MO:DE E I N M A G A Z I N -PROJ E K T DE R A M D A K A DE M I E MODE & DE S IG N I N MÜ NCHEN
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AMD AKADEMIE MODE & DESIGN MÃœNCHEN M O D E J O U R N A L I S M U S / M E D I E N KO M M U N I K AT I O N W W W. A M D N E T. D E
WAHRE GRÖSSE
EDITORIAL
L I EBE L ESER I N, L I EBER L ESER , wenn Sie in der U-Bahn sitzen: Wie viele Passagiere holen sich Informationen aus der Tageszeitung – und wie viele News über ihre S M A R T P H O N E S ? Die journalistische Branche und damit das Erscheinungsbild ihrer Produkte befinden sich stark im Wandel: Inhalte werden zunehmend auf Bildschirmen konsumiert, das Berufsbild der Digital Influencer hat sich neben dem der Journalisten etabliert, und Onlinepublikationen behaupten sich parallel zu den Printmedien ... Gerade die Generation der 20 – 25-Jährigen, heißt es, habe sich von Medien, die man nicht tippen, wischen oder liken kann, komplett verabschiedet. Wirklich? Das finden wir nicht. Wir, die Abschluss-Lehrredaktion des Ausbildungsgangs Modejournalismus / Medienkommunikation der AMD München, wollen aus dem klassischsten aller Medien etwas Neues kreieren. MO:DE 8 ist eine Hommage an die Z E I T U N G und soll beweisen, dass Mode auch in diesem Format funktioniert. Wir verwenden Magazinelemente und zeigen, wie es aussieht, wenn Modestrecken endlich den Platz, die R E L E V A N Z und zugleich die Selbstverständlichkeit bekommen, die sie verdienen. Inspiriert vom Nordischen Vollformat – groß genug, um einen Kaffeehaustisch zu bedecken – widmen wir uns in der achten Ausgabe der jährlich erscheinenden MO:DE-Reihe dem Thema Größe. G R Ö S S E ist ein kleines Wort von gigantischem Umfang, das wissen wir jetzt. Wir präsentieren Ihnen eine Modezeitung mit Geschichten von großen Herausforderungen (X-Large), kleinen Unterschieden (X-Small) – und dem oft unterschätzten Mittelmaß (Medium). Wir wünschen Ihnen maximalen Lesegenuss und großen Spaß dabei, mal die Perspektive zu wechseln! Ihre Abschluss-Lehrredaktion des 15. Jahrgangs der AMD Akademie Mode & Design München
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I N H A LT
32 NEUES VOM JAHR M AR KT DER EITELK EITEN Die Modebranche sieht sich vor so großen Herausforderungen wie noch nie. Eine Bestandsaufnahme
36 W E LT BEW EGE N D Große Momente, große Mode: Stylings, inspiriert von der Geschichte der letzten fünf Jahrzehnte
48 GROSSE FUSSSTAPFEN Fluch oder Segen? Zwei Erben berühmter Familienunternehmen über die Balance zwischen Tradition und Innovation
50 STILKRITIK Wir nehmen uns Leute vor, die in Modemagazinen üblicherweise nicht vorkommen. Diesmal: Jan Böhmermann 3 5 74 75
Editorial Contributors Dank / Impressum Sponsoren
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6 8 ALICE W HO? Groß wird klein, lieb wird böse, romantisch wird cool: Im Wunderland ist nichts, wie es scheint. Und in der neuen Mode?
18 „ZEITUNG DARF VERFÜHREN“ Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, über die Zeitung als Lebensgefühl – und Mode als Kunstform
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MO:DE 8
„ W A S W I L L I C H W E R D E N …“ Die klassische Kinderfrage nach dem Traumjob – hier beantwortet von drei Profis aus der Modebranche
KUNSTTURNEN Eine Modestrecke, die beweist, dass Sportmode heute überall funktioniert. Sogar dort, wo man sie am wenigsten erwartet
TR EN DA NALYSE Was um uns herum passiert, beeinflusst auch, was wir tragen. Warum es diesen Winter unbedingt Daunenjacken in Übergröße sein müssen
56 FÜR DEN K LEINEN HUNGER Die Lust auf große Taschen ist gesättigt. Jetzt probieren wir Mini Bags, angerichtet mit Obst und Gemüse der Saison
62 MINI FASHIONISTAS Kleine Kinder, große Karriere: Modeblogs auf Instagram sind für ehrgeizige Mütter das, was früher Eislaufen war
66 2 0 2 -18 2 -167 Z E N T I M E T E R Männermode: der perfekte Anzug für jede Größe
72 NAPOLEONKOMPLEX Warum heißt es eigentlich immer, dass die Kleinsten am lautesten kläffen?
24 AUFBAUEND Illustrator Christoph Niemann zeigt, wie uns Mode auch im Moloch der Metropolen immer wieder aufrichten kann
26 DAS M AG ICH AN MIR Oft sind es Details, die Menschen einzigartig machen. Drei Männer zeigen, was ihnen an sich am besten gefällt
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CONTRIBUTORS
THOM A S VON A AGH Wie kommt ein Pferd ins Heft? In den meisten Fällen: gar nicht – weil es extrem schwierig ist, diese ziemlich großen Kreaturen in einem Studio unterzubringen sowie auf einem Bild vernünftig zu platzieren. Der Fotograf Thomas von Aagh verließ sein Münchner Atelier, um Schimmel Countdown in einer Reithalle in Garching zu inszenieren. Wie der modische Ritt gelang, sehen Sie ab S.36
MONIK A A ICH ELE Ein Pfau, auf den ersten Blick schillernd, stolz, schön – der aber auch Federn lässt: Dieses Bild zeichnet die international renommierte, in München beheimatete Illustratorin Monika Aichele von der Modebranche, die für sie „Symbol für eine Industrie ist, die sehr viel sein will und nach außen sehr prächtig wirkt. Der Pfau stellt aber auch die Ausbeutung der menschlichen Kreativität dar.“ AB S. 32
DENNIS BR A ATZ Viele SZ-Leser kennen ihn von seinen Berichterstattungen über die Modemessen in Paris, Mailand, London und anderswo, viele haben sicher auch schon seine Hintergrundstorys über Modephänomene in der SZ-Wochenendausgabe gelesen. Was die meisten vermutlich nicht wissen: Dennis Braatz wurde, genau wie die Lehrredaktion von MO:DE 8, an der AMD München ausgebildet. Einer von uns – der uns hier erklärt, worauf sich die Modewelt in den nächsten Jahren gefasst machen sollte. AB S. 32
M A R KUS BUR K E
COV ER - F O T O : T H O M A S VO N A AG H . W EI T ER E I N F O R M AT I O N EN : A B S. 3 6 ; F O T O D I E S E S EI T E : M A R K U S B U R K E ; LI N K E S EI T E : T H O M A S VO N A AG H
Ist ein Outdoor-Shooting für Ende Juni angesetzt, rechnet man eigentlich mit Sonnenschein, blauem Himmel und Temperaturen von mindestens 20 Grad. Beim „Alice im Wunderland“-Termin am Tegernsee allerdings schien die Welt untergehen zu wollen: Dauerregen, Sturmwarnung, tiefschwarze Wolken. Doch anstatt die Modeproduktion im Wortsinn ins Wasser fallen zu lassen, machte Markus Burke das Beste daraus – und nützte die düstere Atmosphäre, um die Modestrecke noch mystischer zu gestalten. Dass dabei sein Handy im Matsch landete, konnte seine Laune nicht trüben. AB S. 8
M AGNUS L ECH NE R Wie schaff t man eine relaxte Atmosphäre am Set, insbesondere für Laienmodels? Fotograf Magnus Lechner, unter anderem Playboy-erprobt, setzt auf gute Musik. Seine Playlist beinhaltet aktuellen Hip-Hop, DJ-Sets wie von David August und Indie-Sound. Was wirklich gespielt wird, dürfen die Models bestimmen – beim MO:DE 8-Shooting war das vor allem Elektro. AB S. 66
THOM A S FUCHS Komischer Auftrag: Die Stilkritik über den Auftritt einer real existierenden Person zu illustrieren – neben solchen Texten stehen für gewöhnlich Fotos. Schlussendlich konnten wir den Berliner Illustrator, der u.a. für die New York Times, Rolling Stone und das Wall Street Journal arbeitet, doch überreden, Jan Böhmermann mit dem gewissen Etwas zu versehen. Ergebnis: S. 70
CH R ISTOPH NI E M A NN Schon als Student illustrierte er ein Cover des Rolling Stone, heute zeichnet der gebürtige Ludwigsburger für den New Yorker, Google, ZEIT Magazin, New York Times und, und, und: Christoph Niemann ist der Superstar unter den internationalen Illustratoren. Exklusiv für uns: seine Idee, wie die Themen Mode und Größe einander bereichern können. AB S. 24
L O R R A I N E H E L LW I G An dieser Location war alles in Stein gemeißelt: im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke in München. Dass Lorraine Hellwig die Szene trotzdem mit Leben füllte, ist ihrem authentischen Stil zu verdanken – sie arbeitet nur mit ihrer Kamera und ohne Special Effects, verzichtet weitgehend auf Retusche. „Persönliche Merkmale und kleine Unebenheiten sollen sichtbar bleiben.“ AB S. 52
CH R I S T OP H P H I L A DE L P H I A Philadelphia? Ist das einer US-Stadt nachempfunden – oder einem Frischkäse? Diese Frage hat der gebürtige Niedersachse schon oft gehört. Die Antwort: Er heißt wirklich so. Ganz neu dagegen war für den versierten Stilllife-Fotografen die Arbeit mit frischen Lebensmitteln, die er detailverliebt wie immer – und sehr appetitlich – inszenierte. AB S. 56
R EGI NA R ECHT Was offenbart ein Mensch von seinem Inneren, wenn er sein Äußeres ablichten lässt? Diese Frage treibt die Münchner Fotografin Regina Recht an – und hat sie zur Expertin für ganz spezielle Nahaufnahmen gemacht: Ihre Bilder geben immer intime Einblicke, ohne dabei jemals schlüpfrig zu wirken. AB S. 26
M A X SCH A R NIG G Bestimmte journalistische Formen funktionieren nur durch ihre Autoren: So lebt die Männer-Spalte der SZ-Stilkritik am Wochenende von den pointierten Betrachtungen des Redakteurs Max Scharnigg. Genial beiläufig verhandelt er dort weniger die Mode als das, was dahintersteckt. So auch bei uns. S. 50
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Wenn ICH groß bin … … mache ich etwas mit Mode? Von wegen: Nicht jedem ist das S T I L B E W U S S T S E I N in die Wiege gelegt worden. Drei Quereinsteiger erzählen von dem Moment, in dem sie die L E I D E N S C H A F T für Fashion und Beauty gepackt hat – und wie daraus ein Beruf geworden ist.
T E X T: JULI A HIMMELR EICH
… WERDE ICH LEHRERIN! V É R O N I Q U E T R I S T R A M arbeitete als freie Stylistin bereits für Publikationen wie InStyle, Cosmopolitan, GQ und stern. Heute ist sie die Modechefin der deutschen Ausgabe der Glamour. Wenn man die stilsichere Französin, die von sich selbst behauptet, immer etwas Schwarzes, etwas aus Leder und etwas von Hermès zu tragen, sieht, könnte man meinen, sie wäre in High Heels geboren. Doch eigentlich begann ihre berufliche Karriere als Lehrerin an einem französischen Gymnasium in Hamburg: „Ich habe mich schon als junges Mädchen für schöne Kleidung begeistert, aber mir war gar nicht bewusst, dass man daraus einen Beruf machen kann. Ich bin davon ausgegangen, dass Modestrecken nur von Fotografen produziert werden, und wäre nie auf die Idee gekommen, dass man mit Styling Geld verdienen kann. Erst als ich nach meinem Germanistikstudium zufällig Leute kennenlernte, die als Stylisten arbeiteten, wurde ich auf die Modebranche aufmerksam. Die Erzählungen von ihren kreativen Aufgaben und ihrem aufregenden Arbeitsalltag faszinierten mich, und ich wusste: Das will ich auch! Ich habe mich sofort für zahlreiche Praktika in ganz Deutschland beworben, aber am Anfang nur Absagen kassiert, weil ich nie auf einer Modeschule war. Bei der Frauenzeitschrift Petra hat es schließlich geklappt – dort habe ich als Praktikantin angefangen und bin dann einfach so ‚reingerutscht‘ …“
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… MACHE ICH WAS MIT ARCHITEKTUR! J O H N N Y T A L B O T ist Teil des bekannten Münchner Designerduos Talbot Runhof und spielt damit an der Seite von Adrian Runhof in der obersten Liga der deutschen Modedesigner mit. Ihre Kleider tragen die Handschrift beider Designer, doch während Runhof vor allem die Farbwelten und Materialien der Kol lektionen verantwortet, ist Talbot für die mathematische Präzision und Konstruktion der Entwürfe zuständig – und das nicht ohne Grund: „Als ich 14 Jahre alt war, wollte ich Architekt werden – in meinem Zimmer stand ein Zeichentisch, ich hatte eine riesige Sammlung an Linealen, Geodreiecken und Bleistiften. Bücher und Hauspläne stapelten sich in meinem Zimmer. Ich war wirklich besessen; lebte und atmete die Architektur. Ein paar Jahre später beschloss ich, ein Ingenieursstudium zu beginnen. Dass ich plötzlich anfing, mich für Mode zu interessieren, hatte einen privaten Grund: Ich begegnete Adrian und verliebte mich in ihn. Ich begleitete ihn zu Modemessen, die er beruflich besuchte, weil ich ihn besser kennenlernen wollte. Er stammt aus einer Modefamilie und war in dieser Welt zu Hause – mir war der Trubel völlig fremd. Die Erlebnisse mit ihm inspirierten mich immer mehr und bewegten mich dazu, meinen Beruf an den Nagel zu hängen. Wir wurden nicht nur ein Paar, sondern arbeiteten schon bald zusammen. Als wir 100 Stücke unserer Kollektion an das New Yorker Luxuskaufhaus Henri Bendel verkauften, wurde mir klar, dass die Mode meine Zukunft ist.“
… MUSS ICH HIER RAUS! A R M I N M O R B A C H ist der bekannteste Hair- und Make-up-Artist Deutschlands: Er hat bereits mit Topmodels wie Naomi Campbell, Cindy Crawford und Eva Padberg gearbeitet. Als Herausgeber des Beauty-Magazins Tush hat er außerdem eine Plattform für seine exzentrische Bildsprache geschaffen und sein Talent als Fotograf unter Beweis gestellt. Mit der „schönen Modewelt“ hatte Morbach als Kind jedoch noch nichts zu tun: „Früher wollte ich Tierarzt werden. Als ich dann einem Landtierarzt auf dem Bauernhof über die Schultern schauen durfte, hatte sich dieser Traum schnell ausgeträumt – was ich dort sah, hatte gar nichts mit meiner kindlichen Vorstellung von diesem Beruf zu tun. Und das sollte nicht meine einzige prägende Erfahrung mit dem Landleben bleiben: In meinem Heimatdorf fühlte ich mich als Jugendlicher stark eingeschränkt. So etwas wie Clubs gab es nicht, man hatte keine Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen. Mit 15 nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und hatte mein Coming-out. Das war Ende der 80er wirklich krass, da Aids ein allgegenwärtiges Thema war. Meine Familie stand zwar hinter mir, aber mein restliches Umfeld begann sich von mir zu distanzieren. Mir war klar: Ich wollte in die Großstadt, ich wollte Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll. In München ließ ich mich bei Vidal Sassoon und Gerhard Meir zum Friseur ausbilden und erkannte darin meinen Traumberuf. Mit der Zeit wurde mir München aber zu klein, und ich brach auf nach Miami, New York, Amsterdam und Wien. Nun entwickelte sich alles ganz schnell: Mit 21 habe ich meine erste Chanel-Schau gemacht, mit 25 habe ich Tina Turner frisiert.“
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W H O ? Im Wunderland ist nichts mehr, wie es scheint – und auch in der Mode werden die K A R T E N neu gemischt: Abstrakte Prints, D E K A D E N T E S T O F F E und eigenwilliger Schmuck treffen jetzt aufeinander.
FOTOS: M AR KUS BUR K E ST YLING: IZ ABEL A LOVR IC, CHR ISTINA M AIER, ANNA ZIEGELBAUER
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H A A R E / M A K E - U P : VA N G E L I S T Z I M I K A S / A G E N T U R FA M E , M O D E L : L A R I S S A R I E H L / TA L E N T S M O D E L S , F O T O A S S I S T E N Z : H U B E R T V O N H AY E K
A L I C E
Diese Seite: R o t e r S t r i c k p u l l o v e r : CO S , G o l d r i n g e mit Edelsteinen: Susa Beck Linke Seite: Schwarzes Seidenkleid: Dimitri, Schluppenbluse: Equipment, Ku g e l o h r r i n g e : M a n g o
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Diese Seite links: Goldener Schuh: Max Mara Linke Seite: Jacke mit Hahnentrittmuster: Philomena Zanetti, Fe l l w e s t e : L i u J o, S t r i c k r o c k : Max Mara, Ringe: Susa Beck, Ohrringe: Atelier Swarovski
Diese Seite: Bluse mit Kartenprint: Riani Rechte Seite: S a m t j a c k e m i t Pe l z b e s a t z , S t r i c k p u l l o v e r i n TĂź r k i s , Seidenrock mit Blumenmuster: alles Miu Miu, Ringe: verlobungsringe.de
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Diese Seite: S ei de n m a n te l in B o rd e a u x: M a x M a r a , schwarzes transparentes Kleid mit Blumenapplikationen: L i u J o, d u n k e l r o s a K l e i d : CO S, O h r r i n g e : Ve r s a c e Rechte Seite: B l u s e : M o n k i , H o s e : M a n g o, Ohrringe: Susa Beck
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Diese Seite: Regenmantel: Stutterheim, Bluse: Riani Rechte Seite: Kette: Jane KØnig
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„Zeitung darf verführen“
DIE ZEIT ist eine der wenigen Zeitungen, deren Auflage in den vergangenen Jahren gestiegen ist, während andere um Leser kämpfen müssen. Ihr Chefredakteur Giovanni di Lorenzo über Zeitung als Lebensgefühl, Lieblingsstücke von Helmut Lang und seine Beziehung zu Mode.
GIOVANNI
I N T E RV I EW: A N N A WA LT E R , A N N A Z I EGE L B AU E R FOTOS: DIR K PU DW ELL
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MO:DE 8: Viele junge Leute greifen morgens als Erstes zum Smartphone. Nach dem Aufstehen scrollen sie Newsfeeds herunter und konsumieren digitale Nachrichtendienste. Welche Veränderungen durch digitale Medien haben Sie festgestellt?
Giovanni di Lorenzo: DIE ZEIT ist offenbar aus der Art geschlagen, denn wir haben in den letzten 12 Jahren unseren Anteil an jungen Lesern zwischen 14 und 29 Jahren nicht verloren. Die Hälfte davon möchte uns sogar noch in Papierform lesen.
„Wir wollen bei den Lesern das Gefühl wecken: Gut, dass wir diese Zeitung haben.“
Wie ist das bei Ihnen persönlich? Gilt Ihr erster Blick nach dem Aufstehen ebenfalls Ihrem Smartphone?
Auf mein Smartphone schaue ich morgens natürlich als Erstes, um meine SMS zu lesen. Dann mache ich etwas, was auch bei uns nur sehr wenige Kollegen tun – ich schaue das Morgenmagazin von ARD und ZDF. Außerdem lese ich ausführlich Zeitung. Erst danach sehe ich mir die Meldungen online an. Wie viel Zeit verbringen Sie mit der Zeitungslektüre?
Mindestens anderthalb Stunden. Ich lese täglich mehrere Zeitungen, dazu kommen Radio, Fernsehen und Online-Medien. Ohne welche Titel können Sie nicht leben?
Natürlich bin ich nach wie vor der Süddeutschen Zeitung verbunden. Außerdem hänge ich am Tagesspiegel und möchte auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung nicht missen. Ich gebe zu, ich lese auch täglich die BILD. Den Rest schaue ich mir im Büro an, auch meine italienische Leibund Magenzeitung La Repubblica. Was macht für Sie das besondere Zeitungsgefühl aus?
Zeitunglesen ist ein intimer Vorgang, dabei geht es allein um meine Zeitung und mich. Natürlich hat das für mich auch mit Gewohnheit und Haptik zu tun. Ganz selten erwische ich mich noch dabei, diesem Medium eine andere Wertigkeit zuzuschreiben als Internetauftritten. Das ist natürlich Quatsch. Tatsächlich bedienen die beiden Medien unterschiedliche Bedürfnisse. So gibt es zum Beispiel im Feuilleton Artikel, die ich online nicht unbedingt erwarte und nicht lesen möchte – dafür aber auf Papier.
Haben Geschichten im Internet diese Verführungskraft Ihrer Meinung nach nicht?
Auch, aber nicht so stark. Ich informiere mich dort über aktuelle Themen, über Gossip und suche gezielt nach zusätzlichen Informationen zu Geschichten, die mich interessieren. Ich konsumiere Medien jedoch nicht doppelt – wenn ich eine Zeitung in Papierform lese, rufe ich nicht zusätzlich ihren Internetauftritt oder ihre App auf. Da sie wöchentlich erscheint, ist Aktualität für DIE ZEIT nicht die erste Priorität. Welche Kriterien muss eine Geschichte erfüllen, damit Sie sie veröffentlichen?
Auch wir können und wollen an aktuellen Geschichten nicht vorbeigehen. Aber es stimmt natürlich, dass sich diese Kriterien verschoben haben. Heute gibt es so gut wie gar keine Korrelationen mehr zwischen einem wichtigen Ereignis und einem höheren Abverkauf von Zeitungen. Die Leute erfahren im Fernsehen oder Internet von einem Ereignis und kaufen nicht mehr in erster Linie DIE ZEIT, um zu wissen, wie sie dieses Ereignis einordnen müssen. Unsere Leser erwarten von uns etwas Besonderes und Neues und dieser Erwartung versuchen wir gerecht zu werden. Wir wollen in unseren Lesern das Gefühl wecken: „Gut, dass wir diese Zeitung haben.“ Wie gelingt das?
Früher war Zeitung in erster Linie ein Informationslieferant. Was Sie beschreiben, klingt eher nach einem Lifestyle-Produkt.
Durch Hintergrundinformationen zu aktuellen Themen, aber auch durch Überraschungen. Wir möchten unsere Leser mit allem Wichtigen versorgen, aber ihnen gelegentlich auch Freude bereiten und ihnen Geschichten bieten, die ein Fingerzeig für ihr Leben sein können.
Von mir aus auch das, die Zeitung darf mich verführen. Sie bringt mich dazu, einen Artikel zu lesen, den ich eigentlich nicht hätte lesen wollen.
Sie haben 2007 das ZEIT Magazin wieder eingeführt. Welche Bedeutungen haben Supplements Ihrer Meinung nach für Zeitungen?
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Für mich bedeuten sie in erster Linie, eine Themenpalette zu erweitern und auch vorsichtig neue Zielgruppen zu gewinnen. Wenn wir heute das ZEIT Magazin abschaffen würden, wäre das ein Desaster. Dadurch dass das Magazin emotionaler ist als der Rest der Zeitung, ist die Bindung zum Leser eine besondere. In den USA gibt es mit Women’s Wear Daily seit 1910 Mode im Zeitungsformat. Mode als Zeitung in einer Zeitung – bei den europäischen Nachbarn Usus, wieso haben wir so etwas in Deutschland (noch) nicht?
Ich denke, das liegt daran, dass Mode in Deutschland stärker auf eine bestimmte Zielgruppe beschränkt ist und man davon ausgeht, dass diese Zielgruppe Hochglanz erwartet. In Deutschland, genauso wie in anderen protestantisch geprägten Ländern, wird Mode nicht durchweg als positiv gesehen. Ich glaube, die Leute sind da gespalten: Für einige ist Mode ein Zeichen der Dekadenz, für andere ist sie ein Zeichen zivilisatorischer Verfeinerung. Sollte man nicht versuchen, dieser Distanziertheit entgegenzuwirken und den Leser an das Thema Mode heranzuführen?
Mit unseren regelmäßigen Modestrecken im ZEIT Magazin tun wir das zwar, aber nie mit missionarischem Vorsatz. Menschen zur Mode zu erziehen, ist, denke ich, genauso aussichtslos wie sie zum Veganer oder zum Nichtraucher machen zu wollen. Sie führen die Lage in Deutschland auf die protestantische Tradition zurück. In Italien oder Frankreich ist Mode ein fester Bestandteil der Kultur und Gesellschaft und damit auch der Medien. Liegt das daran, dass das Thema gezielt anders kommuniziert wird?
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Die „Erziehung“ erfolgt nicht systematisch, sondern viel beiläufiger. In Italien ist die Mode ein Derivat anderer schöner Künste. In Deutschland würde man nicht unbedingt darauf kommen, dass Mode auch etwas Künstlerisches sein kann. Ein großer Teil der Gesellschaft kann sich Mode nicht leisten, und manche begegnen ihr mit dem Verdacht, Ausweis von Oberflächlichkeit zu sein. Für mich ist sie das nicht. Welche Chancen geben Sie einer Modezeitung, wie wir sie aktuell zum ersten Mal für den deutschen Markt produzieren?
Ich denke, es ist eine gute Möglichkeit, den Leuten zu zeigen, dass Mode nicht nur etwas für Fashion Victims ist, sondern auch „normalen“ Menschen Freude machen kann. Dass Mode eine künstlerische Ausdrucksform und wichtiger Seismograf gesellschaftlicher Entwicklungen ist. Nachfolgende Generationen erkennen den Zeitgeist immer auch an der Mode. Sie gelten als einer der stilbewusstesten Männer der Branche. Was für eine Beziehung haben Sie persönlich zu Mode?
Dass ich das sein soll, ist mir ein Rätsel! Mode interessiert mich, aber ich habe überhaupt keine Zeit, mir aktuelle Trends anzuschauen oder viel einkaufen zu gehen. Das erfolgt mit größter Beiläufigkeit und Zufälligkeit. Wie lange stehen Sie morgens vor Ihrem Kleiderschrank?
Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt schon einmal länger vor meinem Kleiderschrank gestanden habe. Meistens stehe ich nur vor dem Schrank, um mir etwas darin zu greifen und zu kontrollieren, ob es gebügelt ist. Also lassen Sie sich auch nicht von Männer-Modemagazinen inspirieren?
Nein. Manchmal sehe ich jemanden auf der Straße und denke mir: „Diese Person ist sehr gut angezogen.“ Dann schaue ich genau hin und frage mich, was diese Erschei-
nung so schön macht. Guter Stil ist jedoch schwer zu trennen von einer charismatischen Ausstrahlung. Also keine GQ und keine L’Uomo Vogue?
Nein, aber ich habe als Student für die Männer-Vogue gearbeitet und als freier Mitarbeiter Artikel geschrieben. Während dieser Zeit habe ich legendäre Figuren wie Angelica Blechschmidt kennengelernt, die 24 Jahre lang Art Direktorin und Chefredakteurin der deutschen FrauenVogue war. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Es gab einzelne Modemacher, die die Art und Weise, Kleidung zu betrachten, verändert und auch mich geprägt haben, obwohl ich nicht viel Zeit auf Mode verwende. Welche Designer meinen Sie damit?
Als ich 17 war, hat mir Elio Fiorucci richtig imponiert. Heute würde man sagen, dass viele seiner Entwürfe kit-
„Menschen zur MODE erziehen zu wollen, ist genauso aussichtslos wie sie zum Veganer oder zum Nichtraucher zu machen.“ schig waren, aber irgendwie hat er den damaligen Zeitgeist in seiner Mode eingefangen. Später hatte Helmut Lang für mich einen absoluten Kultstatus. Ich habe alle Kleidungsstücke von ihm auf bewahrt und trage sie immer noch. Gerade erst habe ich einen zwanzig Jahre alten Mantel von ihm fl icken lassen. Kürzlich erschien ein ZEIT Magazin zum Thema München; auch Sie haben einige Jahre Ihres Lebens dort verbracht. Autor Sascha Chaimovicz spricht in seinem Einleitungstext von der „Überzeugung, dass keine Stadt in Deutschland an München heranreichen kann“. Welche Stadt bevorzugen Sie: Hamburg oder München?
Ich fühle mich in Hamburg ausgesprochen wohl, aber nirgendwo habe ich so lange gelebt wie in München. Es ist nicht so, dass eine Stadt objektiv schöner ist als die andere. Das Heimatgefühl erscheint an den Orten, an denen man sehr viele Geschichten erlebt hat. Ich habe in München studiert, dort in meinem Beruf angefangen. Die Zeit war für mich sehr intensiv und hat mich stark beeinflusst, deswegen geht diese Bindung auch nicht weg. Was vermissen Sie an München?
Vor allem meine Freunde. München ist zwar kleiner als Hamburg, aber gegenüber Neuem sehr aufgeschlossen und lässig auch mit Andersartigkeit. Mir fehlt die Herzlichkeit der Münchner, die Berge und die Nähe zu Italien. Von wo aus kann man schon in vier Stunden zum Frühstück in Verona sein?
G I O V A N N I D I L O R E N Z O ist in Rom aufge wachsen und hat in München studier t. Der 57- Jährige war viele Jahre in verant wor tlichen Positionen in der Süddeutschen Zeitung tätig; zunächst als Mitglied der innenpolitischen Re dak tion, dann als Ressor tleiter der Seite Drei. 1999 wechselte er als Chefredakteur zum Berliner Tagesspiegel, wo er heute noch zu den Herausgebern gehör t . Seit 20 0 4 is t er Chefredak teur der Wochenzeitung D I E Z E I T .
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RAUS AUS DEN FEDERN Warum wir tragen, was wir tragen, ermittelt die MO:DE 8-Trendanalyse. Diesmal geht es um D A U N E N J A C K E N in Übergröße. DKNY
T E X T: CHRISTINA MAIER
FOTOS: PR
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u spießig, zu langweilig, zu funktional: Daunenjacken wurden von der Modewelt eher vernachlässigt. Das hat sie zwar nicht daran gehindert, auf schneebedeckten Straßen und zum Wandern ausgeführt zu werden, aber sie waren, trotz der zunehmenden Verschmelzung von Mode und Sport, bisher selten das, was man in der Branche als „Must Have“ bezeichnet. Abgesehen von Bogners Fire&Ice-Knallern in den 80er Jahren und der italienischen Firma Moncler, die sich auf die Produktion der gewichtslosen Wärmewunder spezialisiert hat, waren Daunenjacken auf den Laufstegen kaum präsent. In der kommenden Saison soll sich das nun ändern. In der ersten Winterkollektion, die der Deutsche Demna Gvasalia als neuer Chefdesigner für Balenciaga entworfen hat, hat vor allem ein Kleidungsstück großes Aufsehen erregt: eine überdimensional große knallrote Daunenjacke, die an den Schultern ihrer Trägerin steif herunterhing. Ob sie nun Entzücken oder Entsetzen ausgelöst hat – die Daunenjacke war bei Moderedakteuren, Einkäufern und Bloggern wieder im Gespräch. Modemagazine, Onlineshops und Blogs verkündeten bald darauf das Ende der Daunenjacke als belächelten Frostschutz und ernannten sie kurzerhand zum Objekt der Begierde. Nicht nur Balenciaga widmet sich dem modischen Federbett, auch andere Marken scheinen sein Potenzial nun erkannt zu haben. Im aktuellen Angebot jedenfalls ist für jeden Frauentyp der passende Überwurf dabei: Alexander McQueen zeigt weit ausladende Daunenjacken mit zartrosa Blumenprint und Pelzbesatz. Das amerikanische Label DKNY interpretiert den Matrix-Look neu und präsentiert schwarze bodenlange Daunenmäntel mit Latexbeschichtung. Stella McCartneys Glamour-Version kommt königsblau und mit Samtoberfläche daher, und selbst Chanel gibt dem Federkleid eine Chance und nimmt ein schwarz-rosa Modell in seine Kollektion auf. Klimaerwärmung hin oder her: Übergroße Daunenjacken treffen genau den Zeitgeist. Überall auf der Welt erleben Menschen politische Ungewissheit, wirtschaftliche Krisen und die Angst vor einer unbeständigen Zukunft. In einer Zeit, die von Terroranschlägen und Flüchtlingselend geprägt ist, sehnen sie sich mehr denn je nach Sicherheit. Die XXL-Daunenjacke, die mehr Zelt als Oberbekleidung ist, stellt einen mobilen Ort der Zuflucht dar. Für einen Moment packt sie ihre Trägerin in Watte, schirmt sie ab von der Außenwelt und gibt ihr das Gefühl, das ihr ihre Umgebung gerade nicht geben kann: Schutz.
Lacoste
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Acne
Chanel
M a rq u e s ’ A l m e i d a
Stella McCartney
Alexander McQ ueen
Balenciaga
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Aufbauend Höher, breiter, schneller: Hongkong gilt als die Stadt mit der A G G R E S S I V S T E N Bautätigkeit weltweit. „Verglichen mit dieser Energie“, sagt Christoph Niemann, „kommt mir New York geradezu zurückhaltend vor.“ Der international gefeierte Illustrator zeigt, wie uns M O D E auch im Moloch der Metropolen immer wieder A U F R I C H T E N kann – downtown wie in Chinatown. ILLUSTR ATIONEN: CHR ISTOPH NIEM ANN
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Das MAG ICH an mir Oft sind es die Details, die einen Menschen E I N Z I G A R T I G machen. Wir fragten drei Männer, was ihnen an ihrem Körper A M B E S T E N gefällt.
FOTOS: REGINA RECHT PRODUK TION: IZ ABEL A LOVR IC, JULI A OBER M A YR
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H A A R E / M A K E - U P : S ELI N A H Ü B S C H ER , M O D EL S : PAT R I C K BAU ER , M AT T H I A S G A RV EL M A N N , A LE XA N D ER S C H O LL
„Gepflegte Hände sind mir extrem wichtig“, sagt Alexander Scholl, Gründer von Verlobungsringe.de, „sie sind gewissermaßen meine Visitenkarte.“ Schließlich präsentiert der 30-Jährige auf dem Instagramprofi l seiner Firma die Schmuckstücke oft selbst. Sein Schönheitsideal: sauber manikürte Hände, ein cleaner Look, „Nagellack muss auch bei Frauen nicht sein.“
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OHREN
„Das Besondere an meinen Ohren ist der kleine Höcker am Außenrand meiner Ohrmuschel – ein Rudiment.“ Für den 45-jährigen Fotografen Matthias Garvelmann war das MO:DE 8-Shooting eine Premiere: „Sonst stehe ich immer nur hinter der Kamera.“
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„Vom Fußballspielen sind meine Waden zwar definiert“, sagt Elektroniker Patrick Bauer, 23 – „aber zum Glück sind sie keine Muskelberge.“
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Neues vom JAHRMARKT der Eitelkeiten Die Modebranche sieht sich vor so großen H E R A U S F O R D E R U N G E N wie noch nie. Eine Bestandsaufnahme.
T E X T: DENNIS BR A ATZ ILLUSTR ATION: MONIK A AICHELE
INTERNET Erinnert sich eigentlich noch jemand an das Modejahr 2009? Da gab es auf einer Show von Marc Jacobs den Moment, als Chefredakteure und -einkäufer in der Front Row plötzlich sehr eng zusammenrücken mussten. Weil ihnen Blogger wie Bryanboy, Tavi Gevinson oder Scott Schumann an die Seite gesetzt wurden. Diese Naseweise! Hatten sie es mit ihren digitalen Tagebüchern und Streetstyle-Fotos also wirklich bis ganz nach vorn geschaff t. „Das Internet hat die Mode demokratisiert!“, schrieben danach sogar die Feuilletonisten. Was danach passierte, wurde oft erzählt: Dass immer mehr Bilder von Laufsteg-Looks in den sozialen Medien geteilt und geliked wurden (natürlich auch von Redakteuren, Einkäufern und Designern selbst!), wie das den Kopisten von H&M bis Zara mit ihrer Fastfashion-Logistik die Arbeit nur noch erleichtert hat und ein ganzes Modesystem so schnell werden konnte, dass es gerade kollabiert.
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GESCHWINDIGKEIT
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Es ist ja auch logisch. Warum sollte jemand, der heute eine Show übers Smartphone live verfolgt, sechs Monate bis zur Auslieferung ihrer Mode warten wollen? Bis dahin jagt er längst dem nächsten Trend nach. Um den Kunden bei der Stange zu halten, haben viele Marken in den letzten Jahren deshalb die Auslieferungstermine immer weiter vorgezogen und immer mehr Zwischen-, Capsule- und Koop-Kollektionen lanciert. Dadurch wurde der Druck auf die Designer so hoch, dass manch einer seinen Dienst quittierte, allen voran Raf Simons bei Dior. Die Rettung soll nun „See now / Buy now“ sein. Im September werden Marken wie Burberry, Tommy Hilfiger und Tom Ford erstmals Kollektionen zeigen, die direkt danach auch im Handel erhältlich sind. Dass man beim Entwerfen jetzt wohl weniger auf die modische Innovation, sondern viel mehr auf blanke Verkäuflichkeit setzen wird, ist die eine Sache. Die andere: dass das neue System von Marken wie Gucci oder Bottega Veneta von vornherein ausgeschlossen wurde. Sie liefern ihre Kollektionen weiterhin erst sechs Monate später aus. Ganz zu schweigen von Vetements, wo man nun im Juli anstatt im September zeigt, ein paar der Teile sofort und andere neun Monate später ausliefert. Als sei selbst das aber noch nicht genug, fassen viele Modemarken ihre Männer- und Frauenshows gerade in eine zusammen. Allen Redakteuren beim Heftplanen und Einkäufern beim Ordern sei an dieser Stelle ein klarer Kopf zur Unterscheidung gewünscht. Der Kunde dagegen kennt dieses Problem ja schon länger – wenn es nämlich darum geht, nachhaltige Mode zu kaufen.
NACHHALTIGKEIT
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3 Was das jetzt mit dem Internet zu tun hat? Googeln wir doch einfach mal „Bio-Siegel Mode“. Die meisten der ersten zwanzig Treffer sind Artikel, die sich damit beschäftigen, dass es immer noch kein gesetzliches Zertifikat für fair produzierte Mode gibt, stattdessen nur eine Flut von mehr oder weniger gut kontrollierten Gütezeichen. Über 120 Stück lassen sich schnell über die Bilder-Suche zählen, die meisten davon entstanden in den letzten Jahren, als eben jenes alte Modesystem zu bröckeln begann.
lianerinnen zum Einkaufen übers Wochenende in die Stadt kamen. Zeitweise waren sie die kaufkräftigsten Kundinnen in den Boutiquen. Aus unternehmerischer Sicht also verständlich, dass Marken ihre Preise angeglichen haben. Wie war das noch gleich mit der Mode und ihrer Demokratisierung?
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SCHÖNHEITSIDEALE
Wer Kollektionen schneller und eine höhere Stückzahl davon ausliefern will, muss sie schneller produzieren. Das kostet mehr Geld, was selbstverständlich niemand zahlen will, weshalb wie derum an den Produktionsbedingungen gespart wird. Die Folge: Fabrikeinstürze in Bangladesch oder eingenähte Hilferufe in Primark-Etiketten. Natürlich sind das Extreme. Tragödien, die mehr Fastfashion-Ketten zu verantworten haben als Luxusdesigner. Aber sie haben unser gesamtgesellschaftliches Modebewusstsein verändert. Kunden wollen heute verstärkt wissen, wo ein Produkt wie produziert wurde. Handwerk boomt wieder, sogar die Haute Couture. Immer mehr Luxusdesigner weisen ihre Taschen mittlerweile als „fair“ aus und öffnen ihre Ateliers. Schön wär’s jetzt natürlich, wenn Saint Laurent und Co. ihre Taschenpreise in der Vergangenheit tatsächlich nur deshalb erhöht hätten. Zwar sind die Materialund Lohnkosten für alle gestiegen, die gewisse Produktionsstandards halten wollen. Aber nicht um fast 300 Prozent: Der Preis einer „2.55“-Tasche von Chanel ist in den USA während der vergangenen zehn Jahre von 1650 auf 4900 Dollar explodiert. Marken wie Saint Laurent oder Chanel erhöhen ihre Preise, weil sie es sich leisten können. Luxusmode ist so teuer wie noch
Bryanboy sitzt jedenfalls schon wieder in der dritten Reihe. Von allen Bloggern, die vor ein paar Jahren angetreten sind, um die Modewelt zu erobern, sind nur wenige übrig geblieben. Eigentlich spricht überhaupt niemand mehr von Bloggern. Sie heißen jetzt Digital Inf luencer und sind als solche Teil der Branche geworden. Manche von ihnen haben so viel Einf luss, dass sie es auf die Titelseiten von Magazinen und zu Design-Kooperationen mit Modemarken bringen. Es lässt sich nur so viel sagen: Die Mode steckt dank Internet im Umbruch, wie auch schon viele andere Kultur- und Konsumdisziplinen zuvor. Momentan ist sie so kompliziert wie nie. Wo es hinführen könnte, sieht man bereits bei den Models. Derzeit wird wild darüber diskutiert, wie zeitgemäß es noch ist, dass fast 80 Prozent aller gebuchten Mädchen auf den Modewochen in New York, London, Mailand und Paris weiß sind. Die französische Regierung hat bereits ein Gesetz erlassen, mit dem zu dünne Models auf Shows und in Magazinen verboten werden können. Plus-Size-Models sind so gefragt, dass sie häufig mehr verdienen als ihre Kolleginnen mit Konfektionsgröße 34. Das Alter spielt immer seltener eine Rolle. Es mag nicht jedem Luxusdesigner gefallen, aber neue Märkte, Medien und deren Macher haben eben auch nach neuen Schönheitsidealen verlangt. Klingt doch eigentlich gar nicht so undemokratisch.
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IN DER GRAUZONE Schwarz, weiß, dick, dünn ... wer weiß heute noch, was schön ist?
„Nichts schmeckt so gut, wie sich Dünnsein anfühlt.“ – K A T E M O S S , Topmodel
„Wir müssen den Leuten beibringen, dass das Alter nichts hässliches ist. Alter ist Alter. Mehr nicht.“ – C A R M E N D E L L’ O R E F I C E , Model-Legende
„Es ist schon lustig, dass wir Fetten immer wie eine Minderheit behandelt werden. Wir sind die Mehrheit. Wann begreift das endlich mal jemand?“ – B E T H D I T T O , Sängerin
„Dass heute vorwiegend weiße Models für Modenschauen gebucht werden, entspricht nicht der Entwicklung unserer Gesellschaft.“ – B E T H A N N H A R D I S O N , Modelagentin
„Die Modebranche begann in Europa und entsprechend mit überwiegend weißen Models, weil das auch die Hautfarbe der kaufkräftigsten Kundinnen war. Zwar kommen heute immer mehr Märkte wie der asiatische Raum hinzu. Die Idee der Identifikation aber bleibt.“ – C L A U D I A M I D O L O , Modelagentin
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Schwarzer Rollkragenpullover: Dr ykorn, verspiegelte Brille mit Brillenkette: VIU x Saskia Diez, Ringe: Saskia Diez
WE LT Schockierend, mitreißend, einfach schön: Manche G R O S S E N M O M E N T E haben sich für immer in unser Gedächtnis eingebrannt. E L F M O D E - I N S P I R A T I O N E N
B E WE G E N D 36
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Linke Seite: Neil Armstrong betritt am 21. Juli 1969 als erster Mensch den M O N D und erklärt gerührt: „That’s one small step for a man, one giant leap for mankind.“ Diese Seite: Nach Bekanntwerden des Seitensprunges ihres Mannes zeigt sich Lady Di am 29. Juni 1994 zum ersten Mal in der Öffentlichkeit – in einem ungekannt sexy „ R E V E N G E D R E S S “ .
WA N T E D M O D E L S , C H R I S V O N B L O T T N I T Z V O N TA L E N T S M O D E L S , M I TA R B E I T: J U L I A H I M M E L R E I C H , L O U I S A WA LT L
M O D E L S : P I A R . V O N L O U I S A M O D E L S , S I R I L A U D E V O N TA L E N T S M O D E L S , T I F FA N Y W I N T E L E R V O N TA L E N T S M O D E L S , J O Y C E A L M E I D A V O N M O S T
FOTOS: THOMAS VON A AGH ST YLING: A N I TA B AU ER ,C H R IST I N A M A I ER H A AR E/M AK E-UP: M IC H A E L S A L M E N C /O A RT I S T GROU PM I E R AU.C OM
K l e i d m i t t i e f e m C a r m e n - Au s s c h n i t t : E s c a d a , C l u t c h : E t r o, Pe r l e n o h r r i n g e : S a s k i a D i e z , Pe r l e n c h o k e r m i t S c h mu c k s t e i n : ü b e r F TA
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Diese Seite: Boris Becker siegt mit 17 Jahren am 7. Juli 1985 in Wimbledon – als erster Deutscher und als jüngster Spieler überhaupt. Grund genug für die B E C K E R - F A U S T . Rechte Seite: R O Y A L W E D D I N G modern: Kate Middleton heiratet am 29. April 2011 Prinz William von Großbritannien und Nordirland.
Te n n i s s h i r t m i t Po l o k r a g e n u n d p l i s s i e r t e r Tenn is ro c k: L ac o s te, S p o r ts o c ke n: P um a , Sneakers mit Korksohle: Adidas Originals
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S i e : B r a u t k l e i d m i t Tr ä g e r n a u s S p i t z e : S a y Ye s M u n i c h , w e i ß e S n e a k e r s : Ad i d a s O r i g i n a l s , S ö c k c h e n : Fa l k e , D i a d e m : A s o s , S c h ä r p e u n d O r d e n : ü b e r F TA . E r : s c h w a r z e r A n z u g : D r y k o r n , T- S h i r t : p r i v a t , S m o k i n g s c h u h e : L u d w i g R e i t e r, O r d e n : ü b e r F TA
Bouclé-Kostüm mit Kastenjacke u n d M i n i r o c k : ü b e r F TA , H u t : ü b e r F TA , Ohrringe: Mari Couci über Cadenzza
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Linke Seite: Als Jackie und John F. Kennedy am 22. November 1963 am Flughafen in Dallas eintreffen, ahnt die F I R S T L A D Y noch nicht, dass ihr Mann wenige Stunden später erschossen wird. Diese Seite: Die afroamerikanischen Sportler Tommie Smith und John Carlos protestierten bei der Olympiade in Mexiko am 16. Oktober 1968 mit der B L A C K - P A N T H E R - G E S T E gegen Rassismus.
Tr a i n i n g s j a c k e u n d g e r a d e g e s c h n i t t e n e Tr a i n i n g s h o s e : Adidas, Sneakers: Adidas O r i g i n a l s , H a n d s c h u h : We e k d a y
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Diese Seite: A N G E L A M E R K E L wird am 22. November 2005 erste Bundeskanzlerin Deutschlands und die mächtigste Frau der Welt. Rechte Seite: Am 5. Juni 1956 tritt Elvis „ T H E P E L V I S “ Presley zum ersten Mal in Milton Berles beliebter TV-Show auf und präsentiert seinen schockierenden Hüftschwung.
Vo n o b e n n a c h u n t e n : We i ß e r B l a z e r m i t g r o ß e n K n ö p f e n : I s a b e l M a r a n t É t o i l e , schwarze Hose: Steffen Schraut. Orangefarbener Mantel: Marina Rinaldi. Schwarzer Mantel m i t G l i t z e r e f f e k t : Ta l b o t R u n h o f. B r a u n e r Te d d y m a n t e l : D r y k o r n
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E r i a s m a x i m p e r u m e t u r, s i n t . Ad i t e m p o r e r u m i u m f u g i t a t a t e m q u i a e t u t fugit perem fugia con rearum ius denihiciusae nam, elicia.
Blazer mit zwei Knรถpfen und weit geschnittene Hose mit umgeschlagenem Bein: Emporio Armani, Brogues: Santoni, goldenes A r m b a n d : Fu r l a , R i n g a n K e t t e : S a s k i a D i e z , K e t t e : p r i v a t
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Rotes Midikleid mit 3/4-Ärmeln: Escada, Ohrringe: Oscar de la Renta über Cadenzza
Jetset-Queen: Am 2. Mai 1977 feiert Bianca Jagger ihren Geburtstag in der legendären New Yorker Disco Studio 54 und reitet auf einem S C H I M M E L in den Nachtclub.
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Diese Seite: Die BERLINER MAUER fällt und Tausende von Menschen feiern am 9. November 1989 am Brandenburger Tor. Rechte Seite: Michael Jacksons Musikvideo zu „THRILLER“, das am 2. Dezember 1982 erstmals zu sehen ist, wird zum Meilenstein der Pop-Ästhetik.
J e a n s : L e v i ’s , k u r z e r P u l l i m i t a u s g e f r a n s t e n D e t a i l s : M I C H A EL M i c h a e l K o r s , C a p e : S p o r t m a x C o d e , A n k l e b o o t s : K e n n e l & S c h m e n g e r, B a u c h t a s c h e : Fu r l a
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Schmal geschnittene Hose: Boutique M o s c h i n o, r o t e B l u s e m i t s c h w a r z e m M u s t e r : E t r o, B i k e r j a c k e a u s L e d e r : S. O l i v e r B l a c k Label, Handschuhe mit offenen Fingern und S c h mu c k s t e i n e n : We e k d a y, S o c k e n : Fa l k e , Loafers: Ludwig Reiter
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GROSSE Fußstapfen Wie ist es, ein berühmtes Familienunternehmen weiterzuführen? Zwei E R B E N über die Balance zwischen Tradition und Innovation.
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n Zeiten starker Digitalisierung ein Unternehmen zu führen, das sich ausschließlich auf die Herstellung von Papieren konzentriert, ist wohl einer der schwierigsten Jobs, denen man sich heutzutage stellen kann. Doch Florian Kohler entschied sich mit 22 Jahren nach seinem BWL-Studium genau für diesen Weg – zum Glück. Gmund Papier, in der vierten Generation im Besitz der Familie Kohler, ist, allen scheinbar schlechten Umständen zum Trotz, unter den Marktführern in der Branche. Nach der Gründung 1829 durch Johann Nepomuk Haas ging das Unternehmen 1904 in den Besitz der Familie Kohler über. Ludwig Alois Kohler war damals der erste, der bezüglich Oberfläche und Struktur wirkliches Feinstpapier herstellte. Über die nächsten Jahre wurde der Betrieb erweitert und ausgebaut; heute gibt es etwa 100.000 verschiedene Papiervarianten, die vor allem für besondere
„Ich hoffe natürlich, dass meine Fußstapfen passgenau für meine Kinder gemacht sind.“ Florian Kohler, Geschäf tsführer Büttenpapier fabrik Gmund
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Anlässe bei Verpackungen und Katalogen Verwendung finden. Als besonderer Auftrag jedes Jahr gilt der für die Oscar-Verleihung, deren goldene Umschläge ebenfalls von dem Familienunternehmen am Tegernsee stammen. Schon als Zwölfjähriger arbeitete Florian Kohler mit seinem Bruder in der Fabrik, um an den Maschinen des Vaters das Taschengeld aufzubessern. Doch des großen Erbes war er sich damals noch nicht bewusst. „Ich hatte während meines Studiums mehrere Auslandsaufenthalte, während derer ich gearbeitet habe. Dort habe ich meinen Arbeitgeber gefragt, von wem denn die Papiere seien, die ich in meinen Händen hielt. Er meinte nur: Das ist von deinem Vater. Da realisierte ich erst langsam, welch einzigartige Feinstpapiere unser Betrieb überhaupt herstellte.“ Vielleicht hat dieses langsame Hineinwachsen die Fähigkeit gefördert, Dinge angstfrei aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dass etwa die Digitalisierung voranschreitet und damit normales weißes Papier immer unwichtiger wird, ist auch Florian Kohler klar. Doch er weiß um die Besonderheit von Feinstpapier: „Wenn neben reiner Information auch Inspiration transportiert werden soll, hat spezielles Papier wie das unsere einen großen Vorteil. Wir können mit unseren Produkten Emotion und Inspiration vermitteln. Was man in der Hand hält, wird von fast allen Sinnen aufgenommen. Das ist eine tolle Möglichkeit, die so nur hochwertiges Papier hat.“ Auch das oftmals ausgerufene Zeitungssterben sieht er nicht für ausgemacht – es komme immer darauf an, welche Richtung die Macher einschlagen. „E-Books und E-Paper sind Geschmackssache, bestimmt sehr praktisch, auch 3-D-Drucker sind eine witzige Sache. Aber das bedruckte Produkt wirkt besonders, wenn das Material besonders ist. Uns von Gmund gelingt da etwas, was unsere Kunden sehr zu schätzen wissen.“ Auch in Sachen Ökologie ist das so: Rohstoffeinsatz, Wasserverbrauch, Recycling und Energiegewinnung sind genau geregelt. So wurde der Wasserverbrauch dank einer Ozonwasserreinigungsanlage um 70 % gesenkt; Rohstoffe werden aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern bezogen und sind alle FSC-zertifiziert. Für diese Initiative bekam das Unternehmen vergangenes Jahr den Nachhaltigkeitspreis Münchner Oberland verliehen. Um in allen Bereichen immer wieder auf Neues zu kommen, lässt sich Florian Kohler auf Reisen von den Farben in fernen Ländern für Papierkreationen inspirieren. „Natürlich habe ich immer Ideen, die sich dann peu à peu weiterentwickeln. Im Gespräch mit Kollegen oder durch andere Einflüsse werden dann die Synapsen verbunden – und Neues entsteht. Wir wollen nicht im Trend sein, sondern Trends setzen.“ Ob er berufl ich gesehen alles noch einmal genauso machen würde? „Auf jeden Fall – ich würde immer wieder das neueste Gmund-Papier entwickeln!“ Auf die Frage, wie es mit seiner Fabrik einmal weitergeht, antwortet er. „Ich hoffe natürlich, dass die Fußstapfen, die ich einmal hinterlassen werde, passgenau für meine Kinder gemacht sind. Die dürfen aber natürlich auch gerne neue Spuren hinterlassen.“
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T E X T: L O U I S A WA LT L FOTOS: ENNO K APITZ A
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er Handschuh ist für Annette Roeckl nicht einfach nur ein Produkt, das Finger vor Kälte schützt. Er ist ein Statement, ein Stilmittel, ein magisches Accessoire. Wer Handschuhe trägt, tut dies absichtlich. „Früher defi nierten Handschuhe den Rang und sozialen Status einer Person. Nicht jedermann war es erlaubt, überhaupt welche zu tragen. Und die, die es aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position durften, vererbten ihre Handschuhe oft – weil sie so wertvoll waren“, erklärt die 49-jährige Münchnerin den modehistorischen Hintergrund des Kleidungsstücks, das ihr Leben von Kindheit an geprägt hat. Ihr Urururgroßvater Jacob Roeckl ließ sich 1839 mit einem kleinen Handwerksbetrieb in der Münchner Kaufingerstraße nieder – damit war der Grundstein für das Familienunternehmen gelegt. In den nächsten Jahrzehnten expandierte Roeckl, eröffnete weitere Filialen und wurde Ende des 19. Jahrhunderts zum Königlich Bayrischen Hofl ieferanten erkoren, auch Ludwig II. kleidete seine Hände in die feine Ware. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen zu den Lederhandschuhen Sportmodelle dazu. 2003 übernahm Annette Roeckls Bruder Stefan diesen Teil des Unternehmens, sie selbst die Roeckl Handschuhe & Accessoires GmbH. Damit führen sie die Tradition in sechster Generation fort – eine beachtliche Reihe, in die sich Annette Roeckl da eingefügt hat. Dass sie dort einmal stehen würde, war für sie nicht seit jeher klar: Sie und ihre drei Geschwister interessierten sich mal mehr, mal weniger für den Betrieb des Vaters, aber keines der Kinder war richtig darauf fokussiert. Annette zum Beispiel dachte auch mal daran, in die Ferne zu ziehen, sich für Straßenkinder in Südamerika zu engagieren, doch schlussendlich war die Bindung stärker: der Name, die Nähe zu der Firma, die vielen Geschichten, die längst ihre eigenen geworden waren – all das brachte sie dazu, als Chefin einzusteigen. Das war nicht immer leicht, meint sie heute, sei es ihr doch gerade am Anfang schwergefallen zu realisieren, dass sie nun die alleinige Verantwortung habe. Denn selbst Chefin zu sein bedeute eben nicht nur komplette Freiheit, sondern auch eine ständige Verpfl ichtung gegenüber dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern – und den Druck, dass man dieser Verpfl ichtung so gut wie möglich gerecht werden muss und will. Durch die Aufspaltung des Unternehmens hatte Annette Roeckl eine weitere Aufgabe zu meistern – waren zuvor die Lederhandschuhe vor allem im Winter und die Sporthandschuhe im Sommer verkauft worden, so musste sie jetzt die Positionierung ihres Bereichs und dessen Sortimentsattraktivität übers ganze Jahr klar definieren. „In so einer Zeit erkennt man ganz deutlich, dass man in diesen Fragen allein ist und Entscheidungen allein fällen muss. Aber wenn ich heute zurückblicke, bin ich zufrieden mit allem, was sich in meinem Leben ergeben und entwickelt hat. Ich habe erkannt: Ich bin erwachsen genug, um wichtige Schritte zu beschließen und dazu zu stehen.“ Diese Schritte sieht sie stets in einem gesellschaftlichen und kulturellen Kontext. Gerade in der Mode müssten sich die Verantwortlichen viel stärker an grundsätzlich neuen Parametern orientieren als in manch anderen Branchen. „Durch die enorme Produktionswelle, die in den letzten Jahrzehnten einsetzte und ein unglaubliches Überangebot an Waren in die Märkte geschleust hat, verlor die Mode für viele Menschen an Wert, an Kostbarkeit. Das reduzierte ihre Begehrlichkeit und machte sie zu einem Gebrauchsartikel, der nicht mehr das symbolisiert, was Mode ursprünglich einmal war“, sagt sie. Dazu kommt die enorme Präsenz und Bedeutung der digitalen Welt und der digitalen Geräte, die heutzutage oftmals die wichtigsten Statussymbole darstellen – die Hingabe, der Fokus, das Geld, all das gilt nicht mehr einer modischen Anschaff ung, sondern Hightech-Produkten: eine substantielle Konkurrenz, der sich die aktuelle Mode-Unternehmergeneration erstmals stellen muss. Doch Annette Roeckl ist da auch ein Kind ihrer Zeit: will einerseits der Mode wieder Sinn und Werthaltigkeit einflößen, weiß andererseits um die Erfordernisse des modernen Alltags – zum Beispiel, indem sie bereits 2013 Handschuhe mit smartphonetauglichen Zeigefingerkuppen lancierte. Sieht sie sich heute auch mit anderen Problemen konfrontiert als ihre Vorgänger – viele derer Prinzipien, sagt Annette Roeckl, gelten heute ebenso: „Die Wertschätzung von Qualität und Arbeit. Der Respekt vor den Menschen und der Umwelt. Gleichzeitig auch der Anspruch an sich selbst, niemals stehen zu bleiben.“ Und – für sie ein wichtiger, vielleicht der wichtigste Punkt – sich bewusst zu sein, dass Rückschläge und Krisen dazugehören: „Es gibt immer Gegenwind und Probleme. Aber es gibt neben all dem Schatten eben auch Licht, Tag und Nacht, und immer vier Jahreszeiten. Nach dem Winter kommt dann irgendwann auch ein Sommer.“
Fotos entnommen aus „Tradition und Innovation“ von Christian Thiele und Enno Kapit za. Wir danken dem Callwey Verlag für die freundliche Unterstüt zung.
„Ich bin erwachsen genug, um wichtige Schritte zu beschließen und dazu zu stehen.“ Annette Roeckl, Inhaberin der Roeckl Handschuhe & Accessoires GmbH
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MEDIUM
Größte WAFFE: Mittelmaß Um die Looks von Stilikonen geht es oft genug. Wir möchten uns die jenigen vorknöpfen, deren Modeauftritt selten diskutiert wird. Diesmal in der Stilkritik: „Neo Royale“Moderator und Präsidentenschreck JAN BÖHMERMANN (35)
TEXT: MAX SCHARNIGG I L LU ST R AT I O N : THOMAS FUCHS
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un wir mal kurz so, als wären wir meine Mutter und wüssten nicht, wer Jan Böhmermann ist. Was würde uns der Aufzug hier über diesen Mann erzählen? Mittleres Alter plus mittelmäßiger Anzug plus eher üble Krawatte, äh, ist gleich: untere Managementebene? Emporkömmling mit Ambitionen, einer, der gerne auch mal rumbrüllt? Bankberater Jan Biedermann, der auf einen neuen BMW spart? Irgendsowas. Auf Künstler, Top-Kreativer und Fernsehstar wäre meine Mutter jedenfalls auch nach zwei Stunden Raten nicht gekommen. Böhmermann sieht dem heiteren Schreckgespenst eben nicht sehr ähnlich, das er geworden ist. Ein Gespenst, das die Macht hat, die deutschen Medien mehrfach im Kreis herumzuführen, Staatskrisen auszulösen und die Grenzen der Satire im Alleingang auszuloten. Und genau dieser harmlose Look trägt wohl auch zu seiner Strahlkraft bei. Irgendwie sind seine Aktionen ja immer so, als würde sich ein Buchhalter nur einen Scherz nebenbei erlauben. Kleine boshafte Ungeheuerlichkeiten, die erst langsam ins Bewusstsein sickern. Er sagt all diese Sachen, und beim eiligen Zappen denkt man kurz noch, der komische Nachrichtensprecher hätte sich nur verlesen. Am nächsten Tag jedoch und die ganze Woche danach sind die Feuilletons noch mit der Nachbereitung beschäftigt. Man unterschätzt diesen Jan Böhmermann also, und das ist Teil seiner perfiden Streiche. Anders als bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Harald Schmidt, ist der Anzug von Böhmermann keine gestärkte Gala-Uniform, keine Rüstung aus britischem Tuch. Schmidt demonstrierte schon in seinen tadellosen Dreiteilern Überlegenheit, er fuhr einen Jaguar und ätzte von oben. Böhmermann dagegen will kein glänzender Talkshow-Host sein. Er trägt seinen Anzug immer ein bisschen schief, ist immer ein bisschen zauselig und tritt dann lieber im richtigen Moment unten ans Schienbein. Schmidt empfanden viele Zuschauer als arrogant, Böhmermann liefert volksnäher, weil er die Tarnung eines mittleren Bankbeamten nutzt. Er braucht keine knalligen Hawaiihemden, keine lustige Brille und auch nicht betont lässige Outfits wie Joko & Klaas. Er ist unauffällig, wandelbar, neutral – und damit ein höchst unangenehmer Gegner.
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FOTOS: LOR R A I N E H EL LW IG ST YLING: ANITA BAUER, JULI A HIMMELR EICH
Kunst TURNEN ALLE POSEN, ALLE GRÖSSEN – Sportmode funktioniert heutzutage überall, sogar im Museum.
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M I TA R B E I T: A N N A - L U I S A S C H Ö N , L O U I S A WA LT L , L A U R A W E N D E L , M O D E L : C L A U D I A S A A L M Ü L L E R , H A A R E / M A K E - U P : E L L E N N I C K L A S
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Diese Seite: S p o r t l e g g i n s : P u m a ü b e r z a l a n d o. d e , C r o p -To p : Ni k e Pe r f o r m a n c e ü b e r z a l a n d o. d e Linke Seite: B o d y : S c h i e s s e r ü b e r z a l a n d o. d e , Pa i l l e t t e n b l o u s o n : Elvi über navabi.de, kurze Sporthose: I v y Pa r k ü b e r z a l a n d o. d e , Fe i n s t r u m p f h o s e : Fa l k e
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Oben: S p o r t l e g g i n s : P u m a ü b e r z a l a n d o. d e , C r o p -To p : Ni k e Pe r f o r m a n c e ü b e r z a l a n d o. d e Unten: gemusterte L eggins: Katie K über navabi.de, W i c k e l c a r d i g a n : C u r a r e Yo g a w e a r ü b e r z a l a n d o. d e Linke Seite: B o d y : S c h i e s s e r ü b e r z a l a n d o. d e , Pa i l l e t t e n b l o u s o n : Elvi über navabi.de, kurze Sporthose: I v y Pa r k ü b e r z a l a n d o. d e , Fe i n s t r u m p f h o s e : Fa l k e
Oben: S p o r t t o p : Ni k e Pe r f o r m a n c e ü b e r z a l a n d o. d e , k u r z e S p o r t h o s e : I v y Pa r k ü b e r z a l a n d o. d e , S p o r t - B u s t i e r von Glamorise über navabi.de Unten: L e g g i n s : P u m a , To p : B o r i s ü b e r n a v a b i . d e , w e i ß e r S p o r t - B H : N i k e ü b e r z a l a n d o. d e
Look 1 & 3 & 9: B o d y v o n S c h i e s s e r ü b e r z a l a n d o. d e . Pa i l e t t e n b l o u s o n v o n E l v i ü b e r n a v a b i . d e . K u r z e S p o r t h o s e v o n I v y Pa r k ü b e r z a l a n d o. d e . Fe i n s t r u m p f h o s e v o n Fa l k e . Look 2 & 4: S p o r t l e g g i n s v o n P u m a ü b e r z a l a n d o. d e . C r o p -To p v o n Ni k e Pe r f o r m a n c e ü b e r z a l a n d o. d e . Look 5: S p o r t t o p v o n N i k e Pe r f o r m a n c e ü b e r z a l a n d o. d e . K u r z e S p o r t h o s e v o n I v y Pa r k ü b e r z a l a n d o. d e . S p o r t - B u s t i e r von Glamorise über navabi.de Look 6: Pa i l e t t e n s h i r t v o n E l v i ü b e r n a v a b i . d e . Sporthose von Rönisch über navabi. de. Look 7: gemusterte L eggins von Katie K über navabi.de. W ickelcardigan von Curare Yo g a w e a r ü b e r z a l a n d o. d e . Look 8: L e g g i n s v o n P u m a . To p v o n B o r i s ü b e r n a v a b i . d e . We i ß e r S p o r t - B H v o n Ni k e ü b e r z a l a n d o. d e
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FÜR
DEN
Früher konnten Taschen nicht groß genug sein. Die neuen M I N I B A G S aber sind so winzig, dass ihnen sogar B A N A N E N die Show stehlen.
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HUNGER
M I TA R B E I T: C H R I S T I N A M A I E R
FOTOS: CHR ISTOPH PHIL ADELPHI A ST YLING: L AU R A R I E PL , A N N A WA LT E R
Diese Seite: Rucksack von Miu Miu Linke Seite: „ Fa l l a b e l l a " v o n S t e l l a M c C a r t n e y über mytheresa.com
Diese Seite: „Drew"von Chloé über mytheresa.com Rechte Seite: „Disco Bag Soho" von Gucci
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Viele der Mini Bags haben „ G R O S S E S C H W E S T E R N “ : Beliebte Taschenmodelle werden von Labels inzwischen gern in K L E I N V E R S I O N aufgelegt.
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V O R S I C H T , appetitanregend: Wer mit einer kleinen Tasche beginnt, bekommt oft L U S T auf mehr ...
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Diese Seite: Clutch von Lanvin Linke Seite: „W hitney Bag" von Max Mara
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rdi Klimenta trägt ein neues Outfit. Chinos, weißes Hemd, darüber ein flaschengrünes Samtjackett und als besonderer Eyecatcher eine Minifliege. Ein süßer Look, seine Mutter Berina hat ihn darin gleich fotografiert und das Bild gepostet . Wie viele stolze Mütter das heutzutage tun. Mit dem kleinen Unterschied, dass das Foto ihres Sohnes nicht nur von Papa Kushtrim und den Großeltern geteilt werden kann, sondern von mehr als 99.000 Menschen. So viele folgen dem dreijährigen Schweizer Jungen auf Instagram, genauer: auf dem Blog @ardifashion. Ardi ist eines der sogenannten „Instakids“, eine der „Minifashionistas“, die gerade einen veritablen OnlineHype auslösen. Denn wer denkt, dass zu den einflussreichen Instagram-Bloggern nur Menschen im Twentysomething-Alter zählen, irrt: Die ganz Kleinen kommen jetzt ganz groß raus. So hat der Sammelaccount @fashionkids mittlerweile 3,5 Millionen Follower (und weltweit Eltern angefi xt, die sich darum reißen, dass ein Foto ihres Kindes vertaggt wird); persönliche Seiten wie @foreverandforava über die Freundinnen Everleigh und Ava oder @engijandy, die Andy aus Schweden inszeniert, verzeichnen über 377.000 bzw. 273.000 Fans. Mit seinen drei Jahren ist Andy, wie sein Kollege aus der Schweiz, im allerheißesten Instakid-Alter: Zwar gibt es auch einige erst wenige Monate alte Babys, die von ihren Eltern Tag für Tag der digitalen Öffentlichkeit präsentiert werden, doch hauptsächlich sind es Drei- bis Sechsjährige, meist aus Europa, den USA und Südamerika, die sich in immer neuen Klamotten, aber immer denselben Posen zeigen – die Hände lässig in den Hosentaschen oder neckisch auf den Hüften, über einer Schulter die It-Bag oder das Vuitton-Rucksäckchen, die Augen oft von geradezu absurd großen Sonnenbrillen beschirmt, die Lippen schmollend oder zum Küsschen gespitzt ... Schnappschüsse von schokoverschmierten Gesichtern beim
@fashion_laerta
Eisessen oder grasfleckigen Klamotten beim Toben auf der Wiese wird man hier vergebens suchen. Jedes Bild ist hochprofessionell geplant, inszeniert und bearbeitet. „Eislaufmütter“: Dieser Begriff wurde in den Boom-Jahren der Sportart geboren. Seitdem steht er für überehrgeizige Frauen, die ihren sportlich talentierten Nachwuchs mit Drill, Diät und Disziplin bedingungslos zum Erfolg pushen wollen. Als eine Variante davon kennen wir auch die „Casting-Mütter“, die ihre Kinder, in den allermeisten Fällen Töchter, in Schönheitswettbewerben und TV-Kinderformaten glänzen lassen möchten und sie
oniert: Unternehmen beliefern die Betreiber für sie interessanter Blogs mit ihren Produkten; werden diese dort präsentiert, gibt es dafür Honorar. „Zu Beginn habe ich viel Geld in Ardis Outfits investiert“, erzählt Berina Klimenta. Doch mit steigendem Bekanntheitsgrad – @ardifashion kratzt mittlerweile an der Followerzahl von 100.000, für ein Blog aus einem kleinen Land wie der Schweiz eine imposante Marke – wurden auch die Fashion-Hersteller auf den blonden Knirps aufmerksam und damit die privat bezahlten Streifzüge in Boutiquen und Online-Shops überflüssig. „Inzwischen schicken uns vie-
„Looks so fresh, cutie!“ dafür ausstaffieren und schminken wie kleine Erwachsene. Nun werden also die nicht weniger ambitionierten Mütter (und manchmal auch Väter) der Mini-Fashionistas zum Phänomen: Sind sie so etwas wie die Eislaufmütter des Online-Zeitalters? Oder handelt es sich einfach um stolze Eltern, die Plattformen wie Instagram als riesengroße, weltumspannende Familienalben sehen und entsprechend nützen – finanzielle Benefits nicht unwillkommen? Denn wie bei den Erwachsenen entwickeln sich auch die Mode- und Lifestyle-Accounts der Junioren zu einem lukrativen Business (siehe Kasten S. 64), das nach ganz ähnlichen Prinzipien wie das der „Großen“ funkti-
le Labels regelmäßig eine Auswahl ihrer aktuellen Designs zu. Diese fotografieren wir und posten sie dann.“ Der adrette Mini-Blazer, der Bad-Boy-Blouson, das Button-down-Hemd – sobald ein neues Kleidungsstück auf Ardis Instagram-Account veröffentlicht wird, überweist das jeweilige Label den Klimentas dafür eine vorab vereinbarte Summe. Dass diese für die Modefi rmen vermutlich eine lohnende Investition ist, beweisen Follower-Kommentare wie: „Wie schön! Ich möchte meinen Sohn ganz genau so anziehen!“, „Looks so fresh, cutie!“ (bei einer augenscheinlich von Tanzshow-Juror Jorge González inspirierten XL-Shirt / Leggins-Kombination
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im Animalprint) oder einfach „OmG! Th is is so awesome!“. Wer braucht da noch traditionelle, aufwendige Werbekampagnen: Instakids-Fotos treffen Menschen aus unterschiedlichsten Ländern, mit unterschiedlichsten sozialen, kulturellen und modischen Backgrounds, direkt ins Herz – welche Anzeigenserie, welche Plakataktion erreicht einen solchen Grad von Nähe, Emotion, Begehrlichkeit praktisch überall auf der Welt? Zumal die Nähe stetig wächst: Weil manchen Minifashionista-Eltern die Blogs allein nicht reichen, bespielen sie die Auftritte ihrer Kinder auf so vielen Kommunikationsebenen wie möglich. So stehen zum Beispiel bei der sechsjährigen Haileigh aus New York neben dem Posen für @hails_world auch Fernsehauftritte, Interviews und Model-Jobs auf der Tagesordnung – eine Rundumvermarktung nach dem Vorbild vieler erfolgreicher erwachsener Blogger, die auf allen Kanälen unterwegs und so zur Lifestyle-Marke geworden sind. Bedeutet eine so intensive Medienpräsenz nicht zwangsläufig einen Fulltime-Job fürs Kind? Nein, beteuerte Haileighs Mutter gegenüber einer Reporterin von ABC News: „Für unsere Tochter ist das nur ein lustiges Hobby – und für uns als Familie ein willkommener Nebenverdienst, der ihr später ein Studium in Harvard oder am M.I.T. ermöglicht!“ Auch Ardis Eltern versichern, dass sie den Zeitplan ihres Sohne streng im Auge hätten – fotografiert werde maximal täglich eine Stunde, „auf spielerische Art und Weise“. Ob ihr Kind überhaupt noch Kind sein könne? Diese Frage wird Minifashionista-Eltern oft gestellt. Mit am häufigsten wohl Linda, Betreiberin von @babyellestyle – denn schließlich ist kaum ein Instagirl derart ladylike angezogen (die notorischen XL-Sonnenbrillen inklusive) wie ihre heute dreijährige Tochter. Die junge Mutter aus Arizona, USA, argumentiert inzwischen mit einer gewissen Routine: Aufgrund der sehr erwachsenen Looks auf den Fotos würden Betrachter automatisch davon ausgehen, dass Elle gar kein normales Kind mehr sein könne – ohne den Alltag des Mädchens und sein Familienleben überhaupt zu
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@foreverandforava
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kennen. Damit kritisiert Linda allerdings genau den Effekt, mit dem sie so virtuos zu spielen weiß: Plattformen wie Instagram können und sollen nicht das normale Leben mit seinen Höhen und Tiefen, seinen Banalitäten und Absurditäten zeigen, sondern nur strahlend schöne Momente, perfekt inszenierte Oberflächen. Dass diese dann logischerweise bisweilen als, eben: oberflächlich abgetan werden, zählt gewissermaßen zum Berufsrisiko von Linda & Co. Denn auch wenn das Instagram-Dasein, wie von den Eltern suggeriert, für die Kinder kein Fulltime-Job sein sollte: Für die Mütter ist es einer. Beziehungsweise gleich mehrere auf einmal: Als Stylistinnen, Fotografinnen, Art Direktorinnen, Pressesprecherinnen und Managerinnen in Personalunion kreisen sie permanent um ihre Kleinen und die Aufgabe, diese im Wortsinn ins rechte Bild zu rücken – eine Aufmerksamkeits-Überdosis mit einer ganz klaren Zielstellung, die das normale familiäre Beziehungsgefüge stark beeinflussen kann. Vermutlich stören sich kleine Mädchen und Jungen zwar kaum daran, wenn die Eltern sich intensiv mit ihnen beschäftigen, wenn sie von der Mutter mit Hingabe eingekleidet, frisiert und schließ-
SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy, der im Juli 2014 wegen des Erwerbs von Fotos, die nackte Jungs im „kinderpornografischen Grenzbereich“ (so die Beurteilung der Staatsanwaltschaft Hannover) zeigten, angeklagt worden war, ist die Öffentlichkeit für diese Thematik sensibilisiert. Und so wie die Problematik grenzüberschreitend ist, ist es auch die Diskussion darum, zum Beispiel über die Frage, welche Art von Plansch-Fotos auf ganz gewöhnlichen Familien-Facebook-Accounts auftauchen sollten – und welche lieber nicht. Natürlich, sagen die Instakids-Eltern übereinstimmend, wüssten auch sie um diese Gefahr – der sie allerdings mit ganz unterschiedlichen und unterschiedlich effektiven Strategien begegnen. Haileighs Mutter beispielsweise verweist darauf, dass sie im Blog den Wohnort der Familie nicht mitteile und zusätzlich ihrer Tochter strikt verbiete, mit Fremden zu sprechen. Doch jeder, der sich Postings oder TV-Auftritte der Sechsjährigen anschaut, erfährt ganz schnell, dass sie in New York lebt. Die Mutter der ebenfalls in New York beheimateten Minifashionista Laerta, deren Account @fashion_laerta über 233.000 Fol-
ihre Kinder (noch) nicht wissen können: Das Netz vergisst nichts. Wer weiß, wo die heute im „So süß!“-Kontext von Instagram eingebetteten Bilder später einmal auftauchen, ob sie künftige Mitschüler zu digitalen Hänseleien verleiten, als Mobbing- oder eben Missbrauch-Material dienen könnten? Und wer weiß, wie Ardi, Laerta und all die anderen Minifashionistas das später finden werden, wenn eine unüberschaubare Anzahl an Menschen weltweit ihre Zahnlücken, ihren Babyspeck, ihr Lieblingsstoff tier kennt? Wie Kinder auf den digitalen Umgang der Eltern mit ihren Bildern und Daten reagieren, wurde dieses Jahres erstmals durch Sarita Schoenebeck, Assistenzprofessorin an der University of Michigan School of Information and Researches, untersucht. Sie befragte 250 Familien mit Töchtern und Söhnen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren und stellte fest: Jedes zweite Kind findet, dass seine Eltern zu viele private Details und Fotos – ohne Erlaubnis des Nachwuchses – auf Social Media Plattformen preisgeben. Viele Kinder, heißt es in der Studie, schämten sich deswegen und seien frustriert, wenn die Veröffentlichungen fortgeführt würden. Und die Eltern, so Sarita
„Schlechten Tag gehabt. Shooting klappte trotzdem!“ lich fotografiert werden. Und wer einmal mit Kindern im Vorschulalter „Germany’s Next Topmodel“ geguckt hat, weiß, welche Faszination – auf Jungen wie Mädchen – das Laufen, das Springen, das Posen auf sie ausüben kann und wie gern sie es selbst einmal ausprobieren. „Und du, Mama, du bist Heidi!“ Wird dieser gemeinsame Spaß jedoch zur Routine, zur täglichen Pfl icht, verliert sich schnell der spontane, zärtliche, ergebnisoffene Charakter, all das, was spielerischen Umgang miteinander ausmacht. „Heute einen schlechten Tag gehabt“, schreibt Linda auf @babyellestyle, „wir konnten den Schwimmunterricht nicht besuchen, weil sie nicht wollte. Na ja – Shooting hat trotzdem geklappt ...“ Das Foto daneben zeigt Elle in einem schwarzen Badeanzug mit extrahohem Hüftausschnitt. Wie viel Haut darf ein Instakid zeigen – und wie kann man verhindern, dass seine Bilder von Pädophilen oder Geschäftemachern ausgenutzt werden, heute und in der Zukunft? Spätestens seit dem Fall des ehemaligen
lower zählt, bezeichnet das Problem als nicht vorhanden, da sie ihre Tochter den ganzen Tag betreue – womit sie zu der sehr seltenen Spezies von Online-Profis zählen würde, die nur greifbare, nicht aber virtuelle Risiken erkennen möchten ... Die Eltern von Ardi aus der Schweiz betonen ebenfalls, dass ihr Sohn ständig unter ihrer Beaufsichtigung stehe – und sind sich zusätzlich der Gefahren im Netz bewusst: „Das Internet ist Bestandteil des täglichen Lebens“, erklären sie. „Es lässt sich nicht hundertprozentig vermeiden, dass die falschen Leute Ardis Bilder entdecken. Pädophile und Kinderschänder gibt es jedoch länger als soziale Netzwerke, und sie können ebenso Bilder aus Werbekampagnen oder einem Katalog missbrauchen. Wir achten darauf, nur Fotos online zu stellen, auf denen Ardi bekleidet zu sehen ist.“ Selbst wenn es bei Shorts und Tanktops bleibt: Was geschieht morgen, übermorgen, künftig mit den Fotos? Was viele Mütter und Väter nicht sehen wollen und was
Schoenebeck im Umkehrschluss, unterschätzten die Reichweite und Langlebigkeit der von ihnen geteilten Posts im Netz. Noch sind die Instakids nicht im reflektierend-rebellierend Teenageralter der in der Untersuchung zitierten Schüler angelangt. Und noch können die allermeisten nicht einschätzen, was alles hinter Internet und Social Media steckt. Kushtrim Klimenta erzählt, dass sein Sohn Ardi zwar nicht wisse, was Instagram und Facebook ist, es aber toll fände, sich im Fernsehen zu sehen. Haileigh, 6, aus New York hat einer ABC News Reporterin im Interview von ihrem Spaß an der Mode erzählt: Sie würde gern selbst einmal designen, wie ihr Vorbild Karl Lagerfeld. Sie liebe es, etwa ein Kleid von Dolce & Gabbana zu tragen und eine Lederjacke von Burberry im Schrank hängen zu haben. Und sie mag es furchtbar gern, wenn ihre Klassenkameraden sie für ihren Style bewundern. Die – und ihre 125.000 Follower.
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BLOGGEN
ALS BUSINESS Der kostenlose Onlinedienst „Instagram“ ist seit 2010 auf dem Mark t und erlaubt Nut zern, ihre Fotos und Videos mit anderen zu teilen. Mit mehr als 30 0 Millionen Mitgliedern zählt die Plattform mittler weile zu den meistgenut z ten Diensten im Internet. Täglich werden dor t knapp 60 Millionen Beiträge hochgeladen, und durch die zunehmende Beliebtheit ist ein neuer Berufsz weig entstanden: Unternehmen bezahlen so genannte „Instagram- Blogger“, damit sie auf ihrem Account bestimmte Marken und Produk te präsentieren. Einzige Vorausset zung: Follower. Denn je höher die Zahl der Follo wer, umso größer die Reichweite der Blogger und umso gewinnbringender die Werbung für die Firma.
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Die perfekte Verlängerung der Fashion Week.
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202 cm 182 cm
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A n z u g : J o o p, u m 4 5 0 E u r o, H e m d : A s o s , u m 4 0 E u r o, S o c k e n : To m m y H i l f i g e r, u m 1 5 E u r o, S n e a k e r s m i t a b n e h m b a r e n Pins: Puma, um 120 Euro
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Musterbeispiel Marco zeigt allen, wie A N Z U G T R A G E N geht: die Schultern ragen nicht über die Ä R M E L N A H T des Sakkos hinaus,
nur mit seinen S C H U H E N bricht er mit den Regeln.
die Ä R M E L reichen exakt bis zum Handgelenk,
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A n z u g : H U G O, u m 4 0 0 E u r o, H e m d : A s o s , u m 3 0 E u r o, E i n s t e c k t u c h : B o u l e z a r, u m 2 5 E u r o, G ü r t e l : B u r b e r r y, u m 3 2 0 E u r o, S n e a k e r s : Va n s , u m 9 0 E u r o
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Die wohl S T I L vollste Lösung, etwas nicht Passendes PASSEND zu machen, führt Daniele vor – mit HOSENTR ÄGER N von Chanel.
H e m d : A s o s , u m 5 0 E u r o, Hosenträger: V intage, J e a n s : D r y k o r n , u m 1 5 0 E u r o, S o c k e n : To m m y H i l f i g e r, Chelseaboots: Asos, um 60 Euro
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Neue Studiengänge
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Napoleonkomplex? Ein ALTER Hut!
Die Kleinsten K L Ă&#x201E; F F E N am lautesten, heiĂ&#x;t es. Dabei triff t das weder auf Vier-, noch auf Zweibeiner zu.
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F O T O S U N D T E X T: A N N A WA LT E R , L AUR A W EN DEL
Dass kleine Hunde die lautesten Organe haben, wird oft beklagt. Sowohl Fahrradfahrer als auch Postboten können davon ein Lied singen. Auch für Männer gibt es eine solche Theorie, nach der kleine Männer dazu neigen, besonders angriffslustig zu sein (siehe auch: Giftzwerg). Laut Alfred Adler, dem Begründer der Individualpsychologie, ruft die geringe Körpergröße außerdem ein Gefühl der Minderwertigkeit hervor, das mit äußerlich sichtbaren Statussymbolen kompensiert wird: Für den einen mag das eine Rolex sein, für den anderen ein ganzes Land (siehe auch: Größenwahn). Als berühmte Vertreter gelten Silvio Berlusconi (1,64 m), Nicolas Sarkozy (1,64 m), Wladimir Putin (1,70 m) und – wie könnte es anders sein – Napoleon Bonaparte, doch genau hier liegt der Irrtum. Dem französischen General und Kaiser war der Größenwahn sicherlich nicht ganz fremd, aber mit seinen 1,68 m zählte er für die damalige Zeit zu den überdurchschnittlich großen Männern. Rückwirkend betrachtet fallen kleine Männer in staatstragenden Rollen lediglich stärker auf als Männer mit einer durchschnittlichen Größe, verallgemeinern lässt sich die These also noch lange nicht. Genauso gibt es kleine Männer, die ihre Macht nicht nach außen tragen müssen (siehe auch: Mahatma Gandhi) und große Männer mit großer Selbstüberzeugung (siehe auch: Donald Trump). Das Kläffen von kleinen Hunden nehmen wir auch deshalb nur als besonders laut wahr, da die Tonlage vergleichs weise hoch ist. Und wo wir schon einmal dabei sind, mit Klischees aufzuräumen: Hunde, die bellen, beißen übrigens auch.
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IMPRESSUM
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W IR BEDA NK EN U NS BEI Michael Meissner für die kurzfristige und präzise Schlussredaktion Dem Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München für die Bereitstellung seiner Räume Dem Verein Münchner Pferdefreunde e.V. für die Location und die Realisierung des Pferdefotos mit Schimmel Countdown Justmusic München, die dem Elvis-Model eine Gitarre geliehen haben DEN MODEL- U N D PR-AGEN T UR EN FÜR IHR V ERTR AU EN U N D DI E U N TER ST Ü T ZU NG Talents Models, Most Wanted Models, Louisa Models Agency V, Aigner, Escada, FTA, Giorgio Armani PR, Guido Böhler PR, H&M, Haeberlein & Maurer, Lacoste, Loews, Michael Kors PR, mytheresa. com, Nana Mohr PR, navabi.de, Talbot Runhof, Riani, Say Yes, Saskia Diez PR, Schöller & von Rehlingen, Stilart PR, Susa Beck, V-Communication, verlobungsringe.de, We love PR, zalando.de
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