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Sámi in Schweden: »Unser Land ist unsere Zukunft«

»Unser Land ist unsere Zukunft«

Die Sámi leben im Norden Skandinaviens und Russlands. Der Klimawandel, Windfarmen und die Ausbeutung von Bodenschätzen bedrohen ihre Lebensweise. Ein Gespräch mit Henrik Blind, der sich für die Rechte der Sámi in Schweden einsetzt.

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Interview: Tobias Oellig

Vor welchen Herausforderungen stehen die Sámi in Schweden?

Jeder neue Industriezweig, der zu uns vordringt, bedroht unsere Kultur und unser Siedlungsgebiet, das wir Sápmi nennen, Land der Samen. Vor allem der Holzeinschlag, der Abbau von Bodenschätzen und das Aufstellen von Windkraftanlagen beeinflusst unsere Lebensweise. Dabei ist Sápmi alles, was wir haben – wir können nirgendwo anders hingehen, unser Land ist unsere Zukunft.

Wie wirkt sich die Klimakrise aus?

Sie ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Für die ganze Menschheit, aber auch konkret für uns. Wir spüren das bereits. Der Klimawandel ist ein riesiges Problem für die Rentierwirtschaft, die seit jeher mit unserer Lebensweise verbunden ist. Die Jahreszeiten sind nicht mehr wie früher, das beeinflusst die Wanderrouten der Rentiere. So sind zum Beispiel die Winter regenreicher, aber auch andere Faktoren wirken sich negativ auf die Lebensbedingungen der Rentiere aus.

Nach dem Willen der Regierung soll im nordschwedischen Kallak ein riesiges Eisenerzvorkommen erschlossen werden. UN-Menschenrechtsexpert*innen warnen, die Mine könne

Luft und Wasser verschmutzen.

Es ist bewiesen, dass sich der Erzabbau deutlich auf die samische Kultur und die Rentierzucht auswirken wird. Dennoch hat die Regierung diese Entscheidung getroffen. Ich fürchte, dass ihr die Forderungen eines britischen Bergbauunternehmens wichtiger sind als der Schutz unserer Kultur. Das macht mich traurig und wütend. Wir waren schon hier, bevor es Schweden überhaupt gab.

Paradoxerweise stellen auch Umweltinitiativen wie Windfarmen eine Bedrohung dar. Sehen Sie hier Kompromissmöglichkeiten?

Wir sind in den vergangenen 100 bis 150 Jahren bereits unzählige Kompromisse eingegangen. Mittlerweile kommen wir an einen Punkt, an dem keine weiteren Kompromisse mehr möglich sind, weil sonst alles weg ist, was uns ausmacht.

Was unternehmen die Sámi gegen die

Bedrohungen?

Wir haben nicht die Mittel, um gegen große Unternehmen vor Gericht zu ziehen oder wirkmächtige Lobbyisten im Parlament zu installieren. Wir erheben unsere Stimme und versuchen, bei umstrittenen Industrieprojekten für öffentliche Aufmerksamkeit zu sorgen. Diesen Kampf führen wir für unsere Kinder, aber auch für unsere Vorfahren, die in unserer Kultur und Tradition fortleben. Die Regierung muss dringend weitere Gesetze erlassen, die die indigene Lebensweise schützen. Wenn sie nur auf die Industrie hört, werden wir immer die Verlierer sein, und dann wird eines Tages nichts mehr übrig sein, für das wir kämpfen können.

Was müsste sich ändern, damit die

Sámi eine Zukunft haben?

Die samische Gemeinschaft wird zu spät angehört. Wenn über Bergbauaktivitäten gesprochen wird, müssen wir früher mit am Tisch sitzen – auf Augenhöhe und mit Handlungsmöglichkeiten. Unsere Vor fahren hatten ein tiefes Verständnis dafür, wie wir auf diesem Planeten im Einklang mit der Natur leben können. Wir müssen uns wieder als Teil der Natur begreifen – und nicht die Natur als etwas, was uns gehört. Die Ansichten der Sámi und anderer Indigener über die Natur sollten in die Klimadebatte einfließen. Und wir müssen Gesetze und Maßnahmen mitbestimmen können, die zur Bewältigung der Klimakrise erforderlich sind. Wir haben als Menschen im Schnitt nur 80 Jahre auf dieser Erde. In dieser kurzen Spanne müssen wir daran arbeiten, zukünftigen Generationen etwas zu hinterlassen, auf dessen Grundlage sie ihre Träume verwirklichen können. ◆

»Wir waren schon hier, bevor es Schweden überhaupt gab.«

Henrik Blind arbeitet im Nationalrat der Sámi-Schulen und engagiert sich als Lokalpolitiker. Der 44-Jährige lebt in Jokkmokk (lulesamisch: Jåhkåmåhkke, nordsamisch: Dálvvadis) in der nordschwedischen Provinz Norrbottens län am nördlichen Polarkreis. Sein Dorf gilt als Zentrum der samischen Kultur in Schweden.

Foto: privat

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