NATURERLEBNIS
LIE C HT E N S TE I N RUGGELLER UND SCHELLENBERGER RIET
Naturerlebnis Liechtenstein R u g g e l l e r u n d s c h e l l e n b e r g e r R i e t
Herzlichen Dank Der vorliegende Bildband vermittelt auf eindrückliche Art die Schönheit der Riedlandschaft nördlich von Ruggell. Neben vielen hervorragenden Bildern des Fotografenteams, werden die Flora und Fauna sowie die Land schaftsentwicklung durch kompetente Autoren erläutert. Wir danken allen Beteiligten, Sponsoren und Gönnern für ihr Mitwirken. Sie alle haben die Realisierung dieses Buches erst ermöglicht. Die Herausgeber
Die folgenden Institutionen und Stiftungen haben mit ihrer finanziellen Unterstützung wesentlich zum guten Gelingen dieses Werkes beigetragen: · Gemeinde Ruggell · Kulturstiftung Liechtenstein · Stiftung Propter Homines, Vaduz · Aage V. Jensen Charity Foundation, Vaduz · Stiftung Fürstl. Kommerzienrat Guido Feger, Vaduz · Botanisch-Zoologische Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg · Gemeinde Schellenberg · I. & B. Lampert Charity Foundation, Vaduz · VP Bank Stiftung, Vaduz · Centrum Bank AG, Vaduz · International Lottery in Liechtenstein Foundation, Eschen – www.lotto.li · LGT Bank in Liechtenstein AG, Vaduz · Liechtensteinische Landesbank AG, Vaduz
Naturerlebnis
Liechtenstein ruggeller und schellenberger riet
Ried oder Riet? Wird der Lebensraum in diesem Buch angesprochen, so verwenden wir das deutsche Wort Ried. Die Vorarlberger Flurnamen folgen ebenfalls dieser Schreibweise, hingegen nicht die liechtensteinischen Flurnamen, die das harte «t» verwenden.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. 1. Auflage 2009 © 2009 Alpenland Verlag AG, Schaan Herausgeber: Mario F. Broggi, Triesen; Josef Heeb, Ruggell; Marco Nescher, Schaan; Xaver Roser, Ruggell; in enger Zusammenarbeit mit der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sargans -Werdenberg (Rudolf Staub) Autoren: Siehe Verzeichnis Seite 222 Fotos: Siehe Fotonachweis auf Seite 223 Lektorat: Herbert Hilbe, werkstatt hilbe, Triesen Satz und Gestaltung: Mike Trummer, Typografischer Gestalter, Gutenberg AG Litho: Gutenberg AG, Schaan Schrift: Rotis Sans Serif, Minion Druck: Gutenberg AG, Schaan Bindung: Buchbinderei Eibert, Eschenbach Papier: BVS matt 170 g/m², Sihl + Eika Verlag: Alpenland Verlag AG, Feldkircher Strasse 13, FL-9494 Schaan Internet: www.alpenlandverlag.li, www.buchzentrum.li ISBN 978-3-905437-14-0
Inhaltsverzeichnis
7
Zum Geleit von Regierungsrat Hugo Quaderer
9
Gedanken zum Riet der Vorsteher von Ruggell und Schellenberg
19
Die Riedlandschaft im Dreieck der Ortschaften Ruggell, Bangs und Nofels
Mario F. Broggi
Zur Entstehungsgeschichte
31
Heiner Schlegel
Die Geschichte des Nutzens und des Eigentums
47
Mario F. Broggi
Die Pflanzenwelt
73
Rudolf Staub
Die Tierwelt
119
Georg Willi
181
Naturschutz
Michael Fasel
Inspiration
197
Mario F. Broggi
220
Zeittafel der Landschaftsgeschichte
221
Quellen
222
Autorenverzeichnis
223
Fotonachweis
Zum Geleit Seit 30 Jahren besteht die Schutzverordnung für das Ruggeller Riet. Dieser Lebensraum ist wegen seiner internationalen Bedeutung in einige europäische Vertragswerke integriert. Wir tragen für verschiedene der hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume eine besondere Verantwortung und sind uns dieser besonderen Aufgabe für Europas Naturwerte bewusst. Darum werden für die Pflege und den Unterhalt der Lebensräume die entsprechenden Mittel bereitgestellt. Für die Umweltbildung und Interpretation der Bedeutung dieser Lebensräume für die Bevölkerung, aber auch für die Schulen ist noch mehr zu tun. Ich freue mich mit den Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinden Ruggell und Schellenberg und allen weiteren Besuchern des Gebiets, dass wir ein solches Kleinod in Liechtenstein haben. Ich bin auch froh um diese Darstellung der Naturwerte in Bild und Text. Es ist den Bild- und Textautoren gelungen, dies eindrücklich zu veranschaulichen. Ich danke für die Vermittlung dieses Wissens und der Schönheiten und wünsche diesem Werk die ihm gebührende Beachtung. Hugo Quaderer Regierungsrat Ressort Umwelt, Raum, Land- und Waldwirtschaft
Die Kirchen von Ruggell (oben) und Schellenberg (unten) stehen fĂźr die beiden Hoheitsgemeinden, die die Riedlandschaft nĂśrdlich von Ruggell umfassen.
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Gedanken zum Riet Teile des Ruggeller und Schellenberger Riets wurden 1978 wegen ihres hohen Naturwerts als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Diese Reservatslegung wurde lange als Ausschluss des Menschen aus dem Gebiet empfunden. Dieses Buch macht uns nun mit der Tatsache vertraut, dass unsere frühere bäuerliche Gesellschaft einen wichtigen Beitrag für den Erhalt dieser Lebensräume geleistet hat. Die Landschaft nördlich von Ruggell besitzt somit naturkundliche wie kulturelle Aspekte. Die lange von uns Menschen getätigte Auftrennung von Natur und Kultur ist demnach künstlich und in diesem Fall gar kontraproduktiv. Unsere Riedlandschaft ist im wahrsten Sinne eine «Kultur»-Landschaft. Die Nachhaltigkeit der ökologischen Systeme ist nur gewährleistet, wenn die alte Kultur dieser Nutzung weiter betrieben wird. Die beste Pflege des Riets, um nur ein Beispiel zu nennen, ist der regelmässige Schnitt der Streue. Die Aufnahmen in diesem Buch belegen, dass diese Riedlandschaft noch ausgesprochen vielfältig und attraktiv ist, und dies zu jeder Jahreszeit. Das Riet ist Quelle der Inspiration, für die bildnerische Kunst, für die Musik, für alle. Als Hoheitsgemeinden sind wir stolz auf dieses Juwel vor der eigenen Haustüre. Es ist ein Privileg, Freizeit und Erholung in einer solchen Umgebung verbringen zu dürfen. Hegen und pflegen wir also diese Werte. Wir bekommen viel dafür zurück. Wir danken den Bild- und Textautoren für die Vermittlung dieser Botschaft und wünschen Freude bei der Lektüre – insbesondere bei der Betrachtung der wunderschönen Naturaufnahmen. Möge uns die Riedlandschaft noch lange erhalten bleiben, für uns und die hier heimische Tier- und Pflanzenwelt.
Für die Gemeinde Ruggell Ernst Büchel Gemeindevorsteher Ruggell
Für die Gemeinde Schellenberg Norman Wohlwend Gemeindevorsteher Schellenberg
Die Riedlandschaft im Dreieck der Ortschaften Ruggell, Bangs und Nofels Mario F. Broggi
Dieses Buch beschreibt die nördlichste Talebene Liechtensteins, unterhalb der Ortschaft von Ruggell. Es ist dies ein Gebietsausschnitt von rund zwei mal zwei Kilometern, ist also rund vier Quadrat kilometer gross. Vom nördlichen Dorfrand von Ruggell als südliche Begrenzung verläuft er entlang dem Liechtensteiner Binnenkanal im Westen bis an die österreichische Landesgrenze im Norden, dann folgt er dem Grenzgraben und dem Hangfuss des Schellenbergs im Osten.
Blick vom Hinteren Schellenberg auf die in diesem Buch behandelte Riedlandschaft zwischen Ruggell (links) und den beiden Vorarlberger Ortschaften Bangs und Nofels (rechts).
Die mächtigsten Torflager im Alpenrheintal In diesem Landschafts-Ausschnitt in den Hoheitsgebieten der Gemeinden Ruggell und Schellenberg finden sich noch die letzten grösseren Reste von Streuewiesen in Liechtenstein. Streuewiesen fanden sich vor rund 200 Jahren noch fast auf der Hälfte des liechtensteinischen Rheintalbodens und prägten damit die traditionelle Kulturlandschaft. Es handelte sich dabei um eine ex tensive Grünlandnutzung: Das Streueland wurde am Rande der Vegetations zeiten beweidet, im Spätherbst wurde das Schnittgut als Viehfutter oder zur Stalleinstreue verwendet. Die meisten der noch verbliebenen Streueflächen finden sich in einer kaum merklichen Senke zwischen dem Alpenrhein und seinem Zufluss Ill. Hier konnten sich bis in historische Zeiten «Hinterwässer» erhalten, die dann allmählich verlandeten und zum Moor wurden. In der Geländegestalt im nordöstlichen Ruggeller und Schellenberger Riet zeigt sich damit die unge wohnte Situation, dass die Topografie von Norden nach Süden fällt, also ent gegen dem Rheinverlauf. Dafür dürften vor allem frühere Ill-Aufschüttun gen verantwortlich sein. In dieser Senke konnten sich nach der Eiszeit starke Torflager von gegen neun Meter Mächtigkeit aufbauen. Die Senkenränder in Richtung Norden zur Ill und gegen Westen zum Rhein haben ihrerseits einen gemischten Untergrund von Torf, Lehm und Sand. Je näher der Untergrund einem Fluss ist, desto mehr wird er lehmig, sandig bis gar kiesig. Auf diesen Standorten erzeugte der zeitweise hohe Grundwasserstand einen wechsel feuchten, mineralischen Untergrund, auf dem eine sehr begehrte feine Streue ohne Schilfanteile gedieh. Nach den beiden Weltkriegen verlor das Produkt
«Streue» zunehmend zu Gunsten des eingeführten Strohs an Bedeutung und damit an Wertschätzung.
Einst geplanter Standort für den Alpenrheintal-Flughafen Weniger wirtschaftlich ertragreiches Land, was es hier im Grenzbereich Ös terreich-Liechtenstein lange aus natürlichen Gründen war, regte die Fantasie des Menschen an, und er suchte andere Nutzungszwecke für den Boden. Im Ruggeller Riet sollte einst ein Radiosender gebaut werden, dann stand auch einmal ein Moorbad zur Diskussion. Vielleicht erinnern sich auch noch ei nige an ein Wahnsinnsprojekt der 1960er-Jahre, wo ein internationaler «Al penrhein-Flughafen» mit einer vier Kilometer langen Start- und Landebahn zwischen Ruggell und Bangs geplant war, wobei die kommerziellen Einrich tungen im heute unter Naturschutz stehenden Ruggeller Riet entstanden wä ren. Gebaut hätte diesen Flughafen eine amerikanische Kapitalgruppe. Man wollte damit den Fremdenverkehr am Arlberg, in Klosters-Davos und im Al penrheintal fördern. Die hohen Erschliessungskosten für den Moorboden und die hier häufigeren Föhnstürme wurden als Gründe für die spätere Auf gabe der Idee angegeben. Sicher hätte auch der notwendige Aufkauf der zahl reichen Grundstücke für die Realisierung einige Probleme ergeben. Die starken Kiesentnahmen im Rheinbett führten nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich zu Grundwasserabsenkungen im rheinnahen Gebiet. Dies verbesserte die Möglichkeiten einer landwirtschaftlichen Nutzung. Ab den 1960er-Jahren wurden die Streueparzellen im Bangser Zipfel und in der Au mehr und mehr gedüngt.
Sichtbare Zeichen des Abbaus des Moorbodens bilden die weit aus dem Boden herausragenden Entwässerungsschächte.
Die tieftorfigen, organischen Böden zeichnen sich nach der Ackerung durch ihre sehr dunkle Farbe aus.
Naturschutzgebiet seit 1978 Das noch bestehende Kerngebiet der verbliebenen Streueriede findet sich in einem kleineren Rechteck von ca. 1’700 m Breite und 600 m Tiefe und lässt sich folgendermassen begrenzen: – im Norden durch den Grenzgraben zu Vorarlberg – im Süden durch einen Flurweg, dem dritten von Westen nach Osten verlaufenden Querweg ab der Landesgrenze – im Osten durch die Landesstrasse von Ruggell nach Nofels (Vorarlberg) – im Westen durch den Spiersbach In diesem Raum wurde 1978 das Naturschutzgebiet Ruggeller Riet einge richtet. Dieses Reservat steht im Fokus dieser Schrift, und aus dem Riet stam men auch die meisten Aufnahmen. Weitere Streuewiesen finden sich südlich dieser Abgrenzung, auch östlich der erwähnten Landesstrasse nach Nofels und zwischen Spiersbach und Binnenkanal. Hierzu gehören die baumbe standenen Streueteile im Schneggenäuele und der Au, die ebenfalls Reser vats-Status geniessen.
Eine Riedlandschaft mit vielen Farbtönen Den schönsten Überblick auf das Ruggeller und Schellenberger Riet hat man von der Anhöhe des Hinterschellenbergs. Von dort her unterscheidet sich die Riedlandschaft durch ihre Farben und Strukturen von der umgebenden, in tensiver genutzten Landwirtschaft. Vor allem im Herbst zeichnen sich die ungedüngten Flächen durch einen fahl- bis gelbbraunen Aspekt aus, der sich deutlich vom satten Einheitsgrün der Fettwiesen abhebt. Südlich davon wer den die Böden zudem teils geackert, wobei der schwarze Moorboden mit der Umgebung besonders stark kontrastiert. Diese intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen sind meist von Baum und Strauch ausgeräumt, melioriert und bilden mit den nachträglich linear eingebrachten Windschutzstreifen ihrerseits markante Landschaftselemente. Gegen Westen zu, in Richtung Rhein, werden sie von einzelnen landschaftlich besonders prägenden Weiss weiden, im Dialekt «Felba» genannt, ergänzt. Auf einer dieser Felben brütet
neuerdings wieder der Weissstorch. Der Riedaspekt setzt sich in Richtung Bangs auf der österreichischen Seite fort. Hier wurde 1974 ebenfalls ein Na turschutzgebiet eingerichtet, und dieses bildet mit dem Ruggeller Riet eine grenzüberschreitende, ökologische Einheit.
Bau von parallelen Entwässerungsgräben im 19. Jahrhundert Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Schellenberger und Ruggeller Riet in sehr schematischer Weise einige Entwässerungsgräben eingebaut. Durch schnittlich alle 200 m wurde von Ost nach West das Gebiet in den Spiersbach entwässert. Vom einstigen natürlichen Gewässernetz ist nichts mehr verblie ben. Nur bei längeren Trockenphasen wird aus der Distanz der Verlauf der hier einst zahlreich sich schlängelnden, kleinen Fliessgewässer sichtbar. Ein zig der Grenzgraben – auch Friedgraben (umgangssprachlich Frickgraba) oder Hasabach genannt – verläuft nicht ganz gestreckt in der Landschaft. Al lerdings ist seine Sohle mit Steinplatten belegt. Die Sohle der Parallelgräben ist teils mit Holzfliesen abgedeckt. Das verhindert den durchgehenden typi schen Bewuchs mit Wasserpflanzen. Im Streuiteilgraba finden sich die letz
Die Weissweide, im Dialekt Felba genannt, prägt die rheinnahen Teile der Riedlandschaft.
ten weissen Seerosen Liechtensteins, die gelbe Teichrose ist in einem trocken gefallenen Abschnitt des Grenzgrabens in den 1960er-Jahren ausgestorben. Die Sohlen dieser Entwässerungsgräben liegen 1.5 m unter dem mittleren Gelände, der Grenzgraben gar 2.5 m. Diese Abtiefung brauchte es, um das Gebiet zum Spiersgraben hin zu entwässern. Das durchschnittliche Gefälle der Gräben beträgt nur 0.5 Promille. Auch der Spiersbach selbst hat nur ein minimales Gefälle. Der Grundwasserspiegel im Gebiet erhält seinerseits sei nen Wasserzuzug aus dem Tagwasser, dem Hangdruckwasser und dem Ober flächenabfluss vom Schellenberg.
Massive Moorbodenabsackungen Der Gemeindebesitz im Schellenberger Riet wurde 1970 systematisch drai niert, wobei das Wasser mit Hilfe eines Pumpwerks in den Spiersbach abge leitet wird. In den dortigen tieftorfigen Böden ergibt sich durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung eine Mineralisation der Torfschichten mit jähr lichen Torfsackungen von zwei cm pro Jahr. Diese Sackungsprozesse finden auch, etwas vermindert durch die intensivere landwirtschaftliche Nutzung, in den nicht entwässerten Teilen in den Köbelesmeder und in der Specki statt. Damit ergeben sich immer grössere Probleme, das Oberflächenwasser durch das Ruggeller Riet abzuführen. Darum müssen die dortigen Gräben periodisch abgetieft werden. Der zentrale Teil des Ruggeller Riets liegt heute ohne diese Sackungsprozesse rund einen halben Meter höher als das umlie gende, intensiver genutzte Landwirtschaftsgebiet im Osten und Westen. Ebenso liegt der Grundwasserspiegel im Naturschutzgebiet höher, im Zent rum des Reservats kommt der Grundwasserstand gar nahe an die Oberflä che. Diese hydrologischen Phänomene zeigen deutlich, dass das Naturschutz gebiet nicht isoliert betrachtet werden darf. Auch die es umgebenden Ein flüsse wirken sich auf das Reservat direkt aus. Eine Abpufferung schädlicher Einflüsse wird unabdingbar, damit die Vielfalt im Naturschutzgebiet überle ben kann. Ausserhalb der Waldflächen macht der Anteil von Naturschutzgebieten in Liechtenstein knapp ein Prozent der Landesfläche aus. Dieser Obulus an die Vielfalt ist eine wichtige öffentliche Aufgabe, die unser aller Aufmerksam keit bedarf.
Die Sohle des Grenzgrabens liegt ca. 2.5 m unter dem mittleren Gelände und entwässert Teile des Hinteren Schellenbergs in Richtung Spiers.
Der Südwind verfrachtet selten den Saharastaub bis über die Alpen und gibt der Landschaft eine braune Patina, wie geschehen am 21. Februar 2004.
Die Weisse Seerose kommt natürlicherweise nur noch im Ruggeller Riet vor.
Schnaken ernähren sich von Nektar. Die Larven leben in feuchtem Boden, morschem Holz oder in Gewässern und tragen wesentlich zu den Abbauprozessen des Pflanzenmaterials bei. Das Stadium des flugfähigen Vollinsekts dient der Partnerfindung und der Fortpflanzung.
Goldrute Julia Heeb Unter den eingewanderten, nicht heimischen Arten sind die Spätblühende und die Kanadische Goldrute von besonderer Bedeutung. Eingeschleppte Pflanzenarten besitzen Vorteile, weil ihre natürlichen Gegenspieler und Frassfeinde in der neuen Umgebung fehlen. Einigen wenigen gelingt es nach einiger Zeit sich zu etablieren und erfolgreich Gebiete zu besiedeln. Die Goldrute wurde als Zierpflanze von Nordamerika nach Europa gebracht. Seit sie 1927 von Imkern im Ruggeller Riet ausgesetzt wurde, verbreitet sie sich in den letzten Jahrzehnten stark. Goldruten können sich vor allem dort ansiedeln, wo eine Störung in der Pflanzendecke vorliegt. Dies ist auf Böden entlang der Wegböschungen, ehemaligen Hüttenplätzen, Parzellenzufahrten und auf Böden mit ehemaligem Torfabbau der Fall. Durch ihre unterirdische Ausbreitung mittels Rhizomen haben sie eine hohe Konkurrenzkraft und können so in angrenzende Pflanzenbestände eindringen und artenarme Dominanzbestände bilden. Durch ihr Verbreiten verdrängen sie die anderen, zum Teil sehr seltenen, für das Feuchtgebiet typischen Pflanzenarten, und mit ihnen die Tiere, die von diesen Pflanzen abhängig sind. Goldrutenbestände sind ausserdem der artenärmste Lebensraumtyp im Ruggeller Riet. Die Goldrute stellt somit eine ernsthafte Bedrohung für die Artenvielfalt im Ruggeller Riet dar, wo sie bereits ca. zehn Prozent der Fläche einnimmt. Nur die sehr feuchten Gebiete meidet sie. Die Bekämpfung erweist sich nach zehnjährigen Versuchen des Amts für Wald, Natur und Landschaft als sehr schwierig und aufwändig. Die geeignetste Wirkung zeigt die jährlich durchgeführte Mahd der Bestände und das sorgfältige Abräumen des Mähguts. Alle weitergehenden Massnahmen wie zusätzliche Schnitte oder Zerhacken der Rhizome schädigen auch die umliegende Vegetation. Mit der allenfalls weiteren Austrocknung des Rieds werden zudem weitere Flächen besiedelbar.
NATURERLEBNIS LIECHTENSTEIN RUGGELLER UND SCHELLENBERGER RIET Noch im 19. Jahrhundert prägten die Streuewiesen vierzig Prozent der liechtensteinischen Rheintalebene. Davon sind heute nur mehr Reste verblieben, vor allem nördlich von Ruggell. Riedlandschaften sind in allen Jahreszeiten attraktiv und vielfältig an Leben. Wir tragen für diese Vielfalt Verantwortung und möchten sie auch kommenden Generationen erhalten. Die Bild- und Textautoren wollen uns die Schönheiten der Riedlandschaft vermitteln. Hegen und pflegen wir also dieses Kleinod.
Fotografie: Heeb Josef, Nescher Marco, Roser Xaver Text: Biedermann Josef, Broggi Mario F., Fasel Michael, Goop Rudolf, Heeb Julia, Hilbe Herbert, Kindle Theo, Kühnis Jürgen, Lampert Steven, Schlegel Heiner, Staub Rudolf, Willi Georg
ISBN 978-3-905437-14-0