Der Monat | Dezember 2013

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DEZEMBER 13 www.dermonat.li

RÜCKBLICK: Sparen und reagieren – Politik und Finanzplatz BUCHMESSE: Bücherwelt mit «LeseZeichenLiechtenstein» FORSCHUNG: Ein vielversprechender Steuersystemansatz


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I N H A LT | E D I T O R I A L

Überraschungen? Nicht nur an Weihnachten! 3

Wenn Rückblick gehalten wird auf das Jahr 2013, dann sind Überraschungen festzustellen. Wer hätte vorher gewettet, dass die neue politische Gruppierung «Die Unabhängigen» Auch das Jahr 2013 bot einige Überraschungen – von den derart viele Stimmen und ManWahlen im Frühjahr bis zum Finanzplatz im Herbst date im Landtag erhält? Ebenso die Entwicklung auf dem Finanzplatz. Noch vor einem halben Jahr mutmassten die Finanzplatzexperten, irgendwann werde der automatische Informationsaustausch kommen. Nun hat die neue Regierung Hasler die Vorwärtsstrategie der früheren Regierung Hasler mit der «Liechtenstein-Erklärung» 2009 übernommen und bietet bilaterale Abkommen über den automatischen Informationsaustausch an. PA N O R A M A 4 Wie rasch der Transformations RÜCKBLICK Günther Meier prozess voranschreitet, ist aus Sparen und reagieren: Politik und Finanzplatz 6 Chefredaktor «Der Monat» dem Interview mit Adolf E. Real in dieser Ausgabe ersichtlich: F I N A N Z P L AT Z Das Interview wurde noch vor der Regierungser Klare Strategie zur Steuerkonformität 10 klärung über den automatischen Informationsaus INDUSTRIE tausch geführt – Real aber war überzeugt: «Der au Mit Innovationen international erfolgreich 14 tomatische Informationsaustausch wird kommen!» PORTRÄT

Erwin Gisler: Im Dienste des Fürsten

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V E R M Ö G E N S V E R W A LT U N G

Herausforderungen für Vermögensverwalter 18

BUCHMESSE

Bücherwelt mit «LeseZeichenLiechtenstein» 20

VINO E PIÙ

CEST steht für vier Geschäftsbereiche

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FORSCHUNG

Ein vielversprechender Steuersystemansatz 24

FA I R E R H A N D E L

Schokolade, die alle glücklich macht

IMPRESSUM: 7. Jahrgang, Nr. 83, Dezember 2013, 18 750 Exemplare HERAUSGEBER: Alpenland Verlag AG, Feld­kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li REDAKTION: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, redaktion@dermonat.li VERLAGSLEITUNG: Max Meinherz, Tel. +423 239 50 20, m.meinherz@gutenberg.li SEKRETARIAT: Eva Rubin, Tel. +423 239 50 30, office@gutenberg.li ANZEIGEN: Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@gutenberg.li GESTALTUNG: Barbara Schmed, Gutenberg AG SATZ UND DRUCK: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan PAPIER: PlanoJet, 100 g/m² ONLINE: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.li TITELBILD: Das Weihnachtsfest mit dem Kerzenglanz kündigt sich in der Adventszeit an. (Foto: Günther Meier)

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RÄTSEL

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DEZEMBER 2013


PA N O R A M A

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Foto: Landtag

Ein UNO-Ausschuss, der die Umsetzung der UNO-Frauenkommission zu überprüfen hat, zeigte sich bei der Beurteilung unseres Landes nicht durchwegs zufrieden. Der Ausschuss ist besorgt, dass Frauen im Landtag, in Gemeinderäten, in Landeskommissionen und Beiräten und in leitenden Positionen der öffentlichen Verwaltung untervertreten sind. Der Ausschuss ist auch besorgt, dass es gegenwärtig keine weiblichen Gemeindevorsteher und keine Landtagskommission zur Behandlung der Gleichstellung gibt. Zur Kenntnis genommen hat das Gremium die Erklärung Liechtensteins, dass Frauen oft zu sehr mit beruflichen und familiären Pflichten belastet seien, um am politischen Leben teilzunehmen. Um den Problemen abzuhelfen, empfiehlt der Ausschuss zeitweilige Sondermassnahmen, wie zum Beispiel eine gesetzliche Quote, ein System der Geschlechterparität für Nominierungen für Staatsorgane und eine Verknüpfung der Finanzierung der politischen Parteien an die Bedingung der gleichen Vertretung von Frauen.

Wofür der Staat das Geld ausgibt Die Regierung hat das Budget 2014 vorgelegt. Nachstehend eine Übersicht, wofür der Staat das Geld ausgibt.

Aufwand

Anteil am Budget

Sozial Wohlfahrt

206,6 Mio. Fr.

26 Prozent

Bildungswesen

170,0 Mio. Fr.

21 Prozent

Allgemeine Verwaltung

109,8 Mio. Fr.

14 Prozent

Öffentliche Sicherheit   65,8 Mio. Fr.

8 Prozent

Volkswirtschaft   35,0 Mio. Fr.

4 Prozent

Gesundheit   30,6 Mio. Fr.

4 Prozent

Kultur und Freizeit   30,0 Mio. Fr.

4 Prozent

Verkehr   26,1 Mio. Fr.

3 Prozent

Das Budget 2014 sieht noch keinen Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben vor, so dass die Regierung weiterhin gezwungen ist, Einsparungen vorzunehmen und Ausschau zu halten nach neuen Einnahmequellen.

Quelle: Bericht und Antrag der Regierung

Foto: UNO

UNO-Empfehlungen für Gleichberechtigung

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Exekutivrat «UN Women» mit Aussenministerin Frick Liechtenstein wurde an der UNO-Generalversammlung in den Exekutivrat von «UN Women» gewählt. «UN Women» ist durch seine Arbeit in 87 Ländern und mit einem Jahresbudget von rund 350 Millionen US-Dollar ein Hauptakteur im weltweiten Kampf für Gleichberechtigung und gegen die Diskriminierung von Frauen. Liechtenstein wird zum ersten Mal im Aufsichtsrat einer UNO-Organisation vertreten sein. Aussenministerin Aurelia Frick (auf dem Foto mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon) hatte während der UNO-Generaldebatte die Gelegenheit zu einem Arbeitsgespräch mit der neuen Leiterin von «UN Women», der ehemaligen südafrikanischen Vizepräsidentin, Phumzile Mlambo-Ngcuka.

Wahrnehmung der FMA in der Öffentlichkeit Über 200 Finanzintermediäre haben in einer Umfrage durch die Universität Liechtenstein die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) bewertet. Der Bericht zeichnet das Bild einer respektierten, verlässlichen und kompetenten Aufsichtsbehörde. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen aber auch Handlungsbedarf auf. Die Fragen nach der Respektierung, Verlässlichkeit und Kompetenz der FMA wurden im Durchschnitt mit 4,5 Punkten auf einer 6-Punkte-Skala bewertet. Die Frage nach der Gewährleistung der Stabilität des Finanzplatzes Liechtenstein durch die FMA erhielt dagegen nur die Bewertung von 3,9 Punkten. In gleicher Höhe bewerteten die Teilnehmer an der Umfrage die Qualität der Aufsichtstätigkeit, was knapp einem «gut» entspricht. DEZEMBER 2013


In der internationalen Arbeitgeberbewertung durch das Great Place to Work Institut hat die Hilti AG mit dem 15. Rang einen Spitzenplatz unter den weltweit besten Unternehmen erreicht. Positiv hervorgehoben wurde, dass das Vertrauen in die Führungskräfte besonders stark sei. Eine zweite Firma, die Herbert Ospelt Anstalt, besser bekannt als «Malbuner», schien in der Reihe «Die besten Arbeitgeber der Ostschweiz» auf. Besonders hervorgehoben wurde, dass «Malbuner» zu den beliebtesten Marken in der Schweiz gehöre.

Philatelie-Innovation Briefmarken selbst gestalten Mit «dieMarke.li» startet die Liechtensteinische Post AG einen innovativen Service. Mit diesem neuen Angebot wird es Privatpersonen und Firmen möglich sein, ihre ganz persönliche, individuelle Briefmarke zu gestalten. Selbstverständlich postgültig, selbstklebend und mit der briefmarkentypischen Perforation. Bereits herausgegeben hat die Post einen Kollektionsbogen, der künftig zweimal im Jahr zu speziellen Anlässen herausgegeben wird. Diese Bogen, die jeweils zehn verschiedene Motive im Zusammendruck enthalten, sind ebenfalls postgültig, erscheinen komplett unabhängig und stehen in keinem Zusammenhang zu den offiziellen Briefmarkenausgaben des Fürstentums Liechtenstein. Der erste Kollektionsbogen erhielt am 2. Dezember 2013 seine Postgültigkeit. Der Bogen ist aus Anlass der Ausstellung «Rubens, Van Dyck and the Flemish School of Painting – Masterpieces from the Collections of the Prince of Liechtenstein» erschienen.

Weihnachtskonzert in der Friedenskapelle Malbun

Foto: Josef Frommelt

Das Weihnachtskonzert im Alpengebiet gehört zur musikalischen Tradition unseres Landes. Dieses Jahr findet bereits die 33. Austragung in der Friedenskapelle in Malbun statt. Das Konzert kann am Sonntag, 29. Dezember 2013, um 17 Uhr besucht werden. Auf dem Programm stehen WeihnachtsKompositionen von Meistern aus Barock und Klassik sowie weihnachtliche Weisen aus den Alpenländern. Am Schluss des Konzerts ist das Publikum zum gemeinsamen Singen beliebter Weihnachtslieder eingeladen.

Foto: IKR

Liechtenstein-Unternehmen unter den Top-Arbeitgebern

UNO-Jahr 2014 Bäuerliche Betriebe Die UNO hat das Jahr 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe ausgerufen. Die familienbetriebene Landwirtschaft und die kleinbäuerliche Landwirtschaft bilden nach einem UNO-Bericht eine wichtige Grundlage für eine nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung mit dem Ziel der Ernährungssicherung. Ausserdem würden diese Kleinbetriebe einen Beitrag leisten zur Armutsbekämpfung. Was bäuerliche Kleinbetriebe sind, die im Mittelpunkt des Jahres 2014 stehen sollen, hat die UNO umschrieben. Eines der Merkmale solcher Betriebe ist, dass die Entscheidungskompetenz bei der bewirtschaftenden Familie liege. Ausserdem würden die Arbeitskräfte zu einem grossen Teil von Familienmitgliedern bestellt, womit Familienleben und Bauernbetrieb praktisch verschmelzen würden. Die Idee der UNO ist auf grosse Resonanz gestossen, denn weltweit haben sich 360 Organisationen dem Aufruf angeschlossen. Insbesondere die Vorstellung, mit dem UNO-Jahr die Welt auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, mit denen die bäuerlichen Familienbetriebe konfrontiert sind. Aufgezeigt werden soll auch der wertvolle Beitrag, den diese Betriebe bei der Bekämpfung der Armut und der Sicherstellung der Ernährungslage leisten. Die UNO hat alle Mitgliedländer ermuntert, mit Aktionen und Massnahmen das Internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe zu unterstützen, die trotz ihrer Kleinheit für Multifunktionalität und Vielfalt stehen, was ein zukunftsgerichteter Weg sei.


RÜCKBLICK

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Sparen und reagieren Politik und Finanzplatz

7 Von Günther Meier

Drei Themen waren es vor allem, die Liechtenstein im Jahre 2013 bewegten: Die Wahlen in Landtag und Regierung, die Sparpolitik für den Ausgleich im Staatshaushalt und die Forderung nach dem automatischen Informationsaustausch.

Der 3. Februar und der 14. November – zwei Daten des Jahres 2013, die wohl bei jedem Rückblick die entsprechende Erwähnung finden werden. Zwei Daten auch, die möglicherweise dereinst mit dem Prädikat «Historisch» in die Geschichte unseres Landes eingehen werden. Am 3. Februar bestimmten die Wählerinnen und Wähler mit ihrem Stimmverhalten, dass das Parlament in der Mandatsperiode 2013 – 2017 nicht nur drei, sondern vier Parteien zu umfasDie Regierung schloss eine sen habe. Und am 14. November Türe zu Informationen auf, gab die Regierung in einer Erklärung bekannt, dass Liechtenstein die noch vor wenigen Jahren dem automatischen Informatials absolut geschützt galten onsaustausch mit anderen Ländern bei Steuerangelegenheiten nicht mehr ablehnend gegenüberstehe. Mit der Ankündigung, bilaterale Abkommen über den automatischen Steuerinformationsaustausch abschliessen zu wollen, schloss die Regierung eine Türe zu Informationen auf, die noch vor wenigen Jahren vor fremden Augen als absolut geschützt galten und Geheimnisschutz in Anspruch nehmen konnten. Zumindest ein Geschäftsfeld des Finanzdienstleistungssektors, nämlich fremde Vermögen vor dem Zugriff ausländischer Steuerbehörden zu schützen, dürfte damit endgültig der Vergangenheit angehören. Ob das bisherige Zwei- und Drei-Parteien-System mit dem Wahlergebnis 2013 ebenfalls nur noch in den Geschichtsbüchern auftauchen wird, werden die nächsten Wahlen zeigen. Vorerst scheint im Vier-ParteienLandtag ein neuer Wind zu wehen. Für Frischwind sorgen nicht nur die noch am Ende der vergangenen Legislaturperiode abgeänderte Geschäftsord-

nung, sondern auch die personelle Zusammensetzung. Das Interesse richtet sich auf die neue Gruppierung «Die Unabhängigen», die beim ersten Auftritt bereits vier Mandate erringen konnte. Das Erstaunliche am Erfolg der Unabhängigen dürfte sein, dass die neue Gruppierung nicht als politische Partei im eigentlichen Sinne auftrat und ebenso kein Wahlprogramm veröffentlichte, sondern lediglich mit markigen Worten die bisherige Politik kritisierte. «Das Volk ist unzufrieden», sagte der zufriedene Gründer Harry Quaderer, «das Volk hat einen Ausweg gesucht – und wir haben uns als Alternative angeboten.» Die nächsten Jahre werden zeigen, ob es im Stil ausländischer Piratenparteien genügt, auf Schwachstellen hinzuweisen oder ob die Wählerschaft nach dem Anfangserfolg eine eigenständige Positionierung der Gruppierung fordert. Dieser Punkt dürfte letztlich entscheidend für die Einschätzung sein, ob die Unabhängigen nur ein Hoffnungsschimmer gegenüber dem bisherigen Drei-Parteien-System mit fester Rollenverteilung waren oder ob sich die «Piraten» als neue Partei etablieren könnten – und entsprechend werden sich die Wählerinnen und Wähler bei den nächsten Wahlen verhalten. Nur Gefahren oder auch Chancen für den Finanzplatz?

Die Regierungserklärung vom 14. November zur internationalen Steuerkooperation verspricht «Rechtssicherheit und Perspektiven für die Kunden des Finanzplatzes». Nach Angaben von Regierungschef Adrian Hasler handelt es sich nicht um eine neue Strategie, sondern um eine konsequente Fortführung der bereits seit längerem einge-


Mit dem Wahlerfolg der Unabhängigen ist Liechtenstein zum Vier-Parteien-System

Foto: Günther Meier

übergegangen.

schlagenen und praktizierten Steuerkonformitätsstrategie. Die Reaktionen der Wirtschaftsverbände, die bei der Ausarbeitung der Regierungserklärung involviert waren, fielen positiv aus. Auch aus dem Ausland kamen zustimmende Kommentare. Liechtenstein hat sich bereit erklärt, mit anderen Ländern Vereinbarungen zum automatischen Informationsaustausch auf Basis des zukünftigen OECD-Standards abzuschliessen, erwartet aber gleichzeitig auch die Kooperation der Vertragspartner zur Sicherstellung der Steuerkonformität für die Vergangenheit. Im Visier hat die Regierung die G-5-Länder Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Spanien. Das Jahr 2013 ist das Jahr der Absichtserklärung über den automatischen Informationsaustausch. Der Teufel könnte, wie bei vielen anderen Dingen, im Detail stecken. Entsteht ein Landesspital oder ein Länderspital?

Zu den Projekten, die das Jahr 2013 ohne konkrete Entscheidung überdauert haben, gehört das Landesspital in Vaduz. Wurde unmittelbar vor der Abstimmung über den geplanten Neubau die Situation so dargestellt, dass das Spital in kürzester Zeit nicht mehr in der Lage sei, seine Aufgaben zu erfüllen, scheint der Spitalbetrieb bisher nicht gelitten zu haben. Vielmehr werden höhere Patientenzahlen registriert, was künftige Argumentationen für einen Spitalneubau nicht erleichtert. Als gesichert gilt aus der Abstimmung, dass mehr Kooperationen mit der Nachbarschaft ge-

wünscht werden. Verlockend steht das Modell im Raum, nicht mehr ein Landesspital zu bauen, sondern ein «Länderspital» zu errichten – zusammen mit dem Spital Grabs, möglichst auf der grünen Wiese, möglichst nahe an der Grenze und möglichst mit einem kurzen Autobahn-Anschluss. Müsste man eine Prognose stellen, so ist man versucht zu sagen, das Jahr 2014 wird wohl (fast) vorüber gehen, bis man weiss, in welche Richtung die Spitalplanung und Spitalkooperation gehen wird. Kommt ein Casino oder kommen zwei Casinos?

Für 2013 war eine Entscheidung erwartet worden, ob ein Casino in Vaduz gebaut werden kann. Dabei stand weniger das «ob» im Vordergrund als die Frage, welches der beiden geplanten Geldspielhäuser den Zuschlag erhalten werde, nachdem das Vergabeverfahren der Regierung in Zweifel gezogen und vor Gericht angefochten wurde. Man kann durchaus geteilter Meinung sein, ob solche Entscheidungen der Regierung von Gerichten geklärt werden müssen. Zumindest anderswo bestehen erhebliche Zweifel an der Vorstellung, dass die Zuteilung von Konzessionen an private Unternehmen in den Aufgabenbereich von Verwaltungsgerichten oder gar von Verfassungsgerichten fällt. Vor dem Hintergrund der Befürchtung, die Casino-Frage könnte zu einem ewigen Gerichtsstreit werden, ist die Empfehlung nicht weit, die Regierung müsste den Knoten mit einer Vorwärtsstrategie durchhauen: Warum nicht zwei, drei oder noch mehr Casino-Konzessionen vergeben, wenn die Auflagen erfüllt sind? In anderen DEZEMBER 2013


VORSORGE

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Wirtschaftsbereichen wird auch auf die Marktkräfte vertraut, wird auch die liberale Wirtschafts- und Rechtsordnung hervorgehoben, die das Risiko nicht dem Staat überlässt, sondern der freien Marktwirtschaft. Noch ist das Ziel, im Staatshaushalt einen Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schaffen, nicht erreicht. Auch der Transformationsprozess auf dem Finanzplatz ist noch nicht zu Ende, auch wenn zuerst mit der «Liechtenstein-Erklärung» 2009 und nachfolgend mit der Regierungserklärung 2013 zwei Pflöcke

eingeschlagen wurden, die sowohl den Finanzplatz als auch die Beziehungen des Landes zu anderen Staaten wesentlich verändern werden. Nicht nur das Ringen um die Finanzpolitik und um den automatischen Informationsaustausch in Steuersachen wird im kommenden Jahr fortgesetzt, auch die Spital- und Casino-Entscheidungen stehen bevor. Ganz abgesehen davon, dass die Sicherung der AHV und weitere damit zusammenhängende Fragen einer dringenden Bearbeitung bedürfen. 2013 ist noch nicht zu Ende – die Diskussion über entschei| dende Zukunftsfragen aber auch noch nicht.

Die liechtensteinische Parteienlandschaft Jahrzehnte wurde Liechtenstein durch ein Zwei-Parteien-System geprägt. Erst die Freie Liste schaffte als dritte Partei den Einzug ins Parlament, nachdem andere Gruppierungen früher gescheitert waren. Seit den Wahlen 2013 sind im Landtag vier Parteien vertreten. Im Unterschied zu den Nachbarstaaten kam es in Liechtenstein spät zur Gründung von politischen Parteien. Erst das Wahlgesetz von 1918, das die Wahl von 12 der 15 Abgeordneten für den Landtag durch das Volk einführte, ermöglichte die Bildung von parteipolitischen Gruppierungen. In jenem Jahr formierten sich die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP) und die Christlich-Soziale Volkspartei (VP). Während die FBP unverändert blieb, fusionierte die VP mit dem Liechtensteiner Heimatdienst 1936 zur Vaterländischen Union (VU). In der bald hundertjährigen Parteiengeschichte sind weitere Parteigründungen zu verzeichnen, von denen aber nur die Freie Liste (FL) und die Gruppierung «Die Unabhängigen» den Sprung in den Landtag schafften. Eine «Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein», die den Anschluss an Hitler-Deutschland forderte, wurde 1938 gegründet. An Wahlen konnte sich diese Partei nicht beteiligen, weil 1939 aufgrund der nationalsozialistischen Gefahr eine «stille Wahl» durchgeführt wurde und 1943 der Fürst die Mandatsdauer des Landtags verlängerte. Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reichs war der Gruppierung die Basis entzogen. Schon 1933 war der «Liechtensteinische Heimatdienst» gegründet worden, der zuerst einen Staat ohne Parteien anstrebte, dann aber nationalsozialistische und autoritäre Züge aufwies und sich 1936 mit der Volkspartei zur Vaterländischen Union (VU) zusammenschloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg kandidierte eine «Wahlliste der unselbständig Erwerbenden und Kleinbauern» für den Landtag, konnte aber bei den Wahlen am 15. Februar 1953 nur knapp 7 Prozent der Stimmen erreichen und fiel damit aus dem Rennen. Schon bei den Wahlen vom 14. Juni 1953, die wegen der Blockade der VU angesetzt werden musste, trat diese Gruppierung nicht mehr an. Von sehr kurzer Dauer war auch der Auftritt einer Wählergruppe mit der Bezeichnung «Arbeiter- und Bauernpartei des Liechtensteiner Unterlandes» vor den Wahlen 1957. Diese Gruppe wurde nicht zu den Wahlen zugelassen, weil nach Entscheidung der Regierung die Wahlvorschriften nicht beachtet worden waren. Bei den Wahlen 1962 erhielt die Christlich-Soziale Partei (CSP) zwar knapp über 10 Prozent der Stimmen, scheiterte aber an der damals bestehenden 18-Prozent-Hürde. Bis 1974 kandidierte die CSP jeweils bei den Wahlen, konnte aber niemals die Sperrklausel überwinden und verschwand von der politischen Bildfläche. Auch die Überparteiliche Liste Liechtenstein (ÜLL) scheiterte mit einem Anteil von gut 3 Prozent der Stimmen bei den Wahlen 1989 an der Sperrklausel, die inzwischen auf 8 Prozent gesenkt worden war. Die Freie Liste (FL) schaffte erst im dritten Anlauf 1993 den Einzug in den Landtag, nachdem sie 1986 und 1989 die Sperrklausel nicht überwinden konnte. Schnelleren Erfolg hatte bei den Wahlen 2013 die Gruppierung «Die Unabhängigen», die auf Anhieb 15,3 Prozent der Wählerstimmen erringen konnte und im Landtag mit 4 Abgeordneten vertreten ist.

DEZEMBER 2013


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F I N A N Z P L AT Z

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Klare Strategie zur Steuerkonformität

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Die internationalen Forderungen nach Transparenz hat zu entsprechenden Entwicklungen auf dem Finanzplatz Liechtenstein geführt. Adolf E. Real, Präsident des Liechtensteinischen Bankenverbandes, erklärt im Interview die Auswirkungen auf die Banken.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Können Sie eine vorläufige Bilanz ziehen, wie es den Banken auf dem Finanzplatz Liechtenstein gegangen ist?

Foto: Bankenverband

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Gelder abgezogen werden, Kunden beispielsweise ihr Institut wechseln. Gemäss den Halbjahreszahlen 2013 verzeich2013 war und ist nach wie vor ein wichtiges und nen wir am Platz netto über Neugeldzuflüsse, was herausforderndes Jahr für die Banken. Die Umset- erfreulich ist und uns zuversichtlich stimmt. Für zung der neuen Strategien verlangte den Banken uns ist dies ein klares Signal, dass das Vertrauen in einiges ab, sie haben Kosten- den Finanzplatz vorhanden ist. Die Banken haben Kosten- senkungsprogramme umgesetzt und ihre Kernkompetenzen in Eine gewisse Unruhe war auf dem Bankenplatz senkungsprogramme umgesetzt der Beratung gestärkt. Die Ban- Liechtenstein mit CEO-Wechseln festzustellen. und ihre Kernkompetenzen ken sind stabil, solide und gut Handelte es sich dabei um übliche Personalwechaufgestellt, was sie im anhaltend sel an oberster Stelle oder sind diese Wechsel ein in der Beratung gestärkt angespannten Umfeld auszeich- Zeichen für den Zustand des Finanzplatzes? net und eine Stärke ist. Auch hin- Es ist nicht ungewöhnlich, dass es gelegentlich auch sichtlich der Steuerkonformitätsstrategie, die die auf CEO-Ebene zu Wechseln kommt. Bei einem Banken massgeblich mittragen, war 2013 ein sehr kleinen Bankenplatz wie Liechtenstein mit 14 Mitintensives Jahr. Wichtigster Meilenstein war hier gliedsbanken fallen Wechsel mehr auf, insbesondesicher das Abgeltungssteuerab- re, wenn solche Wechsel fast zeitgleich erfolgen. Ich Adolf E. Real, Präsident des Liech- kommen zwischen Österreich würde dies jedoch nicht überbewerten. tensteinischen Bankenverbandes. und Liechtenstein. Auch haben sich die Banken mit ihrer Richt- Es gab auch Neuausrichtungen liechtensteinilinie zur Steuerkonformität klar scher Banken im Ausland und die Schliessung von zum eingeschlagenen Weg be- Aussenstellen. Sind liechtensteinische Banken zu kannt. Wir wissen, dass die Ban- klein, um im Ausland zu konkurrieren oder wurden ken 2013 Neugeldzuflüsse ver- hier Bereinigungen vorgenommen? zeichnen konnten und dass die Die Banken Liechtensteins richten sich neu aus und Restrukturierungsmassnahmen konzentrieren sich auf ihr jeweiliges Kerngeschäft. des vergangenen Jahres Wirkung Während einzelne Banken im Zuge der Neuausrichtung Standorte schliessen, expandieren andere zeigen. auch im Ausland und sind damit erfolgreich. Dies Im Zuge der internationalen ist eine Frage der Strategie, die die jeweiligen BanSteuer- und Transparenzdiskus- ken einschlagen. sion sind Kunden mit ihrem Vermögen aus Liechtenstein abge- Regierung, Verbände und Marktteilnehmer haben zogen. Hat diese Abwanderung anfangs 2013 eine integrierte Finanzplatzstrategie angehalten? erarbeitet. Was sind die Schwerpunkte und wie hat


Foto: Liechtensteinische Landesbank

Die Banken Liechtensteins haben das klare Ziel, nur noch

sich diese Strategie in den vergangenen Monaten entwickelt?

deklarierte Gelder zu verwalten.

Regierung und Finanzplatzakteure haben Mitte 2012 beschlossen, ihre jeweiligen Strategien im Rahmen einer integrierten Finanzplatzstrategie umzusetzen. Ziel ist es, durch Bündelung der Kräfte und Priorisierung der Projekte sicherzustellen, dass Liechtensteins Finanzplatz auch weiterhin ein attraktiver Standort ist und unseren Kunden eine langfristige Perspektive in einem vom Wandel geprägten Umfeld geben kann. Das Projekt ist sehr gut angelaufen, in der Zwischenzeit haben Strategiebüro und Arbeitsgruppen ihre Arbeit aufgenommen. Der Liechtensteinische Bankenverband hat eine Richtlinie zur Steuerkonformität erlassen, die von den Banken bis zum 31. Oktober 2013 umzusetzen war. Was strebt der Bankenverband mit dieser neuen Richtlinie an?

Die Banken Liechtensteins bekennen sich klar zur Strategie der Steuerkonformität mit dem klaren Ziel, nur noch deklarierte Gelder zu verwalten. Aus

Zur Person Adolf E. Real ist Präsident des Liechtensteinischen Bankenverbandes (LBV), der für seine Mitglieder eine Richtlinie zur Steuerkonformität erlassen hat. www.bankenverband.li

diesem Grund haben sich die liechtensteinischen Banken zu einheitlichen Mindeststandards in Bezug auf die anzuwendenden Sorgfaltspflichten hinsichtlich der Steuerkonformität ihrer Kunden verpflichtet. So sind die Banken verpflichtet, vor der Eröffnung einer Kundenbeziehung und der Entgegennahme entsprechender Vermögenswerte im Fall eines erhöhten Risikos steuerrechtswidrigen Verhaltens weitere Abklärungen zu treffen. Führen die Abklärungen zu keinem plausiblen Ergebnis, lehnen die Banken die Geschäftsbeziehungen ab. Ebenso verfahren sie bei der Annahme von Neugeld bei Bestandskunden. Die Richtlinie soll dazu beitragen, das Ansehen des Finanz- und Bankenplatzes weiter zu stärken. Der Bankenverband hat sich im Ausland präsentiert und für den Finanzplatz Liechtenstein geworben. Hat diese Offensive schon Erfolge zu verzeichnen?

Der Liechtensteinische Bankenverband führt seit vielen Jahren Gespräche mit Persönlichkeiten aus Politik, Medien und Wirtschaft im Ausland, insbesondere in Deutschland und Österreich, aber auch in der EU und in der Schweiz. Dabei handelt es sich weniger um eine Offensive als vielmehr um den permanenten Auf- und Ausbau eines stabilen Netzwerks einerseits an Freunden und Fürsprechern andererseits aber auch um den sachlichen Diskurs mit unseren Kritikern. Wir informieren DEZEMBER 2013


F I N A N Z P L AT Z

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aus erster Hand, erläutern die aktuellen Entwicklungen des Finanzplatzes und liefern Zahlen und Fakten, anhand derer die ernsthaften Bemühungen und Erfolge hinsichtlich eines stabilen, nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Finanzplatzes deutlich werden. Wir versuchen, Verständnis für unsere Position zu erlangen und Kritik zu begegnen. Dass diese Bemühungen Früchte tragen, zeigt unter anderem die Tatsache, dass Liechtenstein sehr viel differenzierter wahrgenommen wird und die Diskussion in vielen Fällen sachlich und auch in freundschaftlicher Atmosphäre verläuft. Liechtenstein wird als seriöser und innovativer Finanzplatz wahrgenommen. Aber wir müssen nach wie vor am Vertrauen arbeiten und mit Fakten überzeugen.

Der automatische Informationsaustausch wird kommen. Erst im September haben sich die G20 verpflichtet, untereinander den AIA einzuführen. Er soll zudem globaler Standard werden, geht es nach der OECD. Auch wir müssen uns also mit den Konsequenzen aus einer Einführung des AIA auseinandersetzen. Die Banken sind sich der Entwicklungen hinsichtlich der zunehmenden Transparenz bis hin zum AIA bewusst und stellen sich darauf ein. Für uns stellt sich dabei nicht mehr die Frage des «ob», sondern vielmehr die Frage nach dem «wie». Die Banken haben sich entschieden, diesen Prozess aktiv mitgestalten und an neuen OECD-Standards mitwirken zu wollen. Deshalb begrüssen wir auch klar die aktuelle Regierungserklärung in Sachen Steuerkooperation und automatischer Informationsaustausch. Wir werden uns hierbei für einen Ansatz Das internationale Umfeld für den Banken- und stark machen, der praktikabel und effektiv umsetzFinanzplatz Liechtenstein dürfte sich 2014 kaum bar ist, auf klaren Spielregeln beruht, die berechtigverändern. Wie sieht Ihr Ausblick aus, wenn Sie ten Interessen aller Beteiligten mitberücksichtigt dieses Umfeld und die Forderung nach automati- und Diskriminierungen ausschliesst. Ich bin überschem Informationsaustausch betrachten? zeugt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. |

Automatischer Informationsaustausch Die Regierung hat im Transformationsprozess des Finanzplatzes einen Schritt vorwärts gemacht und am 14. November 2013 eine Erklärung veröffentlicht, die anderen Ländern einen automatischen Informationsaustausch anbietet. Liechtenstein hat am 21. November 2013 die Konvention der OECD und des Europarats über die gegenseitige Amtshilfe in Steuersachen unterzeichnet. Ausgehend von der Überlegung, dass der automatische Informationsaustausch zum internationalen Standard werden wird, bietet Liechtenstein nach der Unterzeichnung dieser Konvention anderen Ländern bilaterale Vereinbarungen zum automatischen Austausch von Steuerinformationen an. Für die Regierung ist dieser Schritt eine konsequente Fortführung der bereits seit längerem eingeschlagenen und praktizierten Steuerkonformitätsstrategie. Verfolgt werden damit zwei Ziele: Einerseits die Rechtssicherheit festigen für die Kunden des Finanzplatzes und ihnen gleichzeitig eine Perspektive für die Zukunft bieten, andererseits die Stärkung der internationalen Position Liechtensteins als zuverlässiger und vertrauenswürdiger Partner. Mit der Erklärung hat die Regierung gleichzeitig zu verstehen gegeben, dass nach ihrer Auffassung eine wirksame Zusammenarbeit im Steuerbereich mehr Elemente als nur den Informationsaustausch umfasse. Liechtenstein sei deshalb bereit, den mit Grossbritannien erfolgreich verfolgten Ansatz zur Steuerlegalisierung ausländischer Vermögen weiterzuentwickeln. Das Abkommen mit dem Vereinigten Königreich stellt sicher, dass die Steuerpflichtigen die Steuerbestimmungen ihres Heimatlandes in Liechtenstein umfassend erfüllen. Im Gegenzug werden die liechtensteinischen Dienstleistungen und Vermögensstrukturen anerkannt. Daraus resultieren für beide Seiten bessere Rahmenbedingungen für die Zukunft.

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BILDUNG

Lernziele müssen klar definiert sein 13

Die grossen Bildungsreformen plant Bildungsministerin Dr. Aurelia Frick gemäss eigenen Aussagen nicht. Vielmehr will sie wieder Ruhe in die Schulen einkehren lassen. Bildungspolitische Schwerpunkte nennt sie dennoch: Die Zahl der Standardtests, die Aufteilung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung sowie die Lehrmittel. Wir haben uns mit ihr über Letzteres unterhalten.

Nein, unsere Lehrmittel sind nicht schlecht. Diskussionen gibt es vor allem über das Englisch-Lehrmittel «Young World», das bis zur 6. Klasse Verwendung findet. Es geht bei den Überlegungen zu den Lehrmitteln vor allem darum auszuloten, ob eine gewisse Lehrmittelfreiheit Mehrwert im Unterricht bringt oder nicht. Besteht nicht die Gefahr, dass bei einer freien Lehrmittelwahl jede Klasse und jede Schule in unserem Land andere Inhalte vermittelt und Schulübertritte oder Schulwechsel schwieriger werden?

Von der komplett freien Lehrmittelwahl darf nicht die Rede sein. Wenn, dann spreche ich von einer beschränkten Freiheit, die innerhalb bestimmter Lehrmittel auswählt. Diese Freiheit würde maximal für einzelne Schulstandorte gelten, nicht für die einzelne Klasse. Wichtig dabei wäre natürlich, dass die Lernziele klar definiert sind. Wir sind aber noch in einer Phase der Prüfung dieser Gedanken. Sie sprechen das Englisch-Lehrmittel «Young World» an. Von welcher Seite kommt die Kritik an diesem Lehrmittel?

Vereinzelte Lehrpersonen, aber auch Eltern sind mit diesem Lehrmittel seit der Einführung nicht einverstanden. Ich habe mir dieses Buch selber angeschaut und kann die geäusserte Kritik auch verstehen. Sich in diesem Buch zurechtzufinden, ist nicht einfach. Dazu kommt, dass das Buch fast kei-

Foto: Regierung

Aurelia Frick, was ist Ihre Meinung als Bildungsministerin: Sind unsere Lehrmittel schlecht?

ne Grammatik beinhaltet. Auch das zu lernende Vokabular ist fraglich.

Bildungsministerin Dr. Aurelia Frick: «Fremdsprachen machen dann Spass, wenn das erlernte Wissen praktisch

Was meinen Sie damit konkret?

genutzt werden kann.»

Ich bin keine Pädagogin, habe aber selber immer mit Freude Fremdsprachen gelernt und darf behaupten, gerade in Englisch sattelfest zu sein. Beim Durchblättern von «Young World» bin ich schon in den ersten Kapiteln auf Vokabeln gestossen, die ich bisher nicht kannte, nie in meinem Leben brauchte und wohl auch nie brauchen werde. Ich bin aber schon der Meinung, dass Fremdsprachen dann Spass machen, wenn das erlernte Wissen praktisch genutzt werden kann. Dazu muss man nach dem Weg fragen können, Essen und Getränke bestellen, über sich Auskunft erteilen und etwas nachfragen können. Ob das Brutverhalten von Seevögeln da auch dazu gehört, überlasse ich dem Betrachter. Was unternehmen Sie dagegen?

Im konkreten Fall will ich überprüfen lassen, welche Alternativen wir zu diesem Englisch-Lehrmittel haben. Betreffend das weitere Vorgehen in Sachen Lehrmittel führe ich noch Gespräche. | DEZEMBER 2013


INDUSTRIE

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Mit Innovationen international erfolgreich

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Die liechtensteinische Exportindustrie hat sich trotz Schwierigkeiten der Weltwirtschaft und ungünstigen Wechselkursen gut behaupten können. Die Unternehmen erhöhten als Gegenmassnahme durch Effizienzsteigerung die Produktivität.

Weltweit war das Wirtschaftsjahr 2013 eher von Konjunkturflaute als von Aufwärtsentwicklung geprägt. Wie fällt Ihre vorläufige Bilanz gegen Jahresende für die liechtensteinische Exportindustrie aus?

Die allgemeine Lage der Industrie und des warenproduzierenden Gewerbes in Liechtenstein war laut einer kürzlich publizierten Umfrage des Amts für Statistik im 3. Quartal insgesamt zufriedenstellend. 6 % der Unternehmen bezeichnen die Lage als gut, für 89 % der Unternehmen war die Lage befriedigend und 5 % Innovative und qualitativ der Unternehmen beurteilen sie hochstehende Produkte und als schlecht. Für das 4. Quartal 2013 liegen die Erwartungen der Dienstleistungen sind Grund- Unternehmen auf demselben Nibedingungen im aktuellen veau. Die direkten Warenexporte der liechtensteinischen ExportWährungsumfeld betriebe sind vom 1. bis und mit dem 3. Quartal 2013 um rund ein Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Angesichts der widrigen Umstände, insbesondere mit der durchwachsenen Weltkonjunktur und dem starken Schweizer Franken, kann dieses Resultat als zufriedenstellend beurteilt werden.

schiedlich von Nachfragesteigerungen oder Nachfragerückgängen betroffen sind. Die unstabile Konjunkturlage in wichtigen Handelsländern und der starke Franken hingegen betreffen alle Unternehmen, die international tätig sind. Ein Teil der liechtensteinischen Industrieunternehmen sind Zulieferbetriebe für grössere Unternehmen, ein Teil verkauft Fertigprodukte. Wer war 2013 in der besseren Position, was Aufträge, Auslastung und Preise betrifft?

In der Konjunkturumfrage wird nicht nach Zuliefer- und Herstellerbetrieben, sondern nur nach Metall- und Nichtmetall-Industrie unterschieden. Die Maschinen- und Anlagenauslastung stieg im 3. Quartal 2013 an. 32 % der Unternehmen haben eine steigende Auslastung gemeldet. Bei 63 % der Unternehmen ist die Anlagenauslastung im 3. Quartal 2013 gleich geblieben, bei 5 % ist sie rückläufig. Für das laufende Quartal erwarten die Un-

Die liechtensteinische Exportstatistik erfasst nur den Warenwert und das Warengewicht nach Ländern. Daher ist keine Aussage über Unterschiede nach Branchen möglich. Sicher ist jedoch, dass die Unternehmen je nach Marktausrichtung unter-

Foto: Hilti AG, Schaan

Wenn weltweit die Nachfrage nach Industriegütern bescheiden ausfällt, kommen auch die liechtensteinischen Unternehmen unter Druck. Gilt diese Feststellung für alle oder gibt es Unterschiede zwischen den Branchen?


Foto: Hoval AG, Vaduz

ternehmen, dass die Maschinen- und Anlagenauslastung gleich bleiben wird. Generell haben Unternehmen, die eigene Fertigprodukte herstellen und verkaufen, einen etwas grösseren geschäftlichen Handlungsspielraum als reine Zulieferbetriebe, die nur einzelne Teile für ein anderes Unternehmen fertigen. Dazwischen sind jene Zulieferfirmen angesiedelt, die nicht nur einzelne Teile, sondern ganze Systeme entwickeln und herstellen. In allen Fällen gilt, Innovation und Effizienz sind zwingend, um international erfolgreich zu sein.

Die unstabile Konjunkturlage Darüber hinaus haben die Bein wichtigen Handelsländern triebe ihre Einnahmen- und Ausund der starke Franken gabenströme auch währungsbetreffen alle Unternehmen, mässig in einen optimaleren Eindie international tätig sind. klang gebracht. Innovative und qualitativ hochstehende Produkte und Dienstleistungen sind Grundbedingungen in diesem Währungsumfeld. Ist dies nicht mehr der Fall, ist das Unternehmen mit der Konkurrenz vergleichbar und steht im direkten Wettbewerb über den Preis. Dann kann schon ein geringer Währungsunterschied ausschlaggebend sein.

Die Wechselkurs-Entwicklung zwischen Franken Teile der Produktion werden von den Unternehund Euro machte vor ein paar Jahren den Expor- men ins Ausland verlagert. Besteht die Gefahr, teuren schwer zu schaffen. Mit der Stabilisierung dass bald einmal ganze Firmen ihre Produktionsdes Kurses durch die Schweizer Nationalbank stätten in Liechtenstein schliessen und ins Auskonnte die Abwärtsentwicklung aufgehalten wer- land abwandern? den, doch ist die Exportindustrie noch ein Stück Der Anteil der Industrie mit 39 % der Beschäftigten vom Wunsch-Wechselkurs entfernt. Wie werden ist in Liechtenstein, verglichen mit den Nachbardie Unternehmen damit fertig? ländern, überdurchschnittlich hoch. Liechtenstein

Der Wunsch-Wechselkurs vom Franken zum Euro wäre für die exportierenden Unternehmen sicher einiges höher als der aktuelle Stabilisierungskurs der Schweizer Nationalbank. Die Unternehmen haben sich jedoch in den vergangenen Jahren auf die stabilisierte Wechselkurssituation eingerichtet und diese hat ihnen eine gute Planungssicherheit gegeben. Die Unternehmen mussten sich insbesondere seit dem Jahr 2011 intensiv auf die neue Situation einstellen. Durch Effizienzsteigerung erhöhten viele Unternehmen die Produktivität und bekamen damit in der Preisgestaltung etwas mehr Spielraum.

ist ein erfolgreicher Industriestandort, insbesondere für Unternehmen, die innovative Produkte mit hoher Qualität anbieten, mit welchen sich eine hohe Wertschöpfung erzielen lässt. Aber natürlich gibt es in einer Zeit des schnellen Wandels in den Weltmärkten immer wieder Produkte oder Pro-

Zur Person Klaus Risch ist Präsident der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) mit Sitz in Vaduz. www.lihk.li

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INDUSTRIE

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Foto: Neutrik AG Schaan

duktreihen, bei denen sich eine Produktion in einem Hochlohnland wie Liechtenstein nicht mehr rechnet und die, sollen sie noch weiter verkauft werden, an einen Ort mit billigeren Produktionskosten verlagert werden müssen. Ein beschleunigter Trend zur Verlagerung von Produktionseinheiten ist jedoch nicht erkennbar. Für einen hervorragenden F&E-Standort Liechtenstein, der in Zukunft noch an Wichtigkeit gewinnen wird, ist auch die örtliche Nähe zur Produktion nicht unwichtig.

wirkt sich dementsprechend auch auf die aktuellen Steuereinnahmen des Staates aus. Aus unserer Sicht besteht für das System des neuen Steuergesetzes kein Korrekturbedarf, hingegen bezüglich einzelner Bestimmungen. Die LIHK arbeitet zusammen mit anderen Wirtschaftsverbänden in einer Expertengruppe mit, um gemeinsam eine alternative Lösung zu der in den MassnahmenpaMit dem neuen Steuergesetz wurde ein einheit- keten II und III vorgeschlagenen Entkoppelung des licher Steuersatz von 12,5 Prozent für die Unter- Eigenkapital-Zinsabzuges vom Sollertrag zu Hannehmensbesteuerung festgelegt. Hat sich die den des Regierungschefs zu erarbeiten. Flat-Tax für die Unternehmen gelohnt? Die Liechtensteinische Industrie- und Handels- Für die Weltwirtschaft werden für 2014 generell kammer hat die Einführung des neuen Steuerge- keine grossen Verbesserungen erwartet. Wie sind setzes begrüsst. Mit dem alten Steuergesetz wur- Ihre Erwartungen, Hoffnungen und Prognosen für den die Unternehmen nach Ertragsintensität zwi- das kommende Jahr? schen 7,5 und 15 %, unter Berücksichtigung der Im September veröffentlichte das Institut für WeltAusschüttungsintensität, mit maximal 20 % be- wirtschaft in Kiel Medieninformationen mit den steuert. Die heutige Flat-Rate-Tax ist insgesamt ein Titeln: «Deutsche Konjunktur nimmt allmählich viel einfacherer und wirtschaftsfreundlicher An- Fahrt auf» und «Die Konjunktur im Euroraum besatz, der sich auch attraktiv für Neuansiedlungen lebt sich» und «Expansion der Weltwirtschaft bleibt auswirken wird. Insgesamt kann das neue Steuer- moderat». Schon diese Titel zeigen das zukünftige gesetz aus Wirtschaftssicht sicher positiv beurteilt Spannungsfeld für global tätige Exportbetriebe auf. In diesem Umfeld wird die Erhaltung und Verbeswerden. serung der Standortvorteile und der Abbau der In jüngster Zeit sind politische Stimmen laut ge- Standortnachteile in Liechtenstein noch wichtiger worden, die eine höhere Besteuerung für die Un- für die Zukunftssicherung unseres Wirtschaftsternehmen fordern. Nicht nur deswegen, weil der standorts. Staat mehr Einnahmen braucht, sondern auch Vordergründig wichtig ist es weiterhin, dass die Sadeswegen, weil offenbar einige Unternehmen nierung des Staatshaushalts bis 2017 abgeschlossen praktisch keine Steuern bezahlen. Wie sehen Sie ist. Für einen funktionierenden und wettbewerbsdiese Steuerdiskussion? fähigen Wirtschaftsstandort ist es notwendig, dass Bei einigen grossen und global tätigen Unterneh- die Staatsfinanzen in Zukunft keine strukturellen men wirken sich die zurzeit weltweit angespannte Fehlbeträge mehr aufweisen. Ich bin aber guter Konjunktursituation wie auch insbesondere die Hoffnung, dass sich das Land Liechtenstein und ungünstige Wechselkurssituation negativ auf den auch der Wirtschaftsstandort den grossen HerausErtrag im Mutterhaus in Liechtenstein aus. Dies forderungen weiterhin erfolgreich stellen werden. | DEZEMBER 2013


PORTRÄT

Erwin Gisler Im Dienste des Fürsten 17

Foto: Günther Meier

hierarchischen Konstellation: «Ich war nicht einfach der Geschäftsführer eines Unternehmens, sondern hatte den Fürsten von Liechtenstein zum Vorgesetzten, ein Staatsoberhaupt.» Auch in seinem Freundeskreis weckte diese speIch war nicht einfach der Geschäftsführer eines Unternehmens, zielle Anstellung immer wieder das Interesse, auch wenn die Leusondern hatte den Fürsten von Liechtenstein zum Vorgesetzten te sonst nicht viel wussten über Liechtenstein. Erwin Gisler ist Vor zehn Jahren ist er ein Wagnis eingegangen, um kein studierter Önologe, auch kein Kellermeister, das ihn in der Zwischenzeit viele beneidet haben. aber der Bezug zum Wein und zur Natur ist in den Erwin Gisler bewarb sich beim Fürsten von Liech- vergangenen zehn Jahren intensiver geworden. tenstein um die frei gewordene Stelle als Geschäfts- «2003, als ich in die Hofkellerei kam», erinnert er führer der Hofkellerei des Fürsten in Vaduz, dessen sich, «hatten wir einen JahrhunAufgabenbereich sich auch auf die Domäne Wil- dert-Sommer, ein gigantisches fersdorf in Niederösterreich sowie auf das Restau- Jahr für den Wein.» In seinem rant «Torkel» erstreckt. Ein Jahrzehnt leitete er den Abschiedsjahr 2013 spielte das fürstlichen Weinbau, pendelte zwischen Vaduz und Wetter oft verrückt: Ein verregWilfersdorf sowie zwischen seinem Vaduzer Ar- neter Frühling, langes Warten beitsort und seinem Wohnort im Zürcher Ober- auf den Sommer, dazu Hagel im land. Kurz vor Weihnachten wird er zum letzten Juli, der fast die Hälfte der TrauMal als Geschäftsführer die Hofkellerei betreten, ben vernichtete. Solche UnterErwin Gisler dann ist Schluss – Pensionierung oder genauer schiede, den unvorhergesehenen Abschied von der Hofkellerei Frühpensionierung. Entwicklungen von Klima und des Fürsten Keine Angst vor einer plötzlichen Leere, nach Wetter ausgesetzt, prägen die all den Jahren mit vielen Ortswechseln und ver- Einstellung zur Natur. Und geschiedenen Aufgabenbereichen? Nein, Erwin Gisler ben natürlich einen besonderen Bezug zum Naturwinkt ab. Zwar habe er bewusst keine Planung produkt Wein, das in jedem Fall zu einem exzellengemacht für die erste Zeit nach der Frühpensionie- ten Genuss verarbeitet, gepflegt und entwickelt rung, aber langweilig werde es ihm sicher nicht. werden will. Deshalb am Ende des Gesprächs die Frage: Sein Lebensmittelpunkt wird künftig nicht mehr geteilt sein zwischen der Schweiz und Liechtenstein, Welche Weinempfehlung würden Sie für Weihsein Zuhause ist das Zürcher Oberland. Der gebür- nachten machen – einmal aus Vaduz, einmal aus tige Urner, der im Alter von 20 Jahren seinen Berg- Wilfersdorf? Erwin Gisler überlegt nicht lange, zum kanton verliess, um sich in der Nähe der lebhaften festlichen Essen passe ausgezeichnet ein «Vaduzer Stadt Zürich niederzulassen, hat jenen Umzug prä- Pinot Noir Abt Barrique», ein gehaltvoller, abgegender empfunden als den Wechsel nach Liechten- rundeter Rotwein aus dem Abtwingert, der im Barstein. Er habe nie den Eindruck gehabt, er befinde rique seine vielfältigen Aromen voll ausbaute. Aus sich im Ausland, blickt Erwin Gisler zurück, um der Domäne Wilfersdorf ein Cuvée aus Zweigelt dann anzufügen: «Aber ich blieb Schweizer, für und Merlot «Principatus Selection Karlsberg Barmanche war ich sicher auch ein Ausländer.» Als Ge- rique», der mit dem Ausbau im Eichenfass die Vorschäftsführer der Fürstlichen Domäne hatte Erwin züge der Zweigelt- und Merlot-Trauben elegant | Gisler einen besonderen Job mit einer besonderen zum Ausdruck bringt. DEZEMBER 2013


V E R M Ö G E N S V E R W A LT U N G

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Herausforderungen für Vermögensverwalter

19 Von André Pfanner

Liechtensteins Finanzdienstleistungsplatz befindet sich derzeit in einem Transformationsprozess. Auch die Vermögensverwalter sind davon betroffen. Die Transformation bietet für unabhängige Vermögensverwalter nicht nur Risiken, sondern auch Chancen.

Für die Finanzwelt und speziell für Investoren haben wenige Standorte in Europa eine ähnliche Bedeutung wie Liechtenstein. Gründe dafür sind klare gesetzliche Rahmenbedingungen sowie eine effiziente Regulierung. Ausserdem ist der Finanzplatz Liechtenstein international ausserordentlich gut vernetzt und in alle massgeblichen globalen WirtschaftsabUnabhängige Vermögenskommen eingebunden. Im Ververwalter sollten schon heute gleich zu anderen Finanzplätzen hat Liechtenstein auch früh eine versuchen, ihre Strategie an verständliche Finanzmarktstratedie unausweichlichen gie verabschiedet. Der Anlegerschutz ist ebenfalls auf einem hoVeränderungen anzupassen hen Niveau. Das Bekenntnis zu einem automatischen Informationsaustausch (AIA) sowie die Bereitschaft zu bilateralen Abkommen zum Informationsaustausch von Steuerdaten mit interessierten Ländern tragen zu einer gewissen Planungssicherheit für die Finanzindustrie bei, auch wenn heute noch nicht klar ist, welche Daten und in welchem Umfang diese bereitgestellt werden. Mit der Tatsache, dass insbesondere die OECD, die G20 und die EU auf dieses Ziel hinarbeiten, macht eine proaktive Haltung für den Finanzplatz Liechtenstein Sinn. Fokussierung auf wenige Zielmärkte notwendig

Durch die herausragende Stellung Liechtensteins in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung kommt auch der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter eine wichtige Rolle zu. Diese steht jedoch vor grossen zukünftigen Herausforderungen, welche das derzeitige Geschäftsmodell massgeblich beeinflussen wird.

Infolge der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise steht der verständliche Ruf nach mehr Kundenschutz für Anleger im Zentrum. Auch der regulatorische Druck aus dem Ausland (internationale Harmonisierung) wird grösser, was einen nicht unbedeutenden Kostenschub zur Folge hat. Von diesem Wandel besonders betroffen sind Vermögensverwalter, die in der Vergangenheit mit relativ geringen Kundendepots aus vielen verschiedenen Märkten eine sehr gute Wirtschaftlichkeit erzielen konnten. Für sie gilt es in Zukunft, ihr Geschäftsmodell anzupassen, sich auf ein paar wenige Zielmärkte zu fokussieren und sich mit Qualität, Fachwissen, Offenheit und Stabilität von ihrer Konkurrenz abzugrenzen, um damit auch die Kosten für die zukünftigen Regulierungsanforderungen bewältigen zu können. Herausforderungen bieten Risiken und Chancen

Als Folgen zeigen sich in der Branche ebenfalls ein Trend zu Kooperationen, Partnerschaften und das Auslagern (Outsourcing) von operativen Tätigkeiten. Für das Outsourcing bieten sich zahlreiche Bereiche an, zum Beispiel die unabhängige regulatorische Überwachung (Compliance), die Risikokontrolle, die IT Logistik oder die Buchhaltung. Für diese Art von Outsourcing gibt es im Land schon verschiedene Gesellschaften, welche die angebotenen Dienstleistungen effizient, professionell und kostenwirksam anbieten (Skaleneffekt). Der Service, der hierzulande angeboten wird, die Zuverlässigkeit und das Know-how in der Strukturierung ganzer Vermögen, verbunden mit einer effizienten Abwicklung und Administration, zählen nach wir vor zu den Besten, welche es welt-


Foto: iStock.com

eine verstärkte Regulierung auch Auch die unabhängige Vermögensverwaltung ist dem den automatischen Zugang zu Transformationsprozess des den europäischen Märkten mit Finanzplatzes unterworfen. sich bringt – was ihnen heute, ohne lokale Präsenz, nicht möglich ist. Es ist deshalb zu erwarten, dass einige Schweizer Vermögensverwalter in absehbarer Zukunft nach Liechtenstein übersiedeln werden, was den Liechtensteiner Vermögensverwaltern Gelegenheit zu weiteren Kooperationen ermöglichen wird. In diesem Zusammenhang ist zu erwarten, dass auch den lokalen Liechtensteiner Banken zusätzliche ausländische Kundengelder anvertraut werden. Abschliessend halten wir fest, dass Liechtenstein alle Voraussetzungen erfüllt – günstige geografische Lage, internationale und hoch quali Gute Voraussetzungen für fizierte Arbeitskräfte, attraktive Steuern, stabiles Finanzplatz der Zukunft Rechtssystem, Mitgliedschaft im EWR und nicht Ein Blick in die Schweiz zeigt zuletzt die ausgezeichnete Servicequalität der öfschliesslich, dass Liechtenstein im Bereich der Ver- fentlichen Behörden – um auch in Zukunft seinen mögensverwaltung gut positioniert ist. Die fehlen- Status als einer der wichtigsten Finanzplätze der | de Mitgliedschaft der Schweiz im Europäischen Welt beizubehalten. Wirtschaftsraum (EWR) führt dazu, dass die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung aus Zur Person der Schweiz heraus immer weiter eingeschränkt wird. Zudem sind unabhängige VermögensverwalAndré Pfanner ist Partner der Strategus AG in ter in der Schweiz derzeit nur schwach reguliert, Vaduz, welche auf die Beratung und Serviceund es droht ihnen mit dem neuen Finanzdienstdienstleistungen von Vermögensverwaltungsgeleistungsgesetz eine starke Regulierungswelle. Weisellschaften spezialisiert ist. www.strategus.li ter darf auch nicht davon ausgegangen werden, dass weit gibt. Die genannten Herausforderungen bieten für die unabhängigen Vermögensverwalter neben den Risiken auch Chancen. Durch die typischerweise kleine Unternehmensgrösse kann eine Anpassung am Geschäftsmodell einfach vollzogen werden. So sollten unabhängige Vermögensverwalter schon heute versuchen, ihre Strategie an die unausweichlichen Veränderungen anzupassen. Durch die verstärkte Regulierung, dem Ausbau des Dienstleistungsangebots, dem Outsourcing, der Partnerschaften mit anderen unabhängigen Vermögensverwaltern oder der Neupositionierung zur Bedienung eines anderen Zielkundensegmentes, dürften diese auch zukünftig eine attraktive Alternative zu einer Bank darstellen.

DEZEMBER 2013


BUCHMESSE

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Bücherwelt mit «LeseZeichenLiechtenstein»

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Die diesjährige Frankfurter Buchmesse gehört der Vergangenheit an, rund

Von Elisabeth Sele

276’000 Menschen waren auf der grössten Bücherschau der Welt. Mitten unter den rund 7300 Ausstellern war auch das «LeseZeichenLiechtenstein» zu finden.

Der 65. «Weltkongress der Büchermenschen» – so bezeichnete ein Verleger die Buchmesse – ging am 13. Oktober 2013 zu Ende. Dieser Kongress gehört zu den wichtigsten Networking-Veranstaltungen im Buchbranchen-Jahr. Vor Ort waren rund 7300 Aussteller aus 100 Ländern. Liechtenstein ist seit 2000 regelmässig dabei, seit 2004 unter dem Motto «LeseZeichenLiechtenstein». Der Auftritt ist ein Projekt der Kulturstiftung Liechtenstein. Das Ziel ist dabei, die Der Auftritt auf der grössten Bücherwelt Liechtensteins mit Buch-Schau der Welt der Welt zu vernetzen und auf unsere vielseitigen Autorinnen ist eine gute Gelegenheit, und Autoren aufmerksam zu das Land von der machen und ihnen auf der internationalen Bühne eine Plattform literarischen und kulturellen zu verschaffen. Der Auftritt 2013 war ein grosser Erfolg. LiechtenSeite zu präsentieren stein wirkte in der Halle 4.1 B1 oder im sogenannten State of Art wie eine kleine Insel und lockte viele Besucherinnen und Besucher mit bunten und nicht alltäglichen Fotos über das Land in den Stand. Präsentiert wurden auf Regalen und auf einem grossen Büchertisch rund 50 Buch-Neuerscheinungen sowie zahlreiche Foto- und Bildbände zum Sonderthema. Ausgestellt werden jeweils Bücher von liechtensteinischen Autorinnen und Autoren, Herausgeberinnen und Herausgebern, Bücher aus liechtensteini-

Zur Person Elisabeth Sele ist seit vielen Jahren Projektleiterin des Liechtenstein-Auftritts an der Frankfurter Buchmesse.

schen Verlagen, von Gemeinden, Organisationen und Institutionen sowie Bücher zum Thema Liechtenstein, die im In- und Ausland erschienen sind. Liechtenstein präsentiert sich jedes Jahr mit einem Sonderthema. Zum diesjährigen Thema «Schau ins Land – Liechtenstein» nahmen 12 Fotografinnen und Fotografen die Möglichkeit wahr, spezielle und nicht alltägliche Bilder über unser Land zu zeigen. Zur Teilnahme eingeladen wurden bereits im Frühjahr alle Mitglieder der Liechtensteinischen Gesellschaft für Photografie sowie die Mitglieder des Fotoclubs Spektral. Jede Ausstellung ein neues Sonderthema

Die Standgestalterin Silvia Ruppen «sortierte» die Bilder in folgende Themengruppen: Liechtenstein, Farbe bekennen, Gut behüten, Kultur leben und Traditionen bewahren. Ältere Sonderthemen waren z. B. 200 Jahre Souveränität, Liechtenstein international vernetzt, Wirtschaftsgeschichte, Architektur, Kunstschaffen in Liechtenstein, Ökonomie, Sprache sowie Bildung. Dazu erscheinen jeweils vier bis sechs Lesezeichen. Diese viel beachteten Give-Aways, die bildlich und textlich immer auf das Sonderthema eingehen, werden in der Zwischenzeit von einigen Besucherinnen und Besuchern gesammelt. Der jährlich erscheinende Bücherkatalog gibt mit den bibliografischen Angaben, einem Kurztext sowie dem Coverfoto Auskunft über die ausgestellten Medien und enthält auch die Adressen aller beteiligten Verlage sowie seit Neuestem die Texte zum Sonderthema. Der Veranstaltungskalender der Buchmesse 2013 war fast so umfangreich wie der Ausstellerkatalog, die Events finden auf dem Mes-


Foto: IKR

seareal und in der ganzen Stadt statt. Viele Veranstaltungen beschäftigten sich dieses Jahr mit dem Ehrengastland Brasilien, das sich auf der Messe mit einem eindrucksvollen Pavillon präsentierte und sich nicht von der touristischen Warte aus zeigte. Von Mittwoch bis Freitag ist die Messe nur für Fachleute offen. An den beiden Publikumstagen übers Wochenende sind die Hallen meistens übervoll, oft ist ein Durchkommen kaum mehr möglich. Dabei wirken der Comic- und der Kinder- und Jugendbuchbereich für das zahlreiche junge Publikum wie Magneten. Traditioneller Empfang am Liechtenstein-Stand

Bereits Tradition am Liechtenstein-Stand hat der jeweils am Messe-Freitag stattfindende Empfang. Der diesejährigen Einladung unseres Botschafters in Deutschland, S.D. Prinz Stefan von Liechtenstein, und des Präsidenten der Kulturstiftung, Winfried J. Huppmann, folgten unter vielen anderen Verlegerinnen und Verlegern bekannter Verlage, wie Droemer Knaur, Fischer, Böhlau oder Suhrkamp sowie Chronos, Haupt, Benteli oder Edition Till Schaap oder Autoren, wie der vielfach ausgezeichnete Martin Mosebach aus Frankfurt. Anwesend war auch der Direktor der Leipziger Buchmesse, dies im Hinblick auf die Lesungen liechtensteinischer Autoren und Autorinnen im kommenden März an der Leipziger Buchmesse. Nach dem offiziellen Teil werden beim

Einblick ins diesjährige «LeseApéro liechtensteinische SpeziaZeichenLiechtenstein» mit litäten serviert. Der Auftritt dem Sonderthema «Schau ins Liechtenteins auf der grössten Land – Liechtenstein». Buch-Schau der Welt ist eine gute Gelegenheit, das Land von der literarischen und kulturellen Seite zu präsentieren und die liechtensteinischen Verlage sowie Autorinnen und Autoren einem internationalen Publikum vorzustellen. Die erteilten Auskünfte reichen von Autorennamen über Verlagsadressen, Briefmarken, allgemeine Zahlen über unser Land, Hinweise zu Industrie- und Gewerbebetrieben sowie Finanzdienstleistungen bis zur Fussball-Nationalmannschaft und dem Skiteam.

Ausstellung in der Liechtensteinischen Landesbibliothek

Seit einigen Jahren werden die ausgestellten Medien im Anschluss an die Buchmesse als sogenannte Nachlese in der Liechtensteinischen Landesbibliothek gezeigt, dieses Jahr vom 3. bis 21. Dezember 2013 während den offiziellen Öffnungszeiten. Als Eröffnung dazu fand vorab am 27. November im Auditorium des Liechtensteinischen Landesmuseums die Veranstaltung «Schau ins Land – Schau ins Buch» statt. Dabei stellten Regierungsrätin Dr. Aurelia Frick, S. D. Prinz Stefan von und zu Liechtenstein und die Mitglieder des Landtags Helen Konzett-Bargetze, Christoph Beck und Pio Schurti ein Buch aus dem diesjährigen Bücherkatalog vor und erzählten, warum sie gera| de diese Publikation auswählten. DEZEMBER 2013


VINO E PIÙ

Der harte Wettbewerb, regional und international, verlangt nach innovativen Ideen. Ein auf den ersten Blick überraschendes Angebot bietet «CEST», das vier unterschiedliche Geschäftsbereiche unter einem Dach vereinigt.

Der Firmenname CEST besteht aus vier Buchstaben. Jeder Buchstabe steht für eine eigene Geschäftsidee. Und diese Geschäftsideen wiederum führten zum Aufbau von vier unterschiedlichen Geschäftsbereichen, die jedoch miteinander verzahnt sind und die Nutzung von Synergien ermöglichen. Vergleichbar mit grösseren Unternehmen, die ihre verschiedenen Divisionen und Standorte in eine Gruppe eingebracht haben, führt die CEST-Group als KMU vier unterschiedliche Geschäftsbereiche auf eine Art zusammen, die ein Modell für die Zukunft von Klein- und Mittelunternehmen sein könnte. Das C im Firmennamen CEST steht für Construction und deckt den Baubereich ab. Ist bei jemand die Idee einer eigenen Immobilie vorhanden, steht eine umfangreiche Datenbank über die Planungs- und Baubranche zur Verfügung. Ausserdem verfügt das Unternehmen über breit angelegte Geschäftsbeziehungen, so dass der richtige Partner – ob Architekt, Fachplaner/Ingenieur oder Baumeister – problemlos gefunden werden kann. Das E in CEST steht für Estate und bietet die Beratungspalette jenen Unternehmen an, die auf der Suche nach einem Geschäftsdomizil sind. Das Angebot von Estate umfasst die Erstellung von Standortanalysen, Machbarkeitsstudien und Umnutzungskonzepte sowie After Sales Services.

Fotos: CEST

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CEST steht für vier Geschäftsbereiche

Das S in CEST ist der Anfangsbuchstabe für Services im Bau- und Immobiliensektor. In dieser Business Unit stehen Beratungsleistungen zur Verfügung, von der ersten Idee über die Planung und Realisierung bis zur Bewirtschaftung einer Immobilie. Vervollständigt wird der Beratungsservice durch Dienstleistungen, die in einem weiteren Zusammenhang mit Immobilien stehen, wie Buchhaltung, Vermietung von Räumlichkeiten für Meetings und Veranstaltungen. Der letzte Buchstabe, das T in CEST, weist auf Trade hin, auf ein breites, auf die Bau- und Immobilienbranche ausgerichtetes Handelsangebot. Eine Spezialität ist der Handel mit Massivholz: Für die Holzbranche, die entweder Massivholz verarbeitet oder an Endkunden weitergibt, können Kontakte zu Produzenten hergestellt werden. Abgerundet wird das unternehmerisch interessante CEST-Modell durch «Vino e più», eine neue Lokalität in der Specki 11 in Schaan, eine Vinothek mit einem exklusiven Angebot an erstklassigen Weinen – für den privaten Besuch oder auch für einen Geschäftsabschluss mit CEST. Infos: CEST, In der Specki 11, 9494 Schaan. | www.cestgroup.com und www.vinoepiu.li DEZEMBER 2013


Triesenberger Bücher

Die Berglandwirtschaft im Wandel der Zeit Die reich illustrierte Publikation zeigt das Leben der Bergbevölkerung Triesenbergs und den Wandel der Berglandwirtschaft im 20. Jahrhundert. Herausgeber Gemeinde Triesenberg Umfang 255 Seiten Format 22 x 30 cm CHF 30.–

Wir Bäärger Leben im Walserdorf Triesenberg

Wilhelm Beck (1885–1936) Ein politisches Leben

Die Erkundung von Mensch, Landschaft und Natur durch den Liechtensteiner Fotografen Martin Walser laden zum Staunen und Schmunzeln ein.

Dieses Geschichtsbuch zeigt Wilhelm Beck sowohl als Privatperson wie auch als Politiker. Es enthält zahlreiche Dokumente, Zeitungsausschnitte und sogar persönliche Briefe von Wilhelm Beck.

Herausgeber Gemeinde Triesenberg Umfang 130 Seiten Format 24 x 30 cm CHF 30.– ISBN 978-3-033-02555-4

Herausgeber Gemeinde Triesenberg Umfang 215 Seiten Format 22.5 x 27.5 cm CHF 33.– ISBN 978-3-033-03048-0

Triesenberger Wörtersammlung Die Triesenberger Mundart unterscheidet sich stark von den Liechtensteiner Talmundarten. Herbert Hilbe hat rund 4000 Wörter zusammengetragen und als Wörtersammlung publiziert. Herausgeber Gemeinde Triesenberg Umfang 224 Seiten Format 14.5 x 22 cm CHF 18.– ISBN 978-3-033-02046-7

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mit CD Lieder8.– CHF 3


FORSCHUNG

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Ein vielversprechender Steuersystemansatz

25 Von Michael Meister

Ein Forscher an der Universität Liechtenstein untersucht, welche steuerlichen Auswirkungen speziell der liechtensteinische Eigenkapitalzinsabzug auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Liechtenstein mit sich bringt.

Nicht nur in Belgien wird der Eigenkapitalzinsabzug als eine innovative und förderliche Massnahme gesehen. Dort dürfen Unternehmen für ihr im Unternehmen investiertes Eigenkapital Zinsen abziehen. Das stimuliert die Bildung Der Eigenkapitalzinsabzug von Eigenkapital. Das moderne Steuergesetz in Liechtenstein bringt einen Mehrwert für sieht seit 2011 einen Abzug von das Steuersystem und den Eigenkapitalzinsen in Höhe von derzeit 4 Prozent vor. Auch in Wirtschaftsstandort Australien, Dänemark, SchweLiechtenstein mit sich den und Finnland wird über die Einführung dieses Steuersystemansatzes mit dem schwierigen Namen diskutiert, um das Wachstum der Wirtschaft und die Stabilität sowie Unabhängigkeit der Unternehmen aus eigener Kraft zu fördern. Steuerabzug für Eigenkapital vermeidet Verzerrungen

Simon Busch hält ein solches «finanzierungsneutrales Steuersystem» für attraktiver als ein System, bei dem nur für Fremdkapital Zinsen von der Steuerbemessungsgrundlage abgezogen werden können. «Das Konzept des Eigenkapitalzinsabzugs lässt auch einen Steuerabzug für Eigenkapital zu», erklärt er. Es sei konsequent und ökonomisch folgerichtig, wenn Eigenkapital, das für Investitionen eingesetzt wird, steuerlich wie Fremdkapital behandelt wird. «Dies ermöglicht eine neutrale Entscheidung des Unternehmens, ob es ein Vorhaben mit Eigen- oder Fremdkapital finanzieren will», bekräftigt der wissenschaftliche Mitarbeiter, der unter Leitung von Professor Martin Wenz, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Interna-

tionales und Liechtensteinisches Steuerrecht, forscht. Mit einer international ausgerichteten Analyse will der Doktorand an der Universität Liechtenstein überprüfen und belegen, dass Unternehmen und vor allem ein Wirtschaftsstandort von solch einem zinsbereinigten Gewinnsteuersystem profitieren. Das Thema ist hochaktuell, so forderte etwa der Verband der Familienunternehmen in Deutschland Mitte 2012, die steuerliche Benachteiligung von Eigenkapital gegenüber Krediten zu beenden. Deutsche Unternehmen weisen häufig eine niedrige Eigenkapital- und eine hohe Fremdfinanzierungsquote aus. Denn bei der Finanzierung eines Projektes mit Eigenkapital fallen in Deutschland höhere Steuern an. Entlastung der Unternehmen wirkt positiv auf Wirtschaft

Dass Vorhaben scheitern, das Modell der zinsbereinigten Gewinnsteuer einzuführen, liegt auch an der Konsequenz, dass der Staat zunächst weniger Steuern einnimmt. «Dieses alternative Modell würde eine Abkehr von der bisherigen vor allem fiskalisch geprägten Steuerpolitik bedeuten», umschreibt Simon Busch. Es sei wichtig, «den Fokus nicht allein auf die kurzfristige Sicherung des Steueraufkommens» zu legen. Die Entlastung der Unternehmen wirke sich positiv auf deren Wirtschaftskraft aus, was für ausländische Investoren attraktiv sei und so das Steueraufkommen wieder erhöhe. Die Forschungsarbeit ist komplex, besitzt gleichzeitig aber eine hohe Praxisrelevanz. Unternehmern sollen die steuerlichen


Simon Busch erforscht, welche steuerlichen Wirkungszusammenhänge der Eigenkapitalzinsabzug für Liechtenstein hervorruft.

Foto: Universität Liechtenstein

er zum einen Gesetzgebern Argumente liefern, mit denen sich Reformen zur Einführung derartiger Steuersystemansätze untermauern lassen. Zum anderen gibt er in Zeiten internationalen Steuerwettbewerbs Investoren Steuerbelastungsvergleiche an die Hand. Und wie geht er dazu vor? «Um zu zeigen, wie attraktiv ein zinsbereinigtes Steuersystem ist, bedarf es eines modelltheoretischen Ansatzes», sagt er. Daran arbeite er gerade. Im Rahmen der Analyse untersuche er ferner Entscheidungsszenarien multinationaler Unternehmen. Hierbei spielt die Steuerbelastung eine grosse Rolle. Des Weiteren werden die Folgen eines zinsbereinigten Gewinnsteuersystems für einen Staat analysiert. Dabei sind vor allem die Auswirkungen auf das Steueraufkommen relevant. Mit der internationalen Ausrichtung seines Forschungsdesigns schliesst er eine Forschungslücke. Das umfassende Projekt berücksichtigt ausserdem, welche Rolle die Ausgestaltung von Doppelbesteuerungsabkommen sowie europarechtliche Anforderungen spielen. Deren Berücksichtigung und Umsetzung ist nämlich grundsätzlich für die Attraktivität eines Steuersystems unabdingbar. |

Wirkungszusammenhänge aufgezeigt werden, was wiederum bei der steuerlichen Planung von Investitionsvorhaben hilft. Nach der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008 offenbart sich eine Gemeinsamkeit: Je mehr Eigenkapital eine Firma vorweisen kann und je weniger sie auf fremdes Geld angewiesen ist, desto besser. Das führt zu mehr Vertrauen seitens Investoren oder Banken und bringt Sicherheit und Unabhängigkeit mit sich. Vor dem Hintergrund zunehmenden Wettbewerbs und in Folge der Finanzmarktkrise spielen Rentabilität und Risikogesichtspunkte der Finanzinstitute eine immer grössere Rolle. Die internationalen Regeln zur höheren Eigenkapitalunterlegung bei Banken durch Basel III verstärken zusätzlich die Bedeutung des Eigenkapitals. Unternehmen schenken dessen Stärkung daher erhöhte Aufmerksamkeit. Steuerliche Wirkungszusammenhänge des Eigenkapitalzinsabzugs

Anhand des liechtensteinischen Steuersystems kann gezeigt werden, dass ein zinsbereinigtes Steuersystem funktioniert. «Man kann beobachten, dass die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen dadurch zugenommen hat», erklärt Simon Busch. Mit seinem Forschungsprojekt will

Zur Person Simon Busch, LL.M., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Internationales und Liechtensteinisches Steuerrecht der Universität Liechtenstein.

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FA I R E R H A N D E L

Besonders vor den Festtagen wird in unseren Läden eine grosse Menge an Schokolade gekauft. Das Angebot ist breit und wunderbar verführerisch. Es umfasst Goldtaler, Herzen, Baumschmuck, Schokoladetafeln und Pralinen. Damit die Schokolade alle glücklich macht, sowohl uns, die wir sie geniessen dürfen, als auch jene, die den Kakao und den Zucker dafür produzieren, gibt es das Gütesiegel Max Havelaar. Schokolade und Kakaoprodukte aus fairem Handel, zum Teil auch in Bio-Qualität, gibt es bei den Grossverteilern wie Migros und Coop, aber auch im Detailhandel wie zum Beispiel bei La Bottega in Schaan. Man kann sich auch im Lebensmittelladen nach dem Fair Trade-Sortiment erkundigen. Im Jahr 2010 waren rund 0,6 % des im Schweizer Detailhandel verkauften Kakaos oder 440 Tonnen fair gehandelt. Der Grossteil des Kakaos stammt immer noch aus konventionellem, ungesichertem Handel. Immer wieder machen uns Journalisten oder Entwicklungsorganisationen auf Missstände aufmerksam. In den Produktionsländern des Südens brauchen die Bauern und Landarbeiter – wie auch hierzulande – faire Löhne und Absatzpreise, damit sie eine Zukunftsperspektive haben und damit Kinderarbeit bald Vergangenheit ist. Foto: Verein «welt und heimat»

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Schokolade, die alle glücklich macht

Gute Gründe für fairen Handel Es gibt mindestens 6 gute Gründe, beim Einkauf auf das Logo des Fairen Handels zu achten: D ie Bauern erhalten faire und garantierte Mindestpreise. E ine Fairtrade-Prämie für soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung führt zu einem Mehrverdienst von ca. 20 %, so dass die Bauern in Projekte, in die Schulausbildung ihrer Kinder DEZEMBER 2013

und in die Gesundheitsversorgung investieren können. D ie Bauern können sich demokratisch organisieren, etwa in Kooperativen, und Arbeitende sowie Bauern erhalten ein Mitspracherecht. B ei der Produktion wird auf gute, sichere Arbeitsbedingungen geachtet. D er Anbau ist umweltschonend und schützt die Gesundheit der Produzenten. E s erfolgt eine unabhängige Zertifizierung und Kontrolle durch die Label-Organisation, die selber nicht gewinnorientiert ist. Als Konsument erhält man so ein sehr gutes und qualitativ überzeugendes Produkt zu einem fairen Preis. Für Kakaobauern in den Ländern des Südens bedeutet das ganz konkret einen Ausweg aus der Armut und aus der Abhängigkeit von fünf internationalen Konzernen, die mehr als 50 % der Verarbeitung kontrollieren und den Preis an Rohstoffbörsen festlegen. Zum Gütesiegel Max Havelaar Die vor über 20 Jahren gegründete Max Havelaar-Stiftung ist eine Labelorganisation. Sie fördert den Konsum von zertifizierten Produkten aus dem Fairen Handel, indem sie in der Schweiz das Fairtrade Max Havelaar-Label an Produkte vergibt, die fair gehandelt sowie nach sozialen und ökologischen Kriterien produziert wurden. Daraus resultiert ein Mehrwert für die Bauern – | und für uns als Konsumenten.

«welt und heimat» Der Verein «welt und heimat» ist zusammen mit dem Liechtensteiner Entwicklungsdienst der Kampagne «Liechtenstein goes fair». www.liechtensteingoesfair.li

Träger


P U B L I R E P O R TA G E

«Vaduz on ice» Winterzauber im Städtle Vaduz

Foto: Günther Meier

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die Jugend für den Eislaufsport zu begeistern, ist die Eisfläche an den Vormittagen von Montag bis Freitag für Schulklassen reserviert. Standortmarketing Vaduz möchte den Schulklassen aus Liechtenstein und der Region die Möglichkeit bieten, das Eislaufen als Abwechslung in das Sportprogramm aufzunehmen. Kulinarische Genüsse erwarten die Gäste in der «Vadozner Alphötta», wo Martha Bühler und Philipp Keicher von Käsknöpfle bis Fondue alles anbieten, was das gesellige Zusammensein richtig | erlebenswert macht.

Vaduz ist um eine Attraktion reicher. Auf dem Rathausplatz ist eine Eisbahn entstanden, die Winterzauber in das Städtle bringt. Schlittschuhlaufen, Eisstockschiessen und ein reiches kulinarisches Angebot in der «Vadozner Alphötta» sorgen dafür, dass alle zu ihren Genüssen kommen.

Standortmarketing Vaduz hat eine Eisbahn erstellen lassen, die dank modernster Technologie bis zu 25 Grad Wärme benutzbar ist. Damit trotzt die Eisfläche auch dem Föhn, der gerne einmal in der Advents- und Weihnachtszeit seinen warmen Hauch über das Land ausbreitet. Am 7. Dezember kommt auch St. Nikolaus auf das Eis, am Wochenende vom 14. und 15. Dezember findet der grosse Weihnachtsmarkt statt. Zwischendurch ist für Stimmung gesorgt, wenn sich die Mannschaften im Eisstockschiessen duellieren, jeden Donnerstag eine «Lady Night» angesagt ist und am Freitag in der «Vadozner Alphötta» die Musik aufspielt. Damit sich alle am Schlittschuhlaufen beteiligen können, besteht die Möglichkeit, Schlittschuhe auszuleihen. Auch Trainingsstunden im Eiskunstlaufen stehen auf der Angebotsliste: Erfahrene Trainerinnen weihen Interessierte in die Kunst des Eislaufens ein. Um vor allem

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Veranstaltungen Samstag, 7. Dezember 2013, 15 – 19 Uhr Kunstmuseum Spezial TEDxVaduz Mit anschliessendem Apéro w w w. b i l d e r. l i – E i n U n t e r n e h m e n s b e r e i c h d e r G u t e n b e r g A G

über 500 Werke im Online-ShOp

Mit Peter Fend, Andi Götz, Femke Herregraven, Michaela Hogenboom, Michael Littger, Dr. Michel André Maréchal, Katja Noviskova, Emily Segal, Dr. Regula Stämpfli Die Veranstaltung wird in englischer Sprache gehalten. Anmeldung erforderlich ( max. 100 Plätze ) Tel +423 235 03 00 buchungen@kunstmuseum.li Donnerstag, 12. Dezember 2013, 18 Uhr Öffentliche Führung Ilja Tschaschnik. Aus der Sammlung der Sepherot Foundation mit Friedemann Malsch

Schliesszeit 16. Dezember 2013 – 15. Mai 2014 Das Kunstmuseum Liechtenstein erfährt eine Erweiterung durch die Hilti Art Foundation (Weisser Würfel), die im Frühjahr 2015 eröffnet wird. Um den Weissen Würfel mit dem Kunstmuseum bautechnisch zu verbinden, schliesst das Kunstmuseum seine Ausstellungsräume vom 16. Dezember 2013 bis 15. Mai 2014. Aber auch während der Schliesszeit zeigt das Kunstmuseum Ausstellungen mit seiner Sammlung in Liechtenstein. Weitere Information unter www.kunstmuseum.li

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SCHLUSSPUNKT

Schmeichelhaft ist das Ranking über Transparenz in der öffentlichen Verwaltung für Liechtenstein nicht gerade ausgefallen. Den zweitletzten Platz nimmt unser Land in dieser Rangliste ein, einen Rang noch hinter Tadschikistan, weit hinter Bangladesh, Mexiko, Ukraine, Griechenland und Usbekistan. Ein schwacher Trost, dass unser Durch die immer wieder neuen Regulierungen wird Nachbarland Österreich noch schlechter abschneidet. Na ja, wir der unternehmerische Spielraum eingeschränkt kennen inzwischen die «schwarzen Listen», auf denen unser Land schon vorgekommen ist. Aber ob die Bewertungen stimmen oder nicht – etwas bleibt immer hängen, meistens nichts mit positiver Ausstrahlung. Es gibt sicher auch in unserem Land Personen und Institutionen, die nach gewissen Erfahrungen gewisse Zweifel haben, ob alles so transparent und nachvollziehbar ist, wie es sein sollte. Vor einigen Jahren wurde das Projekt «Wo drückt der Schuh?» von der Regierung lanciert, um herauszufinden, ob es Hindernisse, Hemmnisse oder Schikanen gibt, denen die Gewerbetreibenden beim Verkehr mit den Amtsstellen des Landes ausgesetzt sind. Der Einfachheit halber werden alle diese Probleme mit dem Begriff «Bürokratie» überschrieben, was wohl eine plakative Formulierung ist, aber wahrscheinlich jeder etwas anderes darunter verNoldi Matt steht. Die Wirtschaftskammer hat aufgezeigt, wo Präsident der Wirtschaftsder Schuh drückt. Und erst kürzlich ein Treffen mit kammer Liechtenstein Regierungschef Adrian Hasler organisiert, das der Auflistung aktueller Probleme galt. Dass es noch einiges in unserem Land zu tun gibt, lässt sich allein schon aus dem entsprechenden Traktandum herauslesen – «Bürokratieabbau am Werkplatz Liechtenstein». Die Wirtschaftskammer machte es sich zur Aufgabe, unter dem Motto «Wo drückt der Schuh immer noch?» die Rahmenbedingungen zu analysieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten, wo und wie Bürokratie abgebaut werden könnte. Schon im Rahmen der Erarbeitung der Studie «Futuro Gewerbe» zeigte die Wirtschaftskammer auf, dass sich die liechtensteinische Wirtschaft einer zunehmenden Regulierungsdichte ausgesetzt sieht. Durch die immer wieder neuen Regulierungen wird der unternehmerische Spielraum eingeschränkt, gleichzeitig aber die administrative Belastung der KMU ausgeweitet. Mit ihrer Forderung, alle neuen Gesetze einem KMU-Verträglichkeitstest zu unterziehen, ist die Wirtschaftskammer noch nicht durchgedrungen – obwohl für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes von hoher Dringlichkeit und grosser Bedeutung. | Foto: Wirtschaftskammer

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Noldi Matt Der Schuh drückt noch

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