Rundbrief 4/2012

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ÜBERSICHT

S.O.S. Europa: Straßenaktion zum Flüchtlingstag 1 Amnesty International auf dem Greenville Festival 2 Das Gartenfest 2012 3 Ten Mile Walk mit Patrick Okoroafor 4 Gruppenportrait: Französischsprachiges Afrika 5 Kiezkultur, Kunst und Menschenrechte: Infoabend zum Iran 5 Niederländische Studenten zu Besuch bei Amnesty International 6 TU-Hochschulgruppe: Wo ist Roma-Land? 6 Veranstaltungshinweise 7

„Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa!“

Foto: Dario Sarmadi

Berliner Amnesty-Mitglieder protestieren gegen inhumane Migrationspolitik der EU

Das Sterben ist scheinbar normal geworden – nur noch selten erreichen Todesfälle von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer die Öffentlichkeit. Dabei zählt das UNO-Flüchtlingswerk (UNHCR) mindestens 1500 Tote alleine im vergangenen Jahr. Zugleich rüstet Europa die Grenzen weiter auf und tritt dabei fundamentale Menschenrechte mit Füßen. Amnesty International fordert anlässlich des bundesweiten Flüchtlingstags am 28. September die europäischen Regierungen auf, das Massensterben an den Außengrenzen zu beenden. Vor dem Brandenburger Tor gibt es dazu eine große Straßenaktion unter dem Motto „Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa“. Zudem läuft im Moviemento-Kino Kreuzberg der Dokumentarfilm „Closed Sea“. „S.O.S. Europa“ ist Teil der europaweiten Kampagne von Amnesty International „When You Don‘t Exist“. Bereits vor einem Monat kamen dafür rund 70

Amnesty-Aktivistinnen und Aktivisten aus etwa 20 Ländern auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa zusammen und haben ein beeindruckendes S.O.S.-Signal nach Europa gesendet. „Stoppt die Pushbacks – Schickt Migranten nicht zurück in die Folter“ ist eine Forderung an den Innenminister Italiens. Denn Italien ist beispielhaft für ganz Europa, das sich mit unrechten Mitteln dagegen wehrt, Flüchtlinge nach Europa gelangen zu lassen. 2008 verabschiedeten Silvio Berlusconi und Libyens damaliger Machthaber Muammar Al-Gaddafi einen „Freundschaftsvertrag“, der rund 5 Milliarden US Dollar zur Abwehr von Migranten aufwenden sollte – etwa für Push-Back Operationen auf dem Mittelmeer oder den Bau von Gefängnissen für „illegale“ Migranten. Nach dem kriegerischen Konflikt in Libyen wurde ein ähnlicher Vertrag nun wieder beschlossen, mit

ähnlich verheerenden Folgen für Migranten. Unterstützen Sie die Kampagne gegen die verfehlte Flüchtlingspolitik der EU, kommen Sie am Mittwoch, 26. September, um 17:30 Uhr vor das Brandenburger Tor und machen Sie bei der Straßenaktion mit. Geschaffen wird eine absurde Strandszenerie mit entspannten Badegästen vor toten herangespülten Flüchtlingen. Vor Ort werden Unterschriften für eine Petition an den italienischen Innenminister gesammelt. Die Filmvorführung findet am Freitag, 28. September, um 18 bis 20 Uhr im Kino Moviemento Kreuzberg statt. Der Film „Closed Sea“ porträtiert Flüchtlinge, die im Mittelmeer ohne Asylverfahren von italienischen Grenzpatrouillen nach Libyen rücküberstellt worden sind. Im Anschluss spricht Amnesty-Asylexpertin Franziska Vilmar.

Dario Sarmadi, Asylgruppe Berlin


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Amnesty auf dem Greenville Festival

Rockfans unterstützen ATT-Kampagne

Gute Musik, coole Bands, entspannte Menschen – und mittendrin ein großer, gelber Amnesty Bus. Nachdem Amnesty International dieses Jahr schon bei zahlreichen Festivals Petitionen unter die Leute brachte, sind Gruppenmitglieder des Bezirks Berlin-Brandenburg auf das dreitägige Greenville Festival bei Berlin gefahren. Das Ziel war die Besucherinnen und Besucher über die ATT-Kampagne für ein restriktives Waffenhandelsabkommen zu informieren. Aktueller hätte der Anlass nicht sein können, denn während die Anwesenden zur Musik tanzten, saßen die Regierungen der Welt in der UN-Vollversammlung zusammen, um den Waffenhandelskontrollvertrag zu diskutieren. Damit besonders die deutsche Regierung stark bleibt und einem Vertrag nur dann zustimmt, wenn dieser jede Art von Waffen, also auch Kleinwaffen, mit einbezieht, sammelten rund 25 Mitglieder aus den Hochschulgruppen und den Jugendgruppen tatkräftig Unterschriften. Durch die entspannte Atmosphäre des ökologisch inspirierten Festivals und das perfekte Festival-Wetter

fiel es den Aktivistinnen und Aktivisten leicht, die Besucher zu begeistern. So brauchten sie teilweise nur mit Klemmbrettern unter dem Arm über den Platz wandern, um zu anderen Ständen heran gewunken zu werden und wieder vier weitere Unterschriften zu bekommen. Klar half dabei auch die Aufmerksamkeit, die der Bus mit allen Spielereien wie Fotowand und Sonnendeck erzeugte. Besonderer Blickfang waren aber die kostenlosen Ohrstöpsel, die mit ATT-Infos über die Kampagne informierten. Beinahe jeder, der sich über die Ohrstöpsel freute, half auch durch seine Unterschrift, und der ein oder andere konnte sich sogar vorstellen, beim nächsten Festival selbst Amnesty Ohrstöpsel zu verteilen. Viele posierten sogar hinter dem Amnesty-Kampagnenmotiv. Mit den Fotos (siehe oben) hebten sie nicht nur ihre Hand für Waffenkontrolle sondern zeigten auch Gesicht für eine gerechtere und friedlichere Welt.

Maria Mayer Praktikantin im Regionalbüro Ost

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Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder, Menschenrechte gründen auf der Überzeugung, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind. So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Diese Überzeugung, dass alle Menschen gleich wertvoll sind motiviert uns bei unserem Einsatz für die Menschenrechte. Über fünfzig Gruppen von Amnesty International engagieren sich in Berlin und Brandenburg für die Würde, die Freiheit und die Gleichheit aller Menschen überall auf der Welt. Informieren Sie sich auf unserer Homepage über die Schwerpunkte unserer Gruppen und engagieren Sie sich mit uns für die Menschenrechte. Am 26. und 28. September werden wir uns für die Würde und die gleichen Rechte von Flüchtlingen in Europa einsetzen. Hunderte Menschen sterben jedes Jahr an den Außengrenzen der EU auf ihrer Flucht nach Europa vor Terror, Verfolgung und Hunger. An die Schicksale dieser Menschen erinnern wir mit einem Dokumentarfilm im Kino Moviemento und einer öffentlichen Demonstration auf dem Pariser Platz. Herzliche Grüße,

Frédéric Krumbein Sprecher des Bezirks Berlin-Brandenburg

IMPRESSUM REDAKTION Dario Sarmadi, Florian Oswald BEI FRAGEN UND ANREGUNGEN E-Mail an: newsletter@amnesty-bb.de ANGABEN ZUM DATENSCHUTZ


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Dahlemer Gartenfest thematisiert Waffenhandel

Amnesty-Bezirksveranstaltung unter dem Zeichen der ATT-Kampagne

Die Amnesty-Mitglieder vom Bezirk BerlinBrandenburg haben dieses Jahr wieder viel geleistet – von Flashmobs über Petitionssammlungen bis hin zu Urgent Actions. Umso wichtiger war die traditionelle Halbzeitpause: das Gartenfest im Martin-Niemöller-Haus. Bei strahlendem Sonnenschein gönnte man sich einen Rückblick, tauschte sich untereinander aus, besprach künftige Kampagnen und kam mit Spenderinnen und Spendern zusammen. Doch das war nicht alles: Die Besucherinnen und Besucher bekamen ein abwechslungsreiches Programm geboten. In einem Interview mit Moderator Julian Lehmann informierte Matthias John, Rüstungsexperte von Amnesty International, über den aktuellen Stand bei den Verhandlungen für ein neues Waffenkontrollabkommen (zweites Bild von oben). John lobte die bisher durchgeführte Kampagne für einen transparenten und strikten Waffenhandelskontrollvertrag. Amnesty habe gute Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit geleistet und sei dabei stets unabhängig geblieben. Auch wenn die Vereinigten Staaten am letzten Verhandlungstag in der UN-Vollversammlung mehr Zeit für einen Vertrag eingefordert haben und somit ein abschließender Erfolg im Kampf für ein neues Abkommen aussteht – „die

Bundesregierung und andere Länder haben gemerkt, dass sie nicht mehr unbeobachtet handeln können“, sagte John. Umrahmt wurde das Interview von Jazz-, Blues- und Funkmusik der Bigband des Heinz-Berggruen-Gymnasiums, die bereits auf dem vergangenen Gartenfest begeisterte (drittes Bild von oben). Ebenfalls das zweite Mal auf der Amnesty-Bühne: Antoine Villoutreix. Der junge Gitarrist sang träumerische Chansons auf französisch und englisch. Freche Sprüche lieferte hingegen die deutsch-türkische Schauspielerin und Kabarettistin Serpil Pak (Bild unten). Die Unterhalterin präsentierte humorvolle und zugleich sozialkritische Anekdoten über kulturelle Stereotypen und Diskriminierung im deutschen Alltag. Der Bezirk Berlin-Brandenburg bedankt sich bei dem Friedenszentrum Martin-Niemöller-Haus, dem Jugendund Kulturzentrum Schlesische 27, der Schultheiss-Brauerei, den Künstlerinnen und Künstlern und den zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern für ihre Unterstützung. Sie alle machten das diesjährige Gartenfest zu einem vollen Erfolg.

Dario Sarmadi, Redaktion Fotos: Mehmet Bakir

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Spazieren für die Menschenrechte

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AKTIV FÜR AMNESTY Amnesty-Mitglieder geben den Opfern von Menschenrechtsverletzungen eine Stimme und tragen somit einen unentbehrlichen Teil zur Arbeit von Amnesty International bei. Erfahren Sie mehr über weitere Aktionen und geplante Veranstaltungen auf www.amnesty-bb.de www.amnesty.de/aktiv-vor-ort www.amnesty.de/kalender und www.facebook.com/amnestybb.de

Menschenrechtsarbeit ist oft aufreibend, mühevoll und erfordert Durchhaltevermögen – doch sie lohnt sich. Dieses gute Gefühl haben Amnesty-Mitglieder beim diesjährigen Ten Mile Walk durch Berlin gespürt. Unter den rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern befand sich Patrick Okoroafor, der durch die Unterstützung von Amnesty aus einer 17 Jahre langen Haft in Nigeria entlassen wurde. Der Ten Mile Walk von Amnesty International jährte sich bereits zum elften Mal. Diese Jahr widmete er sich der ATT-Kampagne und forderte ein bindendes internationales Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels. Auf ihrem Weg von Charlottenburg nach Kreuzberg verteilten Mitglieder, Freundinnen und Freunde von Berliner und Braunschweiger Amnesty-Gruppen mehrere Hundert Flyer an Passanten. Die drei Jahre zuvor sind die Aktivistinnen und Aktivisten für Patrick

Okoroafor gelaufen und verlangten seine Freilassung. Dass Patrick gemeinsam mit seinem Bruder Henry an dem diesjährigen Spaziergang teilnahm, war eine Überraschung. „Das war der längste Spaziergang, den ich je in meinem Leben gemacht habe“, sagte Patrick. „Ich bin so dankbar gegenüber Amnesty International und für die mehr als zehntausend Karten aus aller Welt, die mir Hoffnung in den dunkelsten Stunden gegeben haben. Ich hätte nicht überlebt ohne diese Unterstützung.” Die Postkarten aus Berlin, die Patrick Mut zusprachen, trugen die Aufschrift „Never give up“. Dieses Jahr gingen die Karten an Patricks Mutter nach Nigeria, um ihr mitzuteilen, wie glücklich die Ten Mile Walkers sind, dass ihr Sohn wieder frei ist. Ann Robertson Englischsprachige Gruppe

Unermüdlicher Einsatz für Patrick Okoroafor - 1995: Patrick Okoroafor (Bild mitte), damals 14 Jahre alt, wird inhaftiert und zu Unrecht wegen Raubs angeklagt. - 1997: ohne fairen Prozeß zum Tode verurteilt, dann zu lebenslangem Gefängnis. - 2001: das Urteil wird, weil illegal, für nichtig erklärt. Patrick kommt aber nicht frei. - 2008: Amnesty International, Nigerian Bar Association und andere NGOs setzen sich weltweit für Patricks Freilassung ein. - 30. April 2012: nach 17 Jahren

kommt Patrick frei. - 24. Juni 2012: Patrick und sein Bruder Henry (Bild rechts) nehmen am Amnesty International Ten Mile Walk in Berlin teil.

Amnesty International - Bezirk BerlinBrandenburg, Haus der Demokratie und Menschenrechte: Greifswalder Str.4 (Aufgang A), 10405 Berlin Prenzlauerberg (Tram M4, Bus 200, 142: „Am Friedrichshain“) Tel.: (0 30) 841 09 052 Fax: (0 30) 841 09 055 E-Mail: info@amnesty-bb.de

SPENDENKONTO

Konto-Nr. 8090 100 BLZ 370 205 00 Bank für Sozialwirtschaft Bitte als Verwendungszweck „3100“ (für Bezirk Berlin-Brandenburg) angeben

INFOABENDE

über die Arbeit von Amnesty International am 1. Freitag im Monat, im Amnesty-Bezirksbüro, um 19:00 Uhr. Adresse s.o. und am 3. Mittwoch im Monat in Kreuzberg, um 19:30 Uhr. Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche: Zossener Str. 65, Kreuzberg (U Hallesches Tor)

BERATUNG FÜR POLITISCHE FLÜCHTLINGE: DONNERSTAG 18:00 BIS 20:00 UHR auf deutsch, englisch und jeden 1. und 3. Donnerstag auch auf russisch - im Bezirksbüro -


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Was macht eigentlich die Gruppe... Französischsprachiges Afrika? Die französischen und deutschen Mitglieder der Gruppe „Französischsprachiges Afrika“ (1346) befassen sich mit der Menschenrechtssituation in den frankophonen Ländern Afrikas, bisher Tschad, Côte d’Ivoire, DR Kongo und Kamerun. Jedes neue aktive Mitglieder unserer noch kleinen Gruppe kann dazu beitragen, dass wir uns immer besser und in mehr Ländern auskennen und so handlungsfähiger werden. Zum Tag der Menschenrechte 2011 wurde der in Kamerun wegen angeblicher Homosexualität verurteilte Student Jean-Claude Mbede einer der Adressaten des weltweiten Amnesty-Briefmarathons. Schon seit Sommer 2011 ist unsere Gruppe mit Briefen, Petitionen und Mahnwachen vor der Kameruner Botschaft im Einsatz, um auf seinen Fall und die verschärfte Verfolgung von Homosexu-

ellen in Kamerun öffentlich hinzuweisen. Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern die Freilassung aller wegen Homosexualität Inhaftierten bzw. die Aufhebung der

Urteile (Abschnitt 347a, Strafgesetzbuch von Kamerun, verbietet und bestraft gleichgeschlechtliche Beziehungen). Wir arbeiten zusammen mit der Koor-

dinationsgruppe Kamerun (2017) und dem Amnesty-Bezirk Berlin-Brandenburg. Wer Lust hat mitzumachen, ist herzlich willkommen. Französischkenntnisse sind erforderlich für das Verständnis französischsprachiger Dokumente und das Verfassen von Briefen. Mit Einschränkung reichen für die Mitarbeit auch Englischkenntnisse. Die Gruppe trifft sich alle zwei Wochen montags um 20 Uhr im Büro des AmnestyBezirks Berlin-Brandenburg, Greifswalder Straße 4. Das nächste Treffen findet am 17. September statt. Mehr über die Arbeit der Gruppe gibt es auf der Webseite der Gruppe. Einen Überblick über alle Gruppen des Bezirks BerlinBrandenburg bietet die Bezirkshomepage. Wulf Niepold, Gruppe Französischsprachiges Afrika

Kiezkultur, Kunst und Menschenrechte Das zweite Projekt der Iran AG der FU-Hochschulgruppe

Karikaturen: Mana Neyestani

„Menschenrechtsbildung, Kiezkultur und Kunst“: unter diesem Motto stand Ende Juli ein Vortragsabend zum Thema „Das Verhältnis von politischem System und

Menschenrechten in der Islamischen Republik Iran“. Die Iran AG der FU-Hochschulgruppe lud hierzu in den Bücherladen „die buchkönigin“ in Kreuzkölln ein.

Nach der ersten Veranstaltung „Interrupted Lives: Portraits of Student Repression in Iran“ im großen HenryFord-Bau der Freien Universität, wollte die Gruppe dieses Mal einen kleineren Raum für die Thematik der Menschenrechte im Iran schaffen, um das Publikum stärker in die Diskussion einzubinden. Den Rahmen der Veranstaltung bildete die „Kunst“: ausgestellt wurden vier Karikaturen des im Pariser Exil lebenden Künstlers Mana Neyestani (siehe Bilder). Den Teil der „Menschenrechtsbildung“ übernahm mit einem Vortrag Nasrin Bassiri. Die Frauenrechtlerin und Publizistin stellte ihre Sicht der Entwicklung der Menschenrechte, mit Fokus auf die Rechte der Frau, seit dem Ende der Schah-Ära bis in die Gegenwart vor. Bassiri musste 1982-1983 auf Grund ihrer Mitarbeit im Nationalen Bund der Frauen zunächst in den Untergrund und 1983 ins Exil fliehen. Ab Februar werden wir unter unserem Motto neue Veranstaltungen organisieren und hoffen auf neue Mitglieder, die uns hierbei unterstützen werden. Paniz Musawi FU-Hochschulgruppe


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Niederländische Studierende zu Gast im Haus der Demokratie und Menschenrechte Eine Gruppe von etwa 90 Studierenden der Fachrichtung „Public Management“ der Universität Den Haag besuchten das Haus der Demokratie und Menschenrechte und informierten sich über die Arbeit von Amnesty International. Die Reise nach Deutschland widmete sich

den Themen „Peace, Justice, Safety and Human Rights“. Zunächst empfing Pamela Kölling (Gruppe Wilmersdorf) die Gäste im Robert-Havemann-Saal und vermittelte einige Informationen über das Haus der Menschenrechte. Anschließend erhielten die Studenten anhand von englischen Filmen sowie niederländischen Texten und Schaubildern Informationen zu Amnesty und zum geplanten Waffenhandelskontrollvertrag (Arms Trade Treaty). Mit Unterstützung von Susanne Baldin (Innenreferentin) und Karin Eberhart (Gruppe Menschenrechtsbildung) wurden die Studenten auf die Unterschriftenlisten, besonders zur ATT-Kampagne, aufmerksam gemacht. Am Ende ergaben sich noch verschiedene interessante individuelle Gespräche zu den behandelten Themen.

Petition

S.O.S. EUROPA

flüchtlingSSc hUtz in SEEnOt

Tausende Mens chen aus Afrika fliehen jährlic oder Folter in h über das Mittel ihren Heimatlände meer rn. Mindestens 1500 Flüchtlinge nach Europa aus Angst vor Haft, Misshandlu Viele starten die kamen dabei 2011 ums Leben ng gefährliche Überq . arbeitet Italien eng mit der neuen uerung in Libyen. Um die Flüch Länder im April tlingsboote daran libyschen Regie 2012, Flüchtlinge rung zusammen. zu hindern, Europ ihnen Haft und auf hoher See In einem Gehei a zu erreichen, Folter. abzufangen und mabkommen vereinbarten die nach Libyen zurüc beiden kzuschicken. Auch dort drohe fORdERn SiE itAli n En

www.AmnESty.dE/ AUf, diESE zUSAmmEnARbEit mit libyEn zU SOS-EUROPA

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AchEn UntER:

Elisabeth Tkotsch Gruppe Menschenrechtsbildung

Wo ist Roma-Land? Hochschulgruppe der TU Berlin informiert über aktuelle Situation der Sinti und Roma in Europa Ein Jahr lang haben die engagierten Mitglieder der TU Hochschulgruppe an dem Projekt gearbeitet. Den erfolgreichen Abschluss machte nun eine Podiumsdiskussion im Haus der Demokratie und Menschenrechte, die aus verschiedenen Blickwinkeln die Situation der Sinti und Roma in Europa beleuchtete. Noch immer werden Roma diskriminiert, und das nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Zu selten berichten Medien über damit einhergehende Probleme wie Massenabschiebungen, Sammellager oder Benachteiligung in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Der vorausgegangenen Einladung folgten etwa 50 Interessierte, die sich rege durch Publikumsbeiträge an der Diskussion beteiligten. Als erste Referentin konnte die Juristin Dr. Jessica Heun gewonnen werden, die sich im Rahmen ihrer Promotion mit dem Minderheitenschutz der Roma in der Europäischen Union beschäftigte. Heun beschrieb die rechtliche Situation der Roma in Europa. Zwar wurde der Minder-

heitenschutz im Rahmen der europäischen Menschenrechtskonvention von 1959 festgelegt, doch war der Begriff „Minderheit“ von jedem Nationalstaat selbst auszulegen. Erst 2001 wurden Roma durch den Europarat offiziell als Minderheit anerkannt. Die Politik ist zwar in den vergangenen Jahren aktiver geworden. Dennoch leiden viele Roma darunter, dass sich ihr Herkunftsland nicht für sie verantwortlich fühlt oder aktive Diskriminierung betreibt, wie beispielsweise die Unterbringen von RomaKindern an Sonderschulen in Tschechien. Marie von Möllendorff, Fachreferentin für Europa und Zentralasien bei Amnesty International, erläuterte die Sichtweise von Amnesty International sowie die sich daraus ergebenen Forderungen. Als besonderen Gast konnten die Hochschulgruppe Prof. Dr. Hristo Kyuchukov begrüßen. Er ist Psycholinguist, aktuell an der Freien Universität Berlin beschäftigt, und seit Jahren in verschiedenen Gremien für die Rechte der Roma ehrenamtlich aktiv. Mit vielen persönlichen Erfahrungen aus

seinem Berufsleben und Alltag zeichnete er ein facettenreiches Bild der Schwierigkeiten, mit denen Roma konfrontiert werden. Auf Nachfrage des Publikums erklärte er, dass die Bezeichnung „Zigeuner“ eine Fremdbezeichnung sei und als solche von den Sinti und Roma als diffamierend und romantisch verklärend empfunden wird. Die Bundesrepublik Deutschland scheint etwaige Probleme zu umgehen und meidet es bislang, die Integration der Roma stärker zu thematisieren und zu fördern. Die Berichte der Referenten haben dagegen gerade noch einmal die Wichtigkeit dieses Themas hervorgehoben. So bleibt zu hoffen, dass die Probleme um die Integration der Roma auch hier in Deutschland in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erhalten. Es wäre an der Zeit.

Ronja Kalthoff, TU Berlin Hochschulgruppe


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VERANSTALTUNGSHINWEISE September 2012 18.09.

Buchvorstellung

„Unerwünscht – Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte“ des Bloomsbury Berlin Verlags. In dem autobiographischen Buch erzählen die drei Brüder Mojtaba, Masoud und Milad Sadinam die Geschichte ihrer Flucht aus dem Iran, ihrer Ankunft in Deutschland bis hin zum Studienabschluss. Die Moderation übernimmt Maxi Leinkauf von der Freitag. Amnesty ist mit einem Infostand vor Ort. 19:30 Uhr. Adresse: taz Café, Rudi-Dutschke-Str. 23, 10969 Berlin-Kreuzberg. U6 Kochstraße

19.09.

Informationsabend

in Kreuzberg über die Arbeit von Amnesty International. 19:30 Uhr. Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche (im Kirchencafé), Zossener Str. 65, 10961 Berlin-Kreuzberg. U1, U6 Hallesches Tor

20.09.

„The Green Wave“

Filmvorführung und Vortrag über die Proteste vor und nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 und die aktuelle Menschenrechtslage im Iran. 19 Uhr. Adresse: Besucherzentrum Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Str. 119, 13355 Berlin. S-Nordbahnhof, U8 Bernauer Str., Tram M10

26.09.

Straßenaktion zum Flüchtlingstag

Unter dem Motto „Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa“ wird die europaweite Kampagne „When you don’t exist“ beworben, welche sich gegen die europäische Migrationspolitik richtet. Auf dem Pariser Platz wird eine Strandszenerie geschaffen, in der tote Flüchtlinge angespült, aber von den Badegästen und Grenzschutzbeamten ignoriert werden. Mitmachen und melden bei info@ amnesty-bb.de. 17:30 bis 19 Uhr. Adresse: Pariser Platz, 10117 Berlin. S/U Brandenburger Tor, Bus 100, M85 Reichstag

28.09

Filmvorführung zum Flüchtlingstag

Der Dokumentarfilm „Closed Sea“ begleitet Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer. Handy-

aufnahmen zeigen, wie Migranten auf hoher See von italienischen Patrouillen abgefangen und nach Libyen zurückgebracht werden, wo viele von ihnen gefoltert werden. Danach spricht Franziska Vilmar, Asylexpertin von Amnesty Deutschland. Eintritt frei. Um Spenden wird gebeten. 18 bis 20 Uhr. Adresse: Moviemento Kino, Kottbusser Damm 22, 10967 Berlin-Kreuzberg. U8 Schönleinstr.

Oktober 2012 05.10.

Informationsabend

in Prenzlauer Berg über die Arbeit von Amnesty International. 19 Uhr. Adresse: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin Prenzlauer Berg. Tram M4, Bus 200, 142 „Am Friedrichshain“

16.10.

Frauenhandel in die Zwangsprostitution in Europa Filmvorführung mit Podiumsdiskussion anlässlich des Europäischen Tags gegen Menschenhandel. U.a. mit ARD-Auslandsreporterin & „Frau Europas 2007“ Inge Bell. In Kooperation mit der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD). 19 Uhr. Adresse: EBD, Sophienstr. 28/29, 10178 Berlin. S Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße.

17.10.

Informationsabend

28.10.

Mahnwache

in Kreuzberg über die Arbeit von Amnesty International. 19:30 Uhr. Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche (im Kirchencafé), Zossener Str. 65, 10961 Berlin-Kreuzberg. U1, U6 Hallesches Tor

Weltweit gleichzeitige, friedliche und stille Mahnwache zu LGBTI-Inhaftierten in Kamerun. Die Einzelfallarbeit zu Jean-Claude wird erweitert auf insgesamt 7 Personen, die alle aufgrund des gleichen Gesetzes zurzeit im Gefängnis sind. 13 bis 15 Uhr. Adresse: Vor der Botschaft der Republik Kamerun, Ulmenallee 32, 14050 Berlin-Westend.

Die Veranstaltungshinweise werden laufend unter www.amnesty-bb.de/termine aktualisiert


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