5/2013 Rundbrief

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RUNDBRIEF • 5/2013

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Um den Newsletter zu bestellen oder abzubestellen, einfach eine E-Mail an: info@amnesty-bb.de

ÜBERSICHT Briefmarathon-Einzelfälle: Vergewaltigt, gefoltert, vertrieben Racial Profiling: Gelebter Rassismus der Polizei Gruppenportrait: die Gruppe Nah-Ost Informationsabende von Amnesty International Helon Habila liest für Amnesty in Kreuzberg Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen Friedensgemeinden im Visier Veranstaltungshinweise

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Vergewaltigt, gefoltert, vertrieben Zum Internationalen Tag der Menschenrechte schreiben wir hundertausende Briefe. Für wen? xxxxxx Amnesty International organisiert rund um den Internationalen Tag der Menschenrechte den jährlichen, weltweit stattfindenden Briefmarathon. Mit dem Briefmarathon machen wir auf den beispielhaften Einsatz von Menschenrechtsverteidigerinnen weltweit aufmerksam und fordern das Ende der Menschenrechtsverletzungen. Amnesty-Mitglieder und -UnterstützerInnen schreiben aus diesem Grund jedes Jahr hunderttausende Briefe an die verantwortlichen Regierungen. Um welche Fälle geht es?

Zwei Soldaten des mexikanischen Militärs nahmen Miriam López am 2. Februar 2011 willkürlich fest. Sie verhörten die Frau eine Woche in einer Kaserne in Tijuana wegen mutmaßliche r Drogendelikte.

In dieser Zeit wurde sie mehrfach vergewaltigt, missbraucht und gefoltert. Miriam López kam schließlich im Herbst 2011 ohne Anklage frei. Bisher ist in diesem Fall niemand zur Rechenschaft gezogen worden. So wie ihr erging es in den vergangenen Jahren tausenden weiteren Personen im Gewahrsam der mexikanischen Behörden. Folter und Misshandlungen von Inhaftierten sind in wenigen Jahren um 500 Prozent angestiegen. Der UNO-Ausschuss gegen Folter erteilte der mexikanischen Regierung im Jahr 2012 Empfehlungen, um die Folter und Misshandlung einzudämmen. Amnesty International fordert, dass die Regierung einen umfassenden Plan ausarbeitet wie die UNO-Empfehlungen umgesetzt werden sollen. Der Fall von Miriam López muss unverzüglich, unparteiisch und umfassend untersucht werden.

Die Ergebnisse sollen öffentlich gemacht und die Täter vor Gericht gestellt werden. Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen am BolotnayaPlatz zur Amtseinführung von Präsident Putin am 6. Mai 2012 wurden viele Protestierende festgenommen. Dazu zählen auch die folgenden drei Personen. Seit Anfang Juni 2012 befinden sie sich in Untersuchungshaft. Vladimir Akimenkov wird be schuldig t, sich an Massenunruhen beteiligt zu haben und die Polizeiabsperrung während der Demonstration aktiv durchbrochen zu haben, obwohl Videoaufnahmen das Gegenteil beweisen. Er selbst vermutet, dass er auf Grund seines politischen Engagements in der Oppositionspartei „Linke Front“ fest-

genommen wurde. Wegen der ausbleibenden Behandlung seiner Augenerkrankung droht ihm der Verlust des Augenlichts. Artiom Saviolov wird vorgeworfen, sich an Massen-unruhen beteiligt, eine Absperrung aktiv durchbrochen sowie einen Polizisten gewaltsam von der Verhaftung eines anderen Demonstranten abgehalten zu haben. Außerdem beschuldigt ihn der russische Staat, Protestslogans wie „Nieder mit dem Polizeistaat“ gerufen zu haben. Er bestreitet das. Videoaufnahmen zeigen auch in seinem Fall, dass er die Absperrung nicht selbst durchbrochen hat. Fortsetzung auf Seite 2


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Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder!

Am

Ende des Jahres blicken wir auf erfolgreiche Aktionen zum Schutz der Menschenrechte. Vor uns steht aber noch unser wichtigster Jahrestag, der 10. Dezember als Tag der Menschenrechte: An diesem Tag verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, das erste und bis heute wichtigste globale Menschenrechtsdokument und die Grundlage unserer Arbeit. Wir organisieren traditionell einen „Briefmarathon“: Wir widmen den Tag einigen ausgewählten Einzelfällen und setzen uns durch das weltweite Schreiben von Briefen an Regierungen für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen ein. Hunderttausende Briefe kommen so jedes Jahr zusammen und führen häufig zu Hafterleichterungen,

Umwandlung von Todesstrafen in andere Strafformen, Freilassungen von politischen Gefangenen oder der Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen. Wir organisieren zahlreiche Stände und bieten die Möglichkeit, sich vor Ort zu beteiligen. Wir freuen uns, wenn Sie vorbeischauen. Eine Liste der Stände finden Sie in diesem Rundbrief. Die Weihnachtszeit ist auch die Zeit der guten Gaben. Falls Sie sich für eine zusätzliche Spende für unseren Bezirk entscheiden, freuen wir uns

sehr. In jedem Fall danken wir Ihnen für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung für unsere Arbeit und wünschen Ihnen und Ihrer Familie eine glückliche und geruhsame Weihnachtszeit. Herzliche Grüße,

Susanne Baldin Sprecherin des Bezirks Berlin-Brandenburg

Frédéric Krumbein Sprecher des Bezirks

Vergewaltigt, gefoltert, vertrieben Fortsetzung von Seite 1: Obwohl die Videoaufnahmen auch Mikhail Kosenko entlasten, wird ihm vorgeworfen, einen Polizisten getreten und geschlagen und sich an Massenunruhen beteiligt zu haben. Mikhail Kosenko ist von einer geistigen Behinderung betroffen und steht deshalb derzeit nicht vor Gericht; die Staatsanwaltschaft will ihn der Zwangsbehandlung in einer medizinischen Einrichtung zuführen. In allen drei Fällen sind die betroffenen Polizisten oder deren Kollegen die einzigen Zeugen. Amnesty International fordert faire Gerichtsverfahren. Der Arzt Dr. Tun Aung, wurde im Juni 2012 im Staat Rakhine im Westen von Myanmar festgenommen und nach einem unfairen Gerichtsverfahren zu 17 Jahren Haft verurteilt. Am 8. Juni 2012 war es in Maungdaw im Bundesstaat Rakhine zu Unruhen gekommen. Dr. Tun Aung

versuchte während der Unruhen beruhigend auf eine Menschenmenge einzuwirken. Dennoch erhob der Militärrat gegen den Arzt Anklage – mit dem Vorwurf, er habe Gewalt geschürt. Wahrscheinlich suchten die Behörden nachträglich nach Schuldigen und fanden in Dr. Tun Aung wegen seiner Führungsrolle in der muslimischen Gemeinschaft ein passendes Opfer. Amnesty International betrachtet ihn als politischen Gefangenen und fordert seine sofortige und bedingungslose Freilassung. Der Arzt leidet unter einem Gehirntumor und b e k o m m t vermutlich weder entsprechende Medikamente noch die benötigte anderweitige gesundheitliche Versorgung. Jabeur Mejri, ein tunesischer Blogger, wurde im Frühjahr 2012 schuldig gesprochen, die öffentliche Moral untergraben und heilige Werte durch Aktionen und Worte angegriffen zu haben. Er hatte auf seiner Face-

book-Seite Bilder und Kommentare zum Propheten Mohammed veröffentlicht. Jabeur Mejri wurde zu einer Geldbuße und zu einer Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt. Für das ihm vorgeworfene Vergehen ist es das maximal zulässige Strafmaß. Amnesty International fordert seine sofortige und bedingungslose Freilassung. Er ist ein gewaltloser politischer Gefangener, der lediglich sein Recht auf Meinungsfreiheit wahrgenommen hat. Am 23. Februar 2013 ließen die Behörden in Badia East, einer Gemeinde im nigerianischen Lagos, hunderte Häuser abreißen, wodurch mindestens 2.237 Haushalte notleidend wurden. Auf einen Schlag wurden hunderte Familien obdachlos, die bis heute weder Entschädigungen noch andere Häuser angeboten bekommen haben. Die Bewohner mussten zusehen wie Bulldozer ihre

Häuser zerstörten und wurden davon abgehalten, ihre Habseligkeiten mitzunehmen, nur um einen Monat später erneut von der Polizei terrorisiert zu werden. Badia East ist eine der vielen Gemeinden in Nigeria, die im Zuge von rechtswidrigen Zwangsräumungen zerstört wurden. Viele weitere Menschen leben mit der täglichen Bedrohung, dass ihre Häuser zerstört werden. Felix Großmann Redaktion


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Briefmarathon: Wo können Sie mitmachen?

Dienstag, 10.12. Sams

tag, 7 . 12.

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• Gruppe Zehlendorf (1140): 10-15 Uhr, Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, Berlin-Mitte • Englischsprachige Gruppe (1312): Grimm-Zentrum an der HU Berlin, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, BerlinMitte • Hochschulgruppe Frankfurt (Oder) (1287): 11:45 bis 14:15 Uhr, Foyer des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes, Universität Viadrina, Frakfurt (Oder) • FU-Hochschulgruppe (1087): 10 bis 16 Uhr, Stand in der Silberlaube der Freien Universität, Habelschwerdter Allee 45, Berlin-Dahlem • Gruppe Menschenrechtsverletzungen an Frauen: 18:30-21 Uhr, Moviemento, Kottbusser Damm 22, Berlin-Kreuzberg

Montag, 9.12.

• Gruppe Nah-Ost (1180): GrimmZentrum der Humboldt-Universität Berlin, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, Berlin-Mitte • Hochschulgruppe Frankfurt (Oder) (1287): 11:45 bis 14:15 Uhr, Universität Viadrina, Frakfurt (Oder)

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Gelebter Rassismus der Polizei

AKTIV FÜR AMNESTY

HU-Hochschulgruppe wirft Licht auf Racial Profiling in Deutschland

Wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht, schaut man meist weit weg. Irgendwo anders auf der Welt scheint es immer schlechter um die Menschenrechte bestellt zu sein als in Deutschland und Europa. Die Amnesty-Hochschulgruppe der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin, wollte diesem Vorurteil nachgehen und stellte ihre Vorlesungsreihe „Human Rights Lectures“ in diesem Wintersemester unter das Motto “Freude schöner Götterfunken?! – Wie steht es mit den Menschenrechten in Europa?”. Den Auftakt zu dieser Veranstaltungsreihe bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema Racial Profiling, mit der wir auf die täglichen massiven Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen von schwarzen Menschen – oder People of Color (PoC) – in Deutschland aufmerksam machen wollten. Racial Profiling, das laut staatlichen Stellen nicht stattfindet, wird vom deutschen Institut für Menschenrechte definiert als „die Methode

[…], das physische Erscheinungsbild, etwa Hautfarbe oder Gesichtszüge, einer Person als Entscheidungsgrundlage für polizeiliche Maßnahmen wie Personenkontrollen, Ermittlungen und Überwachungen heranzuziehen”. An der Podiumsdiskussion der Amnesty-Hochschulgruppe beteiligten sich fünf Expertinnen und Experten. Gemeinsam mit dem Publikum debattierten sie Strategien, Racial Profiling zu erkennen, zu ahnden und vor allem zu vermeiden. Die Gäste: Anja Feth von Amnesty International, Biplab Basu von der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP), Paula Riester von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Jamie Schearer von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) sowie Uwe Löher, Ansprechpartner der Polizei Berlin für interkulturelle Aufgaben. Lisa Reiber von der HU-Hochschulgruppe moderierte die Diskussion. Durch die verschiedenen Perspektiven von Betroffenen und der Polizei ergab sich eine

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Diskussion, die auch über das konkrete Thema Racial Profiling hinausging und die das Thema in einem breiteren Rassismusdiskurs verorten konnte. Was Lösungen zu Strategien und Prävention anging, so kristallisierte sich unter anderem die Forderung nach einer unabhängigen Beschwerde- und Untersuchungsstelle für Fälle von Racial Profiling heraus. Die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der HU stieß auf Interesse und war gut besucht. Auch einige ähnliche und weiterführende Veranstaltung an der HU dieses Wintersemester zum Thema Rassismus in Deutschland zeigen, dass wir mit diesem Thema den Nerv der Studierenden getroffen haben. Susann Pfarr, HU-Hochschulgruppe

Impressum

Amnesty-Mitglieder geben den Opfern von Menschenrechtsverletzungen eine Stimme und tragen somit einen unentbehrlichen Teil zur Arbeit von Amnesty International bei. Erfahren Sie mehr über weitere Aktionen und geplante Veranstaltungen auf www.amnesty-bb.de www.amnesty.de/aktiv-vorort www.amnesty.de/kalender und www.facebook.com/ amnestybb.de Amnesty International – Bezirk Berlin-Brandenburg, Haus der Demokratie und Menschenrechte: Greifswalder Str. 4 (Aufgang A), 10405 Berlin-Prenzlauer Berg (Tram M4, Bus 200, 142: „Am Friedrichshain“) Tel.: (0 30) 841 09 052 Fax: (0 30) 841 09 055 E-Mail: info@amnesty-bb.de Besuchszeiten: Dienstag und Freitag 17:00 bis 19:00 Uhr Spendenkonto Konto-Nr. 8090 100 BLZ 370 205 00 Bank für Sozialwirtschaft Bitte als Verwendungszweck „3100“ (für Bezirk BerlinBrandenburg) angeben Infoabende über die Arbeit von Amnesty International am 1. Freitag im Monat, im Amnesty-Bezirksbüro, um 19 Uhr. Adresse s.o. am 3. Mittwoch im Monat in Kreuzberg, um 19:30 Uhr. Adresse: Heilig-KreuzKirche: Zossener Str. 65 (U Hallesches Tor)

Redaktion: Dario Sarmadi, Florian Oswald, Felix GroSSmann Bei Fragen und Anregungen: E-Mail an newsletter@amnesty-bb.de Angaben zum Datenschutz

Beratung für politische Flüchtlinge: Donnerstag 18 bis 20 Uhr


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Was macht eigentlich die... Gruppe Nah-Ost? Zu Gründungszeiten der Gruppe Nah-Ost Anfang der 1990er Jahre lag der Schwerpunkt ausschließlich auf Algerien. Bedingt durch die Ereignisse Mitte der 1990er Jahre haben die Mitglieder den Fokus auf Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete erweitert. Dieser Konflikt kann aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen werden: aus politischen, religiösen, kulturellen und sozialen. Die sich bekämpfenden Parteien misstrauen sich. Aber es gibt auch erkennbare Bemühungen von vielen Friedens- und Menschenrechtsak tivisten beider Seiten. Diese Erfahrung bestätigt die Überzeugung aller Gruppenmitglieder, dass Menschenrechte Kern eines jeden Friedensprozesses und unabdingbar für einen dauerhaften Frieden sowie stabile Sicherheit sind. Mit ihrer unparteiischen Aufklärungs- und Informationsarbeit sowie der Unterstützung derjenigen, deren Rechte

von wem auch immer verletzt werden, will die Gruppe Druck auf die Verantwortlichen in der Region ausüben. Indem die Aktivistinnen und Aktivisten das öffentliche Bewusstsein schärfen, üben sie auch Druck auf die deutsche Politik aus. Vor diesem Hintergrund sind die Themenschwerpunkte unter anderem die ungleiche Verteilung der Wasserressourcen und das Recht auf gerechten Zugang zu Wasser, die Gaza-Blockade und die palästinensischen Gefangenen in israelischer Administrativhaft (Haft ohne Anklage und ordentliches Gerichtsverfahren). Zudem setzt sich die Gruppe für israelische Wehrdienstverweigerer ein und beschäftigt sich mit

dem Mauerverlauf im palästinensischen Gebiet und den damit verbundenen Folgen wie Häuserzerstörung, Landkonfiszierung und Vertreibung. Die Aktionen der Gruppe sind Infostände, welche die Öffentlichkeit für den Nahostkonflikt sensibilisieren, Vorträge, die über spezielle Themen informieren, und Podiumsdiskussionen, die Vertretern aus der Region in Deutschland eine Stimme geben. Hinzu kommen Filmvorführungen, Straßenaktionen und das Sammeln von Unterschriften für Petitionen. Die derzeit rund 10-köpfige Gruppe trifft sich jeden zweiten Donnerstag um 19:30 Uhr. Interessierte können a m n e s t y11 8 0 @ g m x . d e kontaktieren oder einen Blick

auf die Webseite

werfen. Esen Üsük Gruppe 1180

Informationsabende von Amnesty International „Die Kerze brennt nicht für uns, sie brennt für alle, die wir nicht aus dem Gefängnis retten konnten, die auf dem Weg ins Gefängnis erschossen wurden, die gefoltert oder entführt wurden, die verschwunden sind. Dafür steht die Kerze.“ Am 10. Dezember 1961 zündete Peter Benenson die Amnesty-Kerze an und sagte: „Wir haben heute eine Kerze angezündet, die nie wieder ausgehen wird“. Die Geburtsstunde der heutigen Kerze stammt

gemeinsam mit dem Anfangs-

zitat vom 25. Jubiläum von Amnesty International. Das ist nur eine Sache, über die Neuankömmlinge etwas erfahren. Neben der Struktur, der Geschichte von Amnesty

und den Grundsätzen der Organisation geht es vor allem darum: Wie ist es möglich, sich für die Menschenrechte einzusetzen? Neben der aktiven Mitarbeit in unseren lokalen Gruppen, Koordinationsgruppen oder im Bezirksteam ist das Briefeschreiben nicht zu vergessen. Die Briefe gegen das Vergessen, die Petitionslisten und auch die Urgent Actions sind von enormer Wichtigkeit! Also immer daran denken: Gemeinsam erreichen wir vieles!

Unsere Briefe, E-Mails, Faxe und Petitionsunterschriften erinnern die Regierungen daran, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die genau hinsehen, wenn Menschen hingerichtet, gefoltert oder zu Unrecht inhaftiert werden. Die nächsten Termine unserer Amnesty-Informationsabende stehen auf Seite 7 und auf der Webseite des Bezirks. Friederike Schliephacke Referentin Neue Mitglieder


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Helon Habila liest für Amnesty in Kreuzberg Der nigerianische Schriftsteller Helon Habila, Träger des Deutschen Krimipreises, stellte im Berliner Büchertisch am Mehringdamm sein Buch ÖL AUF WASSER vor.

Mehr als eine Stunde las Habila im englisch-deutschen Sprachwechsel mit der Schauspielerin Christine Keck. Und mehr als 70 Gäste hörten gebannt zu.

Organisiert und moderiert hat die Veranstaltung die Kreuzberger Amnesty-Gruppe, die sich neben China und Honduras besonders für Fälle in Nigeria

einsetzt. Das Buch, eine Mischung aus Krimi, Umwelt-Thriller und Liebesgeschichte, spielt im südlichen Nigeria, im ölverseuchten Nigerdelta. Helon Habila war wie sein Protagonist Rufus früher Journalist und beschreibt schonungslos die Umweltzerstörung, Armut und Profitgier in einer an natürlichen Ressourcen so reichen Region. Obwohl er selbst erst nach Veröffentlichung seines Buches an die Handlungsorte im Nigerdelta reisen konnte, ist die Geschichte packend und authentisch erzählt. In der anschließenden Diskussion würdigte Helon Habila die Arbeit von NGOs wie Amnesty International. Sie übten Druck auf Nigerias Regierung aus. Allerdings sagte er auch: „Change comes by the people.“ Regierung, Armee

und Rebellen seien korrupt und profitierten neben großen Ölfirmen wie Shell und Total als einzige vom „schwarzen Gold“. Mit Goodluck Jonathan kommt erstmals ein nigerianischer Präsident aus Bayelsa, einem Bundesstaat im Nigerdelta. Helon Habila, bis Juli 2014 Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Jonathan aufgrund seiner Herkunft irgendwann einen Wandel im Nigerdelta unterstützen könnte. 2014 wäre hierfür ein gutes Jahr. Denn dann erscheint ÖL AUF WASSER auch in Nigeria.

Text: Christoph Schunk, Gruppe Berlin-Kreuzberg Foto: Christian v. Ditfurth

In Nicaragua geboren? – Schlechte Karten!

Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, drehte sich am Brandenburger Tor erstmals das Frauenrechts-Glücksrad. Je nachdem, bei welchem Land das Glücksrad hielt, leuchteten bunte Lampen auf, die die dringlichsten Frauenrechtsverletzungen im jeweiligen Land anzeigten.

Denn je nach Geburtsland und Staatsbürgerschaft sind für Frauen verschiedene Menschenrechte ganz selbstverständlich – oder eben nicht. Die Aktivistinnen und Aktivisten der Aktionsgruppe „Menschenrechtsverletzungen an Frauen“ (MaF) gaben Hintergrundinformationen zur

Frauenrechtslage im jeweiligen Land und sammelten – unterstützt von Mitgliedern der TU-Hochschulgruppe – über 160 Unterschriften für die weltweite Durchsetzung sexueller und reproduktiver Rechte von Frauen und Mädchen. „Da müssten noch viel mehr Länder drauf“, kommentierten einige Passant_innen die Aktion. Gleichzeitig waren viele Anwesende überrascht, manche regelrecht schockiert, in wie vielen Ländern Menschenrechtsverletzungen unterschiedlichster Art an Frauen stattfinden. Die Aktion war einfach und eindrücklich zugleich – und ein gelungener Auftakt der Kampagne „My Body, My Rights“. Die Kampagne befasst sich

speziell mit sexuellen und reproduktiven Rechten von Frauen. Schwerpunkte sind Sexualität, Schwangerschaft, Mutterschaft und Geburt. Wichtige Forderungen sind das Recht auf freie Entscheidung über das eigene Sexualleben, der Zugang zu Familienplanungs- und Verhütungsmethoden, der Schutz vor Vergewaltigung und häuslicher Gewalt und der Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung während Schwangerschaft und Geburt. Weitere Informationen zur Gruppe gibt es unter www. amnesty-maf-berlin.de und zur Kampagne „My Body, My Rights“ unter www.amnestyfrauen.de. Dorothée Zombronner Jennifer Bock


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Friedensgemeinden im Visier Ein Vortrag von Vertretern der Gemeinde San José Apartadó

Im dichten Dschungel der kolumbianischen Provinz Antioquia, unweit der Grenze zu Panama und somit auf einer der wichtigsten Kokain-Handelsrouten, liegt die Friedensgemeinde San José Apartadó. 1997 mit dem Ziel gegründet, die Bauern im bewaffneten Konflikt zu schützen, wurde die Gemeinde immer wieder Opfer von Menschenrechtsverletzungen, einerseits durch die Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC), andererseits durch die Paramilitärs, die Autodefensas Unidas de Colombia (AUC). Die Berliner LateinamerikaGruppe (1467) unterstützt die Gemeinde seit nun über einem Jahr und hat sich sehr gefreut, die zwei Vertreter Jesús Emilio

Tuberquia Zapata und Arley Antonio Tuberquia Usuga in Berlin zu empfangen. Jesús und Arley bringen ein sehr warmes und ansteckendes Lächeln mit, das so gar nicht mit den schrecklichen Erzählungen zu vereinbaren ist, die sie auch mit im Gepäck haben. Seit ihrer Gründung hat die Gemeinde laut Amnesty-Berichten 170 Morde und insgesamt 4.000 Verletzungen der Menschenrechte verzeichnet, davon Fälle sexueller Gewalt, Vertreibungen und Plünderungen. Erst kürzlich ist wieder ein 18-jähriges Gemeindemitglied verschwunden. Alle Fälle werden ausführlich von der Comisión humanitaria, einer von internationalen Organisationen mitgegründeten Kontrollinstanz, dokumentiert – doch

leider mit wenig Erfolg. Die Regierung streitet meist alles ab oder beschuldigt die Gemeindemitglieder der Kooperation mit den Guerillas. Trotzdem, meint Arley, bedeutet die Präsenz von Ausländern einen gewissen Schutz für die Gemeinde. Kürzlich hat sich eine Gruppe von Gemeindemitgliedern und internationalen Hilfsleuten auf die Suche nach bewaffneten Paramilitärs gemacht. Diese versteckten sich dann vor der unbewaffneten Gruppe im Dschungel – was wiederum die wichtige Bedeutung von internationalen Beobachtern unterstreicht. Auf die Frage, woher die Gemeindemitglieder die Kraft nehmen, weiterzumachen,

erwidert Arley, dass das Motto der Gemeinde ist, friedlich zu bleiben und keine Rache zu verspüren. Derzeit ist San José Apartadó autark und lebt zum Teil vom Verkauf von fair gehandelter, biologischer Schokolade. Und ein Mal wöchentlich gibt es einen Tag, an dem alle gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Wir bedanken uns ganz herzlich bei kolko e. V. und dem Baobab Infoladen e. V. für die Mitorganisation, bei Mathias Schreiber von der KolumbienKogruppe für die Einführung zur aktuellen politischen Lage in Kolumbien und bei Eva Danninger für die Übersetzung! Jessy Medernach, Lateinamerika-Gruppe

Twitter-Aktion EINE KATASTROPHE IN DER ZENTRALAFRIKANISCHEN REPUBLIK VERHINDERN!


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VeraNSTALTUNGSHINWEISE DEZEMBER 2013 10.12.

Filmabend

„De nadie“ - Filmabend zu Mexiko. „De nadie/ Borders crossing“ von Tin Dirdamal (Spanisch mit englischen Untertiteln). Ein Dokumentarfilm, der MigrantInnen in Mexiko begleitet und ihre Ängste und Wünsche, aber auch den Alptraum, der ihnen auf ihrem Weg zu Wohlstand und in ein besseres Leben im Norden widerfährt, einzufangen versucht. 19:30 Uhr Adresse: Universität Viadrina, Gräfin-Dönhoff Gebäude, Hörsaal 2, Europaplatz 1, 15230 Frankfurt/Oder

12.12.

Film- und Themenabend

zur weiblichen Genitalverstümmelung. Gezeigt wird der Film „The Cut“ von Beryl Magoko. Mit Rebekka Macht, Expertin für Female Genital Mutilation von Amnesty International, Dr. Edda Brandes, Vorsitzende des BENKADI e.V. Kultur Raum Afrika. 19 Uhr. Adresse: Kino Sputnik, Hasenheide 54, 10967 Berlin – Kreuzberg. U7 Südstern

16.12.

ein nachhaltiges Trockentoilettenprojekt. Mit den gesammelten Spenden sollen Sanitäranlagen in Indien finanziert werden. Im Anschluss: Publikumsgespräch mit den FilmemacherInnen. 16:00 Uhr. Adresse: Universität Viadrina, Gräfin-Dönhoff Gebäude, Hörsaal 8, Europaplatz 1, 15230 Frankfurt/ Oder

14.12.

Mahnwache für WOZA

18.12.

Informationsabend

Mahnwache der Gruppe „Menschenrechtsverletzungen an Frauen“ (MaF) für die Mitglieder der simbabwischen Menschenrechtsorganisation „Women of Zimbabwe Arise“ (WOZA) vor der Botschaft der Republik Simbabwe. WOZA-Mitglieder sind regelmäßigen und willkürlichen Repressalien und Inhaftierungen ausgesetzt. 16–17 Uhr. Adresse: Vor der Botschaft der Republik Simbabwe, Kommandantenstraße 80, 10117 Berlin-Mitte. U2 Spittelmarkt

in Kreuzberg über die Arbeit von Amnesty International. 19:30 Uhr. Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche (im Kirchencafé), Zossener Str. 65, 10961 Berlin-Kreuzberg. U1, U6 Hallesches Tor

Filmvorführung

Filmvorführung „Guts for Change“ – Eine Veranstaltung im Rahmen des lebendigen Adventskalenders. Eine Gruppe junger Leute fährt mit dem Rad von Berlin nach Indien. Dabei werben sie für

Die Veranstaltungshinweise werden laufend unter www.amnesty-bb.de/Termine aktualisiert


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