03/2015 Rundbrief

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RUNDBRIEF

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AMNESTY INTERNATIONAL • BERLIN-BRANDENBURG RUNDBRIEF • 3/2015

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3/2015

BERLIN-BRANDENBURG

Um den Newsletter zu bestellen oder abzubestellen, einfach eine E-Mail an: info@amnesty-bb.de

INHALT Schreib für Freiheit Aktionsraum für Menschenrechte Flüchtlinge zeichnen ihr Leben. Bilder aus Berlin-Moabit Da unten Briefmarathon 2015: Schreib für Freiheit! Einsatz mit Erfolg So lange, bis wir überflüssig sind Veranstaltungshinweise

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Schreib für Freiheit.

© Juan Osborne for Amnesty International

Es ist so leicht: eine Unterschrift, eine Briefmarke.

Moses Akatugba sollte hingerichtet werden. Angeblich hatte er als Jugendlicher Handys gestohlen. Das Todesurteil stützte sich auf seine Aussage unter Folter. Der Briefmarathon 2014 hat ihn aus der Haft in Nigeria befreit. Auch 2015 wollen wir weltweit mehr als drei Millionen Briefe, SMS, Mails,

Faxe schreiben: für Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Schweigen hilft den Rechtsbrechern. Besuchen Sie unseren Aktionsraum für Menschenrechte! Schreiben Sie für Freiheit! Setzen Sie sich ein für Opfer in Syrien, Burkina Faso, El Salvador, Mexiko, Myanmar, Malaysia, Usbekistan, Griechenland, Saudi-Arabien,

im Iran, Kongo und in den USA. Mit Ihrer Unterschrift. Damit Maria, Fred, Yves, Albert, Phyoe und alle anderen Opfer freikommen. Wie Moses Akatugba. Jetzt mitmachen unter: www.briefmarathon.de


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© Amnesty International

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Aktionsraum für Menschenrechte

Briefmarathon 2015: Filme, Diskussionen, Aktionen + Ausstellung „Flüchtlinge zeichnen ihr Leben. Bilder aus Berlin-Moabit“ Während des Briefmarathons beziehen wir wieder eine Ladengalerie in Berlin-Mitte. Im »Aktionsraum für Menschenrechte« bieten wir Filme, Diskussionen und Aktionen. Während des Aktionszeitraums zeigen wir die Ausstellung „Flüchtlinge zeichnen ihr Leben. Bilder aus Berlin-Moabit“. Der Aktionsraum für Menschenrechte hat vom 5. bis 13. Dez. geöffnet. Ausstellungseröffnung ist am 4. 12. um 19 Uhr. Neue Schule für Fotografie Berlin Brunnenstraße 188–190 | 10119 Berlin Anfahrt: U8/Bus 240 | Rosenthaler Platz

Öffnungszeiten: Täglich ab 16 Uhr, am 5.12. ab 15 Uhr und am 12.12. ab 13 Uhr

Programm 4. 12. | 19 UHR ERÖFFNUNG DES AKTIONSRAUMS FÜR MENSCHENRECHTE UND AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG Während des Aktionszeitraums zeigen wir die Ausstellung „Flüchtlinge zeichnen ihr Leben. Bilder aus Berlin-Moabit“. Gemeinsam mit den Intiatorinnen des Comic-Workshop wird Amnesty-Generalsekretärin Selmin Çalışkan Aktionsraum und Ausstellung eröffnen.

5. 12. | 17 UHR »THROUGH THE LOOKING GLASS: THE ANDIJAN MASSACRE« Film + Diskussion Human rights in Uzbekistan: 10 years after the Andijan massacre, Amnesty International invites experts and witnesses to talk about police repression, freedom of expression and torture in this country.

6. 12. | 19 UHR SEI DABEI! AMNESTY IN BERLIN UND BRANDENBURG

Infos + Unterhaltung Wir informieren über Möglichkeiten der Mitarbeit und über die Geschichte und Struktur von Amnesty.

7. 12. | 19.30 UHR »THE FADING VALLEY« – PALÄSTINENSISCHE BAUERN IM JORDANTAL Film + Diskussion Der Film „The Fading Valley“ beschreibt die prekären Lebensumstände palästinensischer Bauernfamilien im Jordantal, das von der israelischen Regierung zum militärischen Sperrbezirk erklärt wurde. Im Anschluss an den Film wird die AmnestyGruppe „Israel/besetzte palästinensische Gebiete“ und eventuell ein Mitglied der israelischen Menschenrechtsorganisation Machsom Watch für einen Austausch zur Verfügung stehen. Machsom Watch spricht sich gegen die israelische Besatzung der Westbank aus und setzt sich für die Rechte der PalästinenserInnen ein, u. a. durch Beobachtung der Checkpoints.

8. 12. | 16.30 UHR »48 METER« – FLUCHT AUS NORDKOREA Film + Diskussion Die Nordkorea-Koordinationsgruppe von Amnesty International zeigt diesen südkoreanischen Film mit dt. Untertiteln aus dem Jahr 2013. Die Distanz von 48 Metern entspricht der Breite des Grenzflusses Yalu zwischen China und Nordkorea und thematisiert Fluchtversuche von Menschen aus Nordkroea, die unter Lebensgefahr versuchen, die relative Freiheit der chinesischen Grenze zu erreichen.

8. 12. | 19.30 UHR »SILENCED« – WHISTLEBLOWERS, FOLTER UND NATIONALE SICHERHEIT IM DIGITALEN ZEITALTER Film + Diskussion Der Dokumentarfilm „Silenced“ zeigt, wie hart die US-Regierung gegen Whistleblower vorgeht. Er zeigt, welche Folgen John Kiriakou, Thomas Drake und Jesselyn Radack tragen mussten, weil sie US-Folter- und Abhörprogramme ans Licht brachten und


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gegen unethische Verhöre im Justizministerium protestierten. Zum einen scheinen Whistleblower unentbehrlich zu sein, um Menschenrechtsverletzungen aufzudecken. Zum anderen gibt es eine Verschwiegenheitspflicht im Staatsdienst. Dieses Spannungsfeld wollen wir nach dem Film in der Diskussion beleuchten.

9. 12. | 19 UHR »MEISTER DES TODES« Film + Diskussion mit Mathias John, Rüstungsexperte, Amnesty-Vorstand Deutsche Waffen tauchen in vielen Krisengebieten der Welt auf – trotz einer relativ restriktiven Genehmigungspraxis der Bundesregierung. Das Risiko von Menschenrechtsverletzungen mit deutschen Waffen war häufig kein Grund, Rüstungsfirmen Exporte zu verbieten. Und Rüstungsfirmen machen meist keine Anstalten, Menschenrechte zu achten. Der Thriller „Meister des Todes“ erzählt von einer solchen Firma. Die Geschichte des Films ist fiktiv, wenn auch inspiriert von jüngsten Recherchen.

10. 12. | 19 UHR »MEINUNGSFREIHEIT IN SAUDIARABIEN« Lesung für Raif Badawi Im Anschluss an eine Mahnwache vor der saudi-arabischen Botschaft (17–18 Uhr) findet eine Lesung statt aus dem Buch von Raif Badawi „1000 Peitschenhiebe weil ich sage was ich denke“. Dazu gibt es Informationen über die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien.

11. 12. | 18.30 UHR »ASYLPOLITIK DER EUROPÄISCHEN UNION« Podiumsdiskussion Wir diskutieren mit interessanten Gästen über die Asylpolitik der Europäischen Union mit besonderem Fokus auf der Dublin-III-Verordnung und der menschenrechtlichen Situation von Flüchtlingen in den europäischen Grenzstaaten. Im Anschluss daran gibt es Live-Musik und Gelegenheit, sich in persönlichen Gesprächen auszutauschen.

12. 12. | 19 UHR »QUEER RROMA! ZWISCHEN MEDIALER HETZE & WEISSEM HELFERSYNDROM« Vortrag + Diskussion

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Nach einem Vortrag zum Thema „Wie lebt es sich als Minderheit in der Minderheit?“ gibt es Gelgenheit zur Diskussion mit Gianni Jovanovic & Friends aus dem Queer Rroma Kollektiv, organisiert von den Amnesty-Gruppen Antirassismus und Queeramnesty.

13. 12. | 19.30 UHR »MÄDCHENBESCHNEIDUNG. EINE BURKINISCHE SICHTWEISE« Film + Diskussion Der Dokumentarfilm zeigt respektvoll die Mythen und Meinungen über weibliche Genitalverstümmelung (Mutilation Génitale Féminine, MGF) in Burkina Faso, ohne erhobenen Zeigefinger, aber doch erkennbar parteilich gegen diese Menschenrechtsverletzungen an Mädchen und Frauen. Er wird im Rahmen von „Ciné-Débat-Veranstaltungen“ (Film und Diskussion) gezeigt und soll den Menschen Gelegenheit bieten, über MGF zu sprechen, Ansichten kennenzulernen, nachzudenken, um ein Umdenken in der Gesellschaft in Gang zu setzen. Mehr Informationen unter: www.amnesty-bb.de/briefmarathon

Flüchtlinge zeichnen ihr Leben. Bilder aus Berlin-Moabit Ausstellung im Aktionsraum

hierfür tatkräftige Unterstützung von einem engagierten Team des Berliner ComicFestivals COMICINVASIONBERLIN.

© Comic-Workshop Berlin

Visuelles Erzählen ist ein kraftvoller Weg des Selbstausdrucks und kann gerade denen, die keine Stimme haben, eine geben. Im Juli 2015 starteten Matthias Hamann von der Flüchtlingsunterkunft Berliner Stadtmission und die in Berlin ansässige amerikanische Künstlerin Ali Fitzgerald einen Comic Workshop für Flüchtlinge. In Ermangelung einer gemeinsamen Sprache verwenden Teilnehmer_innen Zeichnungen als ein Mittel zur Interaktion und um banale wie traumatische Erfahrungen auszutauschen. Die Themen in den Zeichnungen reichten von rollenden Panzern und ähnlichen Schreckensszenen zu ruhigen Seen und schönen Erinnerungen an eine Heimat, die zurück gelassen wurde. Mit dieser Ausstellung möchte Amnesty International die Erweiterung dieses Projektes auf viele Fluchtunterkünfte in Berlin unterstützen. Die Initiatoren erhalten

Sebastian Rose Themenbeauftragter des Vorstandes für Länder & Themen


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© Pete Muller

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Kommentar

Da unten

Über die Produktion von Flüchtlingen in Afrika Keine Bundestagsdebatte über Entwicklungspolitik seit den Siebzigerjahren ohne die im Brustton moralischer Rechtschaffenheit vorgetragene Behauptung, dass „wir die Probleme da unten lösen müssen“. Die moderne Version heißt „Hilfe zur Selbsthilfe“. „Da unten“ ist Afrika. Gelöst wurde gar nichts. Im Gegenteil. Auch wenn die Zeiten vorbei sind, da Entwicklungshilfe vor allem Hilfe für deutsche Industriekonzerne bedeutete oder als Türöffner bei korrupten Despoten diente. Heute wirft Europa dem frierenden Bettler einen Euro in den Hut und klaut ihm dann den Mantel. Was Entwicklungshelfer mit bester Absicht bewerkstelligen mögen, reißt die Wirtschaftspolitik wieder ein. Und mehr als das. Obwohl es nun „wirtschaftliche Zusammenarbeit“ heißt, geht es am Ende immer noch zuerst um das immer Gleiche: um die Bereicherung der Reichen. Schon in den Achtzigerjahren sprach die Entwicklungshelferin Brigitte Erler von „tödlicher Hilfe“. Die fing nach dem Zweiten Weltkrieg an mit den US-amerikanischen Weizenüberschüssen, die mangels einheimischer Absatzmärkte den „armen Negern“ geschenkt wurden. Um die eigenen Farmer vor dem Preisverfall zu schützen. Sie endet keineswegs mit den 600.000 Tonnen Hähnchenfleisch, welche die Europäische Union 2014 zu subventionierten Billigstpreisen dort hinverscherbelt hat. Der US-Weizen hat die afrikanischen Getreidebauern angeknockt und Hunger verursacht, wo er ihn angeblich bekämpfen sollte. Die Fleischexporte Europas zerstören den Geflügelmarkt. Genauso bei Schweinen, Gemüsekonserven – Tomaten nach Afrika!

– und Kleidung. Um von Industrieprodukten gar nicht zu reden. Gleichzeitig zwingt die EU die Länder Afrikas, ihre Zollschranken zu senken. Die Zölle Europas dagegen sind nur überwindbar bei Produkten wie Kakao, Kaffee und Bananen. Weil wir sie mögen. Oder brauchen wie Rohstoffe für die Industrie. Aber die Preise für Rohstoffe aus Afrika sind in den letzten dreißig Jahren gesunken (erst die Nachfrage aus China und Indien hat diese Entwicklung gebremst). Gegen Fertigprodukte aus Afrika hilft der Zoll. Beträgt die Einfuhrabgabe bei Rohkakao gerade 0,5 Prozent, sind es bei Schokolade über 30 Prozent: Kakao brauchen wir, die europäische Schokoladenproduktion aber wird gegen Konkurrenz geschützt. Allgemein gilt: Je höher der Fertigungsgrad, desto höher der Zoll. Europa nimmt aus Afrika, was es braucht. Und überschwemmt es mit seinen Überschüssen. „Die EU exportiert – die Welt hungert“, betitelt Oxfam Deutschland eine Studie. Den Rest gibt Afrika der Klimawandel. Dazu trägt es drei Prozent bei. Deutschland produziert pro Kopf zehn Mal so viel Treibhausgase wie das südliche Afrika. Weshalb sich hierzulande Experten gern Sorgen machen über den Methanausstoß pupsender afrikanischer Rinder, deren massenhafte Zucht kluge Entwicklungshelfer dereinst den doch so primitiven Eingeborenen aufgeschwätzt haben. Der Klimawandel trifft die Landwirtschaft im südlichen Afrika voll. Einer zurückhaltenden Schätzung des Weltklimarats zufolge büßt diese Region bis 2080 gut 14 Prozent ihrer Produktivität ein. Bei heute schon schönfärberisch klingenden

zwei Prozent weltweitem Erwärmungsplus. Die gleiche Schätzung unterstellt, dass Europas Landwirtschaft unterm Strich von der Klimaerwärmung profitieren wird. Wäre das nicht ein schönes Betätigungsfeld für Gerechtigkeitsapostel auch im Bundestag, die sich um die „da unten“ so gern kümmern? Die EU gibt sich überrumpelt von der Zahl der Flüchtlinge. Es schickt Kriegsschiffe, um Schlepper im Mittelmeer zu bekämpfen. Viele von ihnen waren Fischer, bis schwimmende Fischfabriken aus Europa vor Afrikas Küsten sie ruinierten. Europa entwurzelt die Menschen und wundert sich, dass die wandern. Es schickt Militär: ob im Mittelmeer, ob in Ungarn. Unter Beifall einer hiesigen Regierungspartei. Natürlich ist Afrika übersät mit Despoten, korrupten Regimes, unfähigen Wirtschaftspolitikern. Natürlich verursachen deren Kriege Flüchtlingswellen. Aber die Ehrlichkeit stellt uns eine andere Frage: Inwieweit trägt die Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz unzähliger Menschen durch die Politik der EU (und der USA, Chinas …) bei zu den desaströsen Verhältnissen in weiten Teilen des Kontinents? Wer aus grobem Eigennutz Wirtschaften zerstört, zerstört Gesellschaften, zerstört die politische Stabilität. Und produziert Menschen ohne Arbeit und ohne Lebenschancen. Flüchtlinge ohne Ende. Morgen wie heute. Da unten. Christian v. Ditfurth Pressereferent Bezirk Berlin-Brandenburg, Gruppe 1248: Kreuzberg


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4. bis 18. Dezember 2015

Briefmarathon 2015: Schreib für Freiheit!

Jedes Jahr im Dezember schreiben Millionen Menschen Briefe für Menschen, die sie nicht kennen. Sie wissen aber, dass die Rechte dieser Menschen verletzt wurden. Sie fordern Regierungen auf, gewaltlose politische Gefangene freizulassen und Unrecht zu beenden. Es sind Briefe der Solidarität und der Hoffnung. Rund um den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember findet der Amnesty-Briefmarathon statt – die weltweit größte Briefaktion für Menschen in Gefahr. Menschen aus allen Teilen der Welt sind aufgefordert, sich zu beteiligen und Appelle für Menschen zu schreiben, die Unterstützung brauchen. Jeder Brief kann helfen, Folter zu verhindern, Menschen vor unfairen Prozessen zu schützen und Leben zu retten – jeder Brief zählt! Der Briefmarathon 2015 findet vom 4. bis 18. Dezember statt. Zwölf Fälle stehen im Mittelpunkt:

Demokratische Republik Kongo: Fred Bauma & Yves Makwambala Aktivisten einer Jugendbewegung droht die Todesstrafe. Fred Bauma und Yves Makwambala gehören zu einer kongolesischen Jugendbewegung. Weil sie mehr Demokratie fordern, droht den beiden Aktivisten die Todesstrafe.

Burkina Faso: Gewalt gegen Mädchen Mit 11 Jahren zur Ehe gezwungen. Jedes dritte Mädchen in Burkina Faso wird zwangsverheiratet, bevor es 18 Jahre alt ist. Dies ist nach nationalem und internationalem Recht verboten, Verstöße werden aber nicht bestraft.

El Salvador: Teodora del Carmen Vásquez 30 Jahre Haft für eine Fehlgeburt. In El Salvador werden Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, als Mörderinnen behandelt. Grund dafür ist eines der striktesten Abtreibungsgesetze weltweit.

Mexiko: Yecenia Armenta Polizisten foltern und vergewaltigen ungestraft. Yecenia Armenta wurde von der mexikanischen Polizei gefoltert und vergewaltigt. Sie sitzt seit drei Jahren im Gefängnis, aber die Täter wurden bis heute nicht verfolgt.

USA: Albert Woodfox Schwarzer US-Bürger sitzt seit 43 Jahren im Gefängnis. Albert Woodfox sitzt seit 43 Jahren im Gefängnis, davon 40 Jahre in Einzelhaft. Obwohl das Urteil gegen ihn schon dreimal aufgehoben wurde, lassen die Behörden von Louisiana ihn nicht frei.


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Myanmar: Phyoe Phyoe Aung Lange Haftstrafe wegen Demonstration. Die Aktivistin Phyoe Phyoe Aung organisierte in Myanmar einen Protestmarsch von Studierenden. Nun muss sie mit einer Gefängnisstrafe von neun Jahren rechnen.

© Amnesty International/Christian v. Ditfurth

Malaysia: Zunar Karikaturist wegen Twitter-Beiträgen angeklagt. Die Meinungsfreiheit in Malaysia gerät immer stärker unter Druck. Dem bekannten Karikaturisten Zunar droht eine jahrzehntelange Haftstrafe, nur weil er sich kritisch über die Justiz geäußert hat.

Usbekistan: Muhammad Bekzhanov Kritischer Journalist sitzt seit 16 Jahren im Gefängnis. Muhammad Bekzhanov ist einer der am längsten inhaftierten Journalisten der Welt. Er befindet sich seit 16 Jahren im Gefängnis – aufgrund eines „Geständnisses“, das unter Folter erpresst wurde.

Griechenland: Costas Schwules Paar von Schlägern angegriffen. Costas und sein Partner wurden mitten in Athen brutal angegriffen. Die griechischen Behörden gehen jedoch nicht konsequent gegen diskriminierende Gewalt vor. Die Täter wurden nicht ermittelt.

Saudi-Arabien: Waleed Abu al-Khair 15 Jahre Haft für mutigen Rechtsanwalt. Der Verteidiger des inhaftierten Bloggers Raif Badawi wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Amnesty fordert die sofortige Freilassung des Rechtsanwalts Waleed Abu al-Khair.

Syrien: Rania Alabbasi & Familie Familie mit 6 Kindern in Syrien „verschwunden“. Die Zahnärztin Rania Alabbasi, ihr Ehemann und ihre sechs Kinder wurden 2013 vom syrischen Geheimdienst in Damaskus verschleppt. Was mit ihnen geschah, ist nicht bekannt.

Iran: Saman Naseem Jugendlicher gefoltert und zum Tode verurteilt. Saman Naseem wurde gefoltert und für eine Straftat zum Tode verurteilt, die er als 17-Jähriger begangen haben soll. Amnesty International fordert einen fairen neuen Prozess. Jetzt mitmachen unter: www.briefmarathon.de


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© Amnesty International

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Einsatz mit Erfolg

Ein Rückblick auf den Briefmarathon 2014 Im vergangenen Jahr schrieben Menschen wurden wegen eines rassistischen Überaus fast allen Ländern der Erde – von griffs auf sie und zwei weitere FamilienAfghanistan bis Zypern – mehr als drei mitglieder verurteilt. Die Solidaritätsbriefe Millionen Briefe. So viele wie nie zuvor. und Postkarten seien für sie eine große Allein aus Deutschland wurden mehr als Unterstützung gewesen. 170.000 Appelle und Solidaritätsschreiben Auch wenn die US-amerikanische verschickt. Ein einzelner Brief kann ignoWhistleblowerin Chelsea Manning nach wie riert werden, nicht eine ganze Welle! Beim vor in Haft sitzt, waren die SolidaritätsbotBriefmarathon zeigt sich die Kraft der schaften aus aller Welt überaus wichtig. weltweiten Amnesty-Bewegung. Ihre Anwältin Nancy Hollander schrieb Und der Einsatz Amnesty: „Chelsea zeigte Wirkung: Der ist überwältigt von größte Erfolg war der unglaublichen die Begnadigung Unterstützung, die und Freilassung von sie von Amnesty Moses Akatugba aus International und Nigeria. Er wurde ihren Unterstützezum Tode verurteilt, rinnen und Unter– RAIF BADAWI ÜBER DEN weil er Handys stützern erhält. BRIEFMARATHON 2014 gestohlen haben soll. Es ist ermutigend Mai 2015 wurde er für sie, zu wissen, angesichts des öffentlichen Drucks begnadass ihr so viele Menschen weltweit digt. Auch im Fall von Liu Ping aus China zur Seite stehen und ihr helfen wollen, konnten Fortschritte verzeichnet werden: freizukommen. Ich möchte Amnesty InterIm Dezember 2014 durfte die Tochter der national und all den guten Menschen im inhaftierten Bürgerrechtlerin sie erstmals Namen von Chelsea und mir (…) danken.“ besuchen. Der Briefmarathon hatte auch „Wie kann ich all diesen Menschen, die für Paraskevi Kokoni aus Griechenland mich unterstützen, danken?“ Das sagte der positive Auswirkungen. Drei Männer inhaftierte saudi-arabische Blogger Raif

„WIE KANN ICH ALL DIESEN MENSCHEN, DIE MICH UNTERSTÜTZEN, DANKEN?“

Badawi, als er erfuhr, dass Menschen auf der ganzen Welt seine Freilassung fordern. Er ist wohl der bekannteste Fall des Briefmarathons 2014. Und der weltweite Protest zeigte Wirkung: Raif Badawi ist zwar noch nicht frei, doch die Vollstreckung der grausamen Prügelstrafe wurde ausgesetzt. Ohne den Einsatz vieler Menschen weltweit wären diese Erfolge nicht denkbar. Auch in diesem Jahr sollten wieder möglichst viele Menschen aus allen Teilen der Welt zu Stift, Tastatur oder Handy greifen. Denn je mehr Menschen mitmachen, umso größer ist der Druck auf die Verantwortlichen. Jetzt mitmachen unter: www.briefmarathon.de


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AKTIV FÜR AMNESTY

So lange, bis wir überflüssig sind Amnesty International zu Gast im Menschenrechtszentrum Cottbus

Amnesty-Mitglieder geben den Opfern von Menschenrechtsverletzungen eine Stimme und tragen somit einen unentbehrlichen Teil zur Arbeit von Amnesty International bei. Erfahren Sie mehr über weitere Aktionen und geplante Veranstaltungen auf www.amnesty-bb.de und www.facebook.com/amnestybb.de

Jetzt auch auf Twitter! @amnesty_bb

Amnesty International – Bezirk BerlinBrandenburg, Haus der Demokratie und Menschenrechte: © Amnesty International

Greifswalder Str. 4 (Aufgang A), 10405 Berlin-Prenzlauer Berg (Tram M4, Bus 200, 142: „Am Friedrichshain“) Tel.: (030) 841 09 052 Fax: (030) 841 09 055

Sie landeten im Gefängnis. Menschen, die in Deutschland für ihre Überzeugungen eintraten. So lange ist es nicht her. Eines dieser Gefängnisse besuchten Berliner und Brandenburger Aktive von Amnesty International am 7. November in Cottbus. Heute betreuen Ehrenamtliche hier ein Menschenrechtszentrum. Dort informiert die Ausstellung „Karierte Wolken“ über die Vergangenheit des Gebäudes und seine Nutzung zu DDR-Zeiten. Die Haftanstalt in Cottbus besteht seit den 1920er Jahren, doch die Nationalsozialisten verwandelten in den 30er Jahren das Zuchthaus Cottbus in ein politisches Gefängnis. Vor allem Mitglieder der verbotenen Parteien saßen hier ein, später auch Widerstandskämpferinnen und -kämpfer aus Dänemark. Das Ende der Nazi-Diktatur war nicht das Ende des politischen Gefängnisses Cottbus. Nur internierte nun die DDR hier ihre Staatsfeinde. Die meisten waren Republikflüchtige, die die DDR ohne Erlaubnis verlassen wollten. Die Gefangenen mussten schwer arbeiten. Arbeitsschutz gab es nicht. Die Gefangenen wurden auch nicht satt: Es gab zum Frühstück zwei Scheiben Brot und eine

Tasse Ersatzkaffee, am Mittag eine dünne Suppe und am Abend wieder Brot und ein Glas Wasser. Wer sich den Gefängnisregeln widersetzte, landete für einige Tage in Isolationshaft im Keller. Die Zellen waren winzig, dunkel und feucht. Niemand möchte sich vorstellen, wie es gewesen sein muss, hier ohne Kontakt zur Außenwelt eingesperrt zu sein. Die Gefangenen durften nicht lesen oder sprechen und nicht einmal auf dem Bett sitzen. Viele der Gefangenen hat der Westen freigekauft. Dieses Geschäft war für die DDR eine wichtige Einnahmequelle für Devisen. Für die Gefangenen war es die Freiheit nach Jahren der Folter und Erniedrigung. Wie im Zuchthaus Cottbus müssen viele Menschen auch heute noch leben. Solange solche Zustände herrschen, setzen wir uns für Gefangene ein. So lange, bis wir überflüssig sind. Anke Miltenberger Referentin Neue Mitglieder Bezirk Berlin-Brandenburg Gruppe 1599: Spandau

E-Mail: info@amnesty-bb.de BESUCHSZEITEN: Dienstag und Freitag 17 bis 19 Uhr

SPENDENKONTO IBAN: DE23 3702 0500 0008 0901 00 (KTO: 80 90 100) BIC: BFS WDE 33XXX (BLZ: 370 205 00) Bank für Sozialwirtschaft Bitte als Verwendungszweck „3100“ (für Bezirk Berlin-Brandenburg) angeben

INFOABENDE über die Arbeit von Amnesty International am 1. Freitag im Monat im Amnesty-Bezirksbüro, um 19 Uhr. Adresse s. o. am 3. Mittwoch im Monat in Kreuzberg, um 19:30 Uhr. Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche, Zossener

IMPRESSUM

Str. 65 (U Hallesches Tor)

REDAKTION: OLGA SEIDENSAL, CHRISTIAN V. DITFURTH, RALF MILTENBERGER, FELIX GROSSMANN BEI FRAGEN UND ANREGUNGEN: E-MAIL AN NEWSLETTER@AMNESTY-BB.DE ANGABEN ZUM DATENSCHUTZ

BERATUNG FÜR POLITISCHE FLÜCHTLINGE: Donnerstag 18 bis 20 Uhr


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VERANSTALTUNGSHINWEISE DEZEMBER 2015 3. 12. | 16:45 bis 17:45 Uhr

Mahnwache für die Rechte von Homosexuellen in Kamerun Mahnwache für die Menschen, die in Kamerun wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Diskriminierungen, Gewalttätigkeiten und gerichtlicher Verfolgung ausgesetzt sind. Mehr Infos: www.amnesty.de Adresse: Botschaft der Republik Kamerun, Ulmenallee 32 / Ecke Eschenallee, 14050 Berlin-Charlottenburg

4. 12. | 19 Uhr

Eröffnung des Aktionsraumes und der Ausstellung „Flüchtlinge zeichnen ihr Leben. Bilder aus Berlin-Moabit“ – mit Selmin Çalışkan Während des Aktionszeitraums zeigen wir die Ausstellung „Flüchtlinge zeichnen ihr Leben. Bilder aus Berlin-Moabit“. Gemeinsam mit den Intiatorinnen des Comic-Workshop wird Amnesty-Generalsekretärin Selmin Çalışkan Aktionsraum und Ausstellung eröffnen. Adresse: Neue Schule für Fotografie Berlin, Brunnenstrasse 188-190, 10119 Berlin

4. 12. bis 13.12.

Briefmarathon und zahlreiche weitere Aktionen, Diskussionen und Filme im Aktionsraum Mehr Infos: www.amnesty-bb.de/briefmarathon Adresse: Neue Schule für Fotografie Berlin, Brunnenstrasse 188-190, 10119 Berlin

10. 12. | 10 bis 14 Uhr Briefmarathon-Stand im Deutschen Historischen Museum

Adresse: Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin-Mitte

10. 12. | 17 Uhr

Mahnwache Aktion für die Freilassung des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi, seines Anwalts Waleed Abu al-Khair sowie aller anderen gewaltlosen politischen Gefangenen in Saudi-Arabien. Adresse: vor der Saudi-Arabischen Botschaft, Tiergartenstr. 33-34, 10785 Berlin – Tiergarten

10. 12. | 19 Uhr

Kickern für die Menschenrechte Kickern für die Menschenrechte! Das Kickerturnier der Kreuzberger Amnesty-Gruppe ist ein Riesenspaß. Auch für Komplettanfänger. Mitmachen kann jeder. Gewinnen auch. Es wird 2 gegen 2 gespielt, und die Paare werden vor jedem Spiel neu ausgelost. Am Ende des lustigen (computergesteuerten!) Durcheinanders gibt es Gewinner. Und die kriegen tolle Preise. Adresse: Kickerbar Platzwart, Manteuffelstr. 110, 10997 Berlin-Kreuzberg

10. 12. | 19 bis 21 Uhr

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Internationalen Tag der Menschenrechte „Der Rechtsweg als Sackgasse? Menschenrechtsverletzungen im staatlichen Auftrag und ihre juristische Aufarbeitung.“ Das ausführliche Programm finden Sie hier: http://www.amnesty.de/files/Veranstaltung_Der_ Rechtsweg_als_Sackgasse_DAV.pdf Adresse: DAV-Haus, Littenstraße 11, 10179 Berlin - Mitte

16. 12. | 19:30 Uhr

Informationsabend zur Arbeit von Amnesty International

Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche, Zossener Str. 65, 10961 Berlin-Kreuzberg


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