum

Die Astronomie gilt als die älteste Naturwissenschaft. Das «Jahr der Astronomie» beabsichtigt, weltweit die Astronomie und ihre Beiträge zur Gesellschaft und Kultur zu würdigen. Eines der Ziele des Astronomiejahres 2009 ist es, besonders bei den jungen Menschen das Interesse an der Astronomie und ganz allgemein an den Natur-


Fotos: iStockphoto

wissenschaften zu wecken. Das Motto der Kampag­ nen, die in vielen Ländern bereits angelaufen sind, lautet: «Das Weltall: Du lebst darin – entdecke es!» Die UNO formulierte auch ein paar hehre Ziele, die mit dem «Jahr der Astronomie» verbunden werden: Die Verbesserung der wissenschaftlichen Allgemeinbildung, die Förderung des Zugangs zu neuen astronomischen Erkenntnissen und den Schutz des Naturdenkmals Nachthimmel sowie der natürlichen nächtlichen Umwelt. Ohne Zweifel wird die Menschheit im kommenden Jahr verstärkt der Frage der Schöpfung nachgehen, die eng mit dem Universum zusammenhängt. Bisher gibt es keine befriedigende Erklärung, wie die physikalischen Prozesse beim «Urknall» stattfinden konnten. 2009 ist auch das «Jahr der Aussöhnung»

Das «Jahr der Astronomie» ist aber nicht das einzige internationale Jahr, zu dem aufgerufen wird. Die UNO hat 2009 auch noch zum «Internationalen Jahr der Aussöhnung» erklärt. Von ihren Grundsätzen der Kriegsverhinderung und der Friedenssicherung ausgehend, rief die UNO die Länder auf, «als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben und dadurch freundschaftliche Beziehungen zwischen den Nationen zu entwickeln und eine internationale Zusammenarbeit zu fördern, um internationale Probleme wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Art zu lösen.» Laut einer UNO-Resolution bietet das «Jahr der

Das «Jahr der Astronomie 2009» Aussöhnung» die Chance, die rückt die Beobachtung des ­internationalen Anstrengungen Himmels und der Sterne wieder zum Ausbau von Aussöhnungsmehr in den Vordergrund. prozessen für die Herbeiführung eines tragfähigen und dauerhaften Friedens zu verstärken. Die Hoffnung, dass diesem Gedanken zum Durchbruch verholfen werden könnte, besteht – doch die Erfolgsaussichten dürften eher gering sein.

Zehn Jahre im Dienst nachhaltiger Erziehung

Die UNO ruft aber nicht nur zu bestimmten Gedenk-Jahren auf, sondern stellt ganze Dekaden in den Dienst eines bestimmten Problems. Derzeit läuft noch die Dekade 2005 bis 2015 für Erziehung zu nachhaltiger Entwicklung, welche die Vision einer Welt verfolgt, in der jeder Mensch die Gelegenheit haben sollte, von qualitativ hochwertiger Bildung zu profitieren sowie Werte, Verhalten und Lebensstile erlernen zu können, die für eine nachhaltige Zukunft und einen positiven ge| sellschaftlichen Wandel nötig sind.

Astronomie-Sonderbriefmarke 2009 Auf das «Jahr der Astronomie» wird auch in Liechtenstein hingewiesen.­ Die Philatelie Liechtenstein gibt eine Sonderbriefmarke zum Thema Astronomie heraus. Das UNO-Gedenkjahr wird in Verbindung gebracht mit der Europa-Marke, die am 2. März 2009 erscheinen wird.

Dezember 2008


KUNSTDENKMÄ L ER

Foto: Marco Nescher

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Wohnturm mit Weinberg Das «Rote Haus» in Vaduz

Das Rote Haus in Vaduz, ober-

Der Gebäudekomplex mit Wohnhalb des Abtswingert, gehört zu haus, Turm und Torkel sticht soden meist fotografierten fort ins Auge. Das «Rote Haus» in Gebäuden in Liechtenstein. Vaduz hat den Namen vom roten Farbanstrich des Wohnhauses, der schon bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Die Entstehung des Roten Hauses geht in der Geschichte aber viel weiter zurück. In Schriftstücken aus dem 14. Jahrhundert ist von einem Torkel die Rede, der mit dem Torkel des Roten Hauses identisch sein könnte. Urkundlich belegt ist der Besitz eines Torkels 1385 durch eine Familie Vaistli aus Vorarlberg. Weil baugeschichtliche Analysen fehlen, birgt das Rote Haus noch ein paar Geheimnisse. Cornelia Hermann geht im Buch «Kunstdenkmäler» vorsichtig ans Werk und schreibt: «1525 verkaufte Josef Litscher, dessen Familie um 1500 einen Teil des Erbes der ausgestorbenen Vaistli angetreten hatte, den Besitz um rund 758 Gulden an Abt und Konvent des Klosters St. Johann im Thurtal. Im Kaufbrief

Das Buch zum Thema Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Cornelia Hermann: Das Oberland. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. 2007

Dezember 2008

werden zwei Häuser, Hofstatt, Stadel, Kraut-, Baumund Weingarten samt Torkel, Torkelgeschirr, etliche Weinfässer und ein Keller zu Vaduz oben im Dorf gelegen genannt. Die Erbauung des heute noch bestehenden Wohnhauses könnte in dieser Zeit oder vielleicht auch am Ende des 15. Jahrhunderts für möglich erachtet werden. Ob hierzu Teile eines Vorgängerbaus, z.B. die Kellerräume des Wohnhauses, übernommen wurden, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Auch die Fragen nach späteren baulichen Veränderungen lassen sich nicht beantworten.» 1807 gelangte das Rote Haus in den Besitz der Familie Rheinberger. Interessant ist, dass in diesem Haus in der Mitte des 19. Jahrhunderts Mädchen durch Zamser Lehrschwestern unterrichtet wurden – und zwar ganz im religiösen Sinne: Der Bischof von Chur erteilte 1866 die Bewilligung, dass im Roten Haus die Heilige Messe gefeiert werden dürfe. Der Hausaltar aus der damaligen Kapelle befindet sich seit 1999 als Schenkung der Familienstiftung Rheinberger im Landesmuseum. Das heutige Aussehen des Roten Hauses trägt die Handschrift von Egon Rheinberger, der in den Jahren 1902 bis 1905 das Wohnhaus und den Turm einer Renovation unterzogen hatte. Der Architekt und Künstler stattete die Wohnräume mit alten Sammlungsstücken aus, fertigte selbst Ausstattungsgegenstände an und verschönerte die Räume mit eigenen Malereien. Kunstgeschichtlich erwähnenswert erscheint das zweite Obergeschoss des Turms, der ein gotisches Zimmer und einen Erkerraum enthält, dessen Holzdecke mit Ornamenten und Bildern von Heiligen verziert ist. Aussen fällt der Wohnturm durch das Pyramidendach sowie durch die Gestaltung der Fassade auf. Das direkt an den Turm angebaute Torkelgebäude trägt ein Satteldach. Auch im Innern des Torkelgebäudes hat Egon Rheinberger eigene Wandmalereien angebracht. Hier wurden schon recht früh Trauben gepresst: Untersuchungen ergaben, dass die Eiche des Torkelbaums im Winter 1483/84 | gefällt worden war.


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Programm im Überblick 8.30 R Türöffnung Mutmacher - junges THEATER liechtenstein 9.00 R Tagungsbeginn; Moderation: Sebastian Frommelt 9.05 R Eröffnung des Forums; Regierungsrätin Rita Kieber-Beck 9.15 R Impulsreferat zum Forumsthema „Mut zur Kultur“ Franz Welser-Möst 10.00 R Mutmacher - Liechtensteinische Musikschule 10.15 R Kurzpräsentation der Workshops 10.30 Workshops 1. Runde M WS 01 Mut zur Kulturförderung - Kulturstiftung Liechtenstein E WS 02 Mut zum Über-Mut - Schlösslekeller Vaduz L WS 03 Kulturgut in unseren Händen - Landesmuseum K WS 04 Mut zum Sammeln - Kunstmuseum Liechtenstein 11.30 Workshops 2. Runde M WS 05 Mut zur Leistung! - Liechtensteinische Musikschule E WS 06 Gemeinsam stark!? - Blasmusikverband L WS 07 Mut zur (Be-)Wertung - Liechtensteinisches Landesarchiv K WS 08 Heimat im Gespräch - Liechtensteinische Landesbibliothek 12.30 R Mittagspause, Stehlunch 13.30 E, K Mut zur Musse - Werkbetrachtungen 14.00 Workshops 3. Runde M WS 09 Mut zum Kultursponsoring - VP Bank AG, Vaduz E WS 10 Der Künstler im sozialen Netz - BBKL L WS 11 Mut zur Zukunft mit Vergangenheit? - Landesdenkmalpflege K WS 12 Die Axt im Land erspart den Scheuermann - TaK 15.00 R Mutmacher - junges THEATER liechtenstein 15.15 R Forum - Rückmeldungen aus den Gruppen, Fragen, Antworten, Diskussion 16.45 R Mutmacher - Die ZitteRnden LippeN 17.00 R Tagungsende Veranstaltungsorte: Rathaussaal (R), Musikschule (M), Engländerbau (E), Landesmuseum (L), Kunstmuseum (K) Informationen unter Tel. +423 - 236 60 80 oder www.skf.llv.li

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Schlusspunkt

Die Frage, was der Einzelne, ein Land, insbesondere ein kleines Land, zur Überwindung von Kriegen und Katastrophen konkret leisten kann, stellt sich auf privater wie staatlicher Ebene. Der jüngste Konflikt in Georgien, aber auch die Konflikte im Irak oder in Afghanistan, regelmässig hereinbrechende Um- Wertvoll ist die liechtensteinische Hilfe auch dadurch, welt- und Naturkatastrophen sind Kristallisationspunkte für dass sie meist sehr rasch und unbürokratisch erfolgt die Frage nach dem konkreten eigenen Handeln. In Anbetracht des Ausmasses des Leides, der beschränkten und oft als unzureichend eingeschätzten eigenen Möglichkeiten, entsteht oft ein Gefühl der Ohnmacht. Liechtenstein und seine ­Bevölkerung haben in solchen Situationen der Not nicht resig­ niert, sondern sich von Schicksalsschlägen, seien sie durch Kriege oder Naturkatastrophen verursacht, immer berühren lassen. Staatliche Hilfe und Hilfe­aufrufe von liechtensteinischen Hilfsorganisationen, wie etwa dem Roten Kreuz oder der Caritas, haben rasche Hilfe ermöglicht. Dabei steht die Liechtensteinische Hilfe auch im internationalen Vergleich sehr gut da. Liechtenstein leistet bereits 0,6 Prozent seines Bruttonationaleinkommens an offizieller Entwicklungshilfe. Wertvoll ist die liechtensteinische Hilfe auch dadurch, Maria-Pia Kothbauer dass sie meist sehr rasch und unbürokratisch erBotschafterin des Fürstentums folgt. Spenden und Entwicklungshilfe sind eine Liechtenstein in Wien Möglichkeit zu helfen. Die andere, nicht weniger wichtige Möglichkeit des Einzelnen und des Staates besteht im konkreten Interesse für eine Situation und – vorbeugend – im Einsatz für eine gerechte internationale Ordnung. Auch auf diese Aspekte legt Liechtenstein in seiner Aussenpolitik ein besonderes Augenmerk. Das Recht, Transparenz und faire Regeln sind der wirksamste Schutz des Schwächeren. Liechtenstein hat dafür eine hohe Sensibilität und zählt in der Regel zu jenen Ländern, die sich dafür einsetzen, dass jedem Staat Gehör in den internationalen Gremien geschenkt wird. Neben der materiellen Hilfe, des Einsetzens für faire Regeln und Gleichbehandlung sowie des Drängens auf Einhaltung des Völkerrechts, wurde von liechtensteinischer Seite auch an inhaltlichen Lösungsansätzen für Konflikte mitgearbeitet. Dazu zählen die Bemühungen des «Liechtenstein Instituts on Self-Determination» (LISD) und der zahlreichen Expertentagungen, die von Liechtenstein finanziert | bzw. in Liechtenstein abgehalten wurden. Foto: Presseamt

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Maria-Pia Kothbauer Was kann Liechtenstein tun?

dezember 2008


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