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Das Magazin über Mode ✦ Lehrredaktion MM9 ✦ AMD Akademie Mode & Design München ✦ Herbst 2010 ✦ Ausgabe 2
Das Magazin über Mode Lehrredaktion MM9 Ausgabe 2 AMD Akademie Mode & Design München Herbst 2010
1. Mode ist oberflächlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. Männer haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was für Junge
Ein Heft über Vorurteile
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editorial 03
Das liest doch sowieso keiner!
S
o geht’s doch schon mal los: Vorurteilen begegnet man jeden Tag. Sie sind so alt wie die Menschheit selbst. Während man früher Menschen anhand ihrer Kleidung einordnen und ihnen bestimmte Vorurteile und Eigenschaften zuordnen konnte, ist dies heute schwieriger. Der Mann in Jeans ist nicht zwangsläufig Bauarbeiter und die Frau in Jogginghose ist vielleicht gar nicht zum Sport verabredet. Trotz dem Bewusstsein für Veränderungen halten wir an alten Vorurteilen fest. Besonders die Mode ist mit Vorurteilen belastet, deshalb haben wir uns entschieden diesem Thema ein ganzes Magazin zu widmen. Während der Arbeit daran wurde uns klar, dass selbst wir nicht frei von Vorurteilen sind. Vor dem Zusammentreffen mit Oliviero Toscani war uns mulmig zumute. In der Presse wird er als Misanthrop dargestellt, der Journalisten in der Luft zerreißt. Beim Interview erkannten wir, dass dieser inspirierende Mann ein unermüdlicher Kämpfer ist, der oft missverstanden wird. „Das Vorurteil ist die hochnäsige Empfangsdame im Vorzimmer der Vernunft“, beschreibt der österreichische Schriftsteller Karl Heinrich Waggerl das Phänomen. Treffender geht es kaum. Es gibt kein Vorurteil,
das nicht irgendwann von Kunst überschattet wird, wenn man im Arbeitsprozess Dinge von allen Perspektiven beleuchten und verschiedene Positionen einnehmen muss. Wichtig ist, sich mit Vorurteilen auseinander zu setzen, denn es eröffnen sich oft ganz neue Sichtweisen. Mode ist oberflächlich - aber ist das immer negativ? Kann nicht auch in etwas Oberflächlichem sehr viel Arbeit und Herzblut stecken? Und wer sagt eigentlich, dass Mode nur etwas für Junge ist? Frauen im Altenheim haben uns gezeigt, dass die Wirkung der Mode auch vor hohem Alter keinen Halt macht. Eine vormals schüchterne Frau wurde mit Pelzmantel, Hut und Klunkerohrringen plötzlich zur Diva mit unbekämpfbarem Selbstbewusstsein und einer gehörigen Portion Arroganz Mode verändert Menschen, ihre Sichtweise auf sich selbst und auf ihre Umgebung. Der Mensch ist ein kognitiver Geizkragen, der versucht, mit so wenig Denkarbeit wie möglich durch das Leben zu kommen. Und genau hier wird klar, warum wir von Vorurteilen nicht ablassen. Weil wir nicht weiter denken. Weil wir den Weg des geringsten Widerstands wählen. Es ist Zeit, die Scheuklappen abzulegen und über den Tellerrand zu blicken. n
Die lehrRedaktion mm9
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04 Inhalt
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08
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072
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Inhalt 1. Mode ist oberflächlich..............................................................................................................................................06 Rein äusserlich betrachtet...................................................................................................................................................................................................................... 08 Ich habe heute leider kein foto für dich.........................................................................................................................................................................................14 unter die haut.......................................................................................................................................................................................................................................................... 18
2. Stil kann man nicht kaufen....................................................................................................................................22 maschenphänomen............................................................................................................................................................................................................................................. 23 einstellungssache.............................................................................................................................................................................................................................................. 32
3. Mode ist Diktat....................................................................................................................................................................34 in der mode haben dicke keinen platz.............................................................................................................................................................................................. 35 vom hohen ross.....................................................................................................................................................................................................................................................38
4. Mode ist doch keine Kunst.......................................................................................................................................42 ..und ob!.......................................................................................................................................................................................................................................................................... 43 mode schauen..........................................................................................................................................................................................................................................................46
5. Kleider machen Leute.................................................................................................................................................. 48 eine lesbe erkenne ich auf 100 meter................................................................................................................................................................................................50 kennst du einen, kennst du alle............................................................................................................................................................................................................54 fühl´ dich wie zuhause...................................................................................................................................................................................................................................56 stadtgeflüster.......................................................................................................................................................................................................................................................66
6. Mode ist unwichtig........................................................................................................................................................68 neue kleider braucht das land.............................................................................................................................................................................................................69 der bilderstürmer................................................................................................................................................................................................................................................72 hier könnte ihre werbung stehen........................................................................................................................................................................................................ 76
Das magazin über Mode
Inhalt 05
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038
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098
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7. Männer haben es so einfach...................................................................................................................................78 früher war alles besser............................................................................................................................................................................................................................. 80 projekt dressman...............................................................................................................................................................................................................................................89 ein film von einem mann................................................................................................................................................................................................................................. 90
8. Mode hat kein Gewissen.............................................................................................................................................92 wir machen uns die welt, wie sie uns gefällt............................................................................................................................................................................93 die tun was!................................................................................................................................................................................................................................................................98 nicht so schlecht wie der ruf...............................................................................................................................................................................................................100
9. Mode interessiert mich nicht............................................................................................................................ 106 das dauert................................................................................................................................................................................................................................................................ 107 alles jacke wie hose......................................................................................................................................................................................................................................... 113 kein entkommen!.....................................................................................................................................................................................................................................................114
10. Mode ist nur was für Junge............................................................................................................................... 116 modekränzchen.................................................................................................................................................................................................................................................... 117 „die zeiten von hotpants und babydolls sind definitiv vorbei“............................................................................................................................126
standard editorial.............................................................03 inhalt.....................................................................04 Impressum.........................................................128 Herstellernachweis..............................129 Mode - muss man das studieren............131 Im Kleiderschrank mit...........................134
Cover Model: Christian F. / modelwerk Produktion: Dennis Braatz & Marion Homm Foto: Oliver Rauh Schleife: Residenztheater München
DAS magazin über Mode
06 mode ist oberfl채chlich
Das magazin 체ber Mode
mode ist oberflächlich 07
1.
Mode ist oberflächlich
2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. Männer haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was für Junge
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08 mode ist oberflächlich
Rein äußerlich betrachtet... ... ist Mode nur irgend ein Stück Stoff. Hinter diesen Materialien verbirgt sich jedoch viel: Tradition, Innovation, Forschung und Kunstfertigkeit. Produktion & Text...............................................................................Dennis Braatz Fotos.........................................................................................Manuel Ringelstetter
Das Vieläuglein Moderne Textiltechnologie ist doch heutzutage eh nur pure Chemie? Stimmt nicht. Sie ist Bio. „Nachahmungen geben Impulse für neue Denkanstöße.“, sagt Clara Schober über Mimikry. Mimikry ist der Titel ihrer Diplomarbeit, mit der sie im vergangenen Jahr ihr Textildesign-Studium an der Kunst- und Designhochschule Burg Giebichenstein in Halle/ Saale abgeschlossen hat. Dabei entstand auch das „Vieläuglein“, für das die 27-Jährige mittels Siebdruckverfahren einen Wollmousselin in zwei Durchgängen mit Schaumpaste bearbeitete. Das Ergebnis wurde bei 60° C im Feinwaschprogramm in der Waschmaschine verfilzt. In der Biologie bedeutet Mimikry, dass Lebewesen einer Art die einer anderen Art imitieren, um daraus Vorteile zu ziehen. Für Clara Schober sind das Stoffe, die durch Experimente mit Kombinationen unterschiedlicher Techniken entstanden sind, die die Phantasie anregen und herkömmliche Vorstellungen von Gestaltung und Produktionsmethoden erweitern.
Das magazin über Mode
mode ist oberflächlich 09
Rosshaarstoff 65 Zentimeter. Länger kann der Schweif eines Pferdes nicht werden. Und das auch nicht öfter als fünfmal im Leben eines jeden Reittieres. Doch liegt die Exklusivität eines Rosshaarstoffes von Akris nicht allein in dieser Tatsache. Albert Kriemler, Inhaber und Chefdesigner des Schweizer Luxuslabels, das für Understatement auf höchstem Niveau steht, verwendet nämlich ausschließlich mongolisches Pferdehaar für seine Taschenkollektionen. In einer kleinen Firma im Süden Englands wird es auf einem mechanischen Webstuhl mit einer Baumwollkette verwoben – pro Tag entstehen dabei höchstens 2,5 Meter. Rosshaar, das sich färben lässt wie Kaschmir, steht bei dem St. Galler Unternehmen in langer Tradition: Seit der Gründung des Unternehmens 1922 werden die Schultern und Revers der Jacken von Akris mit dem versehen, um Langlebigkeit und Tradition zu wahren. Heute werden sogar Wände der Shops und Showrooms mit dem robusten Naturmaterial bespannt.
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Shibori Japan ist das Land der Mode-Avantgarde. Kein Wunder also, dass diese Art der Textilveredelung ihren Weg in die Welt fand. Wie? Das erzählt die Geschichte von Hiroyjuki Murase. Seine Familie bearbeitet seit Generationen Stoffe durch sogenanntes Shibori, einer traditionellen japanischen Färbetechnik: Durch bewusst gesteuerte Knotenfärberei werden Teile des Materials, wie hier Seide oder auch Polyester, ausgespart, beim anschließenden Färben ergeben sich fließende Farbverläufe und auch dreidimensionale Muster, Strukturen und Farbkontraste. Während des Studiums der Bildhauerei in Düsseldorf entwickelte Hiroyjuki Murase mit seinem Partner Christian Dietsch die Geschäftsidee zum Textillabel Suzusan, und während Murase für Produktdesign und –entwicklung zuständig ist, kümmert sich Dietsch Marketing und Finanzen. Das Sortiment reicht mittlerweile von Schals und Tüchern bis zu Lampenserien. Shibori wurde bereits im sechsten Jahrhundert n. Chr. angewandt, wie Stofffunde beweisen. Vor allem arme Bevölkerunsgsschichten nutzten im feudalen Japan Shibori, um ihre Kleidung aufzuwerten.
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St. Galler Ätzstickerei Bankgeheimnis, Luftschutzbunker für knapp 95 % der Bevölkerung und dann wäre da noch die Sache mit der Neutralität. Es gibt Bereiche, in den sind die Schweizer eben Spitzenreiter. So auch in Sachen Ätzstickereien, die im Fachjargon auch Guipures (von französisch „guiper“ = umhüllen) genannt werden. Das Muster wird dabei auf ein Grundgewebe gestickt, welches anschließend in einem Acetonbad weggeätzt oder durch Hitze- und mechanische Einwirkung weggebrannt wird. Was zurückbleibt, sieht aus, als wäre es in die Luft gestickt worden. Traditionell werden solche Spitzenleistungen schon seit über 100 Jahren im Schweizer Kanton St. Gallen vollbracht. Vor allem die Forster Rohner AG, die als eine von wenigen Schweizer Stickereibetrieben die Textilkrise in den Jahren 1995 bis 2005 erfolgreich überstanden hat, erfreut sich heute neuer Auftragswellen- ausgelöst durch Pradas Herbst-/Winterkollektion 2008/2009, für die Kleider, Röcke und Mäntel nahezu ausschließlich aus St. Galler Ätzstickerei geschneidert wurden. Der Preis einer Ätzstickerei hängt nicht nur vom Material ab, das beispielsweise aus Lurex, Lamé, Wolle, Viskose, Seide oder Baumwolle sein kann, sondern auch von der Anzahl Stiche, denn sie entscheiden über die Produktionsdauer – und so kostet ein Meter ab 220 Euro aufwärts.
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Textile Elektronik Berühmt wurde das kleine Schwarze einst durch den Film „Frühstück bei Tiffany“. Hubert de Givenchy schneiderte es damals für Audrey Hepburn, die es als Holly Golightly durch New York trug. Man stelle sich vor, der Designer hätte diese Innovation noch erlebt: Entwickelt von der TU Berlin und dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), schafft das textilintegrierte LED-Display „Erleuchtung für das kleine Schwarze“. In das Trägermaterial eingearbeitete Beschleunigungssensoren reagieren auf die Bewegungen des Stoffes und wandeln diese über Dioden in Lichtmuster um. Je schneller und intensiver das Material dabei bewegt wird, desto heller und dynamischer leuchtet es. Dafür liegt zwischen mehreren Lagen dünnen Baumwollstoffes eine komplexe Elektronik, aufgebracht auf Leiterplatten, die sich wie Gummi biegen und dehnen lassen. Diese Entwicklung soll nicht den Glanzauftritten der Reichen und Schönen vorbehalten bleiben: Hauptsächlich wurde die Technik für ein neuartiges medizinisches Pflaster entwickelt, das über Drucksensoren und einen Mikroprozessor verfügt. Außerdem ist eine „intelligente“ Uniform für Feuerwehrleute geplant, die über eingearbeitete Atem- und Bewegungssensoren die Lebenssignale des Trägers messen und dokumentieren kann.
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Orinuno Dass man sich mit Origami nicht nur an Kindergeburtstagen beschäftigen kann, beweist Elisabeth Holzer. Mit ihrer Arbeit „Orinuno“, zusammengesetzt aus den japanischen Worten ori für falten und nuno für Stoff, gewann sie 2009 den „Innovationspreis Textil + Mode“ des Gesamtverband Textil + Mode. Abgeleitet von der japanischen Papierfaltkunst, faltete die 32-Jährige aus Bayern, die heute Meisterschülerin an der Kunsthochschule Weißensee ist, Seide so, dass Muster und Strukturen entstehen, jedoch nicht in die Fläche selbst eingegriffen wurde. Einsatzbereiche für die gefaltete Seide sieht die Textil- und Flächendesignerin vor allem im Accessoire-Bereich: deshalb möchte sie ihren weiteren Berufsweg auf jeden Fall in der Textilbranche beschreiten.
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Scott Schuman in seinem Element
Das magazin 체ber Mode
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Ich habe heute leider kein Foto für dich Scott Schuman ist nicht nur der bekannteste Street-Style Fotograf und ein Medienprofi, sondern auch Experte für ÄuSSerlichkeiten. Interview....................................................Tina Heindel
A
ls wir Scott Schuman zum Interview treffen ist er nicht in allerbester Stimmung. Er verdreht die Augen als er von seinem PR-Berater erfährt, dass wir unser Gespräch filmen möchten.
Doch sobald die Kamera schließlich läuft, setzt er sein perfektes, amerikanisches Show-Lächeln auf und spricht als „The Sartorialist“ über Romantik, den Kleidungsstil seiner Eltern und darüber, was am Alltag mit Äußerlichkeiten so spannend ist.
Scott, was ist das meist verbreitete Vorurteil über Blogger? Zu Beginn meiner Blogger-Karriere wusste niemand über Blogs Bescheid. Die Leute waren entweder nicht interessiert oder ihnen war die ganze Sache suspekt. Die meisten jedoch waren to-
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Namen oder nach den Marken, die sie tal uninteressiert und wussten nicht The Sartorialist: vom Blog zum Buch tragen. Für mich besteht die Romanwie sie mit mir als Blogger umgehen tik darin, mir die Geschichte um die sollten. Als ich anfing, Modeschauen Szenerie und die Person vorzustellen. zu besuchen, war das restliche PubliDie Vorstellung die ich von der Person kum verwirrt. Sie konnten mich nicht habe wenn ich sie fotografiere ist für zuordnen und es brauchte Zeit bis ich mich romantisch. Aber was für mich mit sämtlichen skeptischen Redakromantisch ist, muss ja nicht zwingend teuren ins Gespräch kam und sie heromantisch für dich sein! Zum Beirausgefunden haben: „Ok, er ist nicht spiel kann mir das Outfit der Person wirklich Fotograf. Er spricht wie ein gefallen, für dich ist es aber die Art, Redakteur aber fotografiert wie ein wie ihr Haar im Wind weht und für Fotograf ’. Es war nicht einfach, diejemand Dritten ist es die Szenerie im se Menschen von dem zu überzeugen Hintergrund. Ich lasse das offen, wenn was ich tue aber ich liebe es, gegen etich ein Foto veröffentliche und denke was anzukämpfen. Ich wusste von Andass das zu einer besseren Konversatifang an, dass ich etwas Gutes mache on führt. und habe also die Herausforderung Ist das der Grund, warum Sie nicht angenommen! schreiben? Schließlich sagten Sie, Sie Was ist das Gute an Ihrer Arbeit? Was hätten die Qualität eines Redakteurs. macht Ihren Blog einzigartig? Schreiben ist keineswegs einfach Als ich anfing, musste ich lernen für mich! Ich brauche ewig bis ich der Sartorialist zu sein, den Sartorialist mich zu einer Meinung durchringen zu verkörpern, mich damit zu identifikann, die ich niederschreiben könnte. zieren. Nicht nur von der emotionalen Also lasse ich stattdessen meine Bilder Seite. Wenn ich über maßgefertigte für mich sprechen. Anzüge, Qualität und SchnittkonsWurden Sie jemals gebeten, ein Bild truktion sprechen möchte, sollte ich auf Ihrem Blog zu löschen? wohl besser auch dementsprechend Einmal! Dabei war das Mädchen, aussehen! Ich habe ein fundiertes Wisdas mich bat nicht mal der Grund für sen über was ich schreibe. Ich habe das sehr für ihren eigenen. Schau dir doch die Aufnahme. Schneidern gelernt. Gerade jetzt, wo die ganzen Fußball-Fans an, die sagen Was ist Stil? der Einstieg in die Medienwelt durch „Mir ist Mode und Style total egal“ – Stil ist Selbstdarstellung. Deine das Bloggen so billig ist, sollte man warum sehen sie dann alle aus, wie ein persönliche Selbstdarstellung, schließsich einem Thema widmen, in dem und derselbe Hooligan? Niemandem lich hat jeder Mensch einen anderen man wirklich gut ist und täglich etwas ist das egal. Stil hilft uns, unsere soziaStil. Meine Eltern zogen nach Arizodafür tun kann. Sei so authentisch wie le Zugehörigkeit zu definieren. na in eine Golfgemeinschaft als sie in möglich! Und sei deine eigene Marke! Wer ist Ihr persönVerstehe. Klingt anliches stilistisches strengend. Vorbild? Aber um es kurz »Es war nicht einfach, diese Ich finde Cary zu machen, was meiLeute von dem zu überzeugen Grant toll. Er ist chic nen Blog einzigartig und hat Stil - aber macht: Romantik, was ich tue aber ich liebe es, gleichzeitig mag ich Qualität, Beständigseinen Körperbau keit. gegen etwas anzukämpfen.« und wie er Kleidung Romantik? Was beinszenierte. Er sah deutet Romantik immer großartig aus und trotzdem so, Rente gingen. Sie sagen immer: „Uns für Sie? als würde er sich nicht darum scheren. sind Mode und Style nicht wichtig.“ Nun ja, alles was ich zuvor in meiEr wirkte lustig, charmant und sexy – Und ob! Natürlich kleiden sie sich nem Leben gemacht habe, drehte sich genau wie Fred Astaire! nicht wie die Hell’s Angels aber sie sehauptsächlich um Zahlen und Fakten. Also orientieren Sie sich an Grant und hen aus wie jeder andere Rentner aus Und ich habe es gemocht. Aber jetzt Astaire? einer Golfgemeinschaft. Meine Eltern bin ich viel freier! Ich weiss nichts über Nun ja, ich denke dass jeder, der interessieren sich vielleicht nicht für die Menschen, die ich fotografiere und sich chic kleidet auch ein sicheres, den Style der in Modemagazinen gein den meisten Fällen will ich das auch gerades Auftreten haben sollte. Wenn zeigt wird, aber sie interessieren sich nicht. Ich frage sie nicht nach ihrem
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ich fotografiere, trage ich natürlich keine Anzüge, das wäre nicht passend. Ich denke, man sollte seine Kleidung dem Anlass anpassen und dennoch den persönlichen Stil finden. Glauben Sie, dass man Stil kaufen kann? Nein, das denke ich nicht. Stil hat nichts mit Einkommen zu tun. Dabei geht es darum, wie man sich ausdrückt, wie man zur Welt spricht. Sie sind viel unterwegs. Haben Sie so etwas wie einen internationalen Stil feststellen können? Ich denke hier geht es nicht wirklich um einen internationalen Style sondern vielmehr um eine Altersgruppe. Eine Altersgruppe von 15- bis 20-Jährigen, die wirklich trendig aussehen. Davon gibt es eine Menge überall, egal ob in Stockholm oder Los Angeles oder Italien. Es ist also kein wirklicher Style sondern eher eine bestimmte Gruppe. Man sieht ja zum Beispiel keine alten Leute, die das gleiche tragen. Für die Jungen heutzutage ist es so einfach zu sehen, was in Los Angeles oder sonst wo passiert, deshalb adaptieren sie Trends schnell. Sind Ihnen Trends wichtig? Überhaupt nicht. Sie sind mir nur
Scott Schuman
würde Trends setzen. Ich denke das ganze ist viel abstrakter und außerdem überhaupt nicht meine Intention. Ich möchte einfach zeigen, was ich fühlte als ich eine bestimmte Szene gesehen habe. Romantisch eben. Können Sie sich an das erste Bild erinnern, das Sie als Sartorialist geschossen haben? Ich erinnere mich an den allerersten Tag. Ich war drau»Um ehrlich zu sein, ßen und auf dem Weg zum werde ich nervös, wenn Fulton Fish Market in New York. Damals gehörte der leute sagen, ich würde Fischmarkt zu den Geschäften der Mafia. Man kann sich also trends setzen.« vorstellen, wie es dort aussah: diese Kerle auf dem Fischmarkt haben riesige Fischerhaken, also ger nicht gesehen habe. war ich ein bisschen eingeschüchtert. Würden Sie also sagen, dass Sie Trends Aber ich ging zu ihnen hin und sagte kreieren? ihnen, dass ich sie gerne fotografieVielleicht ist das eine Art Zusatzren würde. Der Größere der beiden nutzen. Aber die Menschen neigen sah mich an und fragte: „Du willst ein dazu, das zu romantisieren. Es ist nicht Foto von mir machen? Was bist du? so, dass Designer mein Blog lesen und Ein Cop?“ Sein Kollege beruhigte ihn daher ihre Inspiration nehmen. Vielund sagte „Nein, er ist kein Cop“. Ich leicht als sehr abstrakte Inspiration. atmete tief ein und drückte auf den Sie sehen vielleicht das Foto eines Auslöser. Danach dachte ich, „wenn Mädchens und denken sich „Dieses ich ein Foto von einem riesigen, beMädchen möchte ich einkleiden“ daängstigenden, super-stinkenden Mabei ist es aber egal was die Person gefioso machen kann, brauche ich auch rade trägt... Um ehrlich zu sein, werkeine Angst mehr vor Modemenschen de ich nervös wenn Leute sagen, ich haben“. n dann wichtig, wenn ich sehen will, was in der Mode gerade passiert wenn ich auf den Schauen bin. Im Gegenteil: meistens weckt etwas mein Interesse wenn es gerade kein Trend ist. Wenn also zum Beispiel Miniröcke en vogue sind kann es sein dass ich längere Röcke fotografiere, eben weil ich sie län-
Der Amerikaner Scott Schuman war 35, als er seine bisherige Karriere an den Nagel hängte und seinen Blog thesartorialist.blogspot.com
startete. Bevor er zum Sartorialist (engl. sartorial = der Schneider) wurde, studierte er an der Indiana University Bekleidungsmanagement und Kostümkonstruktion. Anschließend arbeitete er 15 Jahre in der Modebranche im Verkauf und Marketing für Unternehmen wie Helmut Lang, Jean-Paul Gaultier, Onward Kashiyama und Valentino. Vom Time Fotos: Nurcan Özdemir, Markus Schäfer (2)
Magazine wurde er zu den 100 einflussreichsten Menschen in der Modebranche unserer Zeit gewählt und hat täglich 240.000 Besucher auf seiner Seite. Schuman lebt von seinem Modeblog und seinen Gastbeiträgen in der Vogue, auf stlye.com und seinen Events für die amerikanische Modekette Saks Fifth Avenue. 2009 veröffentlichte Schuman den Bildband „The Sartorialist“ mit ausgewählten Fotografien der letzten fünf Jahre, erschienen bei Penguin Books.
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Die außergewöhnlich geprägte Haut der Grünen Baumpython ist ein beliebtes Material in der Herstellung von Accessoires.
Unter die Haut Schlange, Krokodil oder Känguru: Die auSSergewöhnlichen Lederarten haben sich als Material für Luxusaccessoires etabliert. Der Handel mit exotischem Tierleder spaltet die Lager in Liebhaber und die bewussten Konsumenten, die offen für Alternativen sind.
Foto: Ian Chien
Text.............................................................................................Kristina Hauseux
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as Wort Exotik stammt aus dem griechischen, beschreibt etwas Fremdartiges, Auswärtiges und Außergewöhnliches. Ist die Rede von Exotenleder, bezeichnet der Begriff die Haut seltener Tiere, von Schlangen, Echsen, Krokodilen oder Kängurus, die zu Luxusaccessoires verarbeitet wird, um sich in den Verkaufsregalen aneinanderzureihen. Obwohl Tierschützer immer wieder auf den Wert der Tiere aufmerksam machen, sind die Exoten aus dem Segment der Luxusaccessoires gar nicht wegzudenken. Weil beim Anblick der sündhaft teuren Handtasche aus geprägtem Krokodilleder bei vielen moralische und ethische Grundsätze ganz einfach hinten angestellt werden. „Luxusprodukte unterscheiden sich von Standardprodukten durch eine hohe Ausprägung der Merkmale Preis, Auf Krokodilfarmen werden die Krokodile im großen Stil für die Ästhetik, Seltenheit, Außergewöhnlichkeit und SymbolLederindustrie gezüchtet. kraft. „Exotisches Leder eignet sich dazu, die typischen Motive des Luxuskonsums wie den Prestigegewinn zu stillen“, Abalone Seeschnecken und hochwertigem Makassar Ebensagt der Marketingforscher Klaus Heine, der sich intensiv holz gearbeitet wurde und das Element Leder gar nicht mehr mit der Aura von Luxusmarken und dem Konsumverhalten braucht, ist es aber genauso. Das Gerben von Tierhäuten ist von Millionären befasst hat. Exklusivität, Qualität und Selpraktisch so alt wie die Menschheit selbst und geht bis in die tenheitswert treiben den luxusfixierten Menschen dazu, mit Steinzeit und das alte Ägypten zurück. Von seinen frühesten der geprägten Krokolederhandtasche durch die Stadt zu flaAnfängen bis heute hat sich die Gereberei zu einem Handnieren und das Abendoutfit mit dem Schlangenledergürtel werkszweig entwickelt, der aufzuwerten. Und das mit dem gegenwärtig in viele LeBewusstsein im Hinterkopf, dass von achtung gegenüber den bensbereiche übergreift. Die es auch ohne exotisches Tierleder lebewesen keine spur Lederindustrie, die quasi ungeht. Während in den historitrennbar mit der Fleischindustrie verknüpft ist, hat sich zum schen Anfängen der Lederverwertung die Haut der Tiere aus profitablen Geschäft gemausert. Laut der IG BCE (der Inreinem Nutzen aufgearbeitet und getragen wurde, ist die Modustriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) hat die allgetivation für den Lederkonsum heute eine andere. Es ist ihr meine Lederindustrie in 2009 einen Gesamtumsatz von rund Mehrwert Luxus, der die Tierhaut in die gleiche Kategorie 3,5 Mrd. Euro erwirtschaftet. wie exklusive Autos, teuren Schmuck und hoch technisierte Zum Vergleich: Die Fleischindustrie generierte in der Multimediaprodukte steckt. gleichen Zeitspanne einen Umsatz von 16 Milliarden Euro. (Aus der Jahrespressekonferenz der Zentralgenossenschaft Tierhaut treibt die Wirtschaft an des deutschen Fleischergewerbes für das Geschäftsjahr 2009). Vegetarier, die sich vom Fleischgenuss distanzieren, rechtferDas Forbes Magazin veröffentlichte 2007 eine Liste mit den tigen ihr Ledersofa und den Lederschuh oft mit dem altbeluxuriösesten Handtaschen der Welt. An der Spitze stand kannten Vorurteil: Leder ist ein reines Nebenprodukt, das im die lacklederne „B bag“ von Fendi für einen Preis von rund Prozess der Fleischherstellung übrig bleibt. Mitnichten, denn 27.000 Euro. Was die Labels anging, war die Liste abwechsdie Zahlen aus dem Geschäftsjahr beweisen, dass die Haut lungsreich: Hermès, Zac Posen, Bottega Veneta etc. Was das genauso ein Wirtschaftstreiber ist wie das Fleisch. Bei exoMaterial anging dagegen nicht. Leder, Leder und noch mal tischem Leder kann sich der Konsument auf die NebenproLeder. Mit dem Steigen des Preises in den fünf- bis sechssteldukt-Theorie nicht verlassen. Denn während Nutztiere wie ligen Bereich steigt auch die Exotik und Veredelung des MaKühe und Schweine für die Nahrungsindustrie bedeutend terials, aber wer sich ins Luxussegment der Accessoires begibt, sind, ist der Absatz von Krokodil-, Schlangen- oder Echsenkommt am Tierleder, vor allem den Exoten, dem Schlangen-, fleisch praktisch nicht vorhanden. Die Haut der Exoten, die Echsen- oder Krokoleder, kaum vorbei. fast ausschließlich des Leders wegen im großen Stil gezüchtet Luxus ohne Leder zeigt der japanische Designer Ginza werden, ist ihr höchstes Gut. Tanaka, der ein Handtaschenmodell entwarf, das mit 2182 Diamanten, einem Platinkorpus und einem Preis von fast zwei Millionen US-Dollar alle Kriterien von Luxus erfüllt, REDEN IST SILBER, SCHWEIGEN IST GOLD sich aber vom Exotenleder distanziert. Vor allem die innovativen Materialien entziehen der Tierhaut mehr und mehr Der Handel mit exotischem Tierleder ist schwer zu durchdie Legitimation. Denn ein mit Blattgold veredeltes Kroschauen, namhafte Unternehmen, die sich in diesem Bereich komodell ist Luxus, eine Box Clutch von Celestina, die mit bewegen, scheuen die offene Kommunikation. Das Problem
DAS magazin über Mode
020 mode ist oberflächlich
Von der Lachsfarm in die Accessoire-Abteilung Links oben: Lachse aus irischen Biolachsfarmen sind der Rohstoff für Taschen, Schuhe oder Automobilausstattungen aus Nanaileder. Links unten: Der Automobilhersteller BMW kleidet auf Wunsch den BMW X6M mit der luxuriösen Lachshaut aus. Rechts oben: Ein Schuh aus der Winter Kollektion 2010/11 von Michael Michalsky aus Nanaileder. Rechts unten: Auch die Taschen der Mongrels in Common Show Herbst Winter 2010/11 waren zum großen Teil aus Nanaileder gefertigt.
ist, dass immer die passenden Worte fehlen werden, um ein ten Produkte, die mit Känguru- und Krokodilleder veredelt Thema, das auf so viel Gegenwehr stößt, wertfrei zu kommuni- sind, aus dem Angebot zu nehmen. Konkurrent Adidas will zieren. Es gibt zwei Lager: Auf der einen Seite die vom Luxus auf exotisches Tierleder nicht verzichten. Das Sportschuhmogetriebenen Käufer, die ein seltenes Kroko- oder Känguruleder dell aus leichtem, geschmeidigem Känguru-Leder ist neben unbedingt haben wollen. Auf der anderen Seite Tierschutzor- den gängigen Ledersorten nach wie vor im Sportartikelsortiganisationen wie PETA, die sich mit der Unterstützung von ment zu finden und wurde sogar im Gerichtssaal thematisiert. Adidas konnte ein im Jahr 2007 in Kalifornien per Gericht Prominenten und Unternehmen radikal gegen den Gebrauch von Leder einsetzen. PETA drehte Filme mit Exoten, die für beschlossenes Verkaufsverbot aller Produkte aus Känguru-Leder rückgängig machen, da die die Lederwirtschaft im großen verdächtigen Produkte nicht, Stil gezüchtet und bei lebendi»Wir halten es für sehr wichtig, wie von der Tierschutzorgagem Leib gequält, gekocht und dass jeder dazu beiträgt, wild nisation VIVA! behauptet, aus gehäutet werden, um als Geldlebende tiere zu schützen<< dem Leder geschützter Känbeutel, Gürtel oder Handtasche - Uta Haas, Adidas guruarten hergestellt waren. im großen Pool der Luxusgüter Das verwendete Känguru-Lezu landen. Von Achtung und der stammte ausschließlich von Arten, die kommerziell gejagt Einfühlungsvermögen gegenüber den Lebewesen keine Spur. Untermalt wurde die Videoreportage noch mit der Stim- werden dürfen. Adidas distanziert sich, anders als Nike oder me von Hollywood-Schauspieler Joaquin Phoenix, der als be- H&M, nicht von exotischem Tierleder im Allgemeinen, sonkennender Tierschützer mit PETA kooperiert und das Projekt dern plädiert für den nachhaltigen Produktionsweg und den mit seiner Prominenz unterstützt. H&M hat das Video erhal- humanen Umgang mit dem Rohstoff Tier. „Wenn künftige ten, Sportartikelhersteller Nike auch. Das schwedische Mo- Generationen eine Welt reich an ökologischer Vielfalt erben dehaus hat Ende 2009 die Firmenrichtlinien überarbeitet und sollen, halten wir es für sehr wichtig, dass jeder auf der Welt schriftlich darin verankert, sich vom Verkauf von exotischem dazu beiträgt, wild lebende Tiere zu schützen und zu erhalten. Tierleder weltweit in allen H&M-Filialen zu distanzieren. Wir verwenden deswegen kein Leder von gefährdeten oder Nike hat, als einer der führenden Konzerne für Sportschuhe, bedrohten Tierarten, die auf der Roten Liste der ‚International ein Zeichen gesetzt und Anfang 2010 zugesagt, die exotischen Union for the Conservation of Nature and Natural Resources Tierleder aus der Produktpalette zu streichen und die limitier- (IUCN)‘ stehen“. „Wir haben uns mit den Zulieferunterneh-
Das magazin über Mode
mode ist oberflächlich 021
und durch Leichtigkeit, Reißfestigkeit und Zartheit eine starke Konkurrenz für den exotischen Tierledermarkt darstellt. Der Automobilhersteller BMW hat Nanai ins Sortiment integriert und wird als erstes Fahrzeug den BMW X6M auf Wunsch mit der Lachshaut ausstatten. Tierschutzorganisationen sehen wieder schwarz, die Argumente der Nachhaltigkeit und Neuartigkeit des Materials werden sie wohl kaum milde stimmen, solange ein Tier dafür sterben muss. „Sei es nun die Haut eines Fisches, einer Kuh oder eines Kängurus. Es gibt Alternativen. Warum also noch weiter Tiere quälen und deren Häute verarbeiten?“, Tanja Wiemann, die für PETA Deutschland die Kampagnen zum Thema Bekleidung/Tierhäute leitet, stellt das Wohl der Tiere an oberste Stelle. Es muss auch ohne gehen: Die Designerin Stella McCartney, die als Tierschützerin bekannt ist und ihre Kollektion ohne Tierhaut bestückt, weiß wie. Sie hat sich im LuDie Clutch des japanischen Schmuck-Designers Ginza Tanaka ist aus xussegment angesiedelt, etabliert und es geschafft, Luxus so Platin gefertigt und 2182 Diamanten bestückt. zu definieren, dass er das Element Tierleder gar nicht mehr men von Känguru-Leder, mit dem Dachverband, der Kanga- braucht. Die Taschen sind aus Baumwolle, Seidenatlas, Nyroo Leather Association of Australia, und mit Vertretern von lon oder Kunstleder gefertigt. McCartney bestickt Canvasstoff Environment Australia, der für die Regelung der Jagd von mit floralen Paillettenmustern und es entsteht ein Accessoire mit Seltenheitswert, das alle Kängurus verantwortlichen Kriterien von Luxus erfüllt Regierungsbehörde, getrofEs ist ihr Mehrwert Luxus, der die und sich in einer ähnlichen fen und die gegenwärtige Tierhaut in die gleiche Kategorie wie Preisklasse wie ein schlichtes Praxis dieser Branche unterKroko- oder Schlangenlesucht.“, sagt Uta Haas, Sozial Autos, teuren Schmuck und dermodell bewegt. Ein Blick und Umweltabteilung der Multimediaprodukte steckt unter die Oberfläche zeigt, Firma Adidas. dass exotisches Leder Luxus Adidas scheut die offene Kommunikation zum Kunden nicht, informiert die, die es ist, der auf Kosten anderer geht, nachhaltig die Umwelt beeingenau wissen wollen, umfassend über die Herkunft der Ma- trächtigt und in einer zukunftsorientierten Welt, die ethisch terialien und die Bedingungen, unter denen die Produkte her- vertretbare Alternativen bietet, eigentlich nicht mehr nötig ist. gestellt werden. Weil das Leid der Tiere viele nicht mehr kalt Ein Umdenken passiert, aber so lange die Liebhaber von exolässt und eine bewusste, interessierte Gesellschaft schafft, die tischem Tierleder Prestigegewinn und Luxus über Moral und sich auf die Suche nach nachhaltigen Alternativen begibt und Ethik stellen, werden sich weiterhin die Häute von Schlangen, vor innovativen Materialien nicht mehr die Augen verschließt. Krokodilen oder Kängurus in der Accessoireabteilung aneinanderreihen. n
Fotos: Salmo Leather GmbH, Reiss Fotodesign, Zureks , imageafter. com, Charles Cantin, luxist.com, nanai.eu
GIFTSTOFFE MACHEN DEN ROHSTOFF ZART
Ein nachhaltiger Denkansatz, den man bei der Verarbeitung und Gerbung von exotischem Leder vergebens sucht. Um aus der rohen Tierhaut hochwertiges Leder zu erhalten, werden Giftstoffe eingesetzt, die den zähen Rohstoff in taugliche Lederprodukte verwandeln. Mineralsalze, Formaldehyd, Chrom, Öle, Farben und Polituren, allesamt Chemikalien, die den Lederherstellungsprozess mit durchlaufen und am Ende als Giftstoffe im Abwasser der Gerbereien und im Endprodukt beim Kunden landen. Als adäquate Alternative zeigte 2009 das junge Designduo Mongrels in Common ein innovatives Material auf dem Laufsteg, das der Optik von Exotenleder in nichts mehr nachstand und sich auch auf der Herbst/Winter Show 2010/2011 des deutschen Designers Michael Michalsky einen Namen machte. Nanai, der Name geht auf ein indogenes Volk im Osten Sibiriens zurück, ist Lachshaut, die als Nebenprodukt der Bio-Lachsproduktion entsteht, chromfrei und nachhaltig gegerbt, mit Pflanzen gefärbt und veredelt wird
Die Färbung und das Muster der exotischen Tierhaut ist für die Liebhaber Luxus pur.
DAS magazin über Mode
1. Mode ist oberfl채chlich
2.
Stil kann man nicht kaufen
3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. M채nner haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was f체r Junge
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Maschenphänomen Selber machen ist altmodisch? Unsere Wollstücke zum Nachhäkeln beweisen das Gegenteil. Produktion.............................Marion Homm & Dennis Braatz Fotos..........................................................................Micheal Leis
Schlauchschal Design: Nurcan Özdemir Zeitaufwand: ca. 35 Stunden Schuhe: Strenesse Höschen: Wolford
Stulpen Design: Miriam Gebhardt & Nastasja Rehm Zeitaufwand: ca. 10 Stunden Schuhe: Strenesse Body: Wolford
Armreifen Design: Michaela Heid Zeitaufwand: ca. 3 Stunden
Lochkleid Design: Alexia Apostolidou & Annemarie Gassen Zeitaufwand: ca. 11 Stunden Overknees: Robert Clergerie
Cardigan mit nieten Design: Dennis Braatz Zeitaufwand: ca. 40 Stunden Overknees: Robert Clergerie Hรถschen: Wolford
Schal Design: Nurcan Ă&#x2013;zdemir Zeitaufwand: ca. 35 Stunden
Pullunder mit Kapuze Design: Stefanie Karch Zeitaufwand: ca. 22 Stunden Overknees: Robert Clergerie Hรถschen: Wolford
Haare & MakeUp: Erika Uhl Model: Siri Laude / modelwerk Mitarbeit: Nastasja Rehm, Miriam Gebhardt, Tina Heindel, Alexia Apostolidou Windeck, Katrin Schobersberger, Fabienne Mayer
Minikleid Design: Marion Homm Zeitaufwand: ca. 16 Stunden Plateaus: Robert Clergerie
032 stil kann man nicht kaufen
Einstellungssache
Mitarbeiter von Abercrombie & Fitch in Mailand
Sie verkaufen Taschen, Trends und Träume. Ob Prêt-a-porter bei Armani oder Konfektion bei Zara. Eines haben alle gemeinsam: äuSSerst attraktive Verkäufer. Sie gehören zum Image der Marke. Text & Foto...................................................................................................................Stefanie Karch
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ine Menschenschar presst sich an die geschlossenen Türen eines Geschäftes nahe dem Szeneviertel San Babila in Mailand. Die vielen Menschen wirken wie ein aufgescheuchter Wespenschwarm, denen der Zugang zu Ihrer Wabe versperrt wurde. Ordner versuchen, die Menge in eine Schlange zu drücken. Es wird gequetscht, gekreischt und gedrängelt. Jeder will der Erste sein. Wer nicht dabei ist, kann sich nicht vorstellen, was hier gleich passiert. Gibt Lady Gaga Autogramme, befinden sich die Rolling Stones zu einem Privatkonzert im Gebäudes oder sucht Italien sein nächstes Showsternchen und Topmodel in einer Person? Der Grund der Ansammlung ist viel banaler: In wenigen Minuten wird der neue Abercrombie & Fitch-Laden (A&F) seine Türen öffnen. Doch nicht nur der erste Tag sorgte für Aufsehen, auch Monate später war es unmöglich, ohne Anstehen in den Laden zu gelangen. Bis zu zwei Stunden mussten die fanatischen Fans warten, um eines der heiß begehrten Kleidungsstücke zu ergattern. Und das,
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obwohl die Mode alles andere als spektakulär ist: Sportliche Kapuzenpullis, lässige Baumwollshirts und grobe Holzfällerhemden machen das Sortiment des amerikanischen Unternehmens aus. Doch wenn die Kleidung nicht sensationell ist, was macht sie dann so beliebt? Es sind Marketing Plan und Image. Nahm der Umsatz der 1892 als Jagdausstatter gegründeten Marke in den USA ab, hat die Unternehmensspitze für den europäischen Markt alles richtig gemacht. Die Strategie, dass man die Kleidung neben 341 bestehenden Läden in Amerika bisher nur in London und Mailand kaufen kann, geht auf. Die Begehrlichkeit der Produkte wird durch die künstlich generierte Knappheit der Ware erzeugt. Der Kunde kann die Ware nur an ausgewählten Plätzen erstehen. Das Ansehen der Marke dient als Köder für die Konsumenten. Sexy Bauarbeiter trifft College Schönheit. A&F verkauft ein Lebensgefühl von Sorglosigkeit, guter Laune und ewiger Jugend. Daran haben sich auch die Mitarbeiter ausnahmslos zu halten. Wer sich in das A&F Refugium wagt verliert das Zeitgefühl, es fällt kein Tageslicht in die Läden und die Musik dröhnt aus den
stil kann man nicht kaufen 033
Die Verkäufer von Gucci lassen sich zweifellos als hager, Boxen. Jeder Versuch der gespielten Lebensfreude zu entkommen: hübsch und hochnäsig beschreiben, während man bei Hermès zwecklos. Schon von weitem riecht man das fortlaufend versprühte passend zu der vollendet, eleganten Ware, vom zuvorkommenHausparfüm, oberkörperfreie Sunnyboys begrüßen jeden Kunden den galant gekleideten Mittfünfziger bedient wird! Kein Wunder, und die Verkäuferinnen tanzen zu lauten Pop Liedern. denn Hermes steht für Klassiker, die nicht nur auf den ersten Blick A&F ist dieses Bild vom makellosen Verkäufer mit dem strahschön erscheinen, sondern auch über die Jahre Bestand haben. Wie lenden Lächeln wichtig. Es gibt exakte Vorschriften wie das Persodie Verkäufer eben auch. nal auszusehen hat: Verkäuferinnen dürfen nur dezent geschminkt Doch nicht immer funktioniert die angestrebte Taktik, den sein, wenn Schmuck, nur Perlenohrringe tragen und Nagellack in Käufer mit dem Flair der Marke zu betören. Das beweist der spaNaturtönen. Die Füße schmücken lässige Flip Flops oder Convernische Kleidungshersteller Zara. Er setzt auf Trends in der Mode se Turnschuhe. Alternativen gibt es nicht. und Eleganz im Ladenkonzept. Hier finden sich schon nach kürAuf seiner Karriereseite im Internet äußert A&F „we’re loozester Zeit leicht abgeänderte Kopien der neusten Kollektionen king for cool and good looking people.“ Die strengen Richtlinivon Prada, Chloé oder Balmain. Puristische Edelstahlmöbel, fein en für das Auftreten führten 2004 sogar zu einer Anzeige. 10.000 säuberlich, nach Themen geordnete Regale und breite Gänge. Der erfolglose Stellenbewerber fühlten sich diskriminiert und wollten Käufer soll mit jedem Schritt tiefer in das geschmackvolle Amdas Einstellungsverhalten des Konzerns an den Pranger stellen. biente eintauchen. Doch die Die Klage wurde nach einer Realität sieht anders aus: GrelVergleichszahlung fallen gelasles Licht, brummende Hintersen, hat den Konzern aber nicht grundmusik und Hektik. Zara wirklich von seiner Personalpoversucht stilvoll zu wirken, gilt litik abgebracht. Es wird darauf längst aber schon als das neue geachtet, dass auch afroameriC&A. kanische oder asiatische Models - Mike Jeffries Die in der Früh noch ordas Personalbild bereichern, dentlich sortierten Glastische doch am ästhetischen Ideal vom werden von Minute zu Minute mehr zu Wühltischen. Klamotten perfekten Körper hat sich nichts geändert. Passend dazu parodiert liegen am Boden und der zweite Schuh ist spurlos verschwunden. die Dreamworksproduktion Shrek in ihrem dritten Teil das UnterDas erwünschte Erscheinungsbild macht auch vor den Verkäunehmen als „Aberzombie und Witch“. ferinnen keinen Halt. Zara will Verkäufer mit Stil präsentieren doch die Hosenanzüge passen mal mehr, mal weniger und auch die Verkäufer sind das neue Aushängeschild Fachkenntnis lässt zu wünschen übrig. Nicht nur A&F passen Stil und Belegschaft ihrem Erscheinungsbild an, sondern auch Edelboutiquen wie Armani. Das weiße Identifikation als Schlüssel zum Erfolg Hemd des Verkäufers passt wie angegossen, gerade eng genug, dass man seinen makellos trainierten Körper erahnen kann. Mit der Warum hängen die Konzerne an diesem Erscheinungsbild? Es perfekt sitzenden Kleidung sieht er aus, als sei er geradewegs vom funktioniert, gerade Jugendliche, die zahlungskräftigste KäuferLaufsteg in den Laden gelaufen. „Verkäufer, die nicht dem Ideal schicht, sind ein Beispiel. Ihnen ist es wichtig in eine Clique inentsprechen und in die eng geschnittenen Anzüge passen, wertegriert zu sein. Dieses Gruppengefühl wird durch Marken beeinden nicht zum Vorstellungsgespräch geladen. Viele sind ehemaflusst. Label und Träger verschmelzen. Die Eigenschaften, die der lige Models“, erklärt eine Mitarbeiterin der Ladenkette gefühllos. Marke anhängen werden auf seinen Besitzer übertragen. Aber es Schufen früher Anzeigenkampagnen und Photoshop die gängigen geht nicht nur um den Konsumenten. Es wird ein GemeinschaftsSchönheitsideale, definieren heute auch das vom Laden erzeugte gefühl unter den Verkäufern erzeugt. Sie sehen sich als Kollektiv Lebensgefühl und seine Verkäufer ein überschätztes Körperbild. und als Teil des Konzerns. Dadurch fühlen sie sich mit ihm und Stellen Sie sich vor, Sie sind unsicher. Haben Ihren Stil noch nicht ihren Kollegen enger verbunden. gefunden. Würden gern so aussehen wie die Typen in der WerInwiefern diese Theorien mit der Wirklichkeit übereinstimbung, in den Modezeitschriften. Dann sehen sie den perfekt gemen bleibt dahingestellt. Teilweise scheint es auch, als wollen die kleideten Verkäufer. Er wirkt so wie sie schon immer sein wollten: leitenden Angestellten und Mitglieder der Chefetagen ihr wahres stilsicher, selbstbewusst und begehrenswert. Der Konsument soll Kundenbild gar nicht sehen. Wie kann es sonst sein, dass Mike unterbewusst von den schönen Verkäufern beeinflusst und in die Jeffries, Vorstandsmitglied von A&F, laut Manager Magazin äuMarkenwelt hineingezogen werden. Mit ihrem tadellosen Auftreßert, dass Konsumenten, die dem Schönheitsideal nicht entspreten gaukeln sie den Kunden vor, dass sie nur die gleiche Kleidung chen, unerwünscht sind. „Wenn du 300 Kilo wiegst, dann ist dies wie die Verkäufer benötigen, um begehrenswert und selbstbewusst nicht der Ort für dich“. Und diese Feststellung kommt von einem zu wirken. Der Käufer lässt sich von Schönheit und perfektem Konzern, deren Hauptmarkt nach wie vor in Amerika liegt. GeLook verzaubern. Wir wollten wissen, ob auch in München die rade dort leiden 2/3 der Bevölkerung an Übergewicht. Tendenz Verkäufer zum Image der Marke passen und haben uns auf der steigend. Da kann man sich leicht ausmalen, dass bei einem QuarMaximiliansstraße umgesehen. Es wirkt als, regieren auch hier talsumsatz von 885,4 Millionen US Dollar nicht alle Käufer dem strenge Einstellungsvoraussetzungen. Ideal entsprechen. n
»Wenn du 300 Kilo wiegst, dann ist dies nicht der Ort für dicH«
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034 mode ist diktat
1. Mode ist oberfl채chlich 2. Stil kann man nicht kaufen
3.
Mode ist Diktat
4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. M채nner haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was f체r Junge
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Mode ist Diktat 035
„In der Mode haben Dicke keinen Platz“
Nathalie Gräfin von Bismarck ist Modedesignerin und Innenarchitektin, Künstlerin und Autorin, Mutter und Societylady und endlich wieder dünn. Vor acht Monaten musste sie sich noch mit 55 Kilo Übergewicht plagen. Im Gespräch berichtet die 38-jährige was sie früher über Dicke dachte und warum sie mit einigen Designern nicht mehr spricht. Interview....................................................Karolina Skrobol
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036 mode ist diktat
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ie stylt man sich, wenn man nicht zuvorkommend - wenn man schön aussieht. Ist man jedoch mehr in die Standardgrößen passt? dick, tut die Umwelt so, als gäbe es einen überhaupt nicht. Ich habe die gleichen Marken getraWie viel Zeit verbringen Sie heute damit, darüber nachzugen wie sonst auch, nur in Übergröße. denken was Sie essen? Es gibt leider nur wenige Designer, die Es ist wirklich lustig, wenn im Kopf einmal der Hebel ihre Teile auch in größeren Größen anumgeschaltet ist, dann ist es gar nicht mehr viel Aufwand. bieten. Als ich Modedesign studiert habe, sagte ich immer: Bei Diäten muss man geduldig sein. Der Körper ist wie eine Ich schneidere für alle Größen! Dabei hat meine KollekMaschine, er muss sich immer an das Neue gewöhnen. Es tion, wie die meisten andauert immer ein oder deren auch, bei 42 aufgezwei Wochen. Wenn hört. Mode rechnet nicht Leute eine Diät beginnen »Wenn mich Marken mit dicken Menschen und nach ein paar Tagen kontaktieren, die mich zu und ist auch nicht für sie keinen Erfolg feststellen, konzipiert. Ich kann das dann gehen sie zu ihren meinen kurvigeren Zeiten wirklich beurteilen, denn alten Essgewohnheiten ich habe das alles durchüber und denken es hilft gemieden haben, dann gemacht. Ich war bei alsowieso nichts. Danach len namhaften und weninehmen sie das, was sie hebe ich nicht einmal ger bekannten Designern abgenommen haben, mehr das Telefon ab« und habe nach passende doppelt zu. Kleidung gesucht. Es war Was hat sich in ihrem Leunglaublich, dass mir auf ben mit den zusätzlichen einen Schlag von einigen Designer nichts mehr zugeschickt Pfunden geändert? wurde, ob es für den roten Teppich oder ein Event war. Einfach alles! Meine Kleidung, mein Verhalten, mein Wie fühlten Sie sich da? ganzes Selbst, meine ganze Welt. Ich erlebte es, als wäre ein Das hat mich sehr traurig gemacht. Aber so ist eben dünner Mensch in einem dicken Körper eingesperrt. die Modewelt. Jetzt, wo ich wieder dünn bin, habe ich beSie stehen viel in der Öffentlichkeit, wie kamen sie in dieser schlossen, nur Designer zu tragen, die mich auch in meiner Situation damit zu Recht? schweren Zeit unterstützt haben. Wenn mich jetzt Marken In meiner Position habe ich einfach gewisse Verpflichkontaktieren, die mich zu meinen kurvigeren Zeiten gemietungen und Veranstaltungen, die ich besuchen muss. Ich den haben, dann hebe ich nicht einmal mehr das Telefon ab. habe versucht, meinen Körper möglichst gut zu verstecken Wie kam es eigentlich zu der Geund zu kaschieren. Dabei habe ich mich wichtszunahme? aber immer sehr unwohl gefühlt. Also Es begann alles mit meiner habe ich, so viele Einladungen wie Schwangerschaft. Manche Frauen hamöglich abgesagt. Aber ich war nicht ben einfach nur einen kugelrunden dauernd schlecht gelaunt. Ich bin ein Bauch. Aber als ich damals zum Arzt Mensch, der gerne lacht und ich habe ging, prophezeite er mir, dass ich sehr mich über meine Pfunde lustig geviel zunehmen würde. Egal, wie viel macht. Auch, weil ich wusste, dass ich oder wenig ich essen würde. In seies nicht zulassen werde, dauerhaft so ner 40-jährigen Praxiserfahrung sei er dick zu bleiben. noch nie einer Frau begegnet, die so Haben Ihre Freunde Ihnen schlaue viel Wasser angelagert hat. Und ich Diät-Tipps gegeben? habe wirklich nicht einmal übermäßig Nein, sie wussten, dass ich ihnen viel gegessen, weder Schokolade noch sonst eine verpasst hätte, wenn sie mit Chips in mich reingestopft. einem dummen Spruch oder einem Wie fühlte es sich an plötzlich „dick“ Diätvorschlag gekommen wären. Sie zu sein? sorgten sich um mich und haben mich Es war furchtbar. Man muss sich unterstützt. das vorstellen: Ich war mein ganzes Wann war der Punkt erreicht, an dem Leben lang schlank und dann bin ich Sie dachten: So geht es nicht weiter? plötzlich aufgegangen wie ein Hefeteig. Die schlimmste Situation war, als Meine Knie konnten mein Gewicht mein Mann mit meinen Kindern auf nicht mehr tragen, ich hatte Schmerdem Boden spielte und ich nicht mitzen. Unsere Gesellschaft ist leider sehr Mit einigen Kilos mehr und Ehemann Carl-Eduard spielen konnte, weil es meine Knie eineitel. Sie ist aufmerksam, freundlich und beim „Royal-Dinner“ auf Schloss Mainau fach nicht mitgemacht haben. Da habe
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Fotos: Gilles Bensimon (2), Johannes Simon I Getty Images
Mode ist Diktat 037
ich beschlossen: Jetzt reicht es. Für meine Kinder will ich eine gesunde Mutter sein. Ich wollte nicht, dass sie aufwachsen und irgendwann zu hören bekommen: „Deine Mutter ist so fett!” Was wäre Ihre Reaktion, wenn ihre Tochter dick werden würde? Ich wäre nie eine der Mütter, die ihre Kinder auf eine strenge Diät setzen. Weil die Kinder danach noch mehr das Bedürfnis haben, die verbotenen Sachen zu essen. Was haben Sie früher von dicken Menschen gehalten? Ich habe sie nie anders behandelt als dünne Menschen. Es ist lustig, dass Sie mir diese Frage stellen, denn als ich dick wurde, merkte ich, dass sich Menschen grundsätzlich nicht gerne mit unangenehmen Dingen beschäftigen. Lieber tun sie so, als würde es nicht existieren. Wenn man mit Dicken spricht, dann hört man oft, dass sie sich unsichtbar fühlen. Deshalb habe ich mein Buch „Invisible“ genannt. Und jetzt, da ich beide Seiten kenne, habe ich viel mehr Verständnis für übergewichtige Menschen und was in ihnen vorgeht als zuvor. Wann waren Sie glücklicher? Dick oder Dünn? Ich werde da nicht lügen. Natürlich bin ich jetzt viel glücklicher. Man bekommt mehr Aufmerksamkeit, Komplimente, ich renne jetzt wie ein kleines Kind. Je dünner ich werde, umso mehr Power habe ich. Und ich passe wieder in Kleidung Größe 32. Sie haben in New York an der Parsons School of Fashion and Design studiert. Welches Frauenbild wurde Ihnen dort vermittelt? Die Mode ist der Ursprung der Eitelkeiten. Ich bin Illustratorin und habe bei den Fashion Shows gezeichnet. Wie wird einem beigebracht, diese Mode darzustellen? Man muss extrem dünne Mädchen zeichnen, die keine normalen Proportionen besitzen. Sie sehen aus wie Karikaturen, auf dem Papier schon unrealistisch. Es ist lächerlich, wie dünn die Models bei den Shows sind. Es gibt einfach keinen Platz für übergewichtige Menschen in der Modewelt. Viele dicke Menschen fühlen sich von der Modeindustrie ausgeschlossen, stimmt das? Ich habe einiges zu bemängeln an der Modeindustrie. Wenn man dünn ist oder eine normale Figur hat, dann findet man schöne Kleidung. Wenn es dann mal einen Designer gibt, der für Übergrößen schneidert, dann sind die Sachen meistens unansehnlich. Warum muss ich in hässlichen Sachen herumlaufen, wenn ich dick bin? Kate Moss sagte einmal: „Nothing tasts as good as skinny feels!“ („Nichts schmeckt so gut, wie Dünnsein sich anfühlt!“) Was halten Sie von dieser Aussage? Ich kenne Kate Moss. Sie ist nett, aber hat offensichtlich ein Drogenproblem. Eine Modeikone wie sie muss aufpassen, was sie sagt, denn es kann einen großen Einfluss darauf haben, was in der Gesellschaft passiert. Ihre Aussage ist fürchterlich, denn sie besagt, dass man magersüchtig werden soll, weil man sich dann besser fühlt und das ist einfach nicht wahr. Wir sind geboren, um zu essen, und das Essen zu genießen. Man sollte nicht abgemagert aussehen, sondern eine normale Figur haben. n
Adelige Selbstdisziplin, die Gräfin trägt heute Größe 32
»Unsere Gesellschaft ist leider sehr eitel«
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038 mode ist diktat
Vom hohen Ross
Modeleute sind überheblich und eingebildet. Ob dieses Klischee wirklich der wahrheit entspricht, wollten wir selbst herausfinden und haben petra winter, chefredakteurin der deutschen cosmopolitan, zum fotoshooting eingeladen. Produktion & Text..........................Martina Willbold & Martina Auer Fotos....................................................................................Daniel Roché
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mode ist diktat 039
Petra Winter sitzt nicht auf dem hohen Ross, sondern arbeitet sehr hart f端r ihren Erfolg. Kleid: Irene Luft Pumps & Uhr: Privat
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040 mode ist diktat
»Viele menschen denken, ich führe ein lustiges und leichtes leben«
F
rau Winter kommt um 14 Uhr im schwarzen Porsche an, bitte stellen Sie sicher, dass direkt vor der Location ein Parkplatz für sie frei ist“ – mehr erfahren wir vor unserem ersten Treffen nicht von Frau Winters Sekretärin. Da haben wir es - das 1:0 für die gängige Meinung: das Vorurteil, alle Leute aus der Modebranche seien arrogant und überheblich hat erstmal die Oberhand. Aber dann: überpünktlich erscheint die große Blonde in einem einfach geschnittenen fliederfarbenen Kleid am Set. Und das mit guter Laune und viel Glamour - von arrogantem Auftreten keine Spur. Hut ab, Petra, gerade hast du den Ausgleich erzielt: 1:1. Trotz Babybauch (im September erwartet sie ihr erstes Kind) bewegt sich Petra Winter souverän auf ihren High Heels – fast so, als wäre sie damit auf die Welt gekommen. „Ich liebe es groß zu sein“, sagt sie. Mit 1,80 Metern ist Petra dennoch nach ihrer Mutter die kleinste in der Familie. Ihr Bruder überragt sie und mit ihrer Schwester kann sie nur auf hohen Hacken konkurrieren. Entspannt sitzt sie in der Maske (ein umfunktionierter Lehrraum am Schwabinger Reithof ) und plaudert angeregt mit dem griechischen Visagisten über ihren anstehenden Urlaub auf Mykonos. Nur drei Monate Mutterschaftsurlaub gönnt die Karrierefrau sich, bevor sie wieder im Chefsessel der Cosmopolitan Platz nimmt. Ihr Job ist ihre große Leidenschaft, dabei kann sie ihre Arbeit mit persönlichen Interessen verbinden. Aber natürlich muss sich die 34-Jährige in ihrer Position als Chefredakteurin auch mit einer Menge Vorurteilen auseinandersetzen. Viele Leute denken, sie führe ein lustiges und leichtes Leben ohne Stress und Probleme. Das ist eins der Vorurteile, mit denen Petra Winter tagtäglich konfrontiert wird. Doch hinter der Fassade der Leichtigkeit stecken viel Schweiß, Tränen und harte Arbeit. Niemand weiß das besser als die ausgesprochen junge Chefredakteurin, schließlich hat sie sich in Rekordzeit bis ganz nach oben gekämpft. „Als reine Schischi-Branche kann man den Modejournalismus nicht abstempeln. Schließlich trage ich trotz vieler Privilegien auch eine große Verantwortung,“ sagt Winter. „Natürlich bekomme ich viele Geschenke, aber darum
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geht’s ja nicht nur“, gesteht sie dann doch noch mit einem Grinsen. Für so viel Ehrlichkeit gibt’s ein 2:1! Am Set ist es für Juni ungewöhnlich kalt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten Regentropfen fallen. Doch Petra Winter juckt das nicht. Das einstige Mädchen vom Land ist alles andere als zimperlich. Ursprünglich stammt sie aus Cloppenburg in Niedersachsen. Ihre Großeltern besaßen einen Bauernhof und obwohl sie mit Pferden eigentlich nichts anzufangen weiß, lässt sie unser Shooting auf dem Reiterhof ohne Murren über sich ergehen. Sie unterstützt eben gerne junge, angehende Modejournalisten wie uns. Das Posieren vor der Kamera ist für Petra Winter ein Kinderspiel. Ein Augenaufschlag und das Ding ist im Kasten. Kein Wunder, denn um sich ihr Studium finanzieren zu können, arbeitete sie früher nebenbei als Model. Richtig Fuß fassen in der Modelbranche wollte sie allerdings nicht. Dazu hätte sie sich bei ihrer Größe erst mal auf 50 Kilo herunterhungern müssen – und das war nie ihr großes Bestreben. Wir finden, es wird Zeit für ein 3:1 für Petra und gegen das Vorurteil! Winters Traum von der großen Karriere war ein anderer, und genau den hat sie zur Realität gemacht. Eigentlich war es Zufall, dass sie in der Mode gelandet ist. Auslandskorrespondentin für die FAZ wollte sie während ihres Studiums der Politikwissenschaften werden. Oder Bundeskanzlerin, so ist es zumindest in ihrer Abiturzeitung nachzulesen. Nach der Ausbildung an der Axel Springer Journalistenschule und Anstellungen bei BILD, BamS und Wams kam Winter als Redakteurin zu Condé Nasts GLAMOUR nach München, bevor sie 2005 mit nur 29 Jahren die Leitung der deutschen Cosmopolitan übernahm. Mit einer Auflage von über 340.000 Stück ist diese eine der größten Frauenzeitschriften des Landes. Doch ihre aktuelle Anstellung ist, wie wir im Gespräch erfahren, noch lange nicht Petra Winters letzte Station. Irgendwann möchte sie in einer Führungsposition definitiv zurück zur Tageszeitung und sich einem weitläufigeren Spektrum an Themen widmen als jetzt bei der Cosmopolitan. Sicherlich wird man ihr dort wieder vorwerfen, dass sie aus der ach so arroganten Modebranche kommt. Doch dem tritt Petra souverän entgegen, schließlich gehört das Vorurteil zu ihrem Alltag. n
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Als erste Chefredakteurin der deutschen Cosmopolitan bekommt Petra Winter ein Baby. Trotzdem wird sie ihren Beruf nicht aufgeben. Shirt: Zara Karohemd: Dondup Umstandsjeans: Zara Handschuhe: Dondup Ketten: Pilgrim Reiterhelm: Casco Gerte: Privat Mitarbeit: Katja Degenhart, Michaela Heid Haare & MakeUp: Vangelis Tzimikas @ fame
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042 mode ist Doch keine kunst
1. Mode ist oberfl채chlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat
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Mode ist doch keine Kunst
5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. M채nner haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was f체r Junge
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mode ist doch keine kunst 043
...und ob! Wir tun uns schwer, die MODE ALS KULTURGUT ZU BEGREIFEN ABER HABEN GELERNT, DASS EIN DIAMANTTOTENKOPF VON DAMIEN HIRST KUNST IST. WARUM IST DAS SO? Text....................................................Tina Heindel
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ls sich in den 60er Jahren die Pop-Art entwickelt, steht die Welt Kopf. Die Künstler arbeiten mit Alltagsgegenständen, im Mittelpunkt steht die Welt des Supermarktes und der Massenproduktion. In der Gesellschaft verursacht das einen Aufschrei und wurde anfangs mit Verachtung bestraft. Der Mode geht es heute ähnlich – sie als Kunst zu bezeichnen bringt heiße Diskussionen mit sich, dabei gibt es nicht erst seit kurzem Parallelen und Kollaborationen. Galerien sind die Laufstege der Gegenwart. Die Szene, die sich früher in angesagten Cafés traf, verabredet sich nun auf Ausstellungen zeitgenössischer junger Künstler. Die New York
Times berichtet über die „Art-World-It-Girls“, deren Anführerin die 29-jährige Russin Dasha Zhukova, die Freundin des Ölmilliardärs Roman Abramowitsch, ist. Ihre Galerie “Garage Centre for Contemporary Culture“ ist Moskaus Antwort auf Londons Tate Modern, das weltweit größte Museum für moderne Kunst. Von kaum einer Kunstmesse mehr wegzudenken ist Stilikone Kate Moss. Mit dem hochkarätigen Publikum aus der Modebranche mutieren die internationalen Kunstmessen wie die Art Basel Miami Beach und die Biennale in Venedig regelrecht zu Modenschauen auf denen ein Großteil der aktuellen Prêt-àPorter-Mode zu sehen ist. Auf der Londoner Frieze gilt die Parole „Keine Frieze ohne Kate“. Mit diesem Hype um zeitgenössische Kunst ist es kaum verwunderlich, dass Mode-Trendscouts
‚The fringe series‘: ein Kunstprojekt der Designer Henrik Vibskov und Andreas Emenius
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traf“ sagte er in einem Interview mit Zeit Online. Im Punk konnte sich plötzlich jeder ausdrücken. „Punk erlaubte denen, die keine besonderen Fähigkeiten hatten und unbeachtet am Rand der Gesellschaft lebten einen revolutionären Aufschrei“. Die Ursprünge des Punk liegen allerdings in der Mode. „Das war mein erstes Medium“, sagt MacLaren. „Nur die Mode hat diese außergewöhnliche Kraft, eine Identität für die Masse herzustellen“. Fasziniert und inspiriert war McLaren von Andy Warhol. „Wie Warhol aus Kunst Mode machte, das hat mich enorm beeinflusst.“ Warhol, uneingeschränkter Star der Pop-Art, erstellte von Motiven, die jedem Amerikaner vertraut waren Siebdruckvorlagen und machte aus Campbell’s Suppendosen oder Spam Dosenfleisch begehrten Wandschmuck, auch wenn man seinen Bildern vorerst bei seiner ersten Ausstellung 1962 mit totalem Unverständnis begegnete. Begonnen hat Warhols Mode ist mehr als Karriere in der Modebranche. Nach ein gesellschaftliches seiner Ausbildung zum SchaufensterPhänomen dekorateur studierte er Grafikdesign und arbeitete danach in New York als Doch scheinen Diverse KollaboratiModezeichner und Illustrator. In den onen zeitgenössischer Künstler und frühen 60er Jahren entwarf er Stoffe für Modemacher nicht zu genügen, um die Kleider von Designer Stephen Bruaus Mode Kunst zu machen. WaAndy Warhol begann seine Karriere als Modeillustrator und Grafiker ce – in seiner Factory experimentierte rum ist das so? Seit der Aufklärung er schließlich selbst mit Kleidern aus versteht man unter Kunst vor allem Papier, Plastik und Kunstleder. Designerin Betsey Johnson ließ sich den Begriff der Schönen Künste, die klassischen Gattungen Mavon Warhols Liebe zum Experimentieren anstecken und kreierte lerei und Grafik und später auch Film. Obwohl uns die Mode als Mode mit elektrischen Lichtern, aus Papier und Plastik. gesellschaftliches Phänomen mit diversen Jugendkulturen wesentlich länger begleitet als beispielsweise der Film wird sie trotzdem „Mein Zugang zu Kunst und Mode ist in der Rezeption als künstlerische Disziplin ausgegrenzt. Mode sei derselbe: beides muss unkompliziert und kurzlebig und existiere nur um uns zu nützen behaupten Kritiker. anti-intellektuell sein“ Marc Jacobs, Modemacher Die Kleidung wärmt in erster Linie, Kunst ist dekorativ. Dabei ist Mode mehr: Seit Lebzeiten bietet sie uns Möglichkeiten der Abgrenzung und der Zugehörigkeit, des Konformismus und des IndiWer bestimmt was Kunst ist? Der Wert von Kunst ist subjektiv, bevidualismus, des Ausdrucks und der Tarnung. Mode kann durchaus deutend ist aber immer die Einzigartigkeit, die sie mit sich bringt. auch Gesellschaftskritik sein. Der Japanerin Rei Kawakubo wird Andy Warhol hielt nicht viel von der Einzigartigkeit von Kunstwerseit den 90er Jahren eine Untragbarkeit ihrer Kreationen vorgeken und produzierte meist ganze Serien seiner Bilder. Eine Postkarworfen. „Hiroshima Chic“ und „post-atomarer Fetzenlook“ lautete der Mona Lisa beispielsweise wurde dreißig mal auf Leinwand te die Kritik auf ihre dekonstruvistische Silhouetten. Das Pariser vervielfältigt und trägt den Titel „30 are better than one“. Auch Modeetablishment fühlte sich in seinem schöpferischen und handDesigner Marc Jacobs ist Warhol-Sammler. Seine Kunstssammwerklichen Selbstverständnis bedroht, weil Kawakubo nicht „schön lung umfasst neben Stücken von Elizabeth Peyton und Ed Ruscha genug“ schneidert. Für Kawakubo ist das Entwerfen einer Kollekgleich mehrere Werke des Pop-Art Künstlers. In einem Interview tion eine „Übung im Leiden“. Ihre Mission bestünde darin, Dinge mit Harper’s Bazaar sagte er: „Mein Zugang zur Kunst ist genau zu schaffen, die noch nicht existieren, die Gesellschaft radikal auf derselbe wie mein Zugang zur Mode: beides muss unkompliziert Neues aufmerksam zu machen. Wie ein Dadaist ist Kawakubo mit und anti-intellektuell sein. Jahrelang war ich total eingeschüchtert groteskem Humor stets auf der Suche nach neuen Erfahrungen. von der Kunst-Welt, weil ich das Gefühl hatte, ich würde sie nicht Malcom McLaren, der kürzlich verstorbene ehemalige Manaverstehen und mir deshalb keine Meinung bilden könnte. Inzwiger der Punk-Band „Sex Pistols“, gilt als großer Einfluss der Punkschen frage ich mich nur noch: ‚Mag ich das Bild oder nicht?’ Es ist Ära. „Ich arbeitete mit Menschen wie ein Bildhauer oder Maler. gut, sich so eine kindliche Naivität zu behalten“. Längst ist Jacobs Meine Modeläden wurden zu Kunsthochschulen, wo sich alles nicht der einzige Modemacher, der gleichzeitig Kunstsammler ist. ihre neuesten Entdeckungen auf Vernissagen und Kunstmessen machen. Mode- und Kunstszene verschmelzen. Jedoch die elitäre Kunstszene findet noch immer allzu oft: Mode ist keine Kunst. Warum eigentlich nicht? Kollaborationen zwischen Künstlern und Modehäusern sind längst fester Bestandteil beider Disziplinen. Der britische Künstler Damien Hirst verzierte Jeans und T-Shirts des Denim-Unternehmen Levi’s mit Farbexplosionen und plötzlich kosteten die Kleidungsstücke 4000 Dollar. 2009 brachte Louis Vuitton unter der Leitung von Kreativdirektor Marc Jacobs die Kollektion „A tribute to Stephen Sprouse“ Kollektion auf den Markt. Acht Jahre zuvor hatte Jacobs gemeinsam mit dem Grafitti-Künstler Sprouse die Linie, die unter anderem Skateboard-Decks und dazugehörige Koffer beinhaltete, entwickelt.
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Fotos: Henrik Vibskov und Andreas Emenius, The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts , Haus der Kunst München
mode ist doch keine kunst 045
Designer Raf Simons berät Sammler. Gucci-Chef François Pinault und sein Konkurrent Bernard Arnault vom Luxusmarkenkonzern LVMH gehören zu den einflussreichsten Sammlern der Welt, deren Einkaufspolitik die Kunstpreise entscheidend bestimmen. Gegenüber der Mode herrscht häufig eine gewisse Arroganz seitens der Kunst. Oliver Zahm, Herausgeber des Magazins über Kunst und Mode „Purple“ äußerte sich in einem Interview mit dem SZ-Magazin zu dem Thema, ob sich Kunst und Mode vertragen. „Speziell die deutsche Kunstszene kann mit Mode nichts anfangen, weil sie immer nur den kommerziellen Aspekt der Mode sieht und sich davon abgestoßen fühlt“, sagt er. Der Amerikaner Tom Sachs äußerte seine Kritik am Kommerz der Mode in den Neunziger Jahren indem er aus Prada-Schachteln Modelle von Konzentrationslagern nachbaute und aus einer Hèrmes Schachtel eine Handgranate in einem Schuhkarton installierte. Nach dieser hysterischen Kritik ist es schon amüsant, dass er 2006 die Ausstellung „Buy the Island Guide“ von der Fondazione Prada, der Kunststiftung des Modeunternehmens, kuratieren ließ. Wenn man aus der Mode Profit ziehen kann, sieht die Welt natürlich anders aus. In der Kunst gibt es eben kaum Tabus. Albert Oehlen, der seine Werke selbst als „postungegenständlich“ beschreibt, gehörte in den 1980er Jahren zu den Neuen Wilden des deutschen Kunstbetriebs. Seine Ölgemälde tragen Namen wie „Doris hat das Ficken satt / Küßt die Birne“ oder „Selbstportät mit verschissener Unterhose und blauer Mauritius“. Zusammen mit seinen Kollegen Werner Büttner, Martin Kippenberger und seinem Bruder Markus Oehlen wehrte er sich dagegen, dass von Kunstwerke häufig überinterpretiert werden. Mit Äußerungen wie „Wenn kein Weiß mehr da ist, wird eben mit Gelb weitergemalt“ provozierte er die Kritiker, die hinter jedem Pinselstrich eine tiefere Bedeutung vermuten. Anders der Modedesigner Hussein Chalavan, der über seine Entwürfe sagt „einige meiner Kleider könnte man auch an die Wand hängen. Die Ausstellung „From fashion and back“ im Londoner Design Museum zeigte 2009 der vergangenen 15 Jahre experimenteller Projekte des zypriotischen „Künstlers“. In seiner Kollektion „Airborne“ arbeitete Chalayan mit über 15.000 leuchtenden LED-Lämpchen – mit seiner ausgestellten Kollektion „Readings“ übertraf er sich erneut: von den Kleidern gingen 200 kleine Laserstrahlen aus, die die neugierigen Betrachter blendeten und nicht mehr viel mit tragbarer Mode zu tun hatten. Die Verbindung der Leitkulturen als logische Konsequenz ihrer Ähnlichkeit
Mode und Kunst gehen Hand in Hand. Die Autorin Anne Petersen erklärt die zunehmende Fusion so: „Die Verbindung der beiden Leitkulturen ist nur eine logische Konsequenz ihrer Ähnlichkeit: Beide sprechen in einer sehr kodierten, optischen Sprache zu Menschen mit einem ganz bestimmten Status, Wissen und Geschmack“. Henrik Vibskov hat
sich bewusst für Mode und Kunst entschieden. Der Däne schloss 2000 sein Studium am Central Saint Martins ab und ist bislang der einzige skandinavische Designer der seine Kollektionen seit 2003 auf den Pariser Herrenschauen präsentiert. Zusammen mit seinem Design-Kollegen Andreas Emenius arbeitet er seit drei Jahren am gemeinsamen Kunstprojekt „The Fringe Projects“, in dem sie Illusion, Oberfläche und Bewegung untersuchen. Inspirationsquelle? „Das Starren auf einen Silvester-Party-Hut.“ Was simpel so klingt, sind in Wahrheit aufwendige Installationen, die welweit ausgestellt wurden. Nicht nur in London oder New York schafft es Mode in Museen. 2009 zeigte das Münchner Haus der Kunst die Ausstellung „20 Jahre Maison Martin Margiela“. Die Kollektionen des Designers brechen mit den Tabus der Branche: Gebrauchsspuren, die auf Alter und Verfall verweisen, werden hervorgehoben, aus wollenen Militärsocken wird ein Pullover, aus Porzellanscherben eine Weste. Die Kreationen sind ähnlich zeitaufwändig wie die Herstellung von Haute Couture, die Materialien jedoch Secondhand bis Abfallprodukt. In seiner Frühjahrskollektion für Damen arbeitete er mit Übergrößen, die auf die italienische Herrengrößen 78 und 80 zurückgehen. Margiela macht Mode – Mode für Museen. Dass Museen und Galerien der Mode Ausstellungen widmen, ist mittlerweile Gang und Gäbe. Hedi Slimane, der ehemalige Designer von Dior Homme und einer der wichtigsten Modemacher unseres Jahrzehnts kuratiert Galerieausstellungen. Germano Celant, italienischer Kurator und Chef der Fondazione Prada, realisierte bereits 1996 gemeinsam mit Ingrid Sischy, der damaligen Chefredakteurin des Magazins „Interview“ in Florenz die Schau „Looking at Fashion“. Wie in einer großen Biennale präsentierten sie die 50 wichtigsten Modedesigner der Welt und schafften Begegnungen zwischen Karl Lagerfeld und Tony Cragg, Miuccia Prada und Damien Hirst und Mario Merz und Jil Sander. Nach so vielen Verschmelzungen, Kollaborationen, gegenseitigen Inspirationsquellen und Zitaten steht die Frage im Raum, warum Mode und Kunst noch immer Berührungsängste haben? Wahrscheinlich liegt es daran, dass jeder Modemacher den Gedanken hegt, mit seinem Schaffen Geld zu verdienen wobei es Künstlern ja angeblich in erster Linie darum geht, sich ausdrücken zu können. Zwischen Mode und Kunst bleibt eine Hass-Liebe bestehen und die einzige Möglichkeit, dass Mode zu Kunst wird, ist bislang die direkte Zusammenarbeit von Künstlern und Designern. Aber vielleicht braucht die Gesellschaft auch einfach noch Zeit, bis sie ihre Meinung ändert – so wie es anfangs sich mit der Pop-Art verhielt. n Mode als installierte Kunst: Der Damenblazer als Teil der Ausstellung „20 Jahre Maison Martin Margiela“ im Münchner Haus der Kunst im Frühjahr 2009
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046 mode ist doch keine kunst
Mode schauen! Die aktuellen Entwürfe der Designer gibt es nicht nur in Modemagazinen, sondern auch im Theater, der Oper und in Galerien zu sehen. Text....................................................Stefanie Karch
Getreu dem Motto: „Nicht die Abbildung der Wirklichkeit ist das Ziel der Kunst, sondern die Erschaffung einer eigenen Welt.“ Von Fernando Botero, lassen die Designer ihrer Kreativität freien Lauf und entwerfen phantasievolle, spannende und erstaunlich Kreationen. Für die meisten von uns ist es nicht möglich die Präsentationen der nächsten Saison außerhalb von Magazinen zu verfolgen. Gehören Sie auch zu denen, die Kleidung lieben, interessieren sich für die neusten Kollektionen und würden alles dafür geben, einmal bei einer Fashion Show in der ersten Reihe zu sitzen? Leider verfügen Sie aber nicht über ein vor Kontakten überquellendes Telefonbuch, oder ein Millionen -Vermögen, um sich Karten für die nächsten Modenschauen zu leisten. Müssen Sie auch nicht. Mode wird im Museum ausgestellt, Designer entwerfen Opernkostüme und Popstars rocken mit ihr die Arenen dieser Welt. Wir präsentieren Neuigkeiten von großen Bühnen, spannenden Ausstellungen und kleinen Genies.
Pretty much fashion YSL, Chanel, Balmain, Gucci, Louis Vuitton und Chloé. Sie wollen die Mode dieser Designer an nur einem Tag besichtigen? Kein Problem. Das Fotografie Museum in Amsterdam – FOAM - widmet dem Fotografenpaar Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin vom 25. Juni bis zum 15. September 2010 die Retrospektive „Pretty much everything“. 300 Ausstellungsstücke ziehen die Besucher in den Bann der teils grotesken, teils von sensibler Schönheit gezeichneten Modekampagnen und Publikationen. Kaum einem Fotografen ist es bisher gelungen, die Grenzen zwischen Mode und Kunst stimmiger verfließen zu lassen. Mit ihren Aufnahmen haben sie es in 25 Jahren Arbeit geschafft, zu den bedeutendsten Fotografen weltweit zu werden. www.foam.nl
Puppenspieler Mode und Porzellan. Was haben denn die zwei gemeinsam? Mehr als man denkt. Das beweist das Bayerische National Museum in München vom 18. Juni bis zum 31. Oktober 2010 und zeigt Haute Couture in Porzellan. Anlässlich ihres 260. Geburtstages lässt die Porzellanmanufaktur Nymphenburg die fragilen Skulpturen des Bildhauers Bustellis neu einkleiden. 16 renommierte Designer wie Vivienne Westwood und Gareth Pugh verwirklichten ihre Visionen in zerbrechlichen Kunstwerken. www.bayrisches-nationalmuseum.de
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mode ist doch keine kunst 047
Der Laufsteg ist nicht genug
Fotos: 1) Anastasia, 1994 © Inez van Lamsweerde & Vinoodh Matadin, 2) Porzellan Manufaktur Nymphenburg / Vivienne Westwood, 3) Gunnar Hämmerle, 4) Die Sache Makropulos, Foto Herman Posch, 5) Alex Katz
Wer immer noch behauptet, Mode habe nichts mit Kunst zu tun, irrt. Die ersten Mode-Blogger gab es vor acht Jahren, jetzt haben sie es ins Museum geschafft. Diesen Trend greift der Deutsch-Schwede Gunnar Hämmerle mit einem der bekanntesten Mode Blogs „Styleclicker“ auf. Von New York bis München fotografiert er jeden, der ihm durch seinen außergewöhnlichen Stil auffällt. Das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf zeigte vom 25. Juli bis zum 8. August 2010 mit der Ausstellung „ Styleclicker City – Menschen des 21. Jahrhunderts“ die schönsten, skurrilsten und inspirirendsten Charakter, die Hämmerle in den letzten Jahren vor die Linse gelaufen sind. Von der elegant gekleideten Grand Dame bis zum freakigen Rapper in Neonstrumpfhosen. www.nrw-forum.de
Gestern Haute Couture. Heute Oper. Sonst tragen Schauspielerinnen ihre Kreationen nur auf dem roten Teppich, jetzt stattete das Münchner Designerduo Talbot Runhof die Oper „Die Sache Makropulos“ für das Gärtnerplatz Theater in München aus. Erstmals kreieren Johnny Talbot und Adrian Runhof Kostüme für die Bühne. Mit geschmackvoll, eleganten Entwürfen greifen die beiden die Mode der 20er Jahre auf. Ähnlich wie die Laufsteg-Modelle bestechen die Designs durch höchste Schnittkunst und klare Formen. Die beiden Designer sind selbst große Theaterfans. Das Schönste für sie ist das Miteinander, das Ineinandergreifen von Handlung, Bühnenbild und Kostümen „Es ist ein wunderbares, einzigartiges Gefühl, Teil dieses Prozesses zu sein“, sagt Johnny Talbot. Die Premiere des Stücks sorgte bereits Anfang 2010 für Begeisterung. Wer die Sachen noch einmal sehen will, kann das im April und Juni nächsten Jahres tun. www.staatstheater-am-gaertnerplatz.de
Anna Wintour ganz nah Sie fehlt in keiner ersten Reihe. Anna Wintour, die Chefin der amerikanischen „Vogue“. Sie bestimmt, was Trend ist und wer in der Fashion Szene nichts mehr zu sagen hat. Jetzt hat Alex Katz sie gemalt, typische Erkennungsmerkmale: Bob und versteinerte Miene. Das gemalte Portrait zeigt einmal mehr, dass die Wintour nicht nur über die Mode bestimmt, sondern ein Symbol ihrer selbst geworden ist. Bis zum 21. September 2010 haben Sie in der Londoner National Portrait Gallery noch Gelegenheit sich ein eigenes Bild zu machen. www.npg.org.uk
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048 Kleider machen leute
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kleider machen leute 049
1. Mode ist oberfl채chlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst
5.
Kleider machen Leute
6. Mode ist unwichtig 7. M채nner haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was f체r Junge
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050 Kleider machen leute
Eine Lesbe erkenne ich auf 100 Meter Bauarbeiter, Holzfäller und Heizungsmonteure - Lesben erkennt man doch 100 Meter gegen den Wind. Vom Heterolook zum Lesbian Chic ist es ein langer Weg. Unsere Autorin Annemarie Gassen erzählt, warum sie lesbisch aussehen will. Text.....................................................................Annemarie Gassen Fotos .........................................................................Sophia Wallace
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unächst war ich fasziniert von dem Look meiner Freundin. Ich mochte ihre coolen Outfits. Lässig getragene Jeans, zu einer Zeit, als ich mich selbst noch in „Skinny“ zwängte. Sie trägt gerne Hemden, nicht allzu tailliert, deren Ärmel sie hochkrempelt und dazu Chucks – bequeme, flache Turnschuhe, als ich nur in High Heels und Ankle Boots herumlief. Und ich liebte ihre Haare, so eine ganz spezielle Kurzhaar-Frisur, wie sie eben nur Lesben tragen. Ich dagegen hatte einen blonden Bob, der mich in seiner Eintönigkeit und Einfallslosigkeit langweilte. Ich war der personifizierte Heterolook. Die Veränderung kam schleichend. Zuerst schnitt ich mir die Haare kurz. Keine tiefen Ausschnitte, keine engen Minikleider- und Röcke mehr, die mit typischen Weiblichkeitsbildern in Einklang gebracht werden konnten. Ich wollte Unabhängigkeit in allen Bereichen und allen voran in dem sichtbars-
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ten, nämlich dem meiner Kleidung und Frisur. An die Stelle der feminisierten Kurzhaarfrisur trat ein radikaler Irokesenschnitt. Die Seiten auf drei Millimeter rasiert, das Oberhaar lang und meistens zu einer Tolle gestylt. Die Diskrepanz zwischen meinen Haaren und dem Inhalt meines Kleiderschranks war anfangs verheerend. Mittlerweile trage ich vorwiegend lässige Jeans, Straight, Baggy oder Boyfriend, G-Star avancierte zu meiner Lieblingsmarke. Meine Handtaschen habe ich gegen Lederarmbänder eingetauscht, High Heels gegen Chucks, in verschiedensten Ausführungen und Farben. Kurzum, jetzt erkennt man meine sexuelle Identität auch an meinem Äußeren. Mir ist es sehr wichtig, sowohl von den Heteros als auch von den Lesben, als Lesbe erkannt zu werden. Gleichzeitig lege ich viel Wert auf Individualität. In meinem heterosexuellen Umfeld ist das freilich kein Problem, da ich mich durch meinen neuen Look von anderen Frauen vollkommen unterscheide. Aber auch in
der lesbischen Community schaffe ich es immer noch mich trotz Anpassung in einigen Punkten auch abzusetzen. Mir gefällt der androgyne Look einfach mehr als alles, was ich vorher ausprobiert hatte. Ich habe das Gefühl, mich gefunden zu haben. Der englische Romancier Quentin Crisp sagte einmal: „Stil heißt, genau zu wissen, wer man ist und dazu zu stehen.“
Zwischen Bewunderung und Ablehnung Auf meinen stilistischen Wandel erlebe ich seitens meines heterosexuellen Umfelds zwei Extreme: entweder vollkommene Bewunderung, oder aber Diskriminierung.Vollkommene Bewunderung klingt zunächst gar nicht schlecht. Nur leider kommt diese Bewunderung für meinen Stil, wenn sie denn von Männern ausgeht, oft in Verbindung mit penetranten Annäherungsversuchen. Und wehe, wenn ich den Satz „Ich bin lesbisch“ ausspreche. In diesem Moment
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brennt im männlichen Gehirn die Sicherung durch. Sie verdoppeln – ach was – vervierfachen ihre Anstrengungen und ich kann nur noch die Flucht ergreifen. Dieses schamlose und lächerliche Verhalten hat mehrere Gründe. Erstens, der Reiz des Unerreichbaren. Zweitens, der Wunsch mich umzupolen und drittens, die Bedrohung unschädlich zu machen. Denn viele Männer sind immer noch davon überzeugt, das Recht, eine Frau zu begehren, für sich gepachtet zu haben. Außerdem verstehen sie nicht, wie man sie verschmähen und eine Frau vorziehen kann. Das zweite Extrem, Diskriminierung, ist mir erst seit dem neuen Kurzhaarschnitt begegnet. „Ist das ein Mann oder eine Frau“, hörte ich vor kurzem eine männliche Stimme in spöttischem Ton hinter mir herrufen. Ein kurzes Lächeln huschte mir übers Gesicht und der Gedanke „Wow, jetzt bin ich im HomoClub“ schoss mir durch den Kopf. Einen kleinen Stich versetzt es mir trotzdem. Denn bei allem Zugehörigkeitsgefühl zur lesbischen Gemeinschaft bedeutet dieser Satz doch in erster Linie Ausgrenzung. Manuela Kay, Chefredakteurin des einzigen deutschen Lesbenmagazins L-MAG, sagt: „Lesbisches Selbstbewusstsein äußert sich darin, noch immer ganz offensichtlich lesbisch auszusehen und es auszuhalten, von anderen - gern auch von Lesben und Schwulen - voller Verachtung als Kampflesbe beschimpft zu werden.“ Wollte ich den Diskriminierungen entgehen, müsste ich meine Individualität aufgeben und mich den Aussehensvorstellungen der heterosexuellen Masse anpassen. Laut Manuela Kay ist dies der Grund, warum viele Homosexuelle heute nicht mehr als solche zu erkennen sind. „Anpassung statt Ausgrenzung. Deshalb geht der Trend klar zum ”Heterolook“, eine Tendenz, die auch in der schwulen Welt zu sehen ist […]“, so die Chefredakteurin. Lesben werden auch heute noch oft nur dann als Lesben erkannt, wenn sie eher maskulin, also als sogenannte „Butch“ auftreten. Der Grund, warum sich manche Lesben männlich kleiden, hat sich über die Jahrhunderte verändert. Angefangen von einer schlichten
Dean, Mediendesignerin aus Deutschland
»stil heiSSt, genau zu wissen, wer man ist und dazu zu stehen« - Quentin crisp Englischer Romancier -
Bobby Jules, Dokumentarfotografin und DJane aus Irland
Notwendigkeit, um unentdeckt und ungestraft mit einer anderen, feminin gekleideten Frau zusammen leben zu können. Später passten sich lesbische Paare, in Ermangelung anderer Modelle, dem heterosexuellen Paar an. In ihrer Erscheinungsweise als männlicher und weiblicher Part, als klassisches Butch/ Femme Paar. Im Feminismus hingegen ging es um das Ausbrechen aus der traditionellen Frauenrolle. Und heute geht es darum, Geschlechtergrenzen bewusst aufzubrechen, mit dem maskulinen Stil zu spielen. Oder wie Manuela Kay sagt: „Vieles, was mit männlich verbunden wird, ist lediglich frei, cool, verspricht mehr Bewegungsfreiheit und passt eben zu Aktivitäten, die ebenfalls als männlich gelten, z.B. Motorradfahren oder Sport.“ Feminine Lesben hingegen werden aufgrund ihres Äußeren oft für heterosexuelle Frauen gehalten. Das führt wiederum dazu, dass der maskuline Stil, als lesbischer Stil schlechthin gilt, was nicht den Tatsachen entspricht, denn es gibt und gab schon immer eine Vielzahl lesbischer Erscheinungsformen. Individualität wird auch in lesbischen Social Communitys großgeschrieben. Wenn ich mir zum Beispiel ein Profil bei Lesarion oder in der L-Community (Social Community der L-MAG) anlege, kann ich zwischen Butch, Femme, Tomboy (Wildfang), Girlie, KV (Kesser Vater), Lipstick Lesbe oder Kampflesbe wählen. Und nochmal mindestens genauso viele Adjektive dazu ankreuzen: klassisch, stylisch, modisch/im Trend, sportlich, lässig, alternativ, feminin, maskulin, androgyn. Wer sich gar nicht festlegen möchte, kann auch „individuell“ angeben. Trotzdem gilt in der breiten Öffentlichkeit, wie auch innerhalb der schwul-lesbischen Community nach wie vor Lesben seien Modemuffel und laufen immer im maskulinen Einheitslook rum. „An jedem Klischee ist ein Stückchen Wahrheit“, so Manuela Kay. „In erster Linie liegt es aber daran, dass Lesben sich im Gegensatz zu Schwulen noch weniger outen. Wären mehr Top-Models, ModeDesignerinnen, und Schauspielerinnen offen statt versteckt lesbisch, würde die Welt staunen, wie mode-affin manche Lesben sind.“
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052 Kleider machen leute
Vorbilder sind wichtig
Marit, Journalistin aus Schweden
Sucht man nach modischen Vorbildern, gibt es nur wenige, auf die man zurückgreifen kann. Die US-amerikanische DJane Samantha Ronson gehört dazu. Den seit kurzem auch wieder in der Hetero-Mode gefeierten Boyfriend-Look trägt sie schon seit Jahren, gemischt mit ihrer ganz eigenen grungigen Note. Ihre Blazer von Dior Homme zeigen, dass Lesben gern mal in der Männerabteilung einkaufen gehen, um ihren modischen Ansprüchen gerecht zu werden. Sängerin Pink, wenn auch nur bi, ist mit ihrem Look auch ein beliebtes Lesbenvorbild. Jenny Shimizu hat es trotz oder gerade wegen ihres lesbischen Looks in die Liga der Topmodels geschafft. Privat trägt sie hauptsächlich FeinrippUnterhemden. Sängerin Beth Ditto, die sich selbst als „modeaffine Femme“ bezeichnet, ziert mittlerweile sogar die Cover von Modezeitschriften. Aber auch nicht prominente Lesben legen Wert auf Mode und Marken. Einige,
ren – so auch ich. „Lesbische Frauen holen sich ihre modischen Anregungen aus mehr Bereichen als heterosexuelle Frauen – auch, um sich abzugrenzen,“ fasst Manuela Kay zusammen. Mode und Identität gehören für mich genauso zusammen wie Mode und Individualität. Ich setze meine Kleider ein, um mich von der heterosexuellen Masse abzuheben und gleichzeitig die Zugehörigkeit zu einer anderen Gruppe, nämlich die der androgynen Lesben, zu signalisieren. Der Soziologe Georg Simmel erklärt in seinem Werk „Philosophie der Mode“ von 1905, dass Mode im Spannungsbogen von Sozialisation und Individuation, Abgrenzung und Anpassung entsteht. Lesben vorzuwerfen, sie seien Modemuffel, ist genauso lächerlich, wie zu behaupten, heterosexuelle Frauen seien immer topgestylt. Außerdem sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass eine der bekanntesten und gefeiertesten Stylistinnen unserer Zeit eine Lesbe ist. Die Modedesignerin Patricia Field kleidet seit Jahren die modische Kultfigur Carrie
»Wären mehr Top-Models, Mode-Designerinnen, und Schauspielerinnen offen, statt versteckt lesbisch, würde die Welt staunen, wie mode-affin manche Lesben sind« - Manuela Kay, Chefredakteurin l-mag -
Sine, Fotografin aus Dänemark
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natürlich nicht alle, kleiden sich spannender als Heterofrauen, weil sie ihren ganz eigenen Look kreieren, der von dem gewohnt heterosexuellen Frauenbild weit entfernt ist. Dabei bedienen sie sich vieler Subkulturen, sei es Punk, Bikers, Rockers, Rockabillies, Greasers, Grunge und natürlich oft aus der Männerabteilung, weil viele nach wie vor gegen das traditionell Weibliche in der Mode rebellieren und sich nicht damit identifizie-
Bradshaw ein und zeichnet sich für den gesamten Look von „Sex and the City“ verantwortlich. Außerdem drückte sie den Filmen „Der Teufel trägt Prada“ und „Die Schnäppchenjägerin“ ihren unverwechselbaren modischen Stempel auf. Wenn Patricia Field einen Film ausstattet, ist vom Kampflesben-Look nichts zu sehen. Im Gegenteil, sie spielt bei den vier Powerfrauen von „SATC“ mit allen Klischees heterosexueller Weiblichkeit und kreiert einen unver-
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wechselbar individuellen Look. Sie ist die Königin des Cross- Dressing, mixt die unterschiedlichsten Stile, zitiert Modejahrzehnte, übersetzt sie in die heutige Zeit und mischt Subkultur mit Mainstream. Keine Spur vom maskulin-lesbischen Einheitslook, weder in ihrer Arbeit als Stylistin, noch bei ihren eigenen Entwürfen oder in ihrer Privatgarderobe.
Foto-Produktion: Nadja Brendel, Fotos: Sophia Wallace, www.sophiawallace.com
Überholtes Klischee und neue Hoffnung In der Berichterstattung über den Christopher Street Day wird für Interviews dennoch weiterhin nach den schrillen, schwulen Paradiesvögeln als Vorzeige-Homos verlangt, wie Rita Braaz, Pressesprecherin des Münchner CSD´s, jedes Jahr wieder bedauert. Das Klischee, Schwule seien die ultimativen Trendsetter, wird von den Medien seit jeher popularisiert. Und prominente Schwule stimmen gerne in den Kanon ein, wie Modedesigner Michael Michalsky in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Auch er attestiert Schwulen ein überproportional hohes Trendbewusstsein und propagiert gleich noch seine Vorurteile zum Thema Lesben und Mode. Er fühle sich mit Lesben nicht verbunden, sähe sich nicht an ihrer Seite. Außerdem würden sich Schwule über Lesben wundern, die sich ja gern wie Bauarbeiter, Holzfäller und Heizungsmonteure kleiden. Wie falsch er liegt, habe ich kürzlich wieder bestätigt bekommen, als ich den heterosexuellen Modeblogger Scott Schuman traf. Er war der erste Street-Style Blogger der Welt und sein Blog „The Sartorialist“ ist international bekannt. Aus einer Gruppe von etwa 60 heterosexuellen Studentinnen zog er mich heraus. „Nice Haircut“, sagte er und machte ein Foto von mir für seinen Blog. Dieses Erlebnis lässt mich hoffen, dass die modische Existenz von Lesben langsam anerkannt wird. Jetzt müssen nur noch die Designer wachgerüttelt werden und für Lesben entwerfen. Dann muss keine von uns mehr, schlecht sitzende Klamotten in der Männerabteilung kaufen oder Anzüge umschneidern lassen. n
Sara, DJane aus Dänemark
Sine, Fotografin aus Dänemark
Jasmin, DJane und Mediendesignerin aus Deutschland
Henrike, Modedesignerin aus Deutschland
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054 Kleider machen Leute
Kennst du einen, kennst du alle Wenn man im Ausland mal nachfragt, was die Menschen so von uns Deutschen denken, könnte man meinen, wir seien Sauerkraut essende, ständing überarbeitete, Lederhosn und Dirndl tragende Pedanten mit Rauhaardackeln. Wir haben uns mal in fremden und eigenen Gefilden umgehört und die Vorurteilsflut in zwei Illustrationen gepackt. Text...............................................................Alexia Apostolidou Windeck
>>Wenn ich an Deutsche denke, sehe ich Dosenbier, Adiletten und Vokuhilas.<<
>>Unsympathisch, Regenjacke, blond, Bierbauch, Axe Spray. <<
Giovanna Fiorella, Italien
>> Ich sehe nie
Babi Babizku, Israel
>>Ich finde, dass Deutsche im Allgemeinen einen guten Sinn für Mode haben. Coole Boots, eher dunkle Farben und bei Mädchen oft Miniröcke.<< Tareq Farea, Vereinigte Arabische Emirate Illustration: MaxterSnackster
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Deutsche, die bunte Kleidung tragen. Das meiste ist Schwarz oder grau, eher gedeckte Farben. << Zoran Milicic, Serbien
>>Große, hellhäutige Menschen in Jeans, T-Shirt, Sneakers, nicht sehr modisch.<< Eva Mertesdorf, Deutschland
Kleider machen Leute 055
>>Im Urlaub erkenne ich einen Deutschen aus 100 Metern Entfernung. Die Klassiker sind: Blass, Tennissocken in Jesuslatschen, Bierbauch und Bermudashorts.<<
>>Zwei Hunde, aber keine Kinder. Ein großes Haus, aber kein Kontakt zu den Nachbarn.<<
Daniel Heymann, Deutschland
>>In meinen Augen wird Deutschland immer dicker!<< Henry Victorero, England
Sebastian Daguerre, Kanada
>> Schwarze Leggings, weisse Tops, blonde, glatte, lange Haare. Die Frauen sehen sich alle sehr ähnlich. <<
>>Deutsche Frauen tragen nicht viel Makeup.<< Rita Vogiatzi, U.S.A.
Scott McDougle, Australien
>>Ich denke, dass Deutsche viel Zeit vor dem Fernseher verbringen und Bier ihr täglich Brot ist.<< Charis Mentesidis, Griechenland
Illustration: Carlagerfeld
>> In Deutschland laufen doch viele in Lederhosen rum, oder? << Hernan Garcia, Brasilien
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056 Kleider machen leute
Brasilianisches Schönheitsprogramm am Bonner Platz in München. Im Beauty-Studio „Brasil Beleza“ arbeitet die ganze Familie mit viel Herzlichkeit an der Schönheit der Frauen. Kleid: Talbot Runhof Tasche: Aigner Strumpfhose: Wolford Schuhe: Larare for Talbot Runhof
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Kleider Machen leute 057
Fühl‘ dich wie zuhause Wir erwarten von Ausländern in unserem Land, dass sie sich integrieren. Dabei kommen wir ihnen manchmal auch ganz schön fremd vor. Produktion....................................Dennis Braatz & Marion Homm Fotos.............................................................................Florian Harrer
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058 Kleider machen leute
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Kleider Machen leute 059
Die traditionelle Zeremonie gehört für die Mitarbeiter im thailändischen Restaurant „Ho Guom“ in Schwabing zum Tagesablauf dazu. Nach Osten gerichtet beten sie für sich und ihre Familie. Kleid: A.F.Vandevorst Strumpfhose: Wolford Schuhe: Robert Clergerie
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060 Kleider machen leute
Gemeinsam essen und lachen auf indisch. Im Restaurant „Ganga“ beim Isartor wartet man nur darauf, dass sich Bollywood-Legende ShahRukh Khan zu einem setzt und ein Lieder singt. Strickjacke: Flip Flop Top: Sportmax Rock: Marcel Ostertag Strumpfhose: Falke Schuhe: Etro Tasche: Roeckl Armreif: Rebecca
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Kleider Machen leute 061
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062 Kleider machen leute
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Kleider Machen leute 063
Süßlicher Shisha-Duft mischt sich mit dem köstlichen Essensgeruch. Im türkischen „Merhaba“ in der Pariser Straße verbringt die Tochter des Kochs gerne Zeit. Kleid: Marina Rinaldi
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064 Kleider machen leute
Bebilla nennt sich die griechische Nadelspitze, deren Tradition 端ber Generationen weitergegeben wird. Im Wohnzimmer von Fotini Katoglou kann Hannah bei diesem Handwerk zusehen. Kleid: Dimitri Strumpfhose: Falke Schuhe: Robert Clergerie
Haare & MakeUp: Sandra Kadler Model: Hannah Kern @megamodels Mitarbeit: Karolina Skrobol, Teresa Mayer
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Kleider Machen leute 065
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066 kleider machen leute
Stadtgeflüster Egal ob Zürich, Paris oder New York: jede Stadt hat ihren eigenen, ganz individuellen Mode-Stil. Doch den findet man sicher nicht bei Zara, H&M und Co. Deshalb haben wir bei den echten Trendsettern und Szene-Insidern nachgefragt und wollten wissen, welche die wahren Geheimtipps dieser Städte sind. Text..............................................................................Fabienne Mayer
Zürich Streetstyle aus Zürich
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1. Die Adresse für Vintage Fans: Der Barbar Secondhand, ein echtes „Hinterhoflädeli“ mit großem Sortiment an tollen 70er-Bikerjacken, Skijacken aus den 80ern und tollen VintageJeans. Das beste hier: Die ohnehin schon guten Preise sind verhandelbar. Barbar Secondhand, Bleicherweg 70 8002 Zürich. Urbaner Streetstyle, exclusive High Fashion und ausgefallene Einzelstücke wie das kunstvoll designte Kleid mit All-Over Picasso-Motiv von Stefanie aus Zürich (1). Das sind die Zutaten für den typischen Look der Stadt. Dazu kombinieren die Züricher am liebsten auffällige Accessoires wie rockige Nietengürtel oder extravagante Ohrringe. Auch Stilbrüche sind dabei erlaubt denn sie machen den Zürich-Style einzigartig. „Lädele“, so nennt man hier einen Einkaufsbummel und zum Thema Shopping warten in Zürich einige Geheimtipps darauf entdeckt zu werden.
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2. Ausgefallene Accessoires, Schmuck, Kleider und ganz besondere Geschenkideen, findet man bei Petit Poeme einem kleinen, bunten Shop in der Badenerstrasse. Petit Boeme, Baderstrasse 131, 8004 Zürich. www.poeme.ch
3. Mitten in Zürich, gleich neben dem Parkhaus Gessnerallee befindet sich die perfekte Anlaufstelle für einen gemütlichen Apéro nach dem „Lädele“. „Stall 6“ ist Theaterfoyer, Bar, Clubund Konzertlokal in einem und jeden Tag ab 17 Uhr geöffnet. Stall 6, Gessnerallee 8, 8001 Zürich. www.stall6.ch
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New York Streetstyles
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Fotos: Poeme The Shop Press Picture, Marisa Pichler/ www.hopehope.ch, Joschi Herzceg, Screaming Mimi‘s, Fabienne Mayer, The Empire Hotel, Thanx God I‘m a V.I.P, Verena Wimmer (2)
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In New York leben Menschen verschiedenster Nationen. Diese unterschiedlichen Kulturen spiegeln sich auch im Stil der New Yorker wieder. Sie kombinieren High Fashion mit persönlichen Lieblingsstücken oder tradtionellem Stil. Besonderheit bei allen diesen Looks ist aber immer dieselbe - egal ob sich die New Yorker für die Arbeit, zum Lunch mit Freunden oder für eine schicke Bar stylen. Es gibt immer einen echten Hingucker der alle Blicke auf sich zieht und dem Look das gewisse Etwas gibt. Silberne Sneakers zum klassisch-coolen Herrenoutfit oder ein langes, elegantes Kleid tagsüber kombiniert mit Retro-Sonnenbrille sind das beste Beispiel für den vielfältigen und modemutigen New Yorker Style.
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1. Tolle Accessoires und bezaubernden Modeschmuck gibt es in Greenwich Village. Hier ist meist günstiger als in SoHo und neben tollen Shops für Mode und Accessoires gibt es hier auch lässige Plattenläden, gemütliche Bars, hübsche Cafe’s und gute Restaurants zu entdecken. 2. Geheimtip vieler Stylisten und Designer: New Yorks legendäre Vintage- Boutiquen, Screaming Mimi’s in der Lafayette Street. Screaming Mimi‘s, 382 Lafayette St., New York, NY 10003. www.screamingmimis.com 3. Und am Schluß sieht man sich die ganzes Stadt dann am besten noch mal von oben an: Von der Rooftop Bar des The Empire Hotels sieht man über den Columbus Circle, das Lincoln Center und den Hudson River und den Black Cherry Cosmopolitan muss man unbedingt probiert haben. Dabei bekommt man hier, dann auch noch einmal typisches New Yorker Publikum und typischen New York Style zu sehen. www.empirehotel.com
Paris Die Pariser leben die Mode und vor allem der legendäre, feminine und detailverliebte Pariser Chic gehört in Paris dazu, wie „savoirs vivre“, prunkvolle Prachtbauten, kleine Cafes und luxuriösen Einkaufsstraßen à la Rue St. Honoré oder ChampsÉlysées. Dort trifft man dann auch auf die großen Namen wie Dior, Chanel oder Louis Vuitton, doch kaufen kann man den wirklichen Pariser Chic hier eher selten. Typische Stücke wie den auffälligen Hut oder die weich fließende Hose mit Farbverlauf, aus unserem Streetstyle im Jardin des Tuileries (1), findet man in Paris eher in den zahlreichen kleinen Seitenstraßen, den hübschen Passagen oder den eher kleinen Vierteln fernab vom Touristenrummel.
2.Wer Vintage liebt, ist in Paris genau richtig. Das Angebot reicht von kleinen Shops mit exklusiven Designerstücken bis hin zu riesigen Fundgruben mit großem Sortiment. Klein aber fein ist das La caverne à Fripes im 18. Arrondissement. 25 rue Houston, 75018 Paris,Tel: +33 1 42 52 61 65 Metro: Abbesses oder Pigalle.
1. Die Pariser Flohmärkte kennt man auf der ganzen Welt. Der größte und vielfältigste ist der Marché aux Pucks de Saint-Quen an der Porte Clignancourt. Hier trifft man zwar auch auf die für Paris leider typischen Touristenmassen. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn hier findet sich trotzdem das
3. Größer, und vor allem für exclusive Designerstücke bekannt: Thanx God I‘m a V.I.P. Der Shop bietet auf ca. 200qm tolle Modehighlights und mit etwas Glück finden sich hier auch Schätze wie ein legendäres Chanel Kostüm aus den späten 50ern. 12, rue de lancry, 75010 Paris. www.thanxgod.com.
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ein oder andere Vintage-Highlight vergangener Tage. www.marchesauxpuces.fr Ein wenig kleiner und ruhiger, allerdings keinesfalls weniger interessant - der Marché de La Porte Vanves gegenüber der Porte Clignancourt. Hier findet man jeden Samstag, Sonntag und an Feiertagen vor allem ausgefallene Kleidung sowie Möbel im ArtDéco und 50er Jahre Stil. www.pucesdevanves.typepad.com
DAS magazin über Mode
068 Mode ist unwichtig
1. Mode ist oberfl채chlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute
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Mode ist unwichtig
7. M채nner haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was f체r Junge
Das magazin 체ber Mode
Mode ist unwichtig 069
Neue Kleider braucht das Land Kleidung ist ein unterschätztes Kommunikationsmittel. Besonders in der Politik. Wenn Anzüge perfekt sitzen und der Rock ein Stück zu kurz ist, wird der deutsche Wähler skeptisch. Warum ist das so? Text....................................................Teresa Mayer
Auch ohne Angela Merkel erkennt man den Blazer der Bundeskanzlerin
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rauen in Männerdomänen haben es schwer. Als Frau in der Politik hat man es noch schwerer. Als erste Frau an der Spitze Deutschlands hat man es am schwersten, es auch modisch allen Recht zu machen. Angela Merkel, die das beste Make-Over in der Politik seit langem hinter sich hat, wird es besonders schwer gemacht. Es wurde genörgelt,
weil sie sich zu wenig weiblich gab, zu einfallslos, zu langweilig und sie wurde kritisiert für farblose, formlose Kleidung. Seit einigen Jahren hat sie sich verwandelt, dank eigener Taskforce, bestehend aus den Designerinnen Anna von Griesheim und Bettina Schoenbach und der Journalistin Inga Griese. Dank Friseur Udo Walz hat sie nun nicht mehr nur Haare auf dem Kopf, sondern auch eine Frisur. Reichen die Outfits, die sie nach
dem Baukasten-Prinzip anzieht (dunkle Hose, farbiges Jackett, Halskette) aus? Leider nicht, wie es scheint. Auch nach der modischen Metamorphose wurde wieder gelästert: noch zu bieder, zu brav, zu nichts sagend. Egal was Angela Merkel morgens anzieht, über das wird spätestens abends gemeckert. Merkel war nie ein Püppi, das ihr Styling gerne in den Vordergrund stellt. Zu handfest, zu energisch und nüchtern ist sie dafür.
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070 Mode ist unwichtig
Als sie es dann mal wagte und zur Eröffnung der Osloer Oper mit ziemlich tiefem Dekolleté erschien, schockierte das die ganze Nation. Angela Merkel hat es nicht leicht, den richtigen Mittelweg zu finden. Denn heutzutage gilt es nicht mehr zu sagen: „Die soll nicht gut aussehen, sondern eine gute Politikerin sein.“ Heute muss das Gesamtbild passen, um Sympathien beim eigenen Volk, in anderen Nationen und von Kollegen zu sammeln. Eine Bundestagswahl ist keine Miss-Wahl, trotzdem ist Deutschland nicht gerade für seine bezaubernd aussehenden oder gut gekleideten Politikerinnen bekannt. Jeder Versuch einer deutschen Politikerin, sich mit Hilfe von Kleidung ein bisschen Individualität zu verschaffen, wird im Keim erstickt. Mal von der Presse, mal von Kollegen, mal vom Volk selber. Als sich Ursula von der Leyen vom strengen, altbackenen Zopf trennte, wurde sie von der Süddeutschen Zeitung mit einer „Lufthansa-Schalterdame aus den Siebzigern“ verglichen. Auch die kurzen Röcke der Familienministerin wurden von den Kollegen als unprofessionell abgetan, obwohl ihre Figur locker noch Röcke, die über dem Knie enden, erlaubt. Man war es einfach nur nicht gewohnt. Einen Hauch von Exzentrik wenn man von Exzentrik in der deutschen Politik sprechen darf - versprüht Claudia Roth. Mal sieht man die Bundesvorsitzende der Grünen mit pinkfarbenen Pixie, mal Mireille Matthieu-Schnitt in gelbblond mit orangefarbenen Strähnchen. Seit Jahren bleibt sie ihrem Stil treu und lässt ihrer Liebe zu Knallfarben und Mustern freien Lauf. Ihre Seriosität wird deshalb nicht angezweifelt. Liegt es an der Partei oder einfach daran, weil man sie nicht anders kennt? Deut-
zum unfreiwilligen Auftritt für das Werbeplakat einer Autovermietung. Frankreichs Justizministerin, Rachida Dati, die am liebsten in Dior ihre politische Laufbahn beschreitet, verlautet gerne in Interviews: „Meine High Heels wollte ich nie aufgeben.“ Ihr Stil ist eine mühelose Mischung aus Weiblichkeit, Coolness und Eleganz. So taucht sie schon mal in High Heels und knallenger Hose aus schwarzem Leder auf, wie man es sonst nur von Slash aus seinen Guns n’ Roses-Tagen kennt. Datis Erscheinung, die auch mit Babybauch nicht auf ihr geliebtes Schuhwerk verzichtet, ist für die uteruslosen Kollegen vermutlich nur schwer greifbar. Das Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Grünen ewige Rechtfertigen „Ich bin genauso gut wie ihr“, können Politikerinnen of erst ein wenig ablegen, wenn sie auf der Karriereleiter ein paar Stufen aufsteigen. Erst muss der politische Aufstieg kommen, um wieder den Weg in die Femininität zu ebnen. So laufen Politikerinnen weniger Gefahr, den Stempel als unfähige PolitBarbie aufgedrückt zu bekommen. Man bekommt Eine, die zu ihrem Stil steht: Claudia Roth den Eindruck, dass Frauen in der Politik erst beweisen müssen, dass sie sich nicht von Unwichtigem wie hübschen Klanicht darauf ein, modisch groß aufzumotten ablenken lassen. Nachdem sie fallen, sondern gibt sich lieber bedeckt. die Probe bestanden haben, scheinen Schwenkt man den Blick auf die allerdings viele Politikerinnen den Nachbarländer, dann erscheinen die Zeitpunkt zu verpassen, an dem es dort regierenden weiblichen Wesen wieder als okay gilt, Puder und Masnicht unbedingt immer jünger, aber cara aufzutragen. Mode ist Ausdruck viel graziler, viel besser gekleidet und der Persönlichkeit. Die Kleidung ist viel eleganter als ihre deutschen Kolunter anderem für den ersten Einleginnen. Julia Timoschenko schaffte druck einer Person verantwortlich. es, als ukrainische MinisterpräsidenDas ist bei Menschen in der Politik tin mit Bauernzopf in Louis Vuitton, nicht anders. Das letzte Outfit kennen aufs Cover der ukrainischen Ausgabe alle, während das Parteiprogramm ein der ELLE zu kommen. Aber diese Rätsel ist. Legt man aber ein gepflegFrau wurde schließlich auch in Haute tes Auftreten an den Tag, haben WähCouture von Christian Lacroix verler Vertrauen und Kollegen Achtung eidigt. Bei Frau Merkel reichte es bis vor einem Deutschen gewählt. Dass jetzt nur für CSU-Wahlplakate und lich weniger mutig ist Renate Künast. Das einzig weibliche, was man an der Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen entdecken kann, sind ihre Ohrringe, die sie zu unförmigen Hosen und Blazer, meist ungeschminkt und mit raspelkurzen Haaren trägt. Sie verzichtet auf Designerfummel und ist Kundin beim Ökoversandhaus Hess-Natur. Sie lässt sich
»Ich lasse mir nicht vorschreiben, welche Klamotten ich tragen soll!«
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Mode ist unwichtig 071
zellenten Geschmack, stieg aber aufsich Kaschmir am Kundus nicht ganz zuvor so nur Jaqueline Kennedy gegrund der lauten Kritik irgendwann so gut macht, merkte Deutschlands noss. Amerikanische Frauen schauauf das deutsche Unternehmen WindVerteidigungsminister sehr bald und en nun auf die Kleiderwahl der First sor um. entschied sich für Rollkragenpullover Lady, die zum Stilvorbild avancierte. Es gab Zeiten, da war auch Joschka und Lederjacke – die ideale Symbiose Ein Ex-Supermodel für das nicht Fischer besser bekannt als der Turnaus leger und seriös. Karl-Theodor zu vorgesehene Amt als Politikergattin? schuh-Minister. Als er 1985 zu seiGuttenberg vertritt, neben Barack ObFrüher undenkbar, heute beweisen ner Vereidigung Nike-Turnschuhe zu ama und Nicolas Sarkozy, die deutsche Nicolas Sarkozy und Carla Bruni-Sarausgebeulten Jeans trug und versuchVersion des Pop-Politikers. Eine neue kozy, dass es funktioniert, trotz Krite, politische Einstellung, eigene PerGeneration von Politikern, die um die tik und Verwunderung. Anders als die sönlichkeit und ein bisschen 40- 50 Jahre sind und „Guckt mal, CSU-Spießer“ ihre First Lady als Glain einem Outfit unterzumour-Faktor haben. Pokriegen. Mittlerweile hat litiker, die in den Medien sich auch Joschka modisch präsenter sind als andere. umorientiert. Aus den Nikes Über die man mehr weiß und Jeans wurde der konund wissen will, als nur servativste unter den Anzüdie politische Agenda. gen, der Dreiteiler. Manche Was die Pop-Politiker Männerphantasien erlauben zum Phänomen macht, es nicht, dass auch Frauen, ist eben auch ihre jeweiJoschka Fischer, Ex-BundesauSSenminister die sich stilbewusst anzielig bessere Hälfte: Die hen, Ämter wie Ministerin Ehegattinnen. Zwar beoder Kanzlerin einnehmen. kleiden diese kein politiDie Frau wird in der Politik, sches Amt, dennoch sind einer Männerdomäne, nie sie im Medienzeitalter nur als Politikerin wahrgeein Politikum: Durch nommen werden, sondern ihr Aussehen, ihrem immer auch als Frau. Die Nachwuchs, ihre KleiSkepsis ist groß, wenn sie derwahl oder ihren Job. plötzlich Konkurrentin wird. Welche Labels sie wann Frauen, die gut aussehen und wo getragen haben, und doch politisches Könwird genauso detailliert nen beweisen, verunsichern. in der Presse besprochen, Deutsche Politikerinnen wie die letzten politiÜberbleibsel aus den provokanteren Zeiten Joschka Fischers. gelten als kleiderscheu und schen Entscheidungen Die Original-Turnschuhe, die er 1985 zu seiner Vereidigung als scheinen den Pragmatismus ihrer Männer. Denn hessischer Staatsminister für Umwelt und Energie trug. und die Anpassung vor den auch was sie tragen, hat Individualismus zu stellen. Aussage. Das Complet Weibliche und männliche Politi– Kleid mit passendem Mantel – das erste Madame Sarkozy, lässt Madame ker, die Wert auf Mode legen, wirken Michelle Obama bei der Inauguration Première die Finger von ausländischen wie ein Fremdkörper im deutschen ihres Mannes trug, war ein Entwurf Designern und trägt zumindest bei Bundestag. Man wünscht sich stattder kubanischstämmige Designerin großen Anlässen brav Haute Couture dessen mehr Individualität, mehr Mut, Isabel Toledo. Die Wahl eines nichtvon Chanel und Dior. mehr Stilgespür. Anstatt weiterhin auf amerikanischen Labels war nicht der Dass Deutschland nicht gerade das unauffällige Hosenanzüge in GähnFauxpas eines Dummchens. Mit der Modeland ist, merkt man eben auch in Farben zu setzten, entsteht dank der Outfitwahl untermauerte die Rechtsder Politik. Hier vertragen sich Politik stilbewussten Vorreiter aus dem Ausanwältin, die Abschlüsse von mehreund Mode nicht besonders. Sein Faibland in Zukunft vielleicht ein neues ren Elite-Universitäten in der Tasche le für edle Stöffchen brachte Gerhard Verständnis für Mode in der deutschen hat, den im Wahlkampf versprochen Schröder Hohn und den Beinamen Politik. Denn wie Konrad Adenauer change ihres Mannes, der eine bes„Brioni-Kanzler“ ein. Ließ er sich schon bemerkte: „Man darf niemals sere Beziehung zum isolierten Kuba doch als Kanzler, den die Arbeiterpar’zu spät’ sagen. Auch in der Politik ist versicherte. Michelle Obama erlangtei SPD hervorgebracht hatte, in die es niemals zu spät. Es ist immer Zeit te durch ihre erst 46 Jahre und ihren Creme de la Creme der maßgeschneifür einen neuen Anfang“ - auch für eicharismatischen Mann, ihren eigenen derten Anzüge hüllen. Mit der Wahl nen modischen. n Glamour-Faktor zu einem Status, den des Brioni-Tuchs bewies er zwar ex-
Fotos: mytheresa.com, Deutsches Ledermuseum Schuhmuseum Offenbach, net-a-porter.com
»ich war einer der letzten liverock‘n‘Roller der deutschen politik«
DAS magazin über Mode
072 Mode ist unwichtig
Der Bilderstürmer Ein Aidskranker auf dem Sterbebett. Zum Tode Verurteilte in der amerikanischen Todeszelle. Oliviero Toscanis provozierenden Werbekampagnen für Benetton haben sich längst in unser kollektives Gedächtnis gebrannt. Doch was ist das eigentlich für ein Mann, der Mode benutzt, um zu provozieren? Eine Begegnung. Text................................................................Nurcan Özdemir
Das magazin über Mode
Mode ist unwichtig 073
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timmengewirr erfüllt den Raum. Alle Stühle sind besetzt, sogar auf den Stufen runter zur Bühne scharen sich die Zuhörer. Die grellen Neonröhren an der Decke verleihen dem Raum die Ästhetik eines Operationssaals. Ungeduldig rutschen die Besucher auf den Sitzen rum. Sie reden und diskutieren. Doch vor allem erwarten sie. Den radikalen Toscani, der seit Jahren als Buhmann hinhält, wenn es um geschmacklose Modewerbung geht. Seine Werbung ist nicht glatt und schön. Sie provoziert mit Reizthemen wie Zöllibat, Tod und Krankheit. Themen, die in der Mode nichts zu suchen haben. Liest man Interviews, wirken die Antworten des Italieners griesgrämig und arrogant. Antworten, in denen er die Modebranche verurteilt, seine Abscheu gegenüber der Werbung kundtut. Fast könnte man ihn für einen Menschenhasser halten. Es ist kurz vor 19:30 Uhr. In wenigen Minuten wird er dem Vortragsraum der Münchner Pinakothek den Geist seiner revolutionären Arbeit einhauchen. Die Arbeit der vergangenen 45 Jahre. Noch sitzt er gelassen in der dritten Reihe, die Arme verschränkt, mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. „Darf ich bitten - Oliviero Toscani“. Als die Sprecherin des Museums den Namen ins Mikrofon spricht, verstummen die Stimmen schlagartig. Applaus folgt, Toscani dreht sich zum Publikum und klatscht selbstgefällig mit. Neugierige Blicke folgen seinen Schritten auf die Bühne. Schritte, die getragen werden von durchgelaufenen Turnschuhen. Zum beigen Anzug und hellblauen Hemd passen sie wie ein Harem zum Nonnenkloster. Auf der Bühne angekommen, ergreift der 1,70 kleine Mann das Wort. Die Zuhörer lauschen gespannt. „Im very happy in your Gesellschaft“, beginnt er seinen Vortrag. Seine Haut ist braungebrannt, der Bauch ragt über den Hosenbund, sodass der braune Ledergürtel darunter verschwindet. Das Leben auf dem toskanischen Land, wo er lebt und den Großteil seiner Zeit mit Pferdezüchten und dem Produzieren von Bilder, die polarisieren: Toscani, der für seine Benetton Kampagnen berühmt wurde, entwarf auch kritische Magazincover, Filmplakate und zahlreiche Kampagnen u.a. für Nolita, Valentino, und Jesus Jeans
Olivenöl verbringt, scheint ihm gut zu bekommen. Die zerzauste graue Haarpracht könnte jedoch einen Friseur gebrauchen. „Einmal könnte ich Deutsch sprechen. In 60er Jahre habe ich Kunstgewerbeschule in Zürich gemacht“, versucht er es in gebrochenem Deutsch und fährt in fließendem Englisch fort. „I´m sorry. I really love the language...but I need Übung“. Eine deutsche Frau hätte er heiraten sollen, sagt er. Es wäre nach drei Ehen die vierte an der Seite des 68-Jährigen. Die würde sich am heutigen Abend schnell finden lassen. Nach dem Vortrag, wenn ihn zahllose Frauen umschwirren, die er mit Küsschen und „Ciao bellezza“ begrüßt. Das Publikum lacht und man sieht den Gesichtern fast eine Art Erleichterung an. Über die überraschende Tatsache, dass der radikale Toscani ein ziemlich sympathischer Typ ist. Sein Leben in rund 300 Bildern spielt sich indessen auf der Leinwand hinter ihm ab. „Das ist eine meiner damaligen Freundinnen“ sagt er beim Anblick eines drallen Hinterns, auf einem Bild seiner Kampagne für Jesus Jeans aus den Sechzigern. Das Publikum lacht wieder. Wie so oft an diesem Abend. Einen lockeren Spruch hat der Südländer stets auf den Lippen, wodurch sein Auftritt zunächst mehr an eine sympathische One-Man-Show erinnert, als an einen kritischen Vortrag. 1942 als Sohn des Fotoreporters Fedele Toscani geboren, wurde dem Mailänder das visuelle Auge und die Leidenschaft für Fotografie mit auf den Weg gegeben. Sein Vater erzog den jungen Toscani zu Unabhängigkeit und Nonkonformismus. An der Kunstgewerbeschule in Zürich studierte er von 1961 bis 1965 Fotografie und Design, begeisterte sich für den Purismus des Bauhauses und brachte abends süditalienischen Gastarbeitern Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Schon damals schlägt sein Herz für Ausstellungen, in denen der Mensch im Mittelpunkt steht. Für die Gegensätze, in denen er gefangen ist: der Konsum, die Klassenunterschiede, die Ausbeutung durch die Arbeit. Bereits in dieser Zeit fühlt sich der damals 22-Jährige von Grenzüberschreitungen angezogen und der Wunsch, berufliches und politisches Engagement zu einer Einheit verschmelzen zu lassen, wächst. Schnell macht sich Toscani einen Namen als Modefotograf mit Kampagnen für Chanel und Fiorucci und seinen Arbeiten
DAS magazin über Mode
074 Mode ist unwichtig
für die Modemagazine dieser Welt. Er avanciert zu einem jener Fotografen, die die sechziger Jahre zum Swingen bringen. Er fotografiert Miniröcke, Mick Jagger und die Beatles. Doch schnell wird klar, dass Toscani mit den klassischen Mitteln der Werbung nichts anfangen kann. Werbung, in der das Waschmittel weißer wäscht und die Creme jünger cremt, kann Toscani nicht leiden. Er beschimpft sie als sozial nutzlos. Als verlogenes Verbrechen gegen die Intelligenz und Kreativität. Als klassisch schöne Modefotografien der frühen Sechziger auf der Leinwand erscheinen, klappert Toscani die Bilder so uninteressiert ab, als ob er einen Einkaufszettel runterliest. „Das war Valentino, das Chanel, und das hier Armani...glaube ich“, sagt er und schaut dabei so ausdrucksvoll, wie der Einkaufswagen. Die Bilder sind zu glatt, zu gewöhnlich. „Deshalb schaue ich keine Filme und gehe nicht ins Kino. Ich lese nur Zeitung, am liebsten die, ohne Bilder.“ Am meisten hasst Toscani das Fernsehen. „Es ist das Übel für alles Böse in unserer Gesellschaft“, sagt er. Toscani ist auf der Suche nach mehr. Mehr Tiefe, mehr Ehrlichkeit, mehr Perspektiven. So versucht er auch, das Bild der Mode zu revolutionieren. „Mode fotografiere ich am liebsten da, wo sie nicht erwartet wird“, sagt er und wirft das Bild einer Frau an die Leinwand, die auf einem Müllberg posiert. In den Siebzigern jettet der Italiener von Mailand nach Paris und New York und hat seine erste revolutionäre Idee: In den Shops der Marke Esprit fotografiert er ganz normale Leute mit ganz normalen Ansichten. „Menschen, die Mut haben. Menschen, die nicht wissen, wie sie posieren müssen, um gut auszusehen. Menschen, die Seele haben." Vorbei an aalglatten Modefotografien sind wir auf Toscanis Reise beim Herzstück seiner Arbeit angekommen. Die Welt ohne rosa Schleier, ohne weichgespülte Werbeästhetik. Wir sehen Kinderarbeit in Afrika, Aktfotos mit verkrüppelten Osteoporosekranken und Albinos. War Toscani vorher noch der Entertainer des Abends, wird er nun ernst. Er beginnt beim Erzählen wild mit den Händen zu fuchteln, den Blick durch die rote Hornbrille stets ins Publikum gerichtet, das Hemd ist innerhalb weniger Minuten durchgeschwitzt. Es folgen die ersten Bilder seiner Benetton Kampagnen, die weltweit Aufschreie verursachten. Toscanis Turnschuhe sind an diesem Abend rot und erinnern an das päpstliche Schuhwerk, dessen Rot seit Jahrhunderten an die Kreuzigung und das Blut Christi erinnern soll. Dabei ist Toscani bekennender Atheist. Ist das schon Provokation? „Provokation ist ein gutes Wort!“, wird er später bei einem trockenen Glas Rotwein in der Bar um die Ecke erzählen und es wird sich anfühlen, als ob
man sich von seinem italienischen Nachbarn die Welt erklären lässt. „Die Leute glauben, dass Provokation etwas Böses ist, weil ihnen die Medien das einreden. Dabei ist es ein Zeichen von Großzügigkeit. Es gibt Menschen die Möglichkeit, Dinge aus einem anderen Winkel zu sehen, darüber zu reden und nachzudenken.“ Zu Benetton gelangt der Fotograf 1982, als ihn Firmenchef Luciano Benetton persönlich anruft. So beschließt er, Frühjahrskataloge zu fotografieren. Im Gaza-Streifen und in Indien. An Orten, wo Menschen selten Nike-Turnschuhe tragen. Er fotografiert Schwarze und Weiße. Ölverschmierte Vögel. Behinderte. Aidskranke. Mit Bildern von Verachteten, Vergessenen, Verlorenen hat Toscani den unbekannten Strickwarenhersteller aus dem Hinterland von Venedig in die Reihe der fünf bekanntesten Marken der Welt katapultiert. Luciano hat jetzt eine Firma, die jeder kennt, und Oliviero einen Namen, den jeder kennt. Gemeinsam haben sie eine Menge Feinde: Anwälte und Richter, Zensoren und Journalisten. Weltweite Gerichtshöfe, Händler, die die Pullover verkaufen müssen und Mütter, die diese Pullover kaufen sollen. Die schlimmsten Feinde allerdings sind jene Leute, ohne die überhaupt nichts mehr geht: „Diese gesichtslosen Manager und Marketing-Typen“, sagt Toscani mit unüberhörbarer Verachtung in der Stimme. „Das sind Menschen, die kein Wort sagen und keinen Finger rühren, ohne in ihre Marktanalysen zu schauen. Dadurch glauben sie zu wissen, was die Bedürfnisse der Massen sind. Die Massen, die die Menschheit ausmachen. Die Massen, die sie schlicht „Verbraucher“ nennen.“ Wolle man Erfolg haben, müsse man sich anhören, was das Marketing zu sagen hat. Und genau das Gegenteil tun. „Marketingmenschen sind wie Mütter, die ihren Kindern ständig verbieten, dieses und jenes zu tun.“ So fotografiert Toscani ungeniert wie ein Kind, das spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Dabei trampelt er seit fast einem halben Jahrhundert wie ein rebellischer Teenager auf denjenigen rum, die er schlicht „die Mafia der Werbeagenturen“ nennt. In seinem Vortrag betont Toscani, der Reporter mit unermüdlichem Kampfgeist, dass er kein Werber ist. „Was Krieg oder Aids mit Pullovern zu tun hat?“ fragt er. „Nichts. Ich verkaufe nicht. Ich versuche nicht, das Publikum zu überreden. Ich bin nur neugierig und ehrlich. Nur ein Reporter, der zeigt, wie die Welt ist.“ Werbung solle auch Bewusstsein stiften, denn „Werbung ist Kommunikation. Und zwar die mächtigste, weil sie die reichste ist.“ Worte eines Mannes, der Frieden mit dem Feind geschlossen hat. Oder zumindest das Beste draus macht. „Ich kratze die öffentliche Meinung dort, wo es sie juckt.“, sagt er mit der frechen Art des Kindes, dem egal ist, ob es Ärger bekommt.
»Wir sind alle Lämmer im Schlachthaus der Kommunikation«
Das magazin über Mode
FOTOS: United Colors of Benetton (5), Tina Heindel, Rolling Stone, Jesus Jeans, Nolita, Valentino, Amen, Razza Bastarda, Die Neue Sammlung - The International Design Museum Munich,
Mode ist unwichtig 075
Gejuckt wurde viel, gekratzt hat Toscani allemal. Er ist Aufklärer statt Verführer, dennoch verschreibt sich der Anti-Materialist den großen Konzernen. „Die wichtigste Regel für einen Künstler ist es, seinen Kunden reich zu machen.“ Er zieht eine Augenbraue hoch. „Erst dann erlangt man künstlerische Freiheit.“ Wer Toscani für widersprüchlich hält, braucht nicht auf Rechtfertigung zu hoffen. Davon hält er nämlich nichts. „I do what I do. That´s all“, betont er immer wieder. „Ich kann mich nicht um die Meinung von jedem Einzelnen kümmern.“ Aber stört es ihn nicht, dass seine Kunst instrumentalisiert wurde, um den Profit einer Firma zu maximieren? „Ach was!“ sagt er mit italienischer Gelassenheit. „Michelangelo hat mit seiner Malerei auch der Kirche geholfen und trotzdem geschworen, dass er nicht an Gott glaubte“ Ein homosexueller Mörder sei er gewesen, der die besten Madonnen malte und so die Kirche betrog. Auf der Leinwand schauen wir plötzlich dem Tod ins Gesicht. „I am not ready to die“, steht in großen hellblauen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund. Toscani wird nachdenklich. Totenstille erfüllt den Raum. Dutzende hoffnungslose Gesichter schauen nacheinander von der Leinwand ins Publikum. Zum Tode Verurteilte, fotografiert in amerikanischen Gefängnissen. Als Benetton die Kampagne im Jahre 2000 einläutete, waren die Reaktionen heftig. Benetton Geschäfte in den USA mussten schließen, die Amerikaner waren empört. Kurz danach kam es zum Bruch zwischen dem Fotografen und der mittlerweile millionenschweren Firma. „Das war die wichtigste Kampagne, die ich je gemacht habe“, sagt Toscani voller Überzeugung, voll missionarischem Eifer. Fragt man ihn heute nach Benetton, begegnet er einem mit Gleichgültigkeit. „Die sind mir egal und ich verschwende keinen Gedanken mehr an sie“, sagt er und man weiß nicht recht, ob ein überzeugter oder ein gekränkter Toscani spricht. Seit seiner Zeit bei Benetton realisiert er auf eigene Faust Kampagnen. Auch sie polarisieren mit radikaler Ästhetik. Er arbeitet für Magazine und konzipiert Kampagnen für das italienische Gesundheistministerium, die Region Kalabrien oder designorientierte Unternehmen. Seine Arbeiten sind mittlerweile in zahlreichen Museen weltweit zu sehen. Aufsehen erregte er zuletzt durch Isabelle Caro, ein bis auf die Knochen abgemagertes Model. 2007 posierte sie auf großen Plakaten nackt für die Modemarke Nolita. „No anorexia – Nein zu Magersucht“ stand damals quer auf dem Plakat. Toscanis lästige Nachricht aus der Wirklichkeit wurde nach einigen Wochen in Italien verboten. Wie so viele seiner Arbeiten. „Kritik ist ok“, sagt Toscani, „aber wer hat das Recht, meine Bilder zu verbieten? Ich zeige nur, was ist. Vielmehr wundere ich
mich darüber, dass die banale Werbung da draußen nicht verboten wird.“ Und er macht große Augen. „Werbung, die uns vorschreibt, dass es schlecht ist, anders zu sein, dass wir unsterblich und für immer makellos zu sein haben.“ Und er wird wütend. „Alle Nasen sind dieselben, alle Lippen sind dieselben, alle Titten sind dieselben. Es ist wie in der Hitlerjugend. Blaue Augen, blondes Haar, groß und schlank!“ Das italienische Temperament geht mit ihm durch, die Hände gestikulieren wild. „Mode und eine bessere Welt, das passt einfach nicht zusammen. Die Modewelt ist rassistisch und diskriminierend.“ Das sitzt. Wir sind am Ende von Toscanis Reise angelangt. Er holt tief Luft. Was folgt, ist ein Manifest der Kreativität. „Kreativität muss subversiv und verstörend sein. Als Künstler muss man die Regeln brechen!“ feuert er in den Raum. „Den Mut haben, anders zu sein. Den Mut haben, Neues zu tun! Das sollte ich dreimal wiederholen!“, sagt er. Die rechte Hand ballt sich zu einer Faust, während die linke das Stück Papier krallt, das seine Worte festhält. Das Publikum regt sich nicht. Alle starren auf die Bühne und auf Toscani, der in diesem Moment alles um sich herum vergisst. Es scheint, als ob nicht mal einer blinzelt. „Keiner will ein schwarzes oder ein verlorenes Schaf sein“, fährt er fort. „Deshalb sind wir alle Lämmer im Schlachthaus der Kommunikation, geführt von den multinationalen Marken. Branding - im wahrsten Sinne des Wortes: Dass der Stempel der Einheitlichkeit für immer in unsere Gehirne gebrannt wird.“ Seine Stirn ist in zornige Falten gelegt, der Blick durch die Brille ins Publikum ist fordernd. „Wir müssen die menschliche Rasse mit all seinen Unterschiedlichkeiten zu einer Marke kreieren. Wir müssen unser und das Leben anderer ändern, durch Kreativität und Respekt! Thank you.“ Die letzten beiden Worte durchdringen den gesamten Raum und ersticken die Stille, die in den letzten Minuten kaum einen Zuschauer atmen ließ. Tosender Applaus. Unterstrichen von einem Gefühl, als ob die Welt soeben ein Stück besser geworden ist. Für einen winzigen Moment schmunzelt Toscani. Wie ein kleiner Junge, der nicht weiß, wie mit Lob umzugehen ist. Dann baut er sich auf, verschränkt die Arme und genießt. Toscani verärgert und begeistert, fesselt und stößt ab. Ein homo politicus, vermeintlich emotionslos und doch voller Hilflosigkeit. Voller Zorn und Hoffnung gegenüber den Schandtätern dieser Erde. Sie haben ihn vieles gescholten im Laufe seiner Karriere: einen Ketzer, einen Nazi, einen geschmacklosen Kulturschänder. Dabei ist Oliviero Toscani nur eines: ein Radikaler, der für vieles kämpft und eigentlich nur zwei Dinge liebt: die Menschen und die Überraschung . n
»mode und eine bessere Welt, das passt einfach nicht zusammen.«
Links: Toscanis Werbekampagnen für Benetton. Der Fotograf war von 1982 bis 2000 Art Director des italienischen Labels und verhalf der Marke zu Weltruhm Rechts: Redakteurin Nurcan Özdemir mit Oliviero Toscani DAS magazin über Mode
076 mode ist unwichtig
Hier könnte Ihre Werbung stehen Illustrationen...........................................................................................................................Katja Degenhart
Viele Magazine sprieSSen nur so von Produktvorstellungen. Uns ist aufgefallen, dass die meisten Produkte auch von Anzeigenkunden des jeweiligen Magazins stammen. Ganz nach dem Motto „Geben und Nehmen“: Als Gegenleistung für eine Anzeige möchte der Anzeigenkunde eine lobende Erwähnung im redaktionellen Teil der Zeitschrift. Der Leser kann nicht erkennen, dass über ein Produkt nur wegen dessen Anzeigentätigkeit des Unternehmens berichtet wird.
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078 m채nner haben es so einfach
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Männer Haben es so einfach 079
1. Mode ist oberflächlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig
7.
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8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was für Junge
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080 männer haben es so einfach
Die gelb-goldene Heerpauken-Hose wurde in der Renaissance von spanischen Edelmännern getragen. Üblicherweise kombinierte man dazu wertvolle Seidenstrümpfe oder Strumpfhosen. Hemd: Sisley Pullover: Hermes Mantel: Giorgio Armani Stiefel: Hugo Boss Brokatshorts: Residenztheater München
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Männer Haben es so einfach 081
Früher war alles besser Es gibt Männer, die lieben die gute alte Zeit Und es gibt Männer, die lieben das Neue. Ein Blick zurück zeigt, dass Männermode prächtig, aber vielen Konventionen unterworfen war. Heute ist sie schlicht und geradlinig – dafür aber frei. Wir haben das Beste aus beiden Zeiten verbunden. Produktion..........................................Dennis Braatz & Marion Homm Fotos........................................................................................Oliver Rauh
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082 männer haben es so einfach
Im Barock wurde die so genannte Kröse oder auch Mühlsteinkragen von adeligen Männern getragen. Diese drückten damit ihren Reichtum aus, da man mit dem Kragen unmöglich arbeiten konnte. Jacke: Salvatore Ferragamo Kragen: Residenztheater München
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Männer Haben es so einfach 083
Goldene Schuhe aus dem Barock mit französischem Absatz. Cardigan: Strenesse Longsleeve: Boss Orange Hose: Hugo Gürtel: Emporio Armani Ketten: Muff für Nymphenburg Schuhe: Stegemann
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084 m辰nner haben es so einfach
In der Zeit des Fr端hrokoko trugen Adelige solch eine Weste unter einem Justeaucorps. Hemd: Prada Cardigan: Hackett Anzughose: Prada Boots: Giorgio Armani Weste: Residenztheater M端nchen
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Männer Haben es so einfach 085
Aus der spanischen Hofmode kommt die schwarze Brokatjacke mit weißem Kragen. Schwarz war die meistgenutzte und am Hof vorgeschriebene Farbe in Spanien. Hose: Etro Schuhe: Giorgio Armani Jacke: Residenztheater München
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086 m채nner haben es so einfach
Die reiche Verzierung und der edle Stoff des Justeaucorps deuten auf einen Tr채ger hin, der in hohen Adelskreisen des Barock anzutreffen war. Hemd: Hannibal Hose: Kilian Kerner Schuhe: Carlos Santos Tuch: Hackett Brokatmantel: Stegemann
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Männer Haben es so einfach 087
Der Dreispitz saß im Barock bei den französischen Adeligen auf der so genannten Allongeperücke, die stets weiß abgepudert war. Lederweste: Giorgio Armani Kette: Muff für Nymphenburg Dreispitz: Stegemann
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088 männer haben es so einfach
Mit einem Jabot – auch Spitzenkrause genannt – schließt der Adlige sein Hemd, zum Beispiel zur Zeit des Rokoko. Jabot: Residenztheater München
Digital Operating: Florian Harrer Haare & MakeUp: Sacha Schütte Model: Christian F. @ modelwerk
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Männer Haben es so einfach 089
Projekt: Dressman Früher hatten es die Männer noch leicht. Die Frage der richtigen Kleidung überlieSSen sie ihren Ehefrauen. So auch der GroSSvater unserer Autorin, der sich mit dem Tauschen der Ringe kritiklos dem Stildiktat seiner Gattin unterwarf. Text.....................................................Kristina Hauseux
J
derwahl auf sich alleine gestellt und als er am ersten Morgen das eden Abend ein Ritual: Nachdem meine GroßBadezimmer betrat, lief das, so seine Erzählung, folgendermaßen mutter den Abwasch erledigt hatte, ging sie an ab: Ach die Hose, die ist sauber, die kann ich noch mal anziehen den Kleiderschrank und stellte ihrem Mann und jetzt noch was für obenrum. Da, der schwarze Pullover auf dem die Kleidung für den nächsten Tag zusammen. Sessel, vielleicht ein bisschen eng, aber ohne Kritik und das scharfe Hemd und Pullover platzierte sie griffbereit auf „Kurt, wie siehst du wieder aus!“ ganz ok. So verließ mein Großdem grünen Sessel, dazu immer die farblich abgevater selbstbewusst das Haus. Bis er am Abend im Krankenhaus stimmte Hose und die Strümpfe Ton in Ton. So lief es seit Jahren, auftauchte und das übliche „Wie siehst du wieder aus!“ von schalsie kaufte seine Klamotten, die sie dann abends auf dem Sessel dralendem Gelächter gekrönt wurde. Was er am Morgen mit Mühe pierte, damit er am nächsten Morgen die „Was ziehe ich an“- Frage über den Bauch gezogen hatte, war ein echt edler Fummel: Es war nicht mal denken musste, und in ihren Augen gut gekleidet das der Kaschmirpullover von Oma, der von vielen feinen Lurexfäden Haus verließ. Sie war Stammkundin beim ortsnansässigen Herdurchzogen war und meinen Opa in eine Witzfigur verwandelte. renausstatter, während mein Opa das Geschäft noch nie von inDie komischen Blicke des Architekten und der Bankangestellnen gesehen hatte. Ein Szenario, das sich in vielen Haushalten der ten waren ihm zwar aufgefallen, aber frei von jeglichem SelbstGroßeltern-Generation der 50er und 60er Jahre so abspielte. Wähverständnis für sein Äußeres, wäre es ihm nicht mal in den Sinn rend die Frau bis 1977 ohne Erlaubnis des Mannes gar nicht arbeigekommen, darüber ten durfte und das Daverdiente Geld an »Was er am Morgen mit Mühe über den Bauch nachzudenken. bei hätte ein Blick ihn abtreten musste, in den Spiegel den sicherte sie sich nezog, war ein goldener lurexpullover « Fauxpas schnell entben dem Haushalt larvt. Edles Kaschmir, das sich gnadenlos eng an seine kräftige und der Kinder mit seiner Modeberatung ein Refugium, in dem Statur schmiegte und jede Problemzone ins Gewebe prägte. Alles nur sie die Fäden zog. Daraus resultierte, dass der Mann im Laufe gekrönt von einem tiefen Ausschnitt und den goldenen Lurexfäden, der Ehejahre seine modische Selbstständigkeit an den Nagel hängdie seine Männlichkeit vollkommen ad absurdum führten. te und seiner Frau die Stilberatung überließ. Bestimmt auch, weil Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt sie noch, die Überbleibes bequem war und sich der tägliche Konflikt und das ewige: „Wie sel der modefaulen Generation, in ihrer alten Denkweise verhaftet. siehst du wieder aus?!?“ damit vermeiden ließ. Beim samstäglichen Bummel sieht man sie ständig, die Männer, die Wenn das bedeutete, sich dem weiblichen Urteilsvermögen ausin Ruhezonen, Loungeecken und Cafes gelangweilt in den Zeitzuliefern, und der Frau die Verantwortung für das Äußere zu überschriften blättern, während die Frauen motiviert die Geschäfte stürlassen, war mancher Mann dazu bereit. So auch mein Opa, wenn men. Kinderparadiese sind bereits gang und gäbe. Vielleicht sollte auch nicht von Anfang an. Aber als sich das Stildiktat seiner Frau man auch Männerparadiese einführen, wo sich Guido zu Peter gestill und heimlich in die Ehe schlich, und im Laufe der Jahre zum sellt, mit Kickern und Playstation seine Einkaufs-Unlust überspielt alltäglichen Ritual wurde, lies er sie schalten und walten und zog sich und sich die Wartezeit versüßt. Das wäre eine echte Marktlücke. Die ohne Aufbegehren aus der Modeabteilung zurück. „Ich habe mir aus gute Nachricht: Die Männer haben sich zunehmend emanzipiert, Mode nie was gemacht, erzählt er. „Deshalb war es mir ganz recht, die neue Generation kauft sich ihre Kleidung selbst. Mittlerweile als meine Frau sich um meine Kleidung kümmerte. Ich habe mich hat sie das Gespür für den eigenen Stil entwickelt, entscheidet selbst mit der Rollenverteilung nie unwohl gefühlt, im Gegenteil meine was sie trägt, verteidigt mit einem ambitionierten „Schatz lass mich Frau, die sich selbstbewusst ihre Bereiche absteckte und mit Leichda noch reinschauen“ selbstbewusst das Modeterrain und weist Frau tigkeit Kinder, Haushalt, Arbeit und mich unter einen Hut brachte, gekonnt in ihre Schranken. Auch mein Opa hat sich übrigens vor hat mir imponiert!“ Dass selbst das beste System vor Fehlern nicht kurzem zum ersten Mal eine Hose gekauft. Sie ist anthrazit, passt gefeit ist, zeigte sich, als meine Oma im Krankenhaus war und mein wie angegossen und von Lurex keine Spur! Opa unbekanntes Terrain betrat. Das erste Mal war er mit der Klein
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090 Männer haben es so einfach
Ein Film von einem Mann Kinohelden werden durch ihre kostüme geprägt. ob lächerlich, zwanghaft oder übertrieben, im film werden vorurteile gegenüber der mode gern bestätigt. wir haben uns vier prototypen der filmgeschichte ausgewählt, die zeigen, dass männer es nicht immer leicht haben. Text.............................................................................Annemarie Gassen
A Single Man
Wenn Mode zum Zwang wird Vor ein paar Monaten kam „A Single Man“, das Regiedebüt des Modedesigners Tom Ford in die Kinos. Der Protagonist George Falconer, ein britischer College-Professor, leidet unter dem Verlust seines Lebensgefährten, der durch einen Autounfall starb. Seine Trauer sperrt George in die äußere Fassade, in maßgeschneiderte Anzüge und Hemden. Er braucht das perfekte Outfit, um dahinter sein Leid und das innere Chaos zu verbergen. Diese traurig-schönen Bilder haben mehr Wirkung, als wenn der George sich gehen lassen würde, seine Trauer auch äußerlich, also in der Garderobe sichtbar wäre. Für George, gespielt von Colin Firth, gilt Per-
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fektionismus bis in den Tod: Als er Suizid begehen will, wickelt er sich in einen Schlafsack, um das Bett nicht zu beschmutzen. Für seine Beerdigung hat er einen Anzug bereitgelegt, ein dazu passendes Hemd und eine Krawatte, versehen mit einem Zettel, auf dem die Anweisung steht: „Mit doppeltem Windsorknoten.“ Als er am Ende des Films doch noch beschließt, sein Leben weiter zu leben, trifft ihn ein Herzanfall. In dem Moment ist er nur mit einem Bademantel bekleidet, der ihn notdürftig bedeckt. In der Stunde des Todes ist er also alles andere als adrett gekleidet.
Fotos: Paramount Pictures, Tobis, Warner Bros. Pictures, Senator Film Verleih
männer haben es so einfach 091
American Gigolo
Das Outfit für den gesellschaftlichen Aufstieg Mit dem Film „American Gigolo – Ein Mann für gewisse Stunden“ von 1980 wurde der Modedesigner Giorgio Armani berühmt. Er schneiderte die schicken Anzüge des Protagonisten Julien Kaye, gespielt von Richard Gere, ganz nach dem Motto: Ich kleide mich, also bin ich. Die Mode dient bei Julian zum gesellschaftlichen Aufstieg. Er schmückt sich mit der Mode, protzt mit einem teuren Wagen und versteckt seine Einsamkeit und Unsicherheit hinter der schönen Schale. Auch sein Wunsch nach Anerkennung kommt in den teuren Armani-Anzügen zum Ausdruck.
Als er des Mordes verdächtigt wird, gerät Julian gesellschaftlich ins Abseits. Auch dieser Umstand wird über die Mode kommuniziert. Das feine Restaurant, in dem er stets ein willkommener Stammgast war, will ihn ohne anständige Kleidung nicht haben. Er trägt eine graue Anzughose und ein gleichfarbiges Hemd, dessen oberster Knopf offen steht, sodass das weiße Unterhemd hervorblitzt – ein subtiles Indiz für Nachlässigkeit. In anderer Umgebung wäre es ein völlig akzeptables Outfit, hier jedoch verliert Julian durch diesen Aufzug sofort an Ansehen. Sogar seine Zuhälterin sagt zu ihm: „In diesem Zustand lässt sich nicht mal, ne Putzfrau von dir bumsen.“
Velvet Goldmine modische übertreibung
Der Independent-Film „Velvet Goldmine“ von 1998 thematisiert die Glam-Rock-Ära der 70er Jahre. Jonathan Rhys Meyers, der eine Figur spielt, die an David Bowie angelehnt ist, musste modisch gesehen viel mitmachen. Die Kostüme sind exzentrisch und schrill – es geht um die Übertreibung in der Mode und um das exzessive Zelebrieren von damals schon lächerlichen Modeerscheinungen wie Schlaghosen und Plateauschuhen. Die oscarprämierte Kostümdesignerin Sandy Powell zwängt Meyers in hautenge, asymmetrische Catsuits aus Polyester, bestickt mit Pailletten. Sie hängt ihm Federboas um und sogar ein MaxiKleid gehört zum Kostüm-Repertoire. Dazu kommen Glitzer-Makeup und blaugefärbte Haare. Die zweite wichtige Rolle im Film spielt Ewan McGregor, eine Figur, die an den Rockstar Iggy Pop erinnern soll. In einem Interview sagte er, er sei froh über seine Rolle, weil er mit den ganz schrillen Kostümen verschont wurde. Als Iggy Pop-Verschnitt trägt er den ganzen Film über vorwiegend Lederhosen und oben ohne. Männer spielen eben doch lieber wilde Rockstars, als androgyne Mischwesen à la David Bowie.
Superhelden das lächerliche in der mode
Die Kostüme von Superhelden wie Superman oder Batman, verleihen ihnen eine unverwechselbare Identität, machen größer, stärker, unverwundbarer. Doch diese Legitimation funktioniert nur im Film. In der Realität haftet ihnen immer etwas Lächerliches an. Käme Superman in seinem Heldenaufzug die Straße entlang, würden die meisten schallend lachen. Abgesehen davon, machen die Kostüme nicht einmal im Film immer eine gute Figur, denn auch Superhelden-Outfits sind der Mode und dem persönlichen Geschmack des Regisseurs unterworfen. Joel Schuhmacher trieb seine homoerotischen Fantasien auf die Spitze und verpasste den Helden in „Batman Forever“ Nippel und Ohrring. Außerdem tragen Batman und Robin Schamkapseln, die den Intimbereich ins Groteske überzeichnet. Am lächerlichsten jedoch sehen Batman und Robin in der Fernsehserie aus den 60ern aus. Sie wirken wie eine Parodie auf das Superhelden-Genre. Batman trägt einen hellgrauen Körperanzug mit extrabreiter schwarzer Satin-Überhose, die fast als Windel durchgeht. Parodistisches Modehighlight ist auch Robins gold-gelbes Cape. In der Kostümierung haben die Superhelden sowohl modische als auch technische Fortschritte gemacht, was sogar im neuesten Batman „The Dark Knight“ thematisiert wird. Trotzdem hätten Superhelden in der Realität wohl keine Chance bei den Frauen.
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092 mode hat kein gewissen
1. Mode ist oberfl채chlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. M채nner haben es so einfach
8.
Mode hat kein Gewissen
9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was f체r Junge
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mode hat kein gewissen 093
Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt Trennen sie ihren müll? nehmen sie beim einkaufen nur das billigste? ein spiel über die zukunft des ethischen konsums, das uns zeigt, welchen möglichen szenarien wir in vier jahren entgegenblicken werden. Konzeption & Text....................................................Dennis Braatz & Teresa Mayer
G
eben Sie‘s zu, nachdem Sie die Überschrift gelesen haben, dachten Sie ernsthaft darüber nach, die nächsten Seiten zu überblättern. Wenn Sie jetzt die Augen verdrehen und sich denken „Ach, schon wieder was über Klimawandel“, lohnt es sich erst Recht, weiter zu lesen. Wir geben Ihnen ja nicht ganz Unrecht. Mag der Morgen auch noch so sorglos beginnen, beim ersten Medienkonsum holen sie uns ein, die Prophezeiungen und Mutmaßungen über die Entwicklung auf unserem Planeten.
JA
Eine Studie des Trendbüro Hamburgs hält jetzt jedoch für jeden Einzelnen von uns wirkliche Anhaltspunkte bereit. Warum? Weil es um unser aktuelles Verhalten geht und untersucht wird wie sich dieses in den nächsten vier Jahren auf unsere Welt auswirkt. Den natürlichen Lauf der Zeit kann man selbstverständlich nicht aufhalten. Denn am Ende werden wir alle Geschichte sein. Bis dahin können wir den Planeten wenigstens für uns und die nachfolgenden Generationen erhalten. Unser Parcours wird Ihnen dabei als Anreiz dienen.
NEIN
DAS BIST DU
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Mensch, änd
094 mode hat kein gewissen
Beim Einkauf: Hauptsache billig
Trennen Sie Ihren Müll?
Mensch, ändere Dich!
Haben Sie Kinder?
Denkfaule
Ich kaufe oft online ein
In letzter Zeit öfter mal Rad gegen Auto getauscht?
e
Dich kann man noch duzen, denn Du stehst drauf. Das Internet ist alles für Dich: Informationsquelle, Spielwiese, Zeitvertreib. Du pflegst Deine Social Network-Profile wie früher Deine Kaninchen und Meerschweinchen. Du interessierst Dich „offiziell“ nicht für ethischen Konsum, denn in Deiner Clique gilt die Devise: Es ist nur Geld für Alkohol da, alles andere kommt vom Discounter. Auch in Sachen Klimaerwärmung machst Du die Schotten dicht und sagst: Die da oben, die werden’s schon richten.
Ich hole mir Tipps aus den Medien! Ich mache mir Sorgen, wie es unserem Planeten in 20 Jahren geht
Ökostrom? Warum nicht!
K I
Fleissarbeiter
Think before you print? Ich habe bereits vor längerer Zeit mit dem ethischen Konsum begonnen
Wir brauchen ein einheitliches Gütesiegel!
Mit ethischem Konsum tue ich mir selbst etwas Gutes
Ich versuche, andere Menschen von meinem Lebensstil zu überzeugen
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Sie sind vermutlich besser situierter und informierter Staatsbürger, haben vielleicht sogar schon das ein oder andere Enkelkind. Das Wohlbefinden wird Ihnen von Tag zu Tag wichtiger. Neben Gesundheit, stellen auch Ästhetik und Genuss wichtige Faktoren für Sie dar. Da Sie das nötige Kleingeld haben, greifen Sie für Bio-Produkte auch mal tiefer in die Tasche. Noch leben Sie nicht bewusst nachhaltig, aber unterbewusst helfen Sie schon mal mit. Das wird schon.
d
ere Dich!
mode hat kein gewissen 095
TYP I
Ich lasse mir kein schlechtes Gewissen einreden Ich mache erst mit, wenn die da oben anfangen
TYP I
Sie sind vermutlich jung, erfolgreich und denken an die baldige Gründung einer Familie. Wenn Sie das schon hinter sich haben, Herzlichen Glückwunsch. Sie besitzen den Komfort von mindestens einem Auto. Aufgrund Ihres erfolgreichen Jobs, legen Sie großen Wert auf Stressausgleich. Sie verzichten nur ungern, haben aber vor Ihr Verhalten zu ändern. Die Frauen Ihrer Generation sind höchstwahrscheinlich die Vorreiter und ziehen die männlichen Generationsvertreter netterweise mit.
TYP Ii
Jeder einzelne muss aktiv werden!
Darüber mache ich mir keine Gedanken.
Unternehmen und Politik engagieren sich zu wenig
Ich bin bereit, mein Konsumverhalten auf lange Sicht zu ändern.
Lehrmeister Höchstwahrscheinlich gehörst Du zur Bewegung der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainibilty) und Jutebeutel und Fahrrad sind Deine ständigen Begleiter. Mit Deiner konsequent nachhaltigen Lebensweise willst Du den Planeten retten und gleichzeitig leistest Du fleißig Aufklärungsarbeit. Einfach vorbildlich! Du machst alles richtig, bist Vorreiter und hast es verstanden. Weiter so!
TYP Ii
Öko-Boom ist für mich nur Geldmacherei.
TYP IiI
Ich kann mir vorstellen, mein Auto mit Freunden zu teilen
Ich möchte als Kunde von den Unternehmen besser miteinbezogen werden
TYP IV
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Mensch, ändere Dich!
Ethischer Konsum: Aufgabe der Politik?
Geschäftemacher
096 mode hat kein gewissen
...2014 TYP I DAS BRINGT DOCH ALLES NICHTS Wir sind mutlos, lustlos, etwas zu verändern. Wir ignorieren Herausforderungen und sind zu egoistischen Ignoranten geworden. Planet Erde und nachfolgende Generationen sind uns schnuppe. Das Bedürfnis für Veränderungen wird begraben durch große Abweichungen bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Konsumenten werden misstrauisch gegenüber ethischen Angeboten. Unternehmen konzentrieren sich stärker auf kurzfristige
Gewinne, anstatt auf dauerhafte Veränderung. Auch für die Interessen der Politik beschränken sich auf die Ankurbelung der konventionellen Wirtschaft. Resignation breitet sich aus. Negative Dynamik prägt ethischen Konsum. Lieber Leser, wenn Sie hier gelandet sind, AUFWACHEN und als Motivation Szenario I oder II immer wieder durchlesen.
Typ ii MAN MÜSSTE MAL Man wartet auf die ersten Schritte des jeweils anderen. Es ist wie beim Abnehmen oder Abspülen: Die gute Absicht ist ja da, nur die Handlungen bleiben erst mal aus. Wir Konsumenten sind nicht bereit, unser Verhalten auf lange Sicht und dauerhaft zu verändern. Ethischer Konsum verliert an Schwung, da auch bei den Unternehmen Inter-
essen der Investoren dominieren. Politische Ziele werden zwar angestrebt, allerdings nicht verwirklicht. Durch das allgemeine Abwarten, entsteht eine leicht negative Dynamik. Deutschland, GET UP – GET UP – GET UP – sonst ist Schicht im Schacht.
Typ iii FAST GESCHAFFT Herausforderungen werden zwar angepackt, allerdings ist das Handeln noch zu stark von individualistischen Entscheidungen geprägt. Ob wir es den LOHAS und ihren unermüdlichen Überzeugungsarbeit im Laufe der Jahre zu verdanken haben, aber ethischer Konsum ist weiterhin sehr stark auf dem Vormarsch. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können sich nur schwer auf gemeinsa-
me Wege einigen. Den Unternehmen fehlen verbindliche Standards und beginnen noch zögerlich Konsumenten und Stakeholder zu integrieren. Szenario II gilt als am wahrscheinlichsten, die Entwicklung des ethischen Konsums ist weiterhin positiv, kann sein Potenzial aber nicht voll entfalten. Immerhin Deutschland – weiter anstrengen.
Typ iv ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN Willkommen in Utopia. Wir haben es endlich geschnallt: Nur zusammen erreichen wir den Fortschritt. Einzelne Interessen werden zurückgestellt, alle arbeiten zusammen - Politik, Wirtschaft und wir als Konsumenten. Die Einhaltung ethischer Kriterien ist eine Marktvoraussetzung
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geworden. Es wird persönlicher, denn Unternehmen binden uns als Konsumenten viel mehr ein. Wir sind zufriedener, vorbildlich und haben wirklich was erreicht. Eigenlob stinkt ja bekanntlich, trotzdem, wir verdienen ein Schulterklopfen.
“Man kann nicht nicht kommunizieren.” (Paul Watzlawick)
COMMUNITY MARKETING
Wie Sie und Ihre Marken im Gespräch bleiben erfahren Sie unter: www.community-marketing.de
098 mode hat kein gewissen
Die tun was! Häufig heisst es, dass Unternehmen aus der Mode kein Gewissen hätten. wir haben uns deshalb einmal umgehört und ein paar erstaunliche und nachahmenswerte Beispiele gefunden. Text....................................Michaela Heid & Katja Degenhart
Designerin Catherine Malandrino und Sängerin Mary J. Blidge
DESIGNER DUO MIT HERZ Die französische Designerin Catherine Malandrino und R&B Star Mary J. Blige sind beides unglaublich kreative Power-Frauen. Nun haben sie eine gemeinsame T-Shirt Kollektion auf den Markt gebracht, die nicht nur super aussehen, sondern auch Frauen helfen sollen. Der Verkauf unterstützt „The Foundation Of Advancement Of Women Now“, die von Mary J. Blige gegründet wurde. Die Stiftung setzt sich für benachteiligte Frauen ein und hilft ihnen mit Stipendien, Vorträgen und gemeinsamen Projekten. Käuflich erhältlich sind die Stücke weltweit in den Boutiquen von Catherine Malandrino und im Flagship-Store von Bloomingdale’s in New York City. Mehr dazu unter www.bloomingdales.com.
GRÜNER GLAMOUR Think happy! Mit diesem Motto will die englische Hautpflegeserie Organic Surge mehr erreichen, als lediglich die Haut zu verschönern. Die natürlichen und organischen Produkte ohne belastende chemische Zusatzstoffe und ohne Tierversuche pflegen die Haut nicht nur auf ganz natürliche Weise, sondern sorgen so auch dafür, dass notleidende und bedürftige Kinder unterstützt werden. Ein Teil des Erlöses wird an afrikanische Hilfsorganisationen in Afrika weitergeleitet und hilft so Menschen in Not – für ein gutes Aussehen mit gutem Gewissen! Erhältlich ab 6,99 Euro über www.organicsurge.com.
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PARTY ON! Feiern und dabei etwas Gutes tun? Die Schweizer Party-Serie „Sneaks for Hope“ macht diese schöne Kombination möglich: regelmäßig werden Partys organisiert, die Menschen in Not unterstützen sollen. Und zwar mit Turnschuhen! Gäste, die zur Party ein Paar gut erhaltene Sneakers mitbringen, erhalten einen Preisnachlass auf das Eintrittsgeld. Die gesammelten Turnschuhe kommen Jugendlichen aus den Slums Afrikas zugute. Denn mit einem guten Gewissen lässt es sich auch gleich um einiges besser feiern. Mehr Informationen unter www.cooperaxion.org und www.sneaksforhope.ch.
mode hat kein gewissen 099
EINER FÜR ALLE Kann „Chief Shoe Giver“ eine Berufsbezeichnung sein? So jedenfalls steht es auf der Visitenkarte von Blake Mycoskie. Als der Amerikaner 2006 Argentinien bereiste, fielen ihm die zahlreichen Kinder auf, die kilometerweit barfuss laufen mussten, um Wasser zu holen oder einfach nur um zur Schule zu gehen. Von dieser Armut berührt, gründete er das Schuhlabel TOMS, das übersetzt Shoes for Tomorrow bedeutet. Der Gedanke dahinter: Für jedes verkaufte Paar Schuhe im Espandrilles-Stil erhält ein hilfsbedürftiges Kind ebenfalls ein Paar Schuhe. Der Erfolg dieser Idee kann sich sehen lassen: Innerhalb von vier Jahren haben über 300.000 Kinder neue Schuhe bekommen... Mehr Informationen gibt es unter www.tomsshoes.ca
MODE FÜR UNABHÄNGIGKEIT
Fotos: PR, hip-hop.com, www.sneaksforhope.ch, www.replay-your-fragance.com
Was machen zwei Frauen, die neben gleichen Interessen auch noch das gleiche Ziel verfolgen? Sie gründen ein Label! So wie Farah aus Pakistan und Dana aus Lybien. Zusammen bilden sie „A Peace Treaty“ und haben sich ausschließlich auf die Herstellung von Accessoires spezialisiert. Das Besondere daran: Mit jeder neuen Kollektion unterstützen sie ein gemeinnütziges Projekt. Mit ihrer aktuellen Schalkollektion wollen sich die beiden Designerinnen diesmal für die Lage der Frauen in Asien einsetzen und mit dem gesammelten Geld für eine bessere Bildung und Unabhängigkeit sorgen. Die Schals sind ab 100 Euro erhältlich unter www.apeacetreaty.com
DUFTE HILFE Sauberes Trinkwasser ist eine Selbstverständlichkeit für uns. Es ist rein, frisch und wir können es bedenkenlos trinken. In Afrika fehlt es genau daran und so sterben jedes Jahr mehr Kinder an den Folgen von unsauberem Trinkwasser als an Malaria und HIV zusammen! Deshalb arbeitet das Jeans-Label Replay zur Unterstützung der Trinkwasser-Versorgung in Entwicklungsländern jetzt eng mit dem Projekt „Children´s Safe Drinking Water“ (CSDW) zusammen. So erhalten Familien in wasserarmen Ländern mit jedem verkauften Parfum aus der Serie „Replay Refresh“ oder „Replay Your Fragance“ zehn Liter frisches und sauberes Trinkwasser. Auf diesem Weg konnten mittlerweile schon über 20 Millionen Liter Wasser gespendet werden! Infos zum Projekt gibt es unter: www. replay-your-fragance.com
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100 mode hat kein gewissen
Die Einzelteile einer Weste werden in einer Stickerei in Shenzhen maschinell verziert.
Nicht so schlecht wie der Ruf! Ausbeutung, Kinderarbeit und schlechte Arbeitsbedingungen. Daran denkt man, wenn von „Made in China“ die Rede ist. Als sich Andreas Kratzer., Student für Mode- und Designmanagement, für ein Praktikum in Shenzhen entschied, war er deshalb gespannt, was ihn erwarten würde. Text..................................................................Miriam Gebhardt
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Besonders in den ersten Tagen in Shenzhen hat Andreas dieses Foto vorgezeigt, um den richtigen Bus zu finden zu können.
Angestellte einer Textilfabrik beim Destroying, einer Form der Jeansveredlung.
A
ls das Schiff endlich den Hafen erreicht, ist Andreas erleichtert, die Fahrt überstanden zu haben. Die Fähre von Hongkong nach Shenzhen ist bekannt für ihren hohen Seegang, der auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen ist. Mit flauem Magen geht es für ihn dann mit dem Auto von Shenzhen Bay weiter zu der Wohnung, die für das nächste Vierteljahr sein Zuhause sein wird. Über zwanzig Stunden hat die Reise von München in die 12 Mio. Einwohner Stadt Shenzhen gedauert, in der Andreas ein dreimonatiges Praktikum absolviert. Mit einigen Schwierigkeiten hat er gerechnet, als er sich für einen Aufenthalt in China entschied. Doch als Europäer ohne Sprachkenntnisse, wird selbst eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Herausforderung. Haltestellen und Straßenschilder sind unleserlich und selbst wenn man den Namen seines Zieles kennt, kommt man in vielen Fällen nicht weiter. Denn schon der kleinste Fehler bei der Betonung eines Wortes, hat in der chinesischen Sprache eine andere Bedeutung zufolge. Deshalb fotografiert Andreas die Schilder, um so nach dem Weg fragen zu können.
Vom Garn zum Kleid – Produktion an einem Standort Im Laufe seines Studiums, hat sich bei Andreas der Wunsch gefestigt, nach China zu reisen, um mehr über die textile Massenproduktion zu erfahren. „Ich wollte schon immer wissen, woher genau meine Klamotten kommen und wie sie produziert werden“, erzählt er „und durch das Praktikum bekam ich die Chance dazu.“ Das Unternehmen, für das er von Januar bis März 2010 in Shenzhen arbeitete, fungiert als Vermittler zwischen europäischen Modelabels und
den Produktionsstätten vor Ort. Solche Firmen kooperieren mit Webereien und Wäschereien und übernehmen die Kommunikation zwischen den Auftraggebern und den Fabriken. Hierbei spielt auch die Sprachbarriere eine große Rolle, denn die Leiter der Fabriken sprechen in den meisten Fällen kein Englisch. Während die Schnitte und Designs in Europa entworfen werden, übernehmen die Vermittlerunternehmen dann auf Wunsch die komplette Produktion: Sie stellen ihren Kunden die neuesten Stoffe vor und lassen die Kleidungsstücke in den chinesischen Fabriken fertigen. Das fertige Produkt gelangt dann auf dem Seeweg an seinen Bestimmungsort. Das ist kostengünstiger als ein Transport mit dem Flugzeug. Viele der internationalen Modekonzerne haben einen Firmensitz in Hongkong, weil die Stadt eine freie wirtschaftliche Zone ist und sie dadurch steuerliche Vorteile genießen. Produziert wird dann allerdings außerhalb. Grundsätzlich werden in China alle Produktgruppen in fast allen Standorten produziert. Im Norden befinden sich vorwiegend Produktionsstätten für Strick- und Cashmere, im Süden werden z.B. T-Shirts, Hosen, Kleider und Jeans sowie Accessoires und Stoffe hergestellt. In den letzten 10 Jahren hat sich China zum größten Textilexporteur der Welt entwickelt. „Inzwischen wird mehr als jedes 2. Kleidungsstück aus China exportiert. Heute steht das bevölkerungsreichste Land der Welt einem Qualitätsgarant wie Italien rein von der Verarbeitung her in nichts nach“, so Oliver Schütt von der TMS Fashion Group, die ebenfalls europäische Kunden betreut. Diese Zahl beschreibt allerdings nur die Verhältnisse im sogenannte casual wear Bereich, der vorwiegend in China produziert wird. Bezogen auf die Textilbranche, kann man deswegen Produkte aus China nicht mehr grundsätzlich verurteilen. In den Köpfen der Ver-
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Touristenattraktion in Hong Kong. Jeden Tag um 20 Uhr wird die Skyline mit Lasern beleuchtet.
Musterteilnäherei eines Vermittlerunternehmens in Shenzhen
220 Euro im Monat - für uns unvorstellbar Die deutsche Textilindustrie ist in den letzten 30 Jahren stark geschrumpft, weil sich diverse andere Produktionsstandorte - vor allem in Asien - immer weiter entwickelt und etabliert haben. Die Anzahl der Beschäftigten in der Textilbranche fiel von 185.195 im Jahr 2000 auf rund 97.026 im Jahr 2008. Dementsprechend hat sich auch der Umsatz von 26.409 (2000) auf 19.169 Mill. Euro (2008) reduziert. Tendenz fallend. Die Firmen haben viele Gründe, sich für den Produktionsstandort China zu entscheiden. „Neben der hohen Anzahl von Fabriken spielen auch Faktoren wie Zuverlässigkeit, Logistik, Disziplin und der hohe Verarbeitungs- und Qualitätsstandard eine entscheidende Rolle“, erklärt Oliver Schütt. „Außerdem sind sämtliche Rohstoffe wie z.B. Baumwolle, Seide, Leinen, Kaschmir etc. bereits vorhanden.“ Die Baumwolle wird beispielsweise im nordchinesischen Flachland und in den mittel bis tiefer gelegenen Ebenen im Tal des Jangtse Flusses angebaut. Es werden aber auch Textilien angeliefert, um dort verarbeitet zu werden. Der ausschlaggebende Punkt ist jedoch das niedrige Lohnniveau. Das Gehalt in den Fabriken liegt zwischen 170 und 220 € monatlich. Für chinesische Verhältnisse reicht das aus, um die Lebenserhaltungskosten 1
zu decken. Grundnahrungsmittel, wie Reis und Gemüse sind extrem preiswert in China und im Normalfall arbeiten beide Ehepartner. Viele Großfabriken stellen außerdem Unterkünfte zur Übernachtung bereit, sodass Mietkosten eingespart werden können.
Der feine Unterschied Das schlechte Image ist der Grund, warum viele der Unternehmen nicht offen mit der Tatsache umgehen, dass sie in China produzieren lassen. Insbesondere bei Firmen im Luxus Segment werden die Produktionsländer gern verschleiert, um die Verbraucher nicht zu irritieren oder zu verschrecken. Kunden, die ein einfaches T-Shirt für 40 € kaufen, erwarten schließlich einen Grund dafür, warum es dreimal so viel kostet wie bei H&M. Dass der eigentliche Grund für die Preisdifferenz der Markenname ist, der auf dem T-Shirt steht, ist inzwischen allerdings bekannt und wird von den Kunden auch als legitim betrachtet. Trotzdem erwarten die Verbraucher auch einen Unterschied bezüglich der Herstellung, beziehungsweise des Herstellungslandes. Doch der ist oft nicht mehr gegeben.
Ein anderes Verständnis von Sauberkeit Einige der Argumente gegen den Standort China stehen im Zusammenhang mit den Arbeitsverhältnissen vor Ort. Während seines Praktikums, in dem Andreas für den StoffTrendresearch zuständig war, hat er auf der Suche nach den neusten Materialien selbst einige Textilfabriken besucht. „Für die Landesverhältnisse sind die Arbeitsbedingungen in Ordnung“, berichtet er. „Nachdem was ich gesehen habe, arbeitet sich dort niemand acht Stunden lang die Finger wund.
casual wear: Shirts, Blusen, T-Shirts, Strick, Hosen, Kleider, Tops, Jeans, Jacken, Mäntel, Leder, etc.
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Fotos: Andreas Kratzer
braucher hat der Produktionsstandort China allerdings nach wie vor ein schlechtes Image. Die weit verbreitete Annahme, dass die Firmen sich dadurch nur die höheren Löhne in Deutschland sparen wollen und aus diesem Grund in Asien produzieren, spielt eine große Rolle. Doch die idealistische Idee, heute noch in großen Mengen in Deutschland produzieren zu können, ist reine Illusion, da die Möglichkeiten dafür schlichtweg nicht mehr vorhanden sind.
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Die Baumwolle wird vor allem im nordchinesischen Flachland und in den mittel bis tiefer gelegenen Ebenen im Tal des Jangtse Flusses angebaut. Die Kaschmirziegen waren ursprünglich in den höchsten Bergregionen, im Himalaja und Pamir, heimisch. Inzwischen weiden sie auch in China und dem Hochland der Mongolei. Das Zentrum der Seidenspinnereien ist seit Jahrhunderten die Stadt Suzhou in der Provinz Jiangsu. = Textiles Zentrum
Ich hatte den Eindruck, als hätten die Leute Spaß an ihrer Arbeit. In den Fabriken, die ich besucht habe, gab es keine Fälle von Kinderarbeit. Leider gehe ich trotzdem davon aus, dass es sie gibt.“ In China arbeiteten 17 Millionen Menschen in ca. 180.000 Textilbetrieben. Viele der Angestellten in den Fabriken sind Wanderarbeiter. Geboren und aufgewachsen sind die meisten von ihnen in kleinen Dörfern im Norden von China. Auf der Suche nach Arbeit pilgern sie mit ihren Familien von Metropole zu Metropole. „Das chinesische Neujahrsfest verbringen die Arbeiter in ihrem Geburtsort“, erzählt Andreas „Danach kehren sie jedes Jahr in unsere Fabriken zurück, weil sie gut bezahlt und behandelt werden.“ Die Webereien, die Andreas besucht hat, waren professionell
geführt, gut organisiert und sauber. Bei Färbereien und Wäschereien waren die Bedingungen seiner Beschreibung nach allerdings nicht sehr hygienisch. „Es ist zwar nicht gerade steril in den Fabriken, aber das gehört irgendwie zur Kultur. Es herrscht dort einfach ein anderes Verständnis für Sauberkeit.“ Die ersten Eindrücke von Shenzhen schildert er mit gemischten Gefühlen. Der Dreck auf den Straßen sei ihm als erstes aufgefallen. „Als ich dort ein kleines Mädchen gesehen habe, das neben mir im Dreck spielte, war ich anfangs auch schockiert. Doch nur, weil das in unseren Augen ungewöhnlich ist, bedeutet es nicht, dass es diesem Kind schlecht geht.“ Die Zusammenarbeit mit seinen chinesischen Kollegen hat ihm allerdings sehr gut gefallen. „Ich habe in diesen drei Monaten aus menschlicher Sicht keine einzige schlech-
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104 mode hat kein gewissen
Um die Jeans noch gebrauchter erscheinen zu lassen, wird sie beim Spraying mit Farbe besprüht
te Erfahrung gemacht. Die Leute waren immer hilfsbereit, weltoffen und freundlich.“
Soziales Engagement gegen schlechte Arbeitsbedingungen Die Verantwortung für bessere und saubere Arbeitsbedingungen liegt bei den dort produzierenden Betrieben. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Unternehmen diese Verantwortung nicht von sich weisen und den Vermittler-Firmen die Aufgabe überlassen, für die Angestellten zu sorgen. Das Fair-Trade-Label FTC Cashmere ist in diesem Zusammenhang ein positives Beispiel für soziales Engagement. Seit der Gründung im Jahre 2003 hat das Ehepaar Andreas und Jutta Knezovic den Standort China und seine Bevölkerung gefördert. Den beiden hat es nicht gereicht, ihren Angestellten einen angemessenen Lohn zu zahlen. Deswegen haben sie 2007 die „Swiss International FTC-Cashmere World Hope
Fertigung eines T-Shirts in einer Stickerei in Shenzhen
School“ gegründet, die Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren eine fundierte Schulbildung ermöglicht und Arbeitsplätze für Lehrer geschaffen hat. Außerdem unterstützt das Unternehmen die ansässigen Bauern bei der umwelt- und artgerechten Haltung der Nutztiere. Bis heute hat FTC Cashmere so über 1800 Arbeitsplätze geschaffen. Die Nachfrage nach in China produzierten Textilien ist nach wie vor sehr hoch und wird sich auch in naher Zukunft nicht wesentlich ändern. Aus diesem Grund bleibt zu wünschen, dass sich mehr Unternehmen dem Beispiel von FTCCashmere anschließen, ihre soziale Verantwortung erkennen und entsprechend umsetzen. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte in China zu leben und zu arbeiten, antwortet Andreas mit einem Nicken und einem Ausdruck von Fernweh in den Augen. Das Land China und seine Bewohner haben den Studenten in diesen drei Monaten derart begeistert, dass er sich eine berufliche Zukunft dort ohne weiteres vorstellen könnte. n
Webstuhl in einer Weberei außerhalb von Shenzhen
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mode hat kein gewissen 105
„In den Achtzigern war China noch nicht für Jedermann zugänglich“
Frau Karg, sie sind eigentlich Juristin – wie kamen Sie dazu ein Kaschmirlabel zu gründen? Ich habe einfach nach etwas gesucht, was es auf dem Markt noch nicht gab. Ich hatte schon immer ein Faible für das Material Kaschmir, aber zu der Zeit (1987) gab es nur kastenförmige Modelle mit Rippenbündchen in blau oder grau. Deswegen hatte ich die Idee für ein Label, das taillierte und feminine Kaschmir-Mode in bunten Farben herstellt. Ganz nach dem Motto: Wenn ich das will, wollen das bestimmt andere Frauen auch. Und mit dieser Geschäftsidee sind Sie dann direkt nach China gefahren? Zuerst wollte ich in Italien produzieren, doch zu dieser Zeit wollten die Firmen mit einem Quereinsteiger wie mir nichts zu tun haben. So habe ich mich umgehört und den Standort China für mich entdeckt. Im Jahr 1989 war China noch nicht für Jedermann zugänglich. Also habe ich mir selbstständig Produzenten gesucht. Was sind Ihre Erinnerungen an den ersten Besuch in China? Das heutige China kann man mit dem Land, welches ich 1989 zum ersten Mal besucht habe, überhaupt nicht mehr vergleichen. In Peking gab es damals nur eine Straße vom Flughafen in die Innenstadt, das ist heute nicht mehr vorstellbar. Die Stadt hat sich in diesen 20 Jahren wahnsinnig verändert und entwickelt. Damals sind die Menschen noch mit Eselskarren durch die Straßen gefahren. Ich hatte mir auch gar keine Vorstellung von den Verhältnissen dort gemacht. Ich wusste nur, dass dieses Land die Möglichkeiten bot, meinen Traum von einem Kaschmir-Label umzusetzen. Welchen Eindruck hatten Sie von den Fabriken? Es war ein großes Privileg für mich, die Fabriken besuchen zu dürfen. Allerdings war es mir schon immer sehr wichtig, Transparenz bei der Produktion und den Leuten, die dort arbeiten, zu haben. Der persönliche Kontakt hat bei mir Priorität. Wo produzieren Sie Ihre Kaschmirmodelle? Wir arbeiten schon seit 20 Jahren mit den Firmen in der inneren Mongolei und produzieren vom Garn bis hin zum Pullover alles am selben Standort und in einer Produktionsschiene.
Was denken Sie über die Vorurteile, mit denen die chinesische Textilindustrie immer noch zu kämpfen hat? Diese Vorurteile werden natürlich, vor allem von der europäischen Textilindustrie, gerne geschürt, weil sie ein Interesse daran haben, diese Waren in einem schlechten Licht darzustellen. Ich kann nur sagen, dass sich die meisten Italiener hinsichtlich des professionellen und hohen Niveaus auf dem dort gearbeitet wird, eine Scheibe davon abschneiden könnten. Welche Vorteile hat die Produktion in China? In China wird mit Hilfe modernster Maschinen in einer durchgehenden Produktionskette gearbeitet, d.h. es wird alles an einem Ort gefertigt. In Europa hingegen wird in Ort A gestrickt, in Ort B gewaschen usw. Da ist es kein Wunder, wenn es ständig zu Produktionsverzögerungen kommt. In China gehen die Produktionsschritte ineinander über. Das System dort ist sehr wirtschaftlich konzipiert. Vor allem die Arbeitsbedingungen in China werden kritisiert. Wie sehen Sie das? Unsere Angestellten haben ganz normale Arbeitsstunden und Kinderarbeit gibt es selbstverständlich auch nicht. Meiner Meinung nach werden diese Vorurteile aber auch früher oder später verschwinden, denn die Chinesen produzieren auf höchstem Niveau mit hochqualifizierten Leuten und das kann auch die europäische Textilindustrie nicht länger verschleiern. Was ist Ihr nächstes großes Projekt? Was mir im Moment sehr am Herzen liegt, ist das Vorhaben, einige Produktionsschritte zurück nach Deutschland zu verlagern. Es gibt hier noch eine Textilindustrie, die zwar sehr gelitten hat, aber an einigen Standorten noch vorhanden ist. Dabei ist es wichtig, genau zu wissen, was noch in Deutschland gemacht werden kann und was nicht. Mein Anliegen ist es, etwas zurück zu geben, weil ich es schön finde, auch etwas im eigenen Land zu produzieren. Man kann den Asiaten natürlich nicht ihre Kompetenz absprechen, aber beide können meiner Meinung nach definitiv nebeneinander existieren. Im Strickwarenbereich gibt es vor allem bei Apolda in Thüringen noch ein paar Betriebe. Zu DDR Zeiten war diese Stadt die deutsche Strickhochburg. Heute arbeiten diese Firmen zwar nur noch mit 30 Mitarbeitern, doch die Handwerkskunst hat nicht darunter gelitten. Diese Betriebe möchte ich mit meinem Vorhaben unterstützen. n
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Foto: Allude GmbH
Ihre Leidenschaft für das Material Kaschmir entdeckte Andrea Karg schon früh. Während eines Jurastudiums jobbte sie als Model und kam so häufig mit dem edlen Naturprodukt in Berührung. Im Jahr 1993 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann das Label Allude, welches heute zu den erfolgreichsten deutschen Kaschmirunternehmen gehört.
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1. Mode ist oberfl채chlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. M채nner haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen
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Mode interessiert mich nicht
10. Mode ist nur was f체r Junge
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Das dauert... Gerade noch angesagt, sind viele Kleidungsstücke schon bald wieder out. Doch Mode muss nicht immer derart schnelllebig sein. Es gibt einige Klassiker in der Mode, die sich seit Jahrzehnten bewährt haben. Das kleine Schwarze oder schwarze Pumps sind garantiert niemals aus der Mode und auf jeden Fall eine Investition für mehr als eine Saison. Wir haben fünf Klassiker für den Herbst 2010 ausgewählt. Text..........................................................................................................................Fabienne Mayer
Der Trenchcoat
Marc by Marc Jacobs, 680 Euro
Daks, 460 Euro
Humphrey Bogart sagte darin Ingrid Bergman am Flughafen von Casablanca für immer Lebewohl. Er trug ihn auch in seiner Rolle als Privatdetektiv Sam Spade in dem Film „ Die Spur des Falken“. Die Rede ist vom Trenchcoat. Entworfen wurde dieser während des ersten Weltkriegs von Thomas Burberry. Der bekam vom britischen Militär den Auftrag, einen funktionalen Mantel für die Soldaten zu entwickeln. Im Laufe der Zeit wurde der Mantel aus wetterfester Gabardine dann vom funktionalen Schützengraben-Mantel (Trench=Graben) zum echten Modeklassiker für beide Geschlechter, denn mit einem Trenchcoat ist man zu fast jeder Gelegenheit richtig angezogen. Egal ob für einen Geschäftstermin oder zum romantischen Date in einer eleganten Bar. Jede Saison wird er von Designern aufs Neue aufgegriffen und aktuelle Kollektionen zeigen den Klassiker mit aufwendigen Details wie Puffärmeln, Volants sowie in unterschiedlichsten Materialien wie Fell, Seide oder Brokat.
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108 mode interessiert mich nicht
Der Pumps Kaum zu glauben, aber ursprünglich waren Pumps flache, weit ausgeschnittene Männerschuhe ohne Schnallen, die von Hoflakaien getragen wurden. Heute sind vor allem schwarze Pumps ein Modeklassiker für die Frau und man könnte sie durchaus als das kleine Schwarze für den Fuß bezeichnen. In den 50er Jahren erfand Roger Vivier den Stiletto-Absatz, indem er die schmalen Absätze mit Hilfe eines Metallkerns stabilisierte. Damit ebnete er den Weg für Pumps mit hohen Hacken, wie wir sie heute kennen. Kaum hineingeschlüpft, verändert sich mit diesen Schuhen sofort Gang und Haltung. Mit weich schwingenden Hüften schreiten wir über die Straße und fühlen uns sofort selbstbewusst, sexy, weiblich und attraktiv. Blasen, verstauchte Knöchel und brennende Fußsohlen nehmen wir für dieses Gefühl dann gern in Kauf.
Yves Saint Laurent, 495 Euro
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Die weiSSe Bluse
Equipment, 219 Euro
Robert Friedman, 149 Euro
Katherine Hepburn, Grace Kelly, Jackie Onassis und Marilyn Monroe - sie alle haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind Stilikonen und große Fans der weißen Bluse, denn sie wussten die unkomplizierte, frische und schlichte Eleganz dieses Kleidungsstückes zu schätzen. Der Vorläufer der Bluse war eigentlich der Arbeitskittel und erst seit dem 1800 Jahrhundert heißt die Bluse auch Bluse. Völlig zu unrecht wird das weibliche Pendant zum Herrenhemd häufig als spießig abgetan und nur zu Bewerbungsgesprächen hervorgeholt. Denn für die Mode ist die weiße Bluse das, was für einen Künstler eine weiße Leinwand ist. Sie ist ein unglaublich kreativ einsetzbares Kleidungsstück mit Klasse und Stil! Ralph Lauren, 169 Euro
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Das kleine Schwarze
Christian Dior sagte einmal über das kleine Schwarze: „Man kann Schwarz zu jeder Zeit tragen. Man kann Schwarz in jedem Alter tragen. Man könnte es zu beinahe jedem Anlass tragen. Ein kleines schwarzes Kleid ist ein Muss für die Gardarobe jeder Frau.“ Tatsächlich ist das kleine Schwarze eine der wirkungsvollsten modischen Waffen einer Frau. Es kann schlicht und zurückhaltend sein, sexy und verführerisch oder seriös und kultiviert. An ein Kleid für jede Lebenslage, daran dachte auch Coco Chanel, als sie 1926 das kleine Schwarze erfand. Spätestens seit Audrey Hepburn 1962 in dem Film „Frühstück bei Tiffany“ in fast allen Szenen das selbe, schmal geschnittene Etuikleid von Givenchy trug und damit sogar zum Besuch im Gefängnis erschien, ist das kleine Schwarze endgültig zum Kultobjekt geworden.
Lanvin, 1849 Euro Das magazin über Mode
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Die Jeans
Stills: my theresa.com (4), Munford PR , Absolution PR
Es ist die Zeit des Goldrausches, der Freiheit und des Abenteuers als Löw Strauß 1857 nach Amerika auswandert. Auch der Bayer aus Bamberg folgt dem Ruf des Goldes. Aus Zeltplanen fertigt er strapazierfähige Arbeiterhosen und entdeckt damit eine Marktlücke, denn schnell waren die praktischen Hosen nicht nur bei den Arbeitern ein echter Erfolg. In den 50ern wurde die Jeans dann zum Ausdrucksmittel jugendlicher Rebellion. Stars wie James Dean oder Marlon Brando trugen die coolen Jeans und später entdeckten auch die Designer die einstige Arbeiterhose für ihre Kollektionen. Heute sind die Zeiten, in denen nur richtige Kerle Jeans trugen vorbei und Jeans trägt jeder. Sogar in der Oper oder im Büro.
Lee, 100 Euro
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Paradiesvogel Lady Gaga setzt mit ihrem Styling neue Maßstäbe für extrovertiertes Auftreten
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Alles Jacke wie Hose Die einen tragen ihre Kleidung so lange, bis sie auseinander fällt; die anderen können es kaum erwarten, bis der nächste Trend im Laden hängt. Aber wo käme man hin, würden plötzlich alle wie Lady Gaga herumlaufen? Ein Plädoyer für den Modemuffel.
Foto: Oliver Rauh
d
Text........................................................ Nastasja Rehm Foto ............................................................. Oliver Rauh
ie meisten Menschen würden auf die Frage, mit welchem Körperteil sie ihr Modeinteresse vergleichen, wahrscheinlich mit „Blinddarm“ antworten. Eben einer dieser Teile des menschlichen Apparates, der keine besondere Aufgabe hat. Gerade mal würden sie der Mode die schlichte Funktion der Verhüllung zusprechen. Und so bahnen sich die Verweigerer ihren Weg durch die Straßen, vorbei an Modejunkies und Konsumopfern, überzeugt, der Mode und dem ganzen Kram ein Schnippchen geschlagen zu haben. Doch wie weit können sie sich der Mode tatsächlich entziehen? Bewaffnet mit Stricknadel und Garn könnte man sich zum selbst gefertigten Gewand vielleicht sogar gleich noch neue Kissen und Vorhänge nähen. Aber da die meisten Modeuninteressierten nicht umhin kommen, sich das ein oder andere Kleidungsstück im Kaufhaus zuzulegen, ist es ein weit verbreiteter Irrtum, sich konsequent unmodisch kleiden zu können. Allein der Versuch, in Zeiten von Röhrenjeans und Leggins eine Schlaghose zu finden wird sich in kürzester Zeit zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen entpuppen. So laufen sie dann, ohne es zu bemerken mit der Trendfarbe des Winters am Leib herum, nicht wissend, gegen ihren Willen gefolgt zu sein: Wir tragen, was die sagen! Und trotzdem bleibt die Sprache der Mode für manchen ein unidentifizierbares Kauderwelsch. Es fehlt ihnen an Vokabeln und das Gespür für Klang und Betonung –
wie soll man sich da auch verständlich machen? Es würde ja auch keiner EU-Kommissar Günther Oettinger ins Britische Parlament schicken. Und wem das Verständnis eben fehlt, sollte sich einfach in seiner „Muttersprache“ ausdrücken. Mit dem was man beherrscht, dem eigenen Grundwortschatz und ein paar Basics, kann man sich dann ganz einfach verständigen. Eben das tragen, was man kennt und die „fremdsprachige“ Mode anderen überlassen. Und überhaupt, wo käme man denn auch hin, würden plötzlich alle im deformierten Hufschuh aus der letzten Kollektion des kürzlich verstorbenen Alexander McQueen und in anarchistischen Körperverhüllungen von Rei Kawakubo herumlaufen? Das wäre eine unglaubliche Lady-Gaga- Konvention, ein Tierpark voller bunter Vögel. Verblüffend, gerade bei diesen oft so unschmeichelhaften Modeerscheinungen, ist dann das mangelnde Stilbewusstsein so genannter Trendsetter. Körperumfang - und form befinden sich dabei außerhalb jeglicher Kriterien modischer Einkäufe. Dass sich die meisten dabei selber keinen Gefallen tun, wird mit Beharrlichkeit ignoriert. Hingabe und Begeisterung für die neuesten Trends allein reichen leider noch lange nicht für ein gelungenes Erscheinungsbild. Und wenn dann von vorne bis hinten nichts zusammen passt, wünscht man sich eben doch, dass sich manche Leute nicht für Mode interessieren. n DAS magazin über Mode
114 mode interessiert mich nicht
Kein Entkommen Der Satz „Mode interessiert mich nicht“ wird schnell mal so dahingesagt. Wir haben nach den Gründen gefragt und uns mit den drei häufigsten Antworten beschäftigt. Denn bei näherer Betrachtung wird klar, dass auch Menschen, die Mode ablehnen, sich ihr nicht einfach entziehen können.
Text & Foto...............................................................Jessica Heisig
Mode interessiert mich nicht, weil die inneren Werte wichtiger als Schönheit sind.“
„Mode interessiert mich nicht, weil ich nur anziehe, was mir gefällt, Trends sind sowieso gleich wieder out.“
Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, dass die Oberfläche etwas mit dem Inneren zu tun haben könnte. Dass Mode als die Hülle der Persönlichkeit gesehen werden kann – und damit Teil unseres Seins ist. Es ist einfach, die Motive warum und wie wir uns kleiden, auf das Streben nach Schönheit zu reduzieren. Doch Mode ist mehr. Ein wichtiges Motiv ist das Spiel aus Anpassung und Abgrenzung, ohne das Mode nicht entstehen kann. Und jeder Mensch, der nicht alleine und total von der Außenwelt abgeschottet lebt, spielt mit – bewusst oder unbewusst. In diesem Spiel passt man sich einer bestimmten Gruppe an, grenzt sich aber damit automatisch von anderen ab, oder anders herum. Dem modernen Menschen ist seine Individualität wichtig, er will als etwas Besonderes gelten. Aber gleichzeitig sucht er Zugehörigkeit, denn wie wir wissen ist der Mensch ein Herdentier. Punks grenzen sich durch ihr Äußeres ab, das scheinen alle zu erkennen. Und dass sie mit ihrer Mode nicht bezwecken schön zu sein, muss auch jedem klar sein. Punks wollen rebellieren und provozieren indem sie mit ihrer Mode das ablehnen, was den gängigen Vorstellungen eines ansprechenden Äußeren entspricht. Woran weniger gedacht wird: Punks passen sich auch an, nämlich untereinander. Sie haben ihre ganz eigenen Stil-Merkmale und sind so als Gruppe erkennbar. Auch wenn es nicht bei jedem Individuum so deutlich zu sehen ist wie bei den Punks: jeder trägt beide sozialen Tendenzen in sich – das Bedürfnis des Zusammenlebens und das Bedürfnis nach Absonderung. Die Motive, die unser Äußeres beeinflussen und das Innere durch Mode an die Oberfläche bringen können, sind zahlreich: sei es der Wunsch nach sozialer Aufwertung, die Lust am immer Neuen, Verführung oder Nachahmung. Dadurch sendet jeder mit seinem äußeren Erscheinungsbild eine Botschaft, auch wenn er sich nicht für Mode interessiert.
Wer nicht nur in Secondhand-Läden einkauft oder selber näht, muss anziehen, was von der Modeindustrie angeboten wird. Trendforscher spüren den Zeitgeist auf, analysieren das Lebensgefühl der Menschen und versuchen so Farb-, Formen-, Muster- oder Materialtrends vorherzusehen. Auf Farb-, Garn- und Stoffmessen werden die Trends vorgestellt. Auch weniger „modische“ Hersteller müssen sich an etwas orientieren. Natürlich ist es kein Fehler, nur die Trends mitzumachen, welche zu einem passen – und keiner muss sich einer flüchtigen Modeerscheinung unterwerfen. Nicht zu vergessen sind die Mode-Klassiker wie der Trenchcoat und das Kleine Schwarze, die wohl niemals out sein werden. Bei genauerem Hinsehen kann jeder zwischen Mode, die einfach den Geist der Zeit trifft und schnelllebigen Modetrends, die von der Industrie aus Profitgier auf den Markt geworfen werden, unterscheiden. Der Minirock zum Beispiel wurde nicht erfunden, um Geld zu machen – im Gegensatz zu It-Bags. Denn der Mini wurde von der Jugend verbreitet, die Industrie hat nur darauf reagiert. Mode zu mögen und nur anzuziehen was einem gefällt, schließt sich sicher nicht gegenseitig aus. Denn wie Giorgio Armani sagte, ist der eigene Stil am wichtigsten: „Er lässt sich von der Mode anregen und greift ihre Ideen auf, ohne sie ganz zu übernehmen. Niemand mit Stilbewusstsein würde seine Art sich zu kleiden, nur um der Mode willen radikal ändern.“ Modenarren werden belächelt, weil sie eine modische Tendenz übertreiben (sehr enge Röhrenjeans, sehr große Schulterpolster usw.). Dabei fällt vielen oft nicht auf, dass sie den selben Trend, nur eben in abgeschwächter Form gekauft haben.
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mode interessiert mich nicht 115
„Mode interessiert mich nicht, ich beschäftige mich mit anderen Dingen und es kümmert mich nicht, was ich anhabe.“ Menschen, die nichts mit Mode zu tun haben wollen, können sich überlegen, ob sie heute etwas anderes anhaben als noch vor 10 oder auch vor 40 Jahren – wenn ja, wie es dazu kam und ob sie sich nicht vielleicht doch, wenn auch nur unbewusst, mit Mode beschäftigt haben. „Es gibt unter den Intellektuellen viele, die verachten die Mode.“ schreibt Silvia Bovenschen in ihrem Buch „Die Listen der Mode“. Sie spricht darin von der Rache der Mode und beschreibt diese anhand eines Szenarios über einen Mann und seine Hose. Dieser Mann - ein Deutscher - trägt diese Hose schon seit vielen Jahren. Doch eines Tages hat er das merkwürdige Gefühl, dass irgendetwas an seinem Äußeren anders als bei seinen Mitmenschen ist. Der Mann braucht eine ganze Weile, um zu erkennen, dass der Unterschied in der Weite liegt „mit der seine Hose um Unterschenkel und Knöchel schlackert.“ Der Mann will aber nicht anders
aussehen – denn genauso wie viele andere auch, will er auf keinen Fall modisch sein. Deshalb muss er sich jedes Mal anstrengen, diese „Auffälligkeit“ vorsichtig „zu beseitigen“. Die Rache der Mode dabei ist, dass sich der Modeverächter nicht ganz so anders verhält als der Modenarr. Der eine will modisch sein und verändert somit sein Aussehen am Anfang einer modischen Erscheinung. Der andere, der die Mode ablehnt, ändert sein Aussehen erst am Ende, wenn, wie in dem Beispiel von Silvia Bovenschen, alle eine Schlaghose tragen. Die Mode rächt sich damit an denen, die nichts mit ihr zu tun haben wollen. Denn diese haben im Gegensatz zu den Modeliebhabern keine Freude an ihr – nur Mühe damit, nicht modisch aufzufallen. Wenn sie von der Masse angenommen wurde, also z.B. alle Schlaghosen anhaben, nennt man es nicht mehr Mode. Dann ist es eben Kleidung, die man gerade so trägt. Der Charakter der Mode besteht darin, dass nur ein Teil der Menschen ihr nachgeht. Genau wie der Modekenner nimmt der absichtlich Unmoderne eine Modeerscheinung wahr, nur dass er diese verneint. Man könnte sagen in einigen Kreisen (z.B. unter den Intellektuellen) ist es Mode, sich unmodern zu kleiden. Vielleicht erkennen die Schlauen dieser Welt nach ein paar Überlegungen, die Macht, die Mode über sie hat. n
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116 mode ist nur was für junge
1. Mode ist oberflächlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. Männer haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht
Mode ist nur was für Junge 10.
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„Das Schönste an der Mode ist, dass man die Männer noch besser bezirzen kann“ Margarete Damminger, 88 Jahre, geboren in Düsseldorf, ehemalige Sekretärin. Sie trägt ein Kleid von Paschbeck Fummel+Kram, Haarreif mit Schleier von Alida Hutdesign
Modekränzchen Mode kennt kein Alter. Das beweisen fünf Frauen zwischen 88 und 96 Jahren, die einen Nachmittag für uns als Models vor der Kamera standen. Dabei entdeckten die Damen aus dem Altenheim nicht nur ihren Sinn für Mode wieder, sondern auch ihr Selbstbewusstsein.
Produktion & Text.........................................................Nurcan Özdemir Fotos...............................................Katja Schubert @ shot!Fotografie
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»Wir sind doch jung genug« Margarete Damminger
»Spieglein, Spieglein, wer ist die Schönste? Die Königin!« Irmgard Selbmann
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»Ich bin schöner, als Sie alle zusammen!« Juliane Bachmaier
»Ich bin nicht fein, ich bin mondän« Irmgard Selbmann
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120 mode ist nur was für junge
„Es ist Weihnachten und ich bin das Weihnachtsgeschenk“ Irmgard Selbmann, 90 Jahre, geboren in Erfurt, ehemalige Industriekauffrau, Schulsekretärin, Protokollantin bei Gericht. Sie trägt Vintage Ohrringe, einen Hut von Alida Hutdesign, Vintage Pelzmantel
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„Da bin ich früher richtig auf dem Laufsteg rumstolziert“ Juliane Bachmaier, 96 Jahre, geboren in München, ehemalige Verkäuferin, Model, Trambahnfahrerin. Sie trägt ein Kleid von Marina Rinaldi, Jacke von Max Mara, Haarreif mit Federn von Alida Hutdesign
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ie bitte?!“ antwortet Irmgard Selbmann auf die Frage, ob sie als Model posieren möchte. Leider hört Frau Selbmann nicht mehr so gut. „Ich bin doch viel zu alt und gar nicht schön!“, murmelt die 90-Jährige halb erschrocken, halb verdutzt. Schüchtern blickt sie auf den Boden, die faltigen Hände auf die Gehhilfe gestützt. „Ich weiß nicht...“ sagt sie unsicher und dreht sich weg. Eine Woche später. Prächtige Hüte, schillernde Schmuckstücke und seidene Tücher liegen ausgebreitet auf dem Boden des Altenheims am Luitpoldpark. Auf einer langen Kleiderstange daneben glitzern bunte Pailletten auf edlen Kleidern zwischen mächtigen Pelzmänteln und feinen Abendroben. Mode haucht dem tristen Aufenthaltsraum des Damenstifts buntes Leben ein und dämpft den Gedanken an ein Krankenhaus, der einem in den Kopf schießt, wenn man den langen Gang entlangläuft. Es erinnert an die Garderobe einer Diva vor ihrem großen Auftritt. Irmgard Selbmann hat sich überwunden. Aus ihr soll heute eine solche Diva werden. Noch sitzt sie mit Donauwelle am Tisch und beobachtet neugierig die vier restlichen Damen, die sich aufgeregt Ihren Weg durch die Kostbarkeiten kramen. „Also, aufgeregt bin ich nicht. Das habe ich alles schon mal gemacht,“ sagt die 96-Jährige Juliane Bachmaier und dreht sich in dem schwarz-weißen Seidenkleid vor dem Spiegel. Der weiße akkurat geschnittene Pagenkopf wippt beim kritischen Beäugen kräftig mit. Neben ihrer Ausbildung zur Verkäuferin, hat die Münchnerin in den Dreißiger Jahren schon für das Modehaus Peter Hahn gemodelt. „Da bin ich früher richtig auf dem Laufsteg stolziert“ sagt sie in schönstem Bayerisch und lacht. Ihr Lachen ist laut und klingt wunderbar hämisch. Sie war die erste, die an diesem Morgen herausgeputzt, in gelber Seidenbluse und Brosche, mit ihrem Rollator ins Foyer des Damenstifts gedüst kam. „Hier, zieh diese Weste drüber, das macht schlank“, berät Hildegard Juritschek ihre Freundin eifrig. Ihre Stupsnase trägt eine riesengroße blaue Hornbrille, die Augen dahinter sind beim Reden vor Begeisterung weit aufgerissen. Die braunen Gesundheitsschuhe der 93-Jährigen erinnern durch die
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hohe Sohle an hippe Creepers aus den Fünfzigern. Beobachtet man diese innige Szene, wie zwei Frauen Mode aufsaugen und dabei alles um sich herum vergessen, erkennt man keinen Unterschied zu zwei 15-Jährigen, die sich voller Eifer ihr Outfit für die nächste Party suchen. Mode belebt und verbindet. Vera Krämer steht noch etwas schüchtern da. Den Gehstock fest in der Hand, steht sie wortlos neben der Kleiderstange. Mutig kommt sie einen Schritt näher und fischt aus dem Meer an Kleidung ein schlichtes graues Kleid. Sie betrachtet es sorgfältig, plustert die Backen auf, überlegt. Dann lässt sie das Stück zurück im Kleidermeer versinken. „Das wär´ doch was“, sagt Frau Juritschek und hält ihr einen gold-gemusterten Brokatmantel unter die Nase. Die stahlblauen Augen der 88-Jährigen leuchten plötzlich mindestens so, wie die goldenen Nähte des Mantels. Man sieht ihr die Leidenschaft für schöne Kleidung an, die sie heute nach Jahren wieder zu erfüllen scheint. „Ist Mode nur was für Junge?“ wird Hildegard Juritschek gefragt. „Nun ja“, sagt sie skeptisch. „Mode im Alter – damit kaschiert man ja nur noch die unmögliche Figur!“ Juliane Bachmaier stimmt zu und lacht ihr freches Lachen. Vera Krämer nickt. „Mode im Alter ja, aber nicht mehr in unserem“, fügt sie hinzu und eine Frau spricht aus, was die gängige Meinung der Gesellschaft ist: Dass Mode bei 50 aufhört. Doch wer schreibt vor, dass sich Frauen über 60 hinter beige, grau und braun zu verstecken haben, um möglichst wenig aufzufallen? Wer sagt, dass Mode nur was für Junge ist und im Alter keinen Platz mehr hat? Margarete Dammingers Hingabe beweist das Gegenteil. „Das trag ich gern und das, und das hier auch. Hüte auf keinen Fall! Die stehen mir nicht.“ Die 88-Jährige weiß genau was sie will. Dabei redet sie so schnell, dass ihre Worte in vornehmem rheinischen Dialekt zu einem einzigen Wortschwall verschmelzen. Und sie weiß auch, was Mode kann. „Das schönste an der Mode ist, dass man damit die Männer noch besser bezirzen kann“, sagt sie und wird kicherig. Dabei würde man gerne die Zeit zurückdrehen, um Margarete Damminger in jungen Jahren zu erleben. Die anderen Frauen kichern zustimmend mit und albern plötzlich herum wie junge
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„Mode im Alter - da kaschiert man ja nur noch die unmögliche Figur!“ Hildegard Juritschek, 93 Jahre, geboren in Coswig (Anhalt), ehemalige Konditorin, Bürokauffrau. Sie trägt ein Kleid von S.Oliver, Tuch von Roeckl, Tasche von Ulla Popken
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„Hätten Sie mal den roten Teppich mitgebracht!“ Vera Krämer, 88 Jahre, geboren in Schlesien, ehemalige Bürokraft. Sie trägt einen Mantel von Emilio Schuberth, Haarreif mit Schleife von Alida Hutdesign
Haare & Make Up: Lisi Lechner @ fame agency“
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Hühner. In diesem Moment der Ausgelassenheit schleicht sich von hinten Irmgard Selbmann heran. „Also ich würde gerne einen Pelz nehmen“, sagt sie kleinlaut und der jahrelange Wunsch, einmal einen echten Nerz zu tragen, steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ein Griff und schon hat sie das Objekt ihrer Begierde gefunden. „Nicht unflott“, sagt die 1,80 große Frau und streift sich den braunmelierten Nerz und damit eine ganze Portion Selbstwertgefühl über. Sie schließt die Augen und streicht über das teure Fell. Dann erspäht sie den lila Strohhut am Boden und greift zu. Wer in der Jugend schön war, trägt im Alter lila. Das besagt zumindest ein altes Sprichwort. Schnell huscht sie in den kleinen Raum nebenan, wo die Damen für die Aufnahmen frisiert und geschminkt werden. Fertig gepudert, mit roten Lippen, warten die Damen Krämer, Juritschek und Bachmaier kurze Zeit später ungeduldig auf ihren großen Moment. Es ist ein Bild, das man nicht so schnell vergisst. 90-Jährige Frauen, die auffallen. Frauen, die nicht in Schlammfarben untergehen, sondern in Gold und Lila erstrahlen. 90-Jährige Frauen, die nicht aussehen wie 90-Jährige. In diesem Moment würden sie jeder 20-Jährigen die Show stehlen. Plötzlich beginnen alle sechs Augen zu leuchten.„Oh, schööööön“, hallt es fast synchron durch den Raum. Alle klatschen begeistert in die Hände. Irmgard Selbmann kommt aus der Maske. Elegant wie eine Katze, stolziert sie in ihrer großen, schlanken Gestalt zum Sofa. Die Nase nach oben gerichtet, ein Blick nach links, ein Blick nach rechts. Langsam nimmt sie in dem Bastsessel neben dem Sofa Platz, überschlägt die Beine, lehnt sich zurück und legt gemächlich die großen Hände auf die Armlehnen. „Spieglein, Spieglein, wer ist die Schönste?“, ruft Frau Selbmann theatralisch in den Raum. „Die Königin!“ gibt sie die Antwort und zeigt auf sich. Sie dreht den Kopf zur Seite, der Blick nach oben. Es folgt dramatisches Schweigen. Eins mit ihrem Nerz, herrscht keine Spur mehr von Schüchternheit. Stattdessen strotzt sie vor gesunder Arroganz und Eitelkeit. Die Verwandlung ist perfekt. Währenddessen bezirzt Margarete Damminger die wenigen Männer im Damenstift. „Mein Hausmeister!“, ruft sie. Ihre langen, weißen Haare sind zu einem strengen Dutt gebunden. Die roten Lippen wollen geküsst werden. So scheint es. Sie wirft dem Hausmeister, der zufällig am Foyer vorbeikommt
ein Luftküsschen zu. „Heute sehen Sie aber besonders schön aus“ antwortet er. Sie neigt den Kopf über die Schulter und lacht beherzt. „Mode im Alter gibt einem das Bewusstsein, dass die anderen auch irgendwann alt werden“, sagt sie. „Dabei ist man im Alter noch schöner!“ fügt sie stolz hinzu und neigt den Kopf wieder mädchenhaft über die Schulter. Die Mode hat auch sie verwandelt. „Und wir beide...wir sehen uns noch!“ ruft sie dem Stylisten zu, der das Geschehen aus der Ecke gegenüber beobachtet. Ein Augenzwinkern und ein Luftkuss folgen. Als zufällig ein junger Altenpfleger vorbeikommt, hängt sich Margarete Damminger mit dem Übermut eines jungen Mädchens ein und lässt sich divenhaft als Erste zur Fotografin begleiten. Beim Weglaufen noch ein Luftkuss: Ein Mittfünfziger im Blaumann geht vorbei. Vor der Kamera nimmt jede Frau ganz selbstverständlich ihre neue Rolle ein. Die Rolle der Diva, die Rolle der Verführerin, die Rolle der Königin. Sie genießen das Rampenlicht und posieren für die Kamera, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Die Mode und das dadurch geschaffene Selbstbewusstsein scheinen wie eine Frischzellenkur zu wirken. Schaut man in die Gesichter, sieht man nicht mehr die Falten, die 90 Jahre Lebenserfahrung abzeichnen, sondern Stolz und die Sorte Schönheit, die kein Alter kennt. Spätestens in diesem Augenblick, der so voller Leben und Leidenschaft steckt, hegt man keinen Zweifel mehr daran, dass sich Mode in keine Altersspanne zwängen lässt. Noch eine Woche nach dem Modeshooting sind die Damen auf dem Höhenflug. Sie erzählen tagelang begeistert von dem Tag, als Mode das herausholte, was tief in ihnen schlummerte. „Ich bin 93 – das sieht man mir nicht an!“ sagt Hildegard Juritschek mit einem unschlagbaren Selbstbewusstsein, wenn sie sich die Bilder von dem Fotoshooting ansieht. Nicht nur Mode kennt kein Alter, sondern auch das Lebensgefühl, das man in sich trägt. Auch Irmgard Selbmann hält an diesem Lebensgefühl fest. An der Krankengymnastik läuft sie am heutigen Morgen vorbei. Erhobenen Hauptes, mit Blick nach oben, die faltigen Hände auf die Gehhilfe gestützt. „Ach, die Alten“, murmelt sie vor sich hin. „Machen sie wieder Altengymnastik? Das ist nichts für mich.“ Schließlich ist man so alt, wie man sich fühlt. Das besagt zumindest ein altes Sprichwort. n
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126 mode ist nur was für junge
„Die Zeiten von Hotpants und Babydolls sind definitiv vorbei!“ Der Kampf mit der ewigen Jugend äuSSert sich bei vielen Frauen in die Kleidung. Was ist ab 40 wirklich noch erlaubt? Jugend , so heiSSt es, ist vergänglich. Doch Sarah Jessica Parker, 45, widerlegt diese These. Bauchfrei und in hautengen Jeans stolziert sie als Carrie Bradshaw im Kinofilm „Sex and the City“ durch New York. Frauen über 40 kennen das Problem: Ist der Minirock schon tabu oder gewährt einem die gute Figur noch ein wenig Gnadenfrist? Zum Vorurteil „Mode ist nur was für Junge“ haben wir zwei Frauen separat voneinander befragt, die die Diskrepanz zwischen Alter und Mode kennen: Natascha Ochsenknecht und Sue Giers. Text....................................................Kristina Hauseux, Teresa Mayer, Nastasja Rehm
Sue Giers
Natascha Ochsenknecht
„Was eine Frau alt aussehen lässt, ist der verzweifelte Versuch jung auszusehen.“ Was sagen Sie zu diesem Zitat von Coco Chanel? Dem Zitat kann ich nur zustimmen. An die Devise „weniger ist Genau so ist es! Den Kampf jung aussehen zu wollen, sieht man mehr“ sollten sich Frauen halten, wenn sie die Vierzig überschrit- dann nicht nur an der Kleidung, man sieht ihn auch im Gesicht. ten haben. Was sollte eine Frau über 40 nicht mehr anziehen? Kürzlich auf einer Preisverleihung war ich ziemlich erschrocken, Miniröcke, ohne Strumpfhosen. Kommt aber auf den Typ drauf als ich die sonst so coole „Tatort“-Kommissarin Andrea Sawatzki an. plötzlich mit Ed Hardy T-Shirt, fettem Strassgürtel zur Glitzerjeans und Cowboyboots gesehen habe. Da dachte ich nur, wie schade, das hat die doch gar nicht nötig. Und was würden Sie auf keinen Fall mehr tragen? Naja, die Zeiten für Hotpants und Babydolls sind für mich de- Alles was ich habe, ziehe ich auch an. Allerdings finitiv vorbei. würde ich Miniröcke, die auch als verlängerter Gürtel durchgehen könnten, nicht mehr tragen. Trauern Sie einem bestimmten Teil besonders nach? Nein ich trauere eigentlich keinem bestimmten Kleidungsstück Nachtrauern? Vielleicht ein wenig meinem Brautkleid. nach. In dem Film „Sex and the City“, sieht man Sarah Jessica Parker, in der Rolle der Carrie Bradshaw, bauchfrei und in hautengen Jeans in New York. Wie finden Sie das? Warum nicht? Ich finde das ganz lustig! Grundsätzlich bin ich Wer’s braucht. Für mich wäre das nichts mehr. Diese Phase habe für absolute Demokratie in der Mode, vorausgesetzt, man kann ich schon hinter mir. es sich leisten.
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Mode ist nur was für junge 127
Üben Filme wie „Sex and the City“, die über 40-Jährige als Stilikonen feiern, mehr Druck auf ältere Frauen aus? Ich spüre den Druck nicht. Mir vermittelt der Film eher, dass Ich denke schon. Überall geht es nur darum, jung zu bleiben, gut ich nicht so dick auftragen sollte. Man sollte das Ganze nicht so auszusehen und ja keine Falten zu haben. Wer sich darauf einernst nehmen, der Film ist ja auch eher als Parodie auf die Mode lässt, hat ein Problem und das kommt von Innen. Damit lässt sich halt gutes Geld verdienen. zu verstehen. Wo haben Sie modisch mal völlig daneben gelangt und bei welchem Outfit klingt das allseitige Lob noch bis heute nach? Da muss ich leider passen, mit drei Kindern und einem Job Ich erinnere mich da an ein rotes Kleid, das ich bei der Oscargleicht mein Gedächtnis einem Sieb. Obwohl, neulich stand in verleihung in Los Angeles trug. Alle fanden es super und wollten der „Bildzeitung“, ich sei das deutsche Pendant zu Sarah Jessica wissen, von welchem Designer es ist. Dabei hatte ich es selbst entworfen. Der Stoff mit passender Stola vom türkischen Schneider Parker - das fand ich nicht sehr charmant... hat gerade mal 165 Euro gekostet. Mit so einem Schnäppchen glänzte ich dann auf der Oscarverleihung, bei der alle tausende Dollar am Körper tragen. Immer mehr Schauspielerinnen und Sängerinnen stehen selbstbewusst zu Ihrem Alter. Trotzdem sieht man sie in Kampagnen und auf Werbeplakaten extrem verjüngt und mit dem Computer nachbearbeitet. Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch? Es ist schade, dass nur noch wenige Frauen zu ihrem wirklichen Damit soll die jüngere Zielgruppe angesprochen werden. PeinAlter stehen. Der Druck von außen wird einfach immer größer lich wird es, wenn man die Damen dann mal tatsächlich trifft und das Angebot an Möglichkeiten, jünger auszusehen, wird es und kaum erkennt. auch. Botox und andere Verjüngungsmethoden sind sicher nicht unschuldig an diesem Widerspruch. Schönheits-OPs sind heute von der Gesellschaft viel mehr akzeptiert als früher. Setzt das die Frauen mehr unter Druck?
Von mir selbst kann ich nur behaupten, dass ich heute mit über 40 mehr Sport mache denn je und mich besser fühle als mit 20. Ob das was mit Druck zu tun hat? Vielleicht ein bisschen. Und wenn, dann wirkt er sich eigentlich nur positiv auf mich aus.
Das fängt schon bei den 30-Jährigen an. Ich kenne einige Frauen, für die am 30. Geburtstag die Welt zusammenbrach. So war und bin ich nicht, für solche Gedanken habe ich keine Zeit. Ich freue mich, wenn man mich jünger schätzt, das reicht doch, oder?
Früher haben die Medien und die Werbewelt der Frau ab 40 weitgehend keine Beachtung geschenkt. Findet in dem Punkt eine Veränderung statt?
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Das ist bestimmt so, auch wenn ich nicht so darauf achte. Ich denke, dass sich die Generationengrenze mehr und mehr aufhebt. Heute ist es auch envogue, dass Mütter und Töchter die gleichen Hosen tragen. Schließlich ist vierzig längst das neue dreißig.
Sue Giers ist PR Managerin des Jeanslabels Closed, das bereits in den Siebzigern in Italien gegründet wurde. Die 41-Jährige ist verheiratet mit Gordon Giers, dem Kreativchef von Closed. Das Paar hat drei Kinder und lebt in Hamburg.
Mittlerweile sind mehr ältere Frauen in den Medien und Magazinen präsent als früher und die sehen toll aus. Lauren Hutton ist ja fast schon uralt und trotzdem ist sie eine großartige Persönlichkeit.
Natascha Ochsenknecht, 45-Jähriges Exmodel, war mit dem deutschen Schauspieler Uwe Ochsenknecht verheiratet. Nach 16 Ehejahren hat sich das Paar 2009 getrennt. Die Beiden haben drei Kinder. Natascha Ochsenknecht ist mit dem 26-jährige Fußballer Umut Kekilli liiert und lebt in Berlin.
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Impressum Lehrredaktion MM9
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Alexia Apostolidou Martina Auer Dennis Braatz Katja Degenhart Annemarie Gassen Miriam Gebhardt Kristina Hauseux Michaela Heid Tina Heindel Jessica Heisig Marion Homm Stefanie Karch Fabienne Mayer Teresa Mayer Nurcan Özdemir Nastasja Rehm Katrin Schobersberger Karolina Skrobol Martina Willbold
Herausgeber: Sabine Resch (V.i.S.d.P.) Chefredaktion: Ivonne Fehn Christine Mortag Art Director: Michael Weies Grafik: Doro Bitterling Text: Christine Mortag Mode: Ivonne Fehn Styling: Oliver Rauh Online-Magazin, Medienmarketing, Redaktionsmanagement: Frank Gerbert (Ltg.)
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Grafik Martina Auer, Katja Degenhart
Fotos Katja Schubert, Oliver Rauh, Florian Harrer, Michael Leis, Daniel Roché, Tina Heindel, Jessica Heisig, Stefanie Karch, Nurcan Özdemir
Druck Felix Walter Walter Druck GmbH Steinbeisstraße 11 70825 Korntal-Münchingen www.walterdruck.de
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MÜNCHEN 13.07.2010 15:59:11 Uhr
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„Kind, mit einem Einser-Abi studiert man gefälligst Medizin und nicht so einen Blödsinn.“
„Wie willst Du denn davon mal unsere Rente bezahlen?“
„und was macht man dann damit?“
„Musst Du jetzt jeden Morgen mit High Heels ins Büro?“
Mode? Muss man das studieren? Nur wenige wissen, was sie sich unter einem ausbildungsgang modejournalismus und unter Berufen in der Mode vorstellen sollen. Aber alle haben eine Meinung über Mode. „Models sind doch alle magersüchtig!“, „In der Modewelt gibt es nur Zicken und Schwule!“, und „Die tragen alle nur schwarz!“ sind ein paar der gängigsten Aussagen. Vorurteile, die geteilt oder abgelehnt werden, ohne nähere Prüfung der Tatsachen. Text........................................................Marion Homm Illustration.............................Katrin Schobersberger
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ir müssen zu allem eine Meinung haben, das denken wir zumindest. Obwohl wir nicht umfassend Bescheid wissen, urteilen wir sofort. Ein Vorurteil
ist geboren. Eines von vielen, die täglich in uns brodeln. Noch dazu gibt es in kaum einer Branche mehr Vorurteile, als in der Mode. Alle denken, sie kennen sich aus in der Modewelt, aber nur
„Models sind doch alle magersüchtig“
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„Ach, das ist doch das Bunt-anmalen-undschön-unterstreichenStudium, oder?“
In der Kindheit beginnt ein Prozess, während dem sich ein Kind in der Welt einordnet. Dazu gehören eben eigene Meinungen, die unter anderem das Selbstbewusstsein stärken. Man ordnet sich einer Gruppe zu und grenzt sich gleichzeitig ab. Angeboren ist uns also kein Vorurteil. Um aber keine entstehen zu lassen, müsste man sein Kind einsperren, damit es ja nicht in Kontakt mit der Welt draußen kommt und sowieso bestehende, engstirnige und voreingenommene Botschaften aufschnappen kann. Die Brutstätte vieler Vorurteile ist das Dorf. Die (meist alten) Ureingesessenen haben Zeit und Langeweile, so dass sie sich über alles noch so klitzekleine von der Norm Abweichende aufregen können. Omas, die aus dem Fenster hängen und die Straße beobachten sind ein bekanntes Bild. Städtische Einflüsse oder fremde Kulturen haben in ihrem Weltbild nichts zu suchen. Im DorfGymnasium hat man es auch unter Jugendlichen nicht leicht. Bei jedem neu gekauften angesagten Minirock wartet man auf die bewundernden Blicke der eigenen Freunde. Stattdessen wird man im Schulhof abfällig gemustert und einige Mädchen
wenige wissen wirklich Bescheid. Sprüche, ähnlich denen, die Sie hier lesen, bekommen wir tagtäglich zu hören. Aber was sind Vorurteile und wie entstehen sie? Sind sie richtig oder sogar wichtig? Wenn wir wissen wollen, woher Vorurteile kommen, müssen wir fragen, ob sie uns vielleicht schon angeboren sind. Ob Kinder auch Vorurteile haben. Oft wünschen wir uns unsere Kindheit zurück: Unschuldig, ohne Verantwortung, neugierig, ohne von vornherein zu werten. An allem interessiert, mit großen Augen fragend. Wer aber denkt, ein Kind geht ohne Vorurteile durchs Leben, irrt. Jedes Kind ist anders und hat eine eigene Persönlichkeit zu der auch Meinungen über Andere gehören. Schon ab dem ersten Lebensjahr nehmen Kinder Unterschiede wahr. Ohne dass Eltern, Kindergarten oder Umfeld es merken, malen sie sich ihr eigenes Bild von der Welt mit den Farben, die ihnen gegeben wurden. Unterschiede machen Kinder neugierig, neugierige Kinder stellen „Sind deine männlichen Fragen. Wenn auch Kollegen alle schwul?“ nur unbewusst, vermittelt jeder Erwachsene mit einer Erklärung seinen Standpunkt zum Thema. Zu kindlichen Erfahrungen kichern doof. Irgendein Kerl ruft gehört auch, dass Erwachsene auf „Ey Bitch!“. Leute, die einen nicht manche Fragen mit Unbehagen mal kennen, sagen Sachen wie „Die reagieren, dass sie ausweichen, das ist doch voll die Tusse!“. Am NachThema wechseln, es überhören oder mittag wird also der Mini tief in den auch ungehalten reagieren. Aus all Schrank verbannt, weil man ja nicht diesen möglichen Reaktionen zieals das neueste Dorfgespräch enhen Kinder Schlüsse. So erkenden will. Wenn man nicht konform nen sie z.B., dass gewisse Themen mit allen anderen die Jeans und Tscheinbar negativ behaftet sind.
Shirt-Uniform anlegt, sondern sich mal etwas traut, ist man komisch. Nein, man ist anders. Und anders ist bei den meisten schlecht. Wenn man dann auch noch erklärt, dass man nach München geht, um Modejournalismus zu studieren und eben nicht wie alle anderen BWL, Medizin oder Lehramt, wird man ungläubig angestarrt. „Das hat doch keine Zukunft“ und „Warum studierst du denn nichts Gescheites?“, waren nur ein paar der Sätze, mit denen man konfrontiert wird. Natürlich ist das Dorf nicht der einzige
„Liest du nur noch die Vogue?“
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Entstehungsort von Engstirnigkeiten, sondern steht nur exemplarisch. Hier soll schließlich kein neues Vorurteil entstehen! Ein Grund für die Bildung von Vorurteilen ist die Suche nach einem Sündenbock. Menschen suchen sich ein Ersatzobjekt oder eine Ersatzperson, wenn die wahren Ursachen ihrer Frustration entweder unbekannt oder nicht erreichbar sind. Am leichtesten sind dafür Menschen zu missbrauchen, die in der Minderheit sind, Außenseiter oder eben „Andere“. Traurigerweise wächst bei vielen das eigene Ego, wenn sie über andere schlecht reden und sich selbst dadurch profilieren. Wenn die eigene Clique dann auch noch behauptet, „Ausländer sind dumm!“, stellt man sich nicht allein gegen die Gruppe, sondern übernimmt das Denken, weil man Teil dieser bleiben möchte. In unserer Gesellschaft ist das Wort „Vorurteil“ meist abwertend geprägt. Im Duden steht unter „Vorurteil“: „(lat. praeiudicum) -ohne Prüfung der objektiven Tatsachen
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voreilig gefasste oder übernommene, meist von feindseligen Gefühlen gegen jemanden oder etwas geprägte Meinung.“ Vorurteile sind verbunden mit Emotionen. Sie verallgemeinern, sind meistens negativ und der Vorurteils-Besitzer wird nicht davon abzubringen sein. Dadurch entstehen leider soziale Phänomene wie Intoleranz und Diskriminierung.
„Mode? Muss man das studieren?“
Dabei können wir ohne Vorurteile kaum ein soziales Leben führen. Jeder Mensch möchte sich ausdrücken, sagen ob er etwas gut oder schlecht findet und mit anderen darüber diskutieren. Er möchte die Welt beurteilen. Das Arbeiten mit Stereotypen vereinfacht das und entlastet uns in unserem modernen, reizüberfluteten Alltag. Diese Möglichkeit sich das Leben übersichtlicher zu gestalten gibt es schon sehr lange, diese Muster sind über Generationen übertragen worden. Ein Vorurteil im ursprünglich (semantischen) Sinne ist eigentlich nur eine vorläufige Zwischenstation, auf dem Weg zu einem Urteil. Der deutsche Sozialphilosoph Max Horkheimer erklärt in seinem Aufsatz „Über das Vorurteil“: „Im Dschungel der Zivilisation reichen angeborene Instinkte noch weniger aus als im Urwald. Ohne die Maschinerie der Vorurteile könnte einer nicht über die Straße gehen, geschweige denn einen Kunden bedienen.“ Heute gibt es auch Beispiele für positive Vorurteile: So genannte „aufwertende“ Vorurteile sind beispielsweise die Sicht des Verliebten auf die Geliebte, der Blick auf die eigene Nation oder das Vertrau-
en eines kleinen Kindes in die unbegrenzten Fähigkeiten und Kräfte der Eltern. Außerdem der unendliche Glaube und das Festhalten an die Kirche bzw. die Religion. Marken und wirtschaftlich arbeitende Unternehmen leben von positiven Vorurteilen, die sie meist über langen Zeitraum in den Köpfen der Menschen genährt haben. So haben wir zum Beispiel gelernt, dass man bei Aldi gut und günstig einkaufen kann oder dass die Lufthansa eine pünktliche und sichere Fluggesellschaft ist. Eine Marke ist also ein von vielen Menschen geteiltes positives Vorurteil über eine Produktleistung. Diese Leistung wird mit einem Namen verbunden.
„Und, willst du danach noch etwas gescheites studieren?“ schwer davon los. Durch eine Kleinigkeit ein positives Vorurteil zunichte zu machen ist dagegen einfach. Mit Vorurteilen jeder Art zu leben und zu arbeiten ist schwer und gleichzeitig Herausforderung. Vorurteile bewegen uns und polarisieren. Genau wie Mode. Sie bieten Stoff zu Diskussionen und Emotionen. Wie auch Mode. Vorurteile und Mode haben viel gemeinsam und besonders wir Studenten beschäftigen uns täglich mit beidem, mit Vorurteilen in der Modewelt. Manche davon gilt es zu widerlegen, manche sind besonders hartnäckig und manche bewahrheiten sich immer wieder. Es geht um Kleidung, um Marken, um die Branche und besonders um die Menschen. Vorurteile müssen nicht immer verneint werden. Über manche kann man nachdenken, reden, philosophieren. Mode gibt Anlass zu Kommunikation. Wir gestalten mit diesem Heft eine Möglichkeit, unseren Meinungen, unserer Kreativität und unserem Spaß an Mode Raum zu geben. Weil unser Herz n für Mode schlägt.
„Warum gibt es so ein Fach eigentlich? Mode ist doch total unwichtig“
Ein positives Vorurteil kann also gleich gesetzt werden mit einem guten Ruf. Natürlich gibt es auch Marken mit einem schlechten Vorurteil. Die Deutsche Bahn wird in den Köpfen der Menschen immer unpünktlich sein und bei Dolce & Gabbana denken nach wie vor fast alle an die Gürtel mit den riesigen glitzernden Buchstaben „D&G“ aus Silber. Besonders in der Mode, die von Marken und ihrem Image lebt, gibt es Vorurteile. Wenn eine Marke erst ein negatives Image hat, kommt sie nur
„Die tragen alle nur Schwarz“ DAS magazin über Mode
134 im kleiderschrank mit...
Im Kleiderschrank mit ... Prof. Dr. Stefan Gress
Prof. Dr. Gress ist ein renommierter deutscher Plastischer Chrirurg. Unsere Redakteurin traf ihn zum Interview und sprach mit ihm ausnahmsweise einmal nicht über sein Fachgebiet, die Intimchirurgie, sondern über Mode, Schönheit und seine Lebenseinstellung. Interview....................................................Katrin Schobersberger
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enn man in Ihren Kleiderschrank schaut, welchen das Land meine Haltung zum Leben. Die Menschen dort waren Eindruck würde man von Ihnen bekommen? unglaublich freundlich, lebensfroh und hilfsbereit. Egal ob arm oder Man würde den Eindruck bekommen, ich sei reich, das Entscheidende war, Freunde zu haben. Das sollte sich etwas unaufgeräumt. jeder Europäer hinter die Ohren schreiben. Entspricht dieses Bild der Wirklichkeit? Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Ihrem Beruf und der Bei manchen Dingen gilt das durchaus, vor allem im privaten Mode? Bereich. Beruflich bin ich allerdings sehr organisiert. Oft vergleiche ich mich mit einem kleinen Schneiderlein, der Was bedeutet Mode für Sie? überschüssige oder hängende Haut wegnimmt, um die KörperIch halte sie für etwas überbewertet. form zu modellieren. Vermutlich habe Sie hilft dem Selbstwertgefühl, intellekich mich im Laufe meines beruflichen tuelle Lecks vermag sie allerdings nicht Lebens schon einmal um den Globus abzudichten, deshalb ist es neben der äu„genäht“. ßeren Erscheinung auch nicht schlecht, Wie definieren Sie Schönheit? Lässt sich ab und zu ein Buch in die Hand zu nehdiese Definition auf Mode übertragen? men. Schönheit empfängt das Herz durch Dann geben Sie also nicht Unmengen an die Augen sagte damals schon Leonardo Geld für Ihre Kleidung aus? da Vinci. Schönheit vermag uns zu fesFür ein einzelnes Stück kann ich seln, in den Bann zu ziehen, wir trauen schon mal sehr viel Geld hinlegen, wenn ihr alles zu, verzeihen ihr alles. Schönes mir gefällt. heit macht begehrenswert und erfolgWo von hängt es ab, ob Ihnen ein Stück gereich. Kein Wunder, dass wir alle schön fällt oder nicht? sein wollen, die Mode hilft dabei selbstIch muss mich wohl fühlen, die Kleiverständlich. Allerdings ist ein schöner Prof. Dr. Stefan Gress ist spezialisiert auf dung muss zu mir passen. Ich laufe nicht Hut auf einem hässlichen Gesicht wedie gesamte ästhetische Chirurgie, insbejedem Trend hinterher. niger mitreißend als umgekehrt. sondere auf die ästhetische Chirurgie Sie verkaufen Schönheit – wie wichtig ist Beeinflusst Mode die Behandlungswündes Gesichtes und der weiblichen Brust. 2001 lieSS sich der honorarprofessor es da, dass Sie selbst gut gekleidet sind? sche Ihrer Klientinnen? der universität hermanstadt (rumänien) Ich würde nie alte, schlabberige HoDas ist eine gute Frage: Das würmit seiner Praxis in München nieder, Seit sen anziehen oder ungepflegt herumlaude bedeuten, dass modische Trends das über zehn Jahren widmet er sich auch der funktionellen und ästhetischen Genifen. Das schadet dem Image. Ich bin ein Körperbild beeinflussen. Ich glaube, es talchirurgie der Frau. Das hat ihm in den eitler Mensch und muss mir beim Blick ist eher umgekehrt: Der Wunsch nach Medien den Titel „Vagina-Picasso“ oder in den Spiegel gefallen. Da ich mir angeeiner bestimmten Körperform beein„Labien-Papst“ eingebracht. zogen besser gefalle als nackt, muss die flusst die Mode. Kleidung eben auch stimmen. Wie wirkt sich das auf das modische Verhalten aus? Was war Ihre größte Modesünde in der Vergangenheit? Vor vielen Jahren hatte ich eine Sekretärin mit einem hübschen Einmal trug ich Jeans zur Weihnachtsfeier meiner Eltern und Gesicht, aber einer starken Hakennase. Wir hatten gemeinsam bewurde gleich wieder ausgeladen. Das liegt ungefähr 20 Jahre zurück. schlossen, die Nase zu korrigieren. Diese relativ kleine Veränderung Im Laufe Ihrer Ausbildung verbrachten Sie viel Zeit in Brasilien. hatte aber eine sehr große Auswirkung auf das Gesamtbefinden. Wie hat das Ihren Stil beeinflusst? Meine Sekretärin nahm 15 Kilo ab, hatte eine neue Frisur und kleiMeinen Modestil hat Brasilien nicht beeinflusst. Geprägt hat dete sich wesentlich schicker. n
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Das Magazin über Mode ✦ Lehrredaktion MM9 ✦ AMD Akademie Mode & Design München ✦ Herbst 2010 ✦ Ausgabe 2
Das Magazin über Mode Lehrredaktion MM9 Ausgabe 2 AMD Akademie Mode & Design München Herbst 2010
1. Mode ist oberflächlich 2. Stil kann man nicht kaufen 3. Mode ist Diktat 4. Mode ist doch keine Kunst 5. Kleider machen Leute 6. Mode ist unwichtig 7. Männer haben es so einfach 8. Mode hat kein Gewissen 9. Mode interessiert mich nicht 10. Mode ist nur was für Junge
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