2000_09_anschlaege

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auf.takt

an.schläge an.spruch

Manche lieben’s heiß Kühle Worte zu H. Gansterers Diagnosen betreffend Feministinnen medien.politik

an.schläge auf Strukturwandel gefährdet die feministische Gegenöffentlichkeit

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gewalt.symposium

Die Daphne Strategie Expertinnen tagten zum Thema „Gewalt gegen Lesben“

10

japan

Embryoland

thema

politik

Abtreibungen im 21. Jhdt. treffen auf Jahrtausende alte Totenkulte

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an.sage

Drehladen und Babyklappen Verena Pawlowsky und Silvia Stöger über die neue/alte Idee

24

patriotismus

Kein schöner Land In Österreich rücken die „kleinen Männer“ nationalistisch zusammen

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arbeit

forum

forum.wissenschaft

Grenzen sprengen Theater überwindet traditionelle Weiblichkeitsbilder spielend

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diplom.arbeit

Privat: Eintritt erwünscht! Feministische Arbeiten werden zunehmend außeruniversitär betreut

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dream.project

Spectacular things Lesbo 2000 in Gent

29

video.kunst

Feminismus weiter schreiben Kuratorin Stella Rollig im Gespräch über die Ausstellung <hers>

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kultur.portrait

Kommen und Gehen Schauspielerin E. Malovcic über zweite Generation und neue Projekte

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an.klang

Ton macht Musik Musik, die kreativ zu Hörensweisen inspiriert

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lese.zeichen

Schulfrauen und Mädchen Zwei Bücher, die sich mit Mädchen und Bildung auseinandersetzen

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ge.fragt

kultur

„Wo geht das ganze Geld hin“, ruft Tina verzweifelt durch die Redaktion, nachdem sie den Hörer auf das Telefon zurück sinken ließ. Die finanzielle Notlage, in der sich Dank der Regierungspolitik des Hinauszögerns und Aushungerns besonders alternative und feministische Initiativen befinden, wirkt sich auch auf den Inseratenmarkt aus. Klar: wo kein Geld ist, kann keines ausgegeben werden. Das müssen auch die an.schläge zur Zeit schmerzlich erfahren. Die Subventionen für dieses Jahr sind noch immer ausständig, weshalb wir uns einem tiefen Finanzierungsloch gegenüber sehen, welches in Grenzen zu halten bereits Arbeitsplätze gekostet hat. Unsere einzige unabhängige Finanzierungsquelle – in der jetzigen Situation notwendiger denn je – sind (Unterstützungs)Abos. Über die aktuelle Medienpolitik und die Auswirkung, die die stufenweise Streichung des begünstigten Postversandes auf Zeitschriften allgemein, und feministische im besonderen hat, berichtet Verena Fabris in diesem Heft. Thema der vorliegenden an.schläge ist der österreichische Patriotismus, den Ursula Hermann und Cornelia Kogoj aus feministischer und minderheitenpoltischer Warte unter die Lupe nehmen. Rike Frank hat für die an.schläge mit der feministischen Kuratorin Stella Rollig über ihr neues Ausstellungsprojekt gesprochen. Lang vorbei ist zwar bereits das Fest der feministischen Medien, zu dem am Anfang dieses Sommers die Frauen so zahlreich kamen, um sich solidarisch zu zeigen gegen die blau/schwarze Definition von Medien- und Frauenpolitik. In dieser Nacht überwog auf jeden Fall die Freude am gemeinsamen Essen, Raten und Gewinnen. Festlich geht’s nun in den Herbst, wenn am 2. Und 3. September die Volksstimme auf die Jesuitenwiese im Wiener Prater einlädt. Auch hier werden die an.schläge gemeinsam mit anderen feministischen Medien präsent sein. Praktikantin im August war Isabel Segrelles, deren Engagement die arbeitsintensive Produktion dieser Nummer ein großes Stück leichter machte. Schließlich wollen wir uns gemeinsam mit Angela über den Nachwuchs freuen, der seit Anfang Juli gesund und munter diese Welt bereichert und – den damaligen Temperaturen entsprechend – zum Nils ernannt wurde. Herzlichen Glückwunsch!

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Crippie, the kyke dyke Sie war begabt und geschlagen mit einer allzu großen Empfindlichkeit

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an.an.schläge

Betrifft:„Personal Best“ in an.schläge 7-8/00

Betrifft:„Mit zehn erwachsen“ in an.schläge 7-8/00

Professionelles Herz

Differenzierung gefragt

Danke für die an.schläge. Großes Lob von mir und Gabriele: professionell und mit Herz, das findet frau selten.

Zunächst einmal möchte ich Euch die gebührende Anerkennung zollen für Euren Artikel zu (Kinder)Sextourismus in der letzten Nummer. Ihr habt Euch damit an ein komplexes Thema gewagt. Komplex denke ich ist das Thema deswegen, weil sich hier verschiedene Fragen und Problematiken verknüpfen: ökonomisches Nord-Süd-Ausbeutungsverhältnis mit internationaler Arbeitsteilung mit Exotismus mit Sexismus mit der Frage, wie Prostitution zu bewerten sei, mit Sexualitätsverständnis mit Arbeitsbegriff mit Opferdiskurs mit Klischees ... Gerade wegen dieser Komplexität halte ich persönlich es für ratsam, zwischen Kindersextourismus und „Erwachsenen“-Sextourismus zu trennen. Mir schienen die beiden Problematiken in Eurem Artikel zu sehr vermischt. Warum hier differenziert werden soll? Erwachsene Frauen sind nicht einfach Opfer von Sextouristen, von ökonomischen Umständen, von Zuhältern, die sie zu einer Arbeit verführen, die sie gar nicht machen wollen. Erwachsene Frauen treffen eine bewußte Entscheidung für Sextourismus als Überlebensstrategie – wie eingeschränkt auch immer der Rahmen Ihrer Möglichkeiten ist.Was nicht heißt, dass es hier keine individuelle oder strukturelle Ausbeutung gäbe, die es zu benennen gilt (wie bei anderen Jobs – etwa in der exportorientierten Billiglohnwirtschaft auf den Philippinen – auch). Trotzdem: Ich denke, diese Frage der Freiwilligkeit und der Wahl einer Überlebensstrategie marktiert einen wesentlichen Unterschied zum Frauenhandel auf der einen und zum Kindersextourismus auf der anderen Seite, einen Unterschied, der andere analytische Fragestellungen und Positionen sowie andere politische Forderungen und Strategien mit sich bringt.

Gabi, Graz

an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen:

Betrifft: Probenummer

Zu jung

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/715 98 89/13, Fax: DW 20, e-mail: an.schlaege@chello .at

Redaktionskollektiv: Verena Fabris/vab (Koordination, DW 13), Angela Heissenberger/AH, Gabi Horak/GaH (DW 15), Kerstin Kellermann/kek, Helg Pankratz/hp (Termine, DW 14); Magda Scheiblbrandner/sc (DW 14), Beate Soltész/sol

Danke fürs probieren dürfen, aber ich fühle mich zu jung für eure Zeitschrift – schade, aber scheinbar bin ich mit meinen 20 Jahren in einem Zwischenalter und es gibt nichts Passendes. Trotzdem weiterhin alles Gute!

IInserate, PR: Tina Ludescher (DW 15) Ständige Mitarbeiterinnen: Kathy Bryla/KB, Gabi Horak/GaH,

Sarah Schubert, Köln

Barbara Luger/balu

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Angela Schwarz, Barbara Fröhlich, Ursula Hermann, Cornelia Kogoj, Katharina Pewny, Charlotte Eckler, Lisa Rosenblatt, Rike Frank,

Betrifft: Nicht nur Kremser Senf

Jeder Millimeter

Ilse M. Seifried, Evi Schmitt/Mo, Isabel Segrelles /is

an.sage: Verena Pawlowsky, Silvia Stöger grau.zone: Magda Scheiblbrandner heim.spiel: Angela Heissenberger wyber.space: Beate Soltész ge.fragt: Elke Koch an.klang: Ilse Kilic plus.minus: Helga Pankratz Cartoons: Gabi Szekatsch, Klaudia Wanner Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk Fotos: an.schläge-Archiv, Magadlena Blaszczuk, Pez Hejduk, Michaela Bruckmüller, Margarete Neundlinger, Angela Heissenberger, Eva Weissenberger, M. Rollig, Polyfilmverleih

Coverfoto: Magdalena Blaszczuk an.schläge Schrift: Martha Stutteregger Grafisches Konzept: Beate Schachinger für Layout: Beate Schachinger Druck: Reha Druck, Graz © an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten.

04 an.schlägeseptember 2000

Da sitz’ ich in Edinburgh und gönn’ mir ein kühles Bier. Aus der Dose, die Grünen hier oben sind nicht echt etabliert. Jedesmal, wenn ich aus dem Geschäft ohne Plastiksackerl die 100 m nach Hause gehen will, krieg’ ich „bedauernswert“ Blicke. Ich hab gerade Besuch aus Wien und der hat meinem „Nur Kremser Senf bitte“-Mitbringwunsch auch noch den Falter und die an.schläge zugefügt.Wie gut das tut! Sonntagmorgen: Kaffee, an.schläge. Es tut so gut zu sehen, daß die Welt sich weiter dreht, aber mir nicht fremd wird. Gesichter auf Fotos freudige Erregung hervorrufen – danke für das „Marantana“-Foto in „Personal Best“! Schön euer neues Layout: jeder Millimeter zählt! Weiter, weiter, immer weiter. Kann an.schläge ein Stück Heimat sein? Das fragt sich Eure Uschi

Maria Katharina Moser


an.spruch

Helga Pankratz

Manche lieben’s heiß Ausgerechnet unter der Überzeile „Good News“ stimmte Helmut A. Gansterer im profil Nr. 30 vom 24. Juli einen Grabgesang an, zum Thema „Das Schweigen der Emma – die seltsame Stille der Frauenbewegung“. Ein Text, der bei so gut wie jeder Feministin zumindest Kopfschütteln auslösen mußte. Daß manche es nicht beim Kopfschütteln bewenden ließ, sondern auch schriftlich reagiert hat, zeigten in der Folgenummer des „profil“ zahlreiche Leserinnenbriefe und eine passende Replik von Elfriede Hammerl. Auch ich habe den Kopf geschüttelt. Aber ich war skeptisch, ob Gansterers Text öffentlichen Protest und die unbezahlte PR, die das gleichzeitig immer auch bedeutet, wirklich verdient hat. Ob nicht schweigendes Hinweggehen angemessen sei, und die gar nicht so sehr versteckten Intentionen seines – zugegeben, von rauhem Chauvi-Charme gekennzeichneten – Flirt-Spiels durch eine kalte Schulter besser durchkreuzt werden könnten. – So wie ich den Text verstanden habe, ist er ja in erster Linie ein Aufruf (fast Hilferuf) an Feministinnen, ihm wieder einen Reiz zu bieten, den er so sehr vermißt: Unsere Glut und Hitzigkeit und Feurigkeit urgiert der Mann, und beklagt sich über unsere „Kälte“ – wobei er sogar so weit geht, Todessymbolik anklingen zu lassen. Da wir wissen, daß wir alles andere als tot sind, kann das durchaus auch als ein dramatisierendes Lamento darüber gelten, daß feministische Frauen heutzutage – gegenüber Männern a la Gansterer – ganz schön „cool“ bleiben können. Auf die Frage, „was will der Mann mit diesem Text?“ fand ich auch nach mehrmaligem Lesen seiner widersprüchlichen Ansammlung von Unkenrufen und Bewertungsnoten immer wieder nur diese eine Antwort: Unter dem Motto „Liebt mich oder haßt mich, aber laßt mich nicht unbeachtet im Winkerl stehen“, Frauen provozieren will er. Seinen Narzißmus sollen sie bedienen. Sich mit ihm und seinem Text beschäftigen. Selbst wenn sie seinen Text bloß zerpfücken sollten und ihn, den Verfasser, „per e-mail prügeln“ (Originalzitat Gansterer), zu welchem Zweck sogar seine private e-mailadresse am Ende seines Kommentars zu finden war!! – Und zwar interessieren ihn für dieses Spiel nicht irgendwelche Frauen, sondern ganz besonders jene, die widerspenstig sind, schwierig, kurz: Feministinnen.

Auf den Gansterer-Text inhaltlich ernsthaft einzugehen ist bei der Oberflächlichkeit und Sprunghaftigkeit, die er vorlegt, etwas zu viel verlangt. Es scheint ein echter Bauchschuß-Text zu sein: ein Schnellschuß aus dem Bauch heraus, für den ich keine andere realistische Erklärung finde, als daß ihm fad im Kopf war, und er schnell etwas absondern und dem profil mailen mußte, ganz ohne Recherche-Aufwand – vielleicht unter großem Zeitdruck. Hat er diesen Text im Halbschlaf geschrieben? Ist er krank? Überarbeitet? Geht es ihm nicht gut? fragt sich die Leserin unwillkürlich: Oder wurde die Stringenz erst beim Redigieren zerstört? Sinnentstellend zusammengestrichen? Oder sind gar beim Layout ganze Sätze herausgeflogen und der Inhalt dadurch einer verstehen- und nachvollziehen wollenden Logik nicht mehr zugänglich? – Ich weiß es nicht. Die linguistische und auf den psychologischen Symbolgehalt eingehende Analyse bringt da viel mehr. Und sie führt mich auch zur Überzeugung, daß cool bleiben nicht gleichbedeutend damit ist, stillzuhalten und sich unwidersprochen Frechheiten bieten zu lassen: Es ist nicht schweigend zu tolerieren, wenn einer sich einer Sprachsymbolik bedient, in der „zänkische Drachen“ für die Feministinnengeneration der siebziger- und achtziger Jahre steht, und Initiativen, die mittlerweile auch im Internet feministischen Raum geschaffen haben, als „WebSekten“ abgetan werden. Passend zu der von spöttelndem Tonfall nur unzureichend kaschierten Haßliebe, die sich in solchem Vokabular manifestiert, gelten die Sympathiebekundungen den geopferten und sich selbst aufopfernden Frauen aus vergangenen Epochen: verbrannte Hexen, Suffragetten, die sich einsperren und erschlagen ließen. Unter den Lebenden stilisiert er besonders liebevoll „alleinverdienende und alleinerziehende Mütter“ zu „stillen Heldinnen“, die „im Regen stehen“, als prädestinierte Objekte seiner männlichen Fürsorge. Die gegenwärtige Frauenbewegung hingegen ist ihm „zu schwach“. Und er erklärt uns auch, warum:„Weil den Frauen die Freunde fehlen“. Eine Frauenbewegung, die einen Freund wie diesen hat, braucht überhaupt keine Feinde mehr. ❚ september 2000an.schläge 05


österreichan.riss gesundheitsförderung

Preis-Wert Die Stadt Wien vergibt am 1. Oktober erstmals den Frauengesundheitspreis für Projekte aus den Bereichen Medizin, Pflege und Sozialarbeit. Auch Selbsthilfegruppen, die sich speziell der Gesundheitsförderung und Unabhängigkeit von Frauen in höherem Alter widmen sollen prämiert werden. Die Preise betragen zwischen ats 15.000 und 45.000. Ein JournalistInnenpreis (bis ats 30.000) für fundierte und sachliche Berichterstattung über Gesundheitsthemen für ältere Frauen wird ebenfalls vergeben. is Ausschreibungsunterlagen bei B&K Kommunikation, Brigitte Schmidhuber, Thurngasse 8/16, 1090 Wien, T. 01/3194378-34, schmidhuber@medienbuero-wien.at, Einreichschluß ist der 10. September 2000.

fest frauenklebenfest

Kinder, die zwei Muttis haben

Schön wars! Ein rauschendes Fest gab der Verband feministischer Medien am 30. Juni im FrauenMädchenLesben-Zentrum in Wien. Zahlreiche Frauen kamen, um mit uns zu feiern und sich solidarisch zu zeigen angesichts der blau/schwarzen Definition von Medien- und Frauenpolitik. Doch in dieser Nacht überwog auf jeden Fall die Freude am gemeinsamen Essen und Trinken und Raten und Gewinnen. So war die Tombola um Mitternacht bestimmt einer der Höhepunkte, denn es gab wahnsinnig tolle Preise mit nachhause zu nehmen. An dieser Stelle neidvolle Grüße an eine glückliche Gewinnerin, die sich gerade im himmelblauen Hängesessel entspannt. Aber die Hauptpreise in Form von Jahresabos für die einzelnen Zeitschriften ließen sich auch sehen und haben vor allem die eindeutige Botschaft: Die feministischen Medien Österreichs brauchen jedes Abo! GaH

Jeden Sonntag fünf Pokemons zum ausschneiden!

(Radiowerbung für die „Krone“) Okay, also: Zeitung gekauft, Schere genommen: ... Wolf Martin, Staberl, Nenning, Telemax, Weidinger, Prüller, Herr Strudl ... Huch! – Da sind ja viel mehr als fünf „Pocket-Monster“ zum Ausschneiden drin!

06 an.schlägeseptember 2000

plus.minus

Am 17. September veranstaltet die HOSI-Familienrunde ein Kinderfest. Die Idee zur Party für die Sprößlinge lesbischer Frauen und schwuler Männer stammt von einem achtjähriger Knirps, der mit seinen zwei Papis eines Sonntags vor der Tür der HOSI stand, und wissen wollte: „Wo sind denn die anderen Kinder, die zwei Papas oder zwei Mamas haben?“ Auf der ersten HOSI-Kinderparty gibt es ein Gratis-Kinderbuffet und eine Tombola bei der viele interessante Spiele zu gewinnen sind. Mitzubringen sind ats 50,– Unkostenbeitrag, gute Laune und, wenn möglich, die lesbischen bzw. schwulen Oldies. Ob sich in der Folge eine schwul-lesbische Elterngruppe, Kindergruppe oder ähnliches entwickelt, will Brigitte von der Familienrunde noch nicht vorhersagen.„Möglich wär‚s“, meint sie, „und sicher wünschenswert und bei uns jederzeit willkommen.“ hp Kinderfest: 17.9., 15.00 Uhr, HOSI-Zentrum, Wien 2., Novaragasse 40, T. 01/ 216 66 04. Brigitte ist jeden Di und Mi ab 20.00 Uhr, jeden 1. So im Monat ab 14.00 in der HOSI erreichbar.

plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff: „plus.minus“

Die drei Waisen

Die drei Weissen

Sigrid Löffler, Literaturkritikerin

Österreichische NGOs

Plötzlich war im Juli das „Literarische Quartett“ ein Trio; die Männer durch Löfflers Weggang verwaist. In der Quartett-Inszenierung von Literaturkritik, die immer wieder mit einer nur noch als notorisch zu bezeichnenden Inszenierung des Geschlechterverhältnisses einherging, hat Löffler die Rolle der „Frau“ mit viel Würde ausgefüllt. Sich nicht länger von Reich-Ranicki als „prüde“ und „widerliches Weib“ beflegeln zu lassen ist auch unter diesem Aspekt ein über den Rahmen des individuellen hinausgehendes Zeichen, daß es selbst für die aufgeblasenste männliche Selbstgefälligkeit Grenzen gibt. (+)

Daß die drei Besucher, die Ende Juli die Lage in Österreich erkundeten, alle selbst der privilegierten weißen männlichen Politikerkaste angehörten, ist nicht verwunderlich. Da sie aber fast ausnahmslos nur ebensolche Gesprächspartner empfingen, drohten Auskünfte von Frauen und Minderheiten zur Menschenrechtssituation und dem „Wesen der FPÖ“ ein weißer Fleck auf ihrer Informations-Landkarte zu bleiben. Die außerparlamentarische Opposition hat erreicht, daß nun auch VertreterInnen von SOS Mitmensch, amnesty international, Frauenorganisationen und der Homosexuellen Initiative angehört werden. (+)


an.rissösterreich frauenhäuser

Zuwachs Im Süden Wiens wird ein viertes Frauenhaus eingerichtet (Baubeginn 2001). Insgesamt ats 90 Millionen werden von der Stadt für die Adaptierung eines bereits bestehenden Gebäudes sowie einen Neubau, in den ein anderes Wiener Frauenhaus übersiedeln wird, aufgewendet. Im neuen Haus „werden in Zukunft 160 Plätze für Frauen und Kinder zur Verfügung stehen“, so die Frauenstadträtin Renate Brauner. Derzeit können in den Wiener Frauenhäusern etwa 100 Plätze pro Tag angeboten werden. 393 Frauen und 365 Kinder konnten im Vorjahr untergebracht werden. „Wir haben lange gehofft, daß wir kein viertes Frauenhaus brauchen“, erklärte Brauner. Doch Tatsache ist, daß bereits letztes Jahr 360 Frauen aus Platzmangel an andere Einrichtungen verwiesen werden mußten. 31% der Frauen kehrten nach ihrem Frauenhausaufenthalt nach eigenen Angaben zum Mißhandler zurück. Zurückkehren bedeutet aber nicht unbedingt immer eine Fortsetzung der Mißhandlungen. Laut dem Tätigkeitsbericht der Frauenhäuser 1999 kann bereits eine kurzfristige Trennung sowie die Erfahrung der Frauen, im Frauenhaus Schutz und Unterstützung zu finden, ihre Position stärken und so eine Veränderung in der Beziehung bewirken. Die Wiener Frauenhäuser gewährleisten telefonische Erreichbarkeit, Unterstützung und Zufluchtmöglichkeit rund um die Uhr. Frauen erhalten Hilfestellung unabhängig von ihrer Nationalität, ob sie über Geld, Dokumente oder Beweismittel für ihre Mißhandlung verfügen. Kriterium für die Unterstützung ist einzig die Aussage der Frau über ihre Gefährdung und ihre Gewalterfahrung. Der Verein Wiener Frauenhäuser betreibt derzeit drei Frauenhäuser und eine Beratungsstelle. is

an.ruf

Bettina Stadlbauer im Gespräch mit Helga Pankratz

Heißer Herbst Die Ankündigung einer großen Frauendemo für Jahresende wurde mit Interesse aufgenommen. Wann genau soll sie denn stattfinden? Den genauen Termin gibt es noch nicht, kann es auch noch gar nicht geben. Die Kundgebung und auch der Zeitplan wird sich erst durch die Gespräche mit Frauenorganisationen und Initiativen konkretisieren. Das erste Koordinationstreffen gibt es Ende September. Dazu sind alle Fraueninitiativen eingeladen: Vertreterinnen von autonomen Frauenprojekten, von kirchlichen Organisationen, von Parteien.... Soll es wirklich eine Organisationsplattform von Frauen quer durch alle Parteien sein? – Genauer gefragt: Sind auch Vertreterinnen der gegenwärtigen Koalitionspartein zur Teilnahme eingeladen? Wir werden sie schon ansprechen; also jedenfalls nicht ausgrenzen. Die ersten Reaktionen sprechen aber nicht gerade dafür, daß ausgerechnet Repräsentantinnen der Regierung gegen die Frauenpolitik der Regierung auf die Straße gehen werden.

Verein Wiener Frauenhäuser, Weinheimergasse 4/5, 1160 Wien, T. 485 30 30

kongreß

Feministischer Widerstand Tag für Tag müssen wir mitverfolgen, daß die FPÖVP-Regierung kein Interesse an eigenständigen, existenzsichernden Lebensperspektiven von Frauen/Lesben hat, Arbeitnehmerinnenrechte abbaut, Migrantinnen zu Sündenböcken abstempelt und generell ein Klima schafft, in dem rassistische und sexistische Gewalt massiv zunehmen. Aus diesem Grund haben sich Frauen aus verschiedenen Arbeitszusammenhängen (u.a. Frauenreferat der ÖH, Österreichisches Frauenforum Feministische Theologie, Netzwerk österreichischer Frauenund Mädchenberatungsstellen und LEFÖ-Lateinamerikanische Emigrierte Frauen in Österreich) entschlossen, den Feministischen Widerstandskongreß zu organisieren. Alle politisch feministisch interessierten Frauen sind eingeladen beim Kongreß am 7. Und 8. Oktober gemeinsam die aktuelle politische Situation zu analysieren und widerständiges Handeln weiterzuentwickeln. Alles, was frau für besprechenswert hält, hat Platz! vab Feministischer Widerstandskongreß, Sa 7.10. 2000, 10-19 Uhr, So 8.10., 10-17 Uhr Ideen für den Feministischen Widerstandskongreß können bis 20. September geschickt werden an: Feministischer Widerstandsrat, FMLZ, Währingerstr. 59/6, 1090 Wien, Fax: o1/408 50 57.

Die erste Mitteilung in der Zeit im Bild könnte bei vielen Frauen den Eindruck erweckt haben, daß ihnen „über die Medien ausgerichtet“ wird, sie sollen demonstrieren kommen ... Die Reaktionen am Tag der Ausstrahlungen haben auf mich nicht gewirkt, als ob das so angekommen wäre. Es gab sehr viele positive Reaktionen. Vor allem von Frauen aus den Bundesländern, sowohl innerhalb der Partei als auch einfach von Frauen auf der Straße. Und die negativen Reaktionen? Wie üblich: daß wir gegen Männer hetzen, Gräben aufreißen, Familienfrieden stören ... die typischen Anwürfe gegen fortschrittliche Frauenpolitik. Von der ÖVP-Genralsekretärin kommen solche. Und Theresia Zierlers Reaktion geht schon beinahe in Richtung persönlicher Diffamierung: Prammer wolle Frauen vor den Parteikarren spannen usw. Hat sie unrecht? Ja. Wir meinen das so, wie es auch Prammer von Anfang an betont hat. Daß wir Frauen auf keinen Fall parteipolitisch vereinnahmen wollen. Sondern wir wollen unsere Möglichkeiten zur Verfügung stellen: Für die Artikulation des vorhandenen breiten Protestes gegen den massiven konservativen Trend in der gegenwärtigen Frauenpolitik.

Anmeldung für den Kongreß bis 2. Oktober bei ÖH Frauenreferat, Lichtensteinstr. 13, 1090 Wien, e-mail: feministischer Widerstandskongreß@frauenweb.at,

Bettina Stadlbauer ist Bundes Frauensekretärin der SPÖ.

Frauen, die Betreuung für ihre Kinder brauchen, mögen sich bis 25. September anmelden.

september 2000an.schläge 07


politikösterreichmedien Machtrausch. Den Druck, den FPÖ und

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an.schläge auf Die Gegenöffentlichkeiten in der ohnehin durch Monopole und Konzentration gekennzeichneten Medienlandschaft Österreichs sollen systematisch zerstört werden. Von Verena Fabris

„Ich bin völlig entgegengesetzter Meinung wie Sie, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können.“ Nicht nur Generationenministerin Elisabeth Sickl zitiert gerne Voltaire, wenn sie die vorgebliche Toleranz ihrer Partei gegenüber kritischen Stimmen betonen will. Auch Infrastrukturminister Michael Schmid hat denselben Zitatenschatz 08 an.schlägeseptember 2000

parat, wenn er eine Anfragebeantwortung im Bundesrat zur Streichung des begünstigten Postversandtarifs mit den Worten beginnt: „Auch wenn ich nicht ihrer Meinung bin, werde ich mich immer dafür einsetzen, daß sie diese frei äußern können.“ – Alle Pläne der Bundesregierung zeigen das Gegenteil: Kritische Stimmen sollen durch Zensur und finanzielles Aushungern mundtot gemacht werden.

ÖVP ausüben, haben Edith Meinhart und Ulla Schmid in einem Profil-Artikel eingehend beschrieben: Mißliebige Medien bekommen keine Interviewtermine, sogar Basisinformationen werden ihnen mitunter mit der Bemerkung verweigert: „Macht ein paar nette Geschichten über uns, dann reden wir weiter.“ Einzelne JournalistInnen werden auch gezielt eingeschüchtert. So wurde Standard-Redakteurin Katharina Krawagna-Pfeifer – eine der wenigen malestream-JournalistInnen, die sich noch trauen, FPÖ-kritische Analysen zu publizieren, von Wolfgang Schüssel mit den Worten gemaßregelt: „Sie sind Leiterin des Innenpolitik-Ressorts einer wichtigen Tageszeitung. Übernehmen Sie doch nicht die Kampfparolen der Gewerkschaft.“ Krawagna-Pfeifer hatte bloß gefragt:„Was sagt die Regierung zu den ÖGB-Vorwürfen, wonach der Sparkurs eine soziale Schieflage fördere.“ Andere wurden wegen ihrer kritischen Distanz zur FPÖ nicht nur gemobbt, sondern schlichtweg rausgeschmissen. Die ehemalige Bundessprecherin des Liberalen Forums, Heide Schmidt moderierte nach ihrem Ausstieg aus der Politik eine Talkshow beim Privatsender ATV. Nach nur wenigen Wochen wurde sie gekündigt. Ihr lapidarer Kommentar dazu im dieStandardchat: „ATV wollte die Trennung, weil sie terrestrische Frequenzen brauchen und dafür offenbar auch das Wohlwollen der FPÖ, diese hat aber die Sendung mit mir boykottiert.“ Astrid Zimmermann, Vorsitzende der JournalistInnengewerkschaft, bestätigt: „Mit einer Moderatorin Heide Schmidt wären die Chancen, eine Frequenz zu bekommen, praktisch null gewesen.“

Wirtschaftskeule. Nicht nur verbale Attacken und Zensur müssen JournalistInnen über sich ergehen lassen, auch die wirtschaftliche Keule wird geschwungen: Seid ihr nicht brav, dann bekommt ihr kein Geld von uns. – Eine Taktik, die ÖVP und FPÖ immer schon anwandten. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Nicht-Gewährung der Publizistikförderung im Jahr 1994 für fünf als linksradikal und terroristisch


Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k

medienösterreichpolitik

diffamierte Medien, darunter übrigens auch die an.schläge. Bereits das bestehende Förderungssystem Allgemeine und Besondere Presseförderung für Tageszeitungen und Wochenmagazine und eine weitaus geringere Publizistikförderung für alle anderen periodisch erscheinenden Zeitschriften, benachteiligt alternative Medien, die keine werbewirksamen Kaufblätter sein wollen, sondern denen LeserInnenorientierte kritische Berichterstattung am Herzen liegt. 1999 wurden acht Tageszeitungen mit einer Gesamtsumme von 165 Mio Schilling durch die Besondere Presseförderung gefördert. Zum Vergleich: Die Publizistikförderung für drei feministische Medien betrug gerade einmal an die 140.000 Schilling.

Zeitungen etwa 1,67 Promille (!) der insgesamt beförderten Zeitungen und Zeitschriften (geschätzte 1,5 Millionen von 900 Millionen Exemplaren).

die einen moderne offensive Frauenpolitik betreiben.“

Kein Dividieren. Die Bedrohung unserer

feministischen medialen Gegenöffentlichkeit veranlaßte einige in Wien erloch, löscht aber eine feministische Ge- scheinende feministische Printmedien zu einem gemeinsamen Vorgehen. Seit genöffentlichkeit aus – und diese zuApril 2000 treffen sich acht feministierst, da sie am ungeschütztesten ist!“ sche Medien ein bis dreimal monatlich, betonen die AUF-Frauen im diestanum die Vernetzung voranzutreiben, gedard-Interview. Für Medien, die unter meinsame Strategien gegen die Rechts1000 Stück versenden, fällt der begünstigte Versandtarif schon ab September entwicklung in Österreich zu überlegen und ein Weiterbestehen der feministigänzlich weg. Zeitschriften mit einem schen Medien in Österreich zu sichern. spezifischen Leserinnenkreis wie zum Als direkte Reaktion auf die stufenBeispiel „Der Apfel. Rundbrief des Österweise Abschaffung des begünstigten reichischen Frauenforums FeministiPostversandtarifs protestierten die sche Theologie“ haben jedoch eine gefeministischen Medien mit einem ringere Auflage. „Die Situation der kleiAufkleber unter dem Motto „Post it! nen und vor allem auch der feministiFrauen (k)leben anders“ gegen die als schen Medien geht in der öffentlichen Diskussion völlig unter“, sagt APFEL-Re- Einsparung verkaufte Maßnahme. Post ade. Bisher wurden Printmedien Parallel dazu wurden Frauen via auch über den begünstigten Posterver- dakteurin Maria Moser. Mailing-Listen beziehungsweise in den Die OrganisatorInnen (Radio FRO) sandtarif indirekt subventioniert. Ab Zeitschriften aufgefordert, einen von des Free Speech-Camp im Rahmen der 2002 wird es dafür keine Förderungen von Seiten des Staates mehr geben. Die ArsElectronica 2000 zum Internationa- den feministischen Medien formulierten Protestbrief an die Regierung zu len Aktionstag der Freien Medien am 7. Post reagiert mit einer 15%igen Erschicken (vgl an.schläge 5/00) In einem gehöhung (voraussichtlich) ab September September jedenfalls haben sich keine 2000, im Jänner 2001 folgen dann wei- Gedanken über feministische Medien meinsamen Folder sind acht Medien gemacht. „Es ist über feministische Intere 15% Verteuerung. Im Jahr 2002 vertreten, um die Vielfältigkeit der femihalte nicht diskutiert worden“, gibt wird es laut Aussagen des Post-Sprenistischen Medienlandschaft darzucher, Michaele Homula, „keinen Postzei- Alexander Baratsits von Radio FRO zu. stellen: „Wir machen viele feministische Die freien Radios sind übrigens selbst tungsdienst mehr geben.“ Zeitschriften weil (...) wir die einseitige, Was als Strukturmaßnahme im Zu- massiv von den Sparmaßnahmen der heterosexistische Norm aufbrechen, sammenhang mit der Privatisierung der Regierung betroffen und müssen mit weil wir uns gegen die Gewalt, die FrauPost verkauft wird, könnte vielen Medi- Budgetkürzungen von 75% ums Überle- en und Mädchen tagtäglich angetan en das Genick brechen: Allein die öster- ben kämpfen. „Früher gab es im NGOwird, wehren, weil Lesben sich und ihre Bereich zumindest noch im Bund Anreichischen Tageszeitungen müssen vielfältigen Lebensweisen darstellen sprechpartner, jetzt fällt das auch weg“, (...), weil wir die globalen Machtverhältdann nach den Berechnungen des Verklagt Angelika Hödll vom Kärntner bandes Österreichischer Zeitungen an nisse hinterfragen.“ die 400 Millionen Schilling mehr an die Volksgruppenradio AGORA (vgl zur SiDer Folder wurde auf einem Fest tuation de Volksgruppenradios S. 16ff in präsentiert.„Frauen kleben FEST“ lautete Post überweisen. Hochauflagige, komdieser Nummer). merzielle Zeitungen und Zeitschriften die Botschaft. Frauen werden sich auch SP-Bundesrätin Melitta Trunk können sich allerdings eventuell eigene in Zukunft kein Blatt vor den feministiVertriebssysteme aufbauen oder beste- bemerkt in ihrer Anfrage an den Infraschen Mund nehmen. Und vor allem strukturminister richtig: „Die nun gehende Vertriebssyteme der Mediaprint werden sich die feministischen Medien nutzen – zumindest im städtischen Be- plante Änderung stellt einen eklatannicht von einer divide et impera-Politik, ten Angriff auf die demokratische reich. Anders ist die Situation für Alterwie sie die derzeitige Regierung betreibt, Artikulationsmöglichkeit aller Frauennativmedien. Für viele kann die Streiauseinander dividieren lassen. Für die chung des begünstigten Postversandta- initiativen, -projekte und vereine dar. Zukunft ist an eine österreichweite VerGanz besonders ist zu befürchten, auf rifs den Todestoß bedeuten. netzung gedacht, an der nicht nur PrintGrund der Äußerungen von VP- Klubob- medien, sondern auch elektronische Einsparungspotential für die Regiemann Dr. Khol, daß von der Existenzbe- Medien teilnehmen sollen. Wir werden rung ist hier übrigens kaum vorhanden: drohung durch die Abschaffung der Die Zahl der beförderten Exemplare von bestimmt nicht Voltaire zitieren, stattSubventionierung des Postversandes Alternativzeitungen beträgt nach Bedessen dafür kämpfen, daß wir unsere rechnungen der Vereinigung alternativer vor allem jene Gruppen betroffen sind, Meinung veröffentlichen können. ❚

Feminismus hallo. „Das flickt kein Budget-

Infos zum Internationalen Aktionstag der Freien Medien http://www.fro.at

Infos zur Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitungen http://vaz.mediaweb.at

Verband der feministischen Medien: an.schläge AUF Der Apfel Female Sequences Frauensolidarität LILA Schriften LesbenFrauenNachrichten nylon

september 2000an.schläge 09


politikösterreichgewalt

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Die Daphne Strategie Die Lesbenberatung Libs lud vom 26. bis 28. Mai 2000 zum ersten Europäischen Symposium „Gegen Gewalt gegen Lesben“ nach Frankfurt am Main. ExpertInnen aus acht europäischen Ländern, darunter auch Österreich, haben die Möglichkeit zu Vernetzung und Austausch intensiv genutzt. Ein Bericht von Angela Schwarz

Libs e. V. koordiniert seit November 1999 im Rahmen des Daphne Aktionsprogramms der Europäischen Kommission ein Projekt zu Gewalt gegen Lesben. Daphne hat die Entwicklung vorbeugender Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen zum Ziel. In Kooperation mit der Lesbenberatung Berlin, dem Frauenreferat der Stadt Frankfurt und der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen widmet sich die Frankfurter Lesbenberatung konkret der Erstellung von Präventions- und Interventionskonzepten, die den ganz spezifischen Ausdrucksformen von Gewalt Rechnung tragen, mit denen Lesben konfrontiert sind. Die Gelder dafür kommen – vorläufig auf ein Jahr terminisiert – von der Europäischen Kommission und dem deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ziel der Fachtagung im Mai war die Bestandsaufnahme der bisherigen Erfahrungen mit spezifischer Gewaltprävention, um so die Voraussetzung für die Entwicklung weiterführender Präventionskonzepte zu schaffen. Sejal Parmar von ILGA Europa (Inter -national Lesbian and Gay Assoiciation) gab im Eröffnungsvortrag einen Überblick über die rechtliche Lage für Lesben und Schwule in der Europäischen Union. Die ILGA-Vertreterin zeigte sich zuversichtlich, daß der seit 1999 in Kraft befindliche Artikel 13 des Amsterdamer Vertrages über kurz oder lang eine bessere rechtliche Absicherung gegen Diskriminierung bewirken wird. Aufgrund dieses von allen EU-Ländern ratifizierten Artikels gegen Diskriminierung, der auch die Kategorie „sexuelle Orientierung“ berücksichtigt, hat die Kommission zwei Richtlinien und ein weitreichendes Aktionsprogramm ausgearbeitet.

Gewaltbegriff. In der Podiumsdiskussion Angela Schwarz ist Antidiskriminierungsbeauftragte in Wien

10 an.schlägeseptember 2000

„Gewaltbegriff zwischen Feminismus und Strafrecht“ wurde rasch klar, daß


Fo t o s : M a r g a r e t e N e u n d l i n g e r, Pe z H e j d u k

gewaltösterreichpolitik Körperliche und verbale Attacken finden auffallend häufig in der Öffentlichkeit statt, ohne daß Lesben Polizei oder Justiz einschalten.

ein strafrechtlicher Gewaltbegriff, der ausschließlich auf körperliche Schädigung ausgerichtet ist, nicht ausreicht, die Gewalterfahrungen von Lesben zu erfassen. Eine Studie der Universität Bielefeld, die speziell nach dem homophoben Aspekt antilesbischer Diskriminierung und Gewalt fragte, kommt zu einem viel weiter gefaßten Gewaltbegriff. Stefanie Soine, Mitautorin der Studie, charakterisiert Gewalt unter Bezugnahme auf Carol Hageman-White als „Verletzung der körperlichen und seelischen Integrität eines Menschen durch einen anderen.“ Laut der Bielefelder Studie waren 98 % der befragten Lesben bereits mindestens einmal mit Diskriminierung, sexualisierter oder körperlicher Gewalt konfrontiert. Auffallend ist, daß viele körperliche und verbale Angriffe in der Öffentlichkeit stattfinden und die davon betroffenen Lesben dennoch in den seltensten Fällen Polizei oder Justiz einschalten. Sie haben entweder schon „schlechte“ Erfahrungen mit der Polizei gemacht oder befürchten, mit ihrem Anliegen nicht ernst genommen zu werden bzw. sich mit homophoben Einstellungen der Behörden auseinandersetzen zu müssen.

läßlich, die die strukturelle Marginalisierung von lesbischen Frauen, sowie die immer noch vorherrschenden Angriffe auf lesbische Lebensweisen unterbinden.“ Weitere Arbeitskreise widmeten sich den Auswirkungen von Gewalt und Diskriminierung. Schon das Wissen um das Risiko, aufgrund der lesbischen Lebensweise zur Zielscheibe von Gewalttätigkeiten werden zu können, beeinflußt das alltägliche Leben und auch die Entwicklung der lesbischen Identität. Dieses Wissen erschwert vielen Lesben ihr Coming-out. Aber auch Frauen, die schon jahrelang offen lesbisch leben, vermeiden häufig Gefahrensituationen und nehmen aus Angst vor Übergriffen und Diskriminierung Einschränkungen ihres lesbischen Sozial- und Liebeslebens und damit ihrer Lebensqualität in Kauf.

treffen hervor, wo seit einigen Jahren behinderte Lesben in die Vorbereitung einbezogen sind, um möglichst gute Bedingung für alle zu schaffen.

Strategien. Eingehender Diskussion be-

darf noch die Einschätzung der Kategorie der sogenannten „Haßverbrechen“. „Hate-crimes“, wo die Tatmotive relevant sind und auch strafverschärfend sein können, beinhalten im anglo-amerikanischen Raum auch homophob motivierte Taten. Dieser Status führt z. B. in Großbritannien derzeit zu einer verstärkten Zusammenarbeit von Lesben- und Schwulenorganisationen mit der Polizei und bewirkt eine beginnende Sensibilisierung im Polizeiapparat. In Österreich findet die Kategorie „Haßverbrechen“ keine juristische Anwendung, weshalb es auch keine entsprechenden Statistiken gibt. Die abschließende Podiumsdiskussion stellte die Chancen und Effekte einer zielgruppenorientierte AntidiskriminieForderungen. Paradoxerweise werden solche Alltagserfahrungen häufig nicht rungspolitik der „Politik der Verschiedenals Diskriminierung oder Einschränkung heit“ gegenüber, die in Amsterdam praktiziert wird. Nach dieser Politik der erlebt. Sie wirken sich aber in der Folge „Diversity“ sollen lesbisch-schwule Sichtsehr wohl auf die Gesundheit lesbiweisen in alle gesellschaftspolitischen scher Frauen negativ aus. Andrea Faulseit und Karin Müller, Mitarbeiterinnen Entscheidungen einfließen. Sie setzt allerdings eine langjährige Antidiskrimider Berliner Lesbenberatung, fordern nierungsarbeit voraus und ist daher für daher einerseits die Verhinderung von Österreich keine Alternative zu einer verGewalt gegen Lesben durch Aufstärkten zielgruppenorientierten Antiklärungs- und Bildungsarbeit, TäterarErgebnisse. „Die Forschungsergebnisse beit und rechtliche Veränderungen und diskriminierungspolitik und zur Fordemachen unmißverständlich klar“, stellt rung nach der Einführung eines Antidisandererseits adäquate psychosoziale Stefanie Soine fest, „daß lesbische Lekriminierungsgesetzes. bensweisen immer noch verschwiegen und juristische Unterstützung für von Das Daphne Aktionsprogramm läuft Gewalt und Diskriminierung betroffene werden und daß lesbische Frauen zunoch bis 2003. Im Sinne einer kontinuierLesben. sätzlich zu verbalen und psychischen Behinderten Lesben wird zudem oft lichen Arbeit und einer EU-weiten Abwertungen auch in einem erhebliKooperation zum Thema „Gewalt gegen ihr Recht auf Selbstbestimmung – und chen Ausmaß körperlichen Angriffen ausgesetzt sind, sowie von strukturellen insbesondere auf Sexualität – abgespro- Lesben“ ist zu hoffen, daß dieses Projekt auch noch in den nächsten drei Jahren Benachteiligungen betroffen.“ Aus die- chen. Daß Sexualität und sexuelle Gefinanziert wird. Kooperationspartnerinwalt in Behinderteneinrichtungen besen in der Studie festgestellten spezifischen Diskriminierungen leitet sich ein sonders tabuiert sind, hat zur Folge, daß nen aus Belgien und Großbritannien haben bereits Interesse an einer Mitarkomplexer Forderungskatalog ab, der in es auch an präventiven Maßnahmen mangelt. Doch auch an Lesbenorten ver- beit bekundet. Weitere Ziele sind Sensizwei Richtungen gehen muß:„Zum einen ist es wichtig“, so Soine, „Strategien mitteln Zugangs-Barrieren behinderten bilisierungsmaßnahmen, eine umfassende Zusammenstellung aller AngeboLesben das Gefühl, nicht dazuzuzu formulieren, die sich gezielt gegen te und Möglichkeiten für von Gewalt gehören, nicht erwünscht zu sein. Als die gesellschaftliche Ignoranz gegenübetroffene Lesben und eine weitere positives Alternativbeispiel hob ber lesbischen Frauen richten. Zum anFachtagung als Abschluß. ❚ deren sind politische Forderungen uner- Martina Puschke das Lesbenfrühlings-

Libs e. V. c/o Constance Ohms Alte Gasse 38 D-60313 Frankfurt Tel. 0049/69/21 999 731 E-mail: daphne@libs.w4w.net

Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Angela Schwarz Friedrich Schmidt-Platz 3 1082 Wien Tel. 01/4000- 81441 e-mail: sca@gif.magwien.gv.at

Gewalt gegen Lesben: Studie über Diskriminierungs- und Gewalterfahrung Hg. vom Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen, Bielefeld 1999 e-mail: info@mail.mfjg.nrw.de

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internationalan.riss irak

Attentat auf Frauenhaus Fünf Sicherheitskräfte des Frauenhauses in Solimanieh sind durch Militäreinheiten der PUK-Regierung (Patriotische Union Kurdistans) am 14. Juli ermordet worden. Auch das Frauenhaus selbst, in dem 40 Frauen untergebracht sind, wurde beschossen und sechs Mitarbeiterinnen (Ärztinnen und Sozialarbeiterinnen) festgenommen. Der Angriff fand im Zuge einer Militäraktion gegen die Kommunistische ArbeiterInnenpartei Irak (WCPI) statt, bei der zahlreiche Parteimitglieder verhaftet und zwei Personen getötet wurden. Das erst vor wenigen Jahren aufgebaute Frauenhaus hat eine sehr erfolgreiche Unterstützungsarbeit für von Gewalt betroffene Frauen geleistet. „Die Frauenbewegung tritt gegen den Terror gegen Frauen in Kurdistan auf. Ein 17jähriges Mädchen wurde getötet, nur weil sie studieren wollte; eine andere, weil sie einen Minirock angezogen hat“, berichtet Mina Ahadi, exilierte Frauenrechtsaktivistin aus dem Iran. Terror gibt es auch von seiten der bewaffneten islamistischen Gruppen, die mit dem Iran kooperieren. „Am 8. März (1999) hat eine Frau eine Rede für Frauenrechte und gegen den Islam gehalten. Danach haben die Islamisten ein Todesurteil über sie verhängt“, sagt Ahadi. Das Frauenhaus in Solimanieh hat zahlreichen Frauen das Leben gerettet und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und Bewußtseinsbildung zu Frauenrechten geleistet. Es ist das erste Frauenhaus im Nordirak. is Infos: T. 0049 (0)177 5719233 (Mina Ahadi), die „Internationale Kampagne zur Verteidigung der Frauenrechte im Iran/Dt.“ bittet um finanzielle Unterstützung für das Frauenhaus in Solimanieh: Kto.Nr. 133205-501, Postbank Köln, Konto lautend auf Mina Ahadi, Kennwort: Frauenhaus in Solimanieh

deutschland usa

Frauenmuseum in Manhattan Die amerikanische Frauenbewegung ist über 150 Jahre alt. Aus diesem Anlaß hat der New Yorker Gouverneur George Pataki eine Million Dollar für das erste Museum zur Geschichte der Frauen in den Vereinigten Staaten bewilligt. Das Programm soll von der Rolle der Frauen im amerikanischen Bürgerkrieg bis zu neuen Konzepten der Weiblichkeit am Ende des 20. Jahrhunderts reichen. Auch ein Auditorium für Vorträge über Führungsqualitäten und effektive Geschäftsstrategie ist vorgesehen – da sich das Museum zwischen dem World Financial Center und der Wall Street ansiedelt. Die renommierteste Firma für Ausstellungsdesign in den USA, Ralph Appelbaum Associates, hat auch schon einen Entwurf für das „Museum of Women: The Leadership Center“ geliefert: Die zehn Etagen des Hauses an der Südspitze Manhattans sind über Rampen miteinander verbunden und geben den Blick auf einen mehrstöckigen Ausstellungsraum im Zentrum frei. is 12 an.schlägeseptember 2000

Abschied Die Zeitschrift „weibblick“ stellt mit der zweiten Ausgabe 2000 ihr Erscheinen ein. Seit 1992 berichtete die in Berlin ansässige „Zeitschrift aus Frauensicht“ über die Entwicklung der Frauenbewegung Ost, die gleichgeschlechtliche Liebe, das Leben von Alleinerzieherinnen und Migrantinnen – Themen die zu DDR-Zeiten keinen Platz in den Medien fanden. Im Laufe der Jahre haben sich sowohl Erscheinungsbild als auch inhaltliche Ansprüche verändert. Als Ursachen für das Einstellen der Zeitschrift nennen die Frauen des „weibblick“ personelle Unterbesetzung, mangelhafte Werbe- und Vertriebsmöglichkeiten, sowie – selbstkritisch – zu wenig kontroverse Debatten. „Jedes Ende birgt auch einen Neuanfang“, vermelden die Berlinerinnen trotzdem optimistisch: unter www.weibblick.de wird es die Zeitschrift als E-zine weiterhin geben. Das Angebot wurde sogar um ein Archiv und einen Terminkalender erweitert. GaH http://www.weibblick.de


an.rissinternational argentinien

Recht auf Aufklärung In Buenos Aires wurde am 22. Juni ein Gesetz beschlossen, in dem es darum geht, Informationen und Aufklärung über Verhütungsmittel und Familienplanung für alle Interessierten frei verfügbar und kostenlos in öffentlichen Spitälern anzubieten. Während einer Demo reaktionärer AktivistInnen, die gegen diesen Gesetzesbeschluß protestierten, wurde Ana Di Toro, Mitglied der NGO „Komission für das Recht zur Abtreibung“ physisch und verbal von katholischen Gruppen attackiert. Polizisten, die den Übergriff beobachteten, taten nichts, um sie zu beschützen. Dieser Zwischenfall ist Teil einer Serie von gewalttätigen Drohungen und Angriffe gegen die weibliche Sexualität und ihre Freiheit seitens konservativer Gruppierungen in Argentinien. Die IGLHRC (International Gay and Lesbian Human Rights Comission) verurteilt solche Angriffe scharf. is Bericht „Written Out: How Sexuality is Used to Attack Women´s Organizing“,

mexiko

Hausfrauen-Demo!

http://www.iglhrc.org/publications/books/WrittenOut/index.html einsehen

welt

Frauenfreundschaften Women Welcome Women World Wide (WWWWW) möchte die internationale Freundschaft fördern, indem Frauen aus verschiedenen Ländern ermöglicht wird, sich gegenseitig zu besuchen. Die Organisation wurde 1984 in High Wycombe (UK) gegründet. Inzwischen hat WWWWW bereits 3.000 Mitglieder in fast 70 Ländern. Die Frauen stammen aus unterschiedlichen Lebenswelten und Altersgruppen. WWWWW wird nur von ihren Mitgliedern finanziert. Es gibt keine Mindestspende, erwartet werden aber von Frauen aus westl. Industrieländern ca. ats 500, um die Portokosten für die Adressenliste und die jährlich erscheinenden Rundschreiben zu decken. Frauen aus ärmeren Ländern oder mit einem sehr geringen Einkommen zahlen weniger oder gar nichts. is Anmeldeformulare und Infos unter Women Welcome Women World Wide, 88 Easton St, High Wycombe, Bucks HP11 1LT, United Kingdom, T./Fax (0)1494 465 441, http://www.womenwelcomewomen.org.uk

wyber.space

www.hebammen Werte Leserin, begleiten Sie mich in die Tiefen des www und Sie werden Augen machen. Sie werden sehen, wie eine kleine, fast schon vom Aussterben bedrohte Berufsgruppe eine ungeahnte Renaissance erlebt. Staunen Sie mit mir, mit wie viel Vitalität, Phantasie und Pragmatismus sich Hebammen im Internet dem Mysterium der Geburt nähern: hebammen.at Die Adresse des Österreichischen Hebammengremius: nett gestaltet, macht richtig Lust aufs Gebären. Neben einer

In Mexico City demonstrierten am 21. Juli etwa 500 Frauen für die Anerkennung von Hausarbeit. Sie forderten die Verteilung der häuslichen Arbeit auf Frau und Mann und verlangten von der Regierung, sie solle sexistische Darstellungen von „Frauenarbeit“ in Schulbüchern verbieten und darüber hinaus den Wert von Hausarbeit in offizielle ökonomische Statistiken einbeziehen. „Keine Frau sollte am 22. Juli einen Finger heben“, sagte Dunia Rodriguez Garcia, eine der Organisatorinnen der Protestaktion. Der 22. Juli war 1995 von den Vereinten Nationen anläßlich der internationalen Frauenkonferenz in Beijing zum Internationalen Tag der Hausarbeit bestimmt worden. Angélica Ley vom Fraueninstitut in Mexico City betonte, daß der Generalstreik verdeutlichen sollte, wie viel die Frauen im Haushalt (unbezahlt) leisten, ohne dafür gewürdigt zu werden. Studien, die vom sogenannten „Programm für die Gleichstellung der Frau“ durchgeführt wurden, haben gezeigt, daß mexikanische Männer im lateinamerikanischen Vergleich, am wenigsten bereit sind, Hausarbeit zu übernehmen. Obwohl die Zahl der Frauen, die außer Haus arbeiten immer weiter steigt. „Unsere Arbeit muß genauso wie alle anderen Arbeiten anerkannt werden“, forderten die Demonstrantinnen. is

Liste praktizierender Hebammen gibts auch Infos über deren Arbeit und über Ausbildungsmöglichkeiten. Süß: viele viele Babyfotos. Innovativ: die Namensbank, die so manchen Jacquelines und Patricks das Leben erleichtert hätte. Viele Buchtips, die Bücher sind allerdings über Amazon zu bestellen – pfui! wozu gibt’s denn die Frauenbuchhandlung unter www.frauenzimmer.at? In jedem Bundesland gibt es Landesorganisationen des Gremiums, einige haben eigenständige Seiten, nämlich (nomen est omen) www.burgenland.hebammen.at, www.oberoesterreich.hebammen.at und www.wien.hebammen.at, wo es u.a. Listen und kurze Selbstdarstellungen aller praktizierenden Hebammen im jeweiligen Bundesland gibt. www.wir.hebammen.at bietet Präsentationsmöglichkeiten für Hebammen; die Seite ist ziemlich spartanisch gestaltet (um es positiv zu sagen), die Präsentation der einzelnen Hebammen aber individuell und nicht uninteressant. Kommen Sie auch nächsten Monat zu unserem wyber.space, wenn es (vielleicht) heißt: Wohin zum Entbinden?

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politikinternationaljapan q

Fo t o s : E v a We i s s e n b e r g e r, A r c h i v

Embryoland

Japanerinnen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, betreiben einen Totenkult für ihre ungeborenen Kinder. – Um diese Tatsache nicht eurozentristisch mißzuverstehen, bedarf es Wissens um kulturelle Hintergründe. Von Barbara Fröhlich

Die High Tech Gesellschaft mit Jahrtausende alter Tradition stellt hohe Ansprüche an Japans Frauen von heute.

14 an.schlägeseptember 2000

In Japan werden – wie in allen kapitalistischen Gesellschaften – mit menschlichen Gefühlen und Bedürfnissen Geschäfte gemacht. So auch mit dem schlechten Gewissen von Frauen, die abgetrieben haben. Diese können einen sogenannten Mizuko kaufen, eine Steinstatue. Sie wird zum „Obon“, dem Fest der Toten, das etwa unserem Allerheiligen vergleichbar ist, mit Babykleidern angezogen und mit Spielzeug und Nahrung beschenkt. Übersetzt heißt Mizuko „Wasserkind“ und meint ein noch ungeborenes Kind im Fruchtwasser der Mutter. Eine Frühform des Mizuko gab es bereits im 13. Jahrhundert: einfache Statuetten aus zwei übereinander gelegten Steinen, „Ojizoosama“ genannt. Wie auch in Europa lebte zu dieser Zeit die

Bevölkerung Japans mehrheitlich in bäuerlichem Milieu und in großer Armut. Neugeborene zu töten, um das ökonomische Überleben der ganzen Familie zu sichern, und auch Abtreibungen waren nicht ungewöhnlich. Im buddhistischen Glauben gibt es das sogenannte „Kuyoo“: einen Ritus, um die Seele von Verstorbenen zu beruhigen – auch für die Seelen von Ungeborenen, denen dazu Ojizoosama-Statuen errichtet wurden. Im Buddhismus gilt Abtreibung nicht als Schuld im religiösen Sinn, wie etwa im christlichen Glauben. Aber es gab und gibt so etwas wie ein gesellschaftliches Tabu. So durften diese Ojizoosama nicht in den offiziellen Friedhöfen stehen, sondern nur am Rande von Dörfern, beziehungsweise außerhalb der Friedhöfe. – Heute

existieren sogar spezielle Mizuko Tempel. Und in den meisten buddhistischen Tempeln gibt es einen eigenen Platz für eine Mizuko Statue, vor der Gläubige ihre Andacht halten können.

Wertewandel. „Am Anfang war die Sonne“: Dieses 1911 von der Pionierin der japanischen Frauenbewegung Hiratsuka Raicho veröffentliche Gedicht in der Zeitschrift Seitou (Blaustrumpf ) spielt nicht auf die Sonnengöttin Amaterasu aus der Schinto-Mythologie an, sondern vielmehr auf die Sozialstruktur der japanischen Frühgeschichte und die von Frauen bestimmte Kultur der Heian Zeit (794-1192). Durch das neo-konfuzianische Gesellschafts- und Bildungsideal der Tokugawa-Epoche (1600-1868) ist die japanische Frau in allen Ständen zum


japaninternationalpolitik

Japan hat die höchste Abtreibungsrate der Welt und eine boomende AbtreibungsIndustrie.

blassen Abglanz ihres eigenen einstigen Selbst geworden. Das Familiensystem der japanischen Frühzeit beruhte auf der sogenannten Besuchsehe mit matrilokalem Wohnsitz und Erbfolgerecht der Kinder. In den einfachen Volksschichten oblag Fischfang und Jagd den Männern, Ackerbau den Frauen. Mit der Teilnahme des Mannes an der Landwirtschaft kam der Wandel zur patriarchalischen Gesellschaftsform in Gang.Weitere Ursachen, die zur Unterordnung der Frau beitrugen, waren militärische Auseinandersetzungen, Bürgerkriege, die Stärkung des Bewußtseins von Privateigentum, auf der ethisch-religiösen Ebene begleitet von einer Überlagerung des ursprünglichen Schintoismus durch Einflüsse aus China.

Schmuckkästchen. Hayashi Razan, Berater der Tokugawa Shougune in Fragen der Staatsethik, verkündete als den „himmlischen Weg im menschlichen Leben“ die Beachtung der „fünf Beziehungen“: Untertan-Herrscher, Kind-Eltern, FrauMann, jüngere-ältere Geschwister, Freund-Freund. Durch ein solches Denken, das die bestehende Sozialordnung als naturgegeben sanktioniert, soll der jeweils untergeordnete Teil eines solchen hierarchischen Verhältnisses daran gehindert werden, seine Stellung als veränderbar aufzufassen. Damit wurden Frauen aller Stände auf eine gehorsam dienende Funktion festgelegt. Das sogenannte „onna daigaku takarabako“ (Schmuckkästchen der Hohen Schule für die Frau) von 1716, eine Fibel zur Erziehung der Mädchen, gibt in 20 Punkten die wichtigsten Gesichtspunkte zur Erziehung von Töchtern an. Hier einige Kostproben daraus: „Töchter sollen mehr zur Selbstlosigkeit erzogen werden als Söhne, denn ihre Bestimmung ist es, durch Heirat Mitglied einer anderen Familie zur werden und den Schwiegereltern zu Diensten zu sein. Werden sie durch eine zu nachsichtige Erziehung unfähig zu die-

ser Unterwerfung, so sind die Eltern und nicht die Schwiegereltern verantwortlich, wenn die junge Frau aus dem Hause des Ehemannes verstoßen wird.“ „Außer ihrem Mann hat eine Frau keinen Herrn. Die größte lebenslange Pflicht einer Frau ist Gehorsam. Sie soll ihrem Mann höflich, demütig und versöhnlich begegnen. Eine Frau möge auf ihren Mann schauen, als wäre er der Himmel.“ „Die Frau muß sich ohne Empörung der Kritik stellen und in Geduld und Demut ihr Gewissen erforschen. Dann wird ihre Ehe dauerhaft sein.“ Mit derartigen Vorstellungen über die Pflichten der Frauen haben die Japanerinnen zuweilen noch heute zu rechnen. Der besondere Typus japanischer Weiblichkeit, wie er in aller Welt – vor allem aber bei den Männern – Berühmtheit erlangte, ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Erziehung zur Unterordnung, die in der Tokugawa Zeit ihren Höhepunkt erreichte. Bis in die Meiji-Zeit (1868-1912) blieb dies die vorherrschende Konzeption von Mädchenbildung. Dann allerdings wurde sie Punkt für Punkt kritischer Revision unterzogen und eine erste Welle – wenn auch begrenzter – Emanzipation der Frauen Japans fand statt.

starke historische Wurzeln im traditionellen Familiensystem, in dem Sexualität nicht als Bestandteil von Liebe toleriert wurde. Dieses Tabu wirkt bis heute nach. Allein zu leben, war für japanische Frauen der älteren Generation keine Alternative zur Ehe. Sie hatten geringe Schulbildung; ökonomischer und sozialer Druck machten die Heirat zur fast einzigen Möglichkeit der Existenzsicherung. Heute jedoch wagen immer mehr Frauen den Versuch, sich eine selbständige Existenz aufzubauen und allein zu leben. Immer mehr Frauen streben auch danach, ihre Sexualität nicht als eheliche Pflicht, sondern als Ausdruck von Liebe auszuleben. Auch Ergebnisse sexualwissenschaftlicher Studien belegen, daß außerehelicher Sex in Japan immer mehr Verbreitung findet. Die veränderten Einstellungen und Verhaltensweisen führen dazu, daß viele Frauen plötzlich vor der Realität einer ungewollten Schwangerschaft stehen, denn bis vor kurzem war es für Japanerinnen kaum möglich zu verhüten: Die Verwendung von Kondomen bedingt Abhängigkeit vom guten Willen der Männer und die „Pille“ war bis zum Jahr 1999 verboten. Auch nach der Legalisierung stehen ihr die Japanerinnen noch äußerst skeptisch gegenüber. Japan erreicht mit 22,4 Abtreibungen pro hundert Schwangerschaften die Traum vom Glück. Nicht zuletzt aufgrund höchste Abtreibungsrate der Welt. Obwohl der Schwangerschaftsabder historischen Erziehungsideale ist in bruch so gängig ist, wird den Frauen, Japan auch heute die Kluft zwischen vor allem wenn sie unverheiratet sind, Mann und Frau noch verhältnismäßig ein enorm schlechtes Gewissen eingegroß. Fremdheit zwischen den Geimpft, wenn sie ihn durchführen lassen. schlechtern zieht sich durch alle BereiViele Frauen versuchen, diese negativen che, vom äußeren, der Berufswelt, bis hin zum intimsten, der Sexualität. Diese Gefühle zu besänftigen, indem sie den Fremdheit hängt vor allem mit der Ver- abgetriebenen Föten (Mizuko) durch ein traditionelles Totenritual ihre Anteildrängung von Sexualität sowie jedes erotischen Moments zusammen. Erotik nahme bezeugen. wird praktisch nur Männern zugestanGesellschaftliche Tabus – und Abtreiden, und auch ihnen nur in bestimmten bung ist eines davon – gibt es in allen KulNischen des sozialen Lebens: in „Verturen. Mit den Ojizoosama bzw. Mizuko gnügungsvierteln“ etwa oder als Porno- haben die Frauen eine Möglichkeit, den grafie-Konsum. moralischen Druck der Gesellschaft, der Das Tabu, das auf allem Sexuellen ihnen Schuldgefühle aufzwingt, zuminund insbesondere der Erotik liegt, hat dest auf religiöser Ebene abzufangen. ❚ september 2000an.schläge 15


themapatriotismus

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Kein schöner Land Ausgrenzung nach außen und Anpassungsdruck nach innen sind Charakteristika von Nationalstaaten. Seit Februar 2000 rücken die „kleinen Männer“ in Österreich wieder zusammen und Parolen wie „nationale Kraftanstrengung“ sind vermehrt zu hören. Was steht hinter der heraufbeschworenen Gemeinsamkeit? Von Ursula Hermann und Cornelia Kogoj, Fotos von Magdalena Blaszczuk

„Wie ein Mann wollen wir uns mit fliehenden Fahnen an das Vaterland anschließen, in dera großen Zeit, sind wir doch umgerungen von lauter Feinden.“1 Karl Kraus hat in dieser Szene seiner „Letzten Tage der Menschheit“ einen Menschentyp beschrieben, der sich in Österreich seit Februar 2000 wieder zu Wort meldet: den Patri(di)oten. Sie scheinen wieder ein Vaterland bekommen zu haben und wissen wieder, wer sie sind. Jetzt rücken sie zusammen, die kleinen Männer auf der Straße und in der Politik. Sie kennen sich aus und wissen vor allem wieder, wer oder was gut und böse ist. Und so sind in den österreichischen Sprachgebrauch seit Februar 2000 „patri(di)otische Worte“ geflossen. „Nationaler Schulterschluß“, „zu-rechtrücken“, „Vernaderung“, „schiefes Bild“, „nationale Kraftanstrengung“, „die EU 14 und wir“... und auch die bis zum Erbrechen herbeizitierte „demokratisch gewählte Regierung“ humpt und dumpt durchs Land. Die militärische Etymologie unterstreicht diese durch und durch „vaterländisch-männliche“ Sicht der Dinge. Die ideologische Grundlage des „Nationalen Zusammenrückens“ läßt sich mit Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“, Dritter Aufzug auf den Punkt bringen: „Oh gutes Land! O Vaterland! (...) O nehmt Euch sein, nehmt Euch des Landes an!“ – Dem „wahren Patrioten“ kommen dabei auch heute noch die Tränen. Dieser 16 an.schlägeseptember 2000


patriotismusthema

Der ÖsterreichER ist ein gemütlicher Patron. Doch wehe, wird er ungemütlich!

schismus, bis heute bestehende Kontinuitäten werden verdrängt. Auch im Austrofaschismus wurden die „Heimat“ und das „Vaterland“ beschworen: Das „einig christlich-konservativ-ständestaatliche“ Österreich gegen die anderen. Und der faschistische Anführer des Staates war der Oberpatriot. Die „vaterländische Front“ wurde zur Einheitsbewegung deklariert, politische Parteien verboten oder aufgelöst. Hier läßt sich beobachten, wie gut sich Patriotismus und Faschismus ergänzen.

chen Wahlergebnis wenig zu tun, denn die drittstärkste Partei stellt den Regierungschef. Erstmals seit 1945 wird die strafrechtliche Verfolgung von österreichischen ParlamentarierInnen gefordert, die sich kritisch zu Österreich äußern Österreich-Ideologie. Während des Ersten und somit dem vermeintlichen „ÖsterWeltkriegs wurde erstmals intensive reich-Image“ schaden. FPÖ-JustizminiPropaganda mit der „Heimatfront“ bester Dieter Böhmdorfer findet den Vortrieben. Frauen und Kinder sollten schlag zumindest überlegenswert. FP„ihren Beitrag“ zum großen nationalen Klubobmann Peter Westenthaler verSieg beisteuern. Nach 1918 suhlten sich wendet schon fast täglich den Begriff die rechtsextremen und konservativen der „Vernaderung“. Parteien in der „Dolchstoßlegende“, der Der Gipfel aktueller patri(di)otischer irrtümlichen Annahme, daß dieser Krieg Nationale Gemeinschaft. Mit Februar hätte gewonnen werden können, wenn 2000 wird nun wieder die Strategie der Politik ist die Abhaltung einer Volksabstimmung. Die Österreichische Bevölke„das Volk“ – „die Heimatfront“ – nur wie einheitlichen Nation, des nationalen „ein Mann“ hinter der Armee gestanSchulterschlusses propagiert. Und wie- rung soll sechs (Suggestiv)Fragen mit einem patri(di)otischem „Ja“ beantworden wäre. der sollen Ungleichheiten zwischen ten. Hauptinhalt sind die Sanktionen, Mit Februar 1934 setzte sich endFrau und Mann, arm und reich oder die es dieser Regierung erst ermöglichgültig der Austrofaschismus durch, des- jung und alt durch die beschworene sen „Österreich-Ideologie“ als Überle„nationale Gemeinschaft“ verdeckt wer- ten den nationalen Schulterschluß zu propagieren. Daß diese Volksabstimbensstrategie propagiert, nichts andeden. Interessanterweise besinnt sich mung nicht ganz so gut ankommt, weiß res war als althergebrachte Tradition gerade die „Europapartei ÖVP“ nun die Regierung mittlerweile. Deshalb der ideologischen Nivellierung gesellihrer „vaterländischen Tradition“ und schaftlicher Gegensätze und der Druck redet DEM ÖsterreichER wieder einmal wird nicht lange gezögert und ein neuerliches Zusammenrücken wird propasich anzupassen oder ausgegrenzt (ver- ein: Wir wählen, wen wir wollen! Und giert: Gemeinsames Sparen für ein sohaftet) zu werden. Die Zeit von 1934 bis damit beginnt der erste Akt der „opera 1938 stellt ein dunkles Kapitel Österbuffa“. Sanktionen, die sich gegen diese genanntes „Null-Defizit“. Eine nationale Kraftanstrengung wird gefordert. Damit reichischer Geschichte dar: Die ÖVP hat Regierung richten, werden als Sanktiodie christlich-soziale Parteigeschichte nen gegen Österreich verkauft. Von der WIR keine Schulden mehr haben. „Gemeinsam“ ist das neue Zauberwort. offenbar nie aufgearbeitet. Noch immer „demokratisch gewählten Regierung“ gibt es unverhohlene Verehrung des wurde (zumindest am Anfang) gespro„Märtyrers“ Dollfuß (sein Portrait hängt chen und somit der parteipolitische As a woman I have no nation. Wie „gewie allseits bekannt in den ÖVP ParlaEntscheidungsprozeß der Regierungsmeinsam“ alles gemeint ist, zeigt die mentsklubräumen). Durch alle Parteien bildung DEM WählER untergejubelt. Sprache dieser Regierung sehr deutlich. hindurch gibt es keine öffentlich dekla- Tatsächlich aber hat der Regierungspo- Neben DEM WählER und DEM Österreirierte Distanz zur Zeit des Austrofaker um den Kanzler mit dem eigentlichER soll anscheinend niemand sonst Schwall Österreichischen Nationalgehabes muß zu denken geben, denn das Einschwören auf „gemeinsame Verantwortung“ und „gemeinsame Ziele“ hat in Österreich Tradition.

1) Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Frankfurt am Main 1986. S 45f.

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themapatriotismus

Ursula Hermann und Cornelia Kogoj sind Mitarbeiterinnen der Initiative Minderheiten

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angesprochen werden. Die einzige Rolle, die Frauen innerhalb der Nation geboten wird, ist die der „Bürgerlichen“. Die Familie wird wieder zur „Keimzelle des Staates“ erklärt, die Räume weiblicher Zuständigkeiten auf Familie und Kinder reduziert. Und genau so wird Politik gemacht: „Kinderscheck“, Auflösung des Frauenministeriums, massive Kürzungen und das Schreckgespenst einer Bevorzugung von „kinderlosen Singles“ wird an die Wand gemalt. – „As a woman I have no nation“ lautet ein Slogan der Frauenbewegung. Seit dem Nationalismus des 19. Jahrhunderts suchen Frauen und die erst durch Nationalstaaten entstandenen autochthonen „Minderheiten“ ihren „Ort“ in der Nation. Bei Frauen setzte das Angebot nationaler Gemeinsamkeit die Annahme des bürgerlichen Frauenideals voraus. Kontrolle der Gebärfähigkeit, der Sexualität der Frau und die teilweise Verfügung über weibliche Arbeitskraft durch den „pater familias“ sind zentrale Voraussetzungen für die Ausdifferenzierung von „privater“ Wirtschafts- und Familiensphäre und „politischer“ staatlicher Macht. Von Frauen wird (neben den ökonomischen Funktionen) die Zivilisierung männlicher Triebhaftigkeit und die Herstellung des „guten“ und „moralischen“ Lebens im häuslichen Kreise erwartet. Der so garantierte häusliche „Friede“ einerseits und das staatliche Gewaltmonopol andererseits

sind die beiden Fundamente für den innerstaatlichen „sozialen Frieden“, für die vertragsförmig geregelten gesellschaftlichen Austauschbeziehungen in der Konsolidierungsphase bürgerlicher Gesellschaft. 2 Forderungen der Frauenbewegung werden von dieser Regierung erneut negiert und selbstbestimmtes Frauenleben hat in der Nation keinen Ort. Nationen sind ohne Ausgrenzung nach außen und Anpassungsdruck nach innen nicht denkbar. Das bedeutet Homogenisierung und Nivellierung von Gegensätzen – seien sie geschlechtsspezifischer, ethnischer oder sozialer Natur. „Dazugehören wollen“ bedeutet für „Minderheiten“ das Bekenntnis zum „Vaterland“, zur „Mehrheit“ und der Beweis „gute ÖsterreichER“ sein zu wollen.

Die „guten“ Minderheiten. Die gesetzlich anerkannten Volksgruppen – so scheint es – sind nun aufgenommen worden in die österreichische Nation. Sie sind die „guten“ Minderheiten, im Gegensatz zu den MigrantInnen, die aufgrund ihrer nicht-österreichischen StaatsbürgerInnenschaft von vornherein ausgeschlossen sind. Die Volksgruppen werden nun umworben und mit symbolhaften Zugeständnissen, die der Imagekorrektur der Regierung dienen sollen, ruhig gestellt. Diese Taktik scheint aufzugehen. Die Happen werden gierig aufgeschnappt und dankbar entgegenge-

nommen, denn diese Aufmerksamkeit ist man nicht gewohnt. Nach 45 Jahren wird das im Staatsvertrag verbriefte Recht auf zweisprachige Ortstafeln im Burgenland endlich eingelöst. Doch noch während sich der Bundeskanzler und die VertretER der Burgenländischen Landesregierung im internationalen Presserummel sonnen, der rund um die Aufstellung der zweisprachigen Ortstafeln stattgefunden hat, und sich plötzlich ihrer kroatischen Wurzeln bewußt sind, wird die Volksgruppenförderung für das mehrsprachige offene Radio MORA im Burgenland und für AGORA in Kärnten gestrichen.

Das „Wesen“ der Regierung. Radio MORA mußte seinen mehrsprachigen Sendebetrieb Ende Juli einstellen. Zusammen mit den burgenländischen Volksgruppenvereinen der Roma, UngarInnen und KroatInnen hatte man sich an den Bundeskanzler gewandt und um Auskunft gebeten. Die Antwort: „Die gewährten Subventionen müssen als ‚Starthilfe’ verstanden werden, in künftigen Budgets sind keine Posten mehr dafür vorgesehen.“ Radio AGORA rechnet ebenfalls damit, seinen Sendebetrieb einstellen zu müssen. Auch an der Schulfrage, einer der Kärntner Zündstoffe der vergangenen Jahre, scheint sich das „Wesen“ dieser Regierung sehr genau herauszukristallisieren. Eigentlich müßte ein zwei-


patriotismusthema

Dieser Land ist ein schöner Land! Oder ist er etwa kein schöner Land?

sich der Kärntner Heimatdienst von der slowenischen Volksgruppe, wenn diese an der heurigen 80-Jahr-Feier des 10. Oktobers teilnehmen möchte, „ein gemeinsames Bekenntnis zu Kärnten und Österreich“. Es ist kein Zufall, daß gerade den autochthonen Minderheiten ein besonderes Bekenntnis zum Nationalstaat abverlangt wird. Sind diese es doch, die sich aufgrund einer anderen Muttersprache verdächtigt gemacht haben, keine „echten“ ÖsterreichER zu sein. Eine extra Portion Patriotismus wird von jenen verlangt, denen man keinen zugetraut. Und die MinderheitenpolitikER – eine durch und durch männliche Domäne – stimmen dem zu, um „nicht draußen zu bleiben.“ Den Volksgruppen wird erstmals in der Zweiten Republik suggeriert, sie könnten „mit dabei“ sein, bei der Einschwörung auf die „gemeinEine extra Portion Patriotismus. Nichts samen“ Ziele. Während die Volksgrupdesto trotz fordert der Kärntner Heimatdienst (KHD), der vom Dokumenta- pen als österreichische StaatsbürgER intionsarchiv des Österreichischen Wider- strumentalisiert werden und für eine standes als „große, etablierte Organisa- Imagekorrektur der Bundesregierung herhalten, können MigrantInnen – wie tion im Vorfeld des österreichischen übrigens auch andere „Minderheiten“ – Rechtsextremismus mit starkem Einfluß auf die Kärntner Landespolitik und davon nicht „profitieren“. Im Modell der auf die Minderheitenpolitik auf Bundes- österreichisch-bürgerlichen Nation ist ebene“ bezeichnet wurde, in einer Pres- Pluralismus nicht vorgesehen. „... denn wir führen einen heiligen Verteilungsseaussendung vom 2. August von den krieg ...“ 3 läßt Karl Kraus seinen Slowenenverbänden „nun das Forderungskarussel zum Stillstand zu brinpatri(di)otischen Wiener ausrufen und gen“. Denn es seien „die größten Zugebringt damit auf dem Punkt, was heute ständnisse seit dem Staatsvertrag 1955 hinter der nationalstaatlichen Gemeingemacht“ worden. Außerdem erwarte samkeit steht. ❚ sprachiger Unterricht laut einem Urteil des Verfassungsgerichtshofes nicht mehr nur in den ersten drei Schulstufen unterrichtet werden, sondern auch in der vierten. Doch anstatt diese Verfassungsentscheidung umzusetzen, geht es den Regierungsparteien plötzlich darum, die nicht für den zweisprachigen Unterricht qualifizierten, einsprachigen deutschen LehrerInnen finanziell besser zu stellen. Hinzu kommt, daß Landeshauptmann Jörg Haider verfügte, daß in Ausschreibungen für DirektorInnenposten an zweisprachigen Schulen die zweisprachige Qualifikation ab sofort nicht mehr als Kriterium angeführt wird. Die SlowenenvertretER stimmten diesem Vorschlag mit dem Argument „entweder mitmachen oder draußen bleiben“ zu.

2) Vgl.: Mechthild Rumpf: Staatsgewalt, Nationalismus und Geschlechterverhältnis. In: Frauen und Geschichte Baden-Württemberg (Hg): Frauen und Nation. Tübingen, 1996, ats 218. S. 16f. 3) Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. S45f.

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an.risswissenschaft feministische bildung und forschung

Ins Netz gegangen Das Projektzentrum Frauen- und Geschlechterforschung (ehemalige Interuniversitäre Koordinationsstelle für Frauenforschung) hat mit der kostenlosen Broschüre „Wien vernetzt – ohne Netz“ den Versuch unternommen, alle autonomen und außeruniversitären Wiener Frauenprojekte und -initiativen im Bereich der Bildung und Forschung zu erfassen. Daß der Versuch gelungen ist, davon kann sich jede selbst überzeugen. Auf 130 Seiten präsentieren sich 47 Projekte und Einrichtungen einem Publikum, das Kontaktadressen sucht, aber auch einem Publikum, das gar nicht gesucht hat und plötzlich Tolles findet. Das Register vervollständigt das Bild mit weiteren Kontaktadressen. Der initiativen Frauen gibt es viele und der fortschrittlichen Ideen noch mehr. Und daß diese Ideen auch oft genug umgesetzt werden, dafür ist die reichhaltige Broschüre Beweis genug. GaH Kostenlos abzuholen im Sekretariat des Projektzentrums Frauen- und Geschlechterforschung, 9., Spitalgasse 2, Uni Campus, Hof 7, T. 01/4277 18351

internationale frauenuniversität

Virtueller Versuch

Christine Urban, Renate Egger, und Regina Reimer vom Wissenschaftsladen Wien haben eine „Evaluierung der Situation studierender Mütter an den Wiener Universitäten“ durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung von 19 qualitativen Interviews, die mit studierenden Müttern geführt wurden. Die Interviews gliedern sich in die Themenbereiche: universitäres Umfeld, Vereinbarkeit von Studium und Mutterschaft, Kinderbetreuung, materielle Situation, soziale Beziehungen, Zukunftsplanung und Berufsaussichten sowie mögliche Verbesserungen und Empfehlungen seitens der Befragten. An der Universität gibt es kaum Orte für Kinder. Mutterschaft erweist sich oft als Hemmnis und kann schließlich zu einem Studienabbruch führen. Die Gründe dafür liegen unter anderem in den universitären Strukturen und in einem Fehlen von finanzieller Absicherung. Im Anhang findet frau eine Auflistung der universitären Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien. Den Bericht gibt es auf der Homepage des Wissenschaftsladen unter der Rubrik „Aus der Praxis“. is

Die erste virtuelle Internationale Frauenuniversität (ifu) ist am 15.7. online gegangen. Es handelt sich um eine Uni, die abwechselnd in Präsenz- und in virtuellen Phasen arbeitet und mit diesem Konzept Frauen in der ganzen Welt ansprechen will. Die Frauenuniversität bietet ein Studienangebot für bereits graduierte Frauen, das im 1. PräsenzSemester (15.7.–15.10.00) unter dem Motto „Technik und Kultur“ steht. Die Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt. An dem Projekt nehmen rund 900 Studentinnen aus 115 Ländern und 200 Dozentinnen aus 60 Ländern teil. Drängende gesellschaftliche Fragen sollen auf wissenschaftlichem Niveau aus Sicht der Frauen bearbeitet werden. Leitlinien sind die Interdependenz und Interaktion von Wissenschaft und Gesellschaft, Interdisziplinarität, die Integration anderer sozialer Praxen inklusive der Kunst, die Berücksichtigung der zahlreichen Theorien im Bereich der gender studies sowie die Schaffung eines internationalen und interkulturellen Raumes. „Mit der ersten virtuellen Frauenuniversität geht ein Signal von Deutschland aus, Forschung von Frauen international zu vernetzen. Innovative Ideen und neue Forschungsansätze von Wissenschaftlerinnen und Studentinnen schaffen so eine neue Wissenschaftskultur. Durch ein beispielhaftes Zusammenwirken von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik machen wir das Projekt jetzt möglich“, sagte Bundesministerin Edelgard Bulmahn (SPD) bei der Eröffnung des Projekts in Hannover. Der Präsenzphase im Sommer, die in verschiedenen deutschen Städten stattfindet, schließt sich im Herbst eine virtuelle Phase an. Nach dem ersten Semester wird bereits ein Zertifikat ausgestellt und das Semester somit in anderen universitären Einrichtungen nach dem europäischen Kreditpunktesystem (ECTS) anrechenbar. Die ifu-Studienplätze werden vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) weltweit öffentlich ausgeschrieben. is

http://fgidec1.tuwien.ac.at/wila-pages/home.html, Wissenschaftsladen Wien, Aspernbrückeng. 4/4, 1020 Wien, T. 2185466

link: http://www.vifu.de

forschungsbericht

Studentinnen mit Kind

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wissenschaftforum

Ein weib-weibliches Bezugssystem könnte sich aufspannen zwischen Theatermacherinnen. Ein in diesem Sinne sehr gelungenes Ereignis war die Inszenierung „Königinnen“ Foto unten des

Fo t o s : A r c h i v

Theaters Foxfire.

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Grenzen sprengen Wenn Weiblichkeit nicht in Relation zu Männlichkeit begriffen wird, sondern in sich weiter differenziert wird, könnten in einem weib-weiblichen theatralen Bezugssystem Grenzen traditioneller Weiblichkeitsbilder quasi von innen gesprengt werden.1 Von Katharina Pewny

Katharina Pewny (Mag.a Dr.a) ist Kulturtheoretikerin, freie Univ.Lektorin, Gruppentrainerin. Sie ist in der Autonomen FrauenLesbenbewegung aktiv, besonders im feministischen Bildungszentrum Frauenhetz. Ihre Dissertation schrieb sie zum Thema „Feminismus – Theater – Repräsentation.“

22 an.schlägeseptember 2000

Theater als Medium zur Stärkung feministischer Interessen und Politiken anzusehen, war eines der Ausgangsinteressen meiner Dissertation. Im Blickpunkt stand Sprechtheater als ein Feld dominanter (sogenannter großer, „gemischter“) Öffentlichkeiten. Wie wird – ausgehend von Theatertexten von Frauen – mit/im Theater Welt gemacht? Und vor allem: Wie wird Geschlechtlichkeit produziert? Die Verkoppelung von Theater und Feminismus ist einerseits spannend,

weil feministische Praktiken wie Performanz, Maskerade und Inszenierung theatrale Phänomene sind, und andererseits notwendig, da feministische Theorie in die Theaterwissenschaft fast keinen Eingang gefunden hat.

den, sondern wird immer aufs Neue hergestellt – u.a. im Theater. Diese Feststellung verleiht einem im weitesten Sinne poststrukturalistisch zu nennenden Verständnis von Welt Ausdruck, das Zweiwertigkeiten verläßt und damit jegliche Naturalisierung – von GeRepräsentationskritik. Nichts ist jenseits schlecht, von „Kultur“2, von Herkunft – in Abrede stellt. Es bedeutet, asymmevon Repräsentation (es gibt keine Welt, trische Machtverhältnisse entlang der kein Geschlecht, keine Zugehörigkeit, Achse Geschlechterdifferenz als verändie „einfach so“ existiert). Wenn keine derbare zu begreifen. Solche VerändeRealität „für sich“ existiert, kann sie auch nicht durch Kunst (Theater) abge- rungen könnten Frauen als Subjekte bildet, nachgeahmt oder verändert wer- von Repräsentation plazieren und Weib-


forumwissenschaft – könnten gleichsam von innen Grenzen traditioneller Weiblichkeitsbilder gesprengt werden. Eine solche Strategie bedeutete keineswegs a priori inhaltliche Füllung von Weiblichkeit. Die zweifellos vorhandenen unterschiedlichen Interessen und Theaterpraxen, die zutage kämen, würden Klarheit über Bündnisse und deren Grenzen hervorbringen, die in den bestehenden Strukturen, die Frauen a priori vereinheitlichen und spalten, abhandenkommt. Mit den widersprechenden Interessen könnte zum theatralen Handeln mit dekonstruktivem Gestus übergegangen werden. Feministische Politiken haben sich Feministische Theaterpraxen. Politik und bislang als Motor weib-weiblicher AusRepräsentationen von Gewalt. Zurück zum Reflexionen der Zweiten Frauenbewedifferenzierung erwiesen: Die theoretigung haben öffentliche Bezugnahmen Theater: Die Bedeutung feministischer von Frauen aufeinander als unumgäng- sche Differenzierung von Weiblichkeit in Repräsentationskritik für Theater Form des Einklagens und Bedenkens von (wissenschaft) zeigt sich in Stückanaly- lich für Gestaltungen weiblicher SubDifferenzen von Frauen (bezogen auf jektpositionen erwiesen. Wenn auch in sen: Dramatikerinnen haben sehr oft „Rasse“, Herkunft, Lebensweise) wurde der Theorienbildung Dekonstruktion Nationalsozialismus, Rechtsradikalität nicht in Studierstuben erdacht, sondern von Zweigeschlechtlichkeit ihren beund sexuelle Gewalt gegen Mädchen grüßenswerten Ort hat, so bringt Orga- in politischen Bewegungen initiiert. und Frauen beschrieben. Diese BenenDie theatralen Gestaltungen, die nisation von und für Frauen in der polinungen stehen in bestimmten gesellradikal weib-weibliche Kooperationen tischen/künstlerischen Praxis Inhalte schaftlichen Kontexten: der „Aufarbeihervorbringen würden, sind nach wie und Strukturen zutage, die Möglichtung“ der nationalsozialistischen Verkeitsräume weiblicher Lebensgestaltun- vor erprobenswürdig.4 Selbstverständgangenheit Deutschlands und Österlich kann jedoch keine „Gegenwelt“ ingen eröffnen. Angesichts der engen rereichs, sowie deren gegenwärtige Bedeutung – für Individuen, Klein– und präsentationslogischen Grenzen männ- nerhalb der bestehenden ganz einfach gegründet werden. Sie würde immer in erbündischer Öffentlichkeiten wäre Großkollektive – und im Kontext der Zweiten Frauenbewegung, die Mittäter- Theater vorstellbar als etwas, das weib- Relationen zu und nicht jenseits von dieser existieren. weibliche (im Sinne der Beziehungen schaft von Frauen im Nationalsozialismus einerseits reflektiert und männliche unter oder zwischen Frauen) Genealogien eröffnet. Gewalt an Frauen und Mädchen andeKritische Interventionen. Deshalb sind kriEin solches theatrales Bezugssyrerseits öffentlich macht und bekämpft. tische Interventionen in bestehende Zwischen den Benennungen in den stem könnte sich aufspannen zwischen (kulturelle) Öffentlichkeiten notwendig: Theatermacherinnen (Dramatikerinnen, Sie stoßen zwar schnell an repräsentatiDramen selbst, ihren Inszenierungen Regisseurinnen, Kollektiven, Schauspie- onslogische, finanzielle und sonstige und Rezensionen gibt es Verschiebunlerinnen, Musikerinnen, Bühnenbildne- Grenzen, sind jedoch unumgänglich, gen, die Geschlechterdifferenz erneut rinnen, Intendantinnen, Dramaturginverdecken: In Inszenierungen geht um sich zu ergänzen mit den sogenen, Technikerinnen, Bühnenarbeiterin- nannten radikalen feministischen Politimännliche Gewalt in einem Allgemeinnen u.s.w.), Zuseherinnen, Rezensentin- ken. Das Überschreitungspotential, das Menschlichen auf – das bedeutet nicht nen, Lektorinnen, Verlagsleiterinnen, nur Verdeckung männlicher Täterschaft, eine solche Haltung impliziert, ist nach Subventionsgeberinnen, Politikerinnen, wie vor enorm. Die existierenden Widersondern auch Festschreibungen „friedfertiger“ Weiblichkeit. Traditionelle Weib- Wissenschafterinnen, ... stände gegen radikalfeministische Dies wäre anzudenken und zu pro- Denk- und Handlungsweisen verweisen lichkeitsbilder werden, wenn sie in den ben, nicht im Sinne der Imitation männ- nicht nur auf deren politische SprengStücktexten aufgelockert sind, in Inszenierungen und Rezensionen wieder erbündischer Strukturen, sondern im kraft, sondern ebenso auf ErkenntnisproSinne der Erkenntnis der weiteren Aus- zesse, deren Verläufe und Inhalte nach hinzugefügt.Weibliche Figuren erscheinen ebendort als widersprüchlich aufge- differenzierung von Bedeutungen von wie vor zwar jenseits von SelbstverständWeiblichkeit.3 Wenn nämlich Weiblich- lichkeit liegen, aber weib-weibliche ladene Zeichen. Inhaltliche Zusammenkeit begriffen wird nicht in Relation zu stellungen, die traditionellen WeiblichSelbst-Verständigungen ausbilden. Männlichkeit (als Ergänzung, Kopie, keitsbildern entgegenstehen, werden Im hiesigen Kontext bedeutet die nicht betont, sondern imaginär aufgela- oder Ähnliches), sondern in sich weiter Analyse theatraler Logiken die Notwenden und/oder tendenziell vernachlässigt. differenziert wird – was Zusammenardigkeit nicht nur weib-weiblicher Theabeiten wie in dem skizzierten Modell Die Betrachtung von Theatertexten, terpraxen, sondern Kultur– und Polizwangsläufig mit sich bringen würden Inszenierungen und Rezensionen martikformen. ❚ lichkeit ihren Funktionen als Grundlage und Fluchtpunkt jeglicher Repräsentation entheben, die bislang männliche Subjektpositionen befördert. Kritische Repräsentationstheorien sind demnach unabdingbar für feministische Erkenntnis- und Befreiungsinteressen. Zum Aktuellen: Die mediale Selbstrepräsentation der schwarz-blauen Regierung verstärkt Heterosexismus aufs Schärfste. Mechanismen medialer Repräsentationen und ihre Macht, Realitäten zu schaffen, zu dekonstruieren und zu verschieben, ist ein Feld feministischer Repräsentationstheorien.

kiert jeweils unterschiedliche Stellen im theatralen Diskurs und zeigt inhaltliche Verschiebungen zwischen denselben. Die Inhalte der Verschiebungen sind nicht losgelöst zu sehen von konkreten Machtverhältnissen. Diese Erkenntnisse bestätigen sowohl den theoretischen Befund, demnach die Ökonomie der Repräsentation männlich bestimmt ist, als auch Erfahrungsberichte von Theatermacherinnen, die von Ausschlußmechanismen und Kämpfen gegen geschlechtsspezifische Vorurteile in Theater- und Kunstbetrieben handeln.

1 Der Artikel bezieht sich u.a. auf Analysen von ca. 80 Theaterstücken von Dramatikerinnen aus dem deutschsprachigen Raum (ab 1986). Er erschien in ähnlicher Fassung auch in „Nylon – KunstStoff zu feminismus und popkultur. Wien, April 2000“. 2 Die Anführungsstriche zu „Kultur“ wollen auf die Konstruiertheit auch dieses Begriffes verweisen, der zur Zeit dazu dient, neorassistische Haltungen zu legitimieren. 3 Ein in diesem Sinne sehr gelungenes Ereignis war die Inszenierung von „Königinnen“ (Lilly Axster) durch das Theater „Foxfire“ im Sommer dieses Jahres im Kosmos.Frauenraum (Wien). 4 Hierzu siehe auch Marty Huber: Lesbisches Theater. Dipl. Wien 1999. Vgl. auch: Marty Huber: A kiss to be remembered. In: an.schläge 7-8/99.

september 2000an.schläge 23


an.sage

Drehladen und Babyklappen Standpunkte und

Die Historikerin Verena Pawlowsky und die oberösterreichische SP-Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger über eine neue/alte Idee.

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.

Verena Pawlowsky

Silvia Stöger

Babyklappe – eine neues Wort ist kreiert. Ein Hamburger Verein ist sein Erfinder und erster Betreiber der dahinter stehenden Idee: einer mit allen Raffinessen einer modernen High-Tech-Einrichtung ausgestatteten anonymen Abgabestelle für ungewollte Neugeborene. Das Wort mag neu sein, die damit benannte Einrichtung ist es jedoch nicht. Ihre hölzerne, mit einem Glöckchen versehene Vorläuferin gab es in Europa seit dem Mittelalter an jedem Findelhaus. Wien hatte nie eine Drehlade (von Drehlade sprach man im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum), dafür aber eines der größten Findelhäuser der Welt. Joseph II. eröffnete es 1784 und sicherte den Frauen Anonymität auf andere Weise zu: Sie durften nicht nach ihrem Namen gefragt werden. Als Gegenleistung wurde ihnen die Entbindung auf der Gebärhausklinik abverlangt: ein – nebenbei bemerkt – für die Entwicklung der weltberühmten Wiener geburtshilflichen Schule nicht unbedeutender Tauschhandel, hatten die Ärzte doch Zugriff auf mehrere tausend Frauen pro Jahr. Die meisten von ihnen: ledige Dienstbotinnen. Die Kindsväter: mittellose Gesellen. Kinder hatten da keinen Platz. Drehladen damals – Babyklappen und -nester heute: Kindesaussetzung provoziert Emotionen und Kontroversen. Die Argumente blieben die gleichen. Schon die BefürworterInnen der Findelhäuser führten den Schutz des Kindes vor Kindsmord und den der Mutter vor Strafverfolgung ins Treffen. Die GegnerInnen verwiesen auf die Unmenschlichkeit der Kindesweglegung und die Gefahr, daß Frauen zur leichtfertigen Kindesaussetzung ermuntert werden könnten. Der Hamburger Verein argumentiert, daß sein Angebot eine Versorgungslücke schließt. Die Babyklappe ist eine Einrichtung für ganz spezielle und wohl sehr seltene Notlagen, in denen traditionelle sozialpolitische Angebote nicht greifen. Für Frauen, die nicht in der Lage sind, sich Hilfe zu verschaffen, die ihre Schwangerschaft möglicherweise vor sich selbst nicht eingestehen können und von der Geburt überrascht werden, für Frauen in Extremsituationen also, ist das niederschwellige Hilfsangebot einer anonymen Kinderabgabestelle tatsächlich sinnvoll. Nicht gegen die neue/alte Idee soll hier argumentiert werden, sondern gegen eine Diskussion, die sich dem spektakulären Charakter der Baby -klappe verschreibt und die alltäglichen Probleme von Frauen mit Kindern vergessen läßt. Väter, die ihre Verantwortung wahrnehmen, flächendeckende und billige Kinderbetreuung, ein Karenzgeld, das zum Leben reicht, mehr Hilfe für alleinerziehende Mütter sowie der Ausbau – und nicht die budgetäre Aushungerung – von Fraueneinrichtungen müßten die Inhalte dieser Debatte sein .❚

Es soll nicht mehr passieren, daß ein Neugeborenes einfach irgendwo ungeschützt weggelegt wird, weil die Mutter in einer persönlichen Notsituation nicht mehr ein noch aus weiß. Daher habe ich veranlaßt, daß in Oberösterreich nun ein umfassendes Schutz- und Hilfsnetz geschaffen wird, wobei ein wichtiger Teil die Einrichtung von „Babynestern“ ist. Dort können Neugeborene anonym und straflos abgegeben werden. Diese auch Babyklappen genannten Einrichtungen sollen im AKH Linz und in einem weiteren Spital außerhalb des oberösterreichischen Zentralraumes situiert werden. Wenn sich die Mutter nach einer bestimmten Überlegungsfrist nicht mehr meldet, werden diese Babys zur Adoption freigegeben. Das gilt auch für den Fall einer sogenannten „anonymen Geburt“. Dabei soll es Frauen ermöglicht werden, ohne Namensnennung in einem Krankenhaus ein Kind zur Welt zu bringen. Das ist für Frauen in persönlichen Notsituationen eine noch bessere Alternative als das Babynest, weil schon vor und während der Geburt Mutter und Kind medizinisch bestens versorgt sind. Überdies kann es durch diese Beratungs- und Betreuungssituation auch leichter gelingen, daß die Mutter ihr Baby vielleicht doch behält, weil ihr bei der Bewältigung ihrer Krise geholfen wird. Auf meinen Antrag hin hat daher die oberösterreichische Landesregierung nicht nur den Grundsatzbeschluß für Babynester und die anonyme Entbindung gefaßt, sondern auch eine Informationsoffensive über Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten für werdende Mütter in Notsituationen und verstärkte Aufklärungskampagnen für Mädchen beschlossen. Ich trete vehement dafür ein, daß eine Mutter, die das Babynest nutzt oder sich zu einer anonymen Geburt entschließt, um ihr Neugeborenes gut versorgt zu wissen, nicht mehr nach dem Strafgesetzbuch wegen Verlassens eines Unmündigen bestraft werden soll. Der Schutz des Lebens von Mutter und Kind muß in diesen persönlichen Notsituationen wichtiger sein als staatliche Rechtsprinzipien wie jenes der Identitätskenntnis der Eltern. .❚

Der Artikel erschien in ungekürzter Form am 8.8. 2000 in „Der Standard“, nachzulesen in: http://www.derstandard.at.

24 an.schlägeseptember 2000


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Kulturkarawane Ein Bündnis verschiedener AktivistInnen plant als Kontrapunkt zu den reaktionären Kärntner Oktoberveranstaltungen eine Kulturkarawane (26. bis 28. Oktober) gegen freiheitliche Barbarei. Die Aktion ist als AntiFPÖ-Kampagne für die steirischen Landtagswahlen und als Mobilisierungsaktion für die internationalen Widerstandstage in Klagenfurt gedacht. Den kommenden Oktoberfeierlichkeiten (Ulrichsbergtreffen Ende September, 80-Jahr-Feier der Volksabstimmung in Südkärnten am 10. Oktober) soll ein klares „Nein“ entgegengesetzt werden. Anfang Oktober (7. bis 15.) sollen in Kärnten und der Steiermark etliche kulturelle Aktivitäten stattfinden die sich alle durch ein gemeinsames Logo und gemeinsame Plakate eindeutig gegen Blau-Schwarz stellen. Geplant sind Filmvorführungen, Videos, Theater, Performances, Konzerte, Lesungen, Debatten, Aktionen im Öffentlichen Raum und vieles mehr. Dafür werden noch KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen gesucht, die unentgeltlich (nur gegen Fahrtkosten, Unterkunft und Verpflegung) in Kärnten und der Steiermark singen, spielen, malen, lesen, debattieren etc., für die Flyer der Karawane einen Text verfassen, die Plakate der Karawane entwerfen. Das Motto: Die Kunst ist eine Bärin und beißt, wenn sie will. is Weitere Infos: Tina Leisch: 0664/111 90 96, IKUC (Interkulturelles Center Volkshaus) office@ikuc.at, T. 0463/ 32 154, Plattform Offenes Kärnten info@offeneskaernten.cbj.at, Mailinglist: kaernten@klingt.org (kann per e-mail „subscribe kaernten“ majordomo@klingt.org subskribiert werden)

abschied

Realismus in Schönschrift Die spanische Nachkriegsautorin Carmen Martín Gaite ist am 23. Juli in Madrid im Alter von 74 gestorben. Die Autorin ist im Lauf ihres Lebens mit den wichtigsten Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet worden. Mit 25 Jahren zog sie von ihrer Heimatstadt Salamanca nach Madrid. Dort spielen auch die meisten ihrer Stücke. 1978 erhielt sie für den Roman „El cuarto de atrás“ („Das Hinterzimmer”), in dem sie sich mit der Lage der Frauen während der Franco-Diktatur auseinandersetzte, als erste Frau den spanischen Literatur-Nationalpreis. 1994 wurde ihr diese Auszeichnung ein zweites mal zugesprochen, diesmal für ihr Gesamtwerk. Martín Gaite blieb bis zuletzt ihrer Linie treu, Manuskripte mit Füller und in Schönschrift abzufassen. „Wenn mir jemand was nettes per e -mail übermitteln sollte, werfe ich dem Betreffenden den Schrieb ins Gesicht. Ich will, daß man mir per Hand schreibt”, so die Schriftstellerin. Ihre größten Verkaufserfolge waren unter anderem der Roman „Caperucita en Manhattan“(1991/Rotkäppchen in Manhattan) oder „La reina de las nieves“(1994/Das Haus der Schneekönigin), eine Hommage an den dänischen Autor Hans Christian Andersen. is

filmstart

Vom Überleben Mit ihrem Spielfilmdebut „Honig und Asche“ (orig.„Miel et Cendres”) liefert Regisseurin und Drehbuchautorin Nadia Fares einen berührenden musikalischen Episodenfilm. Erzählt wird die Geschichte dreier Frauen im arabischen Nordafrika, deren Wege sich kurzfristig kreuzen und ergänzen. Leila ist eine junge Studentin, die vor ihrem gewalttätigen Vater flüchtet, um danach von dem Anlaß ihrer Flucht – ihrem Liebhaber – auf die Straße gesetzt zu werden. Schließlich muß sie das Geld für ihr Studium durch Prostitution verdienen. Die Universitätsabsolventin Amina hatte das Glück, ihren Gatten selbst auswählen zu dürfen. Der Mann ihrer KleinFamilien-Träume entwickelte sich jedoch zum Alptraum, der seine Frau gerne mal verprügelt. Naima ist engagierte und selbständige Ärztin, deren Vergangenheit jedoch auch durch den Verzicht auf die eigentliche große Liebe geprägt ist. Alle diese Frauen wollten ihrem Leben durch jahrelange Ausbildung Selbständigkeit und Unabhängigkeit geben. Doch letztlich reiben sie sich an den alten patriarchalen Strukturen wund, auch wenn die filmischen Ausgänge verschieden sind: Leila landet im Gefängnis, weil sie einen Angreifer erstochen hat. Naima schickt ihre Tochter auf eine höhere Schule und gibt ihr damit Hoffnung auf eine selbstbestimmte Zukunft. Amina befreit sich aus den patriarchalen Fesseln der Kleinfamilie und verläßt ihren Mann.„Das bin ich, gespiegelt in den anderen, und die anderen gespiegelt in mir“, erklärt Nadia Fares, deren Wurzeln in der Schweiz und in Ägypten liegen, die Entstehung des Filmes, in dem sie auch ihre Erfahrungen während des Studiums in Kairo verarbeitet hat. „Honig und Asche“ läuft in Wien seit 11. August im Original mit englischen und französischen Untertiteln. GaH

fotoausstellung

„Urban/Rural – Resistance“ Im vierten Wiener Gemeindebezirk findet sich im „Fortschnitt!“ ein „Aktionsraum für Kunst und Gewerbe“. Dort ist einerseits ein Frisiersalon zuhause und andererseits gibt es eine kleine Fotoausstellung von Lisa Rosenblatt und Charlotte Eckler, an.schläge-Leserinnen als Dream Coordination Office (DCO) bekannt, zu besichtigen. Frau kann noch bis zum 6. Oktober die Ausstellung besuchen, die die politische Lage Österreichs in einem Vergleich zwischen ländlichen und städtischen Widerstandsformen thematisiert. Kombiniert mit einer politisch korrekten Frisur! is „Fortschnitt! – Aktionsraum für Kunst und Gewerbe“, Rechte Wienzeile 15, 1040 Wien, T. 01/ 586 77 82, Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag: 9–20 Uhr, Freitag: 11–20 Uhr und Samstag: 10–14 Uhr

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kulturan.riss heim.spiel

Angela Heissenberger auszeichnung

Elfriede Jelinek Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek hat den diesjährigen „manuskripte”Preis des Landes Steiermark, der mit ats 150.000,– dotiert ist, erhalten. Der Autorin wurde in Anerkennung ihrer drei Jahrzehnte anhaltenden Verbindung zu der Literaturzeitschrift des Grazer Forum Stadtpark „manuskripte“ ausgezeichnet, in der viele ihrer Theaterstücke erstmals erschienen sind. In der Steiermark gilt die Auszeichnung neben dem Literaturpreis des Landes als die wichtigste öffentliche Anerkennung im literarischen Bereich. Zu den Preisträgerinnen der vergangenen Jahre zählen u.a. Barbara Frischmuth und Friederike Mayröcker. Im Februar dieses Jahres hat Elfriede Jelinek ein Aufführungsverbot ihrer Stücke in Österreich ausgesprochen, das allerdings nicht für alternative Theatergruppen gilt. So wurde in Österreich zuletzt ihre HaiderParaphrase „Das Lebewohl“am Wiener Heldenplatz uraufgeführt. Jelinek zur Rolle, welche die Regierung nun den Frauen zuschreibt:„Für uns scheint, außer Schönheit, noch die Mutterschaft übrig zu bleiben, ,familienfreundlich’ nennt sich die neue Politik.” is

frauenmuseum

Mythos und Alltag Das erste österreichische Frauenmuseum wurde am 7. Juli in Vorarlberg eröffnet: Im neuen Feuerwehr- und Kulturhaus in Hittisau. Die zuständige Landesrätin Eva Maria Weibel war „mit Stolz und Freude erfüllt“: Auf Grund seiner Einzigartigkeit werde das Frauenmuseum „nicht nur regionale Bedeutung haben, sondern auch über die Grenzen hinweg großes Interesse finden.” Ein Aufgabenschwerpunkt soll die Aufarbeitung sozial- und kulturgeschichtlicher Frauenthemen sein, wobei das Museum auch aktuelle Themen aufgreifen und vor allem Künstlerinnen eine Plattform bieten soll. Die derzeit laufende Ausstellung heißt „Mythos und Alltag. Eine sozialgeschichtliche Installation”. Der Eintritt kostet nur ats 20,–, für Kinder und Jugendliche gar nichts. Finanziert wird das Museum von der Gemeinde und vom Land Vorarlberg. is Österreichisches Frauenmuseum, Platz 501, 6952 Hittisau,T. 055 13/65 26, Öffnungszeiten: Do 19–21 Uhr, Fr/Sa 16–18 Uhr und So 15–18 Uhr , für Gruppen auch nach Vereinbarung

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Kain und Abel

Seit 8. Juli lautet Jans erste Frage nach dem Aufwachen nicht mehr „Woisda Papa?“, sondern „Woisda Baby?“ „Der Baby“ heißt Nils und verhält sich bisher weitgehend unauffällig, was Jan nicht daran hindert, ihm seine überschäumende Liebe (manchmal auch eher das Gegenteil davon) angedeihen zu lassen. Das sanfte Schaukeln der Hängematte steigert sich beispielsweise völlig unerwartet zum drohenden Überschlag. Das weinende Kind wird mit Stofftieren, Playmobilmännchen und Autos aller Art getröstet oder beworfen. Oder Jan fordert angesichts des störenden Bruders die sofortige Kindesweglegung: „Weiter, Bett!“ Wenn in seinen Augen das gefährliche Glitzern einsetzt, ist höchste Vorsicht geboten. Harmloses Streicheln kann in Sekundenbruchteilen in heimtückische Gewaltakte umschlagen. Und so kommt es, daß ich mittags noch immer mit ungeputzten Zähnen herumwusle, die fertig geschleuderte Wäsche in der Maschine vergammelt und das Frühstück zwar noch nicht abgeschlossen, zeitlich aber längst vom anstehenden Mittagessen überholt ist. Vormittagstermine nehme ich deshalb nur noch ungefrühstückt wahr, Jan bekommt beim Bäcker ein trockenes Kipferl in die Hand gedrückt. Ich weiß nicht, wie andere Mütter diesen Hardcore-Job bewältigen. Mir reicht die Doppeldosis Kinder auch schon ohne Haushalt. Immerhin gilt es das Überleben beider Kids zu sichern, was bedeutet, daß ich zumindest eines der kleinen Monster permanent bei mir haben muß. Meine Fertigkeiten mit Säugling am Arm haben sich deshalb seit Nils‚ Geburt beträchtlich erweitert. Klo gehen, bügeln, Wäsche aufhängen – alles kein Problem, von ein paar Brandwunden abgesehen. Trotzdem hatte Nils schon nach zwei Wochen sein erstes Cut im Gesicht. Ich hatte nur mal schnell mein angekotztes T-Shirt gewechselt, da war‘s auch schon passiert. Jan scheint meine Befürchtungen, er könne seinen Bruder nachhaltig beschädigen, nicht zu teilen. Ein kleiner Heissenberger muß schon was aushalten können. Mit sich selbst geht er ja auch nicht gerade zimperlich um, die Liste seiner Selbstverstümmelungsversuche ist legendär. Und für den Fall des Falles schlägt Jan seine Universallösung vor: „Billa, neue kaufen!“


lesbo2000kultur

Die belgischen VeranstalterInnen von LESBO 2000, Federatie Werkgroepen Homoseksualiteit (FWH), haben in ihrer Planungsphase ausdrücklich eine Beteiligung Österreichs verlangt und ihre e-mails an österreichische Frauenlisten geschickt. Das war für das Dream Coordination Office (DCO) Grund genug, die nächste internationale DCOAktion zur Unterstützung von Frauenträumen und Utopien ins Leben zu rufen: „Wien dreams in 2 Gent“. Die Anfrage aus Gent, an LESBO 2000 teilzunehmen, ist eine positiv-überraschende Erinnerung daran, daß es differenzierende Köpfe gibt, die nicht alle in Österreich Lebenden mit der österreichischen Regierung gleichsetzen. Der Wunsch, mit Frauen/Lesben/Mädchen in Österreich zu feiern, ist nicht nur utopischer Ausdruck internationaler Solidarität, sondern auch ein realpolitisches Angebot, neue Handlungsfelder transnational zu etablieren. Dream Coordination Office koordiniert daher eine Durchquerung mehrerer Frauenflächen in Österreich, Deutschland und den Benelux-Regionen: eine Fahrrad- oder Zugreise, wodurch viele (offizielle und inoffizielle) Frauenorganisationen nicht nur virtuell besucht werden sollen. Bis zum Erscheinen dieses Artikels wird die Fahrradtour schon unterwegs sein, doch sollten spontane Frauen, die dazu Lust haben, einfach hinfahren und mitfeiern.

nur im Land, sondern international demonstriert. Die zweiwöchige Fahrradtour startet beim Lusthaus im Wiener Prater am 22. August und erreicht bis 8. September den Campingplatz in der Genter Stadt. Am Lagerfeuer und im Zelt konkretisiert die Gruppe ihre politische, persönliche und philosophische Botschaft. Denn, im Gegensatz zu Österreichs abwehrendem politischen Alltag, sind hier die wichtigen Bedingungen eines sinnvollen Gespräches vorhanden: Einladung und Festempfang.

Gegen-den-Strom. Die Vorbereitungen

der politischen Agenda werden schon längst in Gang gesetzt sein. Die radelnden Österreicherinnen werden schon ihre per Zug angereisten Freundinnen getroffen haben und die Teilnehmerinnen werden die körperlichen und geistigen Erlebnisse der Tour verarbeitet haben. Frauenorganisationen wurden entdeckt, besucht und vernetzt. Mit jedem Kilometer ist der Rückblick ergiebiger und die Perspektive klarer. Das Gegen-denStrom in-sich-Hineinträumen könnte schließlich lebensverändernde Konsequenzen haben. Aber davor sollte frau sich nicht scheuen. Diese utopische Wallfahrt, eine Gruppe von Frauen radelnd über Grenzen hinweg zu einem öffentlichen, fröhlichen lesbischen Zusammensein im Stadtzentrum von Gent, verspricht interessante Nebenwirkungen. Wie kann frau am Oostenrijkster teilnehmen, wenn sie nicht mitfahren kann? Der virtuelle Treffpunkt No reason to stay in Vienna. Lesbo 2000 www.t0.or.at/~charlottes.web bietet aktuelle Information zum Projekt „Wien ist ein kollektives Coming-Out, ein andreams in 2 Gent“, sowie ein kleines Argenehmes Zusammensein, ein Ideenchiv mit Artikeln über vergangene DCO und Erfahrungsaustausch und lesbiProjekte, die in den „an.schlägen“ ersches Fest am 9. September im Stadtpark von Gent. Und wie die Veranstalte- schienen sind. Dort gibt es auch einen Link zur Dream-Mailbox rInnen FWH in ihrer Rückmeldung geDCO@weiber.net, der bis zum Anfang schrieben haben, „..spectacular things des Festivals alle Botschaften, Utopien, could happen ... You see, there is really Träume und idealistischen Realismen no reason to stay in Vienna on the 9th gerne speichert – und zum Vorlesen bei of September.“ Dream Coordination LESBO 2000 aufhebt. Hier ist die SelbstOffice malt von Wien nach Lesbo 2000 einen Schweif, der das Sichtbarmachen ernennung zu einer wichtigen politi❚ von in Österreich lebenden Frauen nicht schen Akteurin gefragt!

Spectacular things Anfang September findet im belgischen Gent die LESBO 2000 statt. Mit dabei: Charlotte Eckler und Lisa Rosenblatt vom Dream Coordination Office LESBO 2000: 9. September 2000; Videos, politische Debatten, Sport, Fotosessions, Theaterstücke, Kunst, Zirkusakrobatik, und „Kolk“ – Flemish Triphop Musik aus Gent; Citadel Park 13–19 Uhr (nähe St. Pietersstation, rechts, 100 Meter)

Dream Coordination OfficeTreffpunkt: Azaleaplein, 16 Uhr

„Dream-in met Oostenrijksters“– Frauenfest: 21 Uhr, Backstage, St. Pietersnieuwstraat 128

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kulturvideokunst q

Feminismus weiter schreiben Ein Hauptthema der Ausstellung, die Stella Rollig für den diesjährigen „steirischen herbst“ kuratiert, ist mediale Repräsentationskritik. Eingeladen sind 25 internationale KünstlerInnen, die Spielregeln der Gender-Konstruktionen in den Massenmedien lustvoll zu unterwandern. Rike Frank sprach mit ihr über eine Ausstellung zum Verweilen und Wiederkommen.

Strang, der sich meiner Ansicht nach bis heute fortschreibt, ist der eines spezifischen, feministischen Interesses an medialer Repräsentation und damit einer Repräsentationskritik. <hers> versammelt Künstlerinnen und Künstler; zugleich spart der Ausdruck „weiblich“ auch etwas aus: das „Männliche“. Und auf eine gewisse Weise wird das „Weibliche“ wieder der Austragungsort und zum Material. Ich würde es etwas anders sagen: an.schläge: Der Titel deines Ausstellungsprojekts wirkt im ersten Augenblick Es ist so etwas wie eine Oberhoheit über ein Terrain angedeutet, was aber wie ein Zitat an die 70er Jahre, als Video von vielen Frauen als neues, unbelastetes nicht heißt, daß auf dem Gebiet nicht Medium eingesetzt wurde, um feministi- andere zugelassen sind, denn auf diesem bewegen sich auch Männer. sche Anliegen zu transportieren und Die feministischen Analysen von neue Räume zu besetzen. medialer Vermittlung sind ja in VerStella Rollig: Es war nicht bewußt ein Zitat auf die 70er Jahre, aber es paßt wandtschaft mit den Fragen anderer unterdrückter Gesellschaftsgruppen mir ganz gut, wenn du es so gelesen entstanden, in Zusammenhang mit hast. Weil das eine der Argumentatiopost-kolonialistischen Standpunkten nen ist, die ich mit <hers> vornehmen möchte, daß es nach wie vor eine weiter zum Beispiel. Ich beschränke mich bei <hers> auf einen Aspekt: auf die Untergeschriebene feministische Kunstgesuchung der Darstellung von Weiblichschichte gibt, die sich vor allem im Mekeit. – Mit einer Ausnahme: Fiona Tan, dium Video ausdrückt, und die durchaus zu tun hat mit der Vorgeschichte in die explizit den Kolonialismus behandelt. – Dabei sind auf dem Terrain von den 70ern, auch wenn das heute fast <hers> im Gegensatz zu den vorherrkaum mehr so deklariert wird. Ich war schenden Paradigmen unserer Welt die eher erstaunt, daß ich bei den KünstleSpielregeln umgekehrt. Also die Therinnen heute auf große Vorsicht gemen, die dominierenden Verfahrensstoßen bin, daß sie das „Frauenthema“ weisen sind vom Interesse der Frauen nicht so interessiert und sie sich ein bestimmt. Die Männer beschäftigen bißchen von einem Frauenzusammensich hier auch mit der Untersuchung hang abgrenzen wollten. von weiblichen Figuren in MassenAber um die Argumentation von medien. Und das soll zeigen, daß sich <hers> inhaltlich kurz anzureißen: Der Von 1994-1996 war Stella Rollig österreichische Bundeskuratorin, 1994 gründete sie das „Depot“, das sich als Ort der Reflexion über zeitgenössische Kunst versteht. Sie ist international als Kuratorin, Publizistin und Kunstvermittlerin tätig. Ihr neuestes Ausstellungsprojekt trägt den Titel: „<hers>. Video als weibliches Terrain“.

Rike Frank lebt und arbeitet in Wien; sie studierte Medientheorie, ist freie Kuratorin und Autorin und arbeitet seit 1996 unter dem Namen „Best Before“.

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nicht nur – wie vielleicht noch in den 70er Jahren – Frauen mit ihren eigenen Themen beschäftigen, sondern daß sich 30 Jahre später bei einer jüngeren Generation schon etwas verändert hat. Warum der Fokus auf die Massenmedien? Als Ausdruck von Alltagskultur? Ich wollte mich mit Videokunst befassen. Mich interessiert die Reaktion auf audiovisuelle Medien mit den selben Medien und die Frage, wo läßt sich dabei Differenz herstellen. Es geht um audiovisuelle Medien, von denen ich denke, daß sie die bestimmendsten Transmitter von Botschaften sind, sowohl von bildlichen/visuellen als auch von inhaltlichen/verbalisierbaren. Dabei denke ich in erster Linie an das Fernsehen. Die Massenmedien spielen eine große Rolle in der Genderkonstruktion aufgrund der Stereotypen, die sie immer wieder bestätigen – bis auf einige Ausnahmen in irgendwelchen schrägen Serien oder in bewußt quer angelegten Werbebildern, die man mit der Lupe suchen muß. Teil des <hers> Konzeptes ist zu überlegen, wie wird darauf reagiert. Einerseits geht es um die Entwicklung von Arbeiten als genuin neue Vorschläge und andererseits um Reaktionen auf die vorfabrizierten Bilder, narrativen Strukturen und Formate; in Form einer Analyse und Kritik aber auch in der lustvollen Aneignung, einem Nachspielen. Kannst du kurz auf einige Arbeiten der eingeladenen KünstlerInnen und ihre Differenz zu den von dir erwähnten Stereotypen eingehen?


videokunstkultur

Ein Aufmerksamkeitsfokus, mit dem die Künstlerinnen Genderkonstruktionen durchschauen. Arbeiten von: Ulli Aigner (A): Cleaning you Foto links

Fanni Niemi-junkola (FIN): Giants Foto mitte

Sabine Jelinek (A): Heldinnen Foto rechts

Fanni Niemi-Junkola, eine finnische Künstlerin, wird eine Single-ChannelInstallation mit dem Titel „Giants“ zeigen, in der zwei etwa 30jährige Frauen in Jeans und T-Shirts in einer sehr rauhen, kargen Landschaft vor dem Hintergrund des Meeres miteinander ringen. Der Sound ist ihr Keuchen, die physischen Geräusche dieses Kampfes, Wind und das Meeresrauschen im Hintergrund. „Giants“, die GigantInnen oder RiesInnen, besteht eigentlich nur aus einem Bild, das mit einer leichten Untersicht gefilmt ist und dann ein bißchen größer als lebensgroß projiziert wird. Niemi-Junkola inszeniert ein Bild, das man eigentlich so nicht kennt, das eigentlich so in der Ikonographie der Massenmedien, z.B. im Actionfilm, nicht vorgesehen ist – diese Art eines essentialistisch männlichen Ringkampfes, ausgeführt von zwei Frauen, eine gegen die Geschlechterstereotypien besetzte Szene. Und dazu die Größe: Die zwei Frauen nehmen diesen riesigen medialen Bildraum ein. Das gibt es ganz selten, und wenn, dann sieht es oft mehr nach einer Karikatur des Weiblichen aus. Eine andere Arbeit ist das Video „Cleaning You“ von Uli Aigner (A). Sie stellt ihren voll bekleideten Mann in eine Badewanne und beginnt, ihn von Kopf bis Fuß abzubrausen und abzuseifen. Am Ende steigt er aus der Wanne und sie föhnt ihn wieder trocken. Dies ist im übrigen eine Arbeit (lacht), die fast schon aggressive

Verständnislosigkeit beim Testpublikum hervorgerufen hat. Ich schätze die Arbeit von Uli Aigner sehr und finde es interessant, daß sie diese Aggression auslöst. Aigner spielt natürlich ganz unverschämt mit der Zuschreibung des Mütterlichen, daß Frauen nach wie vor für Reproduktionsarbeit und damit für das Waschen, für das Sorgen – auch für den eigenen Ehemann – zuständig gemacht werden, und ironisiert diese. Erwähnen muß man noch, daß Uli Aigner bei „Cleaning You“ das Bild manipuliert und konstruiert, indem sie am oberen Bildrand einen weißen Balken einsetzt, der die Köpfe zum Teil abdeckt. Dies ist ein ganz einfacher medialer, künstlerischer Eingriff, mit dem sie darauf hinweist, daß es sich um einen projizierten Raum handelt, den sie uns bietet, um ein inszeniertes und beschnittenes Videobild. Im Zusammenhang mit widerständige, feministischen Strategien arbeitest du auch mit dem Begriff der Idiosynkrasie. Das Idiosynkratische läßt sich beschreiben mit einer Art „Überempfindlichkeit“ und bezeichnet für mich eine Essenz des Individuellen, mit der man sich überhaupt noch irgendwie selbst als Person verorten oder begreifen kann in der Welt. Dabei taucht die Frage auf, wie sehr das KünstlerInnen-Subjekt in den Videos durchscheinen muß, um z.B. die Eigenschaft einer solchen Bildproduktion als Kunst auszumachen – eine individuelle AutorInnenschaft, die in den Massenmedien ausgelöscht ist.

Diese Überempfindlichkeit ist auch eine feministische Befindlichkeit, Zuschreibungen und Marginalisierungen zu bemerken. Und da kommen wir wieder zur Repräsentationskritik, denn Idiosynkrasie ist ein Aufmerksamkeitsfokus, mit dem sich die KünstlerInnen Massenmedien anschauen und Genderkonstruktionen wahrnehmen. Im Bereich multimedialer Installationen und Video tauchen derzeit auffällig viele Arbeiten von Frauen wie Shirin Neshat, Eija-Liisa Ahtila, Sam Taylor-Wood, Gilliam Wearing, Pipilotti Rist u.a. auf. Inwieweit siehst auch du hier ein Phänomen? Oder ist es vielmehr eine Erzählung, eine Konstruktion, ein neuer medialer Spot? Je mehr ich darüber nachdenke und je mehr ich mich damit befasse, desto mehr glaube ich, daß es eine Konstruktion ist. Am Anfang war da so etwas wie die Beobachtung eines Phänomens: tolle Videoinstallationen von Künstlerinnen. Doch ich glaube, es ist eine Reaktion der immer noch zutiefst patriarchalisch geprägten Kunstwelt/szene, daß man erstaunt ist, daß es so viele Frauennamen gibt in einem bestimmten Genre. Eigentlich ist es ein simpler Effekt: In den meisten Großausstellungen, Kunstzeitschriften dominieren nach wie vor so stark die Männer, daß man glaubt, es würde sich um ein ganz spezifisches Phänomen handeln, wenn ein paar Frauen auch gute Arbeiten abliefern. ❚

<hers>. Video als weibliches Terrain 27. Oktober–10. Dezember 2000 Landesmuseum Joanneum Graz/steirischer herbst 2000. http://www.steirischerherbst.at Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Bild- und Textmaterial zu den KünstlerInnen sowie Essays von Ruth Noack (D/A), Stella Rollig (A), Yvonne Volkart (CH) und Anna Harding (GB).

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kulturedita malovcic

Fo t o s : p o l y f i l m

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Kommen und Gehen Mit der Schauspielerin Edita Malovcic sprach Kerstin Kellermann über die zweite Generation, die Liebe und ihre neuen Projekte. „Ich bin schwanger und des is sicher,“ teilt die Krankenschwester Tamara ihrem Freund mit, der als Bundesheerler an der Grenze Österreich vor dem Ansturm von Menschen aus anderen Ländern bewahren soll.„Kannst Du nicht wie alle anderen auch die Pille nehmen?“, ist die bissige Antwort. Später versteift sich Roman, hoffnungsvoller Vater in spe auf die Fertigstellung des gezeugten Sprößlings. Tamara treibt ab und dann ist Schluß mit dem feldgrünen Roman.

Ab Oktober ist „Nordrand“ im Videoverleih „Polyfilm“ der VHS-Stöbergasse erhältlich.

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Das Leben kein Film. Nicht nur im Film „Nordrand“ (Regie: Barbara Albert) – auch im wirklichen Leben versucht die Schauspielerin Edita Malovcic trotz

Hindernisse ihren eigenen Weg zu gehen. „Ab dreizehn arbeitete ich als Fotomodell, bis 16. Sieben Jahre stand ich als Sängerin im Studio und auf der Bühne. Dann kam Jahre später über die Agentur der Anruf für das Casting zum Film,“ erzählt sie. Die begabte Laiendarstellerin wurde engagiert. „Das war alles superneu für mich, aber ich habe es genossen. Am Anfang war ich schüchtern und zurückhaltend, aber ab dem zweiten Drehtag brodelte es in mir. Dann platzte ich fast, in mir ist etwas aufgewacht“, strahlt sie noch heute, während im Wiener Café Westend Kellner und Chef des Lokals bewundernd um unseren Tisch schleichen. „Es gab schon einen kleinen Kon-

kurrenzkampf zwischen mir und der österreichischen Profischauspielerin Nina Proll am Set, doch dadurch hat der Film gelebt, die Stimmung war emotional sehr geladen“, analysiert Edita. Die acht Wochen Drehzeit waren ein ständiges Auf und Ab. Nina Proll spielte das Prolo-Mädchen Jasmin, das sich nach familiären sexuellen Gewalterfahrungen jedem Typen an den Hals wirft, sich aber einen liebenswerten, lebenslustigen fröhlichen Kern bewahrt hat. Ihre Rolle war dankbarer – wobei im Drehbuch beide Rollen eigentlich noch gleichwertig waren. „Ich litt teilweise, daß ich mich so zurückhalten mußte. Ich spielte so das Mauerblümchen, eine Rolle, die ich nicht mag. Ich glaube,


edita malovcickultur

Barbara Albert hat sich beim Drehen in die Rolle der Jasmin verliebt. Die Situation zog mich privat runter, eine schwere Zeit mit komischen Zufällen, ähnlich wie im Film, folgte.“ Die strahlende, lebenslustige Edita fand die Rolle der introvertierten Tamara als unauffällige Außenseiterin „ein bißchen undefiniert“. Barbara Albert erklärte in einem an.schläge-Interview, daß sie eine Hauptfigur haben wollte, die nicht primär Österreicherin ist und etwas über Jugoslawien „weil sie sich den Krieg nicht erklären konnte. Das war eigentlich alles, denn ich hatte keine jugoslawische Freundin.“ Die Gewichtung der zwei Frauenrollen verschob sich, bis schließlich in der öffentlichen Meinung Nina Proll als alleinige „Hauptdarstellerin“ übrig blieb. Um auf Festivals einen Achtungspreis zu erzielen, hätte es interessanterer Szenen für Tamara bedurft. Die Leute waren nur interessiert, wenn sie hörten, daß Edita zum ersten Mal spielte. „Es war eine kleine Sensation, daß ich überhaupt in dieser Kategorie mithalten konnte, doch ich hatte ständig das Gefühl, daß ich mehr aus mir herausholen hätte können“, meint sie dazu. Man bremste sie manchmal mit „zu schnippisch, zu frech, zu aggressiv“ ein, doch im Film spürt die Zuschauerin sehr wohl die unterdrückte Energie der Tamara. Als Anfängerin – „Ich habe vorher noch nie in meinem Leben gespielt gehabt“ – hatte sie zwar keine Schwierigkeiten, in ihre Rolle zu schlüpfen, doch wieder „auf die Erde zurückzukehren“ gestaltete sich mühsamer:„Meine Familie klatschte vor meiner Nase in die Hände und rief: He Edita, aufwachen, wir sind nicht im Film!“

Klischees und Integration. Gelassen lächelt Edita Malovcic auf der Pressekonferenz im Cafe Landmann. Der Verein Echo lädt zur Tanznacht in das Technische Museum. Die 21jährige Schauspielerin, deren Mutter serbisch, der Vater ein bosnischer Muslim ist, setzt sich für Mädchen der zweiten Generation ein: „Wichtig ist, ob man es schafft, in die Gesellschaft integriert zu werden

oder nicht. Schon das Wort „Integration“ ist so eine Geschichte: Ich will da kein Schema vorgeben, wie sich wer integriert. Jeder findet seinen eigenen Weg. Doch ich finde, schon aufgrund der Kommunikationsmöglichkeiten sollte man die Sprache lernen, sonst ist gleich schon eine Barriere vorhanden. Sprache ist ein wichtiges Medium – das muß nicht unbedingt Deutsch sein, man kann Alternativen finden.“ Die junge, wunderschöne Frau glaubt daran, daß sich jede durchsetzen kann: „Jeder, der sich ein Ziel in den Kopf setzt, seinen Traum leben will, wird seine Möglichkeit bekommen. Bei mir hat das funktioniert. Natürlich muß man viel dafür tun, man darf die Dinge nicht laufenlassen. Es hängt auch vom gesellschaftlichen Kollektiv ab, für Schauspielerinnen vom Rollenangebot.“ Seit „Nordrand“ spielte sie ausnahmslos Migrantinnen oder Frauen aus anderen Ländern. Im Herbst in Hamburg wird Edita Malovcic erstmalig eine Rolle spielen, in der nicht klar ist, woher die Figur kommt. Der Filmdreh „Berlin is in Germany“ ist gerade beendet. „In dem Film spiele ich eine heilige Hure, eine russische Frau, die in einem Stripperladen arbeitet und einen Typen nach dem Knast in die Realität zurückführt. Klischees über Migrantinnen werden in Drehbüchern schon erfüllt, diese Russin gilt als männergeil und modisch. Doch sie ist stark. Tamara, die ich im Film Nordrand spielte, könnte einem leid tun, aber auch sie ist sehr stark in ihrem Leiden. Migrantinnen im Film haben quasi alle einen Pascher, verschiedene Klischees nach Verhaltensschemata oder Looks werden bedient – aber stark sind sie.“ In Nordrand diskutierte Edita mit dem Team über den angeblichen Look von jungen Frauen jugoslawischer Herkunft, die in Österreich aufgewachsen sind. „Ganz schlimm wurde es bei der ersten Kostüm- und Maskenprobe. Ich wehrte mich gegen pinkfarbenen Lippenstift, goldene Ohrringe oder straßbesetzte Pumps.“ Sie besprach die Jugo-Disco-Szene, machte „wirklich viel“ bei den Übersetzungen

und bei dem Sprachgemisch von Deutsch und Jugoslawisch, das für die zweite Generation typisch ist.

Ein Geben und Nehmen. In der Bundesrepublik Jugoslawien, oder „Serbien“, wie Malovcic sagt, wird inzwischen auch über „Nordrand“ geschrieben. Da ihr Vater Kemal Malovcic früher ein sehr berühmter Sänger war, schrieben JournalistInnen auch über ihre „halbmuslimische“ Herkunft, verhielten sich aber fair. „Im Film kommt meine serbische Familie aus Sarajewo. Das tat mir im ersten Moment weh, da hatte ich eine Aversion, obwohl es natürlich Serben aus Sarajewo gibt. Ich habe kein Problem mit den ganzen Nationalitäten, für mich ist Mensch Mensch, egal woher er kommt. Über den Krieg war ich fassungslos, wir fragten uns, was diese Regierung mit unserem schönen Land gemacht hat.“ Die Migrantin zweiter Generation macht sich auch Gedanken über Leute, die nicht in ihrer Heimat leben: „Das sind oft melancholische Personen, die im Laufe ihres Lebens Komplexe entwickelt haben. Die Komplexe kommen von selber. Es muß gar nicht groß was passieren und Uuups denke ich schon, ich muß meinen Mund halten. Diese Personen streben ihre eigenen Ideale an. Diese Leute haben Lust zu leben, etwas zu schaffen, gerade, weil sie vorher nicht die Möglichkeit hatten. Vielleicht auch geflüchtet sind, weil sie in den Herkunftsländern nichts eigenes schaffen konnten.“ In „Nordrand“ sähe frau recht gut, wie die Liebe komme und gehe. „ Das Leben ist ein ständiges Kommen und Gehen, von Menschen, von Liebe. Ein hin und her, ein Geben, ein Nehmen, damit ein Gleichgewicht gehalten wird.“ Im Herbst wird Edita Malovcic in einem neuen TV-Spiel über Franz Fuchs, den Briefbombenattentäter, vor der Kamera stehen. Ab Februar 2001 spielt sie in der Serie „Medicopter“ Stella Kontini, die Schwester eines Helden. Außerdem singt sie bei „Cycles“, einer Studioformation in Sachen „Modern Elektro Pop“. Look out for her! ❚ september 2000an.schläge 33


arbeitan.riss frauennetzwerke

Inter-aktiv

volkshochschulen

Kürzungen Mehr als 15.000 WienerInnen haben im vergangenen Jahr das Bildungsangebot von etwa 14.000 Kursen der städtischen Volkshochschulen in Anspruch genommen. Der Rotstift der Bundesregierung wird jedoch auch im Bildungssektor und gerade bei der Weiterbildung angesetzt. Für das laufende Jahr erwartet der Verband Österreichischer Volkshochschulen (VÖV) eine Kürzung von 15 % und die Förderungen für 2001 werden aller Voraussicht nach noch weiter gekürzt.„Die Frage ist, wieviel Kürzungen wir noch aushalten“, gibt Frau Löderer vom VÖV zu Bedenken. Der VÖV mit seiner Pädagogischen Arbeits- und Forschungsstelle (PAF) ist der Dachverband für neun als Vereine organisierte Landesverbände und 294 Volkshochschulen österreichweit, an die die Kürzungen vom Bund weitergegeben werden.Wie diese dann mit dem Geldmangel umgehen, bleibt ihnen überlassen, da der Dachverband nicht weisungsberechtigt ist. Es ist zu befürchten, daß in erster Linie bei frauenspezifischen Kursangeboten und Projekten gespart wird, und daß die Kurse generell teurer werden. Nicht viel einzusparen gibt es laut Frau Löderer bei den MitarabeiterInnen, denn „der Großteil ist schon jetzt ehrenamtliche Arbeit“. GaH

gründung

„arge gleichbehandlung tirol“ Am 4. Juli 2000 wurde die „arge gleichbehandlung tirol“ gegründet. Ihr gehören Vertreterinnen all jener Institutionen an, die gesetzlich verpflichtet sind, innerhalb des eigenen Betriebes Gleichbehandlung zu verwirklichen. Es sind dies die Tiroler Landesverwaltung, das Arbeitsmarktservice, die Universität Innsbruck und viele mehr. Auch die Gleichbehandlungsanwaltschaft für Westösterreich ist vertreten, die für die Umsetzung des Gleichbehandlungsgesetzes für den gesamten Bereich der Privatwirtschaft zuständig ist. Was die Frauen gemeinsam haben, ist das Ziel neue Wege zur Verwirklichung der beruflichen Chancengleichheit von Frauen und Männern zu gehen. Darüber hinaus ist die arge ein wichtiges Forum für Diskussion und Informationsaustausch, das die einzelnen Vertreterinnen darin unterstützt, das Thema Gleichbehandlung weiter zu entwickeln und bei allen wesentlichen Fragen auf dem neuesten Stand zu sein. is Infos: Mag. Christine Baur Regionalanwältin für Gleichbehandlungsfragen, T. 0512/343032, christine.baur@bka.gv.at

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„Networking for ladies“ ist, so die Eigendefinition, eine interaktive Drehscheibe für Multiplikatorinnen und Meinungsbildnerinnen aus Wirtschaft, Kunst und Institutionen. Es soll eine umfassende Plattform für Menschen sein, „die in Form eines lebendigen Netzwerks kooperieren und mit ihren Talenten, Ideen und Erfolgen die Gesellschaft insgesamt bereichern“ so die Initiatorin Gabi Keriman. Konkrete Ziele sind eine verfeinerte Wahrnehmung für weibliche Themen und Strukturen im öffentlichen Bewußtsein, die Wertschätzung dieser zu Strukturen erhöhen und ihre Potentiale so gut wie möglich zu nutzen sowie die Schaffung einer tragfähigen Struktur für Kooperation und Austausch unter Frauen. Das Prinzip baut darauf auf, daß sich jede Frau an dieser Plattform aktiv beteiligen kann. Ein Empowerment Programm wendet sich an Frauen, die ihre Perspektiven erweitern und ihren beruflichen Einfluß stärken sowie Selbstbewußtsein und Professionalität ausbauen wollen. Das Programm inkludiert Workshops für (Wieder-)Einsteigerinnen ins Geschäftsleben. Die Plattform Mentoring bietet Kontakte und Links zu und internationalen Mentoring Programmen und damit zu Frauen,die ihren Weg erfolgreich gehen und bereit sind, ihr Wissen weiterzugeben. is http://www.networkingforladies.com, keriman@aol.com, T./Fax 01/402 15 930

lehrgang

Sexualberatung In Wien und Oberösterreich werden ab 6. Oktober wieder von der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin (GAMED) berufsbegleitende Lehrgänge für Sexualberatung und Sexualpädagogik veranstaltet. Unter der Leitung von Rotraud Perner werden sechs Semester lang in insgesamt 28 Wochenendblöcken SexualberaterInnen ausgebildet. Der Lehrgang richtet sich nicht ausschließlich an Personal aus dem Sozial und Gesundheitsbereich, sondern auch grundsätzlich an alle Personen, die in ihrem Beruf viel mit Menschen arbeiten. Die Ausbildung schließt viele Themen ein: von sexueller Gewalt gegen Frauen, Kinder und Minderheiten, Internetpornografie, Paarbeziehung und Paarkonflikte über Sexualität behinderter Menschen, Schwangerschaft, Verhütung bis zu Selbsterfahrung, Methodik und Supervision. Weiterer wichtiger Schwerpunkt: Täterarbeit und Gewaltprävention. In den Beratungsgesprächen sollen Grenzen bewußt gemacht werden. Viele Täter wissen weder, daß sie Täter sind, noch sind sie sich ihrer eigenen Opferrolle in patriarchalen Strukturen bewußt. Anlaß zu dieser Form der Ausbildung ist auch die steigenden Zahlen an Gewalttaten. Prävention soll am Täterbewußstsein angesetzt werden. Der Lehrgang schließt mit einem offiziell anerkannten Diplom der GAMED ab. Dieses ist auch gültig als Befähigungsnachweis zur Erlangung des Gewerbescheins als Lebensund SozialberaterIn. Mo Nächster Infoabend: 25. September 2000; GAMED, Kurbadstraße 8, 1107 Wien-Oberlaa. Für weitere Informationen: Sekretariat der GAMED, Tel: 01/688 75 07-0


Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k , A r c h i v

diplomarbeit

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Privat: Eintritt erwünscht! Angesichts steigender StudentInnenzahlen und sinkender finanzieller Ressourcen entwickelt sich an den Universitäten ein privates Netzwerk für die Betreuung von Abschlußarbeiten. Individuelles Coaching ist gefragt und gerade für Frauen oft unerläßlich. Von Gabi Horak Der Frauenanteil unter den Studierenden der österreichischen Universitäten liegt bei über 58 Prozent. Die Präsenz der Frauen nimmt jedoch bekanntlich mit der Höhe der Position ab. Studenten entschließen sich viel öfter zu einem Doktoratsstudium und schließen dieses auch häufiger erfolgreich ab. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, doch hat es mit Sicherheit auch mit der Förde-

rung der Studentinnen zu tun, die sich spätestens im Stadium der Abschlußarbeit als mangelhaft entpuppt. Gabriele Moser, Vizerektorin für Personalangelegenheiten und Frauenförderung an der Universität Wien, berichtet von einer im Zeitraum 19941996 an der medizinischen Fakultät durchgeführten Studie, die gezeigt hat, „daß Frauen eher von Beginn an zu routinemäßigen Tätigkeiten herangezogen

werden“, zur PatientInnenbetreuung beispielsweise.„In der Zeit, die sie hierbei aufwenden, ist es den männlichen Kollegen eher möglich, im Forschungslabor ihre Publikationen fertig zu stellen.“

Angebot und Nachfrage. Die Betreuung bei Diplomarbeiten oder Dissertationen ist grundsätzlich Aufgabe der Universitäten. Angesichts der in den letzten Jahren rapide angestiegenen Zahl von september 2000an.schläge 35


arbeitdiplom

Der Prozeß der Umorganisation wissenschaftlichen Arbeitens hat längst begonnen. Leistungen, die von den Universitäten erbracht werden sollten, wurden ausgelagert, insbesondere im feministischen Bereich – Profundus-Gründerin Gudrun Perko im Gespräch mit Gabi Horak. Foto oben

Studierenden sehen sich die ProfessorInnen jedoch vielerorts einer Nachfrage an Betreuung gegenüber, die nur schwer zu decken ist. Es wird versucht den Mangel an Zeit, um einzelne StudentInnen individuell zu beraten, durch das Hinzuziehen von NebenbetreuerInnen, externen LektorInnen und TutorInnen auszugleichen. Nun zeigt sich jedoch immer deutlicher, daß auch die NebenbetreuerInnen schon überlastet sind und finanzielle Einsparungen treffen besonders die ohnehin unterbezahlten TutorInnen. „Wir leisten viel mehr Arbeit, als uns bezahlt wird“, stellt Margit Wolfsberger fest, die seit mehreren Jahren am Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft als Tutorin arbeitet. Natürlich leistet sie auch gerne Hilfe bei Abschlußarbeiten, „allerdings unbezahlt“, betont sie. Ihre Kollegin, Andrea Schaffar, bietet des öfteren private Hilfestellung für Studentinnen an, die an ihrer Diplomarbeit schreiben, muß sich nun aber angesichts der eigenen freien wissenschaftlichen Tätigkeiten und erneuter finanzieller Kürzungen der Tutorien „genauestens überlegen, ob ich mir das Tutorium-Halten überhaupt noch leisten kann.“ Ihre Überlegungen gehen viel eher in die Richtung, das Diplomarbeitscoaching zu professionalisieren und im privaten Rahmen anzubieten: „Da ich das sowieso mache, könnt‚ ich es ja auch in Seminaren machen.“

Alternative Strategien. Die immer mehr werdenden Angebote außeruniversitärer Betreuung sind ein unübersehbares Symptom für eine mangelhafte universitäre Betreuung. Andrea Braidt vom Verband feministischer Wissenschafterinnen weist der Uni „theoretisch“ die Aufgabe der wissenschaftlichen Betreuung zu, aber „in der Praxis sind die Professorinnen und Professoren in diesem Bereich oft einfach nicht qualifiziert.“ Besonders Studentinnen, die einen feministischen Anspruch haben, müssen oft mit Ignoranz seitens der ProfessorInnen rechnen. Es lassen sich zwei Strategien ausmachen, wie Studentinnen auf die mangelhafte universitäre Betreuung reagieren. Zum einen ist eine zuneh36 an.schlägeseptember 2000

mende Vereinzelung zu beobachten. Die Studentinnen schreiben „zurückgezogen im kleinen Kämmerlein“, wie es Andrea Schaffar ausdrückt. „Vereinzelung feministischer Wissenschafterinnen an den Unis gibt es sicherlich“, bestätigt Andrea Braidt. Dies liege einerseits daran, daß feministische Ansprüche immer neu gerechtfertigt werden müßten und andererseits am Mangel eines eigenen Instituts für feministische Forschung, „um Erfahrungen auszutauschen, auch Erfahrungen als Lektorin.“ Die andere Strategie ist das Bilden privater Arbeitsgemeinschaften, die sich sich oft in DiplomandInnenseminaren ergeben. Andrea Schaffar und Margit Wolfsberger haben beide durchwegs positive Erfahrungen mit solchen Arbeitsgemeinschaften gemacht. Die Studierenden können mit KollegInnen diskutieren, Ansätze reflektieren und von anderen Ideen profitieren. Margit hat zusätzlich Kontakt zu anderen WissenschafterInnen gesucht, die zu ähnlichen Themen arbeiteten: „Dies geschah vollkommen außerhalb des Uni-Betriebes und ohne Unterstützung durch meinen Betreuer.“

Professionelles Coaching. Auch Gudrun Perko, freie Wissenschafterin und externe Lektorin, hat Erfahrung mit privatem Austausch unter StudentInnen gemacht. Vor drei Jahren beschloß sie dann, diese unentgeltliche Betreuung aus dem privaten Rahmen in ein offizielles Umfeld zu heben, und gründete gemeinsam mit einer Kollegin „Profundus“, das erste „Institut für wissenschaftliches Coaching und Wissenschaftslektorate“. Seit März 1998 bietet sie nun – mittlerweile allein – professionelle Betreuung für Diplomandinnen und Dissertantinnen an, aber auch für Absolventinnen der Sozialakademien oder Wissenschafterinnen, die schon längere Zeit nichts mehr mit universitären Strukturen zu tun haben. Das ausgelagerte Coaching sei jedoch keinesfalls als Ersatz für eine offizielle universitäre Betreuung zu verstehen, sondern läuft parallel dazu. Wenn Studentinnen sich dafür entscheiden, ist Gudrun Perko zu einem Austausch mit den betreuenden ProfessorInnen jederzeit bereit.


diplomarbeit

Schreiben einer Abschlußarbeit, als „lustvolles“ Forschen erfahrbar zu machen, und nicht als jahrelangen Leidensweg. So treffe sie mitunter auf Studentinnen, die sich ganz am Ende ihres Studiums befinden, doch an der Hürde Diplomarbeit scheitern, nicht zuletzt weil sie die individuelle Betreuung seitens der Universität als mangelhaft erleben. „Es gibt schließlich auch Methoden, die da heißen: Man kann Betreuungspersonen wechseln, man kann Institute wechseln“, zeigt Gudrun Perko auf. Zusätzliche Barrieren auf dem Weg zu einem erfolgreichen Uni-Abschluß ergeben sich gerade für Studentinnen, die zu feministischen Themen arbeiten wollen. Frauenforschung bzw. GenderStudies kann frau in Österreich nur als Fächerkombination an der Uni inskriGeschlechterdifferenz. „Profundus“ war bieren, also als „Zweitfach“ neben grundsätzlich in erster Linie für Frauen einem – zumindest auf dem Papier gedacht, doch es kristallisierte sich existierenden – Schwerpunktfach. In ohnehin schnell heraus, wer das Angediesem „Erstfach“ muß dann auch die bot der professionellen außeruniverDiplomarbeit geschrieben werden, nach sitären in Anspruch nimmt: „Es war den Regeln und Methoden dieser Diszibislang noch kein Mann hier!“ plin. Das kann bei Studentinnen, deren Es bestehen gewisse Schwelpersönlicher Schwerpunkt jedoch in der lenängste, den Weg in ihr Institut zu feministischen Wissenschaft liegt, zu finden, weiß Gudrun Perko. Es ist das Verunsicherungen führen, schildert Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, wenn eine Studentin feststellt, daß sie Gudrun Perko ihre Beobachtungen. Mindestens ein Drittel der Arbeiten, die sich von außerhalb Unterstützung holen muß und will: „Es dauert dann rela- sie betreut, hat einen feministischen Schwerpunkt. Die Studentinnen würtiv lange, bis man sagen kann: Ich hab zwar eine universitäre Betreuung, aber den innerhalb bestimmter Fachgebiete zusätzlich mit den Zweifeln seitens der die ist mir zu wenig, und das heißt ProfessorInnen konfrontiert:„Na ja, innicht, daß ich unfähiger bin als andere.“ Hinzu kommen Fragen und Selbst- terdisziplinär, von allem etwas, das ist ja doch nicht so ganz wissenschaftlich.“ zweifel, mit denen Frauen öfter als Margit Wolfsberger hat die Erfahrung Männer konfrontiert sind: Ist das jetzt gemacht, daß die meisten betreuenden wissenschaftlich? Trau ich mir das zu? Bin ich klug genug? Die Selbstverständ- ProfessorInnen an den einzelnen streng nach Disziplinen aufgeteilten Instituten lichkeit, mit der Männer an (wissenschaftliches) Arbeiten herangehen, feh- „von feministischer Theorie oder Fragestellung keine Ahnung“ haben. Andle den meisten Frauen, bestätigt Andrea Schaffar. Gudrun Perko ortet die Ur- rea Schaffar hat sich nicht nur deshalb bewußt gegen ein feministisches Disache dafür in unterschiedlichen plomarbeitsthema entschieden, sonSozialisationserfahrungen und Erfahdern auch „weil universitätsintern Fraurungen der Geschlechterdifferenz. „Ich en sehr gerne in diesem Eck festgenadenke auch, daß es dabei im Sinne eigelt werden“ und in ihrer weiteren wisnes Coachings Unterstützungsformen senschaftlichen Laufbahn aus dieser gibt, die das relativ schnell auflösen“, Ecke nur mehr schwer herauskommen. berichtet sie aus ihrer Praxis. Ihr geht Daß meine Diplomarbeit natürlich es auch immer darum, das Erarbeiten trotzdem den Aspekt gender enthält, eines wissenschaftliches Themas, das In erster Linie sind es geistes- und kulturwissenschaftliche Disziplinen, aus denen sie Arbeiten annimmt: „Das sind meine Wissenschaftsgrenzen“. Das Wahrnehmen der eigenen Grenzen war auch der Grund, warum das Projekt von Anfang an in eine Praxisgemeinschaft integriert war. Zum Konzept gehört ein interdisziplinärer Austausch mit Supervisorinnen und feministischen Therapeutinnen. „Ich bin keine Therapeutin, aber ich weiß, daß es oft auch ganz heikle Übergänge gibt“, erklärt Gudrun Perko das Prinzip ihres Coachings mit der Option, Studentinnen an ihre qualifizierten Kolleginnen weiter zu verweisen. Bisher war sie allerdings noch nie „in der Verlegenheit, weitervermitteln zu müssen“.

versteht sich von selbst.“ Doch welchen Weg soll frau nun tatsächlich einschlagen, um bei ihrer Diplomarbeit oder Dissertation ausreichend betreut zu werden und dabei im Idealfall noch Spaß daran zu haben?

Wissenschaftspolitik. Unter Studentinnen, Tutorinnen und Wissenschafterinnen herrscht Einigkeit darüber, daß die Zukunft der Betreuung in einer Kombination von Angeboten liegen wird: Das außeruniversitäre Coaching kann die universitäre Betreuung nicht ersetzen, doch wesentlich entlasten und neue Möglichkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens eröffnen.„Ich wüßte nicht, wie die Betreuung von Seiten der Uni intensiviert werden könnte“, gibt Margit Wolfsberger zu bedenken. Das ständig wachsende Bedürfnis nach vermehrter und vor allem individueller Betreuung seitens der Studierenden erklärt daher die im Steigen begriffene Anzahl privater Initiativen und Arbeitsgemeinschaften, die auch als Gegenstrategie zur beobachteten Vereinzelung zu verstehen sind. Grundsätzlich sei die private Vernetzung positiv zu beurteilen, resümiert Andrea Braidt vom Verband feministischer Wissenschafterinnen, doch es sei „politisch problematisch“, weil eine Leistung, die eigentlich von den Universitäten erbracht werden sollte, ausgelagert wird:„auch finanziell ausgelagert“. Die offizielle Betrachtung und Diskussion des Themas läßt auf sich warten, obwohl der interne Prozeß der Umorganisation längst begonnen hat. „Dieses Thema ist eines, das wissenschaftspolitisch ist und geführt werden muß“, fordert deshalb Gudrun Perko. „Profundus“ finanziert sich völlig selbständig und ohne Zuschüsse:„Ich war einmal kurz in Verhandlungen mit dem Ministerium, aber es gibt das, was ich mache, de facto nicht, das heißt auch, daß es dafür keine Stellen gibt, die das finanzieren würden.“ Nicht zuletzt angesichts der geplanten (wirtschaftlichen) Autonomie der Universitäten wäre es notwendig, die mangelnde universitäre Betreuung von Studentinnen zu thematisieren und finanzielle Mittel für die Förderung von Frauen im Wissenschaftsbetrieb bereitzustellen – auch im außeruniversitären Bereich. ❚ september 2000an.schläge 37


an.klang Wenn Ihr hören wollt, wie diese Musik klingt, dann wählt das

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an.schläge.musiktelefon

Ton macht Musik Was Musik sein kann und wie es möglich ist, über sie zu sprechen, sie einzuordnen in das Spektrum verschiedener Herangehens- und Hörensweisen, wie Ilse Kilic euch neugierig machen und mehr niederschreiben kann als ihre subjektive Haltung zum Hören – das fragt sie sich beim Niederschreiben der folgenden CD Kritiken.

411 Et Sise

Gleich die erste CD meiner diesmaligen Rezension, Et Sise der italienischen Gruppe Allun (Snowdonia/Trost) versetzt mich in Begeisterung. Stefania, Patricia, Katia und Wanda verwenden Instrumente wie Kaffeemaschine und Spielzeug, Schreibmaschine oder einen mysteriösen „minipinner“ zum Musikmachen und lassen ein spielerisches Herz höher schlagen! Und liegt nicht im Spiel der Beginn jeder Selbstorganisation, jeder Selbstverwirklichung, jeder „Revolte“ gegen den Zwang, etwas „Nützliches“ zu tun? Und ist nicht das Spiel gerade deswegen so ungeheuer „un-nützlich“? Definieren wir Musik als Organisation von Geräuschen, als Forschen und Zusammentragen von Klangwelten, dann dürften wir so ungefähr dort sein, wo Allun uns haben wollen. Wollen wir nicht zur Musik etwas dazudenken, sondern versuchen, uns in der Musik zu bewegen, gewissermaßen, in den bruchstückhaften und doch so genau gearbeiteten, quietschenden und quäkenden, surrenden und summenden Montagen scheinbar ziellos herumzuirren, dann erfahren wir mit einem Mal die verschiedenen Möglichkeiten des Denkens in Klängen – und das zänkische Gehirn, dem wir nichts befehlen können, freut sich und schmunzelt.

412 Hour of the Trace 413 She‘s so control 414 Melodie Citronique 415 demo...demo...

38 an.schlägeseptember 2000

Auch Jessica Bailifs CD Hour of the Trace (Krank/Trost) hat etwas mit herumirren (oder sollte ich sagen herumflanieren?) zu tun. Auch sie fordert von der Hörerin einen Sprung in ihre aus

Musik bestehende Welt. Doch hier sind es nicht spielerische Versuche, die Welt neu zusammenzufügen, sondern Jessica Bailiff organisiert eine überwältigende Interpretation von Gefühlen, Sinnesreizen und Impressionen. Hier finden wir Zurückhaltung, Aufbrausen, Verzweiflung, Kontrolle und Unkontrolliertheit. Doch versteckt sich etwa im Anschwellen schon der Moment, in dem sich das verdichtete Tosen zu einem dünnen Surren entwickelt, steckt in der Unkontrolliertheit also stets Kontrolle. Interessant sind vor allem diese Momente, in denen sich Übergänge vorbereiten und ankündigen und – trotz des gedehnten Moments von Erwartung – stets Überraschungen bereithalten. Insgesamt eine ruhige und „schöne“, fast möchte ich sagen „besinnliche“ CD, die alles etwas langsamer und eine Tonlage tiefer angeht als Et Sise. Punk als zornige Versuchung nach Art der riot grrrls inszenieren die Subdebs She‘s so control (Krecords/Trost). Und wenn der Zorn durch den eher lakonisch anmutenden Gesang, durch eine knapp tonangebend schrummende Gitarre in eine reduzierte, fast minimalistische und zurückhaltende Form gebracht ist, so verstärkt diese Zurückhaltung seine Vitalität. Im beigelegten Textheft stehen einige der ungezählten Gründe, gegen die Ordnung dieser Welt Einspruch zu erheben: she has a heart, she has a mind/ he takes it, he breaks it und dringend wird empfohlen: give him up now/go.

Unter der Nummer 0900/919 159-410 könnt Ihr alle besprochenen CDs hintereinander anhören; für bestimmte CDs wählt die angegebene Klappe. Viel Spaß! Gesprächsgebühr: Mo–Fr 8–18 Uhr ats 8,–/Minute, sonst ats 6,–

Nun eine Vorschau auf die im September erscheinende CD von Blonde Redhead. Sie haben vor kurzem „Melody of certain damaged lemons“ herausgebracht, noisige charmante Gitarrenmusik, nun erscheint Melodie Citronique (Touch and Go/Trost) mit französischen und italienischen Versionen und einem Remix von Third Eye Foundation. Die kurze CD ist wirklich wunderschön, herzerwärmend nicht nur wegen des eindringlichen, diesmal fast chansonartigen Gesangs von Kazu Makino, der sich zwischen metallener Schärfe und schmelzender Süßigkeit bewegt. Abschließen möchte ich mit einem Gedicht der Autorin Heidi Heide. Es befindet sich (gemeinsam mit Kurztexten anderer AutorInnen) im Beiheft zur demo... demo... CD, auf die ich eure Aufmerksamkeit lenken möchte. Zu hören sind Demonstrationen gegen schwarzblau. Und das Gedicht von Heidi Heide fängt, so würde ich sagen, eine Stimmung zwischen Trauer und Ärger ein, zwischen Aufbegehren und Resignieren, zwischen offener Hand und Faust ... aber lest selbst: Die Hand aufhalten // stundenlang mit offener Hand // vielleicht verirrt sich doch noch ein Sonnenstrahl // vielleicht ich könnte dann meine Faust um ihn schließen // vielleicht, vielleicht vielleicht // und das Warten und Hoffen // mit offener Hand // und hoffen und warten // mit offener Hand. ❚


lese.zeichen

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Schulfrauen und Mädchen Im Milena-Verlag erschienen dieses Jahr zwei Bücher, die sich beide im weitesten Sinn mit Mädchenbildung auseinandersetzen. Während der von Maria-Luise Botros und Ruth Devime herausgegeben Band auf Erfahrungen mit dem Konzept der freien Schule basiert, untersucht Meike Lauggas die Entstehungsgeschichte des Begriffs „Mädchen“. Von Ilse M. Seifried

Wenn Frauen ausziehen und freie Schulen gründen ... Das Buch versammelt zwanzig Beiträge von Frauen, die der „freien Schule“ in unterschiedlichster Weise verbunden sind. Frauen, die sie gründeten, Frauen, die dort unterricht(et)en, Frauen, die ihre Töchter dem Projekt anvertrauten, ehemalige Schülerinnen sowie Dachverbandsbzw. Organisationsfrauen, die das Spektrum der innovativen Lern- und Lebensform rückblickend betrachten. Der Wandel des Selbstverständnisses vom Opfer (die verschwiegene Leistung von Frauen in der männlichen Geschichtsschreibung) zu Akteurinnen (Wir wissen, daß die Welt ist, was wir Frauen daraus machen) kann nachvollzogen werden. „Wir haben etwas daraus gemacht“, schreibt Ruth Devime im Vorwort. Und so ist der vorliegende Band als „Akt der Selbstautorisierung, der Selbstbemächtigung und der Selbstbeschreibung“ zu verstehen. Von etwa zwei Millionen SchülerInnen in Österreich werden ungefähr 700 in freien Schulen unterrichtet. Durch Erfahrungen mit der Regelschule und mit der freien Schule sind die Vergleiche bezogen auf Rahmenbedingungen, Grenzen und Möglichkeiten aufschlußreich. Subjektive Erfahrungsberichte, individuell formulierte Einschätzungen und Standpunkte geben nicht nur ei-

nen interessanten historischen Ein- und Überblick in und auf die eigeninitiativen Frauen, sondern werfen neue Fragen auf und führen damit einen Schritt in die Zukunft. Für Maria-Luise Botros steht fest: Eine Struktur, die viel Schutz und Halt gegeben hat, kann sich in ihr Gegenteil verkehren. Hier wäre es gut, weiter zu denken und auch selbstkritisch zu sein. Wenn von Mädchen die Rede ist... Meike Lauggas stellte sich in ihrer mit dem Gabriele Possaner-Preis ausgezeichneten Diplomarbeit, die ihrem Buch zugrunde liegt, unter anderem folgende Fragen: In welchen Kontexten kommt der Begriff „Mädchen“ vor? Welchen Stellenwert hatte/hat er? Wie kam es zur Bildung von Wort und Figur? Welcher Bedarf bewirkte die Etablierung des Wortes „Mädchen“, das eine weibliche Person meint, das jedoch grammatikalisch sächlichen Geschlechts ist? Die Suche nach einer Antwort führt zu einem Mosaikstein der Frauengeschichte und – die Suche lohnt sich wirklich! Meike Lauggas folgte dem Wort zum Text, von Texten zu Diskursen und Mentalitäten. Der trockene Buchtitel „Mädchenbildung bildet Mädchen“ bringt die spannende Forschungsarbeit leider nicht zum Ausdruck, in der manchmal das Detektivische vordergründig mitschwingt. Ist es vielleicht keine Beliebig-

keit, elf Schreibweisen für Mädchen in k.k. Akten des 18. Jh. zu verwenden? Und warum bietet das Wort Mädchen eine solche Bandbreite an Metonymien, was macht es dafür so geeignet? Im Tuxertal ist „Madl“ auch ein Kosewort für eine kleine Kuh. „Mädchen“ ist auch ein Pflanzenname. Konsequenterweise geht die Autorin der Fragestellung nach, ob es eine Unterscheidung zwischen Mädchen und Frauen gibt bzw. stellt fest, daß die Nicht- Unterscheidung Tradition und Hintergründe hat. Völlig außer Acht gelassen bleiben jedoch die Bezüge zu der „Magd des Herrn“ in der katholischen Kirche. Lauggas zieht den Bogen bis zur Gegenwart über die Arbeiten von Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch, Gerd Brantenberg und dem Wiener Verein WörterINNENspiegel bis zur Virginia-Woolf-Schule. Was ist unter Koragogik und Femagogik zu verstehen und was ist zu den girls, Riot Grrrls, girl-groups, Girlys und der Görls-Culture zu sagen und wo besteht ein Zusammenhang mit dem Konzept des „affidamento“? Es soll an dieser Stelle nicht vorweggenommen werden, zu welchen Querverbindungen und Ergebnissen Meike Lauggas schließlich kommt. Nach der Lektüre weiß die Leserin, wenn von Mädchen die Rede ist... ❚

Frauen, die auszogen und freie Schulen gründeten. Hg. von Maria-Luise Botros und Ruth Devime Milena 2000, ats 289,–

Meike Lauggas: Mädchenbildung bildet Mädchen. Eine Geschichte des Begriffs und der Konstruktionen. Milena 2000, ats 254,–

september 2000an.schläge 39


lese.zeichen Unterwegs

Macht der Zuschreibungen

„Sie wollte eine Zukunft und sie trug ein Bild von sich, noch undeutlich und fern, anders als das der anderen.“ Kerschbaumers dritter im Wieser-Verlag erschienener Roman „Fern“, beginnt acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Zwischenstation der jungen Barbarina in Tirol: nach einem Aufenthalt in England und vor der Reise, die sie als Kindermädchen in die Toskana führt. Scharfe Beobachtungsgabe und erstaunlich große moralische Autonomie zeichnen die noch nicht einmal zwanzig Jahre alte Barbarina während ihres Unterwegs-Seins aus. Im ländlich älplerischen Österreich, wo sie eine bettlägerige alte Frau pflegt und einen heimlichen Liebhaber hat ebenso wie später in Florenz, wo sie als „Kindsmagd“ gegen geringes Entgelt Grafenkinder hütet, und sich – vereinnahmt vom ihr aufgetragenen Wäschewaschen – die Zeit zum Lesen von Büchern und zur Besichtigung der Kunstschätze der Stadt regelrecht stehlen muß. Wohl bliebe sie eine „Komplizierte“ für die meisten ihrer Mitmenschen, anstatt ihnen „Komplizin“ zu sein, falls diese sich die Mühe machten, sich näher mit ihr zu befassen. Es gibt Bücher, die sind für den der Tretmühle des Alltags geplagten Geist ein müheloses „Divertimento“. Für „Fern“ empfiehlt sich aber, die entsprechende Mußestimmung schon im vorhinein mitzubringen. Das soll nicht heißen, daß die Lektüre „anstrengend“ sei! Vielmehr ist eine gewisse Aufnahmebereitschaft von Vorteil, um dem poetischen Niveau gerecht zu werden: sich dem Fluß von Farben, Formen und Vokabeln, der Sprachund Sprachen-Lust genußvoll hinzugeben, während der Begleitung Barbarinas auf ihrem Unterwegs-Sein.

Im Oktober 1999 trafen sich in Köln Denkerinnen aus fünf Kontinenten, um 50 Jahre nach dem Erscheinen von Simone de Beauvoirs „Das Andere Geschlecht“ über deren Erbe zu debattieren. „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es“ war der Titel der Konferenz, die von Alice Schwarzer initiiert wurde. Im Vorwort stellt sie dann auch fest, daß alle Autorinnen des Buches, im Gegensatz zu der anderen theoretischen Strömung der Differenzialistinnen, zu den feministischen Universalistinnen zu zählen sind. Diese propagieren ihrerseits die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung über die Zuweisung der Geschlechterrollen als Instrument der Machtausübung. Das Stellen dieser Machtfrage unterscheide die Universalistinnen, auch Gleichheitsfeministinnen genannt, von den Differenzialistinnen, und so sind mehrere Beiträge im Band der Macht und im besonderen der (Sexual)Gewalt als Machtinstrument gewidmet. Autorinnen sind unter anderem Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener „Interventionsstelle gegen familiäre Gewalt“, Schriftstellerin Marlene Streeruwitz, CDU-Politikerin Rita Süssmuth, Literaturwissenschaftlerin Benoite Groult, Elisabeth Badinter und viele mehr. Sie erörtern die Frage „Wie aktuell ist Simone de Beauvoir?“ und sind immer wieder bemüht, die Dimensionen Rassismus, Antisemitismus und Fundamentalismus in ihre Überlegungen miteinzubeziehen. Zum Schluß treten Margaret A. Simons und Kate und Edward Fullbrook den Beweis an, daß Beauvoirs philosophische Ideen die Entwicklung von Jean Paul Sartres Existenzialismus wesentlich beeinflußt haben, wenn nicht sogar begründet. Diese bahnbrechenden Gedanken wurden jedoch automatisch und selbstverständlich dem Philosophen zugeschrieben. Simons bereitet zur Zeit die Herausgabe

Helga Pankratz

Marie Thérèse Kerschbaumer: Fern. Roman. Wieser Verlag 2000, ats 278,–

Gabi Horak

Alice Schwarzer (Hg.): Man wird nicht als Frau geboren 50 Jahre nach dem „Anderen Geschlecht“ ziehen Schriftstellerinnen und Politikerinnen gemeinsame Bilanz:Wo stehen die Frauen heute? Kiepenheuer & Witsch 2000, ats 145,–

Loch im Waldviertel Tausende WaldviertlerInnen mußten in der NS-Zeit ihre Höfe verlassen, damit in dem Gebiet um Allensteig ein Truppenübungsplatz errichtet würde. Ähnlich den slowenischen Bäuerinnen und Bauern in Kärnten fragten sich die Menschen „Warum gerade hier, warum gerade wir?“ Der Befehl war lapidar: „Im Auftrag des Reiches haben sie innerhalb von sechs Wochen Ihren Hof zu räumen. Ihr Grund wird zu dem von den Experten berechneten Preis abgelöst werden. Über ihr bewegliches Eigentum dürfen sie frei verfügen. An den bestehenden Bauten darf nichts verändert werden.“ Umsiedlungsgehöfte wurden teils auf enteignetem jüdischen Grundbesitz errichtet. Im Waldviertel erwartete man sich wenig Widerstand, da ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung nationalsozialistisch gesinnt war. Auch nach dem Krieg wurde das Gebiet nicht wieder besiedelt. Es wurde 1957 an das Österreichische Bundesheer übergeben. Ein rot schraffierter Fleck auf der Landkarte kennzeichnet heute jenes militärische Sperrgebiet, das von AnrainerInnen verächtlich als „Loch im Waldviertel“ bezeichnet wird. Valie Export gestaltete ihr Denkmal als Skulptur, die halb am Wasser liegt. „Landschaftsmesser“ nennt sie die Metallfläche, die ähnlich einem Messer einen Einschnitt in die Landschaft reißt.

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von Simone de Beauvoirs frühen Tagebüchern vor, die den Grundstein für ihre Philosophie enthalten – lange bevor sie die Bekanntschaft mit Sartre machte.

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Frauenzimmer …die feministische Buchhandlung

1 0 7 0 W i e n , Z i e g l e r g a s s e 2 8 • Te l . 0 1 / 5 2 2 4 8 9 2 • Fa x 0 1 / 5 2 2 6 3 2 0 • f r a u e n z i m m e r @ a o n . a t • w w w. f r a u e n z i m m e r. a t

40 an.schlägeseptember 2000


lese.zeichen „Mit der Aggression eines Messerschnitts hat diese zerstörende Realität den ,Lebenskörper‚ verletzt, Freunde, Familien und Gefühle, Geschichte und Zukunft getrennt“, bechreibt die Künstlerin ihr Werk. Die Plattform SOS Waldviertel befürchtet momentan die Vorbereitung des Truppenübungsplatzes Allensteig für den NATO-Beitritt. Kerstin Kellermann

männlichen Objektblicks auf die Frau thematisieren. Um literarische Diskurse zu Körperdisziplinierungen geht es in Christa Gürtlers Beitrag. Vier Studentinnen sind in Seminararbeiten dem diskursiven Ein-und Umschreiben in literarischen Körpern nachgegangen. Die Beiträge als „appetizer“ machen Lust auf die Primärliteratur als Hauptgericht.

grau.zone

Tina Ludescher

Valie Export: Erinnerungsstätte Allensteig Eine Dokumentation von Rudi Palla, mit CD,

Christa Gürtler, Eva Hausbacher (Hg.): Unter die Haut.

Triton Verlag 2000, ats 145,–

Körperdiskurse in Geschichte(n) und Bildern StudienVerlag 1999, ats 298,–

KörperLos Wie und wo manifestieren sich aktuelle Theoriediskurse zu Fragen der Identitätskonstruktion, der Binaritätsmodelle, der Geschlechterdifferenz entlang der Achse KörperBilder? Im Sammelband „Unter die Haut“ begeben sich 15 Autorinnen auf eine Spurensuche in Literatur- und Kunstwissenschaften, Philosophie und Geschichte. Sowohl in der zeitgenössischen Kunst als auch in literarischen Texten von Autorinnen aus Ost und West lassen sich diese Spuren und Versuche anderer Identitätskonzeptionen verorten, aktuelle theoretische Diskurse phantasievoll verwandeln und/oder vertiefen. E. List verortet anhand ihrer „Ethik des Lebendigen“ den Körper zwischen Selbst(wahrnehmung) und Anderem. A. Griesebner dekonstruiert durch eine historische Analyse von KörperBildern in vormodernen Gesellschaften den sex-gender-Begriff. H. Fraueneder und B. Wally beleuchten Körperinszenierungen zeitgenössischer Künstlerinnen, die zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen. B. Obermayer, E. Hausbacher und N. Lobner lassen Ost- und Westkörper in einen Dialog miteinander treten – vom „Mutter-Rußland-Mythos“ bis zum sowjetischen Kollektivkörper. S. Schmid-Bortenschlager dekonstruiert bzw. schichtet klassische Binaritätsmodelle um und entwirft multiple Identitäten. Der Körper als Wissens- und Erfahrungsarchiv ist zentrales Thema in Anne Dudens Texten, mit denen sich P. Nagenkögl intensiv auseinandersetzt. J. Neissl analysiert, wie heterosexuelle und lesbische Autorinnen Sexualität jenseits des

Leben, Liebe, Leid Liebeskummer lohnt sich nicht, der Kampf gegen homophobe Regierungen schon, bleibt als Hauptaussage nach der Lektüre von Karen Tulchinskys Erstlingsroman zurück. Die eine Geschichte haben wir alle schon einmal erlebt: Eine Liebe zerbricht, wir glauben ohne den anderen Menschen nicht mehr leben zu können, da verlieben wir uns unverhofft in jemand anderen. – Nette, erfrischende, witzige lesbische Liebesromanze. Die andere Geschichte kennen einige von uns zumindest vom Hörensagen: AIDS wurde von WissenschaftlerInnen im Labor kreiert und an einer Gruppe von schwulen Männern getestet. – Anstrengende, aufgewärmte, alte Verschwörungstheorie. Trotzdem ein lesenswertes Buch, ernsthafte Gedanken über den Umgang mit AIDS in der Gesellschaft, Mutter-Tochter-Beziehung, jüdisches Leben in Kanada und Coming Out. Durchaus angetan die Leserin laut lachen zu lassen oder ihr Tränen in die Augen zu treiben. Nur etwas zu sehr bemüht, zu sehr die „Wahrheit“ erklärend. Nur ein Beispiel: „Betty ist Afroamerikanerin und meine beste Freundin,“ läßt die Autorin eine ihrer Figuren bei der ersten Erwähnung von Betty erklären. Warum kann Betty nicht ganz einfach die beste Freundin sein und daß sie Afroamerikanerin ist wird erst im Laufe der Geschichte relevant? Fazit: Ein junges Buch für junge Leserinnen. Verena Fabris

Karen X. Tulchinsky: Liebe und andere Irrtümer

Magda Scheiblbrandner

Leberkässemmel-Fraktion In alternativen feministischen Kreisen ist es beinahe ein Muß, Vegetarierin zu sein, Körnerfutter, Grünfutter, etc. Jedoch gibt es – wie überall – auch hier Ausnahmen, eine davon ist die an.schläge-Redaktion. Hier hat sich in den letzten Monaten eine Leberkässemmel-Fraktion herausgebildet. Das hat eine gewisse Vorgeschichte: Leberkässemmel, Szene 1: Kollegin C geht zum Billa und kauft für die diversen Kolleginnen die Mittagsjause ein. Kollegin A möchte eine Leberkässemmel. Was folgt, ist ein verbales Erdbeben – entrüstete Ablehnung, blankes Entsetzen, nichts ist unmöglicher, als der Kauf einer Leberkässemmel. Kollegin A disponiert auf Semmel mit Eiaufstrich um. Allerdings ist zunächst nicht klar, wieso der Erwerb einer Leberkässemmel derart unmöglich ist: Sind es gesundheitliche Gründe, ethische ... „die armen Viecher...“, philosophische ... Kollegin C ist Veganerin, das ist, wie ich belehrt wurde, die Steigerung von Vegetarierin. VeganerInnen lehnen Fleisch ab, eh klar, aber auch sonstige tierische Produkte wie Milch oder Eier oder sogar Honig. Damit bleiben noch Körnerfutter und Grünfutter. Es handelt sich somit um die Crème de la (Yoghurt)Crème – aber nur auf pflanzlicher Basis. Leberkässemmel, Szene 2: Wieder der Einkauf der Mittagesjause, Kollegin H. überlegt, was sie wollen würde, Kollegin M. möchte eine Leberkässemmel, Kollegin H. strahlt, große, glänzende Kinderaugen – das sei eine gute Idee, das möchte sie auch. Kollegin H. wirkt asketisch, durchgeistigt, wäre also eher der Richtung streng vegetarisch, Körnerfutter, zuzuordnen, aber: siehe oben.

Quer 2000, ats 291,–

september 2000an.schläge 41


ge.fragt

Sie war begabt und geschlagen mit einer Empfindlichkeit, die mit zunehmenden Alter immer öfter in Zusammenbrüche mündete. Wer ist diese Frau? Antworten bitte bis 15. September an die Redaktion 1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/715 98 89/13, Fax: DW 20, e-mail: an.schlaege@chello.at

Crippie, the kyke dyke Von Elke Koch

Auflösung aus 7-8/00 Die Frau, nach der in den letzten an.schlägen ge.fragt wurde, war Hannah Gluckstein. Gewinnerin ist schon wieder eine Leserin aus dem Ländle: Elfie Knapp aus Feldkirch. Wir gratulieren!

42 an.schlägeseptember 2000

Wohlbehütet und glücklich verlaufen Kindheit und Jugend unserer am 22. Februar 1917 in New York als Jane Auer geborenen Rätselfrau. Ihre Eltern gehören dem wohlhabenden jüdischen Mittelstand an und können der Abenteuerlust ihrer Tochter nicht allzu viel entgegensetzen. Mit fünfzehn beginnt sie zu schreiben, sie feilt an ihren Verrücktheiten. Inmitten der exzentrischen New Yorker Gesellschaft gelingt es ihr aufzufallen. Sie verkehrt in KünstlerInennkreisen, schreibt, trinkt, raucht, liebt – alles auf exzessive Weise. Sie liebt Bars und fürchtet die Natur, vor allem dort, „wo die Landschaften die Regelmäßigkeit einer Tapete verlieren.“ Mit zwanzig lernt sie einen aufstrebenden und vom Reisen infizierten Komponisten und Schriftsteller kennen und beschließt kurzerhand – natürlich ungebeten – ihn nach Mexiko zu begleiten. 1938 heiraten die beiden – mit 27 Koffern fährt das Paar in die Flitterwochen nach Panama. Diese Ehe besiegelt vor allem geistige Verbundenheit. Unsere junge Heldin ist lesbisch (und verlacht sich selbst gerne als „Crippie, the kyke dyke“, als jüdische, lesbische Frau mit einem steifen Bein), und auch der frischgebackene Ehemann macht aus seiner Vorliebe für das eigene Geschlecht kein Hehl. Die psychologischen Verästelun-

gen und die von vielen Ortswechseln belebten Stationen einer „Ehe-Freundschaft“ lassen sich vor allem in den unzähligen Briefen aufspüren, die unsere Heldin zwischen 1937 und 1970 verbreitet. Man sagt unserer Heldin sprühenden Charme und Witz nach, eine gefürchtete Schlagfertigkeit, Lebenslust und Unverwüstlichkeit. In ihren Briefen zeigt sie sich von einer anderen Seite. Die Absenderin fühlt sich als Nomadin, ihre Korrespondenz wird von Appellen dominiert, ganz gleich, an wen sie sich richtet. Von unbezähmbarer Nervosität angegriffen, von Zweifeln und Schuldgefühlen geplagt reist die Autorin durch die Welt – und fällt sich selbst raisonnierend ins Wort: „Wahrscheinlich hasse ich das geschriebene Wort, ganz egal wie ich es gebrauche“. 1950 meldet sie sich von der Arbeit an ihrem zweiten, nie vollendeten Roman: „Wenn ich mein Buch nicht zustande bringe, gebe ich das Schreiben auf... Und dann entweder Selbstmord oder ein anderes Leben.“ Der Schriftsteller Tennessee Williams trifft unsere Heldin in Malaga/Spanien: „Ein nervöses Mädchen“ (von immerhin 31 Jahren), „aufreizend, hin und her gerissen zwischen Scherzen, Besorgnis, Liebe und Zerstreuung.“ Zu dieser Zeit besteht noch Hoffnung auf eine literarische Karriere. Ihr bislang einziger Roman

„Zwei sehr ernsthafte Damen“, hat ihr Anerkennung verschafft, ihr Theaterstück „In the Summer House“ soll in New York uraufgeführt werden. Der große Erfolg freilich bleibt aus. „Trotzdem macht mir das alles nicht so viel aus, abgesehen davon, dass ich allmählich Angst bekomme, mir niemals einen Namen zu machen, was gleichbedeutend ist mit kein Geld zu haben“, schreibt sie – und tatsächlich kann sie sich Zeit ihres Lebens aus der finanziellen Abhängigkeit nie wirklich befreien. Die größte Energie verbraucht die manische Autorin, um zu kämpfen: gegen die Schreibhemmung, gegen den Alltag und die Furcht, schließlich gegen die Krankheit, gegen den Wahnsinn. Gleichermaßen begabt und geschlagen mit einer Empfindlichkeit, die mit zunehmenden Alter immer mehr in Zusammenbrüche mündet, bleibt sie von konventionellen Daseinslösungen ausgeschlossen. Mit vierzig erleidet sie ihren ersten Schlaganfall, der Gehirnschlag trifft auch ihre künstlerischen Potentiale. Während der nächsten fünfzehn Jahre verfällt sie immer mehr, ihre letzten sechs Lebensjahre verbringt sie in psychiatrischen Kliniken: „Ich habe große Angst, hier ganz allein.“ Unsere Heldin stirbt 1973, mit 56 Jahren – blind und gelähmt in einer katholischen Klinik in Malaga. ❚


an.künden musik.tanz 5. 9., 19.30, Wien trio viennarte: Veronika Schulz, Violine; Julia Schreyvogl, Violoncello; Maria Rom, Klavier spielt W.A. Mozart, G. Schedl, H Villa-Lobos und J. Brahms Schloss Pötzleinsdorf, 18., Geymüllergasse 1, T. 470 30 70

12. 9. - 16. 9., 20.30, Wien „Look of the Ear“. Ein Klang-Kosmos mit Videobildern. Mit Mia Zabelka (Violine), Robin Rimbaud (Elektronikmusikerin, GB) u.a. kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26

film ab 25. 8. Saving Grace. GB 1999, R. Nigel Cole. Mit Brenda Blethyn. Grace erbt von ihrem Mann einen Schuldenberg und enwickelt sich zur Abenteurerin. Viel britischer Humor Seit Ende August in den Kinos

6. 9., 20.00, Wien Frauenfilmreihe: Felicias Journey – Felicia, mein Engel (R. Atom Egoyan; Kanada/GB 1999, 135 Min, OmU + DF) Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15, T. 54 66-30

ab 8. 9., Wien Luna Papa. Ö/D/RUS/CH/F 1999. Mit Chulpan Khamatova. Mamlakat wird von einem geheimnisvollen Fremden schwanger. Die Familie sucht nach ihm. Road-Movie in zentralasiatischer Landschaft Votiv Kino, 9., Währinger Str. 12, T. 317 35 71

ab 8. 9., Wien Heller als der Mond (Ö 2000, 88 Min). Die im Kofferraum aus Rumänien geschmuggelte Julie interessiert sich sehr für Banken. Mit Piroska Rudolph Votiv Kino, 9-, Währinger Str. 12, T. 317 35 71

9.9., 13.00, Allentsteig Festen. (Dänemark 1998, 35 mm, 105 Min). Beim Fest zu Ehren des Familienvaters wird dieser als Patriarch entblößt, der seine Kinder sexuell ausgebeutet hat

Banu – Die Dame Nach der Trennung von ihrem Mann nimmt Banu den obdachlos gewordenen Gärtner und seine kranke Frau bei sich auf. Das gibt ihrem Leben eine radikale Wendung. Von weiblichen Charakteren und ihrem Leben in der urbanen Gesellschaft adeln bisher alle Filme des iranischen Regisseurs Darius Mehrjui. „Banu” wurde von den iranischen Zensurbehörden erst sieben Jahre nach der Fertigstellung freigegeben. In der Frauenfilmreihe im Filmhaus Stöbergasse gibt es die österreichische Erstaufführung. Banu — Die Dame (Iran 1992/98, 113 Min, persische OF m.dt. UT) 27. 9., 19.00 Uhr, Filmhaus Stöbergasse, 1050 Wien, Stöbergasse 11-15, T. 54 666-30 21. 9., 20.15, Feldkirch Videopräsentation: common.places (43. Min, 1999). R. Fiona Rukschcio. Thema Selbstverteidigung. Anschl. Diskussion mit Martina Eisendle, Susanne Jantschek, Susanne Marosch, Christine Bauer und Fiona Rukschcio

1. - 10. 9., 20.30, Wien „Josephine Baker“. Mit Beatrice Frey.

19. 9. - 22. 9. 20.30, Wien

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26. tägl. außer So, Mo bis 10. 9.

Sonnenschein & „Städteflug #1“ kosmos frauen.raum, 7. Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

2. 9., 17.00-19.00.,Wien „Erreichtes in Ruhe verankern. Glücksgefühl bewußt wirken lassen“. Vortrag und Workshop mit Gisela Amort

Theater am Saumarkt, 6800 Feldkirch

4. 9., 20.00, Wien Kassandra. Von Christa Wolf. Mit Anne Bennet Akademietheater, 3., Lisztstraße 1, T. 51 444-4740

25. 9. -21. 10., 20.00, Wien

Seminarraum Communicartis, 8., Lerchen-

Diese Männer. Von Mayo Simon.

felder Str. 16/13, Info T. 406 50 95

12.-30. 9., 20.00, Wien Trümmergirls. R. Nika Brettschneider. Mit Traute Furthner, Gunda König, Liane Wagner, Claudia Ziegler. Musik Bearb. Charlotte Proksch

R. Christine Wipplinger ,D. Christin

Avalon Kulturzentrum. Allentsteig, Dr. Ernst Krenn Straße 20; www.kv.avalon.at; Karten: Tonbandreservierung T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen T. 01/96096

27. 9., 20.00, Wien Frauenfilmreihe: Banoo – Die Dame (R. Dariush Mahjui; Iran 1992/98, 113 Min, persische OF m dt. UT) Österreichische Erstaufführung

10.9., 17.00, Allentsteig Festen. (Dänemark 1998, 35 mm, 105 Min). Beim Fest zu Ehren des Familienvaters wird dieser als Patriarch entblößt, der seine Kinder sexuell ausgebeutet hat.

Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15, T. 54 66-30

Avalon. Allentsteig, Dr. Ernst Krenn Straße 20; Karten: Tonbandreservierung T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen T. 01/96096

13. 9., 20.00, Wien Frauenfilmreihe: The Brandon Teena Story (R. Susan Muska und Gréta Ólafsdottir, USA 1998, 90 min, OF) Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15, T. 54 66-30

28.9., 20.00, Wien Erntedank-Thanksgiving. (Ö 1999). Der Antiheld Micky landet u.a. im Bett eines Mannes . Der einzige Mensch, der ihm helfen könnte, ist die Klofrau Veronika ... Ein Film von Michael Pfeifenberger. Mit Marianne Sägebrecht, Elisabeth Ebner-Haid, Katharina Stemberger Kunsthalle Exnergasse, 9., Währingerstr. 59

t h e a te r . ka b a r e t t

20. 9., 20.00, Wien Frauenfilmreihe: Todo sobre mi Madre – Alles über meine Mutter. (R. Pedro Almodovar; Spanien/Frankreich 1999, 105 Min. DF u. OmU)

bis 23.9., 20.00 Wien Uraufführung: Schneeziegenmanöver. Von Katharina Döbler nach Jane Bowles. R: Helga Illich. Mit Elke Claudius, Gabriela Hütter, Katrin Thurm, Wiltrud Schreiner

Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15, T. 54 66-30

Gruppe 80, 6., Gumpendorferstr. 67, T. 586 52 22

„Form Ance“, Performance von Sabine Tanztheater von Ina Rager

s e m i n a r . w o rk s h o p

Theater Brett, 6., Münzwardeingasse 2, Karten-T. 587 06 63, tägl außer So, Mo

26. 9., 20.00, Wien Dolores Schmidinger: Am Anfang war

7.-10.9., Wörgl Sommerakademie: „Die Gewalt des Zusammenhangs“ – Rechtsextremismus, Neoliberalismus, Militarismus. Mit Mascha Madörin, Birgit Mahnkopf, Claudia Werlhof.

12. 9. - 23.9., 20.00, Wien „Das fremde Kind“ nach E.T.A. Hoffmann. Theater des Lachens Berlin. R Astrid Griesbach

das Word. Premiere

Forellenhof, Angerberg bei Wörgl, Embach

dieTheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20; Kasse T. 587 05 04, tägl außer So, Mo

12. 9., 19.30, Wien Katrin Butt: naservas.austria.gebitte

Lenhardt, Sabina Riedel Drachengasse 2 Theater, 1., Fleischmarkt 22, T. 512 13 54. Tägl. außer So, Mo

Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 48 53 870

27. 9. - 30. 9., 20.30, Wien „Hilde“. Visionäre Komödie von Emanuela Thurner u. Marion Dimali. kosmos frauen.raum, 7.,

56, T. 05332/56777. Info u. Anm. Grüne bildunswerkstatt Tirol, T. 0512/580624; http://www.tirolkultur.at/gruebi. Kosten: ats 2.500,–/ats 1.500,–/ Tagesteilnahme ats 500,–

Kabarett Niedermair, 8., Lenaugasse 1a, T. 498 44 92

27. -30. 9., 20.00, Wien Dolores Schmidinger: Am Anfang war

8.-9. 9., Rabenstein/Pielach Gesprächstraining für Frauen. Mit Irmgard Schwinberger und Lore Weisswasser

14. 9., 20.00, Wien Premiere: „Lachen und lachen lassen!“ Soloprogramm von Tamara Stadnikow.

das Word

Hotel Steinschlerhof, Rabenstein/Pielach,

Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 48 53 870

Info u. Anm. T. 02282/2091

30.9., u. 1.10. 17.00, Wien Ein Clownstück mit Helga Hutter und

9.-10. 9., 10.00-17.00, Wien Shiatsu für Frauen. Wochenend-Kurs mit Sibylle Reiter

Astrid Waltenta

polycollege Stöbergasse, 5.,

dieTheater Konzerthaus, 3.,

Stöbergasse 11-15, Info/Anm. T. 54 666-0,

Lothringerstr. 20, Kasse 587 05 04

Kosten: ats 1.300,–

Kabarett Stadnikow, 1., Biberstr. 2, T. 512 54 00. tägl. außer So u. Mo

15. 9., 20.00, St. Pölten Andrea Händler. „Notstand“ Bühne im Hof. 3100 St. Pölten, Linzer Str. 18 T. 02742/35 22 91

Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

Kindertheater: „Efeu und die Dicke“.

september 2000an.schläge 43


an.künden 16. 9., 15.00-20.00, Wien Mädchen, Mädchen! – Workshop für coole girls. Mit Renate Kromer. Für Mädchen ab 12 Institut Frauensache, 15, Reindorfg. 29, T. 89 58 440, Anm. erforderlich, ats 500,–

17. 9., 10.00-12.00, Wien edv - internet. Kostenlose Beratung. VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48, T. 804 55 24

v o r t r a g . d i s ku s s i o n Jeden 1. Di, 19.00-20.00: Jour Fix des Verbandes feministische Wissenschafterinnen. – 5. September: Depot im Museumsquartier Wechselnde Orte, siehe http://vfw.awhs.at; ( Kontakt: vfwkontakt@yahoo.com (A. B. Braidt)

3.-4. 9., Linz Symposium im Rahmen der Ars electronica 2000 zum Themenkreis Reproduktionstechnologie. Mit Monika Treut und Marie Luise Angerer Info: Ars Elecronica Center, 4040 Linz, Hauptstr. 2, T. 0732/7272-79

18.+25. 9., 2.+9.10., 17.00-20.00, Wien Machtvolle Frauen – Der Umgang mit Macht im beruflichen Alltag. Mit Margot Scherl ats 2.800,– / 2.240,–

2.–3. 10., 9.30-16.30, Wien Wohin des Weges? Karriereplanung für Frauen. Mit Irmgard Schrems ats 3.100,–/2.480,–

9.–10. 11., 9.30-17.30, Wien Selbstevalution. Qualitätsentwicklung in der Sozial- und Frauenarbeit. Mit Gabriele Gerhardter ats 3.100,–/2.480,– Anm. Verein Sunwork, 10., Triester Str. 114/1, T. 66 72 013

20. 9., 20.00, Linz „In Erscheinung treten“. Workshop mit Brigitte Menne Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtsraße 43, T. (0732) 60 22 00

22. u. 23. 9., Wien Spirit der Frau. Lebenskraft, Spiritualität, Körper, Stimme; Trancrereisen. Mit Claire Birtwell u. Erika Kubinger. kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26. Anm. erforderlich bis 15. 9.

29. 9., Graz Anmeldeschluß: „Köper -Sprache und Macht“ - Workshop für Frauen. Mit Andrea Hochegger und Karin Schliesselberger. Termin: 13./14. 10., 9.30-17.30 Anm. bei Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 22/0.

30.9./1.10., Linz Seminar: Liebe gelingt nicht von selbst. Partnerschaftliches Lernprogramm auch für gleichgeschlechtliche Paare. Mit Marianne Mayer, Gerlinde Poimer, Karin Remsing, Eva Riedler Haus der Frau, 4020, Volksgartenstr. 18. Anm. u. Infos: Diözese Linz, T. 0732/76 103511, Kosten: ats 2.000,– pro Paar

9. 9., 20.00, Wien IWF und Weltbank: Vortrag, Videos und Diskussion

bis 3. 9., Wien „Illusion of Eden“. Gemälde, Grafiken, Fotografien aus dem amerikanischen Mittelwesten. U.a. Mya Lin, Kerry James, Marshall, Mary Lucier Museum moderner Kunst - Palais Liechtenstein, 9., Fürstengasse 1, T. 317 69 00, Di - So, 10.00-18.00

bis Mitte September Skulpturengarten. Mit Werken von Eva Schärer Summer Stage, Wien 2, Rossauer Lände

bis 24. 9., Wien Blickfänge – Fotografien 1860-1910 aus den Sammlungen des Historischen Museums der Stadt Wien Historisches Museum der Stadt Wien, 4., Karlsplatz, Di-So 9.00-18.00

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/6, 2. Stock

bis 6.10., Wien Lisa Rosenblatt und Charlotte Eckler: „Urban/Rural - Resistance“

16. 9., 20.00, Wien Vortrag und Diskussion zu IWF und Weltbank. Mit Claudia Werlhof

Fortschnitt, Aktionsraum für Kunst und Gewerbe. 4., Rechte Wienzeile 15, T. 586 77 82

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/6, 2. Stock

4. 9., 1930, Wien Vernissage Vera Weber – Aquarelle und Zeichnungen „Flora ohne Fauna“. Einführende Worte: Lucia Gunz

21. 9., 19.00-22.00, Wien Ein Kind ist da – wie geht es weiter? Unterstützung beim Wiedereinstieg für Frauen mit Kindern bis 2. Mit Christa Fasch und Christiane Chatzinakis-Bönsch polycollege , 5., Stöbergasse 11-15, T. 54 666-0, ats 350,–

21. 9., 20.00, Linz „Power-Frauen in der Musik“. Ein musikalischer Abend über starke Frauen in der Musik HOSI-Zentrum Linz, 4020, Schubertstr. 36

26. 9., 18.00-20.00, Graz „Körperlich gesund, aber krank vor Angst? „ Angst- und Panikattacken. Mit Dr. Claudia Scheer Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98, UKB ats 70,–

28. 9., 19.00, Wien Podiumsdiskussion: Gemeinsame Obsorge. Mit Renate Brauner, Elfriede Fröschl, Helene Klaar, Edgar Pree ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0

a u s s te l l u n g bis 17. 9., Wien NORDEN. Zeitgenössische Kunst aus Nordeuropa. Mit Exponaten von Elisabet Apelmo, Miriam Bäckström, Margrét H. Blöndal, Elina Brotherus, Marie-Louise Ekman, Maria Lindberg, Ann Lislegaard u.a. Kunsthalle Wien, 4, Treitlstr. 2,, tägl 10.00-18.00, Do 10.00-22.00

Schloss Pötzleinsdorf, 18., Geymüllergasse 1, T. 470 30 70

12. 9. - 6. 10., Wien Hildegund Bachler: Rauminstallation „Kokon 2“ kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

17. 9., 11.00, Wien Vernissage. Danièle und Anne-Claire Kowald: „Zwischen Realität und Mystik“ Im Rahmen des VHS-Infotag VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48, T. 804 55 24 Ausstellungsdauer bis 31. 10.

bis 17.9., Wien „ein buch, meine liebe“. Fotos und Wörter von Michèle Mahal

16.-17. 9., 9.30-16.30, Wien Seito Boei – Notwehrpraxis für Frauen ab 14. Grundkurs mit Andrea De Angelis

Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5 und 20er Haus/MMKLSW, 3., Arsenalstr. 1

Kursort: Turnsaal der Mozartschule, 4020, Volksfeststr. 7-11 Anm. u. Info: aFz, 4020 , Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00

bis 1. 10., Wien Zeitwenden. Int. Gruppenausstellung. Werke von Louise Bourgeois, Annette Messager, Shirin Neshat, Pipilotti Rist, Kiki Smith u.a. 20er Haus, 3., Arsenalstraße 1

bis 30. 12., Wien Glamour. Wiener Damenmode der 30er Jahre. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien Modeschauraum Hetzendorf, Schloß Hetztendorf, linkes Nebengebäude. 12., Hetzendorferstr. 79 Öffnungzeiten: Di-So 9.00-12.00

lesung 9. 9., 15.00, Allentsteig Lesung zwischen den Bäumen. Mit Vera Reumann, Gewinnerin der poetry-slam ‘99 Avalon Kulturzentrum. Allentsteig, Dr. Ernst Krenn Straße 20; www.kv.avalon.at; Karten: Tonbandreservierung T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen T. 01/96096

16. 9., 19.00, Guntersdorf Literatur Cuvée – Literatur- und Weinverkostung. U.a. mit Susa Hämmerle, Barbara Neuwirth und Musik von den Rabiat Zeiserln (Martha Günzl, Christina Zurbrügg, Roland Sulzer) Josefstadt-Kellergasse, 2042 Guntersdorf; Info, T. 02951/2151

polycollege , 5., Stöbergasse 11-15, T. 54 666-0, ats 1.600,–

16. u. 17. 9., Linz Wen Do für Mädchen von 6 bis 10

29./30. 9., Wien Wirksame Abwehrtechniken. Selbstverteidigung für Mädchen von 13-14 Info u. Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22–24/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45/14.

f i x te r m i n Montag Selbsthilfegruppe für Frauen mit Angststörungen Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440

Osteoporose – Vorbeugen durch Bewegung. 15 Abende ab 18. September Frauenberatung, 6., Lehargasse 9/2/17, jeden Mo 17.30-18.45, Anm. T. 587 67 50

Frauencafé. Treffpunkt, Kulinarisches Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstraße 43, T. 0732/60 22 00. Jeden Mo 18–22.00 Uhr

Politisches Café Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtst. 43, T. 0732/602 200, jeden 1. Mo. ab 20.00

Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen Feel Free; 8010 Graz, Rapoldgasse 24. T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19.00-23.00 der Abend für Lesben und Freundinnen

Frauengesundheitszentrum Dornbirn

19. 9., 19.30, Steyr Eröffnung. Marlen Haushofer – Versuch einer Visualisierung.

22. 9., 19.00, Krems Literarische Gesellschaft St. Pölten: Lesung mit Doris Kloimstein und Eva Reibler & Tanz von Simone Singh Sondhi

f.a.m. Frauengesundheitszentrum. Beratung, Hilfe, Information 6850 Dornbirn, Eisengasse 7, T. 05572/ 53 9 99, Mo-Fr 8.30-11.30, Do. 16.00-18.00

Galerie Steyrdorf, 4400 Steyr, Sierninger Str. 14, T. 07252/86922, Ausstellungsdauer: bis 17.11.

LiteraturHaus NÖ, 3504 Stein/Krems, Steiner Landstr. 3, T. 02732/72 8 84, UKB ats 80,–/60,–

Dienstag

20. 9., 19.00, Wien Vernissage der Gruppenausstellung „Akt in Bewegung“. Leitung: Muteber Wurm.

23. 9., 18.00, Wien „Die Sprache des Widerstands ist alt wie die Welt und ihr Wunsch“. – Texte des weiblichen Widerstands. Buchpräsentation

Anm.: Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440; ÖS 300,– /Abend. Jeden Di 19–20.30 Uhr

Restraurant Orlando, 6., Mollardgasse 3

VHS Meidling, 12., Längenfeldgasse 13-15, T. 810 80 67; Ausstellungsdauer bis 28. 10.

20. 9., 18.00, Linz Austellungseröffnung: „In Erscheinung treten“. Arbeiten von Irene Faehndrich, Klaudia Gruber, Kristina Kunze und Clauda Wlasich Kunst.Raum, 4020 Linz, Goethestr. 22

bis 24. 9., Wien Rita McBride (USA). Objekt-DesignInstallation, Ready Made Secession, 1., Friedrichstr. 12, T. 587 53 07-10.

bis 24. 9., Wien Mirjam Kuitenbrower (NL): „Reservoir Spillway“ . Gemälde-Installation Secession, grafisches Kabinett. 1., Friedrichstr. 12, T. 587 53 07-10.

bis 15. 10., Wien Lisette Model Kunsthalle Wien, Museumsquartier, 7., Museumsplatz 1; tgl. 10–18.00, Do 10–20.00 Uhr

bis 17. 9., Wien Agatha Christie und der Orient. Kriminalistik und Archäologie Museum für Völkerkunde, 1., Neue Burg/Heldenplatz; Mi–Mo 10–16.00 Uhr

44 an.schlägeseptember 2000

bis 1. 10., Wien Zeitwenden. Mit Exponaten von Marina Abramovic, Ana Laura Alaez, Semiha Berksoy, Simone Berti, Svetlana Heger, Jessica Diamond, Simone Aaberg, Elisabeth Murray, Schirin Neshat, Silke Schatz, Rosemarie Trockel, Eulalia Valldosera u.a.

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

a k t i v i t ä te n 19. 9., 20.00, Wien Vorbereitungstreffen für den Weltmarsch der Frauen gegen Armut und Gewalt (14. 10., Brüssel) 7Stern, Wien 7., Siebensterng 31

26. 9., 20.30, Wien Kosmos frei.raum: Auftrittsmöglichkeit für Künstlerinnen aller Sparten. „Open Microphone“. Eintritt frei kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26, Anm. für Performerinnen bis spätestens eine Woche vorher

s e l b s t v e r te i d i g u n g Nach Vereinbarung, Vorarlberg Wing Tsun. Chinesische Kampfkunst, vor 250 Jahren von einer Frau entwickelt. Kurse beginnen im Herbst in Bregenz, Lustenau, Egg und Bludenz. Begrenzte Teilnehmerinnenzahl Info u. Anm. 0664/4648303

Laufende Selbsterfahrungsgruppe für Frauen. Mit Sabine Fabach

Gynäkologische Kummernummer F.E.M., T. 476 15/57 75. Jeden Di 9–12.00 Uhr

H.I.V. , Hoffnung.Information. Vertrauen. Verein zur Unterstützung HIV-positiver und aidskranker Frauen Erreichbar im Aidshilfehaus, 6 Mariahilfergürtel 4, T. 595 47 19, jeden Di. u. Do, 9.00-13.00

Selbsthilfegruppe für von sexualisierter Gewalt betoffene Frauen Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldstr. 43. T. 0732/60 22 00 dw. 60. Jeden 2. und 4. Di., 17.30–18.30

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA, jeden Di 14.00-18.00 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40, abraxa@goplay.com

Infotag für Wiedereinsteigerinnen Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 22/0. Jeden Di 9–13.00 Uhr

„Wenn Frauen zu sehr lieben“. Offene Selbsthilferuppe. Frauenservice Graz, 8020, Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 220. Anm. nicht erforderlich. Jeden Di 19.30–21.00

Kosmos.reihe: Histörrische Frauen. Jeden Mo um 20.30.


an.künden 4. 9.: Petra Unger: Helene von Druskowitz – 11. 9.: Julia Köhler: Coco Chanel – E. 18. 9.: Steinthaler/E.Papp: Inge

Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

80/0. Jeden Do 14–19.00 Uhr

HOSI Lesbengruppe

Selbsthilfegruppe für Frauen mit Eßstörungen

2., Novaragasse 40, Mi ab 19.00, T. 216 66 04

Golden Girls. Gruppe für Frauen ab 50 mit Unternehmungslust ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0 jeden 2. Mi 18.00, Anm. nicht erforderlich

Open House – Für Frauen, die Kontakt zu anderen Frauen suchen. Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7, jeden Mi 18.00-20.00, T. 587 67 50

kosmos.reihe „Prothesengötter“. Mit Lisbeth N. Trallori und Waltraud Holzfeind. Ab 13. 9. jeden Mi bis 25. 10., 18.30

Info u. Anm. Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 89 58 440, ab Ende September 10x je ein Sa im Monat

T. 89 58 440

nach Vereinbarung

Widerstandslesungen, jeden Do ab 17.00 vor der Demo

Offene kunsttherapeutische Jahresgruppe. Mit Ursula Bast

Botschaft der besorgten Bügerinnen, 1.,

Anm.: Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440; ats 450,–/Abend

Ballhausplatz

Psychotherapeutische Jahresgruppe: „Lust auf Entwicklung“. Psychodrama, kreative Medien, Körperübungen. Mit Martina Brandl und Renate Frozzler-Dietrich. Beginnend mit 5. Oktober Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,

SOHO –Sozialismus und Homosexualität. Jeden 2. u. 4. Mi, 19.30

erforderl., Anm. T. 587 67 50

Dick und fit. Schwimmen für starke Frauen. Mit Mag. Karin Weingartmann Schwimmhalle des ATG, 8010 Graz, Kastellfeldg. 8, UKB je Einheit ats 50.– Anm. Frauengesundheitszentrum Graz, T. 0316/83 79 98

Am 22. 9. ist Anmeldeschluss für die Therapiegruppe für Frauen: „Mir reichts“. 5 Abende, ab 4. 10., Mittwoch 10.00-20.30. Mit Christa Leibnitz und Karin Winkler. Kosten: ats 1.500 Anm. bei Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 22/0.

AMAZONE Mädchenzentrum: Mädchencafé, Werkstatt, Bibliothek, Kreativ- und Bewegungsraum 6900 Bregenz, Kirchstr. 39, T. 05574/ 45 8 01, Öffmungszeiten: Mi-Sa, 14.00-18.00

Frauengetriebe Bildungszentrum: Frauenbibliothek „Luise Pusch“, Lila Telefon, Beratung u.v.a.m. Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2 T. 05574/ 45 5 38, Öffnungszeiten: Mi, Do, 9.00-12.00

Lernen aus der eigenen Biographie. Jahresseminar mit Gruppenarbeit und Malen . Mit Dr. med. Gerlinde Signer-Heyn

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0

Samstag

jeden Do 10.00-11.30, Vorgespräch

Frauen-Treffpunkt vor der Donnerstagsdemo Bei der Wächterin vor dem Burgtheater. Jeden 1. Do, 18.30 Uhr

Freitag Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums. Frauenmusik, Feminismus und feine Unterhaltung. Mit Sabine Kern, Alice Prabitz und Barbara Rassi Radio Orange 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7). Jeden Fr 18.oo–19.00 Uhr

Kosmos-Frauenraum-News Radio Orange 94,0 MHz. Jeden Fr 16.30–17.00 Uhr

Thema zum Tee: Wenn Männerblicke Körper formen. Öffentliche Interviews. Moderation Annelisese EdemgilBrandstätter. Jeden Fr. 17.00, a 29. 9. kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

Widerstandsrat. Jeden Freitag 19.00 Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/6, 2. Stock

Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch für lesbische Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440

Beratung für Mädchen und junge Frauen mit Eßstörungen. Mit Nina Schnaubelt Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3, T. 60 191/52 01

Gynäkologische Beratung. Mit Gertraude Friedl, Sylvia Gutharc und Inge Frech Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3, T. 60 191/52 01

Frust statt Lust? Sexualberatung. Mit Inge Frech Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3, T. 60 191/52 01

Schlank und glücklich? Beratung bei Eß-Problemen. Mit Nina Schnaubelt Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3, T. 60 191/52 02

Fortbildung zum Thema Eßstörungen für psychosoziale Berufsgruppen bzw. Schulklassen. Mit Renate Gänszle und Martina Nöster Anm. u. Info: F.E.M., 18., Bastiengasse 36– 38, T. 476 15/57 71

Einzelberatung für Frauen in der Lebensmitte – die „berüchtigten“ Wechseljahre. Mit Helga Kalmar Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36–38, T. 476 15/57 71

Frauensache(n) im Netz: Informationen, Veranstaltungstermine , Adresse, Schwarzes Brett und neu: Diskussionsforum

Donnerstag

Welser Frauen-Stammtisch

http://www.frauensache.at/frauensache

Comgirls. Mädchen chatten, surfen, mailen

Schubert-Stüberl, 4600 Wels,

Psychologische und medizinische Beratung

Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24, Stg.1/Top 1, jeden Do 16.00-19.00 und nach Vereinb. Voranmeldung bei Renate, T. 789 45 45 14, UKB ats 20,–

gemütlicher Frauentreffpunkt

ega-Frauenlauftreff. Für bewegungsfreudige Frauen aller Leistungsgruppen und jeden Alters Jeden Do 17.30, Wien 2., im LCC im Praterstadion

Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr ab 20.00

Dick und fit – Spaß am Laufen. Mit Mag. Karin Weingartmann Hilmteich, Leechwald, UKB ats 70,– für die erste Einheit Anm. Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98

Anm.: ISIS, 5020 Salzburg, WillibaldHauthaler-Straße 12, T. 0662/44 22 55

Beratung, Information, Psychotherapie, und Fortbildungen zum Thema Eßstörungen. Frauengesundheitszentrum Graz, 8010, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98 Hotline: „Was tun bei Eßstörungen?“ T. 0810/819 400 (zum Ortstarif)

Schneeziegenmanöver „Schneeziegenmanöver“ von Katharina Döbler nach Jane Bowles hatte in der Regie von Helga Illich am 26. August Uraufführung und ist noch bis 23. September in der Gruppe 80 zu sehen. Mit Elke Claudius, Wiltrud Schreiner, Katrin Thurm (v.l.n.r. im Bild). Eine Frau begibt sich auf die Reise: Jane Bowles – geboren in New York, gestorben in Andalusien. Sie umarmt die Welt und verliert sich in ihr, genau wie ihre literarischen Figuren auch: staunend, neugierig, verdrossen, unverstanden. Sie lassen mit sich geschehen und bäumen sich immer wieder auf. Schneeziegenmanöver bis 23. 9., Di, Do., Fr. Sa. 20.00 Uhr, theater gruppe 80, 1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 586 52 22

september 2000an.schläge 45


an.künden 7. 9., 15.00 Uhr, Wien Psychotherapeutische Beratung ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Telefonische Anmeldung erforderlich

an.schläge.classic

7. 9., 17.00 Uhr, Wien Juristische Beratung ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Telefonische Anmeldung erforderlich

14. 9., 17.00 Uhr, Wien Juristische Beratung ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Telefonische Anmeldung erforderlich

14. 9., 17.00 Uhr, Wien Finanzberatung ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Telefonische Anmeldung erforderlich

15. 9., 12.30–20.00, Steyr Marlen Haushofer 1920–1970. Literaturwanderung mit Lesungen

Helga Pankratz

Aus dem Archiv geholt

Anm.: Marlen Haushofer-Forum, Edition Wehrgraben, 4404 Steyr, Postfach 11, T. 07252/86 922; ats 290,–

Andrea Händler

14. 9., 17.00 Uhr, Wien

Eine Frau mit 35, ohne Mann. Aus dem Rennen – aber auf der Suche. Wenn das keine Definition von „Notstand“ ist! Andrea weiß, wie es ist, Single zu sein. Und wie es ist, nicht Single zu sein. Aber sie weiß nicht, was besser ist. – Angenommen der Zufall hätte aus Andrea einen Andreas gemacht. Ein kleines „s“ und sie wäre auch mit 35 wieder im Rennen. Doch jeder Zufall hat zwei Seiten. Und „Notstand“ auch! Notstand ist kein „Wuchtelkabarett“ sondern eher kurzweiliges fantasiereiches Theater. Händler erhielt für ihren „Notstand“ heuer den österreichischen Kabarettpreis „Karl“. Andrea Händler: „Notstand“ 15. 9., 20.00 Uhr, Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Linzer Str. 18, T. 02742/35 22 91

Krebsvor/nachsorge-Beratung ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Telefonische Anmeldung erforderlich

21. 9., 17.00 Uhr Wien Psychotherapeutische Beratung ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Telefonische Anmeldung erforderlich

21. 9., 17.00, Wien Juristische Beratung ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Telefonische Anmeldung erforderlich

23. 9., 14–15.30, Graz FrauenStadtSpaziergang: „Aufbruch und Widerspruch“. Mit Brigitte Dorfer und Ilse Wieser Treffpunkt: Grazer Messe – Haupteingang, Conrad von Hötzendorf-Straße

23. 9., 9.00-18.00, Dornbirn Impuls 2000. Messe für und mit Frauen Kulturhaus, 6850 Dornbirn

Femail: Fraueninformationszentrum Vorarlberg . Bibliothek, Internetzugang, Veranstaltungen

22. 9., 20.00- 24.00, Wien Resis.danse FrauenTanzAbend im FZBeisl

6800 Feldkirch, Neustadt 38, T. 05522/ 31 0 02-0, http://www.vobs.at/femail/ Mo, Di, Do, Fr 10.00-16.00, Mi 16.00-18.00 und nach Vereinbarung

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59

Matinee von WUK KinderKultur. Für

29. 9., 20.00- 24.00, Wien Resis.danse FrauenTanzAbend im FZBeisl

WUK-Museum, 9., Währingerstr. 59

tanz.fest

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59

Gespräche zum Berufseinstieg

2. u. 3. 9., Wien Volksstimme Fest

Telefonische Anmeldung erforderlich

7. 9., 19.00, Wien Vernetzungsfest. Herbstauftakt im ega ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0

Wien 2., Prater, Jesuitenwiese

8 . 9., 21.30-01.00, Wien Dance at Ten. Der lesbisch-schwule Tanzabend

diverses

Tanzschule Stanek., 1., Grashofgasse 1A

2.-7. 9., Linz Ars electronica 2000: „next sex“

15. 9., 20.00- 24.00, Wien Resis.danse FrauenTanzAbend im FZ-Beisl

Veranstaltungen u.a. im Brucknerhaus, Posthof, und Donaupark. Ticket- und Infoline: 0732/7272-79

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59

17. 9., 15.00, Wien Kinderfest im HOSI-Zentrum. Von und für Kinder mit lesbischen bzw. schwulen Eltern

6. 9., 17.30–19.00, Wien Treffpunkt Brustkrebs. Selbsthilfegruppe für Frauen mit Brustkrebs, Eierstockkrebs und Gebärmutter(hals)krebs. Mit Annemarie Presnik

HOSI-Zentrum, 2., Novaragasse 40, T. 216 66 04

Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/Ecke Kreuzgasse

46 an.schlägeseptember 2000

24. 9., 11.00, Wien „BilderBücher“ Sonntags-LiteraturBilderbuch-Interessierte ab 5 Jahren 28. 9., 17.00 Uhr, Wien ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.

30. 9., 23.00, Wien Do it! – Jam-Session. Alle Musikerinnen sind eingeladen. kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.

Redaktionsschluß Termine 10/00: 12. 9. 2000

Die Blattgold-Mitarbeiterin Elke Sieker schrieb in an.schläge vom November 1990 über ihr Unbehagen am nationalistischen Freudentaumel kurz nach der deutschen Wiedervereinigung und im Zuge der Fußballweltmeisterschaft 1990: „Die Deutschen beider Nationen tauchten ein in ein schwarz-rot-goldenes Flaggenmeer, um (...) das seit Ende des Zweiten Weltkrieges angeschlagene Nationalgefühl wieder aufleben zu lassen.“ Die Medien jubelten über „unseren Kaiser Franz“ und – frau lese und staune: „unsere Kameruner“. Zumindest einer von den – wie ich mich noch lebhaft entsinne – wirklich großartigen Fußball spielenden Kickern aus Kamerun hatte, wie „Bild“ – den Erfolg für Deutschland vereinnahmend – zu berichten wußte, „deutsches Blut in den Adern“. Ja: Deutsches Blut! Blut fließt dieser Tage wieder allzu viel in Deutschland: – Teils sind die Ermordeten den Papieren nach Deutsche, teils streben sie es an, Deutsche zu werden. Genannt werden sie allerdings „Kanaken“. Daß der Nationalismus im Osten des vereinten Deutschland seine brutalste Fratze zeigen würde, hat Elke Siecker vor 10 Jahren noch nicht so deutlich vorhergesehen. Der Akzent ihrer Befürchtungen liegt mehr auf der „kulturellen Nähe Westeuropas zu Osteuropa“ und einer daraus resultierenden „Ost-WestKomplizenschaft und Festungsmentalität gegenüber den Menschen der Dritten Welt.“ Die Konklusio aber, zu der sie kommt, trifft im Kern leider hundertprozentig zu und ihre Prognose, wohin das, was sie damals konstatierte führen werde, traf ein: „zu AusländerInnenfeindlichkeit mit rassistischen Zügen.“ Aus gegebenem aktuellem Anlaß ausgerechnet den deutschen Nationalismus aus dem Archiv zu holen – soll von der gesamteuropäischen und weltweiten Dimension der Problematik genau so wenig ablenken wie von der Situation in Österreich. Aus guten Gründen sind Nationalismus und Rassismus der ÖsterreicherInnen Thema der an.schläge 9/2000.


Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen Zeit: Ort:

jeden Dienstag von 18.00 -19.30 NOTRUF, 1070 Wien

Beginn:

10. Oktober 2000, 18.00 Uhr Die Teilnahme ist kostenlos

Telefonische Information und Anmeldung:

Wir wollen unser Stück vom Kuchen den wir täglich backen www.kpoe.at

e-mail: kpoe@magnet.at

NOTRUF. Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen. Tel: 01/ 523 22 22

Wiener Damenmode der 30er Jahre

Glamour Modeschauraum A-1120Wien .

des Historischen Hetzendorferstraße

Museums der Stadt Wien 79 . T. 01/802 16 57

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Schloß Hetzendorf www.museum.vienna.at



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