an.schläge07-08/2003
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august
thema
BefundBehindert Die Gesellschaft lehnt ab, was außerhalb der Norm steht, und produziert so „behinderte Lebensumstände“ interview
AntragAbgelehnt Ute Bock engagiert sich auch nach der Pensionierung unermüdlich für die Rechte von Asylsuchenden e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
auf.takt
an.schläge an.spruch
Harte Jobs Die aktuelle Bundespolitik bringt LokalpolitikerInnen in die Bredouille interview
„Keine Zweifel an mir“ Ute Bock erzählt über ihre Arbeit und die aktuelle Asylpraxis
08
österreich.sozialforum
Grenzen der Vielfalt Die andere Welt ist nur so radikal, wie sie gedacht wird
10
international.türkei
Die Regeln des Patriarchats
politik
Welche Folgen hat die Verbreitung des Fundamentalismus für Frauen?
14
an.sage
Ferienzeit! Segen oder Grauen? Soll die Ferienzeit in Österreich verkürzt werden?
24
frauen.behinderung
Karrierechancen gleich null
forum
thema
Behinderte Frauen sind im Arbeitsleben mit vielen Hürden konfrontiert
16
frauen.behinderung
Mein Körper gehört mir Behinderung ist kein Faktum, sondern eine soziale Konstruktion
18
forum.wissenschaft
Frauen und Streitkräfte Über die Diskussion, ob Frauen zum Militär dürfen oder gar können
22
arbeit
hebammen
Voll das Leben! Der Arbeitsalltag einer Hebamme ist bereichernd und anstrengend
28
lesben.gewalt
Sisters in Trouble Gewalt ist nicht nur ein Phänomen in heterosexuellen Kontexten
32
screenwise
„beeing critical means beeing cool“ Die Konferenz zeitgenössischer Filmwissenschaft sorgte für Diskussionen
34
nuschin vossoughi
Multikulturelle Einzelkämpferin Das Sommertheater am Spittelberg wurde neu übernommen
36
ge.sehen
Messias Reloaded Kampferprobte Heldinnen in Matrix Reloaded und X-Men
42
zaha hadid
kultur
Urlaubsreif – ein Schlagwort, oft ausgesprochen und nie so intensiv empfunden wie in diesen Tagen. Schön ausgedrückt war diese Produktion von höchster Flexibilität geprägt. Aus dem Bauch heraus ausgedrückt war sie ein nervenaufreibendes Improvisieren, das einmal mehr gezeigt hat, unter welch schwierigen Voraussetzungen wir arbeiten müssen, und was es bedeutet, wenn eine zentrale Person mal ausfällt. Und trotzdem: die Unterstützung von allen Seiten war groß, das Mitgefühl ebenfalls, und im Zeitalter des e-mail wird auch einiges leichter. In diesem Sinne ein voller Inbrunst ausgesprochenes „Danke“ an all jene, die kurzfristig eingesprungen sind, geholfen haben, die Nerven zu bewahren und die Verständnis für so manchen hysterischen Ausbruch gezeigt haben. Eine Anmerkung noch zur letzten an.schläge-Nummer: Silvia Schwab, die einen Gastkommentar zum Thema Werberat geschrieben hatte, war sehr unglücklich mit dem von uns gewählten Titel. Ihre Kritik ist im Forum der an.schläge-homepage (http://www.anschlaege.at) nachzulesen. Eine medienscheue Frau hat Verena Fabris vor das Mikrofon bekommen: Für Ute Bock, die unermüdliche gute Seele für AsylwerberInnen, läuft derzeit die Unterstützungsaktion „Bock auf Bier“ – Anlass genug, sie über ihr Engagement, ihre persönliche Stuation und das neue Asylgesetz zu befragen (Seite 8). Anlässlich des Internationalen Jahrs der Behinderung haben Lisa Udl und Cornelia Götzinger das Thema von Frauenperspektive aufgerollt (ab Seite 16). Der Verein BiBeZ (http://www.bibez.de) hat uns dazu die Fotos der Ausstellung „Geschlecht: Behindert – Merkmal: Frau“ zur Verfügung gestellt. Ein Tabuthema greift Eva Kellner auf Seite 32 auf: während Gewalt oft in heterosexuellen Kontexten thematisiert wird, vergessen viele, dass auch lesbische Beziehungen vor Grenzüberschreitungen und Gewalt nicht gefeit sind. Allen arbeitsam-gestressten LeserInnen wünschen wir erholsame Tage und ein Wundermittelchen gegen Burn-Out & Co. Von den arbeitsamentspannten LeserInnen wünschen wir uns das Rezept für o.g. Wundermittelchen, auf dass wir solche Wünsche gar nicht mehr nötig haben mögen. Auf ein Wieder-Lesen im September freut sich Eure an.schläge-Redaktion
05
Realize the space Eine der berühmtesten Architektinnen stellt im MAK aus
47
an.an.schläge
sei. Sie sei gewachsen und hätte jetzt einen anderen Standpunkt. Nun, ich bin 55 Jahre und hoffentlich auch ein Kopfnicken Leben lang gewachsen, aber wenn Frauen etwas bekommen sollen, das Liebe Redaktion, auf der Suche zum Thema Alleinerzie- ihnen zusteht, müssen Männer etwas herin bin ich auch auf eure Zeitschrift hergeben. Wenn frau meint, das sei dann gleich „gegen Männer“, dann gestossen. Mit Freude und großem wünsche ich ihr weiter ein privilegierKopfnicken habe ich den Artikel zum tes Leben und weiche Scheuklappen, Thema Reisebürodschungel gelesen. Dieses Thema genauer unter die Lupe dass sie die Diskriminierungen und zu nehmen, finde ich hervorragend, da systemimmanenten Unterdrückungen, die Frauen täglich erleben, nicht ich gerade auf der Suche nach einem passenden und natürlich erschwingli- spürt und sieht. chen Urlaubsquartier bin. Als alleiner- Sich für Minderheiten zu engagieren und das Unrecht, das Frauen erleiden, ziehende Mutter ist es wirklich nicht aufzuzeigen, wie es die an.schläge tun, einfach, ein adäquates Angebot zu finden, vermutlich steht es einer a.e. hat noch nichts mit „Opferhaltung“ Mutter nicht zu, sich ein wenig von ih- zu tun. rer Doppelbelastung zu erholen :)! Das Ich wünsche den an.schlägen weiter soGeld ist sowieso knapp, also heißt es viel Engagement und LeserInnen, die vermutlich zu Hause bleiben, mit Oma nicht in die falsche Richtung „wachund Opa verreisen oder eine Gleichge- sen“. Mit lieben Grüßen sinnte suchen (was allerdings nicht so Gerti Schönauer einfach ist, denn ich habe im Netz noch kein Diskussionsforum/Börse etc. für Alleinerzieherinnen gefunden). Betrifft: Dank Bleibt weiterhin an diesem Thema dran, denn ich denke bei der steigen- Kopf hoch! den Zahl von Alleinerzieherinnen ist dies noch ein offener Markt (auch Liebe Frauen!!! wenn sich tatsächlich viele keinen Vorneweg: danke für die an.schläge!!! Urlaub leisten können). Eine Lichtblickin im Lande zunehmender Verdunkelung!!! (...) Danke und Irene Waismayer, Mutter von Emil (16 Monate) lieben Gruß Betrifft: zu.schläge 2002
an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76 Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, http://www.anschlaege.at
Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination, Buchhaltung), Verena Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Koordination, Abos), Petra Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/ pan
Inserate, PR: Ilona Baumann-Sohajek (inserate@anschlaege.at) Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF, Kerstin Kellermann/kek , Gabi Obojkovics/Go, Claudia Saller/cs (Termine), Eva Steinheimer/ESt
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Heidi Niederkofler, Jale Akcil, Lisa Udl, Kornelia Götzinger, Renate Schuheker, Sabine Stadler, Eva Keller, Christine Weiser/chw, Katharina Pewny/KP, Vida Bakondy, Ines Garnitschnig, Renée Winter
an.sage: Eva van Rahden & Maria Meislinger neu.land: Jasmina Jankovic’ heim.spiel: Eva Steinheimer lesben.nest: Ursula Raberger ge.sehen: Alexandra Rainer an.klang: Sonja Eismann Cartoon: Borges Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk Cover: Renée Kellner Fotos: an.schläge-Archiv, Magdalena Blaszczuk, Sabine Schwaighofer, Compagnie Ariadne, Ortrun Bauer/Michael Stadler, BiBeZ e.V., Ulrike Lunacek, Eva Steinheimer, KPÖ,
Judith Giesinger
PS: Widerstand
Petra Hübl/Ceiberweiber, Gerald Zugmann, identities. Queer Film Festival
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger Grafisches Konzept: Beate Schachinger für Layout: Andrea Gadler Druck: Reha Druck, Graz © an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägejuli august 2003
Betrifft: Leserinnenbrief in in an.schläge 5/03
Kopfschütteln Liebe Frauen, In ihrem Leserbrief schreibt Frau Lisa Moser, dass sie die an.schläge abbestellen will, weil ihr zuviel gegen Männer und zuviel Opferhaltung enthalten
an.schläge werden gefördert von: FRAUEN BURO MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Kerstin Kellermann
Harte Jobs Ich muss zugeben, es fällt mir schwer, der jetzigen Frauenministerin zuzuhören.Wenn Frau Rauch-Kallat in bischöflichem Lila gekleidet in der sonntäglichen Pressestunde in aller Öffentlichkeit behauptet, dass „jede Frau von der Pensionsreform profitieren wird“ – umrahmt von einem kleinen resignierten Lächeln – kann ich nicht ganz folgen.Was geschieht mit Verkäuferinnen, Friseurinnen, Fließbandarbeiterinnen…, die oft krankheitsbedingt in Frühpension gehen müssen, wenn es keine Frühpension mehr gibt? Wer wird einer Verkäuferin Arbeit geben, die nicht mehr stehen kann? Was ist mit den arbeitslosen über 50-jährigen, die keiner mehr anstellen will? Was ist mit den Migrantinnen, wenn die Notstandshilfe abgeschafft wird und sie trotz einbezahlter Beiträge in die Sozialversicherung keinerlei Recht auf Sozialhilfe haben? Ich schalte ab und den Fernseher aus. Nicht einmal Gott kann eine Garantie für „jede Frau“ abgeben. (Und beim Motto „Stark.Schwarz.Weiblich“ fallen mir nur die Afrikanerinnen aus verschiedenen Ländern der EU ein, die neulich in Wien ein Symposium gegen Female Genital Mutilation veranstalteten.) Als Generalsekretärin der ÖVP hatte die Dame gewaltig mehr Biss. Nun wirkt sie oft wie auf das Abstellgleis geschoben. Eine kleine Frauenministerin mit einem kleinen Budget. Zusätzlich soll sie noch die Selbstbehalte im Gesundheitsbereich durchsetzen, wogegen sich die ÄrztInnen jetzt schon wehren, da sie keine Lust auf zusätzliche Verwaltungsarbeiten haben…Bundeskanzler Schüssel scheint einen anderen Frauentyp zu bevorzugen. Vielleicht die resolut mütterliche Variante à la Elisabeth Gehrer, die es sich fröhlich mit allen StudentInnen und SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern verscherzt hat und Streiks für eine Variante von Schulausflügen zu halten scheint (da kommen die Kinder an die frische Luft…). Richtiggehend beflügelt schien Schüssel von seiner Susanne Riess-Passer, der die Lust an der Macht deutlich anzusehen war.Wie er Monsieur Haupt jetzt betrachtet, ist wirklich nicht das Gleiche. Harte Jobs in einer harten Welt: Die Stadträtin für Integration und Frauenfragen Renate Brauner hält die Zeit für gekommen, den Wiener Integrationsfonds (WIF) aufzulösen und im Sinne einer Diversitätspolitik auf alle Magistratsabteilungen aufzuteilen. Doch das Konzept scheint inhaltlich nicht ausgereift, bzw. wenig vorhanden.Wie die schönen Ideen (z.B. aus
Kanada) in die Praxis umzusetzen sind, ist mehr als fraglich. Inzwischen gibt es achtzig Angestellte des WIF, die nicht wissen, wie ihre nahe Zukunft ausschauen wird. Die Integrationskonferenz mit dem mühsam erkämpften Vernetzungsbüro darf sich auf eigene Füße stellen. So viel Wind sollen die doch lieber in ihren eigenen vier Wänden machen… Grabenkämpfe sind abzusehen.Wo welche NGOs finanziell zuständig sein werden, ist unklar. Migrantinnenorgansiationen wie Peregrina werden ihren Subventionen verstärkt nachlaufen müssen. Der härteste Job von allen kommt aber auf die Frau Vizebürgermeisterin Grete Laska zu: Nachdem sich Innenminister Strasser in seiner Asylreform, die vor kurzem den MinisterInnenrat passiert hat, von Teilen des Völkerrechts (der Genfer Flüchtlingskonvention und der Menschenrechtskonvention) verabschiedet hat, wird Wien sicher wieder Ziel von AsylwerberInnen sein, die nicht wissen, wohin. Schon letztes Jahr, als mit der Länderregelung plötzlich das Lager in Traiskirchen geräumt wurde, musste Laska schnellstens eine Lösung für hunderte Menschen finden, die auf der Straße standen. Nun berichtet der rasende Reporter Emil Bobi im Profil von afrikanischen Straßenkindern in Wien, die aus der Bundesbetreuung gefallen sind – oder nie dort ankamen. Rumänische Straßenkinder gibt es ebenfalls. Wie kann Wien alle diese Probleme lösen – ohne die Unterstützung des Bundes? Innenminister Strasser macht es sich leicht und sagt lieber BABA zu den AsylwerberInnen. Laska wird sich das nicht leisten können (und wollen?). Der Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt warnte auch vor der Novelle, die nach dem Willen der Regierung noch im Juli in das Parlament kommen soll – später erschien auf der Homepage des Parlamentes eine gemilderte Fassung der Kritik des Außenministeriums. Frau Außenminister Ferrero-Wallner arbeitete doch früher für die UNO – damals war sie Flüchtlingen gegenüber noch sehr menschenrechtlich eingestellt. Jetzt, wenn die UNHCR, das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen, versucht, die ParlamentarierInnen für die Flüchtlinge zu mobilisieren, müsste er doch wohl Unterstützung aus dem Außenamt erhalten? Oder ist das zu viel verlangt – von einer Ministerin, die in andere Länder reist, um Kriege und damit „Flüchtlingsströme“ zu verhindern? ❚ juli august 2003an.schläge 05
österreichan.riss tirol
Rücktritt Konsequent gezeigt hat sich die Vorsitzende der SPÖ-Frauen Tirol, Maria Reisigl-Stock. Der zu geringe Frauenanteil in der Partei veranlasste sie Anfang Juni zu ihrem Rücktritt. Sie sei vor rund drei Jahren mit dem Ziel angetreten, den Frauenanteil in der SPÖ zu erhöhen. Das sei ihr nicht gelungen, begründete sie ihren Schritt. Auf der KandidatInnenliste für die Landtagswahl am 28. September seien auf den Plätzen eins bis neun mit Landesrätin Christa Gangl und Landtagsabgeordnete Gabi Schiessling nur zwei Frauen vertreten, kritisierte sie. Bei der vergangenen Landtagswahl seien noch drei Frauen auf der Liste platziert gewesen. Ihr gehe es um wählbare Plätze. Die Tatsache, dass auf den Plätzen zehn bis zwölf drei Frauen gereiht seien, sei nicht mehr als eine „Alibiaktion“, meinte Reisigl-Stock. keck
eurogames
Medaillenrekord entwicklungszusammenarbeit Von den VIII. Eurogames, die heuer vom 29. Mai bis 1. Juni in Kopenhagen stattfanden, hat das Team Österreich mehr als zwanzig Medaillen mitgebracht. Aber nicht nur die Zahl der Auszeichnungen, auch die Anzahl der TeilnehmerInnen war dieses Jahr rekordverdächtig. Mehr als dreißig Aktive maßen sich in Sportarten wie Schwimmen, Volleyball, Tanzen und Badminton. Besonders erfolgreich waren die SchwimmerInnen vom schwul-lesbischen Sportverein „Aufschlag“ aus Wien. Lisa Rosenblatt – ehemalige an.schläge-Glossenschreiberin und immer-noch-Treue – errang sechs Goldmedaillen und die grüne Nationalratsabgeordnete Ulrike Lunacek konnte fünfmal triumphieren. Andreas Ohrfandl, AufschlagPräsident, freut sich: „Österreichs schwul-lesbische Sportszene ist erwachsen geworden und kann sich international sehen lassen.“ Wir freuen uns mit! Interessierten sei gesagt, die Anmeldungen für die IX. Eurogames im August 2004 in München, beginnen im Juli 2003 chw http://www. eurogames.info
„Ich bin schon lange in der Politik
plus.minus
WIDE-Jahreskonferenz Women in Development Europe (WIDE) besteht aus zwölf nationalen Plattformen und wurde 1985 gegründet. Das österreichische Netzwerk umfasst 17 Organisationen aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit sowie einzelne Wissenschafterinnen. Vom 22. bis 25. Mai trafen sich in Wien 170 Vertreterinnen aus über 30 Ländern zu einer internationalen WIDE-Frauenkonferenz, um über die „feministischen Herausforderungen in einer globalisierten Wirtschaft“ zu diskutieren. Der Abschlussbericht der Konferenz steht unter dem Motto: Menschenrechte ja, GATS nein! Dem Allgemeinen Abkommen zum Handel mit Dienstleistungen stellen die Teilnehmerinnen ein „radikales Nein“ entgegen, denn dieses Abkommen benachteilige einmal mehr die Ärmeren und somit vor allem
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
und von manchen gefürchtet…“
…antwortete Frauenministerin Maria Rauch-Kallat in der ORF-Pressestunde auf die Frage, wie sie die Gemeinden dazu bringen möchte, für mehr Kinderbetreuungseinrichtungen zu sorgen. Den KommunalpolitikerInnen tropft bestimmt schon der Angstschweiß von den gerunzelten Stirnen.
06 an.schlägejuli august 2003
zuwenig frau
zuviel frau
Startschuss
Zieleinlauf
Mit großen Lobreden und viel TamTam wurde kürzlich das neue Kunstmuseum „Lentos“ in Linz eröffnet. Dass die Sammlung eine mickrige Präsenz von Künstlerinnen von gerade mal 10% aufweist, stört wieder einmal die wenigsten. Der Verein FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst & Kultur in OÖ – macht mit einer Plakat- und Kartenaktion auf diesen Missstand aufmerksam und fordert von der Stadt Linz, die für 2009 immerhin den Titel „Kulturhauptstadt“ anstrebt, und von den Verantwortlichen des Museums, endlich gleichberechtigte Ausstellungspolitik zu betreiben. Weiter so! (+)
Was ohnehin die wenigsten wissen: Lucillia Andreuccis lautet der Name der Gewinnerin des Vienna City Marathon 2003. Und damit es ja nicht passieren kann, dass uns ihre läuferische Leistung in Erinnerung bleibt, sondern lediglich die Tatsache, dass sie eine Frau ist mit Arsch und Busen, unterlegte der ORF ihren Zieleinlauf musikalisch mit „sexy thing“ und zeigte die entsprechenden Körperteile in Großaufnahme. Das war nicht die erste Entgleisung der Macho-Sportredaktion, aber dieser Chauvinismus ist jedes Mal wieder skandalös. Schluss damit! (-)
an.rissösterreich Frauen. Jene Staaten, die an der im September stattfindenen MinisterInnenkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) teilnehmen, werden aufgefordert, Frauen verstärkt in ihre Delegationen zu integrieren. Zeitgleich zum WTO-Treffen wird ein internationales Frauenforum stattfinden und vom 7. bis 14. September ist eine globale Aktionswoche geplant. Eine weitere Forderung im Konferenz-Abschlussbericht ist jene nach Erfüllung der Menschenrechtsabkommen – untrennbar verbunden mit der Forderung nach Gender-Gerechtigkeit. Ein neues Konzept von „Human Security“ soll dem Konzept der militärisch motivierten „nationalen Sicherheit“ gegenübergestellt werden: es soll soziale, ökonomische und persönliche Sicherheit aus Genderperspektive umfassen. Auf der Tagesordnung der WIDE-Konferenz stand auch die Forderung nach einer 5. Weltfrauenkonferenz. Nach den mühsamen Errungenschaften der 80er und 90er Jahre hätten die Frauen bei den letzten großen UN-Konferenzen vor allem darum kämpfen müssen, erreichte Rechte nicht wieder zu verlieren. Nicht zuletzt die katastrophalen Auswirkungen der Globalisierung und Neoliberalisierung machen diese Weltfrauenkonferenz notwendig. GaH WIDE-Österreich, Berggasse 7/EG, 1090 Wien,
an.ruf Michaela Moser im Gespräch mit Karin Eckert
Darauf haben Viele gewartet… Du arbeitest an der Gründung eines unabhängigen Frauenrats. Was war der Auslöser für diese Idee? Grund ist die politische Situation und das Fehlen einer frauenpolitischen Lobby. Wie sehr eine solche fehlt, hat sich ja zuletzt z.B. bei den Pensionsverhandlungen gezeigt. Weil innerhalb der einzelnen Organisationen Ressourcen für die politische Arbeit fehlen, ist im Rahmen der Open Space Konferenz „Feministisch Regieren“ im Oktober 2002 die Idee „Frauenrat“ gesponnen worden.
T. 01/3117 40 31, e-mail: wide.austria@magnet.at, http://www.oneworld.at/wide
Was unterscheidet den Frauenrat von anderen Vernetzungen? feministischer kongress
frauen macht sichtbar Lustvoll, bunt gewürfelt, unterhaltsam geht’s in der Kulturhauptstadt Graz rund. Aber es gibt auch Themen, die bereiten weniger Lustbarkeiten, auch wenn versucht wird, sie als solche zu verkaufen – im wa(h)rsten Sinn des Wortes… Der neoliberale Mythos verspricht ja Wohlstand für alle. Nicht alle, jedoch immer mehr Menschen und hier vorwiegend die Frauen bleiben „auf der Strecke“. Themen wie Geschlechterverhältnisse in neoliberalen Wirtschaftskreisen, Zentren der Finanzmärkte und deren Auswirkungen auf Lebenswelten von Frauen, „weibliche“ Handelswaren etc. werden im Rahmen eines internationalen feministischen Kongresses („frauen macht sichtbar – Globalisierung feministisch hinterfragt) diskutiert und analysiert. Veranstalterinnen sind feministATTAC Österreich gemeinsam unter anderem mit dem Institut für Internationales Management, FrauenNetz Deutschland. Die Ergebnisse sollen in Aktionen umgesetzt werden. Die oft vernehmbare Rede von FinanzEXPERTEN hier und FinanzEXPERTEN da, vermittelt nicht selten den Eindruck von höchster wirtschaftlicher Komplexität, deren Grundlagen von Laien sowieso nicht verstanden werden. Darin liegt die Gefahr, eigene Handlungs- und Einflussmöglichkeiten aus den Händen zu geben. Dagegen zu steuern, Alternativen zu den Auswirkungen HERRschender finanzieller Reichtums-Seligkeitsversprechen zu entwickeln, dazu bietet der Kongress viele Möglichkeiten. Im Rahmen zahlreicher Workshops mit internationalen Referentinnen wie beispielsweise Asha Kachru aus Indien oder Jill Steans aus Großbritannien. Und – es wird auch lustvoll: beim Cancun Happening, der ATTAC-Gegenveranstaltung zur WTO MinistERrunde in Cancun oder beim Frauenfrühstück am Schlossberg, denn „Eine feministische Welt ist möglich“! Von 11. – 14. 9. 2003 an der Grazer Karl Franzens Universität. Anmeldung bitte bis 20. Juli. PÖ Anmeldung und Infos: e-mail femconference@attac-austria.org,
Der Frauenrat soll rein zivilgesellschaftlich organisiert sein – also ohne Parteienvertreterinnen – und sich aus Vertreterinnen von NGOs, autonomen Frauengruppen, feministischen Initiativen, aber auch engagierten Einzelfrauen zusammensetzen. Entscheidend und „neu“ ist, dass es Arbeitsgruppen und Frauenrätinnen zu allen Politikfeldern – von der Budget- und Wirtschaftspolitik über Soziales und Inneres, bis hin zu Verkehr und Kultur – geben soll, und wir uns neben kritischem Monitoring der laufenden Politik aller Ministerien vor allem auch drauf konzentrieren wollen, aufzuzeigen, dass es auf allen Gebieten feministisch-politische Alternativen gibt. Ist der Anspruch, sich gesamtösterreichisch zu vernetzen, gelungen, oder sind die Wienerinnen wieder einmal in der Überzahl? Interesse am Frauenrat gibt’s aus ganze Österreich – für eine wirklich gesamtösterreichische Vernetzung ist ein Frauenrats-Gründungs-Treffen am 4./5. Oktober – wahrscheinlich in Linz – geplant. Wie war das Interesse bisher? Viele Frauen(organisationen) scheinen auf so eine Initative nur gewartet zu haben. Nach der Lähmung der letzten Jahre soll endlich wieder verstärkt etwas passieren. Wieviele Frauen waren beim ersten Treffen am 16. Juni? Beim ersten Info- und Planungstreffen waren knapp 20 Frauen, per mail haben sich noch mehr als doppelt so viele gemeldet, die mitarbeiten wollen… Zur Weiterarbeit in Wien wird’s ab sofort einen Jour Fixe im Kosmos Frauenraum geben – und zwar jeweils am zweiten Montag des Monats von 18.30 bis 21.00 Uhr. Michaela Moser ist Mitinitiatorin des Frauenrats. Infos unter michaela.moser@armutskonferenz.at
T. 01/54 641-430, http://www.attac-austria.org
juli august 2003an.schläge 07
interviewute bock
„Keine Zweifel an mir…“ Ute Bock im Gespräch mit Verena Fabris über das Schreiben von Meldezetteln, ein Bier für Ute Bock und ihre Überzeugung, das Richtige zu tun. Fotos von Renée Kellner
Ute Bock wird von ihren Schützlingen „Mama Bock“ gerufen. Zeit ihres Lebens engagiert sie sich für Menschen am Rande der Gesellschaft. Bekannt wurde die Leitern des städtischen Heims in der Zohmangasse, als sie sich weigerte, elf junge Asylweber, die aufgrund von Handwurzeluntersuchungen als volljährig erklärt wurden, auf die Straße zu setzen. Mittlerweile ist Ute Bock in Pension und arbeitet immer noch unermüdlich. Auf Urlaub war sie das letzte Mal im Jahr 1976…
an.schläge: Sie haben 28 Wohnungen angemietet, in denen Sie über 100 AsylwerberInnen betreuen… Ute Bock: Es sind inzwischen nur mehr 23, weil ich fünf räumen musste, weil ich kein Geld habe. Aber die 100 habe ich immer noch… Wie schaut die Arbeit konkret aus? Ich habe nach meiner Pensionierung einen Verein gegründet, weil ich denke, dass ich da nicht so angreifbar bin. Es steht immer wieder im Raum, dass ich die Asylwerber ausnutze oder Geld kriege von ihnen oder was weiß der Teufel. Diese Anschuldigungen wollte ich mir ersparen. Es kommen wahnsinnig viele Obdachlose, die wollen von mir vor allem 08 an.schlägejuli august 2003
Meldezettel haben. Sie brauchen eine Adresse, an die ihre Post zugestellt werden kann. Wenn sie keine Adresse haben, wird das Asylverfahren vorzeitig eingestellt. Das ist vielleicht im Sinne des Erfinders… Bekommen Sie finanzielle Unterstützung? Nein. Nur Spenden. Am Anfang habe ich etwas vom Sozialamt bekommen, das ist mittlerweile eingestellt worden. Warum? Das war eine Kann-Bestimmung und da habe ich halt eine Zuständige gefunden, die das können hat, und jetzt geht es nicht mehr. Woran liegt es, dass so wenig afrikanische AsylwerberInnen Asyl bekommen? Das sind Wirtschaftsflüchtlinge. Wenn man einem in die Füße schießt, ist das ja noch kein Grund, dass man davon rennt, da kann man ja normal nicht einmal davon rennen… Zwischen 75 und 80% der AsylwerberInnen sind Männer. Wie ist die Situation für die Frauen? Die schwarzen Frauen sind hier alle Prostituierte. Die kommen hierher, weil sie in ihrer Heimat einfach nicht mehr können. Ich glaube nicht, dass irgend eine Frau der Welt aus ihrer Hei-
mat weg geht, wenn alles in Ordnung ist, und sagt, gut, jetzt fahre ich nach Österreich und gehe auf den Strich. Die müssen den Schlepper zurückzahlen, gehen hier zwei, drei Jahre auf den Strich und hoffen, dass das Asylverfahren dann soweit ist, dass sie hier Aufenthalt haben können. Haben Sie viele negative Erfahrungen mit der Polizei? Ich habe sehr viele positive Erfahrungen mit der Polizei. Natürlich auch negative. Aber ich bin der Meinung, wenn die Polizei so mies ist, dann ist das, weil wir so mies sind. Wenn die auf der Straße einen Schwarzen ausziehen bis auf die Unterhose und ihn durchsuchen und die Leute gehen vorbei und finden das in Ordnung, dann wird die Polizei das machen. Wenn es einen Aufstand gibt, wenn so etwas passiert, dann wird die Polizei das nicht mehr machen. Das neue Asylgesetz hat den Ministerrat passiert. Was sind für Sie die Hauptkritikpunkte? Dass man im Grunde genommen keinen aufnehmen will. Das ist der langen Rede kurzer Sinn. Die haben das so günstig eingebracht, dass es niemandem aufgefallen ist, weil sich jeder mit seiner Pen-
ute bockinterview
sion beschäftigt. Da haben sie uns jetzt das Asylgesetz und die Abfangjäger untergejubelt. 2004 wird die EU-Richtlinie wirksam, die Österreich dazu verpflichten soll, dass jedeR Asylsuchende einen Wohnplatz hat. Glauben Sie, dass sich etwas ändern wird? Nein. Mir versprechen sie das schon ewig. Da gibt es ja auch diese höchstgerichtliche Entscheidung, dass die Asylwerber einen Anspruch auf Bundesbetreuung haben und dass man das 30 Jahre im Nachhinein einklagen kann.Wenn das wirklich ginge, dann könnte ich mir den gesamten ersten Bezirk kaufen. Hat sich seit der schwarz-blauen Koalition etwas verändert? Das, was diese Swobodas in den Gemeindebauten hinter vorgehaltener Hand gesagt haben oder sich gedacht haben, das kann man jetzt laut sagen. Und das ist sogar super. Der Umgang ist entsetzlich geworden. Sie können in jedes Amt gehen, Sie kriegen überall eine blöde Antwort. Zum Beispiel: ,Fahren Sie einmal in die Türkei und schauen, ob Sie dort arbeiten können’, wenn ich frage, warum jemand keine Arbeitsgenehmigung bekommt. Ich glaube ja gar nicht, dass die da oben alle schuld sind. Schuld sind die Kleinen, die an den Schreibtischen sitzen, die etwas tun könnten und nicht tun. Seit gestern läuft die Aktion „Bier für Ute Bock“. Gibt es schon positive Reaktionen? Natürlich. Eines Tages sagt mein Kollege, der gerade mit der Nina Horacek vom Falter telefoniert hat, zu mir:Wissen Sie, was die für eine gute Idee ha-
ben? Die machen eine Bierreklame und die Lokale müssen aufs Bier 10 Cent aufschlagen und das ist zu meinen Gunsten. Der helle Wahnsinn. Mein Leben lang war ich gegen Alkohol. Ich habe mir gedacht, geh, wer macht denn das. Und dann haben sich die da reingekniet und Lokale gefunden, die mitmachen. Ich habe richtig ein schlechtes Gewissen. Die haben sich da zerrissen. Und dann sind sie alle verkatert gewesen. Haben Sie die Hoffung, dass da jetzt viel Geld reinkommt? Ich brauche das Geld. Und je mehr Geld ich habe, umso besser ist es, denn umso mehr kann ich machen. Aber noch wichtiger ist mir, dass die Leute einmal wissen, was sich da wirklich abspielt. Das weiß kein Mensch. Wenn man das irgend jemandem erzählt, sagt der, das stimmt ja nicht, das gibt es nicht in Österreich. Sie haben verschiedenste Preise überreicht bekommen. Ärgert es Sie manchmal, dass es keinerlei finanzielle Unterstützung gibt? Ich würde gerne auf die ganzen Preise verzichten. Ich hätte gern, dass die haben, was sie brauchen und dass das, was ich mache, halt ein bisschen hilft. Dass ich auf ein Amt gehe oder einmal für sie telefoniere. Ich will keine Meldezettel schreiben und ich will nicht, dass die mich immer um Geld anbetteln müssen. Werden Sie persönlich für ihr Engagement auch angefeindet? Nein, das ist nicht so wild. Ein einziges Mal ist es mir passiert, nach irgend einer Sendung, da hat in meiner Wohnung, in der mein Neffe wohnt, einer angerufen und hat zu ihm gesagt: ,Sie werden ihr ausrichten, die Wohnungen wer-
den brennen.’ – Es hat nie gebrannt, aber irgendwo hat es mich geschreckt. Ich habe mir gedacht, was kann der Bub dafür, dass er so eine verrückte Tante hat. Wie nimmt Ihre Familie Ihr Engagement auf? Die Kinder von meiner Schwester sind hellauf begeistert. Die rennen ja bei jeder Demonstration mit. Meine Mutter hat vor Jahren einmal zu mir gesagt, als ich irgend etwas erzählt habe, was so passiert ist: Wann suchst du dir einmal eine gescheite Arbeit? Aber sie hat zum Beispiel, als ich ihr das von den Schwarzen erzählt habe, gesagt, die darfst du nicht raus schmeißen, das kann man nicht machen. Also sie findet das schon in Ordnung, was ich mache. Haben Sie sich je gefragt, warum Sie sich engagieren? Ich habe mich immer schon engagiert. Jeder tut so, als wenn das jetzt mit den Schwarzen über mich gekommen wäre. Das ist nicht mit den Schwarzen gekommen, weil ich da irgend einen Huscher bekommen habe. Den Huscher habe ich schon vorher gehabt. Haben Sie das Gefühl, dass Sie etwas besonderes leisten? Nein, das gehört eigentlich so. Ich glaube, das ist es, was mich so stark macht, dass ich wirklich davon überzeugt bin, dass es richtig ist. Mir sind noch keine Zweifel an mir aufgekommen. Ich glaube, dass das, was da jetzt geschieht, falsch ist, und dass man da mit aller Kraft dagegen ankämpfen muss, und das werde ich sicher tun. Die können mit mir machen, was sie wollen. Das, was da jetzt rennt, das akzeptiere ich nicht. ❚
Infos (u.a. über die an der Aktion „Bock auf Bier“ beteiligten Lokale) http://www.fraubock.at e–mail: info@fraubock.at
Es kann auch direkt gespendet werden: Verein Ute Bock Hypo Bank Tirol Konto Nr. 520 110 174 99 Bankleitzahl 57 000 Kennwort „Ute Bocks Wohnprojekt“
juli august 2003an.schläge 09
Fo t o s : K P Ö ( l i ) , Pe t ra H ü b l /Ce i b e r w e i b e r ( r e )
österreichsozialforum
Grenzen der Vielfalt Auch die andere Welt ist nur so radikal, wie sie gedacht wird. Vom ersten Austrian Social Forum in Hallein berichtet Heidi Niederkofler 1
Unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich“ fand vom 29.5. bis 1.6.2003 in Hallein das Austrian Social Forum (ASF) statt. Auf der Pernerinsel versammelten sich um die 1.500 Personen – diverse AktivistInnen und Organisationen aus dem sogenannten zivilgesellschaftlichen Bereich. Um die vier inhaltlichen Achsen Arbeit, Neoliberalismus, Herrschaft, Krieg und Frieden waren eine Vielzahl von Workshops, Seminaren und Konferenzen gruppiert. Das Forum verstand sich als Anknüpfung an die seit drei Jahren weltweit stattfindenden Sozialforen. Als gemeinsame Ausrichtung wie auch Zielperspektive galten Selbstund Basisorganisation, der Kampf gegen eine neoliberale Politik und Globalisierung sowie politische und soziale Rechte für alle Menschen.
1 Für gemeinsame Denk- und Auseinandersetzungsprozesse danke ich Nika Faiss und Rosemarie Ortner.
10 an.schlägejuli august 2003
Selbstorganisation. Gemäß dem Grundsatz der Selbstorganisation stellte die Organisationsgruppe Strukturen und Rahmen zur Verfügung, wobei Gender Mainstreaming und das Achten auf die Repräsentation von MigrantInnen Teil der Kriterien waren. Die Bemühungen in
diese Richtung sind durchaus zu würdigen, deutlich wurden jedoch zugleich die Grenzen solcher Ansätze. So führte z. B. die Tatsache, dass die konkrete Konzeption der Veranstaltungen wie auch die Verantwortung für eben diese den einzelnen MaintainerInnen oblag, dazu, dass der Journalist Franz Alt eingeladen wurde, der eindeutig einem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen ist. Feministisches Programm. Das inhaltlich breit gestreute Programm bewegte sich vom Tierrechtsaktivismus über das aktuelle Pensionskürzungspaket bis hin zu Finanzpolitiken. Unter den mehr als 175 Events fanden auch diverse explizit frauenspezifische und feministische Veranstaltungen statt: Themen waren etwa Feministische Selbstverteidigung, Frauen und Bildung, Frauen und Widerstand in Asien und im Pazifik, geschlechtsspezifische Budgetauswirkungen, Gender Mainstreaming und Organisationen, Kulturarbeit von Migrantinnen, Sexismus, Sozialstaat, Subsistenzprojekte von Frauen in Mexiko, Frauenarbeit und immer wieder Frauenbewegung. Veranstaltungen, die soziale und kulturelle
Aspekte abdeckten, waren gleichfalls vertreten: das Filmfestival Normale, diverse Konzerte, ein Fußballmatch, Theater- und Performanceaufführungen. Diese Vielfalt versammelte sich ein erstes Mal gemeinsam auf der am Freitag nachmittag stattgefundenen Demonstration, die eine Fahrbahn der Tauernautobahn für eine halbe Stunde blockieren sollte. Die Vielfalt der Themen wie der Organisations- und Repräsentationskulturen war beachtenswert, bewegte sich jedoch auch oft nebeneinander ohne Berührungspunkte. Neben der Demo fand eine zweite inhaltliche Zusammenführung erst am Schluss der Veranstaltung statt, am Sonntag vormittag beim „Plenum der sozialen Bewegungen“. Realitäten. Überdeutlich wurden die Realitäten dieser Welt bereits am Donnerstag vormittag, als einige Personen ohne legalisierte Aufenthaltspapiere im Grenzgebiet Österreich-Deutschland verhaftetet sowie auch zwei österreichische StaatbürgerInnen der „Schlepperei“ verdächtigt wurden. Erst das Einschreiten einiger Personen des ASF und von
forumsozialösterreich VolxtheateraktivistInnen verhinderte die drohende Abschiebung. In einer in Hallein schließlich einberufenen Pressekonferenz machten die ProponentInnen der „Sans Papiers“ ein weiteres Mal auf die unmenschlichen Auswirkungen der österreichischen und EU-weiten Migrationspolitik und AusländerInnengesetzgebung aufmerksam. Die Kritik an der praktizierten Ausgrenzungspolitik, die nur über eine positive Berufung auf den Nationalstaat funktioniert, äußerte sich auch in der Eröffnung eines Raumes an der Grenze zum Austrian Social Forum: Die „A.nanas S.ocial F.actory“ wurde von VolxtheateraktivistInnen sowie den „Sans Papiers“ als Infragestellung des nationalen Rahmens konzipiert. Sexismus und Homophobie. Von einer in diesem Kontext engagierten Person ging jedoch auch ein sexistischer und homophober Übergriff auf zwei Frauen aus. Politisch problematisch neben der Tatsache des Übergriffs an sich ist, dass die strukturelle Ähnlichkeit wie auch Verflochtenheit von rassistischen und sexistischen Unterdrückungs- und Gewaltverhältnissen noch längst nicht com-
mon sense in links-alternativen Zusammenhängen ist. Da am ASF keine Strukturen für die Eventualität solcher Übergriffe vorgesehen waren, oblag die Öffentlichmachung und Thematisierung praktisch den „Betroffenen“ selber und erfolgte aufgrund der nicht vorhandenen kollektiven Zusammenhänge weitgehend informell. Im täglich stattfindenden Feministischen Forum wie im abschließenden Treffen der sozialen Bewegungen wurde in Richtung Umgangsweisen diskutiert. Im Hinblick auf ein weiteres ASF wurden präventive Maßnahmen gegen Sexismus und Homophobie, schützende und stützende Strukturen für Betroffene, Zusammenhänge die mit Sanktionskompetenzen, Wegweiserecht ausgestattet sind, andiskutiert. Gender Mainstreaming war ein wichtiges Prinzip des ASF, welches laut OrganisatorInnen sowohl auf der Repräsentations- als auch auf der inhaltlichen Ebene ansetzen sollte. Trotz konsequentem Einmahnen wurde es von einigen MaintainerInnen eher nur auf der Ebene der Repräsentation eingesetzt, was im besten – wenn auch seltenstem Falle – eine „Geschlechter-Parität“ bedeutete,
meist die durchgängige inhaltliche Einbeziehung der Kategorie Geschlecht jedoch vernachlässigte oder sie auf einzelne Frauen auslagerte. Auch wurde ein weiteres Mal offensichtlich, was von feministischer Kritik bereits seit längerem thematisiert wird: dass das Konzept des gender mainstreaming feministische Perspektiven nicht ersetzen kann! Perspektiven. Trotz verschiedener zu kritisierender Punkte ist das ASF ein wichtiger politischer Zusammenhang, und soll nächstes Jahr erneut stattfinden. Die Eröffnung von Politisierungs-, Vernetzungs- und Mobilisierungsräumen als Zielperspektiven kann zumindest teilweise als gelungen bezeichnet werden. Produktiv wäre eine Überschreitung des nationalen Rahmens, etwa in Anlehnung an das im Entstehen begriffene Social Forum des Mittelmeerraumes. Weiters wäre eine – im Sinne einer Verbreiterung des Projekts und einer Radikalisierung der Ansätze – Einbindung und das Engagement vieler, auch vermehrt feministischer Gruppen und Aktivistinnen, wünschenswert. Denn auch die andere Welt ist nur so radikal, wie sie gedacht wird! ❚
Erklärung des Feministischen Forums des ASF Feminismus bedeutet den grundlegenden Auftrag, die Unterdrückung und Verdrängung von Frauen aufzuzeigen und zu verändern. Ohne Patriarchat gäbe es keine Globalisierung. Ohne MittäterInnenschaft ebensowenig. WIR sind Nutznießerinnen der Globalisierung und haben die Chance und Verpflichtung die daraus entstehenden Ressourcen in politisches Engagement umzusetzen. Zu dieser Einmischung gehört, dass wir den feministischen Diskurs erweitern und die Neoliberalismuskritik und -analyse sowie die Antiglobalisierungsbewegung bereichern im Sinne grundsätzlich feministischer Standpunkte. „Alles Handeln ist ein sich Zusammenschließen im Handeln und durch Handeln einer Menge von Frauen.“ (nach Hannah Arendt) Dies setzt unabdingbar ein Ende der Ignoranz gegenüber feministischer Theorie- und Praxisbildung sowie gegenüber dem in der zweiten Frauenbewegung in 40 Jahren entwickelten Denken und Handeln voraus. Das bedeutet: Feminismus muss wieder gesehen werden als gelebte Praxis und politisches Mittel der Erkenntnisund Gesellschaftskritik. Das heißt: die „Messlatte“ für gesellschaftliche Anliegen und Bezugspunkt für Denkverhältnisse ist eine feministische. Beweis dafür wäre das Aufzeigen des gesellschaftspolitischen und privaten Abhängigkeitsverhältnisses von der Arbeitskraft der Frauen.
Ohne UNS funktioniert nichts! In diesem Sinn rufen wir alle Frauen auf zum umfassenden Streik: – Verweigerung aller dem weiblichen Geschlecht zugeordneten Tätigkeiten – Wider die Ignoranz gegenüber der Grundexistenz von Frauen – Schaffung von patriarchatsfreien Zonen beim asf und anderen Weltveranstaltungen ist Voraussetzung. Der Weg dorthin ist die Installierung feministischer Foren bei sämtlichen Verhandlungen im öffentlichen Raum als gesetzte Intervention. Das bedeutet, dass es nicht um die Zuschreibung an Frauen als Mangelwesen (Opfer/Minderbemittelte) gehen kann, vielmehr heißt es, dass wir konkrete Begehren haben, formulieren und in die Welt tragen wollen. Feminismus ist eine Perspektive, denn Geschlecht strukturiert jedes Thema und jede Realität. Feminismus ist eine Einspruchsfigur, sie spricht vielfältig und doch immer in Bezug auf dasselbe, denn sie benennt die Überund Unterordnung von Männern und Frauen in den Verhältnissen. Wir sprechen für das Querlegen der Perspektive durch alles Denken an diesem Ort und an jedem anderen, denn „FEMINISMUS IST EIN MUSS!“
juli august 2003an.schläge 11
internationalan.riss
mexiko
Schuldige Opfer Für die Bewohnerinnen von Ciudad Juárez in Mexiko ist die Kampagne „Cuida tu vida“ (Schütze dein Leben) ein alter Hut, der sich kaum von der Kampagne aus dem Jahr 1998 unterscheidet. Frauen werden aufgefordert, wenn überhaupt, so nur noch in Begleitung ihre Häuser zu verlassen, sich unauffällig zu kleiden und einsame Gegenden zu meiden. Grund für die Kampagne ist eine Mordserie, der in den letzten zehn Jahren 300 Frauen zum Opfer fielen. Weitere 500 Frauen gelten als vermisst. Frauenorganisationen kritisieren die Kampagne heftig als halbherzig und an der falschen Seite ansetzend. So habe sich die erste Kampagne bereits als wirkungslos erwiesen – seitdem hat sich die Zahl der Tötungsdelikte und Gewalt an Frauen sogar verdoppelt. Ausserdem steht die Polizei selbst in Verdacht, an den Gewalttaten beteiligt zu sein, was die fehlenden Ermittlungsergebnisse erklären könnte. Fast alle Frauen waren Arbeiterinnen in den Maquiladoras, den multinationalen Produktionsstätten in Mexiko. Obwohl die Morde fast ausschließlich auf dem Weg von und zur Arbeit geschahen, haben die verantwortlichen Fabriksorgane bisher keinerlei Anstalten gemacht, die Anfahrt sicherer zu gestalten. Die Arbeiterinnen müssen in unbewachten Bussen oft in der Nacht oder früh morgens zur Arbeit fahren oder in der Dunkelheit zu Fuß nach Hause gehen. Dass die unzureichenden oder überhaupt fehlenden Untersuchungen der Morde nun zu einer Kettenreaktion führen könnten, die auch andere Regionen des Landes erfasst, befürchten Frauenorganisationen, seit Ende Mai die Leiche der 15-jährigen Viviana Rayas Arellanos in Chihuahua-Stadt gefunden wurde. Neben der Ansicht, dass Organhändler hinter den Gewalttaten stehen könnten, meinen andere, dass die Frauen Opfer wurden, weil sie ein selbstständiges Leben führten, was einigen gegen den Strich gegangen sein könnte. Eine Aufklärung scheint jedoch in weite Ferne zu rücken, wenn stattdessen die Energie darauf verwandt wird, die potenziellen Opfer einzusperren… keck 12 an.schlägejuli august 2003
serbien
queer in Belgrad Erst kürzlich kam es zu Übergriffen gegen Schwule während der PrideParade in Belgrad. Umso wichtiger ist das Zeichen, welches das GaytenLGBT, Zentrum zur Förderung von LesBiSchwulTrans-Menschenrechten, nun zum zweiten Mal setzt. Von 16.–19. Oktober findet wieder „Coming Out with Nick“ statt, das Lesben, Schwule und Transsexuelle in Serbien international vernetzen soll. Geplant sind queere Ausstellungen, Performances und Filme. Aber auch die Theorie soll nicht zu kurz kommen. Weil die queer-theory sehr US-dominiert ist, wird in Podiumsdiskussionen und workshops – allesamt auf englisch gehalten – bewusst das Augenmerk auf Ansätze aus den ehemaligen Oststaaten gelegt und der Austausch zwischen „Ost“ und „West“ gefördert. Aus diesem Grund sind die VeranstalterInnen auch bestrebt, die Reise- und Aufenthaltskosten für osteuropäische Teilnehmerinnen zu übernehmen. Weiters bietet Gayten-LGBT Hilfe bei der Suche nach Unterkunft. Ihre aktive Teilnahme zugesagt haben bisher Vertreterinnen des Lesbischen Filmkommitees Ungarn, lesbische Künstlerinnen aus Deutschland, Russland und den USA sowie Theoretikerinnen aus Finnland. Und das ist erst der Anfang… Sounds interesting, doesn’t ist? keck Infos zum Programm und Anmeldung unter http://www.gay-serbia.com
an.rissinternational nigeria
deutschland
Von Enten und Realitäten
The dyke side of life
Seit März 2002 ist Amina Lawal immer wieder in den Schlagzeilen zu finden. Nach ihrer Scheidung hatte sie ein Kind bekommen – der vermutliche Vater stritt jede Beteiligung ab – und Amina Lawal wurde deshalb von einem Scharia-Gericht wegen „Ehebruchs“ zum Tod durch Steinigung verurteilt. Im August 2002 wurde das Urteil in einem Berufungsverfahren bestätigt. Nun tauchten weltweit Rundmails auf, die zu Protesten gegen die angebliche Urteilsvollstreckung am 3. Juni aufriefen. Amnesty International (ai) nahm sich von Anfang an des Falles an und dementierte den Inhalt der Protestaufrufe. Anfang Juni hätte vielmehr eine weitere Berufungsinstanz über das Leben Amina Lawals entscheiden sollen. Der Termin wurde aber auf den 27. August verschoben. Laut ai wird die junge Frau durch prominente Anwältinnen und eine Koalition nigerianischer Frauen- und Menschenrechtsorgansationen juristisch gut betreut, das Recht auf ein faires Verfahren würde derzeit respektiert. Mehrere Berufungsmöglichkeiten stehen noch offen, zuletzt hat der nigerianische Staatspräsident noch die Möglichkeit eine Begnadigung auszusprechen. ai kritisiert nicht grundsätzlich die Anwendung der in Nigeria im Jahr 2000 eingeführten Scharia – solange internationale Menschenrechtsstandards respektiert werden, was aber im Falle Nigerias nicht passiert. Neben Amina Lawal sind weitere drei Menschen zur Steinigung verurteilt. Nicht nur die Todesstrafe und grausame Strafen wie Auspeitschungen und Amputationen rufen Amnesty auf den Plan. Kritisiert wird auch die mangelnde juristische Ausbildung der Scharia-Richter, die oftmals fehlende Vertretung von Angeklagten durch eineN Anwalt/Anwältin, sowie die vorherrschende Diskriminierung von Frauen. So werden vergewaltigte Frauen des Ehebruchs angeklagt, während die Vergewaltiger in den meisten Fällen strafffrei ausgehen. Amnesty ruft daher zu Appellbriefen und e-mails an den nigerianischen Präsidenten auf, in denen neben den aktuellen Fällen auch auf die allgemeine Menschenrechtssituation eingegangen werden soll. keck
Unter dem Motto „Mach´s dir lesbisch“ fand, wie seit beinahe 30 Jahren alljährlich zu Pfingsten, das Lesbenfrühlingstreffen (LFT) – heuer in München – statt. Ein beeindruckendes Erlebnis, umso schöner, da vom Treffen der „Junglesben“ (unter 25) bis hin zu Safia e.V. (Alte Lesben) alle, und somit ganz verschiedene, da waren. Scheinbare Homogenität gab es auf der Ebene der Herkunft: Sehr deutsch dominiert, gemischt war es allerdings auf der Ebene der Geschlechter: transidente Lesben (eine darob oft gestellte Frage war: „Was tun Männer auf dem LFT?“) waren erstmals deutlich eingeladen. Somit hätte es viel Stoff für politische Debatten gegeben, die sich allerdings leider im Fernbleiben so mancher Kritikerin und in Pausengesprächen äusserten. Bei allem Lob für die Organisatorinnen – vor allem für ihre Ermöglichung dessen, was selbstverständlich sein sollte: der Bewegungsfreiheit für Lesben im Rollstuhl – es bleibt der schale Nachgeschmack eines sehr gut verwalteten Konsumgenusses: die Neoliberalismusinhärente Qual der Wahl, die alle allerorten haben, findet sich auch am LFT, sei’s in Bezug zu den vielen vielen Workshops, Büchern, Tassen, T-Shirts, etc. Die entsprechende Erwartung vieler Besucherinnen lautet mittlerweile: gutes Essen und saubere Klos sind wichtig. Die notwendige Beteiligung von Besucherinnen als „Helferinnen“ (in der Assistenz, als Schutz, etc), die als Selbstorganisation kein Problem sein dürfte, ließ viel zu wünschen übrig. Trotz aller politischen Kritik und möglichen Zwisten: der so deutlich erlebbare lesbische Stolz ist extrem wohltuend, die Diskussionen – etwa um Konfliktaustragung oder Anti-Rassismus (Wie in rassistische Übergriffe im öffentlichen Raum eingreifen?) – können sehr spannend sein, und so bleibt zu hoffen, dass die Organisatorinnen des nächstjährigen Treffens (in Mittelhessen) unter dem Motto „Mittendrin und voll daneben“ ihren Plan, das LFT mehr auf politische Realitäten auszurichten, umsetzen werden. Übrigends: Viele deutsche Lesben wären entzückt, nach Wien zu einem LFT zu kommen. Daher: Always look on the dyke side of life. KP
http://www.amnesty.at
wyber.space
www.sexuelle gewalt
Mit ihrem Film „Laut und deutlich“ möchte Maria Arlamovsky zeigen, wie wichtig es betroffenen Menschen ist, sich ihrer sexuellen Missbrauchserfahrung zu stellen und ihre Ohnmacht in Stärke zu verwandeln. Fünf Frauen und ein Mann erzählen in langen Gesprächen über die Tatsache, dass sie in ihrer Kindheit missbraucht wurden. Dabei verzichtet Regisseurin Arlamovsky auf jede Emotionalisierung durch Kameraführung „und vertraut vielmehr auf die Wucht des Themas“, wie auf 3sat-online zu lesen war. Der TV-Sender zeigte den Film gleich nach seiner Fertigstellung im Dezember 2002 und seit kurzem kann die VHS-Kassette auch übers Internet bestellt werden (18,– Euro pro Stück). Unter http://www.lautunddeutlich.net kann auch die ganze Geschichte des Filmes nachgelesen werden, und es finden sich links zu deutschen Selbsthilfegruppen. Auch die im Film interviewten Frauen sind aktiv geworden: Anja hat im Jahr 2000 ihre Erfahrungen ins weltweite Netz gestellt: http://members.aol.com/manieja/index.htm. Maria hat einen Verein gegründet, der Aufklärungsarbeit leistet und betreibt ein Forum im Internet: http://www.missbrauch.org GaH
juli august 2003an.schläge 13
Fo t o : A r c h i v
politikinternationaltürkei
Die Regeln des Patriarchats In der Türkei verbreiten sich religiöse, fundamentalistische Strömungen. Welche Auswirkungen dies auf Frauen(politik) hat, beschreibt Jale Akcil
Der Schleier ist das Symbol der Unterdrückung und bedeutet die Abwesenheit des Verstandes. Schleier oder Kopftuch sind Zeichen der Rückständigkeit oder, mit anderen Worten, die vermehrte Anzahl der verhüllten Frauen drückt die radikale Rückkehr zum Islam aus. Klischees wie diese sind heute sowohl im Westen als auch in der Türkei vorherrschend. Es ist die zunehmend fundamentalistisch bis islamistisch geprägte Atmosphäre, die vor allem den Frauen, die sich zum säkularen modernen Staat be14 an.schlägejuli august 2003
kennen, Angst macht. Mit Recht! Denn heute weiten sich die Aktivitäten der verschiedenen muslimischen Gemeinschaften aus, die sich im Mediensektor, in der Erziehung, in der Bürokratie sowie in Handel und Industrie betätigen. Nicht nur die eigenen Geschäfte für Bekleidung und Ernährung, auch eigene Institutionen für Erziehung, eigene Medien, aber auch eigene Rechtsvertretungen und Unternehmerverbände beherrschen das Bild der Städte, und so existiert neben dem laizistischen ein islamischer öffentlicher Raum. Diesem Trennungswahn sind auch die Groß-
städte mit ihren sogenannten „sites“ – natürlich oder künstlich von ihrer Umgebung getrennten Appartement-Siedlungen – verfallen. Die vermeintliche „kulturelle Verunreinigung“, die durch die Einwanderung aus Anatolien in die Städte verursacht wurde (!), soll verhindert werden. Diese künstlich geschaffenen Schwellen zwischen städtischer und anatolischer Bevölkerung, zwischen LaizistInnen und IslamistInnen wurden in den 1980er Jahren zusätzlich durch Wahlpropaganda und frauenfeindliche Botschaften der pro-islamistischen Gruppierungen und Parteien verstärkt
türkeiinternationalpolitik und hatten die Ablehnung der islamisti- zuzeigen. Sie sollten einerseits dem feministischen Diskurs der laizistischen schen Frauen von Seiten der laizistiFrauen, der ein Verrat an der Religion schen Feministinnen zur Folge. war, widerstehen, andererseits aber Religion und Politik. Religion wurde als ei- sollten sie zeigen, dass die Frau im Islam einen hohen Status besitzt. Die Gene der wichtigsten Antriebskräfte für schlechtertrennung wurde von den politisches Handeln entdeckt. Das Parteiprogramm der proislamistischen Re- Parteifrauen ebenfalls in Frage gestellt. „Zu Hause halten wir uns an die Vorfah Partei1 zeigte, dass die Modernisieschriften zur Trennung der Geschlechrung auch ohne Säkularisierung vorter. Das zeigt sich sogar am Verhalten stellbar ist. Ihre Vision von einer „Orddes Milchmanns, der bis an unsere Tür nung der Glückseligkeit“, die aus Menkommt... Aber geht das im Arbeitsleschen mit gleichem Glauben oder mit ben? Mein Kollege ist ein Mann, mein gleicher Lebensorientierung besteht Vorgesetzter ist ein Mann. Vielleicht und deren Verfassung das Islamische können wir uns sogar vor denen zurückRecht als Prinzip haben sollte, überziehen aber wie ziehe ich mich, wenn zeugte Millionen von WählerInnen, die ich Lehrerin bin, von meinen Schülern keine Hoffnung auf ein besseres Leben zurück?“ mehr hatten. In dieser Atmosphäre Für viele islamistische jungen Frauwurde Frauen unermüdlich suggeriert, en ist die Parteiarbeit bzw. Erwerbsdass ihre wahren Plätze zu Hause bei tätigkeit inzwischen die Rettung aus ihren Familien seien. Dies war keine Neuigkeit, nur es machte Angst, machte ihren traditionellen Rollen geworden. es schwieriger, über die tatsächliche La- Der Schleier oder das Kopftuch werden freiwillig als Ausdruck einer neuen Kulge der Frauen zu diskutieren und mehr Rechte für Frauen zu fordern. Die Refah tur, die nun von den gebildeten, erwerbstätigen muslimischen Frauen gehat von 1983 bis 1998 ihre Stimmen schaffen wird, getragen. Diese Kultur dank der vielen Wählerinnen erhöhen lehnt nicht die Modernisierung ab, sonkönnen. Die für die Propagandaarbeit dern die ethischen Werte des moderrekrutierten Frauen wurden aus ärmeren Schichten gewählt; nach zweijähri- nen Westens wie den Materialismus und die losen menschlichen Beziehungem Kurs der Partei gingen sie von Tür gen. Die islamistischen Frauen setzen zu Tür und verbreiteten persönlich die inzwischen zu Hause auch die GleichParteiideologie. So erreichten sie auch zum erstenmal die Schichten, vor allem berechtigung durch, die Hausarbeit wird mit ihren Ehemännern geteilt. Hausfrauen, die aus ländlichen GebieDas freiwillige Tragen von Schleier oder ten in die Städte eingewandert waren Kopftuch manifestiert sich als Symbol und um die sich bisher niemand der Freiheit und Entschlossenheit der gekümmert hatte. Neben der Parteimuslimischen Frauen. Darüber hinaus ideologie wurde auch Sozialhilfe wie schützt die Verhüllung sie vor sexueller Nahrungsmittelversorgung, VermittBelästigung und vor Gewalt im öffentlung von Hausarbeiten zu besseren Konditionen sowie jede Art von medizi- lichen Raum. nischer, pädagogischer bis zu psychologischer Hilfeleistung angeboten. Hausfrau und Mutter. Noch heute vertreten 88,3% der Gesamtbevölkerung die Neue Dynamik. Die Mobilisierung der bis- Meinung, dass für Frauen das Hausfrauendasein und die Mutterschaft die her passiven, gehorsamen Frauen für Lebenserfüllung bedeuten. 80% der die Wahlkampagnen eröffnete vielen Istanbuler Frauen bekämen nach wie von ihnen neue Perspektiven und brachte somit eine neue Dynamik in die vor von ihrem Mann gesagt, welche politische Partei sie zu wählen haben Gesellschaft. Die Parteiagitatorinnen begannen die Widersprüche der Partei- und ca. 70% hielten sich auch daran.2 ziele und Parteiprogramme zu entDie gesellschaftlichen Strukturen, die decken. Die Frauen sollten einerseits die Bewegungsfreiheiten der Frau einden öffentlichen Raum nicht betreten, schränken und ihr so die Möglichkeit andererseits aber mit Kopftüchern vor nehmen, selbst Erfahrungen zu maden Universitäten demonstrieren, um chen und sich auf diese Weise einen die Unterdrückung der Gläubigen aufPlatz in der Welt zu erobern, schaffen
die wichtigsten Probleme der heutigen Frauen, die auf dringende Lösungen warten. Es ist nach wie vor ihre Keuschheit, die ihren „Wert“ und ihre Rolle bestimmt. Darüber hinaus stellt der Mangel an Bildungsmöglichkeiten für Frauen das Haupthindernis für Emanzipation und Selbstbestimmung dar. Politik als männliche Domäne. Der Frauenanteil – 51% der Gesamtbevölkerung – wird nur von einer Handvoll Parlamentarierinnen, knappen 3%, vertreten. Auf der Kommunalebene schaut die Situation nicht viel anders aus. Politik ist eine männliche Domäne, und diese Politik hat kein Interesse, an der Situation der Frauen etwas zu ändern. Das müssen die Frauen selber tun. Zu diesem Zweck wurde der Verein KA.DER3 am 4. März 1997 von laizistischen Frauen gegründet, der sich zum Ziel setzte, die Mitwirkung der Frauen in der Politik, ihre Forderungen nach Gleichberechtigung, zu unterstützen, sie bei den politischen Kampagnen zu beraten, und wenn notwendig finanzielle Unterstützung zu gewähren. Der KA.DER ist eine unabhängige Organisation und wird in erster Linie von Industriellen und von Medien wie den Tageszeitungen Hürriyet und Sabah sowie vom staatlichen Fernsehen unterstützt. Das wichtigste Ziel des Vereins ist die Erhöhung des Anteils der weiblichen Abgeordneten im Parlament. In den heute vorhandenen feministischen Gruppierungen gibt es trotz der differenten Erfahrungen und Herkünfte der Frauen, die sie prägten, eine gemeinsame Angriffsfläche, die alle Frauen miteinander teilen. Es sind die Regeln des Patriarchats, denen Frauen zu folgen haben. Jede Abweichung oder Widersetzung gegen diese Regeln wird strengstens geahndet. Eine effizientere Frauenpolitik hat immer schon eine Zusammenarbeit aller Frauen erfordert. Und die Zukunft wird zeigen, ob ein „Miteinander“ der Islamistinnen und Laizistinnen möglich sein wird. Denn es geht schon längst nicht mehr allein um die Erhaltung der gleichen Rechte, es geht vielmehr um die Freiheit der Frauen, über ihren Körper und ihre Sexualität und somit auch über ihr Leben selber entscheiden zu können. ❚
1 Wohlfahrtspartei, wurde 1998 verboten 2 nach TÜSIAD, Türkiye Sanayiciler ve Isadamlari Dernegi (Türkischer Industriellen und Unternehmerverband) 3 Kadin Adaylari Destekleme ve Egitme Dernegi (Verein zur Unterstützung und Erziehung von weiblichen Kandidatinnen)
juli august 2003an.schläge 15
themafrauenbehinderung
Karrierechancen gleich null In der Arbeitswelt sehen sich behinderte Frauen mit zahlreichen Hürden konfrontiert. Von Kornelia Götzinger Alle Fotos aus dem Bildband: „Geschlecht: behindert – Merkmal: Frau“ Aus der Rede zur Ausstellung von den Initiatorinnen Anne Albrecht, Anette Emmerich und Heike Schmidt: „Wir möchten eine andere Art des Sich-selbst-Sehens und -erlebens aufzeigen. Auf unseren Bildern zeigen wir uns in Klischees, die nichtbehinderten Frauen zugesprochen werden, die diese aber aufgrund ihrer Erfahrungen ablehnen. Wir dagegen haben noch nicht einmal die Erfahrungen diesbezüglich, die es uns erlaubten diese Rollen abzulehnen bzw. anzunehmen.“
16 an.schlägejuli august 2003
Derzeit sind ungefähr 27% der körperbehinderten Frauen erwerbstätig, demgegenüber sind 45,5 Prozent der Männer berufstätig. Insgesamt ist in den letzten Jahren ein Anstieg des Frauenanteils unter den Beschäftigten feststellbar, allerdings vor allem in Form von Teilzeitbeschäftigung, die ein Drittel ausmacht. Bei Frauen sind vor allem vier Faktoren für das niedrige Erwerbseinkommen ausschlaggebend: schlechtere Berufseintrittschancen, niedrigere Bewertung von „typischen Frauenberufen“, geringere Aufstiegschancen und eine ungleiche Verteilung von familiären Versorgungsaufgaben. Die Zahl arbeitsloser Frauen steigt in den letzten Jahren kontinuierlich. Dennoch sind behinderte Frauen zur Zeit weniger oft in den Arbeitslosenstatistiken zu finden, weil sie oft keine Möglichkeit sehen, mit einer Behinderung einen Arbeitsplatz zu finden. Des-
halb melden sie sich gleich gar nicht arbeitslos, sondern verschwinden an den Herd und sind somit oft finanziell von ihrer Familie abhängig. Assistenz. Hier ist ein Informationsmangel feststellbar, da seit ungefähr zehn Jahren für Berufsein- und -umsteigerInnen das Modell der Arbeitsassistenz vom Sozialministerium und den Bundessozialämtern angeboten wird. Diese Arbeitsassistenzen oder Jobcoaches sind ausgebildete SozialarbeiterInnen, Sonder- und HeilpädagogInnen oder PsychologInnen. Sie dienen arbeitslosen Behinderten als Mittelspersonen. Die Arbeitsassistenz muss z.B. für lernbehinderte Personen Arbeitsplätze suchen und ihre KlientInnen ebenso wie die neuen ArbeitskollegInnen in den ersten Monaten als Kontaktperson für Arbeitsabläufe, finanzielle Förderungen und behinderungsbedingte Umbauten zur Verfügung stehen. So hat z.B. eine Ar-
beitsassistentin in einer Buchhandlung festgestellt, dass der Postversand von allen Angestellten nebenbei erledigt werden musste. Der Arbeitsablauf wurde so abgeändert, dass die MitarbeiterInnen im Verkauf nichts mehr mit dem Versand zu tun haben, wofür stattdessen eine lernbehinderte Frau eingestellt wurde. Um die Integration dauerhaft zu gestalten, unterstützt die Arbeitsassistenz die behinderte Frau bei ihrem Arbeitsablauf und steht den MitarbeiterInnen für Fragen zur Verfügung. Gesetzliche Maßnahmen. Diese Maßnahmen werden seit dem Jahr 2001 im Rahmen der „Behindertenmilliarde“ gefördert. 43% dieser Gelder wurden für Frauenförderungen geplant. Tatsächlich wurden im Rahmen der „Heranführung und Begleitung“ 65% Frauen gefördert, im Rahmen der Arbeitsplatzerlangungsmaßnahmen wurden 41% Frauen gefördert und 43% der
behinderungfrauenthema Frauen wurden im Rahmen von Arbeitsplatzsicherungsmaßnahmen gefördert. Die Maßnahmen wurden notwendig, da das Behinderteneinstellungsgesetz einen Kündigungsschutz vorsieht. Dem Gesetz nach müssen ArbeitgeberInnen ab 25 DienstnehmerInnen eine behinderte Person einstellen, sonst sind sie verpflichtet, pro nicht eingestellter/m DienstnehmerIn 196,22 Euro pro Monat in den Ausgleichstaxfonds zu zahlen. Aus dem Fonds werden Maßnahmen, wie der Einbau von Behindertentoiletten oder die behinderungsbedingte Adaptierung eines Autos gefördert. Außerdem verpflichtet sich die/der DienstgeberIn die eingestellte behinderte Person nicht ohne Zustimmung des Bundessozialamtes zu kündigen. Behinderte Personen werden deshalb oft gar nicht eingestellt, und so stellt der Kündigungsschutz eine Hürde dar, die in wirtschaftlich schlechten Zeiten verheerende Auswirkungen hat. Derzeit sind ungefähr viermal mehr behinderte Personen arbeitslos als nichtbehinderte. Der integrative Betrieb „Wien-Work – integrative Betriebe“ nimmt Aufträge an, zum Beispiel für Autozulieferbetriebe Sicherheitsgurte herzustellen. Auch hier ist die schlechte Wirtschaftslage erkennbar, deshalb bat die Geschäftsführung bei einer Veranstaltung:„Wir wollen keine Spenden – wir wollen Aufträge von der Wirtschaft“. Selbständigkeit statt Arbeitslosigkeit. Um der Arbeitslosigkeit zu entgehen und dem Kündigungsschutz nicht per Gesetz „ausgeliefert“ zu sein, gehen behinderte Frauen vermehrt selbständigen Berufen nach, wie Journalistin, Ärztin, Psychotherapeutin, Trainerin in der Erwachsenenbildung, usw. Denn eine weitere Hürde ist das Berufsverbot. Will frau zum Bei-
spiel als Blinde Lehrerin werden oder als Rollstuhlfahrerin Richterin, so bekommt sie in Österreich in diesen Berufen keine Anstellung. Die Aufnahmekriterien für diese Berufsgruppen sehen nämlich eine „körperliche Unversehrtheit“ vor. Ganz anders ist dies im Ausland. Die blinde Österreicherin Irmgard Kampas darf in Frankreich verhaltensauffällige Kinder unterrichten, da diese bei behinderten Lehrern mehr aufpassen. In Deutschland gibt es über 65 körper- und sinnesbehinderte RichterInnen. Auch unflexible Arbeitszeiten führen oftmals in die Selbständigkeit: Viele körperbehinderte Personen schaffen es nicht acht Stunden am Tag an einem Arbeitsplatz zu sitzen, da sie entweder Druckstellen vom langen Sitzen bekommen oder durch Erschöpfungszustände erhebliche Leistungsabfälle haben. Behinderte Frauen auf dem Land meinen oft aufgrund mangelnder Information, sie könnten keinen Job annehmen, weil sie nicht mobil seien. Doch der Ankauf eines Autos wird berufstätigen behinderten Menschen aus öffentlicher Hand großzügig gefördert. Wie aus dem „Handbuch frausein – barrierefrei“1 hervorgeht, sehen beinahe alle behinderten Frauen keine Chance, von ihrem derzeitigen Arbeitsplatz wegzukommen und Karriere zu machen. Dies kann einerseits an der geringen Schulbildung liegen, andererseits haben viele dieser Frauen einen „geschützten Arbeitsplatz“. Faktum bleibt, behinderte Frauen sind, wenn sie überhaupt einen Arbeitsplatz haben, nicht einmal in der Nähe eines beruflichen Aufstiegs. Mutterschaft. Im privaten Bereich setzen sich diese ungleichen Verhältnisse fort: Laut Erhebungen des Österreichischen Statistischen Zentralamtes (1995) leben
31,3% der weiblichen Bevölkerung sind in irgend einer Weise körperlich beeinträchtigt, wobei mit steigendem Alter die körperlichen Beeinträchtigungen rapide zunehmen. So sind bei den 5-Jährigen nur 5,5% körperlich beeinträchtigt, bei den 80-Jährigen sind es schon 84,9%. 29,9% der österreichischen Bevölkerung (2,129.000 Personen) weisen mindestens eine körperliche Beeinträchtigung auf. Fast 25% der ÖsterreicherInnen haben eine chronische Erkrankung.
27,2% der körperbehinderten Frauen alleine, bei den Männern sind es nur 11,6%.2 Dies liegt unter anderem daran, dass sie nicht dem herkömmlichen Frauenbild entsprechen. Behinderte Frauen sind einer mehrfachen Diskriminierung ausgesetzt. Sie gehören als behinderte Frauen zu einer Gruppe, deren Bedürfnisse nur schwer in den Medien Gehör finden. Bedingt durch das durchwegs niedrigere Einkommen, haben sie auch ein gesteigertes Armutsrisiko. Ich erlebe immer wieder, dass nichtbehinderte Menschen behinderten Frauen eine Schwangerschaft absprechen, aus Angst, die Behinderung könnte auf das Kind weitervererbt werden. Doch behinderte Frauen, die ein Kind haben möchten, überlegen und prüfen sehr genau, ob ihre Behinderung vererbbar ist. Erfahrungsgemäß sind die wenigsten Behinderungen vererbbar. So entsteht zum Beispiel eine spastische Lähmung während des Geburtsvorganges, wenn das Baby im Geburtskanal stecken bleibt und über längere Zeit keinen Sauerstoff bekommt. Dies bedingt eine körperliche Behinderung, die Intelligenz ist davon nicht betroffen. Die Behinderung „Spina bifida“ (offene Querschnittlähmung), entsteht bei einem Mangel von Vitamin B und Folsäure. Während der ersten drei Schwangerschaftsmonate wächst der Nervenstrang in der Wirbelsäule zusammen, bei einem Mangel kann der Nervenstrang im Wirbelkanal nicht zusammenwachsen und es kommt beim Kind zur „Spina bifida“. Diese Behinderung könnte vermieden werden, würden Frauen, die schwanger werden wollen, spätestens sechs Monate bevor sie schwanger werden wollen, die Werte von Vitamin B und Folsäure überprüfen lassen. ❚
Fußnoten: 1 erscheint im Jänner 2004 2 Bericht der Bundesregierung über die Lage der behinderten Menschen in Österreich, nachzulesen unter http://bmsg.gv.at
6,7% (476.000 Personen) haben eine Bewegungsbeeinträchtigung. 4.000 Personen haben eine Querschnittlähmung, 14.000 eine halbseitige Lähmung, 24.000 brauchen einen Rollstuhl 6,4% (456.000 Personen) sind hörbeeinträchtigt, 9.100 davon sind an beiden Ohren taub. 13,1% sind schwer sehbehindert oder blind. Ungefähr 1% der österreichischen Bevölkerung ist psychisch behindert. 0,6% sind geistig oder lernbehindert.2
juli august 2003an.schläge 17
Fo t o s : Ve r e i n B i B e Z e .V.
themafrauenbehinderung
Mein Körper gehört mir „Behinderung“ ist immer auch eine soziale Konstruktion. „Behinderte Lebensumstände“ entstehen durch die fehlende Bereitschaft der Gesellschaft, mit allem, was außerhalb der Norm liegt, umzugehen. Von Elisabeth Udl Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden, sind in ungleich größerem Ausmaß von sexueller Gewalt betroffen als andere Frauen. Dies belegt unter anderem eine 1996 durchgeführte Studie von Ahia Zemp und Erika Pircher. Um zu verstehen, wie es dazu kommt und wie in der Folge Unterstützungsangebote für betroffene Frauen gestaltet sein können, muss die Lebenssituation von Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden, mit ihren vielfältigen Isolationsfaktoren betrachtet werden. Grundsätzlich ist festzustellen, dass „Behinderung“ ebenso wie „Geschlecht“ eine soziale Konstruktion ist. 18 an.schlägejuli august 2003
Einerseits geht mit der Zuschreibung „behindert“ meist eine medizinische Diagnose einher, andererseits kommt die so festgestellte „Behinderung“ immer erst in Interaktion mit der Gesellschaft, die bestimmte Normen festsetzt und Ansprüche stellt, zum Tragen. Niemand ist von vornherein „behindert“ – erst die fehlende Bereitschaft der Gesellschaft im Umgang mit allem, was außerhalb dominanter Normen liegt, erzeugt „behinderte Lebensumstände“. Fremdbestimmung. Diese „behinderten Lebensumstände“ äußern sich zuallererst darin, dass Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert wer-
den, struktureller Fremdbestimmung unterworfen sind. Leben in Betreuungsabhängigkeit bedeutet oft, dass den Frauen Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung verunmöglicht wird. Zwar hat sich die Lebenssituation in den letzten Jahren in vielen Bereichen erheblich verbessert, so wird vermehrt auf individuelle Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten Wert gelegt und insgesamt die Integration in die „normale“ Gesellschaft forciert. Trotzdem fehlen meistens nach wie vor Selbstbestimmungs- und Selbstvertretungsstrukturen für Personen (und besonders für Frauen!), die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden: Über Institutionsnormen und Betreuung wird
behinderungfrauenthema festgelegt, was für Personen in Betreuungsabhängigkeit wichtig und richtig ist. Daraus resultiert, dass sich für Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden, die Benachteiligungen, denen Frauen in der patriarchalen Gesellschaft ohnehin ausgesetzt sind, potenzieren: Auf Abhängigkeit hin erzogen, haben diese Frauen noch weniger Möglichkeiten, der üblichen Diskriminierung und Gewalt zu entkommen. Wie Karin Waidhofer feststellt, entwickeln Frauen als Folge der „behinderten Lebensumstände“, denen sie ausgesetzt sind, häufig auch ein „behindertes Selbstkonzept“: Vor allem auch in Bezug auf Geschlechterrolle und sexuelle Identität können die Frauen oft kein positives Selbstbild entwickeln, da geschlechtssensible Erziehung und sexualpädagogische Begleitung in der Regel fehlen. Die Frauen „lernen“ schon von Kindheit an, dass sie nicht selbst über ihren Körper bestimmen dürfen – aufgrund ihrer Behinderung(en) müssen sie tolerieren, dass zahlreiche Perso-
nen (ÄrztInnen, TherapeutInnen, BetreuerInnen) die Kontrolle über ihre Körper übernehmen. Sexualität. Was nun die Sexualität von Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden, betrifft, so kursieren darüber nach wie vor Mythen und Vorurteile. Einerseits wird den Frauen der Wunsch nach Sexualität überhaupt abgesprochen (Mythos vom „unschuldigen Kind“), andererseits werden sie als besonders triebhaft und unkontrolliert gezeichnet. Gemeinsam mit der üblichen Tabuisierung der Sexualität von Frauen, die als geistig und mehrfach behindert klassifiziert werden, stellen diese Mythen und Vorurteile eine fast unüberwindbare Schwelle für den Zugang der Frauen zu selbstbestimmter Sexualität dar. Die Gesamtheit der genannten Umstände führt schließlich dazu, dass Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden, in weit größerem Ausmaß als andere Frauen Opfer von sexueller Gewalt werden. Über die Gewalterfahrung hinaus sind Frauen,
die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden, in besonderem Ausmaß von sekundärer Viktimisierung betroffen. Es handelt sich dabei um die „Verschärfung des primären Opferwerdens durch Fehlreaktionen des sozialen Nahraums und der Instanzen der formellen Sozialkontrolle“ (Karin Waidhofer). BetreuerInnen und Bezugspersonen sind im Umgang mit der sexuellen Gewaltthematik häufig überfordert, nicht zuletzt wegen mangelnder bis fehlender Ausbildung in diesem Bereich. Erika Pircher, Ahia Zemp:
Empowerment. Was die Präventionsarbeit angeht, so ergibt sich aus den oben dargestellten Lebensumständen der Frauen, dass es eine möglichst früh einsetzende, altersadäquate sexuelle Aufklärung und Begleitung geben muss Gleichzeitig gilt es, den Frauen generell zu ermöglichen, eigene Handlungsmöglichkeiten zu entdecken, zu erweitern und bewusst umzusetzen. Empowerment („Selbstermächtigung“) ist ein Grundrecht und sollte zentrales Prinzip der Begleitung von Frauen, die als geistig und mehrfach behindert klassifiziert werden, sein. ❚
„Nicht bestimmen lassen“
Weil das alles weh tut mit Gewalt. Sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen mit Behinderung. Wien, 1996 (Schriftenreihe der Frauenministerin, Band 10)
Karin Waidhofer: Sexuelle Gewalt gegen Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden. Institutionelle Unterstützung zur Prävention, Aufdeckung und Aufarbeitung im Raum Wien. Diplomarbeit, Wien 2003.
Elisabeth Udl ist Vorstandsfrau des Vereins NINLIL – Verein wider die
sexuelle Gewalt gegen Frauen, die als geistig oder mehrfach
Elisabeth Udl: Was ist die womenfirst-Gruppe? Michaela Neubauer: Women-first ist eine reine Frauengruppe und beschäftigt sich mit dem Thema Selbstbestimmung. Sie haben vor 2 Jahren die women first Gruppe in Wien gegründet. Wie viele Frauen sind inzwischen dabei, und wie häufig gibt es Treffen? Wir haben beschlossen, maximal zehn Frauen in die Gruppe zu nehmen. Leider sind momentan nur vier Frauen dabei. Wir treffen uns einmal im Monat. Leider gibt es bis jetzt nur unsere women-first-Gruppe. Die people-firstGruppen, die es auch gibt, sind gemischtgeschlechtlich organisiert. Mehr Frauengruppen wären wichtig, damit auch wir Frauen unsere Meinung in der Gesellschaft vertreten können. In der Politik haben Frauen ohnehin wenig zu sagen, die Männer haben die Herrschaft.
Was wäre Ihrer Meinung nach für Frauen der women-first-Gruppe wichtig? Dass sie sich trauen, ihre Meinung zu sagen und ihre Meinung auch selbst zu vertreten. Sie sollten nicht in den Hintergrund gestellt werden, sondern auch das Recht haben zu sagen, was ihnen nicht passt. Das ist für uns Frauen insgesamt schwieriger als für die Männer. Welche Themen haben Sie in der letzten Zeit besprochen? Zuletzt haben wir eine Referentin eingeladen, die über Pensionsreform und Pflegegeld gesprochen hat. Wir möchten weiterhin Referentinnen einladen, um bestimmte Themen zu diskutieren. Konkret wollen wir in der nächsten Zeit das Thema „Was ist Assistenz“ diskutieren und dazu eine Referentin einladen. Welche Rolle spielt die Assistentin in Ihrer Gruppe?
Sie unterstützt uns beispielsweise beim Ideen-Sammeln. Sie mischt sich nicht ein, aber sie gibt uns Tips und Tricks zur Verbesserung unserer Arbeit. Außerdem hilft sie den Frauen, die mehr Unterstützung brauchen. Auch bei Behördenwegen geht sie mit. Was wären die wichtigsten Veränderungen, damit Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden, selbstbestimmt leben können? Wichtig wäre vor allem, dass wir die Chance bekommen, genauso leben zu können wie Menschen, die keine Behinderung haben. Unterstützung ist natürlich nötig, aber die Frage ist, wie diese Unterstützung aussieht. Auch mit Unterstützung soll die Selbstbestimmung nicht eingeschränkt werden. Persönliche Assistenz ist wichtig, aber wir möchten nicht bestimmen lassen, was und wie wir etwas machen sollen. ❚
behindert klassifiziert werden - Einzelberatungen für Frauen, die als geistig oder mehrfach behindert klassifiziert werden – themenspezifische Einzel- und Teamberatungen für BetreuerInnen - Erstellung von Broschüren (Verzeichnis und Kurzbeschreibung einschlägiger Psychotherapeutinnen; weitere in Arbeit) - Veranstaltung von Fortbildungen - Aufbau der women-first-Gruppe - Veranstaltung von EmpowermentSeminaren (werden sie für die Teilnehmerinnen kostenlos angeboten)
Ninlil ist auf Unterstützung angewiesen! Infos über Möglichkeiten von Mitgliedschaft und/ oder Sponsoring unter http://www.ninlil.at bzw. T. 01/714 39 39. Spenden an: PSK 60000, Kontonr. 92 104 172
juli august 2003an.schläge 19
reaktionenheidensekten
Reaktionen
selben und nicht generell gegen die heidnische, vorchristliche Zeit in Europa. – über Matriarchate existieren wissenschaftlich anerkannte Arbeiten von ForscherInnen. Wie wär’s mit Recherche! – die Verbundenheit mit der Natur macht weder aus Bäuerinnen noch aus Pauschal verurteilend Sonntagsausflüglerinnen und schon gar nicht aus Hexen „geistig nicht vollDen Artikel über Neue HeidInnen wertig Gebärende“ – böswillige Unterempfinde ich als oberflächlich, pauschal stellungen gibts immer wieder (sic!) obverurteilend und diskriminierend. Ich möchte heidnische Überzeugungen und wohl die UnterstellerInnen sofort in Bräuche (auch wenn manche davon selt- Kröten verwandelt werden! sam erscheinen) nicht in einer Zeitschrift, – Esoterik und Frauenspiritualität sind NICHT dasselbe und schon gar nicht ein die ich seit Jahren abonniert habe, verleumdet und/oder lächerlich gemacht se- „Topf“. Wie wärs mit Differenzierung und Information – auch hier empfehle hen und kündige hiemit mein Abo. ich die dazu publizierte Literatur! Mit feministischen Grüßen – Frauenspiritualität ist der spirituelle Name der Redaktion bekannt „Überbau“ der Frauenbewegung und wird von freien Frauen gelebt, die keine Lust haben, ihre Spiritualität und Magie Trübes Süppchen von Esoterikgurus oder kleidertragenden Würdenträgern beschneiden zu lasNa jetzt wissen wir endlich Besen und lediglich Altäre zu schmücken. scheid: tumbe, erdschollenhockende, Engagierte Frauen wie Dorothee Sölle – biologistisch vernebelte Frauen, die ohne ihr Wissen von rechten Recken verein- vielen Dank für den schönen Nachruf! – verändern innerhalb der bestehenden nahmt werden, bringen die ErrungenStrukturen! schaften der Frauenbewegung zu Fall. Vielen Dank für diese aufklärenden Wor- Beide Ansätze – in der Institution und außerhalb– sind immer schon Teil der te, ich dachte schon, daran ist der patribunten und vielfältigen Frauenbewearchale Neoliberalismus schuld, die Machterhaltungsbestrebungen der herr- gung gewesen, die weder von innen noch von außen aufzuhalten ist! schenden Männer, die ausbeuterische In diesem Sinne schickt den Segen der Globalisierung oder die patriarchalen Göttin auf allen Wegen Strukturen mit ihrem monotheistisch religösen Überbau und den Amtskirchen! eine „böse“ Hexe Wenn die Frauenbewegung Freundinnen hat wie Frau El Awadalla, braucht sie wahrlich keine Feinde mehr. Absurd Die verschiedensten Ingredienzen – Rechtsradikale, Biologismus, Esoterik, Bei aller Sympathie habe auch ich Matriarchat, Hexen – werden im Artikel Fragen an die neuheidnische, feministizusammenhanglos zu einem trüben sche Spiritualität. Den Ausführungen Süppchen verrührt, aus dem die Autorin von El Awadalla zu den „neuen Hexen“ Vorurteile gegen Frauen fischt. Dies ist möchte ich aber widersprechen. Für eine nun in der Journaille an sich nichts Neu- feministische Version des „Wiccakults“ es, für ein feministisches Magazin aller- steht weltweit vor allem die US-Ameridings gelinde gesagt überraschend. kanerin Starhawk und in Deutschland Auch das Aufkochen des alten Spaltpilnicht zuletzt Donate Pahnke. Beide sind, zes „Politfrauen gegen Spiritfrauen“ – als wie auch die Frauenrituale feiernde Ziria ob das jemals ein Gegensatz gewesen Voight, Autorinnen in der Jubiläumswäre! – halte ich für überflüssig und Schlangenbrut Nr. 13. Diesen Frauen zu magenverderbend. Nur kurz zum Inhalt: unterstellen, sie könnten „…plötzlich von – der Missbrauch manch vorchristlicher männerbündlerischen Rechtsextremen Symbolik (z.B. Runen) durch die Faschifür deren Zwecke vereinnahmt werden“ sten spricht ausschließlich gegen dieist, vorsichtig ausgedrückt, absurd. VerDie Neuen Hexen haben unsere LeserInnen polarisiert. Einige der Briefe, die bei uns eintrudelten, sollen das veranschaulichen.
20 an.schlägejuni 2003
weisen möchte ich nur auf Starhawks Kritik an New Age in der o.g. Schlangenbrut und auf ihr Vorwort in „Die zwölf wilden Schwäne“. So will ich nicht enden. Denn ein gutes Gefühl entsteht beim Anblick der an.schläge im Postkasten. Prächtige Sommertage wünscht Thomas Lorenzen (Hamburg)
Kritische Bezüge Ich finde gut, auch 2003 noch EsoKritik zu üben. Längst, so scheint es, hat sich unter frauenbewegten Frauen eine „eigene“ Spritualität in esoterischem Sinn etabliert, die – so meine Sicht – kaum mehr reflektiert, in welchen politischen Kontexten sie steht, und was über eso-spirituelle Praxis an konformistischen Inhalten mittransportiert wird. In Vorarlberg aufgewachsen, bin ich mit massiv rechtslastigen Varianten von Esoterik von Kind an vertraut, die zur Rechtfertigung von rassistischen, homophoben, sozialderterministischen politischen Positionierungen verzweckt werden. Dies steht aus meiner Sicht ganz im Interesse der seit Jahrzehnten rechtskonservativen Landespolitik Vorarlbergs. Besonders unter den Frauen Vorarlbergs (aller Couleur und sozialer Herkunft) scheint „eso“ verbreitet zu sein. Und wenn frauenbewegte Frauen dann auch noch gleich ihr politisches Potential esoterisch binden, ist das ganz praktisch für die männerbündlerische Struktur der Rechten. Und das scheint mir, ist in Vorarlberg passiert. (Ich hätte gerne mal Analysen dazu von welchen, die noch dort sind und das Geschehen nahe mitbekommen) Die Antwort auf unerträgliche politische backlashs könnte sein, in „diesem Leben“ ein „Karma erlösen zu müssen“, ANSTATT politischen Gegendruck zu organisieren. Ich will mit dieser Reaktion auf euren Artikel nicht Frauen/Personen verunglimpfen, die bestimmte esoterische Praxen üben. Aber ich finde wichtig, in politischen Zusammenhängen kritische Bezüge herstellen zu können und kontroversiell zu diskutieren, ohne dass wir gleich kollektiv vom Hocker fallen. Dieser Artikel ist ein guter Beitrag dazu, mercì. Klaudia Gruber ❚
an.risswissenschaft wit
Forscherinnen-Pilotprojekt Die Anzahl der Studentinnen steigt. Die Anzahl der Uni-Absolventinnen steigt. Doch von steigenen Wissenschafterinnen-Karrieren ist kaum etwas zu merken. Noch dusterer sieht es aus in der technischen Forschungs- und Arbeitswelt. Diese Situation zu verbessern, hat sich der Rat für Forschung- und Technologieentwicklung zur Aufgabe gemacht und das Frauenförderprogramm FFORTE (Frauen in Forschung und Technologie) an der Technischen Universität Wien (TU) ins Leben gerufen. Innerhalb dieses Projektes bietet das Forschungsförderungsprogramm WIT (Wissenschafterinnenkolleg Internettechnologie) am Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme der TU-Wien Dissertantinnen wissenschaftlich technische Forschung auf höchstem internationalem Niveau. Es gibt Kooperation mit Gastprofessorinnen und einen gezielten internationalen wissenschaftlichen Austausch. Damit die Leistungen und Ergebnisse nicht in Laden und Regalen diverser Bibliotheken verstauben, sind laufbahnunterstützende Maßnahmen für Studentinnen und Nachwuchswissenschafterinnen geplant. Bis Ende des Jahres 2003 wird insgesamt sieben Dissertantinnen Platz bei WIT geboten. PÖ
Frauenöffentlichkeit. Einen besonderen Bezug zu „standard: abweichung“ versprachen sich die Veranstalterinnen in den Beiträgen zu „queer studies“ und „Transgender“. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Projekten mit Schülerinnen. Neben Österreich, Deutschland, Schweiz und England gab es drei Beiträge von Frauen aus der Ukraine. 2004 soll FiNuT erstmals in der Schweiz stattfinden. Von 20.5.–23.5.04 wird unter dem Motto:„no limits?!“ unter anderem der Frage nachgegangen, ob, wie und wann Frauen Grenzen überschreiten. „Frauen überschreiten Grenzen, die sie sich oft selbst setzen!“, mahnt uns der Folder. DF Info, Anmeldung: FiNuT Geschäftsstelle, T. +41 43 3111058, 8047 Zürich, ab 1.7.03: www.finut.ch
Informationen unter: http://wit.tuwien.ac.at/
gewalt in der familie
Ringvorlesung Im Wintersemester 2002/03 wurde am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien unter dem Titel „Eine von fünf. Gewalt gegen Frauen im sozialen Nahraum“ erstmals eine interdisziplinäre Ringvorlesung zum Thema „Gewalt in der Familie“ abgehalten. Veranstalter waren der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) und Universitätsprofessorin Birgit Sauer. Zwar ist für das Sommersemester 2004 eine Wiederholung der erfolgreichen Lehrveranstaltung geplant, der Verein AÖF sieht sich allerdings außerstande, erneut die Kosten für die Ringvorlesung zu tragen. Vertreterinnen des Vereins überreichten deshalb Ende Mai einen Appell mit mehr als 100 Unterschriften von Studierenden an Vizerektorin Moser, in dem um Unterstützung von Seiten der Universität gebeten wurde. Die gelernte Medizinerin konnte allerdings nur ideelle Unterstützung anbieten, zumal ihre Funktionsperiode mit dem aktuellen Sommersemester zu Ende geht.„Ich unterstütze dieses Anliegen nicht nur in meiner Funktion als Vizedirektorin, sondern auch als Medizinerin.“ Die Budgetsituation an österreichischen Hochschulen sei aber derart prekär, dass die Finanzierung neuer Angebote derzeit undenkbar sei, fügte sie hinzu. Dennoch versprach Frau Moser eine Empfehlung an ihre/n NachfolgerIn abzugeben.Wir sind gespannt und werden die Causa weiter verfolgen. DF
kongress in berlin
Frauen und Technik Zum 29. Male fand von 29.5.03 –1.6.03 der Kongress für Frauen in Naturwissenschaften und Technik (FiNuT), nach zehn Jahren wieder in Berlin, statt. Das diesjährige Motto lautete „standard:abweichung“. Zahlreiche Fachrichtungen, die sich von Physik, Mathematik, Biologie bis hin zu Medizin erstreckten, wurden unter dem gender-Blickwinkel betrachtet. Besonders interessant auch Veranstaltungen zu gender planning und feministischer
weltkongress in luxemburg
Matriarchatsforschung Im Rahmen des Weltkongresses für Matriarchatsforschung vom 5.–7. September 2003 in Luxemburg soll diese relativ junge wissenschaftliche Disziplin erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Insbesondere Frauen waren in der Geschichte Kulturschöpferinnen. Eine Erkenntnis, die bis heute noch verdrängt und verschwiegen wird. Der Kongress dient laut InitiatorInnen der „Akademie für Moderne Matriarchatsforschung und Matriarchale Spiritualität“ der weltweiten interkulturellen Verständigung und widmet sich insbesondere den an den Rand gedrängten und bedrohten Völker und Ethnien, die heute noch matriarchale Muster besitzen. Zugleich soll sichtbar gemacht werden, wie aktuell und notwendig diese Forschung heute ist, da sie für ungelöste, soziale und politische Probleme konkrete gesellschaftspolitische Alternativen und praktikable Lösungen anzubieten hat. Erstmals werden ForscherInnen zu diesem Thema aus verschiedenen Ländern Europas, aus den USA und aus China zusammenkommen. DF Nähere Informationen über Veranstaltungsort und Eintrittspreise unter: Internationale AKADEMIE HAGIA. Akademie für Moderne Matriarchatsforschung und Matriarchale Spiritualität, Weghof 2, D-94577 Winzer/Germany, T. +49/845/1245 (Mo–Fr 17.00–19.00), http://www.hagia.de
juli august 2003an.schläge 21
Fo t o : S a b i n e S c h w a i g h o fe r
wissenschaftforum
Frauen und Streitkräfte Der Diskussion um die Frage, ob Frauen zum Militär dürfen oder gar können, widmet sich Renate Schuheker
Renate Schuheker schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema „Frauen und Streitkräfte unter besonderer Berücksichtigung des Prozesses der Integration von Frauen in das österreichische Bundesheer“.
22 an.schlägejuli august 2003
Noch immer gibt es einige große Berufsfelder, die, wenn nicht mehr praktisch so zumindest ideologisch-moralisch, weitgehend für Frauen verschlossen geblieben sind. Dazu gehört vor allem das Militär, das neben der katholischen Kirche eine der letzten Institutionen darstellt, in denen Männer ein nahezu unangefochtenes Monopol an Macht und Einfluss haben. Doch obwohl Frauen schon immer ein integraler Bestandteil des militäri-
schen Lebens waren, wie sich an zahlreichen historischen Beispielen darstellen lässt, ruft die offizielle Zulassung von Soldatinnen immer noch und immer wieder Vorurteile und Befürchtungen hervor, vor allem bei Männern, was durchwegs biologistisch mit dem Mythos der „angeborenen Friedfertigkeit“ der Frau begründet wird. Die friedfertige Frau. Der Sozialcharakter der „friedfertigen Frau“ spielt auch heute noch eine wichtige Rolle, insbesonde-
re in der Diskussion über „Frauen und Streitkräfte“, und führt zu einer strengen Trennung dieser beiden Begriffe, die sich entsprechend dem zugrundeliegenden Denkmuster scheinbar widersprechen. Doch dieser geschlechtsbezogene Sozialcharakter ist nicht angeboren und damit auch nicht biologisch begründbar, wie sich anhand der Gender Theorie zeigen lässt. Die „friedfertige Natur“ der Frau ist aber nicht nur eine sozial definierte Erwartungshaltung, sondern sie wirkt
forumwissenschaft auch und vor allem handlungsorientiert und wird somit von jedem Menschen aktiv oder passiv weitervermittelt. Das stellt mit einen Grund dafür dar, dass die dualistisch-biologistische Trennung in „männlich“ und „weiblich“ derart stark in unserer Gesellschaft verankert und nur sehr schwer zu ändern ist. Außerdem bieten diese Geschlechterkonstruktionen für viele eine erfolgreiche Strategie zur Unterordnung von Frauen. Sie werden als zu schwach, zu emotional, schlicht als unfähig dargestellt, die harten Bedingungen des Lebens als Soldat auszuhalten. Disziplin, Gehorsam, Willfährigkeit und Präzision sind Eigenschaften, die als „männlich“ bezeichnet werden und somit auf Frauen nicht zutreffen können. Diese strikten Vorstellungen und entsprechende Einzelerfahrungen werden von allen politischen und militärischen Entscheidungsebenen aufgegriffen, zu den gängigen Verallgemeinerungen von „weiblichen Eigenschaften“ gemacht und sorgen auch heute noch für einen zumindest teilweisen Ausschluss von Frauen aus den Streitkräften oder zumindest aus deren Kampffunktionen. Weitere Ausschließungsmechanismen werden mit dem biologischen und kulturellen, männlichen Schutzinstinkt gegenüber Frauen und Kindern begründet oder damit, dass die Integration von Frauen in militärische Einheiten den männlichen Gruppenzusammenhalt beeinträchtige. Beides würde die militärische Effektivität empfindlich stören, womit klargestellt sei, dass der Einsatz von weiblichen Soldaten kontraproduktiv wäre. Beiden Sperrmechanismen widerspricht jedoch die empirische Erfahrung, sogar hochrangige Militärs mussten die Widersinnigkeit derartiger Argumente zugeben. Feministische Sichtweisen. Auch aus feministischen Reihen kommen zahlreiche Einwände gegen die Integration von Frauen in die Streitkräfte. Für den Ansatz der FriedensforscherInnen ist die Männlichkeit des Militärs Ausdruck einer Neigung zu Gewalt und Destruktion. Den tieferen Entstehungskontext für das Militär sieht die Hauptvertreterin dieser Theorie, Astrid Albrecht-Heide, vor allem in der fundamentalen Unsicherheit der männlichen Identität. Das Militär fun-
giere als „Männlichkeitsmaschine“, die einerseits diese „Unsicherheitsgefühle“ kompensiere und andererseits der Machterhaltung des Patriarchats diene. Frauen kommen in dieser Welt nur als Fremde vor und können bestenfalls „kollaborieren“ und somit gegen die kollektiven weiblichen Interessen verstoßen, womit für die FriedensforscherInnen klar ist, dass Frauen in keiner Weise an militärischen Systemen teilhaben oder diesen zuarbeiten sollten. Die wissenschaftstheoretischen Ansätze des Dekonstruktivismus hingegen widersprechen diesen Darstellungen und gehen davon aus, dass das Verhältnis zwischen Männlichkeit und Militär einen Effekt von gesellschaftlichen Konstruktionen im Sinne des „doing gender“ darstelle und nicht deren Ursache sei. Die Zugrundelegung des „Weiblich-Friedfertigen“ stellt daher hier keine Grundlage für eine feministische Theorie und Praxis dar, weil auf diese Weise genau jene Pole gestärkt werden, die die Männlichkeit von Krieg und Gewalt erst ermöglichen. Eine Konsequenz daraus ist, militärische Systeme durch „paradoxe Interventionen“ in Frage zu stellen, also möglichst vielen Frauen den Zugang zu den Streitkräften zu ermöglichen, um diese von innen zu verändern.
angeblich angeborene Friedfertigkeit der Frauen lassen sich heute in keiner wie immer gearteten Weise mehr aufrechterhalten und versagen daher auch als Grundlage für die Zuschreibung „männlicher“ und „weiblicher“ Berufe.
powered by: http://www.oeh.ac.at/fem
Kämpferinnen. Damit lässt sich auch zeigen, dass der Zugang für Frauen zum weiten Berufsfeld der Streitkräfte bislang vorwiegend aus traditionell-patriarchalischen Gründen verschlossen geblieben ist und auch vielfach heute noch stark eingeengt wird. Und das, obwohl Erfahrungen aus den letzten Jahren eindeutig beweisen, dass aggressivsexistische Verhaltensweisen innerhalb der Streitkräfte, aber auch im Umgang von SoldatInnen mit der sie umgebenden Gesellschaft im Einsatzland durch die vermehrte Integration von Frauen, vor allem in Führungspositionen, verhindert werden können. Die überlieferte, männlich dominierte Zuschreibung eindeutig unterscheidbarer Sozialcharaktere macht auch unsere tiefe kulturelle Angst vor der weiblichen Gewaltausübung verständlich. Die Frau als Kämpferin ist eine extreme Identität, die die Auflösung der Ordnungskriterien der Geschlechtergesellschaft signalisiert und damit im mildesten Fall für Verwirrung, im Extremfall für eine radikale Ausschließung von Frauen sorgt. Rollenverteilung. Theoretisch kann die Trotzdem sehe ich keinerlei sachliFestlegung eines den Frieden stärkenches Problem in dieser „neuen weibliden Weiblichen, wie es VertreterInnen chen Rolle“, die Frauen über Jahrhuneines pazifistischen Feminismus forderte hinweg in verschiedensten Funkdern, keine Grundlage für eine frauenfreundliche Praxis im Bezug auf die Dis- tionen immer wieder übernommen haben. Allerdings liegt unbestritten kussion „Frauen und Streitkräfte“ lieein massives emotionales Problem vor, fern, da auf diese Weise, wie ich dargewenn Frauen versuchen, sich neue Bestellt habe, gerade jene Positionen reiche der Selbstverwirklichung zu gestärkt werden, die die Männlichkeit von Krieg und Gewalt erst möglich ma- eröffnen. Dieses liegt nämlich in den Tiefenstrukturen des Geschlechterverchen. Indem Frauen das „WeiblichFriedfertige“ kultivieren, produzieren sie hältnisses und den Identitäten jener damit ironischerweise die Gegenpositi- begründet, die sich in ihrem Alltagsleben kontinuierlich zu Frauen und Mänon des männlichen Kämpfers und manern machen und machen lassen. chen den Part für Männer besetzbar. Denn solange wir uns selbst Erst durch diese klare Rollenverteilung „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ zukönnen Mythen, Ideologien und Ausschreiben oder auch von außen überschließungsmechanismen (etwa das stülpen lassen und diese Zuschreibundargestellte männlich-militärische Begen mit Leben versehen, werden wir schützertum), die als Begründung die friedfertige und daher schutzbedürftige Probleme haben mit Menschen, die sich diesen Zuschreibungen, aus welFrau anführen, tradiert und zum Nachchen Gründen auch immer, verweiteil der Frauen angewendet werden. gern. ❚ Biologistische Begründungen für die juli august 2003an.schläge 23
an.sage
Ferienzeit! Segen oder Grauen? Anlässlich der von Bildungsministerin Gehrer wieder aufgeworfenen Frage nach Verkürzung der Ferienzeiten melden sich Maria Meislinger, Lehrerin an einer berufsbildenden höheren Schule und Eva van Rahden, berufstätige Mutter mit Betreuungspflichten, zu Wort.
Standpunkte und Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
Eva van Rahden
Maria Meislinger
Der Beginn der Sommerferien steht wieder kurz bevor. Neun Wochen Ferien stehen einem sehr viel kürzen Urlaubsanspruch aller ArbeitnehmerInnen gegenüber. Aber nicht nur das, denn eigentlich beginnen die Ferien fast eine Woche vorher: in der letzten Schulwoche endet der Unterricht an einigen Tagen bereits um 11 Uhr, am letzten Tag bereits um 9 Uhr! In der ersten Schulwoche sieht das Bild ähnlich aus. Schon hier beginnen für alle berufstätigen Frauen die Schwierigkeiten. Viele Frauen helfen sich da mit Zeitausgleich, aber auch dieser wird lieber mal eine Woche genehmigt als mehrere Wochen hintereinander. Aus Erfahrung weiß ich, dass eine längere Abwesenheit vom Arbeitsplatz, selbst wenn vorher abgesprochen, dem Arbeitsklima nicht unbedingt zuträglich ist. Also begibt frau sich auf die Suche nach Möglichkeiten, ihre Kinder gut im Sommer versorgt zu wissen. Kinderferienwochen erleben einem Boom, nur nach dem Preis sollte frau nicht fragen! Da heißt es kreativ sein. Aus langjähriger Erfahrung mit den Betreuungspflichten für drei Kinder kann ich nur sagen, es erweist sich immer wieder als äußerst mühsam. Omas, Opas schmeißen spätestens nach einer Woche die Nerven, länger können sie kaum eingesetzt werden. Von den eigenen will ich gar nicht reden. Es wäre Zeit für Urlaub vom Urlaub. Doch die Ferien dauern und dauern… den Kindern wird fad! Kreativ immer wieder Abwechslungen überlegen, die nach Möglichkeit nichts kosten. Urlaub ist teuer, außer ein paar Privilegierten kann sich wohl niemand 9 Wochen Urlaub leisten. Die Alternative: Erholung ist auch in den eigenen vier Wänden möglich, aber nicht 9 Wochen hintereinander. Ausserdem unterbrechen die Ferien die gewohnten Sozialkontakte der Kinder, kleine Kinder können sich noch nicht alleine verabreden, so sehen sie oft ihre FreundInnen 9 Wochen nicht, und sobald frau mehr als ein Kind hat, fällt es nicht so leicht alle Terminkoordinationen rechtzeitig und zueinanderpassend hinzubekommen. Wenn Kind A bei Soundso ist dann passt die Abholung von Kind B von Soundso dazu, aber Kind C ist bei Soundso ganz wo anders… so vergeht schnell die Zeit, und eben diese ist Mangelware – also weniger Sozialkontakte. Noch in allen Ferien waren die Kinder in den letzten beiden Wochen unzufrieden, hatten Sehnsucht nach ihren FreundInnen. Natürlich können Kinder in den Ferien durch ihren Hort betreut werden. Nur: solange die Betreuung von Schulkindern am Nachmittag die Ausnahme, und das Personal, durch schlechte Bezahlung und mangelnde Anerkennung demotiviert ist, kann nicht von einer wirklichen qualitativen Betreuung gesprochen werden. Ach, wär’ doch schon Mitte September… ❚
Wieder einmal wird über die Verkürzung der Schulferien im Sommer diskutiert. Ich bin mit vielen meiner KollegInnen einer Meinung, dass an den zwei Monaten Sommerferien nichts geändert werden sollte. Die SchülerInnen brauchen diese Pause! Bereits spätestens Mitte Juni macht sich allgemeine Erschöpfung breit, den SchülerInnen fehlt die Energie, dem Unterricht zu folgen. Während die Temperaturen draußen steigen, wird der Unterricht in den Klassen gegen Ende des Jahres sehr oft mit weniger anstrengenden Inhalten gefüllt, wie zum Beispiel fremdsprachigen Filmen oder Spielen. Es ist auch für die LehrerInnen nicht leicht, ausgepowerten Kindern noch etwas beizubringen. Der Unterricht wurde in den letzten Jahren insgesamt anstrengender. Die Anzahl der Stunden, etwa Französisch in berufsbildenden höheren Schulen, wurde teilweise gekürzt, was für die Lernenden bedeutet, dass sie in noch kürzerer Zeit die neue Sprache erarbeiten müssen. Das ist anstrengend und verlangt nach genügend Ruhepausen hinterher bzw. zwischendurch. Viele Schulen verwenden die schulautonomen Tage mittlerweile dazu, so etwas wie Herbstferien einzuschieben: Die Feiertage um Allerheiligen und Allerseelen werden auf eine ganze freie Woche ausgeweitet. Besonders berufsbildende höhere Schulen (BHS) würde eine Verkürzung der Sommerferien vor große Probleme stellen. Die Schülerinnen und Schüler haben meist vierwöchige Pflichtpraktika im Laufe der acht Wochen Ferien zu absolvieren, das heißt ein Betrieb kann im Normalfall zwei SchülerInnen hintereinander unterbringen. Wird die Ferienzeit verkürzt, fallen plötzlich viele Praktikumsplätze weg. Oder aber die fehlende Zeit wird von der Unterrichtszeit abgezweigt, was wohl auf wenig Gegenliebe stoßen würde. Für Allgemeinbildende höhere Schulen (AHS) stellt sich dieses Problem nicht so sehr, doch auch hier vermute ich, dass die SchülerInnen bei kürzeren Sommerferien ihre Ferialjobs eher zugunsten mehr Freizeit opfern würden. Das führt zur grundsätzlichen Diskussion, wie sich das österreichische Bildungssystem in Zukunft darstellen wird, in welchem Verhältnis theoretischer Frontalunterricht zu praktischem Erfahrungsunterricht stehen soll. Die Wirtschaft verlangt immer mehr nach Arbeitskräften, die Erfahrungen im Arbeitsalltag aufweisen können – Fähigkeiten, die sie in der Schule niemals erlernen können. Die Entscheidung für oder gegen kürzere „Sommerferien“ ist deshalb nicht zuletzt auch eine für oder gegen Raum und Zeit für praktische Erfahrungswerte außerhalb der Institution Schule. ❚
24 an.schlägejuli august 2003
an.schläge abo
, bitte!
o Schnupperabo (3 Hefte/9 e) o Jahresabo (10 Hefte/32 e ) o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e ) o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e ) o Auslandsabo (10 Hefte/44 e) Absenderin
Geschenk-Abo an
Datum, Unterschrift
Abo-Angebote gelten, wenn nicht anders angegeben, nur in Österreich. Keine Sorge: Ein an.schläge-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du kannst es jederzeit verlängern.
T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,www.anschlaege.at
Ein
An die Redaktion
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN
Hetzgasse 42/1 1030 Wien
suche
a k t i v i t ä te n
Frauenfilme auf DVD gesucht: Bound (UK-Fassung), Desert Hearts, When night is falling, Novembermoon, Fried Green Tomatoes, Aimee & Jaguar, First Wives Club/ Club der Teufelinnen etc. T. 01/522 83 45 od. 0676/64 36 205
Lesbisch? Neue Coming Out Gruppe für Frauen von circa 20 bis 30 Jahren in der Lesbenberatung der Rosa Lila Villa. Ab Ende März 8 Abende lang, jeweils Dienstags ab 18:30 Uhr. Vorgespräche ab sofort, immer mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr. Für die Coming Out Gruppe von Frauen ab circa 30 Jahren gibt es ebenso Vorgespräche ab sofort, immer mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr. Infos über die Mädchengruppe (1418 Jahre) sind telefonisch zu erfragen. Die Lesbenberatung erreichst du Mo, Mi und Fr 17-20 Uhr Linke Wienzeile 102, Erdgeschoß, 1060 Wien. T. 01/586 81 50, e-mail: lesbenberatung@aon.at
Kräuterkundige Frauen gesucht zwecks Erfahrungsaustausch und Gegenseitigem Lernen. Silvia Hannak, T. 0699/110 62 445 an.schläge suchen – möglichst gratis gegen Selbstabholung – hohes Bücherregal T. 01/920 16 76 Schöne, helle, gemütliche und ruhige Wohnung gesucht, rund um den Türkenschanzpark (bzw. BOKU, 18./19. Bezirk), ca. 95 m2 bzw. 3 Zimmer. Claudia Schwab, e-mail: cl.schwab@gmx.at
Autonome
Suche Lesben um 50 im Tiroler Unterland für gelegentlichen Gedankenaustausch und ev. gemeinsame Unternehmungen. T. 06641203135 Christofle-Besteck „Amerika“, versilbert, gesucht. Geschirr aller Art aus der Serie „Astoria weiß“ von Villeroy & Boch gesucht. T. 01/522 83 45 od. 0676/64 36 205
ö s t e r r.
Frauennotrufe Beratung für Frauen & Mädchen mit sexuellen Gewalterfahrungen
Wien
01/523 22 22
Graz
0316/31 80 77
Innsbruck
0512/57 44 16
Linz
0732/60 22 00
Salzburg
0662/88 11 00
FRAUEN H ETZ
an.zeigen
Widerstandsräume. Politiken – Repräsentationen – Kritiken Freitag, 4. Juli, 19.00 Uhr
Ein feministischer Trialog mit Beiträgen aus Architektur, Theatertheorie und Philosophie.
Vortrag: Claudia Dietl (Architektin), Birge Krondorfer (Philosophin), Katharina Pewny (Theatertheoretikerin), alle drei in der feministischen Bewegung aktiv.
Frauenhetz – Feministische Bildung, Beratung und Kultur
Kleinanzeigen gratis für alle Frauen! Chiffre E 3,50
Absenderin
Telefon
Datum, Unterschrift
Hetzgasse 42/1 Untere Weißgerberstr. 41 A -1030 Wien
www.frauenhetz.at Bankverbindung: PSK, BLZ 600 000, Kontonr. 920 22 807
an.rissarbeit kärntner frauenförderungspreis
Lilith Lilith war die erste Frau Adams – wie er geschaffen aus der Erde. Sie wehrte sich dagegen, dass Adam über sie herrschen wollte und schwang sich nach einem Streit in die Lüfte und flog davon. „Wir haben die Lilith als Symbolfigur gewählt, weil sie freiheitsdurstig, widerspenstig, eigenständig und stolz auf ihr Frausein war“, sagt Kärntens Frauenbeauftragte Helga Grafschafter. Der heuer erstmals vergebene Kärntner Frauenförderungspreis stand unter dem Motto „Mein Traumberuf“. 32 Teams aus 17 Schulen aus ganz Kärnten nahmen an einem Wettbewerb teil und beleuchteten Berufe wie Rechtsanwältin, Fotografin oder Lehrerin unter den Aspekten Zukunftsperspektiven, Karriere- und Verdienstmöglichkeiten, Ausbildung, Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf sowie Chancen für Frauen. Siegerinnen der Kategorie „Bestes Projekt“ waren Schülerinnen der Hauptschule Brückl mit dem Traumberuf „Publizistik und Medienberufe“! Die „Lilith“ für die beste Präsentation ging an die vierten Klassen der Hauptschule St. Andrä im Lavanttal. Landesrätin Gabriele Schaunig-Kandut: „Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass die Mädchen nicht nur staubtrocken informiert wurden, sondern sich selbst mit der Berufswahl auseinander setzen konnten. Je mehr Möglichkeiten frau sich offen lässt, desto größer sind die Chancen einen Beruf zu wählen, der Spaß macht und existenzsichernd ist.“ Die „Lilith“ wird in Zukunft jährlich für besondere Leistungen rund um das Thema Frauen verliehen werden. vab studie multiethnisches catering
Portobella Apfelschnitte aus Bosnien, Boulukuchen aus Malaysien, Maislaibchen aus Indonesien, Oliven Brotaufstrich aus dem Iran oder Gefüllte Krautblätter aus Rußland. Diese Köstlichkeiten und noch mehr können beim Catering-Service „Portobella“, das von Migrantinnen betrieben wird, in Graz bestellt werden. Das Projekt des Grazer Vereins Omega – Verein für Opfer von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gibt es seit 1998. „Die Zubereitung von Gerichten und das gemeinsame Essen ist von zentraler Bedeutung für jeden Familienverband. Jede Kultur hat dabei ihre Eigenheiten und würdigt diese auf ihre ganz eigene Art und Weise“, heißt es auf der Homepage. – Integrationsarbeit über das Kochbuch. vab Infos zu Catering, Angebotsliste, Bestellmöglichkeit und Kochbuch gibt es unter T. 0316/773554, oder per e-mail: stefanie@omega-graz.at, http://www.omega-graz.at
vollzeitarbeit
Weniger Frauen Immer weniger Frauen haben einen Vollzeitarbeitsplatz. Das ist das Ergebnis der letzten Volkszählung von 2001, das am 17. 6. 2003 von der Statistik Austria vorgestellt wurde.Während die Zahl der erwerbstätigen Frauen insgesamt um 153.500 Frauen gegenüber dem 1991 gestiegen ist, ging die Zahl der Vollzeit erwerbstätigen Frauen um 54.000 zurück. Die vermehrte Teilzeitarbeit hat auch Auswirkungen auf das Pensionsantrittsalter: Frauen müssen länger arbeiten, um ihre Versicherungsjahre zusammenzukriegen und erhalten weniger Pension. Angesichts dieser Entwicklungen sind die Kürzungen bei Pensionen für viele Frauen existenzbedrohend. vab
Mehr Schmalz
Fo t o : C h r i s t i n e We i s l e i n
„Ich werde Feuerwehrfrau“ oder „Ich werde sicher mal EINE 007“ – absurde Berufswünsche? Keinesfalls, schenkt man der 2002 im Auftrag der Frauenabteilung des Arbeitsmarktservice durchgeführten und Anfang dieses Jahres veröffentlichten Studie „Berufsorientierung und Berufseinstieg von Mädchen in einen geteilten Arbeitsmarkt“ Glauben. Die zunehmende Erwerbsquote von (jungen) Frauen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nach wie vor in hohem Ausmaß, 2001 waren es achtzig Prozent der unselbständig Erwerbstätigen, im tertiären Sektor (Dienstleistungen) tätig sind. Die Autorinnen Nadja Bergmann, Maria Gutknecht-Gmeiner, Regine Wieser und Barbara Willsberberger fragten beispielsweise nach dem Traumberuf der Mädchen während der Kindheit – 31 Prozent nannten nicht-traditionelle Bereiche . Die Wünsche ändern sich jedoch schlagartig, wenn die Mädchen mit konkreten Berufsplänen konfrontiert werden, hier sinkt die „Quote“ auf sieben Prozent. Die Gründe für diese Einschränkung sind beispielsweise häufig tradierte Berufsmythen: männliche Arbeit wird nicht selten mit Muskelkraft assoziiert – übersehen wird leider nur allzu oft, dass jedoch auch „weibliche“ Arbeit Schmalz benötigt. Beispiel: für das Heben von schwergewichtigen PatientInnen gibt es für Kranken„schwestern“ kaum Erleichterungen. Erschwerend ist für Ausbildungsstellensuchende im Bereich der nicht-traditionellen Berufe auch die Einstellung mancher Betriebe respektive Personalverantwortlicher. Die Studienautorinnen entlassen jedoch auch Mädchenberaterinnen und AMS-MitarbeiterInnnen nicht aus ihrer Verantwortung. Diese nannten Hemmschuhe wie beispielsweise mangelnde Zeitressourcen oder nur vereinzelte Sensibilisierung für Mädchen in nicht-tradtitionellen Berufen und „Geteilter Arbeitsmarkt“, was zur Folge hat, dass das Problembewusstsein vom Engagement einzelner Personen abhängt. PÖ juli august 2003an.schläge 27
Fo t o s a u s „ D i e K ra f t i n m i r “ O r t r u n B a u e r u n d M i c h a e l S t ö g e r
arbeithebammen
Voll das Leben! Fast jedeR von uns wurde von ihr auf der Welt begrüßt: einer Hebamme. Trotzdem wissen wir wenig über ihren Berufsalltag. Eva Steinheimer hat genauer nachgefragt.
Drei Uhr morgens. Warum träumt sie bloß schon wieder von Pippi Langstrumpf. Ach so, das Handy spielt die Melodie. Verschlafen greift sie nach dem Telefon. Eine aufgeregte Frau ist dran: „Tut mir leid, dass ich dich wecke, aber ich hatte gerade einen Blasensprung. Dabei hab ich noch gar nicht Termin. Und jetzt weiß ich gar nicht, was ich tun soll.“ Für Andrea Mayerhofer heißt es jetzt erst mal richtig wach werden, um klar denken zu können. Sie ist eine der rund 1.500 Hebammen Österreichs und hat diese Woche Rufbereitschaft. Bis vor kurzem arbeitete sie im nunmehr geschlossenen Geburtshaus Nussdorf. Die Hebammen von dort versuchen nun, das umfangreiche Betreuungsangebot außerhalb des Geburtshauses aufrecht zu erhalten. Die Arbeit einer Hebamme umfasst die Betreuung der Schwangeren, die Geburtsbegleitung sowie die Nachsorge. Hausbesuch. Jetzt ist es kurz nach drei Uhr morgens und eine Geburt kündigt sich an. Nachdem Andrea Mayerhofer gerade erst schlechte Erfahrungen mit Rettungsfahrern gemacht hatte, die sich weigerten, eine Gebärende ins 28 an.schlägejuli august 2003
Wunschkrankenhaus zu bringen, entschließt sie sich zu einem nächtlichen Hausbesuch, um alles weitere planen zu können. Zwei Stunden später ist sie wieder zuhause. Das Baby würde wohl noch etwas auf sich warten lassen. Sie sollte jetzt wirklich versuchen, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen: „Aber je älter ich werde, umso schwerer fällt es mir, schnell wieder einzuschlafen, wenn ich weiß, dass ich jederzeit wieder geweckt werden kann.“ Seit 22 Jahren ist Andrea Hebamme. Als sie knapp über zwanzig Jahre alt war, wurde sie in einer Berufsberatung auf diese Berufsmöglichkeit aufmerksam gemacht: „Denn welche Frau weiß nach der Schule schon, dass es den Beruf der Hebamme überhaupt gibt, wenn sie keine persönlich kennt.“ Nach der Ausbildung arbeitete sie ein paar Jahre als Klinikhebamme. Im Krankenhaus Korneuburg haben die Kolleginnen und sie dann Bekanntschaft mit alternativen Methoden der Geburtshilfe gemacht und diese auch angewendet. Anregungen kamen von verschiedenen Seiten: von auf dem Gebiet sehr engagierten holländischen Hebammen, vom französischen Arzt Frédérick Leboyer, dem „Erfinder“ der Sanften Geburt und
auch der Amerikanerin Ina May Gaskin: „Ihr Buch ‚Spiritual Midwifery’ war sozusagen unsere Bibel.“ In der Ausbildung hatte Andrea damals von diesen Strömungen freilich nichts gelernt. Ausbildung. Heute gibt es in Österreich sieben Hebammenakademien: in Wien, Mistelbach, Linz, Graz, Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Voraussetzungen für eine Bewerbung um die raren Ausbildungsplätze (z.B. 24 Plätze in Wien alle drei Jahre) sind: ein Mindestalter von 18 Jahren, Matura und gesundheitliche Eignung. Die Schülerinnen (in Österreich gibt es noch keine männliche Hebamme) erwartet eine 40-Stundenwoche theoretischer und praktischer Ausbildung. Die Unterrichtenden sind hauptsächlich Hebammen und (Fach)ÄrztInnen. In der Praxis durchlaufen die Schülerinnen die diversen Stationen, auf denen Hebammen eingesetzt werden: vom Kreißsaal und Operationssaal über Ambulanzen und Wochenbettstation bis Kinderzimmer und Frühgeburtenabteilung. Geburt. Fünf Uhr morgens. Schon wieder läutet das Telefon. Diesmal ist der werdende Vater am Apparat: „Meine Frau
hebammenarbeit
hat jetzt schon starke Wehen und will ins Krankenhaus fahren.“ Wieder wach werden, die Beinahe-Eltern beruhigen und zum Handeln motivieren. Selbst fährt sie auch gleich los. In solchen Situationen wünscht sie sich geregelte Arbeitszeiten: zu wissen, wann sie wieder heimkommt. In ihrem Fall kann es auch Tage dauern. Bevor sie noch Zeit hat, sich umzuziehen, kommt die Wehende. Die braucht jetzt erst einmal ihre volle Aufmerksamkeit. Dann plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Irgendetwas stimmt nicht: Andrea stellt fest, dass die kindlichen Herztöne viel zu langsam sind. Das ist der Moment, in dem sie einen Arzt/eine Ärztin rufen muss. Im Geburtszimmer wird es jetzt hektisch. Viele Dinge müssen gleichzeitig erledigt werden; womöglich muss ein Kaiserschnitt gemacht werden. Am besten und partnerschaftlich funktioniert die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen, die sie schon aus dem Geburtshaus kennt. Da gibt es keine Konkurrenz, wie das manchmal der Fall sein kann, wenn ÄrztInnen gewohnt sind, die Hebammen nur als Helferinnen zu behandeln. Aber schon das Mitnehmen einer Wahlhebamme muss die Gebärende selbst bezahlen, denn die Krankenkassen zahlen eine eigene Hebamme nur im Fall einer Hausgeburt. Immerhin würden sie für Frauen, die vor dem fünften Tag nach der Geburt das Krankenhaus verlassen, Hebammennachbetreuung zu Hause bezahlen, aber das wissen viele Frauen nicht und niemand informiert sie. Eine Wahlärztin/ein Wahlarzt muss natürlich auch privat bezahlt werden.
Im Kreißzimmer entspannt sich die Situation wieder. Aber die Konzentration bleibt – noch mehr als vorher. Die Geburt verläuft wieder in normalen Bahnen. Andrea unterstützt die Frau beim Atmen, ermuntert sie immer mal wieder, die Position zu wechseln, kühlt der Wehenden das Gesicht oder ist einfach nur da. Als Spitalshebamme hätte sie jetzt möglicherweise noch eine oder mehrere andere Frauen zu betreuen. Das ist Stress pur, immer ist die Sorge dabei, nicht alle gleich gut beobachten zu können, etwas zu übersehen, von persönlicher Betreuung nicht zu reden: „Wie da mit Menschen umgegangen wird – den Gebärenden und den Hebammen… und wir lassen uns das alles gefallen, und ich glaube einfach, das ist so, weil wir Frauen sind. Die Frauen gehen dann nach Hause und sagen, das muss so sein, das ist so. Aber warum muss das sein? Warum ist das so? Es gibt keinen Grund dafür!“ Nachsorge. 10.14 Uhr. Das Baby ist geboren und alles ist gut gegangen. Für die Mutter ist die Arbeit erst mal vorbei, für Andrea nicht. Immer noch ist Achtsamkeit angesagt: wann kommt die Nachgeburt, ist die Plazenta vollständig, sind Geburtsverletzungen zu versorgen? Ein erstes Stillen. Wie geht’s Mutter und Kind? Dann, während die Eltern ihr Kind bestaunen, der Papierkram. Später Baby baden und anziehen helfen, die Mutter zu Dusche und WC begleiten, den Kreislauf beobachten. Und noch mehr Papierkram. 12.30 Uhr. Während noch alle auf den Kinderarzt warten, erstmals ein
Moment der Entspannung. Eine Tasse Kaffee. Gegessen hat sie heute auch noch nichts, aber sie steckt noch mitten in der Arbeit und hat keine Lust zu essen. Eine Geburt ist eine Situation voller Emotionen, da kann auch Angst dabei sein:„ Es gibt’s immer noch mal wieder, dass ich richtig Angst habe. Das Professionelle dabei ist vielleicht, dass man’s nicht merkt. Es braucht viel Intuition in dem Beruf, du kannst nicht zu professionell werden, sonst geht sie verloren.“ Und:„Jede Geburt geht durch mein System. Das ist anstrengend, aber das macht es für mich auch lebenswert, dass es mich berührt.“ 15 Uhr. Andrea bringt die Eltern mit ihrem Neugeborenen zum Auto und verspricht, morgen zum Hausbesuch zu kommen. Alles, was sie bis dahin wissen müssen, hat sie ihnen schon erklärt. Aber sie ist auch rund um die Uhr am Handy zu erreichen. Sie selbst muss jetzt erst einmal zurück in den Kreißsaal und aufräumen. Je nach Krankenhaus werden die Hebammen sogar gezwungen zu putzen: „Ich habe aber noch nie im Leben einen Arzt gesehen, der irgendetwas putzen musste.“ Aber auch dann hat sie noch nicht Feierabend: zwar ist heute keine Sprechstunde mit den Schwangeren, die sie betreut, dafür noch ein Hausbesuch bei einer Frau, deren Kind eine Woche alt ist. Später Teamsitzung. 23 Uhr. Endlich schlafen gehen. Wieder Pippi Langstrumpf. Die Melodie ist so fröhlich, dass sie eine immer wieder aufs Neue aufmuntert. Noch drei Tage lang hat Andrea Mayerhofer Rufbereitschaft. ❚
Bilder aus dem Dokumentarfilm „Die Kraft in mir“
Literaturhinweise:
Ina May Gaskin: Spiritual Midwifery. Book Pub. Co. 4. 2002. Gabriele Zimmermann: Hebammen in Österreich. Eine historischsoziologische Analyse. Dissertation, Wien 1988 Maria Horner: Aus dem Leben einer Hebamme. Böhlau 1994
Film:
Die Kraft in mir. Ein Dokumentarfilm über Geburt. VHS zu bestellen bei Johanna Sengschmid, T. 01/523 23 18; e-mail: j.sengschmid@gmx.at
Links:
http://www.hebammen.at http://www.nussdorfhebammen.at http://wir.hebammen.at http://www.hebammenzentrum.at
juli august 2003an.schläge 29
kulturan.riss ausstellung
Kunst im Amt Wer demnächst einen Behördengang im Amtshaus im fünften Wiener Bezirk zu erledigen hat, sollte einen Blick in die „5-art-galerie“ im ersten Stock werfen. Unter dem Titel „Weibs-bilde“ stellen dort die Künstlerinnen Anita Kager und Gabriana einige ihrer Arbeiten aus. Der Stil und die Anzahl der ausgestellten Werke beider Malerinnen unterscheiden sich deutlich, was den Reiz der Ausstellung ausmacht. Während Anita Kagers dreiteilige Installation „Die roten Schuhe“ verschiedene Materialien wie Stoff, Kohle, Schuhe und Papier vereint, nutzt Gabriana vor allem Farbe. Ihre Bilder sind leuchtend bunt und erinnern an naive Comicart. Gabriana arbeitet vorwiegend mit Acrylfarben auf Leinen, die sie mit Plastikapplikationen schmückt. So hat zum Beispiel „Die gestresste Frau“ neben ihrem winzigen gezeichneten Körper überdimensionale Augen aus Plastik, die in den Raum ragen. Insgesamt belebt die farbenfrohe Ausstellung die nüchterne Amtsatmosphäre auf originelle Weise. Einzig die dilletantisch angepinnten Preisschilder an den Bildern stören. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 4. September. chw 5-art-galerie, Amtshaus, Schönbrunner Straße 54, 1050 Wien, T. 01/546 34
frauenkunstpreis
Pro Kultur & kontra Gewalt ehrung
Rotzfrech und erfrischend anders Mit Astrid Lindgren starb im Januar 2002 die wohl beliebteste Kinderbuchautorin der Welt. Ihr zu Ehren stiftete die schwedische Regierung den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis für Kinderliteratur, der mit 540.000 Euro ungewöhnlich hoch dotiert ist. Der Preis wurde am 4. Juni in Stockholm zum ersten Mal verliehen. Die österreichische Autorin Christine Nöstlinger ist neben Maurice Sendak aus den USA die erste Preisträgerin. Zurecht, denn – wie die Jury begründete – ist Nöstlinger „eine wahre Nichterzieherin vom Kaliber Astrid Lindgrens“. 1936 in Wien als Tochter eines Uhrmachers geboren, hat Nöstlinger im Laufe der Jahre über hundert Erzählungen, Bilderbuchgeschichten und Romane geschrieben, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Sie gehört ohne Zweifel zu den erfolgreichsten AutorInnen, die Österreich je hervorgebracht hat. 1970 erschien ihr erstes Buch, „Die feuerrote Friederike“, das die gelernte Grafikerin auch selbst illustrierte. Nöstlinger hat stets Herz bewiesen für Ausgegrenzte, während die allzu Braven nicht besonders gut bei ihr wegkommen. Die typischen Nöstlinger-Figuren sind aufmüpfig, wissen was sie wollen und haben ihren eigenen Kopf, den sie, wenn es sein muss, auch stur durchsetzen. „Gretchen Sackmeier“, „Der Hund kommt“ „Dschi-Dsche-i Dschunior“ oder „Geschichten vom Franz“ sind nur einige Klassiker, die Menschen aller Altersgruppen begeistert lasen und immer noch lesen. Weniger bekannt sind ihre Werke für Erwachsene, wie der Gedichtband „Iba de gaunz oaman Leit“, der in Mundart verfasst ist, so wie Nöstlinger viele ihrer ProtagonistInnen sprechen lässt, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. 1984 erhielt sie für ihr Gesamtwerk die HansChristian-Andersen-Medaille, eine der wichtigsten internationalen Auszeichnungen für Kinderliteratur. Die Vergabe des Astrid-Lindgren-Gedächtnispreises an Christine Nöstlinger markiert den bisherigen Höhepunkt ihres umfangreichen Schaffens. chw 30 an.schlägejuli august 2003
Die Malerin und Plastikerin Isabella Ban, Wirtin des Kulturcafes OM in Klagenfurt, ist die Trägerin des 12. Frauenkunstpreises des Vereins „Pro Kultur & kontra Gewalt“. Grundlage für den mit 3.000 Euro dotierten Frauenkunstpreis war die Idee, dass Österreich im internationalen Vergleich zwar eine große Zahl herausragender Kunst schaffender Frauen hat, diese aber bei Preisverleihungen und Förderungen übergangen werden. „Wir warten seit zwölf Jahren, dass die öffentliche Hand unserem Tun folgt“, kritisierte Isabella Trunk, Vorsitzende des Vereins „Pro Kultur & kontra Gewalt“ und der SPÖ-Frauen Kärnten. Mit diesem Preis werde eine Künstlerin gewürdigt, „die durch die politische und gesellschaftliche Situation in Kärnten in ihrem kreativen Schaffen bedroht ist“, so Trunk. Isabella Bans Installationen arbeiten mit der Ästhetik der Leere und schaffen dadurch Spannung. Sie hat zahlreiche internationale Ausstellungen bestritten. Im Kulturcafe OM setzte sich die Künstlerin kritisch mit der ersten schwarz-blauen Bundesregierung auseinander, was zur Kündigung ihres Pachtvertrages führte. Die politische Starre in Kärnten veranlasse nicht alle KünstlerInnen wegzugehen, stellte Jurysprecherin Edith Darnhofer-Demár fest. Erstaunlicherweise bringe gerade Kärnten eine Vielzahl an KünstlerInnen hervor – ein Beispiel dafür, dass „Kreativität auch in einem starren Land möglich ist“. DF
aufruf
interfemme-literaturpreis 2003 Der SPÖ-Bundesfrauenorganisation geht es beim interfemme-literaturwettbewerb um eure Gedanken, Arbeiten und Texte. Unter dem Motto „LustAufTriebe“ können bislang unentdeckte Autorinnen aus Österreich bis 31. August Online-Bücher einreichen, wodurch die Sichtbarmachung von Frauen-Kunst gefördert werden soll.
an.risskultur Die Gewinnerin wird von einer Userinnen-Jury ermittelt und kann sich über ein Preisgeld von 1.500 Euro freuen. Die Preisverleihung findet im November statt. Alle Informationen, die Einreichungsmöglichkeiten und weitere Details umfassen, sind auf der Homepage zu finden. Also, nicht für die Schublade schreiben, sondern für den Preis! chw
heim.spiel
http://www.interfemme.at
Eva Steinheimer
Stiill, stiill, still! Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t
identities
Rekorde und Preise Am Freitag, den 13. Juni, ging das Filmfestival identities 2003 zu Ende. Trotz Hitzewelle gab es dieses Jahr einen Rekord, nicht nur bei den verzehrten Gummibärchen, nämlich 4.800 Mini-Säckchen, sondern auch bei den BesucherInnen. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis der Internationalen Fachjury wurde an den Film „Tunten lügen nicht“ von Rosa von Praunheim vergeben. Der FEMMEDIA-Preis der feministischen Medien – leider ohne Geld – wurde von Verena Fabris (an.schläge), Andrea Salzmann (fiber) und Vanessa Wieser (AUF) an folgende Filme vergeben: Bester Spielfilm: „Tani tatuwen piyabanna (Flying with One Wing)“ von Asoka Handagama (Foto: Hauptdarstellerin Anoma Jandari). „Der Film zeichnet sich aus durch stolzen, politischen Realismus, einen sozialkritischen Blick auf gewaltvolle Geschlechterverhältnisse und daraus resultierenden Gegenstrategien.“ Bester Dokumentarfilm: „The Odds of Recovery“ von Su Friedrich: „Auf nicht psychologisierende Weise stellt sie eine äußerst originelle Verbindung zwischen Operationen, Libido, Gartenarbeit und einer Schildkröte her – einfach genial.“ Bester Kurzfilm: „D.E.B.S.“ von Angela Robinson: „Ein ironischer Kurzfilm, der sich allen Klischeebildern des Action Genres bedient. (…) – frisch, frech, anders.“ Publikumspreise gingen an: „A mi madre le gustan las mujeres“ (My Mother Likes Women) von Daniela Fejerman und Inés Paris, „Ruthie & Connie: Every Room in the House“ von Deborah Dickson und „You 2“ von Pascale Simons. vab
Stille herrscht in unseren vier Wänden nur mehr, wenn Lenni schläft. Dann dafür ABSOLUTE(!) Stille, denn so alltägliche Geräusche wie eine Klospülung können die Ruhe abrupt beenden. Vorbei die Zeit, in der man ihn am besten zum Schlafen brachte, wenn man an einer stark befahrenen Straße – Gürtel, Südosttangente … – spazieren ging. Natürlich fraglich, ob da der Lärm oder der Gestank betäubend wirkte. Momentan findet er nur Essen einschläfernd, wenn er zwischen seinen Entdeckungstouren zum Katzenfressplatz oder Videorekorder Zeit dazu findet. Dann kehrt Stille ein. Die Bedeutung des Wortes „Stillen“ hatte Lenni schon im Geburtszimmer klar gemacht, als er erst zu schluchzen aufhörte, nachdem er endlich „angedockt“ hatte. Jetzt bekommt er schon seine erste Beikost und mir tut’s aus verschiedenen Gründen manchmal leid, dass das Stillen nun eingeschränkt wird. Dabei war ich am Anfang alles andere als begeistert: ohne Stillhütchen ging’s gar nicht – trotzdem hatte ich blutig-wunde Brustwarzen. Die über Generationen problematische familiäre Stillgeschichte schien sich fortzusetzen. Vor allem fand ich es körperlich ziemlich anstrengend – die Energie lief nur so aus meinem Körper. Nacht für Nacht erwachte ich in Muttermilchseen. Und ich dachte manchmal, dass ich es kein einziges Mal mehr schaffen könnte, das Nachthemd aufzumachen und zu stillen. Aber so wie das Leben mit Kind insgesamt wurde auch das Stillen zur Routine. Moralische Unterstützung von anderen, Ruhe und einfach „laufen lassen“ der Dinge halfen ungemein. Endgültig zur Stillanhängerin hat mich aber Lennis Wachsen gemacht. Genauso faszinierend wie Schwangerschaft und Geburt war für mich, dass dieser kleine Mensch nur von dem bisschen Muttermilch ein Viertel Kilo pro Woche zunahm und Zentimeter um Zentimeter wuchs. Außerdem ist Stillen nun mal einfach furchtbar praktisch. Das sehe ich jetzt täglich, wenn Lenni hungrig – und nicht gerade geduldig – darauf wartet, dass seine Karotten endlich lauwarm sind. Dann ist’s aus mit der Stille.
juli august 2003an.schläge 31
lesbengewalt
Fo t o : Co m p a g n i e A r i a d o n e
Sisters in trouble
Feminismus und Gewalt in lesbischen Beziehungen waren die Themen einer internationalen Tagung in Deutschland. Eva Keller zu Theorie und Praxis eines Tabuthemas Männer sind Täter, Frauen sind Opfer – diese Annahme gilt seit den 70er Jahren als Standard, wenn es um die Beschreibung von Gewalt in einer PartnerInnenschaft geht. Doch die Auseinandersetzung mit Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen zeigt, dass diese 32 an.schlägejuli august 2003
herkömmlichen Erklärungsmuster nicht mehr ausreichen. Jede vierte lesbische Partnerinnenschaft ist von Gewalt geprägt. Auch Frauen können also Täterinnen sein – wenngleich dies unter Feministinnen noch immer ein Tabu ist. Und die Gewalt unter Lesben ist keineswegs nur ein lesbisches Problem, eine Angele-
genheit, die nur die Szene betrifft. Gewalt zwischen Frauen ist eine Herausforderung für bestehende (heterosexuelle) Theorien zu häuslicher Gewalt – und für die praktische Arbeit von Frauenhäusern, Zufluchtswohnungen, Beratungsstellen, Notrufen, der Polizei und ähnlichem.
gewaltlesben Analyse. In der feministischen Analyse wird häusliche Gewalt fast ausnahmslos heterozentristisch wahrgenommen. Heterosexuelle häusliche Gewalt basiert demnach auf dem strukturell vorgegebenen Machtverhältnis zuungunsten der Frau. Gegenstrategien der Frau basieren folglich nicht auf individuellen, sondern zwangsläufig auf gesellschaftlichen Lösungsansätzen (Wertewandel etc.). Die gesellschaftliche Verortung von familiärer Gewalt als Ausdruck des Geschlechterverhältnisses kann aber nicht das Phänomen der Gewalt in lesbischen Beziehungen erklären. Gesellschaftliche Ablehnung von Homosexualität muss in die Analyse einbezogen werden, ebenso das Zusammenwirken von Frauen- und Homosexuellenfeindlichkeit. Eine dementsprechende Studie von Claire Renzetti zu Gewalt in lesbischen Paarbeziehungen hatte bislang leider kaum Einfluss auf die feministischen Theorien zu häuslicher Gewalt. Doch wie notwendig es ist, die geschlechtsbezogene Verortung von Täterschaft und Opferschaft aufzugeben, haben mir spätestens die Interviews gezeigt, die ich mit zwanzig lesbischen Frauen, die in ihrer Partnerinnenschaft Gewalt erlebt hatten, geführt habe: Opfer und Täterinnen waren oft nicht klar unterscheidbar. In einem Drittel aller Fälle waren beide Partnerinnen physisch, psychisch oder verbal gewalttätig, also nicht an einer Deeskalation des Konflikts interessiert. Weil die Begriffe Täterin und Opfer hier nicht mehr tragen, spreche ich lieber vom „Akteurinnenmodell“.
unser jüngstes Symposium, das wir vom 29. bis 31. Mai in Frankfurt am Main ausrichteten. Referentinnen und Teilnehmerinnen aus England, Irland, Schottland, Schweden, Österreich, Belgien, Spanien und Deutschland beleuchteten die Gewalt in lesbischen Beziehungen unter relevanten Gesichtspunkten: Dynamiken der Gewalt, Konsequenzen für die Arbeit von psychosozialen Beratungsstellen, die Arbeit der Polizei und die Wirksamkeit gesetzlicher Regelungen zum Schutz von Opfern häuslicher Gewalt. Am stärksten beschäftigte auch die Teilnehmerinnen, warum eine Frau zur Täterin wird: Aus Mangel an sozialer Kontrolle durch die Gesellschaft? Weil Gewalt in der lesbischen Subkultur als Zeichen von Stärke wertgeschätzt wird? Oder weil einzelne Täterinnen zu Machtmissbrauch oder Gewalttätigkeit neigen? Ebenso wurde die Frage gestellt, wie Beraterinnen und Polizei mit Täterinnen umgehen sollten. Erfolgreiche Interventions- und Präventionsarbeit muss meiner Meinung nach in jedem Fall auf allen drei Ebenen – Gesellschaft, Szene, Individuum – ansetzen. Erschwert wird die Arbeit von Beratungsstellen und Polizei freilich durch die Tatsache, dass die meisten Täterinnen sich als Opfer wahrnehmen und folglich auch als solche in die Beratung kommen. Für ihr Gegenüber sind die komplexen Gewaltdynamiken nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
lität. Die Tagung mit Workshops und Vorträgen wurde von der Projektgruppe „AuWeiA“ in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Gesundheit und Soziales organisiert. Die schwedische Regierung, so berichtete Anneli Svensson von der „RFSLs Helpline“, wird ab Sommer 2003 ein Forschungsprojekt fördern, das untersuchen soll, wie die Arbeit in Polizei und Gesundheitssystem verbessert werden kann.
Fehlende Angebote. Voraussetzung für all solche Bemühungen ist, dass Frauenhäuser, -beratungsstellen und -notrufe sich nicht nur als psychosoziale Versorgungseinrichtungen für Frauen begreifen, die Opfer von Männergewalt geworden sind. Auch das Phänomen der Gewalt in lesbischen (oder schwulen) Beziehungen muss Beachtung finden. Tatsächlich sind aber oft folgende (Gegen-)Argumente zu hören: Der Bedarf sei nicht sehr groß, das sei nur ein marginales Problem, eine Spezialisierung wäre nicht leistbar. Eine vom Anti-Gewalt-Projekt erhobene Studie belegt hingegen, dass die Existenz offener Angebote für lesbische Frauen und die Nutzung dieser Einrichtungen korrelieren. Ein weiterer, äußerst wichtiger Aspekt für Präventions- und Interventionsmaßnahmen ist die Vernetzung – wobei einige Spezifika zu berücksichtigen sind, die für Frauenhäuser, Polizei und Beratungsstellen noch nicht selbstverständlich sind. Ein Beispiel soll dies veranschaulichen: In einer schweInternationale Projekte. Wie stark hier der ren Krise kann es geschehen, dass beiBedarf an Aufklärung und Fortbildung noch ist, zeigt auch ein Beispiel aus Lon- de Partnerinnen unabhängig voneinandon: Vicky Kielinger und Susan Paterson der eine Schutzunterkunft aufsuchen von der Metropolitan Police berichteten wollen. Beide sehen sich als Opfer der Gewaltdynamiken. Die erwähnten InterGewalt. Keinesfalls dürfen beide an die im Rahmen des Symposiums von einer views sind Teil meiner Promotion und fließen ein in die Arbeit des EU-Projekts Studie zu häuslicher Gewalt, in der lesbi- selbe Unterkunft vermittelt werden – nur weil die eine sich vielleicht an die „Gewalt gegen Lesben“, das von der Les- sche Gewaltopfer und Täterinnen nicht ben Informations- und Beratungsstelle gesondert erfasst wurden, weil die Poli- Lesbenberatung, die andere an den zei mit diesem Phänomen nicht vertraut Notruf oder beide an unterschiedliche („Libs e.V.“) und „Broken Rainbow war. Als Konsequenz aus der Studie wur- Mitarbeiterinnen der selben EinrichDeutschland“ getragen wird. Seit dem tung gewandt haben. Vernetzung bede der Fragenkatalog erweitert und die Start des Anti-Gewalt-Projektes 1999 deutet hier also nicht nur ArbeitsteiPolizisten erhalten nun Trainings, um bemühen sich die Projektpartnerinnen zielführende Fragen zu stellen und Hilfe lung, sondern auch intensive Kommuin Frankfurt, Berlin, Wien, Brüssel und nikation. leisten zu können. London um die Enttabuisierung der Trainingskurse für heterosexuelle, Ein ähnliches Projekt läuft in MagThemen Hasskriminalität und häusliche Gewalt in Lesbischen Beziehungen. deburg: Dort schult die „Lesbenberatung männliche Täter sind für lesbische TäteZiel ist es, Öffentlichkeit, Beratungsstel- Berlin“ (Kooperationspartnerin im Anti- rinnen alles andere als geeignet. Es müssen neue Konzepte entwickelt werlen, Polizei und Lesbenszene zu sensibi- Gewalt-Projekt) demnächst Polizei und den, und das wird im Rahmen des AntiBeratungsstellen zu Gewalt in lesbilisieren sowie national und internatioGewalt-Projektes geschehen. ❚ schen Beziehungen und Hasskriminanal zu vernetzen – zum Beispiel durch
Kontakt: Anti-Gewalt-Projekt Constance Ohms T. 0049/69/2199-9731, e-mail: daphne@lesben-gegen-gewalt.de, http://www.lesben-gegen-gewalt.de
juli august 2003an.schläge 33
Fo t o : S c r e e n w i s e
filmscreenwise
„being critical means being cool“ Standorte und Szenarien der zeitgenössischen feministischen Film- und TV-Wissenschaft waren im Mai Thema der internationalen Konferenz „Screenwise“. Ein Nachbericht über eine Veranstaltung, die zu emotionsgeladenen Diskussionen führte von Vida Bakondy, Ines Garnitschnig und Renée Winter
Arbeitskreis feministischer Filmund Medienwissenschafterinnen: Kontakt: Claudia Preschl: Preschl@mdw.ac.at; Programm von Screenwise unter http://www.vfw.or.at/screenwise.html
34 an.schlägejuli august 2003
Dass kritisch zu sein bedeutet, „cool“ zu sein, ist nur eine von vielen Bedeutungen, die wir Screenwise geben wollen. „Being too critical means not being cool“1 ist aber offenbar ein dominanteres Motto in Österreich, was sich
u.a. in einer marginalisierten und zunehmend prekären Position von feministischen Film-, TV- und Medienwissenschaften ausdrückt. Vor diesem Hintergrund – mit dementsprechend mangelhafter Finanzierung – organisierten und konzipierten
Monika Bernold, Andrea B. Braidt, Claudia Preschl und Brigitte Mayr in Zusammenarbeit mit dem Verband feministischer Wissenschafterinnen, Synema und IKM die internationale Konferenz Screenwise vom 15. bis 18. Mai 2003 in Wien.
screenwisefilm
Themen. Nach einer einleitenden Diskussion zu „Screenpolitics: die Macht des Politischen im medialen Feld“ wurde anhand der folgenden Themenblöcke sowohl Raum für eine Bestandsaufnahme/Sichtbarmachung feministischer Film- und TV-Theorien als auch für eine weitergehende Reflexion derselben geschaffen: Visuelle Praxen im Kontext von Feminismus, Sex, Gender, Politik; Feministische Positionen zum frühen Kino; der Wunsch nach einem Gegenkino, Discursive and imaginary spaces: TV’s elsewheres and nowheres und Gender und Genre in den Film- und TVWissenschaften. Strukturiert in Vorträge, Panels und Workshops wurde dieser Raum von institutionalisierten und nicht institutionalisierten Teilnehmerinnen genutzt. Die Abwesenheit institutionalisierter österreichischer feministischer Film- und TV-Wissenschafterinnen ist dabei als Ausdruck deren marginalisierter Position in Österreich zu lesen. Begleitet wurde die Konferenz von einer von Mikki Muhr zusammengestellten Videolounge sowie der von Katja Wiederspahn konzipierten Filmreihe „Bilderlust“ im Filmmuseum.
produzieren, die Stereotypisierungen von gesellschaftlich sanktionierten Sexpraktiken und/oder Beziehungen entgegenwirken, als auch die Lesart nahelegen, dass Machtstrukturen, die Geschlechterbeziehungen durchziehen, hier lediglich auf andere Unterdrückungssysteme – wie jene der Rassisierung und Klassisierung – verschoben werden.3
neue Sichtweisen auf Bilder, Zeit und Geschichte im/des Film(s) eröffnen.
Gegenwärtiges. Ein Beispiel aktueller Zugänge in der Medienwissenschaft ist Jyoti Mistrys Beitrag, der sich mit der (feministischen) Rezeption von südafrikanischen Mainstream-Soap-Operas beschäftigte, und die darin zum Ausdruck kommenden staatlichen Regulationsversuche von Körper und Sexualität schwarzer Frauen analysierte. Historisches. Laura Mulvey, deren Text Die Einbeziehung weiterer, über „Visual Pleasure and Narrative Cinema“ (1975) als ein Auslöser für die Ent- Geschlecht hinausgehender Differenzen, bzw. ihrer Überschneidungen, war wicklung feministischer Filmtheorie gilt, befasste sich in ihrem Vortrag mit zwar ein Anliegen (hier ist die Videolounge hervorzuheben, für deren Geden Zusammenhängen von gesellnuss aufgrund des dichten Programms schaftlicher Lage, der Frauenbewegung in den 70er Jahren und feministi- leider zu wenig Zeit eingeräumt wurde), wurde aber von wenigen Vortragenden scher Filmtheorie und -praxis. Dies in den Analysen vollzogen. äußerte sich in einer Wechselwirkung der Erarbeitung von Theorie und Praxis, einer Kritik an herrschenden Reprä- Zukünftiges. In der Abschlussdiskussion sentationsregimen wie dem Wunsch, wurde die Frage nach möglichen Grünandere/eigene Repräsentationen zu den für das Fehlen derartiger Beiträge schaffen. Daraus erwuchs auch das Be- aus dem deutschsprachigen Raum dürfnis nach einem Gegenkino, das, aufgeworfen. Neben den existierenden wie Heide Schlüpmann ausführte, u.a. Ausschlussmechanismen akademieinen Bruch mit der patriarchal-bürscher Institutionen, wurde auch die gerlichen Gesellschaft und Ästhetik, politische Situation als Ursache für eine Überschreitung normativer Gedas Fehlen von Beiträgen zur Verhandschlechterrollen sowie eine nicht lung von Differenzen in der österreichischen Medienlandschaft beKontroversielles. Gleich am ersten Abend männlich codierte Blickorganisation leisten sollte. Während der zunehmen- nannt. Die Frage nach dem Verhältnis sorgte der von Eva Heldmann mit Anden Institutionalisierung in den 80ern von Film-, TV- und Medienwissenschafnette Brauerhoch hergestellte Film wurden solche Tendenzen im frühen ten zueinander, nach der interdiszi„fremd gehen. Gespräche mit meiner Kino wiederentdeckt. Die Institutiona- plinären Anwendbarkeit von TheorieFreundin“ für kontroversielle Diskuswerkzeugen, wie z.B. dem der widersionen. Der Film, der Lust und heteros- lisierung vom feministischen Film-, exuelles Begehren einer Frau an einem TV-, und Medienwissenschaften, hatte, ständigen Rezeption, wurde leider nur stark männlich codierten Ort, einer US- wie Mulvey für den britischen Kontext kurz, unter den Begriffen „Mainstream aufzeigte, auch problematische Begleit- – Gegenöffentlichkeit“, angeschnitten. Militär-Kaserne im Frankfurt der 90er erscheinungen und Gründe: Diese Zuguterletzt sorgten die VeranstalteJahre thematisiert, hinterließ bei uns ambivalente Eindrücke. Die darin statt- kennzeichneten ein reaktionärer Back- rinnen mit dem Fest „Screenwise goes findende Herstellung einer weiblichen lash und neoliberale Umstrukturierun- Homoriental“ für lustvolle Unterhaltung. Machtposition funktioniert unseres Er- gen im Zusammenhang mit der Wahl Uns bleibt der Wunsch, dass diese achtens auch durch die Blick- und Defi- von Thatcher zur Premierministerin. Die von Mulvey auch als „Krise der Konferenz den Auftakt zu weiteren Vernitionsmacht der weißen2 Protagoni80er“ bezeichnete Phase markierte das anstaltungen darstellt, die einerseits, stin. Dies drückte sich in einem „SpreEnde vieler utopischer Bestrebungen, wie diese, den Raum zur Fortführung chen-Über“ die visuell produzierten sowie das Aufkommen neuer Medien- der Debatten und die notwendige ÖfFragmentierungen der schwarzen technologien, die ihrerseits den verfentlichkeit für die vielfältigen Arbeiten männlichen Körper aus. In der anaus den feministischen Film-, TV- und schließenden Diskussion wurde jegliche meintlich unüberbrückbaren Gegensatz zwischen den 70ern und den Medienwissenschaften herstellen, anBedeutung der (Un-)Markiertheit von 90ern in einem kreativen Paradox auf- dererseits aber ausreichend finanziert (nicht) rassisierten Körpern verneint. lösen: Die neuen Technologien können werden. ❚ Der Film kann sowohl Bedeutungen
Eine Publikation der Konferenzbeiträge ist in Planung, weiters stehen einige der Beiträge auf http://audiothek.philo.at als Tondateien zum Download zur Verfügung.
Eine kürzere Version des Tagungsberichtes erscheint in Info 2003, Gender Studies und Cultural Studies, hg. v. Projektzentrum Frauenförderung der Universität Wien.
Fußnoten
1 Susanne Lummerding hat dies in ihrem Beitrag „Wasteland TV?“ als eine privilegierte Bedeutung einer Folge der ORF Talkshow „karls.platz“ hervorgehoben. 2 Um auf diese Rassisierung oder deren Ausbleiben zu verweisen und so die Konstruiertheit der Zuschreibungen abzubilden, schreiben wir die Begriffe „schwarz“ und „weiß“ jeweils kursiv. Wir sind uns der Gefahr bewusst, durch ein Thematisieren von Rassisiertheiten im Film erneute Markierungen rassisierter Personen und deren Viktimisierung zu produzieren. 3 Eine ausführlichere Besprechung des Films erscheint in fiber. werkstoff für feminismus und popkultur Nr. 3.
juli august 2003an.schläge 35
kulturnuschin vossoughi
Multikulturelle Einzelkämpferin Nuschin Vossoughi hat das lang begehrte, wunderschöne Sommertheater am Spittelberg bekommen. Von Kerstin Kellermann, Fotos von Magdalena Blaszczuk
Theater am Spittelberg – Sommerbühne: 15. Mai bis 15. September 2003, täglich außer Montag. Von 19 bis 22 Uhr ist die kleine Bar geöffnet. Spittelberggasse 10, 1070 Wien htt:// www.theateramspittelberg.at; T. 01/526 13 85
36 an.schlägejuli august 2003
Plötzlich stand es im Augustin: Tina Dermitzakis lud in einem fröhlichen, begeisterten Artikel dazu ein, das neue Sommertheater am Spittelberg zu besuchen. Drei Sängerinnen verschiedener Herkunft – Jirka Ninic, Milagros und Lukia – eröffneten mit großartigen musikalischen Selbstporträts die Saison. Eine der großen „alten“ Damen der Theaterszene in Wien hatte es im Endeffekt doch noch geschafft: Sieben Jahre des Wartens und Träumens – schon seit dem Interview über geschlechtsspezifisches Kindertheater war an.schläge-Leserinnen bekannt, dass Nuschin Vossoughis Antrag eine offene Bühne für Begegnungen der Kulturen in der ehemaligen Jura-Soyfer-Bühne zu machen bei den zuständigen Behörden auf Eis lag – zahlten sich aus: Die Kulturkommission des siebten Wiener Gemeindebezirkes entschied sich, Nuschins Konzept den Vorzug zu geben. Rund 150 Personen fasst das Sommertheater, das im Zuge einer SpittelbergRevitalisierung in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand. Zuletzt wurde es von der „Theatermanufaktur“ bespielt.
„Ich glaube an den Platz, der sehr flexibel ist. Vom skurillen Ambiente her ist alles möglich, es ist genau das, was ich wollte. Am Anfang konnte ich mich vor Angeboten von KünstlerInnen nicht retten – es sind jetzt um die hundert Abende, an denen die unterschiedlichsten KünstlerInnen auftreten werden. Aber das Publikum muss das Theater erst entdecken. Ich finde es schön, wenn ein Theater mehrere Szenen hat. Das Programm ist eine Mischung von allem, was es in Wien gibt“, erzählt Nuschin, die sich als eine Art Schnittstelle von multikultureller, A Capella- und Wiener-Lied-Szene versteht. Ihr Konzept hatte eigentlich eine Schwerpunktsetzung enthalten, aber auf einer Sommerbühne könne man gewisse Themen nur im Rahmen von Festivals umsetzen, denkt sie jetzt. Nun probiert die frischgebackene Theaterdirektorin („Das ist nur ein Stadl!“) mal aus, wie weit das Publikum interessiert ist und die Angebote wahrnimmt – wie z.B. das sonntägliche Kindertheater ab elf Uhr. Wird es angenommen werden? Momentan läuft der Betrieb gut. Konzerte schaffen eben positive Atmosphäre und sind nicht so aufwendig in der Produktion wie Theaterstücke. Außerdem ist das
Konzept der „Multikulturalität“, das heute von vielen KünstlerInnen kritisiert wird, leichter zu präsentieren, wenn die MusikerInnen offensichtlich aus verschiedenen Ländern kommen und die Musiktraditionen „ihrer Heimat“ einbringen und/oder konterkarieren. Theater sollte aber mehr bringen als eine bloße Mischung verschiedener Richtungen. Falls Nuschin nächstes Jahr wieder den Spittelberg bespielen darf (was jetzt noch nicht klar ist) und das Budget etwas größer ist, wird es vielleicht möglich sein, zwei, drei Produktionen in einem oder zwei Schwerpunkten auf die Bühne zu bringen? Langer Weg. „Ich bin in Österreich aufgewachsen. Meine zwei Brüder wechselten von Persien nach Österreich, weil das Medizinstudium hier so einen guten Ruf hat. Meine Mutter und ich folgten. Wir sind keine Flüchtlinge des Schah-Regimes. Ich habe mich als kleines Kind mit vielen Schwierigkeiten herumgeschlagen. Damals gab es noch wenige AusländerInnen in Österreich. Es ist nicht gut, ein Kind aus einer Kultur heraus zu reißen. Manchmal stand ich vor der Schule und traute mich nicht hinein – es
nuschin vossoughikultur lesben.nest
war im Winter, ich war schon blau angelaufen. Sie nannten mich den „schwarzen Teufel“ – das war aber lieb gemeint. Die Sprache habe ich aber schnell gelernt, Sprache baut Barrieren ab.“ Nuschin wechselte zwischen der deutschen Schule im Iran und Österreich. „Ich wollte die Matura in Österreich machen, ich heulte tagelang, dann durfte ich.“ Nuschin ist also schon von Kindesbeinen an daran gewöhnt, ihren Weg trotz Widerständen zu gehen. In Wien baute sie, alleine oder mit anderen, viele Projekte auf – wie Multikids, Hallamasch, die Vorstadtbühne Metropol oder das Gasthaus Vorstadt. Sie bringt Ideen, die dann manchmal andere weiterführen. „Ich bin schon froh, dass ich aus einem anderen Kulturkreis komme“, lächelt sie. Aber sie war jetzt dreißig Jahre nicht mehr im Iran. „Auf der Universität versuchte man mich in politische Gruppierungen einzubringen – aber ich konnte nicht mitreden. Vor kurzem war ich in einem persischen Konzert mit 5.000 Persern. Das berührte mich emotional total. Man ist so extrem gespalten. Aber wenn ich in den Iran fahren würde, wäre ich dort eine Touristin. Doch meine Muttersprache ist persisch, das weiß ich schon. Meine Mutter war eine sehr traditionelle Perserin, eine weise Frau – sehr selbstbewusst, aber im Hintergrund. Sie lebte nur in Wien, um bei ihren Kindern zu sein – ohne Faible für Europa. Heute sind plötzlich alle auf vegetarisch oder Homöopathie eingestellt, das hat es bei uns im Orient schon früher aus einem Traditionsbewusstsein heraus gegeben. Die abendländische Philosophie bringt eine Weisheit mit
sich – auch ohne akademische Bildung. Was für mich von Persien bleibt, ist die Weitergabe von Lebenserfahrung über Generationen hinweg, die ich durch meine Mutter vermittelt bekam.“ Nuschin brachte ihrer Mutter Deutsch bei – für zehn Schilling in der Stunde,„damit das ernsthaft gemacht wird“. Keine Schwellen. Nuschin fand für sich immer wieder neue Möglichkeiten, in Österreich ihre verschiedenen kulturellen Wege zu gehen, Räume zu öffnen, während ihre Schwester in den USA unglücklich ist: Die ehemalige Schuldirektorin führte eine Schule mit 7.000 Kindern – die ärmste Schule in Teheran. Sie verbot den Tschador für die Mädchen und setzte gemischte Klassen durch. Als die dritte Verhaftung drohte, verließ sie ihr Land über Nacht, die Schule wurde bombardiert. Nun engagiert sie sich in einem Netzwerk für Frauen im Iran. Viele ihrer Freundinnen sind umgebracht worden. Bei Nuschin Vossoughi hingegen hat sich eher der künstlerische Aspekt durchgesetzt.Wie hängen für sie Migration und Kunst zusammen? Ist es für Migrantinnen wichtig, die Welt nach ihren Vorstellungen zu verändern und diese Ideen auch durchzusetzen? „Diesen Willen, die Welt nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, das habe ich extrem. So offen, so kommunikativ und so zugänglich wie möglich. Ich bin gegen Schwellen, gegen Barrieren im Zugang zu Kultur.“ Und dafür arbeitet Nuschin diesen Sommer jeden Abend am Spittelberg, damit das Theater langsam wächst. Die Theaterdirektorin wird sicher viel Besuch bekommen. ❚
Ursula Raberger
Heja Sverige! Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
Sie ist blond, einen Meter achtzig groß und hat beim Lachen kleine Grübchen. Eigentlich gar nicht so sehr Coris Typ. Aber diese Frau hat einen – Göttin sei Dank – nicht aus der Welt zu schaffenden Akzent. Einen schwedischen um genau zu sein. Cori fühlt sich ihr verbunden, denn auch ihr tirolerischer Slang löst oft Verwirrung aus – vor allem bei Vanessa („Wat is’? Ik versteh nur Bahnhof!“). Pernilla kommt aus Norrland und seit kurzem sitzt Cori in einem Schwedisch-Kurs, den noch dazu – natürlich ganz zufällig – diese besagte Frau leitet. Cori ist natürlich eine aufmerksame Schülerin – doch sie interessiert sich weniger für die Grammatik, sondern eher für die Tatsache, dass jedes Mal, wenn sie Pernilla zum Lachen bringt, ihre Grübchen zum Vorschein kommen. „I pokchs nimma mehrrr! Und nexschte Woch is noch des Schwedisch-Pikchnikch, odarrr?!“, keuchte Cori am Rande des Nervenzusammenbruchs. Kim, die glaubt, sie spreche fließend Schwedisch, bereitete Klein-Cori mit ein paar – wie sie meinte – unbedingt notwendigen Vokabeln vor. Das Picknick fand in einem schönen Park statt. Cori war wieder mal zu früh da – Pernilla auch. Diese musste nämlich alles vorbereiten und stupste Cori mit dem Finger auf die sonnengerötete Nase: „Du har njutit av solen … din näsa är röd!“ Pernilla lächelte. Cori hatte kein Wort verstanden und erwiderte: „Heja Sverige, heja heja!“ Ein Hoch auf Schweden – der Tipp kam von Kim. Jetzt oder nie. Das gelernte Vokabular musste angewendet werden: „Du äääär mycchket snyggch!“ Tyrol meets Sweden – und wenn Cori gewusst hätte, dass sie Pernilla gerade unverblümt ins Gesicht sagte, dass sie sehr schön sei, hätte sie wohl Kim in Gedanken verflucht. Doch Pernilla wurde blitzartig rot im Gesicht (wie Coris Nase) und stotterte etwas von: „Tack så mycket … du är också … snygg.“ Kim bekam am Abend eine Flasche Martini von Cori und war mehr denn je davon überzeugt, sie wäre ein Schwedisch-Ass: „Ich hab da ja g’sagt, dass so ein patriotischer Heja Sverige-Ausruf zieht!“ Cori lächelte. Wenn Kim wüsste…
juli august 2003an.schläge 37
an.klang
Von Chanson bis Avantgarde-Elektronik Zum Abkühlen für die heißen Sommertage empfiehlt Sonja Eismann charmant-spröde französisch-japanische Chansons und zwischendurch Neues vom Chicks on Speed Label.
Monade: „Socialisme Ou Barbarie“ Tujiko Noriko: „From Tokyo To Naiagara“ Angie Reed: „Presents The Best Of Barbara Brockhaus“ Kevin Blechdom: „Bitches Without Britches“
38 an.schlägejuli august 2003
Nachdem letztes Jahr mit Mary Hansen eines der beiden weiblichen Stereolab-Mitglieder auf tragische Weise an den Folgen eines Fahrradunfalles gestorben war, gibt es nun ein neues Lebenszeichen aus dem Zentrum der gefeierten britisch-französischen Band. Laetitia Sadier, die mit ihren spröden bis entrückten Vocals das Markenzeichen des Stereolab-Sounds schuf, hat unter dem Projektnamen Monade ihr erstes Soloalbum veröffentlicht, das den in Zeiten von omnipräsentem Neoliberalismus erfrischend utopischen Titel Socialisme Ou Barbarie (Duophonic) trägt. Die 12 Songs, die Laetitia zwischen 1996 und 2002 in ihrem „Bedroom“ alleine eingespielt und aufgenommen hat, schweben klanglich und atmosphärisch weiterhin durchs Stereolab-Universum, wobei aber eine deutlich zurückgenommene, reduzierte Stimmung herrscht. Statt dem charakteristischen Easy-Bossa-Jazz mit vertrackten Rhythmen gibt es hier viel mehr ruhige Gitarre, begleitet von zartem elektronischem Geplinker und süßen Flächen, die von Laetitias unvergleichlicher Stimme zu kühl-modernen, zeitlos schönen Chansons verwoben werden. Wenn man behaupten würde, dass die mittlerweile von Tokio nach Paris übersiedelte Japanerin Tujiko Noriko zerhäckselte Elektro-Pop-Chansons schreibe, läge man damit zwar meilenweit neben dem klassischen ChansonBegriff – und trotzdem kaum daneben.
Denn die einzigartigen Tracks der jungen Musikerin mit der expressiven Stimme funktionieren trotz ihrer gewagten Soundschichtung und -schachtelung als filigran empfindsame Lieder über melancholische bis absurde Lebensmomente. Nach einer Japan-only-Veröffentlichung und zwei Alben auf dem avantgardistischen Wiener Elektroniklabel Mego hat Noriko mittlerweile auf dem vielseitigen jungen Kölner Tomlab-Label eine weitere Heimstätte für ihre einzigartigen Elektronikentwürfe gefunden. Während das Vorgängeralbum mit stark fragmentierten Sequenzen arbeitete, buchstabiert das vom bekannten Soundtüftler Aki Onda produzierte From Tokyo To Naiagara (Tomlab) laut und deutlich Pop, ohne dabei die für Tujiko so charakteristische, überaus charmante Weirdness zu verlieren. Bei den beiden aktuellen Veröffentlichungen des Chicks on Speed Labels geht es dagegen weder sphärisch noch besonders subtil zu: sowohl Angie Reed alias Barbara Brockhaus wie auch Kevin Blechdom lassen es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ordentlich krachen und nehmen sich in ihren expliziten Lyrics kein Blatt vor den Mund. Die Italo-Amerikanerin Angie Reed kam vor fast zehn Jahren aus Italien nach Berlin, blieb dort kleben und machte sich in der Musikszene – unter anderem durch Kollaborationen mit Stereo Total – einen Namen, bevor sie mit ihrer BarbaraBrockhaus-Sekretärinnen-Show durch die Lande tingelte. Auf der Platte Angie
Reed Presents The Best Of Barbara Brockhaus (CoS) finden die prägnantesten Elemte dieser grotesken Performance, die das hyperweibliche Klischee „Sekretärin“ auseinanderzerrt und komplett verdreht wieder zusammenwurstelt, Eingang in dreckig dahingerotzte Stücke über miese Chefs, öden Büroalltag oder Tagträume von süßen Typen. Rohe Drum-Machine-Beats und toughe Raps à la Peaches sind genauso mit an Bord dieses crazy Sekretärinnen-Luxusliners wie vergniedelte Country-Balladen und schrubbiger Garagenrock. Kevin Blechdom, die eine Hälfte des leider zu Grabe getragenen female Duos „Blectum from Blechdom“ hat in Oakland elektronische Komposition studiert und war Teil der boomenden Laptop/Glitch-Techno-Szene. Als Statement verzierten sie und ihre damalige Mitstreiterin Blevin Blectum jedes Cover ihrer ersten Platte mit „handgemachten“ Poabdrücken, und auch auf ihrem ersten Soloalbum Bitches Without Britches (CoS) geizt Kevin, die ihre eigene Musiksoftware programmiert, nicht mit verrückten, tabulosen Humoreinlagen, die ganz nebenbei mit ihrer leicht schrägen, überemphatischen Stimme auch noch verschmitzt-überspitzt feministische Statements auf den Punkt bringen. Musikalisch bewegt sie sich dabei zwischen ultraemotionalen Musicaleinlagen, stampfigen Techno-Beats, verrücktem Soundgeklingel, Rap-Parts und countryesken Banjo-Einlagen. ❚
lese.zeichen
Schwarz auf Weiß Eine von der österreichischen Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie beschreibt die Diskriminierung von Frauen am österreichischen Arbeitsmarkt. Von Sabine Stadler
In vier Bänden widmen sich die Forscherinnen von „Synthesis“ dem Problem der Ungleichbezahlung und Ungleichbehandlung von Frauen im Erwerbsleben. Die Erwerbsquote der Frauen liegt immer noch weit hinter jener der Männer, wenn auch die allgemeine Erwerbsquote zwischen 1995 und 2000 um 5% zugenommen hat, besonders bei Frauen zwischen 20 und 50 Jahren. Völlig unterschiedlich ist jedoch die Vollzeitund Teilzeitbeschäftigung von Männern und Frauen. „Im Kreis aller Männer im erwerbsfähigen Alter hat der Bestand an Teilzeitbeschäftigung rund 1,4% ausgemacht. Bei den Frauen hat die analoge Teilzeitbeschäftigungsquote im Jahr 2000 rund 7,7% betragen.“ Ein weiteres Merkmal weiblicher Erwerbstätigkeit lässt sich aus den verschiedenen Berufsklassifikationen ableiten. Handwerkliche Berufe sind immer noch Männerdomäne, während Frauen in den Verwaltungs- und Büroberufen am häufigsten anzutreffen sind. Und im Vergleich von Qualifikation und Arbeitszeit ergibt sich erneut eine Ungleichverteilung: „Ein Vergleich der Einkommensunterschiede ergibt bei dieser Betrachtung folgendes Bild: Bei einer Wochenarbeitszeit von weniger als 30 Stunden erzielen die Frauen ein Einkommen, das 30% niedriger als jenes der Männer liegt. Bei einer Wochenarbeitszeit von zumindest 30 Stunden beträgt der Unterschied 31%.“
Die drei Branchen mit den geringsten Verdienstmöglichkeiten für Frauen sind Gaststättenwesen, Handel und sonstige Dienstleistungen. Frauen haben in Großbetrieben häufiger bessere Verdienstmöglichkeiten und auch der Einkommensunterschied ist hier geringer. Die Geschlechter sind in der Wirtschaft völlig ungleich verteilt: Traditionelle Frauenbranchen sind Gesundheit, Unterricht und Beherbergung, Männer dominieren in Bauwesen, Verkehr und Sachgüterproduktion. Der Einkommensvorsprung der Männer betrifft insbesondere die Vollarbeitszeit (bei mindestens 30 Wochenstunden). Gleichzeitig ist auf betrieblicher Ebene Teilzeitarbeit für hoch qualifizierte Frauen selten möglich. In Band drei der Studie stellen die Autorinnen fest, dass sich bei 12% der Vollzeitarbeitsplätze ein Einkommensverlust zu Ungunsten der Frauen ergibt. Es gelingt den Frauen nicht, ihre Beschäftigungsgruppen zu halten, d.h. sie machen eine Dequalifizierung durch. So sprechen die Autorinnen wieder von frauen- und männerdominierten Beschäftigungsgruppen. Geringeres Einkommen mit Pflichtschulabschluss wie auch mit Universitätsabschluss bleibt ein weibliches Schicksal. „Ein Universitätsstudium ist bei 16% der Arbeitsplätze mit unterdurchschnittlicher Einkommensdifferenz notwendig. Im Bereich überdurchschnittlicher Einkommensunter-
schiede erfordern nur 3% der Arbeitsplätze einen akademischen Abschluss.“ Der Band vier des Berichts ist der unvorteilhaften Positionierung von Frauen im Strukturwandel gewidmet, und weist dabei auf wachsende und schrumpfende Beschäftigungsgruppen hin. Der Nationale Aktionsplan für Beschäftigung der EU hat in Österreich sehr unterschiedliche Effekte erzielt: „Während die im Rahmen des Nationalen Aktionsplanes gesetzten Maßnahmen zu einer Verringerung der geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Bereichen Erwerbsbeteiligung, Standardbeschäftigung und Arbeitslosigkeit geführt haben, ist es in Bezug auf die unselbständigen Erwerbseinkommen zu einer weiteren Zunahme des Einkommensunterschiedes gekommen.“ Die leichte Zunahme von Frauenbeschäftigung ist nur dem Mut der UnternehmerInnen und mehr Anpassungsfähigkeit der Frauen zu verdanken. Die bleibende Diskriminierung von Frauen wird mit der Ungleichheit der Beschäftigungsgruppen erklärt. Geschlechtsspezifische Ungleichheit am Arbeitsmarkt hat sich nicht verringert, sondern sektoral verlagert. ❚
Michaela Wagner-Pinter, Agnes Schulmeister: Die Stellung der Frau im österreichischen Erwerbsleben Berichtsband 1-4. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit 2003
juli august 2003an.schläge 39
lese.zeichen Fratscheln und Fensterln
erfolgreiche aber zutiefst unglückliche Fernsehmoderatorin und Juliet, die aussichtslos in ihren Jugendfreund verliebGleich vorweg: vergesst die Nordkette te Landpomeranze freunden sich mitund das Goldene Dachl. Innsbruck hat einander an. Carmen erschießt versewesentlich mehr zu bieten. Beispielsweise eine aufschlussreiche Frauen-Hi- hentlich ihren gewalttätigen Gatten; Juliet, die leidenschaftliche Krimileserin, storie. Die AutorInnen des Stadt- und heckt einen ausgeklügelten Plan zum Reisebuches zeigen, wie Frauen ihren Vertuschen des Mordes aus. Mittendrin Beitrag zum Funktionieren städtischer Strukturen leisteten, so Ursula Stanek in der ahnungslose Jugendfreund und vielversprechende Jungschauspieler „Frauen-Arbeitswelten“ oder Monika Duncan, zwischen zwei Frauen, die ihn Resler in „Künstlerinnenleben in Innsbruck“. Unterschiedlichste weibliche Le- in ihr dunkles Geheimnis mit hineinziebensräume werden gezeichnet: Adelige hen. Das unerwartete Auftauchen der zwielichtigen und schlecht geschminkFrauenzimmer, Prostituierte, Heilerinten Exgeliebten des toten Gatten genen, Nonnen und Fratschlerinnen. Auffährdet Juliets Pläne und sorgt für zugeräumt wird auch mit der romantisätzliche Spannung. Doch am Ende könschen Vorstellung vom Fensterln („Mit nen alle etwas voneinander lernen. der Kuh zum Marktgraben – Frauenleben im dörflichen Innsbruck“). Die aus- Denn „Machen Sie das Beste aus ihrem Typ“ ist nicht nur der Titel der Fernsehsgezeichnete Qualität der Fotos macht how, die Carmen moderiert. Es ist die zusätzlich Lust auf Innsbrucker Luft. Zwei große Pluspunkte des Reiseführers Moral der Geschichte. Ein seichter Krimi abseits des Inhaltes: das handliche For- voller Klischees, trotzdem unterhaltsam und spannend. mat sowie – ein nicht unwesentliches, jedoch bei vielen Reise-GebrauchsClaudia Saller büchern leider häufig „ausgebuchtes“ Merkmal – der strapazierfähige abLynda Chater: Machen Sie das beste aus Ihrem Typ. wischbare Einband. Fazit: Fürs HerumRoman. Eichborn, 2003, Euro 20,50 (Ö) stromern durch die Tiroler Landeshauptstadt prima.
nicht immer trauen… Das Geheimnis, wozu 221 Brillengestelle notwendig sind, um die eigene Frau zufrieden zu stellen, wird in „Montag ist ein guter Tag im KaDeWe“ gelüftet. Nur Elena in „Der Finger“ besitzt einen echten Revolver. Sie versucht den obsessiven Wunsch, von ihrem Gynäkologen befriedigt zu werden, erfüllt zu bekommen. So lange, bis Elton John und die Frau des Arztes schließlich ein „wundervolles“ Finale bereiten. „Und die U-Bahn kam, nahm sie mit zum Inneren der Erde, zum Inneren des Weltalls, zum Inneren ihres Ichs.“ Schade – meine U-Bahn kommt auch, und die Krimis waren zu schnell fertiggelesen. Sprachlich zwar keine literarischen Höhepunkte, die skurril absurden Handlungen jedoch kompensieren diesen Aspekt. Ich hoffe auf eine Fortsetzung – „Zug fährt ab!“ Petra Öllinger
Lisa Kuppler (Hrsg.): Obsession bizarre. Erotische Krimis mit Schuss. Europa Verlag, 2003, Euro 9,20 (Ö)
Österreichische Ikone
Petra Öllinger
(Hginnen.): Frauenleben in Innsbruck.
Schuss in der Tasche
Ein historisches Stadt-und Reisebuch. Pustet, 2003, Euro 19,80 (Ö)
Spannende Un-Tiefe Beim U-Bahn fahren oder mit Grippe im Bett liegend: Das sind die Gelegenheiten, bei denen man dieses Buch lesen sollte. Zwei stereotype Frauenfiguren sind die Protagonistinnen: Carmen, die
k
Frauenzimm
k
k k k
Wenn ich auf die U-Bahn warten muss, langweile ich mich nie. Ich greife in meine Manteltasche und ziehe ein kleines Büchlein hervor. Wirklich praktisch dieses Format, würde sogar in einem Damenhandtäschchen Platz finden. Ein kleiner Revolver würde da auch reinpassen. Aber Revolver kommen in diesen vier Krimis sowieso selten vor. Wenn getötet wird, dann mit der eigenen Stimme, so wie Lilly in der Geschichte „Lilly singt“. Phantombildern sollte frau
Warum nicht an diesen heißen Sommertagen etwas über die wohl bekannteste Figur der österreichischen Frauenbewegung lesen? Und über eine Zeit, von der die Jüngeren unter uns zwar so einiges wissen, aber doch nicht genug. Die von Susanne Feigl verfasste Biografie von Johanna Dohnal bietet dazu eine interessante Lektüre. Angefangen bei der Kindheit in ärmlichen Verhältnissen bis zum Unruhestand nach der Zeit als Ministerin. Gespickt mit Anekdoten liest sich das Buch sehr unterhaltsam. Geheimnis ihres Erfolges ist, dass sie sich von jeher nicht mit Durchschnittlichem zufrieden gab. Zwar
k k k
Ellinor Forster, Ursula Stanek, Astrid von Schlachta
1 0 7 0 W i e n , Z i e g l e r g a s s e 2 8 • Te l . 0 1 / 5 2 2 4 8 9 2 • Fa x 0 1 / 5 2 2 6 3 2 0 • f r a u e n z i m m e r @ a o n . a t • w w w. f r a u e n z i m m e r. a t
40 an.schlägejuli august 2003
lese.zeichen hegte auch sie den für die Zeit typischen Wunsch nach einer traditionellen Familie, wollte aber auch arbeiten gehen. Ähnlich war es bei der Arbeit in der SPÖ: die üblicherweise den Parteifrauen zugedachten Tätigkeiten, wie das Organisieren von Kindernachmittagen, genügten ihr nicht. Parallel zum persönlichen feministischen Aufbruch von Dohnal, erfährt frau auch viel über den Aufbruch der neuen Frauenbewegung und über österreichische Zeitgeschichte. Susanne Feigl wurde für dieses Buch mit dem Anerkennungspreis – dem „Bruno Kreisky-Preis für das politische Buch 2002“ – ausgezeichnet. Die regulären Preise bekamen freilich männliche Autoren. Eva Steinheimer
Susanne Feigl: Was gehen mich seine Knöpfe an? Johanna Dohnal. Eine Biografie. Ueberreuter, 2002, Euro 24,90 (Ö)
Gänzlich unvoreingenommen „…und dass niemand von Ihnen ein Opfer der Cholera werden wird!“ So seien sie von ihrem Wirten in Augsburg verabschiedet worden, berichtet Frances Trollope in ihren als Brief an eine Bekannte formulierten Reisebeschreibungen über Wien. Opfer der Cholera wurde Trollope nicht, vielmehr erlag sie dem Charme der Kaiserstadt des Jahres 1836. Bemerkungen über die ÖsterreicherInnen und ihre „gänzliche Abwesenheit von Vorurteil, wenn über die Sitten anderer Länder gesprochen wird“, lassen die Frage auftauchen, wohin diese Eigenschaft heute verschwunden ist. Wem bei den oft langatmigen Beschreibungen von Bällen, Soirées, dem Tagesablauf der höheren Gesellschaftsschichten, geprägt von der „Jagd nach Vergnügungen“ sowie der beinahe penetranten Bewunderung Trollopes für Fürst Metternich nicht die Luft ausgeht, die nimmt Teil an spannenden Ausflügen: in die Katakomben des Stephansdoms, ins österreichische Rechtswesen oder in das bunte nationale Nebeneinander. Die Ausgabe beruht auf einer 1838 erschienenen deutschen Übersetzung und wurde von Gabriele Habinger sorgfäl-
tig überarbeitet. Ein weiteres großes Verdienst Habingers liegt in den ausführlichen Anmerkungen zu Geschichte und Sehenswürdigkeiten Wiens. Trollopes Ausführungen zur Kaiserstadt im 19. Jahrhundert bilden trotz mancher Überladung einen interessanten Reiseführer durch Wien – auch im 21. Jahrhundert.
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
neu.land
Petra Öllinger
Frances Trollope: Ein Winter in der Kaiserstadt. Wien im Jahre 1836.Edition Frauenfahrten.Promedia,2003,Euro 21,90 (Ö) .
J a s m i n a J a n k o v i c’
Eine notwendige Reise Zwei Frauen, ein Ford Roadster De Luxe, Ende Juni 1939: Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart. Sie starten ihre Tour in Genf, reisen über Jugoslawien, Bulgarien, die Türkei und Persien, bis sie nach einem Monat schließlich Afghanistan erreichen, obwohl sie es auf manchen Strecken nur „auf acht Kilometer pro Stunde brachten“. Schwarzenbachs Sprache – streckenweise malerisch, poetisch, teilweise ins Pathetische gleitend – lässt Menschen, Landschaften und Ort erstaunlicherweise distanziert, fremd bleiben. „Gewiss doch, alle Wege sind offen, und führen nirgends hin, nirgends hin“. In solchen Bemerkungen flammt ihre eigene tiefe Zerrissenheit auf. In einem Brief an Maillart beschreibt Schwarzenbach die Reise als eine „Notwendigkeit“, um ihr aus den Fugen geratenes Leben wieder in Ordnung zu bringen. Lesenswert ist das Nachwort – Vorbereitungen der Reise, die Arbeitsteilung zwischen den beiden Frauen während ihres Unternehmens etc. – für Einsteigerinnen in das Leben und die Tätigkeiten der beiden Frauen geradezu ansteckend. Das Buch bietet eine Auswahl an Schwarzenbachs Texten. Ihre Schwarz-Weiß Fotos sind schlichtweg schön. Dem Gesamtumfang des fotografischen Schaffens könnte jedoch nur ein separater Fotoband gerecht werden. Vielleicht ist ein Weg offen dafür? Petra Öllinger
Annemarie Schwarzenbach: Alle Wege sind offen.
Fahrenheit, bei ca. 90° Oder, für Einheimische: Celsius, bei ca. 30 °, plus ohne minus. Irgendwie ungewohnt, besser gesagt, schnell vergessen, nach langen Jahren mit und in der Kälte. Schmelzen bei 42 Grad in der glühenden Betongroßstadt. Langsames Gleiten von Schweißtropfen die Beine entlang, das Pech, gerade einen Rock statt der Hose anzuhaben, kein Rühren möglich, weil frau im überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel eingequetscht ist, wie in einer Sardinendose. Üben in Selbstkontrolle, um nicht auszuflippen. Relativieren. An ewiges Eis denken. Hilft später einigermaßen, wie es sich im Nachhinein herausstellt. Wenn frau in der Kälte lebt. Sie freut sich dann auf und über die Hitze, die sie früher nicht ertragen konnte. In der Hitze der Nacht. Well, in the heat of the night wird unter anderem auch die Pensionsreform beschlossen. Tja, gut hast du es formuliert, lieber M.: Die unten haben uns, Apatriden, unsere Vergangenheit gestohlen; die hier stehlen uns unsere Zukunft. Und anderen Heim(at)losen, denen sie kein Asyl gewähren wollen. Nicht einmal die Hoffnung wollen sie zulassen, die länger als 72 Stunden den erschöpften, vollen und zugleich leeren Kopf heilen, erleichtern und zugleich erfüllen darf. Ja, das neue Asylgesetz hat auch in the heat of the night den Ministerrat passiert. Ja, c´est la vie: Einem vollen Bauch ist es egal, ob ein leerer knurrt, egal, ob in- oder ausländisch, wobei der einzige Haken daran ist, dass der ausländische nicht wählen darf und somit eh alles klar ist. Wenn ich böse wäre, wünschte ich jedem solchen bloß einen Tag in der Fremde, als AsylsuchendeR, ohne Sprachkenntnisse, ohne Geld, hungrig, erschöpft, verfolgt, gefolgt, vergewaltigt… Und zwar als HilfesuchendeR in einem Land wie diesem, in dem das Wort „Demokratie“ so oft betont, wiederholt, ja fast tagtäglich geschrien wird, dass es mir manchmal richtig suspekt vorkommt und ich mich fragen muss, ob wir eigentlich wüssten, dass wir in einer Demokratie leben, wenn sie es uns nicht so oft eintrichtern würden. In einem solchen Land, in dem solche Asylgesetze bei ca. 90° Fahrenheit so cool, kalt, kühl, eisig, ohne hitzige Debatten, in the heat of the night beschlossen werden.
Die Reise nach Afghanistan 1939/1940. Lenos PB, Euro 10,20 (Ö)
juli august 2003an.schläge 41
ge.sehen
Messias Reloaded Frauen haben im Actionfilm Einzug gehalten. Als kampferprobte Heldinnen stehen sie „ihren Mann“. Im Kino war Alexandra Rainer
Buchtipp: Alexandra Rainer: Monsterfrauen. Weiblichkeit im Hollywood Science Fiction Film. Turia & Kant/BUGRIM 2003
Link: http://www.planetengirls.de
42 an.schlägejuli august 2003
Das Publikum kann sich endlich mit aktiven Frauen identifizieren. Dass eine Kampfmaschine das patriarchale System unterstützt, egal welches Geschlecht „sie“ aufweist, ist die Kehrseite der Medaille. Eine Lara Croft zieht Leute ins Kino, eben weil ein weiblicher Indiana Jones etwas Neues ist. Wird jedoch das „normale“ patriarchale System abgebildet, ist es vorbei mit der Frau an der Spitze. Im Gegenteil: Die starke Frau dient nur noch als Folie, um die noch größere Stärke des Mannes zu beweisen. Der weibliche Terminator wird genauso unterliegen wie die Borgkönigin. Und wenn sich die starke Frau auch noch retten lassen muss, dann ist das altbekannte Schema von weiblicher Opferrolle und männlichem Retter wieder hergestellt. Nach „X-Men“ und „Matrix Reloaded“ ist das Gefühl von Fortschritt verschwunden, denn das alte Ungleichgewicht der Kräfte hat sich erhalten. Die beiden Filme bieten eine ähnliche Konstellation: Die gute Frau (Jean Grey bzw. Trinity), die undurchsichtige gefährliche Frau (Mystique bzw. Persephone) und der Retter der Menschheit (Wolferine bzw. Neo) – in Matrix stets „Messias“ genannt. Die Trickeffekte mögen sensationell sein, die Story aber ist altbekannt. Der Mann erweist sich doch als stärker als die Frau, die Gute zeigt ihren Willen zur Aufopferung und wird –
wenn sie Glück hat – vom Mann gerettet. In „X-Men“ stand der Rettung die Moral gegenüber. Jean steht zwischen zwei Männern, kann sich nicht entscheiden. Todesstrafe: wie das Amen im Gebet wird sie sich für das Wohl aller aufopfern und sterben. Als die Männer wegen ihres Todes trauern, wird tatsächlich noch einmal ausgesprochen: Jean konnte sich niemals für etwas entscheiden, sie traute ihren Kräften nicht. Der Mann dagegen kann sich entscheiden und genau das macht ihn zum Anführer. „X-Man“ Wolferine hat kein Problem, der verführerischen Mystique zu widerstehen. Neo küsst in „Matrix Reloaded“ die undurchsichtige Persephone und kann sich problemlos umdrehen und sie stehen lassen. Da gibt es kein moralisches Dilemma, das nur durch Tod gelöst werden kann. Trinity hat mehr Glück als Jean, sie hat die Moral auf ihrer Seite, liebt nur Neo und ist bereit, für ihn zu sterben. Soviel Opferwillen wird in Hollywood belohnt: Von einer Kugel tödlich getroffen haucht ihr Neo neues Leben ein, der Mann führt die Frau zur Wiedergeburt. In dieser Szene ist die einst starke Frau endgültig zum Opfer geworden und der Mann zum Messias. Auch die politischen Momente solcher Filme sind unübersehbar. Das Böse ist in der Welt (Maschinen, durchgedrehte Militärs) und bedroht uns. Die Analogie in „X-Men“ – Mutanten, die wegen ih-
rer Andersartigkeit getötet werden sollen und Juden im Dritten Reich – ist beabsichtigt. Die unterirdische Stadt in „Matrix“ (Metropolis lässt grüßen) heißt Zion. Die aliengleichen Maschinen wollen Zion zerstören. Eine Botschaft lautet daher: der Staat Israel wird von dunklen Mächten bedroht, aber gute US-Amerikaner retten das Volk. Die andere Wange hinhalten, wenn du geschlagen wirst? Falsch. Der neue Messias kämpft. Wenn Neo durch die Lüfte saust (was natürlich nur er kann), wähnt mensch sich im falschen Film. Was mit Neo wieder aufersteht, ist Superman als Messias. Und wenn Trinity wie einst Lois von einem Hochhaus stürzt und im letzten Augenblick von ihrem Supermann gerettet wird, ist das Image perfekt. Die Frau und der schwarze Mann glauben an ihren weißen Messias, richten alle ihre Hoffnungen auf ihn. Auf der Seite der Bösen steht dagegen die verführerische Frau, seit der Bibel nichts Neues. Denn mit wem beschäftigten sich im Vorfeld der Filme diverse Programmzeitschriften intensivst? Alles drehte sich um die mystische Frau, die Göttin der Unterwelt, Mystique und Persephone – obwohl die Rolle der letzteren lächerlich klein war. Das sexuell Andere ängstigt und wird vom weißen, männlichen Messias unterworfen – aber es fasziniert immer noch am meisten. ❚
an.künden musik.tanz 1.+2.7., Salzburg Manuela Rastaldi: loom Republic, 5020, Anton-Neumayr-Platz 2, Infos und Karten: T. 0662/84 34 48, http://www.sommerszene.at
8.+9.7., Salzburg Riina Saastamoinen: Cry me a river Toihaus, Theater am Mirabellplatz 5020, Franz-Josef-Str. 4, Infos und Karten: T. 0662/84 34 48, http://www.sommerszene.at
11.+13.7., Wien Rosas/Anne Terese Keersmaeker (Brüssel): Once Akademietheater, 3., Lisztstr. 1, T. 51 444-0, Infos: ImPulsTanz, 7., Museumsstr. 5/21, T. 523 55 58, e-mail: info@impulstanz.com
16.+18.7., Salzburg Meg Stuart / Damaged Goods: visitors only Republic, 5020, Anton-Neumayr-Platz 2, Infos und Karten: T. 0662/84 34 48, http://www.sommerszene.at
16.+18.7., Wien Rosas/Anne Terese Keersmaeker (Brüssel): Bitches Brew/Tacoma Narrows Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 216 51 27 20, Infos: ImPulsTanz, 7., Museumsstr. 5/21, T. 523 55 58, e-mail: info@impulstanz.com
17.7., Wiesen Diana Krall, Patricia Barber u.a. Festivalgelände Wiesen, http://www.wiesen.at
18.7., Wiesen Morcheeba, Moloko, Kosheen u.a. Festivalgelände Wiesen, http://www.wiesen.at
10.8., Wien Wendy Houstoun (London): The 48 almost love lyrics Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19, T. 317 01 01, Infos: ImPulsTanz, 7., Museumsstr. 5/21, T. 523 55 58, e-mail: info@impulstanz.com
24.+25., Wien Saskia Hölbling (Vienna) / Mette Ingvartsen (Brüssel): exposition corps / Manual Focus Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19, T. 317 01 01, Infos: ImPulsTanz, 7., Museumsstr. 5/21, T. 523 55 58, e-mail: info@impulstanz.com
film 10.7.-17.8., Wien Kino unter Sternen: Dress Code Open Air im Augarten, 2., Karten und Infos: 585 23 24 25, http://www.kinountersternen.at
ab 18.7., Österreich Kleine Missgeschicke. DK 2003, R. Annette K. Olesen. Mit Petrine Agger u.a. in den österr. Kinos
t h e a te r . ka b a r e t t 12.6.-4.7., Salzburg Mio, mein Mio. Von Astrid Lindgren Elisabethbühne, 5020, Erzabt-Klotz-Str. 22, T. 0662/8085 85
15.7.-13.9., Wien Theater am Spittelberg Sommerbühne Teil 2 Theater am Spiettelberg, 7., Spittelbergg. 10, Karten T. 526 13 85, Infos unter http://www.theateramspittelberg.at
23.+25.7., 21.00, Wien Carlotta Ikeda&Cie. Ariadone: Haru no saiten - Un sacre du printemps Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 216 51 27-20
Körper und Kunst Die Innsbrucker Galerie im Taxispalais zeigt die Werke der portugiesischen Malerin und Fotografin Helena Almeida und der 1976 verstorbenen Vertreterin der konzeptuellen Kunst in Italien, Ketty La Rocca. Beide Künstlerinnen bedienen sich eines performativen Zugangs zur Fotografie, wenn sie Körper(teile) in spezifischen Kontexten inszenieren. La Rocca widmete sich zunächst in bester Popart-Tradition dem Frauenbild in den Medien, um in ihrem späteren Werk die Ausdruckssprache der Hände zu untersuchen. Bei Almeida steht stets der eigene Körper und der Übergang zwischen Gegenstand und Abbild im Vordergrund. bis 10.8.2003, Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508 3171, e-mail: taxis.galerie@tirol.gv.at, http://www.galerieimtaxispalais.at, Di bis So 11.00–18.00, Do 11.00–20.00, Mo geschlossen 27.7.-2.8., Salzburg Die Frau vom Meer. Von Susan Sontag nach Henrik Ibsen
15.-22.8., Gerersdorf TEXT:KUNST Ein Lehrgang im Museumsdorf Gerersdorf. Mit P. Ganglbauer u.a.
Republic, 5020, Anton-Neumayr-Platz 2, Infos und Karten: Salzburger Festspiele, T. 0662-8045-500, e-mail: info@salzburgfestival.at
Schloß Gerersdorf, Infos unter T. 01/7898924, e-mail: petra.ganglbauer@chello.at
28.6.-5.7., Ottensheim Elf Seelen für einen Ochsen. Theaterprojekt von Tina Leisch Div. Schauplätze, Infos: Festival der Regionen, T. 07234/85 2 85, http://www.fdr.at
31.7.+2.8., 21.00, Wien Milli Bitterli&Artificial Horizon: Silence sucks Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 216 51 27-20
s e m i n a r . w o rk s h o p 3.-9.8., St. Johann literarisches forum: Literaturwoche von und für Frauen. Mit Ruth FrickPöder und Andrea Winkler Haus der Frauen, 8222 St. Johann bei Herberstein, T. 03113/2207, Fax 03113/8010, eur 135,für Verdienende, eur 80,- für Studierende
10.7., 17.00-19.00, Graz Selbsthilfegruppe: Angst- und Panikattacken Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98
28.-29.8., 9.00-17.30, Schweiz Gewalt im Migrationskontext: Grundlagen und Interventionen gegen Frauenhandel Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz, 4600 Olten, Riggenbachstr. 16, Info und Anm. Christina Corso T. 0044/848 821 011, e-mail: christina.corso@fhso.ch, http://www.fhso.ch
v o r t r a g . d i s ku s s i o n e n 9.7., 19.00, Graz Pap-Abstrich, Zellveränderungen am Gebärmutterhals Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98, eur 5,-
15.7., 10.45, Salzburg Barbara Rendtorff: Geschlechterdifferenz: Was lehrt sie uns und wie kann man darauf antworten? Große Aula der Universität Salzburg, 5020, Universitätsplatz 1, Anm. Internationale Pädagogische Werktagung, 5061 Elsbethen, Raiffeisenstr. 2, Fax 0662/80 47 75 19 oder http://www.kirchen.net/ka/pwt
a u s s te l l u n g e n bis 3.8., Eisenstadt feminin (weiblich). fotos und neue medien. Burgenländische Landesgalerie, 7000, Esterházyplatz 5, T. 02682/600 36 07
bis 31.8., Graz Rock und Rüstung. Frauenleben im Zeughaus Zeughaus, 8010, Herrengasse 16, T. 0316/8017 98 10
bis 31.12., Graz „PLAKATIV!“ . Eine virtuelle Ausstellung
12.6.-31.8., Wien Bernhards Österreich, Hundertwassers Paradiese. Photographien von Erika Schmied KunstHausWien, 3., Untere Weissgerberstr. 13, T. 712 04 95
23.5.-21.9., Wien Attack! Kunst und Krieg in den Zeiten der Medien Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1, T. 521 89/33
26.6.-26.7., Wien Bad Press Kunsthalle Exnergasse, WUK, 9. Währinger Str. 59, T. 40 121- 70
www.doku.at/plakativ, Stadteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8, Info: office@doku.at
27.6.-5.7., Ottensheim Andrea Maria Krenn: Revolverserie
bis 10.8., Innsbruck Helena Almeida, Ketty La Rocca
Diverse Schauplätze, Infos: Festival der Regionen, T. 07234/85 2 85, http://www.fdr.at
Galerie im Taxispalais, 6020, Maria-Theresien-Str. 45, T. 0512/508 31 71
30.7.-27.10., Wien Tanja Lecomte
Dauerausstellung, Wien Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1, T. 521 89/33
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48, Mo-Fr 8.30-19.30
8.8., 19.00, Graz Ausstellungseröffnung Barbara Jenner
bis 27.7., Wien Linde Waber: Genius Loci Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, T. 587 96 63
Stadtteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8, Info: office@doku.at
juli august 2003an.schläge 43
an.künden lesung 17.7., 19.00, Wien Katharina Faber Literarisches Quartier / Alte Schmiede, 1., Schönlaterngasse 9, T. 512 44 46-74
f i x te r m i n Montag Elterngruppe. Für Eltern homosexueller Töchter und Söhne HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36, T. 0732/60 98 98/1. Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr
Frauen-Lokal-Abend der HOSI-Lesben Linz Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30. Jeden Mo ab 18.00 Uhr
Frauencafé AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200. Jeden Mo 18-22.00 Uhr
Politisches Café AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200. Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv begegnen Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98. Jeden 2. Mo, 18-20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen zum Thema: Verlust eines Kindes Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 22. Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr
Frauencafé FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15. Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da noch nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29/7, T. 89 58 440. Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr; eur 21,-/Abend
Internet-Cafe für Frauen und Mädchen. Auch Anfängerinnen. Kinderbetreuung Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37, T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr
Morgengruppe „ Carpe diem“ . Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe. Mit Renate Frotzler-Dittrich
Yoga für Frauen
HOSI Lesbengruppe
Feministische Schreibwerkstatt
Beweglich bis ins hohe Alter
ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße 12, T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrumisis.at, Di 17.45-19.00 Uhr (Beginn am 15.10.)
Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04. Jeden Mi ab 19.00 Uhr
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11. Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr
Open House - Für Frauen, die Kontakt zu anderen Frauen suchen
Kostenloser Deutschkurs für Migrantinnen. Mit Irmtrud Pohl
Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98, eur 38,- für 10 Einheiten, 9.15-10.30,
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7, T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr
FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15. Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39
Selbsthilfegruppe für Frauen mit Brustkrebs
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung
Samstag
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/ Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40. Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr
Anm: ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr
feminist ATTAC Stammtisch Stadteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8, letzter Dienstag im Monat, Info: office@doku.at
Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe für Mütter von Kindern mit Essstörungen. Mit Christine Saiko-Jogan Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98. Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr
Selbsthilfegruppe: „ Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr
Telefonische Verhütungsberatung kompetent, anonym, kostenlos Frauengesundheitszentrum Graz, T. 0664/99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr. Infos auch unter http://www.fgz.co.at/links.htm
Hotline für gynäkologische Fragen. Mit Christine Lang F.E.M., T. 01/601 91/52 03. Jeden Di 14-15.00 Uhr
Team for girls: Gruppe für weibliche Lehrlinge Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 2224/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45. Jeden Di 18-21.00 Uhr
Therapeutische Gruppe für Frauen mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen. Mit Bettina Reinisch Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr; eur 21,-/Abend
Geheimer Garten für Mädchen und Frauen 16.00-19.00, bis 31.10., Wien, Reichsapfelgasse, 15., Infos: Zeit!Raum Stadtteilprojekt, T. 895 72 67, http://www.zeitraum.co.at
Mittwoch Schreibwerkstatt für Frauen. Mit Fini Zirkovich Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2. Jeden Mi 19.00 Uhr. Anm.: T. 02626/677 10
Anm.: Frauen beraten Frauen, 6., Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50. Jeden Mo 9-10.30 Uhr; eur 11,-. Einstieg jederzeit möglich!
Selbsthilfegruppe für Frauen nach einer Scheidung/Trennung
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch für lesbische (Co-)Mütter
Frauenselbsthilfe nach Krebs
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen mit Angststörungen Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30; eur 3,6/Abend
Venus im Bade: Sauna, Whirlpool, Schwimmbecken und Tepedarium. Exklusiv für Frauen Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169. Jeden 3. Mi 20-01.00, eur 11,-, Anm.: T. 988 98 120 oder badehaus@sargfabrik.at
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen Kontaktstelle für Alleinerziehende, 1., Stephansplatz 6/V/30, jeden 1.+3. Mittwoch im Monat 18.00-20.00, UKB: eur 1,50, Anm.: Frauen beraten Frauen, T. 587 67 50
Frauencafe im Dadlerpark Dadlerpark, 15., Infos: Zeit!Raum Stadtteilprojekt, T. 895 72 67, http://www.zeitraum.co.at, bis 31.10.
Frauencafé FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15. Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39
Donnerstag Die Tür - Frauencafe
Ungehalten - gehalten. Schwimmkurs für Frauen. Mit Theresia BlatnekWondraczek
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanngasse 48. Info: Elisabeth Holzer, T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr
Anm. Frauenberatung Zwettl, 3910, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0, Fax DW 5, jeden Donnerstag 19.00-20.00.
Beweglich bis ins hohe Alter
Come in. Offene Gruppe für Lesben
Regenbogen Stammtisch
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 81 50. Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14, e-mail: ooe@hosilinz.at, ab 20.00
Dienstag Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit Sylvia Möstl Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 Uhr
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40, abraxa@goplay.com. Jeden Di 14-18.00 Uhr
Dein Körper, deine Verbündete. Gruppe für Frauen, „einfach zum Wohlfühlen“. Mit Andrea Scheutz Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr, eur 21,-/Abend
FrauenART - offenes Atelier für Frauen. Lustvolles Experimentieren steht im Vordergrund, keine künstl. Vorkenntnisse nötig
Selbsthilfegruppe für Angehörige von Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr
Gynäkologische Ordination und „zweite“ Meinung. Mit Marianne Stögerer
Jeden 1. Mi Abend. Info & Anm.: Anna Rakos, T. 478 63 88, eur 15,- pro Abend
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98. Jeden Do 14-16.30
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen
Comgirls. Kostenlos chatten, mailen und surfen für Mädchen
AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43. T. 0732/60 22 00/60. Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr
Anm.: Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen, T. 523 222. Jeden Mi 18.00 Uhr
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/ Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45/14. Jeden Do 16-19.00 Uhr
44 an.schlägejuli august 2003
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2 T. 05574/ 45 538, frauengetriebe@aon.at. Jeden 1. So ab 11.00 Uhr
Amerlinghaus, 7., Stiftgase 8. Jeden Do 19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
Selbsthilfegruppe für Frauen mit Essstörungen. Mit Olivia Wollinger Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend
sistaDance-Toptraining 4., Rienößlgasse 4. Jeden Do
Widerstandslesung. Künstlerische Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken etc.) willkommen: http://www.awadalla.at/el/ kalender.at Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1., Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00 Uhr
Freitag Treffpunkt für junge Lesben bis 25 HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36, T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00 Uhr
Welser Frauen-Stammtisch gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr
Frauendisco
Frauenberatung Zwettl, 3910, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0, Fax DW 5, UKB eur 4,-. Jeden Donnerstag 15.00-18.00,
Sonntag
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-Süchtige
Treffpunkt Internetcafe. surfen mailen - chatten und dazwischen plaudern. Mit Sylvia Körbler
Bridge
6., Theobaldgasse 10. Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen - der Abend für Lesben und Freundinnen
Frauenberatung, 3910 Zwettl, Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3. Do 16-19.00, T. 02822/522 71-0
Club Anderwelt
1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4. Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2, 02682/66 124; 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670. Jeden Do 10-12.00 Uhr
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440. Jeden 1. Mo, 19.30, eur 3,6/Abend Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98, eur 38,- für 10 Einheiten, 9.15-10.30
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-Süchtige
Frauencafé
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24. T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24. Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr
Intenet-Café von Frauen für Frauen abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00 Uhr, jeder letzte Fr speziell für Mädchen!
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln „ á la Sonja“ und Spezialistinnen für Hand, Fuß, Düfte und Massage, eur 12,50 Anm.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169, T. 988 98 214 oder sonja.c@gmx.at; Jeden 3. So 16-20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-Süchtige 13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Jeden 1. So
Nach Vereinbarung Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstraße 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür - Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670; 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/66 124
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen
Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden ersten Freitag im Monat
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12, T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at
Karate für Frauen - Selbstverteidigung für Anfängerinnen und Fortgeschrittene
Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren, Brustveränderungen, Myomen, u.a.m.
Mit Aliki Kopanakis, Tranerin für Frauenkarate. Karate Club Wien, 6., Gumpendorferstr. 63d, e-mail: aliki@aon.at; Einstieg jederzeit möglich. Jeden Freitag 19-20.30 Uhr
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98, kostenlos
Resis.danse-Tanzabend HOSI, 2., Novaragasse 40. Jeden Fr 21.00 Uhr
Geheimer Garten für Mädchen und Frauen 15., Reichsapfelgasse, 15., Infos: Zeit!Raum Stadtteilprojekt, T. 895 72 67, http://www.zeitraum.co.at, Dienstag und Freitag 16.00-19.00, bis 31.10.
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-Süchtige 22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
Therapeutisches Malen. Mit Karin Herber Anm.: Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50. Jeden Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend., Vorgespräch erforderlich!
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400. Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr
Mit Jugendlichen über Sexualität reden. Mit Eva Rzehak Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98
Mit kleinen Kindern über Sexualität reden. Mit Eva Rzehak Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98
Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch. Einmalige, kurzfristige Unterstützung in einer schwierigen Lebenssituation. Mit Christine Saiko-Jogan Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98; eur 22,50
an.künden Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr
Sexualpädagogisches Beratungstelefon Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98; Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr und nach Vereinbarung
Verhütung für Frauen. Mit Monika Vucsak Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98, eur 5,-
Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7. Info: T. 0676/717 29 67, e-mail: arbeitsgruppe@gmx.at
Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit Verein Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7. Info: T. 0676/717 29 67
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen
Geniale Orte
Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39
Coaching und Supervision für berufstätige Frauen. Mit Susanne Schmölzer Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71
Einzelberatung für Angehörige von Mädchen und Frauen mit Essstörungen. Mit Susanne Schmölzer Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71; eur 7,-
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos! Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u. Do 14-16.00 unter T. 476 15/57 75 sowie per e-mail: fem@aon.at
Einzelberatung für Raucherinnen. Mit Doris Gartner Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71; eur 7,-
Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen. Mit Renate Gänszle Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71
Help - schnelle Hilfe für junge Leute bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe und Sexualität F.E.M., T. 476 15/57 72
Seit 20 Jahren hält Linde Waber Arbeitsräume von KünstlerInnen fest. Ihr Weg durch die Ateliers aus allen Kunstbereichen ist ein Stück Topografie der österreichischen Kunst- und Zeitgeschichte. Eine Auswahl ihrer insgesamt ca. 530 Atelierzeichnungen bei etwa 180 KünstlerInnen wird noch bis Ende Juli unter dem Titel „Genius Loci“ im Künstlerhaus gezeigt, begleitet von einem dichten Rahmenprogramm. Die Spanne reicht von der Malerei über Literatur, Skulptur, Musik, Film, Theater, künstlerische Werkstätten bis zur Konzept- und Videokunst der jüngeren Generationen. bis 27.7.2003, Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 587 96 63, e-mail: office@k-haus.at, http://www.k-haus.at/programm, täglich 10.00–18.00, Do 10.00–21.00 Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71
Mediation: professionelle Konfliktregelung bei Konflikten im Privatoder Berufsleben Anm.: die.mediatorinnen. gabriele.schweiger@mediatorinnen.at, T. 0699/19 46 62 22
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71
Schwanger - was nun? Beratungshotline F.E.M., T. 476 15/57 71
Sexualberatung. Mit Renate Türk-Lindmaier Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71; eur 10,-
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“ Mit Martina Nöster Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 72
Your line. Für Mädchen, die gerade eine Lehre machen und darüber reden wollen
Di 18-19.00 ta mera - an Orten wie diesen. Von Frauen für Frauen. Von Lesben für Lesben
Sprungbrett, T. 789 45 45/12. Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr
Radio Orange 94,0 MHz
r a d i o . f i x te r m i n
Women first: Selbstbestimmung für behinderte Frauen
Jeder 1. Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum die persischsprachige Frauensendung
Info: Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39
Radio Orange 94,0 MHz ( Telekabel Wien 92,7)
Mi 18-19.00 abwechselnd: orangina - Fanzine zu Mädchennetzwerken in der Subkultur / bauch.bein.po Die Sendung für die ganze Frau Radio Orange 94,0 MHz
Mi 20.05-20.20 Das Frauenzimmer. Die Plattform für eine frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz
Borges 6/03
juli august 2003an.schläge 45
an.künden aus.blick
an.schläge
im september
politik
Asylgesetz neu Während alle in Aufregung versetzt die Pensionsreform diskutierten, passierte ein nicht minder aufregenswertes Asylgesetz in aller Ruhe den Ministerrat.
international
Frauen in Marokko Marokko kennt frau oft im besten Fall aus dem Urlaubsprospekt. Wie aber lebt es sich als Frau in diesem Land, das viele Widersprüche in sich birgt?
„Kleine Missgeschicke“ gesellschaft Wer „Italienisch für Anfänger“ mochte, wird wahrscheinlich auch diesen Film mögen. Regisseurin Annette Olesen hat das Drehbuch gemeinsam mit den SchauspielerInnen entwickelt und bedient sich zum Teil der Dogma–Tradition. In dieser Tragikkomödie geht es um die Folgen des plötzlichen Todes der Mutter auf die verbleibenden Familienmitglieder mit ihren äußerst unterschiedlichen Charakteren. Von der lustigen Beziehungskiste bis zum schwerwiegenden Inzestverdacht werden alle möglichen zwischenmenschlichen Problemlagen behandelt. Der Film wurde 2002 bei der Berlinale als bester europäischer Film ausgezeichnet.
Europäische Frauensynode Zusammen Vielfalt leben, ist das Motto der zweiten Europäischen Frauensynode in Barcelona. Politik, Ökonomie und Spiritualität werden diskutiert.
ab 18.7.2003 in den österreichischen Kinos Do 18-19.00 HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/La manifesta (2. Do)/Görls linkup (3. Do)/Lourdes (4. Do) Radio Orange 94,0 MHz
Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30 SPACEfemFM. Frauenradio Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)
Fr 18.00-19.00 Abwechselnd: Dyketime - Radiomagazin für Lesben/frauenforum RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)
Fr 19.00-19.15 hot news for the sisters Radio Orange 94,0 MHz
tanz.fest 4.7., 21.00, Wien Resis.danse Frauen-Tanzabend (women only)
5.7., 15.00-16.30, Graz Frauenstadtspaziergang: Frauen Bewegung (Radrundfahrt)
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 216 66 04
Treffpunkt Hilmteich. Infos T. 0664/56 10 474
11.+25.7., ab 22.00, Wien Hot Stuff: Funky House 6 Dancefloor, 60s-80s music. DJs ginchilla, aroma.m, guests
30. 8., 15.00-16.30, Graz Frauenstadtspaziergang: Genuss (Katharina Prato)
U 6, 9., Nußdorferstr. 69, neben A. Gottes Kino
Treffpunkt Stempfergasse 7, Infos T. 0664/56 10 474
19.7., ab 22.00, Wien Homoriental. DJs: Kairo Boys Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37
Jeden 2. Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums
8.+22.8., ab 22.00, Wien Hot Stuff: Funky House 6 Dancefloor, 60s-80s music. DJs ginchilla, aroma.m, guests
Radio Orange 94,0 MHz
U 6, 9., Nußdorferstr. 69, neben A. Gottes Kino
46 an.schlägejuli august 2003
diverses
Redaktionsschluss Termine 9/03: 13.08.03 termine@anschlaege.at
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen Winter Zentralbuchhandlung Ebbe & Flut Südwind Frauenzimmer Riedl Averroes Leporello Löwenherz Südwind Kulturver. Waschaecht
1010 1010 1030 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4600
Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Radetzkystr. 11 Mariahilferstr. 8 Zieglergasse 28 Alser Str. 39 Schwarzspanierstr. 20 Liechtensteinstraße 17 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Dragonerstr. 22
Fo t o : G e ra l d Zu g m a n n
kulturzaha hadid
Realize the space Eine der berühmtesten Architektinnen der Welt – Zaha Hadid mit Büro in London – stellt im Museum für Angewandte Kunst aus. Von Kerstin Kellermann Fast zwei Stunden lang erklärt sie ihrem Publikum in rasantem Tempo mit Hilfe von über 700 Dias und kurzen Zwischenrufen – „Next!“ – ihre Projekte. Der Vortrag nennt sich „Fluid Terrains“. Dann stöckelt sie im Schneckentempo auf goldenen Minisandaletten von dannen – fast ein Faux Pas für die derzeit wohl berühmteste Architektin der Welt, die sich im Handumdrehen sogar fahrbare Treter konstruieren könnte. Im Fernsehen stellte sie im Interview mit Barbara Rett in „Treffpunkt Kultur“ noch ihre große und breite Figur mit riesigen Schulterpolstern dar. Und im Foyer sind T-Shirts und Postkarten mit Texten wie „If I would be a boy, would they call me diva?“ erhältlich. Zaha Hadid gibt sich in Wien die Ehre. Die Stararchitektin mit großem Büro in London stellt noch bis zum 17. August im Museum für angewandte Kunst (MAK) aus und hat einen Lehrauftrag an der Universität. Blaue schimmernde Plastikhaut von großen Objekten:Wie die riesigen Flossen gestrandeter Wale laden Sitzbänke zu einem neuen Erleben von Raumgefühl ein. Im Inneren der blauen Berge werden Kindheitserinnerungen wach, als die Welt noch riesig und unerforscht war. Die Skulptur „Ice-Storm“, die Hadid extra für das MAK konstruierte, schützt und befreit zugleich. Acht Tonnen schwer und sieben Meter hoch beruhigt der Plastiksturm mit Anspielungen auf die Wucht der Natur und die Vergänglichkeit des Seins.
Im Schatten ihrer Skulptur sagt Zaha Hadid so etwas Ähnliches wie ein Gedicht auf:„Realize the spaces around a building, look at the abandoned spaces, find the space inside…“ Das englische Wort „space“ lässt sich schwer mit „Raum schaffen, Platz/Plätze erfinden“ übersetzen – in „space“ schwingt noch etwas Transzendentales mit, sozusagen die Luft, die Weite um das Objekt herum. Zaha Hadid malt ihre Ideen, wobei die Schwingungen, Strömungen, der Fluss der Landschaft, der „urban spaces“ in das Bild einfließen. Einige dieser Bilder sind im MAK zu sehen. Aus den in Malerei ausgedrückten Bildern entstehen Museen moderner Kunst in aller Welt. Ein Muster mehrerer Linien beginnt zu interagieren, legt sich übereinander, fließt zusammen oder trennt sich, aus Linien werden Strukturen – „a field of buildings“. Kleine Ströme werden zu Brücken, große zu Hügeln in der Landschaft.„Bridges and hills“ – wie in einem Projekt in Singapur – schaffen eine Verbindung zwischen zwei Ebenen, die sich in mehreren Linien trennen oder zusammen kommen können.„The edges begin to stretch out – to connect with the objects around.“ Die Landschaft („landscape“), die Hadid erfindet, streckt sich, um die umgebende Landschaft zu treffen. Hadid schneidet Spalte, Risse in die Decken der U-Bahn, um Tageslicht herein zu lassen – wie in Florenz – erfindet leichte Hüllen mit Rippen, die nur über Objekte gelegt werden – wie in Leipzig –
oder überhaupt durchsichtige Abdeckungen, um in einer flüssigen Morphologie neuen Raum zu erschaffen – wie im Modell für das Guggenheim Museum in Tokyo. Hadid will die Natur konfrontieren und nicht imitieren, einen anderen Weg „of moving into space“ finden. Manchmal gibt es zwei Hüllen, und erst, wenn man eine betreten hat, sieht man die andere. Hadid erforscht die Schatten, die auf ein Gebäude fallen, sie berücksichtigt „movements of circulation“ und schiebt die Energie auf die eine oder auf die andere Seite, wie in einem Gebäude, in dem man zwischen Licht und Dunkelheit wählen kann, weil Einschnitte im Dach mehr oder weniger Sonne hereinlassen. Das Projekt der großen Moschee in Strassbourg erfand die in Bagdad aufgewachsene Architektin mit einer Trennung zwischen säkulärem und religiösem Bereich, einer erhöhten Moschee mit eigenem Frauensaal und mit Wasserkanälen als Element der islamischen Architektur. Es wäre wirklich an der Zeit, das Projekt in der Wiener Spittelau zu realisieren, das bereits seit den 1970ern geplant ist.„Wenn es endlich kommt, wird es möglicherweise den Kanal hinunter schwimmend verschwinden“, lacht die Architektin. Sie wollte hier einen „urban space“, der nicht verwendet wird, in Szene setzen, eine ehemalige Stadtbahnbrücke aus roten Backsteinen mit mehreren Türmen überbauen. ❚
Zaha Hadid Architektur bis 17. August im MAK, U3 Stubentor, Samstags freier Eintritt
februar 2003an.schläge 47
an.schläge
Nr. 07-08/03, juli august 2003/17. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M